Publikumsintensive Einrichtungen Konsum und Freizeit - 1970 bis heute - mögliche Entwicklungen für die Zukunft
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Publikumsintensive Einrichtungen Konsum und Freizeit 1970 bis heute – mögliche Entwicklungen für die Zukunft Werkstattbericht IRL – Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung ETH Zürich
ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................1 1 EINLEITUNG.................................................................................................5 1.1 Ausgangslage ...............................................................................................5 1.2 Ziele des Projekts ..........................................................................................5 1.3 Verwendete Grundlagen................................................................................6 1.3.1 Literatur ........................................................................................................................... 6 1.3.2 Statistische Quellen ........................................................................................................ 6 1.3.3 Raumgliederungen.......................................................................................................... 7 2 PUBLIKUMSINTENSIVE EINRICHTUNGEN .......................................................8 2.1 Allgemeine Definition ....................................................................................8 2.2 Typologie......................................................................................................8 2.2.1 Publikumsintensive Einrichtungen Konsum................................................................... 8 2.2.2 Publikumsintensive Einrichtungen Freizeit .................................................................... 9 2.2.3 Definitionen in der Raum- und Umweltplanung ............................................................ 9 2.3 Standortfaktoren......................................................................................... 10 2.3.1 Standortanforderungen................................................................................................. 10 2.3.2 Standorttypen................................................................................................................ 11 3 ENTWICKLUNG SEIT 1970 ........................................................................... 12 3.1 Detailhandel allgemein ................................................................................ 12 3.1.1 Tiefgreifender Strukturwandel...................................................................................... 12 3.1.2 Räumliche Verlagerungstendenzen.............................................................................. 12 3.1.3 Entwicklung in der Schweiz.......................................................................................... 13 3.2 Einkaufszentren .......................................................................................... 16 3.2.1 Entwicklung allgemein.................................................................................................. 16 3.2.2 Entwicklung der Einkaufszentren in der Schweiz........................................................ 18 3.2.3 Factory Outlet Center ................................................................................................... 24 3.3 Grosse Detailhandelsgeschäfte .................................................................... 25 3.3.1 Warenhäuser, Verbrauchermärkte und Fachmärkte ................................................... 25 3.3.2 Detailhandelsgeschäfte über 2500m2 Verkaufsfläche ................................................. 26 3.4 Flächenverbrauch Detailhandel .................................................................... 33 3.5 Verkehrsmittelwahl Einkauf......................................................................... 37 3.6 In Realisierung befindliche und geplante Projekte ......................................... 38 3.6.1 Grosse Einkaufszentren in Kombination mit Freizeiteinrichtungen ............................ 38 3.6.2 Bahnhöfe als Einkaufszentren ...................................................................................... 40
3.6.3 Fussballstadien in Kombination mit Einkaufszentren .................................................. 40 3.6.4 Perspektiven grosser Detailhandelsgeschäfte in der Schweiz ................................... 41 3.6.5 Nachfrage nach Verkaufsflächen.................................................................................. 42 3.7 Freizeitgrossanlagen ................................................................................... 44 3.7.1 Standortanforderungen................................................................................................. 44 3.7.2 Entwicklung in der Schweiz.......................................................................................... 44 4 MÖGLICHE ENTWICKLUNGEN ..................................................................... 48 4.1 Allgemeine Trends ...................................................................................... 48 4.1.1 Umsatzwachstum im Detailhandel erwartet ............................................................... 48 4.1.2 Mehr Investitionsvolumina für Einkaufs- und Freizeitzentren..................................... 49 4.1.3 Internationalisierung und Filialisierung des Detailhandels geht weiter....................... 49 4.1.4 Immer mehr Freizeit ..................................................................................................... 49 4.1.5 Erlebnisorientierter Konsum als Freizeitbeschäftigung ............................................... 49 4.1.6 Ausdehnung der Randsortimente ................................................................................ 50 4.1.7 Bequemlichkeit ist Trumpf ........................................................................................... 50 4.1.8 Anteil der älteren Konsument/innen wächst ............................................................... 50 4.1.9 Brandscaping als Erfolgsfaktor ..................................................................................... 50 4.1.10 Mässiger Zuwachs beim Online-Shopping .................................................................. 51 4.2 Standort- und flächenbezogene Trends ........................................................ 52 4.2.1 Immer weniger, aber immer grössere Läden.............................................................. 52 4.2.2 Convenience-Shopping an zentralen Lagen wächst.................................................... 52 4.2.3 Die Stadt als Standort für hochwertige Einkaufs- und Erlebniswelten...................... 52 4.2.4 Die grüne Wiese als Standort für Fach- und Verbrauchermärkte ............................... 53 4.2.5 Standortwettbewerb löst Unternehmenswettbewerb ab.......................................... 53 4.2.6 Auto bleibt wichtigstes Transportmittel....................................................................... 53 4.2.7 Publikumsintensive Einrichtungen tragen weiterhin zum Flächenverbrauch bei....... 54 5 HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN FÜR DIE RAUMPLANUNG ............... 55 5.1 Herausforderungen ..................................................................................... 55 5.2 Chancen...................................................................................................... 58 6 LITERATUR ................................................................................................ 60
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit ZUSAMMENFASSUNG Ziel der Studie Ziel der Arbeit war es, die Entwicklung der publikumsintensiven Einrichtungen für Konsum (Einkaufszentren, Fachmärkte, grosse Verbrauchermärkte u.ä.) und Freizeit in den letzten dreissig Jahren bezüglich Art der Anlagen, Standorte und Flächenbeanspruchung aufzuzeigen und die wichtigsten Bestimmungsfaktoren dieser Entwicklung festzuhalten. Im weiteren sollten Aussagen zu einer möglichen Trendentwicklung gemacht und daraus erste Schluss- folgerungen für einen allfälligen Handlungsbedarf in der Raumplanung abgeleitet werden. Datengrundlage mangelhaft Literatur und statistische Grundlagen über die Entwicklung des Detailhandels in der Schweiz und von publikumsintensiven Einrichtungen in den Bereichen Konsum und Freizeit sind nur in begrenztem Masse zu finden. So wurde im Rahmen der landesweiten Betriebszählungen die Verkaufsfläche lediglich im Jahr 1995 geocodiert erhoben, es liegen deshalb keine ver- gleichbaren Zahlen für andere Jahre vor mit denen die Entwicklung des Detailhandels in den letzten dreissig Jahren genauer analysiert werden könnte. Tiefgreifender Strukturwandel im Detailhandel Die ausgewerteten Grundlagen zeigen, dass der Detailhandel in den letzten Jahrzehnten, in Europa wie in der Schweiz, einen tiefgreifenden Strukturwandel durchgemacht hat. Am auf- fallendsten ist der starke Rückgang der Zahl der Verkaufsstellen, während die durchschnittli- che Fläche der Betriebe bzw. der Verkaufsstellen in der gleichen Periode gewachsen ist. Für den Strukturwandel im Detailhandel sind verschiedene Gründe verantwortlich, die in handelsexogene und -endogene Aspekte unterteilt werden könnten. Unter den handelsexo- genen Aspekten sind vor allem die Veränderung des Konsum- und Einkaufsverhaltens, de- mographische und soziale Veränderungen (z.B. die zunehmende Zahl von Singlehaushalten), die Abnahme des Anteils des Lebensmittelkonsums an den Gesamtausgaben, das Wachs- tum der Siedlungen mit der damit verbundenen Suburbanisierung und die mit der Motorisie- rung zusammenhängende gestiegene Mobilität zu nennen. Die stetige Zunahme der motori- sierten individuellen Verkehrsmittel ermöglichte die Loslösung des Detailhandels von festen Standortbeziehungen und führte schliesslich zu einer Auflösung der klassischen räumlichen Versorgungsstrukturen. Mit dem Wachstum der Städte und der damit verbundenen Subur- banisierung verschob sich die flächenmässige Versorgung mit der Bevölkerung in die Ag- glomerationen. Die Verkleinerung der Zahl der Verkaufsstellen, die Veränderungen in der Grössenstruktur und das Entstehen neuer Betriebstypen - wie Fachmärkten, Verbrauchermärkten und Factory Outlet Center - sind aber vor allem auch eine Folge von handelsendogenen Aspekten, wobei im Vordergrund Rationalisierungsmassnahmen stehen, mit denen dem wachsenden Kosten- und Konkurrenzdruck begegnet wird. Zu den getroffenen Massnahmen gehörten u.a. die Konzentration auf weniger Standorte, die Reduktion im Bereich Serviceleistungen (Personal- einsparung) mit der Einführung der Selbstbedienung. Die wachsende Motorisierung ermög- IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 1
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit lichte die Dezentralisierung der Standorte an Lagen, z.B. auf die grüne Wiese, die besser er- reichbar waren und für ein Verkaufsflächenwachstum bessere Voraussetzungen boten. Ein weiterer Aspekt der Entwicklung in den letzten dreissig Jahren ist die Filialisierung des De- tailhandels, der ein Ausdruck des wachsenden Anteils von Grossfirmen am Detailhandel ist. Entwicklung der Einkaufszentren Der grosse Boom der Einkaufszentren in der Schweiz, dem bedeutendsten Typ publikumsin- tensiver Einrichtungen des Konsums, fand zwischen 1970 und 1975 statt. In dieser Zeit ent- standen 30 Einkaufszentren, die heute noch etwa die Hälfte der Verkaufsflächen in Einkaufs- zentren stellen. Die Rezession Mitte der Siebzigerjahre bremste die weitere Entwicklung je- doch erheblich ab. In den folgenden Jahren wurden im Schnitt nur noch zwei Einkaufszent- ren pro Jahr verwirklicht. Auch die Grösse der Einkaufszentren änderte sich. Wurden bis Mit- te der Siebziger vorwiegend grossflächige Zentren – im Durchschnitt 18’600m2 gross – in der Agglomeration gebaut, entstanden danach mehr Einkaufszentren mit lokaler Bedeutung mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von etwa 10’000m2.. Mitte der Achtziger bis Ende der Neunziger sank die Zahl der Neueröffnungen nochmals. Gegen Ende der Neunziger be- schleunigte sich das Flächenwachstum jedoch wieder und hält bis heute an. Die Standorte der 63 grössten Einkaufszentren der Schweiz konzentrieren sich heute – be- zogen auf Raumtypen – auf die Gross- und Mittelzentren, sowie die Nebenzentren und inne- ren Gürtel der Agglomerationen dieser Zentren. Dies ist nicht verwunderlich, da Einkaufs- zentren ein Einzugsgebiet mit entsprechend grosser Bevölkerung benötigen. Regional gese- hen befinden sich die grossen Einkaufszentren dementsprechend auch in der Nähe der Grosszentren Zürich, Genf, Bern und Luzern. Die allermeisten dieser Standorte befinden sich zudem in der Nähe der Autobahn, da gute Erreichbarkeit mit dem Auto ein weiterer wichtiger Standortfaktor von Einkaufszentren ist. Entwicklung der grossen Detailhandelsgeschäfte Neben den grössten Einkaufszentren wurden auch die in der Betriebszählung 1995 enthalte- nen Detailhandelsgeschäfte über 2500m2 (insgesamt über 500) als für sich gesehen publi- kumsintensive Einrichtungen des Konsums eingestuft und separat untersucht. Die Statistik für 1995 enthält neben Flächenangaben auch Informationen über den Eröffnungszeitpunkt der Geschäfte. Teilweise sind diese Geschäfte in Einkaufszentren angesiedelt, es sind aber auch Fachmärkte und Verbrauchermärkte in isolierter Lage oder in kleinen Einkaufszentren darunter vertreten. Die Standortverteilung dieser Betriebe im Jahr 1995 sieht etwas anders aus als die der Einkaufszentren, da mittlere bis grosse Detailhandelsgeschäfte teilweise an- dere Standortanforderungen haben. Ihr Einzugsgebiet ist nicht ganz so gross wie das der Einkaufszentren, sie verteilen sich daher stärker im Raum und auf die einzelnen Raumtypen. Sie haben jedoch auch einen starken Schwerpunkt in den Zentren, da sie häufig in den In- nenstädten anzutreffen sind. Betrachtet man die Verteilung auf die verkehrlichen Gemeindetypen, so zeigt sich auch hier – ähnlich wie bei den Einkaufszentren – dass der Gürtel der Agglomerationen einen erhebli- chen Anteil an den Verkaufsflächen der grossen Detailhandelsgeschäfte hat. Aber auch die anderen Gemeindetypen bis hin zu den Kleinzentren und agrarischen Gemeinden haben rela- tiv grosse Anteile. IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 2
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Eine detailliertere Analyse der Verteilung der Verkaufsfläche dieser grossen Detailhandelsge- schäfte zeigt, dass im Jahr 1970 die Gross- und Mittelzentren dominierten, zusammen hat- ten sie einen Anteil von über 55% der Verkaufsflächen dieser Betriebe. Einen Anteil in der Grössenordnung von lediglich einigen Prozenten hatten die Nebenzentren der Grosszentren, die suburbanen Gemeinden der Mittel- und Grosszentren, die periurbanen Gemeinden der Mittelzentren und die Kleinzentren. Eine Analyse der Situation im Jahr 1995 zeigt, dass wie 1970 die Grosszentren und Mittel- zentren dominieren. Der Anteil der Grosszentren hat sich aber mit einem Flächenanteil von nur noch 23% wesentlich reduziert, während die Mittelzentren ihren Anteil halten konnten. Stark zugenommen haben dafür die Verkaufsflächen in den Nebenzentren der Grosszentren und in den suburbanen Gemeinden der Grosszentren auf je 12% und 11%. Die drei Katego- rien Grosszentren, Nebenzentren der Grosszentren und suburbane Gemeinden der Gross- zentren konnten zusammen ihren Anteil behalten, doch haben die Grosszentren zugunsten der Nebenzentren und der suburbanen Gemeinden der Grosszentren verloren. Die Verkaufsfläche im Detailhandel hat zwischen 1985 und 1995 um 60% zugenommen. Es ist davon auszugehen, dass ein Grossteil davon in flächenintensiver Bauweise realisiert wur- de. Einzeluntersuchungen zur Verkehrsmittelwahl beim Besuch von publikumsintensiven Einrichtungen des Detailhandels zeigen, dass rund 90% der Besucher/innen mit dem Auto anreisen, unabhängig von Warenkauf oder Branche des Detailhandels. Mögliche zukünftige Entwicklungen Genauere Prognosen über die künftigen Trends oder Entwicklungen im Bereich Konsum und Freizeit für die nächsten Jahrzehnte sind schwierig. Aufgrund der ausgewerteten Literatur kann erwartet werden, dass die künftige Entwicklung im wesentlichen eine Fortführung der Entwicklung sein wird, wie sie in den letzten Jahrzehnten, insbesondere aber in der jüngsten Zeit, beobachtet werden konnte. Für die nächsten Jahre wird mit einem weiteren Wachstum der Verkaufsfläche im Detailhandel gerechnet, zusätzliche Einkaufszentren werden noch ge- baut oder bestehende erneuert werden. Die Tendenz zu immer weniger aber immer grösse- ren Läden wird sich auch bei den Verkaufsflächen der Einkaufszentren sowie der Verbrau- cher- und Fachmärkte fortsetzen. Die Bedeutung der Freizeit wird weiter zunehmen. Erlebni- sorientierter Konsum wird auch weiterhin eine wichtige Freizeitbeschäftigung sein. Erlebni- sorientierte Branchen werden einen wachsenden Anteil an der Gesamtverkaufsfläche bean- spruchen. Zwar wird in der Schweiz die Erreichbarkeit von publikumsintensiven Einrichtun- gen mit dem öffentlichen Verkehr, für Velofahrer und Fussgänger immer stärker gewichtet, doch das Auto bleibt – zumindest für Einrichtungen auf der grünen Wiese oder in Stadtrand- lagen – das wichtigste Transportmittel. Der Standort, die Erreichbarkeit mit dem Auto und das Parkplatzangebot werden weiterhin entscheidender Standortfaktor publikumsintensiver Einrichtungen sein. Zurzeit sind in der Schweiz einige grössere Einkaufszentren in Realisierung oder Planung, die bereits die genannten Trends miteinbeziehen. Mit Ausnahme des Umbaus von einigen grös- seren Bahnhöfen in stadtzentraler Lage zu „Railcity“-Einkaufszentren handelt es sich dabei meist um Einkaufszentren in Innenstadt- oder Stadtrandlagen, die Konsum und Freizeit mit- einander verbinden (Bern westside, Sihlcity Zürich). Auch die Kombination von Fussballsta- dien mit grösseren Detailhandelsgeschäften oder Einkaufszentren (Stade de Genève mit Ein- kaufszentrum La Praille) geht in diese Richtung. In der Schweiz dürfte jedoch mit der Zeit ei- ne gewisse Sättigung bei den grossen Einkaufszentren eintreten. Hingegen ist bei mittleren IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 3
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit und kleineren Einkaufszentren noch mit einem weiteren Zuwachs zu rechnen. Ein grössse- res Wachstumspotential sehen die Fachleute zurzeit am ehesten bei Fachmärkten, die ihren Standort wegen der MIV-Erreichbarkeit vor allem auf der grünen Wiese haben werden. Pub- likumsintensive Einrichtungen werden somit auch weiterhin zur Erhöhung des Siedlungsflä- chenverbrauchs und des Verkehrsaufkommens in der Schweiz beitragen. Freizeitgrossanlagen haben ähnliche Standortanforderungen wie Einkaufszentren und sind in ihren räumlichen Auswirkungen mit diesen vergleichbar. In der Schweiz wurden im Gegen- satz zum benachbarten Ausland bis jetzt eher kleinere Anlagen mit Besucherzahlen zwischen 200'000 und 600'000 realisiert. Geplante Grossprojekte wurden – mit Ausnahme von „Mysteries of the world“ bei Interlaken - entweder nicht umgesetzt oder ganz fallen gelas- sen. Es wird angenommen, dass auch in Zukunft eher kleinere und mittlere Anlagen gebaut werden, die oft in Verbindung mit Einkaufszentren stehen werden. Herausforderungen für die Raumplanung Die Wirkungen von publikumsintensiven Einrichtungen gehen meist über Gemeinde-, even- tuell sogar über Kantons- oder Landesgrenzen hinaus. Im Zusammenhang mit der Standort- suche sind politische Grenzen deshalb wenig relevant. Die Herausforderung für die Raum- planung besteht vor allem darin, grossräumig und allenfalls kantonsübergreifend Standorte zu suchen und festzulegen, die sich aus planerischer Sicht eignen und günstige Vorausset- zungen für die Realisierung von Projekten an diesen Standorten zu schaffen. Sowohl die Raumplanung als auch der Detailhandel sind an optimalen Standorten für Einkaufszentren, Fachmärkte u.ä. interessiert. Die Raumplanung sollte deshalb die Interessen des Detailhan- dels bestmöglich berücksichtigen und diesen frühzeitig in die Standortsuche für publikumsin- tensive Einrichtungen des Konsums einbeziehen. IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 4
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit 1 EINLEITUNG 1.1 Ausgangslage Eine Dokumentation über die bisherige Entwicklung zum Thema zentralörtliche Einrichtun- gen ist eine der wichtigen Grundlagen für die Erarbeitung von Zukunftsszenarien im Bereich Siedlung durch das Bundesamt für Raumentwicklung. Die Entwicklung rund um die zentralörtlichen Einrichtungen, vorab der sog. publikumsinten- siven Anlagen des Konsums, hat seit den achtziger Jahren immer stärker das Siedlungsge- füge mitgeprägt. Charakteristisch für diejenigen zentralörtlichen Anlagen, die uns hier inte- ressieren, sind ihr ausgedehntes Einzugsgebiet und ihr grosses Publikumsaufkommen. Die- se Zentren haben zum einen erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr, zum anderen auch auf das Siedlungsgefüge: Auswirkungen auf die Nachbarschaft, Bildung von neuen Sied- lungsschwerpunkten, Entleerung oder Stärkung der Ortszentren, Auswirkungen auf Versor- gungsstrukturen, Verlagerungen in der Warenversorgung und Beschaffung von Gütern des täglichen Bedarfs, Verlagerung von Freizeit und Kulturangeboten. Für die spezifischen Bedürfnisse des Bundesamtes für Raumentwicklung fehlt eine geraffte Gesamtübersicht über die Entwicklung der zentralörtlichen Einrichtungen mit Fokus auf die publikumsintensiven Anlagen seit 1970, gegliedert nach Teilräumen. 1.2 Ziele des Projekts Das Projekt soll mit einer kommentierten Literatur- und Datenanalyse die Entwicklung der letzten dreissig Jahre bezüglich Art der Anlagen, Standorte (räumliche Ausprägung) und Flä- chenbeanspruchung, räumlich gegliedert nach verschiedenen Raumtypen aufzeigen sowie die Bestimmungsfaktoren dieser Entwicklung festhalten. Gestützt auf die aufgearbeiteten Grundlagen werden Aussagen zu einer möglichen Trendentwicklung formuliert und erste Schlussfolgerungen für einen allfälligen Handlungsbedarf in der Raumordnungspolitik gezo- gen. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen in einem Werkstattbericht festgehalten werden. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden eine Grundlage für die Formulierung von Annahmen und Szenarien der zukünftigen Siedlungsentwicklung durch das Bundesamt für Raumentwicklung. Um die zukünftigen Herausforderungen für das Siedlungsgefüge Schweiz zu ermitteln, sind bezüglich der publikumsintensiven Anlagen folgende Fragen im einzelnen zu beantworten: 1. Wie haben sich die räumliche Verteilung der Standorte und die Lage im Siedlungsgefüge, die Flächenbean- spruchung der Anlagen und der Nutzungsmix (Anlagetypen) in den letzten dreissig Jahren entwickelt? 2. Was waren die Bestimmungsfaktoren dieser Entwicklung und wie haben sich diese in den letzten dreissig Jahren verändert (Impulsgeber, Trendsetter, Konsumentenverhalten, räumliche Faktoren, Standortgunst)? Wie waren die Wirkungszusammenhänge? 3. Wie sieht eine mögliche Trendentwicklung aus bezüglich Lage der Anlagen, Standortanforderungen, Flä- chenbeanspruchung und Nutzungsmix? Was sind mögliche künftige Bestimmungsfaktoren? Was sind die Herausforderungen für die zukünftige Raumordnungspolitik? IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 5
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit 1.3 Verwendete Grundlagen 1.3.1 Literatur Literatur über die Entwicklung von publikumsintensiven Einrichtungen in den Bereichen Kon- sum und Freizeit in der Schweiz ist nur in begrenztem Masse zu finden. Es scheint hingegen, dass in den Nachbarländern und besonders in Deutschland erheblich mehr in dieser Richtung geforscht wurde. Somit mussten wir uns mit einer kleinen Literaturauswahl zur schweizeri- schen Situation zufrieden geben. Da wir jedoch annehmen, dass die allgemeinen Tendenzen in Deutschland und den anderen Nachbarländern in etwa mit denen der Schweiz vergleichbar sind, haben wir vor allem im Kapitel „Trends“ auch auf nicht-schweizerische Literatur zu- rückgegriffen. Als eine der wertvollsten Grundlagen für unsere Studie erwies sich „Detailhandel Schweiz 2002/2003“ der IHA-GfK AG. Dieser Bericht gibt einen aktuellen Überblick über alle Aspekte des Detailhandels in der Schweiz und über seine Perspektiven. Er enthält unter anderem auch Interviews mit den Spitzen einiger wichtiger Akteure im Detailhandel, die zeigen in welche Richtung die Entwicklung in den nächsten Jahren gehen wird. Informationen über aktuelle Entwicklungen und Projekte wurden auch der Tagespresse ent- nommen. Im weiteren wurde auch das Internet soweit möglich und sinnvoll als Informati- onsquelle genutzt. 1.3.2 Statistische Quellen Einzige offizielle Quelle für standortbezogene Daten zum Detailhandel ist die Betriebszäh- lung, deren Daten seit 1995 geocodiert werden und somit für unsere Studie nutzbar sind. Leider waren zum Zeitpunkt der Erarbeitung der Studie nur die Daten für 1995 geocodiert erhältlich, so dass wir nur diese verwenden konnten. Hilfreich ist jedoch, dass in diesem Da- tensatz auch die Verkaufsflächen und der Zeitraum der Eröffnung des jeweiligen Geschäfts angegeben sind. Im folgenden wird kurz erläutert, welche Unternehmensgruppen wir in un- sere Analyse einbezogen haben und wie diese definiert sind: Detailhandel (nach NOGA) Die Abgrenzung des Detailhandels richtet sich nach der schweizerischen Wirtschaftssyste- matik NOGA (Nomenclature Générale des Activités économiques), die eine internationale Vergleichbarkeit gewährt. Die Abteilung Detailhandel umfasst den Wiederverkauf von Neu- und Gebrauchtwaren an private Haushalte, in Läden, Warenhäusern, an Ständen und in Kios- ken, durch Versandhäuser, Strassenhändler und Hausierer, Verbrauchergenossenschaften usw. Diese Abteilung umfasst nicht Detailhandel mit Automobilen, Motorrädern, Teilen da- von und Treibstoffen dafür, Handel mit Erzen, Rohöl, technischen Chemikalien, Eisen und Stahl sowie mit Industriemaschinen und -ausrüstungen, Verkauf von Speisen und Getränken zum Mitnehmen und zum Verzehr an Ort und Stelle und Vermietung von Gebrauchsgütern. Aus der Abteilung Detailhandel verwenden wir in der vorliegenden Studie vor allem Daten der folgenden Klassen und Arten aus den geocodierten Betriebszählungen seit 1995: 52.11A Verbrauchermärkte (> 2500 m2): Detailhandel mit Waren verschiedener Art mit Schwerpunkt Nahrungsmittel in Verkaufsräumen mit über 2500 m2 Verkaufsfläche 52.12A Warenhäuser: Detailhandel mit Waren verschiedener Art mit Schwerpunkt Nicht- nahrungsmittel in Verkaufsräumen mit über 2500 m2 Verkaufsfläche IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 6
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Sowie weitere Arten von Detailhandelsgeschäften (z.B. Möbel, Baumarkt) sofern sie über 2500 m2 Verkaufsfläche haben. Leider wurde die Verkaufsfläche lediglich im Jahr 1995 erhoben, so dass uns derzeit keine Vergleichszahlen für spätere Jahre vorliegen. Da in der Betriebszählung einzelne Geschäfte mit den zugehörigen Daten erfasst werden, kann aus ihr nicht abgelesen werden, ob diese Geschäfte innerhalb eines Einkaufszentrums angesiedelt sind. Solche „Häufungen“ von Ge- schäften werden nicht eigens in der Betriebszählung ausgewiesen. Weitere Datenquellen sind die Detailhändler selbst, sowie Daten aus der Immobilien- und Handelsforschung und von Verbänden im Umfeld des Detailhandels. Diese lassen sich je- doch nicht einwandfrei mit den Daten aus der Betriebszählung abgleichen, so dass es in un- serer Studie vermutlich zu Überschneidungen der Daten kommt. Da diese Studie jedoch vor allem eine Übersicht geben soll, dürfte die Qualität der verwendeten Daten ausreichen. 1.3.3 Raumgliederungen In der vorliegenden Studie wurden die Gemeindetypologien des Bundesamts für Raument- wicklung (ARE) der Analyse der Standorte zu Grunde gelegt und in das verwendete geogra- phische Informationssystem integriert. Sie umfasst folgende 13 Typen: Gemeindetypologie ARE 1 Grosszentren 2 Nebenzentren der Grosszentren 3 Suburbane Gemeinden der Grosszentren 4 Periurbane Gemeinden der Grosszentren 5 Mittelzentren 6 Suburbane Gemeinden der Mittelzentren 7 Periurbane Gemeinden der Mittelzentren 8 Kleinzentren 9 Nicht-städtische Wegpendlergemeinden 10 Industrielle und tertiäre Gemeinden 11 Semiagrarische Gemeinden 12 Agrarische Gemeinden 13 Touristische Gemeinden Ergänzend wurde eine verkehrliche, d.h. auf den Verkehrsbeziehungen basierende, Gemein- detypologie verwendet, die die Gemeindetypologie ARE nochmals zu fünf Typen zusammen- fasst: Verkehrliche Gemeindetypologie 1 Grosszentren 2 Neben- und Mittelzentren mit Anschluss ans nationale Bahnnetz 3 Neben- und Mittelzentren ohne Anschluss ans nationale Bahnnetz 4 Suburbane und periurbane Gemeinden der Gross- und Mittelzentren 5 Kleinzentren, nicht-städtische Wegpendlergemeinden, industrielle und tertiäre Gemeinden, semiagrarische Gemeinden, agrarische Gemeinden, touristische Gemeinden IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 7
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit 2 PUBLIKUMSINTENSIVE EINRICHTUNGEN 2.1 Allgemeine Definition Im Rahmen dieser Studie wird der Begriff der publikumsintensiven Einrichtungen so ver- standen, wie er an der Gesprächsplattform „publikumsintensive Einrichtungen, verbesserte Koordination zwischen Luftreinhaltung und Raumplanung“ definiert wurde (Muggli 2002). Publikumsintensive Einrichtungen sind: • Grössere Geschäfte des Detailhandels wie Verbrauchermärkte, Warenhäuser oder Fachmärkte • Konzentrationen von kleineren und grösseren Detailhandelsgeschäften zu Einkaufs- oder Fachmarktzentren • Freizeiteinrichtungen wie Multiplexkinos oder Wellnesszentren, kombinierte Anlagen mit Freizeit- und Einkaufseinrich- tungen Nicht einbezogen sind Stadien, einmalige Grossveranstaltungen wie Open-Airs sowie touristische Einrichtungen wie Bergbahnen. Somit umfasst der Begriff der publikumsintensiven Einrichtung grundsätzlich eine weitge- fasste Typologie von Anlagen. Genauere Definitionen, soweit es diese überhaupt gibt, wer- den in den folgenden Kapiteln angegeben. 2.2 Typologie 2.2.1 Publikumsintensive Einrichtungen Konsum Die publikumsintensiven Einrichtungen im Bereich Konsum werden in der Regel nach ihrer Grösse, der Art des Sortiments und der gebotenen Dienstleistungen typisiert. Generell un- terschieden werden die eigentlichen Einkaufszentren mit einem breiten Angebot an Waren und Dienstleistungen und die spezialisierten Fachmärkte. Allerdings ist auch der Begriff Ein- kaufszentrum oder Shopping Center nicht klar definiert. In der Regel wird unter Einkaufszent- rum eine als Einheit geplante, gebaute und betriebene Zusammenfassung von Einzelhandels- und sonstigen Dienstleistungsbetrieben verstanden. Der Übergang vom grösseren Fach- markt oder Verbrauchermarkt mit ergänzenden, baulich integrierten kleineren Betrieben zum Einkaufszentrum ist fliessend. In einer Studie der Credit Suisse (2002) werden folgende Ty- pen unterschieden: Typologie Typische Grösse Konzept Beispiele Regionale und >15’000m2 Bietet ausgesprochen tiefes und breites Tivoli und Shopping Center überregionale Sortiment an Handelswaren, Dienstleistun- Spreitenbach, Glattzent- Shopping Centers gen und teilweise Unterhaltung; grosses rum Wallisellen, Centre Einzugsgebiet, grosses Parkplatzangebot Balexert Community Centers 7'000 - 15’000m2 Neben Gütern des täglichen Bedarfs wer- Neumärkte in Zürich, Les den Kleidung und/oder Sportartikel, Elekt- Cygnes in Genf ronik, Bücher, CDs usw. angeboten Nachbarschafts- 2'000 - 5’000m2 Versorgung der Nachbarschaft v.a. mit Zentren; z.B mit Migros zentren Nahrungsmitteln und persönlichen Dienst- MM-Marktes oder Coop- leistungen des täglichen Bedarfs Supercenters Verbrauchermärkte 1'500 - 5’000m2 Verfügen über Food-Vollsortiment und Migros-Märkte, Coop- Non-Food-Abteilungen Center, Waro IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 8
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Typologie Typische Grösse Konzept Beispiele Power Centers, k.A. Grosse, spezialisierte Einzelhandelsein- IKEA, Media Markt, Fachmärkte heiten verkaufen eine breite Palette von Toys’Rus Gütern innerhalb eines bestimmten Detail- handelssortiments (z.B. Spielzeuge, Möbel) Factory Outlet Cen- k.A: Herstellerfirmen verkaufen Markenpro- Foxtown Mendrisio, Ville- ters dukte zu erheblichem Discount; oft ohne neuve, Rümlang eigentliche Magnetmieter Diese Einteilung von Shopping Centern ist jedoch weder abschliessend noch verbindlich. Publikumsintensive Einrichtungen des Konsums umfassen darüber hinaus neben grösseren baulichen Einheiten wie Einkaufszentren auch Gruppen einzelner Einrichtungen, wie zum Beispiel ein Gewerbegebiet mit einer Häufung verkehrsintensiver Publikumsmagnete. Diese sind zwar baulich nicht direkt zusammenhängend, in ihrer Summe sind sie aber als publi- kumsintensive Einrichtungen zu werten. Besonders aktuell sind in diesem Zusammenhang das verstärkte kombinierte Auftreten von Einkaufs- und Freizeiteinrichtungen, die allein für sich genommen relativ geringe, gemeinsam jedoch erhebliche räumliche Auswirkungen ha- ben. 2.2.2 Publikumsintensive Einrichtungen Freizeit In der folgenden Tabelle sind typische Eigenschaften von in der Schweiz vorkommenden publikumsintensiven Freizeiteinrichtungen aufgeführt. Auch diese Auflistung ist nicht ab- schliessend, gibt aber einen guten Überblick (KPK 1998, S.9): Erlebnispark Zoo Plauschbad Multiplex- kino Gesamtfläche (ha) 10-40 5-30 2-5 2-5 Kapazität (Betten, Sitzplätze) in 1000 - - - 2-5 Gesamtzahl Besucher/Jahr in 1000 300-600 300-600 300-700 700-1800 Maximale Besucherzahl pro Tag in 3-6 3-4 3-5 5-8 1000 Radius des engeren und weiteren 75(150) 75(150) 30(70) 20(40) Einzugsgebiets in km Zufahrt mit PW bis 90% bis 90% 75-90% 50-90% An Einkaufszentrum angegliedert selten selten oft oft 2.2.3 Definitionen in der Raum- und Umweltplanung Tatsächlich ergeben sich im raumplanerischen Umgang mit publikumsintensiven Einrichtun- gen allein schon dadurch Schwierigkeiten, dass nicht klar ist, welche Einrichtungen nun im Einzelfall als solche zu betrachten sind. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Abgrenzung, im Vordergrund stehen Kriterien wie Fläche, Anzahl Parkplätze, Anzahl generierte Fahrten pro Tag oder Personenbewegungen pro Tag. IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 9
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Eine Abgrenzung nach Fläche oder Parkplatzzahl ist relativ einfach und wird in der Raumpla- nung deshalb häufig gebraucht. Schwieriger sind Aussagen und Prognosen über den erzeug- ten Verkehr. Naef/Thoma (2001, S.51) bezeichnen Einzelanlagen mit über 1900 Fahrten pro Tag oder Einkaufszentren mit über 5600 Fahrten pro Tag als publikumsintensiv. Sinnvoll dürf- te in diesem Zusammenhang auch eine Differenzierung nach Räumen sein. Die Limite um als publikumsintensiv eingestuft zu werden, könnte in peripheren ländlichen Räumen anders definiert sein als in Agglomerationsgebieten. Verschiedene Kantone haben zum Teil recht unterschiedliche Schwellenwerte erarbeitet, um zu kennzeichnen, ob ein Einkaufs- oder Freizeitzentrum einer besonderen Planungspflicht (Richtplanpflicht und/oder Sondernutzungsplanpflicht) unterworfen wird. Etliche Kantone set- zen Schwellenwerte bei der Verkaufsfläche, andere bei den zu erwartenden Auswirkungen an. Eine ausführlichere Übersicht über diese Regelungen findet sich in der Publikation von ARE und BUWAL (2002, S. 42). Eine weitere Möglichkeit der Abgrenzung von publikumsintensiven Anlagen ergibt sich aus der UVP-Verordnung. Die Anhänge der UVPV listen diejenigen Anlagen auf, die die Umwelt erheblich belasten können und deshalb dem Verfahren der Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegen. Dazu zählen auch Einkaufszentren mit mehr als 5000m2 Verkaufsfläche, Freizeit- anlagen und Sportstadien mit mehr als 20’000 Zuschauerplätzen, Vergnügungsparks mit mehr als 75’000m2 Fläche oder mit einer Kapazität von mehr als 4000 Besucher/innen pro Tag und Golfplätze ab neun Löchern. Weiterhin sind auch Parkierungsanlagen mit mehr als 300 Plätzen UVP-pflichtig (ARE/BUWAL 2002, S. 36). 2.3 Standortfaktoren 2.3.1 Standortanforderungen Die Standortfaktoren für publikumsintensive Einrichtungen des Konsums und für diejenigen aus dem Bereich Freizeit sind grösstenteils identisch. Wie die einzelnen Einrichtungen je- doch letztendlich im Raum verteilt sind, ist grundsätzlich abhängig vom Zusammenspiel ver- schiedener Standortfaktoren. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass folgende Standortanforderungen nach wie vor die wichtigsten aus Sicht der Betreiber von Einkaufszentren, grösserer Detailhandelsge- schäfte und Freizeiteinrichtungen sind: • Lage (Innenstadt, Stadtteil, grüne Wiese) • Erreichbarkeit • Bevölkerungsdichte im Einzugsgebiet • Lokale und regionale Kaufkraft • Grundstückspreis • Grundstücksverfügbarkeit • Lokale und regionale Wettbewerbssituation Dazu können weitere Faktoren wie Expansionsstrategien, planungsrechtliche Rahmenbedin- gungen und andere lokal oder regional bedeutsame Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Da neue Detailhandelsflächen oder Freizeiteinrichtungen meist noch keine neue Kaufkraft gene- rieren, muss für neue Projekte in Objektstudien geklärt werden, ob Kunden von bestehenden Geschäften abgeworben werden können, ob Nachfragepotenzial abgeschöpft werden kann, IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 10
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit das bisher in diesem Marktgebiet nicht befriedigt werden konnte oder ob eine eventuelle Zunahme an Kaufkraft abgeschöpft werden kann. 2.3.2 Standorttypen Die Standorte von publikumsintensiven Einrichtungen lassen sich grob nach ihrer Lage im Siedlungsgefüge unterscheiden: • Innenstadt • Stadtrand/Quartier • Grüne Wiese Diese Standorte unterscheiden sich zum einen in städtebaulicher Hinsicht nach: • Bebauungsmassstab • Dichtevorschriften • Nutzungs- und Versorgungsstruktur • Empfindlichkeitsstufen In verkehrlicher Hinsicht gibt es verschiedene Voraussetzungen bezüglich der verkehrsmit- telspezifischen Erreichbarkeit, sowie der Qualität und Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfra- struktur. Betrachtet man diese Aspekte gemeinsam so ergibt für Standorte eine Unterschei- dung in integrierte und nicht-integrierte Lagen. • Integrierte Standorte sind gestalterisch und funktional ins Stadt- bzw. Siedlungsgefüge eingebunden und befinden sich in räumlicher Nähe zu Kunden und Besuchern. Das durch sie erzeugte Verkehrsaufkommen ist begrenzt, die Erreichbarkeit mit dem öf- fentlichen Verkehr, zu Fuss oder mit dem Velo ist gut. • Nicht-integrierte Standorte finden sich meist ausserhalb der gewachsenen Siedlungs- struktur und somit ohne Bezug zur bestehenden Versorgungsstruktur. Ihre Erreichbar- keit ist fast ausschliesslich auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtet (Naef/Thoma 2001, S.9). IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 11
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit 3 ENTWICKLUNG SEIT 1970 3.1 Detailhandel allgemein 3.1.1 Tiefgreifender Strukturwandel Der Detailhandel hat in den letzten drei Jahrzehnten, in Europa wie in der Schweiz, einen tiefgreifenden Strukturwandel durchgemacht. Auffallend ist der starke Rückgang der Zahl der Verkaufstellen, während die durchschnittliche Fläche der Betriebe bzw. der Verkaufsstellen in der gleichen Periode gewachsen ist. Besonders betroffen von diesem Wandel war die Le- bensmittelbranche. In Deutschland beispielsweise belief sich der Rückgang der Gesamtzahl der Betriebe im Zeitraum von 1960 bis 1988 auf 33%. Im Lebensmittelhandel ging die Zahl der Betriebe gar um 50% zurück (Dittmeier 1999). Für den Strukturwandel im Detailhandel sind verschiedene Gründe verantwortlich, die in handelsexogene und -endogene Aspekte unterteilt werden könnten. Unter den handelsexo- genen Aspekten sind vor allem die Veränderung des Konsum- und Einkaufsverhaltens, de- mographische und soziale Veränderungen (z.B. die zunehmende Zahl von Singlehaushalten), die Abnahme des Anteils des Lebensmittelkonsums an den Gesamtausgaben, das Wachs- tum der Siedlungen mit der damit verbundenen Suburbanisierung und die mit der Motorisie- rung zusammenhängende gestiegene Mobilität zu nennen. Die stetige Zunahme der motori- sierten individuellen Verkehrsmittel ermöglichte die Loslösung des Detailhandels von festen Standortbeziehungen und führte schliesslich zu einer Auflösung der klassischen räumlichen Versorgungsstrukturen. Die Verkleinerung der Zahl der Verkaufsstellen und die Veränderungen in der Grössenstruk- tur sind aber vor allem auch eine Folge von handelsendogenen Aspekten, wobei im Vorder- grund Rationalisierungsmassnahmen stehen, mit denen dem wachsenden Kosten- und Kon- kurrenzdruck begegnet wird. Zu den getroffenen Massnahmen gehörten und gehören u.a. die Konzentration auf weniger Standorte, die Reduktion im Bereich Serviceleistungen (Per- sonaleinsparung) und die Einführung der Selbstbedienung. Die wachsende Motorisierung ermöglichte die Dezentralisierung der Standorte an Lagen, die besser erreichbar waren und für ein Verkaufsflächenwachstum bessere Voraussetzungen boten. Ein weiterer Aspekt ist die Filialisierung des Detailhandels, der Ausdruck des wachsenden Anteils von Grossfirmen am Detailhandel ist und zur Entstehung von Zweigbetrieben mit gleichartigem Konzept und Erscheinungsbild führte. 3.1.2 Räumliche Verlagerungstendenzen Mit dem Wachstum der Städte und der damit verbundenen Suburbanisierung verlagerte und veränderte sich auch der Detailhandel. Die flächenmässige Versorgung verschob sich mit der Bevölkerung in die Agglomerationen. Zentren, und dabei besonders die Grosstädte, haben gegenüber den Agglomerationen in den letzten zehn Jahren als Detailhandelsstandorte an Bedeutung verloren. Betrachtet man beispielsweise die Einzelhandelsentwicklung der ver- gangenen 40 Jahre in Deutschland, so stellt man fest, dass der Einzelhandel zunehmend entgegen den zentralörtlichen Entwicklungszielen der Raumplanung dezentralisierend ge- wirkt hat und sich die Einzelhandelszentralität von Städten und teils Gemeinden in deren Umland bzw. Randbereiche verlagert hat. IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 12
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Die räumliche Verlagerung des Detailhandels und die strukturellen Veränderungen haben da- zu geführt, dass heute zwischen einem „primären und einem sekundären Netz“ des Handels unterschieden werden müsste. Während sich das primäre Netz des klassischen Handels durch ausdifferenzierte Zentralitätsunterschiede zwischen Innenstädten, Nebenzentren und Standorten in Wohnquartieren auszeichnet, schafft das neue, sekundäre Netz des Handels eine eigene Zentralität unabhängig von gewachsenen städtischen Strukturen: „Durch die Verknüpfung seiner Grossinvestitionen mit Freizeit- und Gastronomieeinrichtungen schafft sich der Handel seine eigene suburbane Zentralität und zerstört dabei die gewachsene städ- tische Zentralität (Laepple 1996, S.131). 3.1.3 Entwicklung in der Schweiz Im Vergleich mit den Nachbarländern und den USA liegt die Detailhandelsfläche pro Kopf in der Schweiz mit etwa 2m2 im Mittelfeld. Die Zahl der Verkaufsstellen hingegen ist mit 52‘000 jedoch nach wie vor relativ hoch (Credit Suisse 2002, S.36). Ähnliche Tendenzen wie in Deutschland, wenn auch mit Schweizer Besonderheiten, lassen sich unter anderem aus einer 1998 vom Bundesamt für Statistik herausgegebenen Studie ablesen, die auf der Grundlage der Betriebszählung erarbeitet wurde (BfS 1998). Die Studie zeigt, dass der Schweizer Detailhandel in den zehn Jahren zwischen 1985 und 1995 eine grosse Dynamik aufwies, obschon sich die Betriebs- und Beschäftigtenzahl kaum verändert hatten. So bestand fast die Hälfte aller Betriebe erst seit 1985, während gleich viele zwischen 1985 und 1995 verschwunden sind. Gleichzeitig hat sich die Verkaufsfläche in diesem Jahrzehnt um gut ein Drittel vergrössert. Läden mit wenigen Beschäftigten, jedoch grösseren Ver- kaufsflächen gewannen an Bedeutung. Rationalisierungen und Kosteneinsparungen führten vor allem bei jüngeren Verkaufsstellen zu einer Vergrösserung der Verkaufsfläche pro Be- schäftigten. Ein grosser Teil der Verkaufsfläche konzentrierte sich 1995 in grossen Ladenket- ten. In 44 Ladenketten mit mehr als fünfzig Filialen befanden sich 18% der gesamten Ver- kaufsfläche. Diese gehörten grösstenteils zu den Branchen Lebensmittel, Bekleidung und Radio/Fernsehen. Die Zusammensetzung der Verkaufsfläche hat sich zudem in diesen zehn Jahren zugunsten des Non-Food-Bereichs verändert. Im Non-Food-Bereich gewann der Fachhandel auf Kosten der Warenhäuser an Bedeutung. Im Food-Bereich nahm die Verkaufsfläche bei den Gross- verteilern zu, während der Fachhandel rückläufig war. IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 13
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Grafik 1: Ausgabenstruktur der privaten Haushalte 1990 und 1998 (Quelle: BfS nach CS Economic Research and Consulting 2002, S. 37) Dies spiegelt sich auch in der Ausgabenstruktur der privaten Haushalte wider. Für Wohnen und Energie, Unterhaltung, Erholung, Kultur sowie Gesundheitspflege wird heute absolut gesehen mehr ausgegeben als noch vor etlichen Jahren. Güter des täglichen Bedarfs sowie Bekleidung gehen in ihrer Bedeutung eher etwas zurück (CS 2002, S.39). 8000 7000 6000 5000 4441 4157 3859 3677 Anzahl 4000 3000 598 480 477 492 2000 1000 2067 2057 2028 2022 0 1995 1999 2000 2001 Selbständige Detailisten und Food-Filialbetriebe Food-Discounter und Verbrauchermärkte Grossverteiler Grafik 2: Verkaufsstellen im Lebensmittel-Detailhandel ohne Food-Fachhandel (Quelle: IHA-GfK 2002, S.45) IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 14
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Gerade im Food-Bereich geht die Zahl der Verkaufsstellen weiter zurück, vor allem bei den Food-Discountern und Verbrauchermärkten sowie den selbständigen Detailisten und Food- Filialbetrieben. Die Grossverteiler hingegen stagnierten. Diese für die letzten Jahrzehnte charakteristischen Entwicklungen haben sich auch in den letzten Jahren fortgesetzt, wie exemplarisch an der Entwicklung der Verkaufsstellen von Coop und Migros beobachtet werden kann (Vgl. Grafiken). 0 200 400 600 800 Megastores über 2 4500qm 5 10 Warenhäuser 11 2000 Typ C-Läden über 72 2001 1800qm 73 Typ B-Läden 800- 147 1400qm 148 Typ A-Läden unter 694 600qm 662 Spezialläden 60 60 Grafik 3: Anzahl Verkaufsstellen nach Ladenkategorien bei Coop 2000 und 2001 (Quelle: IHA-GfK 2002, S.141) Die kleinen Läden, vermutlich oftmals Quartierläden, verschwinden zu Gunsten von grösse- ren Ladenkategorien. Insgesamt wächst jedoch bei beiden Grossverteilern die Verkaufsflä- che auch weiterhin. IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 15
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit 0 50 100 150 200 250 38 MMM-Läden 2500-16000qm 37 37 59 MM-Läden über 2500qm 63 65 20 Spezialläden über 2500qm 21 21 69 1999 MM-Läden 1500-2500qm 69 2000 68 2001 12 Spezialläden 400-2500qm 14 20 73 MM-Läden unter 1500qm 71 68 178 M-Läden 400-1590qm 187 194 119 M-Läden unter 400qm 109 98 10 Spezialläden unter 400qm 11 10 Grafik 4: Anzahl Verkaufsstellen nach Ladenkategorien bei Migros 1999 bis 2001 (Quelle: IHA-GfK 2002, S.141) 3.2 Einkaufszentren 3.2.1 Entwicklung allgemein Einkaufszentren wie wir sie heute kennen, sind eine nordamerikanische „Erfindung“. Ent- wicklungen in Nordamerika wiederholen sich häufig in abgeschwächter Form mit einer zeitli- chen Verzögerung in Europa, wobei die Schweiz in der Regel noch hinterher hinkt. Es scheint daher sinnvoll, die Entwicklung in Nordamerika und Europa, insbesondere auch in Deutsch- land, zu verfolgen um Schlüsse für die Entwicklung in der Schweiz ziehen zu können, obwohl vermutlich nicht alle im Ausland erkennbaren Entwicklungen auch in der Schweiz gleicher- massen umgesetzt werden dürften. Branchenmix Für die Konzeption von grossen und mittelgrossen Shopping Centern werden in der Regel folgende Planungsgrundsätze berücksichtigt (GMA 2001): • Um eine Grundfrequenz zu generieren, sind Magnetbetriebe notwendig, meist grosse Bekleidungshäuser sowie Verbrauchermarkt oder Selbstbedienungs-Warenhaus. Die- se werden durch Betriebe aus anderen Bedarfsbereichen ergänzt. Auswahl und Zu- IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 16
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit sammensetzung der Magnetmieter bestimmt im wesentlichen den Kundenkreis für das gesamte Center. • Meist findet sich ein Betriebstypenmix aus Fachmärkten, Warenhäusern, filialisierten und inhabergeführten Fachgeschäften. Oft findet sich ein Mix aus Einzelhandel, Dienstleistungen und Freizeit- und Erlebnisangebo- ten. Für die Gesamtattraktivität eines Einkaufszentrums ist die richtige Mischung von Be- quemlichkeit (Convenience), Erlebnis und Versorgung wichtig, wie die folgende Grafik zeigt: Grafik 5: Erfolgsfaktoren von Shopping-Centern (Quelle: GMA 2001) Die Anzahl der Betriebe in einem Einkaufszentrum und der darin vertretenen Branchen hängt von der Grösse des Zentrums ab. Diese Aussage trifft auch für die Einkaufszentren in der Schweiz zu. Mit der Grösse nimmt die Anzahl der Betriebe und somit die Angebotstiefe zu. Die Angebotsbreite, d.h. die Anzahl der Branchen, erreicht bei der ermittelten Anzahl der Be- triebe und damit mit zunehmender Grösse des Einkaufszentrums ihr Maximum. Eine Analy- se von 201 Einkaufszentren im deutschsprachigen Raum (Weber 1994) ergab, dass mit zu- nehmender Anzahl der Betriebe ein Sättigungsverlauf innerhalb jeder Branche festgestellt werden kann. Grundsätzlich beherbergen grössere bzw. hochrangige Zentren stets auch alle Branchen die für kleinere bzw. niederrangige typisch sind. IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 17
Publikumsintensive Einrichtungen Einkauf und Freizeit Die Komponente Erlebnis wird, wie bereits angedeutet, beim Einkaufen immer wichtiger, Einkaufen wird vermehrt zu einer Freizeitaktivität. Ausländische Untersuchungen zeigen, dass insbesondere in Nordamerika dieser Aspekt bei der Planung und Einrichtung von Ein- kaufszentren bereits stark berücksichtigt wird. Diese Tendenz ist vor allem aus dem Bran- chenmix der ganzen grossen Einkaufszentren ersichtlich (West Edmonton Mall in Edmonton, Mall of America in Minneapolis). Eine Analyse der 15 grossen Einkaufszentren der Stadt Ed- monton (Gerhard 1998) in Kanada zeigt, dass sich diese durch Branchenstruktur, Waren- und Veranstaltungsangebot und Einrichtungen in unterschiedlicher Weise auf die Freizeitfunktion eingestellt haben. Die Branchenstruktur in den 15 Einkaufszentren hat einen Schwerpunkt im Bereich der erlebnisverbundenen Waren. Allein die Geschäfte der Bekleidungsbranche besit- zen einen Anteil von rund 30% aller Läden. Zweitwichtigstes Angebotssegment sind die Gastronomiebetriebe. Es folgen die Einrichtungen des Dienstleistungsbereichs (Coiffeur, Textilreinigungen, medizinische Einrichtungen, Steuerberatung, Rechtsanwälte, Post, Bankfi- lialen) und des Schmuck- und Zierbedarfs (Juweliere, Geschenkartikel, Blumen). Besonders die grossen, attraktiven Zentren haben einen hohen Anteil an Bekleidungsgeschäften und alle besitzen einen Food-Court. In den grösseren Zentren überwiegt damit der Non-Food- Bereich gegenüber dem Food-Bereich bei weitem. Lebensmittelsupermärkte sind eher cha- rakteristisch für die kleineren und mittelgrossen Zentren, in denen die notwendigen Versor- gungseinkäufe schnell und meistens in relativer Nähe zum Wohngebiet erledigt werden kön- nen. In Deutschland ist das CentrO Oberhausen im Ruhrgebiet ein typischer Vertreter dieser neuen Generation von Einkaufszentren. Ein Vergleich der nordamerikanischen mit den meisten deutschen und auch schweizerischen Einkaufszentren zeigt, dass die Kombination mit Freizeiteinrichtungen in letzteren heute noch wenig verbreitet ist, obwohl sich ein Trend in diese Richtung feststellen lässt. Ein grundle- gender Unterschied zu Kanada und den USA dürfte die geringere Grössendimension der Ein- zelhandelseinrichtungen in Deutschland und der Schweiz sein. Ausserdem zeichnen sich deutsche und schweizerische Einkaufszentren durch eine stärkere Einbindung in bestehende städtische Strukturen aus. Dies gilt sowohl für innerstädtische Standorte als auch für Stadt- randlagen. Zudem besteht meistens eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr. 3.2.2 Entwicklung der Einkaufszentren in der Schweiz Bei der Ausstattung mit Shopping Centern nimmt die Schweiz heute einen mittleren Platz in Europa ein, wie die folgende Grafik zeigt: IRL – Fachbereich Landschafts- und Umweltplanung – ETH Zürich 18
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