Räumliche Muster, Einflussfaktoren und Erklärungsansätze - BBSR
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BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 Räumliche Muster, Einflussfaktoren und Erklärungsansätze Die Funktion als Orte des Handelns von Waren und Dienstleistungen ist auch heute noch zentral für die Bedeutung vieler Städte und Zentren. Digitalisie- Online-Handel rung und Online-Handel verändern diese Bedeutung. Zunehmend erfährt der in Deutschland stationäre Einzelhandel in Städten und Gemeinden Konkurrenz durch den Online-Handel. Einzelne Studien haben die Raumwirksamkeit des Online- Handels in Deutschland untersucht; vor allem hinsichtlich seiner Auswir- kungen auf Innenstädte und Zentrenstrukturen. Bundesweite Studien, die auch den ländlichen Raum einschließen, sind bislang kaum vorhanden. Die hier vorgelegte Untersuchung nimmt bundesweite Muster des Online- Einkaufsverhaltens in den Blick und analysiert räumliche Determinanten sowie soziodemografische Einflussfaktoren. Im Ergebnis zeigt sich ein komplexes Bild: Eindeutige Unterschiede des Online-Konsums zwischen Stadt und Land können nicht festgestellt werden. In Abhängigkeit zum Warensortiment zeigen sich sowohl „Stadt-Land-Gefälle“ als auch „Land-Stadt-Gefälle“. Geringere räumliche Unterschiede gibt es bei Produkten, die häufig und bereits seit vielen Jahren online eingekauft werden (wie z. B. Bücher). Der Konsum von Waren, die derzeit eher selten online erworben werden (wie z. B. Lebensmittel) unterscheiden sich stärker. Prosperierende Regionen weisen einen höheren Online-Konsum auf als schrumpfende Kreise. Die Unterschiede sind dabei stärker als die Stadt- Land-Unterschiede. Autorin Die empirische Datengrundlage lässt eine abschließende Bewertung der räumlichen Ausprägungen des Online-Handels bislang nicht zu. Dr. Andrea Jonas
2 Geförderte im ESF-Bundesprogramm BIWAQ | Zielgruppen Online-Handel in –Deutschland | Vorwort Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, der Online-Handel wirkt sich auf Städte und Gemeinden aus. Das BBSR- Forschungscluster „Smart Cities“ thematisiert die Auswirkungen der Digitali- sierung in vielfältiger Weise und untersucht dabei auch die Veränderungen, die diese für den Einzelhandel mit sich bringen. Da der Handel die Städte und Gemeinden prägt und die Versorgung zur Daseins- BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 vorsorge zählt, widmen sich Raumordnung und Stadtentwicklungsplanung der Steuerung des stationären Einzelhandels. Der Online-Handel ist dagegen noch nicht Bestandteil von Raumordnungsplänen. Die Ministerkonferenz für Raum- ordnung (MKRO) hat sich deshalb Ende 2018 mit den Steuerungsmöglichkeiten des Online-Handels auseinandergesetzt und dabei auf die großen räumlichen Auswirkungen hingewiesen. Um wirksam steuern und gestalten zu können, sind empirische Analysen der gegenwärtigen Prozesse erforderlich. Die vorliegende Untersuchung widmet sich räumlichen Unterschieden im Online-Kaufverhalten für verschiedene Warensortimente. Für die Analyse wertete die Autorin regionaldifferenzierte Daten der Gesellschaft für Konsumforschung aus. Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Bedeutung des Online-Handels für die Raumordnungs- und Stadtent- wicklungsplanung besser abzuschätzen. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Dr. Markus Eltges Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster, Einflussfaktoren und Erklärungsansätze 3 Online-Handel in Deutschland Zehn Prozent der Umsätze er- Die Steuerung des großflächigen flusst insbesondere die Digitalisie- folgen heute online, jedoch zeigen Einzelhandels und die Sicherung rung die Entwicklungen im Handel sich noch deutliche Unterschiede der Nahversorgung sind klassische (HDE 2018: 3). zwischen den Sortimenten. Aufgaben der Raumordnung. Das Raumordnungsgesetz (§ 2 Abs. 2) Zu Beginn des Jahrtausends lag sieht vor, dass die Versorgung mit der Online-Umsatz des deutschen Dienstleistungen und Infrastrukturen Einzelhandels noch bei ca. 1,3 Milli- der Daseinsvorsorge zur Sicherung arden Euro bzw. bei einem Anteil von BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 von Chancengerechtigkeit in den 0,3 Prozent am Gesamthandel. Heute Teilräumen in angemessener Weise beträgt der Umsatz 48,9 Milliarden zu gewährleisten ist. Dies gilt insbe- Euro und besitzt bereits einen Anteil sondere für die Erreichbarkeit von von 9,5 Prozent (Abbildung 1 und 2). Einrichtungen und Angeboten Nach wie vor steigen die Umsätze der Grundversorgung für alle Be- des Online-Handels. Die jährlichen völkerungsgruppen, auch in dünn Zuwachsraten von über 40 Prozent besiedelten Regionen. Es sind zudem der Jahre 2004 und 2005 werden die räumlichen Voraussetzungen für jedoch nicht mehr erreicht. Das die Erhaltung der Innenstädte und Wachstum hat sich in den letzten örtlichen Zentren als zentrale Ver- Jahren abgeschwächt und lag zwi- sorgungsbereiche zu schaffen. schen 2016 und 2017 bei 10,5 Prozent (HDE 2018: 4). Der Einzelhandel in Deutschland unterliegt einem konstanten Wandel: Dass der Online-Kauf für einen Ausgelöst wurden Veränderungen Großteil der Bevölkerung etabliert ist, in der Vergangenheit unter anderem belegen EU-weit vergleichbare Daten durch die Einführung der Selbst- des Statistischen Bundesamtes. bedienung, durch die Eröffnung von 82 Prozent der Internetnutzer erwer- Supermärkten, gefolgt von Discoun- ben Waren und Dienstleistungen tern und später durch Einkaufzentren online (Destatis 2018: 31). Damit liegt oder Shopping Center. Aktuell beein- Deutschland auf den vorderen Rän- Abbildung 1 Entwicklung des Online-Handels in Deutschland Abbildung 2 Online-Anteile am Einzelhandel 50 48,9 10 9,5 40 8 7,1 32 in Mrd. Euro* 30 6 in Prozent* 20 4 3,7 15,6 10 2 1,5 6,4 1,6 0,4 0 0 2001 2005 2009 2013 2017 2001 2005 2009 2013 2017 *Netto-Umsätze ohne Mehrwertsteuer in Mrd. Euro, 2001–2017 *in Prozent, 2001–2017 Quelle: HDE 2018: 4 Quelle: HDE 2018: 6 Einzelhandel im engeren Sinne, d. h. institutionelle Einzel- handelsformen in Deutschland einschl. ihrer Online-Umsätze, ohne Apotheken, Kfz-, Brennstoff- oder Kraftstoffhandel
4 Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster, Einflussfaktoren und Erklärungsansätze gen, hinter Großbritannien (86 %) und gelten als „Nachzügler-Branchen“ Einkäufe haben ihren Ursprung im Schweden (84 %) und deutlich über (HDE 2018: 11). Allerdings sind die Internet, werden aber in stationären dem EU-Durchschnitt (68 %) (Euro- verschiedenen Sortimente insgesamt Geschäften ausgeführt (Heinemann stat 2018). 68 Prozent der Deutschen im Einzelhandel (stationär und online) 2015: 3). Umgekehrt resultieren auch kaufen regelmäßig online ein¹. unterschiedlich verteilt (Abbildung 3). Online-Einkäufe aus dem Besuch Gemessen an der Kaufkraft, d. h. stationärer Einzelhandelsgeschäfte. Dabei gibt es deutliche Unterschiede an der Summe aller Nettoeinkünfte zwischen Produkten, die vermehrt der Bevölkerung³, entfällt knapp die über das Internet und solchen, die Hälfte aller Einkäufe auf Lebensmit- überwiegend im stationären Handel tel- und Drogerieartikel (GfK 2015: 5). erworben werden. Insbesondere Der Anteil online erworbener die Sortimentsgruppen Technik und Lebensmittel ist zwar mit einem Pro- BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 Medien (inklusive Bücher), Fashion zent sehr gering, wächst aber über- (1) Die Befragten haben angegeben innerhalb der letzten drei Monate Waren oder Dienst- und Lifestyle sowie Sport und Freizeit durchschnittlich stark (das jährliche leistungen über das Internet erworben zu haben. zählen heute zu den etablierten Wachstum lag zwischen 2016 und (2) Im Folgenden werden die Begriffe „Sorti- Online-Branchen² (GfK 2015, HDE 2017 bei 17,5 Prozent4) (HDE 2018: 7). ment“ und „Branche“ synonym verwendet. 2018). Hingegen werden sogenannte (3) Die Kaufkraft wird am Wohnort gemessen und berücksichtigt neben Einkommen aus „Fast Moving Consumer Goods“ Zu berücksichtigten ist, dass auch selbstständiger und nichtselbstständiger (FMCG), d. h. Lebensmittel und stationäre Umsätze vielfach Online- Arbeit auch Kapitalerträge sowie staatliche Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Drogerieartikel, derzeit überwiegend Umsätze darstellen: sogenannte Kindergeld und Renten (GfK 2018a). stationär gekauft (Abbildung 4) und Multi-Channel-Umsätze. Diese (4) Inklusive Getränke, ohne Tabakwaren. Abbildung 3 Sortimentsbezogene Kaufkraft 2014 Abbildung 4 Anteil des Online-Handels in den Sortimentsgruppen 2014 25 4,1 % Umsätze am Gesamteinzelhandesumsatz in Prozent 9,5 % 20,9 20,2 20 18,9 10,7 % 48,5 % 15 11,3 % 10 7,9 7,8 15,9 % 5 1,2 Lebensmittel & Drogerie Technik & Medien Fashion & Lifestyle Garten & Heimwerken 0 Lebensmittel & Technik & Fashion & Garten & Einrichten & Sport & Einrichten & Wohnen Sport & Feizeit Drogerie Medien Lifestyle Heimwerken Wohnen Feizeit Quelle: GfK 2015: 5 Quelle: GfK 2015: 6
Online-Handel in Deutschland | Datengrundlage und Methodik 5 Datengrundlage und Methodik Mit Hilfe des Datensatzes „Regi- Die nachfolgende Analyse basiert auf Sortimentsstruktur: etablierte onale Onlinepotenziale“ der GfK Daten der „Regionalen Onlinepoten- und „Nachzügler“-Branchen können räumliche Muster unter- ziale5“ der GfK GeoMarketing (GfK (vgl. HDE 2018: 11) sucht werden. Kombiniert mit Daten 2016, GfK 2018a, GfK 2018b). Diese Zentrenrelevanz der Sortimente: der Laufenden Raumbeobachtung 2016 erhobenen Daten beschrei- zentren- und nicht-zentren- und des Erreichbarkeitsmodells des ben für 17 Sortimentsgruppen die relevante Sortimente BBSR werden Einflussfaktoren und Intensität getätigter Online-Einkäufe. Erklärungsansätze analysiert. Basis für diese Daten ist das GfK Exemplarisch werden folgende BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 Consumer Panel. Für diese Erhebung, Sortimentsgruppen betrachtet: die von der GfK als repräsentativ 1. Lebensmittel (Food) eingeschätzt wird, erfassen 30.000 2. Bekleidung Haushalte ein Jahr lang kontinuier- 3. Unterhaltungselektronik, lich alle Online- und Offline-Einkäufe elektronische Medien im Fast Moving Consumer Goods 4. Baumarktsortiment (FMCG)-Bereich. Zusätzlich geben 20.000 Haushalte im GfK Haushalts- Zusätzlich werden ausgewählte panel Auskunft über ihr Einkaufs- Sortimentsgruppen ergänzend in die verhalten im Non-Food-Bereich weiteren Analysen hinzugezogen. (GfK 2018b). Die bundesweiten An- gaben zum Online-Einkaufsverhalten Die verwendeten Daten bieten eine aus den GfK Verbraucherpanels deutschlandweite, branchenspezi- werden in einem Indexwert darge- fische und regional differenzierte stellt, der sich am bundesweiten Analysemöglichkeit des Online- Durchschnitt orientiert. Dem Bundes- Handels. Allerdings sind nur Aus- durchschnitt wird ein Index von 100 sagen über das Einkaufsverhalten im zugewiesen, sodass Werte unter 100 Vergleich zum Bundesdurchschnitt einen unterdurchschnittlichen Online- möglich. Abgebildet wird zudem Konsum darstellen, während Werte nur ein Teil des Online-Handels, da über 100 einen überdurchschnitt- lediglich der Warenverkehr zwischen lichen Konsum repräsentieren. Zur Unternehmen und Kunden (Business Abbildung regionaler Unterschiede to Consumer) berücksichtigt wird, des Einkaufsverhaltens werden durch nicht aber die Beziehungen von Un- die GfK Daten des Verbraucherpanels ternehmen untereinander (Business mit Wohnumfeld-Merkmalen der to Business) und Konsumenten un- mikrogeografischen Datenbank GfK tereinander (Consumer to Consumer). Point Plus (u. a. Wohngebäudetyp, Dienstleistungen bleiben ebenso Regiotyp (z. B. Ballungsraum) oder unberücksichtigt wie Waren, die nur Tabelle 1 Haushaltsgröße, Alter und Einkom- digital zur Verfügung stehen, wie zum Übersicht über die 17 Sortimentsgruppen men) verschnitten. Beispiel E-Books, Downloads von Food Telekommunikation Computer-Software oder Musik. Gesundheit, Pflege Foto, Optik Nachfolgend werden vier der 17 Sor- Bekleidung Uhren, Schmuck timentsgruppen vertieft untersucht. Schuhe, Bücher, Diese können stellvertretend für an- Lederwaren Schreibwaren dere Sortimente stehen und ermög- Einrichtungsbedarf Spielwaren, Hobbys lichen einen fokussierten Blick auf Hausrat Sportbedarf, Camping die räumlichen Muster des Online- Elektro- Handels in Deutschland (vgl. GfK Baumarktsortimente haushaltsgeräte 2016, GfK 2018a, GfK 2018b, MKRO (5) Der Begriff „Onlinepotenziale“ wird in der Unterhaltungs- folgenden Auswertung durch „Online- elektronik, Baby-, Kinderartikel 2018). Folgende Kriterien liegen der Konsum“ ersetzt, da die Berechnung auf der Grundlage der kontinuierlichen Erhebung elektronische Medien Auswahl dabei zugrunde: und Analyse des Online-Einkaufsverhalten Informations- Raumstruktur: Sortimentsgrup- privater Haushalte der GfK Verbraucher- technologie panels beruht. pen mit hoher bzw. geringer (6) Gemessen an der Korrelation mit siedlungs- Quelle: GfK 2016 räumlicher Ausprägung6 strukturellen Kreistypen.
6 Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland Soziodemografische Einfluss- Räumliche Muster des Online- Analyse des Online- faktoren wirken stärker auf das Handels werden bislang häufig mit Einkaufverhaltens auf Online-Einkaufsverhalten als einem Fokus auf die Auswirkungen Ebene der Bundesländer räumliche Determinanten. auf Innenstädte diskutiert (BBSR 2017a, Million u. Preising 2017, In den Stadtstaaten und in Ländern Stepper 2016, Wiegandt et al. 2018) mit überdurchschnittlich hoher Kauf- und selten flächendeckend für die kraft (Bayern und Baden-Württem- Bundesrepublik. Im Folgenden wer- berg) ist der Anteil der Online- BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 den in einem ersten Schritt räumliche Einkäufer am höchsten. Einwohner Unterschiede auf Ebene der Bundes- innen und Einwohner der ostdeut- länder und in einem zweiten Schritt schen Bundesländer sowie Hessens auf Ebene der Kreise untersucht. kaufen hingegen seltener online ein als der Durchschnitt (Abbildung 5). Im Bekleidungssegment, das mit einem Online-Anteil von 17 Prozent (GfK 2018a) am Gesamtumsatz zu den etablierten Branchen zählt, ist der Online-Bezug insbesondere in den kaufkraftstarken Bundeslän- dern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Hamburg überdurch- schnittlich hoch (Abbildung 6). Das Abbildung 5 Online-Einkaufende nach Bundesländern Sortiment Unterhaltungselektronik/ elektronische Medien zählt mit Berlin 73 37 Prozent (GfK 2018a) ebenfalls zu den Warengruppen mit einem hohen Hamburg 71 Online-Anteil, zeigt aber ein anderes Bayern 69 räumliches Muster (Abbildung 7). Demnach wird überdurchschnitt- Baden-Württemberg 67 lich viel Unterhaltungselektronik Bremen 65 in Schleswig-Holstein, Hamburg, Deutschland 65 Niedersachsen, Bremen, in einigen ostdeutschen Bundesländern sowie Niedersachsen 65 in Berlin und Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen 65 online gekauft (GfK 2018b). Saarland 65 Auffallend ist, dass die beiden Rheinland-Pfalz 63 „Nachzügler“-Branchen Lebensmittel Schleswig-Holstein 61 und Baumarkt auf Ebene der Bundes- länder ein völlig unterschiedliches Brandenburg 60 Muster zeigen: Während der Online- Sachsen-Anhalt 60 Kauf von Lebensmitteln (Abbildung 8) Sachsen 58 in den Stadtstaaten sowie in Hessen, Schleswig-Holstein, Bayern und Thüringen 58 Baden-Württemberg überdurch- Hessen 57 schnittlich hoch ist, liegen die Werte Mecklenburg-Vorpommern 55 in den ostdeutschen Bundesländern deutlich unter dem Bundesdurch- 0 10 20 30 40 50 60 70 80 schnitt. Die Abweichungen zum Anteil der Online-Einkaufende an der Gesamtbevölkerung in Prozent, 2018 Durchschnittswert 100 sind in diesem Quelle: eigene Darstellung nach HDE 2018: 25 Bereich mit bis zu 23 Indexpunkten
Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland 7 besonders ausgeprägt. Zu beachten Bundesländer und Niedersachsen die lichen Muster über alle Sortiments- ist, dass derzeit nur ca. ein Prozent vorderen Ränge (GfK 2018b). Die Bei- gruppen zwischen Stadtstaaten und der Lebensmittel online erworben spiele zeigen, dass allgemeingültige Flächenländern, zwischen Bundes- werden (GfK 2018a). Im Baumarkt- Aussagen zu räumlichen Mustern ländern mit einer über- bzw. unter- segment, das einen Online-Anteil von des Online-Handels aufgrund der hier durchschnittlichen Kaufkraft oder 14 Prozent am Gesamtumsatz besitzt, zugrundliegenden Datenquelle nicht zwischen überwiegend ländlich oder belegen hingegen die ostdeutschen möglich sind. Es gibt keine einheit- städtisch geprägten Ländern. BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 Abbildung 6 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Bekleidung Abbildung 7 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Unterhaltungselektronik/elektronische Medien 70 80 90 100 110 120 130 70 80 90 100 110 120 130 Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Hamburg Hamburg Niedersachsen Niedersachsen Bremen Bremen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Hessen Hessen Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Baden-Württemberg Bayern Bayern Saarland Saarland Berlin Berlin Brandenburg Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Thüringen Thüringen Abbildung 8 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Food Abbildung 9 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Baumarkt 70 80 90 100 110 120 130 70 80 90 100 110 120 130 Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Hamburg Hamburg Niedersachsen Niedersachsen Bremen Bremen Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Hessen Hessen Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Baden-Württemberg Bayern Bayern Saarland Saarland Berlin Berlin Brandenburg Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Thüringen Thüringen Anmerkung: Der Online-Konsum für die jeweilige Sortimentsgruppe als Index je Einwohner bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner. Datenbasis: GfK Regionale Onlinepotenziale 2016
8 Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland Analyse des Online- Diese Einteilung beruht auf folgenden gruppen unterdurchschnittlich. Dies Einkaufverhaltens auf Merkmalen8: gilt in etwas geringerem Maße auch Ebene der Kreise und für die ländlichen Kreise mit Verdich- kreisfreien Städte Bevölkerungsanteil in Groß- und tungsansätzen, deren Online-Konsum Mittelstädten ebenfalls in 12 der 17 Sortimente un- Für die Konzentration des stationären Einwohnerdichte der Kreisregion ter dem Bundesdurchschnitt liegen. Handels spielen sowohl Größe und Einwohnerdichte der Kreisregion Ausgenommen sind hier ebenfalls Funktion von Städten als auch die ohne Berücksichtigung der Groß- die Sortimentsgruppen Baumarkt und Lage im Raum eine wichtige Rolle. und Mittelstädte Elektrohaushaltsgeräte sowie die Auch für den Online-Handel wird Bereiche Kinder- und Babyartikel, der Stadtgröße bzw. der zentralört- Der Online-Konsum in verschiedenen Spielwaren/Hobbys und Einrichtungs- lichen Funktion eine beeinflussende Sortimentsgruppen zeigt in den vier bedarf. BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 Wirkung zugeschrieben (BBSR 2017a: siedlungsstrukturellen Kreistypen 59). Daher wird im Folgenden unter- ein unterschiedliches Bild (vgl. sucht, welchen Einfluss Merkmale Abbildung 11): In dünn besiedelten (7) https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raum- der Siedlungsstruktur auf den Online- ländlichen Kreisen ist der Online- beobachtung/Raumabgrenzungen/Kreis- Handel in Deutschland haben und Bezug – mit Ausnahme der Sorti- typen4/kreistypen.html (8) Die räumliche Ebene zur Bildung der Kreis wie sie räumliche Muster erklären mente Baumarkt und Elektrohaus- typen sind nicht die 402 Stadt- und Land- können. haltsgeräte – in allen Sortiments- kreise selbst, sondern die 363 Kreisregionen. Einfluss der Siedlungs- struktur auf das Online- Abbildung 10 Siedlungsstrukturelle Kreistypen Einkaufsverhalten DK Mit Hilfe der siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR7 können vier Typen unterschieden werden: Kiel I. Kreisfreie Großstädte: Kreisfreie Hamburg Schwerin Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern Bremen II. Städtische Kreise: Kreise mit PL einem Bevölkerungsanteil in Berlin Hannover Groß- und Mittelstädten von NL Potsdam mindestens 50 Prozent und einer Magdeburg Einwohnerdichte von mindestens 150 Einwohner/km²; sowie Kreise mit einer Einwohnerdichte ohne Düsseldorf Dresden Groß- und Mittelstädte von min- Erfurt destens 150 Einwohner/km² III. Ländliche Kreise mit Verdich- BE tungsansätzen: Kreise mit einem Wiesbaden CZ Bevölkerungsanteil in Groß- Mainz LU und Mittelstädten von mindes- tens 50 Prozent, aber einer Ein- Saarbrücken wohnerdichte unter 150 Einwoh- ner/km², sowie Kreise mit einem FR Stuttgart Bevölkerungsanteil in Groß- und Mittelstädten unter 50 Prozent München mit einer Einwohnerdichte ohne AT Groß- und Mittelstädte von min- destens 100 Einwohner/km² CH IV. Dünn besiedelte ländliche Kreise: 100 km © BBSR Bonn 2019 Kreise mit einem Bevölkerungs- Siedlungsstrukturelle Kreistypen 2015 anteil in Groß- und Mittelstädten Kreisfreie Großstädte unter 50 Prozent und Einwohner- Städtische Kreise Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR dichte ohne Groß- und Mittel- Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen Geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), 31.12.2015 © GeoBasis-DE/BKG städte unter 100 Einwohner/km² Dünn besiedelte ländliche Kreise Bearbeitung: A. Milbert
Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland 9 Die städtischen Kreise hingegen Abbildung 11 Online- Konsum in ausgewählten Sortimentsgruppen nach siedlungsstrukturellem Kreistypen weisen in den meisten Sortiments- gruppen einen durchschnittlichen oder leicht überdurchschnittlichen 91 106 Kreisfreie Großstädte Wert auf. In den Sortimenten Unter- 100 108 haltungselektronik/elektronische 100 Medien, Elektrohaushaltsgeräte Städtische Kreise 99 103 sowie Gesundheit/Pflege liegt der 102 Online-Einkauf in den städtischen 107 Ländliche Kreise 96 Kreisen nur leicht unter dem Bun- mit Verdichtungsansätzen 98 92 desdurchschnitt. In den kreisfreien 109 Großstädten ist der Online-Bezug in Dünn besiedelte 94 ländliche Kreise BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 95 neun der 17 Sortimentsgruppen höher 89 als im Bundesdurchschnitt. Unter- 85 90 95 100 105 110 115 durchschnittlich sind die Online- Baumarkt Unterhaltungselektronik, elektronische Medien Bekleidung Food Einkäufe in den Branchen Einrich- Anmerkung: Einwohnergewichtete Mittelwerte, der Online-Konsum für die jeweilige Sortimentsgruppe tungsbedarf, Spielwaren/ Hobbys, als Index je Einwohner bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner Sportbedarf/Camping, Baby- und Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, GfK Regionale Onlinepotenziale 2016 Kinderartikel sowie Baumarkt. Ein „Stadt-Land-Gefälle“ lässt sich für acht Sortimentsgruppen feststellen: Tabelle 2 Online-Konsum in ausgewählten Sortimentsgruppen nach siedlungsstrukturellem Kreistyp Food, Gesundheit/Pflege, Unterhal- tungselektronik/elektronische Medien, Unterhaltungs- Informationstechnologie, Telekommu- elektronik, elek- Baumarkt- Food Bekleidung tronische Medien sortimente nikation, Foto/Optik, Uhren/Schmuck Kreisfreie Minimum 79 80 91 73 und Bücher/Schreibwaren. Die ge- Großstädte Maximum 155 123 117 106 genteilige Ausprägung – ein „Land- Stadt-Gefälle“ weist lediglich das Minimum 73 85 84 87 Städtische Kreise Baumarktsortiment auf. In den übrigen Maximum 132 120 117 117 Branchen lässt sich keine eindeutige Ländliche Kreise Minimum 78 82 79 87 mit Verdichtungs- Ausrichtung erkennen. ansätzen Maximum 115 112 111 123 Dünn besiedelte Minimum 71 84 74 85 Die vier Kreistypen stellen jedoch ländliche Kreise Maximum 112 110 106 124 keine homogene Gruppe dar, wie Minimum 71 80 74 73 Tabelle 2 anhand des höchsten und Deutschland Maximum 155 123 117 124 des geringsten Online-Konsums für Anmerkung: Höchster (Maximum) und niedrigster (Minimum) Indexwert des Online-Konsums. Der Online-Konsum für die vier ausgewählte Sortimentsgruppen jeweilige Sortimentsgruppe als Index je Einwohner bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner. zeigt. Die kreisfreien Großstädte Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, GfK Regionale Onlinepotenziale 2016 weisen in neun der 17 Sortimente die am stärksten überdurchschnittlichen Werte auf und in sieben Sortimenten auch den geringsten Online-Konsum. In den dünn besiedelten ländlichen festgestellt werden. Somit können bevölkerung in Verbindung mit einem Kreisen sind die Online-Einkäufe in die Erkenntnisse anderer Studien höheren Anteil jüngerer Menschen, sechs der 17 Sortimente im bundes- (vgl. BBSR 2017a: 21) zu räumlichen insbesondere Studierender“ (BBSR weiten Vergleich besonders gering. Muster des Online-Handels, die 2017a: 21) gesehen. Der HDE stellt Auffällig ist zum Beispiel, dass Groß- eine stärkere Nutzung des Online- ebenfalls eine größere Online-Affini- städte im Bekleidungssortiment und Handels bei Städtern beschreiben, tät der Konsumenten in Großstädten in der Branche Gesundheit/Pflege nur für einige Sortimentsgruppen fest9 (HDE 2018: 26). sowohl die niedrigsten als auch die unterstützt bzw. auf städtische Kreise höchsten Werte aufweisen. erweitert werden. Gründe für die höhere Online-Einkaufshäufigkeit Für kreisfreie Großstädte und städ- in Städten werden in einer bes- (9) In Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern tische Kreise kann nur für einen Teil seren Internetversorgung sowie kaufen 66 % der Menschen ihre Waren online ein. In Kleinstädten mit weniger als der Sortimentsgruppen ein über- „einer angenommenen höheren 20.000 Einwohnern beträgt der Anteil 61 % durchschnittlicher Online-Konsum Innovationsfreudigkeit der Stadt- (HDE 2018, S. 26).
10 Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland Andere Untersuchungen kommen in ländlichen Regionen als in Städten Einfluss der räumlich- zu dem Schluss, dass es kaum (BMVI 2018: 20–21). strukturellen Lage von Differenzen zwischen der Einwoh- Städten und Gemeinden auf nerzahl einer Stadt und dem Online- Dies zeigt, dass eine abschließende das Online-Einkaufsverhalten Einkaufsverhalten gibt (vgl. IFH und einheitliche Bewertung der räum- Mitentscheidend für die Auswir- 2015). Hinsichtlich der Häufigkeit des lichen Muster des Online-Handels kungen des Online-Handels auf Online-Einkaufs konnten wenige Un- derzeit nur sehr bedingt möglich ist den stationären Handel in Innen- terschiede zwischen Bewohnerinnen und weiterer Untersuchungen bedarf. städten ist für Stepper (2016) auch und Bewohnern von Kleinstädten und Zu berücksichtigen ist dabei, dass die die räumlich-strukturelle Lage von Großstädten ermittelt werden10 (IFH 17 Sortimentsgruppen Unterschiede Städten. Für Innenstadtlagen von be- 2015). Ähnliche Ergebnisse zeigt auch in ihrer räumlichen Ausprägung günstigten Städten, d. h. Städten mit die Studie „Mobilität in Deutschland aufweisen: 13 Sortimente besitzen Bevölkerungszuwachs und mit meist BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 2017“: Der Anteil „etablierter“ Online- eine signifikante, aber meist schwach oberzentralen Versorgungsfunkti- Einkäufer, d. h. Personen, die täglich ausgeprägte Korrelation mit den onen, sind ihrer Meinung nach, die oder wöchentlich Online-Einkäufe siedlungsstrukturellen Kreistypen. tätigen, liegt sowohl in nicht- Den stärksten räumlichen Zusam- städtischen Regionen als auch in menhang weist das Baumarktsor- (10) Sowohl in Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern als auch in Städten mit großen Städten bei etwa zehn timent auf, gefolgt von den Sorti- mehr als 500.000 Einwohnern gaben je ein Prozent sowie bei einem Drittel, die menten Unterhaltungselektronik/ Viertel der Befragten an, mindestens einmal wöchentlich bzw. einmal in zwei Wochen monatlich online einkaufen. Be- elektronische Medien, Informations- einen Online-Einkauf zu tätigen. Auch der Anteil der Befragten, die einmal im Jahr und fragte, die fast nie Einkäufe über das technologie, Foto/Optik und dem seltener online einkaufen, unterscheidet sich Internet tätigen, leben etwas häufiger Foodbereich. nur geringfügig. Abbildung 12 Wachsende und schrumpfende Kreisregionen DK Wachsen und Schrumpfen von Kreisen 2010–2015 überdurchschnittlich wachsend Kiel Rostock wachsend keine eindeutige Entwicklungsrichtung Hamburg Schwerin schrumpfend überdurchschnittlich schrumpfend Bremen PL Berlin Betrachtete sechs Entwicklungsindikatoren* – Hannover demographische Entwicklungsindikatoren NL Potsdam (doppelte Gewichtung): Magdeburg Bevölkerungsentwicklung 2010–2015 Bielefeld durchschnittliches jährliches Wanderungssaldo der Cottbus Jahre 2011–2015 Essen Dortmund Halle/S. Entwicklung der Erwerbsfähigen 2010–2015 Düsseldorf wirtschaftsorientierte Entwicklungsindikatoren Kassel Leipzig Erfurt (einfache Gewichtung): Köln Chemnitz Dresden Beschäftigtenentwicklung 2010–2015 Bonn Entwicklung der Arbeitslosenquote 2009/10 – 2014/15 BE (in Abhängigkeit vom Niveau der Arbeitslosigkeit) durchschnittliche jährliche Entwicklung des Frankfurt/M. CZ Gewerbesteuergrundaufkommens 2009/10 – 2014/15 Wiesbaden * jeweils geometrisches Mittel der jährlichen Mainz Entwicklungsraten LU Mannheim Nürnberg Klassifizierung nach Gesamtpunktzahl für Lage der Saarbrücken Entwicklungsindikatoren im untersten (0 Punkte) bis obersten (4 Punkte) Quintil* - wachsend: 19 bis 24 Punkte FR Stuttgart - tendenziell wachsend: 14 bis 18 Punkte - keine eindeutige Entwicklungsrichtung: 11 bis 13 Punkte Ulm - tendenziell schrumpfend: 6 bis 10 Punkte - schrumpfend: 0 bis 5 Punkte München AT Freiburg i.Br. CH Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR Geometrische Grundlage: Kreise/Kreisregionen (generalisiert), 31.12.2015 © GeoBasis-DE/BKG 100 km © BBSR Bonn 2019 Bearbeitung: A. Milbert
Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland 11 Abbildung 13 Online-Konsum in ausgewählten Sortimentsgruppen zu einem überdurchschnittlichen in wachsenden und schrumpfenden Kreisregionen Online-Einkauf in von Schrumpfung betroffenen Gebieten führt. Zu be- überdurchschnittlich 99 104 rücksichtigen ist darüber hinaus die wachsend 106 111 geringere Kaufkraft in schrumpfenden Kreisregionen. 98 wachsend 100 100 100 Ausgewählte Sortimente 100 im Blick keine eindeutige 97 Entwicklungsrichtung 97 Für die etablierten Sortimentsgrup- 95 pen Bekleidung und Unterhaltungs- 96 105 elektronik/elektronische Medien schrumpfend BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 86 93 sind sowohl vergleichbare als auch voneinander abweichende Muster er- 115 überdurchschnittlich 94 kennbar: Ähnlich ist die, im Vergleich schrumpfend 90 77 zu anderen Sortimenten, geringe 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 125 räumliche Differenzierung (GfK 2016). Baumarkt Unterhaltungselektronik, elektronische Medien Bekleidung Food Nur wenige Kreise weisen stark über- oder unterdurchschnittliche11 Abwei- Anmerkung: Einwohnergewichtete Mittelwerte, der Online-Konsum für die jeweilige Sortimentsgruppe als Index je Einwohner bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner chungen zum Bundesdurchschnitt Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, GfK Regionale Onlinepotenziale 2016 auf. Ein überdurchschnittlicher Online-Konsum im Bekleidungs- sortiment entfällt insbesondere auf die Stadt München und die angren- zenden Landkreise, das Umland von Auswirkungen des Online-Handels Kreisregionen (Abbildung 13) – bis Frankfurt am Main sowie auf die aufgrund der hohen Anziehungskraft auf die Sortimentsgruppen Baumarkt, Stadt Stuttgart und die angrenzenden vergleichsweise gering. Dies gilt Elektrohaushaltsgeräte und Einrich- Landkreise (Abbildung 14). Besonders auch für Mittelstädte in ländlichen tungsbedarf. Es fällt auf, dass die unterdurchschnittlich ist der Online- Räumen, die aufgrund ihrer Zentrali- wachsenden Kreisregionen in nur Konsum in den vom Strukturwandel tät und ihrer Funktion für das Umland zwei Sortimentsgruppen (Schuhe/ geprägten kreisfreien Städten Bre- begünstigt sind. Innenstädte räum- Lederwaren, Foto/Optik) einen merhaven, Pirmasens, Gelsenkirchen lich-strukturell benachteiligter Städte höheren Online-Konsum aufweisen sowie Herne. Die geringeren Online- gelten als „Verlierer“ des Online- und in allen anderen Sortimentsgrup- Einkäufe in diesen Städten lassen auf Handels. Diese Städte sind geprägt pen durchschnittlich bzw. unter- einen Zusammenhang mit der Kauf- durch Bevölkerungsverlust, große durchschnittlich stark abschneiden. kraft in diesen Räumen schließen, Konkurrenz zu anderen Städten, hohe Schrumpfende und überdurchschnitt- da es sich weitgehend um Städte mit Sozialabgaben bei gleichzeitig nied- lich schrumpfende Kreisregionen einer unter- bzw. durchschnittlichen rigen Einnahmen und abnehmender sowie Regionen, die nicht eindeutig Kaufkraft handelt (vgl. S. 16). Standortattraktivität (ebd.). Inwiefern als wachsend oder schrumpfend die Prosperität der Regionen auch eingestuft werden können, besitzen Für das Bekleidungssegment gilt umgekehrt auf den Online-Konsum fast ausschließlich einen niedrigeren somit nicht pauschal, dass der wirkt, wird im Folgenden anhand Online-Konsum. Ausnahme ist hier Online-Handel in Räumen besonders von wachsenden und schrumpfen das Baumarktsortiment sowie die stark ausgeprägt ist, in denen der den Kreisregionen untersucht. Bereiche Elektrohaushaltsgeräte und stationäre Handel gering vertreten Berücksichtigt werden dabei neben Einrichtungsbedarf in überdurch- ist, d. h. vor allem im ländlichen demografischen auch wirtschafts schnittlich schrumpfenden Kreis- Raum (vgl. GfK 2018b). Obwohl das orientierte Entwicklungsindikatoren regionen. stationäre Angebot in Städten und (vgl. Abbildung 12). städtischen Kreisen grundsätzlich Während in wachsenden Gebieten größer ist, ist hier auch der Online- Die Auswertung zeigt, dass der weiterhin ein Netto-Verkaufsflächen- Konsum überdurchschnittlich bzw. Einfluss der Prosperität auf den zuwachs verzeichnet wird, ist dies durchschnittlich hoch. Das IFH Online-Konsum höher ist, als die in schrumpfenden Gebieten meist Siedlungsstrukturmerkmale. Über- nur in zentralen Lagen feststellbar durchschnittliche Werte konzen- (BBSR 2017a: 24). Anhand der hier trieren sich fast ausschließlich auf vorliegenden Daten kann jedoch (11) Stark überdurchschnittlich: Indexwert ≥ 115 überdurchschnittlich wachsende nicht festgestellt werden, dass dies Stark unterdurchschnittlich: Indexwert ≤ 85
12 Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland Abbildung 14 Online-Konsum – Sortimentsgruppe Bekleidung Abbildung 15 Online-Konsum – Sortimentsgruppe Unterhaltungselektronik, elektronische Medien DK DK Kiel Kiel Hamburg Schwerin Hamburg Schwerin Bremen Bremen PL PL Berlin Berlin Hannover Hannover NL Potsdam NL Potsdam BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 Magdeburg Magdeburg Düsseldorf Düsseldorf Dresden Dresden Erfurt Erfurt BE BE Wiesbaden CZ Wiesbaden CZ Mainz Mainz LU LU Saarbrücken Saarbrücken FR Stuttgart FR Stuttgart München München AT AT CH CH 100 km © BBSR Bonn 2019 100 km © BBSR Bonn 2019 Index des Online-Konsums bis unter 85 95 bis unter 105 115 und mehr 85 bis unter 95 105 bis unter 115 Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, GfK Regionale Onlinepotenziale 2016 Geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), Anmerkung: Der Online-Konsum für die jeweilige Sortimentsgruppe als Index je Einwohner 31.12.2015 © GeoBasis-DE/BKG bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner Bearbeitung: T. Pütz befragte im Jahr 2014 Kundinnen und genutzt. Die niedrigsten Werte finden zahlen im Einzelhandel mit Unterhal- Kunden in Städten unterschiedlicher sich alle in Bayern, insbesondere in tungselektronik (BBSR 2018: 101), die Größenklassen und ermittelte, dass ländlichen Kreisen. Wie im Beklei- zu einem höheren Online-Bezug von vor allem in Klein- und Mittelstädten dungssegment ist das Online- Waren möglicher Weise beitragen Bekleidungs- und Fashionangebote Einkaufsverhalten auch im Bereich bzw. die ein Resultat des hohen als fehlend bezeichnet werden. Auch Unterhaltungselektronik/elektro- Online-Erwerbs sein können. in Großstädten mit mehr als 500.000 nische Medien in vergleichsweise Einwohnern geben dies 12 Prozent wenigen Kreisen und kreisfreien Die Online-Nachzügler Food und der Befragten an, in Kleinstädten Städten stark über- bzw. unterdurch- Baumärkte weisen ein anderes räum- unter 25.000 Einwohnern sind es schnittlich ausgeprägt und die räum- liches Muster auf als die etablierten 42 Prozent (IFH 2015: 45). lichen Abweichungen zwischen den Branchen. Kreisregionen somit relativ gering Für das Sortiment Unterhaltungs- (GfK 2016). Mit knapp einem Prozent am elektronik/elektronische Medien Gesamtumsatz nimmt insbesonde- zeigt sich ein anderes räumliches Stationäre Angebote der Waren- re der Online-Lebensmittelhandel Muster (Abbildung 15). Besonders gruppe Multimedia, Elektronik und bislang eine untergeordnete Rolle intensiv wird der Online-Erwerb von Foto12 werden ebenfalls, vorwiegend ein, die sich unter anderem durch Waren in den Städten Düsseldorf, in Klein- und Mittelstädten, als feh- die gute Erreichbarkeit der Nahver- Potsdam, Hamburg, München und lend beschrieben (IFH 2015: 45). Hinzu sorgung in Deutschland begründen ihren angrenzenden Landkreisen treten stagnierende Verkaufsflächen- lässt (BBSR 2018: 52). Bundesweit
Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland 13 erreichen 72 Prozent der Bevölkerung Städte München, Nürnberg, Stutt- bereit ist, neue Konzepte zu testen fußläufig, d. h. in 1.000 m Luftlinien- gart, Frankfurt am Main, Düsseldorf (GfK 2018b). Als weitere Erklärung distanz, Lebensmittelmärkte. In und Hamburg und ihr Umland zeigen kann das geringere Zeitbudget Großstädten liegt der Anteil bei 92 einen höheren Konsum. Deutlich un- städtischer Bevölkerungsgruppen he- Prozent, in Landgemeinden hinge- terdurchschnittlich sind die Werte in rangezogen werden (GfK 2018b) oder gen nur bei 37 Prozent (BBSR 2017b: vielen Kreisen Ostdeutschlands. Die die bislang meist höheren Kosten für 44). Andererseits unterliegt auch Sortimentsgruppe Food weist zudem einen Online-Einkauf von Lebens- die Nahversorgung einem Wandel, einen vergleichsweise hohen Anteil mitteln im Vergleich zu Supermärk- sodass selbst in Städten die Wege von stark über- bzw. unterdurch- ten oder Discountern (GfK 2018b). für die Versorgung mit Gütern des schnittlichen Werten und somit eine Der abgebildete Online-Konsum von täglichen Bedarfes länger werden hohe räumliche Differenz auf (GfK Lebensmitteln umfasst dabei auch (BBSR 2017a: 7). Mehr als ein Viertel 2016). Ursachen für den überdurch- hochwertige Produkte wie Wein, BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 der Deutschen, die Waren und schnittlichen Erwerb in Großstädten Sekt und Spirituosen und kann damit Dienstleistungen online beziehen, hat und ihrem Umland können an der Ver- zur Erklärung des überdurchschnitt- auch schon Lebensmittel oder Güter fügbarkeit von Online-Bestellmöglich- lichen Konsums in Gebieten mit des täglichen Bedarfs online gekauft keiten liegen (so bietet z. B. Amazon- einer starken Kaufkraft beitragen (Destatis 2018: 34). Der Online-Kauf Fresh sein Angebot bislang nur im (GfK 2018b). im Lebensmittelbereich konzen- Raum München, Berlin, Potsdam triert sich derzeit überwiegend auf und Hamburg an) oder in der Städte und ihr Umland (Abbildung 16). höheren Innovationsfreudigkeit der (12) Die Sortimentszuordnung unterscheidet sich Insbesondere die kaufkraftstarken städtischen Bevölkerung, die eher von der Abgrenzung der GfK. Abbildung 16 Online-Konsum – Sortimentsgruppe Food Abbildung 17 Online-Konsum – Sortimentsgruppe Baumarkt DK DK Kiel Kiel Hamburg Schwerin Hamburg Schwerin Bremen Bremen PL PL Berlin Berlin Hannover Hannover NL Potsdam NL Potsdam Magdeburg Magdeburg Düsseldorf Düsseldorf Dresden Dresden Erfurt Erfurt BE BE Wiesbaden CZ Wiesbaden CZ Mainz Mainz LU LU Saarbrücken Saarbrücken FR Stuttgart FR Stuttgart München München AT AT CH CH 100 km © BBSR Bonn 2019 100 km © BBSR Bonn 2019 Index des Online-Konsums bis unter 85 95 bis unter 105 115 und mehr 85 bis unter 95 105 bis unter 115 Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, GfK Regionale Onlinepotenziale 2016 Geometrische Grundlage: Kreise (generalisiert), Anmerkung: Der Online-Konsum für die jeweilige Sortimentsgruppe als Index je Einwohner 31.12.2015 © GeoBasis-DE/BKG bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner Bearbeitung: T. Pütz
14 Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland Der Online-Einkauf im Baumarkt- (BBSR 2017a: 26) tragen ggf. zusätz- wie z. B. Büchern, Schuhen oder sortiment ist ebenfalls regional sehr lich zu einer höheren Online-Affinität Spielwaren, vermehrt online einge- unterschiedlich und in ländlichen in diesem Sortiment bei. kauft. Dies deutet darauf hin, dass bei Kreisen stärker ausgeprägt als in einer gewissen Affinität zum Online- Verdichtungsräumen oder kreisfreien Die beispielhafte kleinteilige Be- Einkauf häufig unterschiedliche Städten (Abbildung 17). Auffällig trachtung der vier Sortimentsgruppen Warengruppen erworben werden. ist der hohe Ost-West-Unterschied zeigt, dass die räumlichen Strukturen Verallgemeinerbare Aussagen zu (GfK 2016). Den höchsten Online- des Online-Einkaufsverhaltens zum Gründen der erkannten Unterschiede Konsum verzeichnen Kreise in Teil stark zwischen den Sortiments- sind auf Grundlage des derzeitigen Sachsen-Anhalt und Brandenburg, gruppen abweichen. Etablierte Sorti- Forschungsstandes kaum möglich. den Geringsten die Bewohnerinnen mentsgruppen weisen dabei weniger und Bewohner einiger Ruhrgebiets- starke regionale Unterschiede auf Einfluss räumlicher Determinanten auf das BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 städte (Gelsenkirchen, Duisburg, als Nachzügler-Branchen. Dies kann Herne, Oberhausen) sowie der auch für die meisten der übrigen Online-Einkaufsverhalten Städte Offenbach, Heidelberg und 13 Sortimentsgruppen festgestellt Die bisherigen Auswertungen zeig- Freiburg. Ein Grund dafür können die werden. Die etablierten Branchen en regionale Unterschiede des höheren Wohn- und Gartenflächen in korrelieren zudem stärker mit ander- Online-Konsums in den betrachteten ländlichen Kreisen sein (GfK 2018b). en Branchen als die Nachzügler- Sortimentsgruppen. Inwiefern auch Zwischen dem Anteil der Ein- und Branchen. So korreliert14 zum räumliche Faktoren das Online- Zweifamilienhäuser und dem Online- Beispiel der Bekleidungsindex mit Einkaufsverhalten beeinflussen, Erwerb von Baumarktartikeln kann acht weiteren Indizes, während der wird im Folgenden thematisiert. bundesweit ein signifikanter Zusam- Baumarkt-Index kaum mit anderen menhang13 festgestellt werden. Ein Sortimenten korreliert15. Demnach Rückgang bei den Verkaufsflächen wird in Regionen mit einem hohen (13) Positive Korrelation mit r = 0,6 von Baumärkten (BBSR 2018: 101) und Online-Konsum im Bekleidungsbe- (14) Positive Korrelation mit r ≥ 0,7 ein Sanierungsstau bei Fachmärkten reich auch in anderen Sortimenten, (15) Keine Korrelation über r ≥ 0,7 Abbildung 18 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Baumarkt und Abbildung 19 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Bekleidung Entfernung zum nächsten Mittel- und Oberzentrum und Entfernung zum nächsten Mittel- und Oberzentrum 160 160 140 140 Index Bekleidung Index Baumarkt 120 120 100 100 80 80 60 60 0 10 20 30 40 0 10 20 30 40 Durchschnittliche Pkw-Fahrzeit zum nächsten Durchschnittliche Pkw-Fahrzeit zum nächsten Ober- oder Mittelzentrum 2018 in Minuten Ober- oder Mittelzentrum 2018 in Minuten siedlungsstruktureller Kreistyp Kreisfreie Großstädte Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen Städtische Kreise Dünn besiedelte ländliche Kreise Anmerkung: Der Online-Konsum für die jeweilige Sortimentsgruppe als Index je Einwohner bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner. Datenbasis: Erreichbarkeitsmodells des BBSR, GfK Regionale Onlinepotenziale 2016
Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland 15 Abbildung 20 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Food und Abbildung 21 Online-Konsum in der Sortimentsgruppe Unterhal- Distanz zum nächsten Supermarkt oder Discounter 2015 tungselektronik/elektronische Medien und Anteil der Haushalte, die mindestens mit einer Bandbreite von 50Mbit/s versorgt werden könnten 160 160 Index Unterhaltungselektronik, elektronische Medien 140 140 120 120 Index Food BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 100 100 80 80 60 60 0 1.000 2.000 3.000 4.000 0 20 40 60 80 100 Einwohnergewichtete Luftliniendistanz zum nächsten Haushalte mit Breitbandanschluss mind. 50 mBit/s Supermarkt oder Discounter 2015 (in Metern) in Prozent (Dezember 2016) siedlungsstruktureller Kreistyp Kreisfreie Großstädte Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen Städtische Kreise Dünn besiedelte ländliche Kreise Anmerkung: Der Online-Konsum für die jeweilige Sortimentsgruppe als Index Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, GfK Regionale je Einwohner bezieht sich auf den Bundesdurchschnitt von 100 je Einwohner Onlinepotenziale 2016, für Abbildung 21 wurden zusätzlich Daten von BMVI und TÜV Rheinland verwendet. Die Entfernung zum nächsten Mittel- Discounter und Online-Einkäufen Die hier ausgewählten räumlichen und Oberzentrum, ermittelt über das gesehen werden, der aber vermutlich Merkmale wie Distanz zu Ober- und Erreichbarkeitsmodell des BBSR, weniger in der Entfernung selbst Mittelzentren sowie zu verschie- spielt in den meisten Sortiments- begründet liegt, als in dem oben be- denen Einrichtungen des stationären gruppen für die online getätigten schriebenen höheren Online-Konsum Einzelhandels haben kaum einen Einkäufe eine untergeordnete Rolle in Städten (Abbildung 20). Einfluss auf das Online-Einkaufs- (vgl. Abbildung 18–19). Lediglich verhalten. Demnach ist auch bei im Baumarktsortiment scheint der Eine weitere mögliche Einflussgröße guter Erreichbarkeit des stationären Konsum zu steigen, je größer die auf das Online-Einkaufsverhalten Handels der Online-Einkauf oftmals Entfernung zu den Zentren ist. Bei kann die Breitbandversorgung sein. eine nachgefragte Einkaufsvariante. den siedlungsstrukturellen Kreistypen Ein einheitlicher Zusammenhang Ob es sich bei den bestellten Pro- gibt es allerdings im Bekleidungs- zwischen den 17 Sortimenten und der dukten allerdings um Waren handelt, segment durchaus Unterschiede. Breitbandversorgung kann anhand die auch in geringer Entfernung Bei gleicher Entfernung zu Ober- und der vorliegenden Daten nicht herge- erworben werden können, oder ob Mittelzentren liegt der Online-Konsum stellt werden. Positive Korrelationen durch den Online-Einkauf Lücken im in städtischen Kreisen oftmals über zeigen sich insbesondere mit den Angebot des stationären Handels denen ländlicher Kreise (siehe dazu Sortimenten Food, Unterhaltungs- geschlossen werden, bleibt an dieser auch Seite 8f). Auch für die Distanz elektronik/elektronische Medien, Stelle offen. In einer Untersuchung zu Shopping-Centern können nur Informationstechnologie und Foto/ von sechs nordrhein-westfälischen geringe Einflüsse auf das Online-Ein- Optik (exemplarisch dazu Abbildung Stadtregionen können Wiegandt et al. kaufsverhalten festgestellt werden. 21). Negative Korrelationen können (2018) ebenfalls keine signifikanten für die Warengruppen Baumarkt, Unterschiede beim Einkaufsverhal- Für den Lebensmittelbereich kann ein Hausrat, Elektrohaushaltsgeräte ten feststellen, die auf räumliche leichter Zusammenhang zwischen der oder Einrichtungsbedarf festgestellt Determinanten zurückgeführt werden Distanz zum nächsten Supermarkt/ werden. können. Auch in Innenstädten, die
16 Online-Handel in Deutschland | Räumliche Muster des Online-Handels in Deutschland von Befragten als überdurchschnitt- zeigen, dass soziodemografische Einkaufsverhalten bestätigen: Insbe- lich attraktiv beschrieben wurden, Faktoren das Einkaufsverhalten sondere jüngere Menschen nutzen kommt dem Online-Handel eine große stärker beeinflussen als räumliche das Internet überdurchschnittlich oft Bedeutung zu. Ebenso besitzt, dieser Determinanten (u. a. Wiegandt et al. für Einkäufe (Destatis 2018: 31). Auch Untersuchung nach, die Entfernung 2018). Zu beachten ist aber, dass sich die Haushaltsstruktur wirkt auf das des Wohnortes zur Innenstadt keinen räumliche und soziodemografische Einkaufsverhalten: Die GfK beschreibt Einfluss auf die Entscheidung zu Faktoren häufig bedingen. So leben für den Lebensmitteleinkauf einen Online- oder Offline-Einkäufen. Gnest beispielsweise in innerstädtischen höheren Online-Bezug in Städten und Zeck (2018: 66) weisen zudem und innenstadtnahen Gebieten mit und führt dies, z. B. in München, darauf hin, dass die Erreichbarkeit umfassenden stationären Ange- auf den hohen Anteil an jungen des stationären Einzelhandels durch boten häufig junge Menschen. Daher Singles zurück, die meist besonders den Online-Handel möglicherweise weisen Clarke et al. (2015: 389) darauf offen für Innovationen sind und eine BBSR-Analysen KOMPAKT 03/2019 weniger bedeutsam wird, dies hin, dass insbesondere in städtischen gewisse Online-Affinität besitzen. Im aber nicht bedeutet, dass mit dem Gebieten räumliche Faktoren wie der ländlicheren Raum dagegen leben Online-Handel eine Verbesserung Zugang zu Geschäften durch sozio- häufiger Familien mit Kindern, die der räumlichen Lebensbedingungen ökonomische und demografische ihre Einkäufe oftmals auf traditionelle einhergeht und der Zugang zu Versor- Effekte überlagert werden können. Weise, inklusive Wocheneinkauf, gungseinrichtungen flächendeckend tätigen (GfK 2018a). Zudem bietet und gleichwertig ist. Die räumlich differenziert vorliegen die Lieferoption des Online-Handels den Daten der GfK lassen für die die Möglichkeit, einen aufwändigen Einfluss soziodemografischer meisten Sortimentsgruppen einen Transport der Waren zu vermeiden. Determinanten auf das (schwachen) Zusammenhang mit dem Dies ist besonders für ältere Men- Online-Einkaufsverhalten Durchschnittsalter der Bevölkerung schen hilfreich sowie eine deut- Verschiedene Untersuchungen (u. a. des jeweiligen Kreises erkennen. Der liche Zeitersparnis für Berufstätige Clarke et al. 2015, Destatis 2018, Euro- Online-Konsum ist in den meisten (GfK 2018b). stat 2018, GfK 2018a, GfK 2018b, HDE Sortimenten umso höher, je geringer 2018, Wiegandt et al. 2018) haben das Durchschnittsalter ist; insbe- Der Kaufkraft16 kommt eine geringere den Einfluss soziodemografischer sondere im Lebensmittelbereich. Bedeutung als dem Durchschnitts- Faktoren auf das Online-Einkaufsver- Ausnahme sind die Sortimente Bau- alter zu. Sie spielt insbesondere bei halten herausgestellt. Studien, die markt und Elektrohaushaltsgeräte. den Sortimentsgruppen Foto/Optik, zusätzlich auch räumliche Einfluss- Verschiedene Studien können den Food, Bücher/Schreibwaren, Uhren/ faktoren berücksichtigt haben, Einfluss des Alters auf das Online- Schmuck und Unterhaltungselektro- nik/elektronische Medien eine größere Rolle. Auffällig ist, dass es Abbildung 22 Einkäufe zu jedem Zeitpunkt erledigen zu können, sich hierbei vor allem um Sortimente zählt zu den Vorteilen des Online-Handels mit einem hohen Bezug zu Freizeit und Hobbys handelt und weniger um Produkte der Alltagsversorgung. Der Einfluss des Einkommens auf das Online-Einkaufsverhalten wird in der Literatur unterschiedlich bewertet: Clarke et al. (2015) beschreiben, dass der Anteil der Online-Einkaufenden mit dem Einkommen steigt, während Wiegandt et al. (2018) für sechs deut- sche Stadtregionen keinen Einfluss des Haushaltseinkommens auf das Online-Einkaufsverhalten feststellen können. Die Autoren weisen darauf hin, dass ältere Studien ebenfalls Zusammenhänge zwischen Einkom- men und Online-Shopping festgestellt haben, dies aber möglichweise weniger relevant geworden ist, da Foto: Andrea Jonas Kosten für die Nutzung des Internets
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