Regionalisierungsbericht der Universität St.Gallen zu den Jahren 2016 und 2017 - Dr. Roland Scherer, Dr. Kristina Zumbusch März 2019

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Regionalisierungsbericht der Universität St.Gallen zu den Jahren 2016 und 2017 - Dr. Roland Scherer, Dr. Kristina Zumbusch März 2019
Regionalisierungsbericht der
Universität St.Gallen
zu den Jahren 2016 und 2017
Dr. Roland Scherer, Dr. Kristina Zumbusch

März 2019
Regionalisierungsbericht der Universität St.Gallen zu den Jahren 2016 und 2017 - Dr. Roland Scherer, Dr. Kristina Zumbusch März 2019
Auftraggeber:
Rektorat der Universität St.Gallen
Prorektorat Aussenbeziehungen
Dufourstrasse 50
9000 St.Gallen

Bearbeitende:
Dr. Roland Scherer
Dr. Kristina Zumbusch

Kontaktadresse:
Institut für Systemisches Management und Public Governance IMP-HSG
Universität St.Gallen
Dufourstrasse 40a
CH-9000 St.Gallen
Tel.: +41 71 224 2525
Fax: +41 71 224 2536

Titelbild © Universität St.Gallen
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Inhaltsverzeichnis

1      Zielsetzung und Fragestellung des Berichts                                                              1

2      Die Universität St.Gallen und ihre Region                                                               7

3      Monetäre Effekte der Universität St.Gallen                                                              12

4      Nicht-monetäre regionalwirtschaftliche Effekte der Universität St.Gallen                                30

                4.1.1   Die Universität St.Gallen als Arbeitgeberin                                            30
                4.1.2   Erwerbstätigkeit von HSG-Studierenden                                                  32
                4.1.3   HSG-AbsolventInnen als qualifizierte Arbeitskräfte für die Region                      34
                4.1.4   Die Weiterbildungsfunktion der Universität St.Gallen für den regionalen Arbeitsmarkt   40

                4.2.1   Angebote und Einrichtungen der Universität St.Gallen für (regionale) Unternehmen       41
                4.2.2   Beitrag der Universität St.Gallen zum regionalen Gründergeschehen                      45

                4.3.1   Beratungs- und Transferstellen der Universität St.Gallen                               54
                4.3.2   Regionale Netzwerke                                                                    55
                4.3.3   Regionaler Bezug bei Forschungs- und Dienstleistungsaktivitäten                        57

                4.4.1   Angebote der Universität St.Gallen für die (regionale) Öffentlichkeit                  58
                4.4.2   Regionales Engagement der Studierenden und Mitarbeitenden                              59

5      Der Beitrag der Universität St.Gallen zum Image der Region                                              62
6      Schlussfolgerungen zu den regionalen Effekten der Universität                                           64
Anhang                                                                                                         66
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Stufenweise Ausweitung des Betrachtungswinkels zur Erfassung regionaler Effekte     3
Abbildung 2: Die Regio Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee als funktionaler Referenzraum         6
Abbildung 3: Entwicklung der Studierendenzahlen (ohne Weiterbildung) der Universität St.Gallen   8
Abbildung 4: Personal (VZÄ) der Universität St.Gallen                                            9
Abbildung 5: Organisation der Universität St.Gallen                                              10
Abbildung 6: Beiträge der Standortkantone an die Schweizer Universitäten im Jahr 2017            11
Abbildung 7: Berechnung der regionalen Kaufkraftinzidenz                                         13
Abbildung 8: Berechnung der regionalen Wertschöpfung                                             14
Abbildung 9: Wohnorte der Universitätsangestellten in den Jahren 2016 und 2017                   15
Abbildung 10: Herkunft der Einnahmen der Schweizer Universitäten im Jahr 2017 im Vergleich       16
Abbildung 11: Regionale Verteilung der Einnahmen und Ausgaben der Universität St.Gallen          16
Abbildung 12: Die direkten Kaufkrafteffekte durch die Universität St.Gallen in den Jahren        17
Abbildung 13: Herkunfts- und Wohnorte der HSG-Studierenden im Jahr 2017                          19
Abbildung 14: Die direkten Kaufkrafteffekte der Studierenden in den Jahren 2016 und 2017         22
Abbildung 15: Entwicklung der Teilnehmertage bei Universitätsveranstaltungen in der Region       24
Abbildung 16: Die regionale Kaufkraftinzidenz der Universität für die Region in 2016             26
Abbildung 17: Die regionale Kaufkraftinzidenz der Universität für die Region in 2017             27
Abbildung 18: Entwicklung der regionalwirtschaftlichen Beiträge der Universität                  28
Abbildung 19: Entwicklung des (in der Region wohnhaften) Personals der Universität St.Gallen     31
Abbildung 20: Beschäftigungsentwicklung an der HSG nach Personalkategorien (Basisjahr 2013)      31
Abbildung 21: Ausmass der Erwerbstätigkeit von HSG-Studierenden                                  33
Abbildung 22: Erwerbslosenquote nach Studienabschluss im Vergleich (Abschlussjahr 2012)          35
Abbildung 23: Berufliche Stellung der HSG-AbsolventInnen ein Jahr nach Abschluss im Vergleich    36
Abbildung 24: Profile der HSG-AbsolventInnen im Schweizweiten Vergleich                          37
Abbildung 25: Anteile verschiedener Tätigkeitsbereiche unter den HSG-Alumni                      39
Abbildung 26: Branchenzugehörigkeit der bei CSC registrierten Unternehmen der Region             42
Abbildung 27: Registrierte Unternehmen aus der Region im Vergleich zum Total                     43
Abbildung 28: Art der registrierten Institutionen aus der Region                                 44
Abbildung 29: Entwicklung der Gründungsrate in der gesamten Schweiz und in der Ostschweiz        46
Abbildung 30: Bedeutung externer Unterstützungsangebote während der Unternehmensgründung 46
Abbildung 31: In Anspruch genommene Unterstützungsangebote                                       47
Abbildung 32: Gründungsförderung an der Universität St.Gallen entlang der Gründungsprozesses 48
Abbildung 33: Ausrichtung der Spin-offs der Universität St.Gallen                                52
Abbildung 34: Verwendung neuer Technologien durch die Spin-offs der Universität St.Gallen        52
Abbildung 35: Umsätze der Spin-offs der Universität St.Gallen                                    53
Abbildung 36: Ebenen im Zusammenwirken zwischen Universität und der (Wissens-)Region             54
Abbildung 37: Berichterstattung in nationalen Medien und Anteil der Leitmedien                   62
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Wirkungsfelder und Indikatoren zur Erfassung der regionalen Effekte                   4
Tabelle 2: Studierendenzahlen im Herbstsemester 2017 an der Universität St.Gallen                8
Tabelle 3: Vergleich der Einnahmen- und Ausgabenstruktur des HSG-Budgets                        18
Tabelle 4: Ausgabeposten der HSG-Studierenden auf Assessment-, Bachelor- und Master-Stufe       20
Tabelle 5: Ausgabeposten der HSG-Studierenden auf Doktoratsstufe                                21
Tabelle 5: Veranstaltungen und Teilnehmertage im Jahr 2016                                      23
Tabelle 6: Veranstaltungen und Teilnehmertage im Jahr 2017                                      24
Tabelle 7: Beitrag der Universität zur regionalen Wertschöpfung in 2016 bzw. 2017               28
Tabelle 8: Wohnort der HSG-AbsolventInnen ein bzw. fünf Jahre nach Studienabschluss             38
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Glossar

Glossar der zentralen Begriffe

Business Ecosystem
Als Business Ecosystem werden gegenwärtig vielfältige Formen von Unternehmensverbünden bezeich-
net. Aufgrund der vielfältigen Verwendungsformen des Begriffs gestaltet sich eine genaue Definition
schwierig. Im Grunde bezieht sich der Begriff jedoch auf eine grössere Anzahl von Unternehmen, die
einen gewissen Zusammenhalt aufweisen, sei es durch räumliche Nähe sei es durch gemeinsame Ziel-
oder Wertschöpfungsvorgaben. Teilweise werden weitere Unterstützungsangebote für die Unterneh-
men mit einbezogen.

Business School Impact Survey (BSIS)
Der BSIS ist ein von der European Foundation for Management Development (EFMD) gemeinsam mit der
französischen Fondation Nationale pour l'Enseignement de la Gestion des Entreprises (FNEGE) im Jahr 2014
entwickeltes Instrument, um den Impact von Wirtschaftshochschulen standardisiert zu erfassen. Hier-
für wurde ein Set aus 120 Indikatoren definiert, die zu sieben Erfassungsdimensionen (finanzieller Im-
pact, Ausbildungs-Impact, Unternehmens-Impact etc.) Daten und Informationen über tangible wie
intangible Wirkungen der Hochschulen darlegen.

Räumliche Inzidenzanalyse
Mit Hilfe dieser Methode werden Zahlungsströme räumlich zu geordnet. Das heisst, es werden Einnah-
men und Ausgaben jeweils räumlich verortet, woher kommt das Geld und wohin fliesst es. Hierdurch
entsteht gewissermassen eine «räumliche Gewinn- und Verlustrechnung» mit einem bestimmten Saldo
pro räumlich betrachteter Ebene. Es stellt ein geeignetes Verfahren dar, um regionale Kaufkrafteffekte
zu erfassen.

Regionales Innovationssystem
Unter einem regionalen Innovationssystem wird die Gesamtheit und das Zusammenwirken von For-
schungseinrichtungen, Unternehmen und Institutionen der öffentlichen Hand innerhalb einer Region
verstanden. Ihr Zusammenspiel ist auf die Generierung und Anwendung von Innovationen ausgerich-
tet, um die regionale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Kooperationen und wechselseitiger Wissens-
transfer nimmt hierbei einen wichtigen Stellenwert ein.

Regionale Kaufkraft
Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen (Nettoeinkommen ohne Steuern und Sozialversiche-
rungsbeiträge, inkl. empfangener Transferleistungen) der Bevölkerung einer Region. Sie wird herange-
zogen, um das Konsumpotenzial einer Region abzubilden. Als regionale Kaufkraftinzidenz wird der
Zufluss bzw. gegebenenfalls Abfluss an Kaufkraft in/von eine(r) Region bezeichnet, im Sinn einer räum-
lichen Gewinn- und Verlustrechnung (vgl. Inzidenzanalyse).

Regionale Wertschöpfung
Der Begriff Wertschöpfung bezieht sich im Allgemeinen auf die erbrachten Leistungen eines wirtschaft-
lichen Akteurs und dessen Beitrag zur Volkswirtschaft abzüglich der übernommenen Leistungen. Be-
grenzt man diese Wertschöpfung auf eine bestimmte Region, so spricht man von regionaler Wertschöp-
fung. Betrachtet wird dann nicht der Beitrag eines einzelnen Unternehmens, sondern der einer gesam-
ten Region. Daher umfasst die regionale Wertschöpfung die Gesamtheit der Leistungen regionaler Un-
ternehmen abzüglich der von anderen Regionen erbrachten Vorleistungen. Damit betrachtet diese
Grösse den effektiven Wertzuwachs in einer Region, der durch die hier getätigten Ausgaben generiert
und induziert wird.
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Zielsetzung und Fragestellung des Berichts                                                             1

1        Zielsetzung und Fragestellung des Berichts
Der Universität St.Gallen sind ihre regionale Verankerung und ihre Effekte auf die Region ein wichtiges
Anliegen. Bereits im Jahr 2001 wurde eine Analyse zur Universität als Standortfaktor durchgeführt (Fi-
scher/Wilhelm 2001). Darauf aufbauend wurde für das Jahr 2006 erstmals ein sogenannter Regionalisie-
rungsbericht erarbeitet, der sowohl die monetären als auch die nicht-monetären Effekte der Universität
auf die Region erfasste. Dieser Regionalisierungsbericht wurde in Folge zu den Jahren 2010, 2013 und
2015 aktualisiert und durch zusätzliche Erhebungen vertieft.
In der Zwischenzeit gewann die Fragestellung auch international an Aufmerksamkeit. So begann die
European Foundation for Management Development (EFMD) gemeinsam mit der französischen Fondation
Nationale pour l'Enseignement de la Gestion des Entreprises (FNEGE) im Jahr 2014 mit dem Business Schools
Impact Survey (BSIS), regionale Beziehungen der europäischen Wirtschaftsuniversitäten gemäss einem
standardisierten Raster zu erfassen. Dank ihrer Regionalisierungsberichte hatte die Universität St.Gal-
len diesbezüglich umfassendes Datenmaterial vorliegen und nahm in Folge als eine der ersten Univer-
sitäten Europas am BSIS teil. Neben jährlichen knappen Progress Reports sind beim BSIS auch regel-
mässige, umfassendere Aktualisierungen vorgesehen. Analysedimensionen und Methodik des BSIS de-
cken sich weitgehend mit jenen der Regionalisierungsberichte. Die Universität St.Gallen konnte jedoch
neue Impulse aufnehmen sowie eigene Erfahrungen und Anregungen an den BSIS-Prozess weiterge-
ben. Mit dem BSIS-Label verfügt die interne Vorgehensweise der Regionalisierungsberichte über eine
externe Bestätigung. Mittlerweile haben sich 32 Wirtschaftshochschulen aus der ganzen Welt am BSIS
beteiligt, auch Formate zum Erfahrungsaustausch werden angeboten.
Vor diesem Hintergrund wird mit dem nun vorliegenden Bericht eine Aktualisierung des Regionalisie-
rungsberichts der Universität St.Gallen für die beiden Jahre 2016 und 2017 vorgenommen. Gleichzeitig
orientiert sich der Bericht an den im Rahmen des BSIS gesetzten internationalen Erhebungsstandards
zu regionalen Effekten von Wirtschaftsuniversitäten. Jeder Regionalisierungsbericht greift ein Thema
schwerpunktmässig auf. In dem vorliegenden Regionalisierungsbericht sind dies die beiden Bereiche:
Einfluss der Universität auf den regionalen Arbeitsmarkt (Kapitel 4.1) und auf die regionale Unterneh-
menslandschaft insbesondere durch Spin-offs (Kapitel 4.2).

         Funktionen des Berichts
Die Aufgabe einer Universität liegt in der Lehre und in der Forschung (vgl. Universitätsgesetz Kanton
St.Gallen UG 217.11, Stand 1.1.2019). Dabei generieren Universitäten für ihre Standortregion monetäre
Effekte in Form von Ausgaben der Universität sowie ihrer Studierenden in der Region oder beispiels-
weise durch Projekteinnahmen von ausserhalb der Region. Darüber hinaus lösen sie auch wichtige
nicht-monetäre Wirkungen für die Regionalwirtschaft aus. Dazu zählen insbesondere Wirkungen in
Bezug auf den regionalen Arbeitsmarkt, die regionalen Unternehmen, das Business Ecosystem, das re-
gionale Innovationssystem oder auch auf die Position ihrer Standortregion als Wissensregion. Auch
weniger greifbare, tendenziell intangible Effekte wie der Beitrag der Universität zur Attraktivität und
zum Image der Standortregion sind nicht zu vernachlässigen.
Für ihre Standortregion kann eine Universität oder auch jede andere öffentliche Bildungsinstitution
grundsätzlich zwei divergierende Funktionalitäten folgen (vgl. u.a. Scherer et al. 2008).
•   Sie kann entweder die Erfüllung regionaler Bildungsanliegen in den Vordergrund stellen und ein Ma-
    ximum an Service-Public in Form von Dienstleistungen für die Region erbringen. In diesem Fall
    wird die Universität aus regionalwirtschaftlicher Sicht langfristig ein Zuschussbetrieb sein. Da die
    Studierenden in diesem Fall grösstenteils aus der Region kommen, werden keine Exporterlöse er-
    zielt, es ergibt sich allenfalls eine Importsubstitution, indem für Studienleistungen ausserhalb we-
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2                                                                    Zielsetzung und Fragestellung des Berichts

    niger Geld abfliesst. Durch den beschränkten Zugang zu internationalen Wissensströmen und per-
    sonellen Netzwerken sind entsprechende Institutionen auch nicht in der Lage, einen wesentlichen
    intangiblen Nutzen wie z.B. einen Beitrag zur Bekanntheit zur Region zu schaffen.
•   Eine Universität kann ebenso ihre internationale Profilierung ausbauen und für Studierende, For-
    schende und Projektpartner von ausserhalb der Region attraktiv sein. Damit schafft sie eine regio-
    nalwirtschaftliche Rendite über Exporterlöse. Gleichzeitig ist sie aufgrund ihrer Einbindung in re-
    gionsexterne wissenschaftliche Netzwerke und aufgrund ihrer Positionierung in der Lage, einen
    signifikanten intangiblen Nutzen für die Region zu schaffen.
In ihrer Vision 2025 (Universität St.Gallen 2016) verfolgt die Universität St.Gallen das Ziel, eine der
führenden Wirtschaftsuniversitäten zu sein und dabei als integrative Wirtschaftsuniversität wirkungs-
orientiert zu agieren - gemäss dem Motto ‘Wissen schafft Wirkung’: «Als führende Wirtschaftsuniversität
setzen wir in Forschung und Lehre weltweit Massstäbe, indem wir integratives Denken, verantwortungsvolles
Handeln und unternehmerischen Innovationsgeist in Wirtschaft und Gesellschaft fördern.» In diesem Sinne
strebt die Universität St.Gallen eine international orientierte Exzellenz und Profilierung an, ohne dabei
ihre regionale Verankerung aus den Augen zu verlieren. Die Universität will ihre regionale Veranke-
rung und internationale Ausstrahlung gemeinsam stärken und synergetisch weiterentwickeln (ebd.).
Dies bedeutet, dass die Universität St.Gallen auf die zweitgenannte Funktionalität setzt und mit Hilfe
ihrer international anerkannten Exzellenz beachtenswerte Wirkungen für die Region erzielen will.
Um diese Vision als Orientierungsrahmen für die vielfältigen Entscheidungen im Universitätsalltag zu
operationalisieren, wurde vom Rektorat im Jahr 2017 ein strategischer Umsetzungsplan, die «Roadmap
2025» (Universität St.Gallen 2017) abgeleitet: Kernsätze stecken den zielorientierten Rahmen ab, zusätz-
lich weisen Massnahmen und Meilensteine den Umsetzungsweg. Messgrössen und Leistungskennzah-
len wurden als Monitoringinstrumente definiert, um die Position auf dem Umsetzungspfad bestimmen
und eventuell notwendige Justierungen feststellen zu können. Damit verfügt die Universität St.Gallen
über ein Gesamtsystem aus visionären Zielen und wirkungsorientierten Vorgaben, welches in der Uni-
versitätsmanagement-Landschaft als Massstab gesehen werden kann. Die Regionalisierungsberichte
tragen vor diesem Hintergrund zu definierten Monitoring-Grössen bei und zeigen auf, welche Effekte
für die Region generiert werden konnten und bei welchen Aspekten noch Potenzial zur Stärkung der
Wirkungen für die Region vorliegt.

        Fragestellungen und methodisches Vorgehen
Der vorliegende fünfte Regionalisierungsbericht für die Jahre 2016 und 2017 ist in seiner Grundform
mit den vorherigen Regionalisierungsberichten vergleichbar. Die Annäherungen an die BSIS-Stan-
dards, insbesondere durch Verstärkung und Ausweitung bestimmter Dimensionen, konnten im Rah-
men seiner bisherigen Ausrichtung erfolgen. Dieses Vorgehen wurde auch in ähnlicher Form bereits an
anderen Schweizer Hochschulen durchgeführt.
Das Vorgehen folgt einem sich ausweitenden Analysefokus von den monetären Effekten über weitere
direkte regionalwirtschaftliche Effekte (Arbeitsmarkt, Unternehmenslandschaft/Business Ecosystem,
Innovationssystem etc.) auf intangible, schwer greifbare Effekte wie Imageeffekte für die Standortre-
gion. Je weiter der Betrachtungswinkel desto diffuser werden die Wirkungsbeiträge seitens der Univer-
sität und desto schwieriger ist deren konkrete Erfassung.
•   In einem ersten Schritt werden die direkten monetären Effekte der Universität im Sinne von Zah-
    lungsströmen für die Region erfasst. Es wird dabei die Methode der Inzidenzanalyse eingesetzt.
    Folgende Fragen werden beantwortet: In welchem Umfang werden durch die Universität Zah-
    lungsströme in die Region ausgelöst? Wie hoch sind die erzielte Kaufkraftinzidenz und der regio-
    nale Wertschöpfungsertrag? Welche Beiträge der öffentlichen Hand stehen diesen gegenüber?
Regionalisierungsbericht der Universität St.Gallen zu den Jahren 2016 und 2017 - Dr. Roland Scherer, Dr. Kristina Zumbusch März 2019
Zielsetzung und Fragestellung des Berichts                                                              3

•   In einem zweiten Schritt werden die direkten, nicht-monetären Effekte der Universität analysiert:
    die regionalwirtschaftlichen Wirkungen auf den Arbeitsmarkt, die Unternehmenslandschaft und
    das Business Ecosystem, das regionale Innovationssystem und die Effekte auf die kulturelle und
    gesellschaftliche Entwicklung der Region.
•   Im dritten und letzten Schritt werden die wenig greifbaren, indirekten und intangiblen Effekte, ins-
    besondere der Beitrag der Universität zum Image und zur Attraktivität der Region dargelegt.

Abbildung 1: Stufenweise Ausweitung des Betrachtungswinkels zur Erfassung regionaler Effekte

Quelle: Eigene Darstellung IMP-HSG 2015.

Die Erfassung der regionalen Wirkungen der Universität St.Gallen auf die Standortregion basiert mass-
geblich auf quantitativen Analysen bestehender Daten und Informationen seitens der Universität, ihrer
Institute, der Executive School, der Region oder anderer statistischer Datenquellen (Bundesamt für Sta-
tistik etc.). Referenzjahre für die Analyse sind die beiden Jahre 2016 und 2017. Wenn nicht zu beiden
Jahren Aussagen getroffen wurden, wurde – soweit möglich – auf die aktuelleren Daten zum Jahr 2017
zurückgegriffen. Die Daten zur konsolidierten Erfolgsrechnung sowie Informationen zur Raumbele-
gung, zu Veranstaltungen und Weiterbildungen umfassen jeweils das gesamte Kalenderjahr. Eine de-
taillierte Übersicht zu den verwendeten Datengrundlagen findet sich im Anhang.
Zur Einordnung der Analysen und zum Aufzeigen von Entwicklungstendenzen werden teilweise Er-
gebnisse der vorangegangenen Regionalisierungsberichte der Universität St.Gallen herangezogen
(Scherer et al. 2012, Scherer at al. 2015, Scherer et al. 2017). Um die Vergleichbarkeit mit anderen Hoch-
schulen herzustellen, wurden bei bestimmten Aussagen Daten des Bundesamtes für Statistik zugrunde
gelegt. Aufgrund unterschiedlicher Definitionen und statistischer Abgrenzungen können sich hierbei
Unterschiede zu internen Auswertungen der Universität St.Gallen ergeben. Dies bezieht sich im We-
sentlichen auf Angaben zu den Mitarbeitenden und Studierenden.

         Struktur des vorliegenden Berichts
Die stufenweise Ausweitung des Betrachtungswinkels zur Erfassung der regionalen Effekte erlaubt die
Strukturierung des Berichts anhand von Wirkungsfeldern (vgl. dazu auch die vorherige Abbildung). In
der folgenden Tabelle sind die betrachteten Wirkungsfelder dem jeweiligen Kapitel zugeordnet und ihr
Verständnis für den vorliegenden Bericht wird umrissen. Gleichzeitig werden die zentralen Indikatoren
der einzelnen Wirkungsfelder benannt.
Regionalisierungsbericht der Universität St.Gallen zu den Jahren 2016 und 2017 - Dr. Roland Scherer, Dr. Kristina Zumbusch März 2019
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Tabelle 1: Wirkungsfelder und Indikatoren zur Erfassung der regionalen Effekte

                                                       Wirkungsfeld                                              Indikatoren

                                                    Direkte finanzielle Effekte auf die Regionalwirtschaft
    Monetäre Effekte

                             Monetäre Effekte von Hochschulen auf ihre Standortregionen ent-        • Zahlungsströme HSG
      (Kapitel 3)

                             stehen einerseits durch die wirtschaftlichen Aktivitäten der Hoch-     • Zahlungsströme Studierende
                             schule selbst und andererseits durch die Ausgaben der Beschäftig-      • Zahlungsströme Teilnehmende
                             ten, Studierenden und Teilnehmenden von Weiterbildungsveran-             an Weiterbildungsangeboten
                             staltungen, Tagungen, etc. All diese Zahlungsströme beeinflussen       • Regionale Wertschöpfung
                             durch ihre Effekte die Kaufkraft und die Wertschöpfung in der          • Regionale Kaufkraftinzidenz
                             Region.                                                                • Generierte Logiernächte

                                                    Effekte auf Arbeitsmarkt und Unternehmenslandschaft
                             Neben den monetären Effekten lösen Hochschulen weitere                 • Direkte Arbeitsmarkteffekte
                             regionalwirtschaftliche Effekte aus. Hierzu zählen insbesondere        • Praktika der Studierenden
                             ihre Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt. Die Hoch-           • Nebenerwerbstätigkeit der Stu-
                             schulen schaffen direkt Arbeitsplätze in der Region, da sie selber       dierenden
                             Arbeitgeber sind, und indirekt durch Auftragsvergaben an regio-        • Verbleib von Absolventen als
                             nale Unternehmen. Gleichzeitig beeinflussen sie durch ihre Aus-          qualifizierte Arbeitskräfte in der
                             und Weiterbildungsfunktion den regionalen Arbeitsmarkt.                  Region
                             Auch durch die Zusammenarbeit und den Austausch mit Unter-             • Unterstützungs- und Beratungs-
                             nehmen, durch Unterstützungs- und Beratungsangebote für Un-              angebote
                             ternehmen, die Förderung von Start-ups / Spin-offs oder ander-         • Kooperationen mit regionalen
                             weitiges Engagement zeigen sich Effekte auf die regionale Unter-         Unternehmen
                             nehmenslandschaft. Auch die Weiterbildungsangebote können              • Spin-offs und Startup-Förderung
                             (regionale) Unternehmen unterstützen.                                  • Weiterbildungsangebote
    Nicht-monetäre Effekte

                                                         Effekte auf das regionale Innovationssystem
                             Hochschulen gelten heute als wichtige Akteure für die regionalen       • Wissens- und Innovationstrans-
          (Kapitel 4)

                             Innovationssysteme. Mit dem Begriff «regionales Innovationssys-          fer über Kooperationen, Pro-
                             tem» wird das Zusammenspiel von Forschungseinrichtungen,                 jekte, Dienstleistungen
                             Unternehmen und öffentlicher Hand bezeichnet. Ein konstrukti-          • Kontakte zwischen Unterneh-
                             ves Miteinander von unterschiedlichen Institutionen und Einrich-         men und Studierenden
                             tungen der Region fördert die Innovationsfähigkeit der Region.
                             Aus Sicht der Hochschule nimmt dabei der Innovations- und Wis-
                             senstransfer eine wichtige Rolle ein. Dieser kann sowohl durch
                             Kooperationen, durch Transferstellen, durch Publikationen aber
                             auch durch einzelne Personen erfolgen.

                                             Effekte auf die kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung der Region
                             Die Angebote der Hochschulen richten sich teilweise auch an die        • Angebot öffentlicher Veranstal-
                             Öffentlichkeit. Darüber hinaus nehmen Hochschulangehörige am             tungen und Infrastrukturen
                             sozialen und kulturellen Leben in der Region teil. Ebenso kann         • Öffentliche Vorlesungen
                             die Infrastruktur der Hochschule von externen Akteuren für Ver-        • Bereitstellung von Infrastruktur
                             anstaltungen und Weiterbildungsangeboten genutzt werden. Ins-            für Externe
                             gesamt können hiermit das Verständnis und die Offenheit für die
                             zentrale Bedeutung von Wissen und Lernen in der heutigen Ge-
                             sellschaft gestärkt und die Zugänglichkeit der Universität als of-
                             fener Ort für Wissen unterstrichen werden.
Zielsetzung und Fragestellung des Berichts                                                                                    5

                                  Intangible Effekte auf die Standortwahrnehmung und das Image der Region
 Standortwahrnehmung

                       Die Existenz einer Hochschule nimmt auch Einfluss auf die Wahr-    • Ranking-Platzierungen
                       nehmung eines Standortes. Hochschulen wirken auf das Image         • Präsenz in regionalen, nationa-
      (Kapitel 5)

                       einer Region. Durch das Angebot der Hochschule und entspre-          len Medien
                       chende Presseberichte in (über)regionalen, nationalen und inter-   • Präsenz in Leitmedien
                       nationalen Medien wird mit dem Bild der Hochschule zugleich        • Wahrnehmung der Universitäts-
                       ein Bild der Region vermittelt. Dies beeinflusst die Wahrneh-        Angebote in den Sozialen Me-
                       mung der Hochschule aus Sicht der Unternehmen aber auch aus          dien
                       Sicht der Gesellschaft.
Quelle: Eigene Zusammenstellung, IMP-HSG 2018 mit Bezug auf BSIS.

                       Abgrenzung des räumlichen Perimeters der Region
Um die regionalen Effekte der Universität St.Gallen abzugrenzen, ist ein Untersuchungsraum zu defi-
nieren. (Räumliche) Wirkungen der Universität St.Gallen machen nicht an politischen Grenzen Halt,
beschränken sich nicht auf das Gebiet der Stadt oder des Kantons. Dementsprechend war es für den
Regionalisierungsbericht stets von Bedeutung, sich an einem Raum funktionaler Zusammenhänge zu
orientieren. Dem Bericht liegt ein Raumverständnis zugrunde, nach dem sozioökonomische Verflech-
tungen und Beziehungsgefüge im Vordergrund stehen. Derartige Funktionsräume als Interaktionsfel-
der sozialer und wirtschaftlicher Akteure sind allerdings nicht immer eindeutig abgrenzbar und statis-
tisch kategorisiert. Dementsprechend sind meist territoriale Kompromisslösungen im Sinne funktiona-
ler Räume aus klar abgegrenzten politischen Gebietseinheiten zu verwenden.
Vor diesem Hintergrund wurde in den ersten Berichten die Arbeitsmarktregion als Referenzraum ver-
wendet. Als sich die Agglomeration St.Gallen gebildet hatte, wurde diese als Untersuchungsraum her-
angezogen. Im Jahr 2009 wurde die Regio Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee gegründet. Diese dient
seitdem als Referenzraum für den Regionalisierungsbericht. Die Regionsabgrenzung bleibt Gegenstand
von Diskussionen. Aktuell werden grössere Regionseinheiten diskutiert, nach denen die funktionale
Region noch Teile des Rheintals umfasst (vgl. Metropolitanregion), allerdings ist diese noch nicht klar
abgegrenzt und keine statistische Kategorie. Demnach bezieht sich der Regionalisierungsbericht vorerst
weiterhin auf die Regio Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee. Damit bleibt seine Vergleichbarkeit zu
den vorangegangenen Berichten gewährleistet. Wo keine Informationen in der benötigten regionalen
Differenzierung vorhanden sind, muss aus Gründen der Datenverfügbarkeit der Kanton St.Gallen als
räumlicher Perimeter herangezogen werden.
Die Regio Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee versteht sich als umfassender Funktionsraum, mit
dem die wichtigsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vernetzungen der Region gut abgebildet
werden. Sie umfasst derzeit 47 Gemeinden bzw. Städte aus den drei Kantonen St.Gallen, Thurgau und
Appenzell-Ausserrhoden (der Kanton Appenzell-Innerrhoden ist assoziiertes Mitglied der Regio). Im
Jahr 2015 wohnten 294'727 Personen in der Region. 75'538 in der Stadt St.Gallen, 112'688 in den Neben-
zentren, 61'170 in der Rest Agglomeration und 45'331 im ländlichen periurbanen Raum. 85% der Bevöl-
kerung der Region lebte demnach in der Agglomeration und knapp 15% im ländlichen Raum (regio-
suisse 2017). Aus Vergleichbarkeitsgründen werden bei den folgenden Berechnungen der monetären
Effekte die seit 2010 neu beigetretenen Gemeinden (bspw. Egnach, Amriswil, Romanshorn) nicht be-
rücksichtigt. Damit wird gewährleistet, dass die analysierten Effekte der Universität in den verschiede-
nen Regionalisierungsberichten vergleichbar bleiben und in ihrer Entwicklung betrachtet werden kön-
nen.
6                                                                               Zielsetzung und Fragestellung des Berichts

Abbildung 2: Die Regio Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee als funktionaler Referenzraum

Quelle: regiosuisse 2017 (RegioBenchmark 2017 der Regio Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee 2017), Kartengrundlage regio-
suisse/ECOPLAN gemäss BFS Geostat Daten.
Die Universität St.Gallen und ihre Region                                                             7

2        Die Universität St.Gallen und ihre Region
Die Universität St.Gallen wurde im Jahre 1898 als Handelsakademie gegründet, um den Wissensaufbau
und die Vernetzung zu stärken. In den darauffolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurde die
Akademie kontinuierlich weiterentwickelt. Im Jahr 1911 wurde sie zur Hochschule, im Jahr 1994 zur
Universität. Diese Weiterentwicklung wurde zu grossen Teilen durch eine starke regionale Veranke-
rung und ein konstruktives Miteinander von Universität und Kanton, aber auch durch die von Beginn
an überregionale Ausstrahlung der HSG als spezialisierte Wirtschaftsuniversität der Schweiz ermög-
licht. Dies zeigt, dass die Universität und ihre Standortregion eng miteinander verbunden sind.

         Die Universität und ihre Funktionen
Die Schools und ihre Programme
Die Universität St.Gallen umfasst fünf Abteilungen (so genannte Schools): die «School of Management»
(SoM-HSG), die «School of Humanities and Social Sciences» (SHSS-HSG), die «Law School» (LS-HSG),
die «School of Finance» (SoF-HSG) und die «School of Economics and Political Science» (SEPS-HSG).
Diese sind im Rahmen einer grossen Anzahl von Bachelor- und Master-Studiengängen für die Lehre
verantwortlich. Auf Bachelor-Niveau bietet die Universität St.Gallen aktuell eine akademische Ausbil-
dung in den fünf Studienrichtungen Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Rechtswissen-
schaft, Rechtswissenschaft mit Wirtschaftswissenschaften sowie Internationale Beziehungen an. Auf
Master-Niveau werden aktuell 13 Programme angeboten:
    •    SoM-HSG: Business Innovation (MBI); Marketing, Dienstleistungen und Kommunikationsma-
         nagement (MSC, ab Herbst 2019 Marketing Management/MiMM); Rechnungswesen und Fi-
         nanzen (MAccFin); Strategy and International Management (SIM); Unternehmensführung
         (MUG);
    •    SoF-HSG: Banking and Finance (MBF);
    •    SEPS-HSG: Volkswirtschaftslehre (MEcon); Quantitative Economics and Finance (MiQE/F); In-
         ternational Affairs and Governance (MIA);
    •    LS-HSG: International Law (MIL); Rechtswissenschaft (MLS); Rechtswissenschaft mit Wirt-
         schaftswissenschaften (MLE);
    •    SHSS-HSG: Management, Organisation und Kultur (MOK, gemeinsam mit SoM-HSG).
Bei ihren Ausbildungsangeboten orientiert sich die Universität St.Gallen auch am Bedarf in der Region.
Aus diesem Grund wird in Zukunft (Studienstart Master an HSG 2020) ein Studium der Humanmedizin
angeboten. Das Bachelor-Studium findet an der Universität Zürich statt. Das Master-Studium wird als
Joint Medical Master (JMM-HSG/UZH) mehrheitlich in St.Gallen und der Region Ostschweiz absol-
viert. Neben der Universität St.Gallen und der Universität Zürich sind auch die Fachhochschule St.Gal-
len, das Kantonsspital St.Gallen und ein breites Netzwerk aus weiteren Partnern (Netzwerk Medizin
Ostschweiz) beteiligt. Zu diesem gehören ambulante Praxen und Spitäler in der Region, wie z.B. das
Ostschweizer Kinderspital und die Geriatrische Klinik St.Gallen. Auch die Stärkung des Informatikbe-
reichs stellt eine Reaktion auf einen Bedarf in der Region dar. Auf Initiative sowie in enger Abstimmung
mit der Industrie- und Handelskammer St.Gallen – Appenzell baut die Universität im Rahmen der re-
gionalen IT-Offensive ihren IT-Bereich mit einem eigenen Departement und einer entsprechenden
School aus, um die nötige Methodenkompetenz in der Forschung zu sichern. Drei Informatik-Lehr-
stühle wurden bereits neu geschaffen.

Studierendenzahlen an der Universität St.Gallen
Im Herbstsemester 2017 zählte die Universität insgesamt 8‘553 Studierende. Die Studierendenzahlen
sind in den vergangenen vier Jahren um über 800 Studierende und damit um gute 10% angestiegen.
Das Wachstum hat sich damit etwas verlangsamt (2010 bis 2015 ca. 22% Wachstum). Die Anteile der
8                                                                                 Die Universität St.Gallen und ihre Region

einzelnen Studienstufen blieben dabei weitgehend gleich. Tendenziell haben sich die Anteile der Asses-
sment- und Bachelor-Stufe etwas vergrössert, sie machen ein wenig mehr als die Hälfte aller Studieren-
den aus (HSG Controlling 2018). Die Zahl der Master-Studierenden ist im Vergleich stabil geblieben.
Einen kontinuierlichen und bewusst gewollten Rückgang verzeichnen die Anteile der Doktoratsstudie-
renden: vor zehn Jahren lag ihr Anteil bei 15% (Herbstsemester 2007), aktuell liegt er bei 7% (ebd.).

Tabelle 2: Studierendenzahlen im Herbstsemester 2017 an der Universität St.Gallen

    Level                     Studierende              Anteil
                               2017     2013        2017        2013
    Assessment               1’696     1'328        19.8%     17.3%
    Bachelor                 3’014     2’604        35.2%     34.0%
    Master                   3’202     2’986        37.4%     39.0%
    Doktorat                   624       725         7.3%       9.5%
    Zusatz WiPäd und            17        23         0.2%       0.3%
    Gymnasiallehrende
    Total                    8‘553     7‘666      100.0%        100%
Quelle: Eigene Zusammenstellung IMP-HSG nach Universität St.Gallen Controlling 2018.

Im schweizweiten Vergleich der Universitäten nach Studierendenzahlen nahm die Universität St.Gallen
im Studienjahr 2016/17 weiterhin den neunten Rang ein, knapp hinter der ETH Lausanne und noch
deutlich vor der Universität Neuenburg. Sie betreute in diesem Jahr rund 6% aller Studierenden in der
Schweiz (BFS 2018, Personen in Ausbildung /Tertiärausbildung). In einzelnen Fachrichtungen lagen die
Anteile der Universität St.Gallen durchaus höher, insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften. Hier
wurde über die vergangenen Jahre relativ konstant ein gutes Drittel aller Schweizer Abschlüsse in der
Grundausbildung an der HSG absolviert. Bei den Doktoranden in den Wirtschaftswissenschaften gin-
gen die Anteile der HSG über die vergangenen Jahre konstant zurück (2010: 64%, 2017: 35%). Diese
Entwicklung ist Folge eines bewussten Entscheids, auf Doktoratsstufe stärker zu selektieren und auf
Qualität zu achten (ebd.).

Abbildung 3: Entwicklung der Studierendenzahlen (ohne Weiterbildung) der Universität St.Gallen

Quelle: Eigene Darstellung IMP-HSG nach Universität St.Gallen Controlling 2018.
Die Universität St.Gallen und ihre Region                                                                                       9

Lehre, Forschung und Weiterbildung an der Universität St.Gallen
Die Bachelor- und Master-Programme der HSG wurden im Jahr 2017 von 395.9 Vollzeitäquivalenten
(VZÄ) in der Lehre betreut, hiervon entfielen 87.3 VZÄ auf Professoren, 65.4 VZÄ auf Ständige Dozen-
ten bzw. Assistenzprofessoren und weitere 243.2 VZÄ auf Lehrbeauftragte, Assistenz- und Nachwuchs-
dozierenden, die in Teilen auch an den Instituten angestellt und von diesen finanziert sind. Damit stieg
das Personal für Lehre im Vergleich zu den Vorjahren weiter moderat an, vor allem in der Gruppe der
Lehrbeauftragten (Universität St.Gallen Jahresbericht 2017/2018).
Während die Abteilungen der Universität den Grundauftrag in Lehre, Forschung und Weiterbildung
sicherstellen, wirken die 30 Institute und Forschungsstellen, die elf Centers und die zwei Global Centers
der HSG ergänzend in Forschung und Weiterbildung. Sie sind als Dienstleister in Forschungs-, Berater-
und Gutachtertätigkeit aktiv. Hier wird dem Zusammenspiel zwischen Lehre, Grundlagen- und ange-
wandter Forschung sowie Beratung bzw. Dienstleistungen für Externe grosse Bedeutung beigemessen.
Institute und Forschungsstellen sind weitgehend autonom organisiert, jedoch rechtlich in den Univer-
sitätsbetrieb eingebunden. Teil der Universität ist auch der Weiterbildungsbereich. Er stellt in Ergän-
zung zur universitären Grundausbildung von Studierenden ein wichtiges und angesehenes Standbein
der Universität dar. An der Executive School of Management, Technology and Law (ES-HSG) aber auch
von den einzelnen Instituten (z.B. KMU-HSG, IfM-HSG) wird eine Vielzahl an Weiterbildungsangebo-
ten für Berufserfahrene und Führungskräfte bereitgestellt (Vollzeit MBA, berufsbegleitende Master-
Programme, HSG-Diplome, Zertifikatskurse etc.). Die Forschungs- und Weiterbildungstätigkeiten an
den Instituten und der Executive School wurden im Jahr 2017 von 403.8 VZÄ an Personal durchge-
führt, davon waren 298.9 VZÄ akademisches Personal und 104.5 VZÄ administratives Personal (Uni-
versität St.Gallen 2018, Jahresbericht 2017/18).
Die Lehre der HSG, aber auch die Institute und die Weiterbildung wurden von den HSG Services un-
terstützt. In diesen waren im Jahr 2017 etwa 252 VZÄ angestellt, wovon ein Grossteil auf die Kernver-
waltung entfiel.

Abbildung 4: Personal (VZÄ) der Universität St.Gallen

Quelle: Eigene Darstellung 2018, IMP-HSG nach Jahresberichten der Universität St.Gallen (2013/14, 2014/15, 2016/17, 2017/18).

Somit waren im Jahr 2017 an der Universität St.Gallen für die Lehre (395.9 VZÄ), im Bereich der Services
(252 VZÄ), an den Instituten und in der Weiterbildung (403.8 VZÄ) in Summe 1'051.7 VZÄ angestellt.
Diese Vollzeitäquivalente wurden von 3'133 Beschäftigten getragen, somit kamen im Schnitt fast drei
Personen auf eine Vollzeitstelle. Dieses Verhältnis blieb über die vergangenen Jahre relativ konstant. Im
Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden alle genannten Bereiche der Universität St.Gallen, d.h.
die Lehre, die Weiterbildung, die grundlagen- wie anwendungsbezogene Forschung berücksichtigt.
10                                                                   Die Universität St.Gallen und ihre Region

          Die Einbettung der Universität St.Gallen in die Region
Die Universität St.Gallen ist eine kantonale Universität, das heisst, dass sie dem kantonalen Bildungs-
departement untersteht und der Kanton St.Gallen als Eigentümer einen Grundbeitrag leistet. Der Vor-
steher des kantonalen Bildungsdepartements ist zugleich Präsident des Universitätsrats. Der Universi-
tätsrat ist das oberste Organ der Universität und seine zehn Mitglieder (neben dem Präsidenten) werden
vom Kantonsrat gewählt. Aktuell sind im Universitätsrat verschiedene regionale Persönlichkeiten ver-
treten, unter anderem ein Regierungsrat, der Stadtpräsident von St.Gallen, der gleichzeitig auch Kan-
tonsrat ist, sowie zwei weitere Kantonsräte.

Abbildung 5: Organisation der Universität St.Gallen

Quelle: Universität St.Gallen 2016.

Kantonale Finanzierung der Universität St.Gallen
Der Leistungsauftrag bildet die Grundlage für die kantonale Finanzierung der Universität. Der Staats-
beitrag des Kantons St.Gallen ist für die dreijährige Leistungsperiode 2016-2018 fix definiert und beträgt
49.2 Mio. Franken. In ihrer heutigen Form als spezialisierte Universität für Wirtschafts-, Rechts- und
Sozialwissenschaften sowie Internationale Beziehungen basiert der Leistungsauftrag der Universität
mit dem Kanton auf den drei Standbeinen (i) Studium (Ausbildung), (ii) Weiterbildung und (iii) For-
schung/Dienstleistungen.
Der Staatsbeitrag des Kantons gemäss Leistungsauftrag stellte zuletzt etwa 20% des Gesamtbudgets der
Universität. Gemeinsam mit den Beiträgen der Herkunftskantone der Studierenden und den Bundes-
mitteln bietet er der Universität St.Gallen eine verlässliche und gesicherte öffentliche Grundfinanzie-
rung von rund 50%. Diese bilden eine unverzichtbare Grundlage für die Arbeit der Universität.
Ergänzend zur öffentlichen Grundfinanzierung erwirtschaftet die HSG in der Selbstfinanzierung be-
trächtliche Mittel. Die transparente Selbstfinanzierung entlastet den Kanton und sichert eine enge Ver-
schränkung von Forschungs- und Dienstleistungsaktivität mit der Lehre und damit in Folge auch die
Positionierung der Universität (Universität St.Gallen 2018, Jahresbericht 2017/2018). Zusammen mit den
Studiengebühren macht die Selbstfinanzierung die andere Hälfte der benötigten Mittel der Universität
aus.
Im Vergleich zu anderen Schweizer Universitäten mit kantonaler Finanzierung liegt bei der HSG der
kantonale Beitrag am Gesamtaufwand der Universität relativ niedrig. Im Schnitt liegt der Beitrag der
jeweiligen Standortkantone bei rund 27% der Gesamtbudgets, der Staatsbeitrag des Kantons St.Gallen
an die Universität St.Gallen lag 2017 bei 21%. Die folgende Abbildung zeigt die kantonalen Beiträge an
die Standortuniversitäten im Vergleich.
Die Universität St.Gallen und ihre Region                                                                     11

Abbildung 6: Beiträge der Standortkantone an die Schweizer Universitäten im Jahr 2017

Quelle: Eigene Auswertung nach BFS 2018, Finanzen der universitären Hochschulen: Basistabellen zu 2017.

Die Universität St.Gallen ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt des Kantons St.Gallen und auf eine lang-
fristig gesicherte Grundfinanzierung durch den Kanton sowie eine entsprechende Verankerung im
Kanton angewiesen. So sind der Universität ihre regionalen Beziehungen ein grosses Anliegen. Ein ei-
genes Prorektorat («Prorektorat Aussenbeziehungen») widmet sich dem Bestreben, dem Kanton durch
die internationale Profilierung der Universität einen erheblichen Mehrwert zu sichern. In ihrer, im Jahr
2015 formulierten Vision 2025 und der entsprechenden, umsetzungsorientierten Roadmap bezieht sich
eine Passage auf das Zusammenspiel zwischen regionaler Verankerung und Internationalisierung der
Universität. In der Vision wird das Thema der Regionalisierung folgendermassen aufgegriffen:

«Durch die globale Ausstrahlung unserer Forschung und dadurch, dass wir Studierenden, Lehrenden und For-
schenden systematisch Studien- und Forschungserfahrungen im Ausland ermöglichen, profilieren wir die HSG
weltweit als eine Universität, die auf Studierende wie auf Lehrende und Forschende international höchste Anzie-
hungskraft ausübt. Wir verstehen die Verankerung der HSG in Stadt und Kanton als ein zentrales Merkmal der
Identität unserer Universität und stärken deshalb die Region, indem wir ihre internationale Sichtbarkeit steigern
und uns zugleich als regional nutzbare Wissens- und Kulturressource zur Verfügung stellen. Damit sichern wir
langfristig den Standort St.Gallen und tragen nachhaltig zur wirtschaftlichen und sozialen Wertschöpfung in der
Region bei.» (Vision 2025, Universität St.Gallen 2015a).
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3        Monetäre Effekte der Universität St.Gallen
Unter den verschiedenen regionalwirtschaftlichen Effekten einer Universität bilden die direkten mone-
tären Effekte ein wichtiges Wirkungsfeld (vgl. dazu Ausführungen in Kapitel 1.3). Universitäten lösen
– wie andere öffentliche oder private Einrichtungen – Geld- und Güterströme aus, die Auswirkungen
auf den regionalen Wirtschaftskreislauf haben. Bei der Betrachtung der monetären Effekte der Univer-
sität St.Gallen werden sowohl die direkten Kaufkrafteffekte als auch die regionale Wertschöpfung er-
mittelt.

         Hinweise zur Methodik
Die Berechnung der direkten monetären Effekte kann auf unterschiedliche Art erfolgen. Bei manchen
Fragen müssen Annahmen getroffen werden. Die folgenden Ausführungen dienen dazu, die gewählte
Berechnungsweise und ihre zugrundeliegenden Daten und auch Annahmen transparent und nachvoll-
ziehbar darzulegen.
Die monetären Auswirkungen der Hochschulen auf die Region umfassen primär die Beiträge zur regi-
onalen Kaufkraft und zur regionalen Wertschöpfung. Die direkten Kaufkrafteffekte geben Auskunft
über die zusätzlichen Umsätze im Sinne primärer Umsätze und die damit ausgelösten Kaufkraftzu-
flüsse in eine Region, während die regionale Wertschöpfung den effektiven Wertzuwachs für eine Re-
gion betrachtet. Die Universität St.Gallen inklusive der Institute und der Weiterbildung (=konsolidierte
Gesamtrechnung) ist dabei zentraler Gegenstand der Untersuchung. Darüber hinaus werden die Aus-
gaben folgender Gruppen betrachtet, die in direktem Zusammenhang mit der Universität St.Gallen und
ihren Leistungen stehen:
•   Zahlungsströme der Studierenden,
•   Ausgaben der Teilnehmenden an Weiterbildungsveranstaltungen, Tagungen, Kongressen und
•   Ausgaben von Teilnehmenden öffentlicher Veranstaltungen der Universität.

Regionale Kaufkraftinzidenz
Die Beiträge zur regionalen Kaufkraft entstehen aus direkten Kaufkrafteffekten. Die Studierenden bei-
spielsweise halten oder bringen Kaufkraft dadurch in die Region, dass sie für das Studium dort leben
und Ausgaben für ihre Lebenshaltung tätigen. Zur Berechnung der kantonalen Kaufkrafteffekte der
Universität St.Gallen wird die Methode der räumlichen Inzidenzanalyse verwendet. Mit Hilfe dieser
Methode werden Zahlungsströme räumlich zu geordnet. Dabei werden erstens die Mitteleinnahmen
und -ausgaben der Universität St.Gallen sowie zweitens die Ausgaben und Einnahmen der Studieren-
den nach ihrer regionalen Herkunft untersucht. Das heisst, es werden Einnahmen und Ausgaben je-
weils räumlich verortet, woher (Region, restliche Schweiz, Ausland) kommt das Geld und wohin fliesst
es. Um ein möglichst komplettes Bild zu erfassen, werden drittens auch die Effekte durch die Weiter-
bildungen und sonstigen Veranstaltungen der Universität und ihrer Institute berücksichtigt. Hierbei
werden die Ausgaben jener Teilnehmenden, die für die Veranstaltungen von ausserhalb in die Region
kommen, als zusätzliches Geld für die Region berücksichtigt 1.      0F

Hierdurch entsteht gewissermassen eine «räumliche Gewinn- und Verlustrechnung» mit einem be-
stimmten Saldo pro räumlich betrachteter Ebene. Der berechnete Saldo bildet ab, ob und gegebenenfalls
in welcher Höhe positive oder negative Effekte für einen Raum resultieren. Der Saldo für die Region
St.Gallen entspricht folglich den zusätzlichen primären Umsätzen im Sinne von ausgelösten Kaufkraft-

1   Weitere Faktoren im Zusammenhang mit den verschiedenen Veranstaltungen (Einnahmen aus Teilnahmegebühren, Ausga-
    ben für die Organisation der Veranstaltung etc.) werden bereits in den Zahlungsströmen der Universität erfasst.
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zuflüssen durch das Universitätsbudget, die Studierenden oder die Teilnehmenden an Weiterbildun-
gen. Diese werden auch als direkte Kaufkrafteffekte bezeichnet. Die Summe der Kaufkrafteffekte gibt
Auskunft zur regionalen Kaufkraftinzidenz der Universität, wieviel mehr Geld durch die Universität
in die Region fliesst als aus der Region wegfliesst (vgl. Abbildung).

Abbildung 7: Berechnung der regionalen Kaufkraftinzidenz

Quelle: Eigene Darstellung, IMP-HSG 2018.

Beitrag zur regionalen Wertschöpfung
Der Beitrag zur regionalen Wertschöpfung macht eine etwas andere Aussage: Diese Grösse betrachtet den
effektiven Wertzuwachs in einer Region, der durch die hier getätigten Ausgaben generiert und indu-
ziert wird. Hierfür wird nur die Verwendungsseite (Ausgabenseite) der Mittel betrachtet. Es werden all
jene Beträge berücksichtigt, die in der Region ausgegeben werden – ungeachtet, ob die Mittel dafür aus
der Region selbst kommen oder von ausserhalb. Der Beitrag zur regionalen Wertschöpfung kann in
einem ersten Schritt definiert werden als die Differenz zwischen der von Universität, Studierenden und
Teilnehmenden an (Weiterbildungs-)Veranstaltungen getätigten Ausgaben in der Region und den da-
bei eventuell in Anspruch genommenen Vorleistungen aus anderen Regionen. Das heisst, bei Ausgaben
(Konsum) in der Region werden zugleich auch Vorleistungen aus anderen Regionen bezogen, diese
müssen zur Abgrenzung der rein regionalen Wertschöpfung abgezogen werden.
Zu diesen Beträgen, die in der Region direkt umgesetzt werden, werden in einem zweiten Schritt die
hierdurch für die Region induzierten Effekte hinzugezählt. Mit der Berechnung der induzierten Effekte
wird berücksichtigt, dass jeder ausgegebene Franken in der Region weitere Ausgaberunden durch Vor-
leistungskäufe auslöst. Weil beispielsweise die Studierenden bestimmte Güter nachfragen, erhalten an-
dere Wirtschaftssubjekte Kaufkraft, die wiederum in der Region als Nachfrage wirksam werden kann.
Zur Berechnung der induzierten Effekte werden folglich ausschliesslich die konsumrelevanten Ausga-
ben der Universität, der Studierenden aber auch der Teilnehmenden an Weiterbildungsveranstaltungen
etc. berücksichtigt.
Diese Ausgaben werden mit einem so genannten Regionalmultiplikator, der sich von Region zu Region
unterscheidet und die spezifischen Nachfrageziehungen in den Regionen abbilden soll, vervielfältigt:
Das heisst, je nach wirtschaftlicher Verflechtung innerhalb der Region resultieren aus diesen Konsum-
ausgaben mehr oder minder starke induzierte Wirkungen als von Multiplikatorwirkungen. Je enger die
Verflechtung der Wirtschaft in der Region ist, desto weniger Nachfrageanteile fliessen aus der Region
hinaus und desto grösser ist folglich der Regionalmultiplikator. Mit Hilfe des genannten Regionalmul-
tiplikators können alle folgenden Ausgaberunden, die von den universitätsabhängigen Konsumausga-
ben (Universität, Studierende, Teilnehmende) in der Region induziert werden, erfasst werden. Der
Wertschöpfungsmultiplikator bildet die weiteren Verwendungsstufen ab und variiert in der Höhe ab-
gängig von der Intensität der räumlichen Verflechtungsbeziehungen.
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Fischer/Wilhelm (2000) haben im Rahmen einer Studie einen regionalen Einkommensmultiplikator für
die Stadt St.Gallen von 1.36 und für den Kanton St.Gallen von 1.38 berechnet. Die räumlichen Abgren-
zungen ihrer Analyse unterscheiden sich jedoch von den in der vorliegenden Untersuchung gewählten.
Für die Region Appenzell AR – St.Gallen – Bodensee wurde somit der Regionalmultiplikator von 1.38
zugrunde gelegt, der sowohl jenem für den Kanton errechneten entspricht als auch von Frey/Häusel
(1983) für das Zentren-Umland verwendet wird. Dieser wurde als adäquater Multiplikator für verdich-
tete Räume abseits der grossen Schweizer Metropolen definiert und wird somit als geeignet für die
Region erachtet. Leider liegen keine neuen Studien zur Definition aussagekräftiger Regionalmultiplika-
toren von Schweizer Regionen vor. Allerdings bestätigen neuere Berechnungen zu anderen Räumen die
Grössenordnung des gewählten Regionalmultiplikators. 2               1F

Die regionale Wertschöpfung setzt sich somit aus den gesamten Ausgaben in der Region (bei den Sach-
kosten ausschliesslich unter Berücksichtigung der Vorleistungen) und den dadurch induzierten Effek-
ten zusammen. Im Ergebnis gibt die regionale Wertschöpfung Auskunft darüber, in welcher Höhe in
der Region ein effektiver Wertzuwachs durch die Universität erzielt werden konnte (vgl. folgende Ab-
bildung). Dementsprechend baut die Berechnung der regionalen Wertschöpfung auf einer Vielzahl an
Annahmen auf (Anteil Vorleistungen, Anteil konsumrelevanter Ausgaben, Regionalmultiplikator etc.)
und ist in Folge mit grösserer Unsicherheit behaftet als die regionalen Kaufkrafteffekte.

Abbildung 8: Berechnung der regionalen Wertschöpfung

Quelle: Eigene Darstellung, IMP-HSG 2015.

Im Budget der Universität St.Gallen sind die Staatsrechnung, Fonds, die Institute sowie die Weiterbil-
dung enthalten. Nicht integriert sind die externen Rechnungen, d.h. jene der Gastronomie an der Uni-
versität St.Gallen, des Kinderhorts und weiterer angegliederter universitätsnaher Einrichtungen und
Vereine. Die Umsätze der Migros Genossenschaft Ostschweiz als Betreiberin der Mensa auf dem Ge-
lände der Universität St.Gallen werden im Wesentlichen durch die Ausgaben der Studierenden, Mitar-
beitenden und Teilnehmenden an Veranstaltungen generiert. Diese werden bei den jeweiligen Gruppen
berücksichtigt. Die Ausgaben der Mitarbeitenden der Universität St.Gallen werden über die Personal-
kosten, die nach dem Wohnort der Mitarbeitenden zugeordnet wurden, berücksichtigt.

2    Für Deutschland wird mit einem Multiplikator zwischen 1.10 und 1.40 gerechnet (vgl. Bathelt, Schalmp 2002: 113 in Back,
     Fürst 2011: 4). Die Angaben über die Grösse der Multiplikatoren differieren je nach Definition und Abgrenzung erheblich.
     Für einen Verdichtungsraum wie Bremen beispielsweise lässt sich ein Multiplikator in der Grössenordnung von 1.3 errechnen
     (Wehling 2007:5 in Back, Fürst 2011:4).
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         Die Zahlungsströme der Universität St.Gallen
Die Universität St.Gallen verfügte im Jahr 2016 über ein konsolidiertes Budget von rund 223 Mio. CHF,
im Jahr 2017 von über 231 Mio. CHF. Der Staatsbeitrag des Kantons liegt in der Leistungsperiode 2016
bis 2018 bei 49.2 Mio. CHF pro Jahr.

Ausgabenseite
Als Forschungs- und Bildungseinrichtung stellen die Personalkosten der Universität St.Gallen den
grössten Ausgabeposten dar. Etwa 70% der Kosten fallen für Gehälter und Lohnnebenkosten der Be-
schäftigten an. Dieser Anteil blieb über die Jahre weitgehend konstant, mit einer leichten Steigerung in
den letzten beiden Jahren. Je nach Wohnort des Personals fliessen Teile der Personalkosten in die Re-
gion, Teile in die restliche Schweiz und geringe Teile auch ins Ausland. Die folgende Abbildung zeigt
die Wohnortverteilung des Universitätspersonals in den Jahren 2016 und 2017.

Abbildung 9: Wohnorte der Universitätsangestellten in den Jahren 2016 und 2017

Quelle: Eigene Darstellung, IMP-HSG 2018 nach anonymisierten Angaben des Controllings, Universität St.Gallen.

Einen weiteren wichtigen Ausgabenposten stellen die Sachkosten der Universität dar, sie machen etwa
ein Viertel aller Ausgaben aus. Diese können grossteils nach den Postleitzahlen der Kreditorenzahlun-
gen räumlich zugeordnet werden. In den Jahren 2016 und 2017 ging jeweils etwas mehr als die Hälfte
aller Sachkosten in die Region. Die restlichen Ausgaben umfassen eigene Beiträge an Dritte oder andere
Aufwendungen.

Einnahmenseite
Betrachtet man die Einnahmenseite, so stellen die Beiträge des Bundes, der anderen Kantone und des
Trägerkantons St.Gallen mit knapp 121.6 Mio. CHF im Jahr 2017 die wichtigsten Einnahmequellen dar.
Sie deckten etwa 51% des HSG-Budgets ab (vgl. dazu auch Kapitel 2.2). Pro Studierendem (Herbstse-
mester 2017) gerechnet sinkt im Jahr 2017 die öffentliche Grundfinanzierung geringfügig von 14’278
CHF auf 14’222 CHF.
Im Rahmen des Selbstfinanzierungsanteils spielen Einnahmen aus Studiengebühren und Kursgeldern
von Weiterbildungen der Executive School (ES-HSG) und der HSG-Institute in Höhe von knapp 66.7
Mio. CHF eine wichtige Rolle. Diese können je nach Herkunft der Studierenden und Teilnehmenden
räumlich zugeordnet werden. Weitere wichtige Einnahmen bilden die Forschungs- und Dienstleis-
tungserträge sowie weitere Beiträge Dritter (Stiftungen Fonds etc.), die ebenfalls grossteils verortet wer-
den können. Im Vergleich zu anderen Schweizer Hochschulen verfügt die Universität St.Gallen über
den höchsten Beitrag nicht-öffentlicher Mittel (vgl. Abb. 9).
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