Reorganisation der Alterszentren Biel - RENCONTRE
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
SYMPATHISCH RENCONTRE MÖGLICHKEITEN CONVIVIALE Reorganisation der Alterszentren Biel Projektbericht der Direktion Bildung, Kultur und Sport 2020
Bericht zum Projekt Reorganisation der Alterszentren Biel 2020 Direktion Bildung, Kultur und Sport Zentralstrasse 60 2501 Biel T 032 326 14 10 info.bks@biel-bienne.ch www.biel-bienne.ch Erarbeitet von der Abteilung unter Mitwirkung der Geschäftsleitungen der Alterszentren und Reto Lindegger, lexcentral in Biel Biel, Juli 2020 Fotos: Fabio Blaser
Reorganisation der Alterszentren Biel Projektbericht der Direktion Bildung, Kultur und Sport Die Stadt Biel betreibt vier Alterszentren mit 280 Pflege- plätzen und ein Tageszentrum mit 21 temporären Betreu- ungsplätzen. Zusammen mit der stadtnahen Stiftung für Betagtenwohnungen, die über 195 Alterswohnungen vermietet, spielt sie eine zentrale Rolle im Versorgungs system der älteren Stadtbevölkerung. Der Bericht gibt einen Überblick über die Reorganisation der städtischen Abteilung seit 2018 und über die künftige strategische Ausrichtung der Alterszentren. Er schliesst das Reorgani sationsprojekt ab. Vom Gemeinderat zur Kenntnis genommen am 19. August 2020
Inhaltsverzeichnis 1. Ausgangslage 6 2. Strategie und Gesamtkonzept 7 2.1 Vision und allgemeine strategische Ausrichtung 7 2.2 Bedarfsanalyse 9 2.3 Leitbild und Betriebsstrategie 11 3. Organisation und Führung 15 4. Personal 20 5. Infrastruktur und Investitionen 23 6. Fazit 25 Anhang 27
1. Ausgangslage 1925 eröffnete die Stadt Biel ihr erstes Alters- 1. «Strategie und Gesamtkonzept», 2. «Organi- heim. Seitdem hat sich die städtische Ab sation und Führung», 3. «Personal» und teilung stetig weiterentwickelt und die Unter- 4. «Infrastruktur und Investitionen». Im stützung der älteren Menschen ist zu einer Rahmen von Table-Ronde-Veranstaltungen zentralen öffentlichen Aufgabe geworden. mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt- Die Neuordnung der Pflegefinanzierung auf ratsfraktionen hat die Direktion Bildung, nationaler Ebene zwischen 2008 und 2011 Kultur und Sport 2018 und 2019 über die führte zur Gleichstellung von privaten und Arbeitsfortschritte informiert. öffentlichen Alters- und Pflegeinstitutionen. In der Folge war während der Bieler Legis Der Reorganisationsprozess hat zu zahl laturperiode 2013 – 2016 der Status und die reichen Anpassungen der Organisation ge Form der Trägerschaft der städtischen Heime führt, konkret zu einer neuen Führungs- Anlass einer breiten politischen Debatte. und Managementkultur und zu einem neuen Corporate Identity in Anlehnung an das- Am 21. September 2017 hat der Stadtrat jenige der Stadt (im Bericht werden die schliesslich entschieden, die Alters- und neuen Bezeichnungen verwendet, siehe Pflegheime weiterhin innerhalb der Stadtver Anhang Abbildung 1). waltung zu führen. Er beauftrage den Ge- meinderat, für die Heime eine Struktur mit Der vorliegende Bericht führt entlang den vier verbesserter Organisation zu erarbeiten. oben beschriebenen Handlungfeldern und Parallel dazu forderte ein dringliches Postulat zeigt, was diesbezüglich erarbeitet worden ist der Geschäftsprüfungskommission (GPK) und welche Ziele erreicht worden sind. Gleich vom 19. Oktober 2017 die Erarbeitung eines zeitig bietet er einen Ausblick auf bevorste- Gesamtkonzepts für die Alters- und Pflege hende Herausforderungen in der Organisation infrastrukturen und das Angebot für die der Abteilung und zieht eine erste Bilanz in ältere Bevölkerung (Postulat 20170315). Bezug auf den Verbleib der städtischen Alters- zentren in der Stadtverwaltung. Weiter wird Der Gemeinderat hat in seinem Bericht mit vorliegendem Bericht der Prüfauftrag der «Reorganisation der städtischen Alters- und GPK vom Oktober 2017 erfüllt (bereits er- Pflegeheime / Vorgehen» vom 16. Mai 2018 die wähntes Postulat 20170315). Schliesslich be- Herausforderungen und den Handlungsbe- schreibt der Projektbericht die neu erarbeitete darf aufgezeigt sowie den Plan wie die Orga- kurz- und mittelfristige Betriebsstrategie der nisation angepasst werden soll. Der Bericht städtischen Alterszentren. an den Stadtrat fasst die Themen der Analyse in vier Handlungsfelder zusammen: 6
2. Strategie und Gesamtkonzept 2.1 Vision und allgemeine strategische Auftrag zu erfüllen, verfolgen die Direktion Ausrichtung Bildung, Kultur und Sport und die Abteilung Alterszentren Biel die allgemeine Strategie Für ältere Menschen, die Pflege und Unter- der integrierten Versorgung zwischen ambu- stützung benötigen, stehen heute Unab lanten und stationären Leistungserbringern, hängigkeit und Selbstbestimmung im Vorder- die neue ganzheitliche Lösungen für die grund. Sie wollen möglichst lange in die Betreuung älterer Menschen bietet. Gemeinschaft eingebunden sein und am öffentlichen Leben teilnehmen. Dazu braucht → Integrierte Versorgung es ein attraktives Wohnumfeld, einen Zugang zum Quartierleben und ein breites Dienst Der Ansatz basiert auf dem Wohn- und leistungsangebot. Pflegeheimmodell 2030 von Curaviva Schweiz. Unter integrierter Versorgung wird die Zusam- Als führende Anbieterin im Bereich der Alters menarbeit verschiedener Institutionen und pflege in Biel spielt die städtische Abteilung Angeboten (ambulant und stationär) verstan- mit 280 Pflegeplätzen und 21 temporären den, welche sich an der Nachfrage orientie- Betreuungsplätzen im Tageszentrum zusam- ren. Das Modell auf S. 8 zeigt dies auf: Anstatt men mit der Stiftung für Betagtenwohnungen Pflegeleistungen in einem dafür eingerichte- und ihren 195 Wohnungen eine zentrale Rolle ten Zimmer zu erhalten, steht der ältere im zukünftigen Versorgungssystem der älte- Mensch im Zentrum. Er erhält ein breites ren Bevölkerung. Dabei ist es die Aufgabe der Angebot an Dienstleistungen in einem von Stadt, der älteren Bevölkerung alle Dienst- ihm ausgewählten Kontext und in einem leistungen im Zusammenhang mit der dritten abgestimmten sozialen Umfeld. und vierten Lebensphase in koordinierter Weise anzubieten. Um diesen Service public- Die Aktivitäten der Abteilung Alterszentren Biel folgen der Vision der so genannten integrierten Versorgung. Sie orien- tieren sich an der Nachfrage der älteren Menschen und berücksichtigten die Vielfalt ihrer Bedürfnisse und Lebens- gewohnheiten. Ein koordiniertes und interdiszipliniertes Vorgehen ermöglicht es, den Menschen eine breit gefäch erte Palette an Dienstleistungen anzubieten, die ihnen eine hohe Lebensqualität im Alter ermöglicht. 7
Diese allgemeine strategische Ausrichtung setzt einen Perspektivenwechsel in verschie- denen Bereichen sowie ein neues Rollen verständnis voraus: Leistungen: von «bestimmt durch das • Angebot» hin zu «bestimmt durch die Nachfrage» Institutionen: Von der Konzeption der • Anbieterin in Richtung einer Moderatorin Wohn- und Pflegemodell 2030 von Curaviva von Dienstleistungen im Sozialraum (d.h. die Institution wird zum Kompetenz- zentrum in einem Netzwerk) Mögliche Angebotspalette: Langzeitpflege: Von der Krankheit hin zur • Lebensqualität. In der Vergangenheit Wohnformen: wurde das Alter auf eine lange beschwer- Pflegeinstitutionen, Betreutes Wohnen, liche Krankheit reduziert. Neu soll der Cluster-Wohnen, Wohnen mit Service, Akzent auf die Qualität der letzten Tage Generationen-Wohnen, Pflegewohngruppen, gesetzt werden. Alterssiedlung Aktivitäten: Vom Alleingang zu koordi- • nierten Lösungen und interprofessioneller Pflege und Betreuung: Zusammenarbeit Pflegerische Grundversorgung, 24-h Pflege- service, Betreuung und Begleitung, Die im vorliegenden Bericht enthaltenen Übergangspflege, Tagesstätten, Spitex, strategischen Leitlinien und Wirkungsfelder Spezialisierte Pflegeangebote folgen jeweils diesen Grundlagen. Dienstleistungen: Ziel ist es, dass die Abteilung Alterszentren Mobilität, Begleitung/Koordination, med. Biel das Wohn- und Pflegemodell 2030 von Grundversorgung und therapeutische DL, Curaviva in der Stadt Biel umsetzt. Konkret Gastronomie/Catering, Coiffeur/Kosmetik, können die Vorgaben für die Abteilung in Reinigung Wäscherei, Treuhand, Apotheke, zwei Perspektiven zusammengefasst werden: Haushaltshilfen, Information/Beratung, Einkaufsmöglichkeiten 1. Sie wird wahrgenommen als eine Institu- tion gegliedert in vier Dienstleistungs Alltagsgestaltung: zentren in den Quartieren. Anlässe/Event, Café/Restaurant, Fitness, 2. Die vier Dienstleistungszentren bieten Spiritualität, Kultur/Musik/Kino, Treffräume, mit ihren Partnerinstitutionen den älteren Reisen, Wellness Menschen Unterstützung, Pflege und Beratung, Essen und gesellschaftliche Anlässe dezentral an, direkt bei den Menschen, die «mitten im Leben» ver bleiben können. 8
2.2 Bedarfsanalyse ergänzt durch das Tageszentrum und das grosse Angebot an Wohnungen, welche die Die Entwicklung in den letzten Jahren zeigt, Stiftung für Betagtenwohnungen verwaltet dass der Bedarf an Pflegeheimplätzen allge- werden, besonders gut positioniert, um mit mein nicht zunimmt. Die Regel «ambulant vor einem umfassenden und attraktiven Angebot stationär» entfaltet ihre Wirkung. Die Stadt den Erwartungen der älteren Menschen Biel ist dabei keine Ausnahme. Die Menschen gerecht zu werden. Die Komplementarität der wollen so lange wie möglich zuhause bleiben Angebote macht es möglich, eine Vielfalt von und unabhängig und selbstständig leben. persönlichen Situationen abzudecken. Die Betten in den vier Alterszentren waren im Entsprechend muss die Angebotsplanung für Jahr 2018 zu 95% belegt. Die Auslastung war das ganze Dispositiv (Alterszentren, Tages damit im Vergleich zu den Vorjahren stabil. zentrum, Alterswohnungen) aus einer Gesamt Sie liegt über dem kantonalen und nationalen sicht und unter Berücksichtigung der Vielfalt Durchschnitt. Mittel- und langfristig ist an der Bedürfnisse sowohl beim Wohnen als gesichts der ambulanten Dienstleistungen auch bei der Pflege und dem sozialen Leben und dem Angebot von Betreutem Wohnen mit erfolgen. Diese Planung betrifft die Anzahl einem Rückgang der Anzahl der Langzeitauf- Pflegheimplätze, die Anzahl Wohnungen, die enthalte zu rechnen. Im Bericht vom Mai 2018 Qualität und die Koordination der Angebote. hatte der Gemeinderat bereits darauf hinge- Die vertieften Überlegungen für den Neubau wiesen, dass der Kanton Bern keine neuen des Alterszentrum Ried und damit für den Plätze mehr bewilligen wird, sofern keine Wettbewerb, sind bereits unter Einbezug der ausserordentlichen Umstände gegeben sind Alterszentren Cristal, Redern und Esplanade (wie z.B. Umbau oder Renovationen an be- erfolgt. Zur Klärung dieser Fragen und selbst- stehenden Institutionen). Eine Erhöhung der redend der planerischen und baulichen Anzahl Betten ist daher trotz der demogra- Aspekte des Vorhabens wurde im Laufe des phischen Entwicklung (überdurchschnittliches Jahres 2018 ein Arbeitsausschuss gebildet, Wachstum der über 65-Jährigen und der über welcher seither unter externer Begleitung das 80-Jährigen) nicht vorgesehen. Projekt in mehreren Etappen vorwärtsgetrie- ben hat (vgl. detaillierter auch Ziff. 5). Die Stadt Biel ist mit ihren vier über das gesamte Stadtgebiet verteilten Alterszentren, Als Folge der übergeordneten Politik «Ambulant vor Sta tionär» zeigt die Bedarfsanalyse, dass das Angebot an Pflegeplätzen in Biel ausreichend ist. Das breite Angebot der Stadt mit vier Alterszentren, mit einem Tageszentrum und mit den Alterswohnungen der Stiftung bietet Vorteile beim Berücksichtigen der Bedürfnisse der älteren Men- schen. Künftige Bauvorhaben müssen den Ansprüchen an Flexibilität und an Anpassungsfähigkeit Rechnung tragen. 9
2.3 Leitbild und Betriebsstrategie Für die Erarbeitung der Betriebsstrategie wurde ein Stärken- und Schwächenprofil über Ausgangslage im Mai 2018 die gesamten vier städtischen Alterszentren Im bereits erwähnten Bericht über die Re- erstellt und Chancen und Risiken für die organisation an den Stadtrat hat der Gemein- künftige Entwicklung definiert unter Berück- derat im Jahre 2018 vier Eckwerte formuliert, sichtigung der vier vom Gemeinderat vor welche zu berücksichtigen seien und an gegebenen Eckwerte (siehe links). Schliesslich denen sich die nachfolgenden Arbeiten und wurde die Analyse mit einem Ausblick auf die künftige Strategie zu richten haben: die sich verändernden Rahmenbedingungen ergänzt. Näher betrachtet wurden die Auswir- 1. « Würdige Pflege und Betreuung der kungen der sich weiterhin abzeichnenden betagten Menschen und attraktive Verschiebung von stationärer zu ambulanter Arbeitsbedingungen für das Personal Pflege, die Ansprüche der Babyboomer-Gene- in einer zeitgemässen und konkurrenz ration und anderer neuer Anspruchsgruppen fähigen Infrastruktur, insbesondere: (z.B. Menschen mit Migrationshintergrund, 2. Finanzierungs- und Investitionsstrukturen, Menschen mit unterschiedlicher sexueller welche den städtischen Heimen gegen Orientierung oder sexueller Identität, sucht- über den Privaten gleich lange Spiesse kranke Menschen, Menschen mit psychischen verschaffen; Erkrankungen), die Herausforderungen der 3. Personalpolitik, welche die Rekrutierung aufgrund der Alterung der Gesellschaft von qualifiziertem Personal begünstigt; zunehmenden Demenzerkrankungen, die 4. Kooperationen, welche ein umfassendes Palliativpflege, die Digitalisierung oder etwa Angebot für das Alter erlauben.» der Klimawandel. [vgl. Seite 6 des Berichtes des Gemeinderates an den Stadtrat vom 16. Mai 2018] Projektfortschritte 2018/2019 Die Co-Leiter der Abteilung haben – teilweise mit externer Begleitung – gemeinsam mit den Geschäftsleiterinnen und Geschäftsleitern der vier Alterszentren in den Jahren 2018 und 2019 mehrere Workshops zur Erarbeitung einer kurz- bis mittelfristigen Betriebsstra tegie abgehalten. Die vier Eckwerte des Gemeinderates dienten dabei als Grundlage- und Richtschnur für diese Strategiearbeit, ebenso die kantonalen und nationalen Vorgaben. Die operative Umsetzung in der Abteilung erfolgt über definierte Massnah- men pro Leitlinie/Wirkungsfeld und über die Festlegung von messbaren Jahreszielen. 11
Unter Berücksichtigung dieser Vorarbeiten wurde folgendes Leitbild für die Abteilung und die Alterszentren Biel formuliert: «Als städtisches Kompetenzzentrum schaffen und betreiben wir ein zeitgemässes und breit gefächertes Beratungs-, Wohn- und Betreuungsangebot für Menschen mit verschie- denen Lebensformen in naturnaher bis urbaner Umgebung. In zeitgemässer Infrastruktur bieten wir einen Lebensort, der sich im Rahmen unserer Möglichkeiten an den individu ellen Bedürfnissen und Ressourcen orientiert mit dem Ziel, die Autonomie bei hoher Lebensqualität zu fördern und ein würdiges Leben(-sende) zu ermöglichen.» Aus diesem Leitbild und in Verbindung attraktive Arbeitsbedingungen. Unsere Mass- mit den vier Eckwerten, die der Gemeinderat nahmen im Bereich der Personalentwicklung vorgegeben hatte, wurden fünf betriebs entsprechen den hohen Anforderungen. strategische Leitlinien (A bis E) resp. stra Zudem bieten wir ein breites Angebot an Aus- tegische Wirkungsfelder für die Abteilung bildungsplätzen und geschützte Arbeitsplätze entwickelt: für Menschen mit Beeinträchtigungen an.» A Hohe Lebensqualität bei hohem C Zeitgemässe Infrastrukturen Pflege- und Betreuungsstandard «Wir orientieren uns beim Betrieb und der «Wir gehen von einem Menschenbild aus, Planung unserer Einrichtungen am natio das Wert auf die Einzigartigkeit jedes Indivi- nalen Wohnmodell 2030 von Curaviva. Wir duums legt. Gleichzeitig beachten wir in sind EIN Betrieb mit vier Standorten, welche unserem Handeln das Recht auf Selbstbe- individuelle Kulturen haben, aber mit ge- stimmung jedes Menschen. Darauf basierend meinsamen Nennern arbeiten. Gleichzeitig ist das oberste Ziel, eine möglichst hohe wollen wir Diversität im Angebot bieten.» Lebensqualität für alle aktuellen und künfti- gen Anspruchsgruppen zu erhalten. Die D Konkurrenzfähige Finanzierungs- soziokulturelle Animation und Alltagsgestal- und Investitionsstrukturen tung spielen dabei eine wichtige Rolle.» «Dank einer kurzfristigen Unterhalts- und einer mittel- und langfristigen Investitions B Zielgerichtete Personalpolitik und planung in Zusammenarbeit mit den zu attraktive Arbeitsbedingungen ständigen städtischen Stellen sichern wir den für die Rekrutierung von qualifiziertem Fortbestand unserer Dienstleistungen als neuem Personal resp. für das be Marktleader im Raum Biel. Wir streben kein stehende Personal Wachstum an, sondern bauen auf Qualität. «Wir bieten als grosser Arbeitgeber einen Dabei werden sämtliche Mittel im Betrieb sicheren Arbeitsplatz und fortschrittliche reinvestiert. Als städtische Einrichtungen 12
nehmen wir unsere soziale Verantwortung Umsetzung 2020 wahr und bieten bewusst auch Platz für Ausgehend von diesen fünf strategischen Personen mit tiefen Pflegestufen. Einen Teil Leitlinien/Wirkungsfeldern sind konkrete unserer Infrastrukturen richten wir danach mittelfristige Massnahmen pro Wirkungsfeld aus.» definiert. Sie werden ab 2020 auf operativer Ebene umgesetzt, und es werden messbare E Umfassendes Angebot dank Jahreszielen festgelegt und kontrolliert. Kooperationen mit Dritten «Wir verbessern und ergänzen unsere Dienst- Die strategische Führung wird vom Gemein- leistungen dank Kooperationen mit externen derat an die Direktion für Bildung, Kultur und Partnern. Dazu gehören Angehörige, Heim- Sport übertragen. Die Abteilungsleitung ist und Hausärzte, Sozialdienste, Spitäler, in enger Zusammenarbeit mit den Geschäfts- Spitexdienste, städtische Quartierzentren, leitenden für die Umsetzung verantwortlich. Erfa-Gruppen, andere Alters- und Pflegeins titutionen in der Region, Bildungspartner, Offen bleibt die Frage, ob ein zusätzliches Verbände, Vereine, Kirchgemeinden, lokales konsultatives Gremium geschaffen werden Gewerbe und Lieferanten.» soll, um die strategische Führung zu komplet- tieren. Ein solches Gremium (oder Beirat) würde es ermöglichen, externe Expertinnen und Experten in den spezifischen Bereichen wie Geriatrie, Pflege, aber auch in Manage- ment-, Immobilien- und Finanzfragen bei zuziehen. Die Frage soll bei der weiteren Entwicklung der Organisation wiederaufge- nommen werden. Künftige Schritte sollen zudem in Abstimmung auf die städtische Alterspolitik und insbesondere in Zusammen- arbeit mit der Dienststelle «Generationen und Quartiere» und der dort angesiedelten Delegierten Alter erfolgen: Ausgehend von den vom Gemeinderat fixierten Prioritäten besitzt die Abteilung Alterszentren Biel heute ein Leit- bild, das mit 5 strategischen Leitlinien komplettiert wird. Die strategische Verantwortung obliegt der Direktion Bildung, Kultur und Sport sowie der Abteilungsleitung in enger Zusammenarbeit mit den Geschäftsleitungen. 13
14
3. Organisation und Führung Im Stadtratsbeschluss vom 21. September Was die Führung der Abteilung betrifft wurden 2017 wurde für die städtischen Alterszentren die Führungsgrundsätze in Abstimmung auf eine neue Struktur mit optimierter Organi die städtischen Vorgaben geklärt. Grossen sation gefordert. Gleichzeitig fordert das Wert wird auf eine positive und klare Kommu- Postulat der Geschäftsprüfungskommission, nikation und eine Feedbackkultur in der dass aufbauend auf der Strategie Betriebs- Arbeit mit Zielsetzungen und Erwartungen konzepte (pro Infrastruktureinheit, inkl. gelegt. Kritik wird sachbezogen geäussert, Kostenberechnungen sowie Ertragsabschät- Konflikte werden bewusst angegangen und zungen und Berichten über die Einhaltung entschärft oder gelöst. Die städtischen Vorga- der qualitativen Standards) erarbeitet werden. ben in Bezug auf die Prozesse der Personal- führung werden gleich wie die gemeinsam Ausgangslage im Mai 2018 erarbeiteten Abläufe in der Abteilung konse- In diesem Zusammenhang hielt der Gemein- quent eingehalten. Gleichzeitig wird seitens derat in seinem Bericht vom 16. Mai 2018 fest, Abteilungsleitung gegenüber der Linie Raum dass die Aufgabenzuordnung zwischen der für Innovationen und Projekte signalisiert. Abteilung und der vier Alterszentren stark dezentral geprägt sei mit einer weitgehenden Seit Mitte 2018 wurden sämtliche Funktionen Aufgabendelegation an die vier Alterszentren. und (Teil-)Prozesse der Abteilung und der vier Ebenso sei die Führungsverantwortung Alterszentren systematisch erfasst und in dezentralisiert, und die Alterszentren würden insgesamt 19 Kategorien mit jeweils rund als Einzelbetriebe und nicht als städtischer einem halben Dutzend Unterkategorien unter- Gesamtbetrieb geführt. Alle vier Alterszentren teilt. Die Kategorien reichen von «Strategi- verfügten über ein Betriebskonzept (welches scher Führung» bis zu den operativen Tätig- für eine Betriebsbewilligung durch den keiten in den einzelnen Einheiten, aufgeteilt Kanton sowieso zwingend vorgegeben ist), in die Management-Prozesse, die Ressourcen- jedoch nur im Alterszentrum Ried war zu prozesse und die Geschäftsprozesse. Gleich- diesem Zeitpunkt ein Qualitätsmanagement zeitig wurde darauf basierend eine prozess- implementiert. Schliesslich wurde festge orientierte, für alle Betriebe identische halten, dass die städtischen Alterszentren IT-Ablagestruktur geschaffen, die sowohl die nur über eine Finanzbuchhaltung, aber weder Arbeit innerhalb der Betriebe selber, wie auch über eine Kostenrechnung nach Kostenarten, die betriebsübergreifende Zusammenarbeit Kostenstellen und Kostenträgern, noch über erleichtert. Die vereinheitlichte Struktur eine Anlagebuchhaltung verfügt hatten. unterstützt schliesslich auch die Umsetzung des neuen Datenschutzkonzeptes der städti- Projektfortschritte 2018/2019 schen Alterszentren. Die Gewährleistung Dieses Handlungsfeld wurde in den vergan- des Datenschutzes und die Datensicherheit genen zwei Jahren prioritär behandelt. Die sind wichtig für den Schutz der Bewohnerin- Entwicklung führte zu einer umfassenden nen und Bewohner, über welche persönliche Reorganisation der Struktur und der Prozesse Daten beschafft, verarbeitet, aufbewahrt und und einer Anpassung der städtischen Abtei- weitergegeben werden. Das Datenschutz lung an eine aktuelle Struktur nach betriebs- konzept enthält Leitlinien, welche den Zent- wirtschaftlichen Grundsätzen. rums-Verantwortlichen und Mitarbeitenden 15
aufzeigen, mit welchen Verhaltensweisen und Mit dem Jahresabschluss 2017 wurde das seit Vorkehrungen der Umgang mit Bewohner- 2011 zurückgelegte Eigenkapital und die damit daten datenschutzkonform sichergestellt wer- verbundenen ausgewiesenen Gewinne in der den kann. Erfolgsrechnung insofern bereinigt, als dass der kantonal vorgeschriebene Infrastruktur- Weiter wurden sowohl die Aufbauorganisation beitrag pro Standort rückwirkend ausgeschie- für die gesamte Abteilung wie auch jene den und auf ein separat eröffnetes Bilanz‑ innerhalb der einzelnen Alterszentren neu konto für jedes der vier Alterszentren trans- definiert und bei dieser Gelegenheit ebenfalls feriert wurde. Somit werden seit 2018 die harmonisiert. Schliesslich wurde über das diesbezüglichen Vorgaben des Kantons voll- bestehende Konzept im Alterszentrum Ried umfänglich erfüllt (vgl. Ziff. 5). hinaus ein neues Qualitätskonzept erarbeitet (vgl. Tabelle im Anhang), das die Massnah- Folgende weitere Anpassungen konnten men definiert, welche in den Alterszentren in Bezug auf die Finanzierungs- und Investi- ergriffen werden, um die angestrebte Qualität tionsstruktur vorgenommen werden: im Alltag sicherzustellen, zu überprüfen und laufend zu verbessern. Die Qualität der • Umstellung auf Curaviva Kontenplan einzelnen Alterszentren wird so auf Basis • Anlagebuchhaltung gemäss eines prozessorientierten Managementsys- Curaviva-Vorgaben tems sichergestellt. Wichtigste Massnahmen • Kostenrechnung gemäss Curaviva- sind hierbei jährliche Prozessbewertungen Vorgaben sowie die jährlichen internen Audits in jedem • Anbindung SIEMS an städtische SAP – der vier Alterszentren. Weiter wird der Errei- Système d’Information multilingue pour chungsgrad der Jahresziele quartalsweise les Etablissements Médicalisés ou de Soins überprüft und nach Bedarf die Ziele ange- (elektronische Pflegedokumentation) passt. Dazu kommen laufende Befragungen • Umstellung Rechnungstellung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der • Kennzahlenkonzentrat (monatlich) Angehörigen und die Einführung eines Vor- • Einführung von Quartalsabschlüssen schlags- und Meldewesens. • Professionalisierung des Kassensystems, Taschengeldverwaltung Die Finanzierungs- und Investitionsstrukturen • Definition der diesbezüglichen Zusam- sind durch die kantonal festgelegten Pflege- menarbeit zwischen der Abteilung Alters- taxen vorgegeben und können durch die zentren Biel und der städtischen Ab Abteilung und die einzelnen Alterszentren teilung Finanzen nicht beeinflusst oder gesteuert werden. Dadurch, dass die Alterszentren in einer Das Kennzahlenkonzentrat sowie das finan- Sonderrechnung der Stadt geführt werden, zielle Monatscontrolling sind eine besondere müssen gemäss Vorgaben des Harmonisier- Herausforderung. Sie sollen als Führungs ten Rechnungsmodells 2 (HRM2) einerseits instrument dienen und es den Geschäftslei- allfällig erwirtschaftete Gewinne in die Be terinnen und Geschäftsleitern sowie der triebe reinvestiert oder als Eigenkapital Abteilungsleitung ermöglichen, die monatli- zurückgelegt werden. Anderseits belasten chen Werte mit den Zielgrössen zu vergleichen allfällig erwirtschaftete Verluste die steuer- sowie einen möglichst genauen Überblick finanzierte Rechnung der Stadt nicht. über die wichtigsten Kennzahlen und damit den Geschäftsgang zu erhalten. So wird es möglich sein, gezielt auf Abweichungen re- agieren und die nötigen Massnahmen recht- 16
zeitig einleiten zu können. Da die Hotellerie anforderungen und Komplexität (z.B. im Voraus und der Pflegeaufwand rückwir- 7 x 24 x 365-Betrieb, Berechtigungssystem, kend verrechnet werden, sind für die Erarbei- prozessorientierte Ablagestruktur). Aufgrund tung der monatlichen Kennzahlen genaue dessen mussten in den Alterszentren Cristal Abgrenzungen notwendig, welche bereits bei und Esplanade bei den bisherigen IT-Provi- der Schnittstellenentwicklung zwischen SIEMS dern neue Server beschafft und die War- an SAP berücksichtigt werden mussten. tungsverträge erneuert werden. Der Ausgang dieses Teilprojekts ist momentan noch offen. In einem weiteren Teilprojekt wurde die Ende Januar 2020 hat mit der Abteilung Materialbewirtschaftung optimiert. Das Haupt Informatik und Logistik (IuL) eine weitere ziel dieses Teilprojekts sind Kosteneinspa Kick-Off-Sitzung zur Lösungsfindung für eine rungen, unter anderem durch die Vereinheit- Umsetzung stattgefunden. lichung der Sortimente, durch die Reduktion von Lieferanten sowie durch die Optimierung Im Zuge der Reorganisation werden die der Logistik-Prozesse (z.B. Lagerorte, interne Bezeichnungen innerhalb der Abteilung und Transporte, Logistikleistungen der Lieferanten der einzelnen Alterszentren harmonisiert und etc.) über alle vier Alterszentren hinweg. gleichzeitig den heutigen Gegebenheiten Diese Einsparungen sind finanziell nicht angepasst und modernisiert. Es handelt sich direkt bezifferbar, sondern schaffen wiederum um auch in anderen Städten gängige Be- Ressourcen, die in den einzelnen Alterszent- zeichnungen. Abbildung 1 im Anhang zeigt die ren direkt in der Betreuungs- und Dienst neuen Bezeichnungen in der Übersicht. Die leistungsqualität spürbar sind und somit den Harmonisierung der Bezeichnungen und ein Bewohnerinnen und Bewohnern zu Gute neuer visueller gemeinsamer Auftritt unter kommen. Berücksichtigung des CI/CD der Stadt Biel ist ein erster wichtiger Schritt im Hinblick auf ein Schliesslich wurden weitere Schritte in Auftreten der Abteilung mit vier Alterszentren Richtung der Integration in die städtische als eine Einheit. Die neue visuelle Identität Informatikumgebung unternommen. Es hat markiert für die Abteilung einen Neustart, sie sich allerdings herausgestellt, dass diese ist gleichzeitig Ausdruck der Ambitionen für Integration in die städtische IT nicht ohne die Zukunft. weiteres möglich ist aufgrund der Spezial 17
18
Schliesslich wurden im Zuge der Reorgani Hingegen soll die Frage der Entwicklung der sation im Bereich «Organisation und Füh- Stiftung im Zusammenhang mit der künftigen rung» auch die Rolle der Stiftung für Betag- Strategie der integrierten Versorgung (vgl. tenwohnungen resp. deren Verhältnis und Ziff. 2) noch einmal aufgenommen werden. Funktionieren mit der städtischen Abteilung Neben Infrastrukturfragen geht es darum, Alterszentren Biel erneut unter die Lupe dass die Stiftung soweit als möglich in die genommen. Beim Neubau des von der Stif- Strategie und in die Führung der Abteilung tung erstellten Alterszentrums Cristal zeigten einbezogen wird. Es soll beispielsweise sich gewisse Vorteile in Bezug auf die Ent- geprüft werden, welche Rolle die Stadt, die scheidungswege und die Geschwindigkeit der Stiftung und externe Dienstleistende in Abwicklung von Bauvorhaben über die Stif- Kooperation bei der Versorgung der Bewoh- tung. Das Vorgehen erwies sich als gut verein- nerinnen und Bewohner er Alterswohnungen bar mit den städtischen Prozessen bei Bau- spielen sollen. Zudem muss vertieft geprüft vorhaben. In der gleichen Art ist dieses werden, welche Art der Finanzierung von Zusammengehen von Stiftung und Stadt beim künftigen Infrastrukturvorhaben für die Stadt Projekt des Neubaus Ried aktuell. Die mög- am meisten Vorteile birgt. Diese Arbeiten liche Integration der Stiftung in das Projekt können aufgenommen werden, sobald der des neuen Quartiers GurzelenPlus zeigt künftige Investitions- und Sanierungsbedarf zudem den Vorteil der bestehenden Struktur. abschliessend erhoben werden konnte. Aus diesen Gründen wird im Rahmen der Reorganisation nicht vorgeschlagen, am bestehenden System etwas zu ändern. Die Organisation und Führung der Abteilung und der vier Alterszentren wurde vollständig erneuert. Ablauf, Orga nisation und Prozesse sind geklärt. Ein Managementsystem und ein Qualitätskonzept wurden eingeführt. Die Finanz- strukturen und -prozesse wurden geklärt auch bezüglich der Investitionen. Die Komplementarität mit der Stiftung für Betagtenwohnungen wurde bestätigt und ihre Integration weiter ausgebaut. Das neue Erscheinungsbild ist Zeichen des Aufbruchs in eine vielversprechende Zukunft. 19
4. Personal Ausgangslage im Mai 2018 Lohnerhöhungen oder Wohnsitzzulagen Der Stadtrat hat im September 2017 bezüglich (Aufwandseite). Personalpolitik bei den städtischen Alters zentren folgende Eckwerte definiert: Mit dem Richtstellenplan gibt der Kanton • Attraktive Arbeitsbedingungen für das (Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirek- Personal tion GSI) qualitativ wie auch quantitativ vor, • Eine Personalpolitik, welche die Rekru wieviel Pflegepersonal (Stellenprozente) auf tierung von qualifiziertem Personal be- allen drei Funktionsstufen in Abhängigkeit günstigt. von der Anzahl Bewohnerinnen und Bewoh- Bei den identifizierten Handlungsfeldern im nern und deren Pflegeeinstufung mindestens Bericht des Gemeinderates an den Stadtrat notwendig sind. Dementsprechend müssen vom Mai 2018 wurde die Prüfung in Aussicht die Verantwortlichen der Alterszentren in gestellt, ob das städtische Personalreglement der Lage sein, schnell und unkompliziert auf und die städtische Personalverordnung die sich ändernde Voraussetzungen (z.B. Tod zukünftigen Bedürfnisse der Abteilung resp. einer Bewohnerin, Neueintritt, Absenzen von der vier Alterszentren abdecken könne Mitarbeitenden) reagieren zu können und oder ob Anpassungen an diesen rechtlichen die Lücken im Stellenplan zu schliessen bzw. Grundlagen notwendig sein würden. Überkapazitäten zu vermeiden. Gemäss städtischem Personalreglement Art. 9 Abs. 2 beschliesst der Gemeinderat die definitive Projektfortschritte 2018/2019 Schaffung von Stellen für die Alterszentren. Das Personal ist entscheidend für die Quali- In Zusammenarbeit mit der Abteilung Perso- tät der Dienstleistungen in den Alterszentren. nelles wurde ein plafonierter Stellenplan Die Co-Leiter der Abteilung und die Geschäfts erstellt, der es zulässt, schnell und unkompli- leiterinnen und Geschäftsleiter sind ange ziert auf sich verändernde Rahmenbedin halten, diesem Faktor grösste Aufmerksamkeit gungen wie z.B. Unterschiede bei den Pflege- zu widmen. stufen reagieren zu können. Seither können die erforderlichen Anpassungen rasch und Die Anstellungsbedingungen der Alterszentren einfach vorgenommen werden. Die Situation Biel wurden sowohl durch den Verband des ist vergleichbar mit Pflegeinstitutionen im Personals öffentlicher Dienste (VPOD) wie privaten Sektor. Diese Voraussetzungen geben auch durch die Abteilung untersucht und es der Abteilungsleitung und den Geschäftslei- konnte festgestellt werden, dass das Personal tungen die nötige Flexibilität bei der Personal reglement und die Personalverordnung zum einsatzplanung unter Einhaltung des vor Teil bessere Voraussetzungen bieten als die gegebenen Mindeststellenplans und unter entsprechenden Instrumente der Privat Berücksichtigung der betriebswirtschaftlichen wirtschaft (z.B. Kündigungsschutz, Abgangs- Grundsätze. entschädigungen, Pensionierung, Lohnent- wicklung, Zulagen, bezahlter Urlaub). Eine Für eine objektivierte und vertiefte Beurtei- Herausforderung ist die Diskrepanz zwischen lung der Situation in den vier städtischen kantonal festgesetzten Tarifen (Ertragsseite) Alterszentren wurden durch die Abteilung und städtischen Vorgaben wie generelle zwei Studien in Auftrag gegeben. Ziel ist es, 20
mögliche Handlungsfelder für allfällige Ver- Mit einer zweiten Studie (RESPONS-Studie besserungen zu identifizieren und dann die 2019) wird die subjektive Lebensqualität von entsprechenden Massnahmen zu planen Bewohnerinnen und Bewohnern in den und umzusetzen. Alterszentren erfasst. Die subjektive Einschät- zung der Lebensqualität wird als Indikator SHURP 2018 (Swiss Nursing Homes Human von Pflegequalität verstanden und trägt, Resources Project) ist eine nationale Studie neben der Messung von objektiven Qualitäts- über Schweizer Pflegeheime des Instituts indikatoren, zu einem umfassenden Verständ- für Pflegewissenschaft der Universität Basel. nis von Pflegequalität bei. Die Studie, an der 119 Institutionen in der Deutsch- und Westschweiz teilgenommen Sobald alle Resultate der beiden Studien haben, konzentriert sich auf das Personal in vorliegen, wird die Abteilungsleitung diese Pflegeheimen, die Führung, die Arbeitsum genau analysieren, allfällige Massnahmen gebungsqualität, die Arbeitsbelastung und daraus ableiten, deren Umsetzung planen ihre Einschätzung bezüglich Betreuungsquali- und – wo nötig in Zusammenarbeit mit tät der Bewohnenden. Die Resultate der Dritten – vollziehen. Studie ermöglichen es den teilnehmenden Einrichtungen – unter anderem auch durch Im Bereich der Pflege wird eine Anpassung ein anonymisiertes Benchmarking – Elemente der Berufseinreihungen im städtischen Einrei- zu identifizieren, die der Sicherstellung der hungsplan notwendig (Ziffer 1.6 des Anhangs Pflegequalität und der Personalentwicklung 1 der Personalverordnung SGR 153.013). Die dienlich sind. Die ersten Resultate der Studie Berufsbezeichnungen und Abschlüsse in zeigen für die vier städtischen Alterszentren der Pflegereihe sind aufgrund des raschen eine im Quervergleich ziemlich genau durch- Wandels der entsprechenden Berufsfelder schnittlich hohe Arbeitszufriedenheit und eine veraltet und müssen an die kantonalen vorsichtig positive Einschätzung der Pflege- Vorgaben angepasst und vereinfacht werden. und Betreuungsqualität durch das Personal. Nach Überprüfung auf mehreren Ebenen können die Be dingungen für das Personal der Alterszentren Biel als attraktiv bezeichnet werden. Sie entsprechen denjenigen der Branche inkl. privatrechtlich organisierten Institutionen. Studien und Analysen werden durchgeführt, um sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Qualität der Dienst- leistungen weiter zu verbessern. Im Rahmen des städti- schen Personalreglements wurden Bedingungen geschaf- fen, die es den Verantwortlichen erlauben, schnell und flexibel zu reagieren und so eine Personalpolitik ermögli- chen, die sowohl den Qualitätsanforderungen als auch den wirtschaftlichen Vorgaben Rechnung trägt. 21
22
5. Infrastruktur und Investitionen Ausgangslage im Mai 2018 auch erste Schritte in Bezug auf die Zustands Das Postulat der Geschäftsprüfungskommis- analyse durchgeführt. Diese Arbeiten er sion (GPK) verlangt Klarheit über den Renova- lauben es, die mittelfristig notwendigen tions- resp. Sanierungsbedarf der gesamten Renovationen und Investitionen zu planen. Infrastruktur. Seitens Stadtrat wurde zudem Die prognostizierten Investitionen wurden zum Ziel gesetzt, dass die Alterszentren über in die Investitionsplanung der Stadt Biel eine zeitgemässe und konkurrenzfähige aufgenommen. Infrastruktur verfügen und die Finanzierungs- und Investitionsstrukturen vergleichbar mit Um einen Überblick über die Situation zu jenen von privaten Institutionen sind. erhalten, können folgende Punkte zum momentanen Zustand der Gebäude der vier Projektfortschritte 2018/2019 Alterszentren aufgeführt werden: Wie bereits erwähnt wurden im Rahmen der Reorganisation für jedes Zentrum die Rück- AZ Cristal stellungen aus den Infrastrukturbeiträgen der • Gebäude ist im Besitz der Stiftung für letzten Jahre separat ausgewiesen (vgl. Ziff. 3). Betagtenwohnungen Dies ermöglicht einen präzisen Überblick über • Fertigstellung Neubau im 2018, mittel die für Investitionen zur Verfügung stehenden fristig kein Sanierungsbedarf Mittel. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Finanzierung der Investitionen bei Alters- AZ Redern und Pflegeeinrichtungen im Kanton Bern • Baujahr 1970 von diesem vorgegeben ist. Sie erfolgt mittels • Gebäude ist im Besitz der Stadt Infrastrukturbeitrag und wird als Ertrag auf • Sanierung der Gebäudehülle und Wohn- einem separaten Konto verbucht. Nach erfolg- heim ist im Moment in der Endphase ter Bereinigung bestehen per 31.12.2019 • Sanierung Küche und Einbau «kalte Linie» Rückstellungen für alle Zentren in der Höhe im Rahmen des Projekts «Gesunde von 9.15 Millionen Franken. Zu gleichen Ernährung», Zeithorizont 2021 – 2022 Zeitpunkt verfügen die vier Zentren über • Sanierung Pflegeheim (Schwerpunkt Eigenkapital in der Höhe von 4.49 Millionen Komfort Heimbewohnende, Wasserleitun- Franken als Betriebsreserve. Als zusätzliches gen und Nasszellen) geplant per ca. 2025 wichtiges Planungs- und Steuerungsinstru- ment wurde die Finanz- und Investitions Für das Alterszentrum Redern wurde eine planung über die gesamte Abteilung für die umfassende Zustandsanalyse und eine nächsten 10 Jahre erarbeitet. daraus abgeleitete Entwicklungsstrategie bei externen Spezialisten in Auftrag gegeben. Für die Infrastrukturen der Zentren Ried, Die entsprechenden Resultate werden vor- Redern und Esplanade ist die Direktion Bau, aussichtlich im August 2020 vorliegen. Energie und Umwelt bzw. die Abteilung Hochbau zuständig. Um das Zusammenwirken an den Schnittstellen sicherzustellen wurde in einem Leitfaden die Zusammenarbeit der beiden Abteilungen definiert. Dabei wurden 23
AZ Esplanade stand der Betrieb mit einem möglichen • Baujahr 2008 Raum- und Betriebskonzept im Mittel- • Gebäude ist im Besitz der Stadt punkt. • Erste Abklärungen über den Gebäude Es zeigte sich, dass ein neues Alterszent- zustand wurden mit der Abteilung Hoch- rum im Ried grundsätzlich möglich ist. bau durchgeführt, protokolliert und Im Nachgang zum Workshop wurde der die Aufgaben definiert. Grundsatzentscheid gefällt, dass die Idee eines neuen Alterszentrums am Standort AZ Ried Ried weiterverfolgt werden soll. • Gebäude ist im Besitz der Stadt • Phase Machbarkeitsstudie: • stark sanierungsbedürftiger Zustand In mehreren Schritten wurde im Dialog • Der Nutzen des Standortes wurde bestätigt mit dem Ausschuss eine vertiefte Lesung • 2018 wurde ein Arbeitsausschuss gebildet des Ortes vorgenommen. Es wurden • Phase allgemeine Auslegeordnung: mögliche Baufelder definiert und in Im August 2018 wurde in einem Workshop typologischen sowie volumetrischen unter externer Beteiligung und mit der Studien am Modell verschiedene Lösungs- Denkmalpflege eine Auslegeordnung ansätze geprüft. Die direkten Nachbarn vorgenommen. Themen waren die Quali- (Kinderheim, Heilpädagogische Schule) täten und Herausforderungen des bau sowie die Stadtplanung, die kantonalen lichen Bestandes, die Anforderungen an Fachstellen AGR und die kantonale Denk- ein neues Alterszentrum im Ried und malpflege wurden ebenfalls konsultiert. die weitere Vorgehensweise zur Lösungs- Die Phase Machbarkeitsstudie ist abge- findung. schlossen. • Phase Plausibilisierung: • Phase Projektwettbewerb: Im Dialog innerhalb des Arbeitsausschus- Der Gemeinderat hat im Mai 2020 Kennt- ses wurden die Vorgaben zur Lösungs nis vom Bericht der Direktion Bau, Energie findung plausibilisiert und die Erkennt und Umwelt und der Direktion Bildung, nisse im Dezember an einem weiteren Kultur und Sport betreffend Alterszentrum Workshop zur Diskussion gestellt. Auf der Ried genommen und für die Durchführung einen Seite wurde die Vision für ein eines Projektwettbewerbes für den Neu- durchmischtes Quartier entwickelt und bau eines Alterszentrums im Ried einen das Entwicklungspotenzial des Ortes Verpflichtungskredit genehmigt. durchleuchtet. Auf der anderen Seite Die Investitionsrechnung wurde gemäss den kantonalen Vorgaben angepasst, was die Übersicht über die zur Verfügung stehenden Mittel ermöglicht. Es besteht eine Zustandsanalyse für drei der vier Alterszentren oder diese ist in Auftrag gegeben. Ein ambitioniertes Projekt für den Neubau des Alterszentrum Ried ist gestartet. Eine exakte Investitionsplanung ist eine der Prioritäten bei der künftigen Weiterentwicklung der Abteilung. 24
6. Fazit Seit dem Stellenantritt der neuen Leitung der die Zusammenarbeit weiter intensivieren im Abteilung sind in jedem der vom Gemeinde- Sinne einer idealen Ergänzung. Die Ambition rat festgelegten Handlungsfelder umfassende der integrierten Versorgung erfordert zudem Reorganisationsarbeiten erfolgt, bei «Strate- eine Ausweitung der Kooperationen mit den gie und Gesamtkonzept», bei den Fragen zu in Biel aktiven Organisationen und Spezialis- «Organisation und Führung», bei den Themen tinnen und Spezialisten der Alterspolitik. «Personal» und den Herausforderungen bei «Infrastruktur und Investitionen». Insgesamt In den Bereichen Organisation und Führung hat sich die Abteilung innerhalb weniger Jahre wurden mit der Etablierung eines angepass- stark gewandelt. Dank der breiten Palette an ten Führungsverständnisses, der Erstellung umgesetzten Massnahmen in allen Bereichen einer neuen Aufbauorganisation mit Prozess- verfügen die Abteilung und die einzelnen verantwortlichkeiten, der Einführung von Alterszentren über gute Bedingungen für die Kostenrechnung und Anlagebuchhaltung und Erfüllung ihres Auftrags im Dienst der Öffent- der Einführung eines Managementsystems lichkeit, des Service public. Die Alterszentren entscheidende Schritte hin zu einer zeitge- können effizient und bei hoher Mitarbeiter mässen Betriebsführung gemacht. Die Abtei- zufriedenheit in den Strukturen der Stadtver- lung und die Alterszentren müssen diesbe- waltung geführt werden. Dieses generelle züglich einen Vergleich mit ihrer privaten Fazit ist das Resultat einer Vielzahl von grös- Konkurrenz nicht scheuen. Es bleibt eine seren und kleineren Anpassungen innerhalb Herausforderung, die Prozesse effizient zu der bestehenden Strukturen. gestalten und gleichzeitig Innovation zu ermöglichen. Die Abteilung Alterszentren Mit den fünf strategischen Leitlinien «Hohe Biel verfügt über die notwendigen Bedingun- Lebensqualität bei hohem Pflege- und Be- gen, um dieser Herausforderung gerecht treuungsstandard», «Zielgerichtete Personal- zu werden. politik und attraktive Arbeitsbedingungen für die Rekrutierung von qualifiziertem neuem Was das Personal betrifft, ist zu betonen, dass Personal resp. für das bestehende Personal», die Anstellungsbedingungen in den städti- «Zeitgemässe und konkurrenzfähige Infra- schen Alterszentren den Anforderungen der strukturen», «Konkurrenzfähige Finanzierungs- Branche entsprechen. Gemäss den durchge- und Investitionsstrukturen» und «Umfassen- führten Umfragen ist die Arbeitszufriedenheit des Angebot dank Kooperationen mit dritten» im Vergleich erfreulicherweise hoch. Es bleibt besteht für die Abteilung kurz und mittelfristig unabhängig davon eine zentrale Aufgabe, ein strategisches Instrumentarium, welches über motivierte und qualifizierte Mitarbeiten- einerseits ermöglicht, die von Gemeinde- und de zu verfügen, um qualitativ hochwertige Stadtrat festgelegten politischen Vorgaben Dienstleistungen erbringen zu können. Gera- umzusetzen, und anderseits auch von den de vor dem Hintergrund der demographi- Geschäfstleiterinnen und -leiter der Alters- schen Entwicklung und des im Pflegebereich zentren mitgetragen wird. Längerfristig und alarmierenden Fachkräftemangels muss die im Bewusstsein der sich rasch verändernden Entwicklung laufend verfolgt und allenfalls Branche müssen die Abteilung Alterszentren rasch gehandelt werden können. Biel und die Stiftung für Betagtenwohnungen 25
Schliesslich wurden auch im Bereich der Die Organisation und die Aufgaben der Infrastrukturen diverse Fortschritte in Bezug Abteilung Alterszentren Biel werden mit dem auf eine langfristige Planung der notwen raschen gesellschaftlichen Wandel als digen Sanierungen und deren Finanzierung steter Prozess verstanden. erzielt. In den kommenden Jahren wird es darum gehen, künftigen Entwicklungen der Die Stadt Biel kann und soll künftig in der Bedürfnisse der älteren Menschen rasch integrierten Versorgung eine Vorreiterrolle Rechnung tragen zu können, das heisst, dass spielen. Dank den ausgeführten Arbeiten Infrastrukturen künftig auch anders genutzt in der Abteilung ist sie bereits auf einem oder neu gedacht werden müssen. guten Weg. Der Ansatz des Wohn- und Pflegemodells 2030 von Curaviva ermöglicht es, dieser Herausforderung zu begegnen. Im Modell sind die Einrichtungen für ältere Menschen nicht mehr als «grosses Gebäude» konzipiert, sondern als Dienstleistungszentrum, wel- ches den älteren und pflegebedürftigen Menschen ein unabhängiges Leben in der Umgebung ihrer Wahl ermöglicht. Die Infra- struktur ist nicht mehr notwendigerweise zentralisiert und gross, sondern eher klein und dezentralisiert und auf den sozialen Kontext ausgerichtet. 26
Anhang Abbildung 1: Neue Bezeichnungen in der Abteilung Alterszentren Biel Name bisher Name neu Wortmarke Abteilung Städtische Alterszentren Biel Betagtenheime Biel Stadt Biel Département des établisse- Établissements médico- Ville de Bienne ments médico-sociaux pour sociaux de Bienne Alterszentren Établissements médico-sociaux personnes âgées Büro BET Zentrale Dienste Alterszentren Services centraux des EMS Services centraux des EMS Betagtenheim Ried Alterszentrum Ried EMS Ried EMS Ried Alters- und Pflegeheim Alterszentrum Redern Redernweg EMS Chemin Redern EMS Redern Alters- und Pflegeheim Alterszentrum Cristal Cristal EMS Cristal EMS Cristal Alters- und Pflegeheim Alterszentrum Esplanade Schüsspark EMS Parc de la Suze EMS Esplanade Tageszentrum Schüsspark Tageszentrum/Ergotherapie Esplanade Centre d’accueil temporaire Centre d’accueil temporaire et Parc de la Suze d’ergothérapie Esplanade 27
Abbildung 2: Schematische Darstellung des neuen Qualitätskonzepts in den vier Alterszentren 28
Abbildung 3: Neues Managementsystem Strukturübersicht 29
Abbildung 4: Aufbauorganisation der Abteilung Alterszentren Biel Abbildung 5 (beispielhaft): Aufbauorganisation eines Alterszentrums 30
Sie können auch lesen