Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik

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Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
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                           IT-Branchen                            ENTSCHEIDERFABRIK

                           Report
                           der Krankenhaus Unternehmensführung
                                                                  2|17
                                                                   November 2017

                                         Nutzen stiftende
                                      Digitalisierungsprojekte
f&w Fokus Oktober | 2017
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
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         17. Nationales
          DRG-Forum                             DAS EVENT DES JAHRES
                                                1.500 Gäste | 100 Vorträge | Interaktive Workshops |
           15. & 16. März 2018,                 Großer Gesellschaftsabend
                  Berlin
                                                Themen:
                                                  Qualität & Patientensicherheit
                                                  Technik, IT & Data
                                                  Sektorale Vernetzung
                                                  Re-Invent Rehabilitation
                                                  Personal: Finden, binden, entwickeln
                                                  Wachstum und Wertsteigerung
                                                  Erlöse, Entgelte und MDK-Prüfungen
                                                  Psychiatrie und Psychosomatik
                                                 Innovation Hub (30 min Best-Practice-Vorträge)

    REDESIGN
    YOUR HOSPITAL
                                  Call for Participation:
                         Design Thinking im Krankenhaus!
                         Präsentieren Sie Ihre Projekte, wenn Sie
                        Veränderungen aus Patientenperspektive
                        angeschoben oder Ideen mit Prototyping
                             und Testläufen erprobt haben.
                          Die besten Projekte stellen wir in der
                                   Best-Practice-Arena
                                  (Innovation Hub) vor.

                                                                  drg-forum.de
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
IT-Branchen-Report

            Wohin die Reise geht
                                                  Liebe Leser,
                                                  die Messe ist gelesen. Nun stellt sich die Frage, welche Aktivitäten die neue
                                                  Bundesregierung und das Bundesgesundheitsministerium angehen und
                                                  welche behindernden Regelungen abgeschafft werden sollten, um die Digita-
                                                  lisierung der deutschen Gesundheitswirtschaft zu fördern. Da der Konsument
                                                  selbst mit seinen individuellen Gesundheitsakten übers Smartphone, unter-
                                                  stützt von seinem Anwalt beziehungsweise Aktenanbieter, der Krankenkasse,
                                                  die bekannte Art der Kommunikation als Brückentechnologie ablegen wird,
            Dr. Josef Düllings,                   sollte das Fax kurzfristig in der Kommunikation zwischen institutionellen
            Präsident des Verbandes der
            Krankenhausdirektoren
                                                  Patientenakten und in der Interaktion zwischen den Gesundheitsakten der
            Deutschlands (VKD)                    Patienten und den institutionellen Patientenakten verboten werden.
                                                  Einhergehend mit diesem Verbot sollte dann aber auch ein Investitionspro-
                                                  gramm für die Digitalisierung der Leistungserbringung bzw. ihrer institutionel-
                                                  len Patientenakten gestartet werden, basierend auf internationalen Standards.
                                                  Dies auch vor dem Hintergrund, dass der Patient, im Gegensatz zu den Insti-
                                                  tutionen der Leistungserbringung, dank der hyperkonvergenten Infrastruktur
                                                  seines Smartphones immer bereit für sämtliche Applikationen der Digitalisierung
                                                  ist und auf jedes Update und jede Evolution schnell Zugriff hat.
                                                     Schon 2013 haben der VKD und die ENTSCHEIDERFABRIK ein IT-Investitions-
                                                  programm analog zum „HITECH Act (Health Information Technology for Eco-
                                                  nomic and Clinical Health Act) der US-Regierung aus dem Jahre 2009 gefordert.
            Dr. Pierre-Michael Meier,
            Gründer der ENTSCHEIDERFABRIK,
                                                  In Deutschland ist bislang nichts dergleichen passiert. Aktuell sind die USA
            stellv. Sprecher                      auch schon wieder einen Schritt weiter: Allein zwischen 2012 und 2015 hat
            IuiG-Initiativ-Rat                    sich der Anteil der Kliniken, die ihren Patienten ermöglichen, ihre Gesund-
                                                  heitsdaten einzusehen, herunterzuladen oder weiterzugeben, von zehn auf
                                                  70 Prozent versiebenfacht. Dies ist Konsumenten- und Patientenorientierung,
                                                  von der wir hierzulande leider noch meilenweit entfernt sind. Teilnehmer der
                                                  diesjährigen US-Entscheider-Reise konnten sich darüber informieren, welchen
                                                  Nutzen stiftenden Beitrag zum Erfolg die Digitalisierung in den US-Kliniken
                                                  beisteuert. Aufgrund der über die Jahre gewachsenen Beziehungen wird die
                                                  Reise in 2018 auch ein „Management Training on Digital Transformation“ be-
                                                  inhalten. Den Klinikmanagern werden die Auswirkungen der digitalen Disrup-
                                                  tion auf den regionalen und überregionalen Wettbewerb unter den Leistungs-
                                                  erbringern aufgezeigt. Sie erfahren auch, welche Maßnahmen hier nötig
                                                  wären, um im Wettbewerb erfolgreich zu bleiben (Web: http://entscheiderfabrik.
                                                  de/veranstaltungen/entscheider-reise-usa-2018). Lesen Sie im Report, wie
                                                  die Kliniken aus den auf dem Entscheider-Event gewählten fünf Digitalisierungs-
                                                  themen der Gesundheitswirtschaft profitiert haben. Viel Spaß dabei!

Inhalt
Editorial                                     1   Ergebnis-Berichte:                       Integration von Tablets
                                                  Digitalisierungs-Themen 2017             Mobil unterwegs                                20
Rückblick 2017                               2    FallAkte Plus
                                                  Ein Tauschgeschäft                 12    Unterstützer
Entscheider-Reise 2017                                                                     der ENTSCHEIDERFABRIK                          23
                                                  Erhöhung der Patientensicherheit
Digitaler Wandel im Mittelpunkt               4
                                                  Interdiszipinäres Datenmanagement –      Entscheider-Zyklus 2018
Entscheider-Reise 2017                            Digitalisierung 4.0                 14   Die Finalisten des kommenden Jahres
Willkommen in der Zukunft                     8                                            Termine
                                                  Patient Empowerment
                                                                                           Impressum                                      24
                                                  Dr. Smartphone                     16
Interview Feedbackgeber 2017                 10
                                                  Elektive Patientenaufnahme
ENTSCHEIDERFABRIK auf der Medica 2017 11          Die digitale Signatur              18                      Titelbild: iStock.com/phototechno

                                                                                                                     Ausgabe 2|2017         1
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
IT-Branchen-Report

Sommer-Camp 2017
Schnelle PowerPointPräsentationen und aufwendige Meta
Pläne dominierten das Arbeitstreffen der ITProjektgruppen
der ENTSCHEIDERFABRIK in Bonn. Gastgeber Agfa Health
care lud die rund 90 Teilnehmer des SommerCamps in die
Konferenzräume des Firmensitzes direkt am Rhein. Insgesamt
17 Kliniken und 13 ITUnternehmen sind 2017 an den Pro
jekten beteiligt – so viele wie noch nie. Auch sonst fällt der
diesjährige EntscheiderZyklus etwas aus dem Rahmen. In
vier Projektgruppen gibt es ProofofConcepts, und nur in
einem gibt es ein klassisches Lösungskonzept mit dem
Ziel, sich auf eher theoretischer Ebene mit den Voraus
setzungen für die Einführung von mobilen ITLösungen
an Krankenhäusern auseinanderzusetzen. Grundlagenarbeit
also. Es handelt sich dabei um den Projektvorschlag Nummer           Für das traditionelle Gruppenfoto am ersten Tag des Sommer-Camps
fünf. In der Gruppe arbeiteten in Bonn jeweils vier Kranken         spendierte Gastgeber Agfa Healthcare eine Kollektion Sonnenbrillen.
häuser und Unternehmen aktiv mit. Mehr als in jeder ande
ren Projektgruppe in dem ohnehin gut gefüllten Jahrgang –
auch dies ein Rekord in der elfjährigen Projektgeschichte        Lösungen, zum Beispiel von Startups, bewerten können.
der ENTSCHEIDERFABRIK. Im Ergebnis stünde in diesem              Die Teilnehmer der Digitalisierungsthemen nutzten die
Projekt eine Checkliste für ITAbteilungen, mit der sie          Gelegenheit, den anderen Teilnehmern in kurzen Präsenta
schnell die theoretische Machbarkeit und den Aufwand neuer       tionen über den Stand ihrer Vorhaben zu berichten.   pc

Entscheider-Werkstatt
Der Albtraum vieler Klinikmanager          schäftsbereichsleiter IT, Dieter Pad           verursacht die monolithische Strategie
auf dem Weg zur Digitalisierung ihres      berg (Foto), Gastgeber der Entschei            weniger Schnittstellenkosten. Bei diesem
Hauses ist die geradezu babylonische       derWerkstatt. „Wir sind auf dem Weg            Ansatz, so das Ergebnis der Arbeits
Begriffsverwirrung um ITAbkürzun         zum papierlosen Krankenhaus“, berich           gruppen, verlässt sich das Krankenhaus
gen wie PACS, ECM, DMS und Co. In          tete Grüttner. Aus Sicht der Arbeitsgrup       nach Möglichkeit auf einen oder wenige
dem Wunsch vieler Akteure, die Verwir     pen der EntscheiderWerkstatt bieten sich       große ITAnbieter und deren Komplett
rung aufzulösen, stecken für den Klinik   auf diesem Weg zwei grundlegende An            lösungen. In ihrer Abschlussdebatte
betrieb sehr grundlegende Probleme:        sätze. Auf der einen Seite die modulare         votierten die Teilnehmer der Entschei
fehlende Standards und Schnittstellen.     Digitalisierungsstrategie. Sie bietet eine      derWerkstatt in Bonn für eine Misch
Das sagt der Vorstand und kaufmänni       hohe Flexibilität, geht von einem konti        strategie, die – selbst bei Verträgen mit
sche Direktor des Universitätsklinikums    nuierlich wachsenden System aus und             Großanbietern – strikt auf anbieterneu
Bonn, Damian Grüttner. Er war im März      will grundsätzlich auch Altsysteme sinn        trale ITStrukturen setzt.
zusammen mit dem Team um den Ge           voll einbinden. Auf der anderen Seite                                                  pc

2    Ausgabe 2|2017
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
IT-Branchen-Report

16. Nationales DRG-Forum
„Plattform vs. meine Akte“ lautete der Titel des ENTSCHEIDERFABRIKWork
shops auf dem 16. Nationalen DRGForum im März in Berlin. In vielen Branchen
dominiert eine OnlinePlattform den Markt. Und in der Gesundheitswirtschaft?
„Das Spiel ist noch offen“, sagte Tobias Meixner, Leiter von smartHelios und
helios.hub, einem eHealth Accelerator, über den die Helios Kliniken mit Start
ups zusammenarbeiten. Meixner erklärte, dass es entscheidend sei, eine Archiv
und Interoperabilitätsplattform zu haben, die IHEkonform (Integrating the
Healthcare Enterprise) ist, denn so mache man die Plattform anschlussfähig
für Partner. Auch das Uniklinikum Jena setzt eine IHEkonforme Plattform ein,
erklärte Dr. Danny Ammon, Mitarbeiter des Geschäftsbereichs IT des Universi
tätsklinikums. Darüber werden die Daten von GesundheitsApps in die Klinik
übertragen und Ärzten zur Verfügung gestellt. Eine IHEkonforme Archivplatt
form aufzubauen, gehört zu den zentralen Handlungsempfehlungen für Klini
ken, betonte Moderator Dr. PierreMichael Meier. Von einem Digitalisierungs
grad wie in Jena sind aber andere Krankenhäuser derzeit noch weit entfernt,
machte Michael Franz, Vice President Business Development bei der CGM Cli
nical Deutschland GmbH, deutlich. Zwei Drittel der Krankenhäuser stünden bei
der Digitalisierung noch am Anfang. Den Austausch der Daten zwischen den
Patienten und Ärzten will auch die St. FranziskusStiftung Münster verbessern.
Sie arbeiten daran, Gesundheitsdaten, die über das Smartphone gesammelt wur
den, dem Arzt zur Verfügung zu stellen. Bei chronisch Kranken könnten beispiels
weise Daten aus dem persönlichen Schmerztagebuch und Medikationstagebuch
übermittelt werden, sagte aycanGeschäftsführer Stephan Popp. Auch Fotos der
SmartphoneKamera sollen zum Einsatz kommen, erklärte Oliver Seebass von
der FAC’T IT GmbH, ITDienstleister für die St. FranziskusStiftung.         hb

Entscheider-Event
Für das EntscheiderEvent 2017 hatten sich im Düsseldor      FABRIKGründer Dr. PierreMichael Meier hinzu. Im An
fer Industrieclub 480 Akteure aus der KrankenhausUnter      schluss an die Vorstellung der finalen Ergebnisse der Digitali
nehmens, Informationstechnik und Medizintechnikfüh       sierungsThemen 2016 wurden die Protagonisten des Jahres
rung angemeldet. Dort wählten sie aus den zwölf Finalisten    2016 ausgezeichnet. 23 Kristallpokale und Zertifikate pro
die fünf DigitalisierungsThemen 2017. In diesem Jahr be     Teammitglied wurden im ehrenwerten und voll ausgebuchten
schäftigen sich die DigitalisierungsProjekte in der ENT     IndustrieClub Düsseldorf verliehen.                        fa
SCHEIDERFABRIK zunehmend mit rechtlichen Fragen,
Patientensicherheit, Datenschutz und technischen Rahmen
bedingungen. Das war das Fazit des Vorstands und kauf
männischen Direktors der Uniklinik Aachen, Peter Asché.
Er fasste die Entwicklung mit der „Integration des Patien
ten“ zusammen. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber
auch, dass der kaufmännische Anteil an der Projektpräsen
tation kürzer ausfiel. „Wir sprechen oft über mögliche Ein
sparpotenziale“, sagte Asché. „Was fehlt, ist der Blick auf
die Investitionen und diese korrekt zu beziffern.“ Die ge
nauen Kosten eines Projektes zu benennen, sei natürlich
schwer. Zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen
der Krankenhäuser. Ob ein Haus zum Beispiel bereits über
ein flächendeckendes WLAN verfügt oder nicht, ist maß
geblich für die Kosten eines Systems für mobiles Arbeiten
mit Tablets und Handys. Die konkrete KostenNutzen
Rechnung eines Projektes erfolge deshalb erst nach den
veranschlagten neun Monaten, fügte ENTSCHEIDER

                                                                                                           Ausgabe 2|2017   3
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
IT-Branchen-Report

Entscheider-Reise
Digitaler Wandel im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt der diesjährigen Entscheider-Reise ins kalifornische San Diego stand
der Erfahrungsaustausch mit Managern führender US-Kliniken und -Forschungsinstitute.
Gemeinsam warfen sie einen Blick in die Zukunft.

Von Mirjam Bauer, Michael Reiter

30 KrankenhausGeschäftsführer und          Neuaufstellung von Geschäftsprozessen     Childrens Hospital, das Klinikum der
ITLeiter, Verbands und Industriever      und der Disruption bekannter Geschäfts   University of California, San Diego
treter aus ganz Deutschland trafen einan   modelle als Folge sowie der intensiven    (UCSD), mit dem Moores Cancer Cen
der auch 2017 zur „EntscheiderReise“.      Vernetzung innerhalb der Behand          ter und dem Jacobs Medical Center,
Vom 23. bis 29. Juli ging es ins kali      lungskette. Als zweiter großer Themen    ferner das weltweit an der Spitze der
fornische San Diego. Wichtiger Punkt        bereich beschäftigten neue Vergütungs    BiotechnologieForschung agierende
auf der gemeinsamen Agenda: die Dis        modelle die USKlinikmanager – ins       SalkInstitut.
kussion mit den Kollegen auf der zen       besondere die Vergütung auf Basis des        Vom PolioVakzinEntwickler Dr.
tralen USKrankenhausmanagement            Patientennutzens und CapitationAn       Jonas Salk 1960 gegründet, betreibt
Jahrestagung, dem AHA Leadership            sätze.                                    das SalkInstitut die weltweit führende
Summit, in Südkalifornien. Im Mittel                                                 Grundlagenforschungseinrichtung im
punkt aktueller Strategietrends im ame     Die Patientenakte als Motor               Bereich der Präzisionsmedizin. Die
rikanischen Gesundheitsmarkt steht, so                                                Präsidentin des Instituts, Dr. Elizabeth
die Erfahrungen der Reiseteilnehmer,        Diese Krankenhäuser standen auf dem       Blackburn, formulierte gemeinsam mit
der digitale Wandel – mit Gesundheits      Reiseplan: Scripps Memorial Hospital      Obamas USVizepräsidenten Joe Biden
und Patientenakten als Motor, mit der       La Jolla, Sharp Memorial Hospital, Rady   und anderen führenden USWissen

4    Ausgabe 2|2017
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
IT-Branchen-Report

schaftlern den „Cancer Moonshot Call       ting und Kommunikation. Die Vernet       ven ITgestützten Angeboten. An der
for Action“, einen politisch prominent     zung untereinander, eine standardba      Einbindung von Gendiagnostik mit
unterstützten Aktionsplan zur Krebsbe     sierte ITArchitektur, mobile Lösungen    kurzen Befundzeiten und Population
kämpfung. Die MedizinNobelpreis          für die Mitarbeiter und die Auswei       HealthAnalysen (Population Health
trägerin referierte im Oktober in Berlin   tung der Telemedizin stehen oben auf      Management bezeichnet einen Ansatz
beim World Health Summit. Außer           der DigitalisierungsAgenda. Ken La      ganzheitlicher Gesundheitssteuerung)
dem gehört sie dem wissenschaftlichen      wonn, Senior Vice President und CIO,      arbeitet man engagiert im angeglieder
Beirat des Berlin Institute of Health      verantwortet mit seinen 600 Mitarbei     ten Institut.
(BIH) an. Der Kontakt entstand durch       tern die IT des HealthcareSystems von       Das Klinikum der UCSD besuch
Dr. Henri M. von Blanquet, Gründer         Sharp. Kollaboration unter Klinikern,     te die Gruppe gleich zweimal: Zum ei
der Presicion Medicine Alliance, der       eine IHEbasierte Architektur für die     nen stand eine Klinik, zum anderen
Dr. Blackburn bereits 2016 nach Ber       Interaktion von individuellen Gesund     das Krebszentrum auf dem Reiseplan.
lin und Hamburg eingeladen hatte.          heitsakten und institutionellen Patien   Dr. Razelle Kurzrock, Leiterin des Be
   Das Scripps Memorial Hospital La        tenakten, mobile Lösungen für die         reichs Hämatologie und Onkologie
Jolla, Scripps, wird – in San Diego        Mitarbeiter und die Ausweitung des        am Moores Cancer Center, berichtete
einzigartig – in privater und katholi     Fernmonitorings von Patienten stehen      über neueste molekulare Verfahren in
scher Trägerschaft geführt. Für die        oben auf der DigitalisierungsAgenda.     der personalisierten Krebstherapie. Die
Führungsebene steht hier Lean Ma             Die Rady’s Hospital Foundation,        mit großen Finanzmitteln unterstützte
nagement im Vordergrund; mit diesem        in den 1950ern gegründet als Polio       Auswertung von Mustern insbesonde
Ansatz will man angesichts des Budget     Klinik, entwickelte sich in den ver      re in der Onkologie, Immuntherapie
drucks durch qualitätsorientierte Vergü   gangenen Jahrzehnten zu einem Kin        und Vakzinierung unterstütze auch den
tung einen effektiven Umgang mit           derklinikSystem, das heute für fast      Fortschritt in Europa, betonte Irmtraut
verfügbaren Ressourcen erreichen.          alle anderen Häuser in der Region pä     Gürkan, die käufmännische Direkto
   Sharp Healthcare, gestiftet von         diatrische Kompetenz und Leistungen       rin des Universitätsklinikums Heidel
der Familie Sharp, hat eine breite         anbietet. IT spielt eine zentrale Rolle   berg. Die Auseinandersetzung mit Ge
öffentliche Anteilseignerstruktur. Die     bei der Umsetzung der Unternehmens       sundheitssystemen in anderen Staaten
Klinikkette ist mit insgesamt 60           strategie. Die Verfügbarkeit elektroni   zeige, was auch auf Deutschland zu
Teammitgliedern im Vergleich zu            scher Patientenakten für Betroffene       kommen könne. Der große Erfahrungs
Deutschland extrem aktiv in Marke         und Angehörige zählt zu den innovati     schatz in medizinischen Prozessen biete

                                                                                                           Ausgabe 2|2017   5
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
IT-Branchen-Report

ohne Zweifel ein enormes Potenzial         Paeger, CEO und Vorsitzender des          Institutsübergreifender
insbesondere für Einrichtungen mit For    Vorstandes, Mitglied des Verwaltungs     Datenaustausch
schung und Lehre.                          rats sowie Gründer der Klinikgruppe
   Laut Ekkehard Zimmer, dem kauf         Ameos. Anhand der Situation im Sü        Die Leitaspekte „Digitaler Wandel“
männischen Leiter des Universitätskli     den Kaliforniens könne man sich vor      und „neue Vergütungsmodelle“ prägten
nikums Düsseldorf, haben sich die          stellen, wie es in Deutschland etwa in    den AHA Leadership Summit. Span
disruptiven Veränderungen in den US       zehn Jahren aussehen werde.               nend und in Deutschland ebenfalls ein
amerikanischen Kliniken weitaus stär         Besonderes Augenmerk legte Wil        beginnender Trend: Große Häuser und
ker durchgesetzt als in irgendeinem        fried E. B. Winzer, Kaufmännischer Vor   Verbünde setzen inzwischen Manager
Haus im deutschsprachigen Raum. Die        stand des Universitätsklinikums Carl      ein, die mit Wissen zu Prozessen, zum
Durchgängigkeit der elektronischen Pa     Gustav Carus Dresden, auf die bauli      Markt und zu modernster IT völlig
tientenakte ohne Medienbrüche und          che Substanz der Kliniken: In den ver    neue Versorgungs und „Kunden“Stra
mit sofortiger Auswertbarkeit – etwa       gangenen Jahren wurden in Kalifor        tegien aufbauen. Diese Chief Digital
im neuen Jacobs Medical Center –           nien viele Krankenhäuser neu und          Officers wenden auf Basis interoperab
habe hierzulande keine Parallelen. Auch    erdbebensicher gebaut. Er hob die         ler elektronischer Patientenakten, kom
der Austausch der Patienteninformatio     großzügige Ausstattung und Moderni       biniert mit Datenaggregation und ana
nen zwischen Universitätskliniken in       tät des Jacobs Medical Center hervor.     lyse, zukunftsgerichtete Methoden und
ganz Kalifornien sei einmalig, so Zim     Auch die Digitalisierung sei dort äu     Werkzeuge an. Applikationen reichen
mer; für die zeitnahe Umsetzung einer      ßerst weit fortgeschritten. In Deutsch   von der Unterstützung der klinischen
durchgängigen Patientenakte fehlten in     land fehle der Austausch von Patien      Entscheidungsfindung und behand
Deutschland die finanziellen Mittel und    tendaten für Forschungszwecke über        lungsunterstützenden Angeboten bis hin
die ITVoraussetzungen.                    die Hausgrenzen hinaus, dies sei in       zu Population Health Management für
                                           den USA hervorragend. Ein größerer        die Neuausrichtung von Leistungsportfo
Erdbebensicheres Bauen                     Datenpool aus verschiedenen Diagnos      lios. Die Reise diente den Teilnehmern
                                           tikquellen – darunter Labordaten und      aus dem deutschsprachigen Raum als
Neben der investitionsintensiven digita   Röntgenbilder – berge besonders viel     Augenöffner. Vor allem mit Blick auf
len Transformation ließ sich die Gruppe    versprechende Auswertungsmöglich         das Thema Datenverarbeitung und
jedoch in den besuchten Krankenhäu        keiten.                                   nutzung sind USHäuser den Europä
sern auch von einfallsreichen nützli         In Deutschland würde er sich ähn      ern Jahre voraus. Allerdings nahmen
chen Tools inspirieren, die leicht um     liche Verhältnisse wünschen, so der       viele Teilnehmer die positive Erkennt
zusetzen sind: Ein Laubblatt an der Tür    Klinikvorstand. Hierzulande sei die       nis mit, dass sie mit niedrigeren Kosten
eines Patientenzimmers – gesehen bei       Patientenakte aber noch immer eine        und geringerem Ressourceneinsatz mit
Sharp Healthcare – zeigt dem Perso        Art „Geheimakte des Arztes“, statt       unter bessere Medizin machen.
nal die Sturzanfälligkeit an; die Ange    dessen müssten die Daten allen an der
hörigen oder Mitpatienten wissen das       Behandlung Beteiligten zur Verfügung      Michael Reiter
                                                                                     Freier Journalist, PR-Berater
Symbol jedoch nicht zu deuten. Dass        stehen. Durchgängig verfügbare Patien
                                                                                     Mirjam Bauer
die deutschsprachigen Länder im Ver       tenakten fördern durch ihre enormen       Freie Journalistin
gleich mit der Durchdringung der           Prozessvorteile auch die Akzeptanz,
elektronischen Patientenakte deutlich      die Bereitschaft zur Verhaltensänderung
zurückstehen, betonte auch Dr. Axel        und letztlich die Heilung.

6    Ausgabe 2|2017
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
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Telemedizinische Zukunft
einer ländlichen Region
Die Comarch wird zusammen mit einem Klinikum im Norden Bayerns ein telemedizinisches Zentrum
aufbauen. Das richtungsweisende Digitalisierungsprojekt soll den Folgen des demografischen
Wandels frühzeitig entgegenwirken und die Behandlungsqualität langfristig steigern sowie Lücken
in der ambulanten Versorgung schließen.

Ländliche Gegenden in Deutschland lei-
den unter einer kritischen Versorgungs-
grundlage, und insbesondere ältere Men-
schen sind stark davon betroffen. Zum
einen, weil Senioren oft an chronischen,
behandlungsintensiven Krankheiten lei-
den. Zum anderen, weil sie weitere We-
ge nicht mehr auf sich nehmen können.
Die erforderliche Compliance der Patien-
ten ist in den kurzen Präsenzzeiten bei
den Ärzten schwer zu erzielen.
   Deutschland befindet sich im demo-
grafischen Wandel und steht damit vor
einer immer größer werdenden Heraus-
forderung, insbesondere in puncto flä-
chendeckende ärztliche Versorgung. Der
Anteil der Menschen im Erwerbsalter                                                               Einblick in das telemedizinische Zentrum

schwindet, die Zahl der Senioren wächst
massiv. Als Konsequenz hieraus erhöht       Behandlungsqualität zu steigern. Be-       und Systeme können medizinische Da-
sich die Auslastung der Bestandsärzte       sonders wichtig ist uns dabei, dass die    ten zwischen den verschiedenen Fach-
und der Kliniken mit einer Konzentration    Implementierungen konkret auf die Be-      bereichen sicher ausgetauscht werden.
der Patientenkontakte pro Arzt.             dürfnisse der Ärzte und Patienten abge-    Ärzte können sich anhand der Plattform
   Deshalb möchte das Klinikum zusam-       stimmt sind.“                              eine Zweitmeinung bei ihren Kollegen
men mit dem Digitalisierungspartner Co-        Das Telemonitoring ausgewählter Vi-     einholen.
march schon jetzt die ersten Schritte für   talparameter steigert die Behandlungs-        Klares Ziel ist es, bereits innerhalb
eine gestärkte Versorgung im ländlichen     qualität sowie die Patientensicherheit,    weniger Monate eine lückenlose Be-
Raum unternehmen: Geplant ist ein tele-     da die regulären Kontrolltermine beim      treuung von Patienten mit chronischen
medizinisches Überwachungszentrum. Die      Arzt nicht ersetzt, sondern engmaschig     beziehungsweise behandlungsintensiven
Projektverantwortliche begrüßt die Ver-     unterstützt werden. Der Patient kann       Krankheiten zu ermöglichen. Im ersten
netzung: „Wir sind davon überzeugt,         auch früher ins häusliche Umfeld entlas-   Schritt stehen vor allem Herzpatienten
dass innovative Technologien uns dabei      sen werden, denn Notfälle können dank      im Fokus des Zentrums, in Zukunft ist
helfen können, Versorgungsengpässen         des Systems auch beim Patienten zu         aber auch die Integration weiterer Fach-
vorzubeugen und gleichzeitig auch die       Hause erkannt werden. Zudem soll eine      bereiche angedacht. Außerdem werden
                                            Verminderung der durchschnittlichen        Untersuchungen zur Wirksamkeit der
                                            Liegedauern sowie der Wiederaufnah-        Maßnahmen durchgeführt, um langfris-
                                            men aufgrund akuter Problematiken er-      tig eine Vergütung durch die Kranken-
                                            reicht werden. Grundlage des geplanten     kassen zu erreichen.
                                            telemedizinischen Zentrums ist eine IT-
                                            Plattform, die eine enge Zusammenar-
                                            beit verschiedener Sektoren ermöglicht.    Weitere Informationen finden Sie unter
                                            Dank der verschlüsselten Anwendungen       comarch.de/healthcare
eCare-Plattform
Report der Krankenhaus Unternehmensfu hrung - 2|17 - Entscheiderfabrik
Entscheider-Reise 2017

Willkommen in der Zukunft
Das Jacobs Medical Center La Jolla, eine Einrichtung der University of California, gilt als Vorzeigehaus für
die Nutzung von „Big Data“ in der Medizin. Deutsche Klinikmanager erhielten auf der Entscheider-Reise
Einblick in digitale Großprojekte.

Von Mirjam Bauer, Michael Reiter

Gegründet wurde sie 1960 mit den           bäude oder einem Hotel. Der Empfang        läden und mehr lassen sich hierüber
Schwerpunkten Ingenieurwesen, Tech        beinhaltet neben dem Personal auch         steuern.
nologie und Wissenschaft. Heute zählt      Datenkioske, an denen die Patienten           Das Center betreibt medizinische
die University of California, San Diego    selbstständig ihre Daten ins Kranken      Forschung, Lehre und Krankenversor
(UCSD) zu den renommiertesten Uni         hausinformationssystem eingeben kön       gung. Die Einrichtung bietet ein statio
versitäten weltweit. Die ersten Medizin   nen. Nach erfolgreicher Anmeldung          närambulant integriertes LeistungsPort
studenten immatrikulierten hier 1968.      wird ein PatientenBarcode für die Fol    folio. Eine qualitätsorientierte Vergütung
Seit Ende vergangenen Jahres besitzt       geprozesse ausgedruckt.                    stelle dabei die größte Herausforde
die UCSD ein neues Highlight: Das La          Wie in den USA üblich, gibt es nur      rung dar, erläuterte Lawrence Fried
Jolla Jacobs Medical Center – gelegen      Einzelzimmer – hier großzügig einge       man, Associate Dean for Clinical Af
in einer der attraktivsten Gegenden an     richtet mit riesigen Fensterfronten und    fairs, den rund 30 Teilnehmern der
der südkalifornischen Küste mit Gesund    Blick auf La Jolla. Die Räume sind         EntscheiderReise. Anspruch des Hau
heits und Wissenschaftsareal – ist eine   mit aufwendigster Technik für Mitar       ses sei, zu den besten Anbietern Kali
Vorzeigeklinik im Hinblick auf die di     beiter und Patienten ausgestattet. Das     forniens zu gehören. Schritte auf die
gitale Transformation in der Medizin.      iPadgesteuerte Patientenmanagement        sem Weg seien die Verbesserung der
   Baulich wirkt das neue Klinikum         ermöglicht die Bedienung des Multi        Patientenzufriedenheit, der Ausbau re
großzügig, modern und lichtdurchflu       mediasystems auf einem Großbild           gionaler Partnerschaften, die Weiter
tet. Schon im Eingangsbereich fühlt        schirm – auch mit Zugriff auf die eigene   entwicklung der medizinischen Leis
man sich eher wie in einem Opernge        Patientenakte. Auch Raumklima, Roll       tungen, ein Fokus auf Qualität und

8    Ausgabe 2|2017
IT-Branchen-Report

                                                                                      Qualitätsbasierte Vergütung ist eine
                                                                                      der großen Herausforderungen für
                                                                                      US-Krankenhäuser. Wie bei vielen
                                                                                      Rahmenbedingungen geben die
                                                                                      Centers for Medicare & Medicaid
                                                                                      Services (CMS) die Linie vor, an
                                                                                      der sich andere Kostenträger wie
                                                                                      Versicherungen und Arbeitgeber-
                                                                                      organisationen orientieren. Die
                                                                                      steuerbasierten Töpfe von Medicare,
                                                                                      zuständig für Senioren und dauer-
                                                                                      haft Behinderte, und Medicaid, für
                                                                                      Bedürftige, tragen rund 20 bezie-
                                                                                      hungsweise 16 Prozent der
                                                                                      US-Gesundheitsausgaben.
                                                                                      Qualitätsparameter wie etwa
                                                                                      Abschläge bei Wiedereinweisung
                                                                                      innerhalb von 30 Tagen bestimmen
                                                                                      inzwischen die Vergütung durch
                                                                                      diese Programme mit.

Sicherheit sowie leistungsbasierte Ver   und Telemedizin also das Ende der        gramms mit dem Titel „Meaningful
träge mit Versicherern.                   Ära aufwendiger klinischer Studien mit   Use“ waren die Durchsetzung elektro
   Präzisionsmedizin, Patientenemanzi    ihren komplexen Einschlusskriterien      nischer institutioneller Patientenakten
pation, mobile Gesundheitsleistungen,     ein? Die retrospektive Analyse von       und ihres Austauschs innerhalb der Grup
nutzenorientierte Vergütung und die       Patienteninformationen in elektroni     pe gemäß IHE (Integrating the Health
Konsolidierung des Leistungserbrin       schen Patientenakten könne als „Ne      care Enterprise, eine Initiative für stan
gerMarktes sind nach Einschätzung        benprodukt“ der Dokumentation trag      dardbasierte Prozessprofile) ebenso wie
des ehemaligen StanfordProfessors        fähige Ergebnisse mit geringerem         mit individuellen Gesundheitsakten.
Christopher Longhurst, CIO des Jacob      Aufwand liefern, so La JollaCIO Long      Patienten können sich in das UCSD
Medical Center, die MegaTrends in        hurst. Andererseits ließen sich durch    Patientenportal einloggen und beispiels
der Leistungserbringung. Für die IT       ITFeatures wie Randomisierung und       weise ihre Laborwerte innerhalb von
wachse die Bedeutung von Patienten       Dateneingabe am Ort der Behandlung       acht Stunden nach Blutentnahme einse
daten, von Patienteneinbindung, The      auch die traditionellen Studien unter   hen. Ferner sind OnlineTerminvergaben
rapiemonitoring und TeleHealth, von      stützen.                                 und Videosprechstunden möglich, auch
Interoperabilität und Datenanalysen          Durch den Austausch über die sechs    das Ansehen der Arztnotizen auf Basis
sowie der Bedarf an Konsolidierungen      medizinischen Einrichtungen der Uni     von Open Notes soll in Kürze realisiert
implementierter elektronischer Patien    versity of California hinweg hat die     werden.
tenakten.                                 UCSD Zugriff auf rund 15 Millionen          Eine wichtige Herausforderung ist in
                                          Patientenakten. Sie ermöglichen die      diesem Kontext laut Longhurst die Inte
Vorteile von Big Data in der              praktische Unterstützung bei Diagno     gration medizinischer Daten aus patien
Praxis angekommen                         se, Therapiestellung und Behandlung      tengesteuerten Geräten in die Akte. Er
                                          sowie bei der Optimierung von Quali     illustrierte dies anhand der Glukose
Anhand eines Teenagers mit seltener       tät und Effizienz. Im Rahmen des Po     Messgeräte von Diabetikern. Dem Auf
LupusErkrankung beschrieb Longhurst      pulation Health Management sind sie      wand für die Realisierung dieser Schnitt
die Vorteile von Big Data und dem di     der Motor für den Patienteneinbezug      stellen stehen erkennbare Vorteile für
gitalen Austausch mit anderen Klini      und die Neuausrichtung des medizini     die Therapie gegenüber, stellte der Ex
ken: Ohne auf Studien zurückgreifen       schen Leitungsportfolios. Ferner brin   perte klar.
zu können, sei den Medizinern durch       gen die Daten Vorteile bei der Weiter
den standortübergreifenden Dialog eine    entwicklung der klinischen Forschung
                                                                                   Michael Reiter
korrekte Diagnose nur durch den Ver      und bei der Zulassung neuer Verfahren    Freier Journalist, PR-Berater
gleich mit ähnlichen Fällen gelungen.     und Medikamente.                         Mirjam Bauer
Das Mädchen konnte dadurch adäquat           Ziel des Investitionsprogramms „Hi   Freie Journalistin
behandelt werden. Läuten Big Data         tech Act“ und eines Bonus/MalusPro

                                                                                                                   Ausgabe 2|2017   9
IT-Branchen-Report

Feedbackgeber 2017

Der Mutmacher
Nach neunmonatiger Projektphase für die fünf IT-Schlüssel-Themen zieht der Feedbackgeber
der ENTSCHEIDERFABRIK, Heimo Babcicky, Bilanz.

                                                                 „Ich glaube, dass man mutiger
                                                                 werden und moderne
                                                                 Technologien wie Cloud oder
                                                                 Smartphone rascher und
                                                                 umfassender einbinden sollte.“
                                                                 Heimo Babcicky ist Chief Consultant Sales der TIP HCe und
                                                                 Feedbackgeber der ENTSCHEIDERFABRIK 2017.

                                                                 jekt zu finalisieren und dann versandet es. Oft kommt zwei
                                                                 tens die Vermarktungskomponente zu kurz, und folglich wird
                                                                 aus dem Projekt kein marktreifes Produkt. In diesem Zusam
                                                                 menhang muss immer wieder der Nutzen im Mittelpunkt ste
                                                                 hen. Dann sollte sich der Markterfolg von selbst einstellen.

Herr Babcicky, können Sie uns Ihre Eindrücke vom                 Welche IT-Themen sollten für Krankenhäuser in
Sommer-Camp 2017 kurz schildern?                                 Deutschland jetzt auf der Agenda ganz oben stehen?
Es war eine sehr gute Stimmung unter den zahlreichen             Aus meiner Sicht werden nur wenige Daten des Krankenhau
Teilnehmern. Das war auch die Grundlage für ein kon             ses für schlüssige Analysen zur Steuerung verwendet. Die
struktives und produktives Arbeitsklima in den Gruppen.          Steuerung der Qualität muss mehr in den Fokus rücken.
Bis zum Ende der Veranstaltung wurde intensiv gearbeitet,        Dabei sollte immer der Patient im Mittelpunkt stehen. Grund
Themen wurden weiterentwickelt. Zum großen Teil wur             sätzlich ist es auch wichtig, mit einer guten und auch verwert
den diese bereits in einen guten Status gebracht.                baren Datenlage Krankheiten zu vermeiden beziehungsweise
                                                                 den Krankheitsverlauf zu verkürzen und zu verbessern. Dazu
Ihre Meinung zu den Wettbewerbsbeiträgen?                        müssen wir viel aus allen vorhandenen Daten lernen und auch
Alle Projekte sind durchaus mit Recht in die Endrunde ge        die Daten der Patienten und Patientinnen benützen, beispiels
kommen. Es sind auch Projekte darunter, die persönliche          weise von Smartphone, Untersuchungsgeräten wie Smart
mobile Geräte, unter anderem Smartphones und Tablets,            Blutdruckmesser, Pulsmesser und anderen.
mit den Daten von Patientinnen und Patienten einbinden.             Ich glaube auch, dass man mutiger werden und moderne
Besonders diesen Projekten gebe ich gute Chancen.                Technologien wie Cloud oder Smartphone rascher und um
                                                                 fassender einbinden sollte. Natürlich im Rahmen der gesetz
Wie praxistauglich sind die Projekte aus Ihrer Sicht?            lichen Rahmenbedingungen. Meines Erachtens ist man hier
Da sich alle Projekte aus Praxisansprüchen entwickelt            sehr zurückhaltend und abwartend. Am Beispiel der Auto
haben und damit am aktuellen Bedarf in den Kranken              industrie (EMobilität) sehen wir gut, wie schnell es geht,
häusern orientieren, sind diese sicher sehr praxistauglich.      Trends zu verschlafen und dann nur mehr der Getriebene zu
Teilweise sind schon Probebetriebe erfolgreich abgelaufen.       sein. Schnell hat man wertvolle Jahre verloren und kann die
                                                                 Zukunft nicht aktiv gestalten. Hier sind andere Länder aufge
Welche Stolperfallen sollten die Projekt-Teams nach              schlossener und können bereits gute Ergebnisse vorweisen.
dem Entscheider-Zyklus unbedingt vermeiden?                      Ich bin mir sicher, wenn man diese Potenziale erkennt, wer
Im Grunde genommen sind das immer dieselben Themen:              den viele Firmen und Krankenhäuser diese Themen intensiv
Erstens ist das aktuelle Tagesgeschäft wichtiger, als das Pro   nach vorn bringen. Dafür wünsche ich allen viel Erfolg.

10   Ausgabe 2|2017
iew Stand
                                                                                          Liivve Vie
                                                                                        der Entscheidi erfabrikk
                                                                                                  Halllee 1155,
                                                                                                                48
                                                                                              Standd 155A47-A

Medica 2017
ENTSCHEIDERFABRIK
auf der Medica 2017
                                                                                                          Foto: Messe Düsseldorf/ctillmann

Montag, 13. November 2017                                                       Donnerstag, 16. November 2017

13:30 Uhr                              10:50 Uhr                                      10:00 Uhr
Einführung Entscheider-Reise 2018      Projekt 1:                                     Kongress Center Ost, Raum M
und Management Training on Digital     FallAkte Plus
                                                                                „Start Up und Young Professional
Transformation,                        11:15 Uhr                                Session“ der ENTSCHEIDERFABRIK
ENTSCHEIDERFABRIK-Areal                Projekt 2:
                                       Erhöhung der Patientensicherheit         10:00 Uhr
15:30 Uhr                                                                       Start Up und Young Professional
IuiG-Initiativ-Rat-Sitzung,                                                     Session der ENTSCHEIDERFABRIK,
                                       11:40 Uhr
Messe Hochhaus                         Projekt 3:                               d. h. „Jung-Unternehmer“ und
17:00 Uhr                              Patient Empowerment                      „Klinik-Vertreter“, deren „Start“ nicht
Für VIP-/Entscheider-Karten-Inhaber                                             älter als drei Jahre ist, stellen ihre
                                       12:05 Uhr                                innovativen Digitalisierungsprojekte
– VuiG e.V. Round Table in der VIP-/   Projekt 4:
  Entscheider-Lounge und                                                        vor, Raum M, CCD Ost
                                       Elektive
– Video-Interviews auf dem             Patientenaufnahme                        15:00 Uhr
  LiveView, beides Halle 15                                                     Verkündung des Start Up
                                       12:30 Uhr                                Preises 2017,
                                       Projekt 5:                               ENTSCHEIDERFABRIK-Areal,
Dienstag, 14. November 2017            Integration von Tablets                  (LiveView und VIP-/Entscheider-
                                                                                Lounge, Halle 15)
      10:00 Uhr                        18:00 Uhr
      Kongress Center Ost, Raum M      Meet IT der Club
                                       Auszeichnung des „Unternehmens-/         17:00 Uhr
                                       Klinikfuhrer des Jahres“                 Für VIP-/Entscheider-Karten-Inhaber:
Ergebnis Veranstaltung des                                                      VuiG e.V. Round Table in der VIP-/
                                       Auszeichnung „Nachhaltiger Kran-
Entscheider-Zyklus 2017                kenhauspartner“                          Entscheider-Lounge
10:00 Uhr                              Berater/Projektleiter der Digitalisie-
Begrüßung                              rungsprojekte 2018

10:25 Uhr
Was wird aus den
ENTSCHEIDERFABRIK-Projekten?
Prozessorientierte medizinische
Dokumentation – von 2012 bis heute

                                                                                                       Ausgabe 2|2017       11
IT-Branchen-Report

Projekt 1: FallAkte Plus

Ein Tauschgeschäft
Der einfache Zugriff auf Patientendaten würde die intersektorale Versorgung um einiges erleichtern.
Hier setzt das Projekt FallAkte Plus an: Mithilfe einer Plattform können Patienten medizinische
Dokumente erhalten und verschiedenen Einrichtungen elektronisch zur Verfügung stellen – die Grundlage
für eine vom Patienten selbst geführte Gesundheitsakte.

Projekt-Partner: Universitätskliniken Schleswig-Holstein, Jena, Düsseldorf, Aachen
Industrie-Partner: CGM, Synagon

Das EFProjekt hat sich Patientenbetei     henden DatenAustauschPlattform (der        durch eigene Erfassung (zum Beispiel
ligung beim Datenaustausch im Rah          FallAkte Plus) soll dem Patienten eine       auch durch Wearables) gespeist.
men der intersektoralen Versorgung zur      vom ihm geführte elektronische Akte             Die gegenseitige (autorisierte) An
Aufgabe gemacht. Dafür wird auf Basis       für alle seine medizinischen Dokumen        reicherung der jeweiligen Akten wird
der FallAkte Plus, einer bestehenden        te angeboten werden. Aus Sicht der am        im Lösungsansatz technisch durch ei
intersektoralen DatenAustauschPlatt      einrichtungsübergreifenden Datenaus         ne gezielte Übergabe von Fallaktenda
form, der Datenaustausch mit der Ge        tausch Beteiligten eine Ergänzung um         ten an die Gesundheitsakte und vice
sundheitsaktenlösung CGM LIFE rea          einen weiteren Akteur, aus Sicht der         versa gelöst. Dabei ist eine technische
lisiert. So kann der Patient für eine von   Patienten eine ganz neue Art der Be         Übergabe durch Interoperabilität zu
ihm geführte elektronische Akte medi       teiligung und Kommunikation mit den          schaffen. Im konkreten Fall zwischen
zinische Dokumente aus dem Behand          Gesundheitsdienstleistern.                   der FallAkte Plus nach eFAStandard,
lungsprozess erhalten.                         Hierbei ist die Herausforderung zu        basierend auf der Fallaktenlösung CGM
    Während im Alltag der digitale Wan     meistern, zwei Architekturkomponen          JESAJANET, und der Gesundheitsakten
del unübersehbar Einzug hält, ist der       ten miteinander zu verbinden. Während        lösung CGM LIFE. Zusätzlich gilt es,
Datenaustausch im Gesundheitswesen          aufseiten der Gesundheitsdienstean          einen Prozess zu etablieren, der es den
aus Perspektive der Patienten fast im      bieter institutionelle elektronische Fall   Beteiligten im gelebten Workflow er
mer noch so papierbasiert wie vor 20        akten geführt werden, kennt ein Teil         möglicht, (teil)automatisiert die Über
Jahren. Die Politik hat schon mehrere       der Bürger bereits persönliche Gesund       gabe gewünschter Informationen zu
Anläufe genommen, dies zu ändern,           heitsakten. Die elektronischen Fallakten     übertragen. Zu diesem Zweck wird im
unter anderem mit dem Ende 2015 be         werden in der Regel durch angeschlos        Projekt eine sichtbare Zwischenebene
schlossenen EHealthGesetz. Dieses         sene Produktivsysteme wie das Kran          geschaffen, die dem Bürger ermöglicht,
soll die Bereitstellung von Daten der       kenhausinformationssystem in Akut           Daten aus elektronischen Fallakten zu
Patienten (zum Beispiel Arztbriefe) in      krankenhäusern und RehaEinrichtun          nutzen und auch Informationen für die
einer elektronischen Patientenakte för     gen oder Arztinformationssysteme in          eigene Behandlung aus der persönli
dern.                                       Praxen befüllt und genutzt. Die in der       chen Akte zur Verfügung zu stellen.
    Genau das hat sich das EFProjekt       Souveränität der Bürger liegenden Ge        Am Ende soll so ein abgestimmtes Kon
vorgenommen: Auf Basis einer beste         sundheitsakten hingegen werden häufig        strukt aus KIS, Fallakte, Patientenportal
                                                                                         und persönlicher Gesundheitsakte ent
                                                                                         stehen.

     Das Projekt-Team                                                                    Sichere Plattform in Jena
     Dr. Silke Haferkamp, Dieter Turiaux, Uniklinik der RWTH Aachen
                                                                                         Am Universitätsklinikum Jena ist die
     Dr. Tim Becker, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
                                                                                         hauseigene ITStrategie auf die Um
     Andreas Henkel, Danny Ammon, Universitätsklinikum Jena
                                                                                         setzung einer „VendorNeutral Archi
     Wolfram Schwarz, Dr. Wolfgang Fritsch, Universitätsklinikum                         tecture“ (VNA) als Plattform für eine
     Düsseldorf                                                                          hochgradig standardisierte Archivie
     Michael Franz, Carsten Fehlen, CGM Clinical Deutschland GmbH                        rung und Kommunikation medizini
     Dr. Andreas Zimolong, Synagon                                                       scher Daten und Dokumente – basierend

12   Ausgabe 2|2017
IT-Branchen-Report

auf IHEProfilen, HL7 CDA und HL7
FHIR – fokussiert. Diese Plattformstra
tegie soll das Zusammenspiel zwischen
medizinischen Anwendungen des Kli
nikums mit den Anforderungen aus ei
ner patientengeführten Akte erleichtern.
Mit dem bestehenden Patientenportal
des Universitätsklinikums Jena ist zu
dem eine Serviceplattform vorhanden,
auf deren Basis verschiedene Anwen
dungen für den Patienten über einen
sicheren Kommunikationsweg bereit
gestellt werden können. Im Rahmen
dieses Integrationsprinzips liefert das
Patientenportal die Grundlage für die         Abb. 1 Patientengeführte Akte(n)
patientengeführte Gesundheitsakte mit
der CGM LIFEPlattform.
    Nach Einwilligung und einer Regis
trierung für die Aufenthaltsnutzung (in
klusive der Möglichkeit der Nutzung
als Dauerakte) können die Patienten
auf dieser Plattform eigene Informa       platz zu ArztArbeitsplatz in den betei   Mit der Gesundheitsaktenlösung CGM
tionen und Unterlagen (Vitalwerte,         ligten Krankenhäusern. Der Zusatznut      LIFE und der FallAkte Plus für die in
Patiententagebuch, Schmerztabellen,        zen zu einem einfachen Bildversand         tersektorale Kommunikation zwischen
Gewichtsmessungen) zur Verfügung           besteht darin, dass die FallAkte Plus      Einrichtungen des Gesundheitswesens
stellen sowie bereitgestellte medizini    wichtige KontextInformationen zum         stehen im Projekt zwei etablierte Lösun
sche Dokumentationen (Medikations         Patienten und seiner Erkrankung in         gen zur Verfügung, auf deren Basis sich
pläne, Entlassbriefe etc.) abrufen.        Form einer temporären Patientenakte        die Patientenbeteiligung durch techni
Durch die Übertragung über das Pa         automatisch mit bereitstellt. Sie bietet   sche Schnittstellen für den Datenaus
tientenportal in die VNA unter Nut        dem Spezialisten somit eine optimale       tausch technisch realisieren lässt. Für
zung verschiedener Sicherheitszonen        Basis für eine fundierte Behandlungs      eine erfolgreiche Patientenbeteiligung
und Übertragungen durch Kommuni           empfehlung – weitaus besser, als das       ist aber nicht nur die technische
kationsserver ist eine gesicherte und      ohne eFA über die Distanz möglich          Machbarkeit relevant, vielmehr müs
standardisierte Kommunikation der          wäre. Die Weiterbehandlung des Pa         sen auch Geschäftsprozesse das Befül
sensiblen Daten gewährleistet. Weitere     tienten, bei Bedarf mit kurzzeitiger       len und Nutzen der Daten berücksichti
Anwendungen sind für das Patienten        Verlegung in die Uniklinik zur Opera      gen. Die technischen Herausforderungen
portal geplant, zum Beispiel Online       tion, schließt sich nahtlos an. Bei der    sowie die Prozessintegration scheinen
Checkin, Gebäudenavigation, Patien       Rückverlegung wiederum stehen den          lösbar. Keine Erfahrungen bestehen
tenaufklärung und anamnese, Termin       Kardiologen und Internisten im peri       indes mit einem „Akteur Patient“ in
anfrage.                                   pheren Krankenhaus alle wesentlichen       der Kommunikationsbeziehung; hier
                                           Informationen über ihren Patienten         werden die gesammelten Erfahrungen
Schneller Bildversand in Aachen            über eFA ohne Zeitverzug zur Verfü        mit der Patientenbeteiligung wesent
                                           gung.                                      lich für die Weiterentwicklung sein.
Seit 2010 betreibt die Uniklinik RWTH         Die Zusammenstellung von relevan       Nimmt der Patient eher eine passive
Aachen die FallAkte Plus als gemein       ten Daten zu einem Diagnose und Be       Rolle ein, muss die Plattform vor allem
same Behandlungsplattform der zuwei       handlungskontext erfolgt somit bereits     die Datenübertragung in die Akte des
senden Krankenhäuser, der kooperieren     seit Jahren, allerdings werden diese In   Patienten automatisieren. Werden hin
den RehaKliniken und der Fachab          formationssammlungen nach Schlie          gegen vom Patienten auch verstärkt
teilungen der Uniklinik. Ein Beispiel      ßen einer temporären FallAkte wieder       eigene, für den Behandlungsprozess
ist das eFAAnwendungsszenario im          gelöscht. Die Übergabe der Akteninhal     relevante Dokumente zur Verfügung
Bereich Kardiologie und Herzchirur        te an den Patienten erlaubt ihm nun       gestellt, benötigen hier die Ärzte mit
gie. Hier können die Spezialisten an       mehr, ohne Zusatzaufwand diese Daten       geeigneten Algorithmen bei der Bewer
der Uniklinik Bilder und Herzkatheter     selbstbestimmt zu speichern und gege      tung Unterstützung. Auf jeden Fall
filme befunden, die in peripheren Kran    benenfalls an weitere Leistungserbrin     aber wird eine Intensivierung der Pa
kenhäusern aufgenommen wurden. Der         ger weiterzugeben – und dies ohne          tientenbeteiligung für Krankenhäuser
eFAZugang liefert einen sofortigen        Zusatzaufwand für die behandelnden         eine lösbare Herausforderung der kom
Zugriff auf die Bilder von ArztArbeits   Ärzte.                                     menden Jahre sein.

                                                                                                            Ausgabe 2|2017   13
IT-Branchen-Report

Projekt 2: Erhöhung der Patientensicherheit

Interdisziplinäres Daten-
management – Digitalisierung 4.0
Ein intelligentes Scan-Programm verknüpft Patientensicherheit mit Krankenhauslogistik. Leistungen,
Produkte und logistische Prozesse werden direkt dem Patienten zugeordnet, dokumentiert und die Daten
in time bereitgestellt.

Klinik-Partner: St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen, Klinikum Ingolstadt,
Elbe-Kliniken Stade-Buxtehude, Schulthess Klinik Zürich
Industrie-Partner: Medprocess AG

Das vom St. Marienkrankenhaus Lud         die Chargenrückverfolgung etc. tangie       tion übernehmen. Beide Gerätetypen
wigshafen initiierte SchlüsselThema zur   ren diesen Bereich. Um den Projekt          hat der Industriepartner Medprocess
Erhöhung der Patientensicherheit steht     umfang nicht zu sprengen, wurden die        AG bereits seit einigen Jahren im Ein
offensichtlich bei vielen Kliniken auf     se für die Umsetzung im Pilotprojekt         satz. Über WLAN sind die Geräte im
der Prioritätenliste ganz oben, so ha     zunächst zurückgestellt. Der Fokus           mer online und werden mit allen not
ben sich doch gleich noch drei weitere     liegt jedoch weiterhin auf einer ge         wendigen Informationen zum Patienten
Häuser in dieses Projekt eingewählt.       samtheitlichen Lösungsvariante zur           aktualisiert, die Funktionsfähigkeit der
Die ursprünglichen Projektziele waren      Integration aller Prozesse. Unterteilt ist   Gesamtlösung ist zusätzlich auch im
die Umsetzung des VierAugenPrinzips      der Prozessablauf der Medikation in die     WLANSchatten gegeben.
beim Dispensieren und Verabreichen         sem Projekt zunächst in zwei Schritte:          Die Kommunikation der mobilen
von Arzneimitteln sowie Fehler zu ver     1. Richten des Dispensers                    Geräte erfolgt ausschließlich über eine
meiden und eine sichere Dokumentati       2. Vergabe an den Patienten                  eigene Serverinstanz der Medprocess
on bei gleichzeitiger Optimierung des                                                   AG, installiert in der KrankenhausIT,
gesamten Prozessablaufs durch Hand        Das Team hat sich darauf geeinigt, dass      welche über eine HL7 oder csv
scanvorgänge zu gewährleisten.             beim Dispensieren ein iPad mit               Schnittstelle (hier im Projekt auf csv
   Sehr schnell hat sich allerdings he    2D/RFIDScanner auf einer drehba           vereinheitlicht) den Datentransfer mit
rausgestellt, dass mit einem intelligen   ren AluminiumHalterung zum Einsatz          der hauseigenen ITInfrastruktur (ERP
ten ScanProgramm mehr als nur diese       kommen soll, wodurch beide Hände             und KISSysteme) gewährleistet.
Ziele erreicht werden können und auch      frei zum Richten der einzelnen Tages
sollten. Etliche Randprozesse wie die      dosen wären. Bei der Verteilung ans          Verknüpfung von
Gestaltung des elektronischen Medi        Patientenbett soll ein Handscanner mit       Stammdaten mit Leistungen
kationsplans, die InhouseLogistik, das    BumperSchutz auf iPodBasis, der
Bestellwesen, die Schrankversorgung,       in jede Jackentasche passt, diese Funk      Mit dem iScanProTM sind alle diese An
                                                                                        forderungen erfüllt, zusätzlich können
                                                                                        die Anordnungen/Verordnungen mit
                                                                                        den Leistungen und den logistischen
     Das Projekt-Team                                                                   Prozessen mittels HandscanVorgängen
     Dr. Istvan Bechtold, St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus                     schnell miteinander verknüpft, doku
     Ludwigshafen                                                                       mentiert und dem Patienten direkt zuge
     Volker Böttcher, St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen            ordnet werden. Alle Daten werden di
     Dr. Armin Ortlam, Elbe-Kliniken Stade-Buxtehude                                    gital, systematisch und sicher erfasst
                                                                                        und verarbeitet und verbleiben im Haus.
     Thomas Kleemann, Klinikum Ingolstadt
                                                                                        Die Intelligenz steckt dabei nicht im
     Frank Brüggemann, Schulthess Klinik Zürich                                         Abblitzen von Barcodes, sondern in
     Hans-Peter Stier, Medprocess AG                                                    der Verknüpfung der Stammdaten mit
     Dr. Jochen Groppe, Projektleiter der ENTSCHEIDERFABRIK                             den variablen Daten und der Intime

14   Ausgabe 2|2017
IT-Branchen-Report

Bereitstellung der Ergebnisse an allen
definierten Schlüsselpositionen.
    Jeder Schritt im gesamten Prozess
ablauf wird mit einem Zeitstempel do
kumentiert, die Berechtigungen zu
einzelnen Tätigkeiten sollen Batchs
der Mitarbeiterkennung in Verbindung
mit einer PINEingabe gewährleisten.
Bereits beim Dispensieren findet ein
Verbrauchscontrolling statt, über das
auch Vorschläge für die Medikamenten
bestellung erfolgen; diese werden dann
                                                                                          Sicheres Dispensieren mittels Scanvorgang
über alle Stationen kumuliert bereitge
stellt. Ebenso ist die Chargenrückver
folgung durch die ScanZuordnung zur
Fallnummer gewährleistet.                                                      Patientenzuordnung/Fallnummer
    Eine Verordnung kann gegebenen
falls auch auf Wirkstoffbasis erfolgen,                                                 Patientensicherheit
                                                        1 Scanprozess
da im Hintergrund ein Abgleich mit den
Wechselwirkungen (rote Liste) oder
auch mit Substitutionsprodukten er                                               OP-Qualitätsdokumentation
folgen kann. Auf diese Zusatzfunktio
nalität wurde im Pilotprojekt aller
                                                                                        Leistungserfassung
dings noch verzichtet. Da bei einem
der KlinikPartner der Medikations
plan in Papierform vorliegt, wurde ein                                                   Bestellung/Logistik
Zusatzmodul zur Umsetzung in einen
elektronischen Medikationsplan auf
                                                                                       Chargenrückverfolgung
gesetzt. Ein weiteres zusätzliches Fea
ture, welches nicht zu den Vorgaben in                                                     SIRIS-Register
diesem Projekt zählt, sich jedoch als
äußerst nützlich und effizient erweist,              Abb.
ist die Hinterlegung unterschiedlicher,
individuell zu erstellender Prozesse.       SchlüsselThema Patientensicherheit vor   n Im Feld oberhalb dieser Boxen steht
So kann beispielsweise der Prozess          gestellt, auf dessen Basis dann im Team    der Name des Medikaments, welches
„Rückführung des Dispensers aufgrund        die weiteren Optimierungen erfolgten.      gerade eingescannt wurde und gerich
Medikationsplanänderung“ hinterlegt         Definition des Ablaufs der Dispensie      tet wird.
und auf dem iScanProTM von der Pfle        rung:                                      n Die Anzahl der Tabletten dieses Me
gekraft abgerufen werden.                   n Medikationsplan wird geladen, Fall      dikaments steht in der jeweiligen Box.
                                            nummer mit DispenserLabel vereint.        n Unterhalb der Boxen besteht ein Frei
Multifunktionaler                           n Das Medikament wird gescannt mit         feld für besondere Mitteilungen, bei
intelligenter Handscanner                   Prüfung auf richtig/falsch.                spielsweise auch „Gabe zweistündlich“.
                                            n Nach Einlage der Tabletten in der        n Für die Medikamentengabe in Trop
Ebenso können Mitarbeiter über das          jeweiligen Dosis in die einzelnen Dis     fenform oder die stündliche Gabe gibt
Gerät Nachrichten beziehungsweise           penserBoxen erfolgt eine Bestätigung      es einen gesonderten Prozess.
aktuelle Anweisungen versenden, zum         auf dem Bildschirm, die jeweilige Box
Beispiel „Laborwerte sind auffällig, ab     ändert ihre Farbe auf Grün.                Nun erfolgt der Rollout in die einzel
sofort kontrollierte Medikamentenein       n Die Beendigung des gesamten Richt       nen Häuser zum intensiven Test auf
nahme“. Auch kann ein allgemeiner           prozesses dieses Dispensers für diese      Station. Der IndustriePartner integriert
Informationsaustausch beispielsweise        Fallnummer wird nochmals bestätigt.        in dieser Zeit das neue Modul in seine
zu einem Notruf erfolgen. Es ist möglich,      In der Gestaltung des Bildschirms       bereits etablierten LogistikModule,
zu telefonieren oder für speziell freige   hat sich das Team schnell auf ein reali   sodass noch in diesem Jahr alle Mo
schaltete Geräte eine Bluetooth oder In   tätskonformes DispenserDesign geei       dule – emed und Patientensicherheit,
ternetverbindung herzustellen. Während      nigt, siehe auch Abbildung:                Optimierung der OPProzesse, Logis
des SommerCamps der ENTSCHEI              n Vier Boxen für die Tagesgaben (mor      tik und Einkaufsmanagement – zur
DERFABRIK hat der IndustriePartner         gens/mittags/abends/nachts) im Mittel     Implementierung zur Verfügung stehen
Medprocess AG einen Prototypen zum          feld des Bildschirms.                      sollen.

                                                                                                               Ausgabe 2|2017   15
IT-Branchen-Report

Projekt 3: Patient Empowerment

Dr. Smartphone
Obwohl 48 Prozent der deutschen Smartphone-Nutzer mit ihrem Handy Gesundheitsdaten erfassen, lassen
sich diese Daten bislang nicht auf einfachem, elektronischem Weg sicher und datenschutzkonform in klinische
Informationssysteme übertragen. Hier setzt das Schlüssel-Thema an: Es nutzt das Patienten-Smartphone als
individuelle Gesundheitsakte. Die Daten liefert der Patient selbst.

Klinik-Partner: Klinikum Mühldorf am Inn
Industrie-Partner: Cerner, März

Die Digitalisierung erreicht jede Bran    (lliger et al., 2014, MHH), und 53 Pro     Die Ziele des SchlüsselThemas Nummer
che: Handel, Medien, Banken und Lo        zent der deutschen Patienten interessiert   3 der ENTSCHEIDERFABRIK „Digita
gistik werden momentan neu erfun          die Erfassung von Gesundheitsdaten          lisierung 4.0: Übernahme von Patienten
den. Der digitale Wandel verändert         (CharismhaStudie der Bundesregie          daten aus Apple HealthKit und CareKit“:
auch die Gesundheitswirtschaft in den      rung). Bei ambulanten oder stationären      n Förderung von Therapietreue und
nächsten Jahren maßgeblich. Dies be       Klinikbesuchen könnten diese Daten          Therapiequalität durch die smartvisit
trifft sowohl Leistungserbringer und       hilfreich für die Diagnostik sein. Aller   App für die Erfassung von Gesundheits
Kostenträger als auch die Versicherten     dings lassen sie sich nicht auf einfa      informationen.
und Patienten, die durch digitale          chem, elektronischem Weg sicher und         n Sichere, datenschutzkonforme und
Lösungen eine selbstbestimmte, akti       datenschutzkonform in das klinische         barrierefreie Übertragung in die Klinik.
ve Rolle als souveräne Kunden ein         Informationssystem übertragen. Der          n Validierung und Übernahme der
nehmen – Patient Empowerment. Die          Patient muss dann nicht beim Besuch         Gesundheitsdaten in das KIS.
altbekannten Teilnehmer im Gesund         einer anderen Klinik seine Unterlagen       n Kontrolle des Selbstmanagements
heitswesen halten konservativ am Sta      mühsam zusammensuchen und diese             chronisch Kranker.
tus quo fest, während eine neue Gene      manuell in das KIS übertragen lassen.       n Klinik, niedergelassene Ärzte, Pfle
ration auf Dr. Smartphone setzt. Die       Wird er entlassen, so bieten die digita    geteams und Familienangehörige geben
Branche ist mitten in einem digitalen      le Übertragung der Entlassdokumente         Hilfestellung.
Transformationsprozess, die Disruption     und das Monitoring von Gesundheits         n Patient geht aktiv mit seiner Ge
etablierter Geschäftsprozesse ist nicht    daten Vorteile für den Patienten und        sundheit um und ist in das Versorgungs
mehr aufzuhalten.                          die Klinik.                                 netzwerk eingebunden.
    Insgesamt 63 Prozent der deutschen         Das Smartphone des Patienten wird       n Wirtschaftliche Steuerung von Pa
Bevölkerung benutzen bereits ein           zur individuellen Gesundheitsakte und       tientenströmen, zum Beispiel Vermei
Smartphone (Weicksel und Pentsi 2015,      der Patient zum Datenlieferanten und        dung von Wiedereinweisung innerhalb
Bitkom), 48 Prozent der Patienten mit      administrator seiner eigenen Krank        einer Grenzverweildauer, Vermeidung
Smartphones erfassen Gesundheitsdaten      heitsgeschichte.                            von zusätzlichen, ambulanten Arztkon
                                                                                       takten im Quartal.

     Das Projekt-Team                                                                  Datenschutz auf dem iPhone
     Heiner Kelbel, Geschäftsführer Kliniken Kreis Mühldorf am Inn
                                                                                       Apple hat das Thema MedizinIT 2015
     Dr. med. Gerhard Füchsl, Oberarzt Kliniken Kreis Mühldorf am Inn
                                                                                       zu einem strategischen Unternehmens
     Dr. Martin Kuhrau, IT-Leiter Ategris (Evangelische Krankenhäuser                  schwerpunkt ernannt und fokussiert
     Mülheim und Oberhausen)
                                                                                       sich auf die sichere Datenkommunika
     Arne Reuter, Fact IT (St. Franziskus-Stiftung Münster)                            tion zwischen Patienten und Ärzten.
     Udo Unbehaun, Vorstandsvorsitzender Sozial-Konzept-Pflege AG,                     Das sieht man daran, dass es eine star
     Sarah Peuling, Sönke Wendt, Cerner                                                ke Verschlüsselung für die Healthkit/
     Michael Haumann, Michael Dulava, Jan Oswald, März AG                              ResearchKit/CarekitDaten und seit
     Hans-Werner Rübel, Beratung & Projektmanagement Stephan Popp,                     iOS 10 ein HL7 CDAInterface gibt.
     aycan Digitalsysteme GmbH                                                         Die Gesundheitsdaten bleiben auf dem

16   Ausgabe 2|2017
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