Retail technology Special Instore Analytics & Navigation - Pyramid Computer ...

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Retail technology Special Instore Analytics & Navigation - Pyramid Computer ...
Special zu rt 02 2017

                                                   retail
                                                   technology

                        Special
                        Instore Analytics & Navigation
Foto: iStockphoto/Bim

                         EHI-Research              Technologien            EHI-Workshop
                         Wie Kundendaten erhoben   Die Ortungsverfahren    Tests und Erfahrungen
                         und bewertet werden       im Leistungsvergleich   aus der Praxis
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EHI Dienstleister-
verzeichnis 2017

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EHI-Research INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS                3

                      Tracking im Store
                      „Der Kunde – das unbekannte Wesen“.          lung neuer digitaler Technologien lässt
                      Dieses geflügelte Wort, oft zitiert in der   sich nun aber weitaus mehr über den
                      Marketingliteratur, muss noch aus ei-        stationären Shopper erfahren. Moderne
                      ner Zeit stammen, als es noch keinen         3-D-Kameras zum Beispiel können nicht
                      E-Commerce gab. Denn für den On-             nur Kunden zählen, sondern auch de-
                      linehändler ist der Kunde ein sehr be-       ren Geschlecht, Altersgruppe und Ver-
                      kanntes Wesen. Analyse-Tools dokumen-        weildauer identifizieren. Die gewonne-
                      tieren seine Customer Journey durch          nen Daten liefern ein sehr detailliertes
                      den Webshop und werten sie bis ins           Bild über die Zielgruppen und entspre-
                      letzte Detail aus. Über Link-Nutzungen       chend können die Händler ihre Marke-
                      und Verweildauer in einzelnen Bereichen      ting- und Werbemaßnahmen viel zielge-
                      werden seine Interessen und Vorlieben        richteter planen. Dass „Instore Analytics“
                      digital analysiert. Und spätestens beim      im Handel angekommen ist, zeigte das
                      Bezahlen wird der Kunde auch persön-         große Interesse an zwei Workshops, die
                      lich identifizierbar.                        das EHI kürzlich mit rund 100 Teilneh-
                           Von dieser Transparenz konnte der       mern aus dem Einzelhandel durchführte.
                      stationäre Händler bislang nur träumen.           Das vorliegende rt-special „Instore
                      Denn die klassischen Instore-Kunden-         Analytics“ fasst die Kernaussagen der
                      analysen wie Frequenzmessungen oder          Referenten zusammen und wird ergänzt
                      Beobachtungen der Laufwege liefern           mit aktuellen Beiträgen aus der EHI-For-
                      nur Puzzle-Teile aus dem Gesamtbild          schungsabteilung.
                      des Kundenverhaltens. Mit der Entwick-

                      Winfried Lambertz
                      Chefredakteur, lambertz@ehi.org

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4   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Research

    Beacon schlägt
    Bauchgefühl?
     „Kunden, die dieses Produkt kauften, kauften auch ...“ – Cross-Selling-Angebote
     ­gehören mit der Erfassung und Auswertung der individuellen Customer Journey
      zum kleinen Einmaleins von Onlineshops. Welche technischen Möglichkeiten haben
      stationäre Einzelhändler zur Analyse des Kundenverhaltens?
                                                                                                               Simone Sauerwein

             Der Einzug des World Wide Web ist gleichzeitig der Be-     die zu Maßnahmen der Verkaufssteigerung eingesetzt
             ginn des computergestützten Data-Retrieval. Vorhande-      werden können.
             ne Bits und Bytes werden zu Daten verknüpft, in einen          Persönliche Beratung und Verkaufssteigerung im Laden­
             Kontext eingebettet und damit zu wertvollen Informatio-    geschäft funktioniert anders: Ein talentierter und geübter
             nen, die nicht nur der Post-Betrachtung eines Verhaltens   Verkäufer kann sich zum Beispiel aufgrund von Alter, Ge-
             dienen, sondern mittlerweile auch in der Lage sind, ge-    schlecht, Auftreten und Kleidungsstil des Kunden und ge-
             naue Vorhersagen zukünftigen Verhaltens zu treffen und     gebenenfalls weiterer Merkmale wie der Wortwahl oder den

                                                                                                                Special zu rt 02/17
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                                                                      lung (90 %: im Einsatz, 10 %: in Planung). Abhängig von der
                                                                      bereits bestehenden technologischen Infrastruktur des Ge-
                                                                      schäfts werden ganz unterschiedliche Methoden verfolgt.
                                                                      Ziel ist es, Synergien zu nutzen und die Kundenzählung in
                                                                      vorhandene Systeme wie zum Beispiel in die Warensiche-
                                                                      rungsanlage oder das Videoüberwachungssystem zu integ-
                                                                      rieren. Hier sind bereits große Unterschiede in der Handha-
                                                                      bung zu sehen: Während für einen Teil der Händler die reine
                                                                      Erfassung der Personenzahl, die das Geschäft betreten und
                                                                      verlassen im Vordergrund steht, zählen andere schon eta-
                                                                      genweise oder erheben im Zählvorgang zusätzliche Informa-
                                                                      tionen wie Geschlecht und Alter der Kunden.

                                                                      Auswertung der POS-Daten
                                                                      An zweiter Stelle steht die Auswertung der POS-Daten. Im
                                                                      „Basisstadium“ wird die Anzahl der Bons zur Anzahl der Kun-
                                                                      den in Bezug gesetzt und so die Umwandlungsrate von Be-
                                                                      sucher zu Käufer, also die Conversion Rate ermittelt. Abhän-
                                                                      gig von Art, Umfang und Verknüpfung der erhobenen Daten
                                                                      zum Beispiel beim Einsatz einer Loyalty- oder Kundenkar-
                                                                      te bzw. von Coupons können mithilfe einer Business-Intelli-
                                                                      gence-Lösung weitere Bezüge hergestellt werden.
                                                                          Ein Teil der befragten Händler hat zudem Erfahrungen
                                                                      mit der Laufweganalyse und dem Heat Mapping gesammelt.
                                                                      Dadurch können Informationen für das Category ­Management,
                                                                      die Verkaufssteuerung oder zur Platzierung von Angebotsflä-
                                                                      chen gewonnen werden. In der Praxis fallen die Ergebnisse
                                                                      jedoch sehr unterschiedlich aus und sind abhängig von Flä-
                                                                      chengröße, Sortimentsstruktur und bestehenden Konzepten
                                                                      zur Warenpräsentation.
                                                                          Weitere Methoden im Test der befragten Händler sind
                                                                      Sensoren zur Erfassung von Alter, Geschlecht und Emoti-
                                                                      onen, Tracking- und Navigationslösungen über RFID, Wlan,
                                      Foto: iStockphoto/mediaphotos   Beacons, Funk, Lichtsysteme oder per Ultraschall, haptische
                                                                      Böden oder Navigation durch Erdfeldmagnetismus. Bisher
                                                                      konnte noch keine der genannten Lösungen gänzlich über-
Präferenzen für bestimmte Markenprodukte in Sekunden-                 zeugen. Als Grund werden Datenschutz, Mängel der Genau-
schnelle ein genaues Bild vom Kunden machen und diesen                igkeit oder Integrierbarkeit der angebotenen Systeme, feh-
seinen Vorlieben entsprechend beraten.                                lende Standards und der Investitionsschutz genannt.
    Neben diesen analogen, subjektiven Wahrnehmungen                      Die größte Hürde ist die Einhaltung aktueller und zu-
des Verkaufsberaters verfügt auch der stationäre Handel               künftiger Datenschutzanforderungen und der Umgang mit
über ein endloses Vorkommen brachliegender, teils be-                 den Datenschutzbedenken der Kunden. Für die Zukunft er-
reits digitalisierter Informationen wie Bondaten und Loy-             warten die meisten Händler eine zunehmende Verschärfung
alty- bzw. haus­eigene Kundenkarten. In Zeiten erprobter              der Datenschutzbedingungen, deren Nichteinhaltung zu ei-
Business-­Intelligence-Anwendungen, künstlicher Intelligenz           ner negativen Medienberichterstattung und damit verbun-
und Machine-Learning scheint der Wunsch des stationären               den zu einem eventuell unwiederbringlichen Imageverlust für
Handels, diese Informationen für sich nutzbar zu ­machen,             das Unternehmen führen könnte. Investitionsentscheidungen
Realität zu werden.                                                   für die technologische Infrastruktur werden daher so daten-
    Den aktuellen Status der Kundenverhaltensanalyse im               schutzunbedenklich wie möglich getroffen.
stationären Einzelhandel hat das EHI in einer telefonischen               Das spiegelt sich im derzeitigen Umgang mit den erho-
Händlerbefragung ermittelt. Anhand eines strukturierten               benen Daten wider. Diese werden anonymisiert und aggre-
Gesprächs­­leit­fadens wurde eine Stichprobe von 10 Händ-             giert aufbereitet und den beteiligten Abteilungen zur Verwer-
lern zu ihren An­sätzen der ­digitalen Verhaltensanalyse und          tung nur nach vordefinierten dezidierten Rollenkonzepten
– falls vorhanden – der ­Instore Navigation sowie zu Erfah-           zur Verfügung gestellt. Die befragten Händler betonen, dass
rungen und Empfehlungen befragt.                                      praktisch keine Abteilung, sei es IT, Controlling, Marketing,
    Im ersten Digitalisierungsschritt setzen alle der befrag-         Einkauf oder Verkauf über eine ganzheitliche Sicht auf die
ten Händler auf automatisierte Konzepte zur Kundenzäh-                Daten verfügt. Diese für bestimmte Empfängergruppen se-

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6   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Research

     In welchen Bereichen des Geschäfts kommt Instore Analytics zum Einsatz?
     in Prozent

                       Ein- und Ausgänge                                                                                                    56

                      Gesamtes Geschäft                                                                                  46

     Ausgewählte Bereiche (z.B. saisonal)                                      21

     Bereiche mit beworbenen Produkten                           13

     n = 39; Mehrfachnennungen möglich                                                                                                     Quelle: EHI

                  lektierte Aufbereitung der Daten bietet gleichzeitig den Vor-     grünen Wiese oder innerhalb eines Shopping-Centers hö-
                  teil, dass sie die Informationen auch für technologische Laien    her als bei einem Einkaufsbummel in der stark frequen-
                  verständlich macht, erfordert jedoch einen hohen Abstim-          tierten Einkaufsmeile in Citylage, die einen hohen Anteil
                  mungsaufwand.                                                     an Mitbewerbern aufweist und weitläufige Zerstreuungs-
                        Den Anforderungen der unterschiedlichen Abteilungen         möglichkeiten bietet. Genauso können ungünstige Stra-
                  gerecht zu werden ist nur eine der Herausforderungen.             ßenverkehrsbedingungen, Umleitungen oder Baustellen in
                  Um die Daten nicht nur zu erfassen, sondern aus ihnen             der unmittelbaren Umgebung des Standortes sowie eine
                  nutz­bares Wissen zu generieren, gilt es, zunächst geeigne-       Veränderung im Mietermix des Shopping-Centers die Con-
                  te Leistungskennziffern zu identifizieren bzw. zu definieren.     version Rate beeinflussen.
                  Als wichtigsten Key Performance Indicator (KPI) benennen
                  die befragten Händler die aus Umsatz und Frequenz ermit-          Capture Rate schwierig
                  telte Conversion Rate.                                            Zudem deckt die Messung des Kundenverhaltens, limitiert
                        Dabei ist zu beachten, dass die Conversion Rate des         durch Datenschutzbestimmungen und hohe Investitionskos-
                  stationären Handels nicht unmittelbar mit der des Online-         ten, nur die Verkaufsfläche ab. Die Ermittlung der sogenann-
                  geschäfts zu vergleichen ist, da sie von weiteren Fakto-          ten Capture Rate über eine Frequenzmessung außerhalb
                  ren wie dem aktiven Anbieten durch das Verkaufspersonal,          des Objekts zum Beispiel auf der Straße findet in der Regel
                  Werbeausspielungen, dem Standort sowie Einkaufsgewohn-            nicht statt. Zusätzlich erschweren unterschiedliche Grund-
                  heiten der Kunden abhängig ist. So ist die Wahrschein-            risse der genutzten Flächen, diversifizierte Sortimentsstruk-
                  lichkeit eines Kaufabschlusses an einem Standort auf der          turen oder andere Platzierungen der Ware je nach Standort

     Wer analysiert und interpretiert in Ihrem Unternehmen die Daten?
     in Prozent

                   Marketing                                                                                                          64

     Inhouse-Datenanalysten                                                                                              56

                     Vertrieb                                                                                  49

           Research-Partner                                      21

                  Controlling                8

            Lösungsanbieter             5

                      Andere            5

     n = 39; Mehrfachnennungen möglich                                                                                                     Quelle: EHI

                                                                                                                              Special zu rt 02/17
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EHI-Research INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS   7

                                                         „Das Bauchgefühl stimmt
                                                          in den meisten Fällen nicht mit
                                                          der Datenlage überein.“
         „Wir wollten eine Bestätigung,
         ob der Frequenzverlust ein
         Bauchgefühl ist oder der                                                                 „Daten sind die neue
         Realität entspricht.“                                                                     Währung – nicht die
                                                                                                   Geschäftsmodelle.“
                                               „Die Mutter aller
                                                Kennzahlen: der Umsatz und
                                                die Conversion Rate.“

die Generalisierung der Ergebnisse und damit die Übertrag-      einer Identifizierung der Primärinteressen der Kunden. Dazu
barkeit von Informationen über einzelne Filialen auf das Fi-    zählen algorithmusgesteuerte Vorhersagen, vollautomatisierte
lialnetz eines Unternehmens.                                    Maßnahmen sowie Echzeit-Interaktionen wie Push-Nachrich-
                                                                ten auf das Smartphone des Kunden.
Persönliche Identifizierung                                                                               sauerwein@ehi.org
Als weitere Herausforderung des stationären Handels wer-
den fehlende Instrumente zur persönlichen Identifizierung
                                                                Whitepaper zum Download
des Kunden genannt, wodurch eine Verknüpfung von On-
                                                                Diese und weitere Ergebnisse sind zu finden in den beiden EHI-
line- und Offline-Käufen nicht möglich ist.
                                                                Whitepapers „Analyse des Kundenverhaltens im Einzelhan-
     Es zeigt sich, dass die bestehenden Systeme für Instore    del“ und „Kundenverhaltensanalyse in Shopping-Centern“:
Analytics noch ein hohes Optimierungspotenzial haben. Bei       www.ehi-shop.de/whitepaper
den bisherigen Projekten zur Messung des Kundenverhal-
tens und zur Instore-Navigation handelt es sich überwiegend
um Pilotprojekte, mit denen die befragten Händler derzeit
Pionierarbeit leisten. Dabei beklagen die Händler fehlende
Standards und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, mangelnde
Erfahrung seitens der Anbieter, zu hohe Kosten und man-
gelnden Investitionsschutz.                                                 Personenzählung / Capturerate
     Während die Kundenverhaltensanalyse und die Ablei-
tung von Maßnahmen zur Verkaufsförderung besonders im                             - jeder Besucher zählt
Interesse der Händler liegt, hat bisher nur einer kleiner                   Zonenmessung– Hotspots vs. Coldzones
Teil von ihnen Erfahrungen mit Instore-Navigations-Lösun-                            - Kundenzufriedenheit zählt
gen gesammelt. Bisher kristallisiert sich auch hier kein ein-
heitlicher Standard heraus. Es ist davon auszugehen, dass
                                                                            Geschlechts- & Altersauswertung
technikaffine Kunden, die heute schon auf die angebote-                           - Kundenstruktur kennen
nen Wlan-Bandbreiten zugreifen, langfristig gesehen eine                    Instoreanalytics und Datenmanagement
Adaption des aus dem privaten Umfeld gewohnten Kom-
                                                                                  - Kennzahlen in Echtzeit
forts wie direkte Wege zum gesuchten Produkt und eine
genaue Wegeführung auch im stationären Ladengeschäft                              - Standardisiertes Reporting
einfordern werden. Dafür sollte der Handel frühzeitig so-
wohl technologische als auch organisatorische Vorausset-
zungen schaffen.                                                   Wissen statt ahnen - Agieren statt reagieren
     Zudem herrscht große Unsicherheit bezüglich künftiger
Datenschutzbestimmungen. Dennoch bestätigen alle be-
fragten Händler, dass die Kundenverhaltensanalyse nicht
mehr wegzudenken ist, bringt diese die Händler doch ein
Stück näher an ihr Ideal: die Betrachtung der ganzheitlichen
Customer Journey.
     Inspiriert von den Möglichkeiten des Onlinehandels liegt
die Zukunft des stationären Handels in einem Paradigmenwech-
sel weg von der Post-Betrachtung der Verkaufsdaten hin zu

Special zu rt 02/17
Retail technology Special Instore Analytics & Navigation - Pyramid Computer ...
8   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS Erfassungstechnik

                                                                                                                                     Bild: Sütterlin

     Nahfunk-Technologien
     unter der Lupe
     Licht, Breitband, WLAN/BLE oder Ultraschall: Die Ortungsverfahren für Innenräume
     unterscheiden sich hinsichtlich Reichweite, Präzision, Robustheit und infrastrukturel-
     lem Aufwand. Die Technologien im Überblick.

     Karten- und Navigationsdienste wie Google       lich des Aufwands zum Aufbau der Infra-        phone-Kamera, deren Nutzung für die An-
     Maps lotsen sicher zum Ziel, egal an wel-       struktur unterscheiden.                        wendung autorisiert werden muss.
     chem Ort in der Welt man sich aufhält. Die           Bei erfolgt die Übertragung von Positi-
     Ortung mittels GPS funktioniert jedoch nur      onsdaten mittels Licht im sichtbaren Spek-     Ultrabreitband (Ultra Wide Band, UWB)
     im Außenbereich, in geschlossenen Räumen        trum zwischen 400 und 800 THz. Zum Ein-        UWB nutzt große Bandbreiten von min-
     steht die notwendige Satellitenverbindung       satz kommen spezielle LED-Leuchten; diese      destens 500 MHz innerhalb des ISM-Ban-
     nicht zur Verfügung. Dort ist die Positions-    senden mittels Frequenz- oder Phasenmo-        des von 3,1 bis 10,6 GHz. Die Reichweite
     bestimmung einerseits durch Aussendung          dulation einen für jede Leuchte individu-      liegt bei 50 bis 100 Meter und die typi-
     und Empfang mechanischer Wellen mög-            ellen Code aus. Die Information kann von       sche Genauigkeit der Ortung reicht mit etwa
     lich, also über hörbaren Schall oder Ultra-     der Kamera eines Smartphones, das sich         20 Zentimeter für Handels- und Gastrono-
     schall. Und andererseits durch Aussendung       unterhalb der Leuchte befindet, empfan-        mieanwendungen aus. UWB -Ortungsver-
     und Empfang elektromagnetischer Wellen          gen und von einer entsprechenden App           fahren arbeiten in der Regel mittels Lauf-
     verschiedener Frequenzbereiche, also über       ausgewertet werden.                            zeitmessung (ToA oder TDoA).
     sichtbares oder infrarotes Licht sowie über                                                        Da die erreichbare Messgenauigkeit
     Mikro- oder Radiowellen.                        Licht (Visible Light Communications)           maßgeblich von der verfügbaren Signal-
          Wer sich als Händler mit Store Ana-        Die Genauigkeit liegt bei 30 Zentimeter und    bandbreite abhängt, ermöglichen UWB
     lytics beschäftigt, muss sich auch mit der      ist somit für eine regal- und produktgenaue    -Technologien eine höhere Genauigkeit
     Leistungsfähigkeit der verschiedenen Or-        Ortung ausreichend. Da die Ortungsfunkti-      als WLAN- und Bluetooth-Systeme, die
     tungsverfahren auseinandersetzen, um eine       on in die Leuchten integriert ist, kann die    ähnliche Frequenzbereiche nutzen. Auch
     für die eigenen Zielsetzungen adäquate Lö-      vorhandene Beleuchtungsinfrastruktur für       der Mehrwegempfang von Signalen ist bei
     sung zu finden. Dr. Michael Stoebe von der      die Lokalisierung genutzt werden. Es sind      UWB weniger problematisch als bei ande-
     Pyramid Computer GmbH hat zusammen-             allerdings spezielle LED-Leuchtmittel so-      ren Verfahren. Ein Hemmnis für den Pra-
     gestellt, wie sich die verschiedenen Verfah-    wie ein lückenloses Leuchtenraster erfor-      xiseinsatz stellen allerdings die benötigte
     ren hinsichtlich Präzision der Lokalisierung,   derlich, um tote Winkel zu vermeiden. Eine     spezifische (und aktuell noch teure) Infra-
     Reichweiten der Sender und Empfänger,           weitere Voraussetzung ist die direkte Sicht-   struktur sowie der hohe Stromverbrauch
     Stabilität und Robustheit sowie hinsicht-       verbindung zwischen Leuchte und Smart-         dar; auch eine Smartphone-Einbindung ist,

                                                                                                                            Special zu rt 02/17
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Erfassungstechnik INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS                         9

zumindest mit handelsüblichen Geräten,                      dass eine regal- oder produktgenaue Or-                        Die Laufzeitmessung liefert in der Regel
nicht möglich.                                              tung auf Basis von WLAN und BLE man-                      präzisere Ergebnisse als die bei Radiowel-
                                                            gels ausreichender Messgenauigkeit nicht                  lentechnologien üblichen CoO- oder RSSI-
WLAN, Bluetooth Low Energy (BLE)                            zu realisieren ist. Nachteilig bei üblichen               Verfahren. Im Gegenzug kann die Präzisi-
Wie UWB nutzen auch WLAN und BLE das                        Bluetooth-Systemen ist zudem die für eine                 on der Messung durch Reflexionen und
ISM-Band: WLAN die beiden Frequenzberei-                    Echtzeit-Ortung zu hohe Latenz.                           Dopplereffekte beeinträchtigt werden. Bei
che von 2,4 und 5 GHz, Bluetooth den Be-                                                                              aktiven Systemen kann es zudem zu Sig-
reich von 2,4 GHz. Mit WLAN sind Reichwei-                  Ultraschall (US)                                          nalüberlagerungen verschiedener Nutzer
ten von bis zu 100 Meter, mit BLE – aufgrund                Bei US handelt es sich um Druckwellen                     kommen, wodurch die Messdatenrate, d.h.
beschränkter Sendeleistung – von 5 bis                      oberhalb des hörbaren Frequenzbereichs                    die gleichzeitig messbaren Positionen pro
10 Meter realisierbar. BLE ist daher vor al-                (ca. 16 kHz bis 1 GHz). Im Unterschied zu                 Zeiteinheit, beschränkt wird. Dieses Pro-
lem für Lokalisierungsanwendungen in klei-                  den anderen Messsignalen breitet sich US                  blem lässt sich jedoch durch ein geeigne-
neren Räumen geeignet. Der Einsatz von                      nicht mit Lichtgeschwindigkeit, sondern                   tes Zeitmanagement umgehen.
WLAN oder BLE für Lokalisierungsanwen-                      mit der wesentlich geringeren Schallge-                        Aktuelle US-Systeme erreichen typi-
dungen erscheint naheliegend, da entspre-                   schwindigkeit von ca. 340 m/s (in der Luft                scherweise eine Ortungsgenauigkeit zwi-
chende Installationen in vielen Gebäuden                    bei Raumtemperatur) aus. Die Reichweite                   schen 15 und 30 Zentimeter und erfül-
ohnehin vorhanden und die Hardware-Kos-                     von US in der Luft liegt zwischen 10 und                  len somit die Anforderungen im Handel.
ten gering sind. Auch auf Nutzerseite – in                  20 Meter, wobei die Dämpfung in Luft                      Eine Nutzung handelsüblicher Smartphones
handelsüblichen Smartphones – sind bei-                     mit steigender Frequenz zunimmt. Die                      ist möglich, da deren Frequenzbereich im
de Systeme in der Regel vorhanden und                       Positionsberechnung erfolgt in der Re-                    nahen Ultraschallbereich (18 bis 22 kHz)
deren Nutzung weithin akzeptiert.                           gel mittels Signallaufzeitmessung (ToA                    liegt, welcher von den eingebauten Mikro-
     Ein Vorteil dieser Verfahren ist, dass                 oder TDoA). Entweder sind die Sender                      fonen oder Lautsprechern verarbeitet wer-
keine Sichtverbindung zwischen Sender und                   an bekannten Positionen fest installiert                  den kann. Hinsichtlich der Nutzerakzeptanz
Empfänger erforderlich ist. Die Genauigkeit                 und die Empfänger mobil (sogenannte                       sind aktive Systeme im Vorteil, da deren
der Positionsbestimmung ist allerdings be-                  passive Systeme), oder die Sender sind                    Nutzung keine Mikrofonfreigabe erfordert
schränkt – bei WLAN-Ortungssystemen liegt                   mobil und die Empfänger stationär (ak-                    und somit kein Privacy-Risiko für den An-
sie zwischen einem und mehreren Metern,                     tive Systeme). Darüber hinaus gibt es                     wender darstellt.
bei Bluetooth-Systemen nur um die 10 Me-                    empfängerlose Systeme, die nach dem                                             Dr. Michael Stoebe,
ter. Der derzeitige Stand der Technik zeigt,                Echoprinzip arbeiten.                                                      Pyramid Computer GmbH

Vergleich der IPS-Technologien

  Kriterium          Ortungs-           Reich-            Robust-           Smartphone-         Infrastrukturaufwand               Nutzerakzeptanz
  Technologie        genauigkeit        weite             heit              Nutzung

  Licht (VLC)        hoch:              n.a.              gut               ja                  hoch, da spezielle Leuchten in     mittel: Sichtverbindung und
                     30 cm                                                                      engem Raster erforderlich          Kamerafreigabe erforderlich

  UWB                hoch:              50-100 m          mittel            nein                hoch, da spezifische Hardware      gut: einfache Bedienung
                     20 cm                                                                      erforderlich, hoher Stromver-
                                                                                                brauch

  WLAN / BLE         gering:            50-100 m/         mittel            ja                  gering, da ggf. vorhandene         gut: einfache Bedienung,
                     1-3 m              5-10 m                                                  Installation nutzbar; Tracking     bekannte Technologie
                                                                                                wg. Anonymisierung ggf.
                                                                                                nicht möglich

  RFID               gering:            einige cm/        mittel            nein                mittel: günstige Hardware, aber    gut: einfache Bedienung,
  induktiv/          >1m                30 m                                                    u.U. viele Beacons erforderlich    bekannte Technologie; Nahbe-
  RSSI                                                                                                                             reichssysteme erfordern hohe
                                                                                                                                   Nutzerdisziplin

  Ultraschall        hoch:              10-20 m           gut               ja                  gering: ca. 5 US-Empfänger pro     gut: einfache Bedienung, bei
                     15-30 cm                                               (bei Nah-           100-200 qm erforderlich            aktiven Systemen keine Privacy-
                                                                            ultraschall-                                           Probleme
                                                                            systemen)

  Geolokali-         gering:            n.a.              gut               ja                  hoch: aufwändige Einmessung        gut: einfache Bedienung
  sierung            1m

Die angegebenen Zahlen sind Richtwerte, die je nach System und Anwendungsumgebung schwanken können.                                         Quelle: Quelle: Pyramid GmbH

Special zu rt 02/17
Retail technology Special Instore Analytics & Navigation - Pyramid Computer ...
10   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

     Instore Navigation & Analytics

     Know-how aus
     erster Hand
     Elektronisch basierte Instore-Analysen können dem Händler Steuerungs- und Ver-
     gleichsdaten liefern über die Filial-Performance, über die Attraktivität der Sortimente­
     sowie zur Kontrolle des Werbeerfolgs. Die Informationen dazu kommen aus erster
     Hand, direkt von den eigenen Kunden.

                                                                                 Special zu rt 02/17
EHI-Workshop INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS    11

                                                                                                                                      Foto: Frank Rümmele
Die Referenten des EHI-Workshops „Instore Navigation & Analytics“ von links nach rechts: Ralf Schienke (Fujitsu),
Besim Karajkovic (Mensing), Volker Giessler (Teradata), Colm Roche (ShopperTrak), Ralph Razisberger (IDA Indoor Advertising),
Carolina Hinrichsen (Dilax Intelcom), Joachim Kaupenjohann (Minodes), Peter Krämer (Cologne Intelligence), Axel Stephan (Vitracom),
Ralph Siegfried (Axis), Frieder Hansen (Pyramid Computer)

Im Webshop von Otto verbringt der Besucher im Schnitt                seine Angebote zu personalisieren, auf bestimmte Kunden
knapp 8 Minuten, im MediaMarkt-Webshop gut 5 Minuten,                oder Kundengruppen auszurichten.
bei Weltbild.de ebenfalls 5 Minuten, im Lidl-Webshop                      Der stationäre Händler dagegen erzeugt vor allem
etwas mehr als 4 Minuten. Dagegen ist die Verweildauer in            Informationen, die im Zusammenhang mit seiner Ware stehen.
stationären Geschäften, speziell in Buchläden, in Fashion-Stores     Kundendaten werden nicht oder erst am Checkout erhoben,
oder im Foodhandel ungleich höher. Laut GfK beträgt zum              etwa in Verbindung mit kartengebundenen Loyalty-Systemen.
Beispiel die durchschnittliche Einkaufszeit in Supermärkten          Damit kennt der stationäre Händler zumeist weder Geschlechts-
13 Minuten und in großen Verbrauchermärkten 21 Minu­                 noch Altersstrukturen. Er weiß nicht, ob der Kunde allein
ten, gemessen vom Betreten bis zum Verlassen des Ver­                oder in Begleitung einkaufte. Er ist nicht im Bilde über das
kaufsraumes.                                                         Verhalten des Kunden, er kann nicht gesichert typologisieren.
     Vordergründig haben stationäre Händler damit einen              Er kennt weder Laufwege noch Aufenthaltsdauer. Er hat keine
Vorteil gegenüber der Online-Konkurrenz, denn der Kunde              Vorstellung davon, welche Ware der Kunde anschaut, wie
gibt ihnen mehr Zeit zum Verkaufen. Aber: Der Onlinehändler          schnell und warum er sein Interesse an einem Angebot verliert.
generiert auch bei kurzen Verweilzeiten zahlreiche Informationen          Der Handlungsbedarf ist erkannt, wie das Interesse an
über die Kunden und die Customer Journey. Die nutzt der              zwei Workshops zum Thema „Instore Analytics“ zeigte, die
Onlinehändler, um seine Sortimente, seinen Auftritt und seine        das EHI Retail Institute Anfang April in Köln veranstaltete
Leistungen kontinuierlich zu optimieren und insbesondere, um         und an denen rd. 100 Vertreter aus dem deutschen Einzel-

Special zu rt 02/17
12   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

                                                                                                                                   Fotos (4): Frank Rümmele

     Ralph Siegfried von der Axis Communications GmbH referierte auf dem EHI-   Ralph Razisberger von der IDA Indoor Advertising GmbH stellte ein Kon-
     Workshop über den Einsatz von IP-Videoanlagen für die Instore Analytics    zept für individualisierte Kommunikation über Indoor-Bildschirme vor.

     Der EHI-Workshop zum Thema Instore Analytics fand im April 2017 in den     Carolina Hinrichsen von der Dilax Intelcom GmbH berichtete über
     Räumen von GS1 Germany in Köln statt                                       ein Store Analytics-Projekt im Modehaus Mensing

                handel teilnahmen. Im Rahmen der Workshops berichteten          gend in Form einzelner Projekte praktiziert. Unklar ist vie-
                11 Experten über die neuesten Entwicklungen bei elektro-        len Händlern noch, für welche der verschiedenen techni-
                nisch basierten Verfahren zur Analyse des Indoor-Kunden-        schen Alternativen zur Erfassung des Kundenverhaltens sie
                verhaltens. Dabei ging es um die technischen Möglichkeiten,     sich entscheiden sollen. Unklar ist, inwieweit sie bei Smart-
                also um Frequenzmessungen und Verhaltensbeobachtungen           phone-basierten Verfahren auf die notwendige Bereitschaft
                mithilfe von Kameras, Sensoren, Ultraschall oder elektroma-     der Kunden zur Mitwirkung bauen können. Viele Händler
                gnetische Techniken. Insbesondere ging es um den sinnvol-       befürchten zudem, dass sie sich beim digitalen Kunden-
                len Einsatz und den potenziellen Nutzen dieser Techniken.       Research (Stichwort Gesichtserkennung) schnell in die da-
                Wie werden gewonnene Daten interpretiert und in Maßnah-         tenschutzrechtliche Grauzone hineinbewegen.
                men umgesetzt? Wie lassen sich zum Beispiel die Capture-             Und nicht zuletzt: Store Analytics erfordern erhebliche In-
                und Conversion-Raten steigern? Wie lassen sich bestimmte        vestitionen in Technik und in menschliches Know-how. „Kon-
                Kundengruppen definieren und individualisiert ansprechen?       sequent weitergedacht, sind professionelle Store Analytics ein
                                                                                Big Data-Projekt“, so Marco Atzberger vom EHI. Denn um pro-
                Investitionen in Technik und Know-how                           funde Grundlagen für kundenbezogene Management-Entschei-
                Im Prinzip Überlegungen, die schon Generationen von Ein-        dungen zu erhalten, müssen die über Messungen im Store
                zelhändlern angestellt haben. Neu sind die vielfältigen Mög-    gewonnenen Erkenntnisse verknüpft werden – mit Kassenda-
                lichkeiten, die die digitalen Techniken eröffnen. Auch die im   ten, mit Warenwirtschaftsdaten, mit CRM-Daten, mit Webshop-
                Folgenden beschriebenen Erkenntnisse der Experten aus           Daten oder mit extern gewonnenen Referenzdaten. Dann wer-
                Industrie und Handel machen deutlich: Store Analytics auf       den aus Einzelmaßnahmen schnell Großprojekte.
                digitaler Basis stehen am Anfang, werden bislang vorwie-                                                      Klaus Manz (Mz)

                                                                                                                             Special zu rt 02/17
www.osram.de/einstone

Licht ist smart
EINSTONE Smart Retail
Ein ganzheitliches Kundenverständnis für eine herausragende Customer-
Experience im Retail: Die Gesamtlösung für Location-Based-Services kombiniert
ein digitales Kundenbindungsprogramm, Location-Based-Marketing, CRM-/
POS-Daten und die wartungsfreie EINSTONE Beacon-Infrastruktur.

Licht ist OSRAM

Softwarepartner:
14   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

     Filialnetz professionell managen
     Store Analytics steht noch am Anfang, wird vorwiegend in Form einzelner Projekte
     betrieben. Perspektivisch aber könnte sich das Konzept speziell bei großen Filialisten
     auf breiter Basis etablieren.

                   Im Juni 2015 hat McKinsey einen viel-               in eigenen Geschäftsbereichen etab-              lichen Quellen ist die Fujitsu-Lösung
                   beachteten Report über die wirtschaft-              lieren. Entsprechend sind technologi-            nicht auf eine bestimmte Technologie
                   lichen Effekte des Internet of Things               sche Verfahren gefragt, die alle Ana-            festgelegt, sondern kann zum Beispiel
                   veröffentlicht. Darin wurde prognosti-              lyse-Verfahren abdecken und die auf              Wifi- mit Kameradaten kombinieren, Be-
                   ziert, dass Händler einen rund 5pro-                breiter Basis einsetzbar sind.                   acons oder RFID-Tags nutzen und Sens-
                   zentigen Umsatzanstieg durch Instore                     Ein derartiges Software-Konzept             ordaten mit POS Transaktionen, Smart
                   Analytics erreichen können. Bei Arbeits-            stellte Ralf Schienke, Vertriebsleiter           City-Daten, Wetter- oder Verkehrsdaten
                   produktivität und Effizienz wurde so-               Handel Deutschland bei Fujitsu, auf              verknüpfen und auswerten. Die Ana-
                   gar eine Steigerungsrate von 10 Pro-                dem EHI-Workshop vor. „Retail Enga-              lysen werden grafisch aufbereitet und
                   zent berechnet. Mit Blick auf dieses                gement Analytics, kurz REA, ist eine             stehen in Echtzeit zur Verfügung. Auf
                   Potential und auf die Notwendigkeit,                global verfügbare Lösung für den in-             dieser Basis lassen sich in der Praxis
                   den Vorsprung von Webshops bei der                  ternationalen Handel und eine effek-             eine Vielzahl verschiedener Analyse-
                   Analyse des Kundenverhaltens aufzu-                 tive Lösung für die Analyse des Kun-             Konzepte umsetzen.
                   holen, werden gerade international täti-            denverhaltens auf der Verkaufsfläche“,                Als Beispiel nannte Schienke einen
                   ge Flächenanbieter die Store Analytics              so Schienke. Als Plattform für die Aus-          US-Textildiscounter, der mithilfe der REA-
                   künftig professionalisieren und sogar               wertung von Daten aus unterschied-               Werkzeuge permanent die Performance
                                                                                                                        seiner landesweiten Filialen, aber auch
                                                                                                                        einzelne Abteilungen vergleicht. „Über
                                                                                                                        die Gesamtzahl der Filialen ergeben sich
     Bewegungsmuster im Fashion Store                                                                                   Benchmarks, die helfen, Best Practices
                                                                                                                        und Problemfälle zu identifizieren“, be-
       Route                                          Frequenz Route   Frequenz gesamt     Anteil Route                 richtet Schienke. Unter anderem wur-
                                                                                                                        den Abteilungen mit geringer Flächen-
       Ladies       Kids                              827              7.875                 10,5 %
                                                                                                                        produktivität identifiziert, die Positionen
                                                                                                                        der Aktionsflächen und der Digital Si-
       Ladies       Cosmetics        Ladies           635              7.875                  8,1 %                     gnage-Screens überprüft, Laden-indi-
                                                                                                                        viduelle „heiße“ Zonen visualisiert und
       Ladies       Shoes       Ladies                563              7.875                  7,2 %                     Umsatzeffekte bei Änderungen im Store-
                                                                                                                        Layout gemessen.
       Kids      Men       Ladies                     483              7.875                  6,1 %                          Auch die Bewegungsprofile der Kun-
                                                                                                                        den auf der gesamten Verkaufsfläche
       Shoes       Ladies                             409              7.875                  5,2 %                     wurden analysiert und zum Beispiel die
                                                                                                                        Top 10-Routen im Laden identifiziert (sie-
       Men       Sportswear                           404              7.875                  5,1 %                     he Tabelle). So wurde zum Beispiel fest-
                                                                                                                        gestellt, dass sich rund 6 Prozent der
       Home        Ladies                             139              7.875                  1,8 %
                                                                                                                        Kunden von der Kinderabteilung über
                                                                                                                        die Herrenbekleidung bis zur Damenbe-
       Ladies       Sportswear         Ladies         126              7.875                  1,6 %
                                                                                                                        kleidung bewegen. Derartige Erkennt-
                                                                                                                        nisse lassen sich mit der ursprünglich
       Ladies       Cashier                           121              7.875                  1,5 %
                                                                                                                        durch das Laden-Layout intendierten
       Men       Ladies                               116              7.875                  1,5 %
                                                                                                                        Kundenführung abgleichen. Die Rou-
                                                                                                                        ten zeigen darüber hinaus Cross Sel-
     Die Kundenfrequenzdaten beziehen sich auf einen Tag                                              Quelle: Fujitsu   ling-Chancen auf und geben Hinweise

                                                                                                                                              Special zu rt 02/17
EHI-Workshop INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS                  15

„Die filialübergreifende Datenanalyse führt zu
Benchmarks, mit denen sich Best Practices und
Problemfälle identifizieren lassen.“

                                                                              Ralf Schienke
                                                          Vertriebsleiter Handel Deutschland
                                                                                      Fujitsu

auf sinnvolle Warenplazierungen. „Die      timieren. Als Beispiel dazu berichtete          ger als erwartet. Als Konsequenz dar-
Customer Journey im Laden ist nicht        Schienke über eine japanische Kauf-             aus wurden verschiedene Maßnahmen
linear – die Abteilungen werden hin-       haus-Kette. Dort wurde exakt und perso-         eingeleitet. So wurden administrative
tereinander besucht, zum Teil mehr-        nenbezogen herausgefunden, wie lange            Tätigkeiten dezidiert bestimmten Mit-
fach. Übliche Wege, Aufenthaltsdauer       sich Mitarbeiter während ihrer Arbeits-         arbeitern zugeordnet, und administra-
und Conversion hängen miteinander zu-      zeit anteilsmäßig im Verkauf, an der            tive Termine wurden in Zeiten geringer
sammen und lassen sich im Store Lay-       Kasse, im Back Office oder in ande-             Kundenfrequenzen gelegt. Ein auf Ba-
out besser aufeinander abstimmen“, fol-    ren Bereichen des Ladens aufhalten.             sis der Daten gesteuerter Einsatz der
gert Schienke.                                 Wesentliche Erkenntnis: Die Prä-            Top-Verkäufer führte zudem zu einer
    Programme wie REA helfen auch          senz der Mitarbeiter auf der Verkaufs-          weiteren Steigerung der Produktivität
dabei, den Einsatz der Mitarbeiter auf     fläche war in nahezu allen Filialen des         im Verkauf.
der Fläche zu analysieren und zu op-       japanischen Händlers deutlich niedri-                                             (Mz)

                                                                           Connected
                                                                           Retail

 Indoor GPS für Gastronomie & Retail

 Pyramid Localization System
 Highlights:
 · Präzise Ortung durch Ultraschall (ca. 15 cm)
 · Kalibrierungsfreies System                                         Optimieren Sie Ihre Filialen durch Echtzeit-
 · Nutzung via Smartphone oder Puck
                                                                      Analysen von Kundenströmen und Kaufverhalten.
                                                                      Mehr zu FUJITSU Retail Engagement Analytics unter:
                                                                      http://connectedretail.de.fujitsu.com/retail-engagement-analytics
       Jetzt mehr erfahren: www.pyramid.de/pls

Special zu rt 02/17                                     17247_FTS_ANZ_Connected-Retail_RZ.indd 1                                    27.04.2017 13:26:23
16   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

                                                                                                                                        Foto: Pyramid

     Präzise lokalisieren
     Üblicherweise werden Wlan/Wifi-Ortungssysteme eingesetzt, um mit Kunden-Smart-
     phones am Point of Sale zu kommunizieren. Für eine exakte Navigation reicht diese
     Technik aber nicht aus.

             Physikalisch lassen sich die für die In-       und andererseits durch Aussenden und          Bluetooth Low Energy (BLE)-Verfahren.
             door-Lokalisierung eingesetzten Verfahren      Empfang elektromagnetischer Wellen ver-       Der Einsatz von Wlan oder BLE für Lo-
             in zwei Kategorien einteilen: einer­seits      schiedener Frequenzbereiche, also zum         kalisierungen im Handel erscheint nahe-
             die Positionsbestimmung durch Aussen-          Beispiel sichtbares oder infrarotes Licht     liegend, da entsprechende Installationen
             den und Empfang mechanischer Wellen,           sowie Mikro- oder Radiowellen. Zu dieser      in vielen Gebäuden ohnehin vorhanden
             also hörbarem Schall oder Ultraschall,         Kategorie gehören die Wlan/Wifi- bzw.         und die Hardware-Kosten gering sind.

             „Eine regal- oder produktgenaue Ortung
             auf Basis von Wlan und BLE ist mangels
             Mess­ge­nauigkeit nicht zu realisieren.“

                                                                                               Frieder Hansen
                                                                      Geschäftsführer, Pyramid Computer GmbH;
                                                         links im Bild Jochen Hampe, Retail-Consult (Moderator)

                                                                                                                              Special zu rt 02/17
EHI-Workshop INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS                           17

„Jetzt ist die Zeit für Prototypen und für das
Testen der Belastbarkeit von Google Tango
anhand eigener Use Cases.”

                                                                                 Peter Krämer
                                                                                Geschäftsführer
                                                                            Cologne Intelligence

Auch auf Nutzerseite – in handelsübli-       on zur Außenwelt zu ermitteln. Auf dem         und kann dadurch an jeden beliebigen
chen Smartphones – sind beide Syste-         EHI-Workshop stellte Peter Krämer, Ge-         Standort im Raum navigieren.
me in der Regel vorhanden.                   schäftsführer von Cologne Intelligence,             Die „Tango“-Technologie erlaubt Ent-
     Die Genauigkeit der Positionsbe-        diese Lösung vor und zählt die Vorteile        wicklern wie Cologne Intelligence das Er-
stimmung ist allerdings beschränkt –         auf: „Rein datenbasiert, ohne GPS oder         stellen entsprechender mobiler Apps so-
bei Wlan-Ortungssystemen liegt sie           andere signalbasierte Ortungstechnolo-         wie auch die Umsetzung von Funktionen
zwischen einem und mehreren Me-              gien, keine Hardware-Installation not-         zur Vermessung realer Gegenstände und
tern, bei Bluetooth-Systemen um die          wendig“, so Krämer.                            daneben andere Anwendungen für erwei-
10 m. „Der derzeitige Stand der Tech-            Vereinfacht ausgedrückt funktioniert       terte bzw. virtuelle Realität. Für Händler
nik zeigt deutlich, dass eine regal- oder    die Indoor-Navigation mit „Tango“ wie          bietet die Lösung neben der Navigati-
produktgenaue Ortung auf Basis von           folgt: Per RGB- bzw. Fish Eye Motion-          on vergleichbare Analyse- und Auswer-
Wlan und BLE mangels ausreichender           Kamera wird die Store-Umgebung aufge-          tungsmöglichkeiten wie die elektromag-
Messgenauigkeit nicht zu realisieren         nommen, die künstliche Intelligenz lernt       netisch basierten Lösungen (Heatmaps,
ist“, sagt Frieder Hansen, Geschäfts-        und entwickelt aus den Bild- und Be-           Messung der Verweildauer). Die Google-
führer von Pyramid Computer.                 wegtinformationen ein Daten-Modell des         Entwicklung hat das Stadium praktischer
     Mit dem „Pyramid Localization           Raumes. Per App kann sich der Kunde            Anwendbarkeit erreicht. Peter Krämer:
System“ (PLS) stellte Hansen auf den         die entsprechende Intelligenz auf sein         „Jetzt ist die Zeit für Prototypen und für
EHI-Workshops eine auf Ultraschall ba-       Smartphone laden. Befindet er sich im          das Testen der Belastbarkeit der Lösung
sierende Lösung vor. „Aktuelle Ultra-        Store, holt sich die App über das In-          anhand eigener Use Cases.“
schall-Systeme erreichen typischerwei-       ternet die aktuellen Raummodell-Daten                                               (Mz)
se eine Ortungsgenauigkeit zwischen
15 und 30 Zentimetern und erfüllen
                                                                                                                               Foto: Cologne Intelligence
somit die Anforderungen im Handel“,
erklärt Hansen. PLS arbeitet im Nah-
Ultraschallbereich (18-20 kHz) und er-
möglicht so die Verwendung handels-
üblicher Smartphones als Sender. Die
präzise Lokalisierung ermöglicht dem
Handel einerseits die Erstellung aussa-
gekräftiger Heatmaps – die Laufwege
des Kunden durch den Store können
regal- und produktgenau nachvollzogen
werden. Außerdem kann der Kunde über
eine 2-D- bzw. 3-D-animierte Navigati-
on präzise zum gewünschten Produkt
im Regal geführt werden.
     An einer interessanten Neuentwick-
lung arbeitet Google mit dem Projekt
„Tango“. Dahinter verbirgt sich eine Tech-
nologie-Plattform von Google, die mittels
„maschinellen Sehens“ mobilen Gerä-
ten wie Tabletcomputern oder Smart-
phones ermöglicht, ihre relative Positi-
                                             Google entwickelt eine rein datenbasierte, nicht auf Ortungssignalen beruhende Lösung

Special zu rt 02/17
18   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

                                                                                                                                   Foto: Mensing

     Investitionen absichern
     Das Modehaus Mensing fährt ein Store Analytics-Projekt, um die hohen Investitionen
     für einen neu eröffneten Store in der Emsgalerie Rheine abzusichern. Dazu wurden
     15 bildverarbeitende Kameras im Laden installiert.

             Platzhirsch sein in mittelgroßen Städten,   Allein für die Inneneinrichtung wurden rd.        Die Firma Dilax Intelcom GmbH hat
             diesen Anspruch verfolgt die Mensing        2 Mio. Euro ausgegeben. Seit der Eröff-       dazu im Eingangsbereich und auf der
             Holding, mit Modehäusern an 8 Stand-        nung fährt Mensing ein Store Analytics-       Fläche insgesamt 15 bildverarbeiten-
             orten in Nordrhein-Westfalen und Nie-       Projekt, um verschiedene Kennziffern und      de „OptoCount“-Kameras mit 3-D-Sen-
             dersachsen vertreten, auch für das im       deren Entwicklung kontinuierlich zu verfol-   sorik installiert. Darüber werden Pas-
             Herbst 2016 eröffnete Haus in der Ems-      gen. „Angesichts unseres hohen Invests        santen- und Kundenfrequenzen sowie
             galerie Rheine. Der Store hat 2.300 qm      wollen wir mehr über die Kunden erfah-        die Verweildauer der Kunden im Ge-
             Verkaufsfläche und gestaltet Erlebnis-      ren“, erklärt Besim Karajkovic, Prokurist     schäft erfasst. Im Hintergrund läuft
             welten für verschiedene Zielgruppen.        bei Mensing.                                  die Auswertungssoftware „Dilax Enu-

            „Egal, ob im Retail oder Center-Business: je länger
            die Verweildauer, desto besser die Performance.”

                                                                                      Carolina Hinrichsen
                                                                                              Head of Sales
                                                                                      Dilax Intelcom GmbH

                                                                                                                          Special zu rt 02/17
EHI-Workshop INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS                  19

                   meris“, die individuelle Berichte und          Verweildauer bei Mensing in Rheine
                   Analysen sowie Trends und Forecasts
                                                                  in Prozent
                   erstellt. „Unter den Leistungskennzif-
                                                                                26.114
                   fern sollte der Fokus auf der Erhöhung              100
                   der Verweildauer liegen – diese hat ei-              90
                   nen starken Einfluss auf viele weitere               80
                   KPIs, unter anderem die Capture Rate                 70
                   und Conversion Rate“, sagt Carolina                  60
                   Hinrichsen, Head of Sales bei der                    50
                   Dilax Intelcom GmbH. Insbesonde-                     40
                   re die Entwicklung der Umwand-                       30                                   6.728
                   lungs- oder Abschöpfungsquote ist                    20                                                4.777                                       3.811
                                                                                               3.197                                 3.516
                                                                                                                                               2.363      1.722
                   sehr aussagekräftig, weil sie die Fä-                10
                   higkeit einer Filiale beschreibt, Besu-               0
                   cher in Kunden umzuwandeln, indem                           Gesamt         < 5 min      5-10 min 11-15 min 16-20 min 21-25 min 26-30 min > 30 min
                   sie die Besucher- zu den Bonzahlen in           Die Angaben beziehen sich auf den Monat März 2017                                              Quelle: Mensing

                   Relation setzt.
                        Die ersten Erfahrungen: Das Haus
                   erzielt vom Start weg eine kontinuier-          auch nach hinten zu ziehen“, berichtete                 der frequenzstärkste, aber noch nicht
                   lich hohe Capture Rate von rd. 15 Pro-          Karajkovic auf dem EHI-Workshop.                        der umsatzstärkste Mensing-Standort.
                   zent. Damit gelingt es Mensing besser               Anhand der Auswertungen wurde                       Die Geschäftsführung entwickelt entspre-
                   als im Branchendurchschnitt, Passan-            aber auch festgestellt, dass die Verweil-               chende Maßnahmen. Eine der möglichen
                   ten auf die Verkaufsfläche zu locken.           dauer der Kunden mit durchschnittlich 15                Konsequenzen daraus lautet: „Die Mitar-
                   „Außerdem zeigt die Heatmap, dass               Minuten zu gering ist und dass auch die                 beiter müssen noch stärker an den Kun-
                   die Durchflutung des Ladens funk-               Conversion Rate noch unterhalb der Re-                  den arbeiten“, so Karajkovic.
                   tioniert – wir schaffen es, die Leute           ferenzwerte liegt. Rheine ist damit zwar                                                   (Mz)

                                                                                                   Augmented Reality
                                                                                                   Indoor Navigation mit Google Tango
                                        Shop-
                                        Erfolgs-                                                   Datenbasiert und zentimetergenau
                                        analyse
                                  B
                                sp etri                    Pe
                               M ez ebs                   zährsone
                                el ifis -                     lun n-
                                  du c                           g
                                     ng he
                                        en
                       Ku rhal

                                                     Was will
                        ve
                         nd ten
                            en

                                                     Ihr Shop
                               -

                                                        Ihnen
                                                      sagen?
                           Sammeln Sie wertvolles Wissen                                                  Jetzt ist die Zeit für Ihren Prototypen!
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                                              www.axis.com/retail                                  www.cologne-intelligence.de/tango

                    Special zu rt 02/17
_ad_retail_crossfunc_intell_retailtech_89x114_de_1704.indd 1                 2017-04-25 13:38:00
20   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

     Zielgruppen-Konzept optimieren
     Die Frequentierung bestimmter Zonen, deren Umsetzung in Verkäufe, die Nutzung
     der Lounge und der Umkleiden: Mit Daten dazu lässt sich die Store-Ausrichtung auf
     die Zielgruppe optimieren.

                                                                                     Grafik: Vitracom

                                                                                                        setzen“, sagt Axel Stephan. So ist eine
                                                                                                        Kamera im Schaufenster montiert und
                                                                                                        misst die Passantenfrequenz, eine am
                                                                                                        Store-Eingang erfasst die Besucher-Fre-
                                                                                                        quenz. Dadurch kann s.Oliver die so-
                                                                                                        genannte Capture- oder Fishing-Rate,
                                                                                                        also das Verhältnis Besucher zu Pas-
                                                                                                        santen ermitteln, im Zeitablauf analysie-
                                                                                                        ren und auf dieser Basis beispielsweise
                                                                                                        Konsequenzen für die Schaufenster-Ge-
                                                                                                        staltung ziehen.
             Standorte der 9 Kameras im Triangle-Store in den Riem-Arkaden München                           Weitere Kameras sind in der Lounge,
                                                                                                        an einer Präsentationswand und am De-
                                                                                                        nim-Tisch angebracht. Die Entwicklung
             Auf den EHI-Workshops berichtete Axel        fern? Wie werden speziell die Lounge          der Frequenz zeichnet ein Bild der At-
             Stephan, Vorstand von Vitracom, über         und die Umkleiden genutzt? Wie stark          traktivität dieser Zonen, außerdem kann
             ein Analytics-Projekt bei s.Oliver im        wird der Denim-Tisch frequentiert und         zum Beispiel für den Denim-Tisch und
             Triangle-Store in den Riem-Arkaden in        wie hoch ist die dortige durchschnitt-        in Kombination mit Kassendaten das
             München. Ziel der Maßnahme: Ermitt-          liche Aufenthaltsdauer?                       Verhältnis von Interessenten zu Käu-
             lung von Daten, die das Store-Konzept             Um diese Fragen zu beantworten,          fern, also die Conversion Rate berech-
             überprüfen bzw. die eine zielgerichtete      wurden insgesamt 9 3-D-Kameras auf            net werden.
             Nachjustierung ermöglichen und die au-       der Verkaufsfläche installiert – dabei             Im Triangle-Store testet s.Oliver da-
             ßerdem in die Lage versetzen, die Ef-        handelt es sich um „VC-3D Stereo-             rüber hinaus eine „Wohlfühl-Umkleide-
             fektivität bestimmter Veränderungen zu       Vision“-Sensoren von Vitracom. „Die           kabine“. Frequenzzählungen in diesem
             bewerten. Konkrete Fragestellungen wa-       Auswertung der Daten liefert dem Händ-        Bereich zeigen, in welchem Umfang die-
             ren u.a.: Wie hoch ist die Besucherfre-      ler Stellschrauben, um sein Store-Kon-        se größere Kabine im Vergleich zu üb-
             quenz und wie entwickelt sich diese?         zept noch präziser auf die Zielgruppe         lichen Kabinen genutzt wird.
             Wie ist das Verhältnis von Passanten zu      auszurichten und um einzelne Ideen und
             Besuchern und von Besuchern zu Käu-          Maßnahmen auf gesicherter Basis umzu-                                              (Mz)

            „Frequenz-Analysen liefern viele Stellschrauben,
            um Store-Konzepte noch präziser auf die Ziel-
            gruppe auszurichten.”

                                                                                             Axel Stephan
                                                                                                  Vorstand
                                                                                              Vitracom AG

                                                                                                                             Special zu rt 02/17
EHI-Workshop INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS                   21
                                                                                                                                    Foto: Axis

Instore-Aktionen checken
Moderne IP-Kameras dienen nicht nur der Diebstahlprävention, sondern sind auch
zur Erforschung des Kundenverhaltens einsetzbar. Unter anderem lassen sich die
Aus­wirkungen von Umdekorationen oder Neuplatzierungen feststellen.

Der Konsument soll über alle Sinne          lungen, Präsentationen und besonde-         den, die sich für die entsprechenden
angesprochen werden – visuell, akus-        ren Angeboten. Dabei kann der Händ-         Produkte interessiert hatten.
tisch, haptisch und sogar olfaktorisch.     ler die Detailgenauigkeit der Erfassung          Ein weiteres Beispiel ist der Ein-
Der Aufwand hierfür aber muss sich für      selbst bestimmen – in einer ganzen Ka-      satz von Digital Signage-Systemen. Auf
den Händler lohnen, daher sollte die Ef-    tegorie, auf Sortiments- oder auf Pro-      Basis von Echtzeit-Daten aus der Fre-
fektivität entsprechender Instore-Maß-      duktebene.                                  quenz- und Laufwegeerfassung kann
nahmen verifiziert werden. Ermöglicht            Ralph Siegfried, Consultant bei Axis   der Händler umgehend reagieren, in-
wird dies durch den Einsatz von IP-Vi-      Communications, lieferte dazu auf dem       dem er zum Beispiel per Bildschirm Ra-
deoanlagen. Dabei kann gegebenenfalls       EHI-Workshop Beispiele. U.a. wurde in       batte für Produkte aus der Abteilung
auf bestehende Kamera-Infrastrukturen       einem Schmuck- und Accessoires-Store        auslobt, in der die Kundenfrequenz ge-
aufgebaut werden, ergänzt durch eine        unter die Lupe genommen, wie sich eine      rade zu wünschen übrig lässt. Ralph
Software zur speziellen Auswertung der      Umdekoration und Neuplatzierung be-         Siegfried betont, dass es in allen derar-
Video-Sequenzen und durch die Einbin-       stimmter Produkte auswirkt. Dazu wur-       tigen Fällen auf die richtige Projekt-De-
dung weiterer 360-Grad-Kameras.             de der vordefinierte Präsentationsbe-       finition und im Anschluss auf die rich-
    Die vom System gelieferten Echtzeit-    reich vor und nach der Maßnahme über        tige Interpretation ankommt. „Instore
Daten bieten die Grundlage zur Erstellung   zwei Tage lang im Zeitraffer erfasst. Die   Analytics dürfen nicht isoliert betrach-
etwa von Frequenz- und Kundenprofilen,      Auswertung ergab eine Steigerung der        tet, sondern müssen immer im Kon-
ähnlich wie sie der Onlinehandel nutzt.     Conversion Rate um 20 Prozent. Die          text mit den Marketing-Aktivitäten im
Besonders Auswertungen zur Umwand-          Messzahl bestimmt sich in diesem Fall       und um den Laden gesehen werden.“
lungsrate und Verweildauer verschaffen      durch die Zahl der getätigten Kaufab-
Einblick in die Attraktivität von Abtei-    schlüsse in Relation zur Zahl der Kun-                                          (Mz)

„Instore Analytics müssen immer im Kontext
mit den Marketing-Aktivitäten im und um den
Laden gesehen werden.”

                                                                            Ralph Siegfried
                                                      Consultant Business Development Retail
                                                                 Axis Communications GmbH

Special zu rt 02/17
22   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

                                                                                                                        Foto: s.Oliver/iq!-Studios

     Botschaften individualisieren
     Wenn Zuschauer und ihre Reaktionen bei der Betrachtung von Bildschirmen über
     Kameras erfasst werden, können Video-Botschaften flexibel gesteuert und gezielt
     auf die Betrachter-Gruppen ausgerichtet werden.

             Auf den Screens im öffentlichen Raum        Damit kann in Echtzeit die für die ge-    sen sich durch die gewonnenen Da-
             ebenso wie in Stores und Märkten lau-       rade anwesenden Betrachter passende       ten beantworten.
             fen zumeist Standard-Werbefilme in vor-     Werbung ausgespielt werden.                   Das System ist nicht nur im öffent-
             definierter Reihenfolge. „Solche Ansätze        Die durch das Targeting und die       lichen Raum, sondern auch in Märkten
             springen zu kurz, sie nutzen die wei-       strukturierte Erfassung der Werbekon-     und Einkaufszentren einsetzbar unter
             tergehenden Potenziale der Digitalisie-     takte generierten Reporting-Daten er-     Einbindung bestehender Digital Signa-
             rung nicht aus“, sagt Ralph Razisber-       lauben dem Werbetreibenden darüber        ge-Strukturen. „Die größten Stärken der
             ger. Er ist CEO des Berliner Startups       hinaus detaillierte Auswertungen: Wel-    Technologie entfalten sich dann, wenn
             IDA Indoor Advertising. Das Unterneh-       che Verhaltensmuster und Verhaltens-      die Kunden sich in einer Wartesituati-
             men baut ein Werbenetzwerk auf, das         unterschiede sind bei den betrachten-     on befinden, etwa an der Kasse, an der
             zielgerichtete Video-Werbung im Di-         den Personen erkennbar? Bis wohin         Verkaufstheke oder am Servicepoint“,
             gital-out-of-Home-Bereich (DooH) er-        schauen sie einen Werbespot an bzw.       erklärt Razisberger. Denn gerade in der
             möglicht. Basis hierfür sind in die Bild-   an welcher Stelle brechen die meis-       Wartezeit seien die Kunden besonders
             schirme eingebaute Kameras sowie eine       ten ab? Um welche Uhrzeit kann wel-       empfänglich für Informationen und ziel-
             Gesichtserkennungs-Technologie, die so-     che Zielgruppe (nach Alter und Ge-        gerichtete Werbung.
             wohl die Anzahl der Zuschauer als auch      schlecht) an welchem Ort am besten                                           (Mz)
             deren Alter und Geschlecht identifiziert.   erreichen werden? Solche Fragen las-

            „Bildschirmwerbung nutzt die weitergehenden
            Potenziale der Digitalisierung nicht aus.”

                                                                                     Ralph Razisberger
                                                                                                    CEO
                                                                            IDA Indoor Advertising GmbH

                                                                                                                       Special zu rt 02/17
EHI-Workshop INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS    23

„Daten-Gläubigkeit ist gefährlich – man braucht
immer Hintergrund-Informationen, um Daten
richtig beurteilen zu können.”

                                                                               Colm Roche
                                                                              Vertriebsleiter
                                                                               ShopperTrak

Benchmarks nutzen
Um die Performance von Stores, Abteilungen oder auch von speziellen Produkt­
kategorien realistisch beurteilen zu können, werden unter ähnlichen Bedingungen
­erzielte Vergleichswerte benötigt.

Unter international agierenden Filialisten    ten richtig beurteilen zu können“, so     einem angemessenen Return-on-Invest
sowie bei den Managern von Einkaufszen-       Roche. Aus seiner Sicht werden Store      überzeugt und stellen daher keine Res-
tren ist der sogenannte „ShopperTrak-In-      Analytics bei vielen Handelsunterneh-     sourcen bereit, „um tief in die Bewer-
dex“ als Werkzeug zur Definition von Leis-    men noch nicht professionell betrieben.   tung von Daten einzudringen“.
tungsstandards bekannt. Der Index wird        Der Grund: Entscheider sind nicht von                                       (Mz)
von der britischen Firma ShopperTrak RCD
erhoben. Durch Messung von Kunden-
frequenzen liefert er eine Zusammenstel-
lung von nationalen und internationalen
Kennzahlen zu verschiedenen Trends im
Kundenverhalten. Dazu laufen die Daten
einer Vielzahl von Handelsunternehmen
und Standorten in Rechenzentren zusam-
men und werden dort von einer Software
analysiert und aufbereitet. „Durch unsere
technologischen und analytischen Lösun-
gen können wir für Handelsunternehmen
die besten Möglichkeiten identifizieren, um
Umsätze zu steigern und Leistungskenn-
zahlen zu verbessern“, sagt Colm Roche,
Vertriebsleiter von ShopperTrak.
     Auf entsprechende Potenziale wei-
sen Vergleiche mit von ShopperTrak er-
hobenen Kennziffern hin – u.a. Durch-
                                                          ShopperTrak liefert wertvolle Einblicke
schnitts- und Spitzenwerte bei der Draw                   in das Verhalten Ihrer Kunden, die Ihre
Rate, der Conversion Rate oder zur Effekti-               Profitabilität maßgeblich beeinflussen.
vität verkaufsfördernder Maßnahmen. Colm
Roche berichtete auf den EHI-Workshops,
dass Händler hier aber oftmals „Äpfel mit
                                                            Buchen Sie jetzt Ihre Demo
Birnen vergleichen“, also nicht zur Einord-          info.emea@shoppertrak.com +49 (0) 30 92 10 238 – 0
nung eigener Leistungskennzahlen taugli-                           de.shoppertrak.com
che Vergleichswerte heranziehen. „Daten-
Gläubigkeit ist gefährlich – man braucht
immer Hintergrund-Informationen, um Da-

Special zu rt 02/17
24   INSTORE NAVIGATION & ANALYTICS EHI-Workshop

     Stammkunden digital betreuen
     Das Schweizer Handelsunternehmen Bollag-Guggenheim nutzt die Beacon-Technologie
     für gezielte Botschaften und Marketing-Aktionen auf die Smartphones der Kunden.
     Die notwendige Technik dazu steckt in der Beleuchtungsanlage.

             Multibrand and Multichannel – so lautet
             der Slogan des Familienunternehmens
             Bollag-Guggenheim Fashion Group, das
             in der Schweiz 23 Stores u.a. unter den
             Namen Guess, Marc O’Polo und The
             Gallery betreibt. Im Rahmen seiner Di-
             gitalisierungsstrategie entwickelte der
             Händler eine mobile App als digitale
             Kundenkarte. Das Ziel: die Stammkun-
             den per Beacon-Technologie direkt im
             Store zu erreichen und ihnen zum Bei-
             spiel Sonderpreise zu offerieren oder
             Event-Einladungen zu übermitteln. „Über
             die mobile Kommunikation am Point of
             Sale können den Kunden maßgeschnei-                                                                                        Bild: Osram

             derte Shopping-Erlebnisse bereitet und
             dadurch ihre Loyalität zum Unternehmen        mit den Daten aus der App zusammen-              Mit seiner „Einstone“ genannten Lö-
             gesteigert werden“, sagt Stefan Ki Bergler,   geführt. Das Programm liefert diverse       sung macht sich Osram zunutze, dass
             Head of Business Development bei              Auswertungen, u.a. zur App-Nutzung, zu      Leuchten in der Regel sehr homogen in
             Osram. Auf dem EHI-Workshop berich-           den Store-Besuchen, zur Verweildauer        Gebäuden verbaut sind. Dadurch ent-
             tete Bergler über dieses Projekt.             und zu Produkt-Präferenzen. Das Pro-        steht automatisch ein engmaschiges Or-
                  Osram hat Beacons entwickelt, die in     jekt steckt noch in der Aufbauphase,        tungsraster, bestehend aus Bluetooth-
             bestehende Beleuchtungsanlagen auch           bislang haben rd. 20 Prozent der Besit-     Funksignalen. Dabei ist jedes Funksignal
             anderer Hersteller integrierbar sind. „War-   zer traditioneller Kundenkarten die App     individuell, es lässt sich durch einen ID-
             tungsfrei, kein Batteriewechsel nötig“,       auf ihrem Smartphone installiert. Für       Code der jeweiligen Leuchte und somit
             nennt Bergler die Vorteile gegenüber üb-      einen Testlauf wurden Coupon-Angebo-        auch der jeweiligen Position zuordnen.
             lichen Beacon-Infrastrukturen. Bei Bollag-    te entwickelt, die per Push-Nachricht       Basierend auf der Signalstärke und dem
             Guggenheim wurde diese Technologie            auf die Smartphones gespielt wurden.        digital im Smart-Device gespeicherten
             installiert, außerdem wurden über die         „Dabei erwies sich, dass durch diesen       Kartenmaterial lässt sich die Position
             Osram-„Analytic Suite“ die Bestandsda-        Service die Verkäufe an Stammkunden         des Empfangsgerätes ermitteln.
             ten aus dem CRM-System des Händlers           gesteigert werden können“, so Bergler.                                           (Mz)

            „Über mobile Kommunikation am POS können
            den Kunden maßgeschneiderte Shopping-
            Erlebnisse verschafft werden.”

                                                                                          Stefan Ki Bergler
                                                                              Head of Business Development
                                                                                               Osram GmbH

                                                                                                                            Special zu rt 02/17
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