Richtlinie zur mikrobio-logischen Diagnostik - Kantonsspital ...
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Infektiologie & Spitalhygiene Fachbereich Mikrobiologie, Institut für Labormedizin Richtlinie zur mikrobio- logischen Diagnostik Für Fachpersonen
Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort 1 Vorwort 3 Antibiotika-Resistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch. Infekt-Prävention – insbesondere strikte Händehygiene und restriktiver Antibiotikaeinsatz – wird deshalb immer wichtiger. In 2 Infekt-Diagnostik 4 der Richtlinie «Empirische antimikrobielle Therapie und Prophylaxe» haben wir Behand- lungs-Empfehlungen formuliert. Fokussierung des Antibiotikum-Spektrums auf die nachge- 2.1 Entzündungsparameter im Blut bei Infektverdacht 4 wiesenen Keime, frühzeitige Therapie-Umstellung von i.v. auf p.o. und eine möglichst kurze Behandlungsdauer sind weitere Bemühungen im Bereich «Antibiotic Stewardship». 2.2 Serologische Diagnostik 5 Mit der neuen «Richtlinie zur mikrobiologischen Diagnostik» gehen wir einen Schritt wei- 2.3 Blutkulturen 8 ter. Die Anleitung soll helfen, die richtigen Untersuchungen zum korrekten Zeitpunkt und in vernünftiger Zahl zu veranlassen. Die Empfehlungen reichen von der Häufigkeit der Bestim- 2.4 ZNS-Infektionen 12 mung von Entzündungsparametern über Kriterien für die Durchführung von Blut-, Stuhl- und Urinkulturen bis zu Indikationen für Serologie vs. PCR und der Anzahl intraoperativer Biopsien 2.5 HNO-Infektionen 17 (nicht Abstriche!) für eine bakterielle Kultur. Eine rationale Diagnostik soll eine solide Basis für die empirische und gezielte Therapie, aber auch für deren Stopp liefern. All diese unter dem 2.6 Infektionen der Atemwege 19 Begriff «Diagnostic Stewardship» zusammengefassten Bemühungen werden zudem relevant Kosten sparen. Richtpreise für die diskutierten Untersuchungen finden Sie in Kapitel 4. 2.7 Endokarditis und andere endovaskuläre Infektionen 22 Die elektronische Verordnung eröffnet uns neue Möglichkeiten, diagnostische Algorithmen 2.8 Venenkatheter-assoziierte Infektionen 25 in die Praxis umzusetzen. Dies soll in einem weiteren Schritt verwirklicht werden. Im Verord- nungsprozess können anamnestische und klinische Angaben mit Labordaten korreliert wer- 2.9 Infektionen des Gastrointestinaltraktes 26 den, um die Vortestwahrscheinlichkeit einer Verdachtsdiagnose – und damit das diagnostische Potential der entsprechenden Untersuchung – abzuschätzen. Die elektronische Erfassung die- 2.10 Harnwegsinfektionen 30 ser Angaben wird uns erlauben, die Performance unserer Algorithmen retrospetkiv zu analy- sieren und kontinuierlich zu verbessern. Dank der Verknüpfung mit Vorbefunden können sinn- 2.11 Gynäkologische Infektionen/Schwangerschaft 32 lose Untersuchungen – wie die Wiederholung einer positiven Serologie – vermieden werden. Die Diagnostik-Richtlinien sind wie die Antibiotikarichtlinien nach Organsystemen geordnet. 2.12 Sexuell übertragbare Infektionen (STD) 34 Spitalhygienische Abstriche sind in Kapitel 3 erläutert; detailliertere Angaben finden Sie im Ordner «Betriebsnorm Spitalhygiene» auf jedem Desktop des KSA und im Intranet. 2.13 Infektionen des Bewegungsapparates 36 Die vorliegenden Empfehlungen wurden durch die Infektiologie des KSA und des Spitals Zofin- 2.14 Infektionen von Haut und Weichteilen 38 gen sowie die Fachabteilung medizinische Mikrobiologie des KSA erstellt und den ChefärztInnen des KSA zur Stellungnahme unterbreitet. Zudem haben wir eine Vernehmlassung bei den Chef- 2.15 Tuberkulose 40 ärztenInnen derjenigen auswärtigen Kliniken durchgeführt, welche die Richtlinien übernehmen (vgl. Rückseite). Es würde uns freuen, wenn die Empfehlungen auch niedergelassenen ÄrztInnen 2.16 Malaria 42 hilfreich sind. 2.17 Borrelien 43 Die Richtlinien wurden mit grösster Sorgfalt verfasst, dennoch können Fehler nicht ausgeschlos- sen werden. Wir weisen explizit darauf hin, dass die Empfehlungen immer individuell geprüft 3 Spitalhygienische Diagnostik 46 und der klinischen Situation angepasst werden müssen. Die Verantwortung hierfür liegt beim behandelnden Arzt. Um die Richtlinien kontinuierlich zu verbessern, bitten wir Sie um kritische 4 Kosten der wichtigsten mikrobiologischen Diagnostik 47 Rückmeldungen auf infektiologie@ksa.ch. Für die aktuellste Version verweisen wir auf die on- line-Ausgabe unter www.ksa.ch/infektiologie-und-spitalhygiene unter der Rubrik downloads. E. Bucheli Laffer, A. Conen, H. Fankhauser, C.A. Fux, V. Gisler, A. Hammerer-Lercher, S. Haubitz, B. Jakopp; Kantonsspital Aarau P. Rafeiner; Spital Zofingen Aarau, im Juni 2020
2.0 Infekt-Diagnostik 2.1 Entzündungsparameter im Blut bei Infektverdacht Test Indikationen bei Erst-Abklärung Indikationen im Verlauf (d1 = 1. Betreuungstag) (d1 = 1. Betreuungstag) Blutbild • Lokale oder systemische (≥1 SIRS Kriterium) Entzün- •d 5 (früher bei vorheriger Entlassung) zur Dokumentation des dung: BB2¹ Therapieansprechens: BB1² Falls persistierend und Symptomdauer vor Wiederholung alle 5–10 d solange relevant pathologisch Erstmessung < 24h Wiederholung d2 • d3 einer Antibiotikatherapie, falls klinisch fragliches Ansprechen: BB1² •d 3 bei antiparasitärer Therapie (Anstieg Eosinophilie?): BB2¹ •B ei klinischem Vd. a. Komplikation (Abszedierung, Empyem: Thrombozytose?) oder Zweitinfekt: BB1² •1 – 2 × /Woche unter Bactrim-Therapie (Leukopenie?): BB1² • 1 × /Woche bei Betalaktam-Dauertherapie (Leukopenie?): BB1² CRP • Lokale oder systemische (≥ 1 SIRS Kriterium) • d5 (früher bei vorheriger Entlassung) zur Dokumentation des Entzündung Therapieansprechens Falls persistierend und Symptomdauer vor Wiederholung alle 5–10 d solange relevant pathologisch Erstmessung < 24h Wiederholung d2 • d3 einer Antibiotikatherapie, falls klinisch fragliches Ansprechen • Bei klinischem Vd. a. Komplikation (Abszedierung, Empyem) oder Zweitinfekt PCT³ • Pulmonaler Infekt für DD typisch/atypisch bakteriell • Innert 6 – 24h bei klinisch relevanter Verschlechterung und initialem vs. viral Zuwarten mit antibiotischer Therapie aufgrund eines tiefen Erst- Falls klinisch relevant und Symptomdauer vor werts (PCT
Infektion PCR Serologie² Kommentar Dengue Erste Krankheitswoche Ab Tag 4 der Erkrankung Inkubationszeit 3–14 d, NS1-Ag auch in erster Krankheitswoche nachweisbar EBV³ Bei Vd. a. ZNS-Lymphom Ja Bei Mononukleose-Verdacht immer auch HIV-Sero- (Liquor) oder PTLD 4 (Blut) logie FSME Nein Ja 5 Inkubationszeit 7–14 d nach Zeckenstich, biphasi- scher Verlauf Hepatitis A (HAV) 6 Nein Immunität: nur IgG; akute Infektion: IgM und IgG Hepatitis B (HBV) 6 • Impfstatus Nein anti-HBs-IgG Falls HBs-Ag positiv: HBe-Ag, anti HBe-Ak und HBV- Bei pos. HBs-Ag u/o pos. HBV-Screening DNA ergänzen • Infektion anti-HBc mit Immunsup- (HBs-Ag, anti-HBs- Bei Erstdiagnose Ko-Infektion mit Hepatitis D aus- pression IgG, anti-HBc-IgG) schliessen (HDV-Ak) Vgl. Kapitel 2.12 «STD» Hepatitis C (HCV) 6 Bei positiver Serologie oder HCV-Screening Bei positiver Serologie HCV-RNA und Genotyp Screening für Re-Infektion Bei initial negativem Befund Serologie und ALAT 6 Monate nach Risiko-Exposition wiederholen, Inkuba- tionszeit 14–180d Vgl. Kapitel 2.12 «STD» Hepatitis E (HEV) 6 Bei positiver Serologie Ja Beste Sensitivität: PCR aus Stuhl Herpes simplex (HSV) Im Bläschenabstrich und Zur Evaluation einer Vgl. Kapitel 2.4 «ZNS-Infektionen», 2.12 «STD», Liquor Prophylaxe-Indikation 2.14 «Infektionen von Haut und Weichteilen» und Richtlinie «Fieber in Neutropenie» HIV Nur bei positiver Serologie HIV-Screening Indikation grosszügig stellen, Patient informieren (anti-HIV1/2-Ak + Bei initial negativem Befund Serologie 6 Wochen p24 Ag) nach Risiko-Exposition wiederholen Falls reaktiv immer Bestätigungstest (HIV-RNA, Wes- tern-Blot), CD4/CD8-Zellen und infektiologisches Konsilium (gleichentags bei Vd. a. Primoinfektion) Vgl. Kapitel 2.12 «STD» Legionellen7 In Spezialfällen aus BAL In Spezialfällen Legionellen-Ag im Urin, bei hohem Verdacht und oder Herzklappe negativem Urin-Ag ggf. Serologie/PCR/Kultur Vgl. Kapitel 2.6 «Infektionen der Atemwege» Leishmaniose Bei Vd. a. kutane Leishma- Bei Vd. a. viszerale niose PCR aus der Biopsie Leishmaniose Leptospiren In erster Krankheitswoche Ja PCR im Urin Lues In Spezialfällen aus Pri- Ja Vgl. Kapitel 2.12 «STD» märaffektion (z.B. Abstrich aus Ulkus) Masern Bei Vd. a. akute Infektion aus Immunität: nur IgG; akute PCR nur bei hohem klinischem Verdacht und neg. Nasopharyngealabstrich Infektion: IgM und IgG Serologie Mycoplasma pneumoniae PCR aus Nasopharyngeal- Ja Vgl. Kapitel 2.6 «Infektionen der Atemwege» abstrich oder BAL Parvovirus B19 8 In Spezialfällen Ja Q-Fieber Nein Ja Akut: Phase II-AK > Phase I-AK; Phase II IgG >1:200, (Coxiella burnetii) 9 Phase II IgM >1:50 Chronisch: Phase I-AK > Phase II-AK; Phase I-IgG >1:800 Rickettsien Nein Ja Röteln Nein Immunität: nur IgG; akute Infektion: IgM und IgG ² Suche nach Immunität (isoliert IgG) oder aktiver Infektion (IgM und IgG) 7 Urin-Ag erfasst nur Legionella pneumophila der Serogruppe 1, die ³ Isoliert positive VCA-Ak sprechen für eine akute Infektion; positive VCA- Serologie die Serogruppen 1–8, die PCR und Kultur alle Legionella spp. und EBNA-Ak sprechen bei tiefer Avidität der EBNA-Ak für eine kürzlich 8 Serologie kann auch ohne akute Infektion hoch-titrig positiv sein durchgemachte und bei hoher Avidität der EBNA-Ak für eine alte Infektion 9 Bestimmt werden Phase I und II-Ak. Phase II Ak sind isoliert erhöht bei 4 PTLD = posttransplant lymphoproliferative disorder einer akuten Infektion, erhöhte Phase I und II Ak finden sich bei einer 5 FSME Serologie als Screening; evtl. Liquor/Serum-Index für Nachweis chronischen Infektion. Diagnostisch für eine Endokarditis ist ein Phase eines ZNS-Befalls I IgG-Titer >1:800 6 Hepatitis–Serologien zur Suche nach einer akuten Hepatitis nur bei Trans- aminasen >200 U/l. Die Serologie zur Suche einer chronischen Infektion erfolgt gemäss Risikofaktoren unabhängig von den Transaminasen 6 |7
Infektion PCR Serologie² Kommentar Schistosomiasis Nein Ja Bei Vd. a. Schistosomiasis IMMER primär Serologie, Direktnachweis im Urin/Stuhl erst im Verlauf möglich Strongyloides stercoralis Nein Ja, auch als Verlaufs- Bei Vd. a. Strongyloidose IMMER primär Serologie, kontrolle (Negativie- Direktnachweis im Stuhl mit geringer Sensitivität rung unter erfolgrei- cher Therapie) Tularämie In Spezialfällen aus Biopsie Ja PCR nur bei hohem klinischem Verdacht und neg. (Francisella tularensis) Serologie Varizellen (VZV) Im Bläschenabstrich und Immunität: nur IgG; Vgl. Kapitel 2.4 «ZNS-Infektionen», 2.12 «STD», Liquor akute Infektion: IgM 2.14 «Infektionen von Haut und Weichteilen» und und IgG Richtlinie «Fieber in Neutropenie» ² Suche nach Immunität (isoliert IgG) oder aktiver Infektion (IgM und IgG) 2.3 Blutkulturen Definitionen: • 1 BK = 1 Paar Blutkulturen = 1 aerobe und 1 anaerobe Flasche (für maximale Sensitivität mit je 10 ml füllen) • Periphere BK = gestochen, aus neu gelegtem Venflon oder aus arteriellem Katheter • Zentrale BK = aus ZVK, Dialysekatheter oder Port-à-Cath Durchführung: • BK und ggf. empirische Antibiotikatherapie umgehend nach Verordnung durchführen (kein Abwarten von Infusionszeiten) • Die Händedesinfektion vor der Blutentnahme ist obligat • Punktionsstelle oder Katheterzugang («hub») mit alkoholhaltigem Desinfektionsmittel desinfizieren. BK erst nach dem optischen Trocknen des Desinfektionsmittels und ohne nochmaliges Abtasten der Punktionsstelle entnehmen • Jede gestochene BK mittels neuer Punktion abnehmen (Minimalabstand 30 min), ausser ausdrücklich anders festgelegt • Bei liegendem Arterienkatheter kann eine periphere BK aus der Arterie abgenommen werden • Bei Abklärung auf einen Katheterinfekt immer gleichzeitige Abnahme einer peripheren und zentralen BK! • Zentrale BK immer vor übriger Blutentnahme und ohne Blut zu verwerfen (beste Sensitivität)! Bei mehrlumigem ZVK BK aus den 2 Lumina abnehmen, über welche Blutprodukte/Nährlösungen infundiert bzw. Blutentnahmen durchgeführt werden Information auf Auftragsformular Mikrobiologie: • Abnahmeort (peripher, ZVK, Dialysekatheter, Port-à-Cath, Arterie) und -zeitpunkt dokumentieren • Klinische Angaben wie «Verdacht auf Endokarditis» oder «vorgängige Antibiotikatherapie» sind essenziell und induzieren evtl. eine verlängerte Bebrütungszeit Beurteilung: • Anzahl positive/ Anzahl abgenommene BK • Für die Interpretation muss zwischen Kontamination, Katheter-Kolonisation (bei Abnahme aus Katheter oder Port-à-Cath) und Infektion unterschieden werden • Ist nur eine BK positiv, sprechen für eine Kontamination: Nachweis von Hautflora (u.a. Koagulase-negative Staphylokokken, Cutibacterium spp., Bacillus spp., Corynebakterien oder Mikrokokken) Nachweis aus nur einer Flasche pro BK Positivierung erst nach verlängerter Bebrütung (initial niedrige Bakterienzahl) • Sind mehrere BK mit einem niedrigvirulenten Keim positiv (z.B. Koagulase-negative Staphylokokken), sprechen für eine Kontamination: Unterschiedliche Spezies und Resistenzmuster Unterschiedliche Kolonie-Morphologie auf der Kulturplatte • Sind gleichzeitig abgenommene zentrale und periphere BK positiv, sprechen für einen Katheter- bzw. Port-à-Cath Infekt: Klinisch Infekt der Einstichstelle, des subkutanen Tunnels oder der Port-à-Cath Tasche Positive «differential time to positivity» (wird auf Befund vermerkt): um ≥2 h schnellere Positivierung (= höherer initialer bacterial load) der zentralen gegenüber der peripheren BK, sofern Positivierung innert 48 h Indikation Blutkulturen Durchführung Wiederholung Kommentar 1. SIRS bei Infektverdacht 2 periphere BK aus 2 unabhän- Nur falls neu Fieber/Hypothermie, Keine Zeitverzögerung zwischen PLUS Shapiro Score1 ≥3 gigen Punktionen im Abstand Schüttelfrost oder in Rückspra- den 2 BK bei instabilen Patienten PLUS PCT ≥0.25 μg/l von 30 min che mit der Infektiologie 2. Ein Overruling-Kriterium: • Sepsis • Vd. a. Endokarditis oder endo- vaskuläre Infektion* (vgl. unten) Indikation Verlaufs-BK: vgl. unten • Meningitis •F ieber in Neutropenie oder bei Immunsuppression (HIV, Transplantierte, medikamentöse Immunsuppression) 8|9
Indikation Blutkulturen Durchführung Wiederholung Kommentar *Bei Verdacht auf akute Endo- 3 periphere BK aus 3 unabhän- Bei positiven BK Wiederholung Keine Zeitverzögerung zwischen karditis oder akuten endovas- gigen Punktionen, mind. 60 min 1 BK frühestens nach 48 h den 3 BK bei instabilen Patienten kulären (Graft-)Infekt² Abstand zwischen BK 1 und 3 *Bei Verdacht auf Endokarditis 3 periphere BK aus 3 unabhän- Bei (noch) negativen BK Wie- lenta oder subakuten endovas- gigen Punktionen, mind. 12 h derholung 1 BK bei neu Fieber/ kulären (Graft-)Infekt² Abstand zwischen BK 1 und 3 Hypothermie, Schüttelfrost Bei positiven BK Wiederholung 1 BK frühestens nach 48 h *Bei liegendem ZVK, Dialyse- 1 BK peripher PLUS 2 BK Gleichzeitige Abnahme einer Vgl. Durchführung zentrale BK, S. 25 katheter oder Port-à-Cath zentral peripheren und zentralen BK Bei Katheterentfernung Kathe- terspitze (distale 5 cm) zur Kultur und explantierte Portkammer zur Sonikation einschicken Fieber in Aplasie 2 periphere BK ohne Zeitver- Bei anhaltendem Fieber zögerung aus 2 unabhängigen nach 72 h: Punktionen; 2 periphere BK aus 2 unabhängi- Falls ZVK/Port-à-Cath: 1 BK gen Punktionen oder 2 zentrale peripher PLUS 2 BK zentral BK Zentrale BK immer vor übriger Blutentnahme und ohne Blut zu verwerfen (beste Sensitivität)! Indikation Verlaufsblutkulturen Durchführung Kommentar Persistierendes Fieber, Infekt Einmalige Wiederholung von Weitere BK nur bei neuen klini- ohne Erregernachweis bei noch 2 peripheren oder zentralen BK schen Befunden und in Rück- nicht begonnener Antibiotika- nach 72 h sprache mit der Infektiologie therapie Dokumentierte Bakteriämie mit frühestens nach 48 h, solange Dokumentation Bakteriämie-/ S. aureus, Enterokokken und vorgängige BK positiv ist Fungämiedauer Candida spp. ¹ Shapiro-Score: Major-Kriterien (je 2 Punkte) Minor-Kriterien (je 1 Punkt) • Temperatur ≥39.5°C • Temperatur 38.3-39.4°C • Leukozytose >18 G/l • Endovaskulärer Katheter • Alter >65 Jahre • Neutrophilie >80% • Vd. a. Endokarditis • Schüttelfrost • L inksverschiebung, stab- • Erbrechen kernige Neutrophile >5% • Systolischer BD
2.4 ZNS-Infektionen • Bei immunsupprimierten Patienten (HIV, Transplantation, medikamentöse Immunsuppression) immer infektiologisches Konsilium • Zur Liquorpunktion (LP): Immer Eröffnungsdruck messen Immer 4–6 Rotdeckel-Röhrchen mit je 1–2 ml Liquor (10 – 20 Tropfen) asservieren. Können
Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Postoperative extra- und intradurale Wundinfektionen • Anatomisch zu unterscheiden sind extradurale Infektionen (Knochendeckel- und Kranioplastieassoziierte Infektionen, Epidural-Empyem) von intraduralen Infektionen (Meningitis, Subdural-Empyem und Hirnabszess) • Bei Vd. a. intraduralen Infekt immer Asservierung von Liquor (die intradurale Infektbeteiligung bestimmt Therapiewahl und -dauer) • Entfernte Implantate (Kranioplastie, Fixationsdevices, Durapatch etc.) immer für Sonikation einsenden Liquorpunktat Röhrchen 1 Chemie (Glukose, Röhrchen 1 aufgrund potenzieller Kontamination/iat- (4–5 Rotdeckel-Röhrchen Protein und Laktat) rogen blutiger Punktion NICHT für Zellzahl und Kultur mit je 1–2 ml) bei (Vd. a.) verwenden intradurale(r) Infektion Röhrchen 2 Zellzahl/ Differenzierung Röhrchen 3 Grampräparat, Kultur Röhrchen 4/5 Reserveröhrchen Bei operativer Revision: Kleinstmögliche Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter Sonikation aller entfernter Transport-Box antibiotischer Vorbehandlung Implantate (alle Implantate in 1 Box) PLUS 3 Gewebebiopsien falls 3 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur mgl. mit Knochenbiopsien Mind. 1 Knochenbiopsie Kultur und Histologie aus der interface zone 5 hälftig in Nativ- bzw. For- malin-Röhrchen PLUS 1–3 Flüssigkeitsasservate6 1–3 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter antibiotischer Vorbehandlung EVD7- und ELD7-assoziierte Infektionen Liquor über die liegende Röhrchen 1 Chemie (Glukose, Röhrchen 1 aufgrund potenzieller Kontamination/ Drainage (4–5 Rotde- Protein und Laktat) iatrogen blutiger Punktion NICHT für Zellzahl und ckel-Röhrchen mit je Kultur verwenden 1–2 ml) Röhrchen 2 Zellzahl/ Differenzierung Röhrchen 3 Grampräparat, Kultur Röhrchen 4/5 Reserveröhrchen Bei operativer Revision: Kleinstmögliche Kultur Austrittsstelle desinfizieren, Drainage entfernen, Sonikation (distale 5 cm Transport-Box distale 5 cm aseptisch abschneiden der EVD7 oder ELD7) Eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter antibiotischer Vorbehandlung PLUS 1–3 Gewebebiopsien oder Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Flüssigkeitsasservate 6 VPS 8- und VAS 8-assoziierte Infektionen • Entfernte Shuntanteile immer zur Sonikation einsenden: SEPARATE Transportboxen für intrakraniellen bzw. extrakraniellen Shunt-Anteil Liquorpunktat aus Röhrchen 1 Chemie (Glukose, Röhrchen 1 aufgrund potenzieller Kontamination/ Shuntventil Protein und Laktat) iatrogen blutiger Punktion NICHT für Zellzahl und (4–5 Rotdeckel-Röhrchen Kultur verwenden mit je 1–2 ml) Röhrchen 2 Zellzahl/ Differenzierung Röhrchen 3 Grampräparat, Kultur Röhrchen 4/5 Reserveröhrchen Bei operativer Revision: SEPARATE Transport- Box Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter 1–2× Sonikation für intrakraniellen bzw. ext- antibiotischer Vorbehandlung rakraniellen Shunt-Anteil PLUS 3 Gewebebiopsien oder 3 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Flüssigkeitsasservate 6 (intraabdominal, Weichteile, Knochen) Bei VAS 8: 3 BK 3 BK Kultur Vgl. Kapitel 2.3 «Blutkulturen» Urin nativ Steriles Rörchen Urinsediment (glome- ruläre Erythrocyten?) 5 interface zone = direkt dem Implantat anliegender Knochen 7 EVD = Externe Ventrikeldrainage, ELD = Externe Lumbaldrainage 6 Flüssigkeitsasservate: Eiter, Serom, Hämatom etc. 8 VPS = Ventrikuloperitonealer Shunt, VAS = Ventrikuloatrialer Shunt 14 | 15
Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Neurostimulator-assoziierte Infektionen • Liquorasservierung bei Zeichen einer Meningitis • Entfernte Anteile des Neurostimulators immer zur Sonikation einsenden 1 Liquorpunktat Röhrchen 1 Chemie (Glukose, Röhrchen 1 aufgrund potenzieller Kontamination/ (4–5 Rotdeckel-Röhr- Protein und Laktat) iatrogen blutiger Punktion NICHT für Zellzahl und chen mit je 1– 2 ml) bei Kultur verwenden klinischen Zeichen einer Röhrchen 2 Zellzahl/ Meningitis Differenzierung Röhrchen 3 Grampräparat, Kultur Röhrchen 4/5 Reserveröhrchen 1–2× Sonikation SEPARATE Transport-Box Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter für intra- und extraduralen antibiotischer Vorbehandlung Stimulator-Anteil 3 Gewebebiopsien 3 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter (Generatortasche, antibiotischer Vorbehandlung Elektrodenkanal) oder Flüssigkeitsasservate 6 Encephalitis • Falls Liquorabklärungen ergebnislos, sekundär HIV- und Lues-Serologie • Bei immunsupprimierten Patienten (HIV, Transplantation, medikamentöse Immunsuppression etc.) immer 2 BK (Listeriose?) und infektiologisches Konsilium • Falls infektiologische Abklärung ergebnislos, neurologisches Konsilium (Autoimmun-Encephalitis?) Liquorpunktat Röhrchen 1 Chemie (Glukose, Röhrchen 1 aufgrund potenzieller Kontamination/ (5–6 Rotdeckel-Röhrchen Protein und Laktat) iatrogen blutiger Punktion NICHT für Zellzahl und mit je 1–2 ml Kultur verwenden Röhrchen 2 Zellzahl/ Differenzierung Röhrchen 3 Grampräparat, Kultur Röhrchen 4/5 Multiplex-PCR¹ Evtl. Liquor/ Serum-Index für Lues-/Borrelien-Ak Reserveröhrchen 2 Serum 1 Serum-Röhrchen Serologien HIV und Lues, evtl. FSME, Borrelien und Auto- Ak (neurologisches Konsilium) Hirnbiopsie 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat und Mikrobiologische Abklärungen gemäss Konsilium (gemäss Konsilium Neu- Kultur Infektiologie rologie/Neurochirurgie/ 1 Formalin-Röhrchen Histologie Infektiologie) ¹ Die Multiplex-PCR für ZNS-Infektionen umfasst: N. meningitidis, S. ² für weitere infektiologische (PCR, Ag, Ak) oder nicht- pneumoniae, L. monozytogenes, H. influenzae, S. agalactiae, E. coli infektiologische Abklärungen (Immunologie – z.B. Auto-Ak, Zytologie) K1, HSV 1/2, VZV, CMV, Enterovirus, HHV 6, Humanes Parechovirus, C. 6 Flüssigkeitsasservate: Eiter, Serom, Hämatom etc. neoformans/gattii 2.5 HNO-Infektionen • Obere Atemwegsinfekte sind primär viraler Aetiologie. Bakteriologische Diagnostik frühestens nach Symptomdauer ≥7 Tagen • Wenn immer möglich Aspirat von Abszess und Sekreten (Nase, Sinus), kein Abstrich (höhere Sensitivität und Spezifität, Gramfärbung möglich) Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Enoraler Soor Abstrich von Belag eSwab¹ Kultur Primär klinische Diagnose enoral/Rachen Kultur nur, falls antimykotisch (Zunge nie abstreichen, da vorbehandelt u/o in Aplasie physiologisch kolonisiert, Candida-Nachweis hier ohne Krankheitswert) Tonsillopharyngitis Abstrich Tonsillen eSwab¹ Kultur, kein Gruppe A Strepto- Nur bei schwerer Erkrankung/ kokken – Schnelltest 2 Vd. a. Diphtherie/ Angina Bei Vd. a. Lemierre-Syndrom: Plaut-Vincenti 2 BK ¹ eSwab® oder ähnlicher Bürstenabstrich in Flüssigmedium gemäss lokalen Laborempfehlungen 2 Da sowohl falsch positive (asymptomatische Besiedelung) als auch viele falsch negative Befunde (Gruppe C und G Streptokokken nicht erfasst) 16 | 17
Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Aspirat Peritonsillarabszess 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur (kein Abstrich) Mastoiditis Aspirat Eiter/ Sekret 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Wenn möglich präoperativ keine (kein Abstrich) Antibiotika Biopsie Mastoid Hälftig in 1 Nativ- bzw. Grampräparat Kultur, Histologie 1 Formalin-Röhrchen Otitis externa (maligna oder therapierefraktär) Abstrich Gehörgangssekret eSwab¹ Kultur Bei Operation: Biopsie Hälftig in 1 Nativ- bzw. Grampräparat, Kultur, Histologie 1 Formalin-Röhrchen Otitis media (chronisch oder therapierefraktär) Aspirat Mittelohr (kein Abstrich) 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Bei Operation: Biopsie Hälftig in 1 Nativ- bzw. Grampräparat, Kultur, Histologie 1 Formalin-Röhrchen Sinusitis (chronisch oder therapierefraktär) Aspirat Sinus (kein Abstrich) 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Kein nasaler Abstrich! Bei Operation: Biopsie Hälftig in 1 Nativ- bzw. Grampräparat, Kultur, Histologie Bei Schimmelpilz-Verdacht 3: 1 Formalin-Röhrchen Galactomannan im Aspirat UND Serum 1 eSwab® oder ähnlicher Bürstenabstrich in Flüssigmedium gemäss lokalen 3 u.a. unkontrollierte Hyperglykämie, schwere Immunsuppression und Laborempfehlungen Osteolysen im CT 2 Da sowohl falsch positive (asymptomatische Besiedelung) als auch viele falsch negative Befunde (Gruppe C und G Streptokokken nicht erfasst) 2.6 Infektionen der Atemwege • Tuberkuloseverdacht vgl. Kapitel 2.15 «Tuberkulose» Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Grippales Syndrom mit Influenza-Verdacht Nasopharyngealabstrich1 eSwab2 Influenza-/RSV-PCR Während Influenza-Epidemie bei erfüllter Falldefinition3, ganzjährig bei kritisch Kranken COVID-19 • Die COVID-19 Diagnostik richtet sich nach epidemiologischer und diagnostischer Entwicklung. Für die aktuellste Version vgl. www.ksa.ch/zentren-kliniken/infektiologie-und-spitalhygiene/downloads Bei Atemwegsinfekt: Bei negativer PCR aber persistie- Nasopharyngealabstrich¹ eSwab² SARS-CoV-2-PCR rendem Verdacht, Wiederholung Bei unterem Atemwegsinfekt: PCR, ggf. Serologie, CT Thorax, zusätzlich falls möglich Konsilium Infektiologie Sputum/Tracheal-/Bronchial- Nativ-Röhrchen SARS-CoV-2-PCR Eine negative Serologie genügt sekret oder BAL NICHT zum AUSSCHLUSS EINER Serum Serum-Röhrchen SARS-CoV-2-IgG AKTIVEN INFEKTION. Abnahme nur für epidemiologische Fragestellun- gen (stattgehabte Exposition) Pneumonie 4 Sputum/Tracheal-/ 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Bei schwerer Pneumonie, Bronchialsekret Immunsuppression, nosokomialer Genese/ VAP oder Pneumopathie Nur, falls 38°C UND aus Oropharynx mindestens 2 Symptome von: Rhinitis, Hals-, Ohrenschmerzen, Husten, 2 eSwab® oder ähnlicher Bürstenabstrich in Flüssigmedium gemäss lokalen Dyspnoe, Muskel-, Gelenks-, Kopfschmerzen, Diarrhoe Laborempfehlungen 4 Indikation für Procalcitonin (PCT): Vgl. Kapitel 2.1 «Entzündungsparameter» 18 | 19
Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Urin 5 Nativ- oder Borsäure-Urin Legionellen-Ag Nur, wenn Legionellen-Score 6 ≥2/6 Punkte CAVE: Erfasst nur L. pneumophila Serogruppe 1 Nasopharyngealabstrich¹ eSwab² Multiplex-PCR für respiratorische Abnahme in Ausnahmefällen: Erreger 7 Nur bei Immunsuppression, kritisch Kranken, bei Vd. a. Pertussis (erste 3 Krankheitswochen) oder Mycoplasmen8 Bronchoalveoläre 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl, Differenzierung Abnahme in Ausnahmefällen gemäss Lavage (BAL) 1 Nativ-Röhrchen (mind. Grampräparat, Kultur, evtl. Legionel- Konsilium Pneumologie/Infektiologie: 10 ml) len-PCR und -Kultur, evtl. Multi- Bei spezifischem Verdacht oder bei plex-PCR7 für respiratorische Erreger Immunsuppression/Aplasie Bei Tbc- oder PcP-Verdacht vgl. Kapitel 2.15 «Tuberkulose» bzw. S. 21 Bei Vd. a. Tumor, PcP, CMV Zytologie Serum: Bei persistierendem 1 Serum-Röhrchen • Legionella-Ak (erfasst die Evtl. Verlaufsserologie Verdacht auf atypische Pneu- L. pneumophila Serogruppen 1–8) monie: Frühestens (7–)10d • M. pneumoniae-Ak nach Symptombeginn • Coxiella burnettii-Ak (relevant bei endovaskulärem Fremdmaterial, Valvulopathie) • Pertussis-Ak (bei Krankheitsdauer > 3 Wochen) • Francisella tularensis-Ak Pleuraerguss/Empyem9 Pleuraerguss 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl, Differenzierung 1 Heparin-Röhrchen Protein, LDH, Glukose, evtl. Protein, LDH zeitgleich im Serum Pneumokokken-Ag abnehmen ( Light-Kriterien10) 1 Blutgas-Röhrchen pH Jederzeit im Zentrallabor durch- (gut entlüften!) führbar 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur Bei Tbc-Verdacht Direktpräparat, Bei Tbc-Verdacht Pleurabiopsie er- PCR und Kultur auf Mykobakterien wägen vgl. Kapitel 2.15 «Tuberkulose» Pneumocystis jirovecii Pneumonie (PcP) Bronchoalveoläre Lavage 2 Nativ-Röhrchen Ad Mikrobiologie: (BAL) Quantitative PCR, Toluidinfärbung Ad Pathologie: Papanicolaou- und evt. Grocott- Färbung Serum 1 Serum-Röhrchen 1,3-beta-D-Glucan Falls BAL nicht möglich, PcP prak- tisch ausgeschlossen falls negativ ¹ Abstrich aus Nasopharynx (transnasal), bei ausgeprägter Blutungsgefahr 8 Suggestiv für M. pneumoniae: CRP/PCT-Ratio > 400 mg/μg aus Oropharynx 9 Neutrophilen-reiches Punktat, Exsudat, pH < 7.2 und Septierung / 5 Keine Bestimmung des Pneumokokken-Ag wegen ungenügender Verdichtung in Sonographie oder CT sprechen für drainagebedürftiges Spezifität Pleuraempyem 6 Legionellen Score, je 1 Punkt für: Trockener Husten, Fieber >39.4°C, CRP 10 Light-Kriterien: Exsudat falls ≥ 1 von: Protein Pleura/Serum > 0.5, LDH >187mg/l, LDH >225mmol/l, Natrium 2/3 obere Norm ( > 170 IU/L) 7 Multiplex-PCR für respiratorische Erreger umfasst: Adeno-, Corona-, Influenza-, Metapneumo-, Parainfluenza-, Rhino-, respiratory syncytial Virus (RSV); Bordetella pertussis, Chlamydophila pneumoniae, Mycoplas- ma pneumoniae 20 | 21
2.7 Endokarditis und andere endovaskuläre Infektionen • Vgl. auch Kapitel 2.3 «Blutkulturen» • 1 BK = 1 Paar Blutkulturen = 1 aerobe und 1 anaerobe Flasche (für maximale Sensitivität mit je 10 ml füllen) Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Endokarditis und Infektionen intrakardialer Implantate (Schrittmacher etc.) Akute Endokarditis¹: 3 periphere BK aus 3 unab- 3 BK Kultur Keine Zeitverzögerung zwischen hängigen Punktionen, mind. den BK bei instabilen Patienten 60 min Abstand zwischen Bei positiven BK Wiederholung 1 BK BK 1 und 3 frühestens nach 48 h, solange vor- hergehende BK positiv (Dokumenta- tion Bakteriämie-/Fungämiedauer) Endocarditis lenta¹: 3 periphere BK aus 3 unab- 3 BK Kultur Bei (noch) negativen BK Wiederho- hängigen Punktionen, mind. lung 1 BK bei neu Fieber/Hypother- 12 h Abstand zwischen BK mie, Schüttelfrost 1 und 3 Bei positiven BK Wiederholung 1 BK frühestens nach 48 h, solange vor- hergehende BK positiv (Dokumenta- tion Bakterämie-/Fungämiedauer) Bei Endokarditisverdacht Immer infektiologisches Konsilium trotz negativen BK: Suche nach kulturnegativer Endokarditis Serum 1 Serum-Röhrchen Serologjen für Coxiellen, Bartonellen, Brucellen Duodenumbiopsie 1 Formalin-Röhrchen Histologie: Frage nach PAS-positiven Makrophagen, Immunhistochemie auf Tropheryma whipplei 1 Nativ-Röhrchen ggf. PCR auf Tropheryma whipplei Bei Klappenrevision/-ersatz bzw. Entfernung des intrakardialen Implantats: Herzklappenbiopsie 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat und Kultur Eubakterielle PCR und ggf. spezi- 1 Formalin-Röhrchen Histologie fische PCR bei fehlendem Erreger- nachweis Sonikation der entfernten Kleinstmögliche Kultur Kunstklappe, Elektrode bzw. Transport-Box des entfernten Aggregats Gefässprothesen (Graft)-assoziierte Infektionen Akuter Graftinfekt: 3 BK Kultur Keine Zeitverzögerung zwischen den 3 periphere BK aus 3 unab- BK bei instabilen Patienten hängigen Punktionen, mind. Bei positiven BK Wiederholung 1 BK 60 min Abstand zwischen BK frühestens nach 48 h, solange vorher- 1 und 3 gehende BK positiv (Dokumentation Bakterämie-/Fungämiedauer) Subakuter/chronischer 3 BK Kultur Bei (noch) negativen BK Wiederho- Graftinfekt: lung 1 BK bei neu Fieber/Hypother- 3 periphere BK aus 3 unab- mie, Schüttelfrost hängigen Punktionen, mind. Bei positiven BK Wiederholung 1 BK 12 h Abstand zwischen BK frühestens nach 48 h, solange vor- 1 und 3 hergehende BK positiv (Dokumenta- tion Bakteriämie-/Fungämiedauer) Bei operativer Revision: Sonikation der entfernten Kleinstmögliche Trans- Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Gefässprothese port-Box Kultur unter antibiotischer Vorbe- PLUS handlung 3 Gewebebiopsien/Flüssig- 3 Nativ-Röhrchen Grampräparat und Kultur keitsasservate (Eiter, Serom, Hämatom) 1 Formalin-Röhrchen Histologie 22 | 23
¹ Modifizierte DUKE-Kriterien zur Diagnose einer infektiösen Endokarditis 4. Immunologische Endokarditis-Zeichen: Glomerulonephritis, Osler-Knoten, Roth’s spots, positive Rheumafaktoren Major Kriterien: 5. Mikrobiologische Hinweise: Positive BK, nicht einem major Kriterium entsprechend; positive Serologie für einen Endokarditis-Erreger 1. Positive Blutkulturen (kulturnegative Endokarditis) a. 2 separate BK mit typischen Bakterien (vergrünende Streptokokken, Streptococcus gallolyticus, HACEK-Keime, S. aureus, community- acquired Enterococcus spp. ohne primären Fokus) Definitive Endokarditis ODER Pathologische Kriterien b. p ersistierend positive BK mit atypischen Bakterien (≥2 positive BK • Nachweis von Mikroorganismen in Kultur oder Histologie einer (em- im Abstand von >12h ODER 3/3 oder die Mehrzahl von ≥4 BK, wobei bolisierten) Vegetation oder eines Herzabszesses ≥1h zwischen der ersten und letzten BK liegen muss) • Histologischer Nachweis einer Endokarditis in einer Vegetation oder ODER einem Herzabszess c. Coxiella burnetii Phase I IgG Titer >1:800 Klinische Kriterien 2. Für Endokarditis typische Bildgebung (Echokardiographie, 18F-FDG • 2 major Kriterien, oder PET/CT, SPECT/CT, cardio-CT oder –MRI): Hinweis auf Klappenvegeta- • 1 major und 3 minor, oder tion, paravalvulären Abszess, neue Dehiszenz einer Klappenprothese, • 5 minor Kontrastanreicherung u.a. Minor Kriterien: Mögliche Endokarditis 1. Prädisposition (Herzvitium, intravenöser Drogenkonsum) • 1 major und 1 minor Kriterien, oder 2. Fieber (T > 38°C) • 3 minor 3. Vaskuläre Endokarditis-Zeichen (arterielle Embolien, septische pulmo- nale Infarkte, infiziertes Aneurysma, intracerebrale oder konjunktivale Blutung, Janeway lesions) 2.8 Venenkatheter-assoziierte Infektionen (ZVK, Dialysekatheter, Port-à-Cath) • Bei Katheter-assoziierten Infektionen immer 1 zentrale und 1 periphere BK gleichzeitig abnehmen, um die «differential time to positivity» zu bestimmen (wird auf Befund vermerkt) Positiv: Um ≥2 h schnellere Positivierung (= höherer initialer Bakterienload) der zentralen im Vergleich zur peripheren BK, sofern Positivierung innert 48 h • Zentrale BK: Immer vor übriger Blutentnahme und ohne Blut zu verwerfen (beste Sensitivität) • Bei mehrlumigem ZVK BK aus den 2 Lumina abnehmen, über welche Blutprodukte/Nährlösungen infundiert bzw. Blutentnahmen durch- geführt werden • Sind gleichzeitig abgenommene zentrale und periphere BK positiv, sprechen für einen Katheter- bzw. Port-à-Cath Infekt: Klinisch Infekt der Einstichstelle, des subkutanen Tunnels oder der Port-à-Cath Tasche Positive differential time to positivity (vgl. oben) Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar 3 BK (2 zentral, 1 peripher) 3 BK Kultur Entfernte Katheterspitze 1 Nativ-Röhrchen Kultur Austrittsstelle desinfizieren, Katheter (distale 5cm) entfernen, distale 5 cm aseptisch abschneiden Sonikation der entfernten Port- Kleinstmögliche Transport- Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur à-Cath-Kammer Box unter antibiotischer Vorbehandlung Bei operativer Revision: 1 Biopsie aus Porttasche oder 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat und Kultur subkutanem Katheterverlaufskanal (tunnelierte Katheter) 24 | 25
2.9 Infektionen des Gastrointestinaltrakts Grundsätze: Enterocolitis • Abklärung nur bei nicht selbstlimitierender Diarrhoe: • Stuhl-Bakteriologie (bakteriologische Multiplex-PCR¹) >3 nicht geformte Stühle/d Indikation bei ambulanten Patienten: Dysenterie-Score² >2 (≥1 Nicht Laxantien-bedingt bei Immunsuppression), Stuhlgang > 8×/d, Symptomdauer > 72 h Indikation bei stationären Patienten: Nur wenn Symptombeginn • Akut (2, Stuhlgang > Meist Toxin-bedingt oder viral = selbstlimitierend 8×/d oder CRP >100mg/l • Chronisch (≥10 d) Im Falle einer positiven PCR werden falls möglich Kulturen Meist nicht infektiös mit Resistenztestungen durchgeführt (besonders relevant für Abklärung gemäss Expositionsanamnese und Immunstatus Campylobacter spp.) • Bei Immunsupprimierten: • Clostridium difficile Stuhl-Panel (Multiplex-PCR) +/- infektiologisches Konsilium Insbesondere bei Risikofaktoren: Vorgängige Antibiotika- Therapie, PPI-Therapie, Immunsuppression, chronische Nie- reninsuffizienz CKD ≥4 Abklärung: T estung auch bei (Sub-)Ileus nach Diarrhoe (toxisches Megakolon) Gastroenteritis = (Brech-)Durchfall • Stuhl-Panel (Multiplex-PCR auf Bakterien, Viren und Protozoen3) • Norovirus Bei Immunsupprimierten mit chronischer Diarrhoe (dann evtl. Insbesondere bei Erbrechen, positiver Umgebungsanamnese auch zusätzliche Spezialfärbung für Mikrosporidien, Kryptosporidien und Cyclospora) 4 Keine gezielte Suche nach enteropathogenen E. coli durch Multiplex-PCR, da in den allermeisten Fällen symptomatische Therapie ausreichend Im Falle einer positiven PCR werden falls möglich Kulturen mit Resistenztestungen durchgeführt (besonders relevant für Campylobacter spp.) • Parasiten (Mikroskopie)5 Nur bei chronischem Durchfall (>10 d) und gemäss Reiseanamnese Allenfalls im Rahmen einer Eosinophilie-Abklärung Abklärung/Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Bakteriologie: 1 Stuhlprobe 1 Nativ-Röhrchen Bakteriologische PCR¹ Abklärung auf Yersinia spp. v.a. bei spezifischer Klinik7 Clostridium difficile: 1 Stuhlprobe 1 Nativ-Röhrchen a) A ntigentest (Glutamat- Nur Toxinbildner (B, binäres Toxin) sind dehydrogenase, GDH) pathogen b) f alls positiv: Toxin-PCR Bei anhaltendem Verdacht und negativem 1. (Toxin B, binäres Toxin) Test Wiederholung frühestens nach 1 Woche Keine Verlaufstestung nach klinischer Heilung, da Kolonisation häufig Norovirus: 1 Stuhlprobe oder Erbrochenes 1 Nativ-Röhrchen Norovirus-PCR Parasiten 5: 2–3 Stuhlproben an verschiede- 1 SAF-Röhrchen Mikroskopie Bei Immunsuppression evtl. Suche nach nen Tagen Mikrosporidien, Kryptosporidien und Cy- clospora4 u/o Multiplex-PCR3 aus Nativstuhl G. lamblia/ Entamoeba histolytica 1 Stuhlprobe Hälftig in 1 SAF- UND Mikroskopie, G. lamblia-, E. 1 Nativ-Röhrchen histolytica-Ag Serum, bei Vd.a. invasive Serum-Röhrchen E. histolytica-Ak Entamoebiasis (Leberabszess) Helicobacter pylori: 1 Magenbiopsie 1 Formalin-Röhrchen, Histologie, Urease-Schnelltest bei Biopsie- evtl. 1 Nativ-Röhrchen Kultur für Resistenztestung8 Entnahme durch Gastroenterologie Falls Endoskopie nicht möglich: 1 Stuhlprobe 1 Nativ-Röhrchen H. pylori-Ag H. pylori-Ag im Stuhl für Eradikationskon- oder trolle geeignet. PPI-Stopp 2 Wochen und Antibiotika-Stopp 4 Wochen vor Testung erhöhen die Testsensitivität 1 Serum8 Serum-Röhrchen H. pylori-Ak 9 Multiplex-PCR 3: 1 Stuhlprobe 1 Nativ-Röhrchen Nachweis gängiger Bakterien, Sinnvoll, falls mehrere Erreger gesucht Viren und Parasiten werden, v.a. bei Immunsupprimierten 26 | 27
Intraabdominelle Flüssigkeiten Grundsatz: • Immer Flüssigkeit einschicken, KEINE Abstriche (geringere Sensitivität, keine Gramfärbung möglich) Abklärung/Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Aszites 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl/Differenzierung Evtl. auch Lipase, Bilirubin, Kreatinin bei Vd. a. Pankreatitis, Perforation Gallen- resp. Harnwege 1 BK mit je 10ml Ascites Kultur Asservierung unmittelbar nach Drainage- in aerober/anaerober einlage Flasche) Polymikrobielle Infektion spricht für Darmperforation Evtl. eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter antibiotischer Vorbehandlung Galle 1 Nativ-Röhrchen Gramfärbung, Evtl. eubakterielle PCR bei negativer Kultur Kultur auf Bakterien unter antibiotischer Vorbehandlung Punktat Serom, Biliom, 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl/Differenzierung Evtl. auch Lipase, Bilirubin, Kreatinin bei Hämatom Vd. a. Pankreatitis, Perforation Gallen- resp. Harnwege 1 Nativ-Röhrchen Gramfärbung, Kultur auf Asservierung unmittelbar nach Bakterien Drainageeinlage Evtl. eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter antibiotischer Vorbehandlung Punktat Abszess 1 Nativ-Röhrchen Gramfärbung, Kultur auf Asservierung unmittelbar nach Drainage- Bakterien einlage Evtl. eubakterielle PCR bei negativer Kultur unter antibiotischer Vorbehandlung Bei Vd.a. intraabdominale Tbc zusätzliches Nativröhrchen für Direktpräparat, Tbc-PCR und Kultur auf Mykobakterien (vgl. Kapitel 2.15 «Tuberkulose») Bei unklarem/atypischem Bei Vd. a Aktinomykose (z.B. Infekt bei Abszess: intrauterinem device): Information Labor für 1 Formalin-Röhrchen Zytologie/Histologie verlängerte Bebrütung Peritoneal-Dialyse (CAPD) assoziierte Peritonitis Grundsätze: • Patienten sollen den trüben Dialysat-Beutel für Diagnostik mitbringen • Probenentnahme immer in Rücksprache mit Nephrologie-Pflege Dialysat 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl/Differenzierung, falls Polymikrobieller Infekt spricht für (aus mitgebrachtem Dialysat-Sack Zellzahl ≥1000 /ml Darmperforation und aus frischem Auslauf) 1 Nativ-Röhrchen Grampräparat, Kultur 1 BK mit je 10ml Dialysat Kultur in aerober/anaerober Flasche) Entfernte Spitze Tenckhoff- 1 Steriles Röhrchen Kultur Austrittsstelle desinfizieren, Katheter entfer- Katheter nen, distale 5cm aseptisch abschneiden ¹ Bakteriologische Multiplex-PCR umfasst: Campylobacter spp., Salmo- 5 Mikroskopisch nachweisbare Erreger: Giardia lamblia, Entamoeba his- nella spp., Shigella spp./ Enteroinvasive E. coli (EIEC), Yersinia enteroco- tolytica, Balantidium coli, Dicrocoelium spp., Blastocystis hominis, Cryp- litica, Aeromonas spp., Vibrio spp., Clostridium difficile Toxin B. tosporidium ssp. (CAVE: Spezialfärbung4), Cyclospora cayetanensis und Virologische Multiplex-PCR im Stuhl ab Herbst 2020 in Evaluation Cystoisospora belli (CAVE: Spezialfärbung4), Microsporidia spp. (CAVE: ² Dysenterie-Score (0-3 Punkte): Fieber, abdominale Krämpfe, blutige Spezialfärbung4), Diphyllobothrium latum (Fischbandwurm), Strongyloides Diarrhoe stercoralis, Schistosoma ssp., Ascaris lumbricoides, Trichuris trichuria, Hy- menolepsis nana (Zwergfadenwurm), Fasciola hepatica (Leberegel), Taenia 3 Multiplex-PCR auf Bakterien, Viren und Protozoen umfasst: Campylo- solium (Schweinebandwurm), Taenia saginata (Rinderbandwurm) u.a. bacter spp., Clostridium difficile, Salmonella spp., Enteroaggregative E. coli (EAEC), Enteropathogene E. coli (EPEC), Enterotoxinbildende 6 Bei Vd. a. Typhus zusätzlich 2 BK E. coli (ETEC), Shiga-like toxinbildende E. coli (STEC), E. coli O157 7 Abklärung auf Yersinia spp. bei Nachweis einer mesenterialen Lympha- (EHEC), Shigella/Enteroinvasive E. coli (EIEC), Yersinia enterocolitica, denopathie, einer Pseudoappendizitis oder bei Symptombeginn nach Plesiomonas shigelloides, Vibrio spp., Vibrio cholerae, Norovirus GI/II, Eisengabe Adenovirus F40/41, Astrovirus, Rotavirus A, Sapovirus, Giardia lamblia, 8 Bei Therapieversagen/ Rezidiv. Tel. Information an Labor bei Versand Cryptosporidium, Entamoeba histolytica, Cyclospora cayetanensis 9 Serologie nur für Erstdiagnose bzw. Infektionsausschluss bei jungen 4 Mittels Spezialfärbung im Nativ- oder SAF-Stuhl (tel. Information ans Patienten geeignet (Seronarbe nach Eradikation auch ohne Reinfektion). Labor). Spezialfärbung immer bei Vd.a. Mikrosporidien, da nicht in der Hoher negativer Prädiktivwert Mutiplex-PCR enthalten 28 | 29
2.10 Harnwegsinfektionen Grundsätze: • Urinstatus (UST) nur bei Vd. a. symptomatischen HWI (= Behandlungsindikation) • Wiederholung bei verschmutztem, Nitrit-negativem Urin1 • Ambulante Erstbehandlung eines unkomplizierten HWI (banale Zystitis): Empirische Therapie OHNE vorgängige Kultur Urinkultur nur bei pathologischem UST1, ausser primär Urinkultur bei • Bei Ileum Conduit, Neoblase und perkutaner Ausleitung nach Zystektomie • Vor OP mit relevanter Gewebetraumatisierung • Bei Fieber in Aplasie • Bei Männern mit HWI immer Suche nach Prostatitis mittels digital-rektaler Untersuchung (Schmerz = Prostatitis) u/o PSA, CAVE: Bei Vd. a. akute Prostatitis Prostatapalpation, KEINE Prostatamassage KEINE digital-rektale Untersuchung in Aplasie² Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Mittelstrahlurin Urin-Borsäure 3 bzw. Kultur (Einmal-) Katheterisierung bei Inkonti- Urikult 4 nenz oder septischem Patienten, der nicht unmittelbar urinieren kann Urin aus transurethralem Dauer- Urin-Borsäure 3 bzw. Kultur Falls sofortiger DK-Wechsel indiziert katheter: Urikult 4 (Okklusion): Urinkultur aus neuem DK (Urinbeutel entleeren, Katheter- schlauch max. 10 min unterhalb Ventil abklemmen, Urinentnahme- stelle desinfizieren, Urin abnehmen, Klemme entfernen) Urin aus perkutaner Drainage Urin-Borsäure 3 bzw. Kultur Falls sofortiger Drainage-Wechsel (Zystofix, Nephrostoma): Urikult 4 indiziert (Okklusion): Urinkultur aus neuer (Beutel wechseln, nach 30 min Urin Drainage aus Beutel asservieren) Prostatitis Grundsatz: • Immer Prostatapalpation (Schmerz = Prostatitis), CAVE: KEINE Prostatamassage bei akuter Prostatitis² Akute Prostatitis Erststrahlurin5 ohne Prostatamas- 2× Urin-Borsäure 3 Kultur Bei Vd. a. STD zusätzlich Chlamydien-/ sage² Gonokokken-PCR aus Erststrahlurin5 oder DANN Harnröhrenabstrich 7 Mittelstrahlurin Chronische Prostatitis Mittelstrahlurin, 2× Urin-Borsäure 3 Kultur DANN Erststrahlurin5 nach Prostatamas- sage 6 Epididymitis Erststrahlurin5 Urin-Borsäure 3 Kultur und Chlamydien-/ Gonokokken-PCR oder Mittelstrahlurin Urin-Borsäure 3 Kultur und Harnröhrenabstrich7 eSwab 8 Chlamydien-/Gonokokken- PCR ¹ Infekt = Leukozyturie PLUS Bakteriurie u/o Nitrit-Positivität in nicht 5 Vorgängig sorgfältiges Abwischen der Glans penis mit feuchtem Tuch kontaminiertem Urin (Plattenepithelien < 5 /μl bei Männern, < 40 /μl bei 6 Prostatamassage über ca. 1 min Frauen) 7 Bürstenabstrich (eSwab ®) 1–2 cm in die Harnröhre einführen ² Gefahr einer provozierten Bakteriämie/Sepsis 8 eSwab® oder ähnlicher Bürstenabstrich in Flüssigmedium gemäss ³ für stationäre Patienten und ambulante Patienten mit Nierentransplanta- lokalen Laborempfehlungen tion, Fremdmaterial in oberen Harnwegen (NICHT DK) u/o Neoblase 4 oder vergleichbare Eintauch-Nährböden, z.B. Urotube: für ambulante Patienten sofern nicht Nieren-transplantiert und ohne Fremdmaterial in oberen Harnwegen (NICHT DK) u/o Neoblase 30 | 31
2.11 Gynäkologische Infektionen/Schwangerschaft • Vgl. auch Kapitel 2.12 «STD» Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Mastitis Muttermilch 1 Nativ-Röhrchen Kultur Für Brustimplantat-assoziierte Infektio- Falls nicht möglich: nen vgl. Kapitel 2.14 «Haut- und Weichteil- Abstrich Mamillen-Sekret eSwab¹ Kultur infekte» Amnionitis, PROM², postpartale Endometritis 1–2 Biopsien Endometrium/Pla- 1–2 Nativ-Röhrchen Kultur Möglichst Sekret/ Pus abstreichen zenta Falls nicht möglich: Evtl. PCR auf C. trachomatis und N. Abstrich Cervix/Vagina (mit Frucht- eSwab¹ Kultur gonorrhoeae oder Multiplex-PCR auf STD³ wasser)/Endometrium/Plazenta PID 4, Salpingitis, Tuboovarialabszess Abstrich Cervix/Vagina eSwab¹ Kultur und PCR auf Möglichst Sekret/Pus abstreichen C. trachomatis und UND – falls möglich – N. gonorrhoeae oder Vgl. Kapitel 2.12 «STD» Multiplex-PCR auf STDs³ Punktat Abszess 1 Nativ-Röhrchen Kultur Operatives Vorgehen: Zusätzlich 2 Biopsien 2 Nativ-Röhrchen Kultur Bei Neoplasie-Verdacht 1 Biopsie hälftig in Histologie Formalin-Röhrchen für Histologie Bei septischer Ovarialthrombose: 2 BK 2 BK Kultur Schwangerschaft Serum Serum-Röhrchen Masern-, Röteln-, VZV-, Vgl. Kapitel 2.2 «Serologische Diagnostik» (bei Schwangerschaftsbeginn) Lues-Ak; HIV-, HBV- und und 2.12 «STD» HCV-Screening Abstrich Perineum/Vagina eSwab¹ Kultur auf Streptokokken der Falls notfallmässige Bestimmung notwen- (ab 24. SSW) Gruppe B dig, PCR auf Streptokokken der Gruppe B möglich ¹ eSwab® oder ähnlicher Bürstenabstrich in Flüssigmedium gemäss ³ Multiplex-PCR für STD umfasst: C. trachomatis, N. gonorrhoeae, lokalen Laborempfehlungen Mycoplasmen, Ureaplasmen, Trichomonaden; vgl. S. 35 ² PROM: Vorzeitiger Blasensprung (premature rupture of membranes) 4 PID: pelvic inflammatory disease 32 | 33
2.12 Sexuell übertragbare Infektionen (sexually transmitted diseases, STD) • Bei jeder STD-Diagnose obligat Serologien für: HIV, Lues HBV (falls nicht geimpft) HCV nur bei Geschlechtsverkehr mit mutmasslichem Blutkontakt, z.B. Analverkehr, nach Sexualdelikt • Syphilis Stadium 1 und 2 sind klinische Diagnosen, da Serologie evtl. noch negativ • Wiederholung HIV-Serologie nach 6 Wochen, Lues–Serologie nach 12 Wochen, evtl. HCV-Seriologie nach 6 Monaten • Immer Partnerabklärung und –behandlung Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Genitalulkus Ulkusabstrich eSwab¹ PCR auf HSV 1/2 und C. trachomatis, evtl. Lues (vgl. unten) Serum Serum-Röhrchen Lues-Serologie (TPPA & VDRL) Urethritis, Kolpitis, Zervizitis, Proktitis, Tonsillitis Abstrich Urethra, Vagina/Zervix, eSwab¹ PCR auf C. trachomatis Abstriche poolen Anus, Rachen u./o. N. gonorrhoeae² oder Multiplex-PCR für STD³ Bei Kolpitis/ Zervizitis mit Ausfluss/ Belägen: zusätz- lich Kultur auf Pilze (Candida) und Gardnerella vaginalis Lues Diagnose: Serum (in jedem Stadium) Serum-Röhrchen TPPA & VDRL Wiederholung 12 Wochen nach Risikositua- tion/verdächtigem Lokalbefund, falls initial Abstrich Ulkus, bei Proktitis eSwab¹ PCR auf Treponema negativ Anus (nur im Stadium I, wenn pallidum Serologie noch negativ) Verlaufskontrolle: Serum 6 und 12 Monate nach Serum-Röhrchen VDRL Therapie Herpes genitalis Abstrich aus Ulkus, Bläschen eSwab¹ PCR auf HSV 1/2 Keine Herpes-Serologie für Suche nach aktiver Infektion HIV Serum Serum-Röhrchen HIV-Serologie: Falls reaktiv immer Bestätigungstest aus 4. Generations-Test: 2. Blutentnahme (HIV-RNA, Western-Blot), anti-HIV-Ak & p24-Ag CD4/CD8-Zellen und infektiologisches Konsilium (gleichentags bei Vd. a. Primo- infektion). Bei initial negativem Befund Serologie 6 Wochen nach Risiko-Exposition wiederholen Hepatitis B Serum Serum-Röhrchen Hepatitis B-Screening: Bei Risikosituation und unklarer Hepatitis HBs-Ag, anti-HBc-IgG, anti- (Transaminasen > 200 U/l) evtl. auch Hepati- HBs-IgG tis A-Ak (IgM, IgG) Hepatitis C Serum Serum-Röhrchen Hepatitis C- Screening (IgG) Bei positiver Serologie: HCV-PCR und Genotyp Bei initial negativem Befund Serologie und ALAT 6 Monate nach Risiko-Exposition wiederholen, Inkubationszeit 14–180d ¹ eSwab® oder ähnlicher Bürstenabstrich in Flüssigmedium gemäss ³ Multiplex-PCR für STD umfasst: C. trachomatis, N. gonorrhoeae, lokalen Laborempfehlungen Mycoplasmen, Ureaplasmen, Trichomonaden ² Kultur und Resistenztestung von N. gonorrhoeae werden bei positiver PCR durch die Mikrobiologie direkt veranlasst (Resistenzen zunehmend häufig) 34 | 35
2.13 Infektionen des Bewegungsapparats • Bei Vd. a. Gelenksinfektionen ist die wichtigste Untersuchung die Bestimmung der Zellzahl im Gelenkspunktat mit Differenzierung • Bei Operationen immer Abnahme von 3 Synovial- bzw. Knochenbiopsien zur Unterscheidung Kontamination vs. Infektion sowie zur Verbesserung der Sensitivität • Gelenkspunktate in einer pädiatrischen BK-Flasche haben eine bessere Sensitivität als eine Kultur aus Nativ-Röhrchen, Grampräparat jedoch damit nicht verfügbar • Explantierte Prothesen u/o Osteosynthese-Material immer zur Sonikation einsenden (bessere Sensitivität als Kultur aus Biopsie) • Keine Wund- oder Fistelabstriche wegen geringer diagnostischer Aussagekraft (insbesondere auch keine Unterscheidung Kolonisation vs. Infektion möglich) Asservat Transportmedium Untersuchung Kommentar Native Gelenksinfektionen • Abnahme von BK gemäss Kapitel 2.3 «Blutkulturen» Perkutan: Gelenkspunktat 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl, Differenzierung, EDTA-Röhrchen sofort hin und her Kristalle1 kippen und ins Labor bringen, um Gerinnung zu vermeiden 1 pädiatrische BK-Flasche Kultur Keine Gramfärbung möglich u/o 1 Nativ-Röhrchen Gramfärbung und Kultur; Eubakterielle PCR bei negativer Kultur evtl. PCR (Borrelien, eu- unter antibiotischer Vorbehandlung bakteriell) Offen chirurgisch: 1 Gelenkspunktat, falls präoperativ 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl, Differenzierung, EDTA-Röhrchen sofort hin und her kippen nicht asserviert Kristalle1 und ins Labor bringen, um Gerinnung zu PLUS vermeiden 3 Synovialbiopsien bzw. Kno- 3 Nativ-Röhrchen Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur chenbiopsien, falls Hinweise auf 1 Formalin-Röhrchen Histologie unter antibiotischer Vorbehandlung Osteomyelitis Mindestens 1 Knochen- biopsie hälftig in Nativ- bzw. Formalin-Röhrchen Bei Verdacht auf mykobakterielle 3 Nativ-Röhrchen Pilzkultur bzw. (Tbc) bzw. Pilzinfektion: Direktpräparat, PCR und Kultur auf Mykobakterien 1 Formalin-Röhrchen Histologie Prothesen-/Osteosynthesen-assoziierte Infektionen Perkutan: Gelenkspunktat 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl, Differenzierung, EDTA-Röhrchen sofort hin und her kippen Kristalle1 und ins Labor bringen, um Gerinnung zu vermeiden 1 pädiatrische BK- Kultur Keine Gramfärbung möglich Flasche u/o Eubakterielle PCR bei negativer Kultur 1 Nativ-Röhrchen Gramfärbung und Kultur; unter antibiotischer Vorbehandlung evtl. eubakterielle PCR Offen chirurgisch: Gelenkspunktat, falls präoperativ 1 EDTA-Röhrchen Zellzahl, Differenzierung, EDTA-Röhrchen sofort hin und her kippen nicht asserviert Kristalle¹ und ins Labor bringen, um Gerinnung zu PLUS vermeiden Sonikation der Prothese bzw. von Alle Implantate eines Si- Kultur Eubakterielle PCR bei negativer Kultur ≥1 Osteosyntheseschraube, tus zusammen in kleinst- unter antibiotischer Vorbehandlung sofern möglich mögliche Transport-Box (1 Box/Situs) PLUS 3 Knochenbiopsien, idealerweise 3 Nativ-Röhrchen Kultur aus der interface zone² 1 Formalin-Röhrchen Histologie Mindestens 1 Knochen- biopsie hälftig in Nativ- bzw. Formalin-Röhrchen Osteomyelitis/Osteitis Offen chirurgisch: 3 Knochenbiopsien aus dem 3 Nativ-Röhrchen Kultur infizierten Gebiet («distale Kno- 1 Formalin-Röhrchen Histologie chenbiopsie») Mindestens 1 Knochen- biopsie hälftig in Nativ- bzw. Formalin-Röhrchen PLUS bei makroskopisch Resektion im 1– 3 Nativ-Röhrchen Kultur Gesunden 1–3 Knochenbiopsie(n) 1 Formalin-Röhrchen Histologie des proximalen Reseketionsrandes Mindestens 1 Knochen- biopsie hälftig in 1 Nativ- bzw. 1 Formalin-Röhrchen ¹ Für Kristallmikroskopie wenn möglich zusätzliches Nativröhrchen abneh- ² interface zone = direkt dem Implantat anliegender Knochen 36 | 37 men, vor allem wenn Bestimmung nicht sofort durchgeführt werden kann
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