RIKSCHA Mit der Keiner hat daran geglaubt, jetzt findet es jeder gut. Ein Projekt verändert Schieder-Schwalenberg - Kirchenmagazine.de
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Das katholische Magazin im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont Pastoraler Raum Südlippe-Pyrmont Ausgabe 2/2020 Mit der RIKSCHA unterwegs Keiner hat daran geglaubt, jetzt findet es jeder gut. Ein Projekt verändert Schieder-Schwalenberg.
Alle Jahre wieder Essener Adventskalender 2020 Für die Advents- und Weihnachtszeit mit Kindern Der Essener Adventskalender richtet sich an Kinder zwischen 4 und 12 Jahren. Doch auch Eltern und LehrerInnen, Großeltern und ErzieherInnen werden hier zahlreiche Anregungen für die Zeit vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag finden. In dieser Ausgabe Weihnachten in aller Welt – wie Menschen hier und anderswo feiern Mit kleinen Sachen große Freude machen – Schenken muss nicht teuer sein „Woher kommt das?“ – Weihnachtsbräuche, kurz erklärt Geschichten, Lieder, Rätsel ral Dezernat Pasto Back- und Bastelideen und vieles mehr Bistum Essen, Herausgeber: Gerade in der Adventszeit spüren wir, wie wichtig Und noch mehr! Traditionen sind – in der Familie, aber auch rund um Ab Oktober gibt es im Internet weiteres Material den Globus! Traditionen, Bräuche und Rituale sind so zum Kalender: Ausmal- und Bastelvorlagen, Rezepte etwas wie gesammelte Vorfreude auf das Fest. Und und Texte. Für zu Hause, aber auch als Idee für den sie zeigen uns, dass wir mit den Christen auf der Unterricht! ganzen Welt verbunden sind, die alle gemeinsam die Geburt Jesu feiern – alle Jahre wieder. Und deshalb ist das auch das Thema des Essener Adventskalenders in 2020. Bestelladressen: Der Kalender kostet pro Stück 3,45 €, Lieferung ab 15 Ex. portofrei (Versand bis 6 Ex. 3,00 € - Versand ab 7 Ex. 4,50€) (lt. Postgebühren April 2020) | Liboristr. 1 | 33098 Paderborn | 05251 153-142 | paderborn@bonifatius.de | | Propsteihof 6 | 44137 Dortmund | 0231 148046 | dortmund@bonifatius.de | www.essener-adventskalender.de
INHALT Titelbild: Wilhelm und Annabelle Berns auf der Doppelsitzer-Rikscha „Fun2Go“ Foto: Flüter VORWORT Pfarrer Stefan Schiller ... 04 „ICH BIN PRAGMATIKER“: Matthias Janda ist seit dem 1. Juli der erste Verwaltungsleiter für den Pastoralen Raum. ... 10 KONTAKTE UND PFARRBÜROS: Informationen des Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont ... 12 IMPULS: Menschenskinder – Ein geistlicher Impuls von Pfarrer Stefan Schiller ... 13 DIE FAMILIE ALS ORT DES GLAUBENS: Die Neuorganisation der Erstkommunion ... 16 KINDERSEITE: Werdet zum Entdecker und macht euch auf die Suche nach Karlchens Schatz! ... 20 AUSZEIT FÜR GOTT: Andreja Jarc geht für zehn Monate an die „FlameAcademy“ des Gebetshauses Augsburg. ... 22 AKTUELL: Gottesdienste und Informationen zur Sternsingeraktion 2021 ... 29 RÄTSELSEITE: Ein Rätsel über diese Ausgabe von ZOOM – Es warten tolle Gewinne! ... 30 „Es läuft“ Seit Juli bietet sich in Schieder-Schwalenberg ein noch ungewohntes Bild: Dreirädrige Rikschas kurven durch die Orte und die hügelige Landschaft. Auf den Rikschas fahren vor allem Menschen, die sonst nicht mehr in die Natur kommen würden. ... 5 Was lebendig hält Wechsel nach 41 Jahren: Seit 1979 hat Edeltraut Drewes den Kindergarten St. Georg in Bad Pyrmont geleitet. Im September wechselte sie in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin Vanessa Tuchlitz war selbst Kindergartenkind in St. Georg. ... 14 Angekommen Am ersten Tag, nachdem Kenneth Erhabor in Lügde angekommen war, hörte er Glockenläuten. Er folgte dem Klang und gelangte zur Kirche St. Marien. Als er sie betrat, kam ihm alles bekannt vor. Es fühlte sich an, als sei er zu Hause angekommen. ... 18 Schritt für Schritt Menschen aus Südosteuropa fallen in der Zuwanderungspolitik durch alle Raster. Ein Projekt der Caritas in Horn-Bad Meinberg setzt bei der Bildung an, um über die Kinder die Familien zu erreichen. ... 24 Herausgeber: Pfarrer Stefan Schiller (V.i.S.d.P.) Fotos* und Gestaltung: Druck und Verlag: Bonifatius GmbH IM PRESSUM Pastoraler Raum Südlippe-Pyrmont Pressebüro Karl-Martin Flüter Geschäftsführer: Rolf Pitsch, Tobias Siepelmeyer Mittlere Str. 22, 32676 Lügde Tel.: 05251 8791900 Tel.: 05281 96 88 28 Mail: info@pressebuero-flueter.de Ein Kooperationsprojekt des Pastoralen Raums schiller@katholisch-in-suedlippe-pyrmont.de Südlippe-Pyrmont und „Der Dom“, Kirchen- Anzeigen: Astrid Rohde (verantwortlich) zeitung des Erzbistums Paderborn Redaktion: Karl-Martin Flüter Tel.: 05251 153-222 Tel.: 05251 8791900 Mail: anzeigen@bonifatius.de Mail: info@pressebuero-flueter.de Anzeigenverkauf: Monika Gräbner-Thieme Tel.: 05251 153-224 Mail: monika.graebner-thieme@bonifatius.de *wenn nicht anders gekennzeichnet 3
Liebe Leserinnen und Leser! Als wir mit der ersten Ausgabe dieses Magazins an die Dank an alle, die Bereitschaft zur Hilfe signalisiert und Öffentlichkeit getreten sind, entspannte sich die Lage mitgedacht haben. Die Suche nach der Gestalt, der rund um die Corona-Pandemie langsam ein wenig. Erfahrbarkeit von Gott, Glaube, Gemeinschaft unter Nach der Zeit des „Lockdowns“ kehrte das öffentli- sich verändernden Bedingungen hat gerade erst che Leben zurück – unter Einschränkungen zwar, aber angefangen! immerhin. Nun scheint sich die Lage wieder zu verschärfen. Lag Inzwischen haben wir viele Erfahrungen gesammelt. in der ersten Phase der ansteigenden Kurven Ostern, Selbstverständlichkeiten wurden aufgebrochen, neue so steht nun Weihnachten vor der Tür. Herangehensweisen mussten überlegt werden. Ein Was damals in der Heiligen Nacht begonnen hat, setzt Pfarrer Stefan Schiller ist Leiter des Pas- wenig davon spiegelt sich zum Beispiel im Bericht auch heute noch Menschen in Bewegung – egal ob toralen Raums Südlippe-Pyrmont über die neuen Wege bei der Erstkommunionvorbe- auf einer Rikscha, bei der Arbeit mit Kindern oder in Foto: Flüter reitung wider. Zu dieser Zeit zählen aber auch manch der Erfahrung, in der Gemeinschaft von Christinnen bittere Erfahrungen. und Christen Annahme zu finden. Davon erzählt die- Da waren Menschen, die nicht besucht werden konn- ses Heft. ten, etwa in den Altenheimen und Krankenhäusern. Es Ich hoffe, Sie haben auch diesmal wieder Freude gab viele Abschiede, die nicht im gewohnten Rahmen beim Lesen und Rätseln und bedanke mich für viele stattfinden konnten und bei denen viele draußen blei- positive Rückmeldungen auf den ersten Versuch von ben mussten. Auch an uns als Kirche, als Gemeinden, „Zoom auf Südlippe-Pyrmont“. wird rückblickend die Frage gestellt: „Wo wart ihr …?“ Ihre Anregungen, Lob und Kritik sind weiterhin will- Ich weiß sehr wohl, dass manche Erwartung nicht kommen! Pastoraler Raum Südlippe-Pyrmont erfüllt wurde. Aber seien Sie gewiss – niemand hat die Hände in den Schoß gelegt. Ihr Stefan Schiller, Pfarrer 4
Das geht ab: Wilhelm und Annabelle Berns (Mitte) sind begeisterte Rikschafahrer. Das Dreirad für ihre Radel-Exkursionen wird ihnen von der Aktion Miteinander in Schieder-Schwalenberg gestellt. Karola Durgeloh (rechts) von der Caritaskonferenz in Schieder-Schwalenberg und Bernd Munko von der Aktion Miteinander haben dafür gesorgt, dass die Rikschas ins Lipperland kamen. Wie das gelang, lesen Sie auf den folgenden Seiten. 5
„Es läuft“ Seit Juli bietet sich Verkehrsteilnehmern in Schieder-Schwalen- berg ein noch ungewohntes Bild: Dreirädrige Rikschas kurven durch die Orte und die hügelige Landschaft. Die Rikschapiloten befördern vor allem Menschen, die sonst nicht mehr aus dem Haus und in die Natur kommen würden. Schon nach wenigen Wochen sind alle davon überzeugt, wie sinnvoll die Dreiräder sind. Dabei hat am Anfang kaum jemand an das Rikscha- Projekt geglaubt. Über einen unerwarteten Erfolg von Karl-Martin Flüter 6
„Am Anfang haben alle gelacht“, sagt Bernd Mun- Die beiden sind gerade mit der Doppelsitzer-Rikscha Auch mit dem Rollstuhl sind Rik- schafahrten möglich. Heimleiter ko. Selbst viele Freunde reagierten ungläubig, als er „Fun2Go“ gestartet. In Lothe geht es steil auf und Alexander Kandlen mit einem ihnen von seinem Plan erzählte, Rikschas für den ab, aber die Rikscha fährt zügig los. Der Elektromo- Fahrgast Einsatz in Schieder-Schwalenberg anzuschaffen. Die tor macht´s möglich und die Beinarbeit von Wilhelm Foto: Flüter Idee schien ein wenig befremdlich zu sein. Rikschas Berns, der so sehr in die Pedale tritt, dass es seiner in Schieder-Schwalenberg, wie sollte das gehen? Frau am Lenker neben ihm fast zu schnell wird. Sich von anderen Leuten spazieren fahren zu lassen, das gehört doch nach China, nicht nach Lippe. Und Wenn eine der Rikschas unterwegs ist, dann die steilen Hügel in Schieder-Schwalenberg. verbreitet sie gute Laune Wie sollte eine schwerbeladene Rikscha die Berge Drei Rikschas hat die Aktion Miteinander angeschafft, hochkommen? eine Initiative, die sich dem Gemeinwohl in Schie- Ein gutes Jahr später stehen Bernd Munko und der-Schwalenberg verschrieben hat. Neben dem Karola Durgeloh im Ortsteil Lothe am Straßenrand doppelsitzigen „Fun2Go“, mit der Annabelle und und schauen Annabelle und Wilhelm Berns nach. Wilhelm Berns unterwegs sind, gehört das Modell 7
„Chat“ mit zwei Passagiersitzen vorne zum Fuhrpark. Die Gefährte aus Kopenhagen erwiesen sich als Bei der Rikscha „VeloPlus“ kann vorne ein Rollstuhl zu wuchtig. Den Zuschlag erhielten die Niederländer. befestigt werden. Seit August sind die drei Gefährte Van Raam ist ein mittelständisches Unternehmen an in Schieder-Schwalenberg unterwegs. Ihre Fahrgäste der deutsch-niederländischen Grenze mit viel Erfah- sind vorzugsweise ältere und kranke Menschen – rung im Bau von Therapie- und Spezialrädern. Die alle die, die sonst weite Strecken nur noch im Auto drei Rikschas sind auf dem aktuellen Stand der Fahr- zurücklegen können. radtechnik. Alle haben einen Elektroantrieb, können Die Berns starten zweimal in der Woche zu einer aber unterschiedlich eingesetzt werden. Mittagstisch in Rundfahrt mit der Rikscha. Das ist nicht selbstver- Schieder-Schwalenberg ständlich, denn Wilhelm Berns ist nach einer Krebs- Die Rikscha ist eine erkrankung und zwei Schlaganfällen blind und in Sensation im Seniorenheim seiner Beweglichkeit stark eingeschränkt. Annabelle Die Rollstuhl-Rikscha „VeloPlus“ hat vorne eine Lade- Nach einer Corona- Berns hat einen Rollstuhl mit Elektroantrieb ange- fläche, auf die ein Rollstuhl gerollt und sicher befes- bedingten Verzögerung hat schafft, aber in dem sitzt ihr Mann nur passiv. Auf tigt werden kann. Alexander Kandlen hat mittlerwei- im Oktober der Mittagstisch dem Fahrrad tritt er in die Pedale. Die Bewegung tut le Routine darin, den Rollstuhl mit drei Gurten festzu- ihm gut. „Danach ist er total entspannt“, sagt Anna- zurren. Kandlen ist Leiter des Seniorenheims „Haus im neuen katholischen belle Berns. Tabor“ in Schieder-Schwalenberg. Sein Haus ist fester Gemeindezentrum „Auf der Die Aktion Miteinander verzeichnet wenige Standort einer der drei Rikschas. Im Moment steht Mühlenbreite“ in Schieder- Monate nach der ersten Rikschafahrt eine stark das „VeloPlus“ wie ein Ausstellungsstück unüberseh- zunehmende Nachfrage. Das liegt auch an der bar direkt hinter der Glasscheibe im Eingangsbereich, Schwalenberg begonnen. Außenwirkung. Wenn eines der Gefährte auf der jeder der das Haus betritt oder es verlässt, kann es Jeden zweiten Mittwoch Straße unterwegs ist, verbreitet es gute Laune. „Die bewundern. sind alle, die gerne in netter Menschen auf der Rikscha haben Spaß, aber auch Das Dreirad ist so etwas wie eine kleine Sensation die Autofahrer und Passanten, die die Rikscha vor- im Haus. Die Liste der Bewohner, die mit der Rik- Gemeinschaft essen beifahren sehen, lachen und freuen sich“, hat Bernd scha fahren wollen, ist lang. Täglich rollen Mitarbei- möchten, um 12.00 Uhr zu Munko beobachtet. Es spricht sich herum, dass im ter mit Bewohnern los, meist in Richtung Kurpark Ort ganz neue Verkehrsteilnehmer unterwegs sind. oder Schiedersee, der mit der E-Rikscha problemlos dem Essen eingeladen – Vor allem diejenigen, die selbst auf einer Rikscha umrundet werden kann. natürlich unter Beachtung gesessen haben, sind restlos überzeugt. „Mit dem VeloPlus fahren wir Bewohner spa- der Corona-Regeln. Daher Es scheint, als hätte sich die zuerst verlachte Idee zieren, die etwa nach einem Schlaganfall auf den von den Fahrrad-Rikschas rasend schnell durchge- Rollstuhl angewiesen sind und sonst keine weite- ist auch eine vorherige setzt. „Es läuft“, sagt Bernd Munko und blickt der ren Strecken zurücklegen können“, sagt Alexander Anmeldung nötig. Rikscha mit Annabelle und Wilhelm Berns hinterher. Kandlen. Er gehört zu den Piloten. „Manchmal fah- Die Aktion läuft unter dem Die Mitglieder der Aktion Miteinander können re ich in der Mittagspause schnell eine Runde mit zufrieden sein. Ein Jahr harte Arbeit liegt hinter ihnen. einem Bewohner“, sagt er. „Die frische Luft und die Dach der Caritas. Freiwillige Erst wollte ihnen keiner glauben, dann fehlte das Bewegung tun ja auch mir gut.“ Spenden nach dem Essen Geld, dann kam Corona. Auch die zweite Senioreneinrichtung in Schieder, das „Haus am Park“, ist Standort einer Rikscha. Bei- sind möglich. Rikschatests unter de Häuser wechseln regelmäßig den Fahrzeugtyp. Anmeldungen bei Bernd realistischen Bedingungen Beliebt sind die Dreiräder aber in beiden Einrichtun- Munko (05284-411 oder Es war schon schwierig genug, eine geeignete Rik- gen. scha zu finden. In Europa gibt es nur zwei Anbieter, Die Rikschas bereichern den Alltag im Haus, sagt berndmunko@gmx.de) oder die ein Dreirad bauen, das den Ansprüchen der Lip- Alexander Kandlen. Er hat damals sofort zugesagt, Claudia Theis (05282-6635 per genügt. Beide Firmen kommen aus ausgespro- als Bernd Munko ihm seine ungewöhnlichen Pläne oder cg.theis@t-online.de) chenen Fahrradländern, eine Firma aus Kopenhagen, vorstellte. Aber das Geld für die Anschaffung hat die die das sagenumwobene „Christiana-Bike“ baut, und Senioreneinrichtung nicht. „Manpower und eine die Firma Van Raam aus den Niederlanden. Radgarage stellen wir gerne. Das können wir.“ Mit viel Aufwand wurden die sperrigen Dreiräder Die Rikschas haben einen bis dahin schlafenden nach Schieder-Schwalenberg transportiert. Die Akti- Bedarf geweckt, so sieht Bernd Munko das. „Seit- on Miteinander hatte darauf bestanden, die Rikschas dem unsere Rikschas durch die Ortschaften fahren vor Ort, im Kurpark von Schieder, zu testen. „Wir und die Leute sich bei uns melden, weiß ich erst, wollten sehen, wie sich die Räder unter realistischen wie viele ältere Menschen alleine zu Hause woh- Bedingungen verhalten. Eine Runde in der Werkhalle nen“, sagt er. „In jedem dritten oder vierten Haus reicht da nicht“, sagt Bernd Munko. wohnt jemand, der allein ist.“ 8
Die Rikschas haben eine Reich- weite von bis zu 40 Kilometern Foto: Flüter Schon jetzt ist klar, dass drei Rikschas auf Dau- dann zwanzig, auch größere Spenden von Unter- er nicht ausreichen. Bernd Munko plant schon die nehmen. Im Grunde genommen haben drei große nächste Erweiterungsstufe: „Wir wollen, dass in Unterstützer das Projekt erst möglich gemacht. Die jedem der fünf Orte von Schieder-Schwalenberg Sparkassen-Stiftung, der Kreis Lippe und der Cari- eine Rikscha steht.“ Piloten gibt es genug. Schon tasverband für das Erzbistum Paderborn – über die jetzt gehören dem Team der Fahrer mehr als 30 Caritaskonferenz (CKD) in Schieder-Schwalenberg – Menschen aus Schieder an, die gerne bereit sind, haben den Kauf der Rikschas mit jeweils 10.000 Euro andere in ihrer Freizeit ein wenig durch die schöne mitfinanziert. Landschaft zu fahren. Damit war nicht nur genug Geld für die Anschaf- fung vorhanden, sondern auch für die Infrastruktur. Das Geld für die Rikschas aufzutreiben Die Räder müssen ja gewartet werden. Das über- war die größte Herausforderung nimmt eine Werkstatt in Blomberg. Auch das Equip- Dennoch wird es nicht einfach, diesen Plan umzu- ment wie Pumpen musste angeschafft werden. setzen. Das liegt vor allem am Geld. Rikschas sind Eventuell sind Hütten notwendig, um die Rikschas nicht billig. 10.000 Euro je Fahrzeug hat die Aktion abzustellen. Die Aktion Miteinander schloss die übli- Miteinander bezahlt. Die Gesamtsumme von 30.000 chen Versicherungen ab. Auch das ist nicht billig. Euro zusammenzutragen, war wohl die größte Her- Ohne weitere Spenden geht es auf jeden Fall ausforderung des gesamten Projekts. Ein anderer als nicht, vor allem, wenn schon im kommenden Jahr Bernd Munko hätte vielleicht aufgegeben, als die zwei neue Rikschas angeschafft werden sollen. hohen Kosten bekannt wurden. Bernd Munko fing Aber wenn Bernd Munko heute davon erzählt, an, Spendenbriefe zu schreiben. schaut niemand mehr zweifelnd. Es hat sich mittler- „300 bis 350 Briefe“ hat er losgeschickt, schätzt er. weile herumgesprochen, dass er das umsetzt, was Bald trafen die ersten Spenden ein, mal zehn Euro, er sich vornimmt. 9
„Ich bin Pragmatiker“ An weite Strecken ist er gewöhnt. Matthias Janda wohnt im niedersächsischen Rinteln und musste auch schon zu seinem früheren Arbeitsplatz einen weiten Weg zurückle- Der katholische gen. Fast ist diese Ausdauer am Steuer eine der Qualifikationen für seine neue berufli- Gemeindeverband che Aufgabe. Als Verwaltungsleiter im Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont ist er für ein Gebiet zuständig, das vom Kurort Bad Pyrmont bis zum Eggedorf Veldrom unweit von Angestellt ist Matthias Janda Altenbeken in der Egge reicht. Sechs katholische Gemeinden, zwischen denen bis zu beim Gemeindeverband 40 Kilometer liegen. Katholische Matthias Janda bleibt davon unbeeindruckt: „Ich ver- „Letztlich geht es vor allem darum, den pastoralen Kirchengemeinden Minden- suche, jede Gemeinde einmal in der Woche zu besu- Raum auf lange Sicht zukunftsfähig zu gestalten“, sagt Ravensberg-Lippe, der im chen“, sagt er. Einen Teil seiner Arbeitszeit sitzt er im Matthias Janda – keine leichte Aufgabe, denn auch Auftrag des Erzbistums Auto, das ist eben so. Wenigsten sind alle Städte und in Südlippe-Pyrmont werden die Gläubigen weniger, Gemeinden im Pastoralen Raum wie Lügde, Bad Pyr- betreuen weniger Priester die Menschen, drohen in Paderborn die katholischen mont, Blomberg, Schieder-Schwalenberg oder Horn- Zukunft schrumpfende Budgets. Kirchengemeinden Bad Meinberg von seinem Heimatort Rinteln gleich Matthias Janda möchte die Langzeitziele Schritt für unterstützt. Der weit entfernt. Schritt angehen. „Ich bin ein Pragmatiker“, sagt er von Matthias Janda ist seit dem 1. Juli der erste Verwal- sich selbst. Große Aufgaben in kleinere, lösbare Auf- Gemeindeverband ist für tungsleiter für den Pastoralen Raum. Bis er wirklich alle gaben aufzuteilen, hat der Diplom-Kaufmann in der die Verwaltung in einem und alles kennengelernt hat, wird noch einige Zeit ver- freien Wirtschaft gelernt, wo er zuletzt in einem mit- gehen. Dennoch steckt er bereits in den ersten Projek- telständischen Unternehmen der Baustoffindustrie in Raum zuständig, in dem ten, die ihn quer durch die Region führen. Eines dieser der Geschäftsführung gearbeitet hat. 270 000 Katholiken bei Projekte ist die neue elektronische Schließanlage für Geboren in Vlotho ist Matthias Janda in einer einer Gesamtbevölkerung alle Kirchen, Gemeindezentren, Pfarrbüros und Häuser katholischen Familie aufgewachsen. „Der Vater war im Pastoralen Raum. im Kirchenvorstand, die Mutter im Pfarrgemeinderat von etwa 1 580 000 Doch das ist nur eine der vielen Aufgaben, die der und Küsterin“, erzählt er. Er selbst wurde Messdiener, Einwohnern leben. neue Verwaltungsleiter in Angriff nehmen muss. Mat- Lektor und blieb danach der Kirche immer verbunden. thias Janda ist zuständig für die Haushaltsplanung und Heute ist er in seiner Gemeinde in Rinteln aktiv, die die Finanzbuchhaltung. Er ist Personalchef von etwa zum Bistum Hildesheim gehört. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zuständig für die Ebenso wie der Pastorale Raum Südlippe-Pyrmont, Liegenschaftsverwaltung und die Abwicklung von Ver- wo die Katholiken in den meisten Orten in der Min- sicherungsfällen. Bei Bauprojekten vertritt er den Bau- derzahl sind, ist Rinteln eine Diasporagemeinde. Auch herren. Seine erste Baustelle ist die Kirche in Horn-Bad das verbindet den Verwaltungsleiter in besonderer Meinberg, deren Innenraum renoviert wird – eines von Weise mit seinem neuen Arbeitsplatz. Das Engage- vielen zukünftigen Bauvorhaben. ment und die Zusammenarbeit in diesen kleinen Der neue Verwaltungsleiter entlastet Pfarrer Stefan Gemeinden kennt er aus eigener Erfahrung. „Das ist Schiller, den Leiter des Pastoralen Raums. Seitdem Mat- eine der großen Stärken des Pastoralen Raums“, sagt thias Janda da ist, hat Schiller mehr Zeit für seine seel- er, „darauf kann man bauen.“ sorgerischen Aufgaben. Einmal in der Woche treffen Die Strecken zwischen den Orten im Pastoralen sich Pfarrer und Verwaltungsleiter, um über die aktu- Raum machen Matthias Janda klar, wie wichtig es ist, ellen Projekte und Maßnahmen zu sprechen und um den Raum zusammenzuhalten. Auch das ist ein lan- die langfristigen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. ger Weg. 10
Matthias Janda Foto: Flüter 11
Kontakte Pfarrbüros Stefan Schiller Claudia Henke, St. Marien und St. Joseph Leitender Pfarrer Gemeindereferentin Mittlere Straße 22, 32676 Lügde Tel.: 05281 - 968828 Tel.: 05281 - 1655810 Tel.: 05281 - 7123 schiller@katholisch-in-sued- henke@katholisch-in-sued- Mail: luegde@katholisch-in-suedlippe- Pastoraler Raum lippe-pyrmont.de lippe-pyrmont.de pyrmont.de Südlippe-Pyrmont Montag, Dienstag, Freitag 8:30 - 10:30 Uhr Michael Linnenbrink, Irene Olma, Gemeinde- Donnerstag 16:00 - 18:00 Uhr Pastor referentin & Klinikseel- St. Martin Tel.: 0170 - 2157149 sorgerin St Georg Lehmbrink 6, 32825 Blomberg linnenbrink@katholisch-in-su- (Bad Meinberg) Bathildisstraße 14, 31812 Bad Pyrmont Tel.: 05235 - 6025 edlippe-pyrmont.de Tel.: 05234 - 919359 Tel.: 05281 - 8877 Mail: blomberg@katholisch-in- olma@katholisch-in-sued- Mail: pyrmont@katholisch-in-suedlippe- suedlippe-pyrmont.de Pascal Obermeier, lippe-pyrmont.de pyrmont.de Dienstag, Donnerstag 10:00 - 12:00 Uhr Pastor Montag, Mittwoch, Freitag 9:30 - 12:00 Uhr Tel.: 05281 - 1633336 Sonja Teuber, Gemeinde- St. Michael, Falkenhagen obermeier@katholisch-in-su- referentin & Klinikseel- Heilig Kreuz Kloster Falkenhagen 6, 32676 Lügde edlippe-pyrmont.de sorgerin Parkstraße 57a, 32805 Horn-Bad Meinberg Tel.: 05283 - 948396 (Bad Pyrmont) Tel.: 05234 - 98856 Mail: falkenhagen@katholisch-in- Sven Hofmann, Pastor Tel.: 05281 - 1686777 Mail: meinberg@katholisch-in-suedlippe- suedlippe-pyrmont.de hofmann@katholisch-in- teuber@katholisch-in-sued- pyrmont.de Mittwoch 16:00 - 18:00 Uhr, suedlippe-pyrmont.de lippe-pyrmont.de Montag, Mittwoch, Freitag 9:00 - 11:00 Uhr Donnerstag 11:00 - 13:00 Uhr 5 Jahre Naturheilpraxis Lügde Danke.... für diese segensreiche Zeit & das entgegengebrachte Vertrauen. Auch in Zukunft nehme ich mir „Zeit für Ihre Gesundheit“. Christine Hartmann Heilpraktikerin Mittlere Straße 66, 32676 Lügde Handy: 0174-7555 429 „modern, anders gedacht“ Bestattungen und Vorsorge • Forden Sie unsere kostenlose Hausbroschüre an! „Ich möchte selbst entscheiden, was nach meinem Tod mit mir geschieht“ „Bestattungsvorsorge ist mir wichtig!“ www.bestattungen-waechter.de · Westerholz 4 · 32825 Blomberg Tel.: 0 52 35-88 59 Info@bestattungen-waechter.de 12
Menschenskinder Ein geistlicher Impuls von Pfarrer Stefan Schiller Diesen Ausruf hatten wir wohl alle schon auf den Die bisherige Planung – natürlich immer unter Vorbehalt: Lippen: „Menschenskinder“! In diesem Wort stecken Überraschung, Erstaunen und Begeisterung. Es kann Heiliger Abend, 24. 12. 2020 ein stellvertretender Ausdruck sein für „Das hätte ich nicht gedacht“ oder „Das ist doch nicht möglich“. Und Wortgottesdienste für Familien mit Kindern es verbirgt sich eine der schönsten Gefühlsregungen 14.00 und 15.00 Uhr in St. Marien Lügde dahinter, zu denen wir Menschen fähig sind – nämlich 15.00 und 16.15 Uhr in Hl. Kreuz Horn das Staunen. 15.00 und 16.15 Uhr in St. Martin Blomberg Aristoteles etwa, der große griechische Philosoph, 15.00 und 16.15 Uhr in St. Georg Bad Pyrmont erkennt im Staunen den Anfang allen Philosophierens. Verbunden damit ist die Verwunderung und somit ist Christmetten der Schritt nicht weit zum Wunder. Wunder müssen 15.30 Uhr Familienchristmette „Open Air“ in Falkenhagen nicht immer spektakulär sein. Sie können sich hinter (Ort wird noch bekanntgegeben) ganz schlichten Dingen verbergen, wenn wir sie nur 17.00 Uhr in St. Marien Lügde einmal anschauen und wahrnehmen würden. 17.30 Uhr Familienchristmette „Open Air“ an der Deshalb ist Gottes größter Coup in der Geschichte mit Turnhalle in Feldrom uns Menschen auch kein Mega-Event und keine große 17.30 Uhr in St. Joseph und St. Laurentius Show, die so schnell ausglühen wie eine Wunderkerze Schieder-Schwalenberg in der Silvesternacht. Sein Wunder ist ein Menschen- 18.00 Uhr in St. Michael Falkenhagen kind. Das Kind, das von seinem Herzen ausgeht, das 20.00 Uhr in Christkönig Bad Meinberg Teil von Ihm ist. Sein Wunder heißt Jesus. 21.00 Uhr in St. Martin Blomberg Manchmal wünsche ich mir, die Dinge wieder so 22.00 Uhr in St. Marien Lügde und St. Georg Bad Pyrmont ansehen zu dürfen, wie ich es als Kind getan habe. Da war nämlich genau dieses echte und unverstellte Erster Weihnachtstag, 25. 12. 2020 Staunen da. Vielleich wird dieses Menschenkind Jesus deshalb später so eindringlich sagen „Wenn ihr nicht 08.00 Uhr Hirtenmesse in St. Marien Lügde werdet, wie die Kinder…“ 09.30 Uhr Hochamt in Christkönig Bad Meinberg Klar, man kann die Zeit nicht zurückdrehen und man 09.30 Uhr Hochamt in St. Georg Bad Pyrmont soll auch nicht so tun als ob. Aber wenn hinter dem 09.30 Uhr Hochamt in St. Joseph und St. Laurentius nüchtern-sachlichen, dem erfahrenen oder gar abge- Schieder-Schwalenberg stumpften Blick des Erwachsenen ein bisschen das 10.00 Uhr Hochamt in St. Michael Falkenhagen kindliche Staunen wieder aufblitzen könnte, würde sich 11.00 Uhr Hochamt in St. Marien Lügde unter Umständen sogar ein so altbekanntes Geschehen 11.00 Uhr Hochamt in Hl. Kreuz Horn wie Weihnachten noch einmal neu eröffnen. Staunen 17.30 Uhr Musikalische Weihnachtsvesper in St. Georg ist nämlich nicht selten auch der Anfang des Glaubens. Bad Pyrmont Dann wäre vor dem göttlichen Menschenkind unser 18.00 Uhr Weihnachtsandacht in St. Michael „Menschenskinder“ der passende Ausruf. „Menschens- Falkenhagen kinder, so bist Du also, Gott, auch für mich…“ Weihnachten soll stattfinden, trotz Corona. Verant- Zweiter Weihnachtstag, 26. 12. 2020 wortungsbewusst natürlich, aber nicht glanzlos, nicht ohne die Möglichkeit, zur Krippe zu gehen und nicht vor 08.00 Uhr Hl. Messe in St. Marien Lügde verschlossenen Kirchentüren. Wir laden Sie jetzt schon 09.30 Uhr Hl. Messe in Christkönig Bad Meinberg herzlich ein, mit uns Weihnachten zu feiern, in unseren 09.30 Uhr Hl. Messe in St. Georg Bad Pyrmont Kirchen und manchmal auch an anderen Orten. 09.30 Uhr Hl. Messe in St. Joseph und St. Laurentius Pfarrer Stefan Schiller ist Leiter des Damit Sie und wir gut planen können, besteht ab Schieder-Schwalenberg Pastoralen Raums Südlippe-Pyrmont dem Montag nach dem ersten Advent (30. 11. 2020) die 10.00 Uhr Hl. Messe in St. Michael Falkenhagen Foto: Flüter Möglichkeit, sich zu den Weihnachtsgottesdiensten in 11.00 Uhr Hl. Messe in St. Marien Lügde den Pfarrbüros anzumelden. 11.00 Uhr Hl. Messe in Hl. Kreuz Horn 13
Was lebendig hält Wechsel nach 41 Jahren: Seit 1979 hat Edeltraut Drewes den Kindergarten St. Georg in Bad Pyrmont geleitet. Im September wechselte sie in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin Vanessa Tuchlitz war selbst Kindergartenkind in St. Georg. Dass es keine große Feier zum Abschied von Edeltraut Dafür waren damals die Freiräume größer. „Es gab Drewes von der Kindertagesstätte St. Georg gegeben den Gemeindebulli, den wir für Ausflüge in den Wald hat, wäre eigentlich unvorstellbar gewesen, gäbe es die oder ins Schwimmbad nutzten“, erinnert sich Edel- Corona-Pandemie nicht. Edeltraut Drewes hat vierzig traut Drewes. Die Fahrten waren ein besonders schö- Jahre in dem katholischen Kindergarten an der Kirche nes Erlebnis für die Kinder, allerdings ohne Kindersitz, St. Georg in Bad Pyrmont gearbeitet. Für viele Eltern in Sicherheitsgurt und Personenbeförderungsschein der Bad Pyrmont waren sie und der Kindergarten eine Ein- Fahrerin. Heute wäre das undenkbar. War aber trotzdem heit: Edeltraut Drewes war die Kita St. Georg. ein „großer Spaß“, sagt Edeltraut Drewes. Nicht dass Edeltraut Drewes diese besondere 41 Jahre später übernimmt wieder eine junge Frau Geschichte und ihre Bedeutung anzumerken wären. die Kita St. Georg – eine die den Kindergarten und Am richtigen Platz Beim Treffen an ihrem früheren Arbeitsplatz ist sie Edeltraut Drewes aus eigener Erfahrung sehr gut kennt. entspannt. Die Kinder umringen sie, die Erzieherin- Vanessa Tuchlitz war selbst Kindergartenkind in St. „Es is wundervoll, am nen grüßen sie, aber die Georg, später kehrte sie Ende das Gefühl zu alte Leiterin drängt sich Die Kinder kommen heute mit anderen als Praktikantin zurück nicht in den Vordergrund. Voraussetzungen in die Kita, die Gesetze und noch später wurde haben: Ich war am Erster Eindruck: Da ist sie Erzieherin in dem von richtigen Platz! Seit einem jemand mit seinem für Kindertageseinrichtungen haben sich Edeltraut Drewes geleite- Praktikum mit 13 Jahren in Berufsleben im Reinen. geändert, die Bedingungen unter denen ten Kindergarten. So wie das ist, wenn Direkt nach ihrer Aus- der katholischen Kita Kinder damals aufwuchsen und heute man etwas mit allen bildung zur Erzieherin hat Lügde wusste ich, das Höhen und Tiefen durch- aufwachsen, sind nicht zu vergleichen. sich Vanessa Tuchlitz für lebt und sich wirklich auf das Team von St. Georg dass ich gerne mit Kindern eine Aufgabe eingelassen hat. Das Abschiednehmen beworben. „Eigentlich hatte ich den Kontakt nie verlo- arbeiten wollte.“ fällt leichter, wenn eine Beziehung wirklich gelebt ren“, sagt sie. Immer wieder hatte sie die Kita nach ihrer wurde. „Irgendwann muss es auch mal gut sein“, sagt eigenen Kindergartenzeit besucht und dabei natürlich Edeltraut Drewes Edeltraut Drewes. auch eine ihrer liebsten Erzieherinnen getroffen: Edel- Als sie 1979 die Leitung im Kindergarten St. Georg traut Drewes. Deren Erfahrung mit der Familie Tuchlitz übernahm, war die Welt noch eine andere. Auch die reichen sogar noch weiter zurück: „Ich bin schon mit Pädagogik und der Alltag in Kindertageseinrichtungen der Mutter von Vanessa in Ferienfreizeiten gefahren, als waren nicht mit heute vergleichbar. Kaum mehr als sie noch Jugendliche war.“ zwanzig Jahre alt und eigentlich noch Berufsanfängerin Edeltraut Drewes hat fast alles erlebt. Kaum etwas war Edeltraut Drewes schon für zwei Regelgruppen im ist in den 41 Jahren unverändert geblieben. Die Kinder Kindergarten verantwortlich. kommen heute mit anderen Voraussetzungen in die Damals war man nicht der Meinung, dass eine jun- Kita, die Eltern haben andere Erwartungen, die Gesetze ge Frau damit beruflich ausgelastet sein könnte. Zum für Kindertageseinrichtungen haben sich geändert, die Aufgabenbereich von Edeltraut Drewes gehörte auch Bedingungen unter denen Kinder damals aufwuchsen die Leitung der Jugendgruppe „Kichererbsen“. Im Som- und heute aufwachsen, sind nicht zu vergleichen. Dafür mer fuhr sie mit dem Pfarrer sowie 100 Kindern und reicht ein Stichwort: Medienkonsum. Jugendlichen in eine dreiwöchige Ferienfreizeit. Ihre Das Haus, in dem die Kita untergebracht ist, steht Wohnung lag über dem Kindergarten, was sonst. Sie immer noch am selben Ort. Es handelt sich aber um musste ja nah am Geschehen und immer greifbar sein. einen Neubau. Zuerst wurde die räumliche Ausgestal- 14
tung in dem Altbau verändert. Doch auch das reich- blingskita blieb jedoch St. Georg. Als Edeltraut Drewes Edeltraut Drewes (links) und Vanessa Tuchlitz te irgendwann nicht mehr. 14 Monate lang, während ihren Abschied vom Berufsleben ankündigte, zögerte Foto: Flüter der Altbau abgerissen und der Neubau hochgezogen Vanessa Tuchlitz nicht lange. „Ich habe mich sofort wurde, fand der Kindergarten im Eingangsbereich des beworben“, sagt sie. Dass sie tatsächlich die Leiterin leerstehenden St. Georg-Krankenhauses einen Aus- der Kita St. Georg wurde, war wie die Erfüllung eines weichort. Einfach war diese Zeit bestimmt nicht, aber langgehegten Traumes. Edeltraut Drewes kommentiert auch das ziemlich ent- Edeltraut Drewes bleiben die Erinnerungen. Sehr spannt: „Das war ein besonderes Erlebnis für uns alle.“ gerne erinnert sie sich an die „engagierte Zusammen- 2010 zog die Kita in das neue Gebäude. Seitdem hat arbeit“ mit Pfarrer Walter Heinrichsrüscher, der 2019 der Kindergarten neben starb. „Er hat die Ent- einer Regelgruppe auch Dass Vanessa Tuchlitz tatsächlich die wicklung unseres Kinder- eine Ganztagsgruppe Leiterin der Kita St. Georg wurde, war wie gartens sehr gefördert und eine Krippengruppe. und geprägt“, sagt sie. Im selben Jahr gab die die Erfüllung eines langgehegten Traumes. Dass der Kindergarten Pfarrgemeinde die Trä- St. Georg in Bad Pyrmont gerschaft an die Katholische Kindertageseinrichtungen sowie der Gemeinde immer einen hohen Stellenwert Minden-Ravensberg-Lippe gem. GmbH ab. hatte, „hat mir immer wieder Kraft gegeben für neue Die „Kita-GmbH“ ist Trägerin von drei Kindergär- Herausforderungen.“ ten im Pastoralen Raum. Vanessa Tuchlitz hat lange Vor allen Dingen aber waren der ehemaligen Leite- als Springerin in den drei Einrichtungen gearbeitet. rin die Kinder wichtig. „Kinder sind faszinierend, stellen Sie kennt daher die Unterschiede in der täglichen Fragen, sind neugierig, kreativ“, sagt sie. „Mit ihnen Arbeit, die zum Teil daher rühren, dass für St. Georg einen gemeinsamen Weg zu gehen, hält lebendig.“ das Land Niedersachsen zuständig ist, während für Das stimmt, kann man sagen: 41 Jahre Kindergarten die Kitas in Lügde und Schieder-Schwalenberg die haben Edeltraut Drewes jung gehalten. Alles Gute für nordrhein-westfälischen Gesetze gelten. Ihre Lie- den weiteren Ruhestand! 15
Die Familie als Ort des Glaubens 2020 ist auch für Kommunionkinder ein Ausnahmejahr. Wegen Corona verschoben sich Erstkommunionfeiern bis in den Oktober hinein. Doch die Pandemie ist nicht der einzige Grund für Veränderungen. Einige Umstellungen waren schon länger geplant. Es geht darum, Familien zukünftig stärker einzubinden. Das Konzept für eine Reform der Erstkommunion, das Der Versuch, die Familie stärker in die Kommunion- die Gemeindereferentinnen Claudia Henke, Irene Olma feier einzubeziehen und die Erstkommunion inmitten und Sonja Teuber erarbeitet haben, sieht zwei Ansätze der Gemeinde stattfinden zu lassen und nicht im Rah- für eine Neuorganisation vor. Umgesetzt werden sie men eines besonderen, separaten Ereignisses, prägt vom ganzen pastoralen Team. auch den zweiten Veränderungsvorschlag für den Einer der Veränderungsvorschläge konnte schon in gesamten Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont. diesem Jahr auf seinen „Wir wollen die Fami- praktischen Nutzen hin lie als Ort der Glaubens- geprüft werden. In den Gemeinden bilden sich weitergabe stärken“, sagt Weil wegen des Familiengruppen, die sich regelmäßig treffen Sonja Teuber. Die ganze Coronavirus die Zahl der Familie soll sich auf die Teilnehmenden je Got- und die Erstkommunion vorbereiten. Erstkommunion vorberei- tesdienst beschränkt ist, ten. Um das in der Praxis gingen die Mädchen und Jungen entweder einzeln umzusetzen, bilden sich Familiengruppen, die aus drei oder in Zweier- und Dreiergruppen zur Erstkommunion bis vier Familien bestehen. Im Laufe der kommenden – und zwar im Rahmen der „normalen“ sonntäglichen Monate treffen sich diese Gruppen bis zu zehn Mal. Gottesdienste. Anhand des Lehrbuchs „Das ist mein Leib für Euch“, Was in diesem Jahr als praktische Lösung aus der das jede Familie erhält, arbeiten die Gruppen Bibel- Not heraus geboren ist, soll auch in den kommenden texte durch, lernen und vertiefen Gebete oder singen Jahren zur Anwendung kommen. Die Grundidee dahin- gemeinsam. So vertiefen Kinder und Erwachsene ter ist, dass mehr Verwandte und Freunde an der Mess- gemeinsam die Grundlagen ihres Glaubens. feier teilnehmen können. Selbst ohne Corona wäre die Wie schon in der Vergangenheit gibt es kleine Stem- Zahl der Angehörigen begrenzt. pelhefte, in denen die Kinder sich den Besuch von Mes- 16
sen und Gottesdiensten bescheinigen lassen können. Hausbesuche sind spannend“, sagt Irene Olma. Im Die Gemeindereferentinnen Irene Olma, Claudia Henke und Sonja Einige finden vor Ort, in der Kirche der Heimatgemeinde familiären Umfeld ist der Kontakt viel persönlicher, dann Teuber (von links) mit Materialien statt. Zu anderen Terminen kommen die Familiengruppen wird auch mal über Zweifel oder persönliche Probleme für die Familiengruppen. Foto: Flüter aus mehreren Gemeinden zusammen. Zur Tauferinne- geredet. Auch dieses Vertrauen ineinander gehört zu rung treffen sich die Teilnehmer in den beiden Kurorten einer intensiven Glaubenserfahrung. Bad Meinberg und Bad Pyrmont. Etwas Besonderes ist Nicht immer stoßen die Gemeindereferentinnen in der Taschenlampengot- den Familien auf unge- tesdienst, der die Kirche teilte Zustimmung. Auch und den Gottesdienst zu „Was bei den Erwachsenen nicht in der ein oder anderen einem sinnlich erfahrba- an Wissen vorhanden ist, fehlt auch Gemeinde gibt es noch ren Erlebnis machen soll. Widerstände gegen das In der Adventsfeier sind bei den Kindern.“ neue Konzept. „Dort alle zur Roratemesse ein- suchen wir nach Zwi- geladen, die Fastenzeit endet mit einer Vigil. Zu dieser schenlösungen“, sagt Claudia Henke. An dem Weg selbst nächtlichen Feier bringen die Familien Kerzen mit. besteht langfristig wenig Zweifel. Wenn die Erstkommuni- 70 Mädchen und Jungen werden 2021 zur Erst- on wirklich eine nachhaltige Wirkung entfalten soll, dann kommunion gehen. Das sind 70 Familien, die die drei geht das nur, wenn die ganze Familie eingebunden wird. Gemeindereferentinnen im vergangenen Sommer „Was bei den Erwachsenen nicht an Wissen vorhan- besucht haben, um den Ablauf der Kommunionvorberei- den ist, fehlt auch bei den Kindern“, sagt Sonja Teuber. tungszeit zu besprechen. Am Ende können die Familien Es geht aber nicht nur um die Kenntnis von religiösen in einem weiteren Gespräch ein Fazit ziehen. Inhalten und Traditionen, sondern auch um die Veranke- Das bedeutet viel Arbeit, die Claudia Henke, Irene rung des Glaubens im Alltag – etwas, das Kinder und die Olma und Sonja Teuber aber gerne leisten. „Diese Eltern verändern soll. 17
Angekommen Am ersten Tag, nachdem Kenneth Erha- bor in Lügde angekommen war, hörte er Glockenläuten. Er folgte dem Klang und gelangte zur Kirche St. Marien. Als er sie betrat, kam ihm alles bekannt vor, denn katholische Kirchen und Messen sind überall auf der Welt ähnlich. „Es war wie in Nigeria“, sagt er. Es fühlte sich an, als sei er zu Hause angekommen. Fünf Jahre ist das her. Im Oktober 2020 sitzt Kenneth als stolzer Vater zwischen vier Töchtern auf dem Sofa. Die fünfte, Isabel, ruht schlafend in den Armen von Zainab Erhabor, Kenneths Frau. Was so aussieht wie eine friedliche Idylle, ist tatsächlich eine. Kenneth hat einen festen Arbeitsplatz, die älteren Töchter gehen in die Schule oder in den Kindergarten, die Familie hat neue Freunde und Bekannte gefunden; Menschen, die sie unterstützen. Es ist noch nicht lange her, da war die Zukunft viel unsicherer. Kenneth Erha- MENSCHENS bor kam im Herbst 2015 nach einer risikoreichen Flucht in Lügde an. Zuvor hatte er in KINDER den Sammellagern, in denen er untergebracht war, ver- zweifelt nach seiner Familie in Iserlohn erfuhr, dass seine Familie in Lügde lebte. gefragt. Er hatte gehört, dass Zainab und die Kinder Fünf Jahre später wohnen die Erhabors hier in einem bereits in Deutschland seien, aber sicher war er sich Haus mit Garten, im dem die Töchter spielen kön- nicht. nen. Seit sie in Lügde wohnen sind Charlotte und Hinter den Erhabors lag eine lange Odyssee. Ken- Isabel, das Baby, zur Welt gekommen Kenneth hat neth und Zainab Erhabor waren über die gefährliche nach vielen Aushilfsstellen eine feste Anstellung bei In der Rubrik Mittelmeer-Route nach Europa geflohen. Princess, einem Straßenbauunternehmen gefunden. die älteste, wurde in Österreich geboren, Elizabeth Die Kirchen haben in dieser Geschichte einer „Menschenskinder“ und Kate kamen in Italien zur Welt. Doch dann gelungenen Integration eine wichtige Rolle gespielt. stellen wir Menschen aus geschahen „schlimme Dinge“, sagt Kenneth. Die Es waren die Helferinnen und Helfer aus der katholi- dem Pastoralen Raum vor, Familie wurde getrennt. Zainab flüchtete mit den Kin- schen und evangelischen Gemeinde, die die Familie dern nach Deutschland. Kenneth konnte erst Monate mit dem Notwendigsten ausstatteten, sie zu Behör- die ein besonderes später nachkommen. Man kann sich vorstellen, wie den begleiteten und immer da waren, wenn etwas Schicksal haben. er sich gefühlt haben muss, als er im Sammellager kompliziert wurde. 18
Doch es ging nicht nur um die materielle Unter- Vielleicht ist dann Elizabeth eine der Messdienerin- Die Familie Erhabor (von links) Elizabeth, Charlotte, Mutter stützung. Die universale Kultur der katholischen Kirche nen, sie nimmt bereits an der Ausbildung zur Minis- Zainab (hinten stehend), Kenneth hat die Integration der Familie erleichtert, sie bietet trantin teil. mit Isabel, Princess (hinten ste- Katholiken überall in der Welt eine Heimat. Die Mes- Keine Frage, die Eltern und Töchter der Familie Erha- hend) und Kate. Foto: Flüter sen, Rituale und Traditionen sind auf jedem Kontinent bor fühlen sich wohl in ihrer neuen Heimat und es ähnlich. Das ist in Lügde nicht anders als in Lagos, der bereitet ihnen Freude, sich einzubringen. Die vier gro- mit 22 Millionen Menschen größten Stadt in Nigeria. ßen Töchter sprechen längst fließend und akzentfrei Die Familie Erhabor lebt ihren Glauben. Deshalb Deutsch. Sie sind fleißige Schülerinnen. In den Ferien war der 25. Oktober für sie ein großer Tag. An diesem machen sie Schulaufgaben, die sie sich selbst aufge- Sonntag ging Elizabeth zum ersten Mal zur Kommu- geben haben, sagt Princess. Ihr und ihren Schwestern nion. In derselben Messe wurde Isabel getauft. Eine ist wahrscheinlich längst klar, dass Bildung ihr Ein- der Ministrantinnen, die bei der Eucharistiefeier und stiegsticket in eine erfolgsversprechende Zukunft in der Taufe dienten, war Princess, die Älteste. Kate, die Deutschland ist. Hier haben sie die Möglichkeit und Dritte, wird in zwei Jahren zur Erstkommunion gehen. das Recht zu beweisen, was sie können. 19
Liebe Kinder! Ich bin‘s wieder. Karlchen, der kleine große König! K INDER SEITE Im letzten Heft habe ich euch um eure Mithilfe gebeten. Ich habe einen Namen für mein Pferd gesucht. Denn auch für ein Pferd ist es nicht schön, immer nur mit „Du da“ gerufen zu werden. So freue ich mich, dass mein Pferd ab jetzt Max heißt und einen eigenen Namen hat. Zusammen mit Max und meiner Familie bin ich wieder auf Reisen. Weihnachten steht bald vor der Tür. Und ich freue mich schon sehr. 784 habe ich Weihnachten sogar bei euch vor Ort in der Kili- anskirche gefeiert. Damals gab es noch keinen Tannenbaum im Wohnzimmer und keine großen Geschenke. Weihnachten wurde ganz einfach gefeiert, denn da ist Jesus geboren. Gott hat sich in einem kleinen Kind den Menschen geschenkt. Und das feiern wir. Damals wie heute ein Grund zur Freude. Und am schönsten finde ich es, wenn man sich zu Weihnachten eine Freude macht. So habe ich heute ein Rätsel und eine Bastelanleitung für euch. Euch und euren Familien wünsche ich einen guten Advent und schon jetzt ein frohes und geseg- netes Weihnachtsfest! Euer Karlchen 20
Werdet zum Entdecker und macht euch auf die Suche nach meinem Schatz! Lasst mich euch erzählen, wie ich 784 als König Karl der Große nach Lüg- de kam. In Lügde kreuzten sich mehrere wichtige Fernwege für Soldaten, Kaufleute und Missionare. Das Weihnachtsfest stand kurz bevor und so nutzten wir die Gelegenheit in der Villa Liuhidi, die Geburt Jesu gemeinsam zu feiern. Damals hieß die Kirche so. Mit den Jahren wurde sie immer wieder erweitert und erhielt später den Namen Kili- anskirche. Ich lade euch ein, den Ort, an dem ich Weih- nachten feierte zu erkunden und mit mir dort auf Schatzsuche zu gehen. Dazu habe ich euch Hinweise rund um die Kili- anskirche gelegt, die zu einem klei- nen Schatz führen. Wenn ihr den Schatz findet, dürft ihr euch ein Teil daraus mitnehmen. Die übrigen lasst bitte dort zurück, damit auch weitere Schatzsucher belohnt werden. Vielleicht können euch eure Eltern bei der Schatzsuche helfen. Der Schatz kann in der Zeit vom 1. Advent bis zum 4. Advent geborgen werden. Nun zu meinem ersten Hinweis: Sucht das Schild, auf dessen Namen der Pfarrer steht, der im Turm der Kilianskirche ein Zimmer besaß. Auf geht‘s, viel Spaß bei der Entdeckungstour! Bastelanleitung für ein kleines Weihnachtsgeschenk Du brauchst: - Schale einer ½ Walnuss - eine kleine Perle oder Haselnuss - ein wasserfester Stift um das Gesicht zu malen - ein bisschen Watte - zwei kleine Stücke Stoff oder eine Serviette - Kleber Wenn du das Gesicht auf die Perle/Haselnuss gemalt hast, füllst du ein wenig Watte unten in die Walnussschale. Dann klebst du ein Stück Stoff oder Serviette als Kissen und als Decke in die Nussschale. Zuletzt klebst du die Perle oder die Haselnuss als Kopf zwischen Kissen und Decke und fertig ist ein kleines Christkind in der Krippe! 21
Auszeit für Gott Eine „Qualitätspause“ will sie machen, sagt Dr. Andreja Jarc. Ende September hat sie Bad Pyrmont verlassen, um für zehn Monate an die „FlameAcademy“ des Gebetshauses Den Glauben Augsburg zu gehen. „10 Monate für dein ganzes Leben“ ist der Slogan der „Jünger- schaftsschule“, die von ihren Besuchern fordert: „get real. get deep. be dangerous“. persönlich erleben Das Gebetshaus Augsburg wurde von dem katholi- Andreja Jarc war schon in Ljubljana Mitglied der Der „Lobpreis“ ist ein Begriff schen Theologen Dr. Johannes Hartl und seiner Frau internationalen Gemeinschaft Emmanuel, einer spiri- für die Anbetung Gottes. Zu Jutta 2005 gegründet. Das erfolgreiche Konzept setzt tuellen Gruppe, deren Ursprung in der katholischen dieser Form der auf die Kraft des Gebets. 24 Stunden am Tag, 7 Tage Charismatischen Erneuerung liegt. Die Mitglieder tref- in der Woche erklingt in dem Gebetshaus in Augsburg fen sich in Hausgemeinschaften, bei Gottesdiensten katholischen Liturgie der „Lobpreis“, ein von Musik untermaltes Gebet. Die und internationalen Zusammenkünften. Ihr Ziel ist es, gehören Gebete und Lieder. persönliche Zuwendung zu Gott im Gebet ist auch das den Glauben im Alltag tiefer zu verankern und erleb- zentrale Anliegen von Andreja Jarc. Sie will in der Fla- barer zu machen. Dies geschieht besonders durch Beim Lobpreis finden sich meAcademy ihr Bibelstudium vorantreiben und mehr eine Haltung der Anbetung, des Mitleidens und der Menschen zusammen, die Klarheit über sich, ihr Leben und ihren Glauben gewin- Evangelisierung. ihren Glauben wahrhaft nen. In Bad Pyrmont reichte es Andreja Jarc schon bald Die zehn Monate in Augsburg sollen eine Auszeit nicht mehr, „nur“ in den Gottesdienst zu gehen. Sie und persönlich erleben sein, ein Sabbatjahr, in dem sie mit Abstand auf ihr gewöhnte sich an, auch zu anderen Zeiten in der Kirche wollen. Wegen dieser Leben schauen kann. 41 ist sie jetzt, promovierte Inge- St. Georg zu beten. Zuerst saß sie allein vor dem Taber- Authentizität gilt der nieurin der Elektrotechnik, erfolgreich im Beruf, ange- nakel im Altarraum, deren aufgeschlagene Flügeltüren sehen im sozialen Leben. Dennoch fragt sie sich nach den Blick auf das Allerheiligste freigeben. Später holte Lobpreis als ein Mittel für dem Mehr, nach dem tieferen Sinn des Lebens. Zuerst sie ihre Gitarre dazu, übte Lobpreislieder. Das sprach die Erneuerung der Kirche. hatte sie geplant, ein Jahr lang in einem Missionsprojekt sich herum. Bald kamen die ersten, die mitbeten und in der „Dritten Welt“ zu arbeiten, aber dieser Plan zer- -singen wollten. Eine sogenannte „Lobpreisgruppe“ schlug sich mit dem Einsetzen der Corona-Pandemie entstand. Die Mitglieder trafen sich regelmäßig Dienstag in Deutschland. Im Sommer meldete sie sich kurzfristig nachmittags und Samstag vormittags. Manche waren in der Jüngerschaftsschule FlameAcademy des Gebets- immer da, andere kamen hin und wieder. Es waren hauses Augsburg an. Nach einem Vorstellungsgespräch auch öfters Gäste der Kureinrichtungen darunter. in Augsburg wurde sie als eine von 50 Teilnehmern für Ob es ohne die Motivationskraft von Andreja Jarc auf den Jahrgang 20/21 angenommen. Dauer weitergeht? Seit Oktober ist sie in ihrer „Auszeit für Andreja Jarc ist in Ljubljana, der Hauptstadt Slowe- Gott“. Die Arbeitsstelle hat sie verlassen, von der Pfarr- niens, zur Welt gekommen und zur Schule gegangen. gemeinde, für die sie im Pfarrgemeinderat aktiv war, hat Schon als Schülerin an einem deutschsprachigen Gym- sie sich verabschiedet, ihre Wohnung behält sie vorerst. nasium und später als Studentin hat sie Kontakte über Ob sie jedoch nach Bad Pyrmont zurückkehrt, wird sich die Grenzen des kleinen Landes hinaus gesucht. Sie zeigen. Sich auf den Glauben zu konzentrieren, macht lebte und studierte in Österreich und München. Vor frei – auch für existenzielle Entscheidungen. „Ich wage acht Jahren kam sie nach Bad Pyrmont. Dort baute sie einen großen Schritt“, sagt die Frau, die so viel aufgibt. beim Hightech-Unternehmen „Meinberg Funkuhren“ Über ihre Zeit an der FlameAcademy sagt sie schon die hauseigene Fortbildungsakademie für Kunden und jetzt: „Es wird eine segensreiche Zeit sein, nicht nur für Mitarbeiter aus aller Welt auf. mich, sondern auch für die anderen“. 22
Die FlameAcademy in Augsburg Die FlameAcademy gehört zu dem von dem Theologen Johannes Hartl gegründeten Gebetshaus Augsburg, in dem 24 Stunden am Tag gebetet wird. In der hauseigenen „Jüngerschaftsschule“ der FlameAcademy studieren 50 Teilnehmer des jeweiligen Jahrgangs. Dazu gehören Lobpreisunterricht, Bibelstudium, Vorträge und Seminare über Glaubensfragen. Die Jüngerschaftsschule ist ökumenisch. Etwa ein Drittel der Teilnehmer ist katholisch, die anderen kommen aus evangelischen Landeskirchen oder haben einen freikirchlichen Hintergrund. Andreja Jarc Foto: Flüter 23
Schritt für Schritt Menschen aus Südosteuropa fallen in der Zuwanderungspolitik durch alle Raster. Ein Projekt der Caritas in Horn-Bad Meinberg setzt bei der Bildung an, um über die Kinder die Familien zu erreichen. Die Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die Integrationspolitik überall in Nordrhein-Westfalen haben. von Karl-Martin Flüter 24
Ein großes, helles Büro an der Heerstraße mitten in der Innenstadt von Horn. Die großen Fenster sind noch mit den Schutzplanen der Maler verhängt, aber schon in den kommenden Tagen sollen die Handwer- ker fertig sein und die Möbel kommen. Dann könnten auch die beiden Grundschulkinder, die vorbeigehen, hier hin und wieder Halt machen. „Wir sind ein Quar- tiersbüro für alle Menschen in der Stadt“, sagt Seyda Sahin, die hinter ihrem Computer sitzt. „Aber Kinder sind schon eine besondere Zielgruppe.“ Seyda Sahin ist Mitarbeiterin des Projekts „SOE“ in Horn und damit gleichzeitig eine der beiden neuen Quartiersmanagerinnen im Ort. SOE Horn ist noch sehr jung, am 1. September, kurz vor der Kommunal- wahl, wurde das Büro eröffnet. Die lokale Polit-Pro- minenz hatte sich zu dem Termin eingestellt. In ihren Reden klang viel Hoffnung mit – Hoffnung, die jetzt auf den Schultern von Seyda Sahin und ihrer zukünf- tigen Kollegin ruht. Lautstarker Bürgerprotest SOE hat zwei Bedeutungen. Die erste lautet „Sozia- le Orientierung in Europa“, die zweite „Südosteuro- pa“. Damit ist das Aufgabengebiet des Projekts ein- gegrenzt, denn das Quartiersbüro hat eine spezielle Zielgruppe: zugezogene Familien aus südosteuropäi- schen EU-Staaten. Etwa 360 Menschen aus Rumä- nien und Bulgarien leben in Horn. Noch sind sie eine wenig integrierte Bevölkerungsgruppe. Für die Stadt ist das eine Herausforderung. Die Zuwanderer sprechen wenig Deutsch, sie haben kaum Geld und oft keine Arbeit. Die Familien bil- den eine geschlossene Gruppe mit wenig Kontak- ten zu anderen Menschen in Horn. Oft sind sie auf die halbillegale Nutzung von Wohnungen in einem schlechten Bauzustand angewiesen. Auf Dauer kann das nicht gut gehen. Schon 2018 gab es die ersten Berichte über Beschwerden, 2019 wurden die Prob- leme Thema im Stadtrat. „Es war ein lautstarker Bür- gerprotest, der Politik und Verwaltung kalt erwischte“, schrieb der Kommentator in der Lippischen Landes- zeitung. Horn-Bad Meinberg war nicht die erste lippische Kommune, in der diese Konflikte auftraten. Augustdorf erlebte einige Jahre früher den Zuzug von Südost- europäern. Weil die Gemeinde früh reagierte, konn- ten Spannungen wie in Horn vermieden werden. Mit dabei war von Anfang an der Caritasverband für den Kreis Lippe und die Stadt Bad Pyrmont. Zusammen mit der Gemeinde Augustdorf und dem Kreis Lippe hob der Verband das Integrationsprojekt „Europa beginnt vor der Haustür“ aus der Taufe. Finanziert wurde es Nach 19 Jahren als Geschäftsführerin und Vorständin verlässt Elisabeth Montag den Caritasverband für den Kreis Lippe und die Stadt Bad Pyrmont. Das Erbe, das sie hinterlässt, weiß sie in guten Händen. Ihre Nach- aus Mitteln des Erzbistums Paderborn. Etwa 50.000 folgerin Britta Langner arbeitet bereits seit 2001 für den Verband und hat in dieser Zeit nahezu jeden Bereich Euro standen für ein Jahr zur Verfügung. intensiv kennengelernt. Foto: Flüter 25
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