RISIKO SIND SIE GEFÄHRDET? - ANTWORTEN. HILFEN. PERSPEKTIVEN - Deutsche Krebshilfe
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
01 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 1 Die blauen Ratgeber IHR KREBS RISIKO SIND SIE GEFÄHRDET? ANTWORTEN. HILFEN. PERSPEKTIVEN.
Diese Broschüre entstand in Zusammenarbeit der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft. Herausgeber Stiftung Deutsche Krebshilfe Buschstraße 32 53113 Bonn Dieser blaue Ratgeber ist Teil einer Broschürenserie, die sich an Krebs- Telefon: 02 28 / 7 29 90 -0 E-Mail: deutsche@krebshilfe.de betroffene, Angehörige und Interessierte richtet. Die Broschüren dieser Internet: www.krebshilfe.de Reihe informieren über verschiedene Krebsarten und übergreifende Text und Redaktion Themen der Krankheit. Isabell-Annett Beckmann, Stiftung Deutsche Krebshilfe Sandra von dem Hagen, Stiftung Deutsche Krebshilfe Die blauen Ratgeber geben ANTWORTEN auf medizinisch drängende Stand 7 / 2020 Fragen. Sie bieten konkrete HILFEN an, um die Erkrankung zu bewälti- ISSN 0946-4816 001 0010 gen. Und zeigen PERSPEKTIVEN auf für ein Leben mit und nach Krebs.
INHALT VORWORT 4 HODENKREBS 76 EINLEITUNG 7 LEBERKREBS 82 BAUCHSPEICHELDRÜSENKREBS 13 LEUKÄMIE 87 BRUSTKREBS 17 LUNGENKREBS 92 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen 20 Früherkennung erblicher Brustkrebserkrankungen 26 MAGENKREBS 98 DARMKREBS 28 NIERENKREBS 104 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen 32 Organisiertes Darmkrebs-Screening 33 PROSTATAKREBS 108 Früherkennung erblicher Darmkrebserkrankungen 43 Gesetzliche Krebsfrüherkennung 111 EIERSTOCKKREBS 45 RACHEN- UND KEHLKOPFKREBS 119 GEBÄRMUTTERKREBS 48 SCHILDDRÜSENKREBS 123 Gebärmutterhalskrebs 48 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen 51 SPEISERÖHRENKREBS 127 Organisiertes Gebärmutterhalskrebs-Screening 52 Wie läuft eine operative Entfernung ab? 55 HIER ERHALTEN SIE INFORMATIONEN UND RAT 131 Bewertung der Früherkennungsuntersuchungen 55 Informationen im Internet 139 HPV-Impfung 58 Gebärmutterschleimhautkrebs 59 ERKLÄRUNG VON FACHAUSDRÜCKEN 145 HARNBLASENKREBS 62 INFORMIEREN SIE SICH 155 HAUTKREBS 67 SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG 160 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung 71
4 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 5 VORWORT men. Ungesunde, weil zu fette und ballaststoffarme Ernährung kann Magen- oder Darmkrebs fördern; ein hoher Fettverzehr steht auch im Zusammenhang mit Brustkrebs. Übergewicht be- günstigt die Entstehung von Gebärmutterkrebs. Liebe Leserin, lieber Leser, Auf andere Faktoren, die das Risiko für einzelne Krebsarten er Krebs. Eine Diagnose, die Angst machen kann. Die von Trauer, höhen, haben Sie eher keinen oder nur wenig Einfluss: bestimm- manchmal Wut und oft Hilflosigkeit begleitet wird. Eine Zeit, in te Krankheiten, krebserregende Stoffe, denen Sie vielleicht am der die Betroffenen selbst, aber auch ihre Familien und Freunde Arbeitsplatz ausgesetzt sind, und nicht zuletzt eine familiäre Unterstützung und viele Informationen benötigen. Veranlagung, die es zum Beispiel bei Magen-, Darm- und Brust- krebs gibt. Pro Jahr erkranken in Deutschland nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin rund 510.000 Menschen neu an Über diese Risikofaktoren informiert Sie die vorliegende Bro- Krebs. In der Regel nimmt die Erkrankungsrate zu, je älter die schüre, damit Sie wissen, ob Sie zu einer Risikogruppe gehören Menschen werden. Daher werden in den kommenden Jahrzehn- und, wenn ja, zu welcher. Wenn Sie dann feststellen, dass Sie ten in Deutschland insgesamt mehr Menschen an Krebs erkran- durch Krebs verstärkt bedroht sind – ohne dass Sie allerdings ken, weil es mehr ältere Menschen geben wird. In diesem Zusam- zwangsläufig erkranken müssen –, empfehlen wir Ihnen: Lassen menhang ist es wichtig, dass Sie Ihr persönliches Krebsrisiko Sie sich in regelmäßigen Abständen – mindestens einmal jähr- kennen und einschätzen können. lich – von Ihrem Arzt untersuchen, und weisen Sie ihn darauf hin, welche Umstände Ihr Krebsrisiko erhöhen. Wissenschaftliche Untersuchungen – Experten sprechen von Untersuchungen zur Krebsepidemiologie – konnten nämlich Eine solche Kontrolle kann zwar nicht verhindern, dass die Zusammenhänge zum Beispiel zwischen bestimmten Lebens Krankheit ausbricht. Aber wenn Sie an Krebs erkranken, kann gewohnheiten und bestimmten Krebsarten feststellen. er dann frühzeitig entdeckt und ohne Zeitverlust behandelt wer- den. Dies ist deshalb so wichtig, weil die Heilungsaussichten bei Risiko Nummer eins ist das Rauchen: Neun von zehn Lungen- Krebs umso größer sind, je eher er erkannt wird. krebskranken sind Raucher. Auch bei Magen-, Rachen-, Kehl- kopf-, Mund-, Kiefer-, Nierenbecken-, Blasen-, Gebärmutterkrebs Bei der Früherkennung sind Sie im Übrigen Ihr wichtigster Ver- und Leukämie erhöht Rauchen das Risiko. Alkohol, regelmäßig bündeter: Beobachten Sie Ihren Körper auf Veränderungen, neh- und in größeren Mengen getrunken, trägt zur Entstehung von men Sie diese ernst, und lassen Sie bei Bedarf die Ursache von Rachen- und Kehlkopf-, Magen- und Leberkrebs bei. Übermäßige einem Arzt abklären. Die wichtigsten Warnzeichen, auf die Sie Sonnenbestrahlung und Hautkrebs – b eides hängt eng zusam- achten sollten, finden Sie ebenfalls in dieser Broschüre.
6 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 7 Darüber hinaus helfen Ihnen die Mitarbeiter der Deutschen EINLEITUNG Krebshilfe auch gerne persönlich weiter. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie uns an! Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 510.000 Menschen neu an Krebs. Je früher die Erkrankung festgestellt wird, desto größer sind Wir wünschen Ihnen, dass Sie gesund bleiben. meist die Heilungschancen. Ihre Deutsche Krebshilfe Ihre Deutsche Krebsgesellschaft 267.520 Männer und 242.260 Frauen erhalten jährlich in Deutsch- land die Diagnose „Krebs“. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei etwa 70 Jahren, für Frauen bei 69 Jahren. Mit stei- gendem Alter nimmt das Risiko, an Krebs zu erkranken, zu. Eine gesunde Lebensweise ist die beste Möglichkeit, einer Krebserkrankung aktiv vorzubeugen. Wenn Sie sich ausgewogen ernähren, nicht rauchen, wenig Alkohol trinken, sich regelmäßig bewegen, zudem Übergewicht vermeiden und sich vor über mäßiger UV-Strahlung schützen, tun Sie nicht nur Ihrem Wohl- befinden etwas Gutes, sondern senken auch Ihr Krebsrisiko. E xperten schätzen, dass durch solche Lebensweise etwa die Hälfte aller Krebsfälle vermieden werden könnte. Andere Risiken, die dazu beitragen können, dass ein Mensch an In eigener Sache Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre helfen können. Krebs erkrankt, sind dagegen unvermeidbar – wie das steigende Bitte lassen Sie uns wissen, ob uns das auch wirklich gelungen Alter, eine familiäre Belastung oder krebserregende Stoffe am ist. Auf dem Fragebogen am Ende der Broschüre können Sie uns Arbeitsplatz beziehungsweise in der Umwelt. Ihre Meinung mitteilen. Auf diese Weise können wir den Ratgeber immer weiter verbessern. Vielen Dank! Je früher eine Krebserkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind in aller Regel die Heilungschancen. Für man- Damit unsere Broschüren besser lesbar sind, verzichten wir che Krebsarten, genauer für Brust-, Gebärmutter-, Darm-, Haut- darauf, gleichzeitig männliche und weibliche Sprachformen zu und Prostatakrebs, bieten die gesetzlichen Krankenkassen ihren verwenden. Alle Personenbezeichnungen schließen selbstver- Versicherten einmal im Jahr beziehungsweise alle zwei Jahre ständlich beide Geschlechter ein. Früherkennungsuntersuchungen an.
Schilddrüse Schilddrüse Speiseröhre Speiseröhre Lunge Lunge Magen Magen Leber Leber Bauchspeichel- drüse Bauchspeichel- drüse Nieren Nieren Darm Darm Eileiter Blase Gebärmutter Prostata Eierstöcke Hoden Blase Die inneren Organe Die inneren Organe des Mannes der Frau
10 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 11 Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, ab welchem Dieses Prinzip leuchtet ein. Trotzdem werden Früherkennungs- Alter Sie welche Untersuchung machen lassen können. untersuchungen durchaus kritisch betrachtet, denn sie können auch Nachteile haben. Daher ist es sinnvoll, für jedes Verfahren die Vorteile den Nachteilen gegenüberzustellen und gegenein Krebsfrüherkennungsuntersuchungen im Überblick ander abzuwägen. Am Ende einer solchen Nutzen-Risiko-Abwä- gung können Sie dann entscheiden, ob Sie an dieser Krebsfrüh- Organ Frau Mann Häufigkeit erkennungsuntersuchung teilnehmen möchten oder nicht. Gebärmutterhals • Von 20 – 34 Jahren PAP-Test – Jährlich Die Deutsche Basierend auf den folgenden Kernfragen hat die Deutsche Krebs- • Ab 35 Jahren Co-Test aus PAP- und HPV-Test – Alle drei Jahre Krebshilfe hilfe gemeinsam mit Experten die grundsätzlichen Vor- und empfiehlt Nachteile der einzelnen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen Brust • Ab 30 Jahren Tastuntersuchung – Jährlich bewertet und Empfehlungen formuliert. Sie finden diese Empfeh- • Von 50 – 69 Jahren Mammographie – Alle zwei Jahre lungen in den Faltblättern der Deutschen Krebshilfe oder unter www.krebshilfe.de. Haut Ab 35 Jahren Screening bei zertifizierten Ärzten Alle zwei Jahre Darm • Von 50 – 54 Jahren immunologischer Test auf verborgenes Wir raten Ihnen aber, sich selbst ein Bild zu machen und sich Blut im Stuhl Jährlich für oder gegen eine Teilnahme zu entscheiden. Wenn Sie Fragen • Ab 55 Jahren immunologischer Test auf verborgenes Blut haben, Ihnen etwas unklar ist oder Sie sich damit überfordert im Stuhl, solange keine Darmspiegelung erfolgt ist Alle zwei Jahre fühlen, dann lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten. • Ab 55 Jahren • Ab 50 Jahren • Insgesamt zwei Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren • Erfolgt die erste Darmspiegelung mit 65 Jahren oder älter, Kernfragen für Ihre Bewertung Anspruch auf eine Untersuchung • Wie groß ist mein persönliches Risiko, an dieser betreffenden Krebsart zu erkranken? Prostata – Ab 45 Jahren • Wie oft kommt es vor, dass die Untersuchungsmethode Tastuntersuchung Jährlich eine bereits bestehende Krebserkrankung wirklich erkennt (richtig-positives Ergebnis)? • Wie oft kommt es vor, dass die Untersuchungsmethode eine Krebsfrüherkennungsuntersuchungen haben das Ziel, Tumore bereits bestehende Krebserkrankung nicht erkennt (falsch- möglichst in frühen Stadien ihrer Entwicklung aufzuspüren. negatives Ergebnis)? Frühe Stadien lassen sich nämlich meist erfolgreicher und auch • Wie oft ergibt der Test einen Krebsverdacht, obwohl keine schonender behandeln als späte Stadien, in denen möglicher- Krebserkrankung vorliegt (falsch-positives Ergebnis)? weise sogar schon Tochtergeschwülste (Metastasen) entstanden • Wenn dieser Tumor früh erkannt wird, sind dann die Heilungs- sind. aussichten tatsächlich besser, als wenn er später entdeckt würde?
12 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 13 • Wie viele Teilnehmer an dieser Früherkennungsuntersuchung BAUCHSPEICHELDRÜSENKREBS tragen Schäden davon? • Wie bei jeder Früherkennung gibt es das Problem der so- Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine eher seltene Krebserkrankung. genannten Überdiagnose. Das bedeutet: Die Untersuchung Besondere Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol und eine familiäre entdeckt eine Krebserkrankung, die zu Lebzeiten desjenigen wahrscheinlich nie auffällig geworden wäre und auch keine Belastung. Beschwerden hervorgerufen hätte. Welche Nachteile kann eine solche Überdiagnose mit sich bringen? Im Übrigen empfehlen wir Ihnen noch einmal: Entwickeln Sie ein Die Zahl der Menschen, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs Bewusstsein für Ihren Körper. Achten Sie darauf, ob er sich ver- (Pankreaskarzinom) erkranken, ist in Deutschland seit vielen ändert, und gehen Sie zum Arzt, wenn Ihnen diese Veränderun- Jahren fast unverändert. gen seltsam oder gar verdächtig vorkommen! Schieben Sie aus Angst vor der möglichen Diagnose „Krebs“ Bauchspeicheldrüsenkrebs den Besuch beim Arzt nicht vor sich her. Meistens wird Ihr Arzt Sie beruhigen können, weil Ihre Beschwerden eine harmlose Neuerkrankungen Frauen Männer Insgesamt Ursache haben. Summe pro Jahr 9.700 10.200 19.900 w Präventions- Wenn Sie sich ausführlicher darüber informieren möchten, wie broschüren Sie durch eine gesunde Lebensweise zur Krebsprävention bei- Pro 100.000 23,3 25,3 tragen können, dann fordern Sie die Präventionsbroschüren und -faltblätter der Deutschen Krebshilfe an. Eine Übersicht über die Mittleres einzelnen Titel finden Sie auf dem Bestellformular dieses Rat Erkrankungsalter 76 Jahre 72 Jahre gebers ab Seite 155. Bei den krebsbedingten, organbezogenen Todesursachen steht Bauchspeicheldrüsenkrebs relativ weit vorn. Denn meistens wer- den diese Tumoren erst in fortgeschrittenem Stadium diagnos- tiziert und sind dann nicht mehr heilbar. Vor allem, wenn Bauch- speicheldrüsenkrebs nicht mehr operativ entfernt werden kann, lässt er sich mit anderen Behandlungsmöglichkeiten in der Regel nicht mehr heilen.
14 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 15 Die Ursachen für die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs • In Ihrer Familie bereits Bauchspeicheldrüsenkrebs aufge- sind bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt aber bestimmte treten ist Faktoren, die das Risiko erhöhen, an Bauchspeicheldrüsenkrebs • In Ihrer Familie erblicher Brust- oder Eierstockkrebs fest zu erkranken. gestellt wurde Gesichert ist der schädliche Einfluss des Rauchens. Bei Rauchern Mögliche Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht in den meisten Fällen kei- findet sich das Pankreaskarzinom zwei- bis dreimal häufiger als Beschwerden ne typischen Beschwerden. Deshalb ist es besonders schwierig, bei Nichtrauchern. ihn frühzeitig zu erkennen. Treten Symptome auf, ist die Erkran- kung in der Regel bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Risikofaktor Ein erhöhtes Risiko haben auch Menschen, die unter Zucker- Alkohol krankheit (Diabetes mellitus) oder unter einer chronischen Oberbauch- / Ein chronischer, häufig als dumpf und tief empfundener Schmerz Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) leiden. Eine sol- Rückenschmerzen im Oberbauch kann viele Ursachen haben. Aber bis zu 80 Prozent che Entzündung tritt gehäuft bei Menschen auf, die übermäßig der Betroffenen mit einem Pankreaskarzinom berichten über viel Alkohol trinken. In einigen Fällen kann aber auch eine geneti- Oberbauch- oder auch Rückenschmerzen. Die Bauchspeichel sche Erkrankung die Ursache dafür sein (hereditäre Pankreatitis). drüse liegt nämlich tief im Bauch direkt über der Wirbelsäule. Über den Einfluss von tierischen Fetten wird noch diskutiert. Übelkeit Wenn der Tumor den Zwölffingerdarm oder den Magenausgang einengt, kann dies zu Übelkeit und Erbrechen führen. Familiäre Ein weiterer wichtiger Faktor ist das familiäre Risiko. Sind zwei Vorbelastung oder mehrere Angehörige ersten Grades (zum Beispiel Eltern / Frühsymptom Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insu- Geschwister) an einem Pankreaskarzinom erkrankt oder sind Zuckerkrankheit lin mehr, wird der Betroffene zuckerkrank. Bei etwa 15 Prozent betroffene Angehörige zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 der Patienten ist dies das erste Symptom einer Krebserkrankung Jahre, besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich bei weiteren Famili- der Bauchspeicheldrüse. Es kann bereits ein bis zwei Jahre auf- enmitgliedern ebenfalls Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt. treten, bevor sich andere Symptome zeigen. Weitere Informationen zum sogenannten familiären Pankreas karzinom erhalten Sie bei der Deutschen Krebshilfe. Gelbsucht Als erstes Symptom für einen Tumor im Pankreaskopf kann eine Gelbsucht (Ikterus) auftreten. Denn der Bauchspeicheldrüsen- Für Sie besteht ein Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu kopf liegt nah am Gallengang, und die Verdauungssäfte der erkranken, wenn Bauchspeicheldrüse erreichen den Zwölffingerdarm an dersel- • Sie rauchen ben Stelle wie die Gallenflüssigkeit. Ist dieser Weg ganz oder • Sie stark übergewichtig sind teilweise blockiert und damit der Galleabfluss behindert, ver- • Sie unter Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) leiden färben sich die Haut und die Bindehaut der Augen gelb. Der Urin • Sie an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird dunkel, der Stuhlgang hell. Meistens haben die Betroffenen (Pankreatitis) leiden keine oder nur leichte Schmerzen.
16 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 17 Krebserkrankungen der Bauchspeicheldrüse BRUSTKREBS Symptome • Missempfindungen vorwiegend im Ober- und Mittelbauch mit Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Frauen. B esondere Ausstrahlung in die Wirbelsäule, die Risikofaktoren sind Übergewicht, zu wenig Bewegung, der über- • Sich nicht bessern, auch wenn Sie spezielle Medikamente einnehmen (zum Beispiel zur Behandlung einer Magen- mäßige Konsum von Alkohol, eine Behandlung mit einer Hormon schleimhautentzündung) ersatztherapie und eine familiäre Vorbelastung. Wird Brustkrebs früh • Länger als zwei Wochen andauern erkannt, sind die Heilungschancen sehr gut. Sehr selten erkranken • Unterschiedlich stark sind • Zunehmender Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit auch Männer an Brustkrebs. • Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung • Verstärkte Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit • Nachtschweiß und Fieber • Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut der Augen Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, steigt ab dem 50. Le- • Neu diagnostizierte Zuckerkrankheit bensjahr deutlich an. Aber es ist zu beobachten, dass auch • Tastbare Veränderungen im Bauch immer mehr jüngere Frauen betroffen sind. Gehen Sie bei den oben genannten Beschwerden auf jeden Fall Brustkrebs zu Ihrem Hausarzt oder zu einem Facharzt (Internist), damit er den Grund dafür feststellen kann. Das gilt besonders, wenn die Neuerkrankungen Frauen Männer Insgesamt Beschwerden bei geregelter Lebensführung und Therapie für längere Zeit anhalten. Summe pro Jahr 69.700 750 70.450 Pro 100.000 167,6 1,8 Mittleres Erkrankungsalter 64 Jahre 72 Jahre Warum Brustkrebs entsteht, darüber herrscht noch weitgehend Ungewissheit. Klar ist allerdings, dass die Veränderung des Erb- gutes einer einzigen Zelle der entscheidende Schritt von einer normalen Zelle zu einer bösartigen Tumorzelle ist. Diese Ver
18 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 19 änderung führt dazu, dass diese Zelle ihre natürliche Teilungs- Daneben sind als weitere Risikofaktoren bekannt: Diabetes Typ II hemmung verliert: Sie kann sich dann ungehindert vermehren, und Rauchen. Auch ein dichtes Brustgewebe, hormonelles Un- bis schließlich viele Millionen Zellen eine Geschwulst bilden. gleichgewicht beziehungsweise bestimmte Hormontherapien und Bestrahlungen des Brustkorbes in der Kindheit gehören Einige Risikofaktoren sind bereits bekannt: zum Beispiel die dazu. Ob eine Frau Kinder bekommen hat und wie viele, ob und weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, wie lang diese gestillt wurden und wann eine Frau die erste und die zur Hormonersatztherapie während der Wechseljahre oder letzte Menstruation hatte, all das spielt ebenfalls eine Rolle. danach eingesetzt werden können und die Entstehung von Brust- krebs begünstigen können. Für Sie besteht ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken • Wenn Sie älter als 50 Jahre sind (allgemeines Altersrisiko: Im Aber auch der individuelle Lebensstil und Umwelteinflüsse kön- Alter steigt das Risiko an Krebs zu erkranken) nen die Entstehung von Brustkrebs beeinflussen. • Wenn nahe Verwandte (Mutter / Schwestern) bereits Brust- krebs hatten Ernährung und Dazu gehört etwa die Zusammensetzung der Nahrungsmittel – • Wenn Sie selbst schon früher an Brustkrebs erkrankt waren Übergewicht also was Sie essen und wie viel. Kritisch wird hier beispielsweise • Wenn Sie eine bestimmte Art der Veränderung des Drüsen- eine fettreiche Ernährung betrachtet. Übergewicht und zu wenig gewebes haben (atypisch proliferierende Mastopathie). Dies Bewegung – besonders nach den Wechseljahren – erhöhen das ist anzunehmen, wenn Risiko ebenfalls. • Beim Abtasten eine besonders knotige Brustdrüsenverän- derung festgestellt wurde Risikofaktor Auch Alkohol ist ein Risikofaktor: Je mehr Alkohol eine Frau • In der Mammographie zahlreiche Mikroverkalkungen Alkohol trinkt, desto mehr steigt ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. gefunden worden sind oder Bei einer Frau, die zum Beispiel täglich 25 Gramm Alkohol trinkt • Eine operative Gewebeprobe mikroskopische Zeichen für (enthalten in 0,3 l Wein oder 0,6 l Bier), erhöht sich das Brust- ein erhöhtes Entartungsrisiko ergeben hat krebsrisiko um 31 Prozent, bei 100 g konsumiertem Alkohol • Wenn Sie mit einer Hormonersatztherapie behandelt wer- erhöht es sich um 270 Prozent. Ursache für die krebsfördernde den / wurden Wirkung ist vermutlich das Acetaldehyd, eine durch den Stoff- • Wenn Sie übergewichtig sind und sich zu wenig bewegen wechsel entstandene und nachweislich krebserzeugende (kanze • Wenn Sie zu viel Alkohol trinken; für Frauen liegt die Ober- rogene) Verbindung aus dem reinen Alkohol, dem Äthanol. grenze bei 10 Gramm Alkohol pro Tag (enthalten in 125 ml Wein oder 250 ml Bier) Für die kanzerogene Wirkung ist aber vermutlich nicht nur der • Wenn Sie aktiv oder passiv rauchen Alkohol selbst verantwortlich. Er beeinflusst außerdem auch den weiblichen Hormonhaushalt und führt zu erhöhten Östro- Risikofaktor In wenigen Fällen kann eine erbliche Belastung für Brustkrebs genspiegeln. erbliche Belastung vorliegen. Frauen, auf die das zutrifft, haben ein deutlich höhe- res Risiko zu erkranken; sie sind jünger, wenn die Krankheit aus-
20 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 21 bricht, und / oder es sind mehrere Familienmitglieder betroffen. Tastuntersuchung Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Frauen ab 30 Jahren an, Etwa fünf bis zehn Prozent der Brustkrebserkrankungen liegt der Brust sich ihre Brust einmal im Jahr von einem Arzt abtasten zu lassen. eine solche erbliche Belastung zugrunde. Dabei soll der Frauenarzt ihnen auch zeigen, wie sie ihre Brust selbst abtasten können. Übrigens: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Beson- ders gefährdet sind Männer aus familiär vorbelasteten Familien Vorteile (vergleiche Seite 27). Im Vergleich zu der Zahl der betroffenen • Frauen, die ihre Brust regelmäßig selbst abtasten, entwickeln Frauen sind die Erkrankungszahlen zwar sehr gering, aber nach ein besseres Gefühl für Veränderungen in der Brust. Schätzungen des Robert Koch-Instituts erkranken jährlich etwa 750 Männer neu daran. Risiken und Nebenwirkungen • Eventuell ist es Ihnen peinlich, Ihre Brust abtasten zu lassen. Gehen Sie bei diesen Anzeichen zu Ihrem Arzt Dann müssen Sie dabei ein gewisses Schamgefühl überwinden. • Eine Brust hat sich im Umfang, in der Form und in der Lage • Diese Früherkennungsmethode führt häufig zu falsch-posi- verändert hat. tiven Befunden: „Der getastete Knoten ist bösartig“, obwohl • Die Haut einer Brust hat sich verändert oder es besteht eine er harmlos ist, und zu falsch-negativen Befunden: „Die Brust unklare Rötung. tastet sich unauffällig“, obwohl bereits Brustkrebs vorliegt. • Eine Brust weist Einziehungen oder Vorwölbungen auf. • Darüber hinaus reicht die Tastuntersuchung allein nicht aus, • Eine Brustwarze zieht sich ein. um Brustkrebs so frühzeitig zu erkennen, dass sich die Prog- • Aus der Brustwarze sondert sich Flüssigkeit ab. nose der Frauen verbessert. • Sie ertasten in einer Brust, um den Warzenhof oder in den Achselhöhlen Knoten. Die Deutsche Die Tastuntersuchung durch den Arzt ist wichtig, weil sie bei • Sie verlieren aus unerklärlichen Gründen an Gewicht. Krebshilfe Beschwerden in der Brust oder bei Verdacht auf Brustkrebs dazu empfiehlt führt, dass weiterführende Untersuchungen veranlasst werden. Als alleinige Maßnahme zur Brustkrebsfrüherkennung reicht die Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen ärztliche Tastuntersuchung der Brust für Frauen ab 30 Jahren aus Sicht der Deutschen Krebshilfe nicht aus. Das Abtasten der eige- Wichtigstes Ziel bei der Früherkennung von Brustkrebs ist es, nen Brust kann Ihnen dabei helfen, Ihr Körperbewusstsein und die Zahl der tumorbedingten Todesfälle zu senken. Außerdem Ihr Gefühl für die eigene Brust zu verbessern. können früh entdeckte und daher kleinere Tumoren weniger ausgedehnt (zum Beispiel brusterhaltend) operiert und zum Teil Mammographie- Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Frauen zwischen 50 insgesamt schonender behandelt werden. Screening und 69 Jahren eine qualitätsgesicherte Röntgenuntersuchung der Brust an, zu der Sie alle zwei Jahre eingeladen werden (Mammographie-Screening-Programm). Bei der Untersuchung macht eine Röntgenfachkraft zwei Aufnahmen von jeder Brust.
22 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 23 Dazu wird Ihre Brust flach zwischen zwei Platten gepresst. Zwei Carcinoma in situ (DCIS), das sich zu einem bösartigen Tumor speziell geschulte Fachärzte werten die Röntgenbilder aus. Ist verändern kann. Bei welcher Frau dies aber wirklich geschieht, das Ergebnis der Untersuchung unklar, wird Ihre Brust eventuell lässt sich nicht vorhersagen, und deshalb empfehlen Ärzte den noch einmal geröntgt oder mit Ultraschall untersucht. Lässt sich betroffenen Frauen, das DCIS behandeln zu lassen. der Befund nicht eindeutig klären, wird eine Gewebeprobe ent- nommen (Biopsie). Studien haben gezeigt, dass bei Frauen, die am Mammographie- Screening teilnehmen, häufiger Brustkrebs und DCIS festgestellt Von 1.000 Frauen, die am Mammographie-Screening teilgenom werden. Bei einigen dieser Frauen wären diese Veränderungen men haben, erhalten 970 die Nachricht, dass ihr Befund un jedoch ohne Früherkennungsuntersuchung zu Lebzeiten gar auffällig war. 30 Frauen werden weitere Untersuchungen an- nicht aufgefallen. Denn manche Veränderungen, die in der Mam- geboten. Bei 24 dieser 30 Frauen stellt sich heraus, dass der mographie bösartig aussehen, breiten sich nicht weiter aus und Verdacht falsch gewesen ist. Sechs Frauen erhalten die Diagnose sind deshalb auch nicht gefährlich. In diesem Fall sprechen die Brustkrebs. Experten von Überdiagnosen. Da diese nicht bedrohlichen von den wirklich bösartigen Ver Mammogaphie-Screening im Rahmen der Krebsfrüherkennung änderungen aber nicht zu unterscheiden sind, zieht eine Über diagnose eine Behandlung nach sich, die nicht erforderlich ge 1.000 wesen wäre. Mammographie- Screening Daneben gibt es noch das Problem der sogenannten Intervall- karzinome: Sie wachsen sehr schnell und waren zum Zeitpunkt 970 unauffällig 30 auffällig der letzten Mammographie entweder noch so klein, dass sie Befund gar nicht entdeckt werden konnten, oder sie sind danach neu Weitere Untersuchungen entstanden. Dieses Risiko besteht vor allem bei Frauen mit einer hohen Brustdichte – sie beschreibt das Verhältnis von Milch Diagnose drüsen und Milchgängen zum Fettgewebe. Bei etwa zwei von 24 kein Brustkrebs 6 Brustkrebs 1.000 Frauen wird im Zeitraum zwischen zwei Screenings Brust- krebs diagnostiziert. Quelle: IQWiG 2015 Alles, was wir Ihnen soeben beschrieben haben, bezieht sich auf Von sechs Frauen, bei denen Brustkrebs festgestellt wird, h aben eine Mammographie-Früherkennung. Wer regelmäßig alle zwei fünf einen bösartigen Tumor, der sich unbehandelt weiter aus- Jahre zu dieser Untersuchung geht, hat jedes Mal dieselben Vor- breitet. Bei einer von sechs Frauen handelt es sich um veränderte aussetzungen und auch dieselben Unwägbarkeiten. Zellen in den Milchgängen der Brust, ein sogenanntes duktales
24 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 25 Vorteile • Beim Screening-Programm werden auch auffällige Befunde • Studien konnten belegen, dass das Mammographie-Scree- entdeckt, die gar kein Brustkrebs sind. Von 1.000 Frauen, die ning-Programm Brustkrebs im Frühstadium entdecken kann. zehn Jahre lang regelmäßig zur Mammographie gehen, erhal- Diese Frauen haben eine größere Chance, dass ihre Erkran- ten fünf bis sieben Frauen eine Überdiagnose (es wird eine kung geheilt werden kann. Veränderung festgestellt, die ohne Früherkennung zu Leb • Studien konnten weiterhin belegen, dass das Screening die zeiten gar nicht aufgefallen wäre). Sterblichkeit an Brustkrebs senken kann. • Als Folge der Überdiagnose werden diese Frauen unnötig • Von 1.000 Frauen, die zehn Jahre lang regelmäßig am Mam- behandelt. Ihnen wird in der Regel eine Gewebeentnahme mographie-Screening teilnehmen, versterben vier bis fünf (Stanzbiopsie) empfohlen. an Brustkrebs. Ohne Screening wären es sechs von 1.000 • Bei Frauen mit einer hohen Brustdichte besteht das Risiko, Frauen. Somit werden ein bis zwei von 1.000 Frauen durch das dass zwischen zwei Mammographieterminen Brustkrebs auf- Screening-Programm vor dem Tod an Brustkrebs bewahrt. tritt (Intervallkarzinom). • Keine Untersuchungsmethode ist zu 100 Prozent verlässlich. Risiken und Nebenwirkungen Trotz einer gewissenhaften und gründlichen Untersuchung • Das Zusammenpressen der Brust zwischen den Platten kann kann es vorkommen, dass ein bösartiger Befund nicht diag- als unangenehm und / oder schmerzhaft empfunden werden. nostiziert wird. • Die Röntgenuntersuchung erfolgt durch ionisierende Strahlen. Die Strahlendosis ist allerdings durch qualitätsgesicherte Gerä- Die Deutsche Das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening für Frauen te so gering wie möglich. Experten gehen davon aus, dass Frau- Krebshilfe zwischen 50 und 69 Jahren kann Brustkrebs im Frühstadium en, die regelmäßig am Mammographie-Screening-Programm empfiehlt entdecken und ist grundsätzlich eine sinnvolle Maßnahme. Den teilnehmen, durch die Strahlung keinen Schaden erleiden. Vorteilen dieser Krebsfrüherkennung stehen Nachteile und Risi- • Von 1.000 Frauen, die am Mammographie-Screening teilge- ken gegenüber. Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt Frauen, dass nommen haben, wird bei 30 Frauen ein auffälliger Befund sie sich umfassend darüber informieren und auf dieser Basis für festgestellt, und ihnen werden weitere Untersuchungen an- oder gegen eine Teilnahme entscheiden. geboten. Bei 24 dieser 30 Frauen stellt sich heraus, dass der Verdacht falsch gewesen ist. Diese Frauen müssen eine Zeit Für Frauen mit einer erblichen Belastung für Brustkrebs ist über lang mit der Angst leben, dass sie vielleicht Krebs haben. das Mammographie-Screening hinaus ein spezielles und eng • Von sechs Frauen, bei denen Brustkrebs festgestellt wird, maschigeres Früherkennungsprogramm sinnvoll. Spezielle Zent- hat eine ein sogenanntes duktales Carcinoma in situ (DCIS), ren an Universitätskliniken bieten ein solches Programm bereits das sich zu einem bösartigen Tumor verändern kann, aber Frauen ab 25 Jahren an. Die Adressen der Zentren finden Sie auf nicht zwangsläufig wird. Da sich nicht vorhersagen lässt, bei w Internetadresse www.krebshilfe.de welcher Frau dies wirklich geschieht, wird das DCIS ebenfalls operativ entfernt.
26 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 27 Früherkennung erblicher Brustkrebserkrankungen Hotline Experten schätzen, dass etwa fünf bis zehn Prozent aller Betrof- Checklistenstudie fenen die Anlage, an Krebs zu erkranken, von Mutter oder Vater Checkliste und Fast track geerbt haben. Sie selbst können diese Veranlagung wiederum an Erstberatung Gentest Genbefund an Koop-BZ ihre Kinder weitergeben. Diese Familien werden als „Hochrisiko Koop-BZ Familiäre BZ familien“ bezeichnet. Auch Brustkrebs gehört zu den Krebsarten, BRCA oder Checkliste positiv: die in Familien gehäuft vorkommen können. Zweite Beratung Prophylaktische OP Indikation prophyl. OP Tumortherapie Tumordiagnose in FEP Rein statistisch gesehen sind pro Jahr etwa 4.900 Frauen von einem Brustkrebs bei familiärem Risiko betroffen. Bei ihnen kann eine Mutation in den sogenannten BReast-CAncer-Genen Kooperation von Brustzentren (BZ) mit spezialisierten Zentren Familiärer Brust- und vorliegen (dies sind maßgeblich BRCA 1 und BRCA 2, darüber Eierstockkrebs hinaus kennt man heute weitere betroffene Gene wie zum Bei- spiel CHEK2, PALB2 oder RAD51C). Ist das der Fall, haben diese Vererbung auch an Wichtig zu wissen: Auch Männer sind gefährdet. Denn Verände- Frauen ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs und durch männ rungen (Mutationen) in den Genen BRCA 1 oder BRCA 2 können zu erkranken. Wer glaubt, zu einer solchen Risikofamilie zu ge liche Verwandte auch an männliche Verwandte vererbt und von diesen wiederum hören, braucht Beratung und Hilfe. Die Deutsche Krebshilfe hat an ihre Kinder weitergegeben werden. Männer mit verändertem deshalb bundesweit die Zentren „Familiärer Brust- und Eier- BRCA 1-Gen haben ein leicht erhöhtes Risiko, an Darm- und stockkrebs“ auf den Weg gebracht. Prostatakrebs zu erkranken. Bei einer BRCA 2-Mutation besteht zusätzlich ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Heute beraten und betreuen in den 17 Zentren interdisziplinäre Ärzteteams und Wissenschaftler die ratsuchenden Familien; sie Deshalb sollten sich in Hochrisikofamilien auch die männlichen ermitteln das individuelle Krebsrisiko durch eine interdiszipli Familienmitglieder untersuchen lassen. näre Beratung und legen es durch gendiagnostische Maßnahmen genauer fest. Bei der gynäkologischen Beratung besprechen sie Wenn Sie glauben, zu einer Hochrisikofamilie zu gehören, weil die verschiedenen vorbeugenden und therapeutischen Möglich- Ihre Großmutter, Mutter, Tante und / oder Schwester(n) schon an keiten mit den Familienmitgliedern. Dazu gehört bei Bedarf auch Brustkrebs erkrankt sind, wenden Sie sich an ein Brustzentrum eine psychoonkologische Beratung. in Ihrer Nähe. Die Adresse erfahren Sie vom INFONETZ KREBS der Deutschen Krebshilfe (Anschrift Seite 134). Die 17 universitären Zentren für Familiären Brust- und Eierstock- krebs arbeiten eng mit regionalen, ausgewiesenen Brust- und w Ratgeber Ausführliche Informationen erhalten Sie in der Broschüre „Fami- Krebszentren zusammen. Die Adressen der Zentren finden Sie Familiärer Brust- liärer Brust- und Eierstockkrebs“ der Deutschen Krebshilfe oder w Internetadresse auf www.krebshilfe.de. und Eierstock- beim BRCA-Netzwerk (Bestellformular ab Seite 155). krebs
28 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 29 DARMKREBS Ernährung als Darunter fällt zum Beispiel was Sie essen, wie viel Sie essen Risikofaktor und wie Sie die Nahrung zubereiten. Experten sprechen vom Darmkrebs ist in Deutschland bei Frauen und Männern die dritt sogenannten Ernährungsmuster. Kritisch wird hier vor allem der häufigste Krebserkrankung. Risikofaktoren sind bestimmte Ernäh- Verzehr von Fleischwaren, also etwa von Wurst und Schinken, gesehen. Gut ist dagegen eine Ernährung mit viel Ballaststoffen; rungsweisen, das steigende Alter und selten eine familiäre Belastung. sie sind in (Vollkorn-)Getreideprodukten oder Hülsenfrüchten Wird Darmkrebs früh erkannt, sind die Heilungschancen sehr gut. enthalten, in geringerem Umfang auch in Gemüse und Obst. Risikofaktor Auch Alkohol ist ein Risikofaktor: Je mehr Alkohol ein Mensch Alkohol trinkt, desto mehr steigt sein Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Unter dem Begriff Darmkrebs werden bösartige Neubildungen Experten empfehlen daher, grundsätzlich wenig oder keinen und von Dünn-, Dick- und Mastdarm zusammengefasst. nicht täglich Alkohol zu trinken. Dagegen kann viel Bewegung das Risiko für Dickdarmkrebs sen- Darmkrebs (Dünn-, Dick- und Enddarm) ken. Die Wahrscheinlichkeit, an Dickdarmkrebs zu erkranken, lässt sich – statistisch gesehen – durch körperliche Aktivität um Neuerkrankungen Frauen Männer Insgesamt 20 bis 30 Prozent verringern. Summe pro Jahr 25.700 33.100 58.800 Vielleicht haben Sie gelesen, dass Acetylsalicylsäure (ASS) Darm- krebs vorbeugt. Tatsächlich haben wissenschaftliche Studien Pro 100.000 61,8 81,8 gezeigt, dass dies bei einigen Menschen der Fall sein kann. Aller- dings profitieren nicht alle von diesem Schutz. Wenn Sie täglich Mittleres ASS einnehmen, kann das außerdem schwerwiegende Neben- Erkrankungsalter 76 Jahre 72 Jahre wirkungen haben. Nehmen Sie daher ASS nicht in Eigeninitiative vorbeugend ein, sondern lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten. Risiko nimmt mit Menschen, die jünger sind als 50 Jahre, erkranken selten an Ihr Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, ist höher, wenn dem Alter zu Darmkrebs. Je älter sie werden, desto häufiger erkranken sie. • Sie rauchen Männer sind statistisch gesehen häufiger von Darmkrebs be • Sie regelmäßig Alkohol trinken troffen als Frauen. • Sie Übergewicht haben • Sie sich zu wenig bewegen Es gibt verschiedene Faktoren, die Ihr Risiko, dass Sie an Dick- • Sie sich ballaststoffarm ernähren und viel Fleisch oder Wurst- darmkrebs erkranken, erhöhen. Dazu gehört auch der individu waren essen elle Lebensstil.
30 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 31 • Sie an einer schweren und langwierigen Entzündung der Diese Menschen haben ein deutlich höheres Risiko, zu erkran- Dickdarmschleimhaut (Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn) ken, und sind jünger, wenn die Krankheit ausbricht. erkrankt sind • Sie selbst oder direkte Verwandte Dickdarmpolypen hatten Beschwerden Eine Geschwulst (Tumor) kann den Darm blockieren, so dass der oder haben. Bestimmte Formen dieser Dickdarmpolypen Stuhl schlechter durchgleiten kann. Dann können Verstopfungen (sogenannte adenomatöse Polypen) werden als Vorstufe von und manchmal erhebliche Schmerzen auftreten. Dickdarmkrebs angesehen • In Ihrer Familie bereits Darmkrebs aufgetreten ist, besonders Blut im Stuhl Polypen, also Vorstufen von Darmkrebs, oder Darmkrebs können wenn Ihre Verwandten jünger als 45 Jahre alt waren, als sie dazu führen, dass die Darmschleimhaut leicht blutet. Das Blut krank wurden. Die Veranlagung zu dieser Krebsart kann ver- vermischt sich mit dem Stuhl, allerdings meist in so geringer erbt werden. Außerdem liegt bei etwa 50 bis 100 von 1.000 Menge, dass es oft nur im Labor durch spezielle Tests entdeckt Menschen der Allgemeinbevölkerung eine familiäre Belastung werden kann (siehe auch Seite 34). Wenn Sie Blut deutlich im für Darmkrebs vor, die zum Beispiel aufgrund von ähnlichen Stuhl erkennen, so ist dies ein Warnzeichen. Lebensgewohnheiten oder auch erblichen Faktoren mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergehen kann. Die gesunde Darmschleimhaut produziert Schleim, der den • In Ihrer Familie eine bestimmte Genveränderung vorliegt, bei Stuhl umgibt, so dass dieser einfacher durch den Darm gleitet. der schon zwischen dem 10. und 25. Lebensjahr Hunderte Sie können diesen Schleim manchmal auf dem Stuhl erkennen. Polypen im Dickdarm der Betroffenen entstehen (Familiäre Wenn Sie feststellen, dass sich mehr Schleim als normalerweise adenomatöse Polyposis, FAP) auf dem Stuhl befindet, könnte dies ein Anzeichen für Darm- • Sie (oder nahe Verwandte) an anderen Krebsarten (zum Bei- krebs sein. Denn einige Tumore entstehen aus schleimbildenden spiel Magen-, Blasen-, Haut-, Gebärmutterschleimhaut- oder Zellen, und diese produzieren dann vermehrt Schleim. Eierstockkrebs) erkrankt sind Gehen Sie bei diesen Anzeichen zu Ihrem Arzt Wenn von diesen Risikofaktoren einer auf Sie zutrifft oder sogar • Veränderte Stuhlgewohnheiten: Durchfall, Verstopfung oder mehrere, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Sie erkranken beides im Wechsel werden. Aber Ihr persönliches Risiko ist erhöht. Wenn Sie über • Krampfartige Bauchschmerzen und öfter zwingender Stuhl- legen, ob Sie an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen teilneh- drang, häufig ohne anschließende Stuhlentleerung men möchten oder nicht, können Sie dies berücksichtigen. • Blässe und Blutarmut (Anämie) sind Hinweise darauf, dass der Darm längere Zeit unbemerkt leicht geblutet hat (Sicker- Sie können Ihr persönliches Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, blutungen) verringern: Bewegen Sie sich regelmäßig, ernähren Sie sich aus- • Deutlicher Gewichtsverlust und Schwäche gewogen, rauchen Sie nicht und trinken Sie weniger Alkohol. • Sichtbares Blut im Stuhl • Mehr Schleimablagerungen auf dem Stuhl
32 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 33 Die genannten Anzeichen können natürlich auch bei anderen, Fast jeder Darmkrebs entsteht aus gutartigen Vorformen – in der gutartigen (Darm-)Erkrankungen auftreten. Damit festgestellt Fachsprache adenomatöse Polypen oder Adenome genannt. Es werden kann, woran es liegt, gehen Sie bald zu Ihrem Arzt. dauert in der Regel viele Jahre, bis sich die gutartigen Zellen der Wenn er dann eine harmlose Ursache Ihrer Beschwerden findet, Vorstufe zu bösartigen Darmkrebszellen verändern. können Sie beruhigt sein. Sollte aber Darmkrebs festgestellt werden, sind Ihre Heilungschancen umso besser, je früher er Aber nicht aus jedem Adenom entsteht Darmkrebs. Besonders entdeckt wurde. risikoreich sind vor allem große Adenome (über 9 mm) oder solche, bei denen sich die Zellen bereits deutlich verändert ha- ben. Werden diese Krebsvorstufen bei einer Darmspiegelung Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen entdeckt, lassen sie sich endoskopisch entfernen. Dann kann meistens verhindert werden, dass sich aus den Polypen Darm- Das wichtigste Ziel der Früherkennungsuntersuchungen auf krebs entwickelt. Darmkrebs ist, dass das Auftreten der Krankheit verhindert wird. Das kann gelingen, wenn Vorstufen dieses Krebses frühzeitig Organisiertes Darmkrebs-Screening erkannt und entfernt werden. Ist bereits Darmkrebs entstan- Ab 1.7.2019 bieten die gesetzlichen Krankenkassen ihren Ver- den und wird er früh entdeckt, sind die Chancen, ihn zu heilen, sicherten ein organisiertes Programm zur Früherkennung von deutlich besser als später. Er lässt sich dann auch schonender Darmkrebs an: das Darmkrebs-Screening. Es richtet sich an behandeln. Menschen mit durchschnittlichem Risiko, die keine Beschwerden haben. Die Teilnahme am Darmkrebs-Screening ist freiwillig. Erkrankungen an Darmkrebs in den nächsten 10 Jahren Ab 50 Jahren erhalten Versicherte von ihrer Krankenkasse einen Einladungsbrief und weitere Informationen. Es stehen zwei un- Alter Männer Frauen terschiedliche Untersuchungen zur Auswahl, nämlich der immu- nologische Test auf Blut im Stuhl und die Darmspiegelung. Wie 50 Jahre 7 von 1.000 5 von 1.000 im Folgenden dargestellt, gibt es bei den angebotenen Unter suchungen je nach Alter beziehungsweise Geschlecht ein paar 55 Jahre 13 von 1.000 8 von 1.000 Unterschiede. So wird Männern beispielsweise eine Darmspie- gelung schon ab 50 Jahren angeboten, da ihr Risiko höher ist als 60 Jahre 18 von 1.000 10 von 1.000 das der Frauen. 65 Jahre 24 von 1.000 14 von 1.000 Test auf versteck- Frauen und Männer ab 50 Jahren können einmal im Jahr einen tes Blut im Stuhl Stuhltest machen. Dieser weist Blut im Stuhl nach, das mit blo- ßem Auge nicht sichtbar ist. Solche kleinen Blutmengen können ein Hinweis auf Polypen im Darm sein oder auf Darmkrebs.
34 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 35 Organisiertes Darmkrebs-Screening Immunologische Stuhltests sind empfindlich und erkennen Vorstufen von Darmkrebs und blutenden Darmkrebs relativ zu- Angebotene Immunologischer Test auf verstecktes Blut im Stuhl verlässig. Untersuchungen • Von 50 bis 54 Jahren einmal im Jahr bei Männern • Ab 55 Jahren alle 2 Jahre, solange keine Darmspiegelung Sie erhalten den Test meistens bei Ihrem Hausarzt, einem Fach- erfolgt ist arzt für Innere Medizin, bei einem Urologen oder Gynäkologen. Das Testpäckchen nehmen Sie mit nach Hause. Darmspiegelung Ab 50 Jahren* Bei dem Test wird mit einem kleinen Stab eine Stuhlprobe ent- • Insgesamt 2 Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren nommen, in das Teströhrchen gesteckt und verschraubt. Geben • Erfolgt die erste Darmspiegelung mit 65 Jahren oder älter, Sie den Umschlag mit dem Teströhrchen so schnell wie möglich, Anspruch auf eine Untersuchung aber spätestens nach fünf Tagen Ihrem Arzt zurück. Er schickt die Probe zur Auswertung in ein Labor. Angebotene Immunologischer Test auf verstecktes Blut im Stuhl Untersuchungen • Von 50 bis 54 Jahren einmal im Jahr Wenn sich in der Probe keine Blutspuren finden (der Test negativ bei Frauen • Ab 55 Jahren alle 2 Jahre, solange keine Darmspiegelung ist), werden Sie nichts von Ihrem Arzt hören. Für den Fall, dass erfolgt ist der Test positiv ausfällt, wird sich Ihr Arzt bei Ihnen melden. Dann muss eine Darmspiegelung gemacht werden, um die Ur Darmspiegelung sache für das Blut im Stuhl festzustellen. Ab 55 Jahren • Insgesamt 2 Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren Modellrechnungen haben abgeschätzt, welche Testergebnisse • Erfolgt die erste Darmspiegelung mit 65 Jahren oder älter, und Befunde zu erwarten sind, wenn Menschen den Test regel- Anspruch auf eine Untersuchung mäßig über zehn Jahre anwenden. * Da Männer ein höheres Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken, wird ihnen die Darmspiegelung Da Frauen und Männer ein unterschiedlich hohes Risiko haben, früher angeboten. an Darmkrebs zu erkranken, unterscheiden sich die dargestell- ten Ergebnisse für die Geschlechter. Diese Modellrechnungen Der immunologische Test (iFOBT) weist menschliches Blut im sind theoretisch und basieren auf Annahmen. Daten aus dem Stuhl mit Hilfe von Antikörpern nach. Deshalb brauchen Sie niederländischen Programm zur Darmkrebsfrüherkennung vor dem Test nicht auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. lassen bessere Ergebnisse erkennen: Danach könnten mehr Frauen, die noch ihre Regelblutung haben, sollten allerdings Darmkrebserkrankungen erkannt werden, und es könnte weniger darauf achten, dass sie den Test erst mehrere Tage nach Ende „Fehlalarme“ geben, als im Folgenden dargestellt. ihrer Periodenblutung machen.
36 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 37 Regelmäßige Stuhlbluttests über 10 Jahre – Frauen Regelmäßige Stuhlbluttests über 10 Jahre – Männer 1.000 1.000 Darmspiegelungen Darmspiegelungen 660 unauffällig 340 auffällig 660 unauffällig 340 auffällig Diagnose Diagnose Koloskopie Koloskopie 2 unerkannte 223 114 3 2 unerkannte 180 155 5 Darmkrebsfälle unauffällig Adenome Darmkrebs Darmkrebsfälle unauffällig Adenome Darmkrebs Quelle: IQWiG-Berichte-10.451, 2016 Quelle: IQWiG-Berichte-10.451, 2016 Test auf verstecktes Blut im Stuhl – Frauen ab 50 Jahre Test auf verstecktes Blut im Stuhl – Männer ab 50 Jahre • Von 1.000 Stuhltests, die im Rahmen der Krebsfrüherkennung • Von 1.000 Stuhltests, die im Rahmen der Krebsfrüherkennung über zehn Jahre durchgeführt werden, sind 340 auffällig. über zehn Jahre durchgeführt werden, sind 340 auffällig. • Werden diese 340 Frauen durch eine Darmspiegelung unter- • Werden diese 340 Männer durch eine Darmspiegelung unter- sucht, sucht, • Werden bei 223 Frauen weder Darmkrebs noch Polypen • Werden bei 180 Männern weder Darmkrebs noch Polypen gefunden (der Stuhltest war falsch-positiv) gefunden (der Stuhltest war falsch-positiv) • Wird bei drei Frauen Darmkrebs entdeckt (der Stuhltest war • Wird bei fünf Männern Darmkrebs entdeckt (der Stuhltest richtig-positiv) war richtig-positiv). • Werden bei 114 Frauen Adenome festgestellt. • Werden bei 155 Männern Adenome festgestellt. • Von 1.000 Stuhltests haben 660 unauffällige Ergebnisse. • Von 1.000 Stuhltests haben 660 unauffällige Ergebnisse. • Zwei dieser 660 Frauen sind an Darmkrebs erkrankt, der • Zwei dieser 660 Männer sind an Darmkrebs erkrankt, der durch den Stuhltest nicht erkannt wird (der Stuhltest war durch den Stuhltest nicht erkannt wird (der Stuhltest war falsch-negativ). falsch-negativ).
38 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 39 Fachleute schätzen, dass von 1.000 Frauen und 1.000 Männern, Männer können ab 50 Jahren zur Darmspiegelungen gehen, Frau- die regelmäßig über zehn Jahre einen Stuhltest machen, jeweils en ab 55 Jahren. Wer das Angebot erst mit 65 Jahren oder später bis zu eine(r) weniger an Darmkrebs stirbt. wahrnimmt, hat nur auf diese eine Darmspiegelung Anspruch. Vorteile Bevor der Arzt den Darm untersuchen kann, muss dieser gründ- • Der Stuhlbluttest ist eine schmerzfreie Untersuchung. lich gereinigt werden. Deshalb müssen Sie am Tag vor der Unter- • Studien haben gezeigt, dass durch den regelmäßigen Test suchung ein Abführmittel einnehmen und viel trinken, am besten weniger Menschen an Darmkrebs sterben. Wasser, ungesüßten Tee oder auch Brühe. Risiken und Nebenwirkungen Diese Vorbereitung ist zwar etwas unangenehm und anstren- • Nicht jedes Adenom und jeder Darmkrebs gibt Blut in den gend, aber notwendig, denn die Darmschleimhaut muss sauber Stuhl ab. Sie können dann auch nicht durch einen auffälligen sein, damit der Arzt sie gut beurteilen kann. (richtig-positiven) Test erkannt werden. • Ein einzelner Test erkennt etwa 30 Prozent der Krebserkran- Wenn Sie möchten, können Sie vor der Untersuchung ein Beruhi- kungen und viele Adenome nicht. Auch wenn der Test regel- gungsmittel erhalten, das Sie in eine Art Dämmerschlaf versetzt. mäßig angewendet wird, kann es vorkommen, dass ein Darm- Dann bekommen Sie von der Darmspiegelung kaum etwas mit. krebs nicht erkannt wird. Weil das Beruhigungsmittel aber länger wirkt, müssen sie da- • Das Testergebnis ist oft auffällig, obwohl kein Darmkrebs oder nach zu Ihrer eigenen Sicherheit einige Regeln beachten (zum Adenom vorliegt (es ist also falsch-positiv). Bis Sie durch eine Beispiel nicht mit dem Auto nach Hause fahren). Lassen Sie sich Darmspiegelung Gewissheit bekommen, müssen Sie also mit dazu von Ihrem Arzt aufklären. Es ist auch gut, wenn jemand Sie einer gewissen Unsicherheit, vielleicht Krebs zu haben, leben. zu der Untersuchung begleiten kann. Der Deutsche Aus Sicht der Deutschen Krebshilfe ist nach allen bisher vorlie- Bei der Darmspiegelung schiebt der Arzt einen dünnen biegsa- Krebshilfe genden Daten der Stuhlbluttest für Frauen und Männer ab 50 men Schlauch (Endoskop), der eine Lichtquelle und eine Kamera empfiehlt Jahren eine sinnvolle Maßnahme, um Darmkrebs früher zu er- enthält, vom After aus durch End- und Dickdarm bis an den Über- kennen. Die möglichen Nachteile beim Stuhlbluttest schätzt die gang zum Dünndarm. Dann zieht er den Schlauch langsam zu- Deutsche Krebshilfe gegenüber den Vorteilen einer Früherken- rück und betrachtet die Darmschleimhaut genau. Damit er besse- nung als gering ein. re Sicht hat, wird der Darm mit etwas Luft geweitet. Finden sich dabei Vorstufen von Darmkrebs, entfernt der Arzt diese während Darmspiegelung Frauen und Männer haben zur Früherkennung von Darmkrebs der Untersuchung mit einer Schlinge oder kleinen Zange. Dieses (Koloskopie) Anspruch auf zwei Darmspiegelungen. Zeigt die erste Darm- Verfahren hat den Vorteil, dass sich mit hoher Genauigkeit Krebs spiegelung einen unauffälligen Befund, ist eine erneute Unter- und Vorstufen von Darmkrebs entdecken lassen. suchung in der Regel erst wieder nach zehn Jahren erforderlich.
40 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 41 Darmspiegelung im Rahmen der Krebsfrüherkennung Darmspiegelung im Rahmen der Krebsfrüherkennung • Von 1.000 im Rahmen der Krebsfrüherkennung durchgeführ- ten Darmspiegelungen sind 203 auffällig. 1.000 • Bei neun dieser 203 Personen wird Darmkrebs gefunden Darmspieglungen (die Darmspiegelung ist richtig-positiv). • Die restlichen 194 Personen haben ein oder mehrere Adenome. Diese Adenome sind bei 64 der 194 Personen 203 auffällig 797 nicht auffällig fortgeschritten. Diagnose • Bei 797 von 1.000 Untersuchten findet sich weder ein Karzi- nom noch ein Adenom (die Darmspiegelung ist richtig-negativ). 797 richtig negativ Von 100 tatsächlichen Darmkrebsfällen werden mit der Darm- 9 194 Darmkrebs Adenome spiegelung rund 95 Tumoren entdeckt. 64 Die Zahlen machen deutlich, dass zwischen dem Stuhlbluttest fortgeschrittenes Stadium und der Darmspiegelung ein Unterschied besteht. Dies liegt da- ran, dass nicht jeder Darmkrebs und nicht jedes Adenom Blut in Zahlen: Pox CP1, Altenhofen L, Brenner H, Theilmeier A, Von Stillfried D, Schmiegel W., Efficacy of a den Stuhl abgibt. nationwide screening colonoscopy program for c olorectal cancer. Gastroenterology. 2012 Jun;142(7):1460-7.e2. doi: 10.1053/j.gastro.2012.03.022. Epub 2012 Mar 21. Wie viele Sterbefälle an Darmkrebs sich letztlich durch die Darmspiegelung verhindern lassen, weiß man noch nicht genau. Allerdings haben aussagekräftige Studien gezeigt, dass durch Vorteile die sogenannte kleine Darmspiegelung (Rektosigmoidoskopie), • Die Darmspiegelung ist eine relativ sichere Maßnahme, um bei der nur der Enddarm und ein Teil des Dickdarms untersucht Darmkrebs früh zu erkennen. werden, zwei von 1.000 untersuchten Menschen weniger an • Auch Vorstufen von Darmkrebs, die beim Stuhlbluttest oft Darmkrebs sterben. unerkannt bleiben, werden entdeckt. • Diese Vorstufen werden bei der Darmspiegelung entfernt, so lässt sich in den meisten Fällen verhindern, dass sich aus ihnen später Krebs entwickelt.
Sie können auch lesen