AFRIKA IM FOKUS 2015/2016 - CHANCEN UND PROJEKTE IN SUBSAHARA
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INHALT 4 Subsahara-Afrika – eine Region mit Zukunft 6 Deutscher Außenhandel noch ausbaufähig 8 Deutsche Auslandshandelskammern: Partner vor Ort 10 Bund erweitert Exportabsicherung 13 Interkulturelle Kompetenz ist Pflicht 14 Chancen und Projekte in ausgewählten Ländern 14 Côte d‘Ivoire 17 Ghana 20 Kamerun 22 Kenia 25 Madagaskar 27 Mauritius 29 Mosambik 32 Nigeria 35 Simbabwe 38 Südafrika 41 Uganda 43 Chancen in der Entwicklungszusammenarbeit 44 Zugehörigkeit zu internationalen Abkommen 45 Zollabbau erleichtert Marktzugang 46 Tabellenanhang 46 Demografische Entwicklung und Fläche 48 Bruttoinlandsprodukt 50 Außenhandel 52 Bilateraler Handel 54 Ausländische Direktinvestitionen 56 Internationale Rankings 58 Kontaktanschriften c Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
SUBSAHARA-AFRIKA – EINE REGION MIT ZUKUNFT Foto : © THEGIFT777 - Fotolia.com SUBSAHARA-AFRIKA – je. Stark vom Ölexport abhängige Länder, etwa Angola, mussten zuletzt ihre Budgets kurzfristig neu berechnen EINE REGION MIT ZUKUNFT und wichtige Infrastrukturprojekte streichen. Neue Perspektiven prägen das Bild von Afrika südlich der Afrikas Bedeutung für globale Wertschöpfungsketten Sahara. 11 der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirt- nimmt zu – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von schaften der Welt waren in den vergangenen drei Jahren Afrikanischer Entwicklungsbank, OECD und dem Ent- afrikanische. Nach den Prognosen des Internationalen wicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP). Der Währungsfonds (IWF) wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Beitrag Afrikas zur globalen Wertschöpfung ist zwar noch in Subsahara-Afrika auch von 2016 bis 2020 um über 5% sehr gering, zeigt aber steigende Tendenz (zwischen 1995 pro Jahr zunehmen. und 2011 um mehr als die Hälfte von 1,4 auf 2,2%). Größte Herausforderung und gleichzeitig Chance für Vieles wird bisher fertig importiert, lokale Industrien den Kontinent ist das enorme Bevölkerungswachstum. haben sich in der Vergangenheit kaum entwickelt. Doch Bis 2050 wird sich die Einwohnerzahl von Subsahara- nach und nach entstehen Mittelschichten, die gut aus- Afrika laut UN auf 2 Mrd. in etwa verdoppeln. Der Afri- gebildet und durch neue Technologien vernetzt sind. Die can Economic Outlook 2015 erwartet bis 2050 hier auch Nachfrage auf dem Kontinent nimmt zu, das Konsum- weltweit die höchste Zunahme des Arbeitskräftepoten- verhalten verändert sich – es bilden sich neue und grö- zials. Ob damit auch neue qualifizierte Jobs verbunden ßere Märkte für den lokalen Verbrauch von Waren. sind hängt vor allem von einer stärkeren Einbindung des Kontinents in die globale Wertschöpfung ab. Bisher Nigeria beispielsweise fördert den Aufbau einer lokalen reichen die hohen Wachstumsraten nicht aus, um die Nahrungsmittelproduktion. Einfuhrzölle auf fertige Le- Armut auf dem Kontinent zu beseitigen. bensmittel wurden erhöht, solche für Nahrungsmittel- und Landmaschinen gesenkt. Diese Strategie scheint er- DIVERSIFIZIERUNG UND MEHR WERTSCHÖPFUNG folgreich zu sein: Die Maschinenimporte verdreifachten Bessere Perspektiven für breite Bevölkerungsschichten sich zwischen 2003 und 2013 und legten damit stärker zu sind eng verknüpft mit dem Aufbau von lokalen Indust- als die Einfuhr fertiger Lebensmittel. Die Bestrebungen rien – ob bei der Verarbeitung von Mineralien oder der Äthiopiens, eine Textil- und Lederindustrie aufzubauen, Herstellung von Nahrungsmitteln. Die Preisschwankun- sind hingegen nicht für den lokalen Absatz gedacht. Man gen bei Rohstoffen wie Kupfer und Gold oder besonders will den Weg einiger asiatischer Länder gehen und durch beim Öl machen eine Diversifizierung dringender denn Export den Wohlstand erhöhen. 4 Afrika im Fokus 2015/2016
PLANUNGSSICHERHEIT DURCH AGOA-VERLÄNGERUNG Marktvorbereitung sowie zur Teilnahme an Messen und Der Zugang zum Weltmarkt spielt dabei eine entschei- Delegationsreisen. Staatliche Exportkreditgarantien von dende Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es eine gute Euler Hermes für Waren- und Dienstleistungsexporte Nachricht, dass der African Growth and Opportunity Act sichern wirtschaftliche und politische Risiken des Zah- (AGOA) im Juli 2015 bis 2025 verlängert wurde. Das Ab- lungsausfalls ab. kommen sichert ausgewählten Produkten aus mehr als 40 Ländern südlich der Sahara günstigen Marktzugang Die Deutsche Industrie- und Handelskammer für das in den USA. Eine längere Laufzeit des Abkommens bietet südliche Afrika in Johannesburg sowie die Delegierten- Investoren nun mehr Sicherheit. Für die Textilindustrie büros in Nairobi, Accra, Lagos und Luanda beraten und in Äthiopien war AGOA bisher ebenso ein Katalysator wie schaffen Kontakte vor Ort. Der Afrika-Verein der deut- für die Automobilindustrie in Südafrika. schen Wirtschaft organisiert Delegationsreisen und Wirtschaftsforen. Politische Stabilität, Planungssicherheit, Schutz des Privateigentums und eine funktionierende Infrastruktur Die neue Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen sind Themen, die in Afrika nach wie vor Fragen aufwer- Wirtschaft (SAFRI) wird partnerschaftlich und gleichbe- fen. Unternehmen entscheiden sich nur für einen Stand- rechtigt getragen vom Afrika-Verein der deutschen Wirt- ort, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Investoren schaft, dem Bundesverband der Deutschen Industrie verlassen sich auf dem Kontinent nicht nur auf staatli- (BDI), dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, che Programme, sondern sorgen teilweise selbst für Dienstleistungen (BGA) und dem Deutschen Industrie- Energieversorgung und Transportwege, wie beispiels- und Handelskammertag (DIHK). Unter der Regionaliniti- weise in großem Stil in Mosambik geschehen. Afrika ist ative wollen die Träger ihre Aktivitäten koordinieren und vielfältig. Aufwand, Risiken, aber auch Chancen müssen sich für eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen für jede Branche und in jedem Land differenziert be- zwischen Deutschland und den Ländern Subsahara-Af- trachtet werden. rikas einsetzen. Die Entwicklungszusammenarbeit setzt auf die Koope- Die deutsche Außenwirtschaft profitiert nicht in dem ration mit der Privatwirtschaft. Die Deutsche Gesell- Maße, wie sie es mit ihrer breiten Palette könnte. An- schaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH dere Länder steigern ihre Marktanteile und investieren berät zu Umwelt- und Sozialstandards und bietet Qua- aktiver. Ob Textilien für den Weltmarkt, Automobile für lifizierungsangebote und Fachkräfteprogramme an. Die die neue Mittelschicht oder Nahrungsmittel für den Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft Massenmarkt: moderne Maschinen, verlässliche Ener- (DEG) bietet langfristige Finanzierungen für Investiti- gielösungen und effiziente Logistikdienstleistungen onsprojekte und fördert Machbarkeitsstudien. werden in Afrika nachgefragt, mit steigender Tendenz. Deutsche Unternehmen können am Wachstum teilha- Germany Trade & Invest begleitet die Entwicklung in ben und mit ihrer Technologie noch dazu beitragen. Afrika durch eine systematische Berichterstattung Auch die besondere Kompetenz bei Maßnahmen zur über aktuelle Wirtschafts- und Branchentrends sowie Schulung und Ausbildung der Mitarbeiter wissen afri- zu Rechtssystemen und Einfuhrbestimmungen. Dar- kanische Partner sehr zu schätzen. über hinaus informiert Germany Trade & Invest über wichtige Geber und stellt aktuelle Projektfrühinforma- SAFRI KOORDINIERT SUBSAHARA-AKTIVITÄTEN tionen sowie Ausschreibungshinweise bereit. Die An- Deutsche Unternehmen werden beim Schritt nach Af- gebote aller Partner helfen bei der Vorbereitung und rika durch vielfältige Angebote der Bundesregierung Planung eines Engagements auf dem Zukunftsmarkt unterstützt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Subsahara-Afrika – als Wegweiser, Türöffner und zur Energie (BMWi) fördert deutsche Unternehmen bei der Absicherung von Risiken. Erschließung von Auslandsmärkten. Neben den Ex- portinitiativen, die sich vor allem an kleine und mittel- ständische Unternehmen richten, gibt es Angebote zur Autoren: Martin Kalhöfer / Peter Schmitz Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
DEUTSCHER AUSSENHANDEL NOCH AUSBAUFÄHIG DEUTSCHER AUSSENHANDEL 11,9 Mrd. – von 2013 auf 2014 ein Minus von 5,2% und von 2011 auf 2014 eines von 15,1%. NOCH AUSBAUFÄHIG Bei differenzierter Betrachtung des deutschen Außen- Der deutsche Außenhandel mit Subsahara-Afrika war handels nach den vier großen Regionen Subsahara-Af- 2014 erneut rückläufig. Andere Länder bauen ihre Markt- rikas ergibt sich ein uneinheitliches Bild: Die Exporte ins anteile derweil aus. In Ostafrika gilt das besonders für die südliche Afrika mit dem alles überragenden Außenhan- VR China und Indien. Während die VR China vor allem auf delspartner Südafrika fielen 2014 um 2,5%, während die Nähe zu Politik und Komplettpakete setzt, profitiert Indien entsprechenden Importe um 2,8% zulegten. Insgesamt von einer indisch-stämmigen Kaufmannschaft. Für deut- bleibt das südliche Afrika die wichtigste Abnehmerregi- sche Unternehmen gilt es, zu differenzieren und Kunden on in Subsahara mit einem Anteil von 62,8%. zu identifizieren. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes stieg HOHE EXPORTE NACH LIBERIA UND ÄTHIOPIEN der Außenhandel Deutschlands 2014 gegenüber dem In Westafrika verzeichneten die deutschen Exporte 2014 Vorjahr um 3,0% auf 2.050,2 Mrd. Euro, der Handel mit entgegen dem Trend ein spürbares Plus von 10,1%. Der Subsahara-Afrika (einschließlich Sudan und Südsudan) Grund waren Schiffslieferungen nach Liberia, welche ging dagegen um 2,4% zurück, nachdem er schon im die Bilanz nach oben katapultierten. Auch die Ausfuhren Vorjahr um 2,7% geschrumpft war. Der Anteil von Sub- nach Angola und Tansania stiegen ordentlich, konnten sahara-Afrika am deutschen Gesamtaußenhandel nahm allerdings größere Rückgänge des Vorjahres nicht aus- auf 1,24% (2013: 1,31%) ab. gleichen. Während die deutschen Gesamtexporte 2014 insgesamt Bemerkenswert ist die Zunahme deutscher Ausfuhren um 3,7% auf 1.133,5 Mrd. Euro zulegten, wuchsen die um 38,1% Richtung Äthiopien, vornehmlich auf das deutschen Ausfuhren nach Subsahara-Afrika nur um Konto von Maschinenlieferungen gehend. Landesken- 0,2% auf 13,5 Mrd. Euro. Negativ war das Bild bei den ner nehmen an, dass dieser Trend anhalten wird und Einfuhren: Importierte Deutschland 2011 für 14,0 Mrd. Äthiopien gute Chancen hat, Kenia zu überholen, das Euro Waren aus Subsahara-Afrika, so waren es 2012 nur bislang der wichtigste Abnehmer deutscher Waren in noch 13,1 Mrd., 2013 dann 12,5 Mrd. und 2014 lediglich Ostafrika ist. Deutsche Exporte nach Subsahara-Afrika (in Mio. Euro; Veränderungen in %) Regionen (Anzahl der Länder 2012 2013 2014 2) Veränderung 2014/13 2) beziehungsweise Territorien) 1) Südliches Afrika (5) 8.998,7 8.740,6 8.502,5 -2,7 Westafrika (17) 3) 2.467,4 2.477,6 2.727,0 10,1 Ostafrika (21) 4) 1.375,8 1.493,9 1.430,2 -4,3 Zentralafrika (9) 866,6 808,3 882,0 9,1 Gesamt (52) 5) 13.708,5 13.520,5 13.541,6 0,2 1) in Anlehnung an die UN-Definition; 2) vorläufig; 3) einschließlich St. Helena, Ascension und Trista da Cunha; 4) einschließlich britischer Territorien im Indischen Ozean sowie Sudan und Südsudan, aber ohne Réunion; 5) Differenzen durch Rundung Quelle: Statistisches Bundesamt 6 Afrika im Fokus 2015/2016
Deutsche Importe aus Subsahara-Afrika (in Mio. Euro; Veränderungen in %) Regionen (Anzahl der Länder 2012 2013 1014 2) Veränderung 2014/13 2) beziehungsweise Territorien) 1) Südliches Afrika (5) 5.234,4 4.889,9 5.062,5 3,5 Westafrika (17) 3) 6.119,7 5.785,6 5.373,8 -7,1 Ostafrika (20) 4) 1.014,0 992,2 1.083,9 9,2 Zentralafrika (9) 691,5 868,7 359,6 -58,6 Gesamt (51) 5) 13.059,6 12.536,4 11.879,7 -5,2 1) in Anlehnung an die UN-Definition; 2) vorläufig; 3) einschließlich St. Helena, Ascension und Trista da Cunha; 4) einschließlich britischer Territorien im Indischen Ozean sowie Sudan und Südsudan, aber ohne Réunion; 5) Differenzen durch Rundung Quelle: Statistisches Bundesamt Bei den Importen aus Subsahara-Afrika fiel lediglich ein stimmten Textilien. Hinzu kommt: Das Land der Mitte Einfuhrzuwachs von 9,2% aus Ostafrika positiv ins Auge, tritt in Ostafrika als Weltmacht auf. Regierung, Banken was vornehmlich aus verstärkten Lieferungen aus Ke- und die großen Firmen aus China sprechen weitgehend nia, Tansania und Äthiopien rührt. In absoluten Zahlen aus einem Munde und können oft genug ihre Geschäfte kam es zu höheren Importen aus Südafrika, relativ gese- auf höchster Ebene einfädeln. hen waren die Zuwächse allerdings nicht der Rede wert. Indien dagegen kann von den vielen indisch-stämmigen Die Gründe für die insgesamt zögerliche Entwicklung Landsleuten profitieren, die in allen ostafrikanischen der bilateralen Handelsbeziehungen mit Subsahara-Af- Ländern den Handel und die Industrie dominieren und rika sind vielfältig. Es hat sicherlich auch damit zu tun, auch noch in der dritten Generation immer wieder die dass deutsche Unternehmen nicht immer die Güter pro- Nähe zum Mutterland suchen. duzieren, die in Afrika nachgefragt werden. So steht in Afrika weiterhin Billiges aus der VR China und Indien Unternehmen, die in Afrika geschäftlichen Erfolg haben hoch im Kurs, während für deutsche Produkte die Kauf- wollen, sollten sich dieser Konkurrenz bewusst sein. kraft meist zu gering ist. Man muss hier mehr denn anderswo Kunden kennen, und nicht Märkte. Mit der entsprechenden Erfahrung In Ostafrika beispielsweise schießen überall Super- lassen sich überall auf dem Kontinent gute Abschlüsse märkte aus dem Boden, deren Regale gefüllt werden tätigen, die auch der deutschen Außenhandelsstatistik wollen. Zwar haben China und Indien bei Lebensmitteln mit dem Kontinent gut tun würden. nur sehr wenig zu bieten, umso mehr aber bei Haus- haltsutensilien und -geräten, bei Werkzeug und be- Autor: Martin Böll Germany Trade & Invest www.gtai.de 7
DEUTSCHE AUSLANDSHANDELSKAMMERN: PARTNER VOR ORT DEUTSCHE AUSLANDSHANDELS- KAMMERN: PARTNER VOR ORT Das Netz der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) und Delegiertenbüros unterstützt die deutsche Wirtschaft mit 130 Standorten in 90 Ländern. In Subsahara-Afrika Foto : © iStpckphoto.com - Dustin Allan finden Unternehmen in Angola, Ghana, Kenia, Mosambik, Nigeria und Südafrika verlässliche AHK-Ansprechpartner zum Auf- und Ausbau ihrer Geschäftsbeziehungen. Das Dienstleistungsportfolio der AHKs reicht von Markteintrittsdienstleistungen, wie zum Beispiel der Vermittlung von Geschäfts- und Vertriebspartnern, über die Organisation von Wirtschaftsdelegationen bis hin zur Durchführung von Networking-Veranstaltun- gen und Messeauftritten. Wie sich an Beispielen für erfolgreiches Engagement belegen lässt, tragen die WACEE ALS LEUCHTTURMVERANSTALTUNG IN GHANA AHKs auch in Subsahara-Afrika mit ihrer Arbeit ent- Auch in Westafrika steigt die Nachfrage nach erneu- scheidend zur Stärkung der bilateralen Wirtschafts- erbaren Energien. Seit 2012 veranstaltet die Dele- beziehungen bei. gation der Deutschen Wirtschaft in Ghana die West African Clean Energy & Environment Messe und Kon- ferenz (WACEE). Nach dem Erfolg der vergangenen ENERGY DESK FÜR OSTAFRIKA Jahre konnte auf Initiative des Bundesministeriums für Der Bedarf am Ausbau der Energieinfrastruktur sowie Wirtschaft und Energie für die WACEE im Februar 2015 das wachsende Interesse an alternativen Energieerzeu- erstmals eine offizielle deutsche Bundesbeteiligung gungs- und Umwelttechnologien in Ostafrika bewirken gewonnen werden. zunehmende Potenziale für deutsche Technologien in den Sektoren erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Der deutsche Pavillon präsentierte 18 Aussteller. Ins- gesamt nahmen mehr als 50 Aussteller, über 70 in- Das Energy Desk der Delegation der Deutschen Wirt- ternationale Referenten und rund 1.500 Besucher teil. schaft in Kenia bietet durch Zielmarktanalysen, Delega- Die Kombination aus Ausstellung und Konferenz so- tionsreisen sowie Fachveranstaltungen wertvolle Unter- wie aus den Themen Abfallwirtschaft und erneuerba- stützung für deutsche Unternehmen in diesen Sektoren. re Energien gibt deutschen Unternehmen Gelegenheit, Die Fachkompetenz des Energy Desk ermöglicht eine aufstrebende Wachstumsmärkte kennenzulernen und versierte Beratung und Begleitung bei der Entwicklung entscheidende Kontakte für ihren Markteinstieg und und Umsetzung von Projekten deutscher Unternehmen -ausbau zu knüpfen. Die vierte WACEE findet vom 3. bis vor Ort. Ein Netzwerk aus potenziellen Finanzierungs- 5.11.15 statt. institutionen macht die Mobilisierung von notwendigen Mitteln für Projektinvestitionen möglich. DUALE BERUFSAUSBILDUNG IN NIGERIA Das Energy Desk wird im Rahmen des Kooperations- Die Suche nach geeigneten Fachkräften ist für deutsche programms von AHKs und der Deutschen Gesellschaft Unternehmen bei ihren Geschäftsaktivitäten im Ausland für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vom Bundes- häufig mit großen Schwierigkeiten verbunden. Um dem ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Fachkräftemangel im Ausland zu begegnen, wächst von Entwicklung (BMZ) unterstützt und schlägt damit eine Seiten deutscher Unternehmen der Ruf nach der Einfüh- Brücke zwischen Außenwirtschaftsförderung und Ent- rung einer dualen Berufsausbildung nach deutschem wicklungspolitik. Vorbild auf Auslandsmärkten. Kompetenter Partner für 8 Afrika im Fokus 2015/2016
die Organisation konkreter Ausbildungen sind dabei die ROHSTOFFMÄRKTE IM SÜDLICHEN AFRIKA AHKs vor Ort. Die reichhaltigen Rohstoffvorkommen in zahlreichen Ländern Afrikas bieten interessante Geschäftsaussich- Die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria als ten für deutsche Bergbauzulieferer und Rohstoffhändler. Mitglied im AHK-Netz führt seit 2012 gemeinsam mit der Mit der Gründung eines Kompetenzzentrums für Berg- Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg ein bau und Rohstoffe bei der AHK südliches Afrika steht vom BMZ gefördertes Projekt zur Einführung einer dua- deutschen Unternehmen ein kompetenter Ansprech- len Berufsausbildung durch. Im Rahmen dieses Projekts partner für diesen Bereich zur Verfügung. werden insgesamt 180 Auszubildende und Ausbilder in vier Berufen ausgebildet. Neben dem kaufmännischen Der Fokus des Kompetenzzentrums liegt auf der Regi- Beruf „Office Administration“ deckt das Programm drei on des südlichen Afrika, speziell auf Südafrika, Sambia, technische Berufsfelder ab. „Industrial Electronics“, Simbabwe und der Demokratischen Republik Kongo. „Industrial Mechanics“ und „Technical Facility Manage- Die AHK berät Unternehmen gezielt sowohl zu Möglich- ment“. keiten des Rohstoffbezugs als auch zu den Potenzialen als Absatzmarkt für deutsche Ausrüstungslieferanten. Ziel des Projektes ist es, die duale Berufsbildung schritt- Im Rahmen von Delegationsreisen können Kontakte vor weise in Kooperation mit den eingebundenen lokalen Ort geknüpft, ein Einblick in die lokale Geschäftswelt Akteuren auszubauen, sodass sie nachhaltig im Land gewonnen und konkrete Potenziale für Unternehmen implementiert werden kann. identifiziert werden. Das Rohstoffkompetenzzentrum wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft WIRTSCHAFTSFORUM ÖFFNET TÜREN IN ANGOLA und Energie. Eine zentrale Plattform zum Austausch zwischen Ent- scheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik bilden AKTUELLES AUF PORTALAFRIKA.DE bilaterale Wirtschaftsforen, wie beispielsweise das Die Website PortalAfrika.de ist ein gemeinsames Pro- Deutsch-Angolanische Wirtschaftsforum. Dieses Fo- jekt von Germany Trade & Invest und den Standorten rum findet seit 2010 jährlich statt, jeweils im Wechsel des AHK-Netzes in Subsahara-Afrika. Das Portal stellt in Deutschland und Angola und wird von der Delegation Unternehmen aktuelle Informationen zu den Märkten gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirt- der Region zur Verfügung. PortalAfrika untersucht schaft organisiert. Es hat sich als Plattform zur Förde- branchen- und länderspezifische Entwicklungen und rung der deutsch-angolanischen Wirtschaftsbeziehun- Potenziale, liefert Marktprognosen und detaillierte gen etabliert. Das Forum bietet die Möglichkeit, Kontak- Fakten über Projekte und Ausschreibungen sowie In- te zu hochrangigen angolanischen Vertretern aus Wirt- formationen über Veranstaltungen und wirtschaftliche schaft und Politik zu knüpfen oder zu vertiefen. Hintergründe (www.portalafrika.de). Das 6. Deutsch-Angolanische Wirtschaftsforum fand am 21. und 22.7.15 in Luanda erstmals parallel zur Univer- salmesse des Landes, FILDA, statt, bei der Deutschland in diesem Jahr Gastland war. Auf diese Weise hatten die Teilnehmer auch die Gelegenheit zum Messebesuch. Mit über 50.000 Besuchern und rund 1.000 Ausstellern aus 40 Ländern ist die FILDA Angolas wichtigste inter- Autorin: Rima Al-Tinawi, Leiterin des Referats Afrika, nationale Messe. Mit 28 Ausstellern auf 700 qm war der Internationale Rohstoffpolitik, diesjährige deutsche Pavillon der größte seit Beginn der Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Beteiligung. Germany Trade & Invest www.gtai.de 9
BUND ERWEITERT EXPORTABSICHERUNG BUND ERWEITERT Geschäfte zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen ma- chen dort rund 90% des Deckungsvolumens aus. EXPORTABSICHERUNG Die Bundesregierung ist bestrebt, den wirtschaftlichen Viele deutsche Unternehmen scheuen noch immer das Aufbau Subsahara-Afrikas weiter zu unterstützen. Die Risiko, nach Afrika zu liefern. Vor allem mittelständische Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung zielen Exportunternehmen haben Befürchtungen, auf unbezahl- dabei insbesondere auf eine Vertiefung der Wirtschafts- ten Rechnungen sitzen zu bleiben. Auf der anderen Seite beziehungen ab. Eine wichtige Rolle spielen in diesem sorgt sich die deutsche Wirtschaft, in Afrika den Anschluss Zusammenhang die staatlichen Exportkreditgarantien. zu verlieren und dass Wettbewerber – vor allem aus Asien – schon bald den Markt beherrschen. Bereits heute inves- Rund ein Drittel (607 Mio. Euro) der für Gesamtafrika tieren Länder wie China und Indien jährlich Milliarden in übernommenen Bundesdeckungen entfiel im vergange- den Produktions- und Absatzmarkt Afrika. nen Jahr auf die Staaten Subsahara-Afrikas (ohne Süd- afrika). Dies sind gut 11% aller deutschen Exporte in diese Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten staatliche Region. Damit liegt die Deckungsquote deutscher Exporte Exportkreditgarantien. Mit Hilfe sogenannter Hermes- nach Afrika südlich der Sahara deutlich über der anderer deckungen lassen sich Chancen in schwierigen Märkten Regionen – und das, obwohl die Deckungsmöglichkeiten wahrnehmen, ohne ein untragbares Risiko eingehen zu für Lieferungen und Leistungen nach Subsahara-Afrika müssen. Hermesdeckungen sind seit mehr als 65 Jah- bis vor einiger Zeit stark eingeschränkt waren. ren ein bewährtes Instrument der Außenwirtschaftsför- derung. Sie bieten Exporteuren die Möglichkeit, sich ge- gen wirtschaftliche und politische Unwägbarkeiten ab- HERMESDECKUNGEN zusichern, indem große Teile des Risikos auf den Bund Staatliche Exportkreditgarantien (sogenannte Her- übertragen werden. mesdeckungen) sind seit mehr als 65 Jahren ein zentrales Element der Außenwirtschaftsförderung. Die Absicherungsmöglichkeiten erstrecken sich dabei Zusammen mit PricewaterhouseCoopers (PwC) ist über die gesamte Wertschöpfungskette und reichen von Euler Hermes von der Bundesregierung mit dem der Produktionsphase bis zur Bezahlung der letzten Til- Management der staatlichen Exportkredit- und In- gungsrate des finanzierten Geschäfts. Hinzu kommt ein vestitionsgarantien beauftragt. Hermesdeckungen weiterer Aspekt, der in der Vergangenheit zunehmend sichern Exportunternehmen gegen politische und an Bedeutung gewonnen hat: Die Finanzierung des Ex- wirtschaftlich begründete Forderungsausfälle ab. portgeschäfts. Allein im vergangenen Jahr übernahm der Bund Ex- portkreditgarantien in Höhe von 24,8 Mrd. Euro. In vielen Fällen kann ein deutscher Exporteur im inter- nationalen Wettbewerb nur bestehen, wenn er dem Be- Detaillierte Angaben zu den Deckungsmöglichkeiten steller neben einem qualitativen und preislich attrakti- in den einzelnen Ländern sowie weitere Informatio- ven Angebot gleichzeitig auch eine kostengünstige und nen finden sich unter: www.agaportal.de langfristige Finanzierung bietet. Absicherung und Fi- nanzierung: Hermesdeckungen ermöglichen ein sol- Darüber hinaus stehen bundesweit Experten rund ches „Komplettpaket“. um das Thema Exportkreditgarantien des Bundes zur Verfügung. Die Beratung ist kostenlos. Eine Übersicht über die Firmenberater vor Ort fin- 1,7 MRD. EURO DECKUNGSVOLUMEN det sich hier: http://www.agaportal.de/pages/aga/ Im vergangenen Jahr hat die Bundesrepublik Deutsch- beratung/aussendienst.html. land Lieferungen und Leistungen nach Afrika in Höhe von rund 1,7 Mrd. Euro abgesichert. Auf die fünf größ- Kontakt: ten Märkte Ägypten, Südafrika, Algerien, Marokko und Tel.: 040/8834 9000 Nigeria entfielen fast zwei Drittel der bundesgedeckten E-Mail: info@exportkreditgarantien.de Exporte. Im Mittelpunkt standen Sammeldeckungen zur Absicherung regelmäßiger Lieferungen nach Afrika. 10 Afrika im Fokus 2015/2016
LASTEN DER VERGANGENHEIT dienstreserven, die Einbindung von Dritten in die Zah- Lange Zeit konnten Geschäfte nur mit privaten Bestel- lungsverpflichtung oder aber die Hinterlegung dingli- lern und zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen mit cher Sicherheiten. Hermesdeckungen abgesichert werden. Geschäfte mit Staatsrisiken auf Kreditbasis waren dagegen nur in Aus- ENTSCHEIDUNGEN AUF EINZELFALLBASIS nahmefällen möglich. Ein Problem für die deutsche Ex- Auch für Lieferungen und Leistungen nach Kenia und portwirtschaft – schließlich ist die Wirtschaftsstruktur in Angola wurden die Deckungsmöglichkeiten modifiziert. Subsahara-Afrika sehr stark staatlich geprägt. In Kenia können ab sofort Kreditgeschäfte jeder Größen- ordnung mit dem öffentlichen und privaten Sektor mit Die restriktive Subsahara-Deckungspolitik hatte ihre Bundesdeckungen abgesichert werden. Inwieweit eine Ursachen in der Vergangenheit. Viele afrikanische Län- staatliche Exportkreditgarantie für ein konkretes Pro- der sind im Rahmen der 1996 begonnenen HIPC-Initiati- jekt übernommen wird, hängt vom Einzelfall ab. Bis dato ve zur Reduzierung der Schuldenlast der hoch verschul- war die Absicherung im Kreditbereich auf kleinere, de- deten armen Länder (Heavily Indebted Poor Countries) visenbringende Projekte beschränkt. Für Angola hat der entschuldet worden. In diesem Zusammenhang verzich- Interministerielle Ausschuss die bestehende Plafondbe- tete Deutschland gegenüber Ghana, Mosambik, Tan- grenzung in Höhe von 300 Mio. Euro aufgehoben. Pla- sania und Uganda auf Handelsforderungen von knapp fonds dienen der Risikosteuerung und legen fest, bis zu 500 Mio. Euro. welchem Volumen Deckungen auf das Land übernom- men werden können. Seit der HIPC-Initiative sind der Internationale Wäh- rungsfonds (IWF) und die Weltbank bemüht, eine erneu- Unverändert weitreichend sind weiterhin die Deckungs- te Überschuldung zu vermeiden sowie eine nachhaltige möglichkeiten für die nordafrikanischen Staaten. Liefe- Entwicklung in diesen Ländern zu fördern. Die staatli- rungen und Leistungen in diese Länder können sowohl chen Exportkreditversicherer der OECD-Mitgliedstaaten zu kurz-, mittel- und langfristigen Zahlungsbedingun- unterstützen IWF und Weltbank bei diesen Bemühungen gen an private und öffentliche Besteller mit staatlichen durch entsprechende Grundsätze bei der Vergabe von Exportkreditgarantien abgesichert werden. Garantien für Exportkredite. HERMESDECKUNGEN EBNEN WEG IN NEUE MÄRKTE ERWEITERUNG DER DECKUNGSPOLITIK Ein gutes Beispiel dafür, wie Hermesdeckungen Unter- Ende 2014 hat die Bundesregierung nun die Deckungs- nehmen dabei helfen, neue Märkte und Geschäftsfelder möglichkeiten für ausgewählte Länder der Subsahara- in Afrika zu erschließen, ist das Projekt „Vila Residencial Region erweitert. Ab sofort können Lieferungen und Maquis“. Die angolanische Regierung hat sich zum Ziel Leistungen auch zu mittel- und langfristigen Zahlungs- gesetzt, mittelfristig eine Million neue Wohneinheiten zu bedingungen an öffentliche Besteller in Äthiopien, Gha- errichten, um so zum einen der Wohnungsnot zu begeg- na, Mosambik, Nigeria und Tansania durch staatliche nen und zum anderen der massiven Preisspekulation in Exportkreditgarantien abgesichert werden. Im Laufe des diesem Sektor entgegenzutreten. CCC Machinery aus 1. Halbjahres 2015 folgte die Öffnung der Deckungspoli- Hamburg liefert die für die Produktion von Hausbauele- tik für die Länder Senegal und Uganda. menten notwendigen Fertigungsstraßen. Lieferungen und Leistungen haben einen Auftragswert von 52,7 Mio. Voraussetzung für die Absicherung von Geschäften zu Euro, den der Bund mit einer Exportkreditgarantie ab- mittel- und langfristigen Kreditbedingungen an öffentli- gesichert hat. che Besteller in diesen Ländern ist, dass entsprechende Sicherheiten des nationalen Finanzministeriums oder Ein anderes positives Beispiel ist das Ingenieurunter- der nationalen Zentralbank vorliegen. Für die Länder nehmen Julius Berger, das technische Anlagen und Ma- Äthiopien, Ghana und Tansania sind darüber hinaus zu- schinen auf dem Seeweg nach Nigeria exportiert. Eine sätzliche, projektbezogene Risikominderungsmaßnah- isolierte Finanzkreditdeckung des Bundes sicherte die men erforderlich. Dazu zählen zum Beispiel Schulden- Finanzierung der Lieferung ab. Germany Trade & Invest www.gtai.de 11
BUND ERWEITERT EXPORTABSICHERUNG NEUE CHANCEN FÜR DEN MITTELSTAND Fazit: Die afrikanischen Märkte entwickeln sich über die AUSGEWÄHLTE PRODUKTE Rohstoffwirtschaft hinaus dynamisch und werden für Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung: Absicherung von die deutsche Wirtschaft zunehmend interessanter. Qua- Forderungsausfällen für Exporteure, die Geschäfts- litätsprodukte und technische Expertise „Made in Ger- beziehungen zu mehreren Kunden in verschiedenen many“ sind in Afrika besonders gefragt. Von dieser Ent- Ländern unterhalten. wicklung kann insbesondere der deutsche Mittelstand profitieren. Mit der Erweiterung der Deckungspolitik Lieferantenkreditdeckung: Einzeldeckungen sind im Bereich der Exportkreditgarantien ist ein wichtiger für Exporteure geeignet, die eine bestimmte Lie- Schritt getan, Wirtschaft und Wachstum nach Afrika zu ferung und/oder Leistung ins Ausland absichern tragen und gleichzeitig Arbeitsplätze in Deutschland zu möchten. Mit der Deckung des klassischen Liefe- sichern. rantenkredits lassen sich sowohl politische als auch wirtschaftlich begründete Zahlungsausfälle absi- Ausblick: Die Deckungspolitik für einzelne Länder wird chern. unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien konti- nuierlich überprüft und gegebenenfalls angepasst. Soll- Fabrikationskreditdeckung: Sichert das Risiko te sich der Bedarf ergeben, ist der Bund bereit, die De- während der Fabrikation ab. In Kombination mit ei- ckungspolitik für weitere Länder Subsahara-Afrikas zu ner Lieferantenkreditdeckung sorgt die Fabrikati- überprüfen. onsrisikodeckung für einen Risikoschutz – von der Fabrikation bis zur Begleichung der Forderung. Autor: Dr. Ingo Junker, als Head of Division leitet er das Finanzkreditdeckung: Dank eines Kredits, den der Hauptstadtbüro von Euler Hermes Besteller von der finanzierenden Bank erhält, wird der Exporteur gleich nach Lieferung bezahlt. Die Fi- nanzkreditdeckung schützt Banken vor dem Risiko, dass der Darlehensnehmer diesen Kredit nicht zu- rückzahlt. 12 Afrika im Fokus 2015/2016
INTERKULTURELLE KOMPETENZ IST PFLICHT INTERKULTURELLE KOMPETENZ das Freitagsgebet (ab Mittag) und vor allem der Fasten- monat des Ramadan, in dem Geschäftsreisen zu vermei- IST PFLICHT den sind. Im persönlichen Umgang ist generell auf dem Kontinent die Tabuisierung der linken Hand als unrein zu Der „schwarze Kontinent“ wird aus der Ferne oft als einheitli- beachten. Daher sollten etwa Visitenkarten oder Gast- ches Gebilde wahrgenommen. Doch dieses täuscht – es han- geschenke nur mit der rechten Hand überreicht werden. delt sich um 54 Länder mit teilweise sehr unterschiedlichen Strukturen. Vor allem die alten Kolonialmächte haben ihre BEZIEHUNGEN UND HIERARCHIEN SIND WICHTIG eigenen, unverkennbaren „Fußstapfen“ hinterlassen – und Die Einbindung eines Afrikaners in seine Großfamilie und zwar sowohl im Wirtschafts- als auch im Gesellschaftssys- seine Volksgruppe bestimmt die Identität des Einzelnen tem der vielen Länder in ihrem ehemaligen Einflussbereich. und ist der wichtigste Faktor seiner Einbindung in die Gesellschaft. Bei uns in Europa heißt so etwas leicht ab- Eine große Rolle spielt für die internationalen Wirtschafts- schätzig „Vitamin B“, für einen Afrikaner sind die persön- beziehungen der Staaten Afrikas sowie auch die Wettbe- lichen Beziehungen oft das Mittel, zu überleben. Somit werbsposition deutscher Unternehmen die jeweilige Ko- kommt der Pflege von „Beziehungen“ im Afrika-Geschäft lonialsprache, die überall die „lingua franca“ geblieben ist ganz außerordentliche Bedeutung zu und ist letztlich auch – vor allem Englisch, Französisch und Portugiesisch. Im ausschlaggebend für den unternehmerischen Erfolg. Zuge der Kolonisierung kamen auch weitere Zuwanderer nach Subsahara-Afrika, wie besonders die Inder in Ostaf- Bei den Beziehungen spielen die Hierarchien eine wich- rika und die Libanesen in Westafrika. tige Rolle. Die afrikanischen Gesellschaften – wie eben- so auch die indisch-stämmigen oder asiatischen – sind Für ausländische Geschäftspartner ist es immer auch streng hierarchisch strukturiert mit einem verbreiteten nützlich, sich der Sensibilitäten zwischen den Bevölke- autoritär-patriarchalischen Führungsstil. Auch das lei- rungsgruppen bewusst zu sein, um nach Möglichkeit dige Thema Korruption hängt eng zusammen mit der „Fettnäpfchen“ zu vermeiden. Wer sich als Newcomer in sozialen Einbindung des einzelnen Mitglieds einer Groß- eine langfristige geschäftliche Aufgabe in Afrika einar- familie und den Verpflichtungen vor allem der „Bes- beiten muss, sollte sich zu dem Themenkomplex „eth- serverdienenden“: Hier wird häufig ein permanenter nische Zusammensetzung der Länder und Beziehungen Geldmangel vorprogrammiert, mit der Versuchung zum unter den Ethnien“ unbedingt vorab Informationen und „Griff in die Kasse“. Lektüre beschaffen. Kenntnisse über die diesbezügli- chen Verhältnisse vor Ort sind besonders wichtig, wenn WAS VON DEUTSCHEN ERWARTET WIRD personalpolitische Entscheidungen getroffen werden Auch in afrikanischen Ländern werden den Deutschen müssen, etwa für Niederlassungen und Agenturen. Tugenden wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Ordnungsliebe und Korrektheit nachgesagt. Alle bei uns SÜDLICH DER SAHARA GEHEN DIE UHREN ANDERS so genannten „Sekundärtugenden“ werden von Deut- Afrikaner sagen gern: „Ihr habt die Uhr, wir haben die schen erwartet und – bei aller Andersartigkeit von Afrika- Zeit“. Was heißen soll: Bei Vorstellungen über Zeit und nern – auch generell geschätzt. Letztlich können Deutsche Terminempfinden gibt es erhebliche Unterschiede zwi- von diesem Ruf profitieren und sollten sich bemühen, ihm schen Afrikanern und Europäern, speziell den Deut- nachzukommen – als Geschäftspartner, Kollegen, Arbeit- schen. Wer mit typisch deutscher Zeitorientierung im geber und auch – bei Expatriates – etwa als Mieter. Afrika-Geschäft zu etwas kommen will, läuft schnell ge- gen Windmühlen. Und auch bei geschäftlichen Treffen Hinweis: Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer gilt es, Geduld und Gelassenheit zu zeigen und vor allem Niederrhein hat einen Praxisleitfaden für den Geschäfts- den Smalltalk zur Auflockerung der Atmosphäre nicht verkehr mit afrikanischen Ländern herausgebracht: „In- zu kurz kommen zu lassen. Dabei können durchaus terkulturell kompetent unterwegs in Subsahara-Afrika – auch ernste Themen in lockerer Konversation behandelt Ausgesuchte Geschäftskulturen im Fokus“ (als PDF auf und gern mit einer Portion Humor gewürzt werden – das www.subsahara-afrika-ihk.de). kommt südlich der Sahara immer gut an. Bei Terminabsprachen mit moslemischen Gesprächs- partnern ist auf die besonderen Feiertage zu achten, wie Autorin: Dr. Inge Hackenbroch Germany Trade & Invest www.gtai.de 13
CÔTE D‘IVOIRE CHANCEN UND PROJEKTE IN Privatsektor von einer grundsätzlich wirtschaftsfreund- lichen Regierung, die sich zum Ziel gesetzt hat, in vielen AUSGEWÄHLTEN LÄNDERN Bereichen Monopole vor allem französischer Unterneh- men zu durchbrechen. Ein Investitionsparadies ist Côte d’Ivoire deshalb noch lange nicht: Korruption, eine inef- CÔTE D‘IVOIRE fiziente Bürokratie und das schwere Finden von Fach- kräften machen das Arbeiten schwierig. Auch künftig ist Côte d‘Ivoire einer der wachstumsstärks- ten Märkte in Subsahara-Afrika. Deutsche Unternehmen verfügen über zunehmende Lieferchancen und sollten den Markt im Auge behalten. Investitionen finden vor allem im Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2017 Bereich der Infrastruktur statt (Straßen, Brücken, Häfen, (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) Kraftwerke, IKT). Ebenfalls interessant ist der Konsumsek- tor (Nahrungsmittel, Landwirtschaft, Einzelhandel). Hür- 2014 2015 1) 2016 1) 2017 1) den bleiben Bürokratie, Korruption, Mangel an Fachkräften sowie die immer noch vorhandene politische Instabilität. BIP 8,2 6,9 7,1 7,9 Einfuhr 2) 13,4 10,2 9,4 7,8 Die anstehenden Wahlen schmälern die Wachstumser- Bruttoanlage- wartungen in Côte d’Ivoire. Economist Intelligence Unit investitionen 9,5 9,1 8,2 7,7 (EIU) erwartet im Vorfeld der Präsidentschafts- und Par- Privater lamentswahlen 2015 beziehungsweise 2016 ein etwas Verbrauch 9,2 8,9 8,0 9,5 niedrigeres Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als in den Vorjahren. Dennoch: Mit prognostizierten 6,9 Schätzungen beziehungsweise Prognosen; 2) Waren und Dienstleistungen 1) und 7,1% für die Jahre 2015 und 2016 gehört das Land Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) immer noch zu den am schnellsten wachsenden in Afrika. Nimmt man die breite Palette an Geschäftschancen noch hinzu, dann dürfte Côte d’Ivoire auf dem Kontinent Der Konsum liegt mit einem Wachstum von mehr als 8% in den kommenden Jahren einer der interessantesten in den Jahren 2015 bis 2017 (Prognosen von EIU) noch Märkte für ausländische Unternehmen bleiben. Voraus- über dem ohnehin schon hohen BIP-Wachstum. Sowohl setzung dafür ist der Erhalt des immer noch instabilen in der Nahrungsmittelindustrie als auch in anderen Kon- Friedens. Ein politischer Wechsel ist nicht in Sicht. Prä- sumbereichen wie Kosmetika und Mobilfunk wird stark sident Alassane Ouattara gilt auch bei den für Oktober investiert. So wollen unter anderem die französische 2015 angesetzten Präsidentschaftswahlen als Favorit. Kosmetikgruppe L’Oréal und die niederländische Brau- Die Befürchtungen, dass erneut politische Instabilität erei Heineken in die Produktion investieren. aufkommen könnte, halten sich derzeit in Grenzen. Auch im Einzelhandel kommt es zu Investitionen, obwohl HOHE WACHSTUMSRATEN LOCKEN INVESTOREN dieser zumindest in Abidjan bereits ein hohes Niveau Neben der Infrastruktur erstrecken sich die Investitionen hat, verglichen mit anderen westafrikanischen Metro- auf die Bereiche Bergbau, Bau, Landwirtschaft, Leicht- polen wie Accra, Lagos oder Duala. In diesem Jahr will industrie, Transport und Telekommunikation. Auffallend die französische Carrefour mit der Compagnie Francaise sind zahlreiche private Investitionen auch von ausländi- de l‘Afrique Occidentale (CFAO) als Partner in den ivori- schen Unternehmen. Im Februar 2015 war ein von der schen Markt eintreten. Aufgrund der zunehmend ausge- ivorischen Regierung ausgegebener Eurobond in Höhe bauten 3G-Netze entwickelt sich nun auch E-Commerce von 1 Mrd. US$ vierfach überzeichnet. Flankiert wird der zu einem Wachstumsmarkt. 14 Afrika im Fokus 2015/2016
Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssum- Projektstand Anmerkung me (in Mio. US$) Container Terminal (TC2) 660 Geplant, Baubeginn Kapazität des Terminals: 1,5 Mio. TEU, in Abidjan verzögert sich Durchführung des Baus und Betrieb durch Konsortium aus Bolloré, AP Moller Terminals und Bouygues Dritte Erweiterung des 393 Im Bau, Fertig- Erweiterung der Kapazität um 139 MW; Azito-Gaskraftwerks stellung für 2015 Durchführung durch Hyundai (Globeleq) geplant Bau des Soubré-Wasser- 563 Im Bau Kapazität: 275 MW; Durchführer ist kraftwerks Sinohydro, Finanzierung kommt von der China EximBank, die Turbinen liefert Alstom Abfallentsorgung von 226 Geplant Unter anderem ist der Kauf von Abidjan durch Betreiber Müllverarbeitungsanlagen sowie einer Wise Solutions Recyclinganlage vorgesehen Heineken-Brauerei 183,5 Geplant Der Bau wurde im April 2015 angekündigt Modernisierung des privaten 50 Geplant Geplant ist unter anderem der Kauf ei- Krankenhauses Polyclinique nes neuen Kernspintomografs, die Mo- Internationale Sainte-Anne- dernisierung des OP-Trakts sowie der Marie in Abidjan Radiotherapie; später ist der Bau eines Krebsbehandlungszentrums geplant Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Die deutschen Ausfuhren nach Côte d’Ivoire lagen 2014 BERGBAU UND LANDWIRTSCHAFT EXPANDIEREN bei etwa 144,8 Mio. Euro, nach 147 Mio. Euro im Jahr Gerade bei Maschinen und Anlagen könnte sich die 2013. Damit ist das Land für die deutsche Exportwirt- intensivere Bearbeitung des Marktes lohnen. Aus schaft nicht mehr als ein mittelgroßer Markt in Subsa- Deutschland wurden 2014 Maschinen im Wert von „nur“ hara-Afrika. Angesichts des Potenzials der Wirtschaft 23 Mio. Euro nach Côte d’Ivoire geliefert. Das entspricht bleibt die Präsenz deutscher Produkte weit hinter ihren einem Rückgang von fast 45% im Vergleich zu 2013. Der Möglichkeiten zurück. Verständlich ist, dass Frankreich Anteil der Maschinenlieferungen an den deutschen Ge- aufgrund seiner traditionell guten Beziehungen deutlich samtexporten ging von um die 25% in den Vorjahren auf mehr in das westafrikanische Land exportieren kann. Im nur noch rund 15% zurück. Jahr 2014 erreichten die französischen Ausfuhren etwa 1,1 Mrd. Euro. Allerdings wundern sich viele Landesken- An erster Stelle der Lieferungen stehen Bau- und Bau- ner über das fehlende Interesse deutscher Unterneh- stoffmaschinen, vor Nahrungsmittel- und Verpackungs- men. Côte d’Ivoire öffnet sich zunehmend Produkten aus maschinen (hier war der Einbruch am größten). Deut- „nicht-französischen“ Ländern. sche Unternehmen haben mit etwa 8% einen nicht Germany Trade & Invest www.gtai.de 15
CÔTE D‘IVOIRE unwesentlichen Marktanteil. Mit Abstand größter Ma- Taurus Gold die Afema-Goldmine in der Region Sud Co- schinenlieferant ist nach wie vor Frankreich mit einem moé mit Reserven von 43 t aufgebaut. Das Projekt kostet Marktanteil von 20 bis 30%. 106 Mio. Euro. Afema würde die sechste im Betrieb be- findliche Goldmine in Côte d’Ivoire sein. Weitere vielver- sprechende Funde wurden in Hire und Dougbafla in der Region Loh-Djiboua gemacht. Côte d’Ivoire verfügt wohl über die am breitesten auf- gestellte Landwirtschaft der gesamten Region und sie wächst derzeit deutlich. So steigt der Bedarf zum Bei- spiel an Gemüse wie Tomaten und Zwiebeln. Experten meinen, dass der Gemüseanbau noch am Anfang steht. Foto : © Sergemalov - Foltolia.com Stark von der Regierung und der Weltbank unterstützt wird der Reisanbau; er liegt bei inzwischen 600.000 t. Ei- ne ganze Reihe von Anbauprojekten sind im Gespräch, allerdings wird bislang nur wenig davon auch umgesetzt. Bei den Exportprodukten steht Kakao an erster Stelle. Die Kakaoernte 2014/15 verlief nach ersten Meldungen sehr erfolgreich und dürfte etwa 1,4 Mio. t erreicht ha- ben. Einen neuen Rekord vermeldete mit 450.000 t die Baumwollproduktion 2014/15. Neue Investitionen deuten sich im Abfallmanagement Präsident Ouattara legt einen Fokus seiner Politik auf von Abidjan an. Der Abfallmarkt in der ivorischen Mil- die vermehrte Weiterverarbeitung von Rohstoffen. Dies lionenstadt dürfte einen jährlichen Umsatz von rund betrifft unter anderem die Veredelung von Exportpro- 300 Mio. Euro garantieren. Das US-amerikanische dukten wie Baumwolle, Cashewnüssen, Kautschuk oder Konsortium Wise Solutions, das einen Betreiberver- Palmöl. Private Rohstoffproduzenten oder -aufkäufer trag für 15 Jahre erhalten hat, kündigte Investitionen wie Cargill, Olam, Dekel Oil, Sifca, Sofiprotéol und Barry in Höhe von etwa 226 Mio. US$ an. So sollen unter an- Callebaut investieren in Mühlen, Raffinerien und andere derem Müllverarbeitungsanlagen sowie eine Recyc- Verarbeitungsanlagen. linganlage beschafft werden. Das Unternehmen wird die Müllabfuhr inklusive Recycling beziehungsweise Auch in die Weiterverarbeitung von lokal nachgefrag- das Management der Müllhalden sowie die Straßen- ten Nahrungsmitteln wird investiert, beispielsweise in reinigung übernehmen. den Bau von Reis- und Kassavamühlen sowie privaten Schlachtbetrieben oder in die Verarbeitung von Tomaten Côte d’Ivoire ist eines der wenigen Länder Afrikas, in de- zu Tomatenmark und von Tropenfrüchten zu Säften. nen der Bergbau 2015 noch spürbar expandiert, wenn auch von niedrigem Niveau aus. Im Jahr 2014 dürften Autor: Carsten Ehlers etwa 18 t Gold produziert worden sein. Seit 2014 wird von 16 Afrika im Fokus 2015/2016
GHANA GHANA Der Konsum ist merklich abgekühlt angesichts der seit nunmehr Ende 2013 anhaltenden wirtschaftlichen Flau- Auch 2015 befindet sich Ghana in einer wirtschaftlichen te. Dennoch sehen Landeskenner den Konsumsektor als Krise. Bis zur nächsten geplanten Präsidentschaftswahl mittelfristig sehr potenzialreich. Einzelhandelsunter- Ende 2016 dürfte sich daran nur wenig ändern. Im Vorfeld nehmen investieren nach wie vor in neue Geschäfte und von Wahlen dürften die privaten Investitionen zum Erliegen Einkaufszentren für die Besserverdienenden des Lan- kommen. Trotz der Krise bestehen nach wie vor interes- des. Im Jahr 2014 wurden zwei weitere Einkaufszentren sante Geschäftschancen, vor allem in den Bereichen Ener- mit der südafrikanischen Supermarktkette Shoprite als gie, Öl und Gas und im Medizinsektor. Hauptmieter fertiggestellt. Trotz der politischen Stabilität, einer der großen Plus- punkte für Investoren, hält sich die Attraktivität Ghanas in Grenzen. Mit nur etwa 26,9 Mio. Einwohnern ist der Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2017 (reale Markt klein und zudem isoliert. Ghanas Nachbarländer Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) sind allesamt frankofone Länder, die untereinander gut verbunden sind, den anglofonen Nachbarn aber eher 2014 2015 1) 2016 1) 2017 1) meiden. Vor allem seitdem Côte d’Ivoire sich seit 2012 BIP 4,0 3,4 4,8 8,4 wieder stabilisiert, kommt Ghana als Westafrika-Hub für Einfuhr 2) -2,5 1,0 2,8 8,5 die Produktion von Konsumgütern oder Baustoffen nicht mehr in Frage. Bruttoanlage- investitionen 2,5 3,4 5,5 8,0 Privater SINKENDER ÖLPREIS SETZT WIRTSCHAFT ZU Verbrauch 1,2 1,4 3,0 6,5 Ghanas Wirtschaft befindet sich auch 2015 in keinem gu- ten Zustand. Im April 2015 gewährte der Internationale Schätzungen beziehungsweise Prognosen; 2) Waren und Dienstleistungen 1) Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Währungsfonds (IWF) dem überschuldeten ghanaischen Staat ein Kreditpaket über insgesamt 918 Mio. US$ für die nächsten drei Jahre. Damit soll die Kreditwürdigkeit Weitere Projekte in den Großstädten Accra, Tema, Tako- des Staates wieder hergestellt werden. Eine ganze Reihe radi und Kumasi sind geplant. Auch Einzelhändler wie von Sektoren, wie der Bergbau, die Landwirtschaft oder Maxmart und Koala bauen ihre Supermärkte und auch Teile der überschaubaren Nahrungsmittelindustrie ste- ihr Warenangebot zügig aus. Damit verändert sich die cken in der Krise. Stark gesunkene Weltmarktpreise für Konsumlandschaft zumindest für die Oberschicht tief- Öl seit Ende 2014 auf unter 50 US$ je Barrel verdüstern greifend: Die traditionellen Märkte auf der Straße wer- nun auch die Aussichten der Ölindustrie, dem großen den nun erstmals ergänzt durch moderne Geschäfte und Wachstumsgaranten für die ghanaische Wirtschaft in Einkaufszentren. Dadurch kann die Produktpalette zum den letzten Jahren. Beispiel auf Kühlware (Milchprodukte) oder Luxusklei- dung ausgeweitet werden. Investitionen werden derzeit in Ghana nur wenige durchgeführt. Der Öl- und Gassektor zieht noch das Im Jahr 2014 exportierten deutsche Unternehmen nach meiste Kapital auf sich. Zu neuen privaten Investitio- Ghana Waren im Wert von etwa 265,5 Mio. Euro. Das ent- nen hingegen dürfte es vor der Wahl Ende 2016 kaum spricht einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um noch kommen. Hingegen könnte Präsident John Maha- 14,9%. Dessen unbenommen bleibt das westafrikani- ma eine Reihe größerer Infrastrukturprojekte noch vor sche Land einer der wichtigsten Exportmärkte für deut- den Wahlen in die Wege leiten, um die Wähler auf seine sche Unternehmen innerhalb der Region Subsahara-Af- Seite zu bringen. rika. Hinter Südafrika, Nigeria, Angola und Kenia liegt Germany Trade & Invest www.gtai.de 17
GHANA Ghana derzeit auf Platz fünf. Bei Ausfuhren nach Ghana SCHWIERIGE PHASE FÜR MASCHINENLIEFERUNGEN ist noch 2015 mit der Einführung einer Pre-Shipment- Maschinenlieferungen nach Ghana finden 2015 und wohl Inspection im Auftrag der ghanaischen Standardbehör- auch 2016 ein schwieriges Umfeld vor. Wichtige Abneh- de zu rechnen. Unter dem Begriff „G-Cap“ soll damit die merbereiche wie der Bergbau, die Landwirtschaft und Einhaltung der ghanaischen Normen gesichert werden. weite Teile der Nahrungsmittelindustrie kriseln. Im Öl- Der Handel mit Ghana wird sich dadurch verzögern und und Gasbereich sind zwar diverse Investitionen geplant, verteuern. ob diese jedoch angesichts des stark gesunkenen Öl- preises wie vorgesehen durchgeführt werden, ist unklar. Positiv für deutsche Exporteure ist, dass seit Dezem- Dass das schwierige Umfeld keinen Umsatzrückgang ber 2014 über Euler Hermes Geschäfte mit öffentlichen für deutsche Maschinenbauer bedeuten muss, zeigt das Bestellern zu mittel- und langfristigen Zahlungsbedin- Jahr 2014. Obwohl auch zu der Zeit die Situation schwie- gungen abgesichert werden können. Dies war früher rig war, nahmen die Maschinenlieferungen um circa nur im Ausnahmefall möglich. Da etliche Aufträge vom 7,4% zu. Etwa 70% der gesamten Maschinenlieferungen Staat oder staatlich kontrollierten Unternehmen kom- aus Deutschland entfallen in Ghana auf Bau- und Bau- men, bestehen für deutsche Unternehmen nun neue stoffmaschinen, Nahrungsmittel- und Verpackungsma- Liefermöglichkeiten. schinen sowie Fördertechnik. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung (in Mrd. US$) Tweneboa-Enyenra- 4,5 Derzeit Exploration, Konzessionäre: Tullow Oil, Kosmos Ntomme (TEN)-Öl-Projekt möglicher Produkti- Energy und Anadarko Petroleum Corp, onsbeginn: 2016 geplante Kapazität: 76.000 bpd Kpone-Independent Power 0,9 Finanzierung seit Ok- Finanzierung vor allem durch Rand Producer (IPP; Cenpower) tober 2014 gesichert, Merchant Bank (Südafrika), Techno- 2017 Fertigstellung logie für das 350-MW-Gaskraftwerk geplant kommt unter anderem von Siemens und GE Jakobsen-IPP k.A. Geplant Kapazität: 350 MW, Typ: Gasmotoren, norwegischer Investor Amandi-IPP k.A. Geplant Kapazität: 200 MW, Typ: Combined- Cycle-Gas Ridge Hospital, Accra 0,3 Im Bau seit 2014 Staatliches Krankenhaus, Bau wird durchgeführt von Bouygues Jubilee-Ölfeld (Phase 2) Circa 20 (bis 2021) Geplant Betreiber: Tullow Oil, Erhöhung der Kapazität von derzeit 120.000 auf 250.000 bpd im Jahr 2021 Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 18 Afrika im Fokus 2015/2016
Foto : © iStockphoto.com - Demerzell21 Immer noch werden etliche Bauprojekte vor allem in bestehende Minen wurde „care and maintenance“ aus- und um die Städte Accra und Kumasi durchgeführt. In gerufen, was einer Stilllegung gleichkommt. Neue Mi- Accra dominiert der private Häuserbau, dem bislang die nenprojekte sind mittelfristig nicht in Sicht, da seit et- Wirtschaftskrise nichts anhaben konnte, in Takoradi der wa 2008 keine signifikante Exploration mehr stattfindet. Industriebau. Weiter ausgebaut werden soll die Zement- Ghana ist mit rund 3,1 Mio. Unzen (2014) der neuntgröß- produktion. Eine Reihe von Krankenhausbauten dürfte te Goldproduzent weltweit. kurzfristig die Nachfrage nach Medizintechnik und Me- dikamenten erhöhen. Allein in Accra gibt es vier nen- Die geringere Konsumbereitschaft bekommen insbe- nenswerte Projekte. sondere Softdrinkproduzenten zu spüren. Die Coca-Co- la-Abfüllfabrik in Kumasi wird geschlossen. Der Markt Trotz des gefallenen Ölpreises sind weiterhin umfang- für alkoholische Getränke ist stabil. Investitionen in an- reiche Investitionen im ghanaischen Öl- und Gassektor deren Bereichen leiden unter Billigimporten, etwa von geplant beziehungsweise befinden sich in der Durchfüh- Geflügel, Speiseöl und Tomatenmark. Auch Agropro- rung, durch die das Land bis 2019 eine Produktion von cessing (Kakao, Palmöl, Nüsse, Reis, Mais) stagniert im etwa 200.000 bpd erreichen soll. Der sinkende Goldpreis Vergleich zu den großen Nachbarn. schlägt auf Ghanas Bergbau durch: Seitens der Minen- gesellschaften wird kaum noch investiert; für mehrere Autor: Carsten Ehlers Germany Trade & Invest www.gtai.de 19
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