Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben

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Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
DORSTEN ERLEBEN
              #3/2021                        Das Stadtmagazin der Unternehmen mit Engagement für die Region

Neu gewählt:
Ungewöhnliche
Berufswechsel

Neu entdeckt:
Kneipen und Cafés
im Vest

 Wandelbares Dorsten:

 Neues erkunden!
 Die kleine Stella spielt mit Mutter Julia
 auf dem neuen Spielplatz im Bürgerpark
 Maria Lindenhof.
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
Kurzurlaub um die Ecke!
      Sauna und Wellness in Herten.
      Wohlgefühl garantiert.

             ... ankommen und loslassen!

             Über den Knöchel/Teichstraße • 45699 Herten
             Tel.: 0 23 66 / 30 73 25 • www.copacabackum.de
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit Veränderungen tun viele Menschen sich erst einmal ein wenig schwer. Und zugleich
fasziniert es uns, wenn Menschen es mit klaren Zielsetzungen und konsequentem
Handeln schaffen, sich selbst persönlich zu verändern oder buchstäblich zu verwandeln.
Manchen gelingt sogar noch mehr: Sie geben mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und Tatkraft
Impulse auch für andere. Im besten Fall kommt so Bewegung in unser Miteinander –
und jene Dynamik, die wir brauchen, um uns als Gesellschaft immer wieder neuen
Situationen zu stellen und im positiven Sinne „wandelbar“ zu sein. Wandelbar: Das kann
ganz wunderbar sein, und deshalb widmen wir diesem Thema unser neues Magazin.

Wie schnell sich die Arbeitswelt verändert, haben wir alle in den vergangenen Jahren
erlebt. Das fordert Berufstätige immer wieder dazu auf, wandelbar zu sein, offen für Neues.
Es birgt auch mehr Freiheit für die persönliche berufliche Entwicklung. Wir berichten in
dieser Ausgabe über Menschen aus dem Vest, die ihren alten Job an den Nagel gehängt
haben und in einem anderen Bereich ganz neu angefangen sind. Sie berichten über ihre
Motive und den Nutzen eines radikalen beruflichen Wandels..
                                                                                              „Wandelbar kann ganz
Auch die Innenstädte müssen wandelbar sein, um attraktiv zu bleiben. Der Siegeszug
                                                                                              wunderbar sein!
des Online-Handels erfordert neue Konzepte, damit Bürgerinnen und Bürger weiterhin            Im besten Fall kommt
gute Gründe haben, den Kern ihrer Stadt und ihre Stadtquartiere aufzusuchen und hier          jene Dynamik in unser
zu verweilen. Eine lebendige Gastronomie, Wohn- und Bildungsangebote und qualitative          Miteinander, die wir
Sortimente spielen eine tragende Rolle für anziehende Innenstädte. Beispiele aus unserer      brauchen, um uns
Stadt und dem Vest finden Sie ebenso wie ein Interview mit dem Freizeitforscher
                                                                                              neuen Situationen
Prof. Dr. Ulrich Reinhardt (S. 28).
                                                                                              zu stellen.“
Immer stärker wandeln sich persönliche Lebensentwürfe. Alte Geschlechter-
rollen werden hinterfragt, neue Identitäten definiert, spielerisch oder auf Zeit
verwandelt, in sozialen Netzwerken präsentiert oder sogar offensiv zur Dis-
kussion gestellt. Das zeigt, wie facettenreich Persönlichkeiten sein können.

Es erwartet Sie ein Heft voller überraschender Geschichten, mit denen wir
Sie einladen möchten, das Wort „wandelbar“ als Stärke zu begreifen.

Viel Vergnügen beim Lesen!

Christa Stüve                        Dr. Michael Schulte
Geschäftsführerin Diakonie im        Vorstandsvorsitzender
Kirchenkreis Recklinghausen          Sparkasse Vest Recklinghausen

Thorsten Rattmann                    Stefan Prott
Geschäftsführer                      Verleger
Hertener Stadtwerke GmbH             DORSTEN ERLEBEN
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
DORSTEN ERLEBEN
INHALT #3/2021
AKTUELLES
Das Bild: Suchhunde                                           06
DAS THEMA
Von einer Innenstadt im Wandel                                12
Vom Senioren- zum Stadtteilzentrum 16
Vom Mann zum Ich                                              18
Von der Deponie zum Biotop                                    20
Von der Isolation ins Leben                                   22
Von der Sucht in die Freiheit                                 24
Vom Abrechner zum Versorger                                   26
VEST ERLEBEN
Kneipen: Tradition und Wandel                                 32
All for Vest Future                                           34
Gewinnspiel: Lösen und gewinnen                               37
Ein Freizeitbad erfindet sich neu                             38
                                                                                    Wandelbar
Highlights                                                    40                    Kultur, Vereine, Orte,
Termine                                                       42                    Menschen: Wie Verände-
                                                                                    rungen neue Impulse
BESSER LEBEN
                                                                                    bringen – unser Thema:
Mehr Nutzen vom Onlinebanking                                 48                    ab Seite 12
Mit Mut zum Jobwechsel                                        50
MENSCHEN
                                                                                                              Digitalisierung
                                                                                                              Wie sich Freizeitgestaltung
Grüne Blue Jeans                                              54
                                                                                                              über Generationen verändert:
Café Kichererbse                                              56                                              Seite 28
Theatergruppe Chamäleon                                       58

                                           Chefredaktion:                                             Titelfoto: Markus Mucha                Ihre Herausgeber:
IMPRESSUM                                  Stefan Prott (V.i.S.d.P.), s.prott@rdn-online.de           Layout: Jens Valtwies, Karl-Hermann    Sparkasse Vest Recklinghausen
                                                                                                                                             www.sparkasse-re.de
DORSTEN ERLEBEN                            Redaktion:                                                 Hildebrandt, Lars Morawe
                                           Jennifer von Glahn, Jonas Alder, Jana Leygraf,             Satz + Litho: RDN Verlags GmbH,        Hertener Stadtwerke GmbH
Ausgabe 3-2021                             Jörn-Jakob Surkemper, Mine Öziri                                                                  www.hertener-stadtwerke.de
                                                                                                      Typoliner Media GmbH, Recklinghausen
Verlag:                                    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe:           Redaktionsassistenz, Termine:          Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen
RDN Verlags GmbH                           Dr. Felicitas Bonk, Dinah Bronner, Dagmar Hojtzyk, André   Katie Mahlinger, Sanja Nikolovski      www.diakonie-kreis-re.de
Anton-Bauer-Weg 6 · 45657 Recklinghausen   Przybyl, Susanna Schönrock-Klenner, Dr. Ramona             RDN Verlags GmbH                       Koorperationspartner:
Tel. 02361 490491-10                       Vauseweh, Michael Polubinski                               Tel. 02361 490491-10                   Jobcenter Kreis Recklinghausen
Fax 02361 490491-29                        Fotos: Volker Beushausen, André Chrost, Christian Kuck,    k.mahlinger@rdn-online.de
www.rdn-online.de                          Reiner Kruse, Markus Mucha, Marco Stepniak                                                        Auflage: 20.000 Exemplare
                                                                                                      Druck: newsmedia, 45768 Marl
info@rdn-online.de
                                                                                                                                             DORSTEN ERLEBEN
                                                                                                                                             erscheint viermal jährlich
04
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
Verwand-
                        lungskunst
                        Wie Cosplayer in andere
                        Charaktere schlüpfen:
                        Seite 30

Beteiligung                Immer da!
Wie neue Aufenthalts-      Hähnchen Finke:
qualität am Deich und      Seite 62
Schölzbach entsteht:
Seite 60
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
06 07
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
DAS BILD

                     Das Potenzial
                     zum Suchhund
                     An eine Zeit ohne Hund an ihrer Seite
                     kann sie sich gar nicht mehr erinnern.
                     Die Dorstenerin Sevi Balke ist nicht nur
                     Hundeliebhaberin aus Leidenschaft,
                     sondern ebenfalls Mantrailing-Trainerin.
                     Seit dem Sommer bildet sie Hunde aller
                     Art zum Suchhund aus. Wie sie auf die
                     Trainerausbildung bei der Mantrailing-
                     Company mit Stützpunkt in Dorsten
                     gekommen ist? „Ich habe einen art-
                     gerechten Ausgleich für die eigenen
                     Vierbeiner gesucht“, erzählt Sevi Balke.
                     Im Training lernen die Hunde anhand des
                     individuellen Geruchs eine Fährte
                     aufzunehmen und sie gewissenhaft zu
                     verfolgen. Jeder Hund mit Nase hat
                     unabhängig von Alter und Rasse das
                     Potenzial zum Suchhund, sagt sie.
                     Erfahrungsgemäß machen sich die Hunde
                     instinktiv ans Werk und benötigen nur
                     wenige Kommandos. Die fertig ausgebil-
                     deten Hunde suchen meist Menschen, die
                     vermisst werden oder sich verlaufen
                     haben. Doch auch tierische Artgenossen
                     können die Hunde aufspüren, so dass
                     Meerschweinchen, Schildkröte und Co.
                     sicher wieder nach Hause gebracht
                     werden können. PR
Foto: André Chrost

                                                                    Foto: André Chrost

                     Sevi Balke
                     Mobil: +49 1520 9706727
                     sevi.balke@mantrailing-company.de
                     www.mantrailing-company.de
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
Gedenkkonzert „Wie liegt die Stadt so wüst“
Geplant war das Konzert „Wie liegt die Stadt so wüst“ bereits für den 22. März 2020 zum 75. Jahrestag der Zerstörung Dorstens im 2. Weltkrieg. Ein
Konzert im Gedenken an alle Opfer des Krieges, der Verfolgten, der Ermordeten des Nazi-Regimes. Der Kammerchor „Cantus Dorsten“ präsentiert
Trauermotetten, u.a. die titelgebende „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger am Sonntag, 14. November um 18 Uhr in der St. Agatha Kirche.

                                                                                                                                                            Fotos: PierFax - stock.adobe.com, Stadt Dorsten / Anke Klapsing-Reich, istockphoto.com/tiler84, privat
„Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger
Sonntag, 14. November, 18 Uhr, St. Agatha Kirche

                                                                              Neuer Regionalleiter
                                                                              der Seniorenhilfe
                                                                              Malte Wulbrand ist als Regionalleiter der Seniorenhilfe in Dorsten einge-
                                                                              segnet. Der 43-Jährige ist für die strategische und inhaltliche Entwicklung
                                                                              des Standortes mit Langzeit-, Kurzzeit- und Tagespflege im Altenzentrum
                                                                              Maria Lindenhof mit seinen ca. 130 Mitarbeitenden und 120 Bewohnenden
                                                                              und Gästen verantwortlich. „Mit Malte Wulbrand haben wir einen Regional-
                                                                              leiter gewinnen können, der einen besonderen Blick für das Wohlbefinden
                                                                              der Bewohnenden und Mitarbeitenden besitzt. Mit innovativen Ideen und
                                                                              übergreifendem Denken und Handeln setzt er sich für Wohn- und Arbeits-
                                                                              bedingungen ein, die die Lebensqualität fördern“, freut sich Kerstin
                                                                              Schönlau, Geschäftsbereichsleitung der Seniorenhilfe. Der ehemalige
                                                                              Krankenpfleger und Vater von zwei Kindern leitet bereits seit Januar 2021
                                                                              die Geschicke des Altenzentrums Maria Lindenhof.

Pfarrer Hesse segnet Malte Wulbrand als neue Regionalleitung ein.             www.diakonisches-werk.de

08 09
Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
AKTUELL

RVR sucht Paten für Klimabäume
Das Projekt Klimabäume geht in die zweite Runde. Am Samstag,
30. Oktober verteilt der Regionalverband Ruhr (RVR) in Koopera-
tion mit der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“
von Emschergenossenschaft und Kommunen im Ruhrgebiet
tausende weitere Klimabäume. Für deren Patenschaft werden
ab sofort private Haus- und Grundstückseigentümerinnen und
-eigentümer gesucht.
Bei den Klimabäumen handelt es sich um Apfel-, Birnen-, Kirsch-
und Pflaumenbäume. Abgeholt werden können die Bäume auch
in Dorsten.
Das Projekt Klimabäume wird von der Bezirksregierung Münster
aus Mitteln des NRW-Umweltministeriums gefördert. Es ist Teil
der Offensive Grüne Infrastruktur 2030, einem Leitprojekt des
RVR für die Metropole Ruhr aus der Ruhr-Konferenz NRW. Im
April wurden bereits die ersten 100 Klimabäume ausgegeben.

klimabaeume.ruhr

                                                           Einkäufe und Ausflüge mit der E-Rikscha
                                                           „Gemeinsam, elektrisch und mobil“, so bewerben die aktiven Ehrenamtlichen des Projekts
                                                           „Rikscha radeln“ ihr neues Angebot. Im Rahmen des Projekts „DigiQuartier“ wurde mit
                                                           Fördergeldern des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie
                                                           des Landes Nordrhein-Westfalen, eine E-Rikscha angeschafft. Bei dem E-Rikscha-Konzept
                                                           handelt es sich um ein E-Mobilitätskonzept, das die nachbarschaftliche Vernetzung und
                                                           den generationenübergreifenden Austausch im Stadtteil Wulfen unterstützt. Organisiert
                                                           wird es von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern. Mobilitätseingeschränkte und/oder
                                                           ältere Menschen können mit der E-Rikscha, die auch zugleich ein Parallel-Tandem ist,
                                                                                                           kostenlos zu Ausflugsfahrten in die
                                                                                                           nähere Umgebung mitgenommen
                                                           Montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr           werden. Die Fahrten werden kostenlos
                                                           Telefon: 02369-93450
                                                                                                           angeboten.
                                                           E-Mail: RuT-Barki@gmx.de

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                                                                                     Verantwortung als Erziehende miteinander
                                                                                     vereinbaren: Das ermöglicht eine Ausbildung
                                                                                     in Teilzeit. Ein erfolgreiches Kooperations-
                                                                                     Modell im Kreis Recklinghausen ermöglicht
                                                                                     es Alleinerziehenden, einen vollwertigen
                                                                                     Berufsabschluss in einer Teilzeit-Ausbildung
                                                                                     zu erlangen. Dabei erhalten die Teilnehmenden
                                                                                     in der dreijährigen Ausbildungszeit die
                                                                                     notwendige Unterstützung, etwa bei der
                                                                                     Kinderbetreuung, beim Unterricht sowie in
                                                                                     Krisensituationen. Die Ausbildung erfolgt in
                                                                                     den Verwaltungen der Städte sowie des
                                                                                     Kreises, die hierfür zusätzliche Ausbildungs-
                                                                                     plätze zur Verfügung stellen. Der sehr hohe
                                                                                     Anteil an erfolgreichen Abschlüssen und
                                                                                     direkten Weiterbeschäftigungen zeigt,
                                                                                     dass beide Seiten profitieren: Den Allein-
                                                                                     erziehenden bietet die Teilzeit-Ausbildung
                                                                                     eine solide und nachhaltige berufliche
                                                                                     Perspektive, und die ausbildenden Ver-
                                                                                     waltungen finden zugleich gut qualifizierte,
                                                                                     motivierte Fachkräfte für ihren aktuellen
                                                                                     und künftigen Personalbedarf.
Musik in allen Formen: Ab auf die Bühne!
Beim Sparkassen-Clubraum-Contest können sich junge Bands live vor Publikum
                                                                                               i

                                                                                                          INFO i

                                                                                     www.teilzeitausbildung.info
präsentieren. Die Termine, bei denen die Bands die Bühnen rocken, stehen zu
großen Teilen fest (Programmänderungen vorbehalten): Den Auftakt machten
„Skittle Alley“ und „Agador Spartacus“ am 1. Oktober im Jugendcafé BoGis in
Castrop-Rauxel. Am Freitag, 15. Oktober, steigt ein Konzert im Jugendcafé Yahoo in
Waltrop. Am Samstag, 20. November, geht es weiter im JuKuZ Hagenbusch in Marl.
Dort spielen „Schockromantik“, „Bexy Sitch“ und „Beyond Matters“. Die Bands für
Samstag, 22. Januar 2022, stehen auch schon fest: „At nine“, „Unforged“ und
„Strommasten“ spielen im JAM in Datteln. Am Samstag, 12. Februar 2022, geben
sich „Colors of Noise“, „El Mobileh“ und „Naia Skaia“ in der Altstadtschmiede in
Recklinghausen die Ehre. Im Jugendzentrum Südpol in Recklinghausen-Süd steigt
das Clubraum-Konzert am Samstag, 12. März. Das letzte Konzert vorm Finale
findet am Samstag, 2. April, im Jugendzentrum Joe´s in Oer-Erkenschwick statt.
Das Publikum entscheidet zusammen mit einer Fachjury darüber, wer ins große
Sparkassen-Clubraum-Finale im Mai 2022 einzieht.

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                      INFO    i

Der aktuellste Stand unter:
www.sparkasse-clubraum.de

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AKTUELL

                                                                                      Recklinghäuser Werkstätten
                                                                                      mit neuem Erscheinungsbild
                                                                                      Die Recklinghäuser Werkstätten sind genau das, was Sie
                                                                                      erwarten: eine Einrichtung, in der Menschen mit und
                                                                                      ohne Behinderung im Team arbeiten. Und sie sind doch
                                                                                      ganz anders, als Sie denken. Ein moderner Produktions-
                                                                                      betrieb für Industrie, Handel und Dienstleistung. Und
                                                                                      gleichzeitig ein erfolgreicher Dienstleister für Rehabilitation,
                                                                                      berufliche Integration und Inklusion. Mit der neuen
                                                                                      Kampagne, einem frischen Design und neuer Ausrichtung
                                                                                      wollen die Recklinghäuser Werkstätten auf ihre Arbeit
                                                                                      aufmerksam machen. Vom Druck hochwertiger Print-
                                                                                      medien im DruckWerk, dem Besticken oder Nähen von
                                                                                      Textilien im Textilwerk bis hin zur Möbelanfertigungen
                                                                                      im HolzWerk – verschaffen Sie sich gerne einen
                                                                                      Überblick über die vielfältigen Dienstleistungen.

                                                                                                     i

                                                                                                                      INFO   i

                                                                                      https://youtu.be/AvSXy2sTeB4
                                                                                      www.recklinghaueser-werkstaetten.de

20.000-Euro-Spende
für den Kinder- und
Jugendsport
Die Förderung des Kinder- und Jugend-
sports liegt den Hertener Stadtwerken
am Herzen. Aus diesem Grund
spendeten sie auch in diesem Jahr
rund 20.000 Euro an die Hertener
Sportvereine. Damit beteiligen sich die
Stadtwerke am „Bündnis für den Sport
in Herten“, das gemeinsam mit der
Stadt Herten und dem Stadtsport-
verband seit 2008 gelebt wird. Egal
ob Leichtathletik, Turnen, Fußball,
Handball oder Schwimmsport – zahl-
reiche Sportvereine in Herten leisten Tag für Tag ehrenamtliche Arbeit,   von 5 Euro vor. Zusätzlich unterstützen die Stadtwerke die allgemeine
um Kinder und Jugendliche für den Sport und damit für einen gesunden      Arbeit des Stadtsportverbands mit einer jährlichen Spende in Höhe von
Lebensstil zu begeistern. Der Jugendzuschuss der Hertener Stadtwerke,     10.000 Euro. Dass das Geld sehr gut angelegt ist, davon konnten sich
der in diesem Jahr wieder an rund 40 Vereine ausgezahlt wurde, leistet    die Bündnispartner in diesem Jahr bei der Pferdesportgemeinschaft
hierbei einen wertvollen Beitrag. „Die Stadtwerke sind ein Teil der       Herten überzeugen. Zum Hintergrund: Stadt, Stadtsportverband und
Hertener Gemeinschaft, wir gehören den Bürgerinnen und Bürgern            Hertener Stadtwerke unterzeichneten 2015
dieser Stadt“, so Stadtwerke-Chef Thorsten Rattmann. „Die Unterstüt-      eine neue Fassung des „Bündnisses für den
zung der Sportvereine ist für uns eine Herzensangelegenheit.“ Das         Sport in Herten“. 2008 wurde dieses Bündnis                 i

                                                                                                                                             INFO        i

Hertener Sport-Bündnis sieht für jugendliche Vereinsmitglieder (bis       gegründet und hat sich die Förderung des        www.hertener-stadtwerke.de
einschließlich 17 Jahre) einen jährlichen Pro-Kopf-Zuschuss in Höhe       Jugendsports zum Ziel gesetzt.                  www.psgherten.de
Das Thema:

Wandelbar
Ob aktiv, aus freien Stücken oder aus der Notwendigkeit, sich auf neue Situationen
einzustellen: Erst die Bereitschaft zur Veränderung macht uns wandelbar. Das
kostet manchmal Überwindung, birgt aber Chancen – in unseren Innenstädten,
bei Vereinen, in kulturellen oder sozialen Einrichtungen oder ganz persönlich.
12 13
DAS THEMA

                     Hier findet echtes Leben statt
                            Vom verfallenen Stadtpark zum lebens-
                     werten Treffpunkt für Jung und Alt – das ist der
                     Bürgerpark Maria Lindenhof. In unmittelbarer
                     Nähe zur Dorstener Altstadt gelegen, findet in
                     der gut zwei Hektar großen Parkanlage ein
                     Strukturwandel par excellence statt. Weg von ei-
                     ner veralteten Infrastruktur mit „Lost Place“-Cha-
                     rakter hin zu einem Park mit echter Aufenthalts-
                     qualität und hohem Freizeitwert lautet das Ziel
                     des integrierten Innenstadtkonzepts „Wir ma-
                     chen MITte“. Was 2018 mit einer Zukunftswerk-
                     statt begann, an der über 70 interessierte Bürge-
                     rinnen und Bürger teilnahmen, ist heute ein
                     echtes Vorzeigeobjekt geworden: Neue Wegefüh-
                     rung und Vegetation machen den Park offen er-
                     lebbar, Freizeitangebote wie ein neuer Wasser-
                     spielplatz, ein Calysthenics-Parcours, ein
                     Bouleplatz und Maxi-Schach bieten Unterhal-
                     tung für alle Altersgruppen. Das reaktivierte Am-
                     phitheater mit kostenlosem Kulturprogramm
                     und der gemütlichen „Oude Marie-Bar“ direkt am
                     Kanal machen den Bürgerpark zum perfekten
                     Treffpunkt. Die Dorstenerin Julia Brosthaus ist
                     begeistert, vor allem vom neuen Spielplatz. Und
Foto: André Chrost

                     auch Töchterchen Stella hat Spaß.
                     Weitere Projekte aus „Wir machen MITte“ auf der
                     nächsten Doppelseite. FB
Eine Stadt im Wandel
Gemeinsam geht es besser – das gilt auch für die Stadterneue-
rungsmaßnahmen zur Entwicklung der Dorstener Innenstadt.
       Bereits 2014 hat sich die Stadt
                                             1. Fußgängerzone                            Bahnhofsumfeldes, die Einrichtung
Dorsten mit engagierten Bürgerinnen          Mit dem Auto durch die Innenstadt           einer modernen Radstation, die Erneue-
und Bürgern in einen intensiven              fahren? Vor langer Zeit war das normal.     rung der Bahnsteige und Gleisanlagen

                                                                                                                                     Fotos: Markus Mucha, Planungsbüro Kemper, Stadtteilbüro „Wir machen MITte“
Planungs- und Kommunikationsprozess          Seit 2020 begeistert die Dorstener Fuß-     durch die Deutsche Bahn und die Etab-
begeben. „Dabei wurden viele kreative        gängerzone als gute Stube der „kleinen      lierung öffentlichen Lebens im Bahn-
Wege beschritten, wie zum Beispiel das       Hansestadt an der Lippe“ mit einer neuen,   hofsgebäude für Vereine und Initiativen.
Fundbüro für Stadtideen, bei denen auch      offenen und zeitlosen Gestaltung, die       Mit Gesamtkosten von 4.370.000 Euro
die vielen Vereine und bürgerschaft-         jeden Gast willkommen heißt – als           ist dieses das größte Projekt von „Wir
lichen Initiativen ihre Wünsche äußern       Ort für Begegnung und zum Wohlfühlen        machen MITte“.
konnten“, erklärt Citymanager Christoph      mit attraktivem Einzelhandel und
Krafczyk. „So entstand auch die Initiative   ansprechender Gastronomie.
                                                                                         3. Treffpunkt Altstadt
‚Wir machen MITte‘. Ziel ist es, die                                                     Wer in Dorsten aufgewachsen ist, kennt
Lebens- und Aufenthaltsqualität in der
                                             2. Bahnhofsgebäude                          den Treffpunkt Altstadt in- und aus-
Dorstener Altstadt sowie in den angren-      Der Bahnhof in Dorsten ist schon immer      wendig. Schließlich ist er seit Jahr-
zenden Stadtteilen Feldmark und Hardt        Knotenpunkt – und aktuell eine große        zehnten die zentrale Anlaufstelle für
zu steigern.“ Unter anderem gefördert        Baustelle. Denn bis 2022 wird das alte      Kinder und Jugendliche. Und auch
durch Städtebaufördermittel des Minis-       Gebäude umfassend saniert und zum           für das soziale und kulturelle Leben
teriums für Heimat, Kommunales, Bau          „Bürgerbahnhof Dorsten“ umgebaut. Der       anderer Zielgruppen spielt er eine
und Gleichstellung des Landes NRW sind       Fokus der Aufwertung liegt dabei auf        wichtige Rolle. Doch vor Sanierungs-
heute bereits viele tolle Maßnahmen er-      fünf Aspekten: die Wiederherstellung        stau schützt das nicht. So finden aktuell
folgreich abgeschlossen oder noch in der     der denkmalgeschützten Fassade, die         verschiedene Baumaßnahmen statt,
Umsetzung. Wir geben einen Überblick:        bedarfsgerechte Umgestaltung des            um die Örtlichkeit zu modernisieren

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DAS THEMA

und an neue pädagogische Anforderungen                                   thek ist gleichzeitig ein Durchgangs-
anzupassen. Zudem bekommt das                                            weg, der die beiden Kanalseiten mit-
Areal einen multifunktional nutzbaren                                    einander verbindet. Veraltet und nicht
Veranstaltungssaal sowie einen neuen                                     mehr zeitgemäß, wurde das Areal kom-
Skatepark.                                                               plett umgeplant und modernisiert.
                                                                         „Lümmelpodeste“ mit Schattenelementen
4. Schölzbachtal                                                         sowie große Hochbeete steigern die
„Wir machen MITte“ verfolgt einen in-                                    Aufenthaltsqualität für die Schüler-
tegrierten Ansatz: Neben der Umset-                                      innen und Schüler. Neben einer neuen
zung ökonomischer und sozialer                                           barrierefreien und übersichtlichen
Maßnahmen geht es auch um öko-                Christoph Krafczyk         Wegeführung laden verschiedene
logische Aspekte. So wird die Natur            Citymanagement            Flächen, wie ein Sportpark inklusive
rund um den Schölzbach als wichtiger                                     Multifunktions- und Parcourfeld sowie
innerstädtischer Grünzug und Nah-                                        eine Liegewiese am Kanal, zum ent-
erholungsraum optimiert. Im Finken-                                      spannten Aufenthalt ein und erhöhen
nest nördlich des Kanals wurden ein                                      die Nutzungsqualität.
bereits vorhandener Spielplatz auf-                                      Dr. Felicitas Bonk
gewertet und eine Feuchtwiese als
Naturreservoir mit einer Steganlage
erlebbar gemacht. Am Winksmühlen-
park machen Trittsteine im Bachbett den
Landschaftsraum naturnah zugänglich.

5. Gymnasium Petrinum                                                    Stadtteilbüro „Wir machen MITte“
                                                                         Telefon 02362 21405-40
Der Schulhof des Gebäudekomplexes              Henning Lagemann          info@wirmachenmitte.de
Petrinum, Volkshochschule und Biblio-     Soziales Stadtteilmanagement   www.wirmachenmitte.de
Drei Menschen, stellvertretend
für die Vielen, die das „neue“
Matthias-Claudius-Zentrum
gestalten: Bärbel Preckel
präsentiert die neue Garten-
anlage, Matthias Frieds (M.)
zeigt die neue Kapelle und
Jörg Klomann (r.) das neue
Cafè/Bistro „ Claudius“.

    Ein Zentrum in der Stadt
    Umbau und Wandel im Matthias-Claudius-Zentrum
            Der Der Duft von Kaffee und        bahnbrechendes NRW-Modellprojekt,          Während das durchschnittliche Ein-
    Waffeln weht frisch über die Terrassen-    in dem Wohnen, Café, Schwimmbad,           zugsalter früher um die 60 Jahre lag,
    halbinsel des Matthias-Claudius-           Sauna und Kegelbahn zum festen             liegt es inzwischen bei etwa 86. Heute
    Zentrum in Oer-Erkenschwick, das           Interieur gehörten. Nicht wenige           bleiben die Menschen möglichst lange
    mediterrane Flair streichelt das Gemüt.    Kinder haben hier in der Therme            zu Hause und werden dort versorgt.
    Die Neugestaltung des Eingangsportals      schwimmen gelernt“, erzählt Jörg           „Neben 143 vollstationären Plätzen
    und der Diakonie-Schankwagen mit           Klomann, Geschäftsfeldleiter Gesund-       bieten wir daher ein großes Spektrum an
    der freundlichen Bedienung laden nicht     heit und Pflege der Diakonie im            Unterstützungsleistungen wie häusliche
    nur Senioren und Seniorinnen zum           Kirchenkreis Recklinghausen.               Pflege-Diakoniestation, Tagespflege und
    Verweilen ein. Hell verputzte Fassade,                                                Kurzzeitpflege“, erläutert Jörg Klomann
    glattes Steinplateau, bunte Stauden-
                                               Veränderte Altenpflege                     und ergänzt: „Unsere Beraterinnen bei
    pflanzen ringsum, auch im Innern hat       „Was einen starken Wandel erfahren         ‚pflegewege‘ beraten und unterstützen bei
    sich viel verändert.                       hat, sind die Rahmenbedingungen in         allen Fragen rund um die Pflege.“
    „Seit jeher gilt im Matthias-Claudius-     der Altenpflege“, erklärt Bereichsleiter
    Zentrum der Ansatz, vielfältige Angebote   Matthias Frieds. Die vollstationäre
                                                                                          Großer Umbau
    unter einem Dach zu vereinen. Damals       Aufnahme ist seit 1995 an einen            Ein groß angelegter Umbau auf den
    in den 80ern startete das Haus als         medizinischen Pflegegrad gekoppelt.        Wohnebenen und im Erdgeschoss des

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DAS THEMA

                     Ein "gemütlicher und kulinarischer Ort": das neue Café/Bistro im Matthias-Claudius-Zentrum.

                     Hauses geht nun, nach mehr als zwei              und Bienenstock. „Nach der Einfüh-           Zentrums profitieren“, wünscht sich
                     Jahren, seinem Abschluss entgegen.               rungsbegleitung durch einen professio-       Klomann. „Wir möchten ein Treffpunkt
                     Damit öffnet sich das Matthias-Claudi-           nellen Imker produziert unsere Projekt-      sein, aber auch ein Dienstleister für
                     us-Zentrum auf neue Weise in die Stadt           gruppe mittlerweile unseren                  Beratung und Pflege.“ Die Diakonie
                     hinein und bietet den Bewohnerinnen              eigenen Sonnendachhonig“, erzählt            im Kirchenkreis plant im Matthias-
                     und Bewohnern attraktive Möglichkeiten.          Bärbel Preckel, Pflegedienstleiterin des     Claudius-Zentrum weitere
                     „Musik, Veranstaltungen und Ausstel-             Hauses. Kräutergärten, Hochbeete,            Beratungsangebote.
                     lungen werden zukünftig ihren festen             Vogelvoliere, Goldhamsterfreilauf – seit     „Aktuell investieren wir stark in den
                     Ort im Hause haben“, so Jörg Klomann.            drei Jahren arbeiten vormals langzeit-       digitalen Ausbau“, so Klomann. „Ende
                     „Das neue Cafè/Bistro ‚Claudius‘ wird            arbeitslose Menschen im Projekt MuTiQ        des Jahres eröffnen wir unsere Modell-
                     zum gemütlichen kulinarischen Ort, die           im Matthias-Claudius-Zentrum. Sie            wohnung, ein Projekt in Kooperation
                     neu gestaltete Kapelle lädt zur Andacht          gestalten den Garten und versorgen die       mit der Ruhr Universität in Bochum.“
                     und zu Gottesdiensten ein.“ Mit vielen           Kleintiere. „Zukünftig bringen wir           Ausgestattet mit allen digitalen Assis-
                     verschiedenen Angeboten möchte das               noch mehr Leben ins Haus. Wir wollen         tenzsystemen, die auf dem Markt sind,
                     „neue“ Matthias-Claudius-Zentrum                 Schulen und Kindergärten in unseren          können Menschen sich darüber infor-
                     mehr sein als ein Altenheim: Ein                 Garten einladen“, sagt Anja Steindor,        mieren, wie ein möglichst langes selb-
                     lebendiger offener Ort, an dem                   die Projektleiterin.                         ständiges Leben im Alter möglich ist.
                     Menschen unterschiedlichen Alters                                                             Dinah Bronner
                     zusammenkommen.
                                                                      Die Zukunft im Blick
                                                                      „Wir möchten Seniorinnen und Senioren
                     Mehr als ein Altenheim
Foto: Markus Mucha

                                                                      sichtbarer machen, auch wenn sie
                     Einmal durchs Haus, vorbei am komplett           selbst keine Ausflüge mehr in die
                     neu gestalteten Cafébereich, prägen              Stadt unternehmen können“, sagt
                     Hochbeete das Bild. Hier in der Garten-          Jörg Klomann. „Der ganze Stadtteil soll                         i

                                                                                                                                                    INFO   i

                     anlage befinden sich Vitamingarten               von den neuen Möglichkeiten dieses           www.diakonie-kreis-re.de
Knickkante

                     Mit 19 Jahren spürt        Queer-People wie er ge-
              Dominik, dass er sich nicht       stalten die eigene Identität
              in eine Geschlechter-             Stück für Stück, abgekoppelt
              Schublade stecken lassen          davon, wie die Außenwelt
              möchte. Mann oder Frau,           sie kategorisiert.
              die Frage ist für ihn absurd.     Dominiks Sicht der Dinge ist
              Dominik ist queer und             eindeutig: „Ich empfinde die
              bezeichnet sich selbst als        Einordnung in Mann oder
              „genderfluid“. Damit steht        Frau als überholt. Wenn ich
              er hinter der Botschaft, dass     mich schminke und style,
              Geschlecht und die damit          bin ich superglücklich –
              verbundene Identität nicht        aber genauso gibt es Tage,
              statisch, sondern immer           an denen ich sehr natürlich
              fließend sind.                    rumlaufe und dann wieder
                                                für die Außenwelt eher
              Mann oder Frau?                   männlich erscheine. Ich
              „Who cares“                       mach‘s einfach so, wie ich
              Kurz vor seinem Abitur auf        an dem Tag Bock habe.”
              dem Petrinum-Gymnasium            Im Schminken und Stylen
              wird Dominik immer klarer,        ist Dominik mittlerweile
              dass er den femininen An-         professionell unterwegs.
              teil in seinem (biologisch)       Als ausgebildeter Visagist
              männlichen Körper immer           dreht er Schminktutorials
              stärker fühlt und er dieser       für seine über 1.000 Follower
              Entwicklung nun auch              auf Instagram. Auch große
              durch Styling und Schminke        Unternehmen wie Douglas
              Ausdruck verleihen möchte.        haben längst erkannt, dass
              Dominik steht damit für           Dominik den Nerv junger
              den Vibe einer ganzen             Kundinnen und Kunden
              Generation: einer, in der         trifft. Aktuell unterstützt er
              Geschlechtsidentität jen-         dort das Social-Media-Team
              seits binärer Strukturen und      dabei, mit Schminktrends
              unabhängig vom biologi-           möglichst viele in der
              schen Geschlecht stattfindet.     Queer-Community zu

                                               Das vollständige
                                               Bild zählt!

                                               Um die Facetten eines
                                               Menschen zu sehen,
                                               braucht es einen

Mann, Frau,                                    differenzierten Blick.
                                               Hierfür einfach diese

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Knickkante                                        DAS THEMA

                      erreichen. Dominik weiß,     Teil aus kreativen Gleich-
                      dass er in der privilegiertengesinnten, Musikerinnen
                      Situation war, in einem      und Musikern besteht, hat
                      Umfeld groß geworden zu      er ein stabiles Netzwerk,
                      sein, in dem Toleranz und    das ihm Halt gibt.
                      Akzeptanz gelebte Werte      „Seit ich klein bin, spiele
                      sind. „Mir ist es daher nie  ich Horn und Klavier und
                      schwergefallen auszuleben,   war lange sehr aktiv im
                      was ich fühle.” Dominiks     Schultheater.” Hier stand
                      Eltern und Freunde hatte     immer mein Talent im Vor-
                      nie ein Problem mit dem      dergrund, nicht die Frage
                      sich zunehmend wandeln-      nach meinem Geschlecht.
                                                             „Ich weiß aber, dass
                                                             leider viele andere
                      Äußerlich nicht sein können,
                                                             queer Lebende
                          wie man innen fühlt, ist           Trans- und
                      schlimm. Das muss aufhören. Homosexuelle
                                       Dominik               nicht so viel Glück
                                                             haben wie ich und
                      den Erscheinungsbild.        noch immer unter
                      Seine Eltern arbeiten beide  Diskriminierung leiden –
                      in kreativen Berufen. Domi-  insbesondere in der eigenen
                      niks Vater ist Zimmermann    Familie. Das muss aufhören.”
                      und seine Mutter Friseurin,  Wenn Dominik heute das
                      die sich mittlerweile viel   Gefühl hat, dass jemand
                      von seinen Schminktricks     merkwürdig auf sein Äußeres
                      inspirieren lässt. „Ich bin  reagiert, provoziert er auch
                      sehr dankbar, dass ich eine  schon einmal. „Das ist eigen-
                      wundervolle, unbeschwerte    tlich nicht meine Art, aber
Fotos: Markus Mucha

                      Kindheit hatte. Meine Eltern in diesem Moment, ist es
                      waren immer sehr unter-      mir wichtig, mein Gegenüber
                      stützend und liebevoll.”     mit seinen Ängsten und
                      Auch im Freundeskreis von    seiner Intoleranz zu kon-
                      Dominik, der zum großen      frontieren."         Mine Öziri

                                           Knickkante
                                                                                     einfach ich
Platz schaffen für W
       Deponien lassen sich nach ihrer
Stilllegung in Refugien für Flora und
Fauna verwandeln. Es werden aber
auch weiterhin dringend aktive Depo-
nien für den Wandel im Ruhrgebiet
benötigt. Doch was passiert heute
mit den Abfällen, die früher deponiert
wurden? Und warum bleiben Deponien
nötig? Wie ist der Wandel der Abfall-
und Kreislaufwirtschaft erfolgt?
Ein wesentlicher Wendepunkt war das
Deponierungsverbot unbehandelter
Siedlungsabfälle (Hausmüll und Gewerbe-
abfälle) im Jahr 2005. Im Vergleich zu
damals wird heute ein zunehmender
Teil der Abfälle über die Wertstofftonne
recycled, und die Inhalte unserer grau-
en Reststofftonne werden thermisch
verwertet. In Abfallkraftwerken entsteht
aus den nicht weiter verwertbaren
Resten in der Verbrennung Strom und
Wärme. Deswegen nennt die regionale
Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhr-
gebiet (AGR) mit Sitz in Herten die
Restmülltonne auch „Energie-Tonne“.
Aus der Schlacke, also dem, was bei
der Verbrennung übrigbleibt, werden
anschließend noch Metalle sortiert und
recycled. Und auch der letzte Rest
unserer grauen Abfalltonne könnte
noch im Straßenbau eingesetzt werden.
Allerdings ist dies gesetzlich nicht
erlaubt, beziehungsweise es scheuen        Die Abfall- und Kreislaufwirtschaft
sich viele Kommunen, die Reste aus der
Hausmüllverwertung einzusetzen. Und        hat sich in den vergangenen Jahrzehn-
so müssen diese letzten Reste unserer
Abfälle sicher deponiert werden.           ten stark gewandelt. Besonders deut-
Win-win-Situation                          lich wird dies mit Blick auf Deponien,
Im Vergleich zu den Mengen auf
den alten Hausmülldeponien ist dies        die wiederum selbst ein Garant für
allerdings nur noch ein Bruchteil des
ehemaligen Hausmülls. Die thermische       Wandel sind – auch im Vest.
Verwertung verringert also immens
den Flächenverbrauch, den die
ehemaligen Hausmülldeponien zu             Haushalts- und Siedlungsabfällen hat   gegenüber dem Niveau von Anfang der
verzeichnen hatten. Und dem Klima          sich die deutsche Abfallwirtschaft     90er Jahre eine Reduktion von fast 29
tut dies auch noch gut. Da die alten       von einem Netto-Emittenten zu einem    Millionen Tonnen beziehungsweise gut
Hausabfälle nun nicht mehr auf             Netto-Einsparer von Treibhausgasen     76 Prozent. Würden alle Branchen und
Deponien vor sich hinfaulen, können        gewandelt. Bis 2020 sanken die Emis-   Sektoren den Ausstoß an klimaschäd-
sie auch nicht mehr das klimaschäd-        sionen der Abfallwirtschaft nach       lichen Gasen im gleichen Umfang redu-
liche Treibhausgas Methan emittieren.      Schätzung des Bundesumweltamtes        zieren, wären die Gesamtklimaziele der
Mit dem Wechsel von der Deponierung        auf nur noch rund neun Millionen       Bundesregierung zum Jahr 2040 bereits
hin zur thermischen Verwertung von         Tonnen CO2-Äquivalente jährlich –      heute erfüllt. Aber wieso sollten Depo-

20 21
DAS THEMA

Wandel!
                                                                                                                   müssen auf Basis des Kreislauf-
                                                                                                                   wirtschaftsgesetzes zum Schutz von
                                                                                                                   Mensch und Umwelt ordnungsgemäß
                                                                                                                   deponiert werden.“

                                                                                                                   Zu wenig Deponien
                                                                                                                   Und ein Blick auf die Stadtentwicklungs-
                                                                                                                   konzepte der Kommunen macht den
                                                                                                                   Sanierungsbedarf deutlich: Ehemalige
                                                                                                                   Industrie- und Kraftwerksstandorte
                                                                                                                   sollen zu Gewerbe- und Wohnräumen
                                                                                                                   umgestaltet werden. Viele Straßen und
                                                                                                                   Brücken müssen erneuert werden.
                                                                                                                   Renaturierungsprojekte wie zum
                                                                                                                   Beispiel bei der Emscher benötigen
                                                                                                                   enorme Mengen von Ablagerungs-
                                                                                                                   möglichkeiten für Bodenaushub, der
                                                                                                                   aufgrund seiner Beschaffenheit nicht
                                                                                                                   mehr wiederverwendet werden kann.
                                                                                                                   Jürgen Fröhlich macht deutlich: „Die
                                                                                                                   Deponiekapazitäten in NRW werden
                                                                                                                   trotz einer 80-prozentigen Recycling-
                                                                                                                   quote bedrohlich knapp. Wenn alle
                                                                                                                   Verantwortlichen jetzt nicht reagieren,
                                                                                                                   dann haben wir bald keinen Platz mehr,
                                                                                                                   um mineralische Abfälle aus ambitio-
                                                                                                                   nierten Stadtentwicklungskonzepten,
                                                                                                                   Sportplatz- und Schulsanierungen
                                                                                                                   sowie dringend benötigten Straßen-
                                                                                                                   sanierungen zu beseitigen.“ Wichtige
                                                                                                                   Infrastrukturvorhaben könnten dann
                                                                                                                   nicht mehr umgesetzt werden. „Die
                                                                                                                   jüngste Flutkatastrophe und die von ihr
                                                                                                                   zurückgelassenen Berge von Sperrmüll
                                                                                                                   und verschlammtem Bauschutt zeigen
                                                                                                                   wie ein Brennglas die besondere gesell-
                                                                                                                   schaftliche Bedeutung von Entsorgungs-
                                                                                                                   anlagen für das Gemeinwohl.“ Der
                                                                                                                   Sperrmüll könne im Abfallkraftwerk
                                                                                                                   umweltfreundlich zu Strom und Wärme
                                                                                                                   verwertet werden, für alle mineralischen
                                             Sinnbild für Wandel: die stillgelegte Zentraldeponie Castrop-Rauxel   Abfälle, die nicht mehr verwertet
                                             – hier begutachtet von Standortleiter Holger Kleinschmidt.            werden können, seien Deponien
                                                                                                                   notwendig.

                    nien auch für den Strukturwandel und            neue Schulen, sanierte Kindergärten,
                    den Fortschritt im Vest wichtig sein?           Straßen, Brücken. Bei Bau- und Sanie-                                i

                                                                                                                                                                 INFO  i

                                                                    rungsmaßnahmen fallen große Mengen             Die AGR Gruppe spart durch stoffliches Recycling
                    Deponien für Fortschritt                        mineralischer Abfälle an, die naturge-
                                                                                                                   sowie Strom- und Wärmeerzeugung aus ther-
                                                                                                                   mischem Recycling und Deponiegasverwertung
                    „Wer Neues schaffen will, benötigt              mäß nicht thermisch und auch sonst             pro Jahr rund 400.000 Tonnen CO2-Äquivalente
Foto: Udo Geisler

                    Platz für das Alte!“, erläutert Dr. Jürgen      nicht weiterverwertet werden können –          und betreibt zwei aktive Deponien (davon eine in
                                                                                                                   Datteln) und fünf stillgelegte (darunter eine in Cast-
                    Fröhlich, Leiter der Unternehmenskom-           weil sie sich entweder bautechnisch
                                                                                                                   rop-Rauxel). Seit 2015 sucht die AGR nach neuen
                    munikation der AGR: „Soll heißen: Jeder         nicht eignen oder aus Umweltsanierungs-        Standorten für Deponien.
                    möchte gerne neue Mietwohnungen,                maßnahmen stammen. Diese Abfälle               www.agr.de
Über die Theaterbühne
zurück ins Leben
       „Für mich ist dieses Theaterprojekt eine ganz besondere
Maßnahme, durch die sich für mich persönlich sehr viel
verändert hat“, sagt Patrick Nüsse. „Am Anfang hatte ich ganz
wenig Selbstvertrauen und war generell sehr unsicher. Aber
mittlerweile traue ich mir schon viel mehr zu.“ Eigentlich
einfache Dinge, wie beispielsweise morgens aufzustehen
oder pünktlich in einem bestimmten Bus zu sitzen, waren
krankheitsbedingt extreme Herausforderungen für ihn. Und
auch sein Hobby, das Gitarrespielen, konnte er nicht mehr
ausüben. Ein normaler Arbeitsalltag? Für ihn undenkbar.

Freiwillig, flexibel und ohne Druck
Über das Jobcenter Kreis Recklinghausen kam Patrick Nüsse
dann in Kontakt mit dem theaterpädagogischen Projekt
work:ART, das Menschen in besonderen persönlichen Belas-
tungssituationen über die Dauer von neun Monaten dabei hilft,
sich aus ihrer Situation zu lösen und wieder mehr am (Arbeits-)
Leben teilzuhaben. „Über das Theaterspielen bekommen die
Menschen die Möglichkeit, sich zu öffnen, wieder aktiv zu
werden und ihr Selbstbewusstsein zu stärken“, erklärt
Sebastian Hofsäss von der Jobcenter-Fachstelle für Arbeits­
suchende mit Rehabilitations-Bedarf oder besonderen gesund-
heitlichen Einschränkungen (Reha/SB), der das Projekt betreut.
„Gemeinsam mit den Theaterpädagogen und Jobcoaches des
Projektpartners ‚defakto‘ arbeiten die Teilnehmenden ganz
individuell an den Dingen, die sie belasten. Ziel ist es, sie zu
stabilisieren, zu stärken, ihnen Selbstvertrauen zu geben und
sie im besten Fall direkt in eine Beschäftigung zu vermitteln,
die ihnen ein selbstständiges, unabhängiges Leben ermöglicht.“
Im Laufe der Zeit hat er dabei viele beeindruckende Entwick-
lungen von Menschen mit unterschiedlichsten Belastungen
miterlebt. „Es ist schon grandios zu sehen, wenn jemand,
der beispielsweise unter einer Sozialphobie leidet, auf einmal
als Moderator vor Publikum durch ein Theaterstück führt“,
sagt er. Und genau diese persönlichen Weiterentwicklungen
sind es auch, die die Teilnehmenden untereinander
motivieren, wie Patrick Nüsse findet.

Für mehr Selbstsicherheit
So ist sein Schauspielkollege Dariusz Stankiewicz mit
verantwortlich dafür, dass der junge Mann wieder Perspektiven

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Das Thema

                          Wenn sich Lebenssituationen verändern, ist das für
                          manche Menschen eine große Belastung. Oft ist der
                          Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt dann eine enorme
                          Hürde. Ein theaterpädagogisches Integrationsprojekt
                          des Jobcenters Kreis Recklinghausen bietet Hilfe.

                                                               in seinem Leben sieht. „Dariusz hat das
                                                               Theaterprojekt zusammen mit mir im
                                                               April dieses Jahres angefangen,
                                                               und ab Mitte August hat er einen festen
                                                               Arbeitsplatz. Das motiviert mich, weiter
                                                               an meinen Zielen zu arbeiten“, sagt er.
                                                               Und auch für Dariusz Stankiewicz hat
                                                               das Theaterprojekt mehr als einen
                                                               positiven Effekt gehabt, wie der gebür­tige
                                                               Pole erzählt: „Ich freue mich jedes Mal,
                                                               wenn wir uns zum Proben treffen. Ich
                                                               komme gerne her, weil ich hier viele soziale
                          Durch äußere                         Kontakte habe, noch besser Deutsch
                          Verwandlung zur                      lerne und auf Menschen treffe, die mich
                          inneren: Dariusz                     verstehen. Das hat mir viel Kraft gegeben
                          Stankiewiecz (li.)
                          und Patrick Nüsse
                                                               und mir dabei geholfen, mein Ziel zu
                          tanken durchs                        erreichen: eine feste Arbeitsstelle zu
                          Schauspielern neues                  finden. Für mich ist das ein großes Glück“,
                          Selbstbewusstsein.
                                                               sagt er. Auch Jobcoach Thomas Bauer von
                                                               „defakto“ glaubt an die Kraft der Gemein-
                                                               schaft. „Im Eins-zu-eins-Coaching gehen
                                                               wir sehr individuell auf die Teilnehmen-
                                                               den und ihre besonderen Bedürfnisse ein,
                                                               um ihnen allen eine Perspektive zu geben.
                                                               Trotzdem spielt ihre gegenseitige Unter-
                                                               stützung eine entscheidende Rolle, denn
                                                               das gibt allen das Gefühl, nicht allein zu
                                                               sein. Und das ist sehr wichtig“, erklärt er.
                                                               Dass das gemeinsame Theaterspielen den
                                                               Teilnehmenden zu einem Lebenswandel
                                                               im positiven Sinne verhilft, zeigt sich am
                                                               Ende eines jeden Projekts: Wenn die
                                                               Schauspieler ihr Stück aufgeführt haben
                                                               und die strahlenden Gesichter aus dem
                                                               Publikum in strahlende Gesichter auf der
                                                               Bühne schauen. 
Foto: Volker Beushausen

                                                                                           Dr. Felicitas Bonk

                                                                                    i

                                                                                                        INFO   i

                                                               Jobcenter Kreis Recklinghausen
                                                               Fachstelle Reha/SB
                                                               Sebastian Hofsäss
                                                               Sebastian.Hofsaess@vestische-arbeit.de
Schritt in die
                       Veränderung
          Glücksspiel, Alkohol, Medikamente, Gaming –
        jeder Weg aus der Sucht beginnt mit einem ersten
         Schritt. Marion F.* hat ihn geschafft. Sie wandte
              sich an die Fachstelle Sucht in Herten.

  „Ich stand damals schon weit
  über der Kippe. Hätte ich den
 Absprung nicht geschafft, hätte
ich sowohl meine Arbeit als auch
  meine Ehe verloren – und ich
wusste, dass ich das nicht wollte.“

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DAS THEMA

                                „Es drehte sich alles nur noch           sorgfältig die Problematik, weitere              peutische Ansatz entscheidend: „Ich
                          um Geheimhaltung. Mein typischer               Schritte werden gemeinsam besprochen.            habe in der Therapie viel über mich
                          Alltag war geprägt von Lügen und               „Unser Programm umfasst eine voll-               gelernt. Ich habe mich mit meiner
                          der Angst aufzufliegen, obwohl die             ständig begleitete, ambulante medizi-            Vergangenheit auseinandergesetzt
                          Menschen um mich herum längst                  nische Rehabilitation, bestehend aus             und gelernt, Auslöser zu erkennen,
                          wussten, was mit mir los war.“ Marion          professioneller Diagnostik, Therapie mit         um mich zu regulieren. Auch mein
                          war über zehn Jahre alkoholabhängig.           ärztlicher Begleitung und Nachsorge.             privates Umfeld geht jetzt anders
                          Mithilfe einer ambulanten Reha bei             So können Menschen, ohne ihren Beruf             mit meiner Krankheit um.“ Sowohl
                          der Fachstelle Sucht in Herten                 und ihr gewohntes Umfeld aufgeben zu             Individuelle Verhaltenstherapie als
                          schaffte sie vor zwei Jahren die               müssen, nachhaltig rehabilitieren.“ Ein          auch Gruppensitzungen mit Super-
                          entscheidende Kehrtwende. „Die                 Angebot, das besonders von Erwerbs-              vision werden in der Fachstelle
                          erste Überwindung war bis heute das            tätigen und Menschen mit Pflegefällen            Sucht angeboten. „Am Ende wollte
                          Allerschwerste: sich einzugestehen,            in der Familie in Anspruch genommen              ich meine Sitzungen gar nicht mehr
                                                                                                                          verlassen, so sehr habe ich meine
                                                                                                                          Gruppe geliebt“, erzählt Marion
                                                                                                                          schmunzelnd.

                                                                                                                          Offene Atmosphäre
                                                                                                                          „Dies ist natürlich so gewollt“, erklärt
                                                                                                                          Angela Buschmann-Rorowski.
                                                                                                                          „Gemeinschaft und Vertrauen wirken
                                                                                                                          sich wesentlich auf unsere Erfolge
                                                                                                                          aus.“ Während Corona habe man zu-
                                                                                                                          dem das digitale Angebot erweitert.
                                                                                                                          „Wir haben neben den bereits be-
                                                                                                                          stehenden Präsenzgruppen das An-
                                                                                                                          gebot einer Online-Selbsthilfegruppe
                                                                                                                          entwickelt, die sich regelmäßig
                                                                                                                          donnerstags um 19 Uhr per Video-
                                                                                                                          konferenz trifft und auch offen für
                                                                                                                          Neuaufnahmen ist. Der Kontakt
                           Die Fachstelle Sucht in Herten mit Ansprechpartnerin Angela Buschmann-Rorowski ist im          kann über uns hergestellt werden.“
                           Wesentlichen auf die Rehabilitationsbehandlung bei legaler Suchtmittelabhängigkeit speziali-   Die Absicht, etwas zu ändern, reiche
                           siert.
                                                                                                                          für den Anfang aus, wenn man sich
                          dass man ein Problem hat und                   wird. „Wir haben eine hohe Erfolgsquote“,        an die Suchtberatungsstelle in Herten
                          sich an jemanden wenden muss –                 erklärt Angela Buschmann-Rorowski.               wende. „Das ist der erste Schritt. Es
                          ich hatte einen Kloß im Hals, als              „Ich habe früher bei der Arbeit vieles           geht nicht immer nur um Abstinenz
                          ich damals den ersten Schritt                  über mich ergehen lassen, weil ich               und dauerhaften Verzicht, manchmal
                          durch die Tür tat.“                            immer dachte, ‚wenn ich alles mache,             reicht es auch aus, die dahinter-
                                                                         sagen die anderen nichts gegen mich              stehenden Trinkmotive zu klären
                          Im eigenen Umfeld bleiben                      und meine Launen‘“, erinnert sich Marion         und dadurch das Trinkverhalten
                          „Es ist normal, dass der erste Schritt         heute. Restalkohol mache aufgrund der            zu verändern.“           Dinah Bronner
                          die größte Anstrengung erfordert“,             Entzugserscheinungen sehr reizbar,
                          sagt Angela Buschmann-Rorowski,                erklärt Buschmann-Rorowski. Dazu
                          Ansprechpartnerin in der Fachstelle            kämen Schwitzen, Zittern und Schlaf-
                          Sucht in Herten. „Doch wenn der ge-            losigkeit. „Jetzt gehe ich ganz anders
                                                                                                                                                                   INFO
                          tan ist, gewinnen unsere Klientinnen           durchs Leben. Ich habe gelernt mich
                                                                                                                                            i                             i

                                                                                                                          Die Hertener Fachstelle Sucht ist eine
                          und Klienten schnell an Vertrauen.“            abzugrenzen und zu sagen, wenn ich               Einrichtung des Diakonischen Werks im
Fotos: Marco Stepniak

                          Einmal angekommen, starte das Pro-             etwas nicht machen möchte“, sagt                 Kirchenkreis Recklinghausen.
                          gramm behutsam und schrittweise.               Marion. „Ich muss mich nicht mehr
                                                                                                                          Angela Buschmann-Rorowski
                          In den ersten Begegnungen unter-               hinter Lügengebilden verstecken.“                a.buschmann-rorowski@diakonie-kreis-re.de
                          halte man sich und diagnostiziere              Für solche Fortschritte sei der thera-           www.diakonie-kreis-re.de

                        (*Name von der Redaktion geändert)
Die vielen Gesichter der

          „Wenn in den 1960er- und          die er heute noch ganz genau in Erinne-        Die Evolution der
70er-Jahren Samstagnachmittag Fuß-          rung hat. Prägend für seine Zeit an der        Stromversorgung
ball im Fernsehen lief und plötzlich        Spitze des Unternehmens waren jedoch
Stromausfall war – dann hatten wir ein      ganz andere Themen. Bei einem gemein-          „Für uns ist es heute ganz normal, dass
echtes Problem“, erinnert sich Artur Porr   samen Treffen mit seinen Nachfolgern           immer genau die Menge Strom aus
                                                                                                                                     Foto: Markus Mucha

(r.). Als damaliger Geschäftsführer der     Marlies Mathenia und Gisbert Büttner           der Steckdose kommt, die wir gerade
Hertener Stadtwerke musste er in diesem     (2. v. l.) sowie mit dem jetzigen Geschäfts-   brauchen. Oder dass zum Beispiel In-
Fall nämlich alle Hebel in Bewegung         führer Thorsten Rattmann (l.) blicken          dustriebetriebe an ein 10-kV-Stromnetz
setzen, damit der Strom so schnell wie      alle vier auf die energetische Revolution      in der sogenannten Mittelspannung
möglich wieder floss. Es sind Momente,      der letzten Jahrzehnte zurück.                 angeschlossen werden können.

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DAS THEMA

Energie
                                                                          Tage lag. Da haben sich schon mal die       mit ganz anderen Herausforderungen
                                                                          Leitungen verschoben und der Strom          zu tun hat als seine Vorgänger. „Elektro-
                                                                          war weg“, erinnert er sich.                 mobilität, Digitalisierung der Arbeits-
                                                                          1989, als Marlies Mathenia neben Artur      welt und der Energieversorgung sowie
                                                                          Porr zur Geschäftsführerin wurde, war       Klimaschutz und erneuerbare Energien
                                                                          eine sichere Stromversorgung längst         sind jetzt die wichtigsten Themen. Es
                                                                          gesetzt. „Artur hat in gewisser Weise       geht darum, dass wir uns als Energie-
                                                                          Pionierarbeit geleistet. Denn der prä-      versorger noch breiter aufstellen, dem
                                                                          gende energetische Fortschritt seiner       Wettbewerb standhalten und weiter für
                                                                          Amtsperiode war die Entwicklung weg         unsere Kunden als der vertrauensvolle
                                                                          von Kohleöfen hin zu Erdgas und Fern-       Partner attraktiv bleiben, der wir immer
                                                                          wärme – einer der größten Beiträge          waren“, sagt Thorsten Rattmann.
                                                                          zum Umweltschutz in Herten. Außer-
                                                                          dem hat er die erste Auskopplung von
                                                                                                                      Digital, zukunftsorientiert,-
                                                                          Strom und Fernwärme aus dem Roh-            menschlich
                                                                          stoffrückgewinnungszentrum in Herten        Vertrauen ist nicht das Einzige, was die
                                                                          in Verhandlungen mit den damaligen          vier miteinander verbindet. Es sind vor
                                                                          Geschäftsführern ermöglicht“, sagt sie.     allem Projekte, die sich über Dekaden
                                                                          Damit habe ihr Vorgänger, mit dem           erstrecken und an denen sie alle ihren
                                                                          sie anschließend elf Jahre lange die        Anteil haben. „Unsere Zeiten in der
                                                                          Doppelspitze der Stadtwerke gebildet        Leitung der Hertener Stadtwerke lassen
                                                                          hat, den Grundstein für sämtliche           sich nicht hart voneinander abgrenzen.
                                                                          Fortschritte der Energieversorgung          Etliche Projekte, die der eine begonnen
                                                                          in Herten gelegt.                           hat, wurden von den anderen weiter-
                                                                                                                      geführt. Und vieles haben wir auch
                                                                          Vorreiter beim Klimaschutz                  gemeinsam umgesetzt“, erklärt Gisbert
                                                                          Für Marlies Mathenia, die das Amt der       Büttner. Von 2004 bis 2013 war er an der
                                                                          Geschäftsführerin 2004 an Gisbert Büttner   Spitze des Unternehmens und hat in
                                                                          abgegeben hat, war Umweltschutz das         dieser Zeit etliche Herausforderungen
                                                                          prägende Thema. „Was mir besonders          erfolgreich gemeistert. „Die Entwicklung
                                                                          am Herzen gelegen hat, war unser Kon-       der Stadtwerke von einem reinen Ab-
                                                                          zept zur CO2-Einsparung. Wir waren die      rechnungsbetrieb zu einem kunden-
                                                                          ersten, die ein kommunales Energie-         orientieren Konzern und Energie-
                                                                          konzept entwickelt und in der ganzen        erzeuger waren ‚meine‘ Meilensteine als
                                                                          Republik bekannt gemacht haben.             Geschäftsführer. Aus energietechnischer
                                                                          In diesem Zuge wurde auch das erste         Sicht waren zudem die Beteiligungen
                                                                          Windrad in Herten erbaut, an dem alle       am Gasspeicher in Epe, am Gas- und
                                                                          Hertener Bürger, die Kunde der Stadt-       Dampfkraftwerk Hamm-Uentrop und
                                                                          werke waren, eine Beteiligung erwerben      am Offshore-Windpark vor Borkum sehr
                                                                          konnten. Dadurch ist auch der 'herten-      prägend“, sagt er. Wichtig war ihm,
                                                                          fonds' entstanden, der auch heute noch      zukunftsorientiert und vertrauensvoll zu
                                                                          je nach Kapitalbedarf angeboten wird“,      arbeiten – und das immer in enger Ab-
                                                                          erzählt sie.                                stimmung mit der “Mutter“ Stadt Herten
                                                                          Ein Projekt, das alle miteinander ver-      und den politischen Gremien. Neben
                                Vor 60 Jahren war das allerdings nicht    bindet, ist das Hertener Schwimmbad         aller Arbeit und Anstrengung zählt für
                                so. Da war man froh, wenn überhaupt       Copa Ca Backum. Was Artur Porr damals       die die Geschäftsführerinnen und Führer
                                irgendein Netz ausreichend vorhanden      in Kooperation mit Stadt, Bürgern und       die Verbundenheit zum Unternehmen.
                                war“, sagt Thorsten Rattmann, der seit    Mitarbeitern gebaut hat, kann heute         Energie hat viele Gesichter – die vier
Illustrationen: Jens Valtwies

                                2013 die Leitungsfunktion der Hertener    in der Verantwortung von Thorsten           sind definitiv vier davon. Dr. Felicitas Bonk
                                Stadtwerke innehat. So seien Strom-       Rattmann modernisiert und auf neues-
                                ausfälle in der Ära von Artur Porr noch   ten Stand der Energietechnik gebracht.
                                ganz normal gewesen. „Jede Woche gab      Denn Fortschritt ist bei den Hertener
                                es mindestens einen – was natürlich       Stadtwerken gesetzter Standard. Keine                         i

                                                                                                                                                            INFO   i

                                auch an den Bergbauarbeiten unter         Frage, dass der heutige Geschäftsführer     www.hertener-stadtwerke.de
Wandelbare Freizeit:
Follower statt Freunde?
Soziale Netzwerke statt Clique,
Videos streamen statt lesen,
chatten statt treffen – hat sich das
Freizeitverhalten von Jugendlichen
und jungen Erwachsenen gewandelt?
Wie diese Altersgruppe ihre Freizeit
gestaltet und was sie dabei bewegt,
erklärt Freizeitforscher Prof. Dr.
Ulrich Reinhardt im Interview.

VEST ERLEBEN: Wie verbringen junge      bis hin zum Fernsehen steht über allem.   Highlight zu Highlight. Bei Befragungen
Menschen ihre freie Zeit am liebsten?                                             wird dagegen oft die Sehnsucht nach
Prof. Dr. Ulrich Reinhardt: Besonders   Was ist in dieser Altersgruppe typisch    Erholung und Chillen geäußert. Ganz
die interaktiven Medien bilden den      für das Freizeitverhalten?                oben auf der Wunschliste steht nach
Freizeit-Hype dieser Generation. Die    Sobald eine Aktivität langweilig wird,    wie vor das Zusammensein mit Freunden.
Nutzung von Internet über Smartphone    sucht man sich Neues, springt von         Auch wollen junge Menschen aktiv und

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DAS THEMA

                mehr unterwegs sein, setzen das aber       Gibt es dennoch Vorlieben, die gleich-            Zeit mit Freunden verbringen, das ist
                nicht wirklich um. Beispielsweise wird     geblieben sind?                                   nach wie vor ein wichtiger Aspekt bei
                statt erwünschter spontaner Treffen end-   Aktivitäten wie Freunde treffen und               der Freizeitgestaltung. Besonders nach
                los vorab per WhatsApp kommuniziert.       Sport treiben spielen für junge Menschen          Corona ist das Treffen in Kneipen
                Damit bewegen sich junge Menschen          nach wie vor eine Rolle. Aber die                 erneut im Kommen. Zusammensein
                in ihrem Freizeitverhalten zwischen        Konkurrenz neuer Freizeitmöglichkeiten            in lockerer, entspannter Atmosphäre
                Wunsch und Wirklichkeit.                   ist zu groß. Die Quantität dieser Unter-          und neue Leute außerhalb virtueller
                                                           nehmungen hat nachgelassen, sie wer-              Räume kennenlernen zu können
                           Stimmt es, dass die Medien-     den der Mediennutzung nachgeordnet.               spricht Jugendliche und junge
                           nutzung bei Jugendlichen                                                          Erwachsene durchaus an.
                           zugenommen hat?                 Wie steht es um die Bedeutung von
                           Ob Buch, Radio oder Fernse-     Cliquen und Gruppen von Gleichaltrigen?           Wie wird sich die Freizeitnutzung
                           hen – Kritik an der verstärk-   In den 1990er-Jahren hatten junge                 in dieser Altersgruppe in der Zukunft
                           ten Mediennutzung junger        Menschen zumeist eine feste Gruppe                entwickeln?
                           Menschen gab es immer.          oder Clique, in der sie sich bewegten.            Derzeit ist es im Trend, in seiner
                           Neu ist, dass die Medien-       Inzwischen spielen oft mehrere Gruppen            Freizeit möglichst nichts verpassen zu
                           nutzung von Internet über       an Gleichaltrigen eine Rolle. Diese               wollen. Es macht sich allerdings eine
                           Musik Streamen bis zu           suchen sich Jugendliche und junge                 Gegenbewegung bemerkbar, die erneut
                           Social-Media-Aktivitäten        Erwachsene flexibel und passend zu                ganz bewusst ihre Aufmerksamkeit
                           in der Freizeit deutlich in     ihren Interessen – sei es Sportart oder           auf ausgewählte Aktivitäten legt. Diese
                           den Vordergrund gerückt ist     PC-Spiel – und wechseln sie mit                   jungen Menschen wollen den Moment
                           und dass diese Betätigun-       wechselnden Interessen wieder.                    genießen und in ihrer Freizeit tun, was
                           gen täglich mehrere Stun-                                                         ihnen guttut.
                           den einnehmen.                  Inwieweit haben sich die Pandemie
                                                           und die damit zusammenhängenden                   Warum ist es notwendig, dass sich das
                           Verlagert sich Freizeit         Einschränkungen ausgewirkt?                       Freizeitverhalten wandelt und wo liegen
                           damit in virtuelle Räume?       Die Mediennutzung hat weiter zuge-                die Chancen der Veränderungen?
                           Freizeitaktivitäten spielen     nommen, beispielsweise durch Netflix              Stillstand ist Rückstand. Die verstärkte
                           sich teilweise nebeneinander    und Co. Digitale Treffen über Dienste             Nutzung neuer und interaktiver Medien
                           bei persönlichen Treffen        wie Zoom oder WebEx wurden ent-                   ist verbunden mit vielen positiven
                           und über virtuelle Kanäle       deckt. Diese werden aber nicht als Er-            Aspekten, ermöglicht Kommunikation
                           ab. Junge Menschen tun          satz betrachtet, sondern als Ergänzung.           und Verständigung, kann auf ihre
                           heute mehr in der gleichen      Persönliche Kontakte haben sich                   Weise Kreativität und Informations-
                           Zeit: Während man mit           während der Pandemie verändert:                   gewinn fördern.
                           Freunden einen Film             Junge Menschen verbringen teilweise               Das Interview führte Ramona Vauseweh.
                           schaut, wird gegessen,          mehr Zeit mit der Familie, gehen spa-
                           mit der besten Freundin         zieren, haben neue Hobbys entdeckt.
                           gechattet oder etwas auf
                                                                                                                                   i

                                                                                                                                                         INFO   i

                                                                                                             www.stiftungfuerzukunftsfragen.de
                           Instagram gepostet.             Welche Bedeutung haben Ausgehen                   www.freizeitmonitor.de
                                                           und speziell Treffen in Kneipen?                  www.zukunftserwartungen.de
                            Was ist die Ursache für
                            diese Veränderungen?
                            Historisch betrachtet war
                            Freizeit früher Erholung von                              Kurzvita
                            und für die Arbeit, später
                                                                                      Professor Dr. Ulrich Reinhardt, Jahrgang 1970, ist Wissenschaftlicher
                            Kontrast zu Arbeit, Schule                                Leiter der „Stiftung für Zukunftsfragen – eine Initiative von British
                            und Alltag. Heute gibt                                    American Tobacco“. Zudem hält er eine Professur für Empirische
                            Freizeit Raum für die Suche                               Zukunftsforschung am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule
                                                                                      Westküste in Heide. Sein Studium in Erziehungswissenschaften und
                nach Identifikation: Man ist nicht nur                                Psychologie hat der Wissenschaftler 1999 an der Universität Hamburg
                Schülerin oder Azubi, sondern auch                                    abgeschlossen. Anschließend begann als er als Promotionsstudent im
                Sportlerin, Gamer, Musiker, Influencerin                              damaligen „BAT-Freizeit-Forschungsinstitut“. Reinhardt ist verheiratet
Fotos: M.Kuhn

                                                                                      und hat zwei Kinder.
                etc. Außerdem dient Freizeit vermehrt
                der Kontaktpflege, natürlich auch über
                virtuelle Kanäle.
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