Neues erkunden! Wandelbares Dorsten: Vest erleben
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DORSTEN ERLEBEN #3/2021 Das Stadtmagazin der Unternehmen mit Engagement für die Region Neu gewählt: Ungewöhnliche Berufswechsel Neu entdeckt: Kneipen und Cafés im Vest Wandelbares Dorsten: Neues erkunden! Die kleine Stella spielt mit Mutter Julia auf dem neuen Spielplatz im Bürgerpark Maria Lindenhof.
Kurzurlaub um die Ecke! Sauna und Wellness in Herten. Wohlgefühl garantiert. ... ankommen und loslassen! Über den Knöchel/Teichstraße • 45699 Herten Tel.: 0 23 66 / 30 73 25 • www.copacabackum.de
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit Veränderungen tun viele Menschen sich erst einmal ein wenig schwer. Und zugleich fasziniert es uns, wenn Menschen es mit klaren Zielsetzungen und konsequentem Handeln schaffen, sich selbst persönlich zu verändern oder buchstäblich zu verwandeln. Manchen gelingt sogar noch mehr: Sie geben mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und Tatkraft Impulse auch für andere. Im besten Fall kommt so Bewegung in unser Miteinander – und jene Dynamik, die wir brauchen, um uns als Gesellschaft immer wieder neuen Situationen zu stellen und im positiven Sinne „wandelbar“ zu sein. Wandelbar: Das kann ganz wunderbar sein, und deshalb widmen wir diesem Thema unser neues Magazin. Wie schnell sich die Arbeitswelt verändert, haben wir alle in den vergangenen Jahren erlebt. Das fordert Berufstätige immer wieder dazu auf, wandelbar zu sein, offen für Neues. Es birgt auch mehr Freiheit für die persönliche berufliche Entwicklung. Wir berichten in dieser Ausgabe über Menschen aus dem Vest, die ihren alten Job an den Nagel gehängt haben und in einem anderen Bereich ganz neu angefangen sind. Sie berichten über ihre Motive und den Nutzen eines radikalen beruflichen Wandels.. „Wandelbar kann ganz Auch die Innenstädte müssen wandelbar sein, um attraktiv zu bleiben. Der Siegeszug wunderbar sein! des Online-Handels erfordert neue Konzepte, damit Bürgerinnen und Bürger weiterhin Im besten Fall kommt gute Gründe haben, den Kern ihrer Stadt und ihre Stadtquartiere aufzusuchen und hier jene Dynamik in unser zu verweilen. Eine lebendige Gastronomie, Wohn- und Bildungsangebote und qualitative Miteinander, die wir Sortimente spielen eine tragende Rolle für anziehende Innenstädte. Beispiele aus unserer brauchen, um uns Stadt und dem Vest finden Sie ebenso wie ein Interview mit dem Freizeitforscher neuen Situationen Prof. Dr. Ulrich Reinhardt (S. 28). zu stellen.“ Immer stärker wandeln sich persönliche Lebensentwürfe. Alte Geschlechter- rollen werden hinterfragt, neue Identitäten definiert, spielerisch oder auf Zeit verwandelt, in sozialen Netzwerken präsentiert oder sogar offensiv zur Dis- kussion gestellt. Das zeigt, wie facettenreich Persönlichkeiten sein können. Es erwartet Sie ein Heft voller überraschender Geschichten, mit denen wir Sie einladen möchten, das Wort „wandelbar“ als Stärke zu begreifen. Viel Vergnügen beim Lesen! Christa Stüve Dr. Michael Schulte Geschäftsführerin Diakonie im Vorstandsvorsitzender Kirchenkreis Recklinghausen Sparkasse Vest Recklinghausen Thorsten Rattmann Stefan Prott Geschäftsführer Verleger Hertener Stadtwerke GmbH DORSTEN ERLEBEN
DORSTEN ERLEBEN INHALT #3/2021 AKTUELLES Das Bild: Suchhunde 06 DAS THEMA Von einer Innenstadt im Wandel 12 Vom Senioren- zum Stadtteilzentrum 16 Vom Mann zum Ich 18 Von der Deponie zum Biotop 20 Von der Isolation ins Leben 22 Von der Sucht in die Freiheit 24 Vom Abrechner zum Versorger 26 VEST ERLEBEN Kneipen: Tradition und Wandel 32 All for Vest Future 34 Gewinnspiel: Lösen und gewinnen 37 Ein Freizeitbad erfindet sich neu 38 Wandelbar Highlights 40 Kultur, Vereine, Orte, Termine 42 Menschen: Wie Verände- rungen neue Impulse BESSER LEBEN bringen – unser Thema: Mehr Nutzen vom Onlinebanking 48 ab Seite 12 Mit Mut zum Jobwechsel 50 MENSCHEN Digitalisierung Wie sich Freizeitgestaltung Grüne Blue Jeans 54 über Generationen verändert: Café Kichererbse 56 Seite 28 Theatergruppe Chamäleon 58 Chefredaktion: Titelfoto: Markus Mucha Ihre Herausgeber: IMPRESSUM Stefan Prott (V.i.S.d.P.), s.prott@rdn-online.de Layout: Jens Valtwies, Karl-Hermann Sparkasse Vest Recklinghausen www.sparkasse-re.de DORSTEN ERLEBEN Redaktion: Hildebrandt, Lars Morawe Jennifer von Glahn, Jonas Alder, Jana Leygraf, Satz + Litho: RDN Verlags GmbH, Hertener Stadtwerke GmbH Ausgabe 3-2021 Jörn-Jakob Surkemper, Mine Öziri www.hertener-stadtwerke.de Typoliner Media GmbH, Recklinghausen Verlag: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Ausgabe: Redaktionsassistenz, Termine: Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen RDN Verlags GmbH Dr. Felicitas Bonk, Dinah Bronner, Dagmar Hojtzyk, André Katie Mahlinger, Sanja Nikolovski www.diakonie-kreis-re.de Anton-Bauer-Weg 6 · 45657 Recklinghausen Przybyl, Susanna Schönrock-Klenner, Dr. Ramona RDN Verlags GmbH Koorperationspartner: Tel. 02361 490491-10 Vauseweh, Michael Polubinski Tel. 02361 490491-10 Jobcenter Kreis Recklinghausen Fax 02361 490491-29 Fotos: Volker Beushausen, André Chrost, Christian Kuck, k.mahlinger@rdn-online.de www.rdn-online.de Reiner Kruse, Markus Mucha, Marco Stepniak Auflage: 20.000 Exemplare Druck: newsmedia, 45768 Marl info@rdn-online.de DORSTEN ERLEBEN erscheint viermal jährlich 04
Verwand- lungskunst Wie Cosplayer in andere Charaktere schlüpfen: Seite 30 Beteiligung Immer da! Wie neue Aufenthalts- Hähnchen Finke: qualität am Deich und Seite 62 Schölzbach entsteht: Seite 60
DAS BILD Das Potenzial zum Suchhund An eine Zeit ohne Hund an ihrer Seite kann sie sich gar nicht mehr erinnern. Die Dorstenerin Sevi Balke ist nicht nur Hundeliebhaberin aus Leidenschaft, sondern ebenfalls Mantrailing-Trainerin. Seit dem Sommer bildet sie Hunde aller Art zum Suchhund aus. Wie sie auf die Trainerausbildung bei der Mantrailing- Company mit Stützpunkt in Dorsten gekommen ist? „Ich habe einen art- gerechten Ausgleich für die eigenen Vierbeiner gesucht“, erzählt Sevi Balke. Im Training lernen die Hunde anhand des individuellen Geruchs eine Fährte aufzunehmen und sie gewissenhaft zu verfolgen. Jeder Hund mit Nase hat unabhängig von Alter und Rasse das Potenzial zum Suchhund, sagt sie. Erfahrungsgemäß machen sich die Hunde instinktiv ans Werk und benötigen nur wenige Kommandos. Die fertig ausgebil- deten Hunde suchen meist Menschen, die vermisst werden oder sich verlaufen haben. Doch auch tierische Artgenossen können die Hunde aufspüren, so dass Meerschweinchen, Schildkröte und Co. sicher wieder nach Hause gebracht werden können. PR Foto: André Chrost Foto: André Chrost Sevi Balke Mobil: +49 1520 9706727 sevi.balke@mantrailing-company.de www.mantrailing-company.de
Gedenkkonzert „Wie liegt die Stadt so wüst“ Geplant war das Konzert „Wie liegt die Stadt so wüst“ bereits für den 22. März 2020 zum 75. Jahrestag der Zerstörung Dorstens im 2. Weltkrieg. Ein Konzert im Gedenken an alle Opfer des Krieges, der Verfolgten, der Ermordeten des Nazi-Regimes. Der Kammerchor „Cantus Dorsten“ präsentiert Trauermotetten, u.a. die titelgebende „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger am Sonntag, 14. November um 18 Uhr in der St. Agatha Kirche. Fotos: PierFax - stock.adobe.com, Stadt Dorsten / Anke Klapsing-Reich, istockphoto.com/tiler84, privat „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger Sonntag, 14. November, 18 Uhr, St. Agatha Kirche Neuer Regionalleiter der Seniorenhilfe Malte Wulbrand ist als Regionalleiter der Seniorenhilfe in Dorsten einge- segnet. Der 43-Jährige ist für die strategische und inhaltliche Entwicklung des Standortes mit Langzeit-, Kurzzeit- und Tagespflege im Altenzentrum Maria Lindenhof mit seinen ca. 130 Mitarbeitenden und 120 Bewohnenden und Gästen verantwortlich. „Mit Malte Wulbrand haben wir einen Regional- leiter gewinnen können, der einen besonderen Blick für das Wohlbefinden der Bewohnenden und Mitarbeitenden besitzt. Mit innovativen Ideen und übergreifendem Denken und Handeln setzt er sich für Wohn- und Arbeits- bedingungen ein, die die Lebensqualität fördern“, freut sich Kerstin Schönlau, Geschäftsbereichsleitung der Seniorenhilfe. Der ehemalige Krankenpfleger und Vater von zwei Kindern leitet bereits seit Januar 2021 die Geschicke des Altenzentrums Maria Lindenhof. Pfarrer Hesse segnet Malte Wulbrand als neue Regionalleitung ein. www.diakonisches-werk.de 08 09
AKTUELL RVR sucht Paten für Klimabäume Das Projekt Klimabäume geht in die zweite Runde. Am Samstag, 30. Oktober verteilt der Regionalverband Ruhr (RVR) in Koopera- tion mit der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ von Emschergenossenschaft und Kommunen im Ruhrgebiet tausende weitere Klimabäume. Für deren Patenschaft werden ab sofort private Haus- und Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer gesucht. Bei den Klimabäumen handelt es sich um Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumenbäume. Abgeholt werden können die Bäume auch in Dorsten. Das Projekt Klimabäume wird von der Bezirksregierung Münster aus Mitteln des NRW-Umweltministeriums gefördert. Es ist Teil der Offensive Grüne Infrastruktur 2030, einem Leitprojekt des RVR für die Metropole Ruhr aus der Ruhr-Konferenz NRW. Im April wurden bereits die ersten 100 Klimabäume ausgegeben. klimabaeume.ruhr Einkäufe und Ausflüge mit der E-Rikscha „Gemeinsam, elektrisch und mobil“, so bewerben die aktiven Ehrenamtlichen des Projekts „Rikscha radeln“ ihr neues Angebot. Im Rahmen des Projekts „DigiQuartier“ wurde mit Fördergeldern des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, eine E-Rikscha angeschafft. Bei dem E-Rikscha-Konzept handelt es sich um ein E-Mobilitätskonzept, das die nachbarschaftliche Vernetzung und den generationenübergreifenden Austausch im Stadtteil Wulfen unterstützt. Organisiert wird es von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern. Mobilitätseingeschränkte und/oder ältere Menschen können mit der E-Rikscha, die auch zugleich ein Parallel-Tandem ist, kostenlos zu Ausflugsfahrten in die nähere Umgebung mitgenommen Montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr werden. Die Fahrten werden kostenlos Telefon: 02369-93450 angeboten. E-Mail: RuT-Barki@gmx.de Keine News und Termine mehr verpassen! Jetzt anmelden für unseren DORSTEN-ERLEBEN-Newsletter! Jeden Freitag gibt es spannende Storys, Tipps fürs Wochenende und Freizeitaktivitäten aus dem ganzen Vest. Mit unserem kostenlosen Newsletter sind Sie immer informiert. Direkt anmelden auf dorsten-erleben.de. Die Anmeldung zum Newsletter finden Sie ganz unten auf unserer Seite! www.dorsten-erleben.de
Erfolgreicher Abschluss Die Anforderungen der Ausbildung und die Verantwortung als Erziehende miteinander vereinbaren: Das ermöglicht eine Ausbildung in Teilzeit. Ein erfolgreiches Kooperations- Modell im Kreis Recklinghausen ermöglicht es Alleinerziehenden, einen vollwertigen Berufsabschluss in einer Teilzeit-Ausbildung zu erlangen. Dabei erhalten die Teilnehmenden in der dreijährigen Ausbildungszeit die notwendige Unterstützung, etwa bei der Kinderbetreuung, beim Unterricht sowie in Krisensituationen. Die Ausbildung erfolgt in den Verwaltungen der Städte sowie des Kreises, die hierfür zusätzliche Ausbildungs- plätze zur Verfügung stellen. Der sehr hohe Anteil an erfolgreichen Abschlüssen und direkten Weiterbeschäftigungen zeigt, dass beide Seiten profitieren: Den Allein- erziehenden bietet die Teilzeit-Ausbildung eine solide und nachhaltige berufliche Perspektive, und die ausbildenden Ver- waltungen finden zugleich gut qualifizierte, motivierte Fachkräfte für ihren aktuellen und künftigen Personalbedarf. Musik in allen Formen: Ab auf die Bühne! Beim Sparkassen-Clubraum-Contest können sich junge Bands live vor Publikum i INFO i www.teilzeitausbildung.info präsentieren. Die Termine, bei denen die Bands die Bühnen rocken, stehen zu großen Teilen fest (Programmänderungen vorbehalten): Den Auftakt machten „Skittle Alley“ und „Agador Spartacus“ am 1. Oktober im Jugendcafé BoGis in Castrop-Rauxel. Am Freitag, 15. Oktober, steigt ein Konzert im Jugendcafé Yahoo in Waltrop. Am Samstag, 20. November, geht es weiter im JuKuZ Hagenbusch in Marl. Dort spielen „Schockromantik“, „Bexy Sitch“ und „Beyond Matters“. Die Bands für Samstag, 22. Januar 2022, stehen auch schon fest: „At nine“, „Unforged“ und „Strommasten“ spielen im JAM in Datteln. Am Samstag, 12. Februar 2022, geben sich „Colors of Noise“, „El Mobileh“ und „Naia Skaia“ in der Altstadtschmiede in Recklinghausen die Ehre. Im Jugendzentrum Südpol in Recklinghausen-Süd steigt das Clubraum-Konzert am Samstag, 12. März. Das letzte Konzert vorm Finale findet am Samstag, 2. April, im Jugendzentrum Joe´s in Oer-Erkenschwick statt. Das Publikum entscheidet zusammen mit einer Fachjury darüber, wer ins große Sparkassen-Clubraum-Finale im Mai 2022 einzieht. i INFO i Der aktuellste Stand unter: www.sparkasse-clubraum.de 10 11
AKTUELL Recklinghäuser Werkstätten mit neuem Erscheinungsbild Die Recklinghäuser Werkstätten sind genau das, was Sie erwarten: eine Einrichtung, in der Menschen mit und ohne Behinderung im Team arbeiten. Und sie sind doch ganz anders, als Sie denken. Ein moderner Produktions- betrieb für Industrie, Handel und Dienstleistung. Und gleichzeitig ein erfolgreicher Dienstleister für Rehabilitation, berufliche Integration und Inklusion. Mit der neuen Kampagne, einem frischen Design und neuer Ausrichtung wollen die Recklinghäuser Werkstätten auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Vom Druck hochwertiger Print- medien im DruckWerk, dem Besticken oder Nähen von Textilien im Textilwerk bis hin zur Möbelanfertigungen im HolzWerk – verschaffen Sie sich gerne einen Überblick über die vielfältigen Dienstleistungen. i INFO i https://youtu.be/AvSXy2sTeB4 www.recklinghaueser-werkstaetten.de 20.000-Euro-Spende für den Kinder- und Jugendsport Die Förderung des Kinder- und Jugend- sports liegt den Hertener Stadtwerken am Herzen. Aus diesem Grund spendeten sie auch in diesem Jahr rund 20.000 Euro an die Hertener Sportvereine. Damit beteiligen sich die Stadtwerke am „Bündnis für den Sport in Herten“, das gemeinsam mit der Stadt Herten und dem Stadtsport- verband seit 2008 gelebt wird. Egal ob Leichtathletik, Turnen, Fußball, Handball oder Schwimmsport – zahl- reiche Sportvereine in Herten leisten Tag für Tag ehrenamtliche Arbeit, von 5 Euro vor. Zusätzlich unterstützen die Stadtwerke die allgemeine um Kinder und Jugendliche für den Sport und damit für einen gesunden Arbeit des Stadtsportverbands mit einer jährlichen Spende in Höhe von Lebensstil zu begeistern. Der Jugendzuschuss der Hertener Stadtwerke, 10.000 Euro. Dass das Geld sehr gut angelegt ist, davon konnten sich der in diesem Jahr wieder an rund 40 Vereine ausgezahlt wurde, leistet die Bündnispartner in diesem Jahr bei der Pferdesportgemeinschaft hierbei einen wertvollen Beitrag. „Die Stadtwerke sind ein Teil der Herten überzeugen. Zum Hintergrund: Stadt, Stadtsportverband und Hertener Gemeinschaft, wir gehören den Bürgerinnen und Bürgern Hertener Stadtwerke unterzeichneten 2015 dieser Stadt“, so Stadtwerke-Chef Thorsten Rattmann. „Die Unterstüt- eine neue Fassung des „Bündnisses für den zung der Sportvereine ist für uns eine Herzensangelegenheit.“ Das Sport in Herten“. 2008 wurde dieses Bündnis i INFO i Hertener Sport-Bündnis sieht für jugendliche Vereinsmitglieder (bis gegründet und hat sich die Förderung des www.hertener-stadtwerke.de einschließlich 17 Jahre) einen jährlichen Pro-Kopf-Zuschuss in Höhe Jugendsports zum Ziel gesetzt. www.psgherten.de
Das Thema: Wandelbar Ob aktiv, aus freien Stücken oder aus der Notwendigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen: Erst die Bereitschaft zur Veränderung macht uns wandelbar. Das kostet manchmal Überwindung, birgt aber Chancen – in unseren Innenstädten, bei Vereinen, in kulturellen oder sozialen Einrichtungen oder ganz persönlich. 12 13
DAS THEMA Hier findet echtes Leben statt Vom verfallenen Stadtpark zum lebens- werten Treffpunkt für Jung und Alt – das ist der Bürgerpark Maria Lindenhof. In unmittelbarer Nähe zur Dorstener Altstadt gelegen, findet in der gut zwei Hektar großen Parkanlage ein Strukturwandel par excellence statt. Weg von ei- ner veralteten Infrastruktur mit „Lost Place“-Cha- rakter hin zu einem Park mit echter Aufenthalts- qualität und hohem Freizeitwert lautet das Ziel des integrierten Innenstadtkonzepts „Wir ma- chen MITte“. Was 2018 mit einer Zukunftswerk- statt begann, an der über 70 interessierte Bürge- rinnen und Bürger teilnahmen, ist heute ein echtes Vorzeigeobjekt geworden: Neue Wegefüh- rung und Vegetation machen den Park offen er- lebbar, Freizeitangebote wie ein neuer Wasser- spielplatz, ein Calysthenics-Parcours, ein Bouleplatz und Maxi-Schach bieten Unterhal- tung für alle Altersgruppen. Das reaktivierte Am- phitheater mit kostenlosem Kulturprogramm und der gemütlichen „Oude Marie-Bar“ direkt am Kanal machen den Bürgerpark zum perfekten Treffpunkt. Die Dorstenerin Julia Brosthaus ist begeistert, vor allem vom neuen Spielplatz. Und Foto: André Chrost auch Töchterchen Stella hat Spaß. Weitere Projekte aus „Wir machen MITte“ auf der nächsten Doppelseite. FB
Eine Stadt im Wandel Gemeinsam geht es besser – das gilt auch für die Stadterneue- rungsmaßnahmen zur Entwicklung der Dorstener Innenstadt. Bereits 2014 hat sich die Stadt 1. Fußgängerzone Bahnhofsumfeldes, die Einrichtung Dorsten mit engagierten Bürgerinnen Mit dem Auto durch die Innenstadt einer modernen Radstation, die Erneue- und Bürgern in einen intensiven fahren? Vor langer Zeit war das normal. rung der Bahnsteige und Gleisanlagen Fotos: Markus Mucha, Planungsbüro Kemper, Stadtteilbüro „Wir machen MITte“ Planungs- und Kommunikationsprozess Seit 2020 begeistert die Dorstener Fuß- durch die Deutsche Bahn und die Etab- begeben. „Dabei wurden viele kreative gängerzone als gute Stube der „kleinen lierung öffentlichen Lebens im Bahn- Wege beschritten, wie zum Beispiel das Hansestadt an der Lippe“ mit einer neuen, hofsgebäude für Vereine und Initiativen. Fundbüro für Stadtideen, bei denen auch offenen und zeitlosen Gestaltung, die Mit Gesamtkosten von 4.370.000 Euro die vielen Vereine und bürgerschaft- jeden Gast willkommen heißt – als ist dieses das größte Projekt von „Wir lichen Initiativen ihre Wünsche äußern Ort für Begegnung und zum Wohlfühlen machen MITte“. konnten“, erklärt Citymanager Christoph mit attraktivem Einzelhandel und Krafczyk. „So entstand auch die Initiative ansprechender Gastronomie. 3. Treffpunkt Altstadt ‚Wir machen MITte‘. Ziel ist es, die Wer in Dorsten aufgewachsen ist, kennt Lebens- und Aufenthaltsqualität in der 2. Bahnhofsgebäude den Treffpunkt Altstadt in- und aus- Dorstener Altstadt sowie in den angren- Der Bahnhof in Dorsten ist schon immer wendig. Schließlich ist er seit Jahr- zenden Stadtteilen Feldmark und Hardt Knotenpunkt – und aktuell eine große zehnten die zentrale Anlaufstelle für zu steigern.“ Unter anderem gefördert Baustelle. Denn bis 2022 wird das alte Kinder und Jugendliche. Und auch durch Städtebaufördermittel des Minis- Gebäude umfassend saniert und zum für das soziale und kulturelle Leben teriums für Heimat, Kommunales, Bau „Bürgerbahnhof Dorsten“ umgebaut. Der anderer Zielgruppen spielt er eine und Gleichstellung des Landes NRW sind Fokus der Aufwertung liegt dabei auf wichtige Rolle. Doch vor Sanierungs- heute bereits viele tolle Maßnahmen er- fünf Aspekten: die Wiederherstellung stau schützt das nicht. So finden aktuell folgreich abgeschlossen oder noch in der der denkmalgeschützten Fassade, die verschiedene Baumaßnahmen statt, Umsetzung. Wir geben einen Überblick: bedarfsgerechte Umgestaltung des um die Örtlichkeit zu modernisieren 14 15
DAS THEMA und an neue pädagogische Anforderungen thek ist gleichzeitig ein Durchgangs- anzupassen. Zudem bekommt das weg, der die beiden Kanalseiten mit- Areal einen multifunktional nutzbaren einander verbindet. Veraltet und nicht Veranstaltungssaal sowie einen neuen mehr zeitgemäß, wurde das Areal kom- Skatepark. plett umgeplant und modernisiert. „Lümmelpodeste“ mit Schattenelementen 4. Schölzbachtal sowie große Hochbeete steigern die „Wir machen MITte“ verfolgt einen in- Aufenthaltsqualität für die Schüler- tegrierten Ansatz: Neben der Umset- innen und Schüler. Neben einer neuen zung ökonomischer und sozialer barrierefreien und übersichtlichen Maßnahmen geht es auch um öko- Christoph Krafczyk Wegeführung laden verschiedene logische Aspekte. So wird die Natur Citymanagement Flächen, wie ein Sportpark inklusive rund um den Schölzbach als wichtiger Multifunktions- und Parcourfeld sowie innerstädtischer Grünzug und Nah- eine Liegewiese am Kanal, zum ent- erholungsraum optimiert. Im Finken- spannten Aufenthalt ein und erhöhen nest nördlich des Kanals wurden ein die Nutzungsqualität. bereits vorhandener Spielplatz auf- Dr. Felicitas Bonk gewertet und eine Feuchtwiese als Naturreservoir mit einer Steganlage erlebbar gemacht. Am Winksmühlen- park machen Trittsteine im Bachbett den Landschaftsraum naturnah zugänglich. 5. Gymnasium Petrinum Stadtteilbüro „Wir machen MITte“ Telefon 02362 21405-40 Der Schulhof des Gebäudekomplexes Henning Lagemann info@wirmachenmitte.de Petrinum, Volkshochschule und Biblio- Soziales Stadtteilmanagement www.wirmachenmitte.de
Drei Menschen, stellvertretend für die Vielen, die das „neue“ Matthias-Claudius-Zentrum gestalten: Bärbel Preckel präsentiert die neue Garten- anlage, Matthias Frieds (M.) zeigt die neue Kapelle und Jörg Klomann (r.) das neue Cafè/Bistro „ Claudius“. Ein Zentrum in der Stadt Umbau und Wandel im Matthias-Claudius-Zentrum Der Der Duft von Kaffee und bahnbrechendes NRW-Modellprojekt, Während das durchschnittliche Ein- Waffeln weht frisch über die Terrassen- in dem Wohnen, Café, Schwimmbad, zugsalter früher um die 60 Jahre lag, halbinsel des Matthias-Claudius- Sauna und Kegelbahn zum festen liegt es inzwischen bei etwa 86. Heute Zentrum in Oer-Erkenschwick, das Interieur gehörten. Nicht wenige bleiben die Menschen möglichst lange mediterrane Flair streichelt das Gemüt. Kinder haben hier in der Therme zu Hause und werden dort versorgt. Die Neugestaltung des Eingangsportals schwimmen gelernt“, erzählt Jörg „Neben 143 vollstationären Plätzen und der Diakonie-Schankwagen mit Klomann, Geschäftsfeldleiter Gesund- bieten wir daher ein großes Spektrum an der freundlichen Bedienung laden nicht heit und Pflege der Diakonie im Unterstützungsleistungen wie häusliche nur Senioren und Seniorinnen zum Kirchenkreis Recklinghausen. Pflege-Diakoniestation, Tagespflege und Verweilen ein. Hell verputzte Fassade, Kurzzeitpflege“, erläutert Jörg Klomann glattes Steinplateau, bunte Stauden- Veränderte Altenpflege und ergänzt: „Unsere Beraterinnen bei pflanzen ringsum, auch im Innern hat „Was einen starken Wandel erfahren ‚pflegewege‘ beraten und unterstützen bei sich viel verändert. hat, sind die Rahmenbedingungen in allen Fragen rund um die Pflege.“ „Seit jeher gilt im Matthias-Claudius- der Altenpflege“, erklärt Bereichsleiter Zentrum der Ansatz, vielfältige Angebote Matthias Frieds. Die vollstationäre Großer Umbau unter einem Dach zu vereinen. Damals Aufnahme ist seit 1995 an einen Ein groß angelegter Umbau auf den in den 80ern startete das Haus als medizinischen Pflegegrad gekoppelt. Wohnebenen und im Erdgeschoss des 16 17
DAS THEMA Ein "gemütlicher und kulinarischer Ort": das neue Café/Bistro im Matthias-Claudius-Zentrum. Hauses geht nun, nach mehr als zwei und Bienenstock. „Nach der Einfüh- Zentrums profitieren“, wünscht sich Jahren, seinem Abschluss entgegen. rungsbegleitung durch einen professio- Klomann. „Wir möchten ein Treffpunkt Damit öffnet sich das Matthias-Claudi- nellen Imker produziert unsere Projekt- sein, aber auch ein Dienstleister für us-Zentrum auf neue Weise in die Stadt gruppe mittlerweile unseren Beratung und Pflege.“ Die Diakonie hinein und bietet den Bewohnerinnen eigenen Sonnendachhonig“, erzählt im Kirchenkreis plant im Matthias- und Bewohnern attraktive Möglichkeiten. Bärbel Preckel, Pflegedienstleiterin des Claudius-Zentrum weitere „Musik, Veranstaltungen und Ausstel- Hauses. Kräutergärten, Hochbeete, Beratungsangebote. lungen werden zukünftig ihren festen Vogelvoliere, Goldhamsterfreilauf – seit „Aktuell investieren wir stark in den Ort im Hause haben“, so Jörg Klomann. drei Jahren arbeiten vormals langzeit- digitalen Ausbau“, so Klomann. „Ende „Das neue Cafè/Bistro ‚Claudius‘ wird arbeitslose Menschen im Projekt MuTiQ des Jahres eröffnen wir unsere Modell- zum gemütlichen kulinarischen Ort, die im Matthias-Claudius-Zentrum. Sie wohnung, ein Projekt in Kooperation neu gestaltete Kapelle lädt zur Andacht gestalten den Garten und versorgen die mit der Ruhr Universität in Bochum.“ und zu Gottesdiensten ein.“ Mit vielen Kleintiere. „Zukünftig bringen wir Ausgestattet mit allen digitalen Assis- verschiedenen Angeboten möchte das noch mehr Leben ins Haus. Wir wollen tenzsystemen, die auf dem Markt sind, „neue“ Matthias-Claudius-Zentrum Schulen und Kindergärten in unseren können Menschen sich darüber infor- mehr sein als ein Altenheim: Ein Garten einladen“, sagt Anja Steindor, mieren, wie ein möglichst langes selb- lebendiger offener Ort, an dem die Projektleiterin. ständiges Leben im Alter möglich ist. Menschen unterschiedlichen Alters Dinah Bronner zusammenkommen. Die Zukunft im Blick „Wir möchten Seniorinnen und Senioren Mehr als ein Altenheim Foto: Markus Mucha sichtbarer machen, auch wenn sie Einmal durchs Haus, vorbei am komplett selbst keine Ausflüge mehr in die neu gestalteten Cafébereich, prägen Stadt unternehmen können“, sagt Hochbeete das Bild. Hier in der Garten- Jörg Klomann. „Der ganze Stadtteil soll i INFO i anlage befinden sich Vitamingarten von den neuen Möglichkeiten dieses www.diakonie-kreis-re.de
Knickkante Mit 19 Jahren spürt Queer-People wie er ge- Dominik, dass er sich nicht stalten die eigene Identität in eine Geschlechter- Stück für Stück, abgekoppelt Schublade stecken lassen davon, wie die Außenwelt möchte. Mann oder Frau, sie kategorisiert. die Frage ist für ihn absurd. Dominiks Sicht der Dinge ist Dominik ist queer und eindeutig: „Ich empfinde die bezeichnet sich selbst als Einordnung in Mann oder „genderfluid“. Damit steht Frau als überholt. Wenn ich er hinter der Botschaft, dass mich schminke und style, Geschlecht und die damit bin ich superglücklich – verbundene Identität nicht aber genauso gibt es Tage, statisch, sondern immer an denen ich sehr natürlich fließend sind. rumlaufe und dann wieder für die Außenwelt eher Mann oder Frau? männlich erscheine. Ich „Who cares“ mach‘s einfach so, wie ich Kurz vor seinem Abitur auf an dem Tag Bock habe.” dem Petrinum-Gymnasium Im Schminken und Stylen wird Dominik immer klarer, ist Dominik mittlerweile dass er den femininen An- professionell unterwegs. teil in seinem (biologisch) Als ausgebildeter Visagist männlichen Körper immer dreht er Schminktutorials stärker fühlt und er dieser für seine über 1.000 Follower Entwicklung nun auch auf Instagram. Auch große durch Styling und Schminke Unternehmen wie Douglas Ausdruck verleihen möchte. haben längst erkannt, dass Dominik steht damit für Dominik den Nerv junger den Vibe einer ganzen Kundinnen und Kunden Generation: einer, in der trifft. Aktuell unterstützt er Geschlechtsidentität jen- dort das Social-Media-Team seits binärer Strukturen und dabei, mit Schminktrends unabhängig vom biologi- möglichst viele in der schen Geschlecht stattfindet. Queer-Community zu Das vollständige Bild zählt! Um die Facetten eines Menschen zu sehen, braucht es einen Mann, Frau, differenzierten Blick. Hierfür einfach diese Gay, Trans: Doppelseite entsprechend der linken Grafik falten ... Ich bin Knickkante 18 19
Knickkante DAS THEMA erreichen. Dominik weiß, Teil aus kreativen Gleich- dass er in der privilegiertengesinnten, Musikerinnen Situation war, in einem und Musikern besteht, hat Umfeld groß geworden zu er ein stabiles Netzwerk, sein, in dem Toleranz und das ihm Halt gibt. Akzeptanz gelebte Werte „Seit ich klein bin, spiele sind. „Mir ist es daher nie ich Horn und Klavier und schwergefallen auszuleben, war lange sehr aktiv im was ich fühle.” Dominiks Schultheater.” Hier stand Eltern und Freunde hatte immer mein Talent im Vor- nie ein Problem mit dem dergrund, nicht die Frage sich zunehmend wandeln- nach meinem Geschlecht. „Ich weiß aber, dass leider viele andere Äußerlich nicht sein können, queer Lebende wie man innen fühlt, ist Trans- und schlimm. Das muss aufhören. Homosexuelle Dominik nicht so viel Glück haben wie ich und den Erscheinungsbild. noch immer unter Seine Eltern arbeiten beide Diskriminierung leiden – in kreativen Berufen. Domi- insbesondere in der eigenen niks Vater ist Zimmermann Familie. Das muss aufhören.” und seine Mutter Friseurin, Wenn Dominik heute das die sich mittlerweile viel Gefühl hat, dass jemand von seinen Schminktricks merkwürdig auf sein Äußeres inspirieren lässt. „Ich bin reagiert, provoziert er auch sehr dankbar, dass ich eine schon einmal. „Das ist eigen- wundervolle, unbeschwerte tlich nicht meine Art, aber Fotos: Markus Mucha Kindheit hatte. Meine Eltern in diesem Moment, ist es waren immer sehr unter- mir wichtig, mein Gegenüber stützend und liebevoll.” mit seinen Ängsten und Auch im Freundeskreis von seiner Intoleranz zu kon- Dominik, der zum großen frontieren." Mine Öziri Knickkante einfach ich
Platz schaffen für W Deponien lassen sich nach ihrer Stilllegung in Refugien für Flora und Fauna verwandeln. Es werden aber auch weiterhin dringend aktive Depo- nien für den Wandel im Ruhrgebiet benötigt. Doch was passiert heute mit den Abfällen, die früher deponiert wurden? Und warum bleiben Deponien nötig? Wie ist der Wandel der Abfall- und Kreislaufwirtschaft erfolgt? Ein wesentlicher Wendepunkt war das Deponierungsverbot unbehandelter Siedlungsabfälle (Hausmüll und Gewerbe- abfälle) im Jahr 2005. Im Vergleich zu damals wird heute ein zunehmender Teil der Abfälle über die Wertstofftonne recycled, und die Inhalte unserer grau- en Reststofftonne werden thermisch verwertet. In Abfallkraftwerken entsteht aus den nicht weiter verwertbaren Resten in der Verbrennung Strom und Wärme. Deswegen nennt die regionale Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhr- gebiet (AGR) mit Sitz in Herten die Restmülltonne auch „Energie-Tonne“. Aus der Schlacke, also dem, was bei der Verbrennung übrigbleibt, werden anschließend noch Metalle sortiert und recycled. Und auch der letzte Rest unserer grauen Abfalltonne könnte noch im Straßenbau eingesetzt werden. Allerdings ist dies gesetzlich nicht erlaubt, beziehungsweise es scheuen Die Abfall- und Kreislaufwirtschaft sich viele Kommunen, die Reste aus der Hausmüllverwertung einzusetzen. Und hat sich in den vergangenen Jahrzehn- so müssen diese letzten Reste unserer Abfälle sicher deponiert werden. ten stark gewandelt. Besonders deut- Win-win-Situation lich wird dies mit Blick auf Deponien, Im Vergleich zu den Mengen auf den alten Hausmülldeponien ist dies die wiederum selbst ein Garant für allerdings nur noch ein Bruchteil des ehemaligen Hausmülls. Die thermische Wandel sind – auch im Vest. Verwertung verringert also immens den Flächenverbrauch, den die ehemaligen Hausmülldeponien zu Haushalts- und Siedlungsabfällen hat gegenüber dem Niveau von Anfang der verzeichnen hatten. Und dem Klima sich die deutsche Abfallwirtschaft 90er Jahre eine Reduktion von fast 29 tut dies auch noch gut. Da die alten von einem Netto-Emittenten zu einem Millionen Tonnen beziehungsweise gut Hausabfälle nun nicht mehr auf Netto-Einsparer von Treibhausgasen 76 Prozent. Würden alle Branchen und Deponien vor sich hinfaulen, können gewandelt. Bis 2020 sanken die Emis- Sektoren den Ausstoß an klimaschäd- sie auch nicht mehr das klimaschäd- sionen der Abfallwirtschaft nach lichen Gasen im gleichen Umfang redu- liche Treibhausgas Methan emittieren. Schätzung des Bundesumweltamtes zieren, wären die Gesamtklimaziele der Mit dem Wechsel von der Deponierung auf nur noch rund neun Millionen Bundesregierung zum Jahr 2040 bereits hin zur thermischen Verwertung von Tonnen CO2-Äquivalente jährlich – heute erfüllt. Aber wieso sollten Depo- 20 21
DAS THEMA Wandel! müssen auf Basis des Kreislauf- wirtschaftsgesetzes zum Schutz von Mensch und Umwelt ordnungsgemäß deponiert werden.“ Zu wenig Deponien Und ein Blick auf die Stadtentwicklungs- konzepte der Kommunen macht den Sanierungsbedarf deutlich: Ehemalige Industrie- und Kraftwerksstandorte sollen zu Gewerbe- und Wohnräumen umgestaltet werden. Viele Straßen und Brücken müssen erneuert werden. Renaturierungsprojekte wie zum Beispiel bei der Emscher benötigen enorme Mengen von Ablagerungs- möglichkeiten für Bodenaushub, der aufgrund seiner Beschaffenheit nicht mehr wiederverwendet werden kann. Jürgen Fröhlich macht deutlich: „Die Deponiekapazitäten in NRW werden trotz einer 80-prozentigen Recycling- quote bedrohlich knapp. Wenn alle Verantwortlichen jetzt nicht reagieren, dann haben wir bald keinen Platz mehr, um mineralische Abfälle aus ambitio- nierten Stadtentwicklungskonzepten, Sportplatz- und Schulsanierungen sowie dringend benötigten Straßen- sanierungen zu beseitigen.“ Wichtige Infrastrukturvorhaben könnten dann nicht mehr umgesetzt werden. „Die jüngste Flutkatastrophe und die von ihr zurückgelassenen Berge von Sperrmüll und verschlammtem Bauschutt zeigen wie ein Brennglas die besondere gesell- schaftliche Bedeutung von Entsorgungs- anlagen für das Gemeinwohl.“ Der Sperrmüll könne im Abfallkraftwerk umweltfreundlich zu Strom und Wärme verwertet werden, für alle mineralischen Sinnbild für Wandel: die stillgelegte Zentraldeponie Castrop-Rauxel Abfälle, die nicht mehr verwertet – hier begutachtet von Standortleiter Holger Kleinschmidt. werden können, seien Deponien notwendig. nien auch für den Strukturwandel und neue Schulen, sanierte Kindergärten, den Fortschritt im Vest wichtig sein? Straßen, Brücken. Bei Bau- und Sanie- i INFO i rungsmaßnahmen fallen große Mengen Die AGR Gruppe spart durch stoffliches Recycling Deponien für Fortschritt mineralischer Abfälle an, die naturge- sowie Strom- und Wärmeerzeugung aus ther- mischem Recycling und Deponiegasverwertung „Wer Neues schaffen will, benötigt mäß nicht thermisch und auch sonst pro Jahr rund 400.000 Tonnen CO2-Äquivalente Foto: Udo Geisler Platz für das Alte!“, erläutert Dr. Jürgen nicht weiterverwertet werden können – und betreibt zwei aktive Deponien (davon eine in Datteln) und fünf stillgelegte (darunter eine in Cast- Fröhlich, Leiter der Unternehmenskom- weil sie sich entweder bautechnisch rop-Rauxel). Seit 2015 sucht die AGR nach neuen munikation der AGR: „Soll heißen: Jeder nicht eignen oder aus Umweltsanierungs- Standorten für Deponien. möchte gerne neue Mietwohnungen, maßnahmen stammen. Diese Abfälle www.agr.de
Über die Theaterbühne zurück ins Leben „Für mich ist dieses Theaterprojekt eine ganz besondere Maßnahme, durch die sich für mich persönlich sehr viel verändert hat“, sagt Patrick Nüsse. „Am Anfang hatte ich ganz wenig Selbstvertrauen und war generell sehr unsicher. Aber mittlerweile traue ich mir schon viel mehr zu.“ Eigentlich einfache Dinge, wie beispielsweise morgens aufzustehen oder pünktlich in einem bestimmten Bus zu sitzen, waren krankheitsbedingt extreme Herausforderungen für ihn. Und auch sein Hobby, das Gitarrespielen, konnte er nicht mehr ausüben. Ein normaler Arbeitsalltag? Für ihn undenkbar. Freiwillig, flexibel und ohne Druck Über das Jobcenter Kreis Recklinghausen kam Patrick Nüsse dann in Kontakt mit dem theaterpädagogischen Projekt work:ART, das Menschen in besonderen persönlichen Belas- tungssituationen über die Dauer von neun Monaten dabei hilft, sich aus ihrer Situation zu lösen und wieder mehr am (Arbeits-) Leben teilzuhaben. „Über das Theaterspielen bekommen die Menschen die Möglichkeit, sich zu öffnen, wieder aktiv zu werden und ihr Selbstbewusstsein zu stärken“, erklärt Sebastian Hofsäss von der Jobcenter-Fachstelle für Arbeits suchende mit Rehabilitations-Bedarf oder besonderen gesund- heitlichen Einschränkungen (Reha/SB), der das Projekt betreut. „Gemeinsam mit den Theaterpädagogen und Jobcoaches des Projektpartners ‚defakto‘ arbeiten die Teilnehmenden ganz individuell an den Dingen, die sie belasten. Ziel ist es, sie zu stabilisieren, zu stärken, ihnen Selbstvertrauen zu geben und sie im besten Fall direkt in eine Beschäftigung zu vermitteln, die ihnen ein selbstständiges, unabhängiges Leben ermöglicht.“ Im Laufe der Zeit hat er dabei viele beeindruckende Entwick- lungen von Menschen mit unterschiedlichsten Belastungen miterlebt. „Es ist schon grandios zu sehen, wenn jemand, der beispielsweise unter einer Sozialphobie leidet, auf einmal als Moderator vor Publikum durch ein Theaterstück führt“, sagt er. Und genau diese persönlichen Weiterentwicklungen sind es auch, die die Teilnehmenden untereinander motivieren, wie Patrick Nüsse findet. Für mehr Selbstsicherheit So ist sein Schauspielkollege Dariusz Stankiewicz mit verantwortlich dafür, dass der junge Mann wieder Perspektiven 22 23
Das Thema Wenn sich Lebenssituationen verändern, ist das für manche Menschen eine große Belastung. Oft ist der Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt dann eine enorme Hürde. Ein theaterpädagogisches Integrationsprojekt des Jobcenters Kreis Recklinghausen bietet Hilfe. in seinem Leben sieht. „Dariusz hat das Theaterprojekt zusammen mit mir im April dieses Jahres angefangen, und ab Mitte August hat er einen festen Arbeitsplatz. Das motiviert mich, weiter an meinen Zielen zu arbeiten“, sagt er. Und auch für Dariusz Stankiewicz hat das Theaterprojekt mehr als einen positiven Effekt gehabt, wie der gebürtige Pole erzählt: „Ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns zum Proben treffen. Ich komme gerne her, weil ich hier viele soziale Durch äußere Kontakte habe, noch besser Deutsch Verwandlung zur lerne und auf Menschen treffe, die mich inneren: Dariusz verstehen. Das hat mir viel Kraft gegeben Stankiewiecz (li.) und Patrick Nüsse und mir dabei geholfen, mein Ziel zu tanken durchs erreichen: eine feste Arbeitsstelle zu Schauspielern neues finden. Für mich ist das ein großes Glück“, Selbstbewusstsein. sagt er. Auch Jobcoach Thomas Bauer von „defakto“ glaubt an die Kraft der Gemein- schaft. „Im Eins-zu-eins-Coaching gehen wir sehr individuell auf die Teilnehmen- den und ihre besonderen Bedürfnisse ein, um ihnen allen eine Perspektive zu geben. Trotzdem spielt ihre gegenseitige Unter- stützung eine entscheidende Rolle, denn das gibt allen das Gefühl, nicht allein zu sein. Und das ist sehr wichtig“, erklärt er. Dass das gemeinsame Theaterspielen den Teilnehmenden zu einem Lebenswandel im positiven Sinne verhilft, zeigt sich am Ende eines jeden Projekts: Wenn die Schauspieler ihr Stück aufgeführt haben und die strahlenden Gesichter aus dem Publikum in strahlende Gesichter auf der Bühne schauen. Foto: Volker Beushausen Dr. Felicitas Bonk i INFO i Jobcenter Kreis Recklinghausen Fachstelle Reha/SB Sebastian Hofsäss Sebastian.Hofsaess@vestische-arbeit.de
Schritt in die Veränderung Glücksspiel, Alkohol, Medikamente, Gaming – jeder Weg aus der Sucht beginnt mit einem ersten Schritt. Marion F.* hat ihn geschafft. Sie wandte sich an die Fachstelle Sucht in Herten. „Ich stand damals schon weit über der Kippe. Hätte ich den Absprung nicht geschafft, hätte ich sowohl meine Arbeit als auch meine Ehe verloren – und ich wusste, dass ich das nicht wollte.“ 24 25
DAS THEMA „Es drehte sich alles nur noch sorgfältig die Problematik, weitere peutische Ansatz entscheidend: „Ich um Geheimhaltung. Mein typischer Schritte werden gemeinsam besprochen. habe in der Therapie viel über mich Alltag war geprägt von Lügen und „Unser Programm umfasst eine voll- gelernt. Ich habe mich mit meiner der Angst aufzufliegen, obwohl die ständig begleitete, ambulante medizi- Vergangenheit auseinandergesetzt Menschen um mich herum längst nische Rehabilitation, bestehend aus und gelernt, Auslöser zu erkennen, wussten, was mit mir los war.“ Marion professioneller Diagnostik, Therapie mit um mich zu regulieren. Auch mein war über zehn Jahre alkoholabhängig. ärztlicher Begleitung und Nachsorge. privates Umfeld geht jetzt anders Mithilfe einer ambulanten Reha bei So können Menschen, ohne ihren Beruf mit meiner Krankheit um.“ Sowohl der Fachstelle Sucht in Herten und ihr gewohntes Umfeld aufgeben zu Individuelle Verhaltenstherapie als schaffte sie vor zwei Jahren die müssen, nachhaltig rehabilitieren.“ Ein auch Gruppensitzungen mit Super- entscheidende Kehrtwende. „Die Angebot, das besonders von Erwerbs- vision werden in der Fachstelle erste Überwindung war bis heute das tätigen und Menschen mit Pflegefällen Sucht angeboten. „Am Ende wollte Allerschwerste: sich einzugestehen, in der Familie in Anspruch genommen ich meine Sitzungen gar nicht mehr verlassen, so sehr habe ich meine Gruppe geliebt“, erzählt Marion schmunzelnd. Offene Atmosphäre „Dies ist natürlich so gewollt“, erklärt Angela Buschmann-Rorowski. „Gemeinschaft und Vertrauen wirken sich wesentlich auf unsere Erfolge aus.“ Während Corona habe man zu- dem das digitale Angebot erweitert. „Wir haben neben den bereits be- stehenden Präsenzgruppen das An- gebot einer Online-Selbsthilfegruppe entwickelt, die sich regelmäßig donnerstags um 19 Uhr per Video- konferenz trifft und auch offen für Neuaufnahmen ist. Der Kontakt Die Fachstelle Sucht in Herten mit Ansprechpartnerin Angela Buschmann-Rorowski ist im kann über uns hergestellt werden.“ Wesentlichen auf die Rehabilitationsbehandlung bei legaler Suchtmittelabhängigkeit speziali- Die Absicht, etwas zu ändern, reiche siert. für den Anfang aus, wenn man sich dass man ein Problem hat und wird. „Wir haben eine hohe Erfolgsquote“, an die Suchtberatungsstelle in Herten sich an jemanden wenden muss – erklärt Angela Buschmann-Rorowski. wende. „Das ist der erste Schritt. Es ich hatte einen Kloß im Hals, als „Ich habe früher bei der Arbeit vieles geht nicht immer nur um Abstinenz ich damals den ersten Schritt über mich ergehen lassen, weil ich und dauerhaften Verzicht, manchmal durch die Tür tat.“ immer dachte, ‚wenn ich alles mache, reicht es auch aus, die dahinter- sagen die anderen nichts gegen mich stehenden Trinkmotive zu klären Im eigenen Umfeld bleiben und meine Launen‘“, erinnert sich Marion und dadurch das Trinkverhalten „Es ist normal, dass der erste Schritt heute. Restalkohol mache aufgrund der zu verändern.“ Dinah Bronner die größte Anstrengung erfordert“, Entzugserscheinungen sehr reizbar, sagt Angela Buschmann-Rorowski, erklärt Buschmann-Rorowski. Dazu Ansprechpartnerin in der Fachstelle kämen Schwitzen, Zittern und Schlaf- Sucht in Herten. „Doch wenn der ge- losigkeit. „Jetzt gehe ich ganz anders INFO tan ist, gewinnen unsere Klientinnen durchs Leben. Ich habe gelernt mich i i Die Hertener Fachstelle Sucht ist eine und Klienten schnell an Vertrauen.“ abzugrenzen und zu sagen, wenn ich Einrichtung des Diakonischen Werks im Fotos: Marco Stepniak Einmal angekommen, starte das Pro- etwas nicht machen möchte“, sagt Kirchenkreis Recklinghausen. gramm behutsam und schrittweise. Marion. „Ich muss mich nicht mehr Angela Buschmann-Rorowski In den ersten Begegnungen unter- hinter Lügengebilden verstecken.“ a.buschmann-rorowski@diakonie-kreis-re.de halte man sich und diagnostiziere Für solche Fortschritte sei der thera- www.diakonie-kreis-re.de (*Name von der Redaktion geändert)
Die vielen Gesichter der „Wenn in den 1960er- und die er heute noch ganz genau in Erinne- Die Evolution der 70er-Jahren Samstagnachmittag Fuß- rung hat. Prägend für seine Zeit an der Stromversorgung ball im Fernsehen lief und plötzlich Spitze des Unternehmens waren jedoch Stromausfall war – dann hatten wir ein ganz andere Themen. Bei einem gemein- „Für uns ist es heute ganz normal, dass echtes Problem“, erinnert sich Artur Porr samen Treffen mit seinen Nachfolgern immer genau die Menge Strom aus Foto: Markus Mucha (r.). Als damaliger Geschäftsführer der Marlies Mathenia und Gisbert Büttner der Steckdose kommt, die wir gerade Hertener Stadtwerke musste er in diesem (2. v. l.) sowie mit dem jetzigen Geschäfts- brauchen. Oder dass zum Beispiel In- Fall nämlich alle Hebel in Bewegung führer Thorsten Rattmann (l.) blicken dustriebetriebe an ein 10-kV-Stromnetz setzen, damit der Strom so schnell wie alle vier auf die energetische Revolution in der sogenannten Mittelspannung möglich wieder floss. Es sind Momente, der letzten Jahrzehnte zurück. angeschlossen werden können. 26 27
DAS THEMA Energie Tage lag. Da haben sich schon mal die mit ganz anderen Herausforderungen Leitungen verschoben und der Strom zu tun hat als seine Vorgänger. „Elektro- war weg“, erinnert er sich. mobilität, Digitalisierung der Arbeits- 1989, als Marlies Mathenia neben Artur welt und der Energieversorgung sowie Porr zur Geschäftsführerin wurde, war Klimaschutz und erneuerbare Energien eine sichere Stromversorgung längst sind jetzt die wichtigsten Themen. Es gesetzt. „Artur hat in gewisser Weise geht darum, dass wir uns als Energie- Pionierarbeit geleistet. Denn der prä- versorger noch breiter aufstellen, dem gende energetische Fortschritt seiner Wettbewerb standhalten und weiter für Amtsperiode war die Entwicklung weg unsere Kunden als der vertrauensvolle von Kohleöfen hin zu Erdgas und Fern- Partner attraktiv bleiben, der wir immer wärme – einer der größten Beiträge waren“, sagt Thorsten Rattmann. zum Umweltschutz in Herten. Außer- dem hat er die erste Auskopplung von Digital, zukunftsorientiert,- Strom und Fernwärme aus dem Roh- menschlich stoffrückgewinnungszentrum in Herten Vertrauen ist nicht das Einzige, was die in Verhandlungen mit den damaligen vier miteinander verbindet. Es sind vor Geschäftsführern ermöglicht“, sagt sie. allem Projekte, die sich über Dekaden Damit habe ihr Vorgänger, mit dem erstrecken und an denen sie alle ihren sie anschließend elf Jahre lange die Anteil haben. „Unsere Zeiten in der Doppelspitze der Stadtwerke gebildet Leitung der Hertener Stadtwerke lassen hat, den Grundstein für sämtliche sich nicht hart voneinander abgrenzen. Fortschritte der Energieversorgung Etliche Projekte, die der eine begonnen in Herten gelegt. hat, wurden von den anderen weiter- geführt. Und vieles haben wir auch Vorreiter beim Klimaschutz gemeinsam umgesetzt“, erklärt Gisbert Für Marlies Mathenia, die das Amt der Büttner. Von 2004 bis 2013 war er an der Geschäftsführerin 2004 an Gisbert Büttner Spitze des Unternehmens und hat in abgegeben hat, war Umweltschutz das dieser Zeit etliche Herausforderungen prägende Thema. „Was mir besonders erfolgreich gemeistert. „Die Entwicklung am Herzen gelegen hat, war unser Kon- der Stadtwerke von einem reinen Ab- zept zur CO2-Einsparung. Wir waren die rechnungsbetrieb zu einem kunden- ersten, die ein kommunales Energie- orientieren Konzern und Energie- konzept entwickelt und in der ganzen erzeuger waren ‚meine‘ Meilensteine als Republik bekannt gemacht haben. Geschäftsführer. Aus energietechnischer In diesem Zuge wurde auch das erste Sicht waren zudem die Beteiligungen Windrad in Herten erbaut, an dem alle am Gasspeicher in Epe, am Gas- und Hertener Bürger, die Kunde der Stadt- Dampfkraftwerk Hamm-Uentrop und werke waren, eine Beteiligung erwerben am Offshore-Windpark vor Borkum sehr konnten. Dadurch ist auch der 'herten- prägend“, sagt er. Wichtig war ihm, fonds' entstanden, der auch heute noch zukunftsorientiert und vertrauensvoll zu je nach Kapitalbedarf angeboten wird“, arbeiten – und das immer in enger Ab- erzählt sie. stimmung mit der “Mutter“ Stadt Herten Ein Projekt, das alle miteinander ver- und den politischen Gremien. Neben Vor 60 Jahren war das allerdings nicht bindet, ist das Hertener Schwimmbad aller Arbeit und Anstrengung zählt für so. Da war man froh, wenn überhaupt Copa Ca Backum. Was Artur Porr damals die die Geschäftsführerinnen und Führer irgendein Netz ausreichend vorhanden in Kooperation mit Stadt, Bürgern und die Verbundenheit zum Unternehmen. war“, sagt Thorsten Rattmann, der seit Mitarbeitern gebaut hat, kann heute Energie hat viele Gesichter – die vier Illustrationen: Jens Valtwies 2013 die Leitungsfunktion der Hertener in der Verantwortung von Thorsten sind definitiv vier davon. Dr. Felicitas Bonk Stadtwerke innehat. So seien Strom- Rattmann modernisiert und auf neues- ausfälle in der Ära von Artur Porr noch ten Stand der Energietechnik gebracht. ganz normal gewesen. „Jede Woche gab Denn Fortschritt ist bei den Hertener es mindestens einen – was natürlich Stadtwerken gesetzter Standard. Keine i INFO i auch an den Bergbauarbeiten unter Frage, dass der heutige Geschäftsführer www.hertener-stadtwerke.de
Wandelbare Freizeit: Follower statt Freunde? Soziale Netzwerke statt Clique, Videos streamen statt lesen, chatten statt treffen – hat sich das Freizeitverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gewandelt? Wie diese Altersgruppe ihre Freizeit gestaltet und was sie dabei bewegt, erklärt Freizeitforscher Prof. Dr. Ulrich Reinhardt im Interview. VEST ERLEBEN: Wie verbringen junge bis hin zum Fernsehen steht über allem. Highlight zu Highlight. Bei Befragungen Menschen ihre freie Zeit am liebsten? wird dagegen oft die Sehnsucht nach Prof. Dr. Ulrich Reinhardt: Besonders Was ist in dieser Altersgruppe typisch Erholung und Chillen geäußert. Ganz die interaktiven Medien bilden den für das Freizeitverhalten? oben auf der Wunschliste steht nach Freizeit-Hype dieser Generation. Die Sobald eine Aktivität langweilig wird, wie vor das Zusammensein mit Freunden. Nutzung von Internet über Smartphone sucht man sich Neues, springt von Auch wollen junge Menschen aktiv und 28 29
DAS THEMA mehr unterwegs sein, setzen das aber Gibt es dennoch Vorlieben, die gleich- Zeit mit Freunden verbringen, das ist nicht wirklich um. Beispielsweise wird geblieben sind? nach wie vor ein wichtiger Aspekt bei statt erwünschter spontaner Treffen end- Aktivitäten wie Freunde treffen und der Freizeitgestaltung. Besonders nach los vorab per WhatsApp kommuniziert. Sport treiben spielen für junge Menschen Corona ist das Treffen in Kneipen Damit bewegen sich junge Menschen nach wie vor eine Rolle. Aber die erneut im Kommen. Zusammensein in ihrem Freizeitverhalten zwischen Konkurrenz neuer Freizeitmöglichkeiten in lockerer, entspannter Atmosphäre Wunsch und Wirklichkeit. ist zu groß. Die Quantität dieser Unter- und neue Leute außerhalb virtueller nehmungen hat nachgelassen, sie wer- Räume kennenlernen zu können Stimmt es, dass die Medien- den der Mediennutzung nachgeordnet. spricht Jugendliche und junge nutzung bei Jugendlichen Erwachsene durchaus an. zugenommen hat? Wie steht es um die Bedeutung von Ob Buch, Radio oder Fernse- Cliquen und Gruppen von Gleichaltrigen? Wie wird sich die Freizeitnutzung hen – Kritik an der verstärk- In den 1990er-Jahren hatten junge in dieser Altersgruppe in der Zukunft ten Mediennutzung junger Menschen zumeist eine feste Gruppe entwickeln? Menschen gab es immer. oder Clique, in der sie sich bewegten. Derzeit ist es im Trend, in seiner Neu ist, dass die Medien- Inzwischen spielen oft mehrere Gruppen Freizeit möglichst nichts verpassen zu nutzung von Internet über an Gleichaltrigen eine Rolle. Diese wollen. Es macht sich allerdings eine Musik Streamen bis zu suchen sich Jugendliche und junge Gegenbewegung bemerkbar, die erneut Social-Media-Aktivitäten Erwachsene flexibel und passend zu ganz bewusst ihre Aufmerksamkeit in der Freizeit deutlich in ihren Interessen – sei es Sportart oder auf ausgewählte Aktivitäten legt. Diese den Vordergrund gerückt ist PC-Spiel – und wechseln sie mit jungen Menschen wollen den Moment und dass diese Betätigun- wechselnden Interessen wieder. genießen und in ihrer Freizeit tun, was gen täglich mehrere Stun- ihnen guttut. den einnehmen. Inwieweit haben sich die Pandemie und die damit zusammenhängenden Warum ist es notwendig, dass sich das Verlagert sich Freizeit Einschränkungen ausgewirkt? Freizeitverhalten wandelt und wo liegen damit in virtuelle Räume? Die Mediennutzung hat weiter zuge- die Chancen der Veränderungen? Freizeitaktivitäten spielen nommen, beispielsweise durch Netflix Stillstand ist Rückstand. Die verstärkte sich teilweise nebeneinander und Co. Digitale Treffen über Dienste Nutzung neuer und interaktiver Medien bei persönlichen Treffen wie Zoom oder WebEx wurden ent- ist verbunden mit vielen positiven und über virtuelle Kanäle deckt. Diese werden aber nicht als Er- Aspekten, ermöglicht Kommunikation ab. Junge Menschen tun satz betrachtet, sondern als Ergänzung. und Verständigung, kann auf ihre heute mehr in der gleichen Persönliche Kontakte haben sich Weise Kreativität und Informations- Zeit: Während man mit während der Pandemie verändert: gewinn fördern. Freunden einen Film Junge Menschen verbringen teilweise Das Interview führte Ramona Vauseweh. schaut, wird gegessen, mehr Zeit mit der Familie, gehen spa- mit der besten Freundin zieren, haben neue Hobbys entdeckt. gechattet oder etwas auf i INFO i www.stiftungfuerzukunftsfragen.de Instagram gepostet. Welche Bedeutung haben Ausgehen www.freizeitmonitor.de und speziell Treffen in Kneipen? www.zukunftserwartungen.de Was ist die Ursache für diese Veränderungen? Historisch betrachtet war Freizeit früher Erholung von Kurzvita und für die Arbeit, später Professor Dr. Ulrich Reinhardt, Jahrgang 1970, ist Wissenschaftlicher Kontrast zu Arbeit, Schule Leiter der „Stiftung für Zukunftsfragen – eine Initiative von British und Alltag. Heute gibt American Tobacco“. Zudem hält er eine Professur für Empirische Freizeit Raum für die Suche Zukunftsforschung am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Westküste in Heide. Sein Studium in Erziehungswissenschaften und nach Identifikation: Man ist nicht nur Psychologie hat der Wissenschaftler 1999 an der Universität Hamburg Schülerin oder Azubi, sondern auch abgeschlossen. Anschließend begann als er als Promotionsstudent im Sportlerin, Gamer, Musiker, Influencerin damaligen „BAT-Freizeit-Forschungsinstitut“. Reinhardt ist verheiratet Fotos: M.Kuhn und hat zwei Kinder. etc. Außerdem dient Freizeit vermehrt der Kontaktpflege, natürlich auch über virtuelle Kanäle.
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