Soroptimist Intern - Nr. 180, Juli 2020

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Soroptimist Intern - Nr. 180, Juli 2020
Persönliches
Eine weltweite Stimme für Frauen           Soroptimist   International
 Deutschland

                              Soroptimist Intern
                              Mitteilungsblatt von SI Deutschland
                              w w w. s o r o p t i m i s t . d e

                             Ausgabe Nr. 180
                             Juli 2020

                             Blickpunkt:

                             Frauen in Sport, Wissenschaft
                             und Kultur

   SI Nr. 139/2010
Soroptimist Intern - Nr. 180, Juli 2020
Inhalt

Inhalt                                                                                 Programmarbeit
Editorial.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3   Club Regensburg:
                                                                                       Begegnung mit dem modernen Islam. . .  19
Blickpunkt                                                                             Club Hannover:
... weil es um unser aller                                                             Schwimmunterricht mit Sponsorenhilfe.  20
Zusammenleben geht. . . . . . . . . . . . . . . . . 4                                  Club Bamberg-Wilde Rose:
Frauen in Sport, Wissenschaft und Kultur. . 7                                          Sicher im Netz?. . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
Drei Fragen an Prof. Dr. Heidi Helmhold .9                                             Club Dresden: Neujahrsbegegnung
SI Deutschland                                                                         mit Prof. Dr. Dagmar Schipanski . . . . . .  22
Soroptimist Deutschland Preis 2021 . . .  11                                           Club Reken-Dorsten: Leselaune. . . . . . .  23
Prostitution - ein Reizthema. . . . . . . . . .  13                                    Club Regensburg:
Club Pinneberg: Charterfeier im Norden.14                                              Eine Pionierin bei der Polizei. . . . . . . . .  23

Der Blick nach innen                                                                   Aus den Clubs .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26
Was ist eigentlich ...                                                                 Aus den Clubs: Fundraising .  .  .  .  .  .  .  .  . 28
... ein Single-Club?. . . . . . . . . . . . . . . . .  15
                                                                                       Aus den Clubs: Preise. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 38
Was macht eigentlich ...
                                                                                       Persönliches.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 40
... die Redakteurin
von Soroptimist Intern?. . . . . . . . . . . . . .  16                                 Infos + Termine .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 48

                                                                       Impressum
Redaktion/Anzeigen           Bettina Jödicke-Braas; Tel: 08232 403 3561,
				                         Mobil: 0170 5418 555
				Email: soroptimistintern@soroptimist.de
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Layout			                    Volker Eggers, foodlines, Tel. 040 6505 6160
				E-Mail: info@foodlines.de
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Nächste Ausgabe		            Nr. 181, Oktober 2020,
				                         Redaktionsschluss: 25. August 2020
				Blickpunkt: Weltreligionen
				                         Nr. 182, Januar 2021,
				                         Redaktionsschluss: 25. November
				                         Blickpunkt: 100 Jahre Soroptimist International
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2                                                                                                                               SI Nr. 180/07-2020
Soroptimist Intern - Nr. 180, Juli 2020
Editorial

Liebe Sorores,
DAS Großereignis – die Olympischen Som-
                                                  Unterstützer*innen, die Vielseitigkeit der De-
                                                  batte spiegelt sich in dieser Ausgabe in einem
                                                  Erfahrungsbericht aus Berlin.
merspiele in Tokio – sollte unter anderem der     Mobile office wäre ohne den digitalen Fort-
Schwerpunkt für dieses Heft sein. Auch die        schritt unmöglich, #befuturized erhielt uner-
Spiele mussten verschoben werden. Ein Virus       warteten Schwung. Wir kommunizieren – not-
hat unsere Gewohnheiten und unser Bewusst-        gedrungen, inzwischen fast selbstverständlich
sein auf den Kopf gestellt – bewusst machen       – virtuell. Wir erleben, dass sich viele Ge-
sollen wir uns, dass auch im Sport bis auf we-    wohnheiten mit Hilfe der Technik ersetzen
nige Ausnahmen kein                                                lassen, es stellt sich die Frage:
Equal Pay existiert. Im Ski-                                       Was bleibt in Post-Corona-
sport und in der Leichtath-                                        Zeiten? Wozu können wir bei-
letik erhalten alle die glei-                                      tragen? Ich erinnere gerne an
chen Prämien, darauf sind                                          „Hi Ai; den Siegerfilm des dies-
die Beteiligten stolz. Golf-                                       jährigen „SI Star“, von Isa Wil-
spielerinnen erhalten bis                                          linger sehenswert und aufge-
zu 82 Prozent niedrigere                                           schlossen aufklärend, aber
Preisgelder. US-Fußball-                                           nicht moralisierend oder bes-
spielerinnen klagen als                                            serwisserisch darüber, wie mit
amtierende Weltmeisterin-                                          humanoiden Robotern brach-
nen gerade für geschlech-                                          liegende soziale, kommunika-
tergleiche Bezahlung. Hier                                         tive Lücken und Defizite über-
wird nicht von Diskrimi-                                           brückt werden können. In
nierung, sondern von den                                           Deutschland lebt jeder fünfte
Konsequenzen der Markt-                                            Mensch allein, die Zahl der
wirtschaft gesprochen!                                             Singlehaushalte wird signifi-
Auch im 100. Jahr von SI                                           kant ansteigen – wie werden
müssen wir uns für die                                             wir dann das Social Distancing
schon von den Gründerinnen als Vision formu-      bewältigen? Dazu gehört neben zuverlässigen
lierten Ziele einsetzen!                          Technologien eine uneingeschränkte Verände-
Viele Studien haben nachgewiesen, dass die        rungsbereitschaft.
Corona-Krise Frauen härter trifft. Überwunden     Krisen bergen auch Chancen: Nach dem Tu-
geglaubte Rollenklischees werden wieder her-      mult des 2. Weltkrieges waren die Menschen
vorgekramt, Frauen „halten den Laden am           offen für demokratische Entwicklungen, und
Laufen“. Bei Entscheidungen im öffentlichen       das Grundgesetz wurde geschaffen. Mein Ap-
Raum zu Heimarbeit und Ausgangssperren            pell an Euch: Grundrechte und Solidarität be-
fehlt oft die weibliche Perspektive. Schon zu-    wahren – für eine Freiheit mit Maß und Verant-
vor wurde eine besorgniserregende rückwärts-      wortung für die Gemeinschaft eintreten,
gewandte Neigung bei jungen Frauen beob-          vorbildlich in unserem Netzwerk und mit ge-
achtet, freiwillig und unter Inkaufnahme          sundem Menschenverstand.
späterer finanzieller Risiken in alte weibliche
Rollenmuster zu verfallen. Auch die Prostituti-
                                                  Herzlich Eure
onsdebatte hat durch die Kontaktsperren neue
Nahrung gefunden. Beide Seiten haben              Renate Tewaag
SI Nr. 180/07-2020
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Blickpunkt

… weil es um unser aller
Zusammenleben geht
Man könnte meinen, die Gleichberechti-          nicht deren Leistungen und Errungenschaf-
gung in Deutschland sei nahezu erreicht.        ten, die sie zu Pionierinnen machen. Es ist
Befürworter dieser These würden anmer-          die Tatsache, dass sie diese Leistungen und
ken, Frauen stünden doch alle Türen offen:      Errungenschaften als Frauen vollbracht ha-
Wir haben seit vielen Jahren eine Bundes-       ben. Da wäre Imke Wübbenhorst, die Ende
kanzlerin, schon Ende der 1980er Jahren         2018 als erste Frau eine Männermannschaft
stellte die Lufthansa die ersten Pilotinnen     im Fußball trainierte und erst kürzlich ihren
ein, im vergangenen Jahr spielte mit Fallon     Trainerjob in der Regionalliga antrat. Oder
Sherrock erstmals eine Frau bei dem einsti-     Christiane Floyd, die 1978 die erste Infor-
gen Männerevent Darts-WM mit und Prof.          matikprofessorin in Deutschland wurde
Dr. Marylin Addo, Leiterin der Sektion In-      und mit ihren damaligen Ideen die spätere
fektiologie und Tropenmedizin am Ham-           IT geprägt hat. Auch Andrea DaRif zählt zu
burger UKE, gehört derzeit zu den gefragte-     diesen „Pionierinnen“, weil sie die erste
sten Expert*innen, wenn es um die               Studentin an der Eliteuniversität Yale wurde
Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-        und dort gegen Sexismus und Vorurteile
CoV-2 geht. Bei ZEIT online hieß es schon       kämpfte. Oder Christiane zu Salm, die als
vor drei Jahren: „Frauen erobern die Kunst-     erste Frau in Deutschland einen Fernseh-
welt“. Soll heißen: In der Politik, im Sport,   sender leitete. Sie sagt: „Es traut Dir so-
in der Wirtschaft, der Wissenschaft und der     wieso niemand zu.“ Genau deshalb gelten
Kultur gäbe es doch zahlreiche Beispiele        sie alle als „Pionierinnen“.
von Frauen, die es an die Spitze geschafft      Die Wurzeln der Ungleichheit liegen weit
haben. Das ist richtig, doch dürfen wir ei-     zurück
nen Fehler dabei nicht machen: Wir dürfen       Ein Blick in die Vergangenheit könnte Auf-
nicht darauf schließen, dass wir der Gleich-    schluss darüber geben, weshalb es eben
berechtigung in ihrer Gesamtheit und Kom-       nicht „normal“ zu sein scheint, wenn
plexität deshalb bedeutend nähergekom-          Frauen das Gleiche erreichen wie Männer.
men sind. Denn all diese Frauen mussten         Die Gründe sind fest verankert. Als im 12.
sich auf ihrem Weg „ganz nach oben“ ge-         Jahrhundert die ersten Universitäten ent-
gen viele Widerstände durchsetzen, die          standen, war nicht daran zu denken, dass
Männern in vergleichbaren Positionen er-        auch Frauen sie besuchen. Bildung – abge-
spart geblieben sind.                           sehen von der Lehre in Klöstern – war aus-
Das Problem mit den Pionierinnen                schließlich Männern vorbehalten. Erst spä-
Seit Beginn des Jahres porträtiert die ZEIT     ter ab dem 16. Jahrhundert begann
genau solche Frauen. In der Serie „Die Er-      vereinzelt der Kampf um die Zulassung von
ste“ werden „Pionierinnen“ vorgestellt, die     Frauen zum Studium. Dennoch: Wissen-
in der Geschichte oder der Gegenwart Po-        schaft galt weiterhin als „unweiblich“ und
sitionen einnahmen, die üblicherweise von       die Anreize für Frauen, zu studieren oder
Männern besetzt werden. Die Überschrift         Gymnasien zu besuchen, waren ohnehin
der Serie: „Das Zeitalter der Pionierinnen“.    nicht gegeben, da für deren Zukunft kein
Alleine das Wort „Pionierinnen“ deutet be-      beruflicher Werdegang vorgesehen war.
reits auf die Missstände hin. Denn es sind      Auch die erstarkenden Frauenbewegungen

4                                                                       SI Nr. 180/07-2020
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Blickpunkt

im 19. Jahrhundert führten vorerst nicht zu   nen entsprechend der Verteilung in der
den erhofften Erfolgen – im Gegenteil:        Bevölkerung bei nahezu 50 Prozent. Doch
Denn mit ihnen wurden auch die Gegen-         sind es nun andere Zahlen, die uns vor Au-
stimmen lauter, die argumentierten: Die       gen führen, dass von einer flächendecken-
naturgegebene Rolle der Frau ist die der      den Gleichstellung nicht die Rede sein
Hausfrau und der Mutter. Trotz größer wer-    kann. Zum einen ist die Verteilung auf die
denden Anstrengungen blieb Deutschland        Fachrichtungen weiterhin ungleich: In den
in Sachen Frauenstudium bis in das 20.        (später oft gut bezahlten) MINT-Bereichen
Jahrhundert hinein das Schlusslicht in Eur-   dominieren die Männer, in den (später oft
opa. Ein Meilenstein wurde jedoch 1919        niedrig entlohnten) sozialen Fächern bilden
erreicht, als es in der Weimarer Reichsver-   Frauen die Mehrheit. Und selbst dort – etwa
fassung hieß: „Alle Deutschen sind vor dem    in der Germanistik – sind es meistens die
Gesetz gleich. Männer und Frauen haben        Männer, die anschließend promovieren.
grundsätzlich die gleichen staatsbürgerli-    Nur ein Viertel aller Lehrstühle haben
chen Rechte und Pflichten.“ Auf dem Pa-       Frauen inne, weniger als ein Drittel aller
pier waren die Geschlechter also gleich,      Habilitationen wurde von Frauen verfasst
die negative Grundhaltung gegenüber der       und nur jede fünfte Professur ist mit einer
universitären Bildung von Frauen blieb        Frau besetzt. Viele andere Zahlen belegen
aber noch lange Zeit bestehen.                die Ungleichverteilung der Geschlechter in
Wissenschaftlerinnen bleiben Mangelware       der Wissenschaft: Unter 607 Nobelpreisträ-
                                              gern und -trägerinnen in Physik, Chemie
                                              und Medizin sind 19 Frauen – das sind
                                              rund drei Prozent. Bei den weltweiten Pa-
                                              tentanmeldungen stammen zwölf Prozent
                                              von Frauen.
                                              Die Deutsche UNESCO-Kommission als
                                              Organisation der Vereinten Nationen für
                                              Bildung, Wissenschaft und Kultur sieht des-
                                              halb „immer noch viel verschenktes For-
                                              schungspotential, da zu wenige hochquali-
                                              fizierte Frauen in der Forschung arbeiten“.
                                              Die Bereiche der Wissenschaft und der
                                              Forschung stehen hier gewissermaßen stell-
                                              vertretend für viele andere Bereiche des
                                              gesellschaftlichen Lebens. Auch für den
                                              Kultur- und Medienbereich ist der Deutsche
                                              Kulturrat bei einer groß angelegten Studie
Frauen in der Wissenschaft                    im Jahr 2016 zu dem Ergebnis gekommen,
                                              dass „trotz stärkerer Präsenz von Frauen in
Heute ergibt sich ein anderes Bild, der un-   einigen Bereichen von Geschlechtergerech-
ermüdliche, jahrhundertelange Einsatz vie-    tigkeit nicht die Rede sein kann“.
ler Menschen zahlt sich aus: Dass Frauen      Ja, es gibt einzelne Beispiele von Frauen,
Gymnasien besuchen und studieren, ist zur     die es in der Politik, der Wissenschaft oder
Selbstverständlichkeit geworden. Im ver-      der Kultur in Spitzenpositionen schaffen.
gangenen Jahr lag der Anteil der Studentin-   Doch wieso müssen sie alle mehr leisten

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Blickpunkt

                                                               besagt: Ihr dürft zwar nach
                                                               oben schauen. Um selbst dort
                                                               hinzukommen, müsst Ihr
                                                               Euch aber was einfallen las-
                                                               sen.
                                                               Die Dringlichkeit des Gleich-
                                                               berechtigt-Seins
                                                               Die wirtschaftliche Bedeutung
                                                               des Gleichberechtigt-Seins für
                                                               Frauen ist bekannt: Es geht
                                                               um Unabhängigkeit, um
                                                               Selbstbestimmung und um
                                                               das Recht, den eigenen Le-
                                                               bensweg nach den eigenen
Frauen im Sport                                                Vorstellungen zu gestalten –
                                                               der Gender Pay Gap von rund
als Männer, um das Gleiche zu erreichen?        21 Prozent ist dabei nur eine Kenngröße.
Die Antwort ist simpel wie besorgniserre-       Folglich geht es nicht mehr „nur“ um eine
gend: Die strukturelle Benachteiligung, die     wirtschaftliche Ebene. Es ist längst eine
über Jahrhunderte gewachsen ist, ist zu fest    emotionale, eine soziale und letztlich eine
verankert – in den Köpfen, in den Institutio-   gesellschaftliche Ebene, die vom Thema der
nen und im gesamten Gesellschaftssystem.        Gleichberechtigung beeinflusst wird. Denn
Sie ist starr und nur wenig dynamisch. Der      eine gesunde Gesellschaft ist davon ge-
Großteil der Frauen bleibt deshalb an der       prägt, dass alle teilhaben, dass alle ihre
sogenannten Gläsernen Decke hängen, die         Ideen, ihre Kreativität und ihr Leistungsver-
                                                mögen gleichermaßen einbringen können.
                                                Das beginnt bei Entscheidungsträgern und
                                                -trägerinnen aus der Politik und der Wirt-
                                                schaft, die hierfür die Rahmenbedingungen
                                                schaffen müssen. Und es endet bei jedem
                                                Einzelnen, der sich und andere für gleich-
                                                berechtigtes Verhalten im Alltag sensibili-
                                                siert. Denn die oben aufgeführten Personen
                                                haben gezeigt, wie wertvoll sie für unser
                                                aller Zusammenleben sind. Nur gemeinsam
                                                können wir dafür sorgen, dass sie keine
                                                Ausnahmen bleiben. Und dass der Wunsch
                                                von Kathrine Switzer, die 1967 als erste
                                                Frau offiziell einen Marathon absolvierte,
                                                eines Tages Wirklichkeit wird: „Jede Frau
                                                auf der Welt sollte sich frei und furchtlos
                                                fühlen. Ich möchte, dass es keine ängstli-
                                                chen Frauen mehr auf der Welt gibt.“
                                                                                         JW

Frauen in der Kultur

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Blickpunkt

Frauen in Sport, Wissenschaft und
Kultur
zusammengestellt von Bettina Jödicke-Braas, Club Augsburg
Frauen im Sport                                  übrigens haushoch mit 6:4, 6:3, 6:3. Das
Billie Jean King                                 Ergebnis stellte den vorläufigen Höhepunkt
Die ehemalige Profi-Tennisspielerin Billie       ihres Kampfes für die Emanzipation der
Jean King hat sich nicht nur mit dem Schlä-      Frauen im Tennissport dar.
ger einen Namen gemacht, sondern sich            Frauen in der Wissenschaft
auch abseits des Tennisplatzes für die           Prof. Dr. Antje Boetius
Gleichberechtigung eingesetzt.                   Prof. Dr. Antje Boetius ist Professorin an der
1973 forderte sie der Wimbledonsieger            Universität Bremen und Direktorin des
Bobby Riggs zu einem Schaukampf heraus,         ­Alfred-Wegener-Instituts. In ihrer wissen-
den sie zunächst ablehnte. Dann aber             schaftlichen Arbeit konzentriert sie sich
nutzte sie die Gelegenheit, um auf ihr           darauf, den Einfluss des Klimas und des
­e igentliches Anliegen, die Ungleich­           Menschen auf die Ozeane zu ergründen,
 behandlung von Frauen im Sport, hinzu-          sowie neue Lebensräume und Lebewesen
 weisen. Als eine der ersten Sportlerinnen       im Meer zu erkunden. Mit der Erforschung
 wollte sie nicht akzeptieren, dass Männer       der Tiefsee und der Polarregionen themati-
 ­höhere Preisgelder erhielten.                  siert sie die Auswirkungen auf die Umwelt.
  Zusammen mit einigen anderen Tennisspie-       2018 erhielt sie den Deutschen Umwelt-
  lerinnen gründete sie eine eigene Turnier-     preis sowie in den letzten Jahren weitere
   serie, eine Gegenbewegung zum amerika-        Preise für ihre Wissen­s chafts­k ommuni­
   nischen Tennisverband United States Lawn      kation.
   Tennis Association. Drei Jahre später         Antje Boetius beschäftigt sich derzeit vor
  ­gehörte sie zu den Gründerin-
   nen einer ­Vereinigung der Profi-
   Tennisspielerinnen, die heutige
   WTA. Bereits beim nächsten
   Turnier wurden die Preisgelder
   gerecht verteilt.
   Billie Jean King beendete ihre
   Karriere 1983 und trat auch
   weiterhin für die Rechte von
   Frauen, Schwulen und Lesben
   ein. Sie hat sich immer wieder
   mutig den Gegeben­heiten ihrer
   Zeit entgegengestellt. Viele Ver-
   besserungen für Frauen, die
   heute selbstverständlich sind,
   ist auf ihr Durchhaltevermögen
   zurückzuführen. Das Spiel ge-
   gen Bobby Riggs gewann sie Prof. Dr. Antje Boetius

SI Nr. 180/07-2020                                                                           7
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Blickpunkt

allem mit den Auswirkungen des Klima-           nen und schaffte es, bei den Professoren
wandels auf die Biodiversität des Arktischen    Pfeiffer in Mannheim und Max Pauer in
Ozeans. Dafür untersucht sie Gasquellen         Stuttgart zu studieren. Gleichzeitig ver-
und beobachtet den Methanumsatz des             diente sie den Unterhalt für ihre Schwester
Meeres. An kleinen Lebewesen am Meeres-         und ihre Mutter durch ihre Unterrichtstätig-
boden erforscht sie die weitere Entwicklung     keit und Kammermusikauftritte, zum
des weltweiten Klimas. Mit ihren Arbeiten       ­Beispiel als Klavierbegleiterin bei Sonaten-
möchte sie auf die globalen K­ limakreisläufe    abenden. Nachdem ihre Mutter 1925 ge-
und die große Bedeutung gesunder Welt-             storben war, zog sie 1928 zu jüdischen
meere aufmerksam machen. Seit 30 Jahren            Freunden, dem Chemiker Dr. Polack, der
analysiert sie auf Forschungsexpeditionen          Cello spielte, und seiner Frau. Während der
die Qualität und den Zustand des Meerwas-          NS-Zeit hielt sie ihnen die Treue, als sie aus
sers.                                              ihrem Haus vertrieben wurden, und zog mit
Seit 2009 ist sie Professorin für Geomikro-        ihnen in ein Judenhaus. Dr. Polack starb
biologie an der Universität Bremen, 2017           1940, seine Frau wurde nach Frankreich
wurde sie als Direktorin an das Alfred-We-         deportiert, kam 1946 zurück und verlebte
gener-Institut nach Bremerhaven berufen.           ihren Lebensabend bei Stephanie Pellissier
Frauen in der Kultur                               in Heidelberg. Sie vertrat den Organisten in
Stephanie Pellissier (1893–1982)                   der Bonifatius-Kirche Heidelberg, bis sie
Stephanie Pellissier, in Mannheim als Toch-        nach einigen Jahren fest angestellt wurde.
ter eines Musiklehrers aufgewachsen,               Auch die Chorleitung landete bei ihr, und
wurde in Heidelberg zu einer für das Kul-          mit viel Freude führte sie regelmäßig Ora-
turleben überaus wichtigen Persönlichkeit          torien und Messen auf. Der immense Erfolg
als Pianistin, Chorleiterin und Organistin         eines Oratoriums über die Heilige Elisabeth
und als Aktive in zahlreichen Ehrenämtern.         von Josef Haas (1931), einem Mitbegründer
Nach dem frühen Tod ihres Vaters über-             der Donaueschinger Musiktage, mit 160
nahm sie dessen Schüler neben ihren eige-          Mitwirkenden unter ihrer Leitung war der
                                                   NS-Führung ein Dorn im Auge, doch ener-
                                                   gisch schaffte sie es, das Oratorium ein
                                                   zweites Mal aufzuführen. Nach dem Krieg
                                                   gab es weitere Aufführungen mit Gastspie-
                                                   len. Als Mitbegründerin der Gemeinschaft
                                                   Deutscher und Oesterreichischer Künst­
                                                 lerinnenvereine aller Kunstgattungen
                                                 ­(Gedok) 1929 zur Förderung von Künstle-
                                                  rinnen übernahm sie bei der Wiedergrün-
                                                  dung nach dem Krieg in Heidelberg den
                                                  Vorsitz. Die Vielfalt des Kulturlebens war
                                                  ihr zu verdanken. Ihre Einkünfte waren be-
                                                  scheiden, ihre Fähigkeiten, anderen Freude
                                                  zu schenken und in Notzeiten beizustehen
                                                  außerordentlich. Bei den Heidelberger
                                                  ­Soroptimistinnen, deren Club sie mitbe-
                                                   gründet hatte, ist sie unvergessen.

Stephanie Pellissier

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Drei Fragen an
Prof. Dr. Heidi Helmhold
Professorin für Kunsttheorie an der Univer-     meinen eigenen Studienfächern – Philoso-
sität zu Köln, Jahrgang 1955, Mitglied bei SI   phie, Kunstgeschichte und Archäologie –
seit 2015, Gründungspräsidentin des Clubs       gab es keine schlagenden Verbindungen,
Köln-Kolumba                                    dennoch wurde z. B. das Fach Philosophie
1. Was fehlt aus Ihrer Sicht noch auf dem       von Männern dominiert. In meinem Semes­
Weg zur Gleichberechtigung von Frauen in        ter gab es neben mir noch eine weitere
Wissenschaft und universitären Karrieren        Frau, die das Fach studierte. Aber diese
– von politischer Seite und von den Frauen      Jahre als Philosophiestudentin hat mich
selbst?                                                        auch etwas Positives der
Beginnen wir positiv: Was ist                                  männlichen Wissenschafts-
geschaffen für eine Gleich-                                    kultur wahrnehmen lassen:
stellung von Frauen in Wis-                                    Die männlichen Kollegen
senschaft und universitären                                    machten sich in Diskussio-
Karrieren? Da stehen für                                       nen nicht gegenseitig fertig,
mich an erster Stelle die                                      wenn es differente Positio-
Netzwerkstrukturen von                                         nen gab. Sie respektierten
Frauen für Frauen. Frauen                                      sich – gewissermaßen eine
führen anders, darüber ist                                     positive Seite des Seilschafts-
viel gearbeitet und berichtet                                  denkens. In meinen anderen
worden, aber Frauen vernet-                                    beiden Fächern waren weib-
zen sich auch anders. Ich                                      liche Studierende in der
persönlich bin in meiner uni-                                  Überzahl und da herrschten
versitären Ausbildungsbio-                                     die klassischen Zickenkabi-
graphie mit den täglichen                                      nette; ich selbst will mich da
Auswirkungen männlicher                                        gar nicht ausnehmen. Aber
Seilschaften konfrontiert wor- Heidi Helmhold                  in den 1980er Jahren setzte
den – auf dem Weg nach                                         spürbar und breiter das spe-
oben halfen sich besonders                                     zifische Netzwerkdenken in
wirksam männliche Studienfreunde, nicht         (weiblicher) Wissenschaft ein. Die Themen
selten mittels Mitgliedschaften in Verbin-      wurden weiblicher, die gegenseitige Wahr-
dungen, man(n) bediente dann auf den Kar-       nehmung sensibler, Foren gründeten sich,
rierewegen ein gegenseitiges In-Schuld-         die Frauen durch Frauen informierten. Auf
Stehen, das eine lebenslange Dynamik von        Tagungen entwickelten sich Respektkultu-
Helfen und Geholfenwerden in dem immer          ren – was nicht bedeutet, dass nicht immer
gleichen Sample von Männern zur Folge           auch noch mit harten Bandagen um Gelder
hatte. Ich habe meine ersten Studienjahre       und Projektbewilligungen gekämpft wurde
Ende der 1970er Jahre in Würzburg ver-          (und wird). Politisch wurden frauenspezifi-
bracht und habe bspw. diese Logik gegen-        sche Förderprogramme aufgelegt, um bspw.
seitiger männlicher Servilität innerhalb        Frauen nach Familienzeiten den Wiederein-
schlagender Verbindungen am Rande mei-          stieg in die Forschung zu erleichtern. Und
ner Community noch kennengelernt. In            es wurden spezifische Programme für al-

SI Nr. 180/07-2020                                                                          9
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Blickpunkt

 leinerziehende Wissenschaftlerinnen              von sind insbesondere Frauen betroffen.
a­ ufgelegt. In den 1990er und in den 2000er      Auch hier gilt es zu kämpfen und das geht
 Jahren clusterte die Forschung immer ­weiter     nicht immer mit kommunikationssensiblen
 zu Forscher*innengruppen – hier konnten          und freundlichen Methoden – Du musst als
 die sozial und emotional gut funktionieren-      Frau auch 2020 noch mit rhetorisch gewalt-
 den wissenschaftlichen Netzwerkerinnen           bereiten Methoden agieren können. Das
 auf ein gutes Fundament aufsetzen. Ich bin       tönt nicht gut, ist aber leider Realität.
 einmal von einer Kollegin auf ein wissen-        2. Woran würde man eine gelungene
 schaftliches Forum geladen worden und sie        Gleichstellung in diesen Bereichen am
 rief mich vorher an, weil sie mich kennen-       ­besten erkennen?
 lernen wollte. Sie wollte mehr von mir und        Beispielsweise in der kritisch geführten Re-
 meiner Arbeit wissen, weil sie meinte, dann       flexion der Idee, dass befristete Stellen an
 funktioniert ein Forum im Austausch ein-          den Universitäten und in wissenschaftli-
 fach besser. Ich will nicht ausschließen,         chen Institutionen zu mehr Innovativkraft in
 einen solchen Anruf auch von einem männ-          den Wissenschaften führen. (Oder anders
 lichen Kollegen bekommen zu haben –               gesagt: Dauergefährdung Deiner Stelle
 aber es blieb dennoch eine erinnerbare            macht Dich zum/r karrierebetonten
 Schlüsselsituation: Du bist mit Deinen The-       Darwinist*in.) Dieses Denken führt seit Jah-
 men gefragt, aber Du interessiert ebenso als      ren zum erwähnten wissenschaftlichen Pre-
 Mensch, deren Wissenschaftlichkeit - auch         kariat, das sich von Stellenverlängerung zur
 - auf eine multiple Lebens- und Alltagser-        Stellenverlängerung hangelt – ohne die
 fahrung aufsetzen kann.                           wirklich innere Freistellung für die eigent-
 Nun zur eigentlichen Frage: Was fehlt? Im-        lichen Aufgaben in Wissenschaft und
 mer noch die Bereitschaft von Frauen zur          ­Forschung entwickeln zu können. Daraus
 Mitarbeit in Gremien und ihr Mut, als Ent-         folgt, dass der Frauenanteil mit jeder
 scheidungsträgerin zu fungieren. Wie der           ­Karrierestufe abnimmt. So haben (Stand
 politische Wille, Frauen in leitende Positio-       2017) in NRW, dem Bundesland mit der
 nen zu bringen. Dazu fehlt es bisweilen an          größten Hochschuldichte, 25 Prozent der
 erweiterten inneruniversitären Strukturen,          Absolvent*innen als Frau eine Professur
 aber auch an Einsatzbereitschaft der Frauen         inne, obwohl Frauen in NRW einen Anteil
 selbst. So können auch 2020 immer noch              von 51 Prozent in der Studium-
 die Seilschaften von männlichen Kollegen            Absolvent*innenstatistik stellen. Das
 funktionieren, die auf (männlich besetzten)         ­Missverhältnis ist seit Jahren bekannt und
 Kneipentouren das Design von Forschungs-             verändert sich erschreckend langsam. Aber
 projekten entwerfen, in dem dann Frauen              es MUSS sich ändern – hier wären z. B.
 lediglich in Alibipositionen vorkommen.              Studien interessant, inwieweit wissenschaft-
 Hier gilt es aufzustehen, NEIN zu sagen,             liches Prekariat mit Geschlecht verbunden
 Fragen zu stellen und Gegenentwürfe ein-             werden kann.
 zubringen. Das ist nicht einfach und kann            3. Was raten Sie jungen Frauen, die sich
 in Abhängigkeitspositionen auch die Nicht-           beruflich in Wissenschaft und universitä-
 verlängerung einer befristeten Stelle kosten.        ren Karrieren sehen, damit sie ihre Interes-
 Der nichtprofessorale sogenannte Mittelbau           sen und Fähigkeiten verwirklichen können?
 sitzt auf zeitlich begrenzten Stellen und bil-       Vor allem: Eine stabile psychische Disposi-
 det ein verheerend großes Prekariat inner-           tion. Die Fähigkeit, mit Niederlagen umge-
 halb von Forschung und Wissenschaft. Da-             hen zu können und über ein mobiles Wis-

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Blickpunkt/
                                SI Deutschland
sen zur Resilienz zu verfügen. Netzwerke          organisationen, wobei es wichtig wäre, hier
im sozialen wie im wissenschaftlichen Be-         eine aktive Mitgliedschaft anzustreben –
reich. Keine Einzelkämpfer*innen-Mentali-         nur als Etikettierung können dieser Art Mit-
tät, sondern das Vertrauen darin, dass Wis-       gliedschaften nicht wirklich überzeugen.
sen kollektiv generiert wird und kollektiv        Und als letzten Rat: Bereitschaft für eine
verbreitet wird. Keine Konzentration auf          Internationalität im eigenen Fach, frühe Be-
Othering, sondern die Lust an der Suche           teiligungen an universitärer Tagungsmobi-
nach Synergieeffekten. Zudem braucht es           lität und die Lust am Publizieren – auch
Mut, sich politisch einzumischen – an den         dies am besten in gut vernetzten Strukturen.
Instituten, den jeweiligen Universitäten und      Ich bedanke mich für die Möglichkeit, be-
in der Gesellschaft. Wenn nicht aktiv, dann       stimmte Fragen darstellen zu dürfen und
­wenigstens als Silent Observer in jeweili-       freue mich über diese Initiative.
 gen Foren. Mut zur Konfrontation und                                                     JW
 ­kritischen Interaktionen – allerdings immer
  mit einem klugen Backing von Unter-
  stützer*innen zur Seite. Vielleicht auch die
  Mitarbeit in gesellschaftlich aktiven Frauen-

Soroptimist Deutschland Preis 2021
Ausschreibungsfrist endet am 1. August 2020
Bereits zum siebten Mal wird der Soropti-         sellschaft verdient gemacht haben. Insbe-
mist Deutschland Preis ausgeschrieben. Die        sondere geht es darum, den Anteil von
Frist für die Vorschläge läuft noch bis zum       Frauen in Führungspositionen zu erhöhen,
1. August 2020. Alle Soroptimistinnen sind        Frauen in technischen Berufen zu fördern,
eingeladen, besonders förderungswürdige           die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu
Projekte und/oder Personen vorzuschlagen.         verbessern oder das gegenseitige Verständ-
Das Formular dafür kann bei der SID-Ge-           nis bei Frauen und Männern dafür zu för-
schäftsstelle angefordert oder unter www.         dern, welchen Beitrag sie zur Gleichstel-
soroptimist.de abgerufen werden. Der Jury         lung von Frau und Mann leisten können.
gehören neben Mitgliedern des SID-Vor-            Kriterien für die Auswahl sind der persönli-
stands und Mitgliedern von zwei SI-Clubs          che Einsatz und die besonderen Verdienste
auch ausgewiesene Fachpersonen an. Die            einer Person oder das besondere Engage-
Preisverleihung findet am 6. März 2021 im         ment einer Personenvereinigung oder Or-
Rahmen der Auftaktveranstaltung des Jubi-         ganisation zur Verbesserung der Stellung
läumsjahres „100 Jahre SI“ in Berlin statt.       der Frau in der Gesellschaft, der innovative
Der mit 20.000 Euro dotierte Soroptimist          Charakter des Projekts oder des Handelns,
Deutschland Preis wird alle zwei Jahre ver-       die erfolgreiche Einbeziehung anderer Per-
liehen und zeichnet Frauen, Männer oder           sonen oder Institutionen, die beispielge-
Organisationen aus, die sich durch ihr Wir-       bende Wirkung für andere Akteure, die
ken vor allem im Rahmen eines konkreten           Signalwirkung des Projekts oder des Han-
Projekts auf besondere Weise um die Ver-          delns für weiteres gesellschaftspolitisches
besserung der Stellung der Frau in der Ge-        Engagement und die Auswirkungen auf die

SI Nr. 180/07-2020                                                                        11
SI Deutschland

oben genannten Ziele.                         gesetzt sind: Unterdrückung, Zwangsheirat,
Die bisherigen Preisträger*innen seien in     Isolation, Beschneidung, Folter, Gewalt,
Kürze vorgestellt:                            Steinigung und Bestrafung. Der Betrachter
2019: Claudia Kessler, Diplom-Ingenieurin     erkennt an den Fotos sofort, was der Blüte
in der Luft- und Raumfahrt, CEO Astronau-     angetan wurde.
tin GmbH                                      2012 Prof. Jutta Allmendinger Ph. D.
Die „bemannte“ Raumfahrt wird in              Prof. Allmendinger Ph. D. setzt sich für die
Deutschland wörtlich genommen: Elf deut-      Gleichstellung der Geschlechter, die flä-
sche Astronauten waren im Weltall, darun-     chendeckende Schaffung von Kindertages-
ter keine einzige Frau. Die Initiative „Die   stätten, flexible Arbeitszeiten und für glei-
erste deutsche Astronautin“ von Claudia       ches Gehalt bei gleicher Qualifikation ein.
Kessler möchte Mädchen und junge Frauen       Mit dem Preisgeld wurde das Projekt „Ber-
für technologische Berufe und Studienfä-      liner Runde“ verwirklicht, ein lebendiges
cher begeistern. Mit dem Preisgeld wurde      Netzwerk, das Ideen für die wirksame För-
den zwei in Ausbildung befindlichen Astro-    derung von Frauen für Führungspositionen
nautinnen ein Tauchtraining in Marseille      diskutiert und auch das Coaching von jun-
ermöglicht. Im Jahr 2020 soll die Ära der     gen Forscherinnen und Forschern des WZB,
rein „bemannten“ deutschen Raumfahrt          das Stärken von Familien, das Bewusstma-
enden.                                        chen von Mehrfachbelastungen oder die
2017 proTechnicale – Technik und Philo-       Ausweitung der Genderfragen in Richtung
sophie                                        Diversität auf der Agenda hat.
proTechnicale ist ein Hamburger Projekt,      2010 Prof. Dr. Dagmar Schipanski
das Technik und Philosophie verbindet und     Frau Prof. Dr. Schipanski wurde für ihr
jungen Frauen und Mädchen mit Hoch-           langjähriges Engagement vor allem für
schulzulassung ein studienvorbereitendes      Frauen in Wissenschaft und Forschung aus-
Jahr mit Fokus auf die Luft- und Raumfahrt    gezeichnet. Das Preisgeld hat sie der Wei-
und alternativen Energien ermöglicht. Ziel    terentwicklung der „Thüringer Koordinie-
ist es, die Teilnehmerinnen für technische    rungsstelle Naturwissenschaft und Technik“
und naturwissenschaftliche Studiengänge       an der Technischen Universität Ilmenau ge-
und Berufe zu begeistern. Mit dem Preis       spendet, die seit der Gründung 2007 einen
wurde die Teilnehmerin Florence Böhmisch      wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz der
mit einem Stipendium gefördert.               Fächer Mathematik, Informatik, Naturwis-
2015 Renate Matthei und Mustafa Karakas       senschaft und Technik bei jungen Frauen
Zum ersten Mal hat die Jury den Preis ge-     geleistet hat. Dazu gehört die Unterstüt-
teilt: Renate Matthei wurde für die Rettung   zung von Studentinnen, um sie optimale
eines seltenen Kulturgutes gewürdigt. Sie     auf das spätere Berufsleben vorzubereiten.
hat vor 30 Jahre mit dem Musikverlag Fu-      2008 Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard
rore den weltweit einzigen Verlag gegrün-     Die Stiftung zur Förderung von Wissen-
det, der ausschließlich Noten und Bücher      schaft und Forschung unterstützt begabte
von und über Komponistinnen aus allen         junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern,
Jahrhunderten verlegt. Der Graphiker und      um ihnen die für eine wissenschaftliche
Fotograf Mustafa Karakas dokumentiert am      Karriere erforderliche Freiheit und Mobilität
Beispiel der Blume Calla symbolisch die       zu verschaffen. Sie richtet sich an Dokto-
acht Formen der Gewalt, denen Frauen in       randinnen in einem Fach der experimentel-
verschiedenen Gesellschaften weltweit aus-    len Naturwissenschaften oder der Medizin.

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SI Deutschland

Prostitution – ein Reizthema
Weltweit fühlen sich Soroptimistinnen ver-      beiden Denkrichtungen zu verstehen, hilft
pflichtet, unter anderem an der Verbesse-       es, genau diese rechtlichen Regelungen
rung der Stellung der Frau zu arbeiten.         zu vergleichen und die Basis, auf der sie
Diese Vision kann allerdings sehr unter-        beruhen:
schiedlich ausgelegt werden, wie an der         „… während in Schweden die Prostitution
Einstellung zum Thema Prostitution deut-        als Recht von Männern, „Frauen zu kau-
lich wird.                                      fen“, gedeutet wird und dies „die Persön-
Im Dezember 2019 veranstalteten die Ber-        lichkeitsrechte von Frau kränkt und die
liner Clubs und der Club Potsdam gemein-        Gleichberechtigung verhindert“, überwog
sam eine Podiumsdiskussion unter dem            in Deutschland die Auffassung, die unglei-
Titel „…dann steh ich morgen auf der            che Behandlung von Prostituierten gegen-
Straße! - wie freiwillig verkaufen Frauen       über anderen Berufsgruppen sei eine Form
ihren Körper in dem so genannten ‚ältesten      von Diskriminierung und ein Beispiel für
Gewerbe der Welt‘?“. Als Gäste waren ein-       die Unterdrückung von Frauen in der Ge-
geladen Leni Breymaier, Vorstandsmitglied       sellschaft.[2]“ (https://de.wikipedia.org/
des Vereins ‚Sisters – für den Ausstieg aus     wiki/Prostitution_in_Schweden)
der Prostitution! e.V.’, Dr. Katarzyna Zent-    Zwei zentrale Punkte wurden im Rahmen
ner, Autorin von ‚Mensch im Dunkel: Eine        der Veranstaltung in Berlin herausgearbeitet:
qualitative Fallstudie zu osteuropäischen       • Die Situation der Prostituierten hat sich
Opfern von Frauenhandel - Ein Beitrag zur       im Verlauf der letzten 20–30 Jahre deutlich
Psychotraumatologie‘, und Manfred Paulus,       verschlechtert. Der Anteil von Zwangspros­
Erster Kriminalhauptkommissar a. D. und         titution hat deutlich zugenommen.
Lehrbeauftragter an der Hochschule für Po-      • Eine gesellschaftliche Akzeptanz der
lizei Baden-Württemberg.                        Pros­titution unterstützt zu weiten Teilen
Nach der sehr beeindruckenden Schilde-          den praktizierten Menschenhandel und
rung der aktuellen Lage von Frauen, die als     führt zu einer Pseudo-Legalisierung der
Prostituierte arbeiten, folgte eine rege Dis-   Zwangs- und Abhängigkeitsverhältnisse.
kussion mit dem Publikum darüber, wie auf       • Es ist tatsächlich in Frage zu stellen, ob
diese Situation angemessen reagiert werden      Prostitution das älteste Gewerbe der Welt
könne. Dabei wurden auch die unter-             ist, denn es gab Gesellschaften, in denen
schiedlichen Gesetzeslagen zum Beispiel         diese Form des Warentausches nicht statt-
in Deutschland und Schweden erörtert. Re-       fand. Die Unterstellung, Männer hätten
lativ schnell wurde klar, dass die Lösung       Wünsche, die Frauen ihnen gegen Bezah-
über das Prostituierten-Schutz-Gesetz in        lung erfüllen, basiert auf einer hierarchi-
Deutschland aus dem Jahr 2017 tatsächlich       schen Zuweisung von Bedürfnissen. Und es
nicht zur Verbesserung der Lage der Frauen      ist fraglich, inwieweit eine zivilisierte Ge-
beigetragen hat. Daher wurde intensiv über      sellschaft diese angenommene Ausgangs­
die Vor- und Nachteile des so genannten         situation weiterhin unterstützen möchte.
‚Schwedenmodells‘ debattiert. Im Wesent-        Aber was ist nun die tatsächliche Verbesse-
lichen geht es dabei um ein ‚Sexkaufver-        rung der Stellung der Frau in der Gesell-
bot‘, bei welchem allerdings die Freier be-     schaft? Die Anerkennung von Prostitution
straft werden und nicht die Prostituierten.     als Gewerbe? Die grundsätzliche Infrage-
Um den grundlegenden Unterschied dieser         stellung von Sexkauf mit einem deutlich

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SI Deutschland

geschlechtshierarchischen Gefälle?                          den, nach welchen Leitlinien und Zielset-
Weder die eine noch die andere rechtliche                   zungen eine menschenwürdige Gesell-
Regelung wird das ausgesprochen lukrative                   schaft streben sollte.
Geschäft mit der Prostitution verhindern.                           Christine Kurmeyer, Regine Peter, Rith von
Ebenso wenig ist ja auch Paragraph 3 des                        Maltzen, Christine Halbach-Suarez und Stefanie
Grundgesetzes (Frauen und Männer sind                                        Emmert-Olschar, Club Berlin-Mitte
gleichberechtigt) seit des Inkrafttretens im                        Gabriele Weber, Club Berlin-Charlottenburg
Jahr 1949 schon Realität geworden. Aber
jede und jeder kann für sich selbst entschei-

Club Pinneberg:
Charterfeier im Norden
25 Pinnebergerinnen richteten Anfang März                   dete Ann-Christin Wagenmann, Präsidentin
ihre lang geplante Charterfeier aus. Bis in                 von Club Hamburg, mit dem Entzünden der
die Nacht wurde nach dem offiziellen Teil                   vierten Kerze freundschaftlich ab. Die Char-
der Gründung des Clubs Pinneberg gefeiert                   terurkunde überreichte Regine Vögele, SIE-
und in den internationalen Frauentag ge-                    Schatzmeisterin stellvertretend für die SIE-
tanzt. Es gab tolle Gespräche und die Teil-                 Präsidentin. Nach der Vorstellung von den
nehmerinnen hatten sichtlich Spaß in der                    Clubschwestern durch die Patinnen folgte
lockeren aber ebenso feierlichen Atmo-                      das Grußwort der SID-Präsidentin Renate
sphäre. Die Feierlichkeiten fanden im Hotel                 Tewaag. Insgesamt 32 SID-Clubs und der
Cap Polonio in Pinneberg statt.                             Friendship-Link-Club Klagenfurt am
Die Ausflüge am Sonnabendvormittag führ-                    Wörthersee wurden von Angelika Linne-
ten ins Industriemuseum in Elmshorn, ins                    mann-Dienstbier, Vorsitzende des SID-Ex-
Arboretum Ellerhoop und an die Waterkant                    tension-Komitees vorgestellt. Vier Club-
von Hamburg. Die Kerzenzeremonie run-                       schwestern aus Klagenfurt waren extra

Der Club Pinneberg mit den Ehrengästen. Foto: Andreas Dirbach

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Der Blick nach innen
                        Was ist eigentlich ...?
angereist, um unmittelbar nach der Grün-         scha Wehen aus Berlin. Zuguterletzt wür-
dung die Friendship-Link-Urkunde unter-          digten die Clubschwestern besonders die
zeichnen zu können. Es folgten das Gruß-         großartige Arbeit der Gründungspräsidentin
wort der Bürgermeisterin von Pinneberg,          Regina Rudolph und der beiden Patinnen
Urte Steinberg, sie betonte: „Es wird für uns    Barbro Galetzki und Marianne Gräfin von
Frauen Zeit, dass wir unsere eigenen Netz-       Schmettow vom Club Hansestadt Hamburg.
werke gründen. Die Männer haben das,             Es folgte ein Umtrunk auf der Galerie, da
formell oder informell, seit langem.“ Der        der Saal in Windeseile für die festliche
Nachbarclub Lions Ellerbek-Rellingen über-       Abendveranstaltung umgebaut wurde.
reichte zur Charter eine Tischglocke, damit      Nach dem köstlichen Charterdinner stürm-
die amtierende und alle zukünftigen Präsi-       ten die Frauen generationenübergreifend
dentinnen sich stets ausreichend Gehör           die Tanzfläche und zeigten, warum es sich
verschaffen werden. Der Festvortrag von Dr.      so lohnt, Soroptimistin zu sein: weil man
Karen Klotmann „Frauen, Finanzen und             nirgendwo so tolle Frauen trifft – und mit
Folgen“ passte zum Charterprojekt „Ver-          ihnen auch noch die Welt verändern kann.
mook di wat!“ (Gönn dir was!), das zum                           Tanja Dirbach, Club Pinneberg
Ziel hat, von Altersarmut bedrohte Frauen
zu unterstützen. Für die musikalische Struk-
turierung sorgte die junge Studentin Ani-

Was ist eigentlich …
ein Single-Club?
Single-Clubs sind Einzelclubs in einer Föde-     Liechtenstein (zwei Clubs mit insgesamt 45
ration, die aufgrund fehlender Voraussetzun-     Mitgliedern und ein Stimmrecht), Monaco
gen keine Union bilden können. Die aktuell       (20 Mitglieder) und San Marino (42 Mitglie-
gültige Föderationssatzung setzt für die Grün-   der). Diesen drei „Stadtstaaten“ wurde das
dung einer Union das Bestehen von sieben         Sonderrecht eingeräumt, jeweils eine Gou-
Clubs mit insgesamt 150 Mitgliedern in ei-       verneurin stellen zu dürfen, da sie offen-
nem Land voraus.                                 sichtlich zu klein sind, um die geforderte
SI Europa gibt es – Stand 30.06.2019 – 79        Zahl an Clubs und Mitgliedern zur Bildung
Single Clubs in 22 Ländern mit 1614 Mitglie-     einer Union zu erreichen. Wählbar für alle
dern. So hat z. B. die Ukraine fünf Single-      Ämter sind aber auch sie nicht.
Clubs mit 86 Mitgliedern, Georgien drei
Clubs mit 81 Mitgliedern, Slowenien vier         Unsere vier Föderationen:
Clubs mit 78 Mitgliedern und Spanien fünf        • Soroptimist International of Europe (SIE)
Clubs mit 71 Mitgliedern. Die Mitglieder die-    • Soroptimist International of the Americas
ser Single-Clubs haben – bis auf vier Ausnah-    (SIA)
men – kein Stimmrecht und es ist ihnen – mit     • Soroptimist International of Great Britain
einer Ausnahme - nicht möglich, ein Amt im       and Ireland (SIGBI)
Vorstand von SI Europa zu bekleiden. Nur für     • Soroptimist International of the South
das Amt der Assistant Programme Director         West Pacific (SISWP)
dürfen sie kandidieren. Zu den vier Single-                                 Cornelia Schäffer,
Clubs, die ein Stimmrecht haben, gehören                        Club Kassel-Bad Wilhelmshöhe

SI Nr. 180/07-2020                                                                        15
Der Blick nach innen
                      Was macht eigentlich ...?

Was macht eigentlich... die Redak-
teurin von Soroptimist Intern?
 Die Redakteurin von Soroptimist Intern war             sparung von Papier und Postgebühren, was
 von den Anfängen des Mitteilungsblattes                zuvor in Mengen für die Korrekturschleifen
 von SI Deutschland (früher Deutsche                    benötigt wurde.
 Union) im Jahre 1973 bis weit in die 90er              Im Laufe der Jahre hat sich das Aussehen des
 Jahre hinein im Multitasking sehr geübt. Sie           Mitteilungsblattes verändert – von ­einfachen
 musste nicht nur die meist handschriftli-              Schwarz-Weiß-Kopien bis zu ­frischen Farben
 chen Beiträge der Clubschwestern entzif-               ab 2010. Die Palette reichte von blau-gelben
 fern, sondern auch Sütterlin lesen können,             über graue bis hin zu weißen Titelseiten. Klara
 die Texte abtippen                                                               van Eyll und Ute
 und zusammen                                                                     Jacobs, beide Club
 mit den Fotos per                                                                Köln, verwahren
 Post zum Layout                                                                  eine komplette
 schicken. Die ge-                                                                Sammlung der bis-
 druckten Seiten                                                                  her ­erschienenen
 kamen zur Korrek-                                                                Hefte von Nr. 1 bis
 tur und Kürzung                                                                  179. Das Konvolut
 von Textüberlän-                                                                 umfasst bisher
 gen zurück. Alle                                                                 sechs Archivscha-
 Seiten und Fotos                                                                 tullen im Format
 gingen noch ein-                                                                 Din A5 und wird
 mal ins Layout                                                                   zukünftig Bestand-
 und von dort                                                                     teil des Deposital-
 schließlich zur                                                                  archivs von SID in
­Druckerei. Der di-                                                               der Stiftung Rhei-
 gitale Segen er-                                                                 nisch-Westfäli-
 reichte ­Soroptimist                                                             sches Wirtschafts-
 Intern Anfang der                                                                archiv zu Köln
 2000er Jahre, etwa                                                               sein. Just im Som-
 ab 2010 erhielt                                                                  mer 1973, als SID-
 die Redaktion na- Ute Jacobs (links) und Klara van Eyll                          Präsidentin Marie-
 hezu alle Berichte                                                               Theres Mackowsky
 und Fotos der Clubschwestern per Email.                die Edition eines regelmäßig erscheinenden
 Die Redakteurin konnte die ­digitalen Bei-             Mitteilungsblatts der damaligen Deutschen
 träge nun einfacher in Rubriken einteilen              Union plante, wurde Klara van Eyll in den
 und die Texte schneller redigieren. Die                Club Köln aufgenommen und zwar von
 Fotodateien ließen sich bearbeiten und die             der damaligen Clubpräsidentin Katharina
 Ansicht – sofern es die Auflösung zuließ –             Schmitz. Diese war seit Herbst die erste
 verbessern. Ein sehr schöner Nebeneffekt               Redakteurin von Soroptimist Intern. Ute
 der digitalen Redaktionsarbeit war die Ein-            Jacobs, Freundin von Klara, gehörte seit

16                                                                              SI Nr. 180/07-2020
Der Blick nach innen
                          Was macht eigentlich ...?
1975 ebenfalls zum Club Köln. Beide                           Studien mehr Raum zu geben.
übernahmen bereits wenige Jahre später                        Auch die digitale Redakteurin benötigt wei-
SID-Ämter. Auf Grund ihrer Erfahrung als                      terhin viele Talente. Das beginnt bei der
SID-Schatzmeisterin richtete Klara auf                        Themensuche für die verschiedenen Rubri-
Bitte des Vorstands zu Beginn der 80er                        ken und der Frage, wer zu welchen The-
Jahre bei inzwischen knapp 40 deutschen                       men Texte beisteuern kann. Gelassenheit ist
Clubs in dem gemeinsamen Kölner Domi-                         gefragt, um dann mit bis zu 90 Texten samt
zil eine „Ständige Koordinierungsstelle“                      Bildern pro Ausgabe zu jonglieren, die je-
für wiederkehrende Aufgaben von SID                           weils passende Rubrik zu finden und jedem
ein. Dies war bis 1993 die ehrenamtlich                       Text das richtige Bild zuzuordnen. Die Re-
arbeitende Vorläuferin der heutigen Ge-                       dakteurin liest und redigiert alle Texte und
schäftsstelle in Hannover.                                    kürzt Beiträge, vor allem für die Rubrik Per-
Die übersichtliche Sortierung in Rubriken,                    sönliches – meist in Zusammenarbeit mit
die Kathy Kaaf angeregt und mitgestaltet                      der jeweiligen Autorin – auf maximal 900
hatte, sorgte ab der Januar-Ausgabe von                       Zeichen, da dieses Ressort aufgrund der
1996 für mehr Lesevergnügen. Ab Juli 2001                     Fülle der eingereichten Texte sonst den
wurden die Beiträge nach Bezirken sortiert,                   Hauptteil der gesamten Ausgabe einneh-
so dass jeder Club seinen Beitrag schnell                     men würde. Dazu gibt es einen regen Aus-
finden konnte. Seit 2012 orientieren sich                     tausch mit den Einsenderinnen zu den Tex-
die Rubriken mehr an der soroptimistischen                    ten und vor allem zu den Fotos. Das
Arbeit, und die Berichte sind thematisch                      digitale Bild und das Geheimnis seines
nach Programmarbeit und Projektarbeit ge-                     Aufbaus in Pixel sind für viele Sorores noch
ordnet. Seitdem wird in jedem Heft ein                        unergründlich. Aber alle Einsenderinnen
Thema als Blickpunkt gesondert betrachtet                     bemühen sich und sind sehr daran interes-
und die Redaktion fragt bei Clubschwestern                    siert, dass ihren mühevoll erstellten Text ein
nach Texten an. 2017 kamen weitere Rubri-                     schönes Bild begleitet. Sobald die Texte gut
ken hinzu, um allgemeinen SI-Themen wie                       gefeilt und gesammelt sowie die Bilder auf-
die Stellung der Frau, Frauenrechte, Bil-                     gehellt und zugeschnitten sind, geht alles
dung, Menschenrechte, Arbeit einer NGO,                       an den Layouter, der die Berichte und die
andere Service-Clubs und Berichte über                        Fotos in das Heftformat setzt. Diese Version

Die Heft-Layouts erfuhren nach der Erstausgabe 1973 (ganz links) in den letzten Jahrzehnten optische Veränderungen

SI Nr. 180/07-2020                                                                                                   17
Der Blick nach innen
                     Was macht eigentlich ...?
sehen mehrere Korrekturleserinnen und            das geht es auch bei der „Online-Ausgabe“
­g eben die letzten Änderungen für die           von Soroptimist Intern. Im Mitgliederbe-
 Druckfreigabe durch.                            reich der SID-Website kann man sich die
 Seit 2017 fungiert die Redakteurin gleich-      Hefte im PDF-Format herunterladen, und
 zeitig als Anzeigenverwalterin. Werbung in      seit neuestem ist die jeweils aktuelle
 Soroptimist Intern hat eine lange Tradition,    ­Ausgabe auch auf der Startseite unserer
 die Zahl der Inserenten und Inserentinnen        Website hinterlegt, nachdem die generelle
 schwankt wie bei anderen Print-Zeitschrif-       Freigabe durch unseren Datenschutzbeauf-
 ten auch und folgt daher wohl den allge-         tragten erfolgt ist. Die nächste Aufgabe der
 meinen Bedürfnissen des Marktes. Im Zuge         Redakteurin steht damit schon fest: Die für
 der Digitalisierung gehört Soroptimist Intern    den Druck gedachte Version so umzuge-
 zum SID-Marketing-Mix aus Print- und             stalten, dass auch das Lesen auf dem
 Online-Medien inklusive der Verknüpfun-          PC, Smartphone oder Tablet eine wahre
 gen mit Social Media. Für das fruchtbare         Freude ist.
 Zusammenspiel aller SI-Medien sorgt seit                   Hildegard Koehler, Club Regensburg
 einigen Jahren die Kommunikationskoordi-              Klara van Eyll und Ute Jacobs, Club Köln
 natorin, damit alle wichtigen SI-Themen                  Bettina Jödicke-Braas, Club Augsburg
 „kanalgerecht“ veröffentlicht werden. Um

 Die Redakteurinnen von 1973 bis heute
 Jahr       Ausgabe von bis Name				SI-Club
 1973 Nr. 1–Nr.15    Katharina Schmitz			        Köln
 1978 Nr. 16		       K. Schmitz u. Inka Emmerich Köln, Bonn/
 							Bad Godesberg
 1979 Nr. 17–Nr. 18  Inka Emmerich			            Bonn/Bad Godesberg
 1979 Nr. 19–Nr. 47  Jutta Rosengarten			        Mannheim
 1987 Nr. 48–Nr. 49  Marlene Gerwin			           Frankfurt am Main
 1987 Nr. 50–Nr. 90  Gisa von Barsewisch		       Hamburg
 1998 Nr. 91–Nr. 168 Hildegard Koehler			        Regensburg
 2017 Nr. 169 ff.    Bettina Jödicke-Braas		     Augsburg

             Schöne Bilder bereichern jeden Text.
                 Bitte achtet auf die Auflösung
         (mindestens 300 dpi) und auf die Dateigröße
                      (mindestens 1 MB).
           Bei Fragen dazu könnt Ihr Euch gerne an
                     die Redaktion wenden.

18                                                                       SI Nr. 180/07-2020
Programmarbeit

Club Regensburg: Begegnung
mit dem modernen Islam
Ein Zeichen von Offenheit und Toleranz                   die Islamische Gemeinde Penzberg nicht
setzte der Club Regensburg, als er ins bay-              nur zu einem bayerischen Vorzeigemodell,
erische Oberland nach Penzberg fuhr. Hier                sondern auch zu einem Hoffnungsträger für
besuchten wir auf Vermittlung von Club-                  ein gelingendes interreligiöses Zusammen-
schwester Beate Eichinger die Moschee                    leben in ganz Deutschland.
und das sozial-kulturelle Islamische Zen-                Die Soroptimistinnen erfuhren hier große
trum. Vor Ort wies uns ein filigranes, aus               Gastfreundschaft: Wir besichtigten das ge-
arabischen Schriftzeichen gebildetes Mina-               samte Gemeindezentrum, nahmen am Mit-
rett auf die Mo-                                                                        tagsgebet mit Imam
schee hin, die weit-                                                                    Benjamin Idriz in
läufige Bibliothek                                                                      der Moschee teil
signalisierte schon                                                                     und genossen ein
durch die Architek-                                                                     köstliches orientali-
tur der bis zum Bo-                                                                     sches Mittagsbuf-
d e n r e i ch e n d e n                                                                fet. Am Nachmittag
Fenster ihre Offen-                                                                     bildete sich ein
heit für alle Besu-                                                                     Gesprächskreis
cher.                                                                                   zum christlich-isla-
Hier versammelten                                                                       mischen Dialog; an
sich die zahlrei-                                                                       ihm nahmen neben
chen Clubschwe-                                                                         Gönül Yerli auch
stern, als Gönül                                                                        deren Ehemann
Yerli, Islamische                                                                       Bayram Yerli als
Religionspädagogin                                                                      Vorsitzender des
und Stellvertreterin                                                                    Vereins und Bern-
des Imam, uns mit                                                                       hard Holz, der ka-
einem sehr persön-                                                                      tholische Pfarrer
lichen Bericht über Gönül Yerli, Islamische Religionspädagogin und Stellvertreterin des von Penzberg, teil.
                         Imam in der Moschee in Penzberg
die Entstehung und                                                                      In heiterer, gelös­ter
die Aktivitäten des Islamischen Vereins in-              Atmosphäre berichteten sie von der frucht-
formierte. Er wurde 1994 gegründet und                   baren Zusammenarbeit im gesamten gesell-
bietet eine religiöse Heimat für Muslime                 schaftlichen Leben der Kleinstadt. „Wir
aus den verschiedensten Ländern. Unab-                   passen aufeinander auf – als Freunde“, so
hängig von jedweden spezifischen Regie-                  die gemeinsame Grundhaltung, die für alle
rungsinteressen eines Herkunftslandes setzt              Teilnehmenden spürbar wurde. Ein beein-
er sich die Entwicklung eines europäisch                 druckender Besuch: Er vermittelt die Hoff-
geprägten Islam zum Ziel. 2005 konnten                   nung, dass trotz zahlreicher Anfeindungen
die Moschee und das Gemeindezentrum                      von außen die Entwicklung eines modernen
eröffnet werden, das seither als Ort der Be-             Islam bei uns in Zukunft möglich ist.
gegnung und der Kommunikation zwischen                           Beate Eichinger und Heidemarie Schmid,
Religionen und Kulturen dient. So wurde                                                      Club Regensburg

SI Nr. 180/07-2020                                                                                       19
Programmarbeit

Club Hannover: Schwimmunterricht
mit Sponsorenhilfe
Derzeit ertrinken jährlich 90 Kinder in                   for Kids“ sowie IKEA Großburgwedel, der
Deutschland, da sie das lebenswichtige                    Drogeriekette dm und dem Expopark bezu-
Schwimmen nicht erlernt haben. Für den                    schusst er seit dem letzten Jahr Schwimm-
Club Hannover Grund genug, sich in einem                  kurse für Kinder und Jugendliche aus sozial
neuen Projekt einzubringen. In Kooperation                schwachen Familien sowie Familien mit
mit dem gemeinnützigen Verein „Business                   Migrationshintergrund. 120 Euro kostet ein
                                                              Schwimmkurs pro Kind, dank des neuen
                                                              Sponsorenzusammenschlusses ist nur
                                                              ein Eigenanteil von sechs Euro zu ent-
                                                              richten. Rund 300 Heranwachsenden
                                                              konnte dadurch 2019 der Erwerb des
                                                              „Seepferdchens“ bzw. des Bronzeabzei-
                                                              chens ermöglicht werden. Aufgrund der
                                                              positiven Bilanz sowohl seitens der Fa-
                                                              milien und Schwimmlehrer als auch
                                                              seitens der Sponsoren wird das Projekt
                                                              fortgesetzt.
                                                                                Carolin von der Wense,
                                                                                         Club Hannover

Dankesplakat der Schwimmkursteilnehmer an den Club Hannover

Club Bamberg-Wilde Rose:
Sicher im Netz?
Wie jedes Jahr führten die Clubs Bamberg-                 wältin Gesa Stückmann den Hauptvortrag
Wilde Rose, Bamberg-Kunigunde und Wür-                    zum Thema Cybermobbing. Sie ist Soropti-
gau-Fränkische Schweiz am Weltfrauentag                   mistin im Club Rostock und beschäftigt sich
gemeinsam eine Veranstaltung durch. Diese                 beruflich seit dreizehn Jahren mit diesem
richteten die Wilden Rosen in der Galerie                 Aspekt der Internetkriminalität. Da sie nicht
der Konzerthalle aus. Thema war die Cyber-                selbst vor Ort sein konnte, war sie über das
kriminalität. Ein Thema, das leider immer                 Web zugeschaltet und verdeutlichte an-
mehr an Aktualität gewinnt. Es kamen rund                 hand einiger ihrer Fälle sehr anschaulich,
70 Zuhörer von verschiedenen SI-Clubs,                    wie sich Mobbing mit Hilfe digitaler Me-
Schulen und anderen Gruppen. Nach der                     dien seit StudiVZ bis heute zu WhatsApp
Begrüßung durch unsere Präsidentin Elisa-                 immer mehr verbreitete. Oft werden dabei
beth Barth-Söder und den Oberbürgermei-                   die Opfer von den Tätern als Schuldige
ster der Stadt Bamberg hielt die Rechtsan-                oder Verursacher des Mobbings dargestellt,

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