Soroptimist Intern - Nr. 180, Juli 2020
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Persönliches Eine weltweite Stimme für Frauen Soroptimist International Deutschland Soroptimist Intern Mitteilungsblatt von SI Deutschland w w w. s o r o p t i m i s t . d e Ausgabe Nr. 180 Juli 2020 Blickpunkt: Frauen in Sport, Wissenschaft und Kultur SI Nr. 139/2010
Inhalt Inhalt Programmarbeit Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Club Regensburg: Begegnung mit dem modernen Islam. . . 19 Blickpunkt Club Hannover: ... weil es um unser aller Schwimmunterricht mit Sponsorenhilfe. 20 Zusammenleben geht. . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Club Bamberg-Wilde Rose: Frauen in Sport, Wissenschaft und Kultur. . 7 Sicher im Netz?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Drei Fragen an Prof. Dr. Heidi Helmhold .9 Club Dresden: Neujahrsbegegnung SI Deutschland mit Prof. Dr. Dagmar Schipanski . . . . . . 22 Soroptimist Deutschland Preis 2021 . . . 11 Club Reken-Dorsten: Leselaune. . . . . . . 23 Prostitution - ein Reizthema. . . . . . . . . . 13 Club Regensburg: Club Pinneberg: Charterfeier im Norden.14 Eine Pionierin bei der Polizei. . . . . . . . . 23 Der Blick nach innen Aus den Clubs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Was ist eigentlich ... Aus den Clubs: Fundraising . . . . . . . . . 28 ... ein Single-Club?. . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Aus den Clubs: Preise. . . . . . . . . . . . . . 38 Was macht eigentlich ... Persönliches. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 ... die Redakteurin von Soroptimist Intern?. . . . . . . . . . . . . . 16 Infos + Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Impressum Redaktion/Anzeigen Bettina Jödicke-Braas; Tel: 08232 403 3561, Mobil: 0170 5418 555 Email: soroptimistintern@soroptimist.de Tegelbergstr. 10, 86836 Untermeitingen Layout Volker Eggers, foodlines, Tel. 040 6505 6160 E-Mail: info@foodlines.de Zesenstr. 11, 22301 Hamburg Druck KB Medien GmbH & Co. KG, Tel.: 09232 994315, Fax: 09232 9943-9915 E-Mail: info@frag-martin.de Gabelmannsplatz 6, 95632 Wunsiedel Das Papier ist chlorfrei gebleicht und mit dem EU-Ecolabel ausgezeichnet. Nächste Ausgabe Nr. 181, Oktober 2020, Redaktionsschluss: 25. August 2020 Blickpunkt: Weltreligionen Nr. 182, Januar 2021, Redaktionsschluss: 25. November Blickpunkt: 100 Jahre Soroptimist International Mitglied 2 SI Nr. 180/07-2020
Editorial Liebe Sorores, DAS Großereignis – die Olympischen Som- Unterstützer*innen, die Vielseitigkeit der De- batte spiegelt sich in dieser Ausgabe in einem Erfahrungsbericht aus Berlin. merspiele in Tokio – sollte unter anderem der Mobile office wäre ohne den digitalen Fort- Schwerpunkt für dieses Heft sein. Auch die schritt unmöglich, #befuturized erhielt uner- Spiele mussten verschoben werden. Ein Virus warteten Schwung. Wir kommunizieren – not- hat unsere Gewohnheiten und unser Bewusst- gedrungen, inzwischen fast selbstverständlich sein auf den Kopf gestellt – bewusst machen – virtuell. Wir erleben, dass sich viele Ge- sollen wir uns, dass auch im Sport bis auf we- wohnheiten mit Hilfe der Technik ersetzen nige Ausnahmen kein lassen, es stellt sich die Frage: Equal Pay existiert. Im Ski- Was bleibt in Post-Corona- sport und in der Leichtath- Zeiten? Wozu können wir bei- letik erhalten alle die glei- tragen? Ich erinnere gerne an chen Prämien, darauf sind „Hi Ai; den Siegerfilm des dies- die Beteiligten stolz. Golf- jährigen „SI Star“, von Isa Wil- spielerinnen erhalten bis linger sehenswert und aufge- zu 82 Prozent niedrigere schlossen aufklärend, aber Preisgelder. US-Fußball- nicht moralisierend oder bes- spielerinnen klagen als serwisserisch darüber, wie mit amtierende Weltmeisterin- humanoiden Robotern brach- nen gerade für geschlech- liegende soziale, kommunika- tergleiche Bezahlung. Hier tive Lücken und Defizite über- wird nicht von Diskrimi- brückt werden können. In nierung, sondern von den Deutschland lebt jeder fünfte Konsequenzen der Markt- Mensch allein, die Zahl der wirtschaft gesprochen! Singlehaushalte wird signifi- Auch im 100. Jahr von SI kant ansteigen – wie werden müssen wir uns für die wir dann das Social Distancing schon von den Gründerinnen als Vision formu- bewältigen? Dazu gehört neben zuverlässigen lierten Ziele einsetzen! Technologien eine uneingeschränkte Verände- Viele Studien haben nachgewiesen, dass die rungsbereitschaft. Corona-Krise Frauen härter trifft. Überwunden Krisen bergen auch Chancen: Nach dem Tu- geglaubte Rollenklischees werden wieder her- mult des 2. Weltkrieges waren die Menschen vorgekramt, Frauen „halten den Laden am offen für demokratische Entwicklungen, und Laufen“. Bei Entscheidungen im öffentlichen das Grundgesetz wurde geschaffen. Mein Ap- Raum zu Heimarbeit und Ausgangssperren pell an Euch: Grundrechte und Solidarität be- fehlt oft die weibliche Perspektive. Schon zu- wahren – für eine Freiheit mit Maß und Verant- vor wurde eine besorgniserregende rückwärts- wortung für die Gemeinschaft eintreten, gewandte Neigung bei jungen Frauen beob- vorbildlich in unserem Netzwerk und mit ge- achtet, freiwillig und unter Inkaufnahme sundem Menschenverstand. späterer finanzieller Risiken in alte weibliche Rollenmuster zu verfallen. Auch die Prostituti- Herzlich Eure onsdebatte hat durch die Kontaktsperren neue Nahrung gefunden. Beide Seiten haben Renate Tewaag SI Nr. 180/07-2020 3
Blickpunkt … weil es um unser aller Zusammenleben geht Man könnte meinen, die Gleichberechti- nicht deren Leistungen und Errungenschaf- gung in Deutschland sei nahezu erreicht. ten, die sie zu Pionierinnen machen. Es ist Befürworter dieser These würden anmer- die Tatsache, dass sie diese Leistungen und ken, Frauen stünden doch alle Türen offen: Errungenschaften als Frauen vollbracht ha- Wir haben seit vielen Jahren eine Bundes- ben. Da wäre Imke Wübbenhorst, die Ende kanzlerin, schon Ende der 1980er Jahren 2018 als erste Frau eine Männermannschaft stellte die Lufthansa die ersten Pilotinnen im Fußball trainierte und erst kürzlich ihren ein, im vergangenen Jahr spielte mit Fallon Trainerjob in der Regionalliga antrat. Oder Sherrock erstmals eine Frau bei dem einsti- Christiane Floyd, die 1978 die erste Infor- gen Männerevent Darts-WM mit und Prof. matikprofessorin in Deutschland wurde Dr. Marylin Addo, Leiterin der Sektion In- und mit ihren damaligen Ideen die spätere fektiologie und Tropenmedizin am Ham- IT geprägt hat. Auch Andrea DaRif zählt zu burger UKE, gehört derzeit zu den gefragte- diesen „Pionierinnen“, weil sie die erste sten Expert*innen, wenn es um die Studentin an der Eliteuniversität Yale wurde Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS- und dort gegen Sexismus und Vorurteile CoV-2 geht. Bei ZEIT online hieß es schon kämpfte. Oder Christiane zu Salm, die als vor drei Jahren: „Frauen erobern die Kunst- erste Frau in Deutschland einen Fernseh- welt“. Soll heißen: In der Politik, im Sport, sender leitete. Sie sagt: „Es traut Dir so- in der Wirtschaft, der Wissenschaft und der wieso niemand zu.“ Genau deshalb gelten Kultur gäbe es doch zahlreiche Beispiele sie alle als „Pionierinnen“. von Frauen, die es an die Spitze geschafft Die Wurzeln der Ungleichheit liegen weit haben. Das ist richtig, doch dürfen wir ei- zurück nen Fehler dabei nicht machen: Wir dürfen Ein Blick in die Vergangenheit könnte Auf- nicht darauf schließen, dass wir der Gleich- schluss darüber geben, weshalb es eben berechtigung in ihrer Gesamtheit und Kom- nicht „normal“ zu sein scheint, wenn plexität deshalb bedeutend nähergekom- Frauen das Gleiche erreichen wie Männer. men sind. Denn all diese Frauen mussten Die Gründe sind fest verankert. Als im 12. sich auf ihrem Weg „ganz nach oben“ ge- Jahrhundert die ersten Universitäten ent- gen viele Widerstände durchsetzen, die standen, war nicht daran zu denken, dass Männern in vergleichbaren Positionen er- auch Frauen sie besuchen. Bildung – abge- spart geblieben sind. sehen von der Lehre in Klöstern – war aus- Das Problem mit den Pionierinnen schließlich Männern vorbehalten. Erst spä- Seit Beginn des Jahres porträtiert die ZEIT ter ab dem 16. Jahrhundert begann genau solche Frauen. In der Serie „Die Er- vereinzelt der Kampf um die Zulassung von ste“ werden „Pionierinnen“ vorgestellt, die Frauen zum Studium. Dennoch: Wissen- in der Geschichte oder der Gegenwart Po- schaft galt weiterhin als „unweiblich“ und sitionen einnahmen, die üblicherweise von die Anreize für Frauen, zu studieren oder Männern besetzt werden. Die Überschrift Gymnasien zu besuchen, waren ohnehin der Serie: „Das Zeitalter der Pionierinnen“. nicht gegeben, da für deren Zukunft kein Alleine das Wort „Pionierinnen“ deutet be- beruflicher Werdegang vorgesehen war. reits auf die Missstände hin. Denn es sind Auch die erstarkenden Frauenbewegungen 4 SI Nr. 180/07-2020
Blickpunkt im 19. Jahrhundert führten vorerst nicht zu nen entsprechend der Verteilung in der den erhofften Erfolgen – im Gegenteil: Bevölkerung bei nahezu 50 Prozent. Doch Denn mit ihnen wurden auch die Gegen- sind es nun andere Zahlen, die uns vor Au- stimmen lauter, die argumentierten: Die gen führen, dass von einer flächendecken- naturgegebene Rolle der Frau ist die der den Gleichstellung nicht die Rede sein Hausfrau und der Mutter. Trotz größer wer- kann. Zum einen ist die Verteilung auf die denden Anstrengungen blieb Deutschland Fachrichtungen weiterhin ungleich: In den in Sachen Frauenstudium bis in das 20. (später oft gut bezahlten) MINT-Bereichen Jahrhundert hinein das Schlusslicht in Eur- dominieren die Männer, in den (später oft opa. Ein Meilenstein wurde jedoch 1919 niedrig entlohnten) sozialen Fächern bilden erreicht, als es in der Weimarer Reichsver- Frauen die Mehrheit. Und selbst dort – etwa fassung hieß: „Alle Deutschen sind vor dem in der Germanistik – sind es meistens die Gesetz gleich. Männer und Frauen haben Männer, die anschließend promovieren. grundsätzlich die gleichen staatsbürgerli- Nur ein Viertel aller Lehrstühle haben chen Rechte und Pflichten.“ Auf dem Pa- Frauen inne, weniger als ein Drittel aller pier waren die Geschlechter also gleich, Habilitationen wurde von Frauen verfasst die negative Grundhaltung gegenüber der und nur jede fünfte Professur ist mit einer universitären Bildung von Frauen blieb Frau besetzt. Viele andere Zahlen belegen aber noch lange Zeit bestehen. die Ungleichverteilung der Geschlechter in Wissenschaftlerinnen bleiben Mangelware der Wissenschaft: Unter 607 Nobelpreisträ- gern und -trägerinnen in Physik, Chemie und Medizin sind 19 Frauen – das sind rund drei Prozent. Bei den weltweiten Pa- tentanmeldungen stammen zwölf Prozent von Frauen. Die Deutsche UNESCO-Kommission als Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur sieht des- halb „immer noch viel verschenktes For- schungspotential, da zu wenige hochquali- fizierte Frauen in der Forschung arbeiten“. Die Bereiche der Wissenschaft und der Forschung stehen hier gewissermaßen stell- vertretend für viele andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Auch für den Kultur- und Medienbereich ist der Deutsche Kulturrat bei einer groß angelegten Studie Frauen in der Wissenschaft im Jahr 2016 zu dem Ergebnis gekommen, dass „trotz stärkerer Präsenz von Frauen in Heute ergibt sich ein anderes Bild, der un- einigen Bereichen von Geschlechtergerech- ermüdliche, jahrhundertelange Einsatz vie- tigkeit nicht die Rede sein kann“. ler Menschen zahlt sich aus: Dass Frauen Ja, es gibt einzelne Beispiele von Frauen, Gymnasien besuchen und studieren, ist zur die es in der Politik, der Wissenschaft oder Selbstverständlichkeit geworden. Im ver- der Kultur in Spitzenpositionen schaffen. gangenen Jahr lag der Anteil der Studentin- Doch wieso müssen sie alle mehr leisten SI Nr. 180/07-2020 5
Blickpunkt besagt: Ihr dürft zwar nach oben schauen. Um selbst dort hinzukommen, müsst Ihr Euch aber was einfallen las- sen. Die Dringlichkeit des Gleich- berechtigt-Seins Die wirtschaftliche Bedeutung des Gleichberechtigt-Seins für Frauen ist bekannt: Es geht um Unabhängigkeit, um Selbstbestimmung und um das Recht, den eigenen Le- bensweg nach den eigenen Frauen im Sport Vorstellungen zu gestalten – der Gender Pay Gap von rund als Männer, um das Gleiche zu erreichen? 21 Prozent ist dabei nur eine Kenngröße. Die Antwort ist simpel wie besorgniserre- Folglich geht es nicht mehr „nur“ um eine gend: Die strukturelle Benachteiligung, die wirtschaftliche Ebene. Es ist längst eine über Jahrhunderte gewachsen ist, ist zu fest emotionale, eine soziale und letztlich eine verankert – in den Köpfen, in den Institutio- gesellschaftliche Ebene, die vom Thema der nen und im gesamten Gesellschaftssystem. Gleichberechtigung beeinflusst wird. Denn Sie ist starr und nur wenig dynamisch. Der eine gesunde Gesellschaft ist davon ge- Großteil der Frauen bleibt deshalb an der prägt, dass alle teilhaben, dass alle ihre sogenannten Gläsernen Decke hängen, die Ideen, ihre Kreativität und ihr Leistungsver- mögen gleichermaßen einbringen können. Das beginnt bei Entscheidungsträgern und -trägerinnen aus der Politik und der Wirt- schaft, die hierfür die Rahmenbedingungen schaffen müssen. Und es endet bei jedem Einzelnen, der sich und andere für gleich- berechtigtes Verhalten im Alltag sensibili- siert. Denn die oben aufgeführten Personen haben gezeigt, wie wertvoll sie für unser aller Zusammenleben sind. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass sie keine Ausnahmen bleiben. Und dass der Wunsch von Kathrine Switzer, die 1967 als erste Frau offiziell einen Marathon absolvierte, eines Tages Wirklichkeit wird: „Jede Frau auf der Welt sollte sich frei und furchtlos fühlen. Ich möchte, dass es keine ängstli- chen Frauen mehr auf der Welt gibt.“ JW Frauen in der Kultur 6 SI Nr. 180/07-2020
Blickpunkt Frauen in Sport, Wissenschaft und Kultur zusammengestellt von Bettina Jödicke-Braas, Club Augsburg Frauen im Sport übrigens haushoch mit 6:4, 6:3, 6:3. Das Billie Jean King Ergebnis stellte den vorläufigen Höhepunkt Die ehemalige Profi-Tennisspielerin Billie ihres Kampfes für die Emanzipation der Jean King hat sich nicht nur mit dem Schlä- Frauen im Tennissport dar. ger einen Namen gemacht, sondern sich Frauen in der Wissenschaft auch abseits des Tennisplatzes für die Prof. Dr. Antje Boetius Gleichberechtigung eingesetzt. Prof. Dr. Antje Boetius ist Professorin an der 1973 forderte sie der Wimbledonsieger Universität Bremen und Direktorin des Bobby Riggs zu einem Schaukampf heraus, Alfred-Wegener-Instituts. In ihrer wissen- den sie zunächst ablehnte. Dann aber schaftlichen Arbeit konzentriert sie sich nutzte sie die Gelegenheit, um auf ihr darauf, den Einfluss des Klimas und des e igentliches Anliegen, die Ungleich Menschen auf die Ozeane zu ergründen, behandlung von Frauen im Sport, hinzu- sowie neue Lebensräume und Lebewesen weisen. Als eine der ersten Sportlerinnen im Meer zu erkunden. Mit der Erforschung wollte sie nicht akzeptieren, dass Männer der Tiefsee und der Polarregionen themati- höhere Preisgelder erhielten. siert sie die Auswirkungen auf die Umwelt. Zusammen mit einigen anderen Tennisspie- 2018 erhielt sie den Deutschen Umwelt- lerinnen gründete sie eine eigene Turnier- preis sowie in den letzten Jahren weitere serie, eine Gegenbewegung zum amerika- Preise für ihre Wissens chaftsk ommuni nischen Tennisverband United States Lawn kation. Tennis Association. Drei Jahre später Antje Boetius beschäftigt sich derzeit vor gehörte sie zu den Gründerin- nen einer Vereinigung der Profi- Tennisspielerinnen, die heutige WTA. Bereits beim nächsten Turnier wurden die Preisgelder gerecht verteilt. Billie Jean King beendete ihre Karriere 1983 und trat auch weiterhin für die Rechte von Frauen, Schwulen und Lesben ein. Sie hat sich immer wieder mutig den Gegebenheiten ihrer Zeit entgegengestellt. Viele Ver- besserungen für Frauen, die heute selbstverständlich sind, ist auf ihr Durchhaltevermögen zurückzuführen. Das Spiel ge- gen Bobby Riggs gewann sie Prof. Dr. Antje Boetius SI Nr. 180/07-2020 7
Blickpunkt allem mit den Auswirkungen des Klima- nen und schaffte es, bei den Professoren wandels auf die Biodiversität des Arktischen Pfeiffer in Mannheim und Max Pauer in Ozeans. Dafür untersucht sie Gasquellen Stuttgart zu studieren. Gleichzeitig ver- und beobachtet den Methanumsatz des diente sie den Unterhalt für ihre Schwester Meeres. An kleinen Lebewesen am Meeres- und ihre Mutter durch ihre Unterrichtstätig- boden erforscht sie die weitere Entwicklung keit und Kammermusikauftritte, zum des weltweiten Klimas. Mit ihren Arbeiten Beispiel als Klavierbegleiterin bei Sonaten- möchte sie auf die globalen K limakreisläufe abenden. Nachdem ihre Mutter 1925 ge- und die große Bedeutung gesunder Welt- storben war, zog sie 1928 zu jüdischen meere aufmerksam machen. Seit 30 Jahren Freunden, dem Chemiker Dr. Polack, der analysiert sie auf Forschungsexpeditionen Cello spielte, und seiner Frau. Während der die Qualität und den Zustand des Meerwas- NS-Zeit hielt sie ihnen die Treue, als sie aus sers. ihrem Haus vertrieben wurden, und zog mit Seit 2009 ist sie Professorin für Geomikro- ihnen in ein Judenhaus. Dr. Polack starb biologie an der Universität Bremen, 2017 1940, seine Frau wurde nach Frankreich wurde sie als Direktorin an das Alfred-We- deportiert, kam 1946 zurück und verlebte gener-Institut nach Bremerhaven berufen. ihren Lebensabend bei Stephanie Pellissier Frauen in der Kultur in Heidelberg. Sie vertrat den Organisten in Stephanie Pellissier (1893–1982) der Bonifatius-Kirche Heidelberg, bis sie Stephanie Pellissier, in Mannheim als Toch- nach einigen Jahren fest angestellt wurde. ter eines Musiklehrers aufgewachsen, Auch die Chorleitung landete bei ihr, und wurde in Heidelberg zu einer für das Kul- mit viel Freude führte sie regelmäßig Ora- turleben überaus wichtigen Persönlichkeit torien und Messen auf. Der immense Erfolg als Pianistin, Chorleiterin und Organistin eines Oratoriums über die Heilige Elisabeth und als Aktive in zahlreichen Ehrenämtern. von Josef Haas (1931), einem Mitbegründer Nach dem frühen Tod ihres Vaters über- der Donaueschinger Musiktage, mit 160 nahm sie dessen Schüler neben ihren eige- Mitwirkenden unter ihrer Leitung war der NS-Führung ein Dorn im Auge, doch ener- gisch schaffte sie es, das Oratorium ein zweites Mal aufzuführen. Nach dem Krieg gab es weitere Aufführungen mit Gastspie- len. Als Mitbegründerin der Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künst lerinnenvereine aller Kunstgattungen (Gedok) 1929 zur Förderung von Künstle- rinnen übernahm sie bei der Wiedergrün- dung nach dem Krieg in Heidelberg den Vorsitz. Die Vielfalt des Kulturlebens war ihr zu verdanken. Ihre Einkünfte waren be- scheiden, ihre Fähigkeiten, anderen Freude zu schenken und in Notzeiten beizustehen außerordentlich. Bei den Heidelberger Soroptimistinnen, deren Club sie mitbe- gründet hatte, ist sie unvergessen. Stephanie Pellissier 8 SI Nr. 180/07-2020
Blickpunkt Drei Fragen an Prof. Dr. Heidi Helmhold Professorin für Kunsttheorie an der Univer- meinen eigenen Studienfächern – Philoso- sität zu Köln, Jahrgang 1955, Mitglied bei SI phie, Kunstgeschichte und Archäologie – seit 2015, Gründungspräsidentin des Clubs gab es keine schlagenden Verbindungen, Köln-Kolumba dennoch wurde z. B. das Fach Philosophie 1. Was fehlt aus Ihrer Sicht noch auf dem von Männern dominiert. In meinem Semes Weg zur Gleichberechtigung von Frauen in ter gab es neben mir noch eine weitere Wissenschaft und universitären Karrieren Frau, die das Fach studierte. Aber diese – von politischer Seite und von den Frauen Jahre als Philosophiestudentin hat mich selbst? auch etwas Positives der Beginnen wir positiv: Was ist männlichen Wissenschafts- geschaffen für eine Gleich- kultur wahrnehmen lassen: stellung von Frauen in Wis- Die männlichen Kollegen senschaft und universitären machten sich in Diskussio- Karrieren? Da stehen für nen nicht gegenseitig fertig, mich an erster Stelle die wenn es differente Positio- Netzwerkstrukturen von nen gab. Sie respektierten Frauen für Frauen. Frauen sich – gewissermaßen eine führen anders, darüber ist positive Seite des Seilschafts- viel gearbeitet und berichtet denkens. In meinen anderen worden, aber Frauen vernet- beiden Fächern waren weib- zen sich auch anders. Ich liche Studierende in der persönlich bin in meiner uni- Überzahl und da herrschten versitären Ausbildungsbio- die klassischen Zickenkabi- graphie mit den täglichen nette; ich selbst will mich da Auswirkungen männlicher gar nicht ausnehmen. Aber Seilschaften konfrontiert wor- Heidi Helmhold in den 1980er Jahren setzte den – auf dem Weg nach spürbar und breiter das spe- oben halfen sich besonders zifische Netzwerkdenken in wirksam männliche Studienfreunde, nicht (weiblicher) Wissenschaft ein. Die Themen selten mittels Mitgliedschaften in Verbin- wurden weiblicher, die gegenseitige Wahr- dungen, man(n) bediente dann auf den Kar- nehmung sensibler, Foren gründeten sich, rierewegen ein gegenseitiges In-Schuld- die Frauen durch Frauen informierten. Auf Stehen, das eine lebenslange Dynamik von Tagungen entwickelten sich Respektkultu- Helfen und Geholfenwerden in dem immer ren – was nicht bedeutet, dass nicht immer gleichen Sample von Männern zur Folge auch noch mit harten Bandagen um Gelder hatte. Ich habe meine ersten Studienjahre und Projektbewilligungen gekämpft wurde Ende der 1970er Jahre in Würzburg ver- (und wird). Politisch wurden frauenspezifi- bracht und habe bspw. diese Logik gegen- sche Förderprogramme aufgelegt, um bspw. seitiger männlicher Servilität innerhalb Frauen nach Familienzeiten den Wiederein- schlagender Verbindungen am Rande mei- stieg in die Forschung zu erleichtern. Und ner Community noch kennengelernt. In es wurden spezifische Programme für al- SI Nr. 180/07-2020 9
Blickpunkt leinerziehende Wissenschaftlerinnen von sind insbesondere Frauen betroffen. a ufgelegt. In den 1990er und in den 2000er Auch hier gilt es zu kämpfen und das geht Jahren clusterte die Forschung immer weiter nicht immer mit kommunikationssensiblen zu Forscher*innengruppen – hier konnten und freundlichen Methoden – Du musst als die sozial und emotional gut funktionieren- Frau auch 2020 noch mit rhetorisch gewalt- den wissenschaftlichen Netzwerkerinnen bereiten Methoden agieren können. Das auf ein gutes Fundament aufsetzen. Ich bin tönt nicht gut, ist aber leider Realität. einmal von einer Kollegin auf ein wissen- 2. Woran würde man eine gelungene schaftliches Forum geladen worden und sie Gleichstellung in diesen Bereichen am rief mich vorher an, weil sie mich kennen- besten erkennen? lernen wollte. Sie wollte mehr von mir und Beispielsweise in der kritisch geführten Re- meiner Arbeit wissen, weil sie meinte, dann flexion der Idee, dass befristete Stellen an funktioniert ein Forum im Austausch ein- den Universitäten und in wissenschaftli- fach besser. Ich will nicht ausschließen, chen Institutionen zu mehr Innovativkraft in einen solchen Anruf auch von einem männ- den Wissenschaften führen. (Oder anders lichen Kollegen bekommen zu haben – gesagt: Dauergefährdung Deiner Stelle aber es blieb dennoch eine erinnerbare macht Dich zum/r karrierebetonten Schlüsselsituation: Du bist mit Deinen The- Darwinist*in.) Dieses Denken führt seit Jah- men gefragt, aber Du interessiert ebenso als ren zum erwähnten wissenschaftlichen Pre- Mensch, deren Wissenschaftlichkeit - auch kariat, das sich von Stellenverlängerung zur - auf eine multiple Lebens- und Alltagser- Stellenverlängerung hangelt – ohne die fahrung aufsetzen kann. wirklich innere Freistellung für die eigent- Nun zur eigentlichen Frage: Was fehlt? Im- lichen Aufgaben in Wissenschaft und mer noch die Bereitschaft von Frauen zur Forschung entwickeln zu können. Daraus Mitarbeit in Gremien und ihr Mut, als Ent- folgt, dass der Frauenanteil mit jeder scheidungsträgerin zu fungieren. Wie der Karrierestufe abnimmt. So haben (Stand politische Wille, Frauen in leitende Positio- 2017) in NRW, dem Bundesland mit der nen zu bringen. Dazu fehlt es bisweilen an größten Hochschuldichte, 25 Prozent der erweiterten inneruniversitären Strukturen, Absolvent*innen als Frau eine Professur aber auch an Einsatzbereitschaft der Frauen inne, obwohl Frauen in NRW einen Anteil selbst. So können auch 2020 immer noch von 51 Prozent in der Studium- die Seilschaften von männlichen Kollegen Absolvent*innenstatistik stellen. Das funktionieren, die auf (männlich besetzten) Missverhältnis ist seit Jahren bekannt und Kneipentouren das Design von Forschungs- verändert sich erschreckend langsam. Aber projekten entwerfen, in dem dann Frauen es MUSS sich ändern – hier wären z. B. lediglich in Alibipositionen vorkommen. Studien interessant, inwieweit wissenschaft- Hier gilt es aufzustehen, NEIN zu sagen, liches Prekariat mit Geschlecht verbunden Fragen zu stellen und Gegenentwürfe ein- werden kann. zubringen. Das ist nicht einfach und kann 3. Was raten Sie jungen Frauen, die sich in Abhängigkeitspositionen auch die Nicht- beruflich in Wissenschaft und universitä- verlängerung einer befristeten Stelle kosten. ren Karrieren sehen, damit sie ihre Interes- Der nichtprofessorale sogenannte Mittelbau sen und Fähigkeiten verwirklichen können? sitzt auf zeitlich begrenzten Stellen und bil- Vor allem: Eine stabile psychische Disposi- det ein verheerend großes Prekariat inner- tion. Die Fähigkeit, mit Niederlagen umge- halb von Forschung und Wissenschaft. Da- hen zu können und über ein mobiles Wis- 10 SI Nr. 180/07-2020
Blickpunkt/ SI Deutschland sen zur Resilienz zu verfügen. Netzwerke organisationen, wobei es wichtig wäre, hier im sozialen wie im wissenschaftlichen Be- eine aktive Mitgliedschaft anzustreben – reich. Keine Einzelkämpfer*innen-Mentali- nur als Etikettierung können dieser Art Mit- tät, sondern das Vertrauen darin, dass Wis- gliedschaften nicht wirklich überzeugen. sen kollektiv generiert wird und kollektiv Und als letzten Rat: Bereitschaft für eine verbreitet wird. Keine Konzentration auf Internationalität im eigenen Fach, frühe Be- Othering, sondern die Lust an der Suche teiligungen an universitärer Tagungsmobi- nach Synergieeffekten. Zudem braucht es lität und die Lust am Publizieren – auch Mut, sich politisch einzumischen – an den dies am besten in gut vernetzten Strukturen. Instituten, den jeweiligen Universitäten und Ich bedanke mich für die Möglichkeit, be- in der Gesellschaft. Wenn nicht aktiv, dann stimmte Fragen darstellen zu dürfen und wenigstens als Silent Observer in jeweili- freue mich über diese Initiative. gen Foren. Mut zur Konfrontation und JW kritischen Interaktionen – allerdings immer mit einem klugen Backing von Unter- stützer*innen zur Seite. Vielleicht auch die Mitarbeit in gesellschaftlich aktiven Frauen- Soroptimist Deutschland Preis 2021 Ausschreibungsfrist endet am 1. August 2020 Bereits zum siebten Mal wird der Soropti- sellschaft verdient gemacht haben. Insbe- mist Deutschland Preis ausgeschrieben. Die sondere geht es darum, den Anteil von Frist für die Vorschläge läuft noch bis zum Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, 1. August 2020. Alle Soroptimistinnen sind Frauen in technischen Berufen zu fördern, eingeladen, besonders förderungswürdige die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu Projekte und/oder Personen vorzuschlagen. verbessern oder das gegenseitige Verständ- Das Formular dafür kann bei der SID-Ge- nis bei Frauen und Männern dafür zu för- schäftsstelle angefordert oder unter www. dern, welchen Beitrag sie zur Gleichstel- soroptimist.de abgerufen werden. Der Jury lung von Frau und Mann leisten können. gehören neben Mitgliedern des SID-Vor- Kriterien für die Auswahl sind der persönli- stands und Mitgliedern von zwei SI-Clubs che Einsatz und die besonderen Verdienste auch ausgewiesene Fachpersonen an. Die einer Person oder das besondere Engage- Preisverleihung findet am 6. März 2021 im ment einer Personenvereinigung oder Or- Rahmen der Auftaktveranstaltung des Jubi- ganisation zur Verbesserung der Stellung läumsjahres „100 Jahre SI“ in Berlin statt. der Frau in der Gesellschaft, der innovative Der mit 20.000 Euro dotierte Soroptimist Charakter des Projekts oder des Handelns, Deutschland Preis wird alle zwei Jahre ver- die erfolgreiche Einbeziehung anderer Per- liehen und zeichnet Frauen, Männer oder sonen oder Institutionen, die beispielge- Organisationen aus, die sich durch ihr Wir- bende Wirkung für andere Akteure, die ken vor allem im Rahmen eines konkreten Signalwirkung des Projekts oder des Han- Projekts auf besondere Weise um die Ver- delns für weiteres gesellschaftspolitisches besserung der Stellung der Frau in der Ge- Engagement und die Auswirkungen auf die SI Nr. 180/07-2020 11
SI Deutschland oben genannten Ziele. gesetzt sind: Unterdrückung, Zwangsheirat, Die bisherigen Preisträger*innen seien in Isolation, Beschneidung, Folter, Gewalt, Kürze vorgestellt: Steinigung und Bestrafung. Der Betrachter 2019: Claudia Kessler, Diplom-Ingenieurin erkennt an den Fotos sofort, was der Blüte in der Luft- und Raumfahrt, CEO Astronau- angetan wurde. tin GmbH 2012 Prof. Jutta Allmendinger Ph. D. Die „bemannte“ Raumfahrt wird in Prof. Allmendinger Ph. D. setzt sich für die Deutschland wörtlich genommen: Elf deut- Gleichstellung der Geschlechter, die flä- sche Astronauten waren im Weltall, darun- chendeckende Schaffung von Kindertages- ter keine einzige Frau. Die Initiative „Die stätten, flexible Arbeitszeiten und für glei- erste deutsche Astronautin“ von Claudia ches Gehalt bei gleicher Qualifikation ein. Kessler möchte Mädchen und junge Frauen Mit dem Preisgeld wurde das Projekt „Ber- für technologische Berufe und Studienfä- liner Runde“ verwirklicht, ein lebendiges cher begeistern. Mit dem Preisgeld wurde Netzwerk, das Ideen für die wirksame För- den zwei in Ausbildung befindlichen Astro- derung von Frauen für Führungspositionen nautinnen ein Tauchtraining in Marseille diskutiert und auch das Coaching von jun- ermöglicht. Im Jahr 2020 soll die Ära der gen Forscherinnen und Forschern des WZB, rein „bemannten“ deutschen Raumfahrt das Stärken von Familien, das Bewusstma- enden. chen von Mehrfachbelastungen oder die 2017 proTechnicale – Technik und Philo- Ausweitung der Genderfragen in Richtung sophie Diversität auf der Agenda hat. proTechnicale ist ein Hamburger Projekt, 2010 Prof. Dr. Dagmar Schipanski das Technik und Philosophie verbindet und Frau Prof. Dr. Schipanski wurde für ihr jungen Frauen und Mädchen mit Hoch- langjähriges Engagement vor allem für schulzulassung ein studienvorbereitendes Frauen in Wissenschaft und Forschung aus- Jahr mit Fokus auf die Luft- und Raumfahrt gezeichnet. Das Preisgeld hat sie der Wei- und alternativen Energien ermöglicht. Ziel terentwicklung der „Thüringer Koordinie- ist es, die Teilnehmerinnen für technische rungsstelle Naturwissenschaft und Technik“ und naturwissenschaftliche Studiengänge an der Technischen Universität Ilmenau ge- und Berufe zu begeistern. Mit dem Preis spendet, die seit der Gründung 2007 einen wurde die Teilnehmerin Florence Böhmisch wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz der mit einem Stipendium gefördert. Fächer Mathematik, Informatik, Naturwis- 2015 Renate Matthei und Mustafa Karakas senschaft und Technik bei jungen Frauen Zum ersten Mal hat die Jury den Preis ge- geleistet hat. Dazu gehört die Unterstüt- teilt: Renate Matthei wurde für die Rettung zung von Studentinnen, um sie optimale eines seltenen Kulturgutes gewürdigt. Sie auf das spätere Berufsleben vorzubereiten. hat vor 30 Jahre mit dem Musikverlag Fu- 2008 Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard rore den weltweit einzigen Verlag gegrün- Die Stiftung zur Förderung von Wissen- det, der ausschließlich Noten und Bücher schaft und Forschung unterstützt begabte von und über Komponistinnen aus allen junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern, Jahrhunderten verlegt. Der Graphiker und um ihnen die für eine wissenschaftliche Fotograf Mustafa Karakas dokumentiert am Karriere erforderliche Freiheit und Mobilität Beispiel der Blume Calla symbolisch die zu verschaffen. Sie richtet sich an Dokto- acht Formen der Gewalt, denen Frauen in randinnen in einem Fach der experimentel- verschiedenen Gesellschaften weltweit aus- len Naturwissenschaften oder der Medizin. 12 SI Nr. 180/07-2020
SI Deutschland Prostitution – ein Reizthema Weltweit fühlen sich Soroptimistinnen ver- beiden Denkrichtungen zu verstehen, hilft pflichtet, unter anderem an der Verbesse- es, genau diese rechtlichen Regelungen rung der Stellung der Frau zu arbeiten. zu vergleichen und die Basis, auf der sie Diese Vision kann allerdings sehr unter- beruhen: schiedlich ausgelegt werden, wie an der „… während in Schweden die Prostitution Einstellung zum Thema Prostitution deut- als Recht von Männern, „Frauen zu kau- lich wird. fen“, gedeutet wird und dies „die Persön- Im Dezember 2019 veranstalteten die Ber- lichkeitsrechte von Frau kränkt und die liner Clubs und der Club Potsdam gemein- Gleichberechtigung verhindert“, überwog sam eine Podiumsdiskussion unter dem in Deutschland die Auffassung, die unglei- Titel „…dann steh ich morgen auf der che Behandlung von Prostituierten gegen- Straße! - wie freiwillig verkaufen Frauen über anderen Berufsgruppen sei eine Form ihren Körper in dem so genannten ‚ältesten von Diskriminierung und ein Beispiel für Gewerbe der Welt‘?“. Als Gäste waren ein- die Unterdrückung von Frauen in der Ge- geladen Leni Breymaier, Vorstandsmitglied sellschaft.[2]“ (https://de.wikipedia.org/ des Vereins ‚Sisters – für den Ausstieg aus wiki/Prostitution_in_Schweden) der Prostitution! e.V.’, Dr. Katarzyna Zent- Zwei zentrale Punkte wurden im Rahmen ner, Autorin von ‚Mensch im Dunkel: Eine der Veranstaltung in Berlin herausgearbeitet: qualitative Fallstudie zu osteuropäischen • Die Situation der Prostituierten hat sich Opfern von Frauenhandel - Ein Beitrag zur im Verlauf der letzten 20–30 Jahre deutlich Psychotraumatologie‘, und Manfred Paulus, verschlechtert. Der Anteil von Zwangspros Erster Kriminalhauptkommissar a. D. und titution hat deutlich zugenommen. Lehrbeauftragter an der Hochschule für Po- • Eine gesellschaftliche Akzeptanz der lizei Baden-Württemberg. Prostitution unterstützt zu weiten Teilen Nach der sehr beeindruckenden Schilde- den praktizierten Menschenhandel und rung der aktuellen Lage von Frauen, die als führt zu einer Pseudo-Legalisierung der Prostituierte arbeiten, folgte eine rege Dis- Zwangs- und Abhängigkeitsverhältnisse. kussion mit dem Publikum darüber, wie auf • Es ist tatsächlich in Frage zu stellen, ob diese Situation angemessen reagiert werden Prostitution das älteste Gewerbe der Welt könne. Dabei wurden auch die unter- ist, denn es gab Gesellschaften, in denen schiedlichen Gesetzeslagen zum Beispiel diese Form des Warentausches nicht statt- in Deutschland und Schweden erörtert. Re- fand. Die Unterstellung, Männer hätten lativ schnell wurde klar, dass die Lösung Wünsche, die Frauen ihnen gegen Bezah- über das Prostituierten-Schutz-Gesetz in lung erfüllen, basiert auf einer hierarchi- Deutschland aus dem Jahr 2017 tatsächlich schen Zuweisung von Bedürfnissen. Und es nicht zur Verbesserung der Lage der Frauen ist fraglich, inwieweit eine zivilisierte Ge- beigetragen hat. Daher wurde intensiv über sellschaft diese angenommene Ausgangs die Vor- und Nachteile des so genannten situation weiterhin unterstützen möchte. ‚Schwedenmodells‘ debattiert. Im Wesent- Aber was ist nun die tatsächliche Verbesse- lichen geht es dabei um ein ‚Sexkaufver- rung der Stellung der Frau in der Gesell- bot‘, bei welchem allerdings die Freier be- schaft? Die Anerkennung von Prostitution straft werden und nicht die Prostituierten. als Gewerbe? Die grundsätzliche Infrage- Um den grundlegenden Unterschied dieser stellung von Sexkauf mit einem deutlich SI Nr. 180/07-2020 13
SI Deutschland geschlechtshierarchischen Gefälle? den, nach welchen Leitlinien und Zielset- Weder die eine noch die andere rechtliche zungen eine menschenwürdige Gesell- Regelung wird das ausgesprochen lukrative schaft streben sollte. Geschäft mit der Prostitution verhindern. Christine Kurmeyer, Regine Peter, Rith von Ebenso wenig ist ja auch Paragraph 3 des Maltzen, Christine Halbach-Suarez und Stefanie Grundgesetzes (Frauen und Männer sind Emmert-Olschar, Club Berlin-Mitte gleichberechtigt) seit des Inkrafttretens im Gabriele Weber, Club Berlin-Charlottenburg Jahr 1949 schon Realität geworden. Aber jede und jeder kann für sich selbst entschei- Club Pinneberg: Charterfeier im Norden 25 Pinnebergerinnen richteten Anfang März dete Ann-Christin Wagenmann, Präsidentin ihre lang geplante Charterfeier aus. Bis in von Club Hamburg, mit dem Entzünden der die Nacht wurde nach dem offiziellen Teil vierten Kerze freundschaftlich ab. Die Char- der Gründung des Clubs Pinneberg gefeiert terurkunde überreichte Regine Vögele, SIE- und in den internationalen Frauentag ge- Schatzmeisterin stellvertretend für die SIE- tanzt. Es gab tolle Gespräche und die Teil- Präsidentin. Nach der Vorstellung von den nehmerinnen hatten sichtlich Spaß in der Clubschwestern durch die Patinnen folgte lockeren aber ebenso feierlichen Atmo- das Grußwort der SID-Präsidentin Renate sphäre. Die Feierlichkeiten fanden im Hotel Tewaag. Insgesamt 32 SID-Clubs und der Cap Polonio in Pinneberg statt. Friendship-Link-Club Klagenfurt am Die Ausflüge am Sonnabendvormittag führ- Wörthersee wurden von Angelika Linne- ten ins Industriemuseum in Elmshorn, ins mann-Dienstbier, Vorsitzende des SID-Ex- Arboretum Ellerhoop und an die Waterkant tension-Komitees vorgestellt. Vier Club- von Hamburg. Die Kerzenzeremonie run- schwestern aus Klagenfurt waren extra Der Club Pinneberg mit den Ehrengästen. Foto: Andreas Dirbach 14 SI Nr. 180/07-2020
Der Blick nach innen Was ist eigentlich ...? angereist, um unmittelbar nach der Grün- scha Wehen aus Berlin. Zuguterletzt wür- dung die Friendship-Link-Urkunde unter- digten die Clubschwestern besonders die zeichnen zu können. Es folgten das Gruß- großartige Arbeit der Gründungspräsidentin wort der Bürgermeisterin von Pinneberg, Regina Rudolph und der beiden Patinnen Urte Steinberg, sie betonte: „Es wird für uns Barbro Galetzki und Marianne Gräfin von Frauen Zeit, dass wir unsere eigenen Netz- Schmettow vom Club Hansestadt Hamburg. werke gründen. Die Männer haben das, Es folgte ein Umtrunk auf der Galerie, da formell oder informell, seit langem.“ Der der Saal in Windeseile für die festliche Nachbarclub Lions Ellerbek-Rellingen über- Abendveranstaltung umgebaut wurde. reichte zur Charter eine Tischglocke, damit Nach dem köstlichen Charterdinner stürm- die amtierende und alle zukünftigen Präsi- ten die Frauen generationenübergreifend dentinnen sich stets ausreichend Gehör die Tanzfläche und zeigten, warum es sich verschaffen werden. Der Festvortrag von Dr. so lohnt, Soroptimistin zu sein: weil man Karen Klotmann „Frauen, Finanzen und nirgendwo so tolle Frauen trifft – und mit Folgen“ passte zum Charterprojekt „Ver- ihnen auch noch die Welt verändern kann. mook di wat!“ (Gönn dir was!), das zum Tanja Dirbach, Club Pinneberg Ziel hat, von Altersarmut bedrohte Frauen zu unterstützen. Für die musikalische Struk- turierung sorgte die junge Studentin Ani- Was ist eigentlich … ein Single-Club? Single-Clubs sind Einzelclubs in einer Föde- Liechtenstein (zwei Clubs mit insgesamt 45 ration, die aufgrund fehlender Voraussetzun- Mitgliedern und ein Stimmrecht), Monaco gen keine Union bilden können. Die aktuell (20 Mitglieder) und San Marino (42 Mitglie- gültige Föderationssatzung setzt für die Grün- der). Diesen drei „Stadtstaaten“ wurde das dung einer Union das Bestehen von sieben Sonderrecht eingeräumt, jeweils eine Gou- Clubs mit insgesamt 150 Mitgliedern in ei- verneurin stellen zu dürfen, da sie offen- nem Land voraus. sichtlich zu klein sind, um die geforderte SI Europa gibt es – Stand 30.06.2019 – 79 Zahl an Clubs und Mitgliedern zur Bildung Single Clubs in 22 Ländern mit 1614 Mitglie- einer Union zu erreichen. Wählbar für alle dern. So hat z. B. die Ukraine fünf Single- Ämter sind aber auch sie nicht. Clubs mit 86 Mitgliedern, Georgien drei Clubs mit 81 Mitgliedern, Slowenien vier Unsere vier Föderationen: Clubs mit 78 Mitgliedern und Spanien fünf • Soroptimist International of Europe (SIE) Clubs mit 71 Mitgliedern. Die Mitglieder die- • Soroptimist International of the Americas ser Single-Clubs haben – bis auf vier Ausnah- (SIA) men – kein Stimmrecht und es ist ihnen – mit • Soroptimist International of Great Britain einer Ausnahme - nicht möglich, ein Amt im and Ireland (SIGBI) Vorstand von SI Europa zu bekleiden. Nur für • Soroptimist International of the South das Amt der Assistant Programme Director West Pacific (SISWP) dürfen sie kandidieren. Zu den vier Single- Cornelia Schäffer, Clubs, die ein Stimmrecht haben, gehören Club Kassel-Bad Wilhelmshöhe SI Nr. 180/07-2020 15
Der Blick nach innen Was macht eigentlich ...? Was macht eigentlich... die Redak- teurin von Soroptimist Intern? Die Redakteurin von Soroptimist Intern war sparung von Papier und Postgebühren, was von den Anfängen des Mitteilungsblattes zuvor in Mengen für die Korrekturschleifen von SI Deutschland (früher Deutsche benötigt wurde. Union) im Jahre 1973 bis weit in die 90er Im Laufe der Jahre hat sich das Aussehen des Jahre hinein im Multitasking sehr geübt. Sie Mitteilungsblattes verändert – von einfachen musste nicht nur die meist handschriftli- Schwarz-Weiß-Kopien bis zu frischen Farben chen Beiträge der Clubschwestern entzif- ab 2010. Die Palette reichte von blau-gelben fern, sondern auch Sütterlin lesen können, über graue bis hin zu weißen Titelseiten. Klara die Texte abtippen van Eyll und Ute und zusammen Jacobs, beide Club mit den Fotos per Köln, verwahren Post zum Layout eine komplette schicken. Die ge- Sammlung der bis- druckten Seiten her erschienenen kamen zur Korrek- Hefte von Nr. 1 bis tur und Kürzung 179. Das Konvolut von Textüberlän- umfasst bisher gen zurück. Alle sechs Archivscha- Seiten und Fotos tullen im Format gingen noch ein- Din A5 und wird mal ins Layout zukünftig Bestand- und von dort teil des Deposital- schließlich zur archivs von SID in Druckerei. Der di- der Stiftung Rhei- gitale Segen er- nisch-Westfäli- reichte Soroptimist sches Wirtschafts- Intern Anfang der archiv zu Köln 2000er Jahre, etwa sein. Just im Som- ab 2010 erhielt mer 1973, als SID- die Redaktion na- Ute Jacobs (links) und Klara van Eyll Präsidentin Marie- hezu alle Berichte Theres Mackowsky und Fotos der Clubschwestern per Email. die Edition eines regelmäßig erscheinenden Die Redakteurin konnte die digitalen Bei- Mitteilungsblatts der damaligen Deutschen träge nun einfacher in Rubriken einteilen Union plante, wurde Klara van Eyll in den und die Texte schneller redigieren. Die Club Köln aufgenommen und zwar von Fotodateien ließen sich bearbeiten und die der damaligen Clubpräsidentin Katharina Ansicht – sofern es die Auflösung zuließ – Schmitz. Diese war seit Herbst die erste verbessern. Ein sehr schöner Nebeneffekt Redakteurin von Soroptimist Intern. Ute der digitalen Redaktionsarbeit war die Ein- Jacobs, Freundin von Klara, gehörte seit 16 SI Nr. 180/07-2020
Der Blick nach innen Was macht eigentlich ...? 1975 ebenfalls zum Club Köln. Beide Studien mehr Raum zu geben. übernahmen bereits wenige Jahre später Auch die digitale Redakteurin benötigt wei- SID-Ämter. Auf Grund ihrer Erfahrung als terhin viele Talente. Das beginnt bei der SID-Schatzmeisterin richtete Klara auf Themensuche für die verschiedenen Rubri- Bitte des Vorstands zu Beginn der 80er ken und der Frage, wer zu welchen The- Jahre bei inzwischen knapp 40 deutschen men Texte beisteuern kann. Gelassenheit ist Clubs in dem gemeinsamen Kölner Domi- gefragt, um dann mit bis zu 90 Texten samt zil eine „Ständige Koordinierungsstelle“ Bildern pro Ausgabe zu jonglieren, die je- für wiederkehrende Aufgaben von SID weils passende Rubrik zu finden und jedem ein. Dies war bis 1993 die ehrenamtlich Text das richtige Bild zuzuordnen. Die Re- arbeitende Vorläuferin der heutigen Ge- dakteurin liest und redigiert alle Texte und schäftsstelle in Hannover. kürzt Beiträge, vor allem für die Rubrik Per- Die übersichtliche Sortierung in Rubriken, sönliches – meist in Zusammenarbeit mit die Kathy Kaaf angeregt und mitgestaltet der jeweiligen Autorin – auf maximal 900 hatte, sorgte ab der Januar-Ausgabe von Zeichen, da dieses Ressort aufgrund der 1996 für mehr Lesevergnügen. Ab Juli 2001 Fülle der eingereichten Texte sonst den wurden die Beiträge nach Bezirken sortiert, Hauptteil der gesamten Ausgabe einneh- so dass jeder Club seinen Beitrag schnell men würde. Dazu gibt es einen regen Aus- finden konnte. Seit 2012 orientieren sich tausch mit den Einsenderinnen zu den Tex- die Rubriken mehr an der soroptimistischen ten und vor allem zu den Fotos. Das Arbeit, und die Berichte sind thematisch digitale Bild und das Geheimnis seines nach Programmarbeit und Projektarbeit ge- Aufbaus in Pixel sind für viele Sorores noch ordnet. Seitdem wird in jedem Heft ein unergründlich. Aber alle Einsenderinnen Thema als Blickpunkt gesondert betrachtet bemühen sich und sind sehr daran interes- und die Redaktion fragt bei Clubschwestern siert, dass ihren mühevoll erstellten Text ein nach Texten an. 2017 kamen weitere Rubri- schönes Bild begleitet. Sobald die Texte gut ken hinzu, um allgemeinen SI-Themen wie gefeilt und gesammelt sowie die Bilder auf- die Stellung der Frau, Frauenrechte, Bil- gehellt und zugeschnitten sind, geht alles dung, Menschenrechte, Arbeit einer NGO, an den Layouter, der die Berichte und die andere Service-Clubs und Berichte über Fotos in das Heftformat setzt. Diese Version Die Heft-Layouts erfuhren nach der Erstausgabe 1973 (ganz links) in den letzten Jahrzehnten optische Veränderungen SI Nr. 180/07-2020 17
Der Blick nach innen Was macht eigentlich ...? sehen mehrere Korrekturleserinnen und das geht es auch bei der „Online-Ausgabe“ g eben die letzten Änderungen für die von Soroptimist Intern. Im Mitgliederbe- Druckfreigabe durch. reich der SID-Website kann man sich die Seit 2017 fungiert die Redakteurin gleich- Hefte im PDF-Format herunterladen, und zeitig als Anzeigenverwalterin. Werbung in seit neuestem ist die jeweils aktuelle Soroptimist Intern hat eine lange Tradition, Ausgabe auch auf der Startseite unserer die Zahl der Inserenten und Inserentinnen Website hinterlegt, nachdem die generelle schwankt wie bei anderen Print-Zeitschrif- Freigabe durch unseren Datenschutzbeauf- ten auch und folgt daher wohl den allge- tragten erfolgt ist. Die nächste Aufgabe der meinen Bedürfnissen des Marktes. Im Zuge Redakteurin steht damit schon fest: Die für der Digitalisierung gehört Soroptimist Intern den Druck gedachte Version so umzuge- zum SID-Marketing-Mix aus Print- und stalten, dass auch das Lesen auf dem Online-Medien inklusive der Verknüpfun- PC, Smartphone oder Tablet eine wahre gen mit Social Media. Für das fruchtbare Freude ist. Zusammenspiel aller SI-Medien sorgt seit Hildegard Koehler, Club Regensburg einigen Jahren die Kommunikationskoordi- Klara van Eyll und Ute Jacobs, Club Köln natorin, damit alle wichtigen SI-Themen Bettina Jödicke-Braas, Club Augsburg „kanalgerecht“ veröffentlicht werden. Um Die Redakteurinnen von 1973 bis heute Jahr Ausgabe von bis Name SI-Club 1973 Nr. 1–Nr.15 Katharina Schmitz Köln 1978 Nr. 16 K. Schmitz u. Inka Emmerich Köln, Bonn/ Bad Godesberg 1979 Nr. 17–Nr. 18 Inka Emmerich Bonn/Bad Godesberg 1979 Nr. 19–Nr. 47 Jutta Rosengarten Mannheim 1987 Nr. 48–Nr. 49 Marlene Gerwin Frankfurt am Main 1987 Nr. 50–Nr. 90 Gisa von Barsewisch Hamburg 1998 Nr. 91–Nr. 168 Hildegard Koehler Regensburg 2017 Nr. 169 ff. Bettina Jödicke-Braas Augsburg Schöne Bilder bereichern jeden Text. Bitte achtet auf die Auflösung (mindestens 300 dpi) und auf die Dateigröße (mindestens 1 MB). Bei Fragen dazu könnt Ihr Euch gerne an die Redaktion wenden. 18 SI Nr. 180/07-2020
Programmarbeit Club Regensburg: Begegnung mit dem modernen Islam Ein Zeichen von Offenheit und Toleranz die Islamische Gemeinde Penzberg nicht setzte der Club Regensburg, als er ins bay- nur zu einem bayerischen Vorzeigemodell, erische Oberland nach Penzberg fuhr. Hier sondern auch zu einem Hoffnungsträger für besuchten wir auf Vermittlung von Club- ein gelingendes interreligiöses Zusammen- schwester Beate Eichinger die Moschee leben in ganz Deutschland. und das sozial-kulturelle Islamische Zen- Die Soroptimistinnen erfuhren hier große trum. Vor Ort wies uns ein filigranes, aus Gastfreundschaft: Wir besichtigten das ge- arabischen Schriftzeichen gebildetes Mina- samte Gemeindezentrum, nahmen am Mit- rett auf die Mo- tagsgebet mit Imam schee hin, die weit- Benjamin Idriz in läufige Bibliothek der Moschee teil signalisierte schon und genossen ein durch die Architek- köstliches orientali- tur der bis zum Bo- sches Mittagsbuf- d e n r e i ch e n d e n fet. Am Nachmittag Fenster ihre Offen- bildete sich ein heit für alle Besu- Gesprächskreis cher. zum christlich-isla- Hier versammelten mischen Dialog; an sich die zahlrei- ihm nahmen neben chen Clubschwe- Gönül Yerli auch stern, als Gönül deren Ehemann Yerli, Islamische Bayram Yerli als Religionspädagogin Vorsitzender des und Stellvertreterin Vereins und Bern- des Imam, uns mit hard Holz, der ka- einem sehr persön- tholische Pfarrer lichen Bericht über Gönül Yerli, Islamische Religionspädagogin und Stellvertreterin des von Penzberg, teil. Imam in der Moschee in Penzberg die Entstehung und In heiterer, gelöster die Aktivitäten des Islamischen Vereins in- Atmosphäre berichteten sie von der frucht- formierte. Er wurde 1994 gegründet und baren Zusammenarbeit im gesamten gesell- bietet eine religiöse Heimat für Muslime schaftlichen Leben der Kleinstadt. „Wir aus den verschiedensten Ländern. Unab- passen aufeinander auf – als Freunde“, so hängig von jedweden spezifischen Regie- die gemeinsame Grundhaltung, die für alle rungsinteressen eines Herkunftslandes setzt Teilnehmenden spürbar wurde. Ein beein- er sich die Entwicklung eines europäisch druckender Besuch: Er vermittelt die Hoff- geprägten Islam zum Ziel. 2005 konnten nung, dass trotz zahlreicher Anfeindungen die Moschee und das Gemeindezentrum von außen die Entwicklung eines modernen eröffnet werden, das seither als Ort der Be- Islam bei uns in Zukunft möglich ist. gegnung und der Kommunikation zwischen Beate Eichinger und Heidemarie Schmid, Religionen und Kulturen dient. So wurde Club Regensburg SI Nr. 180/07-2020 19
Programmarbeit Club Hannover: Schwimmunterricht mit Sponsorenhilfe Derzeit ertrinken jährlich 90 Kinder in for Kids“ sowie IKEA Großburgwedel, der Deutschland, da sie das lebenswichtige Drogeriekette dm und dem Expopark bezu- Schwimmen nicht erlernt haben. Für den schusst er seit dem letzten Jahr Schwimm- Club Hannover Grund genug, sich in einem kurse für Kinder und Jugendliche aus sozial neuen Projekt einzubringen. In Kooperation schwachen Familien sowie Familien mit mit dem gemeinnützigen Verein „Business Migrationshintergrund. 120 Euro kostet ein Schwimmkurs pro Kind, dank des neuen Sponsorenzusammenschlusses ist nur ein Eigenanteil von sechs Euro zu ent- richten. Rund 300 Heranwachsenden konnte dadurch 2019 der Erwerb des „Seepferdchens“ bzw. des Bronzeabzei- chens ermöglicht werden. Aufgrund der positiven Bilanz sowohl seitens der Fa- milien und Schwimmlehrer als auch seitens der Sponsoren wird das Projekt fortgesetzt. Carolin von der Wense, Club Hannover Dankesplakat der Schwimmkursteilnehmer an den Club Hannover Club Bamberg-Wilde Rose: Sicher im Netz? Wie jedes Jahr führten die Clubs Bamberg- wältin Gesa Stückmann den Hauptvortrag Wilde Rose, Bamberg-Kunigunde und Wür- zum Thema Cybermobbing. Sie ist Soropti- gau-Fränkische Schweiz am Weltfrauentag mistin im Club Rostock und beschäftigt sich gemeinsam eine Veranstaltung durch. Diese beruflich seit dreizehn Jahren mit diesem richteten die Wilden Rosen in der Galerie Aspekt der Internetkriminalität. Da sie nicht der Konzerthalle aus. Thema war die Cyber- selbst vor Ort sein konnte, war sie über das kriminalität. Ein Thema, das leider immer Web zugeschaltet und verdeutlichte an- mehr an Aktualität gewinnt. Es kamen rund hand einiger ihrer Fälle sehr anschaulich, 70 Zuhörer von verschiedenen SI-Clubs, wie sich Mobbing mit Hilfe digitaler Me- Schulen und anderen Gruppen. Nach der dien seit StudiVZ bis heute zu WhatsApp Begrüßung durch unsere Präsidentin Elisa- immer mehr verbreitete. Oft werden dabei beth Barth-Söder und den Oberbürgermei- die Opfer von den Tätern als Schuldige ster der Stadt Bamberg hielt die Rechtsan- oder Verursacher des Mobbings dargestellt, 20 SI Nr. 180/07-2020
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