Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage

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Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
niedersächsische musiktage
28. August – 2. Oktober 2021

Rituale
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Liebe Freundinnen und Freunde der Niedersächsischen Musiktage,

„Rituale und Zeremonien sind die genuin menschlichen Handlungen, die das Leben festlich und zau-
berhaft erscheinen lassen“, so formuliert es der Philosoph Byung-Chul Han. Es liegt in der Eigenart
des Rituals, ein Ereignis mit der Aura des Besonderen, Feierlichen aufzuladen und es so dem schnö-
den Alltag zu entheben. Gleichzeitig werten Alltagsrituale unser Leben auf, geben uns Gewissheiten
und Struktur. Wie sehr wir sie brauchen, diese Gewissheiten und Haltepunkte im Leben, haben wir in
den vergangenen Monaten durch die Corona-Pandemie erfahren. Plötzlich waren unsere altgewohnten
Rituale nicht mehr möglich, die Feierlichkeiten mit Familien und Freunden. Und zu den emotionalen
kamen nach und nach die existenziellen Krisen hinzu, gesamtwirtschaftlich, aber besonders stark auch
im Kulturbereich.

Als Niedersächsische Sparkassenstiftung war es uns von Anfang an ein Anliegen, uns besonders in
dieser schweren Zeit als Unterstützer der Kultur zu zeigen; nicht allein durch unseren Sonderfonds für
Kulturschaffende, sondern auch, indem wir Grundlagen schaffen für den Fortbestand der lebendigen
Kultur in Niedersachsen. Denn über alle existenziellen Fragen hinaus geht es ja auch darum, Künst­
lerinnen und Künstlern die Ausübung ihrer Profession zu ermöglichen und den Menschen in Nieder-
sachsen wieder die Gelegenheit zu geben, sich mit dieser Kunst auseinanderzusetzen.

Ein landesweites Podium dafür bieten die Niedersächsischen Musiktage. Und die Zeichen stehen mehr
als günstig, dass unser Festival in diesem Jahr tatsächlich wieder auf Reisen gehen kann. Auch hier
werden wir einige der hergebrachten Rituale zwischenzeitlich ad acta legen oder neu interpretieren
müssen. Viele Szenarien haben wir in den vergangenen Monaten entwickelt und Veranstaltungen
immer wieder umgeplant, um Verordnungen zu genügen und für die Sicherheit unseres Publikums zu
sorgen. Aber das Wichtigste ist: Wir werden da sein, und wir freuen uns darauf! Dass dies möglich sein
wird, ist nicht zuletzt das große Verdienst unseres Teams um Intendant Anselm Cybinski, aber auch
all der Sparkassen und Mitveranstalter im Land, die diesen Weg mit großer Entschlossenheit und dem
Mut zum kulturellen Neustart gemeinsam mit uns gehen.

Wir wünschen Ihnen und uns eine festliche, zauberhafte Musiktage-Saison.

Thomas Mang                       Dr. Johannes Janssen                 Martina Fragge
Präsident                         Stiftungsdirektor                    stellv. Geschäftsführerin
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Rituale: Formen der Freiheit
                                                       Wie gut ist es da, sich dem eigenwilligen Rhyth-
                                                       mus der Musik anzuvertrauen! Wahrzunehmen,
                                                       wie Klänge ihre Energiezustände verändern, wie
                                                       sich langsam Spannung aufbaut. Ergriffen zu sein
                                                       von der ungreifbaren Schönheit einer Passage, die
                                                       im Fluss der Klänge ganz plötzlich an die Ober­
                                                       fläche kam. Dass Musik und Rituelles aufs Engste
                                                       zusammenhängen, liegt auf der Hand. Beinahe
                                                       alles, was bis ins frühe 19. Jahrhundert kompo-
                                                       niert respektive aufgeführt wurde, hatte irgendwie
                                                       mit Festen oder Glaubensausübung zu tun, mit
                                                       höfischer Repräsentation oder häuslichen Alltags-
                                                       verrichtungen. Als die Musik dann langsam auto-
                                                       nom zu werden glaubte, da schuf sie sich sofort
Liebe Freundinnen und Freunde der Niedersäch­          wieder ihr ganz eigenes Ritual; wir nennen es
sischen Musiktage,                                     „Konzert“. Bis heute gilt: Wo immer die prekären
                                                       Übergänge des Lebens zu gestalten sind, da er-
kaum etwas hat so sehr gefehlt während der             klingt Musik. Die wunderbaren Künstlerinnen und
­Lockdown-Monate wie der Puls und der Atem             Künstler unserer Niedersächsischen Musiktage
 der anderen. Zusammen sein, nicht für sich!           laden Sie dazu ein, die Spuren ritualisierter Vor-
 Tanz und Feier, gemeinsames Musikmachen und           gänge in der Tonkunst wiederzuentdecken.
 Musik­hören: Die Handlungen vollziehen, mit           ­Kultische Assoziationen bilden einen Schwerpunkt
 denen Menschen einer außergewöhnlichen Situa-          der Programme vom Chorkonzert bis zur Jazz­
 tion eine Form geben. Die Augenblicke der aktiven      improvisation. Mit einer Fülle origineller Formate
 ­Verständigung spüren, in denen sich das Erlebnis      befragen Solisten, Ensembles und Orchester
  des Individuums mit dem der anderen verbindet.        zudem die Gültigkeit gängiger Konzertabläufe.
                                                        Vor allem aber wollen sie zeigen, welche Binde-
Die kleinen Rituale des Alltags, aber auch die          kraft Rituale, alte und neue, zwischen den Men-
­größeren des Lebenslaufes oder der politischen         schen entfalten können.
 Öffentlichkeit – sie alle wollen neu überprüft wer-
 den. Dabei hat das aktuelle Interesse an kollek­      Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Ihnen endlich
 tiven Praktiken wohl tiefere Gründe. Wo autoritäre    wieder Musik zu erleben. Konzentriert, aufmerk-
 Systeme zum kritiklosen Mitmachen zwingen,            sam und doch entspannt. An reizvollen Orten im
 da sind Rituale fraglos mit Vorsicht zu genießen.     ganzen Land, die wirkliche Resonanz entstehen
 Nicht ganz zu Unrecht stehen sie im Ruf der           lassen – sowohl akustische als auch soziale. Wel-
 ­seelenlosen Wiederholung formalisierter Abläufe –    chen Wert das Erlebnis einer öffentlichen Musik-
  bloße Behauptung von Sinn und Erhabenheit, das       darbietung darstellt, haben wir alle in den vergan-
  scheinbare Gegenteil einer selbstbestimmten          genen Monaten besonders deutlich gespürt.
  ­Lebensgestaltung. Die digitale Selfie-Kultur der
   Gegenwart aber hat die Dinge fundamental verän-     Herzliche Grüße
   dert. Dem unverstellten Ausleben des eigenen        Ihr
   Selbst, jederzeit und überall, steht kaum mehr
   etwas im Wege. Gefragt ist, was „authentisch“ ist
   und Likes generiert. Menschliche Lebenszeit wird
   zur „Timeline“, zum hochfrequenten Staccato         Anselm Cybinski
   leicht erreichbarer Attraktionen.                   Intendant
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Grußwort des Niedersächsischen
Ministerpräsidenten
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!“ Ich freue mich,
dass die im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie
verschobenen Niedersächsischen Musiktage unter dem
Motto „Rituale“ nunmehr stattfinden können und ein
Festivalprogramm bieten, wonach sich viele Mitbürgerin-
nen und Mitbürger sehnen. Denn das Jahr 2020 hat uns
deutlich gezeigt, wie schmerzlich der Verzicht auf ge-
wohnte Rituale, auf Kunst und Kultur für alle von uns ist.

Rituale können Sicherheit geben – für den Alltag und
auch für eine Gesellschaft. Gerade in gesellschaftlich an-
gespannten Zeiten ist dies von besonderer Bedeutung.
Gleichzeitig macht das Festivalprogramm deutlich, dass
Rituale nicht nur rückwärtsgewandt zu verstehen sind,
sondern eine hervorragende Grundlage für Kreatives
und für Ungewohntes sein können.

Mit diesem gesellschaftlich höchst relevanten Themen-
komplex setzt sich das Festival in zahlreichen Konzerten
künstlerisch auseinander. Das von Intendant Anselm
­Cybinski klug zusammengestellte hochkarätige Pro-
 gramm findet dabei an kleinen wie auch an großen
 Orten im ganzen Land statt. Über die enge Zusammen­

                                                             Rituale
 arbeit mit den Sparkassen und Akteuren vor Ort nimmt
 es regionale Impulse auf. So gelingt es, ein breites
 ­Publikum für die Konzerte zu begeistern.

Mein besonderer Dank gebührt der Niedersächsischen
Sparkassenstiftung. Mit Ihrem starken Engagement

                                                             Programm
­gestalten Sie unser Musikland Niedersachsen maßgeb-
 lich mit. Für das diesjährige Festival wünsche ich allen
 Beteiligten und Besucherinnen und Besuchern große
 Freude an den vertrauten Klängen – und an den neuen
 musikalischen und gesellschaftlichen Impulsen, die
 das Festival setzt.

Stephan Weil
Niedersächsischer Ministerpräsident
                                                                   Programm
                                                                   … nach Regionen
                                                                     … nach Datum
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Sommernacht zwischen Licht und Schatten                                                                      Süß & bitter
Abendmusiken von Benjamin Britten und W. A. Mozart                                                           Chansons aus der Zeit um 1930
Michael Porter (Tenor), Amanda Kleinbart (Horn), ensemble reflektor, Thomas Klug (Leitung)                   Ethel Merhaut & Quartett

Sa 28.8., 17.00 Uhr und 20.00 Uhr                                                                            Sa 28.8., 22.00 Uhr
Alte Kesselschmiede, Papenburg                         S Sparkasse                                          Alte Kesselschmiede, Papenburg                     S Sparkasse
€ 35 / 30 . € 30 / 25 erm.                                Emsland          Papenburg Kultur                  € 25 / 20 . € 20 / 15 erm.                            Emsland          Papenburg Kultur

Mit einem Marsch pflegte die auswendig spielen-        und Fernweh stand, hebt die fundamentalen             Die Hits der Zeit von „Babylon Berlin“: Selten     Unter den gesellschaftlichen Entwicklungen der
de Kapelle aus der Stadt vor das Schloss zu ziehen.    Unterschiede nur umso deutlicher hervor: Den
                                                       ­                                                     waren sich anspruchsvolle und populäre Kultur so   1920er Jahre war die weibliche Emanzipation wohl
Und mit einem Marsch entfernte sie sich wieder,        beiden Werken liegen denkbar gegensätzliche           nahe wie während des sprichwörtlichen „Tanzes      eine der langfristig folgenreichsten: Frauen durf-
nachdem sie die sommerliche Serenade zur Auf-          Vorstellungen der Nacht zugrunde.                     auf dem Vulkan“ um 1930. Eine verspätete Blüte     ten wählen und gingen zur Arbeit, sie forderten
führung gebracht hatte. Gedacht als Attraktion         „Die Nacht ist erhaben, der Tag ist schön“, hat       der Operette mischte sich mit den neuen Genres     Selbstständigkeit und stellten erotische Ansprü-
festlicher Anlässe beim Salzburger Hof oder im         ­Immanuel Kant gesagt. Die Stunden der Dunkel-        städtischer Unterhaltung wie Kabarett, Schlager-   che. Ethel Merhaut findet ihren ganz persönlichen
Garten wohlhabender Bürger, feiern Mozarts Sere-        heit beförderten Empfindungen „von Freundschaft,     revue und den frühen Produktionen für die elekt-   Zugang zu diesem Zeitgeist. Unangestrengt
naden die heitere Geselligkeit zivilisierter Indivi-    von Verachtung der Welt, von Ewigkeit“, war der      ronischen Massenmedien. Foxtrott, Tango und        nimmt die junge Wienerin die Übergänge zwi-
duen – und dienen zugleich dem Repräsentations-         Aufklärer überzeugt. Die romantische Nacht der       Walzer geben den Takt vor in den Songs aus Wien    schen leichtfüßigem Parlando, tenoraler Laszivität
bedürfnis des feudalen Zeitalters. Die Posthorn-        englischen Gedichte aus drei Jahrhunderten indes,    und Berlin, die Ethel Merhaut für ihr Programm     und den geschmeidigen Kantilenen ihrer attrakti-
Serenade vom Sommer 1779 ist das prachtvollste          die Brittens traumzartem Liederzyklus zugrunde       ausgewählt hat. Die Melodien gehen direkt ins      ven Sopranstimme. Im spielerischen Austausch
Werk seiner Art. Sinfonisch in den Dimensionen,         liegen, ist eine Zone lockend-bedrohlicher Geister   Ohr, die Texte amüsieren mit pointiertem Wort-     mit dem Jazzquartett um den Pianisten Belush
kammermusikalisch aufgefächert in seinen Farben         und der morbiden Todessehnsüchte – Gegenwelt         witz. Und die frivolen Anspielungen fordern zum    Korenyi sind kammermusikalisch intime Arrange-
und eleganten Gesten. Dass dabei, genau wie in          zur kühlen Rationalität des Tages. Ein vom Solo-     aufmerksamen Zuhören auf. Frauentypen im           ments von beiläufiger Virtuosität entstanden.
Benjamin Brittens Serenade von 1943, ein Horn           horn aus der Nähe geblasener Prolog, dessen          Spannungsfeld zwischen romantischen Sehnsüch-      Elastisch swingend und durchlässig gebaut, las-
eine tragende Rolle spielt, jenes Instrument, des-      Musik am Ende nochmals aus der Ferne als Epilog      ten, moderner Selbstbestimmung und männlichen      sen sie den souveränen Musikerinnen und Musi-
sen Klang bis zur frühen Moderne für Aufbruch           herübertönt, markiert den Rahmen des Rituals.        Projektionen stehen im Mittelpunkt der Auswahl.    kern viel Raum zur individuellen Entfaltung.

  weitere Informationen                                                                                       weitere Informationen                                                         Programm
  Karten buchen                                                                                               Karten buchen                                                                 … nach Regionen
                                                                                                                                                                                                … nach Datum
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Formvollendet spontan                                                                                      Foxtrott auf dem Pulverfass
Markus Beckers „Re: Beethoven“                                                                             Texte und Schlager aus der Zeit um 1930
Markus Becker (Klavier)                                                                                    Barnaby Metschurat (Lesung), Ethel Merhaut & Quartett

So 29.8., 11.00 Uhr                                                                                        So 29.8., 12.00 Uhr                   So 29.8., 18.00 Uhr
Alte Kesselschmiede, Papenburg     S Sparkasse                                                            Theaterplatz, Meppen                  Universitätsplatz, Lingen
€ 22 . € 17 erm.                      Emsland                         Papenburg Kultur                     Eintritt frei                         Eintritt frei
                                                                                                           Theatergemeinde Meppen e. V.          Stadt Lingen, Fachbereich           S Sparkasse
                                                                                                                                                 „Kultur & Touristik“                   Emsland

Die alten Konzertrituale neu denken? Klar, das      Das im Herbst 2019 erschienene Album „Freistil“
wollen viele. Markus Becker, Klavierprofessor aus   versammelte poetische Konzentrate von unmittel-
Hannover, international gefragter Solist, der mit   bar eingängiger Schönheit. Ebenso lässig wie stil-
luziden Haydn-Aufnahmen für Furore sorgt und        sicher im Ton, entzogen sie sich allen Klischees des
sich gern mit schwerblütiger Kost von Reger oder    Piano-Jazz. „Re: Beethoven“ heißt Beckers neues
Pfitzner beschäftigt, wofür er bedeutende Schall-   Programm, in dem Highlights wie die „Appassiona-
plattenpreise gewonnen hat – Markus Becker also     ta“, aber auch die späten Bagatellen und ausge-
setzt nicht beim „Wie“ der Präsentation an. Son-    wählte Lieder eine Rolle spielen werden. Beetho-       „Kreuzberger Nächte sind lang“, sangen einst die        „der erste große Berlin-Roman des 21. Jahrhun-
dern direkt beim „Was“: dem Inhalt, dem Pro-        ven mit improvisierten Kommentaren? Geht das           Gebrüder Blattschuss. Das war lange vor den Zei-        derts“, urteilte kurz und bündig die Süddeutsche
gramm. Mit leichter Hand erweckt er eine Kunst      überhaupt? Wachte nicht gerade der Meister aus         ten des internationalen „Easyjetsets“, der Berlin zu    Zeitung. Barnaby Metschurats jugendlich-rüde
zu neuem Leben, die bis vor hundert Jahren von      Bonn eifersüchtig darüber, dass seine Notentexte       seiner Lieblingsdestination machen sollte. Wie es       Stimme begleitet die Dealer, Türsteher und Notfall-
zahlreichen komponierenden Pianisten gepflegt       exakt so gespielt würden, wie er sie notiert hatte?    am Rande des hauptstädtischen Partybetriebs             sanitäter auf ihren Nachtschichten. Ethel Merhaut
wurde, heute aber beinahe verschwunden ist.         Ja, richtig. Doch bekanntlich war Beethoven es         heute aussieht, was jene Menschen erleben, die          und ihre Band lassen derweil das Berliner Nachtle-
Spielen und Erfinden gehören für den Ästheten       eben auch, der „Freyheit, Weitergehen“ für den         nachts ihren Job erledigen, während um sie herum        ben um 1930 aufleben – die Blütezeit der Unterhal-
an den Tasten zusammen. In seinen kurzweiligen      höchsten Zweck der Kunstwelt und der Schöpfung         wild gefeiert wird, das hat der Berliner Punk­musiker   tung schlechthin. Pikante Songs aus Operette,
Recitals verbinden sich spontanes Präludieren,      überhaupt hielt. Die Magmaströme sind also noch        Thorsten Nagelschmidt in seinem Roman „­Arbeit“         Revue und frühem Tonfilm sind da in elegant swin-
gelenktes Assoziieren und minutiös Komponier-       warm. Schlicht „verjazzt“ wird hier ohnehin nichts:    (2020) eingefangen. Nagelschmidts Episoden fes-         genden Arrangements zu hören, darunter Hits wie
tes mit der Lust am geistreichen Zitat. Seit frü-   Genau wie der Klassiker selbst, arbeitet Becker mit    seln mit Härte, Tempo und Witz – und sind doch          „Waldemar“ oder „Ich weiß, es wird einmal ein
hester Kindheit hat Becker neben dem klassi-        spezifischen melodischen, harmonischen oder            immer mit Empathie erzählt. Der Blick ist so klar,      Wunder geschehen“. Foxtrott, Tango und Wiener
schen Repertoire stets auch die Jazzimprovisa­      rhythmischen Elementen der Partituren – und            die Sprache derart genau, dass kleine Szenen            Walzer geben den Takt vor. Unter den flinken Füßen
tion gepflegt.                                      formt daraus überraschend Neues.                       ganze Leben zu erzählen scheinen. „Arbeit“ sei          der Tanzenden aber brodelt der Vulkan ...

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  Karten buchen                                                                                                                                                                                  … nach Regionen
                                                                                                                                                                                                    … nach Datum
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Unter dem Eindruck des ersten Corona-Lockdowns haben die
Niedersächsischen Musiktage und das Literaturfest Niedersach-
sen ein neues Format entwickelt, mit dem sie 2020 erstmals ge-
meinsam auf Tour gingen: die „Festivals aufm Platz“. Eine mobile
Bühne reist mit einem dramaturgisch ausgefeilten Musik- und
Literaturprogramm und besonders charismatischen Performern
durch ausgewählte niedersächsische Regionen. Die Mauern und
Begrenzungen fallen hier weg: „Festivals aufm Platz“ begegnet
den Besucherinnen und Besuchern im nach allen Seiten durch-
lässigen öffentlichen Raum – unterhaltsam und hochklassig, bei
freiem Eintritt und open air.

Das Konzept hat sich bewährt – Grund genug, die „Festivals
aufm Platz“ als festen Bestandteil beider Festivals ins Programm
aufzunehmen. Und so sind sie auch 2021 wieder unterwegs,
auf malerischen Markt- und Kirchplätzen, vor Rathäusern und
im Innenhof des einzigen Königsschlosses Norddeutschlands.
Schlager aus dem Berlin der 1930er Jahre begegnen Texten
über eine Stadt, die nicht müde wird, am Rande des Abgrunds zu
feiern und zu tanzen. Musik aus dem Sehnsuchtsland der Deut-
schen verschränkt sich mit literarischen Leckerbissen aus und
über Italien. Musikerinnen und Musiker wie Ethel Merhaut mit
ihrem Jazzquartett, die Geigerin Veronica Eberle und der Kontra-
bassist Edicson Ruiz und Schauspieler wie Barnaby Metschurat
bringen swingende Lebensfreude und mediterranes Dolce Vita in
die lange Zeit stillen Innenstädte im Emsland und im südlichen
Niedersachsen.

                                                                    Programm
                                                                    … nach Regionen
                                                                      … nach Datum
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Ritus des Frühjahrs                                                                                       Goldberg von außen nach innen
Strawinskys „Sacre“ und Vierhändiges von Mozart, Schubert und Mendelssohn                                 Musikalische Nachtrituale unter Bäumen und im Saal
Lucas und Arthur Jussen (Klavier)                                                                         Niklas Liepe (Violine), junge norddeutsche philharmonie, Jakob Lehmann (Leitung)

Do 2.9., 19.30 Uhr                                                                                        Sa 4.9., 18.00 Uhr                                     So 5.9., 18.00 Uhr
Gut Varrel, Stuhr                  S Kreissparkasse                                                      Kloster Walsrode                                       Kulturforum Lüneburg, Konzertscheune
€ 22 / 17 . € 17 / 12 erm.            Syke                            Gemeinde Stuhr                      € 25 / 20 . € 20 / 15 erm.                             € 25 . € 20 erm.

                                                                                                          S Kreissparkasse                                      S Sparkasse
                                                                                                             Walsrode                                               Lüneburg
                                                                                                          TriBuehne e. V., Kloster Walsrode,                     Kulturforum Lüneburg e. V.
                                                                                                          Stadtkirche Walsrode

                                                                                                          Ein knappes Dutzend lebender Komponistinnen
                                                                                                          und Komponisten hat Niklas Liepe, der umtriebi-
                                                                                                          ge junge Hamburger Geiger, beauftragt, sich mu-
                                                                                                          sikalische Gedanken zu den populären „Gold-
                                                                                                          berg-Variationen“ zu machen. Über einer stets
                                                                                                          wiederkehrenden Basslinie errichtet Bachs größ-
                                                                                                          tes zusammenhängendes Klavierwerk eine im-
                                                                                                          ponierende Architektur: aus populären Tänzen,
                                                                                                          kunstvollen Kanons und brillanten Virtuosen-
                                                                                                          nummern. Der Legende nach schrieb er seine
                                                                                                          „30 Veränderungen“ für einen unter Schlaflosig-
                                                                                                          keit leidenden Reichsgrafen. Der noch nicht
                                                                                                          15-jährige Johann Gottlieb Goldberg, Cembalist
                                                                                                          des edlen Herrn, sollte ihm in unruhigen Stun-
                                                                                                          den daraus vorspielen. Goldbergs nächtliche
Zwei Menschen eng nebeneinander an einer Kla-       ­ odien präsent; soeben ist ihre siebte Aufnahme
                                                    P                                                     Cembalo-Fron hat die Zeitgenossen zu ebenso
viertastatur: Sie atmen gemeinsam, singen und       bei der Deutschen Grammophon erschienen.              filmisch suggestiven wie originellen Fantasien
sprechen zusammen auf dem Instrument. Und           Während die beiden Jungstars nichts von ihrer         über das Wechselspiel aus Getriebenheit und Er-
formen dabei einen Klang, in dem das Empfinden      jungenhaften Frische verloren haben, sind sie zu      holungsbedürfnis inspiriert.
zweier Individuen zur Einheit verschmilzt. Das      Interpreten von immenser gestalterischer Autori-      Liepes „Goldberg Reflections“ kombinieren die
vierhändige Klavierspiel gehörte zu den wichtigs-   tät herangereift. Mit stilistischer Raffinesse, ma-   Neukompositionen mit Ausschnitten aus dem
ten hausmusikalischen Ritualen des 19. Jahrhun-     nueller Brillanz und tiefem Ernst entfalten sie die   Bach’schen Original in Versionen für Solo-Violine
derts. Zu zweit ließen sich die gängigen Arrange-   Facetten der vierhändigen Meisterwerke vom Ba-        und Streicher. Bei den Niedersächsischen Musik-
ments großer Sinfonien und Kammermusikwerke         rock bis zur Gegenwart. Neben Schuberts melan-        tagen erfährt das viel beachtete CD-Projekt nun
zum Klingen bringen. Das Originalrepertoire ist     cholisch bezaubernder f-Moll-Fantasie und den         eine konzeptionelle Erweiterung: Die junge nord-
dagegen eher schmal. Viele Jahre der Zusam-         betörend leuchtenden Werken der beiden Wun-           deutsche philharmonie bettet die „Reflections“ in
menarbeit sind vonnöten, um die wohl intimste       derkinder Mozart und Mendelssohn ist in Varrel        ein zweiteiliges Ritual zwischen Wachen und
Form des Duospiels zu echter Vollkommenheit zu      auch Igor Strawinskys eigenhändige Klavierfas-        Schlafen, Tag und Nacht ein. Teils im Freien, teils
entwickeln. Kaum Zufall also, dass es immer wie-    sung des „Sacre du Printemps“ zu hören. Der           im Innenraum spielend, führt die innovative Kam-
der Geschwisterpaare sind, die sich als Klavier-    „Ritus des Frühjahrs“ aus dem „heidnischen            merorchesterformation aus dem bewegten Alltag
duos etablieren.                                    Russland“ gilt nicht nur als eine der revolutio-      hinüber in eine meditative Innenschau. Die „Gold-
Lucas und Arthur Jussen, inzwischen 28 und 25       närsten Taten des frühen 20. Jahrhunderts auf         berg-Variationen“ und ihre Neudeutungen be-
Jahre alt, die beiden Brüder aus Hilversum, sind    dem Gebiet der Musik, er ist auch ein einziger        gegnen dabei Werken von Komponisten wie Toru
seit über zehn Jahren auf den internationalen       Rausch aus Rhythmus, Groove und Tanz.                 Takemitsu, Arvo Pärt oder Uri Caine.

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 Karten buchen                                                                                             weitere Informationen              weitere Informationen                         … nach Regionen
                                                                                                                                                                                                 … nach Datum
                                                                                                            Karten buchen                      Karten buchen
Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Dem Heil entgegen                                                                                           Alle Brandenburgischen
Arvo Pärt: Kanon Pokajanen                                                                                  Bachs Brandenburgische Konzerte 1 – 6 an einem Abend
Cappella Amsterdam, Daniel Reuss / Endrik Üksvärav (Leitung)                                                Barockorchester la festa musicale

Di 7.9., 19.30 Uhr                  Mi 8.9., 19.30 Uhr                                                      Do 9.9., 19.30 Uhr                   Fr 10.9., 19.30 Uhr           So 12.9., 17.00 Uhr
St. Viktor Kirche, Damme            Stiftskirche Bad Gandersheim                                            St. Cosmas und Damian Kirche,        Münster St. Bonifatius,       Schloss Landestrost,
€ 25 . € 20 erm.                    € 25 . € 20 erm.                                                        Lunsen                               Hameln                        Neustadt am Rübenberge
                                                                                                            € 30 / 25 . € 25 / 20 erm.           € 25 . € 20 erm.              € 30 . € 25 erm.
                                    S Braunschweigische
                                       Sparkassenstiftung                                                                                        S Sparkasse                  S Sparkasse
                                                                                                                                                    Hameln-Weserbergland          Hannover
Kath. Pfarrei St. Viktor Damme      Concerto Gandersheim e.V.
                                                                                                            Ev.-luth. Kirchengemeinde            Münster St. Bonifatius        Region Hannover
                                                                                                            Lunsen

                                                                                                            Ein schöneres Sixpack hat die Barock-
                                                                                                            zeit in Sachen Concerto grosso nicht
                                                                                                            hervorgebracht: Die sechs „Branden-
                                                                                                            burgischen“, die Bach 1721 zusammen-
                                                                                                            stellte, sind ein Wunder an Farbenreich-
                                                                                                            tum und individueller Gestaltung. Mit
                                                                                                            vollem Recht gelten sie als einer der
                                                                                                            Höhepunkte der Orchesterliteratur des
                                                                                                            frühen 18. Jahrhunderts. Obwohl sich
                                                                                                            der Reichtum ihrer Ideen erst im direk-
                                                                                                            ten Nebeneinander aller Konzerte er-
                                                                                                            schließt, sind sie als Komplettzyklus
                                                                                                            selten zu hören.
                                                                                                            Da jedes von ihnen eine andere Instru-
Musik von archaischer Einfachheit, schimmernd wie     ­ estimmt auch die rituelle Situation eines Über-
                                                      b                                                     mentenkombinationen vorsieht, ist eine
eine Ikone in Klängen: feine, insistierende Gesten,   gangs hin zum Einlass ins verlorene Paradies, wie     große und sehr diversifizierte Besetzung
reduzierte Farben und klare Konturen, immer wieder    sie in der orthodoxen Liturgie erlebbar wird.         vonnöten. Schmetternde Hörner und
durchsetzt von Licht und Stille. Den „Kanon Pokaja-   Als Komponist nimmt sich Pärt, der Anfang der sieb-   eine in schwindelerregender Höhe jubi-
nen“, sein monumentalstes Werk, schrieb Arvo Pärt     ziger Jahre zum orthodoxen Glauben konvertierte,      lierende Trompete haben ihre Auftritte,
Ende der 1990er Jahre zum 750-jährigen Bestehen       bewusst zurück. In seinem Chorsatz habe er ver-       charmante Blockflöten und hochvirtuose
des Kölner Doms. Textgrundlage ist ein Bußkanon,      sucht, ganz von der kirchenslawischen Sprache aus-    Violinen- und Cembalosoli setzen wir-
der in den ältesten slawischen Kirchenhandschriften   zugehen, hat er über den „Kanon Pokajanen“ ge-        kungsvolle Glanzlichter. Und sogar die
zu finden ist und Andreas von Kreta, einem syri-      sagt. „Ich wollte dem Text die Möglichkeit geben,     altertümlichen Gamben mischen ihren
schen Heiligen des 7. und 8. Jahrhunderts, zuge-      seinen eigenen Klang zu wählen, seine melodische      sanften Klang ins Geschehen.
schrieben wird. Das griechische Wort „Kanon“ ist      Linie selbst zu zeichnen.“ 2016 hat die Cappella      Das Barockorchester la festa musicale
hier nicht musikalisch zu verstehen – es meint die    Amsterdam, einer der erlesensten Kammerchöre          aus Hannover, eines der herausragen-
„Regel“ oder „Ordnung“ eines aus neun Oden be-        Europas, unter Leitung seines Chefdirigenten Daniel   den Ensembles der jungen Generation,
stehenden Hymnus’. Sein Thema ist der persönliche     Reuss eine superbe Aufnahme von Pärts A-cappella-     studiert die Konzerte eigens für die
Wandel: die Buße als eine notwendige Schwelle, als    Meisterwerk veröffentlicht. Bei der Neueinstudie-     Nieder­sächsischen Musiktage ein und
Reinigung der Seele auf dem Weg zum Heil. Die         rung arbeitet Reuss nun mit dem estnischen Chor-      bringt sie zusammen mit Solisten aus
Spannung zwischen dem vielstimmigen Lob des           leiter Endrik Üksvärav zusammen. Der junge Pärt-      ganz Europa auf historischen Instru-
Herrn und dem Eingeständnis eigener Schwäche          Spezialist wird die zweite Musiktage-Aufführung in    menten zur Aufführung.
setzt nicht nur die musikalischen Polaritäten, sie    Bad Gandersheim leiten.

 Di 7.9., 19.30 Uhr               Mi 8.9., 19.30 Uhr                                                         Do 9.9., 19.30 Uhr               Fr 10.9., 19.30 Uhr          So 12.9., 17.00 Uhr
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Rituale niedersächsische musiktage - August - 2. Oktober 2021 - Niedersächsische Musiktage
Ganz nah dran
                 Tonfolgen ohne Zweck und
                 Funktion, die allein ihren
                ­ureigenen Gesetzmäßigkei-
                 ten gehorchen? „Die Musik
                 schließt dem Menschen ein
unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts
gemein hat mit der äußeren Sinnenwelt, die
ihn umgibt, und in der er alle bestimmten
Gefühle zurücklässt, um sich einer unaus-
sprechlichen Sehnsucht hinzugeben.“ Dies
formulierte E. T. A. Hoffmann 1810 in seiner
berühmten Beethoven-Rezension. Bis weit
ins 20. Jahrhundert hat der Gedanke einer
„absoluten Musik“ das allgemeine Verständ-
nis der Kunstform geprägt. Die Programme
der Musiktage drehen diese Blickrichtung
um: Auf Schritt und Tritt ist die Welt da drau-
ßen in den Klängen zu entdecken, überall
finden sich Spuren stilisierter Handlungen
aus Alltagsleben und Geschichte.

In den Serenaden des Papenburger Eröff-
nungskonzerts mit dem ensemble reflektor
sind die Konventionen höfischer Unterhal-
tungsmusik des feudalen Zeitalters ebenso
präsent wie der stilisierte Naturkult der
­Romantik. Bachs sechs Brandenburgische
 Konzerte, die La festa musicale für die
 ­Musiktage einstudiert hat, bieten für jedes
  Stück eine andere Besetzung auf. Die tem-
  peramentvollen Hörner des ersten Konzerts
  wecken Jagd-Assoziationen, die virtuose
  Trompete des zweiten stellt Verbindungen
  zu herrschaftlicher Pracht her. Und die
  Blockflöten des vierten Konzerts holen die
  Idylle der Hirten auf dem Felde ins Konzert.
  Wie nahe Folklore und artifizielle Kammer-
  musik einander kommen können, ist beim
  Gastspiel des großartigen Danish String
  Quartet zu hören. Sogar Beethoven begibt
  sich schließlich mitten hinein in die „äußere
  Sinnenwelt“: Seine fünf Klavierkonzerte, die
  Alexander Lonquich zum Abschluss als musi-
  kalische Völlerei kredenzt, nehmen unmit-
  telbar Bezug auf das militärische Idiom der
  Musik der Französischen Revolution.
Zeichen und Botschaften                                                                                        Kennst du das Land ...
Virtuose Streicher-Duos von Bach bis zur Gegenwart                                                             Italienische Momente in Musik und Literatur
Veronika Eberle (Violine), Nils Mönkemyer (Viola)                                                              Annett Renneberg (Lesung), Veronika Eberle (Violine),
                                                                                                               Edicson Ruiz (Kontrabass), José Gallardo (Klavier)
Fr 10.9., 19.30 Uhr
Ev.-luth. Kirche, Uchte             S Sparkasse                         Ev.-luth. Kirchengemeinde             Sa 11.9., 12.00 Uhr        Sa 11.9., 19.00 Uhr        So 12.9., 12.00 Uhr         So 12.9., 18.00 Uhr
€ 22 . € 17 erm.                       Nienburg                          Uchte                                 Pferdemarkt,               Platz am Rathaus,          Kornmarkt,                  Schloss Marienburg,
                                                                                                               Hameln                     Uslar                      Osterode am Harz            Pattensen

                                                                                                               Hameln Marketing und       Stadt Uslar                Stadt Osterode am           Schloss Marienburg
                                                                                                               Tourismus GmbH                                        Harz                        GmbH & Co KG

                                                                                                               Eintritt frei

Zwei der stilistisch beweglichsten und zugleich       Violine und Viola vom Spätsommer 1783 zählen zu          Die Schöne und das Biest? Der Vergleich hinkt –       und Kontrabass frei waren, da bewarb er sich spon-
temperamentvollsten Streicher der jüngeren Gene-      den ganz wenigen Originalkompositionen für die           schließlich steht der Kontrabass, seiner äußeren      tan am Bass – und entwickelte sich innerhalb kür-
ration in trauter Zwiesprache. Das Duo der beiden     Besetzung. Ihre satztechnische Meisterschaft und         Plumpheit ungeachtet, der Violine in puncto Kanta-    zester Zeit zum Starsolisten. Die typisch italieni-
Instrumente – das eine in Sopran- das andere in       die erheblichen spieltechnischen Ansprüche küm-          bilität und virtuoser Brillanz kaum nach. Vorausge-   sche Verbindung von melodiösem Schmelz und
Altlage – als Prisma musikalischer Äußerungsmög-      mern sich wenig um die ursprüngliche Zweckbe-            setzt, er wird von einem Künstler wie dem Berliner    spielerischer Artistik bestimmt das Programm, das
lichkeiten: zwischen stillem Gebet und wildem         stimmung solcher Duowerke als Studienmaterial            Philharmoniker Edicson Ruiz bedient, einem Zau-       Edicson Ruiz und seine Frau, die gefeierte Geigerin
Tanz, keckem Volkslied und fein ziselierter Kunst.    für den Instrumentalunterricht.                          berer an den Saiten, dessen feine Musikalität sich    Veronika Eberle, „aufm Platz“ zusammen mit dem
Im 20. Jahrhundert waren es vor allem die beiden      Hildegard von Bingens Vision vom Geist des Feu-          mit stupender manueller Leichtigkeit verbindet.       Pianisten José Gallardo zelebrieren. Annett Renne-
Ungarn Béla Bartók und der inzwischen 95-jährige      ers, „O ignis spiriti paracliti“, aus dem 12. Jahrhun-   Giovanni Bottesini, der „Paganini des Kontrabas-      berg, bekannt unter anderem als Signorina Elettra
György Kurtág, die die Klangwelt der Folklore in      dert, der zupackende Barock des aus Italien stam-        ses“, war es, der das moderne Spiel auf dem Instru-   in den Donna Leon-Verfilmungen der ARD, liest
subtile Gesten von sehr gegenwärtiger Mittei-         menden englischen Geigers Nicola Matteis oder            ment im 19. Jahrhundert erfunden hat und einige       dazu literarische Texte aus und über Italien. Es geht
lungskraft zu übersetzen verstanden. Melancholi-      Johann Sebastian Bach höchstselbst, der „Urvater         bis heute gespielte Klassiker dafür komponierte.      um das mediterrane Lebensgefühl – und um die
sche Poesie und kindlicher Humor pflegen da nah       der Harmonie“ – sie alle perfektionieren die Heiter-     Ursprünglich wollte er Geiger werden, doch als am     wunderbaren Rituale des Alltags zwischen Torino
aneinanderzurücken. Wie spannungsvoll sich das        keit der klaren, vollkommen sicher geführten Linie.      Mailänder Konservatorium nur Plätze für Fagott        und Palermo.
Populäre, das rituell Formalisierte und konzertan-    Unter den Händen zweier beseelter Interpreten mit
ter Glanz ergänzen können, wusste kaum ein Kom-       ihren warm tönenden Instrumenten schimmert sie           S Sparkasse                      S Sparkasse        S Kreis-Sparkasse           S Sparkasse
ponist besser als Mozart. Seine brillanten Duos für   in schlichter Schönheit.                                    Hameln-Weserbergland              Hannover            Northeim                     Osterode am Harz

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Schwarze Engel, dunkle Riten                                                          In Kooperation mit dem   Der Atem des Meisters                                                                   Gefördert durch die

George Crumbs „Black Angels“ und andere magische Rituale                                                       Ritualdialog zwischen geistlicher Musik der Renaissance und Karate-Katas
Julia Hansen und Fabian Hinrichs (Lesung), Friederike Kohn (Dramaturgie),                                      Capella de la Torre, Katharina Bäuml (Leitung), Maurizio Castrucci (Karateka)
Streichquartett des NDR Elbphilharmonie Orchesters
                                                                                                               Mo 13.9., 19.30 Uhr                                       Di 14.9., 19.30 Uhr
So 12.9., 19.00 Uhr                                    Mo 13.9., 20.00 Uhr                                     Landesmusikakademie Niedersachsen,                        Aula des Wilhelm Busch Gymnasiums,
Büchtmannshof, Wietze OT Wieckenberg                   Stadttheater, Cuxhaven                                  Wolfenbüttel                                              Stadthagen
€ 25 . € 20 erm.                                       € 25 / 20 . € 20 / 15 erm.                              € 25 . € 20 erm.                                          € 25 . € 20 erm.
Förderverein Kulturinitiative                          Stadt Cuxhaven, Bibliotheks-                            S Braunschweigische                                      S Sparkasse
Büchtmannshof Wieckenberg e. V.,                       gesellschaft Cuxhaven,            S Stadtsparkasse        Sparkassenstiftung                                        Schaumburg
VGH Regionaldirektion Celle                            VGH Regionaldirektion Bremen         Cuxhaven
                                                                                                               Landesmusikakademie Wolfenbüttel                          Wilhelm-Busch-Gymnasium Stadthagen

„Warum muss der Teufel immer all die guten Melo-       Zahlenmystik, schwarze und weiße Magie durch-           Schlaflos auf der Rückreise von einer Japan-Tournee       sprüchen genügt, sondern auch die spirituellen Di-
dien haben?“, lautet ein bekanntes englisches          ziehen auch die literarische Collage von Friederike     suchte Katharina Bäuml spätnachts die Tee­küche           mensionen der geübten Rituale offenbaren soll. In
Sprichwort. Diabolisch-verlockende Tonfolgen die-      Kohn. Gänsehautverdächtig lesen Julia Hansen            des Langstreckenfliegers auf. Dort traf sie den italie-   der 500 Jahre alten vokalen Mehrstimmigkeit aus
ser Art sind es, die bei der Kooperation unserer       und Fabian Hinrichs von Dämonen im Bannkreis,           nischen Karateka Maurizio Castrucci – einen der gro-      Mitteleuropa ebenso wie in der im 19. Jahrhundert
beiden Partnerfestivals zu erleben sein werden.        überheblichen Zauberlehrlingen, widerspenstigen         ßen Meister seiner Disziplin, wie sich herausstellen      auf Okinawa entstandenen Bewegungskunst sind
Der Sound der dunklen Mächte trifft auf magische       Geistern und lebensgroßen Voodoo-Puppen. „Aus           sollte. Man kam ins Gespräch. Beim Austausch über         Atem, Herzschlag und überhaupt der Rhythmus das
Rituale und den archaischen Zauber des Voodoo.         eins mach zehn und zwei lass gehn“, so beginnt          das in Japan Erlebte stellten die beiden manche           verbindende Element. So entstand die Idee für die-
„Black Angels“, das spektakuläre Streichquartett       das Hexeneinmaleins in Goethes Faust. In Grimms         Übereinstimmung fest: Sowohl in der ostasiatischen        ses einzigartige, im schönsten Sinne experimentelle
des Amerikaners George Crumb, malt 13 suggesti-        Märchen und im Grimoire, dem Zauberbuch des             Kampfsporttradition des Karate Shōtōkan, vor allem        Projekt. Ost und West, visuelle und akustische Ge-
ve „Bilder aus dem dunklen Land“. Vollendet am         Mittelalters, finden sich Beschwörungen und Un-         in deren fest vorgegebenen Bewegungsfolgen, den           schehnisse, Kampfkunst und christliche Frömmig-
„Freitag, dem 13. März“ 1970, nimmt das zahlen-        terweisungen, weißmagischer Liebeszauber und            sogenannten Katas, als auch in der geistlichen            keit begeben sich in einen spannungsvollen Dialog,
symbolisch kodierte Werk unmittelbar Bezug auf         Verwünschungen. Weitere Textauszüge stammen             Musik der Renaissance geht es um hochgradig ritu-         ohne dabei indes ihre kulturelle Eigenständigkeit
das Grauen des Vietnamkriegs. Zwischen subtiler        aus Sir Walter Scotts „Briefe über Dämonologie          alisierte Künste, die sich mit den Grunderfahrungen       und faszinierende Fremdheit einzubüßen. Die Ca-
Kammermusik, effektvollem Horrorsoundtrack und         und Hexerei“, Jorge Luis Borges’ „Einhorn, Sphinx       der menschlichen Existenz auseinandersetzen. Hier         pella de la Torre musiziert die „Missa Pange lingua“
spiritistischer Séance sind die elektrisch verstärk-   und Salamander“ und Shakespeares „Macbeth“.             wie dort ist es Ziel der Übung, „die Seele zu vervoll-    von Josquin Desprez, das meisterliche späte Mess-
ten Streicher vielseitig gefordert: Neben makabren                                                             kommnen“, wie es in den „Dōjōkun“ heißt, den Re-          ordinarium des alten Niederländers (ca. 1440–1521),
Anspielungen vom Dies Irae bis zu Schuberts Der                                                                geln für das Training der Kampfkünste.                    und gregorianische Gesänge; mitunter reagieren
Tod und das Mädchen – auf kopfüber gehaltenen                                                                  Unermüdliches Proben, immense Disziplin und eine          die Musiker auch in spontaner Improvisation auf die
Instrumenten allerdings – warten eine Reihe weite-                                                             große Portion Demut sind die Voraussetzungen für          Katas des Schwarzgürtelträgers. Doch über allem
rer Aufgaben.                                                                                                  eine Praxis, die nicht nur handwerklich höchsten An-      liegt die Stille vollkommener Konzentration ...

 So 12.9., 19.00 Uhr               Mo 13.9., 20.00 Uhr                                                          Mo 13.9., 19.30 Uhr                 Di 14.9., 19.30 Uhr                                 Programm
  weitere Informationen            weitere Informationen                                                       weitere Informationen              weitere Informationen                             … nach Regionen
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Im Licht des Nordens                                                                                         Mittsommernachtsträume über bewegten Wassern
Mozart, Schostakowitsch und der Zauber skandinavischer Feste                                                 Skandinavische Volkslieder und die schönsten Songs von Simon & Garfunkel
Danish String Quartet                                                                                        Vocado

Mi 15.9., 20.00 Uhr                                                                                          Fr 17.9., 20.00 Uhr
Gut Horn, Wiefelstede                                                                                        Ev.-luth. Kirche Harsefeld          S Kreissparkasse                   Ev.-luth. Kirchengemeinde
€ 25 . € 20 erm.                                                        Kultur Gut Horn Gristede             € 22 . € 17 erm.                       Stade                            Harsefeld

„Wir sind drei Dänen und ein Norweger, das macht     Festival in einer ehemaligen Kopenhagener Mäd-          Vocado heißt ein häufig verschriebenes blut-          „Songs for the Asking“ – Lieder für die Fragenden
uns zu einer echt skandinavischen Unternehmung.      chenschule mit originellen Programmkonzepten            drucksenkendes Medikament. Die Konzerte des           – heißt das Programm für Harsefeld. Angelehnt
Da wir vergleichsweise bärtig sind, werden wir oft   und Präsentationsformen experimentieren, das            A-cappella-Sextetts gleichen Namens wirken da-        an den Simon & Garfunkel-Hit aus dem Jahr 1970
mit Wikingern verglichen. Allerdings gehen wir nur   schlägt sich in der Musizierhaltung des Quartetts       gegen eher kreislaufstimulierend. Seit 2004           präsentiert es die schönsten Songs des amerika-
ab und zu an der englischen Küste auf Raubzug.       hörbar nieder. Inzwischen gilt es als eines der welt-   durchstreifen die vielfach preisgekrönten Sänge-      nischen Folk-Rock-Duos wie „Scarborough Fair“
Drei von uns, die Dänen, trafen sich sehr früh im    weit besten Ensembles seiner Art; die Aufnahmen         rinnen und Sänger aus Mittelschweden das weite        oder „Bridge over troubled Water“ in eigens erar-
Leben auf dem Land bei einem Sommerlager für         beim Edellabel ECM genießen Kultstatus. Egal ob         Terrain zwischen skandinavischem Folk, elegant        beiteten A-cappella-Versionen. Nicht minder me-
begeisterte Amateurinstrumentalisten. Noch nicht     es dänische Traditionals spielt oder einen späten       arrangierten Jazzstandards und witzigen Pop-          lodisch, aber rein schwedisch gehalten ist die
mal im Teenageralter, waren wir die jüngsten Musi-   Beethoven, ob Mozart oder Schostakowitsch auf           Covers, gerne mit einem leicht lasziven Bossa-        erste Konzerthälfte: In einigen der populärsten
ker. Deshalb verbrachten wir die ganze Zeit zusam-   dem Programm steht: Das „DSQ“ klingt ehrlich, klar      nova-Einschlag. Raffinesse und Unterhaltung           Eigenkompositionen des Ensembles, in klassi-
men, spielten Fußball und Kammermusik.“ So er-       und schlackenlos, es gestaltet feinstofflich und un-    verbinden sich aufs Schönste: Die Soprane             schen Chorsätzen, Kirchenchorälen und populä-
zählt das Danish String Quartet auf seiner Website   glaublich homogen. Einfache Lieder und Tanzwei-         schrauben sich über groovigen Rhythmen in die         ren Traditionals werden Themen wie der Jahres-
vom Beginn der eigenen Geschichte.                   sen leuchten in allen Lichtstimmungen zwischen          Höhe, eingängige Melodien werden in mehrstim-         lauf in der Natur sowie Liebe und Sehnsucht ver-
Locker und humorvoll geben die vier sich auch auf    frühsommerlicher Heiterkeit und herbstlicher Weh-       mige Sätze eingewoben. Vokale Perfektion geht         handelt. Das junge Schweden in all seiner Urba-
der Bühne. Dass sie ganze Mittsommerabende           mut. Die dichte Komplexität der klassischen Meis-       bei Vocado mit stupender stilistischer Flexibilität   nität: ernsthaft und traditionsbewusst, aber stets
lang mit skandinavischer Folklore zum Tanz auf-      terwerke dagegen gewinnt eine Konturenschärfe,          einher – und mit einem Popsound von fast pro-         mit einem modernen, lockeren Flair.
spielen können, dass sie bei allerhand selbstkura-   die auch das Ferne ganz nah heranzoomt.                 vozierender Lässigkeit.
tierten Veranstaltungsreihen und ihrem eigenen

  weitere Informationen                                                                                       weitere Informationen                                                            Programm
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                                                                                                                                                                                                   … nach Datum
Killer Instincts                                                                                               Mutzke & Pacheco – Soul im Duett
Eine musikalische Täterstudie in Coversongs von Kurt Weill bis Tom Waits                                       Marialy Pacheco (Piano), Max Mutzke (Vocals)
Sarah Maria Sun (Gesang), Jan Philip Schulze (Klavier), Hubert Steiner (Gitarre),
Paul Kleber (E-Bass), Bernd Oezsevim (Schlagzeug)                                                              Do 16.9., 20.00 Uhr                                   Sa 18.9., 17.00 Uhr
                                                                                                               Pumpwerk, Wilhelmshaven                               PS.SPEICHER, Einbeck
Do 16.9., 19.30 Uhr                 Fr 17.9., 20.00 Uhr                                                        € 25 . € 20 erm.                                      € 25 / 20 . € 20 / 15 erm.
CD-Kaserne, Celle                   UNESCO-Welterbe Fagus-Werk, Alfeld
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                                    € 35 . € 30 erm. mit Fingerfood-Teller                                        Wilhelmshaven                                         Einbeck
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   Celle-Gifhorn-Wolfsburg          S Sparkasse
CD-Kaserne gGmbH
                                       Hildesheim Goslar Peine
                                    Verein der Freunde und Förderer
                                                                                  !! Führungen 18.00 Uhr,
                                                                                     18.30 Uhr, 19.00 Uhr,
                                                                                     Anmeldung im
                                    des Weltkulturerbes Fagus-Werk e. V.             Besucherzentrum, € 3

                                                      Es ist wie im Film: Die Anständigen, die tugend­
                                                      samen Charaktere sind meist nicht halb so interes-
                                                      sant wie ihre durchtriebenen Gegenspieler, die
                                                      Fieslinge und Schurken. Genau solche Figuren
                                                      stellt die Stimmkünstlerin Sarah Maria Sun in den
                                                      Mittelpunkt ihres Programms „Killer Instincts“. Die
                                                      CD-Veröffentlichung bezeichnete die New York
                                                      Times als „Soundtrack für unsere Zeit“. Zusammen
                                                      mit ihrem phänomenal besetzten Quartett präsen-
                                                      tiert die Sopranistin lustvoll aufgeraute Coverversi-
                                                      onen bekannter und weniger bekannter Songs von
                                                      Tom Waits über Kurt Weill bis Franz Schubert. Wäh-
                                                      rend die gefeierte Neue-Musik-Spezialistin ihre
                                                      ­vokalen Techniken sonst vollkommen kontrolliert
                                                       einzusetzen pflegt, kann sie dem Affen hier einmal
                                                       richtig Zucker geben. Wenn sie den bösen Män-
                                                       nern dieser Welt ihre extrem wandelbare Stimme
                                                       leiht, darf sie schmeicheln und röhren, darf ent-       Max Mutzkes maskulin-melancholische Songs von         Im Laufe der Zeit haben die beiden ein abwechs-
                                                       hemmt zürnen und ausgelassen trillieren.                den Wechselfällen des Glücks in ihrer pursten         lungsreiches und doch in sich geschlossenes Pro-
                                                       Ein Jahr lang hat die Sängerin zusammen mit dem         Form: ohne Band und viel Elektronik, dafür aber       gramm entwickelt. Nicht allein die gemeinsame
                                                       Pianisten Jan Philipp Schulze das Repertoire ihrer      konzentriert auf die intime Zwiesprache mit dem       Freude am Austausch über die Genregrenzen hin-
                                                       „politisch inkorrekten Täterstudie“ recherchiert        eleganten Klavierspiel Marialy Pachecos. In Kuba      weg ist dem Duo in jedem Moment anzumerken,
                                                       und dabei einige der schönsten schwarzhumori-           geboren und nach Stationen in aller Welt nun seit     sondern auch die Neugierde auf spontane Impulse
                                                       gen Monologe versammelt. „Die Sprecher dieser           einigen Jahren in Deutschland zu Hause, gilt          und improvisatorische Eskapaden. Alle Stadien des
                                                       Monologe sind skrupellose, faule, feige, ruhmsüch-      Pacheco als eine der vielseitigsten und brillantes-   offenen Dialogs sind da zu erleben. Es wird erzählt,
                                                       tige, geldgierige, machtgeile, charismatische Nar-      ten Jazzpianistinnen der jüngeren Generation.         debattiert, ironisiert und geflirtet, stille Momente
                                                       zissten, die uns – wie im Leben – um den Finger         Die Begegnung mit dem Mann aus dem Süd-               wechseln sich ab mit temperamentvollen Ausein-
                                                       wickeln“, sagt Sarah Maria Sun über ihre Rollen­        schwarzwald mit der unwiderstehlichen Soulstim-       andersetzungen. Elastisch und frei und doch hoch-
                                                       modelle. Frei nach dem Motto: Je böser die Absich-      me ergab sich im Kontext ihrer CD „Duets“, für die    präzise im klanglichen und rhythmischen Zusam-
                                                       ten, desto galanter die Worte, je dunkler die Triebe,   Pacheco 2017 einige ihrer Lieblingsmusiker ins        menspiel. Den allergrößten Spaß haben Pacheco
                                                       desto süßer die Melodien. Ähnlichkeiten mit leben-      Studio gebeten hatte.                                 und Mutzke allerdings an der Interaktion mit ihrem
                                                       den Populisten und Verführern, mit Blendern und                                                               Publikum: Es darf geklatscht und gesummt und
                                                       Demagogen dürften reiner Zufall sein ...                                                                      nach Herzenslust mitgewippt werden!

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Aus dem Leben gegriffen
Ritualhafte Kammermusik von Robert Schumann bis Arvo Pärt
Maximilian Hornung (Violoncello), Herbert Schuch (Klavier)

Fr 17.9., 18.00 Uhr und 20.00 Uhr                    Sa 18.9., 18.30 Uhr und 20.30 Uhr
Ev.-ref. Kirche Aurich                               Klosterkirche Isenhagen, Hankensbüttel
€ 20 . € 15 erm.                                     € 20 . € 15 erm.

                                                     S Sparkasse
                                                        Celle-Gifhorn-Wolfsburg
                                                     Kloster Isenhagen
                                                     Kulturverein Hankensbüttel
Ev.-ref. Kirche Aurich

                                                     !! Die Klosterkirche Isenhagen ist nur
                                                        eingeschränkt barrierefrei.

                                                                                                              Einsichten des Ohres
                                                                                                                              Musik und Ritual – nirgendwo           „Ganznächtlichen Vigil“ ist eines der großen A-­
                                                                                                                              gehen sie eine derart symbioti-        cappella-Werke von Sergej Rachmaninow ist bei
                                                                                                                              sche Verbindung ein wie im Religi-     uns zu entdecken. Erst nach Ende der Sowjetunion
                                                                                                                              ösen. Vor allem dort, wo liturgi-      konnte dieses bewegende spätromantische Meis-
Die Kammer der Kammermusik: Noch im 19. Jahr-        Volkston“ poetisieren traditionelle populäre Satz-                       sche Vorgänge zu begleiten sind.       terwerk vom Beginn des 20. Jahrhunderts seinen
hundert stellte man sie sich als geschützte Zone     arten wie einen ungarischen Tanz, ein Wiegen-            „In der Kirchenmusik steckt ein eigenes Wahr-          Platz im Repertoire der besten Chöre erobern.
im Inneren gepflegter Häuser vor, in der kulti­      lied oder einen Marsch.                                  heitsmoment. Sie führt auf ihre Weise zu Einsich-
vierte Menschen geistreich Erdachtes und zart        Der sakrale Minimalismus des Esten Arvo Pärt             ten – wenn es im Deutschen dafür ein Wort gäbe:        Eine besonders interessante Auseinandersetzung
Empfundenes artikulieren. Als einen Rückzugsort,     ­wiederum vermittelt die Faszination langsam sich        zu einer Einsicht des Ohres.“ Was der Hamburger        mit einer späten Messe des vor genau 500 Jahren
an dem sich die edle Tonkunst in seliger Selbst­      weitender Räume. Sphärische Klanggespinste,             Theologe Johann Hinrich Claussen auf die christli-     verstorbenen Josquin Desprez wagen Katharina
genügsamkeit entfalten konnte. Die gemeine            ­gläserne Harmoniefolgen und voluminöse Pedal­          che Sakralmusik bezieht, lässt sich auch in ande-      Bäuml und ihre Capella de la Torre, wenn sie die
Welt, so die ­Klischeevorstellung, hatte außen vor     töne führen in den „Fratres“ (1977) mitten hinein in   ren kulturellen Zusammenhängen erfahren: Die           strengen Linien der Renaissance-Polyphonie mit
zu bleiben. Welchen Abdruck die Gewohnheiten           eine moderne Spiritualität jenseits aller Konfessio-   musikalische Gestaltung macht zeremonielle Vor-        traditioneller japanischer Kampfkunst kombinie-
der Menschen, ihr Alltag und ihre Rituale tatsäch-     nen. Ohnehin sind gerade die bedeutendsten             gänge unmittelbar fassbar. Auf beinahe magische        ren, genauer mit den Bewegungsfolgen des Kara-
lich in ­vielen Kompositionen hinterlassen haben,      Werke der Kammermusik wie César Francks A-Dur-         Weise stellen die Schwingungen im Raum darüber         te-Großmeisters Maurizio Castrucci. Das amerika-
ist dagegen in den ebenso vitalen wie stilistisch      Sonate nicht nur formal raffiniert gearbeitet, sie     hinaus die Verbindung zu jener Spiritualität her, in   nische Avantgarde-Vokalensemble Roomful of
feinsinnigen Interpretationen des Duos Hornung-        sind immer auch durchdrungen von der prallen           deren Gegenwart sich alle Fragen erübrigen.            Teeth wiederum bringt nicht nur eine überaus
Schuch zu erleben: Robert Schumanns „Stücke im         Schönheit des Daseins.                                                                                        geistreiche vokale Neufassung einer barocken
                                                                                                              Nach Monaten ohne Chorgesang freuen wir uns            Tanzsuite mit – in David Langs „The Little Match
                                                                                                              auf das legendäre Collegium Vocale Gent in Ko-         Girl Passion“ erzählt es auch eine Leidensge-
                                                                                                              operation mit der chor.com, Hannover. Mit der          schichte voller Empathie.

 Fr 17.9., 20.00 Uhr              Sa 18.9., 18.30 Uhr
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Chacona, Lamento, Walking Blues                                                                             Vom Umgang mit Menschen                                                            In Kooperation mit dem

Eine hypnotische Basslinie verbindet Barock und Pop                                                         Gute Manieren in der Musik und im Leben
Sheridan Ensemble                                                                                           Asfa-Wossen Asserate (Lesung), Claire Huangci (Klavier)

Di 21.9., 20.00 Uhr                 Mi 22.9., 20.00 Uhr                 Do 23.9., 20.00 Uhr                 Di 21.9., 20.00 Uhr                                    Mi 22.9., 20.00 Uhr
EMPORE                              Gut Sandbeck                        Seminarturnhalle                    Welfenschloss / Rittersaal,                            Schloss Hämelschenburg,
Buchholz                            Osterholz-Scharmbeck                Stade                               Hann. Münden                                           Zehntscheune, Emmerthal
€ 25 / 20 . € 20 / 15 erm.          € 25 . € 20 erm.                    € 25 . € 20 erm.                    € 22 . € 18 erm.                                       € 22 . € 18 erm.

S Sparkasse                        S Sparkasse                        S Sparkasse                        Mündener Kulturring                                    S Sparkasse
   Harburg-Buxtehude                   Rotenburg Osterholz                 Stade-Altes Land                                                                           Hameln-Weserbergland
Empore Buchholz GmbH                Stadt Osterholz-Scharmbeck          Seminarturnhalle Stade e. V.                                                               VGH Regionaldirektion Hameln
                                                                                                                                                                   Rittergut Hämelschenburg

                                                                                                            Manieren sind nicht nur eine zivilisatorische Errun-   mals vorabgedruckt habe. Der Text erörterte Fra-
Dass Musik verbinden kann, dass sie aus Einzel-       Die gewitzt zusammengestellte Setlist des Sheri-      genschaft hohen Ranges, sie sorgen auch für ein        gen wie die, ob es erlaubt sei, während eines
nen eine Gemeinschaft formen kann – und sei           dan Ensembles reicht von Claudio Monteverdis          reizvolles Spiel mit den Finessen von Konformität      ­Besuchs den Fernseher laufen zu lassen, ob ein
diese auch nur virtuell –, das ist gerade in diesen   ergreifendem „Lamento della Ninfa“ bis zu Percy       und Abweichung. Unsere Kooperation zwischen             Einstecktuch denselben Farbton wie der Herrenan-
Tagen besonders stark zu erleben. Das kleine          Mayfields „Hit the Road Jack“. Nicht nur Henry        ­Literaturfest und Musiktagen inszeniert das Vis-à-     zug haben dürfe, oder ob religiöse Fragen beim
Bassmotiv, um das die Alte-Musik-Spezialisten         Purcell und zahllose Komponisten klassischer           vis zwischen der verbalen Reflexion über klassi-       geselligen Abendessen einen angemessenen Ge-
des Sheridan Ensembles aus Berlin ihr Programm        Musik haben sich des sogenannten Lamentobas-           sche Benimmregeln und einer Musik, die das rei-        sprächsgegenstand abgäben. Dabei hatte der äthi-
gebaut haben, stellt jedoch besonders vielfältige     ses bedient und daraus Stücke von größter Inten-       che Vokabular zeremonieller und stilisierter Genres    opische Prinz, der eine deutsche Erziehung genoss
Verbindungen her. Stets geht es um Variationen,       sität geschaffen, sondern auch Popmusiker wie          aufgreift. Dabei wird erkennbar, wie produktiv und     und in den sechziger Jahren nach Frankfurt kam,
um Veränderungen und wechselnde Belichtungen          die Beatles, Radiohead, The Eagles oder Sting.         vergnüglich die Auseinandersetzung mit forma­          wo er als Unternehmensberater arbeitete, einen
einer charakteristischen Formel aus wenigen           Das Sheridan Ensemble füllt das auf Alex Ross,         lisierten Verhaltensweisen sein kann – nicht allein    überaus eleganten und kosmopolitischen Blick auf
Noten. Seit etwa 1600 bringt die hypnotisch wie-      den Musikkritiker des „New Yorker“, zurückgehen-       in der Kunst, sondern vor allem auch im prak­          das Thema geworfen.
derkehrende Tonfolge nicht nur Menschen unter-        de Konzept mit vielen eigenen Ideen: „Chacona,         tischen Leben.                                         Das Klavierrezital der Amerikanerin Claire Huangci,
schiedlicher Epochen und geografischer Räume          Lamento, Walking Blues“ ist eine Zeitreise in Zick-    Als Asfa-Wossen Asserates Erfolgsbuch Manieren         2018 Gewinnerin des berühmten Concours Géza
zusammen, problemlos schließt sie auch sehr ge-       zackbewegung. Von der Chacona, dem derben,             2003 herauskam, da vermutete die FAZ, dieser           Anda, schlägt einen Bogen von den aristokratischen
gensätzliche Emotionen kurz. Süße Melancholie         anzüglichen Volkstanz aus dem Süden Spaniens,          „Band eines Aristokraten mit exotisch anmuten-         Tanzformen des Barocks über die elegantesten Cha-
und ausgelassene Freude, sie wohnen plötzlich         führt sie hinüber zu Rock, Folk, Blues und instru-     dem Namen“ sei womöglich „das Werk mit dem             rakterstücke des 19. Jahrhunderts bis hin zu Keith
ganz nah beieinander.                                 mentaler Improvisation.                                größten demokratischen Reiz“, das die Zeitung je-      Jarretts Paraphrasen klassischer Jazz-Standards.

 Di 21.9., 20.00 Uhr              Mi 22.9., 20.00 Uhr             Do 23.9., 20.00 Uhr                        Di 21.9., 20.00 Uhr               Mi 22.9., 20.00 Uhr                                Programm
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