Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)

Die Seite wird erstellt Nikolas-Stefan Nagel
 
WEITER LESEN
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)

Rote Liste
der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands

                                               Reptilien
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Europäische Sumpfschildkröte
Ringelnattern kommen in allen deutschen Bundeslän-
dern vor. Bei uns leben zwei Arten, von denen die hier
gezeigte Barrenringelnatter (Natrix helvetica) in Nord-
rhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, im Saarland, im
Westen von Hessen und Baden-Württemberg sowie in
Südbayern nachgewiesen ist. Da die Datenlage für eine
getrennte Bewertung der beiden Arten noch nicht aus-
reicht, wurde die Barrenringelnatter weiterhin gemein-                                    Schildkröten, die an den Binnengewässern Deutsch-
sam mit der Ringelnatter im engen Sinn eingeschätzt:                                      lands beobachtet werden können, sind in der Regel
Sie wird in der vorliegenden Roten Liste als „Gefährdet“                                  ausgesetzte Terrarientiere amerikanischer Schmuck-
eingestuft. (Foto: Ulrich Schulte)                                                        schildkröten. Die einheimische Europäische Sumpf-
                                                                                          schildkröte (Emys orbicularis) hat nur an ganz
                                                                                          wenigen, schwer zugänglichen Gewässern in Nord-
                                                                                          ostdeutschland überlebt. Heute ist sie „Vom Ausster-
                                                                                          ben bedroht“. Andere Vorkommen in der Mitte und im
                                                                                          Südwesten Deutschlands stammen aus Ansiedlungs-
                                                                                          projekten. In früheren Jahrhunderten war die Sumpf-
                                                                                          schildkröte nicht selten, sie wurde sogar massenhaft
                                                                                          gefangen und als Fastenspeise auf Märkten verkauft.
                                                                                          Nur ein strenger Schutz und spezielle Artenschutz-
                                                                                          maßnahmen können ein Erlöschen ihres Bestandes in
                                                                                          Deutschland verhindern. (Foto: Norbert Schneeweiß)

Barrenringelnatter                                                                          Waldeidechse

Erst in jüngerer Zeit wurde festgestellt, dass die euro-
päischen Blindschleichen zu mehreren unterschied-
lichen Arten gehören. In Deutschland kommt nur die
Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis) vor. Sie ist hier
zwar noch die häufigste Reptilienart und wird nach wie
vor als „Ungefährdet“ eingestuft, aber auch ihre Be-
stände sind merklich zurückgegangen. Wegen ihrer ver-
steckten Lebensweise sind Blindschleichen nicht leicht
nachzuweisen. Ihre Nahrung – Nacktschnecken, Regen-
würmer und Asseln – finden sie sowohl in Wäldern als                                      Die Waldeidechse (Zootoca vivipara) hat ein sehr
auch in Wiesen, Gärten und Brachen. Blindschleichen                                       großes Verbreitungsgebiet. So lässt sich die Art
können über 40 Jahre alt werden. Da sie viele Fressfein-                                  von Irland bis Japan nahezu in ganz Eurasien nach-
de haben und durch Fahrzeuge gefährdet sind, sterben                                      weisen. Selbst im Norden Norwegens kommt die
sie meist früher. (Foto: Ulrich Schulte)                                                  Waldeidechse vor und ist damit die Reptilienart, die
                                                                                          den Polarkreis am weitesten überschreitet. Trotz
                                                                                          ihrer enormen Anpassungsfähigkeit gerät die klei-
                                                                                          ne Eidechsenart hierzulande jedoch zunehmend in
                                                                                          Gefahr. Insbesondere die starken Veränderungen in
                                                        Westliche Blindschleiche

                                                                                          der Bewirtschaftung von Feuchtwiesen, Mooren und
                                                                                          Waldrändern haben zu Bestandsabnahmen geführt.
                                                                                          Die früher ungefährdete Art wird jetzt auf der „Vor-
                                                                                          warnliste“ geführt. (Foto: Ulrich Schulte)
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Naturschutz und Biologische Vielfalt
              Heft 170 (3)

  Rote Liste und Gesamtartenliste
der Reptilien (Reptilia) Deutschlands

         Bundesamt für Naturschutz
         Bonn - Bad Godesberg 2020
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Titelfoto: Jungtier der Kreuzotter (Vipera berus). (Foto: Ulrich Schulte)

Redaktion (Rote-Liste-Zentrum):
Katja Rohde-Fingerle, Günter Matzke-Hajek, Tino Broghammer,
Jonas Bunte und Margret Binot-Hafke
Rote-Liste-Zentrum (RLZ)
DLR Projektträger, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Heinrich-Konen-Straße 1, 53227 Bonn
www.rote-liste-zentrum.de

Redaktion (Bundesamt für Naturschutz):
Fachgebiete II 1.1 „Zoologischer Artenschutz” und II 1.2 „Botanischer Artenschutz”

Layout: Andrea Nolte und Konstanze Krüger (beide RLZ)

Gestaltung Piktogramm: Natalie Hofbauer (BfN) und Anja Addis

Zitierhinweis:
Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia)
Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3): 64 S.

Zitierhinweis Artkapitel (Beispiel):
Lenz, S.; Fritz, K. & Schulte, U. (2020): Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata). – In: Rote-Liste-Gremium
Amphibien und Reptilien: Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands. – Naturschutz
und Biologische Vielfalt 170 (3): 28–29.

Diese Veröffentlichung wird aufgenommen in die Literaturdatenbank DNL-online (www.dnl-online.de).

Institutioneller Herausgeber:
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Konstantinstraße 110, 53179 Bonn
www.bfn.de

Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit der Anga-
ben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in den Beiträgen geäußerten Ansichten und Meinun-
gen müssen nicht mit denen des Herausgebers übereinstimmen.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar.
Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit Genehmigung des BfN.

Druck:
Westermann Druck Zwickau GmbH, Zwickau                     Aus technischen Gründen wurde auf die Dar-
                                                           stellung der Legende auf den Umschlagssei-
Bezug über:                                                ten gegenüber der Printversion verzichtet.
BfN-Schriftenvertrieb – Leserservice –
im Landwirtschaftsverlag GmbH
48084 Münster                                              Gedruckt auf „Vivus silk“,
Tel.: 02501 801-3000 | Fax: 02501 801-204                  hergestellt aus 100 % Recyclingmaterial,
E-Mail: service@lv.de                                      FSC® zertifiziert und mit dem
oder im Internet: https://bfn.buchweltshop.de              EU Ecolabel ausgezeichnet.

ISBN 978-3-7843-3773-9
DOI 10.19213/972173/                                       Bonn - Bad Godesberg 2020
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Rote Liste der Reptilien

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung ................................................................................................................................................................................7

Abstract......................................................................................................................................................................................................7

1 Einleitung .............................................................................................................................................................................................8

    1.1        Vorbereitungen durch die AG Feldherpetologie und Artenschutz der DGHT e.V. ...........................................8

    1.2        Gründung eines Rote-Liste-Gremiums ...........................................................................................................................8

2 Grundlagen..........................................................................................................................................................................................8

    2.1        Taxonomie, Nomenklatur und Zahl der Taxa................................................................................................................8

    2.2        Prozess der Gefährdungsanalyse ......................................................................................................................................9

    2.3        Datengrundlagen ................................................................................................................................................................ 11

    2.4        Neozoen/Paraneozoen ...................................................................................................................................................... 11

    2.5        Bezugszeit und Zeiträume für die Ermittlung von Vorschlagswerten .............................................................. 13

    2.6        Aktuelle Bestandssituation.............................................................................................................................................. 14

    2.7        Bestandstrends .................................................................................................................................................................... 16

    2.8        Risiko/stabile Teilbestände............................................................................................................................................... 17

    2.9        Verantwortlichkeit .............................................................................................................................................................. 17

    2.10 Abhängigkeit von Naturschutzmaßnahmen............................................................................................................. 18

3 Gesamtartenliste, Rote Liste und Artkapitel ......................................................................................................................... 19

    3.1        Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ................................................................................................... 22

    3.2        Westliche Blindschleiche (Anguis fragilis)................................................................................................................... 24

    3.3        Zauneidechse (Lacerta agilis) .......................................................................................................................................... 26

    3.4        Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) ....................................................................................................... 28

    3.5         Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) ............................................................................................................... 30

    3.6        Mauereidechse (Podarcis muralis) ................................................................................................................................. 32

    3.7        Waldeidechse (Zootoca vivipara).................................................................................................................................... 34

    3.8        Schlingnatter (Coronella austriaca)............................................................................................................................... 36
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Inhaltsverzeichnis

    3.9        Ringelnatter i. w. S. (Natrix [Superspezies natrix]).................................................................................................... 38

    3.10 Würfelnatter (Natrix tessellata)...................................................................................................................................... 40

    3.11 Aspisviper (Vipera aspis) .................................................................................................................................................... 42

    3.12 Kreuzotter (Vipera berus) .................................................................................................................................................. 44

    3.13 Äskulapnatter (Zamenis longissimus)........................................................................................................................... 46

4 Auswertung ...................................................................................................................................................................................... 48

    4.1        Auswertung der Kategorien ............................................................................................................................................ 48

    4.2        Auswertung der Kriterien................................................................................................................................................. 48

    4.3        Auswertung der Kategorieänderungen....................................................................................................................... 51

    4.4        Verantwortlichkeit .............................................................................................................................................................. 52

5 Gefährdungsursachen und notwendige Hilfs- und Schutzmaßnahmen ............................................................. 53

6 Danksagung...................................................................................................................................................................................... 54

7 Literatur.............................................................................................................................................................................................. 56

Anhang .................................................................................................................................................................................................. 62

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Übersicht über die jeweils aktuellsten Landesherpetofaunen bzw. verfügbaren Nachweiskarten mit
        Erfassungszeitraum sowie Rastergröße ...................................................................................................................... 12

Tab. 2: Einstufung in die Kriterienklassen der aktuellen Bestandssituation auf Basis der Rasterfrequenz....... 14

Tab. 3: Kriterienklassen und Klassengrenzen des kurzfristigen Bestandstrends ........................................................ 17

Tab. 4: Gesamtartenliste und Rote Liste.................................................................................................................................... 21

Tab. 5: Bilanzierung der Anzahl etablierter Taxa und der Rote-Liste-Kategorien........................................................ 48

Tab. 6: Auswertung der Kriterien zu den bewerteten Taxa ................................................................................................ 50

Tab. 7: Kategorieänderungen gegenüber der früheren Roten Liste (Kühnel et al. 2009)
        und ihre Bilanzierung ........................................................................................................................................................ 52

Tab. 8: Einstufung in die Verantwortlichkeitskategorien .................................................................................................... 53
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Rote Liste der Reptilien

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Weibchen der Barrenringelnatter. Kröv, Rheinland-Pfalz.......................................................................................... 10

Abb. 2: Räumliche Verteilung aller Erfassungsdatensätze von Reptilientaxa auf der Ebene von
        TK25-Quadranten ab dem Jahr 2000 ................................................................................................................................ 15

Abb. 3: Weibchen der Europäischen Sumpfschildkröte auf der Wanderung zur Eiablage ...................................... 23

Abb. 4: Gelegeplatz der Europäischen Sumpfschildkröte, Brandenburg........................................................................ 23

Abb. 5: Aquatischer Sumpfschildkröten-Lebensraum in der Uckermark, Brandenburg ......................................... 23

Abb. 6: Westliche Blindschleiche bei Töging am Inn, Bayern............................................................................................. 25

Abb. 7: Lebensraum der Westlichen Blindschleiche bei Wesel, Nordrhein-Westfalen ............................................. 25

Abb. 8: Weibchen der Westlichen Blindschleiche mit neugeborenen Jungtieren im Taunus, Hessen................ 25

Abb. 9: Bahnanlage als Sekundärlebensraum der Zauneidechse .................................................................................... 27

Abb. 10: Zauneidechsen-Paar .......................................................................................................................................27

Abb. 11: Primärlebensraum der Zauneidechse in der Muldeaue, Sachsen..................................................................... 27

Abb. 12: Lebensraum der Westlichen Smaragdeidechse am Kaiserstuhl, Baden-Württemberg............................. 29

Abb. 13: Westliche Smaragdeidechse .......................................................................................................................................... 29

Abb. 14: Lebensraum der Westlichen Smaragdeidechse im Nahetal, Rheinland-Pfalz .............................................. 29

Abb. 15: Sukzession als Ursache für den Verlust geeigneter Lebensräume der Östlichen
         Smaragdeidechse, Brandenburg................................................................................................................................... 31

Abb. 16: Primärlebensraum der Östlichen Smaragdeidechse bei Jochenstein, Bayern .............................................. 31

Abb. 17: Paar der Östlichen Smaragdeidechse.......................................................................................................................... 31

Abb. 18: Flurbereinigung eines Weinbergs an der Mosel, Rheinland-Pfalz..................................................................... 33

Abb. 19: Männchen der Mauereidechse – Unterart Podarcis muralis brongniardii...................................................... 33

Abb. 20: Primärlebensraum der Mauereidechse im Südschwarzwald, Baden-Württemberg.................................. 33

Abb. 21: Waldeidechse ...................................................................................................................................................................... 35

Abb. 22: Lebensraum der Waldeidechse im Kulturland, Brandenburg ............................................................................. 35

Abb. 23: Lebensraum der Waldeidechse an einem Waldweg in Nordostdeutschland ............................................... 35

Abb. 24: Lebensraum der Schlingnatter an der Ahr, Rheinland-Pfalz................................................................................ 37
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Inhaltsverzeichnis

Abb. 25: Schlingnatter ....................................................................................................................................................................... 37

Abb. 26: Trockenmauer als Teillebensraum der Schlingnatter ............................................................................................ 37

Abb. 27: Altarm eines Flusses als Lebensraum der Ringelnatter ........................................................................................ 39

Abb. 28: Lebensraum der Ringelnatter an einem Waldsee................................................................................................... 39

Abb. 29: Weibchen der Ringelnatter bei Ammelshain, Sachsen ......................................................................................... 39

Abb. 30: Lebensraum der Würfelnatter im Nahetal, Rheinland-Pfalz............................................................................... 41

Abb. 31: Lebensraum der Würfelnatter im Lahntal, Rheinland-Pfalz................................................................................ 41

Abb. 32: Würfelnatter-Paar.............................................................................................................................................................. 41

Abb. 33: Blockhalde im Südschwarzwald, Baden-Württemberg, als Lebensraum der Aspisviper .......................... 43

Abb. 34: Lichter Eichenwald als Lebensraum der Aspisviper................................................................................................ 43

Abb. 35: Männchen der Aspisviper................................................................................................................................................ 43

Abb. 36: Rotes Exemplar der Kreuzotter am Altwarmbüchener See, Niedersachsen.................................................. 45

Abb. 37: Lebensraum der Kreuzotter im Günnemoor, Niedersachsen.............................................................................. 45

Abb. 38: Lebensraum der Kreuzotter im Spessart, Bayern .................................................................................................... 45

Abb. 39: Lebensraum der Äskulapnatter im Odenwald, Hessen......................................................................................... 47

Abb. 40: Lebensraum der Äskulapnatter bei Passau, Bayern ............................................................................................... 47

Abb. 41: Äskulapnatter...................................................................................................................................................................... 47

Abb. 42: Kreuzotter............................................................................................................................................................................. 49

Abb. 43: Anteile der jeweils bewerteten Taxa in den Rote-Liste-Kategorien im Vergleich zu Kühnel
         et al. (2009) .......................................................................................................................................................................... 51
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Naturschutz und Biologische Vielfalt       |   170 (3)    |   2020    |   64 S.    |     Bundesamt für Naturschutz

Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands
Stand: 8. Juni 2019

Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien1

Zusammenfassung

   In der vorliegenden Roten Liste und Gesamtartenliste der Reptilien Deutschlands, welche die Liste von 2009
ersetzt, werden 13 Taxa bewertet. Den zahlreichen Experten und Expertinnen, die an der Gefährdungsanalyse
beteiligt waren, standen Auswertungen bundesweiter Rasterverbreitungsdaten zur Verfügung.
   Durch die Anerkennung der Barrenringelnatter und der Ringelnatter im engen Sinn als jeweils eigene Spe-
zies hat sich die Artenzahl gegenüber der vorherigen Gesamtartenliste von 13 auf 14 erhöht. Hinsichtlich ihrer
Gefährdung werden allerdings beide Arten noch gemeinsam bewertet.
   Insgesamt werden 9 Taxa als bestandsgefährdet (in die Kategorien 1, 2 und 3) eingestuft. Davon sind 4 Ar-
ten „Vom Aussterben bedroht“. Die Reptilien sind die Wirbeltiergruppe mit den höchsten Anteilen bestands-
gefährdeter Taxa und einer besonders alarmierenden Gefährdungssituation. Deutschland ist für die weltwei-
te Erhaltung der Westlichen Blindschleiche in hohem Maße verantwortlich und hat eine Verantwortlichkeit
besonderen Maßes für hochgradig isolierte Vorposten weiterer 6 Reptilienarten (Äskulapnatter, Europäische
Sumpfschildkröte, Mauereidechse, Östliche Smaragdeidechse, Westliche Smaragdeidechse, Würfelnatter).
   Für jedes Taxon wird in einem eigenen Kapitel die Gefährdungsanalyse detailliert erläutert und es werden
spezifische Gefährdungsursachen genannt. Des Weiteren gibt diese Rote Liste Hinweise, wie die Situation der
Taxa durch Schutzmaßnahmen verbessert werden kann.

Abstract

   In the present Red List and checklist of reptiles, which replaces the 2009 edition, 13 established taxa are
assessed. Analyses of national grid distribution data were available for the numerous experts contributing to
the threat assessment.
   Compared to the previous edition, the number of species in the checklist has increased from 13 to 14 be-
cause the barred grass snake and the common grass snake are now accepted as separate species. However, the
threat situation of both species is still being assessed collectively.
   In total, 9 taxa are classified as “Threatened” (in the categories 1,2, and 3). Among these, 4 species are classi-
fied as “Critically Endangered”. Therefore, reptiles are the group of vertebrates with the highest ratio of threat-
ened taxa and a particularly alarming overall threat situation. Germany is highly responsible for the worldwide
conservation of the western slow worm and has a particular responsibility for highly isolated outposts of fur-
ther 6 reptile species (Aesculapian snake, common wall lizard, dice snake, European green lizard, European
pond turtle, western green lizard).
   For each taxon, the risk assessment and specific threats are presented in detailed chapters. Furthermore, this
Red List provides guidance on how to improve the situation of the taxa through conservation measures.

1
    Eine vollständige Liste aller Autorinnen und Autoren befindet sich auf S. 63 – 64.

                                                                                                                   7
Rote Liste der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands - Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3)
Einleitung

1      Einleitung                                          3511861100) durch, das alle bundesweit verfügba-
                                                           ren Verbreitungsdaten der Amphibien und Reptilien
   Für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland           in einer Datenbank zusammenführte (Schulte et al.
wurden vor dem Jahr 1989 insgesamt drei Rote Listen        2015, Podloucky & Geiger 2018). Im Rahmen eines
der Reptilien erstellt (Blab & Nowak 1976, Blab & No-      Anschlussvertrages zwischen der DGHT und dem
wak 1977, Blab & Nowak 1984). In der DDR gab es für        BfN („Unterstützungsleistungen zur Vorbereitung
diese Artengruppe bis auf einzelne Regionallisten mit      der bundesweiten Roten Listen der Amphibien und
Schutzempfehlungen keine staatsgebietsumfassen-            Reptilien – Aktualisierung des Verbreitungsatlas so-
de Rote Liste. Die erste gesamtdeutsche Rote Liste der     wie Analyse von Bestandstrends“, Förderkennzeichen
Reptilien nach der Wiedervereinigung wurde von Blab        351586030E) wurde die Datenbank zwischen Mai
et al. (1994) veröffentlicht. Nur zwei Jahre später gab    2017 und August 2018 mit Datensätzen aus sieben
das von Günther (1996) herausgegebene Standard-            Bundesländern aktualisiert. Das vorrangige Ziel des
werk „Die Amphibien und Reptilien Deutschlands”            Aufbaus der Datenbank mit über einer Million Daten-
den ersten auf Rasterdaten basierenden Überblick zur       sätzen war – neben der Publikation eines Online-At-
Verbreitung der Amphibien und Reptilien in der Bun-        las in der Auflösung von TK25-Quadranten (DGHT
desrepublik Deutschland. 1998 erschien die zweite          2018) – die Schaffung einer Datenbasis zur Erstellung
gesamtdeutsche Rote Liste für die Reptilien (Beutler       der vorliegenden Roten Liste.
et al. 1998). Weitere elf Jahre später veröffentlichten
Kühnel et al. (2009) die dritte Rote Liste der Reptilien
Deutschlands. Die Bewertung der aktuellen Be-              1.2    Gründung eines Rote-Liste-Gremiums
standssituation basierte darin bereits auf den von
Günther (1996) veröffentlichten Verbreitungskarten            Am 20.02.2018 wurde in einer konstituierenden
auf Ebene ganzer TK25-Rasterfelder (Topografische          Sitzung durch 22 Experten und Expertinnen ein
Karte im Maßstab 1 : 25.000). Die Bestandstrends           Rote-Liste-Gremium zur Erstellung der vorliegenden
wurden in allen bisherigen Roten Listen der Reptilien      sowie zukünftiger Roter Listen der Amphibien und
in erster Linie auf der Grundlage von Expertenwissen       Reptilien der Bundesrepublik Deutschland gegrün-
und Experteneinschätzungen bewertet.                       det. Da das Gremium ausschließlich auf eine Bünde-
   Die Kriterieneinschätzung für die vorliegende Rote      lung der Expertise zu den Amphibien und Reptilien
Liste wurde mithilfe von aktuellen Verbreitungskar-        Deutschlands ausgerichtet ist, vertreten die Mitglie-
ten und Atlanten, die auch Funddaten aus der Ver-          der innerhalb des Gremiums keine Verbände, Ini-
gangenheit darstellen, quantitativ unterstützt. Diese      tiativen oder andere Organisationen. Das Gremium
Verbreitungsdaten sind im Gegensatz zu anderen             wählte Ulrich Schulte zum Leiter und Ulrich Scheidt
taxonomischen Gruppen bei den Reptilien umfang-            und Arno Geiger zu stellvertretenden Leitern. Die vor-
reich vorhanden. Allerdings waren die Datensätze           liegende Rote Liste ist ein Gemeinschaftswerk dieses
zunächst nicht zentral verfügbar, sondern lagen regi-      Rote-Liste-Gremiums, an dem 31 Autoren und Auto-
onal verstreut in den Datenbanken der Bundesländer         rinnen mitgearbeitet haben.
und der Fachverbände vor.

                                                           2      Grundlagen
1.1    Vorbereitungen durch die AG Feldherpetologie
       und Artenschutz der DGHT e.V.                       2.1    Taxonomie, Nomenklatur und Zahl der Taxa

   In Vorbereitung der vorliegenden Roten Liste führ-         Die Artenvielfalt der Reptilien in Deutschland ist mit
te die Arbeitsgemeinschaft Feldherpetologie und            nur 14 indigenen Arten, darunter sechs Echsen, sie-
Artenschutz der Deutschen Gesellschaft für Herpe-          ben Schlangen und einer Schildkröte, gering. Zum Ver-
tologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT) in Koope-           gleich: In Frankreich kommen 38, in Spanien 65 und in
ration mit der Universität Trier von 2012 bis 2014         ganz Europa über 150 Arten vor (Cox & Temple 2009).
ein durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) ge-             In der vorliegenden Liste werden 2 Arten zu einer
fördertes Forschungs- und Entwicklungsvorhaben             Superspezies zusammengefasst, sodass sich wie bei
(F+E-Vorhaben „Vorbereitung der Roten Listen 2020          Kühnel et al. (2009) 13 taxonomische Einheiten erge-
der Amphibien und Reptilien Deutschlands – Aufbau          ben. Für diese hat sich der Umfang der betrachteten
einer bundesweiten Datenbank“, Förderkennzeichen           Bestände in Deutschland nicht geändert.

8                                                                                      NaBiV | 170 (3) | 2020 | 64 S. | BfN
Rote Liste der Reptilien

   Taxonomie und Nomenklatur richten sich wie bei         künftigen Studien erhöht werden, um genetische Li-
der letzten Roten Liste (Kühnel et al. 2009) nach         nien und deren Verbreitungsgebiete aufzudecken.
Günther (1996). Die einzige Ausnahme bildet                  Bei der Blindschleiche Anguis fragilis Linnaeus,
die Waldeidechse (Zootoca vivipara). Ihr Erstbe-          1758 ändert sich zwar innerhalb Deutschlands nichts
schreiber war nicht Jacquin, sondern Lichtenstein         am taxonomischen Konzept, das bekannte Verbrei-
(Schmidtler & Böhme 2011). Auf Grundlage gene-            tungsareal in Europa ist aber kleiner als bisher an-
tischer Analysen wurden in den letzten zehn Jahren        genommen, da die früher als Unterart A. f. colchica
neue Erkenntnisse gewonnen, die sich teilweise in         geführte Östliche Blindschleiche auf Artebene als
geänderten Unterartnamen ausdrücken. Diese neu-           Anguis colchica (Nordmann, 1840) sowie drei weite-
en Details werden im Folgenden kurz geschildert. Für      re Arten (A. cephallonica, A. graeca und A. veronensis)
diese Rote Liste bleiben jedoch die wissenschaftlichen    abgetrennt wurden (Gvoždík et al. 2010, Gvoždík et
Namen der bewerteten Taxa gegenüber der letzten           al. 2013, Jablonski et al. 2016). Um die engere taxo-
Liste unverändert.                                        nomische Umgrenzung auch im Namen deutlich
                                                          zu machen, wird die in Deutschland vorkommen-
Echsen (Sauria)                                           de Art als „Westliche Blindschleiche“ bezeichnet.
   Genetische Analysen zur Mauereidechse Podarcis
muralis (Laurenti, 1768) (Schulte et al. 2012 b, Salvi    Schlangen (Serpentes)
et al. 2013) belegen, dass in Deutschland zwei auto-         Den beiden bisher als Unterarten betrachteten
chthone Unterarten heimisch sind. Der Südwesten           Ringelnattertaxa wird nach neueren Untersuchun-
des Landes (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz,           gen (siehe Kindler et al. 2017) Artstatus zuerkannt
Saarland, Hessen und Nordrhein-Westfalen) wird von        (Abb. 1). Damit sind in Deutschland zwei Spezies hei-
der Unterart P. m. brongniardii (Daudin, 1802) be-        misch: die Ringelnatter Natrix natrix (Linnaeus, 1758)
siedelt. Sie dürfte vom Rhonetal über die Burgundi-       im engen Sinne und die Barrenringelnatter Natrix
sche Pforte und das Rheintal eingewandert sein. Eine      helvetica (Lacépède, 1789). Sie konnten für die vor-
weitere früher angegebene Unterart P. m. merremius        liegende Rote Liste jedoch nicht getrennt bewertet
(Risso, 1826) („merremia“) im Bereich von Moseltal        werden, da die Kenntnisse zur Verbreitungsgrenze
und Nordeifel ist von P. m. brongniardii genetisch        zwischen beiden Taxa derzeit noch nicht für eine se-
nicht verschieden, der Name wird deshalb als taxo-        parate Gefährdungsanalyse ausreichen (siehe Kindler
nomisches Synonym betrachtet (Gassert et al. 2013).       et al. 2017, Glaw et al. 2019). Deshalb werden in die-
Die zweite autochthone Unterart, P. m. maculiventris      ser Roten Liste beide gemeinsam als „Superspezies“
(Werner, 1891), ist nach der Eiszeit von Süden her        Natrix natrix und damit im gleichen Umfang wie in
durch das österreichische Inntal eingewandert und         der Roten Liste von Kühnel et al. (2009) bewertet.
besiedelt in Deutschland ein eng begrenztes Gebiet
in Oberbayern. Diese Vorkommen gehören zu einer
genetischen Linie, die im westlichen Oberitalien,         2.2   Prozess der Gefährdungsanalyse
dem Tessin (Schweiz), den Südalpen und dem Inntal
(Österreich) verbreitet ist und zur Unterscheidung           Zur Koordinierung der Arbeiten für die Gefähr-
weiterer genetischer Linien als „Podarcis muralis         dungsanalyse wurden ein enger Kreis aus Bearbeiter-
maculiventris-Südalpen-Linie“ bezeichnet wird. Alle       innen und Bearbeitern sowie ein erweiterter Kreis
als gebietsfremd (= allochthon) erkannten Mauerei-        von Fachleuten innerhalb des Gremiums gebildet.
dechsen-Vorkommen in Deutschland, von denen sich          Der enge Bearbeiterkreis der vorliegenden Roten Liste
die meisten außerhalb, einige jedoch auch innerhalb       bestand aus neun Artkoordinatoren und Artkoordi-
des natürlichen Verbreitungsgebiets etabliert haben,      natorinnen, die hauptverantwortlich sowohl für die
wurden in der vorliegenden Roten Liste nicht bewer-       Gefährdungseinschätzung einer oder mehrerer Arten
tet.                                                      als auch für die Texterstellung der jeweiligen Artka-
   Neuere genetische Analysen zur Zauneidechse            pitel waren (Dirk Alfermann, Ina Blanke, Klaus-Detlef
Lacerta agilis Linnaeus, 1758 zeigen nur geringe ge-      Kühnel, Hubert Laufer, Sigrid Lenz, Richard Podloucky,
netische Distanzen zwischen unterschiedlichen Vor-        Norbert Schneeweiß, Ulrich Schulte, Michael Waitz-
kommen aus dem Bundesgebiet, sodass der Unter-            mann). Der erweiterte Kreis aus 22 Artexperten und
artstatus von L. a. argus (Laurenti, 1768) zweifelhaft    Artexpertinnen gab zusätzlich Einzeleinschätzungen
erscheint (Andres et al. 2014). Andererseits sollte die   zur Gefährdung einer Art regional oder bundesweit ab
bislang geringe Anzahl an untersuchten Proben in zu-      (Otto Aßmann, Birgit Blosat, Daniel Bohle, Arne

                                                                                                               9
Grundlagen

Abb. 1:   Die Barrenringelnatter (Natrix helvetica) wurde unlängst nach Untersuchungen von Kindler et al. (2017) in den
          Artrang erhoben. Das Foto zeigt ein Weibchen aus Kröv, Rheinland-Pfalz. (Foto: Ulrich Schulte)

Drews, Manfred Drobny, Kerstin Elbing, Klemens Fritz,        wurden entweder deutschlandweite oder regionale
Uwe Fritz, Wolf-Rüdiger Große, Günter Hansbauer,             Einschätzungen abgegeben, die für alle Teilnehmen-
Andreas Malten, Andreas Nöllert, Falk Ortlieb, Ulrich        den in einer Tabellenansicht angezeigt wurden.
Scheidt, Sascha Schleich, Martin Schlüpmann, Marcel             Im Anschluss wurden die Einschätzungen aller Ex-
Seyring, Burkhard Thiesmeier, Heiko Uthleb, Norman           perten und Expertinnen von den Artkoordinatoren
Wagner, Christian Winkler, Annette Zitzmann).                und Artkoordinatorinnen zu einer Gesamteinschät-
   Als Arbeitshilfe für die Zusammenarbeit sowie             zung für Deutschland zusammengefasst. Dabei galt
für die Zusammenführung der zahlreichen Einzel-              es, die vorliegenden Teilflächen-Bewertungen im Kon-
bewertungen entwickelte der DLR (Deutsches Zen-              text der Verbreitung der jeweiligen Art in Deutsch-
trum für Luft- und Raumfahrt e.V.) Projektträger im          land zu betrachten und zu gewichten. So war z. B.
Rahmen des vom BfN geförderten F+E-Vorhabens                 die Bewertung von Teilgebieten innerhalb des natio-
„Forschung Rote-Liste-Zentrum“ (Förderkennzeichen            nalen Verbreitungsschwerpunktes einer Art stärker
351586030A) ein IT-Tool zur Gefährdungsanalyse für           zu gewichten als von Teilgebieten am Arealrand. Die
die Artengruppe. Dieses als Online-Tool konzipier-           Gesamteinschätzungen wurden in einer für den Ex-
te Werkzeug unterstützte den Prozess der gemein-             pertenkreis sichtbaren Tabellenansicht eingetragen.
samen Bewertung. Für die drei Kriterien „Aktuelle            Die Verantwortlichkeitsbewertung für die einzelnen
Bestandssituation“, „Langfristiger Bestandstrend“            Arten wurde zwischen den Artkoordinatoren und Art-
und „Kurzfristiger Bestandstrend“ wurden zuvor auf           koordinatorinnen diskutiert (Kriterien gemäß Gruttke
Grundlage der Analyse der Rasterfrequenzen berech-           et al. 2004, siehe Kap. 2.9). Am 26.11.2018 trafen sich
nete Vorschlagswerte (siehe Kap. 2.6 und 2.7) ange-          alle neun Artkoordinatoren und Artkoordinatorinnen
zeigt. Diese Werte dienten als grober Ausgangspunkt          im LWL-Museum für Naturkunde in Münster und
für die Bewertung der Kriterien. Alle Experten und Ex-       stimmten die Gesamteinschätzungen für die Rote-
pertinnen gaben ihre Einschätzungen zu denjenigen            Liste- und Verantwortlichkeitsbewertungen ihrer je-
Taxa ab, deren Bestände und Trends sie gut kannten           weiligen Arten miteinander ab.
bzw. für die sie als Bearbeiter oder Bearbeiterinnen
vorgesehen waren. Je nach persönlichem Überblick

10                                                                                        NaBiV | 170 (3) | 2020 | 64 S. | BfN
Rote Liste der Reptilien

2.3   Datengrundlagen                                     herpetofaunen und den Roten Listen der Bundeslän-
                                                          der, vorzugsweise den seit 2010 erschienenen.
   Die ersten bundesweiten Verbreitungskarten, die
auf einer Zusammenführung von Länderdaten be-
ruhten, wurden im Standardwerk „Die Amphibien             2.4   Neozoen/Paraneozoen
und Reptilien Deutschlands“ von Günther (1996)
auf der Ebene TK25 veröffentlicht. Die Daten basier-         In Deutschland kommen neben den indigenen
ten schwerpunktmäßig auf Erfassungen der Jahre            Reptilienarten auch neozoische Taxa vor. Nach der
1975 bis 1993, lagen aber nicht in digitaler Form vor.    Definition von Ludwig et al. (2009) gilt bisher aber
Für das Gebiet der ehemaligen DDR war ein detail-         keine gebietsfremde Reptilienart als dauerhaft eta-
lierter Verbreitungsatlas bereits durch Schiemenz &       bliert. Die im Folgenden erwähnten Vorkommen von
Günther (1994) publiziert worden. 20 Jahre danach         Neozoen-Arten haben sich zwar seit mindestens drei
gab der Online-Atlas der Arbeitsgemeinschaft Feld-        Generationen reproduziert, konnten sich jedoch von
herpetologie und Artenschutz der DGHT e. V. einen         den Orten ihrer ersten Ansiedlung aus nicht über den
bundesweiten Überblick zur Verbreitung der Am-            Nahverbreitungsradius hinaus ausbreiten.
phibien und Reptilien in Deutschland in der Auflö-           Ein 2017 entdecktes und sich reproduzierendes
sung von TK25-Quadranten (TK25-Q) (DGHT 2018).            Vorkommen der Zornnatter Hierophis carbonarius
Technische Grundlage ist nun eine Datenbank (Post-        (Bonaparte, 1833) ist von einem Deponiegelände aus
greSQL-Datenbank mit PostGIS-Erweiterung), welche         Rheinland-Pfalz bekannt (Laufer 2019). Es wird davon
die im Atlas präsentierten aggregierten Daten sowie       ausgegangen, dass die Population auf Individuen aus
weitere Informationen enthält. Zwischen allen Pro-        Süditalien zurückgeht, die vermutlich mit Abfall an-
jektpartnern wurde eine Vereinbarung zur Nutzung          geliefert wurden (Laufer 2019).
des Online-Atlas (DGHT 2018) mit seinen aggregier-           Von der Ruineneidechse Podarcis siculus
ten Daten sowie eine Vereinbarung zur Nutzung der         (Rafinesque, 1810) existiert in Deutschland eine lo-
bundesweiten Datenbank formuliert. Während der            kale Population bei Karlsruhe (Baden-Württemberg),
Online-Atlas und die dahinter liegenden aggregierten      die sich seit mindestens zehn Jahren regelmäßig re-
Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, dient      produziert und sympatrisch mit Mauereidechse und
die Nutzung der Einzeldatensätze ausschließlich na-       Zauneidechse vorkommt (Waitzmann, schriftl. Mitt.
turschutzfachlichen Auswertungen im Kontext der Er-       2019). Die Art kommt ursprünglich in Italien, auf vie-
stellung Roter Listen. Im Zuge der vorliegenden Revisi-   len umgebenden Inseln, auf Korsika sowie an der öst-
on der Roten Listen wurden die Datenbank sowie der        lichen Adriaküste vor und wurde auch an andere Orte
Atlas mit Daten aus sieben Bundesländern zwischen         im Mittelmeerraum, in die Schweiz und nach Nord-
2017 und 2018 aktualisiert. Die Auswahl beschränkte       amerika verschleppt.
sich auf diejenigen Bundesländer, in denen umfang-           Von der Katalonischen Mauereidechse Podarcis
reiche aktuellere Daten nach Ende des F+E-Vorhabens       liolepis (Boulenger, 1905) existiert eine seit längerem
zur Vorbereitung der Roten Listen 2020 vorhanden          bekannte kleine Population (etwa 50 Individuen) bei
waren. Damit befinden sich in der Datenbank ins-          Nörten-Hardenberg (Niedersachsen), die sich repro-
gesamt 181.455 Reptilien-Datensätze auf der Ebene         duziert und sympatrisch mit der dort ebenfalls ein-
TK25-Q aus allen Bundesländern (Stand 08.07.2018).        geschleppten Mauereidechse (P. m. brongniardii) so-
Der Datenschluss liegt bei den Bundesländern Berlin,      wie der dort einheimischen Zauneidechse vorkommt
Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rhein-            (Schulte et al. 2012 a). Die Art kommt ursprünglich
land-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein und Thürin-      in Nordostspanien, den Pyrenäen und Südfrankreich
gen zwischen 2012 und 2014. In den Bundesländern          (Region Languedoc-Roussillon) vor. Genetische Ana-
Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklen-          lysen lassen darauf schließen, dass sie vermutlich zu-
burg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen             sammen mit der Mauereidechse aus den Ost-Pyrenä-
und Sachsen-Anhalt liegt der Datenschluss aufgrund        en in Nörten-Hardenberg ausgesetzt wurde (Schulte
der durchgeführten Aktualisierung im Zeitraum             et al. 2012 a).
2017/2018 (siehe Kap. 2.7).                                  Die zahlreichen gebietsfremden neuweltlichen
   Zur Bewertung der Gefährdungssituation dienten         Schildkröten (Fam. Emydidae) – vor allem Unterar-
daneben auch Fachpublikationen und unveröffent-           ten von Trachemys scripta (Thunberg in Schöpf, 1792)
lichte Erkenntnisse aus dem Kreis der Experten und        –, die immer öfter in Gewässern im urbanen Raum
Expertinnen sowie Einschätzungen aus den Landes-          ausgesetzt wurden, reproduzieren sich bisher nicht

                                                                                                              11
Grundlagen

Tab. 1: Übersicht über die jeweils aktuellsten Landesherpetofaunen bzw. verfügbaren Nachweiskarten mit Erfassungs-
        zeitraum (Schwerpunktzeitraum) sowie Rastergröße (aktualisiert nach Geiger et al. 2016).

                                                                                Erfassungszeitraum             Darstellungs-
 Raumbezug       Quelle
                                                                                (Schwerpunktzeitraum)          form

                 Schiemenz & Günther (1994): Gebiet der ehemaligen DDR          1960 – 1990                    TK25-Q

                 Günther (1996)                                                 1975 – 1993                    TK25
 Deutschland
                 DGHT (2018)                                                    1975/1980 – 2014/2018,         TK25-Q
                                                                                je nach Bundesland

                 Laufer et al. (2007 a)                                         1990 – 2005
 Baden-
                 LUBW (ab 2014): https://www.lubw.                              ab 2014                        TK25-Q
 Württemberg
                 baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/
                 landesweite-artenkartierung-lak

                 Andrä et al. (2019)                                            1980 – 2015                    TK25-Q &
 Bayern                                                                                                        fundpunkt-
                 (Karten: LfU (o. D.), https://www.lfu.bayern.de/natur/                                        genau
                 artenschutzkartierung/reptiliendaten/index.htm)

                                                                                                               fundpunkt-
 Berlin          DGHT LV Berlin, NABU Berlin, Naturschutz Malchow               1978 – 2018
                                                                                                               genau

                 Agena e. V. (Karten: wp111.de/kunden/agena_neu/Seiten/         1960 – 1989,
 Brandenburg                                                                                                   TK25-Q
                 verbreitung.php)                                               1990 – 2015

 Bremen          Nettmann (1991)                                                1981 – 1984                    1 km x 1 km

                                                                                                               2 km x 2 km &
 Hamburg         Brandt et al. (2018)                                           1981 – 2017                    fundpunkt-
                                                                                                               genau

 Hessen          AGAR & FENA (2010)                                             1998 – 2009                    TK25-Q

 Mecklenburg-
                 Schiemenz & Günther (1994)                                     1960 – 1990                    TK25-Q
 Vorpommern
                 Podloucky & Fischer (1991)                                     1981 – 1989
 Niedersachsen                                                                                                 TK25-Q
                 Vollzugshinweise für FFH-Arten: NLWKN (2011)                   bis 2009

 Nordrhein-      Arbeitskreis Amphibien & Reptilien in Nordrhein-Westfalen      1981 – 2010
                                                                                                               TK25-Q
 Westfalen       (2011)                                                         (1993 – 2010)

 Rheinland-                                                                                                    TK25, TK25-Q
                 Bitz et al. (1996)                                             1978 – 1994
 Pfalz                                                                                                         & Minutenfeld

                 Delattinia e. V. (o. D.) (Karten: https://www.delattinia.de/
 Saarland                                                                       1980 – 1997                    2 km x 2 km
                 verbreitungskarten/reptilien)

                                                                                                               TK25-Q &
 Sachsen         Große (2019)                                                   2002 – 2019                    fundpunkt-
                                                                                                               genau

                                                                                                               TK25-Q &
 Sachsen-
                 Große et al. (2015)                                            2000 – 2014                    fundpunkt-
 Anhalt
                                                                                                               genau

 Schleswig-                                                                                                    fundpunkt-
                 Klinge & Winkler (2005)                                        1991 – 2004
 Holstein                                                                                                      genau

 Thüringen       Schiemenz & Günther (1994)                                     1960 – 1990                    TK25-Q

12                                                                                             NaBiV | 170 (3) | 2020 | 64 S. | BfN
Rote Liste der Reptilien

erfolgreich in Deutschland. Demnach handelt es               teilweise genetisch so stark wie Arten voneinander
sich nicht um Bestände im populationsbiologischen            differenziert sind und fast alle Vorkommen die Etab-
Sinne, sondern um Ansammlungen ausgesetzter Tie-             lierungskriterien nach Ludwig et al. (2009) erfüllen,
re (Kordges & Schlüpmann 2011).                              werden sie hier weder einzeln bewertet noch in die
   Anders als die oben erwähnten Arten sind in               Gefährdungsanalyse der einheimischen Mauerei-
Deutschland zahlreiche eingeschleppte Unterarten             dechsen einbezogen.
oder genetische Linien (sogenannte Paraneozoen,
Geiter 1999) nach den Kriterien von Ludwig et al.
(2009) etabliert und haben sich ausgebreitet. Ein-           2.5    Bezugszeit und Zeiträume für die
schleppungen von Paraneozoen werden aufgrund                        Ermittlung von Vorschlagswerten
morphologischer Ähnlichkeiten zu einheimischen
Unterarten oftmals verspätet oder gar nicht wahr-               Im Rahmen der Gefährdungsanalyse wurden vor-
genommen, obwohl sie durchaus häufig sein können.            zugweise Informationen und Kenntnisse berück-
Paraneozoen treten bei der Europäischen Sumpf-               sichtigt, die etwa bis zum Beginn des 20. Jahrhun-
schildkröte (Emys orbicularis) und vor allem bei der         derts zurückreichen. Für einzelne Arten, wie z. B. die
Mauereidechse (Podarcis muralis) auf (Fritz et al.           Europäische Sumpfschildkröte, konnten zudem In-
2004, Schulte & Deichsel 2015).                              formationen aus dem Zeitraum vor dem 18. Jahrhun-
   Die Europäische Sumpfschildkröte wurde bis ins            dert herangezogen werden. Die Datenbank enthält
20. Jahrhundert häufig als Fastenspeise sowie als            Nachweise aus einem Zeitraum von 1749 bis 2018.
zierendes Element herrschaftlicher Garten- und               Zur Bewertung der aktuellen Bestandssituation auf
Teichanlagen und später über den Tierhandel ver-             Grundlage der Rasterfrequenz wurden ausschließ-
breitet (Schneeweiß 2003). Bei den Vorkommen                 lich Daten ab 2000 berücksichtigt. Derselbe Zeitraum
außerhalb des eng begrenzten rezenten Areals der             (2000 – 2018), allerdings unterteilt in zwei Zeitschnit-
Art im Osten Deutschlands handelt es sich sehr               te (2000 – 2008 und 2009 – 2018), wurde zur Bewer-
häufig nur um allochthone Kleinstvorkommen (sie-             tung des kurzfristigen Bestandstrends betrachtet. Zur
he Kap. 3.1) bzw. die Sichtung von ausgesetzten              Bewertung des langfristigen Bestandstrends sollen
Einzelindividuen. Darüber hinaus laufen kontrol-             den methodischen Grundlagen entsprechend Daten
lierte Ansiedlungsprogramme in Rheinland-Pfalz,              aus den letzten 50 bis 150 Jahren betrachtet werden.
Hessen und Niedersachsen. Keines der Vorkommen               Da die ersten systematischen Erfassungen von Repti-
außerhalb von Brandenburg und Mecklenburg-Vor-               lien vielfach erst vor etwa 40 Jahren begannen (zwi-
pommern wurde in die Gefährdungsanalyse der hei-             schen 1975 und 1980), wurden die Informationen für
mischen Sumpfschildkröten einbezogen.                        den langfristigen Bestandstrend zunächst aus den
   Die ersten Aussetzungen von Mauereidechsen                „mittelalten” (1975/1980 – 2000) und den aktuellen
sind bereits Ende des 19. Jahrhunderts dokumentiert          Daten abgeleitet. Sie wurden durch Erkenntnisse zu
(Dürigen 1897, Laufer et al. 2007 b, Schulte 2008), doch     früheren Bestandsentwicklungen ergänzt und teil-
häufen sich insbesondere seit den letzten zehn Jahren        weise ersetzt, die indirekt u. a. aus dem Landschafts-
die Entdeckungen allochthoner Vorkommen sowohl               wandel im vergangenen Jahrhundert ermittelt wur-
außerhalb als auch innerhalb des natürlichen Areals          den.
der Art. Bis dato sind in Deutschland insgesamt über
110 allochthone Mauereidechsen-Populationen acht             Räumliche und zeitliche Unterschiede in
verschiedener genetischer Linien, die fünf Unterarten        Erfassungsintensität und Meldehäufigkeit
(P. m. brongniardii, P. m. maculiventris-Ost, P. m. ma-         Ein generelles Problem ergibt sich aus den räumli-
culiventris-West, P. m. muralis, P. m. nigriventris) zuzu-   chen und zeitlichen Unterschieden in der Erfassungs-
ordnen sind, bekannt geworden. Sie sind entweder             intensität und Meldehäufigkeit in den Bundeslän-
gezielt angesiedelt oder über den Güterverkehr ein-          dern. Diese Unterschiede sind häufig hervorgerufen
geschleppt worden (Schulte & Deichsel 2015, Schul-           durch die asynchrone Erarbeitung und Herausgabe
te, unveröffentl.). In der Oberrheinebene zwischen           von Landesfaunen. Einen Überblick über die entspre-
Freiburg und Mannheim wurde eine schnelle und                chenden Werke bzw. die verfügbaren Nachweiskarten
gründliche genetische Verdrängung natürlicher Popu-          der Reptilien unter Angabe ihres Erscheinungsjahres,
lationen durch eine dominante Einkreuzung einge-             des Erfassungszeitraums (Schwerpunktzeitraum)
schleppter italienischer Linien nachgewiesen (Schulte        sowie der Darstellungsform gibt Tabelle 1. Beispiels-
et al. 2012 c). Auch wenn diese Linien untereinander         weise aus Rheinland-Pfalz und Niedersachsen liegen

                                                                                                                  13
Grundlagen

Tab. 2:   Einstufung in die Kriterienklassen der aktuellen Bestandssituation auf Basis der Rasterfrequenz im Zeitraum
          2000 bis 2018 auf Ebene TK25-Q. (1) bedeutet, dass die Rasterfrequenz bei diesen Taxa aufgrund von Erfassungs-
          defiziten in der Realität vermutlich höher liegt. (2) bedeutet, dass die tatsächliche Häufigkeit vermutlich geringer
          ist, als es die Rasterfrequenz nahelegt.

                                                                                                            Rasterfrequenz
     Kriterienklasse           Schwellenwerte              Taxon                                            TK25-Q
                                                                                                            (2000 – 2018)

                                                           Aspisviper                                         0,03 %
                               ≤ 0,1 % oder
 extrem selten         es                                  Europäische Sumpfschildkröte                       0,06 %
                               ≤ 10 Vorkommen
                                                           Östliche Smaragdeidechse                           0,10 %

                                                           Würfelnatter                                       0,19 %

 sehr selten           ss      > 0,1 – < 1 %               Westliche Smaragdeidechse                          0,29 %

                                                           Äskulapnatter                                      0,48 %

                                                           Mauereidechse                                      4,78 %
 selten                s       ≥ 1 – < 14 %
                                                           Kreuzotter                                       11,90 %

                                                           Schlingnatter                                    17,96 %
 mäßig häufig          mh      ≥ 14 – < 40 %
                                                           Ringelnatter                                     42,95 % (2)
                                                           Waldeidechse                                     40,22 % (1)

 häufig                h       ≥ 40 – < 60 %               Westliche Blindschleiche                         42,18 % (1)

                                                           Zauneidechse                                     50,01 %

ab dem Jahr 2000 besonders für die häufigeren Arten             2.6       Aktuelle Bestandssituation
nur sehr wenige Datensätze vor. Zudem wurden ak-
tuellere Daten (ab 2013) aus ehrenamtlichen Artmel-                Um die aktuelle Bestandssituation der Arten ein-
deportalen aus den genannten Bundesländern nicht                schätzen zu können, wurden zunächst anhand
berücksichtigt, da sie im Rahmen der vorbereitenden             der Rasterfrequenzen Schwellenwerte für die je-
F+E-Vorhaben nicht bearbeitet wurden. Demgegen-                 weiligen Kriterienklassen festgelegt (Tab. 2). Die
über haben vor allem die östlichen Bundesländer                 Vorschlagswerte wurden anschließend von den
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-An-                    Experten und Expertinnen geprüft und die Kriterien-
halt, aber auch die süddeutschen Bundesländer Ba-               einstufungen ggf. angepasst. Generell wurden bei
den-Württemberg und Bayern in jüngerer Zeit große               den Amphibien und Reptilien die gleichen Schwel-
Anstrengungen unternommen, aktuelle Daten, ins-                 lenwerte verwendet. Bei den Reptilien fällt aller-
besondere zu den Arten der Anhänge der Fauna-Flo-               dings keine Art in die Klasse „sehr häufig“. Für die
ra-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG der Euro-           Einstufung in die Klasse „extrem selten“ wurde nach
päischen Union, im Weiteren kurz FFH-Richtlinie), zu            Ludwig et al. (2009) ein Richtwert von zehn Vorkom-
erheben. In Abbildung 2 ist die räumliche Verteilung            men bzw. zehn belegten TK25-Q vereinbart, was im
aller Erfassungsdatensätze für Reptilien sowie der gut          Quadrantenraster einer Frequenz von 0,0997 % ent-
untersuchten Rasterzellen für Reptilien und Amphibi-            spricht. Vor allem für die extrem seltenen und sehr
en gemeinsam dargestellt. Dies hat den Hintergrund,             seltenen Reptilienarten des Anhangs IV der FFH-
dass die Erfassung beider Organismengruppen in der              Richtlinie, wie Äskulapnatter, Europäische Sumpf-
Regel von den gleichen Experten und Expertinnen                 schildkröte, Östliche Smaragdeidechse, Westliche
durchgeführt wird. Außerdem erleichtert die größe-              Smaragdeidechse und Würfelnatter, ist durch das
re zugrunde liegende Artenzahl das Identifizieren der           FFH-Monitoring (Totalzensus, d. h. Monitoring aller re-
besser untersuchten Rasterzellen.                               zenten Vorkommen in der kontinentalen biogeografi-
                                                                schen Region, siehe Weddeling et al. 2009) die Anzahl

14                                                                                             NaBiV | 170 (3) | 2020 | 64 S. | BfN
Rote Liste der Reptilien

Abb. 2:   Räumliche Verteilung aller Erfassungsdatensätze (graue Quadrate) von Reptilientaxa auf Ebene von TK25-Quad-
          ranten ab dem Jahr 2000 sowie gut untersuchte Rasterzellen, die für den kurzfristigen Bestandstrend betrachtet
          wurden (schwarz umrandete Quadrate der Rasterzellen). Die orangefarbenen Linien stellen die naturräumlichen
          Grenzen nach Ssymank (1994) dar. QGIS Version 3.12, Naturräumliche Haupteinheiten: BfN 2009, nach Ssymank
          1994; Quellkartenbezug © GeoBasis-DE / BKG (2020).

                                                                                                                     15
Sie können auch lesen