Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald

 
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N AT I O N A L PA R K P L A N 2 0 2 0

Forschung und Monitoring

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Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
     Monitoring

                                                             INHALTSVERZEICHNIS

                                                             Redaktioneller Hinweis                                                       4

                                                             1 Einführung                                                                 5

                                                             2 Rahmenbedingungen und Erwartungen                                          7
                                                             2.1 Internationale und nationale Rahmenbedingungen                           7
                                                             2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen                                             7
                                                             2.3 Soziokulturelle Rahmenbedingungen                                        8

                                                             3 Handlungsgrundsätze                                                        9

                                                             4 Wissenschaftliche Ansätze                                                  10
                                                             4.1 Monitoring                                                               11
                                                               4.1.1 Methodik                                                             11
                                                               4.1.2 Monitoring-Ansätze                                                   13
                                                             			 4.1.2.1 Hydrologisches Monitoring                                        15
                                                             			 4.1.2.2 Floristisches Monitoring                                         16
                    IMPRESSUM                                			 4.1.2.3 Faunistisches Monitoring                                         22
                                                             			 4.1.2.4 Dauerbeobachtungsflächen Umweltmonitoring                        33
                    Titelbild                                			 4.1.2.5 Meteorologische Messstationen                                    34
                    Forscherin im Nationalpark               			 4.1.2.6 Sozioökonomisches Monitoring                                     35
                    Hunsrück-Hochwald                        			 4.1.2.7 Neobiota-Monitoring                                              35
                    Foto: Konrad Funk                        			 4.2.1.8 Naturwaldreservate und Naturwaldzellen                           36
                                                             4.2 Forschung                                                                36
                    Herausgeber                                4.2.1 Methodik                                                             36
                    Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald          4.2.2 Forschungsansätze                                                    37
                    Brückener Straße 24                      			 4.2.2.1 Wassergebundene Ökosysteme                                       37
                    55765 Birkenfeld                         			 4.2.2.2 Akustik im Nationalpark                                          43
                    Tel.: 06782 8780-0                       			 4.2.2.3 Huftiere                                                         46
                    Email: poststelle@nlphh.de               			 4.2.2.4 Borkenkäfer                                                      46
                    www.nationalpark-hunsrueck-              			 4.2.2.5 Totholz                                                          47
                    hochwald.de                              			 4.2.2.6 Aasökologie                                                      48
                                                             			 4.2.2.7 Kulturhistorie                                                   48
                    Layout und Druck                         4.3 Dokumentation                                                            49
                    ensch-media, Druckerei Ensch GmbH        4.4 Forschungsnetzwerk                                                       50
                                                             4.5 Evaluation der Forschung                                                 51
                    Stand
                    Januar 2020                              5 Ausblick                                                                   52
                    1. Auflage
                                                             6 Quellenverzeichnis                                                         54
                    Nachdruck – auch auszugsweise –
                    ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung   7 Anhang                                                                     55
                    des Herausgebers gestattet.              7.1 Projektskizzen                                                           55
                                                             7.2 Karte 1: Wildkatzenmonitoring – Nachweis Wildkatze 2017                  72
                    Veröffentlichung Dezember 2020           7.3 Karte 2: Wildkatzenmonitoring – Verbreitungsschwerpunkt Wildkatze 2017   74

2                                                                                                                                              3
Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
     Monitoring

                    ABBILDUNGSVERZEICHNIS
                    Abbildung 1: „Monitoring und Forschung“ als eines von zehn Handlungsfeldern
                    mit den dazugehörigen Kriterien aus den „Qualitätskriterien und -standards für
                    deutsche Nationalparke“ EUROPARC Deutschland e.V.                                 7
                    Abbildung 2: Gestaltungsmöglichkeiten des Aufnahmedesigns und Aufnahme-
                    methodik von Monitoringansätzen                                                  12
                    Abbildung 3: DPSIR-Konzept der Europäischen Umweltagentur                        14
                    Abbildung 4: Vorgang in einem Forschungsprojekt – von der Fragestellung
                    bis zum Ergebnis                                                                 37

                    KARTENVERZEICHNIS
                    Karte 1: Wildkatzenmonitoring - Nachweis Wildkatze 2017                          72                        1
                    Karte 2: Wildkatzenmonitoring - Verbreitungsschwerpunkt Wildkatze 2017           74

                                                                                                                             EINFÜHRUNG
                    REDAKTIONELLER HINWEIS
                                                                                                          Zunderschwamm      Wissenschaftliche Umweltbeobachtun-       Der Fokus liegt dabei auf Besonderhei-
                    In diesem Modul soll ein Überblick über die laufenden und geplanten Monitoring-             an Totholz   gen und -forschung, wie auch die Do-      ten in Nationalparks im Allgemeinen
                                                                                                           (Foto: K. Funk)
                    verfahren und Forschungsprojekte gegeben werden. Teilweise werden Ergebnisse                             kumentation der daraus resultierenden     und dem Nationalpark Hunsrück-Hoch-
                    in geringem Umfang bereits aufgeführt – ausführliche Ergebnisse, Artenlisten und                         Ergebnisse, sind gemäß den Empfeh-        wald im Besonderen. Das größte vor-
                    weiterführende Informationen, beispielsweise zum Versuchsaufbau, werden auf dem                          lungen der Internationalen Union zum      handene Ökosystem im Schutzgebiet
                    Forschungsserver der Nationalparks Hunsrück-Hochwald, Hainich und Schwarzwald                            Schutz der Natur (IUCN) eine der Aufga-   stellt der Wald dar; daher werden die
                    veröffentlicht (https://fs.nlphh.de/).                                                                   ben in Nationalparks.                     Unterschiede eines Waldnationalparks

4                                                                                                                                                                                                               5
Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
      Einleitung
     Monitoring

                                                                                                               2
                                                                                                            RAHMENBEDINGUNGEN
                                                                                                            UND ERWARTUNGEN

                                                                                                            2.1 INTERNATIONALE UND NATIO-                       2.2 RECHTLICHE
                                                                                                            NALE RAHMENBEDINGUNGEN                              RAHMENBEDINGUNGEN

                    zu einem Wirtschaftswald in besonde-        nen, ist zunächst eine angemessene          Wissenschaftliche Umweltbeobachtun-                 Rheinland-Pfalz und das Saarland haben
                    rer Weise beleuchtet. Einer der größten     Bestandsaufnahme der Ausgangssituati-       gen und -forschung, wie auch die Do-                sich im Staatsvertrag über den National-
                    Unterschiede zum Wirtschaftswald stellt     on notwendig.                               kumentation der daraus resultieren-                 park dazu verpflichtet, wissenschaftliche
                    die natürliche Altersstruktur der Biozö-                                                den Ergebnisse, sind gemäß den Emp-                 Untersuchungen durchzuführen und/
                    nose dar: von Naturverjüngung bis Zer-      Den zweiten Ansatz liefert insbeson-        fehlungen der Internationalen Union                 oder externe Forschungsarbeiten zu ini-
                    fallsphase und von Geburt bis Abster-       dere die Tatsache, dass der National-       zum Schutz der Natur (IUCN) eine der                tiieren. Die im Nationalpark ablaufenden
                    ben. Durch einen ungestörten Ablauf         park ein Entwicklungsnationalpark ist.      Aufgaben in Nationalparks. EUROPARC                 Sukzessionsvorgänge, dynamischen Pro-
                    der Naturvorgänge soll der Nationalpark     Im Entwicklungszeitraum finden unter-       Deutschland e.V.i konkretisiert die Auf-            zesse, die Biologie der Lebensgemein-
                    über einen hohen Anteil an Totholz, Bäu-    schiedliche Maßnahmen in den Entwick-       gaben in den Qualitätskriterien für deut-           schaften sowie die Folgen des Klimawan-
                    men mit Biotopstrukturen und Tierkada-      lungsbereichen statt (z. B. im Zuge des     sche Nationalparks:                                 dels sollen beobachtet, dokumentiert
                    vern verfügen. Untersuchungen von Ar-       Waldschutzes oder der Renaturierung).                                                           und die Ergebnisse der breiten Öffent-
                    tengruppen, die im Rahmen natürlicher       In der Pflegezone sind dauerhaft Maß-                                                           lichkeit zugänglich gemacht werden (§ 4
                    Kreisläufe von toten Lebewesen profitie-    nahmen des Arten- und Biotopschutzes         Monitoring und      -Forschungskoordination        Abs. 3 Nr. 4 sowie § 12 StaatsV). Aus die-
                    ren, stehen daher im Fokus. Eine weitere    möglich. Um diese Maßnahmen zu eva-          Forschung           -Grundlagenermittlung          sem Grund sind laut Staatsvertrag (§ 15
                    Besonderheit des Nationalparks Huns-        luieren und zu optimieren, ist wissen-                           -Monitoring                    StaatsV) Maßnahmen und Handlungen
                    rück-Hochwald sind die Sonderstandor-       schaftliche Begleitforschung und -be-                            -Dokumentation                 selbst in den Wildnisbereichen gestat-
                    te – Hangbrücher und Rosselhalden – im      wertung erforderlich.                                                                           tet, sofern sie keinen negativen Einfluss
                    Spannungsfeld zwischen extremer Näs-                                                                                                        auf das Ökosystem oder die Biozönose
                    se und extremer Trockenheit sowie der       Um die Effizienz und Sinnhaftigkeit der                                                         haben und vorausgesetzt wird, dass das
                    vielfältige kulturhistorische Hintergrund   begleitenden Forschung und der ange-                                                            Ökosystem dadurch nicht „zerstört, be-
                                                                                                            Abbildung 1: „Monitoring und Forschung“ als
                    des Gebietes.                               wandten Methoden zu überprüfen, wird        eines von zehn Handlungsfeldern mit den dazuge-     schädigt, verändert oder nachhaltig ge-
                                                                ein Indikatorensystem als Kontrollinstru-   hörigen Kriterien aus den „Qualitätskriterien und   stört“ (§ 14 Abs. 1 StaatsV) wird.
                                                                                                            -standards für deutsche Nationalparke“ EURO-
                    Der Forschung und dem Monitoring im         ment etabliert.                             PARC Deutschland e.V.
                    Nationalpark Hunsrück-Hochwald lie-                                                                                                         Die Forschung im Nationalpark ist ei-
                    gen zwei entscheidende Intentionen                                                      Auch im Bundesnaturschutzgesetz                     nerseits kontinuierliche Grundlagen-
                    zugrunde. Zum einen sollen natürlich                                                    § 24 ist festgehalten, dass, „soweit es der         forschung zum Verständnis der Ökosys-
                    ablaufende Prozesse wissenschaftlich                                                    Schutzzweck erlaubt, […] Nationalparke              temprozesse, der Entwicklung der Biodi-
                    begleitet werden, um Zusammenhänge                                                      auch der wissenschaftlichen Umweltbe-               versität und zur Beobachtung der vom
                    im Ökosystemgefüge besser zu verste-                                                    obachtung, der naturkundlichen Bildung              Menschen nahezu unbeeinflussten, dy-
                    hen. Hierbei steht nicht im Fokus, jeden                                                und dem Naturerlebnis der Bevölkerung               namischen, natürlichen Prozesse (§ 13
                    Winkel des Nationalparks bis ins Detail                                                 dienen [sollen]“.                                   StaatsV), aber auch der sozialen und öko-
                    zu untersuchen. Vielmehr geht es dar-                                                                                                       logisch-sozioökonomischen Entwicklun-
                    um, den Wandel, die Veränderung und                                                                                                         gen im Hinblick auf Ursache-Wirkungs-
                    die Anpassung der Lebensgemeinschaf-                                                                                                        Beziehungen, und andererseits ange-
                    ten und Habitatstrukturen zu beobach-                                                                                                       wandte, auf ein späteres Monitoring
                    ten. Um diesen Wandel erfassen zu kön-                                                                                                      ausgerichtete Forschung.

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Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
     Monitoring

                    2.3 SOZIOKULTURELLE                        tegriert werden. Diese Forschungskoor-
                    RAHMENBEDINGUNGEN                          dination wird vom Nationalparkamt, ins-                          3
                                                               besondere mit Unterstützung der For-
                    Die Landeskonzepte von Rheinland-          schungsanstalt für Waldökologie und
                    Pfalz und dem Saarland betonen, dass       Forstwirtschaft (FAWF), oder auch von re-                     HANDLUNGSGRUNDSÄTZE
                    die in der Region ansässigen Forschungs-   gionalen Forschungseinrichtungen über-
                    einrichtungen und wissenschaftlichen       nommen.                                          Torfmoos-    Eine kontinuierliche Grundlagenfor-          des Nationalparks beantwortet werden
                    Institutionen in die Forschungsarbeit                                                   monitoring im    schung und die Beobachtung der vom           können, auch außerhalb stattfinden. In
                                                                                                             Nationalpark
                    des Nationalparks eingebunden werden.      Verschiedene Forschungsfelder wurden             Hunsrück-    Menschen nahezu unbeeinflussten, dy-         diesem Zusammenhang müssen die Ef-
                                                               definiert, die für die Nationalparkarbeit        Hochwald     namischen, natürlichen Prozesse stellen      fizienz und Effektivität von Maßnahmen
                                                                                                           (Foto: K. Funk)
                    Die Forschung im Nationalpark sollte       von besonderer Relevanz sind, darun-                          im Bereich Forschung und Monitoring          und Methoden überprüft und, wenn
                    für alle nationalen und internationalen    ter u. a. die von der FAWF vornehmlich                        die primären Aufgaben dar. Dennoch           möglich, durch neue Technik, angepass-
                    wissenschaftlichen Institutionen, ins-     durchgeführte Naturwaldforschung, das                         muss als höchstes Gebot die Ungestört-       te Konzepte und wissenschaftliche Er-
                    besondere für die Hochschulen in der       forstliche Umweltmonitoring und das                           heit der Natur und ihrer Dynamik stets       kenntnisse gesteigert werden.
                    weiteren Nationalparkregion, offenste-     Borkenkäfermonitoring.                                        im Fokus stehen. Wichtig ist das Be-
                    hen und Nachwuchswissenschaftler/-                                                                       wusstsein, dass, auch wenn eine Einzel-      Die Untersuchungen und Maßnahmen
                    innen die Möglichkeit eröffnen, geeig-     Langfristiges Monitoring wird durch die                       untersuchung oder Erhebung noch so           haben sich den Veränderungen des Ge-
                    nete Forschungsfelder für Abschluss-       Nationalparkverwaltung      gewährleis-                       schonend und störungsarm scheint, die        bietes anzupassen.
                    arbeiten und Praktika zu finden. Deren     tet und garantiert damit eine Kontinu-                        Summe der wissenschaftlichen Erhe-
                    Forschungsziele müssen mit den Ziel-       ität der Durchführung. Weitergehende                          bungen eine erhebliche Beeinflussung         Es ist darauf zu achten, dass möglichst
                    setzungen des Nationalparks in Einklang    projektbezogene Forschung und Moni-                           des natürlichen Systems darstellen kann.     wenige Stoffe, Lärm und Emissionen ins
                    stehen.                                    toring werden vornehmlich von exter-                          So kann dies das eigentliche Ziel, die Be-   Gebiet eingebracht werden. Dies be-
                                                               nen Experten, Hochschulen etc. über-                          obachtung und Dokumentation der un-          zieht sich auch auf die Einschränkung
                    Das Nationalparkamt verfügt über kei-      nommen. Die Anzahl an Projekten, die                          gestörten Entwicklung, konterkarieren.       der Fahrbewegungen auf ein absolut
                    ne eigene Forschungsgruppe. Die weite      thematische Auswahl sowie die Art der                         Im Zuge der Forschung und des Moni-          nötiges Maß.
                    Spanne der Forschungsfelder erfordert      Durchführung sind abhängig von den                            torings gilt es daher, störende Einflüsse
                    damit, dass interessierte Wissenschaft-    Kapazitäten der jeweiligen Akteure und                        auf das Ökosystem so weit wie möglich
                    ler/-innen einbezogen und in einem         der Vereinbarkeit mit dem Schutzgedan-                        zu vermeiden. So sollten Untersuchun-
                    umfassenden Forschungsnetzwerk in-         ken des Nationalparks.                                        gen zu Fragestellungen, die außerhalb

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Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
      Monitoring

                                                                                                               • Wie beeinflussen Maßnahmen im Na-          in der Pflegezone und in den Entwick-
                                                                                                                 tionalpark natürliche Prozesse? Welche     lungsbereichen, jeweils auf Basis einer
                                                                                                                 Instrumentarien sollten dabei verwen-      Grunderhebung zu Beginn der Aus-
                                                                                                                 det werden?                                weisung des Nationalparks.
                                                                                                               • Welchen Einfluss hat der Nationalpark
                                                                                                                 auf die nachhaltige Entwicklung der       Bei Letzterem spielt die Evaluierung von
                                                                                                                 Region, z. B. Tourismus, Gastronomie,     Maßnahmen im Sinne einer Erfolgskon-
                                                                                                                 ÖPNV? Welchen Einfluss hat bspw. der      trolle eine große Rolle. Durch die Be-
                                                                                                                 Tourismus auf den Nationalpark?           wertung der Erreichung bestimmter
                                                                                                                                                           Zielvorgaben, z. B. die Buchen-Voraus-
                                                                                                               Zum besseren Verständnis der komple-        verjüngung in den Randbereichen des
                                                                                                               xen Strukturen wird im Folgenden zwi-       Nationalparks und das Offenland-Kon-
                                                                                                               schen Forschung und Monitoring unter-       zept (vgl. Modul Gebietsentwicklung),
                                                                                                               schieden. Die Übergänge sind teilweise      kann die künftige Vorgehensweise op-
                                                                                                               fließend.                                   timiert werden.

                                                                                                                                                           Die menschlichen Einwirkungen auf
                                                                                                               4.1 MONITORING                              den Nationalpark können durch un-
                                                                                                                                                           terschiedliche Methoden erfasst wer-
                                                                                                               Das wissenschaftliche Monitoring um-        den (vgl. Kapitel 4.1.2.6). So protokol-
                                                                                                               fasst die fortlaufende oder periodische     liert beispielsweise das sozioökonomi-
                          4                                                                                    Erfassung und Dokumentation von Zu-         sche und sozioökologische Monitoring
                                                                                                               ständen oder Prozessen und der auf sie      die Veränderungen in Bezug auf die
                                                                                                               einwirkenden Faktoren. Es ist damit die     menschliche Gesellschaft, z. B. hinsicht-
                       WISSENSCHAFTLICHE ANSÄTZE                                                               Basis für das Verständnis und die Inter-    lich Akzeptanz und Besucherzahlen.
                                                                                                               pretation von Veränderungen, im Ein-
      Forschung und    Forschung und Monitoring erfolgen in         Forschung und Monitoring befassen sich     zelfall die Grundlage für eine vertiefen-   4.1.1 METHODIK
      Monitoring im    enger Verzahnung. Die Interpretation         mit den unterschiedlichsten Fragestel-     de Forschung.
       Nationalpark
          Hunsrück-    von Monitoring-Daten (d. h. Ergebnisse       lungen:                                                                                Das Aufnahmedesign kann neben Voll-
          Hochwald     aus fortlaufender oder periodischer Erfas-                                              Konkrete Ziele des Monitorings im Nati-     aufnahmen, die aufgrund von Flä-
     (Foto: K. Funk)
                       sung) kann der Klärung im Rahmen von         • Wie ist der Status quo?                  onalpark sind                               chengrößen eher die Ausnahme bil-
                       vertiefenden Forschungsprojekten (d. h.      • Was passiert, wenn man der Natur ihren                                               den, Stichprobenverfahren umfassen.
                       die Beantwortung konkreter Fragestel-          freien Lauf lässt? Wie entwickeln sich   • die Erfassung der Veränderung von Ar-     Stichprobenpunkte können dabei ran-
                       lungen in definierten Zeiträumen) bedür-       Biotopstrukturen, wie der Wasserhaus-      tenausstattung, Lebensräumen und          domisiert (zufällig) oder systematisch
                       fen. Andererseits können die Ergebnisse        halt oder die Artenzusammensetzung?        natürlichen Prozessen auf Flächen         ausgewählt werden. Neben dem Auf-
                       aus der Forschung eine Grundlage für ein       Wie wird dies vom Menschen wahrge-         ohne direkten menschlichen Eingriff       nahmedesign bietet die Aufnahmeme-
                       anschließendes Monitoring liefern oder         nommen?                                    (Wildnisbereiche).                        thodik unterschiedliche Ansätze (vgl.
                       zur Optimierung von Monitoringverfah-        • Welche Rolle spielt dabei der Klima-     • die Dokumentation von Entwicklungs-       Abbildung).
                       ren führen.                                    wandel?                                    prozessen auf Maßnahmenflächen

10                                                                                                                                                                                                     11
                                                                                                                                                                                                       11
Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
      Monitoring

                                                                                                                                                                                                           • für den Nationalpark typisch und re-
                                                                                                                                                                                                             präsentativ und zugleich selten/ge-
                                                                                                                                                                                                             fährdet sind (Arten der Brücher, Quel-
                                                                                                                                                                                                             len/Bachoberläufe und Felsstandor-
                                                                                                                                                                                                             te);
                                                                                                                                                                                                           • Arten mit besonderer biogeografi-
                                                                                                                                                                                                             scher Verantwortung für deren Erhalt
                                                                                                                                                                                                             (z. B. Wildkatze) sind;
                                                                                                                                                                                                           • Artenschutzrelevanz haben (z. B. FFH-
                                                                                                                                                                                                             Arten1 und Lebensraumtypen in der
                                                                                                                                                                                                             Pflegezone).
                                            Aufnahmedesign
                                                                                                                                                                                                          Dies kann auch für ganze Artengruppen
                                                                                                                                                                                                          gelten, wie z. B.
                        Vollaufnahme                                  Stichprobe
                                                                                                                                                                                                          • die Spechte, die durch ihren Höhlen-
                                                                                                                                                                                                            bau Waldökosysteme maßgeblich mit-
                                                                                    Raster
                                                                                                                                                                                                            gestalten,
                                                                                                                zufällig                                                                                  • die Torfmoose (Gattung Sphagnum)
                                                                                                                                                                                                            mit ihren Zeigereigenschaften bezüg-
                                                                                   Transekt                                                                                                                 lich Moorstandorte und Wasserhaus-
                                                                                                                                                                                                            halt,
                                                                                                              systematisch
                                                                                                                                                                                                          • die benthischen Makroinvertebraten,
                                                                                    Punkt                                                                                                                   Fische und Rotalgen der Gewässer
                                                                                                                                                         4.1.2 MONITORING-ANSÄTZE                           mit ihren spezifischen Habitatansprü-
                                                                                                                                                                                                            chen bezüglich Abflussdynamik, Habi-
                                                               Aufnahmemethodik                                               Der Nationalpark           Das Monitoring fokussiert zunächst die             tatstrukturen und Chemismus der
                                                                                                                                     Hunsrück-           Arten, Artengruppen und Teillebensräu-
                                                                                                                             Hochwald – vielfäl-
                                                                                                                                                                                                            Fließgewässer.
                                                                                                                              tiger Lebensraum           me, die eine besondere Relevanz für den
                                                                                                                                (Foto: K. Funk)          Nationalpark haben, weil sie                     Eine Grundbestandserfassung ist in den
                                                                                                                                                                                                          meisten Artengruppen erforderlich, um
                      genetisch                     optisch                  akustisch                    numerisch
                                                                                                                                                         • in besonderem Maße auf Maßnah-                eine Bewertung der qualitativen und
                      z.B. Kotsammlung              z.B. Fotofallen          z.B. Soundboxen              z.B. Zählungen
                                                                                                                                                             men reagieren = maßnahmenrelevan-            quantitativen Entwicklung des Artenin-
                                                                                                                                                             te Arten (starke Zunahme/Abnahme);           ventars durchführen zu können.
                     Abbildung 2: Gestaltungsmöglichkeiten des Aufnahmedesigns und Aufnahmemethodik von                                                  • 	durch Nichtnutzung profitieren (Zei-
                     Monitoringansätzen                                                                                                                      ger störungsarmer Verhältnisse/Na-           Je nach Häufigkeit sind alle Vorkommen
                     Bevorzugt sollten Daten quantitativ erhoben werden, so dass über wiederholte Messungen                                                  turnähezeiger);                              der relevanten Arten oder eine repräsen-
                     Veränderungen über die Zeit erfasst werden können.                                                                                  • besonders auf Verwilderung und na-             tative Auswahl in das Monitoring einzu-
                                                                                                                                                             türliche Dynamik reagieren (Zeiger na-       beziehen. Es kann auch ein Monitoring
                     Für die Entwicklung des Monitoring-                   wiesen. In diesen Straten wurden rando-                                           türlicher Prozesse);                         von Störzeigern bzw. Neobiota sinnvoll
                     Konzepts im Nationalpark wurden sechs                 misiert jeweils 30 Untersuchungsflächen                                       • Ökosystem-Schlüsselarten oder Arten            sein. Die angewandten Methoden müs-
                     Lebensraumeinheiten (Straten) für die                 gezogen, die zukünftig für einen Groß-                                            mit integrativer Indikatorfunktion           sen für die jeweilige Art bzw. für die Ar-
                     Untersuchung von Standort, Kleinklima,                teil der flächenbezogenen Untersuchun-                                            sind (z. B. bestimmte Wald-Fleder-           tengruppen spezifisch sein. Das Monito-
                     Vegetation, Tierwelt etc. auf Basis von               gen genutzt und Ergebnisse synoptisch                                             mausarten, Rindenwanzen, Schwarz-            ring für die mit technischen Hilfsmitteln
                     Fernerkundungsdaten und bereits be-                   ausgewertet werden sollen.                                                        specht, Grauspecht, Torfmoose, Steck-        zu erfassenden Organismengruppen ist
                     stehenden Flächeninformationen ausge-                                                                                                   nadelflechten), benthische Makroin-          möglichst zu bündeln, damit möglichst
                                                                                                                                                             vertebraten, Fische);                        große und zusammenhängende Berei-

                                                                                                                             1
                                                                                                                                 FFH-Arten= Arten, die gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie besonderen Schutz erfahren

12                                                                                                                                                                                                                                                     13
Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
      Monitoring

                                                                                                                                                                                            Lebensraum
                                                                                                                                                                                               Gewässer
                                                                                                                                                                                         (Foto: S. Kaps)

                     che von Störungen freigehalten werden.             gen, Ökosysteme und sozioökonomi-                                    4.1.2.1 HYDROLOGISCHES
                     Daher sollen Referenzflächen einge-                sche Aspekte.                                                        MONITORING
                     richtet werden, wobei auch dort darauf
                     zu achten ist, dass die Untersuchungen             Zum besseren Verständnis der Verände-                                Hangbrücher
                     nicht selbst so invasiv sind, dass sie die         rungen im Umweltgefüge können Indi-
                     Standortverhältnisse beeinflussen.                 katoren hilfreich sein. Dabei handelt es                             In ausgewählten Hangbrüchern wurde
                                                                        sich um repräsentative, möglichst ein-                               ein Messnetz an Hang-/Grundwasser-
                     Monitoring-Intensität und Wiederho-                fach zu untersuchende Messgrößen                                     messpegeln installiert, um den rezen-
                     lungszyklus richten sich nach dem er-              (z. B. bestimmte Arten), die als Anzeiger                            ten Wasserstand in den Hangbrüchern
                     forderlichen Erhebungsaufwand der je-              für schwieriger zu erfassende Zusam-                                 zu untersuchen, um Austrocknungs-
                     weiligen Artengruppe und der zu er-                menhänge (z. B. Zustand eines Ökosys-                                und Wiedervernässungsphasen zu doku-
                     wartenden Dynamik. Um mehrjährige                  tems) genutzt werden können.                                         mentieren und so die hydro-ökologische
                     Entwicklungszyklen erfassen zu können,                                                                                  Funktionsweise der Hangbrücher zu be-
                     sind in manchen Artengruppen Untersu-              Für die Interpretation bietet sich das von                           obachten (z. B. im Zusammenhang mit
                     chungen in aufeinanderfolgenden Jah-               der Europäischen Umweltagentur (EEA)                                 Wegerückbau und Grabenverschlüssen).
                     ren notwendig.                                     weiterentwickelte DPSIR-Konzept an.ii
                                                                        Hiermit können mittels Indikatoren Ur-                               Quellen- und Bachmonitoring
                     Die Monitoring-Ansätze beziehen sich               sache-Wirkungs-Zusammenhänge (z. B.
                     neben den Arten und Artengruppen                   zwischen Mensch und Umwelt) beschrie-                                Es ist langfristig notwendig, im Hinblick
                     auch auf meteorologische Untersuchun-              ben und systematisiert werden.iii                                    auf den ökologischen Zustand der Quell-
                                                                                                                                             biotope sowie auf Wasserqualität und
                                                                                                                                             -quantität der Quellen ein Langzeitmoni-    ähnlichen Eigenschaften bzw. Entwick-
                                                                                                                                             toring durchzuführen. Zunächst müssten      lungstendenzen zusammengefasst wer-
                                                                                                                             Messpegel im
                                                            Antrieb                                                        Johannesbruch     sämtliche Quellaustritte erfasst und mit-   den, um dann eine jeweils repräsentative
                                                           (Drivers)                                                    (Foto: G. Schüler)   tels einer Clusteranalyse zu Quellen mit    Auswahl langfristig zu untersuchen.

                                                                                                                                                                                         Die veränderte Landnutzung (Aufgabe
                              Maßnahme                                                Druck
                              (Responses)                                                                                                                                                von Holzproduktion, Veränderung der
                                                                                   (Pressures)
                                                                                                                                                                                         Baumartenzusammensetzung,          Verän-
                                                                                                                                                                                         derung der Totholzmengen, Moorrena-
                                                                                                                                                                                         turierungen etc.) in den Einzugsgebie-
                                                                                                                                                                                         ten der Bachläufe im Nationalpark las-
                                         Auswirkung                        Zustand                                                                                                       sen auch umfangreiche Veränderungen
                                          (Impact)                          (State)                                                                                                      im Nährstoff- und Säurehaushalt, Sedi-
                                                                                                                                                                                         mentfrachten und Habitatstrukturen der
                                                                                                                                                                                         Bäche erwarten. Diese Änderungen sol-
                     Abbildung 3: DPSIR-Konzept der Europäischen Umweltagentur                                                                                                           len durch ein Monitoringnetzwerk be-
                                                                                                                                                                                         stehend aus Multiparametersonden zur
                                                                                                                                                                                         Messung der physiko-chemischen Was-
                     Nach Smeeths und Weterings, 1999:                                                                                                                                   serparameter in verschiedenen Teilein-
                     D = Driving Forces: Antriebsindikatoren zeigen, welche Ursachen (z. B. menschliche Aktivitäten)                                                                     zugsgebieten des Traunbachs, die unter-
                     		 die relevanten „Belastungen“ z. B. der biologischen Vielfalt hervorrufen                                                                                         schiedlichen Veränderungen der Land-
                     P = Pressure: Belastungsindikatoren drücken aus, welche konkreten Belastungen wirken
                     S = State: Zustandsindikatoren beschreiben den Zustand ausgewählter Komponenten                                                                                     nutzung unterliegen, gemessen werden.
                     I = Impact: Auswirkungsindikatoren stellen Veränderungen heraus, die bestimmten Einflussfaktoren                                                                    Ein solches Monitoring ist in Kooperation
                     		 zugeschrieben werden
                     R = Response: Maßnahmenindikatoren messen, mit welchen Mitteln und in welchem Ausmaß auf                                                                            mit dem Umwelt-Campus Birkenfeld seit
                     		 Veränderungen reagiert werden sollte (z. B. in der Pflegezone)                                                                                                   2017 etabliert.

14                                                                                                                                                                                                                                   15
Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
      Monitoring

                                                                                                                                       Sonnentau
                                                                                                                                       (Foto: S. Caspari)

                                                                                                                                       Flechten und Moose
                     4.1.2.2 FLORISTISCHES
                     MONITORING                                                                                                        Ein kontinuierliches Monitoring von Flech-
                                                                                                                                       ten und Moosen wird entsprechend dem
                     Vegetationsmonitoring/                                                                                            Standard der Waldnationalparks ab 2021
                     Pflanzensoziologische Aufnahme                                                                                    erhoben. Der Methodenentwurf zur stan-
                                                                                                                                       dardisierten Erhebung von Flechten und
                     Ziel des Vegetationsmonitorings im                                                                                Moosen in Waldgroßschutzgebieten wur-
                     Nationalpark ist es, durch wiederholte                                                                            de in Zusammenarbeit der Nationalparks
                     Vegetationsaufnahmen zu belegen, ob                                                                               Hainich, Kellerwald-Edersee und des Na-
                     und gegebenenfalls wie sich die Vege-                                                                             tionalparks Eifel konzeptioniert. Hauptziel
                     tation und Biodiversität verändern, z.                                                                            hierbei ist die Dokumentation der Ent-
                     B. durch das Unterlassen von Nutzung,                                                                             wicklung von Moos- und Flechtenvorkom-
                     die Überführung von reinen Nadelwäl-                                                                              men bei naturdynamischen Prozessen in
                     dern in Mischwälder, das Management                                                                               Waldökosystemen. Die angestrebte Me-
                     von Offenlandbereichen sowie durch                                                                                thode soll vergleichende, schutzgebiets-
                     die Moor- und Bachrenaturierung. Auch                                                                             übergreifende Auswertungen zwischen
                     Änderungen, die durch unabhängig von                                                                              den Waldgesellschaften bzw. unterschied-
                     der Schutzgebietsausweisung wirkende                                                                              lichen Naturräumen ermöglichen.
                     Prozesse hervorgerufen werden, sollen
                     aufgezeigt werden. Die Erstaufnahme                                                                               Das konkrete Methodendesign befindet
                     erfolgte 2018; eine Wiederholung ist alle                                                                         sich noch in der Ausarbeitung. Die Erfas-
                     zehn Jahre vorgesehen.                                                                                            sung der Moose und Flechten an den für
                                                                                                                                       das Monitoring ausgewählten Stichpro-
                     An gesteinsdominierten Sonderstand-                                                                               benpunkten wird in einem Turnus von fünf
                     orten (Felsen und Rosselhalden) wurde                                                                             Jahren wiederholt.
                     ebenfalls die Methode der Zufallsstich-
                     probe in einer modifizierten Form ge-                                                  Flechten auf Rosselhalde   Permanente Stichprobeninventur
                                                                                                                     (Foto: K. Funk)
                     wählt, nachdem die Grundgesamtheit          Im saarländischen Teil des National-
                     der relevanten Standorte (durch Aus-        parks wurde in den Jahren 2016 und                                    Mit rund 1.600 flächendeckenden Raster-
                     wertung der Biotopkartierung und von        2017 eine floristische Grundlagener-                                  punktaufnahmen an den Eckpunkten von
                     Luftbildern) erfasst wurde.                 fassung durchgeführt. Die Erfassung                                   250 m x 250 m großen Rasterflächen wur-
                     Die Moore und Gewässer sollen zu-           erfolgte selektiv auf Flächen mit FFH-                                de in den Jahren 2017 und 2018 bereits
                     nächst, wenn möglich, im Rahmen ei-         Lebensraumtypen und/oder nach § 30                                    eine sogenannte Permanente Stichpro-
                     ner Grunderfassung vollständig kartiert     BNatSchG geschützten Biotopen, wel-                                   ben-Inventur (PSI) zur Grunderhebung der
                     und dann eine repräsentative Auswahl        che vollständig erfasst wurden. Ergänzt                               Waldstruktur durchgeführt. Innerhalb ei-
                     für ein Monitoring getroffen werden,        wurde sie durch ausgewählte Flächen                                   nes 500 Quadratmeter großen Probekrei-
                     welches eine an die jeweilige Standort-     mit naturfernerem Bewuchs (insbe-                                     ses (r = 12,62 m) werden die Baumarten,
                     und Habitatsituation angepasste Auf-        sondere Nadelwälder), vor allem dann,                                 die genauen Lageparameter der Gehölze
                     nahmemethodik erhalten soll. Für die        wenn diese ein Standortpotenzial für                                  und der Totholzanteil bestimmt. Dabei
                     Erfassung der Moorstandorte werden          Moor- bzw. Felsstandorte aufwiesen.                                   wird zwischen liegendem und stehendem
                     neben den Ergebnissen der Biotopkar-        Flechten und Moose wurden hier auf al-                                Totholz differenziert. Darüber hinaus wird
                     tierung die Informationen zur Staunäs-      len Substraten erfasst, an Bäumen bis in                              exemplarisch die Gehölzverjüngung er-
                     se und Torfmächtigkeit herangezogen.        Reichhöhe (ca. 2 m).                                                  fasst, um den natürlichen Kreislauf von

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Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Forschung und
               Monitoring

                                    Werden und Vergehen abzubilden. Die               gen im Ökosystem zu beobachten, zu do-                                       flächen, Borkenkäferkalamitätsflächen,          schutz schutzwürdiger Lebensräume. Hierzu
                                    Aufnahme von Begleitparametern ergänzt            kumentieren und erlebbar zu machen. Die                                      Bachläufen wie im Trauntal) angepasst.          gehören sowohl die naturnahen Biotope als
                                    das Bild (Stammumfang, krautige Vegeta-           Panoramaaufnahmen dienen vorrangig                                           BWI- und Sonderfotopunkte sind in ei-           Relikte der ursprünglichen Naturlandschaft
                                    tion, Höhe, Lage, Rindenschäle usw.). Die         der Dokumentation von Ist–Zuständen                                          ner geo-referenzierten Karte erfasst. Die       als auch die typischen Elemente der exten-
                                    Auswertung soll 2019 erfolgen.2 Der Wie-          und Entwicklungen.                                                           Sonderfotopunkte sollen wegen der zu            siv genutzten Kulturlandschaft. Wertvolle
                                    derholungturnus beträgt zehn Jahre.                                                                                            erwartenden Dynamik in kürzeren Inter-          Biotope sind z. B. Magerrasen, artenreiches
                                                                                      Hierbei liegen drei unterschiedliche An-                                     vallen aufgenommen werden (ca. alle             Grünland, natürliche oder naturnahe Ge-
                                    Forsteinrichtung                                  sätze zugrunde:                                                              zwei Jahre).                                    wässer, offene natürliche Block-, Schutt- und
                                                                                                                                                                • 	Medienpanoramen: Die Aufnahmeorte              Geröllhalden, Bruch-, Sumpf- und Auwälder,
                                    Die Forsteinrichtung ist ein Instrument zur       • 	Panoramaaufnahmen, die an 28 Punk-                                       sind nicht markiert, aber durch die in          Blockhalden- und Hangschuttwälder, Wald-
                                    Inventarisierung von Wäldern und der Pla-             ten der Bundeswaldinventur (BWI) ge-                                     Exif-Dateien3 dokumentierten GPS-Da-            gesellschaften als Lebensraumtypen der
                                    nung von Maßnahmen für einen Zeitraum                 knüpft und entsprechend markiert sind:                                   ten auffindbar. Zielsetzung ist hier der        FFH-Richtlinie und offene Felsbildungen.“ iv
                                    von zehn Jahren. Im Nationalpark wird die-            Wiederholungsaufnahmen sind alle                                         mediale Einsatz, insbesondere zur Öf-
                                    ses Instrument zur detaillierten Beschrei-            fünfJahre vorgesehen. Im Erstaufnah-                                     fentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.          Das Biotopkataster wird als sogenann-
                                    bung der Waldstruktur und zur Planung                 mejahr 2015 wurden an standörtlich be-                                   Medienpanoramen haben teilweise ex-             te Kombikartierung erhoben, bei der in
                                    managementrelevanter Vorgehensweisen                  sonderen Punkten zudem Aufnahmerei-                                      perimentellen Charakter und können              einem Kartierdurchgang die schutzwür-
                                    in den Entwicklungsbereichen und in der               hen (mit/ohne Vegetation) erstellt, um                                   bei Bedarf erstellt werden.                     digen Biotope, die geschützten Bioto-
                                    Pflegezone genutzt (vgl. Modul Gebiets-               die Vegetationsveränderung im Jahres-                                                                                    pe, die FFH-Lebensräume sowie zusätz-
                                    entwicklung).                                         verlauf zu dokumentieren.                                             Biotopkartierung                                   lich die Fundpunkte relevanter Pflanzen
                                                                                      • 	Panoramaaufnahmen an extra vermark-                                                                                      (Objektklasse FP, Regelfall) und Tiere
                                    Panorama-Aufnahmen                                    ten Sonderfotopunkten, z. B. Rosselhal-                               Bestimmte Biotope im Gebiet des Na-                (Objektklasse FT, Ausnahmefall, Zufalls-
                                                                                          den, Hangbrücher, Sukzessionsflächen                                  tionalparks wurden 2017 im Auftrag des             beobachtung) aufgenommen werden.
                                    Die vom Nationalparkamt erstellten Pano-              (vegetationsabhängige Mehrfachserien):                                Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz             Die Daten sind systematisch standardisiert
                                    rama-Aufnahmen (360-Grad-Aufnahmen,                   Die Zahl der Sonderstandpunkte (2015:                                 kartiert. „Die Durchführung des Biotop-            und stehen unmittelbar digital für weitere
         Aufnahme im Moor           bestehend aus 18 Einzelbildern) dienen                30, 2018: 40) wird in Abhängigkeit von                                katasters/der Biotopkartierung dient der           Funktionen zur Verfügung.v
     (Foto: Nationalparkamt)        als visuelles Monitoring, um Veränderun-              ablaufenden Dynamiken (auf z. B. Brand-                               Erfassung geschützter bzw. für den Natur-

       2
           Permanente Stichprobeninventur: Bei Erstellung dieses Moduls lagen die Ergebnisse noch nicht vor.                        3
                                                                                                                                        Exif-Dateien = Format zum Abspeichern von Metadaten in digitalen Bildern

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Forschung und
      Monitoring

                                                 Auf Grundlage der Biotopstruktur bei             Pilzerhebung
                      Torfmoosmonitoring im      Gründung des Nationalparks können
                      Nationalpark
                      Hunsrück-Hochwald
                                                 Dynamiken der Lebensraumzusammen-                Das Ziel dieser Untersuchung ist die Do-
                      (Foto: K. Funk)            setzung erfasst und dokumentiert wer-            kumentation der Diversität und räum-
                                                 den.                                             lichen Verteilung von makroskopisch
                                                                                                  sichtbaren Pilzarten („Macromyceten“)
                                                 Hierzu soll die Biotopkartierung alle 15         auf den ausgewiesenen Probeflächen im
                                                 Jahre wiederholt werden.                         Nationalpark. In der Erhebung sollen alle
                                                                                                  Pilze auf Totholz, lebender Vegetation,
                                                 Torfmoosmonitoring                               Boden und Streu, darunter auch Ekto-
                                                                                                  mykorrhizapilze4 und ausgewählte Taxa
                                                 Zwischen 2015 und 2018 wurde eine                obligater phytoparasitischer5 Pilze, er-
                                                 sehr intensive Grunderfassung der Torf-          fasst werden. Von besonderem Interesse
                                                 moose im Nationalpark mittels Flächen-           ist die Dokumentation des Vorkommens
                                                 begang und GPS-basierter Lokalisierung           von Indikatorarten für eine naturnahe
                                                 der Fundpunkte durchgeführt.vi Bereits           Waldentwicklung.
                                                 vor Nationalparkgründung wurden weit-
                                                 reichende Grundlagendaten zu Torfmoo-            Die Erhebung bildet die Grundlage für
                                                 sen erhoben.vii Zurzeit sind 21 Torfmoos-        ein langfristiges Monitoring im gesam-
                                                 Arten aus dem Nationalpark Hunsrück-             ten Nationalpark, wobei ein Wiederho-
                                                 Hochwald bekannt.                                lungsturnus von ca. zehn Jahren ange-
                                                                                                  strebt ist.
                                                 Das Gewöhnliche Torfmoos (Sphagnum
                                                 palustre) ist neben dem Untergetauch-            Offenlandmanagement
                                                 ten Torfmoos (Sphagnum inundatum) die
                                                 häufigste Art im Untersuchungsgebiet.            Im Zuge des Offenlandkonzeptes wer-
                                                 Selbst in stark zersetzten Torfen waren          den Maßnahmen zur Pflege von Offen-
                                                 noch einzelne Blättchen nachzuweisen.            land-Lebensräumen (z. B. Mahd von
                                                                                                  Borstgraswiesen) und zum Schutz von
                                                                                                  typischen Offenland-Arten (z. B. Arni-
                                                                                                  ka) ergriffen (vgl. Modul Gebietsent-
                                                                                                  wicklung). In diesem Zusammenhang
                                                                                                  werden Indikatorarten identifiziert, die
                                                                                                  exemplarisch den Zustand der Lebens-
                                                                                                  räume widerspiegeln. In einem kontinu-
                                                                                                  ierlichen Monitoring dieser Arten sollen
                                                                                                  die Auswirkungen der ergriffenen Maß-
                                                                                                  nahmen evaluiert und dokumentiert
                                                                                                  werden.

                              Klein und sehr
                        bedeutend - Pilze im
                     Nationalpark Hunsrück-
                                  Hochwald
                             (Foto: M. Geib)

                      4
                          Ektomykorrhiza = eine Symbioseform zwischen Pilzen und Pflanzenwurzeln zum Nährstoff- und Wasseraustausch
                      5
                          Phytoparasitisch = Parasiten in Pflanzen
20                                                                                                                                            21
Forschung und
      Monitoring

                                                                                                             Gold-Lila                                                                 Der Nationalpark beteiligt sich mit vier
                                                                                                             Feuerfalter                                                               Malaisefallen am LTER-D-Projekt. Hier-
                                                                                                             (Foto: K. Funk)
                                                                                                                                                                                       bei sollen drei Fallen, die einen Höhen-
                                                                                                                                                                                       gradienten abbilden, unter anderem
                                                                                                                                                                                       Aufschluss über mögliche Klimawandel-
                                                                                                                                                                                       bedingte Verschiebungen der Vorzugs-
                                                                                                                                                                                       habitate der ansässigen Insektenarten
                                                                                                                                                                                       liefern. Eine im Offenland (extensive
                                                                                                                                                                                       Bewirtschaftung) platzierte Malaisefalle
                                                                                                                                                                                       dient im Gesamtprojekt als Vergleichs-
                                                                                                                                                                                       fläche zu intensiv bewirtschafteten
                                                                                                                                                                                       Landwirtschaftsflächen. Die für das Mal-
                                                                                                                                                                                       aisefallen-Monitoringprogramm auszu-
                                                                                                                                                                                       wählenden Standorte sollten dabei über
                                                                                                                                                                                       einen langen Zeitraum (> 10 Jahre) kon-
                                                                                                                                                                                       tinuierlich beprobt werden.ix

                                                                                                                                                                                       Viele Insektengruppen verbringen einen
                       Dokumentation der Zerfallsphase           • Rindenwanzen                                                                                                        Teil ihres Lebenszyklus, zumeist das Lar-
                       von Bäumen                                • Tagfalter                                                                                                           venstadium, im Wasser (z. B. Libellen,
                                                                 • Nachtfalter                                                                                                         Steinfliegen, Köcherfliegen, Eintagsflie-
     Totholz auf dem   Ab 2020 werden ausgewählte Habitat-       • Libellen                                                                                                            gen sowie viele Fliegen und Mücken).
          Ringskopf
     (Foto: K. Funk)
                       bäume fotodokumentarisch und de-          • Eintagsfliegen                                                                                                      Um Veränderungen in der Abundanz
                       skriptiv in ihrem Prozess der Alterung    • Köcherfliegen                                       Malaisefallen                                                   und Diversität der Insekten zu erfassen,
                       und des Zerfalls begleitet.               • Steinfliegen                             (Foto: Nationalparkamt)                                                    müssen daher die Lebensstadien in Ge-
                                                                 • Ameisen                                                                                                             wässern mit untersucht werden.
                       4.1.2.3 FAUNISTISCHES                     • Gilde der totholzbewohnenden
                       MONITORING                                  Insekten (v. a. Käfer)                                               Wichtige Leitfragen eines gemeinsamen          Wie das Malaisefallen-Monitoringpro-
                                                                 • Gilde der aasaffinen Insekten                                        Insektenmonitorings innerhalb LTER-D6          gramm sollten die ausgewählten Stand-
                       Insekten                                  • Gilde der Laufkäfer                                                  lauten:                                        orte über einen langen Zeitraum (> 10
                                                                 • Gilde der bodenbewohnenden Insekten                                                                                 Jahre) jährlich beprobt werden. Ein sol-
                       Da Insekten eine extrem artenreiche Or-                                                                          • Wie unterscheiden sich die Ergebnisse        ches Monitoring wird in Kooperation
                       ganismengruppe (> 50 % der in Deutsch-    Etablierung eines LTER-D-weiten                                          zwischen den verschiedenen Regio-            mit dem Umwelt-Campus Birkenfeld seit
                       land beschriebenen Arten) darstellen,     Erfassungsprogrammes von Insekten                                        nen und Lebensräumen (Normalland-            2017 durchgeführt.
                       die aufgrund kurzer Generationszeiten                                                                              schaft, Wildnisgebiete etc.)?
                       (meist < 1 Jahr) schnell auf Umweltver-   Die aktuellen Hinweise zu deutlichen                                   • Sind außer der Biomasse andere Bio-          Erfassung von Rindenwanzen
                       änderungen reagieren, eignen sie sich     Rückgängen in der Biomasse von Insek-                                    diversitäts-Komponenten betroffen (Ar-
                       besonders gut, um Veränderungen des       tenviii über die vergangenen 30 Jahre in                                 tenzahlen, funktionelle und geneti-          Rindenwanzen (Aradidae – Familie der
                       Habitats, der Biozönose und auch Ein-     bestimmten Regionen Deutschlands                                         sche Diversität)?                            Heteroptera) ernähren sich (unter ande-
                       flüsse des Klimawandels zu dokumentie-    unterstreichen die Wichtigkeit solcher                                 • Wie ändert sich die Artenzusammen-           rem) von auf Totholz vorkommenden Pil-
                       ren.                                      Langzeitstudien.                                                         setzung von Insektengemeinschaften           zen und eignen sich daher als Indikato-
                                                                                                                                          (z. B. das Verhältnis von Spezialisten zu    ren für eine naturnahe Waldentwicklung.
                       Vor allem folgende Insektenordnungen      Im Vordergrund der Arbeiten steht die                                    Generalisten)?                               Diversität und die räumliche Verteilung
                       bzw. -gruppen sind für ein Monitoring     Ermittlung von belastbaren Langzeit-                                   • Welche Ursachen haben die Verände-           auf ausgewiesenen Probeflächen im
                       im Nationalpark interessant:              datensätzen von Insektenpopulationen.                                    rungen (Landnutzung, Klima etc.)?            Nationalpark werden dokumentiert.

                                                                                                             6
                                                                                                                 German Long Term Ecosystem Research Network (http://www.ufz.de/lter-d/index.php?de=42532)

22                                                                                                                                                                                                                                 23
Forschung und
      Monitoring

                                                                                                                                       3. Standort Niederwörresbach: Höhen-
                                                                                                                                       lage 380 m üNN im Forstamt Birkenfeld
                                                                                                                                       außerhalb des Nationalparks

                       Es werden Wiederholungsuntersuchun-        tensive Befallskontrolle durch die Ran-                              Pro Station werden Fichtenstämme mit
                       gen in einem Turnus von zehn Jahren        gerinnen und Ranger ergänzt. Ziel des                                Pheromonbeuteln bestückt. Durch die
                       angestrebt.                                Monitorings ist es, im Rahmen einer in-                              Lockwirkung der künstlichen Pheromone
                                                                  tegrierten Waldschutzstrategie sinnvol-                              und der „Anziehungskraft“ des natürlichen
                       Borkenkäfer                                le Gegenmaßnahmen zum Waldschutz                                     Brutraumes werden sich die Borkenkäfer
                                                                  des angrenzenden Waldbesitzes (§ 8                                   nach ihrem ersten Schwärmflug in der Re-
                       Borkenkäfer spielen als Primärkon-         Abs2 StaatsV) ergreifen zu können und                                gel Ende April/Anfang Mai in die Stämme
                       sumenten und Habitatgestalter eine         zu informieren.                                                      einbohren und das Brutgeschäft begin-
                       prominente Rolle im Waldökosystem.                                                                              nen. Hieraus können fortlaufend Rück-
                       Gleichzeitig sind sie aber auch eine der   Im Nationalpark wird das Borkenkä-                                   schlüsse über den Entwicklungsstand der
                       gefährlichsten Schädlinge in der Forst-    fer-Monitoring im Waldschutzkorridor      Borkenkäfer-Monitoring     Käferpopulation im Bestand gezogen wer-
                       wirtschaft.x Im Kerngebiet des National-   des Schutzgebietes durchgeführt. Die            im Nationalpark/     den.
                                                                                                                       Kontrolle der
                       parks dürfen Borkenkäfer ungestört Teil    Überwachung des Verlaufs der Flugak-              Pheromonfallen
                       des Naturkreislaufes sein, in den Rand-    tivitäten und der daraus entstehenden     (Fotos: Y. Recktenwald)    Säugetiere
                       gebieten allerdings ist gemäß Staatsver-   Entwicklungsstadien erfolgt auf drei
                       trag der Anrainerschutz verpflichtend.     Waldstandorten (zwei Stationen im                                    Das Spektrum der im Nationalpark vor-
                                                                  montanen, ein Standort im kollinen Be-                               kommenden Säugetiere reicht von der
                       Das Borkenkäfer-Monitoring des Na-         reich):                                                              Spitzmaus bis zum Rothirsch. Aufgrund
                       tionalparks dient der Überwachung                                                                               der viel höheren Populationsdichten der
                       des Flugverlaufs und des aktuellen Ent-    1. Standort Eisener Wald: Höhenlage                                  Kleinsäuger ist ihr Nahrungsbedarf pro
                       wicklungsfortschritts des Großen Acht-     615m üNN im saarländischen Teil des                                  Fläche durchaus vergleichbar mit dem der
                       zähnigen Borkenkäfers (Buchdrucker)        Nationalparks                                                        großen Pflanzenfresser (Großherbivoren)
                       (Ips typographus L.). Hierzu wird das      2. Standort Leisel: Höhenlage 660 m                                  und damit der Einfluss auf das Waldöko-
     Borkenkäfer im
      Larvenstadium    Schwärm- und Flugverhalten mittels         üNN im rheinland-pfälzischen Teil des                                system nicht unerheblich.
     (Foto: K. Funk)   Pheromonfallen erfasst und durch in-       Nationalparks
                                                                                                                                       Einen wesentlichen Unterschied stellen
                                                                                                                                       jedoch die Aktionsradien dar. Die großen
                                                                                                                                       Säuger nutzen Aktionsräume von hunder-
                                                                                                                                       ten bis tausenden von Hektar und über-
                                                                                                                                       schreiten die Grenzen des Nationalparks
                                                                                                                                       regelmäßiger. Daher ist es notwendig,
                                                                                                                                       dass diesen Grenzgängern besondere Be-
                                                                                                                                       achtung geschenkt und ihre Populationen
                                                                                                                                       dokumentiert wird. Dies gilt insbesondere
                                                                                                                                       dann, wenn es sich um Tierarten wie Wild-
                                                                                                                                       schwein oder Rothirsch handelt, die im
                                                                                                                                       Umland durch Schäden die Nutzungsinte-
                                                                                                                                       ressen der Anrainer beeinträchtigen kön-
                                                                                                                                       nen (vgl. Modul Wildtiermanagement).

                                                                                                                                       Darüber hinaus stehen auch jene Säuge-
                                                                                                                                       tiere im Fokus des Interesses, die von ho-
                                                                                                                                       her naturschutzfachlicher Bedeutung sind,
                                                                                                                                       wie die Fledermaus oder die Wildkatze.

24                                                                                                                                                                                  25
Forschung und
      Monitoring

                                                                                                                 Totfundmonitoring                          Grund wurde kurz nach Nationalpark-
                                                                                                                                                            gründung ein Monitoring im Zeitraum
                                                                                                                 Der Nationalpark beteiligt sich des Wei-   von 2016 bis 2019 geplant. Es dient der
                                                                                                                 teren an einem Totfundmonitoring des       Erfassung der im Nationalpark vorkom-
                                                                                                                 BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz      menden Arten und gibt einen Verbrei-
                                                                                                                 Deutschland), der zusammen mit dem         tungsüberblick.
                                                                                                                 MUEEF (Ministerium für Umwelt, Energie,
                                                                                                                 Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz),    Im Nationalpark wurden drei potenziell
                                                                                                                 dem LfU (Landesamt für Umwelt Rhein-       geeignete Probeflächen ausgewählt. Die
                                                                                                                 land-Pfalz), anerkannten Wildkatzenex-     Probeflächen wurden in Gebiete gelegt,
                                                                                                                 perten und einem Netz aus Ehrenamtli-      in denen die repräsentativen Biotop-
                                                                                                                 chen ein landesweites und standardisier-   typen zur Beantwortung der oben ge-
                                                                                                                 tes Totfundmonitoring für die Wildkatze    nannten Fragestellung vorhanden sind.
                                                                                                                 in Rheinland-Pfalz durchführt.xi Dieses    Die Untersuchungen bestehen aus akus-
         Wildkatze        Wildkatzen                                 Mittels der Lockstockmethode wurden         Monitoring erfasst das allgemeine Vor-     tischen Dauererfassungen, akustischen
         (K. Funk)                                                   auf den 100 Quadratkilometern insge-        kommen und die Verbreitung der Wild-       Transektbegehungen und Netzfängen
                          Lockstockmethode                           samt 264 Lockstöcke aufgestellt (Grö-       katze und insbesondere eine Analyse der    zwecks Besenderung von Einzeltieren
                                                                     ßenordnung von 3 pro 1 km²), um DNA-        Gefährdungsursachen für die Wildkatze.     zur Quartiersuche. Wenn sich Quartiere
                          Im Nationalpark wurde 2017 und 2018        Proben von Wildkatzen zu sammeln. Im                                                   von besenderten Tieren außerhalb des
                          ein genetisches Wildkatzenmonitoring       Jahr 2017 wurden 102 Individuen über        Fledermäuse                                Nationalparks befinden, so werden diese
                          durchgeführt. Dieses Monitoring sollte     genetische Analysen nachgewiesen;                                                      auch über die Grenzen des Nationalparks
                          Aufschluss über die Anzahl der Individu-   dabei handelt es sich um 68 männliche       Der NABU (Naturschutzbund Deutsch-         hinaus aufgesucht.
                          en dieser streng geschützten und selte-    und 32 weibliche Wildkatzen. Von den        land) Landesverband Saarland e.V. hat
                          nen Tierart im Nationalparkgebiet, das     identifizierten Individuen konnten 99 si-   bereits 2013 in einem Altbuchenbestand     Im Jahr 2016/2017 wurden in der Nähe
                          Geschlechterverhältnis und die mögli-      cher als Wildkatzen zugeordnet werden.      bei Otzenhausen im Rahmen des Pro-         der Wildenburg die ersten Aufnahmen
                          che Hybridisierung mit Hauskatzen ge-      Nur bei drei Individuen ist eine Einkreu-   jekts „Wertvoller Wald“ ein Fledermaus-    durchgeführt. Insgesamt wurden 17 Fle-
                          ben.                                       zung mit der Hauskatze anzunehmen.          monitoring durchgeführt. Ziel war es,      dermausarten registriert. Manche Arten
                                                                                                                 einen grundlegenden Überblick der Fle-     wurden im gesamten Untersuchungs-
                                                                     Die Wiederholungsuntersuchung im            dermausfauna zu erlangen. Des Weiteren     raum regelmäßig festgestellt, von ande-
                                                                     Jahr 2018 erbrachte eine Individuen-        wurde versucht, anhand von Reproduk-       ren Arten konnten nur Einzelnachweise
                                                                     zahl von 97 Tieren. Sicher als Wildkatzen   tionsmerkmalen einzelner Individuen        erbracht werden.
                                                                     konnten hiervon 94 Individuen nach-         Aussagen zur Bedeutung der Projektflä-
                                                                     gewiesen werden. Ein Überhang an            chen als Quartierstandorte zu erhalten.    Im Jahr 2018 wurden zwei weitere Probe-
                                                                     männlichen Tieren konnte auch im Jahr       So konnten elf verschiedene Arten (vgl.    flächen (am Diebskopf und beim Moos-
                                                                     2018 festgestellt werden. Nach diesen       Forschungsserver) und ein Schwarm-         bruch in der Nähe des Carlshauses) aus-
                                                                     Ergebnissen ist daher von einer stabilen    platz der seltenen Hufeisenfledermaus in   gesucht und mit den genannten Metho-
                                                                     Wildkatzenpopulation im Nationalpark        Otzenhausen am Hunnenring ermittelt        den untersucht.
                                                                     Hunsrück-Hochwald auszugehen (vgl.          werden.
                                                                     Kapitel 7.2).                                                                          Begleitend zur Entwicklung eines sich
                                                                                                                 Waldfledermäuse können aufgrund ihrer      zukünftig selbst überlassenen Waldes
     Lockstockmethode                                                Ab dem Jahr 2021 wird das Wildkatzen-       Ansprüche an gut strukturierte, totholz-   kann die Artengruppe der Fledermäuse
      zum Wildkatzen-                                                monitoring alle sechs Jahre im Rahmen       reiche Laubwälder als Indikator-Arten-     weiterhin als Indikator-Artengruppe ver-
            monitoring,
      aufgenommen per                                                des FFH-Monitorings im Nationalpark         gruppe für die Qualität von Waldgebie-     wendet werden. Das Monitoringkonzept
              Fotofalle                                              durchgeführt.                               ten herangezogen werden. Aus diesem        sieht einen Zehn-Jahres-Rhythmus vor.xii

26                                                                                                                                                                                                     27
Forschung und
                Monitoring

                                                                                                                             Fotofalle im Nationalpark
                                                                                                                                 Hunsrück-Hochwald
                                                                                                                                        (Foto: K. Funk)

                                    Biber                                      Huftiere
                                                                                                                                                          Neben der jährlichen Scheinwerferzäh-         schungsanstalt für Waldökologie und
                Fraßspuren des      Im Nationalpark ist der europäische Bi-    Eine weitere wichtige Artengruppe, die                                     lung sollen Kotzählung, Schäl- und Ver-       Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF)
       Bibers im Nationalpark       ber (Castor fiber) mehrfach nachgewie-     besondere Aufmerksamkeit im National-                                      bissgutachten im Wechsel Aufschluss           entwickelt und bereits getestet. Mindes-
         Hunsrück-Hochwald
     (Foto: S. Jamal E. Nejad)      sen. Aufgrund seiner Lebensweise in        park erfährt, sind die Huftiere (Rothirsch,                                über die Populationsdichten liefern.          tens 50 Fotofallen werden gleichmäßig
                                    Gewässern und Bächen kann der Natio-       Reh und Wildschwein). Zum einen ist die                                                                                  im Gelände auf ca. 10.000 Hektar ver-
                                    nalpark als geeigneter Lebensraum für      Abundanz und zum anderen das Raum-                                         Erfassung Wildschweinschäden                  teilt, um dort vorbeilaufende Tiere foto-
                                    Biber betrachtet werden. Demzufolge        nutzungsverhalten sehr wichtig und                                                                                       grafisch zu erfassen.
                                    wird aktuell ein Konzept für ein Biber-    entscheidend für Maßnahmen, die auf                                        Ein erprobtes Verfahren zum Monitoring
                                    monitoring erstellt, um den Einfluss des   der Nationalparkfläche durchgeführt                                        von Wildwirkungen des Schwarzwildes           Dabei sollen folgende drei Fragestellun-
                                    Bibers als Lebensraumgestalter z. B. auf   werden müssen. Folgende Untersuchun-                                       steht derzeit nicht zur Verfügung. 2018       gen beantwortet werden:
                                    Bachläufe zu beobachten. Hierfür wer-      gen wurden bereits durchgeführt (vgl.                                      fand erstmals eine Projektstudie zum Er-
                                    den Biberspuren, -bauten und angenag-      Modul Wildtiermanagement):                                                 kennen von Wühlschäden im Offenland           1. Artennachweis vornehmlich von
                                    te Bäume kartiert.                                                                                                    mittels Befliegung und der Auswertung         Waldvögeln und Säugern ab Igelgröße.
                                                                               • Scheinwerferzählung jährlich seit 2012                                   von Satellitendaten im Landkreis Birken-      Der Fokus liegt auf seltenen Arten mit
                                                                               • Verbiss und Schälgutachten im jährli-                                    feld unter Einbindung des Landkreises         weiträumigen, über die Flächen eines
                                                                                 chen Wechsel seit 2016                                                   Birkenfeld und des Bauern- und Winzer-        Nationalparks hinausgehenden Raum-
                                                                               • Sammeln biometrischer Daten bei                                          verbandes statt.                              nutzungsmustern.
                                                                                 Drückjagden seit 2017                                                                                                  2. Trendaussagen zur Populationsent-
                                                                               • Rotwildtelemetrie 2017–2020                                              Allgemeines Fotofallenmonitoring              wicklung und zu Verteilungsschwer-
                                                                               • Kotzählung 2019                                                                                                        punkten von mobilen und häufigeren
                                                                                                                                                          In den letzten Jahren wurden zahlreiche       Arten wie z. B. Schalenwildarten.
                                                                                                                                                          Verfahren entwickelt und erprobt, die es
                                                                                                                                                          erlauben, die wesentlichen Anforderun-        3. Bestandsgröße oder auch Dichtean-
                                                                                                                                                          gen (kostengünstig, störungsarm und           gaben bei individuell erkennbaren Ar-
                                                                                                                                                          dauerhaft einsetzbar) an ein Wildtier-        ten, die ebenfalls mobil und/oder häufig
                                                                                                                                                          monitoringsystem zu erfüllen. Eine Me-        sind, wie z. B. Wildkatze oder Rehwild
                                                                                                                                                          thode, die sich dabei zumindest für die       (Böcke). Bei Arten wie dem Schwarzwild
                                                                                                                                                          Erfassung mittelgroßer Säuger als geeig-      oder dem Fuchs, für die auf den Fotos
                           Biber,                                                                                                                         net herausgestellt hat, ist der Einsatz von   kaum eine individuelle Erkennung mög-
                      Besenderte                                                                                                                          Fotofallen. Aus diesem Grund wurde ein        lich sein wird, könnte das auch gelingen,
                      Hirschkuh
                   aufgenommen                                                                                                                            Konzept für ein Fotofallenmonitoring im       wenn sie häufig genug fotografiert wer-
                    per Fotofalle                                                                                                                         Nationalpark gemeinsam mit der For-           den.

28                                                                                                                                                                                                                                                  29
Forschung und
      Monitoring
                                                                                            Junger Buntspecht
                                                                                              (Foto: K. Funk)

                        Dieses Konzept wurde im Hinblick auf       Auswertungsprogramm entwickelt wer-
                        eine deutschlandweite Anwendung            den, welches für alle Gebiete zur Verfü-
                        im Zuge eines BfN-Projektesxiii in Groß-   gung steht.
                        schutzgebieten weiterentwickelt, um
                        die Ergebnisse weiträumig miteinander      Avifauna
                        vergleichen zu können. Die Durchfüh-
                        rung in einem dreijährigen Turnus ist      Bereits im Jahr 2016 wurde von ehren-
                        dabei ausreichend. Dadurch stehen die      amtlichen Fachleuten eine erste Liste
                        Fotofallen zwischenzeitlich auch für an-   mit 126 Vogelarten (zwischen 80 und 90
                        dere Projekte zur Verfügung.               Arten sind dem Status „Brutvogel“ zuzu-
                                                                   rechnen) erstellt, die seit 2001 auf den
                        Während des ersten Testlaufes im Jahre     Flächen des Nationalparks nachgewie-
                        2017 wurden insgesamt 57 Fotofallen im     sen wurden. Des Weiteren gibt es einige
                        Nationalpark in einem gleichmäßigen        ehrenamtlich Tätige, die Erfassungen
                        Raster aufgestellt.                        durchführen, z. B. Kartierung in einem
                                                                   Buchenlebensraumtyp und auf renatu-
                        Die Bilder des ersten Durchgangs 2017      rierten Bruchflächen. Die Erfassungsme-
                        werden derzeit mit dem Programm Wild.      thode orientiert sich an den Vorgaben
                        ID bearbeitet. In der oben genannten       des Dachverbands Deutscher Avifau-
                        Zusammenarbeit mit anderen Groß-           nisten (DDA) zum Monitoring häufiger
                        schutzgebieten soll ein gemeinsames        Singvögel.

                                                                   Zwischen Mitte Februar und Ende Ap-
                                                                   ril 2018 wurden zusätzlich Spechte im
                                                                   Nationalpark kartiert. Es wurden sechs
                                                                   Traumschleifen (Wanderrouten) began-
                                                                   gen. Dieses Vorgehen wurde drei bis vier
                                                                   Mal wiederholt. Es wurden insgesamt
                                                                   fünf Spechtarten und 85 Reviere nach-
                                                                   gewiesen. Am häufigsten konnte der
                                                                   Buntspecht nachgewiesen werden.xiv

                                                                   Zusätzlich gibt es noch eine Erfassung
                                                                   der Horst- und Höhlenbäume im Natio-
                                                                   nalpark, die im Zeitraum von 2017 bis
                                                                   2020 durchgeführt wird. Diese Kartie-
                                                                   rung dient als Managementgrundlage
                                                                   für die Maßnahmen der Waldüberfüh-
                                                                   rung, um wertvolle und wichtige Bäume
                                                                   zu erhalten, zu schützen und bei der Be-
                                                                   sucherlenkung zu berücksichtigen.

                                                                   Eine explizite Erhebung der Tag- und
                                                                   Nachtgreifer ist für 2022 angedacht und
        Baummarder,
       aufgenommen                                                 soll in einem Turnus von elf Jahren wie-
        per Fotofalle                                              derholt werden.

30                                                                                                              31
Forschung und
             Monitoring

                                                                                                                                                     vorkommenden Arten und Altersklassen         4.1.2.4 DAUERBEOBACHTUNGS-
                                                                                                                                                     der im Traunbach vorkommenden Fisch-         FLÄCHEN UMWELTMONITORING
                                                                                                                                                     arten Bachforelle, Groppe, Gründling
                                                                                                                                                     und Bachsaibling erfasst. Zusätzlich wer-    Waldökosysteme folgen nicht nur natür-
                                                                                                                                                     den mit einer Multiparametersonde Ab-        lichen Umweltveränderungen, sondern
                                                                                                                                                     fluss, Temperatur, Sauerstoffsättigung,      sie unterliegen in Mitteleuropa bereits
                                                                                                                                                     pH-Wert, Leitfähigkeit, Trübung, Chloro-     seit mehreren Jahrhunderten auch gra-
                                                                                                                                                     phyllkonzentration und gelöstes organi-      vierenden anthropogenen Einwirkun-
                                                                                                                                                     sches Material gemessen.                     gen. Das primäre Ziel im Nationalpark
                                                                                                                                                                                                  ist das Zulassen natürlicher Dynamiken
                                                                                                                                                     Im Folgenden werden die Ergebnisse           und der nicht unmittelbar beeinfluss-
                                                                                                                                                     in Relation zu hydrologischen Extrem-        baren Umweltveränderungen. Dennoch
                                                                                                                                                     ereignissen (z. B. Hochwasserpulse nach      können die Umweltforschung und das
                                                                                                                                                     Starkregen, anhaltende Niedrigwasser-        Umweltmonitoring im Nationalpark, ins-
                                                                                                                                                     stände in Trockenphasen) untersucht.         besondere Intensivuntersuchungen an
                                                                                                                                                     Aus diesen Ergebnissen werden Min-           Waldökosystem-Dauerbeobachtungs-
                                                                                                                                                     destanforderungen in der Mikrohabitat-       flächen (Level II), als kontinuierliche
                                                                                                                                                     ausstattung von Mittelgebirgsbächen          Grundlagenforschungen zum Verständ-
                                                                                                                                                     abgeleitet, die Fischpopulationen in         nis der Ökosystemprozesse und der Ent-
                                                                                                                                                     Zeiten des Klimawandels das dauerhafte       wicklung der Biodiversität entscheiden-
                                                                                                                                                     Überleben in einem Gewässer sichern.         de Hinweise auch für eine naturnahe
                                   Fische                                              teil eingeschleppter, invasiver Arten vor                                                                  Bewirtschaftung der Wirtschaftswälder
                                                                                       (z. B. Regenbogenforelle, Bachsaibling,                       Amphibien und Reptilien                      außerhalb des Nationalparks liefern.
       Elektrofischen im           Fische sind etablierte Indikatoren der              Sonnenbarsch, Blaubandbärbling). Im
           Nationalpark            Ökosystemqualität im Gewässer selbst                Zuge des Klimawandels und der verän-                          Bezugnehmend auf die Schwerpunkt-            Für die Standorte „Leisel“ im National-
     Hunsrück-Hochwald
        (Foto: E. Segatz)          und im Einzugsgebiet, insbesondere in               derten Landnutzung im Einzugsgebiet                           legung auf Sonderstandorte (Rosselhal-       park, einschließlich der kontinuierlichen
                                   Bezug auf Umweltstrukturen, Chemis-                 werden deutliche Veränderungen der                            den und Brücher) wird zunächst eine          Luftschadstoffmessungen an der ZI-
                                   mus und Abflussverhalten.xv Seit den                Wassertemperatur und der saisonalen                           Grunderhebung der vorkommenden               MEN-Waldstation durch die FAWF Rhein-
                                   1980er Jahren wurden im Gebiet des                  Abflussverteilung sowie, daraus resul-                        Amphibien- und Reptilienarten durch-         land-Pfalz, liegen bereits seit mehreren
                                   heutigen Nationalparks für verschiede-              tierend, im Gewässerchemismus und                             geführt. Diese wird 2021 beginnen und        Jahrzehnten umfangreiche Informatio-
                                   ne Monitoringprojekte sowie anlassbe-               in den Habitatstrukturen erwartet. Das                        nach elf Jahren wiederholt werden. Ba-       nen zu Ursache-Wirkungs-Beziehungen
                                   zogen mittels Elektrofischerei standar-             Fischarten-Monitoring erfasst, wie sich                       sierend auf diesen Ergebnissen ist lang-     im Hinblick auf die Belastung der Wald-
                                   disierte Erfassungen der Fischgemein-               die Populationen der geschützten sowie                        fristig die Identifizierung von Indikator-   ökosysteme durch natürliche und anth-
                                   schaften der Gewässer durchgeführt.                 der nicht einheimischen, zum Teil invasi-                     Arten sinnvoll.                              ropogene Stresseinwirkungen vor.
                                                                                       ven, Arten entwickeln.
                                   Seit 2017 werden diese Erhebungen
                                   durch Erfassungen des Umwelt-Campus                 Echtzeit-Monitoring von Fischen im
                                   Birkenfeld ergänzt und zeitlich verdich-            Traunbach
                                   tet. Eine regelmäßige jährliche Bepro-
                                   bung ist sinnvoll, um in dynamischen                In einem natürlichen Gewässerabschnitt
                                   Ökosystemen mit großer interannueller               im Traunbach wird auf einer Länge von
                                   Variabilität wie Gewässern langfristig              ca. 100 Metern ein Antennennetzwerk
                                   ablaufende, gerichtete Veränderungen                installiert, mit dem sich die Bewegung
                                   besser vom Hintergrundrauschen tren-                von PIT-tag-markierten Fischen in Echt-
                                   nen zu können. Im Nationalparkgebiet                zeit verfolgen lässt. Mit diesem Fisch-
                                   kommen eine Reihe von FFH- und Ro-                  Monitoring werden individuelle, tages-
                                   te-Liste-Arten (z. B. Groppe, Bachneun-             periodische und saisonale Mikrohabitat-
                                   auge, Elritze) sowie auch ein hoher An-             nutzungsmuster und Interaktionen der
                                                                                                                                        Grasfrosch
                                                                                                                                   (Foto: K. Funk)

      7
          PIT-Tags (passive integrated transponder) sind mittels Injektion implantierte Microchips

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