Forschung und Monitoring - NATIONALPARKPLAN 2020 - Nationalpark Hunsrück-Hochwald
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Forschung und Monitoring INHALTSVERZEICHNIS Redaktioneller Hinweis 4 1 Einführung 5 2 Rahmenbedingungen und Erwartungen 7 2.1 Internationale und nationale Rahmenbedingungen 7 2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen 7 2.3 Soziokulturelle Rahmenbedingungen 8 3 Handlungsgrundsätze 9 4 Wissenschaftliche Ansätze 10 4.1 Monitoring 11 4.1.1 Methodik 11 4.1.2 Monitoring-Ansätze 13 4.1.2.1 Hydrologisches Monitoring 15 4.1.2.2 Floristisches Monitoring 16 IMPRESSUM 4.1.2.3 Faunistisches Monitoring 22 4.1.2.4 Dauerbeobachtungsflächen Umweltmonitoring 33 Titelbild 4.1.2.5 Meteorologische Messstationen 34 Forscherin im Nationalpark 4.1.2.6 Sozioökonomisches Monitoring 35 Hunsrück-Hochwald 4.1.2.7 Neobiota-Monitoring 35 Foto: Konrad Funk 4.2.1.8 Naturwaldreservate und Naturwaldzellen 36 4.2 Forschung 36 Herausgeber 4.2.1 Methodik 36 Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald 4.2.2 Forschungsansätze 37 Brückener Straße 24 4.2.2.1 Wassergebundene Ökosysteme 37 55765 Birkenfeld 4.2.2.2 Akustik im Nationalpark 43 Tel.: 06782 8780-0 4.2.2.3 Huftiere 46 Email: poststelle@nlphh.de 4.2.2.4 Borkenkäfer 46 www.nationalpark-hunsrueck- 4.2.2.5 Totholz 47 hochwald.de 4.2.2.6 Aasökologie 48 4.2.2.7 Kulturhistorie 48 Layout und Druck 4.3 Dokumentation 49 ensch-media, Druckerei Ensch GmbH 4.4 Forschungsnetzwerk 50 4.5 Evaluation der Forschung 51 Stand Januar 2020 5 Ausblick 52 1. Auflage 6 Quellenverzeichnis 54 Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung 7 Anhang 55 des Herausgebers gestattet. 7.1 Projektskizzen 55 7.2 Karte 1: Wildkatzenmonitoring – Nachweis Wildkatze 2017 72 Veröffentlichung Dezember 2020 7.3 Karte 2: Wildkatzenmonitoring – Verbreitungsschwerpunkt Wildkatze 2017 74 2 3
Forschung und Monitoring ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: „Monitoring und Forschung“ als eines von zehn Handlungsfeldern mit den dazugehörigen Kriterien aus den „Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke“ EUROPARC Deutschland e.V. 7 Abbildung 2: Gestaltungsmöglichkeiten des Aufnahmedesigns und Aufnahme- methodik von Monitoringansätzen 12 Abbildung 3: DPSIR-Konzept der Europäischen Umweltagentur 14 Abbildung 4: Vorgang in einem Forschungsprojekt – von der Fragestellung bis zum Ergebnis 37 KARTENVERZEICHNIS Karte 1: Wildkatzenmonitoring - Nachweis Wildkatze 2017 72 1 Karte 2: Wildkatzenmonitoring - Verbreitungsschwerpunkt Wildkatze 2017 74 EINFÜHRUNG REDAKTIONELLER HINWEIS Zunderschwamm Wissenschaftliche Umweltbeobachtun- Der Fokus liegt dabei auf Besonderhei- In diesem Modul soll ein Überblick über die laufenden und geplanten Monitoring- an Totholz gen und -forschung, wie auch die Do- ten in Nationalparks im Allgemeinen (Foto: K. Funk) verfahren und Forschungsprojekte gegeben werden. Teilweise werden Ergebnisse kumentation der daraus resultierenden und dem Nationalpark Hunsrück-Hoch- in geringem Umfang bereits aufgeführt – ausführliche Ergebnisse, Artenlisten und Ergebnisse, sind gemäß den Empfeh- wald im Besonderen. Das größte vor- weiterführende Informationen, beispielsweise zum Versuchsaufbau, werden auf dem lungen der Internationalen Union zum handene Ökosystem im Schutzgebiet Forschungsserver der Nationalparks Hunsrück-Hochwald, Hainich und Schwarzwald Schutz der Natur (IUCN) eine der Aufga- stellt der Wald dar; daher werden die veröffentlicht (https://fs.nlphh.de/). ben in Nationalparks. Unterschiede eines Waldnationalparks 4 5
Forschung und Einleitung Monitoring 2 RAHMENBEDINGUNGEN UND ERWARTUNGEN 2.1 INTERNATIONALE UND NATIO- 2.2 RECHTLICHE NALE RAHMENBEDINGUNGEN RAHMENBEDINGUNGEN zu einem Wirtschaftswald in besonde- nen, ist zunächst eine angemessene Wissenschaftliche Umweltbeobachtun- Rheinland-Pfalz und das Saarland haben rer Weise beleuchtet. Einer der größten Bestandsaufnahme der Ausgangssituati- gen und -forschung, wie auch die Do- sich im Staatsvertrag über den National- Unterschiede zum Wirtschaftswald stellt on notwendig. kumentation der daraus resultieren- park dazu verpflichtet, wissenschaftliche die natürliche Altersstruktur der Biozö- den Ergebnisse, sind gemäß den Emp- Untersuchungen durchzuführen und/ nose dar: von Naturverjüngung bis Zer- Den zweiten Ansatz liefert insbeson- fehlungen der Internationalen Union oder externe Forschungsarbeiten zu ini- fallsphase und von Geburt bis Abster- dere die Tatsache, dass der National- zum Schutz der Natur (IUCN) eine der tiieren. Die im Nationalpark ablaufenden ben. Durch einen ungestörten Ablauf park ein Entwicklungsnationalpark ist. Aufgaben in Nationalparks. EUROPARC Sukzessionsvorgänge, dynamischen Pro- der Naturvorgänge soll der Nationalpark Im Entwicklungszeitraum finden unter- Deutschland e.V.i konkretisiert die Auf- zesse, die Biologie der Lebensgemein- über einen hohen Anteil an Totholz, Bäu- schiedliche Maßnahmen in den Entwick- gaben in den Qualitätskriterien für deut- schaften sowie die Folgen des Klimawan- men mit Biotopstrukturen und Tierkada- lungsbereichen statt (z. B. im Zuge des sche Nationalparks: dels sollen beobachtet, dokumentiert vern verfügen. Untersuchungen von Ar- Waldschutzes oder der Renaturierung). und die Ergebnisse der breiten Öffent- tengruppen, die im Rahmen natürlicher In der Pflegezone sind dauerhaft Maß- lichkeit zugänglich gemacht werden (§ 4 Kreisläufe von toten Lebewesen profitie- nahmen des Arten- und Biotopschutzes Monitoring und -Forschungskoordination Abs. 3 Nr. 4 sowie § 12 StaatsV). Aus die- ren, stehen daher im Fokus. Eine weitere möglich. Um diese Maßnahmen zu eva- Forschung -Grundlagenermittlung sem Grund sind laut Staatsvertrag (§ 15 Besonderheit des Nationalparks Huns- luieren und zu optimieren, ist wissen- -Monitoring StaatsV) Maßnahmen und Handlungen rück-Hochwald sind die Sonderstandor- schaftliche Begleitforschung und -be- -Dokumentation selbst in den Wildnisbereichen gestat- te – Hangbrücher und Rosselhalden – im wertung erforderlich. tet, sofern sie keinen negativen Einfluss Spannungsfeld zwischen extremer Näs- auf das Ökosystem oder die Biozönose se und extremer Trockenheit sowie der Um die Effizienz und Sinnhaftigkeit der haben und vorausgesetzt wird, dass das vielfältige kulturhistorische Hintergrund begleitenden Forschung und der ange- Ökosystem dadurch nicht „zerstört, be- Abbildung 1: „Monitoring und Forschung“ als des Gebietes. wandten Methoden zu überprüfen, wird eines von zehn Handlungsfeldern mit den dazuge- schädigt, verändert oder nachhaltig ge- ein Indikatorensystem als Kontrollinstru- hörigen Kriterien aus den „Qualitätskriterien und stört“ (§ 14 Abs. 1 StaatsV) wird. -standards für deutsche Nationalparke“ EURO- Der Forschung und dem Monitoring im ment etabliert. PARC Deutschland e.V. Nationalpark Hunsrück-Hochwald lie- Die Forschung im Nationalpark ist ei- gen zwei entscheidende Intentionen Auch im Bundesnaturschutzgesetz nerseits kontinuierliche Grundlagen- zugrunde. Zum einen sollen natürlich § 24 ist festgehalten, dass, „soweit es der forschung zum Verständnis der Ökosys- ablaufende Prozesse wissenschaftlich Schutzzweck erlaubt, […] Nationalparke temprozesse, der Entwicklung der Biodi- begleitet werden, um Zusammenhänge auch der wissenschaftlichen Umweltbe- versität und zur Beobachtung der vom im Ökosystemgefüge besser zu verste- obachtung, der naturkundlichen Bildung Menschen nahezu unbeeinflussten, dy- hen. Hierbei steht nicht im Fokus, jeden und dem Naturerlebnis der Bevölkerung namischen, natürlichen Prozesse (§ 13 Winkel des Nationalparks bis ins Detail dienen [sollen]“. StaatsV), aber auch der sozialen und öko- zu untersuchen. Vielmehr geht es dar- logisch-sozioökonomischen Entwicklun- um, den Wandel, die Veränderung und gen im Hinblick auf Ursache-Wirkungs- die Anpassung der Lebensgemeinschaf- Beziehungen, und andererseits ange- ten und Habitatstrukturen zu beobach- wandte, auf ein späteres Monitoring ten. Um diesen Wandel erfassen zu kön- ausgerichtete Forschung. 6 7
Forschung und Monitoring 2.3 SOZIOKULTURELLE tegriert werden. Diese Forschungskoor- RAHMENBEDINGUNGEN dination wird vom Nationalparkamt, ins- 3 besondere mit Unterstützung der For- Die Landeskonzepte von Rheinland- schungsanstalt für Waldökologie und Pfalz und dem Saarland betonen, dass Forstwirtschaft (FAWF), oder auch von re- HANDLUNGSGRUNDSÄTZE die in der Region ansässigen Forschungs- gionalen Forschungseinrichtungen über- einrichtungen und wissenschaftlichen nommen. Torfmoos- Eine kontinuierliche Grundlagenfor- des Nationalparks beantwortet werden Institutionen in die Forschungsarbeit monitoring im schung und die Beobachtung der vom können, auch außerhalb stattfinden. In Nationalpark des Nationalparks eingebunden werden. Verschiedene Forschungsfelder wurden Hunsrück- Menschen nahezu unbeeinflussten, dy- diesem Zusammenhang müssen die Ef- definiert, die für die Nationalparkarbeit Hochwald namischen, natürlichen Prozesse stellen fizienz und Effektivität von Maßnahmen (Foto: K. Funk) Die Forschung im Nationalpark sollte von besonderer Relevanz sind, darun- im Bereich Forschung und Monitoring und Methoden überprüft und, wenn für alle nationalen und internationalen ter u. a. die von der FAWF vornehmlich die primären Aufgaben dar. Dennoch möglich, durch neue Technik, angepass- wissenschaftlichen Institutionen, ins- durchgeführte Naturwaldforschung, das muss als höchstes Gebot die Ungestört- te Konzepte und wissenschaftliche Er- besondere für die Hochschulen in der forstliche Umweltmonitoring und das heit der Natur und ihrer Dynamik stets kenntnisse gesteigert werden. weiteren Nationalparkregion, offenste- Borkenkäfermonitoring. im Fokus stehen. Wichtig ist das Be- hen und Nachwuchswissenschaftler/- wusstsein, dass, auch wenn eine Einzel- Die Untersuchungen und Maßnahmen innen die Möglichkeit eröffnen, geeig- Langfristiges Monitoring wird durch die untersuchung oder Erhebung noch so haben sich den Veränderungen des Ge- nete Forschungsfelder für Abschluss- Nationalparkverwaltung gewährleis- schonend und störungsarm scheint, die bietes anzupassen. arbeiten und Praktika zu finden. Deren tet und garantiert damit eine Kontinu- Summe der wissenschaftlichen Erhe- Forschungsziele müssen mit den Ziel- ität der Durchführung. Weitergehende bungen eine erhebliche Beeinflussung Es ist darauf zu achten, dass möglichst setzungen des Nationalparks in Einklang projektbezogene Forschung und Moni- des natürlichen Systems darstellen kann. wenige Stoffe, Lärm und Emissionen ins stehen. toring werden vornehmlich von exter- So kann dies das eigentliche Ziel, die Be- Gebiet eingebracht werden. Dies be- nen Experten, Hochschulen etc. über- obachtung und Dokumentation der un- zieht sich auch auf die Einschränkung Das Nationalparkamt verfügt über kei- nommen. Die Anzahl an Projekten, die gestörten Entwicklung, konterkarieren. der Fahrbewegungen auf ein absolut ne eigene Forschungsgruppe. Die weite thematische Auswahl sowie die Art der Im Zuge der Forschung und des Moni- nötiges Maß. Spanne der Forschungsfelder erfordert Durchführung sind abhängig von den torings gilt es daher, störende Einflüsse damit, dass interessierte Wissenschaft- Kapazitäten der jeweiligen Akteure und auf das Ökosystem so weit wie möglich ler/-innen einbezogen und in einem der Vereinbarkeit mit dem Schutzgedan- zu vermeiden. So sollten Untersuchun- umfassenden Forschungsnetzwerk in- ken des Nationalparks. gen zu Fragestellungen, die außerhalb 8 9
Forschung und Monitoring • Wie beeinflussen Maßnahmen im Na- in der Pflegezone und in den Entwick- tionalpark natürliche Prozesse? Welche lungsbereichen, jeweils auf Basis einer Instrumentarien sollten dabei verwen- Grunderhebung zu Beginn der Aus- det werden? weisung des Nationalparks. • Welchen Einfluss hat der Nationalpark auf die nachhaltige Entwicklung der Bei Letzterem spielt die Evaluierung von Region, z. B. Tourismus, Gastronomie, Maßnahmen im Sinne einer Erfolgskon- ÖPNV? Welchen Einfluss hat bspw. der trolle eine große Rolle. Durch die Be- Tourismus auf den Nationalpark? wertung der Erreichung bestimmter Zielvorgaben, z. B. die Buchen-Voraus- Zum besseren Verständnis der komple- verjüngung in den Randbereichen des xen Strukturen wird im Folgenden zwi- Nationalparks und das Offenland-Kon- schen Forschung und Monitoring unter- zept (vgl. Modul Gebietsentwicklung), schieden. Die Übergänge sind teilweise kann die künftige Vorgehensweise op- fließend. timiert werden. Die menschlichen Einwirkungen auf 4.1 MONITORING den Nationalpark können durch un- terschiedliche Methoden erfasst wer- Das wissenschaftliche Monitoring um- den (vgl. Kapitel 4.1.2.6). So protokol- fasst die fortlaufende oder periodische liert beispielsweise das sozioökonomi- 4 Erfassung und Dokumentation von Zu- sche und sozioökologische Monitoring ständen oder Prozessen und der auf sie die Veränderungen in Bezug auf die einwirkenden Faktoren. Es ist damit die menschliche Gesellschaft, z. B. hinsicht- WISSENSCHAFTLICHE ANSÄTZE Basis für das Verständnis und die Inter- lich Akzeptanz und Besucherzahlen. pretation von Veränderungen, im Ein- Forschung und Forschung und Monitoring erfolgen in Forschung und Monitoring befassen sich zelfall die Grundlage für eine vertiefen- 4.1.1 METHODIK Monitoring im enger Verzahnung. Die Interpretation mit den unterschiedlichsten Fragestel- de Forschung. Nationalpark Hunsrück- von Monitoring-Daten (d. h. Ergebnisse lungen: Das Aufnahmedesign kann neben Voll- Hochwald aus fortlaufender oder periodischer Erfas- Konkrete Ziele des Monitorings im Nati- aufnahmen, die aufgrund von Flä- (Foto: K. Funk) sung) kann der Klärung im Rahmen von • Wie ist der Status quo? onalpark sind chengrößen eher die Ausnahme bil- vertiefenden Forschungsprojekten (d. h. • Was passiert, wenn man der Natur ihren den, Stichprobenverfahren umfassen. die Beantwortung konkreter Fragestel- freien Lauf lässt? Wie entwickeln sich • die Erfassung der Veränderung von Ar- Stichprobenpunkte können dabei ran- lungen in definierten Zeiträumen) bedür- Biotopstrukturen, wie der Wasserhaus- tenausstattung, Lebensräumen und domisiert (zufällig) oder systematisch fen. Andererseits können die Ergebnisse halt oder die Artenzusammensetzung? natürlichen Prozessen auf Flächen ausgewählt werden. Neben dem Auf- aus der Forschung eine Grundlage für ein Wie wird dies vom Menschen wahrge- ohne direkten menschlichen Eingriff nahmedesign bietet die Aufnahmeme- anschließendes Monitoring liefern oder nommen? (Wildnisbereiche). thodik unterschiedliche Ansätze (vgl. zur Optimierung von Monitoringverfah- • Welche Rolle spielt dabei der Klima- • die Dokumentation von Entwicklungs- Abbildung). ren führen. wandel? prozessen auf Maßnahmenflächen 10 11 11
Forschung und Monitoring • für den Nationalpark typisch und re- präsentativ und zugleich selten/ge- fährdet sind (Arten der Brücher, Quel- len/Bachoberläufe und Felsstandor- te); • Arten mit besonderer biogeografi- scher Verantwortung für deren Erhalt (z. B. Wildkatze) sind; • Artenschutzrelevanz haben (z. B. FFH- Arten1 und Lebensraumtypen in der Pflegezone). Aufnahmedesign Dies kann auch für ganze Artengruppen gelten, wie z. B. Vollaufnahme Stichprobe • die Spechte, die durch ihren Höhlen- bau Waldökosysteme maßgeblich mit- Raster gestalten, zufällig • die Torfmoose (Gattung Sphagnum) mit ihren Zeigereigenschaften bezüg- Transekt lich Moorstandorte und Wasserhaus- halt, systematisch • die benthischen Makroinvertebraten, Punkt Fische und Rotalgen der Gewässer 4.1.2 MONITORING-ANSÄTZE mit ihren spezifischen Habitatansprü- chen bezüglich Abflussdynamik, Habi- Aufnahmemethodik Der Nationalpark Das Monitoring fokussiert zunächst die tatstrukturen und Chemismus der Hunsrück- Arten, Artengruppen und Teillebensräu- Hochwald – vielfäl- Fließgewässer. tiger Lebensraum me, die eine besondere Relevanz für den (Foto: K. Funk) Nationalpark haben, weil sie Eine Grundbestandserfassung ist in den meisten Artengruppen erforderlich, um genetisch optisch akustisch numerisch • in besonderem Maße auf Maßnah- eine Bewertung der qualitativen und z.B. Kotsammlung z.B. Fotofallen z.B. Soundboxen z.B. Zählungen men reagieren = maßnahmenrelevan- quantitativen Entwicklung des Artenin- te Arten (starke Zunahme/Abnahme); ventars durchführen zu können. Abbildung 2: Gestaltungsmöglichkeiten des Aufnahmedesigns und Aufnahmemethodik von • durch Nichtnutzung profitieren (Zei- Monitoringansätzen ger störungsarmer Verhältnisse/Na- Je nach Häufigkeit sind alle Vorkommen Bevorzugt sollten Daten quantitativ erhoben werden, so dass über wiederholte Messungen turnähezeiger); der relevanten Arten oder eine repräsen- Veränderungen über die Zeit erfasst werden können. • besonders auf Verwilderung und na- tative Auswahl in das Monitoring einzu- türliche Dynamik reagieren (Zeiger na- beziehen. Es kann auch ein Monitoring Für die Entwicklung des Monitoring- wiesen. In diesen Straten wurden rando- türlicher Prozesse); von Störzeigern bzw. Neobiota sinnvoll Konzepts im Nationalpark wurden sechs misiert jeweils 30 Untersuchungsflächen • Ökosystem-Schlüsselarten oder Arten sein. Die angewandten Methoden müs- Lebensraumeinheiten (Straten) für die gezogen, die zukünftig für einen Groß- mit integrativer Indikatorfunktion sen für die jeweilige Art bzw. für die Ar- Untersuchung von Standort, Kleinklima, teil der flächenbezogenen Untersuchun- sind (z. B. bestimmte Wald-Fleder- tengruppen spezifisch sein. Das Monito- Vegetation, Tierwelt etc. auf Basis von gen genutzt und Ergebnisse synoptisch mausarten, Rindenwanzen, Schwarz- ring für die mit technischen Hilfsmitteln Fernerkundungsdaten und bereits be- ausgewertet werden sollen. specht, Grauspecht, Torfmoose, Steck- zu erfassenden Organismengruppen ist stehenden Flächeninformationen ausge- nadelflechten), benthische Makroin- möglichst zu bündeln, damit möglichst vertebraten, Fische); große und zusammenhängende Berei- 1 FFH-Arten= Arten, die gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie besonderen Schutz erfahren 12 13
Forschung und Monitoring Lebensraum Gewässer (Foto: S. Kaps) che von Störungen freigehalten werden. gen, Ökosysteme und sozioökonomi- 4.1.2.1 HYDROLOGISCHES Daher sollen Referenzflächen einge- sche Aspekte. MONITORING richtet werden, wobei auch dort darauf zu achten ist, dass die Untersuchungen Zum besseren Verständnis der Verände- Hangbrücher nicht selbst so invasiv sind, dass sie die rungen im Umweltgefüge können Indi- Standortverhältnisse beeinflussen. katoren hilfreich sein. Dabei handelt es In ausgewählten Hangbrüchern wurde sich um repräsentative, möglichst ein- ein Messnetz an Hang-/Grundwasser- Monitoring-Intensität und Wiederho- fach zu untersuchende Messgrößen messpegeln installiert, um den rezen- lungszyklus richten sich nach dem er- (z. B. bestimmte Arten), die als Anzeiger ten Wasserstand in den Hangbrüchern forderlichen Erhebungsaufwand der je- für schwieriger zu erfassende Zusam- zu untersuchen, um Austrocknungs- weiligen Artengruppe und der zu er- menhänge (z. B. Zustand eines Ökosys- und Wiedervernässungsphasen zu doku- wartenden Dynamik. Um mehrjährige tems) genutzt werden können. mentieren und so die hydro-ökologische Entwicklungszyklen erfassen zu können, Funktionsweise der Hangbrücher zu be- sind in manchen Artengruppen Untersu- Für die Interpretation bietet sich das von obachten (z. B. im Zusammenhang mit chungen in aufeinanderfolgenden Jah- der Europäischen Umweltagentur (EEA) Wegerückbau und Grabenverschlüssen). ren notwendig. weiterentwickelte DPSIR-Konzept an.ii Hiermit können mittels Indikatoren Ur- Quellen- und Bachmonitoring Die Monitoring-Ansätze beziehen sich sache-Wirkungs-Zusammenhänge (z. B. neben den Arten und Artengruppen zwischen Mensch und Umwelt) beschrie- Es ist langfristig notwendig, im Hinblick auch auf meteorologische Untersuchun- ben und systematisiert werden.iii auf den ökologischen Zustand der Quell- biotope sowie auf Wasserqualität und -quantität der Quellen ein Langzeitmoni- ähnlichen Eigenschaften bzw. Entwick- toring durchzuführen. Zunächst müssten lungstendenzen zusammengefasst wer- Messpegel im Antrieb Johannesbruch sämtliche Quellaustritte erfasst und mit- den, um dann eine jeweils repräsentative (Drivers) (Foto: G. Schüler) tels einer Clusteranalyse zu Quellen mit Auswahl langfristig zu untersuchen. Die veränderte Landnutzung (Aufgabe Maßnahme Druck (Responses) von Holzproduktion, Veränderung der (Pressures) Baumartenzusammensetzung, Verän- derung der Totholzmengen, Moorrena- turierungen etc.) in den Einzugsgebie- ten der Bachläufe im Nationalpark las- Auswirkung Zustand sen auch umfangreiche Veränderungen (Impact) (State) im Nährstoff- und Säurehaushalt, Sedi- mentfrachten und Habitatstrukturen der Bäche erwarten. Diese Änderungen sol- Abbildung 3: DPSIR-Konzept der Europäischen Umweltagentur len durch ein Monitoringnetzwerk be- stehend aus Multiparametersonden zur Messung der physiko-chemischen Was- Nach Smeeths und Weterings, 1999: serparameter in verschiedenen Teilein- D = Driving Forces: Antriebsindikatoren zeigen, welche Ursachen (z. B. menschliche Aktivitäten) zugsgebieten des Traunbachs, die unter- die relevanten „Belastungen“ z. B. der biologischen Vielfalt hervorrufen schiedlichen Veränderungen der Land- P = Pressure: Belastungsindikatoren drücken aus, welche konkreten Belastungen wirken S = State: Zustandsindikatoren beschreiben den Zustand ausgewählter Komponenten nutzung unterliegen, gemessen werden. I = Impact: Auswirkungsindikatoren stellen Veränderungen heraus, die bestimmten Einflussfaktoren Ein solches Monitoring ist in Kooperation zugeschrieben werden R = Response: Maßnahmenindikatoren messen, mit welchen Mitteln und in welchem Ausmaß auf mit dem Umwelt-Campus Birkenfeld seit Veränderungen reagiert werden sollte (z. B. in der Pflegezone) 2017 etabliert. 14 15
Forschung und Monitoring Sonnentau (Foto: S. Caspari) Flechten und Moose 4.1.2.2 FLORISTISCHES MONITORING Ein kontinuierliches Monitoring von Flech- ten und Moosen wird entsprechend dem Vegetationsmonitoring/ Standard der Waldnationalparks ab 2021 Pflanzensoziologische Aufnahme erhoben. Der Methodenentwurf zur stan- dardisierten Erhebung von Flechten und Ziel des Vegetationsmonitorings im Moosen in Waldgroßschutzgebieten wur- Nationalpark ist es, durch wiederholte de in Zusammenarbeit der Nationalparks Vegetationsaufnahmen zu belegen, ob Hainich, Kellerwald-Edersee und des Na- und gegebenenfalls wie sich die Vege- tionalparks Eifel konzeptioniert. Hauptziel tation und Biodiversität verändern, z. hierbei ist die Dokumentation der Ent- B. durch das Unterlassen von Nutzung, wicklung von Moos- und Flechtenvorkom- die Überführung von reinen Nadelwäl- men bei naturdynamischen Prozessen in dern in Mischwälder, das Management Waldökosystemen. Die angestrebte Me- von Offenlandbereichen sowie durch thode soll vergleichende, schutzgebiets- die Moor- und Bachrenaturierung. Auch übergreifende Auswertungen zwischen Änderungen, die durch unabhängig von den Waldgesellschaften bzw. unterschied- der Schutzgebietsausweisung wirkende lichen Naturräumen ermöglichen. Prozesse hervorgerufen werden, sollen aufgezeigt werden. Die Erstaufnahme Das konkrete Methodendesign befindet erfolgte 2018; eine Wiederholung ist alle sich noch in der Ausarbeitung. Die Erfas- zehn Jahre vorgesehen. sung der Moose und Flechten an den für das Monitoring ausgewählten Stichpro- An gesteinsdominierten Sonderstand- benpunkten wird in einem Turnus von fünf orten (Felsen und Rosselhalden) wurde Jahren wiederholt. ebenfalls die Methode der Zufallsstich- probe in einer modifizierten Form ge- Flechten auf Rosselhalde Permanente Stichprobeninventur (Foto: K. Funk) wählt, nachdem die Grundgesamtheit Im saarländischen Teil des National- der relevanten Standorte (durch Aus- parks wurde in den Jahren 2016 und Mit rund 1.600 flächendeckenden Raster- wertung der Biotopkartierung und von 2017 eine floristische Grundlagener- punktaufnahmen an den Eckpunkten von Luftbildern) erfasst wurde. fassung durchgeführt. Die Erfassung 250 m x 250 m großen Rasterflächen wur- Die Moore und Gewässer sollen zu- erfolgte selektiv auf Flächen mit FFH- de in den Jahren 2017 und 2018 bereits nächst, wenn möglich, im Rahmen ei- Lebensraumtypen und/oder nach § 30 eine sogenannte Permanente Stichpro- ner Grunderfassung vollständig kartiert BNatSchG geschützten Biotopen, wel- ben-Inventur (PSI) zur Grunderhebung der und dann eine repräsentative Auswahl che vollständig erfasst wurden. Ergänzt Waldstruktur durchgeführt. Innerhalb ei- für ein Monitoring getroffen werden, wurde sie durch ausgewählte Flächen nes 500 Quadratmeter großen Probekrei- welches eine an die jeweilige Standort- mit naturfernerem Bewuchs (insbe- ses (r = 12,62 m) werden die Baumarten, und Habitatsituation angepasste Auf- sondere Nadelwälder), vor allem dann, die genauen Lageparameter der Gehölze nahmemethodik erhalten soll. Für die wenn diese ein Standortpotenzial für und der Totholzanteil bestimmt. Dabei Erfassung der Moorstandorte werden Moor- bzw. Felsstandorte aufwiesen. wird zwischen liegendem und stehendem neben den Ergebnissen der Biotopkar- Flechten und Moose wurden hier auf al- Totholz differenziert. Darüber hinaus wird tierung die Informationen zur Staunäs- len Substraten erfasst, an Bäumen bis in exemplarisch die Gehölzverjüngung er- se und Torfmächtigkeit herangezogen. Reichhöhe (ca. 2 m). fasst, um den natürlichen Kreislauf von 16 17
Forschung und Monitoring Werden und Vergehen abzubilden. Die gen im Ökosystem zu beobachten, zu do- flächen, Borkenkäferkalamitätsflächen, schutz schutzwürdiger Lebensräume. Hierzu Aufnahme von Begleitparametern ergänzt kumentieren und erlebbar zu machen. Die Bachläufen wie im Trauntal) angepasst. gehören sowohl die naturnahen Biotope als das Bild (Stammumfang, krautige Vegeta- Panoramaaufnahmen dienen vorrangig BWI- und Sonderfotopunkte sind in ei- Relikte der ursprünglichen Naturlandschaft tion, Höhe, Lage, Rindenschäle usw.). Die der Dokumentation von Ist–Zuständen ner geo-referenzierten Karte erfasst. Die als auch die typischen Elemente der exten- Auswertung soll 2019 erfolgen.2 Der Wie- und Entwicklungen. Sonderfotopunkte sollen wegen der zu siv genutzten Kulturlandschaft. Wertvolle derholungturnus beträgt zehn Jahre. erwartenden Dynamik in kürzeren Inter- Biotope sind z. B. Magerrasen, artenreiches Hierbei liegen drei unterschiedliche An- vallen aufgenommen werden (ca. alle Grünland, natürliche oder naturnahe Ge- Forsteinrichtung sätze zugrunde: zwei Jahre). wässer, offene natürliche Block-, Schutt- und • Medienpanoramen: Die Aufnahmeorte Geröllhalden, Bruch-, Sumpf- und Auwälder, Die Forsteinrichtung ist ein Instrument zur • Panoramaaufnahmen, die an 28 Punk- sind nicht markiert, aber durch die in Blockhalden- und Hangschuttwälder, Wald- Inventarisierung von Wäldern und der Pla- ten der Bundeswaldinventur (BWI) ge- Exif-Dateien3 dokumentierten GPS-Da- gesellschaften als Lebensraumtypen der nung von Maßnahmen für einen Zeitraum knüpft und entsprechend markiert sind: ten auffindbar. Zielsetzung ist hier der FFH-Richtlinie und offene Felsbildungen.“ iv von zehn Jahren. Im Nationalpark wird die- Wiederholungsaufnahmen sind alle mediale Einsatz, insbesondere zur Öf- ses Instrument zur detaillierten Beschrei- fünfJahre vorgesehen. Im Erstaufnah- fentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Das Biotopkataster wird als sogenann- bung der Waldstruktur und zur Planung mejahr 2015 wurden an standörtlich be- Medienpanoramen haben teilweise ex- te Kombikartierung erhoben, bei der in managementrelevanter Vorgehensweisen sonderen Punkten zudem Aufnahmerei- perimentellen Charakter und können einem Kartierdurchgang die schutzwür- in den Entwicklungsbereichen und in der hen (mit/ohne Vegetation) erstellt, um bei Bedarf erstellt werden. digen Biotope, die geschützten Bioto- Pflegezone genutzt (vgl. Modul Gebiets- die Vegetationsveränderung im Jahres- pe, die FFH-Lebensräume sowie zusätz- entwicklung). verlauf zu dokumentieren. Biotopkartierung lich die Fundpunkte relevanter Pflanzen • Panoramaaufnahmen an extra vermark- (Objektklasse FP, Regelfall) und Tiere Panorama-Aufnahmen ten Sonderfotopunkten, z. B. Rosselhal- Bestimmte Biotope im Gebiet des Na- (Objektklasse FT, Ausnahmefall, Zufalls- den, Hangbrücher, Sukzessionsflächen tionalparks wurden 2017 im Auftrag des beobachtung) aufgenommen werden. Die vom Nationalparkamt erstellten Pano- (vegetationsabhängige Mehrfachserien): Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz Die Daten sind systematisch standardisiert rama-Aufnahmen (360-Grad-Aufnahmen, Die Zahl der Sonderstandpunkte (2015: kartiert. „Die Durchführung des Biotop- und stehen unmittelbar digital für weitere Aufnahme im Moor bestehend aus 18 Einzelbildern) dienen 30, 2018: 40) wird in Abhängigkeit von katasters/der Biotopkartierung dient der Funktionen zur Verfügung.v (Foto: Nationalparkamt) als visuelles Monitoring, um Veränderun- ablaufenden Dynamiken (auf z. B. Brand- Erfassung geschützter bzw. für den Natur- 2 Permanente Stichprobeninventur: Bei Erstellung dieses Moduls lagen die Ergebnisse noch nicht vor. 3 Exif-Dateien = Format zum Abspeichern von Metadaten in digitalen Bildern 18 19
Forschung und Monitoring Auf Grundlage der Biotopstruktur bei Pilzerhebung Torfmoosmonitoring im Gründung des Nationalparks können Nationalpark Hunsrück-Hochwald Dynamiken der Lebensraumzusammen- Das Ziel dieser Untersuchung ist die Do- (Foto: K. Funk) setzung erfasst und dokumentiert wer- kumentation der Diversität und räum- den. lichen Verteilung von makroskopisch sichtbaren Pilzarten („Macromyceten“) Hierzu soll die Biotopkartierung alle 15 auf den ausgewiesenen Probeflächen im Jahre wiederholt werden. Nationalpark. In der Erhebung sollen alle Pilze auf Totholz, lebender Vegetation, Torfmoosmonitoring Boden und Streu, darunter auch Ekto- mykorrhizapilze4 und ausgewählte Taxa Zwischen 2015 und 2018 wurde eine obligater phytoparasitischer5 Pilze, er- sehr intensive Grunderfassung der Torf- fasst werden. Von besonderem Interesse moose im Nationalpark mittels Flächen- ist die Dokumentation des Vorkommens begang und GPS-basierter Lokalisierung von Indikatorarten für eine naturnahe der Fundpunkte durchgeführt.vi Bereits Waldentwicklung. vor Nationalparkgründung wurden weit- reichende Grundlagendaten zu Torfmoo- Die Erhebung bildet die Grundlage für sen erhoben.vii Zurzeit sind 21 Torfmoos- ein langfristiges Monitoring im gesam- Arten aus dem Nationalpark Hunsrück- ten Nationalpark, wobei ein Wiederho- Hochwald bekannt. lungsturnus von ca. zehn Jahren ange- strebt ist. Das Gewöhnliche Torfmoos (Sphagnum palustre) ist neben dem Untergetauch- Offenlandmanagement ten Torfmoos (Sphagnum inundatum) die häufigste Art im Untersuchungsgebiet. Im Zuge des Offenlandkonzeptes wer- Selbst in stark zersetzten Torfen waren den Maßnahmen zur Pflege von Offen- noch einzelne Blättchen nachzuweisen. land-Lebensräumen (z. B. Mahd von Borstgraswiesen) und zum Schutz von typischen Offenland-Arten (z. B. Arni- ka) ergriffen (vgl. Modul Gebietsent- wicklung). In diesem Zusammenhang werden Indikatorarten identifiziert, die exemplarisch den Zustand der Lebens- räume widerspiegeln. In einem kontinu- ierlichen Monitoring dieser Arten sollen die Auswirkungen der ergriffenen Maß- nahmen evaluiert und dokumentiert werden. Klein und sehr bedeutend - Pilze im Nationalpark Hunsrück- Hochwald (Foto: M. Geib) 4 Ektomykorrhiza = eine Symbioseform zwischen Pilzen und Pflanzenwurzeln zum Nährstoff- und Wasseraustausch 5 Phytoparasitisch = Parasiten in Pflanzen 20 21
Forschung und Monitoring Gold-Lila Der Nationalpark beteiligt sich mit vier Feuerfalter Malaisefallen am LTER-D-Projekt. Hier- (Foto: K. Funk) bei sollen drei Fallen, die einen Höhen- gradienten abbilden, unter anderem Aufschluss über mögliche Klimawandel- bedingte Verschiebungen der Vorzugs- habitate der ansässigen Insektenarten liefern. Eine im Offenland (extensive Bewirtschaftung) platzierte Malaisefalle dient im Gesamtprojekt als Vergleichs- fläche zu intensiv bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen. Die für das Mal- aisefallen-Monitoringprogramm auszu- wählenden Standorte sollten dabei über einen langen Zeitraum (> 10 Jahre) kon- tinuierlich beprobt werden.ix Viele Insektengruppen verbringen einen Dokumentation der Zerfallsphase • Rindenwanzen Teil ihres Lebenszyklus, zumeist das Lar- von Bäumen • Tagfalter venstadium, im Wasser (z. B. Libellen, • Nachtfalter Steinfliegen, Köcherfliegen, Eintagsflie- Totholz auf dem Ab 2020 werden ausgewählte Habitat- • Libellen gen sowie viele Fliegen und Mücken). Ringskopf (Foto: K. Funk) bäume fotodokumentarisch und de- • Eintagsfliegen Um Veränderungen in der Abundanz skriptiv in ihrem Prozess der Alterung • Köcherfliegen Malaisefallen und Diversität der Insekten zu erfassen, und des Zerfalls begleitet. • Steinfliegen (Foto: Nationalparkamt) müssen daher die Lebensstadien in Ge- • Ameisen wässern mit untersucht werden. 4.1.2.3 FAUNISTISCHES • Gilde der totholzbewohnenden MONITORING Insekten (v. a. Käfer) Wichtige Leitfragen eines gemeinsamen Wie das Malaisefallen-Monitoringpro- • Gilde der aasaffinen Insekten Insektenmonitorings innerhalb LTER-D6 gramm sollten die ausgewählten Stand- Insekten • Gilde der Laufkäfer lauten: orte über einen langen Zeitraum (> 10 • Gilde der bodenbewohnenden Insekten Jahre) jährlich beprobt werden. Ein sol- Da Insekten eine extrem artenreiche Or- • Wie unterscheiden sich die Ergebnisse ches Monitoring wird in Kooperation ganismengruppe (> 50 % der in Deutsch- Etablierung eines LTER-D-weiten zwischen den verschiedenen Regio- mit dem Umwelt-Campus Birkenfeld seit land beschriebenen Arten) darstellen, Erfassungsprogrammes von Insekten nen und Lebensräumen (Normalland- 2017 durchgeführt. die aufgrund kurzer Generationszeiten schaft, Wildnisgebiete etc.)? (meist < 1 Jahr) schnell auf Umweltver- Die aktuellen Hinweise zu deutlichen • Sind außer der Biomasse andere Bio- Erfassung von Rindenwanzen änderungen reagieren, eignen sie sich Rückgängen in der Biomasse von Insek- diversitäts-Komponenten betroffen (Ar- besonders gut, um Veränderungen des tenviii über die vergangenen 30 Jahre in tenzahlen, funktionelle und geneti- Rindenwanzen (Aradidae – Familie der Habitats, der Biozönose und auch Ein- bestimmten Regionen Deutschlands sche Diversität)? Heteroptera) ernähren sich (unter ande- flüsse des Klimawandels zu dokumentie- unterstreichen die Wichtigkeit solcher • Wie ändert sich die Artenzusammen- rem) von auf Totholz vorkommenden Pil- ren. Langzeitstudien. setzung von Insektengemeinschaften zen und eignen sich daher als Indikato- (z. B. das Verhältnis von Spezialisten zu ren für eine naturnahe Waldentwicklung. Vor allem folgende Insektenordnungen Im Vordergrund der Arbeiten steht die Generalisten)? Diversität und die räumliche Verteilung bzw. -gruppen sind für ein Monitoring Ermittlung von belastbaren Langzeit- • Welche Ursachen haben die Verände- auf ausgewiesenen Probeflächen im im Nationalpark interessant: datensätzen von Insektenpopulationen. rungen (Landnutzung, Klima etc.)? Nationalpark werden dokumentiert. 6 German Long Term Ecosystem Research Network (http://www.ufz.de/lter-d/index.php?de=42532) 22 23
Forschung und Monitoring 3. Standort Niederwörresbach: Höhen- lage 380 m üNN im Forstamt Birkenfeld außerhalb des Nationalparks Es werden Wiederholungsuntersuchun- tensive Befallskontrolle durch die Ran- Pro Station werden Fichtenstämme mit gen in einem Turnus von zehn Jahren gerinnen und Ranger ergänzt. Ziel des Pheromonbeuteln bestückt. Durch die angestrebt. Monitorings ist es, im Rahmen einer in- Lockwirkung der künstlichen Pheromone tegrierten Waldschutzstrategie sinnvol- und der „Anziehungskraft“ des natürlichen Borkenkäfer le Gegenmaßnahmen zum Waldschutz Brutraumes werden sich die Borkenkäfer des angrenzenden Waldbesitzes (§ 8 nach ihrem ersten Schwärmflug in der Re- Borkenkäfer spielen als Primärkon- Abs2 StaatsV) ergreifen zu können und gel Ende April/Anfang Mai in die Stämme sumenten und Habitatgestalter eine zu informieren. einbohren und das Brutgeschäft begin- prominente Rolle im Waldökosystem. nen. Hieraus können fortlaufend Rück- Gleichzeitig sind sie aber auch eine der Im Nationalpark wird das Borkenkä- schlüsse über den Entwicklungsstand der gefährlichsten Schädlinge in der Forst- fer-Monitoring im Waldschutzkorridor Borkenkäfer-Monitoring Käferpopulation im Bestand gezogen wer- wirtschaft.x Im Kerngebiet des National- des Schutzgebietes durchgeführt. Die im Nationalpark/ den. Kontrolle der parks dürfen Borkenkäfer ungestört Teil Überwachung des Verlaufs der Flugak- Pheromonfallen des Naturkreislaufes sein, in den Rand- tivitäten und der daraus entstehenden (Fotos: Y. Recktenwald) Säugetiere gebieten allerdings ist gemäß Staatsver- Entwicklungsstadien erfolgt auf drei trag der Anrainerschutz verpflichtend. Waldstandorten (zwei Stationen im Das Spektrum der im Nationalpark vor- montanen, ein Standort im kollinen Be- kommenden Säugetiere reicht von der Das Borkenkäfer-Monitoring des Na- reich): Spitzmaus bis zum Rothirsch. Aufgrund tionalparks dient der Überwachung der viel höheren Populationsdichten der des Flugverlaufs und des aktuellen Ent- 1. Standort Eisener Wald: Höhenlage Kleinsäuger ist ihr Nahrungsbedarf pro wicklungsfortschritts des Großen Acht- 615m üNN im saarländischen Teil des Fläche durchaus vergleichbar mit dem der zähnigen Borkenkäfers (Buchdrucker) Nationalparks großen Pflanzenfresser (Großherbivoren) (Ips typographus L.). Hierzu wird das 2. Standort Leisel: Höhenlage 660 m und damit der Einfluss auf das Waldöko- Borkenkäfer im Larvenstadium Schwärm- und Flugverhalten mittels üNN im rheinland-pfälzischen Teil des system nicht unerheblich. (Foto: K. Funk) Pheromonfallen erfasst und durch in- Nationalparks Einen wesentlichen Unterschied stellen jedoch die Aktionsradien dar. Die großen Säuger nutzen Aktionsräume von hunder- ten bis tausenden von Hektar und über- schreiten die Grenzen des Nationalparks regelmäßiger. Daher ist es notwendig, dass diesen Grenzgängern besondere Be- achtung geschenkt und ihre Populationen dokumentiert wird. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um Tierarten wie Wild- schwein oder Rothirsch handelt, die im Umland durch Schäden die Nutzungsinte- ressen der Anrainer beeinträchtigen kön- nen (vgl. Modul Wildtiermanagement). Darüber hinaus stehen auch jene Säuge- tiere im Fokus des Interesses, die von ho- her naturschutzfachlicher Bedeutung sind, wie die Fledermaus oder die Wildkatze. 24 25
Forschung und Monitoring Totfundmonitoring Grund wurde kurz nach Nationalpark- gründung ein Monitoring im Zeitraum Der Nationalpark beteiligt sich des Wei- von 2016 bis 2019 geplant. Es dient der teren an einem Totfundmonitoring des Erfassung der im Nationalpark vorkom- BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz menden Arten und gibt einen Verbrei- Deutschland), der zusammen mit dem tungsüberblick. MUEEF (Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz), Im Nationalpark wurden drei potenziell dem LfU (Landesamt für Umwelt Rhein- geeignete Probeflächen ausgewählt. Die land-Pfalz), anerkannten Wildkatzenex- Probeflächen wurden in Gebiete gelegt, perten und einem Netz aus Ehrenamtli- in denen die repräsentativen Biotop- chen ein landesweites und standardisier- typen zur Beantwortung der oben ge- tes Totfundmonitoring für die Wildkatze nannten Fragestellung vorhanden sind. in Rheinland-Pfalz durchführt.xi Dieses Die Untersuchungen bestehen aus akus- Wildkatze Wildkatzen Mittels der Lockstockmethode wurden Monitoring erfasst das allgemeine Vor- tischen Dauererfassungen, akustischen (K. Funk) auf den 100 Quadratkilometern insge- kommen und die Verbreitung der Wild- Transektbegehungen und Netzfängen Lockstockmethode samt 264 Lockstöcke aufgestellt (Grö- katze und insbesondere eine Analyse der zwecks Besenderung von Einzeltieren ßenordnung von 3 pro 1 km²), um DNA- Gefährdungsursachen für die Wildkatze. zur Quartiersuche. Wenn sich Quartiere Im Nationalpark wurde 2017 und 2018 Proben von Wildkatzen zu sammeln. Im von besenderten Tieren außerhalb des ein genetisches Wildkatzenmonitoring Jahr 2017 wurden 102 Individuen über Fledermäuse Nationalparks befinden, so werden diese durchgeführt. Dieses Monitoring sollte genetische Analysen nachgewiesen; auch über die Grenzen des Nationalparks Aufschluss über die Anzahl der Individu- dabei handelt es sich um 68 männliche Der NABU (Naturschutzbund Deutsch- hinaus aufgesucht. en dieser streng geschützten und selte- und 32 weibliche Wildkatzen. Von den land) Landesverband Saarland e.V. hat nen Tierart im Nationalparkgebiet, das identifizierten Individuen konnten 99 si- bereits 2013 in einem Altbuchenbestand Im Jahr 2016/2017 wurden in der Nähe Geschlechterverhältnis und die mögli- cher als Wildkatzen zugeordnet werden. bei Otzenhausen im Rahmen des Pro- der Wildenburg die ersten Aufnahmen che Hybridisierung mit Hauskatzen ge- Nur bei drei Individuen ist eine Einkreu- jekts „Wertvoller Wald“ ein Fledermaus- durchgeführt. Insgesamt wurden 17 Fle- ben. zung mit der Hauskatze anzunehmen. monitoring durchgeführt. Ziel war es, dermausarten registriert. Manche Arten einen grundlegenden Überblick der Fle- wurden im gesamten Untersuchungs- Die Wiederholungsuntersuchung im dermausfauna zu erlangen. Des Weiteren raum regelmäßig festgestellt, von ande- Jahr 2018 erbrachte eine Individuen- wurde versucht, anhand von Reproduk- ren Arten konnten nur Einzelnachweise zahl von 97 Tieren. Sicher als Wildkatzen tionsmerkmalen einzelner Individuen erbracht werden. konnten hiervon 94 Individuen nach- Aussagen zur Bedeutung der Projektflä- gewiesen werden. Ein Überhang an chen als Quartierstandorte zu erhalten. Im Jahr 2018 wurden zwei weitere Probe- männlichen Tieren konnte auch im Jahr So konnten elf verschiedene Arten (vgl. flächen (am Diebskopf und beim Moos- 2018 festgestellt werden. Nach diesen Forschungsserver) und ein Schwarm- bruch in der Nähe des Carlshauses) aus- Ergebnissen ist daher von einer stabilen platz der seltenen Hufeisenfledermaus in gesucht und mit den genannten Metho- Wildkatzenpopulation im Nationalpark Otzenhausen am Hunnenring ermittelt den untersucht. Hunsrück-Hochwald auszugehen (vgl. werden. Kapitel 7.2). Begleitend zur Entwicklung eines sich Waldfledermäuse können aufgrund ihrer zukünftig selbst überlassenen Waldes Lockstockmethode Ab dem Jahr 2021 wird das Wildkatzen- Ansprüche an gut strukturierte, totholz- kann die Artengruppe der Fledermäuse zum Wildkatzen- monitoring alle sechs Jahre im Rahmen reiche Laubwälder als Indikator-Arten- weiterhin als Indikator-Artengruppe ver- monitoring, aufgenommen per des FFH-Monitorings im Nationalpark gruppe für die Qualität von Waldgebie- wendet werden. Das Monitoringkonzept Fotofalle durchgeführt. ten herangezogen werden. Aus diesem sieht einen Zehn-Jahres-Rhythmus vor.xii 26 27
Forschung und Monitoring Fotofalle im Nationalpark Hunsrück-Hochwald (Foto: K. Funk) Biber Huftiere Neben der jährlichen Scheinwerferzäh- schungsanstalt für Waldökologie und Fraßspuren des Im Nationalpark ist der europäische Bi- Eine weitere wichtige Artengruppe, die lung sollen Kotzählung, Schäl- und Ver- Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF) Bibers im Nationalpark ber (Castor fiber) mehrfach nachgewie- besondere Aufmerksamkeit im National- bissgutachten im Wechsel Aufschluss entwickelt und bereits getestet. Mindes- Hunsrück-Hochwald (Foto: S. Jamal E. Nejad) sen. Aufgrund seiner Lebensweise in park erfährt, sind die Huftiere (Rothirsch, über die Populationsdichten liefern. tens 50 Fotofallen werden gleichmäßig Gewässern und Bächen kann der Natio- Reh und Wildschwein). Zum einen ist die im Gelände auf ca. 10.000 Hektar ver- nalpark als geeigneter Lebensraum für Abundanz und zum anderen das Raum- Erfassung Wildschweinschäden teilt, um dort vorbeilaufende Tiere foto- Biber betrachtet werden. Demzufolge nutzungsverhalten sehr wichtig und grafisch zu erfassen. wird aktuell ein Konzept für ein Biber- entscheidend für Maßnahmen, die auf Ein erprobtes Verfahren zum Monitoring monitoring erstellt, um den Einfluss des der Nationalparkfläche durchgeführt von Wildwirkungen des Schwarzwildes Dabei sollen folgende drei Fragestellun- Bibers als Lebensraumgestalter z. B. auf werden müssen. Folgende Untersuchun- steht derzeit nicht zur Verfügung. 2018 gen beantwortet werden: Bachläufe zu beobachten. Hierfür wer- gen wurden bereits durchgeführt (vgl. fand erstmals eine Projektstudie zum Er- den Biberspuren, -bauten und angenag- Modul Wildtiermanagement): kennen von Wühlschäden im Offenland 1. Artennachweis vornehmlich von te Bäume kartiert. mittels Befliegung und der Auswertung Waldvögeln und Säugern ab Igelgröße. • Scheinwerferzählung jährlich seit 2012 von Satellitendaten im Landkreis Birken- Der Fokus liegt auf seltenen Arten mit • Verbiss und Schälgutachten im jährli- feld unter Einbindung des Landkreises weiträumigen, über die Flächen eines chen Wechsel seit 2016 Birkenfeld und des Bauern- und Winzer- Nationalparks hinausgehenden Raum- • Sammeln biometrischer Daten bei verbandes statt. nutzungsmustern. Drückjagden seit 2017 2. Trendaussagen zur Populationsent- • Rotwildtelemetrie 2017–2020 Allgemeines Fotofallenmonitoring wicklung und zu Verteilungsschwer- • Kotzählung 2019 punkten von mobilen und häufigeren In den letzten Jahren wurden zahlreiche Arten wie z. B. Schalenwildarten. Verfahren entwickelt und erprobt, die es erlauben, die wesentlichen Anforderun- 3. Bestandsgröße oder auch Dichtean- gen (kostengünstig, störungsarm und gaben bei individuell erkennbaren Ar- dauerhaft einsetzbar) an ein Wildtier- ten, die ebenfalls mobil und/oder häufig monitoringsystem zu erfüllen. Eine Me- sind, wie z. B. Wildkatze oder Rehwild thode, die sich dabei zumindest für die (Böcke). Bei Arten wie dem Schwarzwild Erfassung mittelgroßer Säuger als geeig- oder dem Fuchs, für die auf den Fotos Biber, net herausgestellt hat, ist der Einsatz von kaum eine individuelle Erkennung mög- Besenderte Fotofallen. Aus diesem Grund wurde ein lich sein wird, könnte das auch gelingen, Hirschkuh aufgenommen Konzept für ein Fotofallenmonitoring im wenn sie häufig genug fotografiert wer- per Fotofalle Nationalpark gemeinsam mit der For- den. 28 29
Forschung und Monitoring Junger Buntspecht (Foto: K. Funk) Dieses Konzept wurde im Hinblick auf Auswertungsprogramm entwickelt wer- eine deutschlandweite Anwendung den, welches für alle Gebiete zur Verfü- im Zuge eines BfN-Projektesxiii in Groß- gung steht. schutzgebieten weiterentwickelt, um die Ergebnisse weiträumig miteinander Avifauna vergleichen zu können. Die Durchfüh- rung in einem dreijährigen Turnus ist Bereits im Jahr 2016 wurde von ehren- dabei ausreichend. Dadurch stehen die amtlichen Fachleuten eine erste Liste Fotofallen zwischenzeitlich auch für an- mit 126 Vogelarten (zwischen 80 und 90 dere Projekte zur Verfügung. Arten sind dem Status „Brutvogel“ zuzu- rechnen) erstellt, die seit 2001 auf den Während des ersten Testlaufes im Jahre Flächen des Nationalparks nachgewie- 2017 wurden insgesamt 57 Fotofallen im sen wurden. Des Weiteren gibt es einige Nationalpark in einem gleichmäßigen ehrenamtlich Tätige, die Erfassungen Raster aufgestellt. durchführen, z. B. Kartierung in einem Buchenlebensraumtyp und auf renatu- Die Bilder des ersten Durchgangs 2017 rierten Bruchflächen. Die Erfassungsme- werden derzeit mit dem Programm Wild. thode orientiert sich an den Vorgaben ID bearbeitet. In der oben genannten des Dachverbands Deutscher Avifau- Zusammenarbeit mit anderen Groß- nisten (DDA) zum Monitoring häufiger schutzgebieten soll ein gemeinsames Singvögel. Zwischen Mitte Februar und Ende Ap- ril 2018 wurden zusätzlich Spechte im Nationalpark kartiert. Es wurden sechs Traumschleifen (Wanderrouten) began- gen. Dieses Vorgehen wurde drei bis vier Mal wiederholt. Es wurden insgesamt fünf Spechtarten und 85 Reviere nach- gewiesen. Am häufigsten konnte der Buntspecht nachgewiesen werden.xiv Zusätzlich gibt es noch eine Erfassung der Horst- und Höhlenbäume im Natio- nalpark, die im Zeitraum von 2017 bis 2020 durchgeführt wird. Diese Kartie- rung dient als Managementgrundlage für die Maßnahmen der Waldüberfüh- rung, um wertvolle und wichtige Bäume zu erhalten, zu schützen und bei der Be- sucherlenkung zu berücksichtigen. Eine explizite Erhebung der Tag- und Nachtgreifer ist für 2022 angedacht und Baummarder, aufgenommen soll in einem Turnus von elf Jahren wie- per Fotofalle derholt werden. 30 31
Forschung und Monitoring vorkommenden Arten und Altersklassen 4.1.2.4 DAUERBEOBACHTUNGS- der im Traunbach vorkommenden Fisch- FLÄCHEN UMWELTMONITORING arten Bachforelle, Groppe, Gründling und Bachsaibling erfasst. Zusätzlich wer- Waldökosysteme folgen nicht nur natür- den mit einer Multiparametersonde Ab- lichen Umweltveränderungen, sondern fluss, Temperatur, Sauerstoffsättigung, sie unterliegen in Mitteleuropa bereits pH-Wert, Leitfähigkeit, Trübung, Chloro- seit mehreren Jahrhunderten auch gra- phyllkonzentration und gelöstes organi- vierenden anthropogenen Einwirkun- sches Material gemessen. gen. Das primäre Ziel im Nationalpark ist das Zulassen natürlicher Dynamiken Im Folgenden werden die Ergebnisse und der nicht unmittelbar beeinfluss- in Relation zu hydrologischen Extrem- baren Umweltveränderungen. Dennoch ereignissen (z. B. Hochwasserpulse nach können die Umweltforschung und das Starkregen, anhaltende Niedrigwasser- Umweltmonitoring im Nationalpark, ins- stände in Trockenphasen) untersucht. besondere Intensivuntersuchungen an Aus diesen Ergebnissen werden Min- Waldökosystem-Dauerbeobachtungs- destanforderungen in der Mikrohabitat- flächen (Level II), als kontinuierliche ausstattung von Mittelgebirgsbächen Grundlagenforschungen zum Verständ- abgeleitet, die Fischpopulationen in nis der Ökosystemprozesse und der Ent- Zeiten des Klimawandels das dauerhafte wicklung der Biodiversität entscheiden- Überleben in einem Gewässer sichern. de Hinweise auch für eine naturnahe Fische teil eingeschleppter, invasiver Arten vor Bewirtschaftung der Wirtschaftswälder (z. B. Regenbogenforelle, Bachsaibling, Amphibien und Reptilien außerhalb des Nationalparks liefern. Elektrofischen im Fische sind etablierte Indikatoren der Sonnenbarsch, Blaubandbärbling). Im Nationalpark Ökosystemqualität im Gewässer selbst Zuge des Klimawandels und der verän- Bezugnehmend auf die Schwerpunkt- Für die Standorte „Leisel“ im National- Hunsrück-Hochwald (Foto: E. Segatz) und im Einzugsgebiet, insbesondere in derten Landnutzung im Einzugsgebiet legung auf Sonderstandorte (Rosselhal- park, einschließlich der kontinuierlichen Bezug auf Umweltstrukturen, Chemis- werden deutliche Veränderungen der den und Brücher) wird zunächst eine Luftschadstoffmessungen an der ZI- mus und Abflussverhalten.xv Seit den Wassertemperatur und der saisonalen Grunderhebung der vorkommenden MEN-Waldstation durch die FAWF Rhein- 1980er Jahren wurden im Gebiet des Abflussverteilung sowie, daraus resul- Amphibien- und Reptilienarten durch- land-Pfalz, liegen bereits seit mehreren heutigen Nationalparks für verschiede- tierend, im Gewässerchemismus und geführt. Diese wird 2021 beginnen und Jahrzehnten umfangreiche Informatio- ne Monitoringprojekte sowie anlassbe- in den Habitatstrukturen erwartet. Das nach elf Jahren wiederholt werden. Ba- nen zu Ursache-Wirkungs-Beziehungen zogen mittels Elektrofischerei standar- Fischarten-Monitoring erfasst, wie sich sierend auf diesen Ergebnissen ist lang- im Hinblick auf die Belastung der Wald- disierte Erfassungen der Fischgemein- die Populationen der geschützten sowie fristig die Identifizierung von Indikator- ökosysteme durch natürliche und anth- schaften der Gewässer durchgeführt. der nicht einheimischen, zum Teil invasi- Arten sinnvoll. ropogene Stresseinwirkungen vor. ven, Arten entwickeln. Seit 2017 werden diese Erhebungen durch Erfassungen des Umwelt-Campus Echtzeit-Monitoring von Fischen im Birkenfeld ergänzt und zeitlich verdich- Traunbach tet. Eine regelmäßige jährliche Bepro- bung ist sinnvoll, um in dynamischen In einem natürlichen Gewässerabschnitt Ökosystemen mit großer interannueller im Traunbach wird auf einer Länge von Variabilität wie Gewässern langfristig ca. 100 Metern ein Antennennetzwerk ablaufende, gerichtete Veränderungen installiert, mit dem sich die Bewegung besser vom Hintergrundrauschen tren- von PIT-tag-markierten Fischen in Echt- nen zu können. Im Nationalparkgebiet zeit verfolgen lässt. Mit diesem Fisch- kommen eine Reihe von FFH- und Ro- Monitoring werden individuelle, tages- te-Liste-Arten (z. B. Groppe, Bachneun- periodische und saisonale Mikrohabitat- auge, Elritze) sowie auch ein hoher An- nutzungsmuster und Interaktionen der Grasfrosch (Foto: K. Funk) 7 PIT-Tags (passive integrated transponder) sind mittels Injektion implantierte Microchips 32 33
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