RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - Protokoll der virt. Mitgliederversammlung
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Dezember | 2020 MITGLIEDER RUNDSCHREIBEN DGHO Intern 4 DGHO 23 DGHO 24 Protokoll der virt. Kompetenzzentren Neues Mentoring- Mitgliederversammlung med. Tumortherapie Projekt der DGHO
DGHO INHALT Editorial L iebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitglieder der DGHO, liebe Freundinnen und Freunde, dieser Stelle möchten wir allen Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern sehr herz- lich danken, dass sie mit ihrem großen Einsatz die Arbeit der Fachgesellschaft die vierte Ausgabe des Mitgliederrund- auch unter diesen schwierigen Rahmen- schreibens eines Jahres nutzt der Vor- bedingungen möglich gemacht haben stand zumeist sowohl für einen Rück- und weiter möglich machen. In Krisen- blick als auch für eine Vorausschau auf situation wird wie unter einem Brenn- kommende Herausforderungen. 2020 glas deutlich, was funktioniert und was war und ist für uns alle im wahrsten nicht funktioniert. Und heute können DGHO Intern Sinne des Wortes ein ganz anderes Jahr. wir – auch mit etwas Stolz – sagen: Ja, Seit dem Frühling sind wir durch das wir – die DGHO – funktionieren!!! Protokoll der virtuellen SARS-CoV-2-Virus vor ganz besondere Ein trotz der Pandemie großer Erfolg Mitgliederversammlung������������ 4 Herausforderungen gestellt und wagen war die virtuelle Jahrestagung. Nach der keine Vorausschau darauf, was uns in Entscheidung, von einer Präsenzveran- DGHO den nächsten Monaten erwartet. Als staltung hin zu einem virtuellen Format wissenschaftliche medizinische Fachge- zu wechseln, starteten die intensiven Virtuelle Jahrestagung sellschaft sind wir früh aktiv geworden. Vorbereitungen des Züricher Teams um setzt Zeichen����������������������������� 11 Sehr schnell wurde – eine inzwischen Prof. Markus Manz, wobei besonders die Ehrenmitgliedschaft 2020�������� 14 15. Mal aktualisierte – Onkopedia- technische Infrastruktur eine der zent- Preisträger 2020������������������������ 15 Leitlinie „COVID-19 bei Krebserkran- ralen Herausforderungen darstellte. In Status NTRK-Inhibitoren������������ 18 kungen“ veröffentlicht. Wir möchten der Rückschau können wir sagen: die uns herzlich bei allen Kolleginnen und virtuelle Jahrestagung mit 4.016 regis- COVID-19 in der Hämatologie Kollegen bedanken, die sich – trotz der trierten Teilnehmerinnen und Teilneh- und Onkologie�������������������������� 20 großen Belastungen vor Ort – bei der mern war – auch Dank des unermüd Vakzinierung gegen die Erarbeitung der Leitlinie engagiert ha- lichen Engagements der DGHO Service saisonale Influenza unter oder ben! Innerhalb weniger Tage wurden GmbH – ein großer Erfolg! nach der Therapie mit Anti- entitätsbezogene Onkopedia-Leitlinien Für uns als Vorstand war es das erste CD20-Antikörpern�������������������� 22 angepasst und aktualisiert! Mitglieder Jahr unserer Amtszeit. Getragen von Kompetenzzentren für Medi der DGHO – v. a. aus der AGIHO – haben Ihrem Vertrauen haben wir uns in die- kamentöse Tumortherapie������ 23 seit Beginn der COVID-19-Pandemie sem Jahr vielfältig engagiert. Die ak- Studienzentren�������������������������� 23 drei Artikel im Deutschen Ärzteblatt tuelle Situation rund um einen Impf- Neues Mentoring-Projekt publiziert – eine wichtige Referenz für stoff gegen COVID-19 macht uns allen der DGHO��������������������������������� 24 unsere Fachgesellschaft und ihre Sicht- Hoffnung, aber klar ist auch, dass wir Frauen in der DGHO.��������������� 25 barkeit in der Öffentlichkeit. noch lange mit SARS-CoV-2 und den Die DGHO hat in den letzten Monaten Auswirkungen auf unseren beruflichen Stipendien-Initiative der gezeigt, dass sie nicht nur eine aktive, und privaten Alltag werden leben müs- DGHO���������������������������������������� 26 sondern auch eine verbindende Fachge- sen. Verbunden mit der Erwartung, dass sellschaft ist. Die DGHO und die DGHO das kommende Jahr wieder vermehrt Onkopedia Service GmbH haben schnell digitale gute Nachrichten bringt, wünschen wir Angebote implementiert. So wurden Ihnen, Ihren Familien, Ihren Freun- Digitale Welten nutzen������������ 29 bspw. regelmäßig Webinare zum The- den und auch Ihren Kolleginnen und menkomplex „COVID-19 bei Krebs Kollegen vor Ort – ein sicherlich ganz Historische Forschungsstelle erkrankungen“ angeboten und Treffen anderes – aber dennoch schönes Weih- der Arbeitskreise konnten mit Hilfe nachtsfest und für 2021 von Herzen Deutscher Buchpreis 2020 für von Online-Tools realisiert werden. An alles Gute! „Heldinnenepos“���������������������� 30 Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs Projekt TREFFPUNKTE����������������� 32 Lorenz Trümper Hermann Einsele WIR SUCHEN SIE!����������������������� 33 Geschäftsführender Vorsitzender Vorsitzender Weihnachten – Zeit des Gebens�������������������������������������� 34 Titelbild: unicom Veranstaltungen Veranstaltungshinweise����������� 36 Maike de Wit Ingo Tamm Mitglied im Vorstand Mitglied im Vorstand DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020 3
DGHO JAHRESTAGUNG VIRTUELL Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie www.haematologie-onkologie-2020.com Mehr Wissenschaft, mehr Hoffnung – Virtuelle Jahrestagung setzt Zeichen Der Text wurde am Dienstag, 13. Oktober 2020 Doppeltes Motto als Pressemitteilung veröffentlicht. „Wir hätten kein besseres Motto finden können“, resümierte Prof. Dr. med. Markus Manz, der diesjährige Kongressprä- In diesem Jahr ist vieles anders: Auch bei der Jahrestagung sident, der auch der SGH/SSH vorsteht und als Direktor der der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesell- Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie am Uni- schaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie sorgte versitätsspital Zürich tätig ist. „Mehr Wissenschaft, mehr die COVID-19-Pandemie für ein deutlich verändertes Setting Hoffnung“ kann auch gelesen werden als „Mehr Wissen und die Verlagerung in den virtuellen Raum. Unter dem Mot- schafft mehr Hoffnung“. Erdacht wurde die Leitidee für die to „Mehr Wissenschaft, mehr Hoffnung“ diskutierten über Jahrestagung noch vor dem Ausbruch der COVID-19-Pan- 4.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an zweieinhalb Ta- demie. Sie sah vor, die rasante Dynamik in der Präzisions- gen in Livestream-Sessions, folgten wissenschaftlichen On- diagnostik und -therapie zu adressieren. „Es konnte niemand line-Symposien oder sahen Abstract-Präsentationen in vor- ahnen, dass dieses Motto noch eine zweite Bedeutung bekom- ab aufgezeichneten Videos. Das gemeinschaftliche Fazit der men würde. Gerade jetzt braucht es die Wissenschaft, damit ausrichtenden Fachgesellschaften fällt sehr positiv aus: Trotz wir Hoffnung haben können, die Pandemie zu bewältigen“, so schwieriger Voraussetzungen ist es gelungen, hochwertige Manz. Evidenzbasierte Wissenschaft lerne stetig dazu und Wissenschaft, Fortbildung und Interaktion zu verbinden und adjustiere so Konzepte immer wieder neu. „In unserem Be- ein starkes Signal in die Fachcommunity sowie an die Patien- ruf sind wir es gewohnt, mit unsicheren Situationen umzugehen, tinnen und Patienten zu senden. In Zeiten einer Pandemie, unsere Kolleginnen und Kollegen haben gerade in den letzten die auch die Krebstherapie vor neue Herausforderungen stellt, Monaten viel geleistet. Diese offene Herangehensweise haben wird der länderübergreifende Austausch umso wichtiger. wir auch mit Blick auf den Kongress beherzigt.“ Ebenso wie die Jahrestagung fand auch die Pressekonferenz am Samstag, 10. Oktober 2020 virtuell statt. Fotos: DGHO Service GmbH, Congress Center Basel DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020 11
JAHRESTAGUNG Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie www.haematologie-onkologie-2021.com SAVE THE DATE BERLIN 1.–4.10.2021 Fotos: Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker; AdobeStock KONGRESSORT CityCube Berlin Messedamm 22 · 14055 Berlin KONGRESSPRÄSIDENT Prof. Dr. med. Andreas Mackensen Universitätsklinikum Erlangen KONGRESSORGANISATION DGHO Service GmbH Alexanderplatz 1 · 10178 Berlin jahrestagung2021@dgho-service.de
Mehr Wissenschaft, mehr Hoffnung – Virtuelle Jahrestagung setzt Zeichen DGHO Prof. Dr. med. Lorenz Trümper Prof. Dr. med. Maike de Wit Prof. Dr. med. Markus Manz Große Beteiligung, neue Online- „Auch der Pflegekongress reflektiert, wie wir mit unseren Part- Serviceangebote nerinnen und Partnern im Gesundheitssystem zusammenarbei- Der wichtigste wissenschaftliche Kongress für das Fach- ten und noch enger zusammenwachsen wollen. Und wir haben gebiet der Hämatologie und Medizinischen Onkologie im zudem Themen wie das Gender-Gap in Führungspositionen be- deutschsprachigen Raum betrat mit seiner ersten virtuellen leuchtet“, ergänzte Prof. Dr. med. Wolfgang Hilbe, Präsident Ausgabe neues Terrain. Eine Absage sei nie in Frage gekom- der OeGHO und Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung – men, auch eine reine Fortbildungsveranstaltung habe nicht Zentrum für Onkologie und Hämatologie mit Ambulanz und zur Debatte gestanden, so der Kongresspräsident. Natürlich Palliativstation am Wilhelminenspital in Wien. mussten Verdichtungen und Veränderungen am Programm Für alle vier Schwestergesellschaften fasste Hilbe zusam- vorgenommen werden. Veranstaltungen fanden in Form von men: „Es ist uns gelungen, hochwertige Wissenschaft, Fortbil- Livestreams, Vorabaufzeichnungen und interaktiven Diskus- dung und Interaktion zu liefern und ein Zeichen zu setzen, dass sionssessions statt – den Anstrengungen der länderübergrei- wir auch in schwierigen Zeiten länderübergreifend zusammen- fenden Programmkomitees, in denen sich 411 Mitglieder der halten und hervorragend zusammenarbeiten.“ Fachgesellschaften engagierten, sei Dank. 250 unabhängige Gutachter bewerteten 515 eingereichte Abstracts und wähl- Ausblick 2021 ten die sechs besten Arbeiten aus. Über 4.200 Teilnehmerin- Die Jahrestagung für das kommende Jahr ist bereits termi- nen und Teilnehmer aus 12 Ländern hatten sich registriert, niert – sie soll vom 1. bis 4. Oktober 2021 in Berlin statt- davon 436 für den Pflegekongress. finden. Als Kongresspräsident wird Prof. Dr. med. Andreas Einen zusätzlichen Service hat das virtuelle Format in Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Häma- diesem Jahr zu bieten: Alle Vorträge, Präsentationen und tologie und Internistische Onkologie des Universitätsklini- Diskussionen wurden aufgezeichnet und konnten von re- kums Erlangen, fungieren. „Bei allen Unsicherheiten, die die gistrierten Nutzern bis Ende November flexibel abgerufen Pandemie absehbar bereithalten wird: Wir sind zuversichtlich, werden. Das gilt auch für die Abstractpräsentationen, die als dass 2021 wieder mehr persönlicher Austausch und direkte Be- On-Demand-Videos zur Verfügung standen. gegnung möglich sein kann“, übergab Manz das Staffelholz für das nächste Jahr. Diskurs und Kollaboration „Der Kongress wird für den Fortschritt in der Behandlung un- serer Patientinnen und Patienten ebenso wichtig sein wie die vorangegangenen Jahrestagungen“, ist sich Prof. Dr. med. Lo- renz Trümper, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, sicher. „Es war die richtige Entscheidung, auf einen wissenschaftlichen Schwerpunkt zu setzen. Die Qualität hat überzeugt – das ha- ben uns insbesondere auch die Teilnehmerinnen und Teilneh- mern rückgemeldet“, so Trümper. „Kaum ein Feld nimmt der- zeit eine so dynamische Entwicklung wie die Hämatologie und Medizinische Onkologie. Ein regelmäßiger wissenschaftlicher Diskurs über neue Entwicklungen und Daten, Forschungs- und Therapieansätze und gesundheitspolitische Rahmenbedin- Fotos: DGHO Service GmbH, Congress Center Basel gungen ist deshalb unabdingbar. Gerade in einem Jahr wie diesem.“ Ein zentrales Thema war denn auch die Ausein- andersetzung mit SARS-CoV-2 / COVID-19 als neuem Ko- morbiditätsfaktor in der Therapie von hämatologischen und onkologischen Erkrankungen. Dazu fanden am Sonn- tag zwei Plenarsitzungen statt. Darüber hinaus gehörten die Präzisions- und Immunonkologie und die Chancen der CAR-T-Zell-Therapie zu den Schwerpunkten des Kongres- ses, ebenso neue Herausforderungen im Bereich nicht-bös- artiger Bluterkrankungen, die sich unter anderem durch die Prof. Dr. med. Markus Manz, Prof. Dr. med. Maike de Wit, Prof. Dr. med. Lorenz Migration zunehmend stellen. Trümper (v. l. n. r.) DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020 13
DGHO Wir gratulieren unserem neuen Ehrenmitglied Prof. Bob Löwenberg! A uch in diesem Jahr würdigte die DGHO eine besondere Persönlichkeit für ihr wissenschaftliches und ärztliches Lebenswerk und ihre herausragenden Verdienste um die Hä- matologie und Medizinische Onkologie. Im Rahmen einer virtuellen Plenarsitzung erhielt Prof. Dr. med. Bob Löwen- berg die DGHO-Ehrenmitgliedschaft. Er ist Professor für Hämatologie an der Erasmus Universität im niederländi- schen Rotterdam. Seine Forschungs- arbeit fokussiert auf die Pathobiologie, Diagnostik und Therapie der akuten myeloischen Leukämie. Seine Bedeu- tung, auch für die deutsche Hämato- logie, reicht weit darüber hinaus. Über der Inneren Medizin I und des Cen- viele Jahre war er Chefredakteur der trums für Integrierte Onkologie (CIO) renommiertesten internationalen Hä- an der Universitätsklinik Köln, in seiner matologie-Fachzeitschrift „Blood“. Er Laudatio. Löwenberg bedankte sich in hatte verschiedene leitende Positionen einer Video-Botschaft für die beson- inne, ist unter anderem Mitgründer so- dere Ehre und verwies dabei auf seine wie ehemaliger Präsident der European langjährig intensiven wissenschaftli- Hematology Association (EHA). „Prof. chen und freundschaftlichen Kontakte Löwenberg hat einen enormen Anteil nach Deutschland sowie seine persön- daran, dass sich die Hämatologie zu so liche Familiengeschichte. Seine Eltern einer so starken akademischen Diszip- stammten aus dem norddeutschen Je- lin entwickelt hat – in Europa und nicht ver, mussten 1933 in die Niederlande zuletzt auch in Deutschland“, erklärte emigrieren und überlebten den Holo- Prof. Dr. med. Michael Hallek, Direktor caust dort im Untergrund. Frühjahrstagung 2021 – Onkologie und Ökonomie (MO) Die Frühjahrstagung 2021 zum Thema „Onkologie und Ökonomie“ findet virtuell statt und wird auf 3 Termine verteilt. Am Mittwoch, 10. Fe- bruar 2021, Mittwoch, 10. März 2021 und Mittwoch 24. März 2021 – jeweils um 16:00 Uhr – werden die Aspekte „Arzneimittelpreise“, „stationäre Ver- sorgung“ und „ambulante Versorgung“ thematisiert und diskutiert. An die 90-minütigen Sitzungen schließen sich auf das jeweilige Thema fokussierte Satellitensymposien an. Über das detaillierte Programm sowie über die Re- ferentinnen und Referenten informieren wir Sie rechtzeitig. Informationen unter: https://www.dgho-service.de 14 DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020
DGHO Preisträger der DGHO 2020 (MO) Im Rahmen der virtuellen Jahrestagung wurden der mit Interessanterweise fanden Hinze und Kollegen, dass nicht nur 7.500 Euro dotierte Vincenz-Czerny-Preis, der mit 7.500 Euro Leukämiezellen, sondern auch kolorektale Karzinome diesem dotierte Artur Pappenheim-Preis und der mit 3.000 dotierte adaptiven Mechanismus zur Toleranz eines Asparagin Man- Doktoranden-Förderpreis verliehen. gels bedürfen. So führte die Kombinationsbehandlung von Asparaginase und GSK3-Inhibitor in Mäusen mit APC- oder b-Catenin mutierten kolorektalen Karzinomen zu einer signi- Vincenz-Czerny-Preis fikanten Regression der Tumorgröße und einer Verlängerung Der Vincenz-Czerny-Preis ist für eine wissenschaftliche Ar- des progressionsfreien Überlebens. Weiterhin sprachen kolo- beit bestimmt, die sich mit klinischen, experimentellen oder rektale Karzinome mit Wnt-aktivierenden Mutationen, wel- theoretischen Fragen der Onkologie befasst. che GSK3 intrinsisch inhibieren (z.B. R-Spondin Fusionen), hoch sensitiv gegenüber einer Behandlung mit Asparaginase an. Zusammengefasst identifizieren diese Studien also den in- duzierbaren Proteinabbau als einen zellulären Mechanismus der Asparaginase Resistenz und liefern die Grundlage für kli- nische Studien, um den Einsatz einer Asparaginase Monothe- Preisträgerin rapie in R-Spondin mutierten und die Kombinationstherapie Laura Hinze, Hannover in APC mutierten kolorektalen Karzinomen zu testen. Originaltitel der Arbeit Artur Pappenheim Preis „Mechanismen der Asparaginase Der Artur-Pappenheim-Preis ist für eine wissenschaftliche Resistenz in malignen Zellen“ Arbeit bestimmt, die sich mit klinischen, experimentellen oder theoretischen Fragen der Hämatologie befasst. Journal Cancer Cell, Cancer Discovery Lebenslauf Preisträger Laura Hinze, geboren 1997 in Minden, studierte von 2013 bis PD Dr. med. Lorenz 2020 als Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Vol- kes Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Han- Thurner, Homburg nover. Von 2015-2017 erfolgte die Promotion in der Arbeits- gruppe von Prof. Dr. Martin Stanulla in der Abteilung für Originaltitel der Arbeit pädiatrische Hämatologie und Onkologie an der MHH. Die „Die Rolle spezifischer B-Zell- weitere wissenschaftliche Ausbildung führte sie von 2017- Rezeptor-Zielantigene in der Ent- 2019 gefördert durch das BMEP und die Harvard Graduate stehung von B-Zell-Neoplasien“ School of Medical Sciences am Boston Children’s Hospital im Labor von Prof. Dr. Alejandro Gutierrez fort. Seit ihrer Rück- Journal kehr nach Hannover etabliert Laura Hinze eine Nachwuchs- Blood, Haematologica, Nature Communications gruppe in der Abteilung für pädiatrische Hämatologie und Onkologie. Für ihre bisherigen Forschungsarbeiten erhielt Lebenslauf sie u.a. 2018 und 2019 jeweils den Best Abstract Award der Lorenz Thurner, geb. 1982 studierte von 2003-2009 in Hom- European Hematology Association (EHA) und der American burg/Saar, Leicester (UK) und Strasbourg (F) Humanmedizin. Society of Hematology (ASH). In ersten intensiven Kontakt mit autoreaktiven BZR kam er während seiner Doktorarbeit über B-Zell-Rezeptoren in Gra- Zusammenfassung der Arbeit nulomen ANCA-assoziierter Vaskulitiden am José-Carreras- Asparaginase ist ein integraler Bestandteil insbesondere in der Institut in Homburg bei Prof. Dr. Michael Pfreundschuh und Therapie der akuten lymphatischen Leukämie, jedoch sind die Prof. Thierry Martin am Laboratoire Immunopathologie in molekularen Grundlagen des Nicht-Ansprechens nur unvoll- Strasbourg. ständig verstanden. In ihren Arbeiten konnten Laura Hinze Zusammen mit der Arbeitsgruppe des Carreras-Centers und Kollegen erstmals zeigen, dass therapierefraktäre Leuk- der Inneren Medizin I in Homburg und der Arbeitsgruppe ämiezellen einem GSK3-abhängigen Proteinkatabolismus als von Prof. Sylvia Hartmann aus dem Senckenberg-Institut alternative Quelle an Aminosäuren bedürfen, um den Aspara- in Frankfurt a. M. arbeitet er seit 2011 an der Identifikation ginase-induzierten Aminosäuremangel überleben zu können. und Charakterisierung von BZR-Antigenen von Lymphomen. Eine pharmakologische Inhibierung des GSK3-abhängigen Nach seiner Weiterbildung zum Internisten ist er als Ober- proteasomalen Abbaus führte zu einer Wnt-abhängigen Stabi- arzt in der Klinik für Innere Medizin I unter Leitung von Prof. lisierung von Proteinen (Wnt/STOP) und somit zu einer Aspa- Stephan Stilgenbauer am UKS in Homburg tätig, hat 2019 raginase Sensitivierung in Leukämiezellen in vitro und in vivo. habilitiert und 2020 seine Weiterbildung zum Hämatologen/ DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020 15
DGHO Preisträger der DGHO 2020 Onkologen abgeschlossen. Neben der klinischen Arbeit und Lebenslauf translationalen Forschung arbeitet er an klinischen Studien Lino Möhrmann wurde 1991 in Freiburg im Breisgau gebo- zu aggressiven Lymphomen. ren. 2010 legte er in Gernsbach (Baden-Württemberg) sein Abitur ab und begann im Wintersemester 2010 ein Medi- Zusammenfassung der Arbeit zinstudium an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Bestimmte Lymphome behalten trotz der Transformation 2011 wurde er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen zu Krebszellen funktionelle B-Zell-Rezeptoren. Bei den al- Volkes und des Evangelischen Studienwerks Villigst. 2013 lermeisten Lymphomen wird generell vermutet, dass diese begann er in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Hanno Glimm B-Zell-Rezeptoren kein bestimmtes Antigen binden, mit am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Hei- anderen Worten, dass die BZR-Antigen-Interaktion keine delberg und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) wesentliche Bedeutung hat. Bekannte Ausnahmen sind hier in Heidelberg seine Forschung an kolorektalen Tumorzellen die Marginalzonenlymphome, die häufig durch Antigene im Knochenmark. Hierfür erhielt er ein einjähriges Promo- infektiöser Erreger getriggert werden und das follikuläre tionsstipendium der DFG. Im klinischen Studienabschnitt Lymphom, dessen B-Zell-Rezeptoren teilweise übermäßig absolvierte er 2015 einen Erasmusaufenthalt an der Uni- verzuckert sind, und dann Lectine binden und damit einen versité Aix-Marseille in Marseille, Frankreich. Unterstützt Wachstumsreiz erzeugen. durch ein DAAD-Jahresstipendium verbrachte er 2016/17 im Bei den eingereichten Arbeiten konnten zwei neue Me- Praktischen Jahr zwei Tertiale am MD Anderson Cancer Cen- chanismen gezeigt werden: Für die aggressiven Lymphome ter in Houston, Texas, und an der Harvard Medical School in DLBCL vom ABC-Typ und für das PCNSL konnte jeweils Boston, Massachusetts. In dieser Zeit forschte er unter der ein überrepräsentiertes Autoantigen-Motiv (DLBCL: Ars2, Leitung von Dr. Filip Janku am MD Anderson an einer neuen PCNSL: SAMD14/Neurabin-I) identifiziert werden. Gemein- Liquid Biopsy Methode zur Analyse von exosomalen Nukle- sam haben sie, dass sie atypische posttranslationale Modifi- insäuren. Seit 2018 ist er als Arzt in Weiterbildung am NCT zierungen aufweisen. Es wird davon ausgegangen, dass diese Dresden sowie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus posttranslationalen Modifizierungen immunogen sind und Dresden tätig. eine chronische Immunantwort stimulieren, was den ersten Mechanismus darstellt. Zusammenfassung der Arbeit Für das NLPHL, eine Subgruppe des Hodgkin-Lymphoms, Im ersten Teil der Arbeit wurden die Lokalisation und Pro- konnte ein zweiter Mechanismus gefunden werden. Hier liferationsaktivität von disseminierten kolorektalen Tu- ruft Moraxella catarrhalis zum einen über das Antigen RpoC morzellen im Knochenmark durch Xenotransplantation von via der Fab-Domäne und zum anderen über das Superanti- primären Sphäroidkulturen und anschließende Analyse von gen MID/hag via der Fc-Domäne der LP-Zellen eine Costi- Knochenmarksschnitten untersucht. Dabei konnte eine pe- mulation der IgD+ Tumorzellen (LP-Zellen) hervor. Diese rivaskuläre Lokalisation der disseminierten Tumorzellen im Forschungsprojekte wurden u.a. durch die Wilhelm Sander- Knochenmark in vivo gezeigt werden. Die mittels Ki-67 Ex- Stiftung unterstützt. pression ermittelte Proliferationsaktivität der disseminier- ten Tumorzellen im Knochenmark war ähnlich der Prolifera- tionsaktivität der Tumorzellen im Primärtumor. Diese Zellen Doktoranden-Förderpreis stellen eine potenzielle Quelle für Rezidive dar. Ein besseres Der Doktoranden-Förderpreis wird für hervorragende Arbei- Verständnis ihrer Rolle soll dabei helfen das Rezidivrisiko bei ten auf dem Gebiet der Hämatologie und Internistischen On- Patienten mit kolorektalem Karzinom zu senken (Möhrmann kologie verliehen, die während des Studiums der Medizin, der et al. Int J Cancer. 2020). Pharmazie oder der Biologie oder im Rahmen einer Disserta- Zwar lassen sich auch disseminierte bzw. zirkulierende tion im Bereich der genannten Disziplinen entstanden sind. Tumorzellen oder zellfreie DNA im Blut für Liquid Biopsy Ansätze nutzen, jedoch hat die Analyse von exosomalen Preisträger Nukleinsäuren den Vorteil, dass für diese weder eine Dis- Dr. med. Lino M öhrmann, semination von Tumorzellen in den Blutstrom noch ein Untergang von Zellen notwendig ist. Im zweiten Teil der Dresden Arbeit wurde daher eine neue Methode zur Analyse von exo- somalen Nukleinsäuren im Plasma von Patienten mit fort- Originaltitel der Arbeit geschrittenen Krebserkrankungen untersucht. Die Methode „Biologie und prognostische Be- zeigte dabei eine hohe Sensitivität im Vergleich zu gängigen deutung disseminierter kolorektaler Analyseverfahren zellfreier DNA. Patienten mit einer nied- Tumorzellen und deren Bestand rigen Mutationsallelfrequenz in exosomalen Nukleinsäuren teile im Knochenmark und im zeigten ein signifikant längeres medianes Gesamtüberleben, peripheren Blut“ längere Zeit bis zum Behandlungsversagen und besseres ra- diographisches Ansprechen auf Therapie als Patienten mit Journal einer hohen Mutationsallelfrequenz (Möhrmann et al. Clin Clinical Cancer Research Cancer Res. 2018). 16 DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020
DGHO Weitere Preise Im Rahmen der virtuellen Jahrestagung wurden weitere 2-jährigen Rhythmus für herausragende wissenschaftliche Preise verliehen. Arbeiten im Bereich der onkologischen Forschung mit einer Dotation von 20.000 Euro verliehen. Voraussetzung für eine Bewerbung sind wissenschaftliche Publikationen aus onko- Anne-Liese-Gaebel-Preis logischer Grundlagenforschung und klinischer Forschung, Die Anne Liese Gaebel-Stiftung fördert die medizinische die in den letzten zwei Jahren in einem Peer-Review-Journal Wissenschaft auf dem Gebiet der Krebsforschung durch Ver- zur Publikation angenommen wurden. gabe eines Wissenschaftspreises für hervorragende Arbeiten, insbesondere zur Ergründung der Ursachen von Krebs. Auf Preisträger Basis der Ergebnisse der Arbeiten sollen neue Maßnahmen Prof. Dr. med. Frederik Damm, Berlin zur Prävention und Behandlung von Krebserkrankungen umgesetzt werden können. Der diesjährige Wissenschafts- preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird ausschließlich aus Originaltitel der Arbeit Stiftungsmitteln finanziert. „Klonale Hämatopoese: neue Erkenntnisse und klinische Be- deutungen“ Preisträger Dr. med. Jonas S. Heitmann, Tübingen Journal Journal of Clinical Oncology, Leukemia Originaltitel der Arbeit „FLYSYN: Ergebnisse der Erstanwendungsstudie des Fc-op- Best Abstracts timierten FLT3 Antikörper FLYSYN zur Behandlung der aku- Jonas S. Heitmann, Tübingen, D ten myeloischen Leukämie mit minimaler Resterkrankung“ Peter Borchmann, Köln, D Franziska Hettler, München, D Journal Andreas E. Kulozik, Heidelberg, D Abstractband der virtuellen Jahrestagung der Deutschen, Maria-Luisa Schubert, Heidelberg, D Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Jürgen Wolf, Köln, D Hämatologie und Medizinische Onkologie 2020 Young Investigators‘ Award Hector-Forschungspreis Moritz Dimpfl, München, D Die H. W. & J. Hector Stiftung zu Weinheim ist eine rechts- Anna Ammon, Erlangen, D fähige Stiftung des Bürgerlichen Rechts, die unter anderem Daria Frank, Münster, D medizinische Forschung in der Onkologie und der HIV- Michael Rassner, Freiburg, D Medizin durch Projektförderungen und Forschungsprei- Christian Sebastian Michel, Mainz, D se fördert. Der Hector-Forschungspreis Onkologie wird im Patrick Schürch, Zürich, CH Die virtuelle Jahrestagung 2020 in Zahlen – spannendes Programm an vier Tagen! 54 4.016 161 Wissenschaftliche Symposien Teilnehmerinnen und Teilnehmer Pflegende 9 Expertenseminare 194 301 173 Studierende Abstractpräsentationen Sitzungen DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020 17
DGHO Status NTRK-Inhibitoren Oktober 2020 Zusammenfassung Versorgung und Erfahrungen Im September 2019 wurde Larotrectinib (Vitrakvi®) als ers- Vom 22. – 29. September 2020 haben wir eine anonyme On- tes, sog. tumoragnostisches, d. h. primär durch eine moleku- line-Umfrage zur Durchführung der Therapie mit Larotrec- lare Alteration indiziertes Arzneimittel in der Europäischen tinib bei internistischen und pädiatrischen Onkologen in Union (EU) zugelassen. Aufgrund der großen Heterogenität Deutschland gemacht. Die Ergebnisse dieser Umfrage sind der zugrunde liegenden Fusionen in den NTRK-Genen und Grundlage der folgenden Ausführungen. Insgesamt 100 Per- der großen Breite der klinischen Krankheitsbilder von Säug- sonen haben sich an der Umfrage beteiligt, mit Informatio- lingen bis zu hochbetagten Patienten* haben wir bei Einfüh- nen über 60 Patienten. Die Diagnosen sind in Abbildung 1 rung von Larotrectinib ein umfassendes Positionspapier zur zusammengestellt. rationellen Diagnostik und zur Indikation erarbeitet [1]. Abbildung 1: Diagnosen (Stand 9/2020) Auf der Basis einer Umfrage von Ende September 2020 bei Larotrectinib pädiatrischen und internistischen Onkologen ziehen wir Diagnosen eine erste Bilanz der bisherigen Versorgung: 12 • Larotrectinib ist in der Versorgung angekommen. Die Zahl der verordneten Präparate liegt etwa im erwarteten Rah- 10 men. • Die Diagnosen der zugrundeliegenden Neoplasien sind 8 sehr vielfältig. • Ein Drittel der Diagnosen wurde gezielt mittels Einzel-Gen n6 RT-PCR gestellt, zwei Drittel wurden mittels Next-Genera- tion-Sequencing (RNA-NGS) diagnostiziert. 4 • Die Rate partieller oder kompletter Remissionen liegt bei etwa 70%. 2 • Es ist dringend ein umfassendes Register zur Erfassung von Diagnostik, Therapie und Wirksamkeit erforderlich. 0 • Aufgrund der hohen und raschen Wirksamkeit wird als ALL Analkarzinom myofibrobl. Tumore biliär Dünndarm Gliom kolorektal Leiomyosarkom Lunge, NSCLC Mamma Melanom Nebenniere Neuroblastom Pankreas Parotis Prostata Sarkom Schilddrüse spindelzellig Urothel qualitätssichernde Maßnahme nach spätestens dreimo- natiger Therapiedauer eine gezielte Diagnostik zur Do- kumentation des Ansprechens und/oder der Verbesserung von Parametern des Patient-Reported-Outcome empfoh- len. Die Diagnosen sind breit gestreut. Sie reichen von Akuter Lym- phatischer Leukämie (ALL) über nichtkleinzelliges Lungen- Hintergrund karzinom bis zum Parotiskarzinom. Nur eine Minderheit der Im September 2019 wurde mit Larotrectinib (Vitrakvi®) die Diagnosen gehört zu den seltenen Tumorerkrankungen mit erste EU-Zulassung für ein onkologisches Arzneimittel auf hoher Prävalenz von Translokation ETV6-NTRK3, z. B. das se- der Basis spezifischer genetischer Aberrationen und unab- kretorische Speicheldrüsenkarzinom. Bei der Mehrzahl der Pa- hängig von der Lokalisation des Tumors und der Histologie tienten wurden unterschiedliche Genfusionen nachgewiesen. erteilt. Die Zulassung erfolgte als Monotherapie zur Behand- Dem entspricht die eingesetzte Diagnostik, siehe Abbildung 2. lung von erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit so- liden Tumoren und Nachweis einer neurotrophen Tyrosin- Abbildung 2: Diagnostik (Stand 9/2020) Rezeptor-Kinase (NTRK)-Genfusion in den Tumorzellen. Larotrectinib Im Juli 2020 wurde auch Entrectinib (Rozlytrek®) in dieser Diagnostik Indikation zugelassen, zusätzlich zum Einsatz beim ROS-1 positiven nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) [3]. Gezielt Die Zulassung von Larotrectinib hatte uns vor große He- (z.B. PCR) rausforderungen gestellt. NTRK-Genfusionen sind selten und heterogen. Das zeigte sich auch im Verfahren der frü- NGS hen Nutzenbewertung beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Als Ergebnis der Anhörungen und Beratungen wur- 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% de „Zusatznutzen nicht belegt“ festgestellt, aber auch, dass Larotrectinib in Einzelfällen eine relevante Therapieoption Etwa zwei Drittel der richtungsweisenden NTRK-Genfusi- darstellen kann [4]. onen wurden mittels NGS nachgewiesen, etwa ein Drittel mittels gezielter Einzel-Gen RT-PCR. Das passt zum Diagno- sespektrum. * Die in diesem Text verwendeten Genderbegriffe Die Mehrzahl der bisher durchgeführten Therapien war kurz, vertreten alle Geschlechtsformen. siehe Abbildung 3. 18 DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020
Status NTRK-Inhibitoren Oktober 2020 DGHO Abbildung 3: Therapiedauer (Stand 9/2020) Ein großes Anliegen ist uns, die Dauer der Medikamenten- Larotrectinib exposition zu optimieren. NTRK-Inhibitoren wirken schnell, Bisherige Therapiedauer wenn der Tumor sensitiv ist. Entsprechend empfehlen wir, 8 nach 2 – 3 Monaten eine obligate, in der Regel bildgebende 7 Kontrolle des Ansprechens vorzunehmen. Therapieziel bei 6 rasch progredienten, symptomatischen Neoplasien ist min- 5 destens eine Stabilisierung der Erkrankung, in der Regel eine n4 partielle oder komplette Remission. Damit verbunden ist die 3 nachhaltige Verbesserung von klinischer Symptomatik und/ 2 oder Lebensqualität bei Fehlen belastender Nebenwirkun- 1 gen. Diese Kontrollen können auch als qualitätssichernde 0 Maßnahmen implementiert werden. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 >12 Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass Meldung und Do- Monate kumentation dieser seltenen Fälle auf der nationalen Ebene oder/ und auf der internationalen Ebene durchgeführt werden. Die Therapiedauern entsprechen der kurzen Verfügbarkeit von Larotrectinib in Deutschland. Auch der Therapieerfolg Literatur kann noch nicht bei allen der bisher behandelten Patienten [1] https://www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/ ntrk-inhibitoren/tumor-agnostische-arzneimittel-20200113.pdf beurteilt werden, siehe Abbildung 4. [2] https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/vitrakvi [3] https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/rozlytrek Abbildung 4: Bisheriges Ansprechen (Stand 9/2020) [4] https://www.g-ba.de/downloads/39-261-4242/2020-04-02_AM-RL-XII_ Larotrectinib Larotrectinib_D-495_BAnz.pdf Bisheriges Ansprechen [5] Hyman DM, van Tilburg CM, Albert CM, et al. Durability of response with larotectinib in adult and paediatric patients with TRK fusion cancer. ESMO Congress, Poster 445, 2019. https://ntrkconnect.info/wp-content/uploads/ CR Update-from-ESMO19_Caterina-Marchio_NTRK-Connect_FINAL.pdf Dieser Statusbericht wurde von Prof. Dr. Bernhard Wörmann (Cha- PR rité Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwer- punkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, D-Berlin) SD in Kooperation mit Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, (Universitätskli- nikum Eppendorf, Klinik für Onkologie, Hämatologie und KMT mit PD Sektion Pneumologie, D-Hamburg), Prof. Dr. Maike de Wit (Vivan- tes Klinikum Neukölln, Klinik für Innere Medizin, D-Berlin), Prof. nicht beurteilbar Dr. Hermann Einsele (Universitätsklinikum Würzburg, Medizini- sche Klinik und Poliklinik II, D-Würzburg), Prof. Dr. Stefan Fröh- 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ling (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidel- berg, Deutsches Krebsforschungszentrum, D-Heidelberg), Prof. Dr. Von den 32 auswertbaren Patienten haben bisher 22 (69%) eine Michael Hummel (Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für partielle oder eine komplette Remission erreicht. 78% der Pa- Pathologie, D-Berlin), Prof. Dr. Ulrich Keilholz (Charité Universi- tienten erreichten mindestens eine Stabilisierung des Krank- tätsmedizin Berlin, Comprehensive Cancer Center, D-Berlin), Prof. heitsbildes. Die Wirkung von Larotrectinib tritt schnell ein. Dr. Dr. Sonja Loges (Universitätsmedizin Mannheim, Stabsstelle Das entspricht den bisher publizierten Daten mit einer medi- Personalisierte Onkologie, D-Mannheim), Dr. Monika Scheer (Cha- anen Zeit bis zum Ansprechen von 1,8 Monaten (0,9 – 6,1) [5]. rité Universitätsmedizin Berlin, Klinik mit Schwerpunkt Onkologie Bei 22 Patienten ist der Therapieerfolg noch nicht beurteilbar. und Hämatologie, D-Berlin), Prof. Dr. Martin Schrappe (Universi- tätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Kinder- Indikationsstellung und klinischer Nutzen und Jugendmedizin I, D-Kiel), PD Dr. Ingo Tamm (Onkologische Die Lage zur Bewertung des klinischen Nutzens von Larot- Schwerpunktpraxis, D-Berlin), Prof. Dr. Lorenz Trümper (Univer- rectinib hat sich in der Zwischenzeit nicht verändert, da sitätsmedizin Göttingen, Klinik für Hämatologie und Medizinische weiterhin systematisch erhobene Daten zur Wirksamkeit an- Onkologie, D-Göttingen), Dr. Cornelis van Tilburg (Universitäts- derer Therapieansätze bei Patienten mit NTRK-Genfusionen klinikum Heidelberg, Klinik für Pädiatrische Onkologie, Hämato- fehlen. Die jetzt zur Zulassung von Entrectinib vorgelegten logie und Immunologie, D-Heidelberg), Prof. Dr. Wilko Weichert und publizierten Daten bestätigen die Wirksamkeit von (TU München, Institut für Pathologie, D-München), Dr. Benedikt NTRK-Inhibitoren bei Patienten mit NTRK-Genfusionen. Westphalen (Klinikum der Universität München, Krebszentrum – Das vorgeschlagene Konzept einer stratifizierten Diagnostik CCC München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, D-München) in Abhängigkeit vom Krankheitsbild und der Wahrschein- und Prof. Dr. Olaf Witt (Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für lichkeit des Nachweises eines NTRK-Genfusion scheint Pädiatrische Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumo- schnell umgesetzt worden zu sein. logie, Hopp-Kindertumorzentrum, D-Heidelberg) erarbeitet. DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020 19
DGHO Umgang mit COVID-19 in der Hämatologie und Medizinischen Onkologie: Stand November 2020 D ie Zahl der in Deutschland am neuen Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankten Menschen ist in den letzten Wochen rasch angestiegen [1]. Die Bundesregierung und • Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken reduzie- ren das Risiko von weiteren, potenziell kritischen Infek tionen [4]. Nichtrauchen ist dringend empfohlen. die Regierungen der Bundesländer haben für den Novem- ber 2020 einschneidende Maßnahmen zur Verringerung des • Bei Patienten mit aktiver Krebs- oder Blutkrankheit und Ansteckungsrisikos beschlossen. Ziel ist auch die Sicherung gleichzeitigem Nachweis einer SARS-CoV-2 Infektion oder der erforderlichen Ressourcen im Gesundheitswesen zur op- bei Patienten, für die eine konsequente Selbstisolation timalen Behandlung der Erkrankten. nicht möglich ist, soll individuell abgewogen werden, ob die Verschiebung, Verzögerung oder Änderung einer Be- Bereits im März 2020 haben wir allgemeine Empfehlungen handlung der Grundkrankheit indiziert ist. Entscheidungs- zum Umgang von COVID-19 bei Krebspatienten, bei Pati- kriterien sind in Abbildung 1 der Onkopedia-Empfehlun- enten mit Erkrankungen des Blutes und des Immunsystems gen zusammengefasst [2]. sowie die Meinungen von Experten zu einzelnen Krankheits- entitäten im Onkopedia-Portal publiziert und seitdem regel- • Auch angesichts von Schutzmaßnahmen für die Gesamt- mäßig aktualisiert, https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/ bevölkerung muss die unmittelbare, qualitätsgesicherte guidelines/coronavirus-infektion-covid-19-bei-patienten-mit- Versorgung der Patienten sichergestellt werden, insbeson- blut-und-krebserkrankungen/@@guideline/html/index.html dere bei aktiven und lebensbedrohlichen Erkrankungen, [2]. Die Aufarbeitung und Bewertung der bisher vorliegenden bei kurativen Therapien, bei hohem Rezidivrisiko und bei Evidenz erfolgte durch die Arbeitsgemeinschaft Infektionen belastenden Symptomen. Das betrifft die gesamte Versor- in der Hämatologie und Onkologie (AGIHO) der DGHO [3]. gungskette von der Diagnostik über alle Formen der The- Eckpunkte unserer Empfehlungen sind: rapie (Operation, Strahlentherapie, systemische Therapie, supportive Therapie, Symptomlinderung) bis zur Rehabili- • Krebspatienten und Patienten mit Erkrankungen des Blu- tation. tes wird geraten, besonders achtsam zu sein und den Emp- fehlungen der Gesundheitsbehörden zu folgen. Einpräg- • Strukturen und Auflagen müssen ggf. angepasst werden, sam sind die AHA+L+A Regeln: z. B. durch Einrichtung von Videosprechstunden. · Abstand halten, empfohlen wird mindestens 1,50 m • Bei dringlich erforderlichen diagnostischen Maßnahmen · Hygiene beachten, vor allem hygienische Hände wie Bildgebung und Laborkontrollen soll überprüft wer- desinfektion den, ob diese wohnortnah durchgeführt werden können. · Alltagsmasken tragen · Lüften, regelmäßig • Bei gleicher Wirksamkeit und Sicherheit sollen Therapie- · App: Corona-Warn-App nutzen strategien mit einer geringen Zahl an persönlichen Kontak- ten in Betracht gezogen werden, z. B. durch Verlängerung • Gleichzeitig darf die Angst vor einer Infektion mit dem Co- der Intervalle bei der Therapie mit Immuncheckpoint- ronavirus nicht die Bekämpfung einer bereits existieren- Inhibitoren, durch Reduktion der Zahl an Bestrahlungen den, lebensgefährlichen Erkrankung wie Krebs beeinträch- durch Hypofraktionierung, o. ä. tigen. • SARS-CoV-2 positive Patienten werden umgehend isoliert. • Durch regelmäßige Testung von Risikopersonen können Das weitere Vorgehen soll individuell entschieden werden Infektionen frühzeitig erkannt und Isolationsmaßnahmen und sich auch an der Symptomatik orientieren. Bei infek eingeleitet werden. tiös symptomatischen Patienten können antineoplasti- sche Therapien verschoben werden. • Bei Patienten mit fieberhaften Infekten soll frühzeitig eine gezielte Diagnostik einschl. Testung auf SARS-CoV-2, • Die Therapie von COVID-19 soll nach dem Stand des Wis- bei Symptomen einer Infektion der unteren Luftwege die sens erfolgen [5 - 7]. Dazu gehört: bildgebende Diagnostik mittels CT Thorax eingeleitet und bei Verdacht auf COVID-19 die Isolation durchgeführt · Remdesivir kann bei hospitalisierten, nicht beatmeten werden. Patienten mit COVID-19-Pneumonie und Sauerstoffbe- darf angewendet werden. • Gerade bei Krebspatienten und Patienten mit Erkrankun- · Sauerstoff-pflichtige und beatmete Patienten sollen gen des Blutes ist auf eine gute generelle Gesundheit zu Dexamethason erhalten. achten. Dazu gehören ausreichender Ernährungsstatus · Bei Krebspatienten mit gesicherter SARS-CoV-2 Infek- und ausreichende Mobilität. tion sollte die Indikation zur medikamentösen VTE- 20 DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020
Umgang mit COVID-19 in der Hämatologie und Medizinischen Onkologie: Stand November 2020 DGHO DRG-Seminar 2021: virtuell mit Diskussion (IS) Die Erfahrungen der letzten Monate haben gezeigt, dass auch und gerade unter den Bedin- gungen der COVID-19-Pandemie sowohl der wis- Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin (NMH) senschaftliche und kollegiale Austausch als auch großzügig gestellt werden. Spätestens bei Hospitali- die Fort- und Weiterbildung stattfinden müssen. Vor sierung ist eine medikamentöse Thromboseprophylaxe dem Hintergrund der aktuellen und sicherlich auch indiziert. im kommenden Jahr noch geltenden Einschrän- · Es wird dringend empfohlen, an Studien z. B. zu antivi- kungen kann das das sehr bewährte DRG-Seminar raler Therapie, Rekonvaleszentenplasma, antiinflamm- leider nicht als Präsenzveranstaltung stattfinden. atorischer Therapie u. a. teilzunehmen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, am • Zum Schutz des medizinischen Personals sollen alle er- Montag, 18. Januar 2021, 14:00 bis 16:00 Uhr ein forderlichen Maßnahmen unterstützt werden, z. B. durch virtuelles Seminar anzubieten. Themen werden u.a. Reduktion der Zahl von Besuchern bzw. Begleitpersonen, sein: Neuerungen im ICD, OPS, DRG-System 2020 durch Umstellung von Tumorkonferenzen mit persönli- einschl. ZE, Bedeutung der Zusatzentgelte und NUB, cher Präsenz auf Telefon- oder Videokonferenzen, durch Beschlüsse des Schlichtungsausschusses, COVID-19 Anpassung behördlicher Auflagen, durch Verlängerung und DRG in der Hämatologie. der Gültigkeit von Zertifikaten für onkologische Zentren u. ä. Am Montag, 15. Februar 2021, 13:00 bis 16:00 Uhr (mit Pause und Diskussion) findet – ebenfalls virtuell • Zur Sicherung der qualitätsgesicherten Versorgung der Pa- – das Kodierseminar „Stammzelltransplantation“ tienten sollen alle erforderlichen organisatorischen Maß- statt. Themen werden hier u. a. sein: Autologe nahmen in den Behandlungseinrichtungen unterstützt Stammzelltransplantationen, allogene Stammzell- werden, z. B. Bereitstellung von Raum- und Personalka- transplantationen, – Definitionen, G-BA-Richtlinien, pazitäten, Anpassung der Strukturen, Kommunikation von Mindestmengen –, Kodierung der Transplantation, Versorgungsengpässen, u. ä. Transplantatbeschaffung einschl. DLI, CAR-T-Zellen. Zwei Referenten werden in 120 Minuten die Neue- • Alle COVID-19-Erkrankungen sollen in krankheitsspezifi- rungen vorstellen und Ihre Fragen beantworten. schen oder COVID-19-Registern, z. B. https://leoss.net, ge- meldet werden, bzw. als SAE-Meldungen im Rahmen von Ihre Dr. med. Cornelie Haag Studien erfolgen. Arbeitskreis DRG & Gesundheitsökonomie Informationen unter: https://www.dgho-service.de Referenzen [1] https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/AK_Blut/Stellungnahmen/ download/COVID.pdf?__blob=publicationFile [2] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/coronavirus-infektion- covid-19-bei-patienten-mit-blut-und-krebserkrankungen/@@guideline/ Juniorakademie ins Jahr 2022 verschoben html/index.html [3] Giesen N, Sprute R, Rüthrich M et al.: Evidence-based Management of COVID-19 in Cancer Patients – Guideline by the Infectious Diseases Working Party (AGIHO) of the German Society for Haematology and Me- dical Oncology (DGHO). Eur J Cancer 140:86-104, 2020. DOI: 10.1016/j. (MO) Vor dem Hintergrund der aktuellen COVID- ejca.2020.09.009 19-Beschränkungen und der weiterhin für uns alle [4] https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/impfungen-bei-tumor- bestehenden Unsicherheiten für das kommende patienten/@@guideline/html/index.html Jahr, hat der Vorstand der DGHO beschlossen, dass [5] Malin JJ, Spinner CD: DGI recommendations for COVID-19 pharmacothe- rapy. Infection. Oct 19 2020:1-2. DOI: 10.1007/s15010-020-01519-z die Juniorakademie im Jahr 2021 nicht stattfindet. [6] Kluge S, Janssens U, Welte T et al.: Empfehlungen zur intensivmedizini- schen Therapie von Patienten mit COVID-19 – 3. Version. Der Anaesthe- Das erfolgreiche und sich in den vergangenen sist 69:653-664, 2020. DOI: 10.1007/s00101-020-00833-3 zehn Jahren bewährte Konzept soll mit dem für [7] Hinweise zu Erkennung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit 2021 geplanten Programm im Jahr 2022 realisiert COVID-19, Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungs zentren für Erkrankungen durch hochpathogene Erreger (STAKOB), werden. Stand 09.10.2020. http://dx.doi.org/10.25646/6539.15; Veröffentlicht unter: www.rki.de/covid-19-therapie-stakob DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020 21
DGHO Vakzinierung gegen die saisonale Influenza unter oder nach der Therapie mit Anti-CD20-Antikörpern G erade vor dem Hintergrund der SARS-CoV-2-Pandemie werden wir häufig mit der Frage konfrontiert, wann bei Patienten unter oder nach Therapie mit einem Anti-CD20- Literatur [1] Laws HJ, Baumann U, Bogdan C, Burchard G, Christopeit M, Hecht J, Hei- ninger U, Hilgendorf I, Kern W, Kling K, Kobbe G, Kulper W, Lehrnbecher T, Meisel R, Simon A, Ullmann A, de Wit M, Zepp F (2020). Bundesge- Antikörper eine Influenzavakzinierung mit einer bis zwei sundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 63 (5):588-644. Gaben eines tetravalenten Impfstoffes zu empfehlen ist. Die doi:10.1007/s00103-020-03123-w Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkom- [2] Rieger CT, Liss B, Mellinghoff S, Buchheidt D, Cornely OA, Egerer G, Heinz WJ, Hentrich M, Maschmeyer G, Mayer K, Sandherr M, Silling G, Ullmann mission empfohlenen Impfungen [1] und die Leitlinie der A, Vehreschild M, von Lilienfeld-Toal M, Wolf HH, Lehners N, German So- AGIHO [2] empfehlen Totimpfstoffe, also auch eine Impfung ciety of H, Medical Oncology Infectious Diseases Working G (2018) Anti- gegen die saisonale Influenza frühestens drei Monate nach infective vaccination strategies in patients with hematologic malignancies or solid tumors-Guideline of the Infectious Diseases Working Party (AGI- Abschluss einer antineoplastischen Therapie. HO) of the German Society for Hematology and Medical Oncology (DGHO). Annals of oncology : official journal of the European Society for Medical Im Sonderfall der Anwendung von Anti-CD20-Antikör- Oncology / ESMO 29 (6):1354-1365. doi:10.1093/annonc/mdy117 pern wird empfohlen, erst sechs Monate nach Abschluss [3] van Assen S, Holvast A, Benne CA, Posthumus MD, van Leeuwen MA, Vos- kuyl AE, Blom M, Risselada AP, de Haan A, Westra J, Kallenberg CG, Bijl M der B-Zell-depletierenden Therapie zu impfen [1, 2]. (2010) Humoral responses after influenza vaccination are severely redu- ced in patients with rheumatoid arthritis treated with rituximab. Arthritis Diese Empfehlung beruht darauf, dass ein erneutes Auftre- Rheum 62 (1):75-81. doi:10.1002/art.25033 ten der für das Impfansprechen notwendigen zellulären Ach- [4] Yri OE, Torfoss D, Hungnes O, Tierens A, Waalen K, Nordoy T, Dudman S, Kilander A, Wader KF, Ostenstad B, Ekanger R, Meyer P, Kolstad A (2011) se frühestens sechs Monate nach Abschluss der Therapie mit Rituximab blocks protective serologic response to influenza A (H1N1) Anti-CD20-Antikörpern und auch dann erst eine Wirksam- 2009 vaccination in lymphoma patients during or within 6 months after keit der Influenzaimpfung zu erwarten ist [3-7]. Wir empfeh- treatment. Blood 118 (26):6769-6771. doi:10.1182/blood-2011-08-372649 len daher, den Schutz vor der saisonalen Influenza in einem [5] Bedognetti D, Ansaldi F, Zanardi E, Durando P, Sertoli MR, Massucco C, Balleari E, Racchi O, Zoppoli G, Orsi A, Alicino C, Icardi G, Marincola FM, Zeitraum von weniger als sechs Monaten stattdessen durch Zupo S, Ferrarini M, De Maria A (2012) Seasonal and pandemic (A/H1N1 2009) MF-59-adjuvanted influenza vaccines in complete remission non- • konsequentes Grippeschutzimpfen der Hodgkin lymphoma patients previously treated with rituximab containing regimens. Blood 120 (9):1954-1957. doi:10.1182/blood-2012-06-438689 direkten Bezugspersonen [6] Bedognetti D, Zoppoli G, Massucco C, Zanardi E, Zupo S, Bruzzone A, Ser- • konsequentes Einhalten von Maßnahmen der toli MR, Balleari E, Racchi O, Messina M, Caltabiano G, Icardi G, Durando Basishygiene P, Marincola FM, Boccardo F, Ferrarini M, Ansaldi F, De Maria A (2011) Im- paired response to influenza vaccine associated with persistent memory · Händehygiene B cell depletion in non-Hodgkin‘s lymphoma patients treated with ritu- · körperliche Distanz ximab-containing regimens. Journal of immunology 186 (10):6044-6055. · Niesetikette doi:10.4049/jimmunol.1004095 · Tragen von Mund-Nasen-Schutz [7] Berglund A, Willen L, Grodeberg L, Skattum L, Hagberg H, Pauksens K (2014) The response to vaccination against influenza A(H1N1) 2009, seasonal influenza and Streptococcus pneumoniae in adult outpatients zu erreichen. with ongoing treatment for cancer with and without rituximab. Acta Oncol 53 (9):1212-1220. doi:10.3109/0284186X.2014.914243 Sechs Monate nach Ende einer Therapie mit Anti-CD20- [8] de Lavallade H, Garland P, Sekine T, Hoschler K, Marin D, Stringaris K, Loucaides E, Howe K, Szydlo R, Kanfer E, Macdonald D, Kelleher P, Cooper Antikörpern schlagen Experten vor, zwei Dosen des Influ- N, Khoder A, Gabriel IH, Milojkovic D, Pavlu J, Goldman JM, Apperley JF, enzaimpfstoffes zu applizieren, um eine bessere Immunität Rezvani K (2011) Repeated vaccination is required to optimize seropro- zu erreichen [8]. Zu der Influenzavakzinierung nach Anwen- tection against H1N1 in the immunocompromised host. Haematologica 96 (2):307-314. doi:10.3324/haematol.2010.032664 dung von gegen CD19 gerichteten CAR-T-Zellpräparaten [9] Frerichs, KA, Bosman PWC, van Velzen JF, Koopmans MPG, Fraaij PLA, gibt es keine Daten. Die Daten von Anti-CD20-Antikörper Rimmelzwaan GF, Nijhof IS, Bloem AC,Mutis T, Zweegman S, van de Donk sind nicht auf Anti-CD38-Antikörper übertragbar [9]. NWCL (2020): Effect of daratumumab on normal plasma cells, polyclonal Die Impfantwort bei Patienten, die vor ihrer antineoplas- immunoglobulin levels, and vaccination responses in extensively pre- treated multiple myeloma patients. Haematologica 105(6):e302-e306. doi: tischen Therapie gegen Influenza geimpft wurden, ist besser 10.3324/haematol.2019.231860 als die nicht geimpfter Patienten [3]. Daher empfehlen wir insbesondere die Vakzinierung von Patienten in der Phase einer Beobachtung ohne spezifische Therapie („watch & Stellungnehmer wait“). Deren Impfantwort wird zu diesem Zeitpunkt besser Die Stellungnahme wurden von PD Dr. Maximilian Christo- als nach stattgehabter Therapie sein. Gerade bei Patienten peit und Prof. Dr. Christina Rieger für Vorstand und Beirat mit niedrigmalignen Lymphomen, die dann B-Zell-depletie- der Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämatologie rend behandelt werden, ergibt sich diese Situation häufig. und Onkologie (AGIHO) in der DGHO erarbeitet. 22 DGHO Mitgliederrundschreiben 4/2020
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