Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger

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Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger
Schlossanger-Bote    02
                    Februar 2022
Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger
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Mitarb
       E    N
JUBILÄ

      Herzlichen Dank !

                DANKE-Imbiss
Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger
Editorial

Liebe Bewohnerinnen, liebe Bewohner,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Freunde des Seniorenzentrums,

der Winter mit seiner Kälte malt weiter-        sem Jahr der Pandemie zum Opfer fallen,
hin Eisblumen an unsere Fenster und             doch auf dem ein oder anderen Wege
der eisige Wind peitscht über die Felder.       wird auch im Wohnen am Schlossanger
Da freut man sich, dass der Februar der         der Karneval Einzug halten.
kürzeste Monat ist.                             Ich wünsche uns eine gesunde und
Gleichzeitig nähern wir uns dem Ende            glückliche Zeit.
und damit auch dem Höhepunkt der fünf-          Mit lieben Grüßen,
ten Jahreszeit. Der Fasching mit seinen
Krapfen versüßt uns die Wintertristesse
und sorgt weiterhin für den nötigen Win-
terspeck, um der Kälte zu trotzen. Große
Umzüge und Feste werden auch in die-            Anika Fischer

          „Ohne Fastnachtstanz und Mummenspiel
              ist im Februar auch nicht viel.“
                            Johann Wolfgang von Goethe

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Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger
Aktuelles

                                             Der freiheitsliebende und dy-
                                             namische Wassermann
                                             20. Januar - 18. Februar
                                             Was braucht der Wassermann?
                                             Am liebsten hat er einen bunten Strauß
   Aktivitäten                               Blumen, und an Schmuck den blauen
     intern                                  Saphier, sowie Jade.

                 •
                                             Glückszahl: die 8, 4 und 10

   •                       •
                                             Farben: Bernstein und Dunkelblau
                                             Was mag er nicht?
                                             Über Geld reden und Freunde, die ihn
                                             mit Terminen einengen.
Neben unseren Einzelbetreuungen fin-
den von Montag bis Freitag unsere            Was isst er am liebsten?
vielfältigen Gruppenaktivitäten wieder       Selbst zubereitete Speisen und Soßen
wohnbereichsbezogen statt.                   in allen Variationen
Und Hockergymnastik:                         Prominente Zeitgenossen:
                                             Friedrich der Große, Wolfgang Amadeus
Mo 10 Uhr OG – mit Christian Bauer
                                             Mozart, James Dean, Franklin D. Roose-
Mo 11 Uhr EG/Foyer
                                             welt, Franz Schubert
          – mit Christian Bauer
Mi 10 Uhr OG
Mi 11 Uhr EG/Foyer

              Jahresrückblick
                                             Z

                                                                        †
            Gottesdienste im Februar
            Evangelischer Gottesdienst:
            03. Februar 2022  15:30 Uhr OG und 16:15 Uhr EG
            Katholischer Gottesdienst:
            17. Februar 2022  15:30 Uhr OG und 16:15 Uhr EG

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Aktuelles

       -lich willkommen!             Geburtstage im Februar
                                A
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                                E       zum Geburtstag
   Wir begrüßen unsere               Wir gratulieren unseren
  neuen Bewohner*innen              Bewohner*innen herzlich!
      Frau Ursula Bankus                  Frau Olga Lindner
    Herrn Josef Feldmann                    Frau Irene Zäch
   Frau Marianne Heimrath              Frau Hannelore Hollunder
      Frau Anna Hörger                    Herrn Ludwig Hahn
   Herrn Marian Machalica
     Frau Renate Sachse
   Frau Eleonore Schmidt
     Frau Gisela Neuhoff                  Verstorben im
    Frau Hildegard Böhm                Dezember und Januar
     Frau Erna Jablonski
   Herrn Helmut Jablonski       I
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     Aus der Pflege             R
   verabschieden wir                  nehmen wir Abschied
    mit „Alles Gute“                             von:
   Herrn Emmeran Kameter                   Frau Anna Gramann
                                    Frau Hildegard Elfriede Messerer
Wir wünschen Gesundheit                      Herrn Josef Pill
     und alles Gute!                   Frau Christina Schwerdtner
                                        Frau Antonia Weingärtner
                                            Frau Elsie Pietsch
                                          Frau Elenore Schmidt
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Aktuelles

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                                              •
                                      Aus dem Buch
                         „Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit“
                                        von Balthasar Gracian (1653)
                        Nachdenken und am meisten über das, woran einem am
                        meisten gelegen ist.
                           Weil sie nicht denken, gehen alle Dummköpfe zu Grunde: sie
sehen in den Dingen nie auch nur die Hälfte von dem, was da ist; und da sie sich so
wenig anstrengen, dass sie nicht einmal ihren eigenen Schaden oder Vorteil begrei-
fen, legen sie großen Wert auf das, woran wenig, und geringen auf das, woran viel
gelegen, stets verkehrt abwägend. Viele verlieren den Verstand deshalb nicht, weil sie
keinen haben. Der Kluge denkt über alles nach, wiewohl mit Unterschied: er vertieft
sich da, wo er Grund und Widerstand findet und denkt bisweilen, dass noch mehr da
ist, als er denkt: dergestalt reicht sein Nachdenken ebenso weit als seine Besorgnis.

Impressum:
Seniorenzentrum Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Wohnen am Schlossanger GmbH
Bahnhofstraße 8 · 85635 Höhenkirchen-Siegertsbrunn
Telefon: 08102/78 44 40
V.i.S.d.P. Anika Fischer
Mitarbeit: Dr. Konrad Franke, Bettina Hintermaier und Christina Lorenz
Titelbild: Claus Schunk

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Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger
Februar 2022

Der Hundertjährige Kalender
für den Saturn-Monat Februar
Erster bis vierter sehr kalt, am fünften und sechsten Schnee, nachts ist es kalt. Am
siebten ist es kälter als je zuvor, es friert bis in die Keller, also auch den achten und
neunten. Diese Tage übertreffen die anderen mit Kälte. Es sind viele Menschen, Vieh
und Vögel erfroren, besonders fast alle Amseln. Der zehnte ist etwas milder, doch im-
mer noch grimmig kalt. Am elften, zwölften und 13. gibt es starken Wind und Schnee,
es bleibt sehr kalt. 14. trüb, 15. und 16. ziemlich viel Schnee. Der 17. trüb und lind, es
schneit ein wenig, nachts ist es weiterhin kalt. Der 18. trüb, der 19. warm und schön.
Vom 20. bis 27. Regen, die Schneemassen schmelzen. Am 28. dieses Monats ist et-
was Bemerkenswertes geschehen, es soll hier etwas ausführlicher beschrieben wer-
den: In der Früh gab es eine Morgenröte und ein klein wenig Frost, um 10 Uhr einen
Platzregen. Zwischen elf und zwölf hat es dann siebenmal nacheinander gedonnert,
wobei es ein einziges, kurzes Wetterleuchten gab. Jetzt fielen etwa drei Minuten lang
Hagelkörner, fast alle so wie Walnüsse, und anschließend regnete es sieben Minuten
lang. Danach war alles wieder still. Es war fast windstill, erst abends wurde es windig,
die Sonne schien, und es war ziemlich kalt. Als die Dunkelheit einsetzte, hat es wieder
gedonnert und geblitzt, mit Sturmwind, abwechselnd Platzregen und Hagel. Nachts
viel starker Regen, dazwischen Schnee, und es war wieder ein grausamer Wind. So
ist der Monat Februar zu Ende gegangen.
So ausführlich ist der Hundertjährige Kalender sonst nie. Wir werden am 28. Februar
dieses Jahres sehr gut auf das Wetter aufpassen.

     10 BAUERNREGELN

                                                Eulalia (zwölfter) im Sonnenschein
                                                bringt viel Apfel und Apfelwein.
                                                Sankt Eulalia Sonnenschein
                                                bringt viel Obst und guten Wein.
                                                Kalter Valentin (14.)
                                                früher Lenzbeginn.
     FÜR DEN Februar                            Hats zu Sankt Valentin gefroren
 Rauer Februar                                  ist das Wetter lang verloren.
 schöner August.                                Wenn’s im Februar regnerisch ist
 Wenn’s im Februar nicht schneit                hilft’s soviel wie guter Mist.
 schneit es in der Osterzeit.                   Ist der Hornung mäßig kalt
 Hornung (altdeutsch für „Februar“)             keine gute Ernte fallt.
 hell und klar                                  Je nasser der Februar
 gibt es guts Frühjahr.                         desto nasser wird das ganze Jahr.

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Februar 2022

Gottesdienste im Haus

                          evange-                              o-
                                                          kath
                            lisch                          lisch

Die Heilige des Monats:                        ßeln. Die Jungfrau aber sprach: „Schlagt
                                               mich, solange ihr wollt, Gott ist mit mir,
Eulalia von Barcelona
                                               Gott stärkt mich.“
Jungfrau und Märtyrerin
                                               Ihre Haut wurde mit eisernen Kämmen
um 305 gestorben
                                               zerrissen, man drückte Fackeln in ihre
gefeiert am 12. Februar
                                               Achselhöhlen und an andere Stellen ihres
Eulalia war von ihren Eltern christlich        Körpers, geschmolzenes Blei wurde über
erzogen und hörte als vierzehnjähriges         ihr Haupt und ihre Glieder gegossen. Die
Mädchen von den Martern erzählen,              Wunden wurden mit Essig ausgewaschen
mit welchen der Statthalter Dacian ihre        und schließlich wurden ihr die Augen mit
Glaubensgenossen quälte. Da erwach-            Wachslichtern ausgebrannt. „Brenne,
te in ihr das Verlangen, ihnen nachzu-         schneide, zerteile die aus Erde gemach-
eifern. Heimlich verließ sie das Eltern-       ten Glieder“ rief Eulalia ihren Henkern zu,
haus und eilte nach Barcelona, wo sie          „aber meine Seele ist nicht zu zerstören.
kühn vor Dacian trat. Freimütig gab sie        Ich leide für meinen geliebten Jesus.“ Der
sich als Christin zu erkennen und klag-        Statthalter sah ein, dass er sie nicht be-
te ihn wegen seiner Grausamkeit an.            zwingen würde und verurteilte sie zum
Sofort befahl Dacian den bereitstehen-         Kreuzestode. Das Mädchen jubelte noch
den Schergen, ihr die Kleider vom Leib         im Sterben darüber, gerade diese Todes-
zu reißen und sie aufs schärfste zu gei-       art erleiden zu dürfen.

             Die Heilige Eulalia von Barcelona wird abgebildet als Jungfrau mit Li-
             lie und Buch, mit Haube und Kreuz, mit dem Folterknecht, der sie mit
             der Fackel verbrennt. Sie ist die Patronin von Barcelona. Sie wird an-
             gerufen von Schwangeren und Wöchnerinnen, von Reisenden. Sie
             hilft gegen die Ruhr und sorgt für Regen, wendet das Unglück ab.

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Februar 2022
                                               hatte noch Geld von einem Weihnachts-
                                               geschenk übrig und gedachte, sich zu
                                               belohnen, irgendwie, dafür, dass sie ihr
                                               altes Gewicht wieder erreicht hatte.
                                               Wie sie das geschafft hatte? Selma hatte
                                               fleißig mitgeturnt, wenn im Bayerischen
                                               Rundfunk die Frühgymnastik gesendet
                                               wurde, sie mochte die energische Stim-
                                               me der Gymnastiklehrerin, sie moch-
                                               te die Klaviermusik, die zur Gymnastik
                                               gespielt wurde, live. Selma hatte aber
                                               auch angefangen, Liegestütze und Si-
                                               tups zu machen. Situps waren Aufrichte-
                                               Übungen, aus dem Liegen heraus. Vor
Eine Februargeschichte                         allem aber hatte Selma ihre Ernährung
                                               verändert: Es gab wenig Fett, keinen Zu-
Der Februar des Jahres 1962 überrasch-         cker, viel Gemüse und viel Obst. Werner
te die Deutschen mit zwei schweren Un-         wunderte sich ein bisschen, sagte aber
glücken: in Völklingen im Saarland (das        nichts. Selma hatte mal am Abend, nach
Saarland war erst 1959 als zehntes Land        dem Zähneputzen und vor dem Zubett-
Teil der Bundesrepublik geworden, vor-         gehen, zu Werner rübergeschaut, vor
her hatte es indirekt zu Frankreich ge-        dem Spiegel und „na?“ gesagt und hat-
hört) kam es in einem Kohlebergwerk zu         te mit einem Blick seinen kleinen Bauch
einer Schlagwetterexplosion, 299 Berg-         gestreift. Selma sagte nicht „Fasten“,
leute starben.                                 Selma sagte „gesund leben“.
Am 17. Februar kamen bei der Flutkata-         In der Sendlinger Straße fiel ihr nun ein
strophe in Hamburg mehr als 300 Men-           Kleid auf, in hellem Gelbgrün, das, fand
schen ums Leben.                               sie, könnte ihr stehen. Sie würde am
Der Karneval, der Fasching, die Fast-          Samstag die Kinder an Werner überge-
nacht – sie fanden trotzdem statt und          ben und dann… Und jetzt würde sie sich
Gott sei Dank war erst am 6. März Fa-          gern das Kleid zurücklegen lassen. Das
schingsdienstag, da waren die Unglücke         tat Selma und hatte sofort gute Laune.
schon ein bisschen vergessen. Selma            Natürlich hatten Selma und Werner über
hatte die Reportagen von den Unglü-            die Idee, als Buchhalterin zu arbeiten,
cken am Radio verfolgt.                        nachgedacht und miteinander darüber
Selma ging, mit Birgit an der Hand, Mi-        gesprochen. Sie würde eine Buchungs-
chael lag im Wagen, frische Luft schnap-       maschine brauchen, das war ein Gerät,
pen – Selma glaubte, einmal am Tag             das zugleich Schreibmaschine und Re-
müsse der Mensch die Wohnung verlas-           chenmaschine war. Selma würde aber
sen, einmal müsse der Kopf auslüften.          auch Papier, Ordner, Regale brauchen,
Selma bewegte sich Richtung Innen-             nicht zuletzt: eine Visitenkarte. Selma
stadt, das Wort „shoppen“ kannte man           merkte, dass es ihr Spaß machte, über
1962 in Deutschland noch nicht, ja, aber       ihre Zukunft als freie Buchhalterin nach-
ihr war nach Schaufenster angucken, sie        zudenken. Sie würde selbstständig arbei-

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Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger
Schlossangerbote 02/22
ten und zugleich, wenn es notwendig war,         Selma rief bei ihrem Onkel an und ver-
bei den Kindern sein können. Werner hat-         einbarte mit ihm einen Termin, „Ich will
te Bedenken, ob das gut gehen würde,             nur mal sehen, ob ich das will oder kann“
schließlich gäbe es da ja Einiges zu ler-        sagte sie. Sie wollte unbedingt, Kinder
nen für Selma, aber Selma fragte Werner          und Küche – das war Selma zu wenig.
nur kurz, wie es denn mit seinem Kinder-         Selma dachte da anders als die meisten
erzieh-Buch vorangehe und Werner sag-            Frauen um sie herum. Aber das störte
te, wenn sie Selma, Buchhalterin werden          sie nicht, es bestärkte sie eher.
wolle, dann solle sie jetzt anfangen.

   Tisch-                            im Erdgeschoss

   kegeln

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Beim Christbaum schmücken

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                           Weihnachten, Musik,
                         Geschichten & Geschenke

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Was im Februar 1962, vor 60 Jahren los war
                                                             im Hamburger Elbegebiet
                                                             312 Menschen in den Tod.
 Die Flutkatastrophe                                         Der Hamburger Hafen wird
                                                             völlig überschwemmt, be-
 an der Nordseeküste                                         sonders betroffen ist der
                                                             Stadtteil Wilhelmsburg, wo
                                                             75.000 Bewohner obdach-
                                                             los werden und wo auch
                                                             die meisten Opfer zu be-
                                                             klagen sind. 12.000 Hektar
                                                             Land stehen unter Wasser,
                                                             4000 Stück Vieh ertrinken.
                                                             100.000 Menschen sind von
                                                             den Wassermassen einge-
                                                             schlossen. Die Innenstadt
Die Wetterlage am 17. Februar 1962: die
                                               von Hamburg ist am Morgen bis zum Rat-
Windstärke liegt bei 10-11. Der Sturm
                                               haus hin überflutet, der Sachschaden al-
erreicht über der Deutschen Bucht Ge-
                                               lein im Hafengebiet wird auf 873 Millionen
schwindigkeiten bis 160 km/h. Das aus-
                                               DM beziffert.
laufende Wasser der Flut wird in die
Trichtermündungen von Elbe, Weser und          Im niedersächsischen Küstenbereich kom-
Ems getrieben. Der Wasserstand an den          men 19 Menschen ums Leben, sechs To-
Deichen steigt. Die Bewohner der Nord-         desopfer gibt es in Bremen, so dass sich
seeküste der vier Bundesländer Schles-         die Gesamtbilanz der Flutkatastrophe auf
wig-Holstein, Hamburg, Bremen und Nie-         337 Tote beläuft. Der Gesamtschaden wird
dersachsen ziehen an diesem Morgen             später mit 2,89 Milliarden DM angegeben.
die Bilanz der schlimmsten Sturmnacht          Bei den Rettungsmaßnahmen in der
des Jahrhunderts. An der gesamten              Sturmnacht sind auch 40.000 Soldaten
deutschen Nordseeküste sind nach der           der Bundeswehr im Einsatz, darunter
Jahrhundertflut der vergangenen Nacht,         zwölf Pionierbataillone. Sie retten mit
mit einem Wasserstand von 3,77 m über          200 Sturm- und 140 Schlauchbooten
dem normalen Hochwasser, schwerste             unzählige Menschenleben. In Wilhelms-
Zerstörungen festzustellen und hunderte        burg werden 1500 Bewohner von 71
von Menschenleben zu beklagen.                 Bundeswehr- und 25 US Hubschraubern
Ein orkanartiger Nordweststurm, der            geborgen. Die Bundeswehr verliert bei
stundenlang über dem Meer tobt, hat das        ihren Hilfsmaßnahmen sechs Soldaten,
Wasser der Nordsee derart gegen die            auch ein Polizeibeamter kommt bei den
Küsten gedrückt, dass alle Sicherungen         Rettungsarbeiten ums Leben. Bei der
durch Deiche nicht standhalten. Während        Koordinierung der Rettungsarbeiten tut
jedoch an der schleswig-holsteinischen         sich der Hamburger Innensenator Hel-
Westküste alle Bewohner durch recht-           mut Schmidt hervor, seine energische
zeitigen Alarm – wenn auch unter dra-          Haltung ist den deutschen Wählern noch
matischen Umständen – gerettet werden          gut in Erinnerung, als er sich später um
können, reißen die Wassermassen allein         das Amt des Bundeskanzlers bewirbt.

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           München in der Gegenwart des Jahres 1962
         – aus dem offiziellen Führer der Stadt München
Das Münchnerische könnte in der Mil-            wird oft höher eingeschätzt als geistvolle
lionenstadt vielleicht weggewischt sein         Ironie. Im Münchner Humor lauert nicht
wie die letzten Brotkrumen auf dem Ok-          Satire, da lacht der Mensch. Beim Weiß
toberfesttisch. Doch begegnet es noch           Ferdl schwang das Herz mit. Die Gstanzl
überall in der Stadt. Mannigfaltig sind         können trefflich karikieren, scharf be-
die Wohnviertel wie in Paris, nur wech-         obachten, doch nicht verletzen. Heute
selt das Bild wie in Neapel schneller.          noch wird „Die bayerische Drehorgel“
                                                gespielt. Alois Johannes Lippl hat sie
                                                noch in dichterische Qualität gehoben.
                                                Seine „Pfingstorgel“ ist echt und in die-
                                                sem Jahrhundert erdacht und geschaut.
                                                Im Münchner steckt bäuerliche Wurzel.
                                                Am Schönen Turm zwischen der Kau-
                                                finger und Neuhauser Straße (wo früher
                                                Tore standen, wechseln in der Altstadt
                                                die Straßenname) war Kaiser Ludwig
                                                der Baier würdevoll inmitten der sieben
                                                Kurfürsten und unter ihnen ein pflügen-
                                                der Bauer dargestellt. Der wahre Boden
                                                des Münchners ist nicht der Asphalt.
                                                Der Pflug führt im Englischen Garten
                                                heute noch bis zum Haus der Kunst. In
                                                München ist das Wachstum ein kostbar
     Bavaria auf der Schwanthalerhöhe           gehütetes Geheimnis. Im Mai wird die
                                                wundersame Apfelblüte vor dem Dach-
Auf der Schwanthalerhöhe, der Bavaria           auer Schloss erlebt; sonntags fährt der
zu, spricht man heute noch etwas dras-          Münchner in das Isartal, zu den Seen
tischer als in Haidhausen. Öfters kann          oder in die Berge. Verbindet der Hop-
man die Mütter in ostdeutschen Dialek-          fen im Gerstensaft nicht auch Holledau
ten nach ihren Kindern rufen hören. Doch        und Bauerntum? Seit 1830 strömte man
sind schon gegen 75 % der Flüchtlinge           in das Hofbräuhaus, indem allein durch
bereits mit Einheimischen verheiratet           lange Jahre das gutgebaute Hofbräu-
und verschwägert. Die Jugend lernt von          Bier angezapft wurde. Obwohl dann
den Münchner Schulkameraden den alt-            der Ausschlag auch in Filialen erlaubt
bayrischen Dialekt und die Eltern hören         wurde, blieben viele, meistens bis zum
die bildkräftigen Ausdrücke. Bis heute          ersten Weltkrieg, der Urstätte treu. Das
wachsen dem Münchner die urwüchsi-              würzige und frische Bier wird mit einem
gen Worte zu. Sie haben ihre Heimat im          geselligen Wort getrunken. Langsam im
Optischen. Das Klangvolle und der Aus-          Erfassen des Neuen, ist der Münchner
druck mischen sich ein. Eine unnach-            rasch zur Gemeinschaft bereit.
ahmliche Gebärde, ob ernst oder heiter,

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Sein Temperament erinnert an die Berg-          wig des Baiern sich wie ein Jahresring
luft. Das Klima rückt die Alpen vor die         um einen erstarkenden Baum anschloss
Stadt. Noch im Frühsommer überweht der          und König Ludwigs I. kühne Straßen und
Schnee die Spitzen der Berge und dann           Plätze in ein neues, weltgeöffnetes und
bläst der kalte Wind über die Münchner          doch sich zusammenschließendes Mün-
Schotterebene. Hier bricht der Föhn ein         chen aufgenommen wurden. Wie selten
und belastet Mensch und Verkehr. Die-           in einer Stadt kann man in München die
ser abrupte Witterungswechsel äußert            geistigen Strömungen der Jahrhunderte
sich im Münchner, der kantig und herz-          und die jeweilige Lebensäußerung des
lich, gereizt und gutherzig ist.                Münchners im Stadtbild ablesen. Denn
Seine gesellige, menschlich offene              der sinnenfrohe, gebärdenreiche und
Grundstruktur trägt zu der mächtigen            gestaltungsbegabte oder die Gestaltung
Assimilierungskraft bei, die München            fördernde Münchner spricht sein Den-
durch Jahrhunderte auszeichnet. Der             ken und Erleben durch die Formung aus.
Umbruch in unserer Zeit und der Ein-            Öfters trifft München der Vorwurf der
bruch in die Stadt ist elementar. Jeder         Engherzigkeit. Doch war es in jeder
fünfte Münchner ist motorisiert. Mit al-        Stilepoche Nährboden für verschiedens-
ter Feder wird oft München und Münch-           te Entwicklungen. Hier wurde im 20.
nertum beschrieben, da das neue Ge-             Jahrhundert der „Blaue Reiter“ gegrün-
sicht der Stadt, das Wesen der neuen            det, Kandinsky reifte zur Geistigkeit abs-
Generationen, sich erst herausbildet.           trakter Kunst. In dieser Stadt lebten auch
Die Züge der Altvorderen leben wieder           Lenin, Eisner und Ludendorff, Hitler, Kar-
auf, wenn auch Gang und Blick ein an-           dinal Faulhaber und Pater Rupert Mayer.
derer geworden ist. Trotz innerster Er-         Nach der Ohnmacht und Zerstörung der
schütterungen blieben sich Grundkräfte          Kriegsjahre atmet und ersteht München
im Schatten des alten Peter treu. Das           mit neuem Lebenswillen und zieht wie
Wachstumsgesetz der Stadt war so or-            im 19. Jahrhundert eindrucksvoll bedeu-
ganisch, dass die Stadterweiterung Lud-         tendste geistige Kräfte an.

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                                                   Was kann man mit Linsen anstellen?
                                                   Sehr viel. Die am besten verdaulichen
                                                   Hülsenfrüchte enthalten sehr viel Prote-
                                                   in – das ahnten schon die alten Ägyp-
                                                   ter. Trotzdem waren Linsen jahrhun-
                                                   dertelang eine Armenspeise. Es hat
                                                   ein bisschen gebraucht, bis die feinere
                                                   Küche die Linse für sich entdeckte. Lin-
                                                   sen als Gemüse, merkte man, passt zu
                                                   Pökel- oder Rauchfleisch, zur Lyoner
                                                   Wurst, zum Speck, aber auch zu Kar-
                                                   toffeln, Reis, Nudeln, Spätzle. Linsen
                                                   schmecken mit Äpfeln, Birnen, Rosinen,
                                                   Pflaumen. Ein Schuss Essig bekommt
                                                   den Linsen immer, er gehört aber nicht
Etwas über die Linse                               ins Kochwasser. In Schwaben, wo Lin-
                                                   sen und Spätzle für viele ein Leibge-
Die Linse ist eine Hülsenfrucht, ein               richt sind, in Frankreich, Italien, Spanien
Schmetterlingsblütler, das wissen die              stehen Linsengerichte häufiger auf den
meisten. Aber wie sieht die Pflanze ei-            Speisekarten. Linsen mit French Dres-
gentlich aus, die die grünlichen, beigen,          sing (Essig, Salz, Pfeffer, Senf, Toma-
bräunlichen, rötlichen, orangefarbigen,            tenmark, Joghurt, Kräuter, Mayonnaise)
schwarzen Gebilde, 10-15 Millimeter                gelten allüberall als Feinspeise. Mit Aus-
lang, ein bis zwei Millimeter dick, hervor-        nahme der Roten, die schon geschält
bringt? Die Linsenpflanze ist, natürlich,          sind, sollten Linsen mehrere Stunden
grün, sie ist 10-50 Zentimeter hoch, sie           eingeweicht werden. Die Puy-Linsen
wächst einjährig, wird krautig, hat flau-          aus der französischen Auvergne, grün
mig behaarte Stängel und Laubblätter,              und dünnhäutig, gelten als die besten
paarig gefiedert. Im „Gefieder“ wachsen            europäischen Linsen. Sie gedeihen auf
nach der Blüte zwischen April und Sep-             Vulkangestein. 100 Gramm Puy-Linsen
tember die Linsen heran, meist auf san-            enthalten 27 Gramm Eiweiß, 45 Gramm
digen Lehmböden.                                   Kohlenhydrate und nur 1,3 Gramm Fett.
Angebaut wird das Linsenkraut vor allem            Das Aroma steckt in der Schale – daher
in Kanada und in Indien, die Inder ken-            schmecken kleine, billigere Linsen erdi-
nen über 50 Linsensorten. In Europa gibt           ger und kräftiger.
es Linsen in Frankreich und Spanien, in            Das biblische Linsengericht (Genesis
Russland, in der Ukraine und in Nord-Ma-           25,29-34) gehört zu Jakob und Esau,
zedonien. In Deutschland bauen nur eini-           den Söhnen Isaaks. Der jüngere Jakob
ge Bauern auf der schwäbischen Alb und             kaufte dem älteren Bruder Esau für ein
in Niederbayern Linsen an, die meisten             Linsengericht des Erstgeburtsrecht ab.
wirtschaften ökologisch. Linsen werden             Das Erstgeburtsrecht war bei den bib-
zusammen mit Hafer und Gerste ausge-               lischen Hirtenvölkern etwas Bedeutsa-
sät und mit ihnen zusammen geerntet. Es            mes und Wichtiges, faktisch war Esau
ist nicht ganz einfach, die Linsen von den         durch die Annahme das Linsengerichts
Getreidekörnern zu trennen.                        enterbt. Vom „Linsengericht“ spricht

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man, wenn man etwas Billiges meint,                Brillen und Vergrößerungsgläsern „Lin-
etwas, das man für „einen Appel und ein            sen“ heißen - das hängt mit der Form
Ei“ bekommt.                                       der Legumenose, der lens culinaris, der
Dass die optischen Linsen in unseren               Küchenlinse zusammen.

                                                   stück immer nur kurze Zeit und vor allem
                                                   abwechselnd hin und her bewegt wurde.
                                                   Da war die Wippdrehbank, die im 13.
                                                   Jahrhundert erfunden wurde, schon ein
                                                   bedeutender Fortschritt – die Wippdreh-
                                                   bank setzte durch den Fußdruck, ausge-
              Alte Berufe                          übt auf eine Wippe, übertragen durch ein
                                                   Radwerk, das Werkstück unendlich lange
                                                   und immer in eine Richtung in Bewegung
                                                   und der Drechsler hatte beide Hände frei
                                                   für die eigentliche Arbeit.
                                                   Heute wird nicht mehr „gewippt“, heu-
                                                   te setzt ein Elektromotor das einge-
Der Drechsler                                      spannte Werkstück in Bewegung. Und
Der „Drechsler“ ist der „Dreher“ – er dreht        das Drechsler-Handwerk hat sich spe-
ein Stück Holz oder Horn oder Elfenbein            zialisiert, manche Drechsler drehen
oder Bernstein oder Alabaster und setzt            nur Reifen, andere nur Spulen, andere
sein Drechslereisen an, hebt einen Span            Stuhlbeine. Aber auch das „Drechseln“,
oder mehrere Späne ab und gibt dem                 das Drehen wurde automatisiert. Der
Werkstoff, meist ist es Holz, eine Form.           Drechsler als Holz-Handwerker ist ein
Es entstehen Becher und Teller, Schüs-             Nischenberuf geworden. Nur noch an
seln und Büchsen, Leuchten und Spinn-              drei Berufsschulen (im fränkischen Bad
räder, Kugeln, Pfeifen und Knöpfe, Trep-           Kissingen, im Odenwälder Michelstadt
pengelände und Schmuckstücke – alles,              und im erzgebirgischen Seiffen) kann
was rund ist, hat früher zuvor ein Drechs-         man, in dreijähriger Ausbildung, das fei-
ler in der Hand gehabt. Er hat das Holz –          ne, gute Drechseln lernen. Man braucht
Ahorn eignet sich dafür am besten – ein-           gute Augen und flinke Hände dafür.
gespannt und gedreht und bearbeitet.
Wie kommt das Werkstück in der Dreh-
bank in Bewegung? Am Anfang, vor etwa
3500 Jahren, stand der Fiedelbohrer,
ein Bogen aus Holz, an den Enden ver-
bunden durch eine Darmsehne. Mit den
Hin- und Herbewegen des Fiedelbohrers
brachte man das Werkstück in Rotation,
ein Mensch fiedelte, ein zweiter setzte
das Messer an. Das war etwas umständ-
lich, vor allem deshalb, weil das Werk-

                                              18
Schlossangerbote 02/22

Tisch-
kegeln

                 Bilder vom Tischkegeln
              im Erdgeschoss erwarten Sie
                  in der März-Ausgabe.

         19
Schlossangerbote 02/22

         Wollten Sie das nicht schon immer mal wissen?

                                       Nur 3 % der D
                                                          eut-
                                      schen, aber 46 %
                                                           der
                                      Finnen glauben,
                                                         dass
                                     ihre Kinder es e
                                                      inmal
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                                                       wer-
                                    den als sie selbst
                       ie                              .
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                            für Frauen                     ren es Welt, 1995 w -
            und „Hase“ u                                             1              a
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            von Frauen

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                       für Männer.
                                     “                              wieder
                                                                            33,1 % -
                                                                                  .
                                                                                    a

                       Ein Karnevalist frägt seinen Freund warum er nicht nach
                       Hause geht. Der lallt: „Weil meine Frau böse auf mich ist!“
                       Warum das? „Weil ich nicht nach Hause komme!“
                                                    ***
                       Warum sind Faschingswitze nur im Fasching lustig? Weil
                       man sie nüchtern nur schwer ertragen könnte!

                                        aus der Sammlung von Herrn Hoffmann, 2. OG

                                            20
Schlossangerbote 02/22

Mehr vom Mühlhiasl                                1788 heiratete Lang die Bauerntoch-
                                                  ter Barbara Lorenz aus Rackberg, die
Er hieß vielleicht Matthäus Lang oder Ma-
                                                  beiden hatten acht Kinder. 1799 muss-
thias Lang oder Matthias Lang (mit zwei
                                                  te Lang beim Kloster Geld leihen, das
„t“), vielleicht aber auch Johann Lang und
                                                  er später nicht zurückzahlen konnte. Er
wurde wahrscheinlich 1753 oder 1755
                                                  verlor die Mühle. Was danach geschah,
geboren, er starb 1815 in Straubing oder
                                                  ist ungewiss. Trennte er sich von seiner
1809 in Rabenstein oder aber erst 1825
                                                  Familie? Der Mühlhiasl-Biograf Man-
in Hunderdorf. Er wurde „Waldprophet“
                                                  fred Böckl sagt, der Hiasl habe in einer
genannt. Seine Eltern sollen Mühlen-
                                                  Glashütte als Kohlenbrenner gearbeitet
pächter gewesen sein, daher der Name
                                                  und auf den Hochweiden Kühe gehütet.
„Mühlhiasl“. Am 23. Dezember 1778 soll
                                                  Der Volkskundler Reinhard Haller sagt,
Matthäus Lang die obere Klostermühle
                                                  den Mühlhiasl habe es nie gegeben. Der
übernommen haben, die an das Klos-
                                                  frühere Straubinger Schulleiter Wolf-
ter Windberg Abgaben zu leisten hatte.
                                                  gang Odzuck sagt, der Mühlhiasl sei „ein
Windberg liegt in Niederbayern, in der
                                                  christlicher Prophet“ gewesen, er habe
Diözese Regensburg. Am 19. August
                                                  „göttliche Eingebungen“ gehabt.

Mühlhiasls Prophezeiungen sind, wie fast alle Vorhersagen, mehrdeutig formuliert. Oft
liest man am Ende: „Kein Mensch will es glauben“. Am häufigsten überliefert sind die
Voraussagen, es werde einen „letzten“ Krieg geben, das sei die Zeit des „Bänkeabräu-
mens“. Der letzte Krieg, soll der Hiasl gesagt haben, komme
wenn der eiserne Hund durch den Vorderwald bellt
wenn man Sommer und Winter nicht mehr unterscheiden kann
wenn es nur noch rote Hausdächer gibt
wenn man Männer und Frauen nicht mehr auseinanderhalten kann
wenn die „Rabenkopf“ aufkommen und dann wieder verschwinden (der „Bubikopf“
der 20er Jahre?)
wenn die Tanzmusik in die Kirchen kommt und der Pfarrer mitsingt
wenn der große Fisch übern Wald fliegt
wenn einerlei Geld aufkommt.

Nach diesem letzten Krieg soll ein zwei-          Natürlich kann der „eiserne Hund“ die Ei-
ter oder dritter Krieg kommen. Danach             senbahn sein, die Klimakatastrophe wird
soll das „Goldene Zeitalter“ anbrechen.           vielleicht die Sommer kälter und die Win-
Zwei andere überlieferte Mühlhiasl-Pro-           ter wärmer machen, Frauen tragen Ho-
phezeiungen: „Der Wald wird so licht              sen, in den Kirchen erklingt Gospel-Musik,
werden wie des Bettelmanns Rock“ und              es fliegen große Flugzeuge, auch über
„Der Bettelmann wird nicht wieder vom             den (Bayerischen) Wald, der Euro ist seit
Roß steigen“.                                     2002 eingeführt, viele Bäume verdursten
                                                  oder werden von Borkenkäfern angefal-
                                                  len, es gibt keine Kaiser und kaum mehr

                                             21
Schlossangerbote 02/22
Könige – alles wahr. Oder auch nicht. Vor           ten zwar auch schon die alten Römer,
allem aber: wo ist der erste, zweite, drit-         aber wir sehnen es immer noch herbei –
te „letzte“ Krieg, gelten der Erste und der         doch um den Preis eines dritten, „letzten“
Zweite Weltkrieg als die ersten Kriege,             Krieges? Bitte nein. Der Mühlhiasl möge
stehen wir vor dem dritten? Eher doch               da nicht recht haben. Wo sind übrigens
nicht. Tröstlich ist auf jeden Fall das ver-        die „roten Hausdächer“? Wird es bald
heißene „Goldene Zeitalter“. Das erhoff-            rote Photovoltaik-Dächer geben?

                                      Wo sind all die Wörter hin                        ?
Als wir „Hoppla“ sagten, wenn wir je-               nichts verbindet, dem bleiben zum Bei-
manden oder etwas aus Versehen ange-                spiel die Schönheiten der Romane und
stoßen hatten – heute sagt man „ups“,               Erzählungen von Thomas Mann ver-
geschrieben „oops“. Wo ist „Hoppla“ ge-             schlossen, der legt sie nach wenigen
blieben? Damals gingen wir auch unter               Seiten zur Seite.
die „Brause“. Heute gehen wir unter die             Soll man das bedauern, dass an die Stelle
Dusche. Warum? Weil es auch keine                   so vieler deutscher Wörter deutsch-eng-
„Brause“ zum Trinken mehr gibt?                     lische Wörter getreten sind, „Denglisch“?
Gespräche mit den Enkeln, in denen                  Denn das „Handy“ kennt in England kein
die Wörter „alldieweil“ oder „unlängst“             Mensch. „Handy“ ist deutsches Englisch.
oder „jüngst“ vorkommen, führen zu der              Man kann diese Entwicklung schon be-
Enkel-Frage: „unlängst“ – was ist das?              dauern. Es nützt nur nichts. Sprache ist
Und beim Lesen – wenn sie denn länge-               eine lebendige Angelegenheit, sie verän-
re Texte überhaupt lesen – bleiben sie              dert sich, aus vielen Gründen, fortwäh-
an Wörtern wie „Dorfkrug“ oder „Oheim“              rend, mal schneller, mal langsamer, in
oder „Gevatter“ hängen, fragen, was ist             den letzten Jahrzehnten sicher schnel-
eigentlich „rechtschaffen“, was ist „her-           ler. Am Sprachgebrauch kann man fest-
zig“, was heißt „dünken“, was bedeutet              stellen, wie alt die/der Sprechende ist.
„gnadenreich“?                                      Wird es eines Tages Übersetzungen von
Das sind Wörter, die, wenn man sie                  Thomas Manns „Buddenbrooks“ oder
kennt, den Zugang zur deutschen Lite-               von Grimms Märchen geben, Überset-
ratur eröffnen. Wer mit „zuvörderst“, mit           zungen ins aktuell Deutsche? Es sieht
„jählings“, mit „weiland“, mit „behende“            so aus.

                                               22
Danke!
                 Aktivitäten
                  im Haus
                                  Bewegung

Wohlfühlstunde

                                  Basteln
Silvester mit Bingospiel

                            EIN GUTES
                                GUTES
                           NEUES JAHR!
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