Schlossanger-Bote 02 Februar 2022 - Wohnen am Schlossanger
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Editorial Liebe Bewohnerinnen, liebe Bewohner, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Freunde des Seniorenzentrums, der Winter mit seiner Kälte malt weiter- sem Jahr der Pandemie zum Opfer fallen, hin Eisblumen an unsere Fenster und doch auf dem ein oder anderen Wege der eisige Wind peitscht über die Felder. wird auch im Wohnen am Schlossanger Da freut man sich, dass der Februar der der Karneval Einzug halten. kürzeste Monat ist. Ich wünsche uns eine gesunde und Gleichzeitig nähern wir uns dem Ende glückliche Zeit. und damit auch dem Höhepunkt der fünf- Mit lieben Grüßen, ten Jahreszeit. Der Fasching mit seinen Krapfen versüßt uns die Wintertristesse und sorgt weiterhin für den nötigen Win- terspeck, um der Kälte zu trotzen. Große Umzüge und Feste werden auch in die- Anika Fischer „Ohne Fastnachtstanz und Mummenspiel ist im Februar auch nicht viel.“ Johann Wolfgang von Goethe 3
Aktuelles Der freiheitsliebende und dy- namische Wassermann 20. Januar - 18. Februar Was braucht der Wassermann? Am liebsten hat er einen bunten Strauß Aktivitäten Blumen, und an Schmuck den blauen intern Saphier, sowie Jade. • Glückszahl: die 8, 4 und 10 • • Farben: Bernstein und Dunkelblau Was mag er nicht? Über Geld reden und Freunde, die ihn mit Terminen einengen. Neben unseren Einzelbetreuungen fin- den von Montag bis Freitag unsere Was isst er am liebsten? vielfältigen Gruppenaktivitäten wieder Selbst zubereitete Speisen und Soßen wohnbereichsbezogen statt. in allen Variationen Und Hockergymnastik: Prominente Zeitgenossen: Friedrich der Große, Wolfgang Amadeus Mo 10 Uhr OG – mit Christian Bauer Mozart, James Dean, Franklin D. Roose- Mo 11 Uhr EG/Foyer welt, Franz Schubert – mit Christian Bauer Mi 10 Uhr OG Mi 11 Uhr EG/Foyer Jahresrückblick Z † Gottesdienste im Februar Evangelischer Gottesdienst: 03. Februar 2022 15:30 Uhr OG und 16:15 Uhr EG Katholischer Gottesdienst: 17. Februar 2022 15:30 Uhr OG und 16:15 Uhr EG 4
Aktuelles -lich willkommen! Geburtstage im Februar A L L E S G U T E zum Geburtstag Wir begrüßen unsere Wir gratulieren unseren neuen Bewohner*innen Bewohner*innen herzlich! Frau Ursula Bankus Frau Olga Lindner Herrn Josef Feldmann Frau Irene Zäch Frau Marianne Heimrath Frau Hannelore Hollunder Frau Anna Hörger Herrn Ludwig Hahn Herrn Marian Machalica Frau Renate Sachse Frau Eleonore Schmidt Frau Gisela Neuhoff Verstorben im Frau Hildegard Böhm Dezember und Januar Frau Erna Jablonski Herrn Helmut Jablonski I N T R A U E Aus der Pflege R verabschieden wir nehmen wir Abschied mit „Alles Gute“ von: Herrn Emmeran Kameter Frau Anna Gramann Frau Hildegard Elfriede Messerer Wir wünschen Gesundheit Herrn Josef Pill und alles Gute! Frau Christina Schwerdtner Frau Antonia Weingärtner Frau Elsie Pietsch Frau Elenore Schmidt 5
Aktuelles 9bu0 .g Ge rtsta • Aus dem Buch „Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit“ von Balthasar Gracian (1653) Nachdenken und am meisten über das, woran einem am meisten gelegen ist. Weil sie nicht denken, gehen alle Dummköpfe zu Grunde: sie sehen in den Dingen nie auch nur die Hälfte von dem, was da ist; und da sie sich so wenig anstrengen, dass sie nicht einmal ihren eigenen Schaden oder Vorteil begrei- fen, legen sie großen Wert auf das, woran wenig, und geringen auf das, woran viel gelegen, stets verkehrt abwägend. Viele verlieren den Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben. Der Kluge denkt über alles nach, wiewohl mit Unterschied: er vertieft sich da, wo er Grund und Widerstand findet und denkt bisweilen, dass noch mehr da ist, als er denkt: dergestalt reicht sein Nachdenken ebenso weit als seine Besorgnis. Impressum: Seniorenzentrum Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Wohnen am Schlossanger GmbH Bahnhofstraße 8 · 85635 Höhenkirchen-Siegertsbrunn Telefon: 08102/78 44 40 V.i.S.d.P. Anika Fischer Mitarbeit: Dr. Konrad Franke, Bettina Hintermaier und Christina Lorenz Titelbild: Claus Schunk 6
Februar 2022 Der Hundertjährige Kalender für den Saturn-Monat Februar Erster bis vierter sehr kalt, am fünften und sechsten Schnee, nachts ist es kalt. Am siebten ist es kälter als je zuvor, es friert bis in die Keller, also auch den achten und neunten. Diese Tage übertreffen die anderen mit Kälte. Es sind viele Menschen, Vieh und Vögel erfroren, besonders fast alle Amseln. Der zehnte ist etwas milder, doch im- mer noch grimmig kalt. Am elften, zwölften und 13. gibt es starken Wind und Schnee, es bleibt sehr kalt. 14. trüb, 15. und 16. ziemlich viel Schnee. Der 17. trüb und lind, es schneit ein wenig, nachts ist es weiterhin kalt. Der 18. trüb, der 19. warm und schön. Vom 20. bis 27. Regen, die Schneemassen schmelzen. Am 28. dieses Monats ist et- was Bemerkenswertes geschehen, es soll hier etwas ausführlicher beschrieben wer- den: In der Früh gab es eine Morgenröte und ein klein wenig Frost, um 10 Uhr einen Platzregen. Zwischen elf und zwölf hat es dann siebenmal nacheinander gedonnert, wobei es ein einziges, kurzes Wetterleuchten gab. Jetzt fielen etwa drei Minuten lang Hagelkörner, fast alle so wie Walnüsse, und anschließend regnete es sieben Minuten lang. Danach war alles wieder still. Es war fast windstill, erst abends wurde es windig, die Sonne schien, und es war ziemlich kalt. Als die Dunkelheit einsetzte, hat es wieder gedonnert und geblitzt, mit Sturmwind, abwechselnd Platzregen und Hagel. Nachts viel starker Regen, dazwischen Schnee, und es war wieder ein grausamer Wind. So ist der Monat Februar zu Ende gegangen. So ausführlich ist der Hundertjährige Kalender sonst nie. Wir werden am 28. Februar dieses Jahres sehr gut auf das Wetter aufpassen. 10 BAUERNREGELN Eulalia (zwölfter) im Sonnenschein bringt viel Apfel und Apfelwein. Sankt Eulalia Sonnenschein bringt viel Obst und guten Wein. Kalter Valentin (14.) früher Lenzbeginn. FÜR DEN Februar Hats zu Sankt Valentin gefroren Rauer Februar ist das Wetter lang verloren. schöner August. Wenn’s im Februar regnerisch ist Wenn’s im Februar nicht schneit hilft’s soviel wie guter Mist. schneit es in der Osterzeit. Ist der Hornung mäßig kalt Hornung (altdeutsch für „Februar“) keine gute Ernte fallt. hell und klar Je nasser der Februar gibt es guts Frühjahr. desto nasser wird das ganze Jahr. 7
Februar 2022 Gottesdienste im Haus evange- o- kath lisch lisch Die Heilige des Monats: ßeln. Die Jungfrau aber sprach: „Schlagt mich, solange ihr wollt, Gott ist mit mir, Eulalia von Barcelona Gott stärkt mich.“ Jungfrau und Märtyrerin Ihre Haut wurde mit eisernen Kämmen um 305 gestorben zerrissen, man drückte Fackeln in ihre gefeiert am 12. Februar Achselhöhlen und an andere Stellen ihres Eulalia war von ihren Eltern christlich Körpers, geschmolzenes Blei wurde über erzogen und hörte als vierzehnjähriges ihr Haupt und ihre Glieder gegossen. Die Mädchen von den Martern erzählen, Wunden wurden mit Essig ausgewaschen mit welchen der Statthalter Dacian ihre und schließlich wurden ihr die Augen mit Glaubensgenossen quälte. Da erwach- Wachslichtern ausgebrannt. „Brenne, te in ihr das Verlangen, ihnen nachzu- schneide, zerteile die aus Erde gemach- eifern. Heimlich verließ sie das Eltern- ten Glieder“ rief Eulalia ihren Henkern zu, haus und eilte nach Barcelona, wo sie „aber meine Seele ist nicht zu zerstören. kühn vor Dacian trat. Freimütig gab sie Ich leide für meinen geliebten Jesus.“ Der sich als Christin zu erkennen und klag- Statthalter sah ein, dass er sie nicht be- te ihn wegen seiner Grausamkeit an. zwingen würde und verurteilte sie zum Sofort befahl Dacian den bereitstehen- Kreuzestode. Das Mädchen jubelte noch den Schergen, ihr die Kleider vom Leib im Sterben darüber, gerade diese Todes- zu reißen und sie aufs schärfste zu gei- art erleiden zu dürfen. Die Heilige Eulalia von Barcelona wird abgebildet als Jungfrau mit Li- lie und Buch, mit Haube und Kreuz, mit dem Folterknecht, der sie mit der Fackel verbrennt. Sie ist die Patronin von Barcelona. Sie wird an- gerufen von Schwangeren und Wöchnerinnen, von Reisenden. Sie hilft gegen die Ruhr und sorgt für Regen, wendet das Unglück ab. 8
Februar 2022 hatte noch Geld von einem Weihnachts- geschenk übrig und gedachte, sich zu belohnen, irgendwie, dafür, dass sie ihr altes Gewicht wieder erreicht hatte. Wie sie das geschafft hatte? Selma hatte fleißig mitgeturnt, wenn im Bayerischen Rundfunk die Frühgymnastik gesendet wurde, sie mochte die energische Stim- me der Gymnastiklehrerin, sie moch- te die Klaviermusik, die zur Gymnastik gespielt wurde, live. Selma hatte aber auch angefangen, Liegestütze und Si- tups zu machen. Situps waren Aufrichte- Übungen, aus dem Liegen heraus. Vor Eine Februargeschichte allem aber hatte Selma ihre Ernährung verändert: Es gab wenig Fett, keinen Zu- Der Februar des Jahres 1962 überrasch- cker, viel Gemüse und viel Obst. Werner te die Deutschen mit zwei schweren Un- wunderte sich ein bisschen, sagte aber glücken: in Völklingen im Saarland (das nichts. Selma hatte mal am Abend, nach Saarland war erst 1959 als zehntes Land dem Zähneputzen und vor dem Zubett- Teil der Bundesrepublik geworden, vor- gehen, zu Werner rübergeschaut, vor her hatte es indirekt zu Frankreich ge- dem Spiegel und „na?“ gesagt und hat- hört) kam es in einem Kohlebergwerk zu te mit einem Blick seinen kleinen Bauch einer Schlagwetterexplosion, 299 Berg- gestreift. Selma sagte nicht „Fasten“, leute starben. Selma sagte „gesund leben“. Am 17. Februar kamen bei der Flutkata- In der Sendlinger Straße fiel ihr nun ein strophe in Hamburg mehr als 300 Men- Kleid auf, in hellem Gelbgrün, das, fand schen ums Leben. sie, könnte ihr stehen. Sie würde am Der Karneval, der Fasching, die Fast- Samstag die Kinder an Werner überge- nacht – sie fanden trotzdem statt und ben und dann… Und jetzt würde sie sich Gott sei Dank war erst am 6. März Fa- gern das Kleid zurücklegen lassen. Das schingsdienstag, da waren die Unglücke tat Selma und hatte sofort gute Laune. schon ein bisschen vergessen. Selma Natürlich hatten Selma und Werner über hatte die Reportagen von den Unglü- die Idee, als Buchhalterin zu arbeiten, cken am Radio verfolgt. nachgedacht und miteinander darüber Selma ging, mit Birgit an der Hand, Mi- gesprochen. Sie würde eine Buchungs- chael lag im Wagen, frische Luft schnap- maschine brauchen, das war ein Gerät, pen – Selma glaubte, einmal am Tag das zugleich Schreibmaschine und Re- müsse der Mensch die Wohnung verlas- chenmaschine war. Selma würde aber sen, einmal müsse der Kopf auslüften. auch Papier, Ordner, Regale brauchen, Selma bewegte sich Richtung Innen- nicht zuletzt: eine Visitenkarte. Selma stadt, das Wort „shoppen“ kannte man merkte, dass es ihr Spaß machte, über 1962 in Deutschland noch nicht, ja, aber ihre Zukunft als freie Buchhalterin nach- ihr war nach Schaufenster angucken, sie zudenken. Sie würde selbstständig arbei- 9
Schlossangerbote 02/22 ten und zugleich, wenn es notwendig war, Selma rief bei ihrem Onkel an und ver- bei den Kindern sein können. Werner hat- einbarte mit ihm einen Termin, „Ich will te Bedenken, ob das gut gehen würde, nur mal sehen, ob ich das will oder kann“ schließlich gäbe es da ja Einiges zu ler- sagte sie. Sie wollte unbedingt, Kinder nen für Selma, aber Selma fragte Werner und Küche – das war Selma zu wenig. nur kurz, wie es denn mit seinem Kinder- Selma dachte da anders als die meisten erzieh-Buch vorangehe und Werner sag- Frauen um sie herum. Aber das störte te, wenn sie Selma, Buchhalterin werden sie nicht, es bestärkte sie eher. wolle, dann solle sie jetzt anfangen. Tisch- im Erdgeschoss kegeln 10
Schlossangerbote 02/22 Beim Christbaum schmücken 11
Schlossangerbote 02/22 Weihnachten, Musik, Geschichten & Geschenke 12
Schlossangerbote 02/22 13
Februar 2022 Was im Februar 1962, vor 60 Jahren los war im Hamburger Elbegebiet 312 Menschen in den Tod. Die Flutkatastrophe Der Hamburger Hafen wird völlig überschwemmt, be- an der Nordseeküste sonders betroffen ist der Stadtteil Wilhelmsburg, wo 75.000 Bewohner obdach- los werden und wo auch die meisten Opfer zu be- klagen sind. 12.000 Hektar Land stehen unter Wasser, 4000 Stück Vieh ertrinken. 100.000 Menschen sind von den Wassermassen einge- schlossen. Die Innenstadt Die Wetterlage am 17. Februar 1962: die von Hamburg ist am Morgen bis zum Rat- Windstärke liegt bei 10-11. Der Sturm haus hin überflutet, der Sachschaden al- erreicht über der Deutschen Bucht Ge- lein im Hafengebiet wird auf 873 Millionen schwindigkeiten bis 160 km/h. Das aus- DM beziffert. laufende Wasser der Flut wird in die Trichtermündungen von Elbe, Weser und Im niedersächsischen Küstenbereich kom- Ems getrieben. Der Wasserstand an den men 19 Menschen ums Leben, sechs To- Deichen steigt. Die Bewohner der Nord- desopfer gibt es in Bremen, so dass sich seeküste der vier Bundesländer Schles- die Gesamtbilanz der Flutkatastrophe auf wig-Holstein, Hamburg, Bremen und Nie- 337 Tote beläuft. Der Gesamtschaden wird dersachsen ziehen an diesem Morgen später mit 2,89 Milliarden DM angegeben. die Bilanz der schlimmsten Sturmnacht Bei den Rettungsmaßnahmen in der des Jahrhunderts. An der gesamten Sturmnacht sind auch 40.000 Soldaten deutschen Nordseeküste sind nach der der Bundeswehr im Einsatz, darunter Jahrhundertflut der vergangenen Nacht, zwölf Pionierbataillone. Sie retten mit mit einem Wasserstand von 3,77 m über 200 Sturm- und 140 Schlauchbooten dem normalen Hochwasser, schwerste unzählige Menschenleben. In Wilhelms- Zerstörungen festzustellen und hunderte burg werden 1500 Bewohner von 71 von Menschenleben zu beklagen. Bundeswehr- und 25 US Hubschraubern Ein orkanartiger Nordweststurm, der geborgen. Die Bundeswehr verliert bei stundenlang über dem Meer tobt, hat das ihren Hilfsmaßnahmen sechs Soldaten, Wasser der Nordsee derart gegen die auch ein Polizeibeamter kommt bei den Küsten gedrückt, dass alle Sicherungen Rettungsarbeiten ums Leben. Bei der durch Deiche nicht standhalten. Während Koordinierung der Rettungsarbeiten tut jedoch an der schleswig-holsteinischen sich der Hamburger Innensenator Hel- Westküste alle Bewohner durch recht- mut Schmidt hervor, seine energische zeitigen Alarm – wenn auch unter dra- Haltung ist den deutschen Wählern noch matischen Umständen – gerettet werden gut in Erinnerung, als er sich später um können, reißen die Wassermassen allein das Amt des Bundeskanzlers bewirbt. 14
Februar 2022 München in der Gegenwart des Jahres 1962 – aus dem offiziellen Führer der Stadt München Das Münchnerische könnte in der Mil- wird oft höher eingeschätzt als geistvolle lionenstadt vielleicht weggewischt sein Ironie. Im Münchner Humor lauert nicht wie die letzten Brotkrumen auf dem Ok- Satire, da lacht der Mensch. Beim Weiß toberfesttisch. Doch begegnet es noch Ferdl schwang das Herz mit. Die Gstanzl überall in der Stadt. Mannigfaltig sind können trefflich karikieren, scharf be- die Wohnviertel wie in Paris, nur wech- obachten, doch nicht verletzen. Heute selt das Bild wie in Neapel schneller. noch wird „Die bayerische Drehorgel“ gespielt. Alois Johannes Lippl hat sie noch in dichterische Qualität gehoben. Seine „Pfingstorgel“ ist echt und in die- sem Jahrhundert erdacht und geschaut. Im Münchner steckt bäuerliche Wurzel. Am Schönen Turm zwischen der Kau- finger und Neuhauser Straße (wo früher Tore standen, wechseln in der Altstadt die Straßenname) war Kaiser Ludwig der Baier würdevoll inmitten der sieben Kurfürsten und unter ihnen ein pflügen- der Bauer dargestellt. Der wahre Boden des Münchners ist nicht der Asphalt. Der Pflug führt im Englischen Garten heute noch bis zum Haus der Kunst. In München ist das Wachstum ein kostbar Bavaria auf der Schwanthalerhöhe gehütetes Geheimnis. Im Mai wird die wundersame Apfelblüte vor dem Dach- Auf der Schwanthalerhöhe, der Bavaria auer Schloss erlebt; sonntags fährt der zu, spricht man heute noch etwas dras- Münchner in das Isartal, zu den Seen tischer als in Haidhausen. Öfters kann oder in die Berge. Verbindet der Hop- man die Mütter in ostdeutschen Dialek- fen im Gerstensaft nicht auch Holledau ten nach ihren Kindern rufen hören. Doch und Bauerntum? Seit 1830 strömte man sind schon gegen 75 % der Flüchtlinge in das Hofbräuhaus, indem allein durch bereits mit Einheimischen verheiratet lange Jahre das gutgebaute Hofbräu- und verschwägert. Die Jugend lernt von Bier angezapft wurde. Obwohl dann den Münchner Schulkameraden den alt- der Ausschlag auch in Filialen erlaubt bayrischen Dialekt und die Eltern hören wurde, blieben viele, meistens bis zum die bildkräftigen Ausdrücke. Bis heute ersten Weltkrieg, der Urstätte treu. Das wachsen dem Münchner die urwüchsi- würzige und frische Bier wird mit einem gen Worte zu. Sie haben ihre Heimat im geselligen Wort getrunken. Langsam im Optischen. Das Klangvolle und der Aus- Erfassen des Neuen, ist der Münchner druck mischen sich ein. Eine unnach- rasch zur Gemeinschaft bereit. ahmliche Gebärde, ob ernst oder heiter, 15
Februar 2022 Sein Temperament erinnert an die Berg- wig des Baiern sich wie ein Jahresring luft. Das Klima rückt die Alpen vor die um einen erstarkenden Baum anschloss Stadt. Noch im Frühsommer überweht der und König Ludwigs I. kühne Straßen und Schnee die Spitzen der Berge und dann Plätze in ein neues, weltgeöffnetes und bläst der kalte Wind über die Münchner doch sich zusammenschließendes Mün- Schotterebene. Hier bricht der Föhn ein chen aufgenommen wurden. Wie selten und belastet Mensch und Verkehr. Die- in einer Stadt kann man in München die ser abrupte Witterungswechsel äußert geistigen Strömungen der Jahrhunderte sich im Münchner, der kantig und herz- und die jeweilige Lebensäußerung des lich, gereizt und gutherzig ist. Münchners im Stadtbild ablesen. Denn Seine gesellige, menschlich offene der sinnenfrohe, gebärdenreiche und Grundstruktur trägt zu der mächtigen gestaltungsbegabte oder die Gestaltung Assimilierungskraft bei, die München fördernde Münchner spricht sein Den- durch Jahrhunderte auszeichnet. Der ken und Erleben durch die Formung aus. Umbruch in unserer Zeit und der Ein- Öfters trifft München der Vorwurf der bruch in die Stadt ist elementar. Jeder Engherzigkeit. Doch war es in jeder fünfte Münchner ist motorisiert. Mit al- Stilepoche Nährboden für verschiedens- ter Feder wird oft München und Münch- te Entwicklungen. Hier wurde im 20. nertum beschrieben, da das neue Ge- Jahrhundert der „Blaue Reiter“ gegrün- sicht der Stadt, das Wesen der neuen det, Kandinsky reifte zur Geistigkeit abs- Generationen, sich erst herausbildet. trakter Kunst. In dieser Stadt lebten auch Die Züge der Altvorderen leben wieder Lenin, Eisner und Ludendorff, Hitler, Kar- auf, wenn auch Gang und Blick ein an- dinal Faulhaber und Pater Rupert Mayer. derer geworden ist. Trotz innerster Er- Nach der Ohnmacht und Zerstörung der schütterungen blieben sich Grundkräfte Kriegsjahre atmet und ersteht München im Schatten des alten Peter treu. Das mit neuem Lebenswillen und zieht wie Wachstumsgesetz der Stadt war so or- im 19. Jahrhundert eindrucksvoll bedeu- ganisch, dass die Stadterweiterung Lud- tendste geistige Kräfte an. 16
Schlossangerbote 02/22 Was kann man mit Linsen anstellen? Sehr viel. Die am besten verdaulichen Hülsenfrüchte enthalten sehr viel Prote- in – das ahnten schon die alten Ägyp- ter. Trotzdem waren Linsen jahrhun- dertelang eine Armenspeise. Es hat ein bisschen gebraucht, bis die feinere Küche die Linse für sich entdeckte. Lin- sen als Gemüse, merkte man, passt zu Pökel- oder Rauchfleisch, zur Lyoner Wurst, zum Speck, aber auch zu Kar- toffeln, Reis, Nudeln, Spätzle. Linsen schmecken mit Äpfeln, Birnen, Rosinen, Pflaumen. Ein Schuss Essig bekommt den Linsen immer, er gehört aber nicht Etwas über die Linse ins Kochwasser. In Schwaben, wo Lin- sen und Spätzle für viele ein Leibge- Die Linse ist eine Hülsenfrucht, ein richt sind, in Frankreich, Italien, Spanien Schmetterlingsblütler, das wissen die stehen Linsengerichte häufiger auf den meisten. Aber wie sieht die Pflanze ei- Speisekarten. Linsen mit French Dres- gentlich aus, die die grünlichen, beigen, sing (Essig, Salz, Pfeffer, Senf, Toma- bräunlichen, rötlichen, orangefarbigen, tenmark, Joghurt, Kräuter, Mayonnaise) schwarzen Gebilde, 10-15 Millimeter gelten allüberall als Feinspeise. Mit Aus- lang, ein bis zwei Millimeter dick, hervor- nahme der Roten, die schon geschält bringt? Die Linsenpflanze ist, natürlich, sind, sollten Linsen mehrere Stunden grün, sie ist 10-50 Zentimeter hoch, sie eingeweicht werden. Die Puy-Linsen wächst einjährig, wird krautig, hat flau- aus der französischen Auvergne, grün mig behaarte Stängel und Laubblätter, und dünnhäutig, gelten als die besten paarig gefiedert. Im „Gefieder“ wachsen europäischen Linsen. Sie gedeihen auf nach der Blüte zwischen April und Sep- Vulkangestein. 100 Gramm Puy-Linsen tember die Linsen heran, meist auf san- enthalten 27 Gramm Eiweiß, 45 Gramm digen Lehmböden. Kohlenhydrate und nur 1,3 Gramm Fett. Angebaut wird das Linsenkraut vor allem Das Aroma steckt in der Schale – daher in Kanada und in Indien, die Inder ken- schmecken kleine, billigere Linsen erdi- nen über 50 Linsensorten. In Europa gibt ger und kräftiger. es Linsen in Frankreich und Spanien, in Das biblische Linsengericht (Genesis Russland, in der Ukraine und in Nord-Ma- 25,29-34) gehört zu Jakob und Esau, zedonien. In Deutschland bauen nur eini- den Söhnen Isaaks. Der jüngere Jakob ge Bauern auf der schwäbischen Alb und kaufte dem älteren Bruder Esau für ein in Niederbayern Linsen an, die meisten Linsengericht des Erstgeburtsrecht ab. wirtschaften ökologisch. Linsen werden Das Erstgeburtsrecht war bei den bib- zusammen mit Hafer und Gerste ausge- lischen Hirtenvölkern etwas Bedeutsa- sät und mit ihnen zusammen geerntet. Es mes und Wichtiges, faktisch war Esau ist nicht ganz einfach, die Linsen von den durch die Annahme das Linsengerichts Getreidekörnern zu trennen. enterbt. Vom „Linsengericht“ spricht 17
Schlossangerbote 02/22 man, wenn man etwas Billiges meint, Brillen und Vergrößerungsgläsern „Lin- etwas, das man für „einen Appel und ein sen“ heißen - das hängt mit der Form Ei“ bekommt. der Legumenose, der lens culinaris, der Dass die optischen Linsen in unseren Küchenlinse zusammen. stück immer nur kurze Zeit und vor allem abwechselnd hin und her bewegt wurde. Da war die Wippdrehbank, die im 13. Jahrhundert erfunden wurde, schon ein bedeutender Fortschritt – die Wippdreh- bank setzte durch den Fußdruck, ausge- Alte Berufe übt auf eine Wippe, übertragen durch ein Radwerk, das Werkstück unendlich lange und immer in eine Richtung in Bewegung und der Drechsler hatte beide Hände frei für die eigentliche Arbeit. Heute wird nicht mehr „gewippt“, heu- te setzt ein Elektromotor das einge- Der Drechsler spannte Werkstück in Bewegung. Und Der „Drechsler“ ist der „Dreher“ – er dreht das Drechsler-Handwerk hat sich spe- ein Stück Holz oder Horn oder Elfenbein zialisiert, manche Drechsler drehen oder Bernstein oder Alabaster und setzt nur Reifen, andere nur Spulen, andere sein Drechslereisen an, hebt einen Span Stuhlbeine. Aber auch das „Drechseln“, oder mehrere Späne ab und gibt dem das Drehen wurde automatisiert. Der Werkstoff, meist ist es Holz, eine Form. Drechsler als Holz-Handwerker ist ein Es entstehen Becher und Teller, Schüs- Nischenberuf geworden. Nur noch an seln und Büchsen, Leuchten und Spinn- drei Berufsschulen (im fränkischen Bad räder, Kugeln, Pfeifen und Knöpfe, Trep- Kissingen, im Odenwälder Michelstadt pengelände und Schmuckstücke – alles, und im erzgebirgischen Seiffen) kann was rund ist, hat früher zuvor ein Drechs- man, in dreijähriger Ausbildung, das fei- ler in der Hand gehabt. Er hat das Holz – ne, gute Drechseln lernen. Man braucht Ahorn eignet sich dafür am besten – ein- gute Augen und flinke Hände dafür. gespannt und gedreht und bearbeitet. Wie kommt das Werkstück in der Dreh- bank in Bewegung? Am Anfang, vor etwa 3500 Jahren, stand der Fiedelbohrer, ein Bogen aus Holz, an den Enden ver- bunden durch eine Darmsehne. Mit den Hin- und Herbewegen des Fiedelbohrers brachte man das Werkstück in Rotation, ein Mensch fiedelte, ein zweiter setzte das Messer an. Das war etwas umständ- lich, vor allem deshalb, weil das Werk- 18
Schlossangerbote 02/22 Tisch- kegeln Bilder vom Tischkegeln im Erdgeschoss erwarten Sie in der März-Ausgabe. 19
Schlossangerbote 02/22 Wollten Sie das nicht schon immer mal wissen? Nur 3 % der D eut- schen, aber 46 % der Finnen glauben, dass ihre Kinder es e inmal leichter haben wer- den als sie selbst ie . n d 1 989 d re Wäh er fiel, saß Mau kanzlerin es n Bund Merkel i la Ange Sauna. der Im Ja Der häufigs hre 20 te deutsche fast 30 05 kam Kosename % aller en ist „Schatz“, Deutsc Kinder vor „Maus“ h in und „Engel“ lich zu land außereh von Männern r e für Frauen ren es Welt, 1995 w - und „Hase“ u 1 a nd „Bärchen ren es 6 %. 2020 w - von Frauen für Männer. “ wieder 33,1 % - . a Ein Karnevalist frägt seinen Freund warum er nicht nach Hause geht. Der lallt: „Weil meine Frau böse auf mich ist!“ Warum das? „Weil ich nicht nach Hause komme!“ *** Warum sind Faschingswitze nur im Fasching lustig? Weil man sie nüchtern nur schwer ertragen könnte! aus der Sammlung von Herrn Hoffmann, 2. OG 20
Schlossangerbote 02/22 Mehr vom Mühlhiasl 1788 heiratete Lang die Bauerntoch- ter Barbara Lorenz aus Rackberg, die Er hieß vielleicht Matthäus Lang oder Ma- beiden hatten acht Kinder. 1799 muss- thias Lang oder Matthias Lang (mit zwei te Lang beim Kloster Geld leihen, das „t“), vielleicht aber auch Johann Lang und er später nicht zurückzahlen konnte. Er wurde wahrscheinlich 1753 oder 1755 verlor die Mühle. Was danach geschah, geboren, er starb 1815 in Straubing oder ist ungewiss. Trennte er sich von seiner 1809 in Rabenstein oder aber erst 1825 Familie? Der Mühlhiasl-Biograf Man- in Hunderdorf. Er wurde „Waldprophet“ fred Böckl sagt, der Hiasl habe in einer genannt. Seine Eltern sollen Mühlen- Glashütte als Kohlenbrenner gearbeitet pächter gewesen sein, daher der Name und auf den Hochweiden Kühe gehütet. „Mühlhiasl“. Am 23. Dezember 1778 soll Der Volkskundler Reinhard Haller sagt, Matthäus Lang die obere Klostermühle den Mühlhiasl habe es nie gegeben. Der übernommen haben, die an das Klos- frühere Straubinger Schulleiter Wolf- ter Windberg Abgaben zu leisten hatte. gang Odzuck sagt, der Mühlhiasl sei „ein Windberg liegt in Niederbayern, in der christlicher Prophet“ gewesen, er habe Diözese Regensburg. Am 19. August „göttliche Eingebungen“ gehabt. Mühlhiasls Prophezeiungen sind, wie fast alle Vorhersagen, mehrdeutig formuliert. Oft liest man am Ende: „Kein Mensch will es glauben“. Am häufigsten überliefert sind die Voraussagen, es werde einen „letzten“ Krieg geben, das sei die Zeit des „Bänkeabräu- mens“. Der letzte Krieg, soll der Hiasl gesagt haben, komme wenn der eiserne Hund durch den Vorderwald bellt wenn man Sommer und Winter nicht mehr unterscheiden kann wenn es nur noch rote Hausdächer gibt wenn man Männer und Frauen nicht mehr auseinanderhalten kann wenn die „Rabenkopf“ aufkommen und dann wieder verschwinden (der „Bubikopf“ der 20er Jahre?) wenn die Tanzmusik in die Kirchen kommt und der Pfarrer mitsingt wenn der große Fisch übern Wald fliegt wenn einerlei Geld aufkommt. Nach diesem letzten Krieg soll ein zwei- Natürlich kann der „eiserne Hund“ die Ei- ter oder dritter Krieg kommen. Danach senbahn sein, die Klimakatastrophe wird soll das „Goldene Zeitalter“ anbrechen. vielleicht die Sommer kälter und die Win- Zwei andere überlieferte Mühlhiasl-Pro- ter wärmer machen, Frauen tragen Ho- phezeiungen: „Der Wald wird so licht sen, in den Kirchen erklingt Gospel-Musik, werden wie des Bettelmanns Rock“ und es fliegen große Flugzeuge, auch über „Der Bettelmann wird nicht wieder vom den (Bayerischen) Wald, der Euro ist seit Roß steigen“. 2002 eingeführt, viele Bäume verdursten oder werden von Borkenkäfern angefal- len, es gibt keine Kaiser und kaum mehr 21
Schlossangerbote 02/22 Könige – alles wahr. Oder auch nicht. Vor ten zwar auch schon die alten Römer, allem aber: wo ist der erste, zweite, drit- aber wir sehnen es immer noch herbei – te „letzte“ Krieg, gelten der Erste und der doch um den Preis eines dritten, „letzten“ Zweite Weltkrieg als die ersten Kriege, Krieges? Bitte nein. Der Mühlhiasl möge stehen wir vor dem dritten? Eher doch da nicht recht haben. Wo sind übrigens nicht. Tröstlich ist auf jeden Fall das ver- die „roten Hausdächer“? Wird es bald heißene „Goldene Zeitalter“. Das erhoff- rote Photovoltaik-Dächer geben? Wo sind all die Wörter hin ? Als wir „Hoppla“ sagten, wenn wir je- nichts verbindet, dem bleiben zum Bei- manden oder etwas aus Versehen ange- spiel die Schönheiten der Romane und stoßen hatten – heute sagt man „ups“, Erzählungen von Thomas Mann ver- geschrieben „oops“. Wo ist „Hoppla“ ge- schlossen, der legt sie nach wenigen blieben? Damals gingen wir auch unter Seiten zur Seite. die „Brause“. Heute gehen wir unter die Soll man das bedauern, dass an die Stelle Dusche. Warum? Weil es auch keine so vieler deutscher Wörter deutsch-eng- „Brause“ zum Trinken mehr gibt? lische Wörter getreten sind, „Denglisch“? Gespräche mit den Enkeln, in denen Denn das „Handy“ kennt in England kein die Wörter „alldieweil“ oder „unlängst“ Mensch. „Handy“ ist deutsches Englisch. oder „jüngst“ vorkommen, führen zu der Man kann diese Entwicklung schon be- Enkel-Frage: „unlängst“ – was ist das? dauern. Es nützt nur nichts. Sprache ist Und beim Lesen – wenn sie denn länge- eine lebendige Angelegenheit, sie verän- re Texte überhaupt lesen – bleiben sie dert sich, aus vielen Gründen, fortwäh- an Wörtern wie „Dorfkrug“ oder „Oheim“ rend, mal schneller, mal langsamer, in oder „Gevatter“ hängen, fragen, was ist den letzten Jahrzehnten sicher schnel- eigentlich „rechtschaffen“, was ist „her- ler. Am Sprachgebrauch kann man fest- zig“, was heißt „dünken“, was bedeutet stellen, wie alt die/der Sprechende ist. „gnadenreich“? Wird es eines Tages Übersetzungen von Das sind Wörter, die, wenn man sie Thomas Manns „Buddenbrooks“ oder kennt, den Zugang zur deutschen Lite- von Grimms Märchen geben, Überset- ratur eröffnen. Wer mit „zuvörderst“, mit zungen ins aktuell Deutsche? Es sieht „jählings“, mit „weiland“, mit „behende“ so aus. 22
Danke! Aktivitäten im Haus Bewegung Wohlfühlstunde Basteln
Silvester mit Bingospiel EIN GUTES GUTES NEUES JAHR!
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