Die gesundheitsfördernde Schule - Gesundheitsförderungsmaßnahmen des BMB im Kontext der Rahmengesundheitsziele

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Die gesundheitsfördernde Schule - Gesundheitsförderungsmaßnahmen des BMB im Kontext der Rahmengesundheitsziele
Die gesundheitsfördernde Schule
Gesundheitsförderungsmaßnahmen des BMB im
Kontext der Rahmengesundheitsziele

Koordinationsstelle für
Gesundheitsförderung in der Schule

Juni 2016
Die gesundheitsfördernde Schule - Gesundheitsförderungsmaßnahmen des BMB im Kontext der Rahmengesundheitsziele
IMPRESSUM:

Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Bildung
Minoritenplatz 5, A-1010 Wien
www.bmbf.gv.at

Für den Inhalt verantwortlich: Koordinationsstelle für Gesundheitsförderung in der Schule
des BMB: Aksakalli Sevim, Günther Apflauer, Zehra Gümüs, Beatrix Haller , Jaqueline Jürs,
Augustin Kern, Gerhard Krötzl, Irene Krug, Helga Pegac, Gertrudis Spitzbart, Roswitha
Tschenett, Elisabeth Wilkens
Inhalt
EINLEITUNG ................................................................................................................................. 1
1.    GESUNDHEITSFÖRDERUNG .................................................................................................... 3
2.    GESUNDHEITSFÖRDERNDE SCHULE ........................................................................................ 3
      2.1. Bedeutung eines strategischen Ansatzes für das Bildungssystem .......................................... 4
      2.2. Die Rolle der bestehenden Qualitätsmanagementsysteme.................................................... 5
      2.3. Rechtliche Grundlagen ............................................................................................................ 6
3.    AKTUELLE BEFUNDE .............................................................................................................. 8
4.    THEMEN UND HANDLUNGSFELDER DER GESUNDHEITSFÖRDERNDEN SCHULE......................... 9
      4.1. Leitung und Schulorganisation .............................................................................................. 10
      4.2. Lehren und Lernen ................................................................................................................ 12
             4.2.1.        Lehrer/innenaus- und -weiterbildung ................................................................... 12
      4.3. Stützsysteme zur Förderung physischer und psychosozialer Gesundheit ............................ 13
             4.3.1.        Bundesschularztwesen .......................................................................................... 13
             4.3.2.        Schulpsychologische Bildungsberatung................................................................. 15
             4.3.3.        Schulsozialarbeit .................................................................................................... 15
             4.3.4.        Schüler- und Bildungsberater/innen ..................................................................... 16
             4.3.5.        Andere Lehrerinnen und Lehrer mit Beratungsaufgaben ..................................... 17
             4.3.6.   Kooperation mit außerschulischen Beratungsdiensten und Koordination der
             psychosozialen Unterstützungssysteme in und für Schulen.................................................. 17
             4.3.7.  Initiativen des BMB zur Unterstützung von Schulen im Bereich psychischer
             Gesundheitsförderung ........................................................................................................... 19
                 4.3.7.1.1. Gewaltprävention .......................................................................................... 20
                 4.3.7.1.2. Suchtprävention ............................................................................................ 20
                 4.3.7.1.3. Sexualpädagogik ............................................................................................ 20
                 4.3.7.1.4. Gleichstellung der Geschlechter / Genderkompetenzen .............................. 20
             4.3.8.        Elternarbeit und Elterngesundheit ........................................................................ 21
      4.4. Bewegung und Sport ............................................................................................................. 22
      4.5. Umwelt und Sicherheit .......................................................................................................... 23
             4.5.1.        „Raumluft in Schulen“ ........................................................................................... 23
             4.5.2.        Umweltzeichen für Schulen und Pädagogische Hochschulen ............................... 23
             4.5.3.        Nutzung und Gestaltung von Schulfreiräumen ..................................................... 24
             4.5.4.        Programm ÖKOLOGisierung von Schulen – Bildung für Nachhaltigkeit ................ 24
5.    MAßNAHMEN DES BILDUNGSRESSORTS .............................................................................. 25
6.    QUELLENVERZEICHNIS ......................................................................................................... 32
EINLEITUNG
Gesundheit und Schulleistungen gehen parallel. Gesündere Schülerinnen und Schüler bringen
bessere Schulleistungen. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler verhalten sich gesünder.
Die Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen ist eine in allen Politikfeldern und kann nur
durch gebündelte Anstrengungen wirksam und nachhaltig gefördert werden. Mit der
Geschäftseinteilung des Bundesministeriums für Bildung und Frauen vom 1. Dezember 2015 wurde
die 2013 etablierte Koordinationsstelle für Gesundheitsförderung zur Beratung und Unterstützung
der Bundesministerin und zur Behandlung von Geschäften, die den Wirkungsbereich mehrerer
Sektionen berühren, neu strukturiert.

Die Arbeit der Koordinationsstelle für Gesundheitsförderung (KOST GF) richtet sich an den
Rahmengesundheitszielen, Sektions-und Gruppenzielen und an wissenschaftlichen Erkenntnissen
sowie den Qualitätsstandards zu Gesundheitsförderung und Prävention aus (Ottawa Charta;
Grundsatzerlass Gesundheitserziehung; Band 08: Evaluation - Ein Instrument zur Qualitätssicherung
in der Gesundheitsförderung, BZGA 2000 http://www.bzga.de/botmed_60608000.html; Prinzipien
und Konzepte der Gesundheitsförderung (FGÖ, 2010,
http://www.fgoe.org/projektfoerderung/Leitfaden).

Ziele
       Stärkung der Koordination gesundheitsrelevanter Maßnahmen des BMB und zwischen BMB,
        nationalen und internationalen Institutionen
       Strategievorbereitungen für geplante Maßnahmen im Bereich der Prävention und
        Gesundheitsförderung des BMB insbesondere zur Unterstützung der
        Rahmengesundheitsziele
       Qualitätssicherung der Umsetzung bundesweiter Programme externer Anbieter
Aufgaben
       Regelmäßiger Informationsaustausch über geplante Maßnahmen/Projekte (2-3x/Jahr)
       Planung und Begleitung der Umsetzung von ressort- und abteilungsübergreifenden
        Maßnahmen/Projekten, Analyse der Wirksamkeit und Effizienz der eingesetzten Mittel
       Vertretung der Interessen des BMB im Rahmen interministerieller und internationaler
        ExpertInnengruppen
       Monitoring der Umsetzung geplanter Maßnahmen
       Bewertung von Projekten/Programmen auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse,
        der Qualitätsstandards zu Gesundheitsförderung und pädagogischer, didaktischer
        Kompetenzen sowie Genderkompetenz der Trainer und Trainerinnen

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Ressortübergreifende Zusammensetzung der Koordinationsstelle Gesundheitsförderung
Sevim Aksakalli:         Büro BM Hammerschmid
Augustin Kern:           Gruppenleiter, Sektion I
Beatrix Haller:          Vorsitz der Koordinationsstelle Gesundheitsförderung, Psychosoziale
                         Gesundheit, Sucht-und Gewaltprävention
Günther Apflauer:        Schulsport sowie Bewegung und Sport in der Schule
Zehra Gümüs:             Psychosoziale Gesundheit, Extremismus, Gewalt und Bullying
Gerhard Krötzl:          Berufsorientierung und Bildungsberatung, psychosoziale
                         Unterstützungssysteme
Irene Krug:              Umweltbildung, Bildungsförderungsfonds
Jacqueline Jürs:         Staatliches Krisenmanagment, Sicherheit und Gesundheit
Helga Pegac:             Genderspezifische Aspekte der Gesundheitsförderung
Elisabeth Wilkens:       Schulärztliche Fragestellungen, Ernährung, GIVE-Servicestelle
Gertrudis Spitzbart:     Gesundheitsförderung der berufsbildenden Schulen
Sektion Präs. und III:   Anlassbezogene Vertretung

      Kapitel 1 erörtet den ganzheitlichen Gesundheitsbegriff der
      Weltgesundheitsorganisation und die daraus folgenden Prioritäten für die
      Gesundheitspolitik.

      Kapitel 2 beschreibt das Konzept der Gesundheitsfördernden Schule, die Bedeutung
      eines strategischen Ansatzes für das Bildungssystem und die Rolle der bestehenden
      Qualitätsmanagementsysteme.

      Kapitel 3 informiert über aktuelle Befunde zur Gesundheit und
      Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen und die daraus folgenden
      Präventionsschwerpunkte.

      Kapitel 4 beschreibt das Zielbild der gesundheitsfördernden Schule und skizziert die
      wichtigsten Handlungsfelder, die zu Rahmengesundheitszielen in Verbindung gestellt
      werden.

      Kapitel 5 gibt einen Überblick über die aktullen Maßnahmen des
      Bundesministeriums für Bildung und Frauen im Bereich der schulischen
      Gesundheitsförderung .

                                                    Seite 2
1. GESUNDHEITSFÖRDERUNG                                    Gesundheit wird als komplexes Konzept ver-

„Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess,             standen, welches sowohl durch physische,

allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbe-                psychische, als auch wirtschaftliche und um-

stimmung über ihre Gesundheit zu ermögli-                  weltbedingte Faktoren beeinflusst wird. Die

chen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesund-              Entstehungsbedingungen von Gesundheit

heit zu befähigen.“ (World Health Organisati-              (Gesundheitsdeterminanten) werden zur

on, Ottawa Charta 1986)                                    Grundfrage der Gesundheitsförderung.

Durch diese ganzheitliche Definition löste die             Jakarta Deklaration 1997

WHO den Gesundheitsbegriff aus einem bis                   Die Kernaussagen der Ottawa Charta wurden

dato vorherrschenden ausschließlich biomedi-               durch die Jakarta Deklaration zur

zinischen Verständnis und damit aus den en-                Gesundheitsförderung bestätigt. Für die

gen Bezügen des professionellen Gesundheits-               Gesundheitspolitik des 21. Jahrhunderts

systems. Ein Zugang, der zahlreichen gesund-               ergeben sich daraus folgende Prioritäten:

heitspolitischen Agenden und Präventivmaß-                      Förderung sozialer Verantwortung für

nahmen zu Grunde liegt und das Verständnis                         Gesundheit

von Gesundheit und Krankheit in den Jahr-                       Ausbau der Investitionen in die

zehnten massiv geprägt hat.                                        Gesundheitsentwicklung
                                                                Festlegung und Ausbau von

Ottawa Charta 1986                                                 Partnerschaften für die Gesundheit

Seit den 80er Jahren orientiert sich die Ge-                    Stärkung der gesundheitlichen

sundheitsförderung (GF) an der Ottawa Charta                       Potenziale von Gemeinschaften und

für Gesundheitsförderung. Diese ruft auf zu                        der Handlungskompetenz des

aktivem Handeln für Gesundheit für alle durch                      Einzelnen

       die Entwicklung einer gesundheitsför-                   Sicherung einer Infrastruktur für die

        dernden Gesamtpolitik,                                     Gesundheitsförderung

       die Schaffung gesunder Lebenswelten,
       die Unterstützung gesundheitsbezo-                 2. GESUNDHEITSFÖRDERNDE SCHULE
        gener Gemeinschaftsaktionen,                       Das Konzept der Gesundheitsfördernden

       die Entwicklung persönlicher Kompe-                Schule entstand Ende der 80er Jahre auf Basis

        tenzen (Gesundheitspotenzial),                     der Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung.

       die Neuorientierung der Gesundheits-               1993 wurde von der WHO (Regionalbüro Eu-

        dienste.                                           ropa) gemeinsam mit der EU und dem Europa-
                                                           rat das „European Network of Health Promo-

                                                 Seite 3
ting Schools“ ins Leben gerufen, um Gesund-                 Ein strategischer Ansatz zur Implementierung
heitsförderung im Setting Schule zu etablieren              von Gesundheitsförderung muss auf allen drei
und die Gesundheit der Kinder und Jugendli-                 Ebenen des Bildungssystems ansetzen:
chen zu verbessern.                                              der Verwaltungsebene, in Form von
http://www.who.int/school_youth_health/gsh                             Gesetzen, Lehrplänen, Ressourcen,
i/en/                                                                  Aus- und Weiterbildung, Finanzie-
                                                                       rung/Werteinheiten, Steuermecha-
„Making Healthy Choices“                                               nismen etc.,
Für die schulische Gesundheitsförderung be-                      der Schulaufsichtsebene und
deutet diese Definition der WHO einerseits,                      der Schulebene, wobei je nach Sach-
Kinder und Jugendliche zu befähigen gesund-                            verhalt die Kooperation mit anderen
heitsbewusst und eigenverantwortlich zu han-                           Ressorts oder Institutionen (BMG,
deln. Ziel ist es, ein höheres Maß an Selbstbe-                        HVB, Länder,…) erforderlich sein wird
stimmung über die eigene Gesundheit zu er-                             („Health in all Policies“).
möglichen. Andererseits geht es auch um die
Veränderungen der Lebensbedingungen von                     Die Grundprinzipien der schulischen GF
Kindern und Jugendlichen (z.B. Schaffung ei-                (Grundsatzerlass Gesundheitserziehung, Rund-
ner rauchfreien Schulumgebung, Förderung                    schreiben BMB ,Nr.7 /1997)
von Bewegung und Sport, Gestaltung eines                    www.bmb.gv.at/schulen/unterricht/prinz/GZ2
gesunden Schulbuffets, Umsetzung einer ge-                  7.909115-V396_Grunds1786.html
waltfreien Schule), denn diese beeinflussen
das individuelle Gesundheitsverhalten im Sin-               Setting Ansatz
ne „making the healthier choice the easier                  Der Nutzen des Vorgehens über Settings ist,
choice“.                                                    dass das Gesundheitsverhalten beeinflusst
                                                            wird, dort wo es entsteht. Es werden die ge-
2.1.    Bedeutung eines strategischen                       samte Lebenswelt in den Blick genommen, die
    Ansatzes für das Bildungssystem                         Verhaltens- und Verhältnisprävention mitei-
Im Rahmen der Schulautonomie werden zahl-                   nander verbunden und die Betroffenen betei-
reiche gesundheitsrelevante Schwerpunkte                    ligt (Partizipation). Gemeinsam werden eine
gesetzt. Der Erfolg hängt aber sehr stark vom               Bestandsaufnahme durchgeführt, Probleme
Engagement Einzelner ab, deshalb wird eine                  definiert, Maßnahmen entwickelt und durch-
gesamtsystemische Umsetzungsstrategie ver-                  geführt.
folgt, unter Einbeziehung aller im schulischen
Alltag beteiligten Personen und Vernetzung
von Schule und Umfeld.

                                                  Seite 4
Handlungskompetenz/Selbstbestimmung                        Verantwortung des Einzelnen in den
Die Zielgruppen der gesundheitsfördernden                  Mittelpunkt und auch den Einfluss, den soziale
Schule sollen durch aktive Partizipation und               Organisationen wie Schule auf die Gesundheit
durch Angebote zur Selbstreflexion verstärkt               haben.
Kompetenzen zur Wahrnehmung ihrer eige-
nen gesundheitsbezogenen Interessen erwer-                 Nachhaltigkeit
ben (Empowerment). Sie sollen nicht bloße                  Der Strategie zugrunde liegt weiters das
Empfänger/innen von gesundheitsförderlichen                Prinzip der Nachhaltigkeit. Neben der
Botschaften und Angeboten sein. Die Entwick-               Bewusstseinsschaffung für ökologische
lung von Lebenskompetenzen wird im Kontext                 Nachhaltigkeit bezieht sich dieses Prinzip auch
der gesunden Schule in Österreich vor allem                auf die Strategie an sich. Sie soll einerseits
durch kompetenzorientierte Lehrpläne und                   flexibel genug sein, kurzfristig Handlungsfelder
Bildungsstandards unterstützt.                             auf Grund aktueller Herausforderungen
                                                           aufzugreifen, andererseits langfristig effektiv
Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit                     nachhaltig aufrechterhaltbar sein.
In einem systemischen Ansatz der
gesundheitsfördernden Schule soll das                      Evaluation & Research
Individuum nicht vernachlässigt werden. Die                Laufende Selbst- und Außenevaluation sollen
Berücksichtigung besonderer Bedürfnisse und                Nachhaltigkeit und Wirksamkeit der Strategie
Begabungen muss durchgängig in allen                       sichtbar machen und absichern. Die
Themenfeldern integrativ verankert sein, und               bestehenden Qualitätsmanagementsysteme
sozialen Benachteiligungen (z.B. durch                     des BMB – SQA und QIBB – können dazu einen
sozioökonomischen Status, Geschlecht..) muss               wesentlichen Beitrag leisten.
systematisch begegnet werden.                              www.sqa.at, www.qibb.at

Prävention und Gesundheitsförderung                        2.2.     Die Rolle der bestehenden
Universelle Prävention zielt auf die Bewahrung                 Qualitätsmanagementsysteme
der Gesundheit sowie auf Vermeidung und                    Die rechtlichen Grundlagen für schulisches
Früherkennung von Krankheiten. Mit der                     Qualitätsmanagement bilden § 18 Bundes-
Strategie zur gesundheitsfördernden Schule                 Schulaufsichtsgesetz (Verbindlichkeit
wird ein Paradigmenwechsel von der                         für Schulen ab 1. 9. 2013) und § 56 Abs. 2
traditionellen Gesundheitserziehung zu einem               SchUG, welches u.a. die Aufgaben der Schul-
erweiterten Gesundheitsverständnis                         leitung: „…insbesondere Schulleitung und -
vollzogen. Das Konzept der                                 management, Qualitätsmanagement, Schul-
Gesundheitsförderung stellt die                            und Unterrichtsentwicklung, Führung und Per-

                                                 Seite 5
sonalentwicklung sowie Außenbeziehungen                      fügbaren Qualitätsmanagementinstrumente
und Öffnung der Schule“ beinhaltet.                          unterstützen diese Arbeit.
Die beiden Initiativen des BMB zur Implemen-
tierung von systematischem Qualitätsma-                      Die im Bereich der Qualitätsmanagementsys-
nagement im Schulsystem sind:                                teme geplanten Maßnahmen sind insbeson-
                                                             dere auf die Erreichung des >> Rahmen-
SQA – Schulqualität Allgemeinbildung (seit                   gesundheitsziels 1 „Gesundheitliche Lebens-
2012 www.sqa.at): „Physische und psychische                  und Arbeitsbedingungen für alle Bevölke-
Gesundheit findet als wichtiger Gesichtspunkt                rungsgruppen durch Kooperation aller Poli-
der Unterrichts- und Arbeitsgestaltung bei                   tik- und Gesellschaftsbereiche schaffen“ ge-
Schul- und Unterrichtsentwicklung                            richtet.
Berücksichtigung und Niederschlag in
schulinternen Regelungen (SQA.
                                                             2.3.       Rechtliche Grundlagen
Qualitätsbereich 1: Lernerfahrungen und
                                                             Lehrpläne
Lernergebnisse).“
                                                             Gesundheitserziehung und
                                                             Gesundheitsförderung ist in den Bildungs-
QIBB – QualitätsInitiative BerufsBildung (seit
                                                             und Lehraufgaben einzelner
2004 www.qibb.at). : „Die Qualität einer
                                                             Unterrichtsgegenstände, als Unterrichtsprinzip
Bildungsorganisation bemisst sich auch daran,
                                                             bzw. als Bildungsbereich „Gesundheit und
wie weit sie in der Lage ist, für die Gesundheit
                                                             Bewegung“ und in Pflichtgegenständen
der Schüler/innen, Studierenden, Lehrkräfte,
                                                             verankert. Der Grundsatzerlass zum
Mitarbeiter/innen und Führungskräfte zu
                                                             Unterrichtsprinzip Gesundheitserziehung (GZ
sorgen. Gesundheitsförderung ist ein
                                                             27.909/115-V/3/96
Aufgabenfeld im Rahmen des QM.“
                                                             www.bmb.gv.at/schulen/unterricht/prinz/GZ_
                                                             27.909115-V396_Grunds1786.html) stützt sich
Eine nachhaltige Verankerung der Gesund-
                                                             auf die Definition der Ottawa Charta und
heitsförderung (GF) im Schulwesen setzt vo-
                                                             bildet die Basis für die Umsetzung einer
raus, dass Themen der GF in den Qualitätsre-
                                                             gesundheitsfördernden Schule in Österreich.
gelkreis des jeweiligen Qualitätsmanagement-
systems eingehen und entsprechend der Pha-
                                                             Kompetenzen, die durch das
sen des Qualitätsregelkreises (plan – do –
                                                             Unterrichtsprinzip Gesundheitserziehung
check – act) auf allen drei Ebenen des Schul-
                                                             angestrebt werden, werden als überfachliche
systems systematisch geplant, umgesetzt, eva-
                                                             Kompetenzen bezeichnet. Der Erwerb (durch
luiert und weiterentwickelt werden. Die ver-
                                                             die Schüler/innen) ist ein explizites Ziel, deren
                                                             Vermittlung ist aber nicht einem einzelnen

                                                   Seite 6
Schulfach zugeordnet, sondern wird von                              …können Entscheidungen treffen, die
Schule und Unterricht insgesamt erwartet. In               sich im täglichen Leben positiv auf die Ge-
Bezug auf die Gesundheitsförderung werden                  sundheit auswirken
folgende Kompetenzen definiert:                                     …können gesundheitsrelevante Ent-
                                                           scheidungen planen, umsetzen und aufrecht-
Kompetenzbereich Wissen aufbauen, reflek-                  erhalten.
tieren, weitergeben
Die Schüler und Schülerinnen                               Regierungsprogramm 2013-2018
        …können wesentliche Faktoren einer                 Die Weiterentwicklung und der Schutz der
gesunden Lebensweise (Ressourcen) und                      Kinder- und Jugendgesundheit sowie die
krankmachende Faktoren (Risiken) benennen                  Umsetzung der Rahmengesundheitsziele zur
        …kennen Informationsquellen und                    Verbesserung der Gesundheitskompetenz der
Einrichtungen zum Thema Gesundheit und                     Bevölkerung, der Erhöhung der
können Informationen weitergeben                           Selbstbestimmung und der individuellen
        …verstehen einfache Informationen                  Gesundheit sind im laufenden
zur Gesundheit und können einen Bezug zum                  Regierungsprogramm festgehalten.
Lebensalltag herstellen
        …kennen Methoden und Möglichkei-                   Rahmengesundheitsziele 2012
ten der Gesundheitsförderung, hinterfragen                 Die 10 Rahmengesundheitsziele wurden in ei-
Gesundheitsinformationen kritisch und wen-                 nem breit abgestimmten Prozess, an dem
den sie an.                                                auch das BMB beteiligt war, entwickelt. Sie
Kompetenzbereich Haltungen entwickeln                      sollen richtungsweisend sein und einen ge-
Die Schüler und Schülerinnen                               meinsamen Handlungsrahmen für die nächs-
        …zeigen eine positive Haltung sich                 ten 20 Jahre bilden.
selbst und den eigenen Bedürfnissen gegen-                 http://www.gesundheitsziele-
über                                                       oesterreich.at/die-10-ziele/
        …machen sich eigene Einstellungen
zur Gesundheit und persönliche Werthaltun-                 Nationale Aktionspläne
gen bewusst.                                               2014-2016 NAP zum Schutz von Frauen vor
Kompetenzbereich bewerten, entscheiden,                    Gewalt
umsetzen                                                   Der NAP-Maßnahmenkatalog umfasst 7
Die Schüler und Schülerinnen                               Bereiche (umfassende und koordinierte
        …können Gesundheitsinformationen                   politische Maßnahmen, Prävention, Schutz
nach individuellen, sozialen und medizinischen             und Unterstützung, materielles Recht,
Gesichtspunkten bewerten                                   Ermittlung-Strafverfolgung-Verfahrensrecht –

                                                 Seite 7
Schutzmaßnahmen, Migration und Asyl sowie                 http://bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/6
Internationale Zusammenarbeit.                            /5/CH1357/CMS1405438552027/napaktionspl
https://www.bmb.gv.at/frauen/gewalt/nap.ht                an_bewegung2013.pdf
ml
                                                          Österreichische Suchtpräventionsstrategie
2015 Aktionsplan Frauengesundheit                         Der Ministerrat verabschiedet 2016 die
Der „Aktionsplan Frauengesundheit”, ein                   österreichische Suchtpräventionsstrategie für
gemeinsames Projekt des                                   eine kohärente Präventions- und Suchtpolitik.
Gesundheitsministeriums und des                           www.vivid.at/uploads/suchtpraeventionsstrat
Bundesministerium für Bildung und Frauen,                 egie.pdf
zielt darauf ab, eine frauenspezifische
Gesundheitsförderung und Prävention sowie                 3. AKTUELLE BEFUNDE
eine gendersensible Krankenversorgung zu                  Health Behaviour in School-aged Children
forcieren.                                                Die 1982 entwickelte „Health Behaviour in
www.bmb.gv.at/ministerium/vp/2015/201508                  School-aged Children Study“ (HBSC Studie) ist
31.pdf?51jcy3                                             die größte europäische Kinder- und Jugendge-
                                                          sundheitsstudie, die in enger Kooperation mit
Aktionsplan Bewegung                                      dem Europabüro der WHO von einem multi-
Der Nationale Aktionsplan Bewegung knüpft                 disziplinären Netzwerk von Forscherinnen und
an die Zielsetzungen der Rahmen-                          Forschern realisiert wird. Seit 1986 findet die
Gesundheitsziele, der                                     Erhebung im Vierjahresrhythmus statt. In Ös-
Kindergesundheitsstrategie und des NAP.e                  terreich wird die Studie im Auftrag des Bun-
(Nationale Aktionplan Ernährung) an. Er führt             desministeriums für Gesundheit vom Ludwig
entsprechende Maßnahmen der                               Boltzmann Institute für Health Promotion Re-
Bewegungsförderung                                        search (LBIHPR) durchgeführt. Die Studie er-
zusammen und legt die Basis dafür, dass die               fasst die Gesundheit und das Gesundheitsver-
kurz-, mittel- und langfristige Umsetzung der             halten der österreichischen Schülerinnen und
Maßnahmen zur Zielerreichung auch mit                     Schüler im Alter von 11, 13, 15 und 17 Jahren.
entsprechenden Monitoringmaßnahmen                        Derzeit liegen die Ergebnisse der 9. WHO-
begleitet werden kann.                                    HBSC Erhebung aus dem Jahr 2014 vor.
Damit verbunden ist das Ziel, Bewegung und                www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/9/7/
deren Förderung dauerhaft als wichtige                    0/CH1444/CMS1427118828092/gesundheit_u
Aufgabe der Gesellschaft zu positionieren.                nd_gesundheitsverhalten_oester_schuelerinn
                                                          en_who-hbsc-survey_2014.pdf

                                                Seite 8
Insgesamt sind die 2014 präsentierten Ergeb-              petenz sowie chronisch kranke Kinder und Ju-
nisse durchaus erfreulich. Besonders beim ge-             gendliche.
sundheitsbezogenen Lebensstil von Kindern                 Bei allen geplanten Maßnahmen sind sowohl
und Jugendlichen ist ein positiver Trend zu               geschlechtsspezifische Präventionsansätze als
beobachten. Dennoch gibt es laut HBSC Sur-                auch der Migrationshintergrund als Determi-
vey 2014 aktuelle und zum Teil auch wieder-               nanten für Gesundheits-und Risikoverhalten
kehrende identifizierte Herausforderungen für             zu berücksichtigen. Auch werden die ebenso
die Gesundheit österreichischer Kinder und                deutlichen Geschlechterdifferenzen in Zukunft
Jugendlicher in den Bereichen:                            noch stärker beachtet werden. Sie finden sich
     Täglich körperlicher Bewegungsman-                  v.a. bei der subjektiven Einschätzung des ei-
        gel                                               genen Gesundheitszustands, bei der Zufrie-
     Trend zu ungesunden Essgewohnhei-                   denheit mit dem eigenen Körper (Stichwort
        ten                                               „sich zu dick fühlen“), der körperlichen bzw.
     Negative Verzerrung der Körperwahr-                 sportlichen Betätigung, sowie bei den Gewalt-
        nehmung und Unzufriedenheit mit ei-               erfahrungen. Hier gilt es, verstärkt Gender-
        genem Körper                                      Kompetenz im Sinne von Wissen und Sensibili-
     Steigende Beschwerdelast v.a. durch                 sierung für den Einfluss von Geschlechterste-
        psychische Symptome                               reotypen aufzubauen - im Sinne der Erweite-
     Geringe Gesundheitskompetenz be-                    rung der Handlungsspielräume von Mädchen
        treffend psychischer Probleme                     und Burschen.
     Bullying
     Suchtmittelkonsum (Tabak, Alkohol)                  4. THEMEN UND HANDLUNGSFELDER
     Migrationshintergrund als Determi-
                                                              DER GESUNDHEITSFÖRDERNDEN
        nante für Gesundheits- und Risikover-
                                                              SCHULE
        halten
                                                          Die Darstellung der gesundheitsfördernden
                                                          Schule in der nachfolgenden Abbildung um-
Das Bundesministerium für Bildung wird die
                                                          fasst die Themen, die Akteure und die Grund-
bestehenden Maßnahmen in den Bereich der
                                                          prinzipien der GFS und kann als schultypen-
Bewegung, Ernährung und Bullying weiter
                                                          übergreifendes „Zielbild“ verstanden werden.
fortsetzen. Besondere Beachtung werden da-
                                                          Es soll als Leitbild auf ihrem Weg zur gesund-
bei die Ergebnisse im Bereich der steigenden
                                                          heitsfördernden Institution unterstützen.
Beschwerdelast von Kindern und Jugendlichen
finden und die in diesem Zusammenhang ste-
hende gering empfundene Gesundheitskom-

                                                Seite 9
Abbildung 1. Zielbild der gesundheitsfördernden Schule
in Österreich
                                                                    Ausgangssituation beschrieben. Weiters
Themen                                                              werden die wichtigsten Handlungsfelder
Die inhaltlichen Themen werden drei großen                          skizziert und zu den Rahmengesundheitszielen

Bereichen zugeordnet – der physischen Ge-                           in Verbindung gebracht.
sundheit, der psychischen Gesundheit sowie
dem Bereich Umwelt und Sicherheit – und                             4.1.    Leitung und Schulorganisation
sind im Sinne der inhaltlichen Vernetzung die-                      Die Aufgaben der Schulleitung umfassen Füh-
ser drei Bereiche in Form von drei zusam-                           rung und Leitung, Administration und Organi-
menwirkenden Säulen dargestellt.                                    sation, Übernahme der Gesamtverantwortung
Systemebenen                                                        für Unterricht und Erziehung, Pflege von Au-
Die Inhalte der gesunden Schule finden sich                         ßenkontakten, Einhaltung aller Rechtsvor-
eingebettet in ein Modell mehrerer System-                          schriften und schulbehördlichen Weisungen,
Ebenen, welche, wiederum miteinander ver-                           sowie gegebenenfalls die teilweise Delegie-
netzt, jeweils ihrer Zuständigkeit entspre-                         rung dieser Aufgaben an andere Personen an
chend, auf die einzelnen Säulen zugreifen und                       der Schule (z.B. Administratoren/innen, zur
diese thematisieren.                                                Unterstützung der Schulleitung bestellte Lehr-
                                                                    kräfte) 1. Im Kontext des Top-Down Prozesses
Zu jedem Themenfeld und zu jeder Ebene in
                                                                    1
                                                                     § 56 SchUG:
Abb. 1 wird nachstehend ein Aufriss der                             http://www.jusline.at/56_Schulleiter_SchUG.html
                                                                    [10.03.2016]

                                                         Seite 10
der Gesundheitsförderung nimmt die Schullei-                         sundheitsministeriums für ein ge-
tung in ihrem Aufgabenfeld eine tragende Rol-                        sundheitsförderliches Speisen- und
le ein. So zeichnet sie beispielsweise für die                       Getränkeangebot an österreichischen
Gesundheitsförderung aller Schulangestellten                         Schulbuffets“ integrativer Bestandteil
– unterrichtend und nichtunterrichtend - ver-                        des Vertrages;
antwortlich und definiert Rahmenbedingun-                         Einbindung des SGA Schulgemein-
gen und Ausprägung der am Standort und im                            schaftsausschusses in Fragen der Ge-
Sinne eines Setting-Ansatzes geleisteten El-                         sundheitsförderung (zwei Sitzungen
ternarbeit und Community Arbeit. Auch Schul-                         im Jahr sind mind. vorgesehen); dieser
kultur und Schulklima zur Förderung der psy-                         hat u.a. die Aufgabe, zu wesentliche
chosozialen Gesundheit sind stark vom jewei-                         Themen wie z.B. zu Fragen des Unter-
ligen Führungsstil der Schulleitung abhängig.                        richts und der Erziehung zu beraten,
Der Schulleitung kommt bei der Umsetzung                             aber auch Entscheidungen zu Themen
der gesunden Schule eine zentrale Aufgabe zu.                        wie z.B. Durchführung von Veranstal-
                                                                     tungen zur Gesundheitspflege oder
In Hinblick auf konkrete Handlungsschritte auf                       Mitgestaltung des Schullebens zu tref-
Schulleitungsebene ergeben sich daraus                               fen.3
exemplarisch folgende Aktionspunkte:                              § 13 Suchtmittelgesetz – Helfen statt
     Sicherstellung geeigneter Personal-                            Strafen: Bei Suchtgiftkonsum einer
        entwicklungsmaßnahmen zum Thema                              Schülerin/eines Schülers muss das
        Gesundheit; entweder durch externe                           schulinterne Krisenmanagement
        Fort- und Weiterbildung der Lehrkräf-                        durch die Schulleitung umgesetzt
        te oder durch die Organisation von                           werden und gesundheitsbezogene
        SCHÜLF oder SCHILF;                                          Maßnahmen kontrolliert werden.
     Überprüfung der Einhaltung der Richt-                       Beauftragung der Schulärztinnen und -
        linien für Buffetbetriebe an Bundes-                         ärzte z.B. mit der Erstellung eines Hy-
        schulen2, ggf. durch Meldung an die                          gieneplans bzw. Aufgaben im Kontext
        Schulaufsicht bei Verletzung der Richt-                      von Lärmschutz und Ergonomie.
        linien; im Standardpachtvertrag mit
        den Buffetbetreibern ist die „Leitlinie
        Schulbuffet -Empfehlungen des Ge-

2
 https://www.bmbf.gv.at/ministerium/rs/2012_08.
html [25.2.2016] Leitlinie Schulbuffet:
                                                             3
http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/6/                   Aufgaben des SGA
4/0/CH1047/CMS1313558884746/leitlinie_schulbu                s.https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrag
ffet_20150619.pdf                                            e=Bundesnormen&Dokumentnummer=NOR40150
                                                             919 [10.03.2016]

                                                  Seite 11
Die auf Schulleitungsebene geplanten Maß-                        in der Schule sensibilisiert und qualifiziert
nahmen sind insbesondere auf die Erreichung                      werden, andererseits in eine Lage versetzt
des >> Rahmengesundheitsziels 3 „Gesund-                         werden, in der sie selbst über gute Gesundheit
heitskompetenz der Bevölkerung stärken“                          verfügen und diese durch Selbstkompetenz
sowie des >> Rahmengesundheitsziels 7 „Ge-                       und eine professionelle Haltung auch im Be-
sunde Ernährung mit qualitativ hochwertigen                      rufsalltag aufrecht erhalten können (Stichwort
Lebensmitteln für alle zugänglich machen“                        Burnout - Supervision; Überbeanspruchung
gerichtet.                                                       der Stimme - Stimmtraining, Umgang mit ver-
                                                                 haltensauffälligen Schülerinnen und Schü-

4.2.    Lehren und Lernen                                        lern…).

Lehren und Lernen ist Kernaufgabe der Schule.
„Guter Unterricht“ berücksichtigt leistungs-                     4.2.1. Lehrer/innenaus- und -weiterbildung

und gesundheitsrelevante Aspekte gleicher-                       Die Bedeutung der Lehrer/innenbildung wird

maßen. Neben der Behandlung von Gesund-                          an dieser Stelle festgehalten. Neben der Fach-

heitsthemen laut Lehrplan gehören jedoch                         kompetenz und der methodisch-didaktischen

auch unterstützendes Klassenklima, informie-                     Kompetenz geht es v.a. auch um den Aufbau

rende statt kontrollierende Klassenführung                       von Selbstkompetenz im Sinne einer reflek-

sowie individualisierter Unterricht zu den we-                   tierten, wertschätzenden und professionellen

sentlichen Merkmalen eines „gesundheitsför-                      Haltung den Schülerinnen und Schülern ge-

derlichen“ Unterrichts. Ein solcher Unterricht                   genüber.

wirkt sich nicht nur positiv auf die Leistungen                  Anknüpfstelle bildet die kompetenzorientierte

der Schüler/innen aus, sondern ebenso auf                        Pädagoginnen- und Pädagogenbildung.

deren physische und psychosoziale Gesund-                        Ein Kernpunkt bei der Entwicklung der Curri-

heit4. In der Folge sind Themen aus dem Be-                      cula ist die Kompetenzorientierung. Pädagogi-

reich der Gesundheitsförderung (Ernährung,                       sche, fachliche und didaktische Kompetenz,

Bewegung, Gewalt, Suchtprävention, Chan-                         Diversitäts- und Genderkompetenz, Soziale

cen- und Geschlechtergerechtigkeit usw.) ent-                    Kompetenz und Beratungskompetenz stehen

sprechend den Unterrichtsprinzipien und je-                      dabei im Mittelpunkt.

weils geltenden Lehrplänen in den Unterricht                     Die Empfehlungen des Entwicklungsrates

zu integrieren. Dies kann jedoch nur dann er-                    (Qualitätssicherungsrates) unterstreichen die

folgreich geschehen, wenn Lehrkräfte einer-                      Bedeutung von Kompetenzen zum Umgang

seits in ihrer Ausbildung entsprechend auf das                   mit Konflikten und zur Prävention von Gewalt.

Thema Gesundheit und Gesundheitsförderung                        Ein weiterer Anknüpfungspunkt bietet die
                                                                 Verankerung von „Health Literacy“ in der Pä-
4
 Kremser (u.a.). (2010). Die Rolle der Gesundheits-
förderung bei der Entwicklung des Schulsystems                   dagog/innenbildungNEU. Die PädagogInnen-
LBI HPR Working Paper: S. 3

                                                      Seite 12
bildung NEU sieht vor, Kompetenzen der                      maß beträgt in der Regel eine Wochenstunde
„HealthLiteracy“ im Sinne einer professionel-               pro 60 Schüler/innen.
len Kompetenzorientierung in allen Phasen
der Aus- und Weiterbildung zu entwickeln und                Der Rechnungshof prüfte im Jahr 2011 den
zu vertiefen und die Pädagogischen Hochschu-                schulärztlichen Dienst im Bundesschulbe-
len selbst als gesundheitsförderliche Orte des              reich.5 Die aktuellen Konzepte für die Weiter-
Lehrens und Lernens zu gestalten.                           entwicklung im schulärztlichen Dienst basie-
http://www.gesundeschule.at/wp-                             ren auf den folgenden im Rechnungshofbe-
cotent/uploads/Arbeitsunterlage_HealthLitera                richt vom Jänner 2013 ausgesprochenen Emp-
cy_PaedagogInnenbildungNEU_02_2014.pdf                      fehlungen:

                                                                 BMB und BMG sollen ihre Zusammen-
Die geplanten Maßnahmen im Bereich des                              arbeit intensivieren und die Bereiche
Lehrens und Lernens sind insbesondere auf                           Schulgesundheitspflege und Gesund-
die Erreichung des >> Rahmengesundheits-                            heitsvorsorge durchlässiger gestalten.
ziels 1 „Gesundheitliche Lebens- u. Arbeits-                     Die Reihenuntersuchungen wären zu
bedingungen: Gesundheitsförderliche Le-                             regeln; die daraus gewonnenen Daten
bens- und Arbeitsbedingungen für alle Bevöl-                        sollten in anonymisierter Form zu-
kerungsgruppen durch Kooperation aller Poli-                        gänglich gemacht werden.
tik- und Gesellschaftsbereiche schaffen“, >>                     Synergiepotenziale zwischen Schulärz-
Rahmengesundheitsziels 3 „Gesundheits-                              tinnen und -ärzten sowie Arbeitsmedi-
kompetenz der Bevölkerung stärken“, sowie                           ziner/innen wären auszuloten.
des >> Rahmengesundheitsziels 6 „Gesundes                        Die schulärztlichen Leistungen wären
Aufwachsen für Kinder und Jugendliche                               jährlich in einem österreichweiten Ge-
bestmöglich gestalten und unterstützen“ ge-                         samtbericht darzustellen.
richtet.                                                         Ein systematisches Qualitätsmanage-
                                                                    ment für den schulärztlichen Dienst
                                                                    wäre aufzubauen.
4.3.       Stützsysteme zur Förderung
    physischer und psychosozialer                           Ein Schwerpunktthema des schulärztlichen
    Gesundheit                                              Dienstes auch für die kommenden Jahre ist

4.3.1. Bundesschularztwesen                                 der Themenbereich um Erste Hilfe und Si-

Der Bund als Schulerhalter beschäftigt derzeit              cherheit an der Schule.

etwa 550 Schulärztinnen und Schulärzte im
Angestelltenverhältnis. Das Anstellungsaus-                 5
                                                             www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/2
                                                            013/berichte/teilberichte/bund/Bund_2012_01/Bu
                                                            nd_2013_01_3.pdf (14.04.2016)

                                                 Seite 13
Die Jahresberichte der Bundesschulärztinnen                    Eine Weiterentwicklung der Gesundheitsver-
und -ärzte sowie der Landesschulärzte/innen                    sorgung im Rahmen der Schulgesundheits-
sollen zukünftig ausgewertet und zu einem                      pflege erscheint aus verschiedenen Gründen
bundesweiten Bericht zusammengefasst wer-                      notwendig. Die Zahl der Schulkinder mit chro-
den. Eine EDV-Lösung zur Dokumentation der                     nischen Erkrankungen nimmt zu, Schätzungen
schulärztlichen Tätigkeit wird angestrebt. Im                  gehen von etwa 20% aus. Auch die gesell-
Zuge des Aufbaus eines Qualitätsmanage-                        schaftliche Entwicklung der Inklusion und die
ments für das Bundesschularztwesen ist es                      Zunahme ganztägiger Schulformen erfordern
notwendig, neben dem Berichtswesen Leitli-                     Maßnahmen, um die Versorgung dieser Kinder
nien und Standards auszuarbeiten. Bundes-                      und Chancengerechtigkeit zu gewährleisten.
schulärztinnen und -ärzte haben durch die                      Darüber hinaus wird das Nutzbarmachen der
zahlreichen Schüler/innen-, Lehrer/innen- und                  Daten aus den schulärztlichen Untersuchun-
Elternkontakte einen umfassenden Einblick in                   gen für Gesundheitsförderungsmaßnahmen
die gesundheitlichen Bedürfnisse ihres Schul-                  und für die Gesundheitspolitik angestrebt. Die
standortes. Dieses Wissen stellt eine bisher                   jährlich durchgeführten schulärztlichen Unter-
weitgehend ungenützte Ressource für die                        suchungen sind die größten Reihenuntersu-
schulische Gesundheitsförderung dar. Durch                     chungen in der österreichischen Bevölkerung
stärkeres Einbinden der Schulärztinnen und -                   und würden wertvolle Hinweise für gesund-
ärzte in den schulischen Organisationsablauf                   heitsplanerische und gesundheitspolitische
und durch bessere Vernetzung mit den unter-                    Maßnahmen geben können. Da die erhobenen
richtlichen Tätigkeiten kann die Qualität der                  Daten aufgrund ungelöster datenschutzrecht-
schulischen Gesundheitsförderung verbessert                    licher Fragen für eine zentralen Auswertung
werden.                                                        derzeit nicht zur Verfügung stehen, gehen we-
                                                               sentliche Möglichkeiten der Gesundheitsför-
Schulärztinnen und -ärzte stellen eine wichtige                derung und Prävention verloren.
Schnittstelle zu internen und externen Bera-                   Eine Neuausrichtung der österreichischen
tungssystemen dar. Der regelmäßige Aus-                        Schulgesundheitsdienste wird diskutiert und
tausch, insbesondere mit der Schulpsycholo-                    ein umfassendes interministerielles Projekt in
gie, soll gefördert und möglichst institutionali-              Aussicht genommen.
siert werden. Auch Elternarbeit soll gefördert
werden. Das Einbinden der Eltern ist ein we-                   Die geplanten Maßnahmen im Bereich des
sentlicher Faktor für den Erfolg von gesund-                   Bundesschularztwesens sind insbesondere auf
heitsförderlichen Schulprojekten.                              die Erreichung des >> Rahmengesundheits-
                                                               ziels 1 „Gesundheitliche Lebens- u. Arbeits-
                                                               bedingungen“, Rahmengesundheitsziel 2 „Ge-

                                                    Seite 14
sundheitliche Chancengerechtigkeit“, Rah-                   Dies ist auch Hauptergebnis der externen Eva-
mengesundheitsziel 3 „Gesundheitskompe-                     luation aus dem Jahr 2010 (siehe
tenz“ sowie des >> Rahmengesundheitsziels                   http://www.schulpsychologie.at/schulpsychol
10 „Gesundheitsversorgung“ gerichtet.                       ogie-bildungsberatung/evaluationsstudien/)

4.3.2. Schulpsychologische Bildungsbera-                    Dies erfordert:
        tung                                                     vor allem im Bereich der Einzelfallar-
Die schulpsychologische Bildungsberatung er-                        beit eine Fokussierung auf bzw. Priori-
bringt gegenwärtig drei Kernaufgaben für                            sierung von Fragestellungen, bei de-
Schulen und das Schulsystem:                                        nen eine „gehobene“ psychologische
    1. Unterstützung für Einzelne in Form                           Kompetenz erforderlich ist
        von psychologischer Beratung bei                         die weitere Integration der beim Ös-
        Lern- bzw. Verhaltensschwierigkeiten                        terreichischen Zentrum für psycholo-
        und damit verbundenen persönlichen                          gische Gesundheitsförderung im
        Problemlagen und Krisen sowie bei                           Schulbereich (ÖZPGS) angestellten
        Fragen zur Bildungswahl, psychologi-                        Psycholog/innen in möglichst umfas-
        sche Begutachtungen sowie Behand-                           sender Weise in das Arbeitsfeld der
        lungen                                                      Schulpsychologie
    2. Systemische Unterstützungsleistungen                      eine verstärkte Kooperation mit ande-
        für Klassen, Schulen, Schulaufsicht,                        ren psychosozialen Beratungs- und
        Schulbehörden in Form von Qualifizie-                       Unterstützungseinrichtungen mit
        rungsmaßnahmen, Maßnahmen zur                               Übernahme von im Interesse der
        Entwicklungsunterstützung und Ver-                          Schulbehörde gelegenen diesbezügli-
        netzung bzw. Koordination von psy-                          chen Koordinations- und Qualitätssi-
        chosozialen Supportleistungen für                           cherungsaufgaben
        Schulen                                                  einen moderaten weiteren Ausbau
    3. Unterstützung von Schulen beim Kri-                          der Planstellen von derzeit 160 auf
        senmanagement sowie Kriseninter-                            200 Vollzeitäquivalente (Schulpsycho-
        vention                                                     log/innen bei den Landesschulräten
                                                                    und ÖZPGS-Psycholog/innen).
Ziel ist, insbesondere die systemischen Unter-
stützungsleistungen weiter auszubauen, um                   4.3.3. Schulsozialarbeit
im Bereich der psychologischen Gesundheits-                 Schulsozialarbeit ist in Österreich erst im Auf-
förderung auch verstärkt Beiträge zur Pri-                  bau begriffen und gegenwärtig sowohl in
märprävention in Schulen leisten zu können.                 strukturell-organisatorischer als auch fachlich-

                                                 Seite 15
inhaltlicher Hinsicht sehr divers. Dies beruht
vor allem auf dem Umstand, dass es hier keine                 Notwendige Schritte dazu sind:
Bundeszuständigkeit und damit auch keine                          Unterstützung der weiteren Professi-
bundesgesetzliche Grundlage gibt.                                    onalisierung von Schulsozialarbeit mit
                                                                     Definition von Qualitätsstandards hin-
Die im Rahmen der seit 2011 vom BMB initi-                           sichtlich der fachlichen Qualifikation
ierten und mitgeförderten Pilotprojekte etab-                        und Weiterqualifikation der Mitarbei-
lierten Entwicklungspartnerschaften haben                            ter/innen, der von den Dienst- bzw.
erstmals zu einer bundesweiten Kommunika-                            Auftraggebern sicherzustellenden
tion geführt und einen gemeinsamen Prozess                           Rahmenbedingungen sowie einheitli-
zur Entwicklung eines einheitlichen Verständ-                        chem Selbstverständnis und ethischen
nisses von Schulsozialarbeit, deren Positionie-                      Grundsätzen.
rung und der Notwendigkeit der Definition                         Positionierung der Schulsozialarbeit
von diesbezüglichen Standards bzw. Qualitäts-                        als soziale Arbeit, die über die Schul-
kriterien geführt. In diesen Kommunikations-                         grenzen hinausreicht und auch außer-
prozess sind Vertreter/innen der Träger für                          schulische Lebensräume von Kindern
Schulsozialarbeit sowie der Schul- und Lan-                          und insbesondere das Elternhaus um-
desbehörden eingebunden. Im Rahmen einer                             fasst, verstärken
wissenschaftlichen Begleitung durch das LBI-                      Austausch zwischen schulischen Bera-
HPR (Ludwig Boltzmann Instituts Health Pro-                          tungssystemen und Schulsozialar-
motion Research) entstanden in den letzten                           beitsprojekten auf Schulebene, Lan-
Jahren einige grundlegende Dokumente, wie                            desebene und Bundesebene instituti-
ein Grundlagenpapier zur Entwicklung eines                           onalisieren
einheitlichen Evaluationsmodells für Schulso-                     Eine bessere bundesgesetzliche Ver-
zialarbeit in Österreich sowie ein Leitfaden zur                     ankerung in Kooperation mit dem
Unterstützung der Implementierung von                                BMFJ und den Ländern anstreben
                    6
Schulsozialarbeit. Schulsozialarbeit ist jeden-
falls potentiell hervorragend dazu geeignet,                  4.3.4. Schüler- und Bildungsberater/innen
die gegenwärtigen systemeigenen pädagogi-                     Gegenwärtig gibt es österreichweit und bun-
schen, schulpsychologischen und schulärztli-                  desgesetzlich verankert an allen Sekundar-
chen Beratungs- und Unterstützungsleistun-                    schulen (mit Ausnahme der Berufsschulen)
gen im Hinblick auf Gesundheitsförderung im                   Schüler- und Bildungsberater/innen, die nach
Schulbereich durch soziale Arbeit zu ergänzen                 einem einheitlichen Rahmencurriculum (12
und zu erweitern.                                             ECTS) von Pädagogischen Hochschulen im
                                                              Rahmen von entsprechenden Lehrgängen zur
6
    Siehe www.bmb.gv.at/schulsozialarbeit

                                                   Seite 16
Übernahme von Beratungsaufgaben qualifi-                        4.3.5. Andere Lehrerinnen und Lehrer mit
ziert werden. Das Tätigkeitsfeld ist durch je-                          Beratungsaufgaben
weils schulartenspezifische Grundsatzerlässe                    Länder- und schulspezifisch gibt es eine Reihe
definiert, der zeitliche Umfang der Tätigkeit                   weiterer Gruppen von Lehrer/innen mit Bera-
aus den jeweiligen Bestimmungen zur Abgel-                      tungsaufgaben. Die größte Gruppe ist hier die
tung im Gehaltsgesetz ableitbar.7 Derart quali-                 der Beratungs-, Betreuungslehrer/innen und
fizierte Lehrer/innen direkt am Schulstandort                   Psychagoginnen und Psychagogen im Pflicht-
sind als niederschwellige, über besonders ho-                   schulbereich. Der Einsatz dieser Lehrer/innen
he Systemkenntnis verfügende Ansprechstel-                      obliegt, da es sich um Landeslehrer/innen
len für Schülerinnen und Schüler bei gesund-                    handelt, den einzelnen Bundesländern. Das
heitsrelevanten Fragen der Bildungs- und                        BMB sorgt lediglich für die fachliche Koopera-
Lernplanung hervorragend geeignet.                              tion und die Verständigung über gemeinsame
Um dieses Potential noch besser nutzbar zu                      Qualifikationsstandards. Weiters wurden im
machen, ist geplant:                                            Rahmen von speziellen Landes- oder Schulini-
       Die gegenwärtigen Aufgabenbeschrei-                     tiativen auch andere Spezialfunktionen für
          bungen für die Schüler- und Bildungs-                 Lehrer/innen geschaffen, z.B. Vertrauensleh-
          berater/innen zu aktualisieren und zu                 rer/innen, „Social Networker“, „Peer Coaches“
          präzisieren,                                          etc.
       Ihre Tätigkeit vor allem auf individuel-
          le Hilfestellungen im Hinblick auf die                In Hinblick auf die Sicherstellung von Qualität
          Prävention von gesundheitsgefähr-                     und Effizienz und die Vermeidung von Doppel-
          denden Folgen von Überforderung,                      und Mehrgleisigkeiten sollen auf Schul-, Be-
          Misserfolgen, Fehlentscheidungen,                     zirks- und Landesebene geeignete Steuerungs-
          Bildungsabbruch und umgekehrt der                     und Koordinationsmechanismen unter Feder-
          damit verbundenen Förderung von                       führung der Schulleitung bzw. Schulbehörde
          psychischer Gesundheit zu fokussieren                 (Schulaufsicht und Schulpsychologie-
       und nach Möglichkeit den Umfang Ih-                     Bildungsberatung) etabliert werden.
          rer Tätigkeit am Schulstandort auszu-
          weiten (siehe auch Empfehlungen der                   4.3.6. Kooperation mit außerschulischen
          OECD im Austrian Country Report zur                           Beratungsdiensten und Koordination
          Career Guidance Policy Studie 2003).                          der psychosozialen Unterstützungs-
                                                                        systeme in und für Schulen
                                                                Im österreichischen Schulsystem gibt es meh-
                                                                rere Berufsgruppen und Funktionen, die Schu-
                                                                len bei der Bewältigung psychologischer, ge-
7
    Siehe www.schulpsychologie.at/schuelerberatung

                                                     Seite 17
sundheitlicher und sozialer Herausforderun-                 mung und Koordination noch besser zu gestal-
gen unterstützen. Diese decken potentiell ein               ten, um die Treffsicherheit zu erhöhen.8
weites Feld ab, die eingebrachten Kompeten-
zen ergänzen sich.                                          Bereits angelaufene wie geplante Maßnahmen
Die zentralen bundesweiten Unterstützungs-                  zur Erhöhung der Steuerwirksamkeit und
systeme sind zum Teil LehrerInnen mit Zusatz-               Treffsicherheit:
ausbildung, wie Schüler- und Bildungsberate-                         Nutzung der Schulpsychologie-
rInnen sowie Beratungs-, BetreuungslehrerIn-                          Bildungsberatung als flächendecken-
nen und PsychagogInnen, zum anderen Teil                              de, gut im System der Schulbehörden
Angehörige anderer Professionen wie Schul-                            des Bundes verankerte Einrichtung zur
psychologInnen, SchulsozialarbeiterInnen, Ju-                         Koordination und Qualitätsentwick-
gendcoaches und SchulärztInnen. Darüber                               lung.
hinaus gibt es regional oder standortbezogen                         Eine prinzipielle bundesgesetzliche
noch zusätzliche Initiativen.                                         Verankerung der Schulsozialarbeit im
Die Bedeutung der Kooperation mit schulsys-                           Kinder- und Jugendhilfegesetz und im
temextern beauftragten Unterstützungssys-                             Schulunterrichtsgesetz sollte ange-
temen hat in den letzten Jahren zugenommen.                           strebt werden. Der Charakter der
Als Beispiel können hier die Jugendcoaches                            Schulsozialarbeit als bereichsübergrei-
angeführt werden. Diese verfügen über ver-                            fende Einrichtung (Schule - Kinder-
schiedene psychosoziale Grundberufe und                               und Jugendhilfe) sollte dabei aber un-
sind in vom Sozialministeriumservice geför-                           bedingt gewahrt und festgeschrieben
derten Vereinen angestellt. Sie sind in ganz                          werden. Für die Tätigkeit in Schulen
Österreich flächendeckend im Einsatz und un-                          könnte es darauf aufbauend eine Ver-
terstützen ausgrenzungsgefährdete SchülerIn-                          ordnung geben, die einen Rahmen für
nen ab dem 9. Schulbesuchsjahr (wie auch                              das Tätigkeitsfeld sowie die Art der
systemferne Jugendliche unter 19 Jahre) durch                         Zusammenarbeit z.B. mit LehrerInnen
individuelles Coaching (Case-Management)                              und SchulpsychologInnen definiert,
beim Übertritt in eine Berufs- oder weiterfüh-                        Qualitätskriterien für die Tätigkeit
rende Schulausbildung.                                                nennt und Verfahren zur deren Siche-
Da Auftrag- und Geldgeber, Dienstrechte, or-                          rung einfordert.
ganisatorische Zuordnung und gesetzliche                             Ein potentiell besonders wirksamer
Grundlagen für die einzelnen Unterstützungs-                          Beitrag der Schulsozialarbeit besteht
systeme unterschiedlich sind, ist die Abstim-                         an Schulstandorten mit einem hohen
                                                                      Anteil an Schülern mit sozialer Be-

                                                            8
                                                                Siehe www.schulpsychologie.at/kokoko

                                                 Seite 18
nachteiligung. Dementsprechend fo-                              Sonderpädagogik) mit externen
    kussiert die vom BMB initiierte und                             AuftraggeberInnen (Verantwortli-
    mitgeförderte ESF-                                              che für die Kinder- und Jugendhil-
    Entwicklungspartnerschaft zur                                   fe des Landes, LeiterIn des Sozial-
    Schulsozialarbeit (Start erfolgte im                            ministeriumservices) – läuft be-
    Sep. 2015) auf die Entwicklung ent-                             reits in etlichen Bundesländern.
    sprechender Modelle.                                        -   Einheitliche Kommunikation (In-
   Im Bereich der Schüler- und Bildungs-                           formationsunterlagen) über An-
    beratung ist geplant, die derzeitigen                           gebote der psychosozialen Unter-
    schulartenspezifischen Grundsatzer-                             stützungssysteme an Schulen,
    lässe zu vereinheitlichen und zu aktua-                         SchülerInnen und Eltern (Broschü-
    lisieren. Dabei sollen das Tätigkeits-                          re „Beratung an und für Schulen
    profil noch genauer spezifiziert und                            wurde im Frühjahr 2016 veröffent-
    Kooperationsverpflichtungen mit an-                             licht)
    deren Unterstützungssystemen expli-                         -   Vermittlung von Systemwissen an
    zit verankert werden. Eine Veröffentli-                         BeraterInnen externer Kooperati-
    chung ist für 2017 geplant.                                     onspartner (SchulsozialarbeiterIn-
   Weitere Maßnahmen zur Verbesse-                                 nen, Jugendcoaches) durch spezi-
    rung der Koordination:                                          elle Fortbildungen
    -   Regionale Koordination auf- und                         -   Kooperationsverpflichtungen soll-
        ausbauen (Netzwerk der Schul-                               ten in zukünftigen einschlägigen
        psychologie dafür nutzen) – läuft                           Verordnungen, Erlässen, Förder-
        bereits                                                     verträgen etc. verankert werden.
    -   Außenstellen des Landesschulra-
        tes als Zentren der Bildungsregio-               4.3.7. Initiativen des BMB zur Unterstüt-
        nen (evtl. auch räumlich) näher                          zung von Schulen im Bereich psychi-
        zueinander bringen: Pflichtschul-                        scher Gesundheitsförderung
        inspektorInnen, Schulpsycholo-                   Ziele der diesbezüglichen Initiativen des BMB
        gInnen, ZIS (Zentren für Inklusiv-               sind
        und Sonderpädagogik)                                  Förderung von Sensibilität/Wissen
    -   Auf Landesebene: Enge kontinu-                           über Schutz- und Risikofaktoren psy-
        ierliche Abstimmung der Verant-                          chischer Gesundheit
        wortlichen in der Schulbehörde                        Förderung von sozialen Kompetenzen
        (LandesreferentIn für Schulpsy-                       Förderung von Gender- und Diversi-
        chologie-Bildungsberatung, LSI für                       tätskompetenzen

                                              Seite 19
 Förderung des Schul- und Klassenkli-                   und den Fachstellen für Suchtprävention in
        mas                                                  den Ländern wird fortgesetzt.
                                                             http://www.schulpsychologie.at/psychologisc
Die diesbezüglichen Maßnahmen des Bun-                       he-gesundheitsfoerderung/suchtpraevention/
desministeriums für Bildung setzen auf Infor-
mation von Lehrer/innen und Schüler/innen,                   4.3.7.1.3.   Sexualpädagogik
Entwicklung und Distribution auf wissen-                     Sexualpädagogik soll altersgerecht sein, sich
schaftlicher Grundlage erstellter Instrumente                an der Lebensrealität von Kindern und Jugend-
und Unterrichtsmaterialien sowie Qualifizie-                 lichen orientieren, auf wissenschaftlich ge-
rungsmaßnahmen für MultiplikatorInnen und                    stützten Informationen basieren, positiven
Lehrkräfte.                                                  Zugang zur Sexualität fördern und das Prinzip
                                                             der Gleichstellung der Geschlechter sowie die
4.3.7.1.1.     Gewaltprävention                              Vielfalt der Lebensformen berücksichtigen. Es
Im Rahmen der Nationalen Strategie zur schu-                 sollen Kompetenzen vermittelt werden und
lischen Gewaltprävention                                     diese an internationalen Menschen- und Kin-
www.schulpsychologie.at/gewaltpraevention                    derrechten ausgerichtet sein. Der Grundsatz-
wurden auf Basis wissenschaftlicher Erkennt-                 erlass Sexualpädagogik wurde in diesem Sinne
nisse verschiedene Initiativen, Projekte und                 2015 aktualisiert.
Instrumente entwickelt, die Schulen bei der                  http://www.schulpsychologie.at/fileadmin/us
Planung und Umsetzung von gewaltpräven-                      er_upload/Sexualpaedagogik_Erlass.pdf
tiven Maßnahmen unterstützen. Die inhaltli-
chen Schwerpunkte sind „Dschihadistischer                    4.3.7.1.4.   Gleichstellung der Geschlechter /
Extremismus“, „(Cyber)Mobbing“ und (sexuel-                               Genderkompetenzen
le) Gewalt“.                                                 Gesundheitszustand und Gesundheitsverhal-
                                                             ten von Schülerinnen und Schülern werden
4.3.7.1.2.     Suchtprävention
                                                             vielfach auch geprägt von Ungleichheitsver-
Der Zusammenhang von Schule und Suchtver-
                                                             hältnissen und stereotypen Rollenbildern (vgl.
halten ist durch zahlreiche Studien belegt. Be-
                                                             auch HBSC-Studie), z.B. durch rigide Schön-
deutende Faktoren, die Einfluss auf das Ge-
                                                             heitsideale und Sexualisierung in Werbung
sundheitsverhalten und für die Entwicklung
                                                             und Medien (Stichwort Essstörungen, sexuali-
von Tabakrauchen von Schülerinnen und
                                                             sierte Gewalt), durch Einschränkung der
Schülern nehmen, sind Leh-
                                                             Selbstbestimmung von Mädchen aus streng
rer/innenunterstützung, Schulerfolg und
                                                             patriarchalen Familien oder den Druck „cool“
Schulzufriedenheit. Die Kooperation mit dem
                                                             zu sein bei Buben. Im Sinne der Umsetzung
BMG im Rahmen des Bundesdrogenforums
                                                             des Unterrichtsprinzips „Erziehung zur Gleich-

                                                  Seite 20
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