Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 3 September 2021 - DAV Tübingen
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130. Jahrgang Heft 3 Sektion Tübingen September 2021 des Deutschen Alpenvereins www.dav-tuebingen.de
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Liebe Bergfreundinnen und Bergfreunde, das ema Covid-19-Pandemie verfolgt uns nun schon seit dem Frühjahr 2020 und hat uns schmerzliche Lockdowns beschert, die unser Vereinsleben über einen langen Zeitraum sehr eingeschränkt haben. Zum Redaktionsschluss dieses Heftes sind die Inzidenz-Werte wieder auf einem Niveau, die einen Betrieb der Kletter- halle und der Tübinger Hütte mit entsprechen- den Hygieneregeln erlauben. Auch das Touren- programm kann mit gewissen Einschränkungen oder Umgestaltung wieder stattfinden. Wie sich allerdings die Delta-Variante ausbreitet, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand mit Sicherheit vorhersagen. Wir hoffen sehr, dass es nicht wieder zu einschneidenden Ein- schränkungen kommt und damit erneut des Vereinsleben erschwert wird. Erstmals in der Vereinsgeschichte hatten wir am 18.06. 2021 eine digitale Mitgliederversammlung im Studio von DSR in Pfullingen. Vorstand sowie Ge- Nachrichten der Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins schäftsführer haben die emenblöcke intensiv vorbereitet und insbesondere 130. Jg., Heft 3/2021 die Projekte zur Mittelverwendung in verschiedenen Infoveranstaltungen mit Herausgeber: Sektion Tübingen, Ehrenamtlichen und Mitgliedern vorab dargestellt. Der grobe Zeitplan für die 1. Vorsitzender: Dieter Porsche Mitgliederversammlung war auf 2,5 Stunden angesetzt. Wie viele Fragen im BG Hechingen, 1. Vorsitzender: omas Bodmer Chat gestellt werden und welche Diskussion sich daraus entwickelt, konnten wir Geschäftsstelle der Sektion Tübingen nicht einschätzen. Vor laufender Kamera und ohne sichtbares Publikum waren Anschrift (Herausgeber und Redaktion) die Vortragenden vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Neben den Regie- Kornhausstraße 21, 72070 Tübingen Tel.: 07071 23451, Fax: 07071 252295 anweisungen, waren die Präsentation, der Chat und das Livebild auf verschie- Geschäftsführer: Matthias Lustig denen Monitoren zu sehen und mussten stets beachtet werden. Bei einer „nor- Leiterin der Geschäftsstelle: Bärbel Morawietz malen“ Mitgliederversammlung sind die Reaktionen der Mitglieder optisch und Mitarbeiterin der Geschäftsstelle: Bärbel Frey E-Mail: info@dav-tuebingen.de akustisch wahrnehmbar, diese fehlen im Studio gänzlich. Internet: www.dav-tuebingen.de Die Vorstellung der Pläne zur B12-Erweiterung beanspruchte die meiste Zeit Öffnungszeiten: der Mitgliederversammlung. Im Vorfeld erarbeitete ein neunköpfiges Projekt- Di/Fr 10:00 – 11:30 Uhr Di/Do 17:00 – 19:00 Uhr team in vielen Sitzungen, Besprechungen und Abstimmungen ein schlüssiges Sa 11:30 – 13:00 Uhr Erweiterungskonzept. Neben der Erweiterung im Bereich Bouldern und Klet- Bibliothek Do 17:00 – 19:00 Uhr tern standen die Vereinsräumlichkeiten im besonderen Fokus. Um hier alle Wün- Vereinsheim: Krumme Brücke Kornhausstr. 21, 72070 Tübingen sche der Ehrenamtlichen und Mitglieder in Einklang zu bringen, waren unzäh- lige Entwürfe notwendig, die letztlich zu dem aktuellen Ergebnis führten. Für Bankverbindung: IBAN: DE18 6415 0020 0000 0472 52 die Zustimmung von 91% möchte ich mich bei allen, die ihre Stimme abgegeben BIC: SOLADES1TUB haben, ganz herzlich bedanken. Bei den drastisch steigenden Baupreisen ist die Redaktion/Layout/Druck: Einhaltung des Investitionskostenvolumen von 3 Mio. Euro eine große Heraus- Redaktionsteam: forderung, die wir meistern müssen. Redaktion@dav-tuebingen.de Anzeigenleitung: Bärbel Morawietz Auch der Bundesverband hatte seine erste digitale Nachhol-Hauptversamm- Herstellung: Druckerei Maier, Rottenburg lung am 11. und 12. Juni 2021. Das technische und organisatorische Zentrum Erscheinungsweise: vierteljährlich, das Heft 4/2021 erscheint im Dez. 2021 lag dabei in der neuen DAV-Bundesgeschäftsstelle in München. Die Delegierten Redaktionsschluss für Heft 1/2022: der 202 zugeschalteten Sektionen behandelten eine Vielzahl von emen mit 31. Dezember 2021 teilweise mehreren Anträgen, die die Sektionen und der Verbandsrat des Bun- Bezugspreis: 1 Euro/Ausgabe, im Mitglieds- beitrag enthalten. desverbandes eingebracht hatten. Dabei wurden weitreichende Beschlüsse für den Verband gefasst. Herauszuheben sind die Entscheidung zum „Positions- Manuskripte werden gern entgegengenom- men. Mit der Einsendung gibt der Verfasser papier E-Mountainbike“ und zur „Klimaschutzkonzeption“. die Zustimmung zur Veröffentlichung und Im „Positionspapier E-Mountainbike“ geht es im Kern darum, der Dynamik die- zur redaktionellen Bearbeitung. Artikel, die mit Namen gekennzeichnet sind, geben nicht ser neuen Mobilitätsform gerecht zu werden. Das Positionspapier beschreibt unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Chancen und Nachteile und schlägt Lösungsansätze vor. Die kritische Sicht auf Die Nachrichten und alle darin enthaltenen Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. das E-MTB bleibt bestehen, gleichwohl wird ein Interessenausgleich der Betei- Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ligten angestrebt. schriftlicher Genehmigung durch den Verein. Das „Klimaschutzkonzeption“ wird seit 2019 von einer Projektgruppe für den Titelbild: Der Schrottenkopf wird von der Heil- gesamten Verband erarbeiten. Der aktuelle Stand der bereits eingeleiteten bronner Hütte aus angepeilt und später auch bestiegen. Foto: Sabine Brandl Maßnahmen und des Konzepts sowie der weitere Prozess wurden der Haupt- versammlung vorgestellt und mit einer überzeugenden Mehrheit von 91% be- stätigt. Der finale Entwurf des Klimaschutzkonzepts soll auf der Hauptver- sammlung im Herbst 2021 präsentiert, diskutiert und beschlossen werden. ID-Nr. 21106288 Euer Dieter Porsche, 1. Vorsitzender 1
Tourenberichte Vom Lago Maggiore über den Gridone ins Centovalli 9 Vulkane des Hegau – immer einen Ausflug wert 15 Die jungen Seiten Kletterhungrig – Kalte Duschen in der Pfalz 20 Fortbildung zum ema Nachhaltigkeit in der JDAV 21 Von der Halle an den Fels 26 4 wackere Schwaben auf Wanderleiter-Ausbildung 29 Keile, Frieds und Mehrseillängen 30 Vier Tage Alpengenuss und ein bischen Abenteuer 39 Schwäbische Alb – Albtraufwanderung zur Burg Teck 42 Aus Verein und Geschäftsstelle Die erste (und hoffentlich letzte) digitale Mitglieder- versammlung des DAV Tübingen 4 Mit Bus und Bahn in die Berge 6 Nachruf Harald Pfeiffer 8 Unsere Sektionspartner 12 Wintertourenvorstellung 2022 14 Weihnachtsmarkt 2021 – Wir brauchen dich! 18 Notizen zur Nachhaltigkeitstagung der Naturschutz- referentInnen im DAV und der JugendDAV 19 Winterprogamm Sportklettern und Bouldern 23 Wintereröffnungsfahrt zum Haus Matschwitz 28 Geburtstage im 4. Quartal 2021 32 Bergsport und Nachhaltigkeit 34 In der Sektion aktiv... Porträt Jürgen Koch 36 Streuobstwiesen – Im Mosaik der Vielfalt 12 querbeet – Infos aus dem Referat „Natur und Umwelt” 48 3
Die erste (und hoffentlich letzte) digitale Mitgliederversammlung des DAV Tübingen Nachdem in diesem Jahr die Paul-Horn-Arena nicht Projekte zur Mittelverwendung aus dem Verkauf zur Verfügung stand und die Infektionsentwicklung von Haus Matschwitz nicht absehbar war, entschied sich der Vorstand Ende März für die Durchführung einer digitalen Mit- gliederversammlung. Der Vorbereitungsaufwand für diese Mitglieder- versammlung war anders, aber nicht weniger auf- wändig als in den Vorjahren, galt es im Vorfeld viele technische Details zu durchdenken und sich auf Eventualitäten einzustellen. So kommt es also, dass sich Vorstand und Mitar- beitende am 18. 06. 2021 um 18:00 Uhr im Studio von DSR in Pfullingen treffen und sich im Gegensatz zu den vorangegangenen Versammlungen, nicht um Idee. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung hat ein Teppich auslegen, Stühle aufbauen und Getränke- motiviertes Team mit den verschiedenen Referats- Buffet kümmern, aber eben um die Verkabelung der vertretern Videos aufgenommen, Mikrophone, die technischen Details zu Rückfragen die über die Mitgliederversamm- aus dem Chat und den Blick in die richtigen Kameras. lung zeitlich verteilt eingespielt Und dann pünktlich um 19:00 Uhr ist der Vorstand werden. Die Videos sowie teilwei- also „live“. Dieter Porsche begrüßt die etwa 100 se weitere Infos aus den Refera- Anwesenden und stellt die ordnungsgemäße Einbe- ten sind hier einzusehen: rufung der Mitgliederversammlung fest. Nach einer kurzen Test-Abstimmung über das Online-Wahl-Sys- Die Jahresrechnung 2020 wird in diesem Jahr vom tem, in der knapp über 50 % angeben, die Tübinger Geschäftsführer Matthias Lustig vorgestellt. Insge- Hütte und die neuen Pächter auf der Tübinger Hütte samt sind die Ergebnisse trotz deutlich geringerer in diesem Jahr zu besuchen, wird die Tagesordnung Einnahmen auf Grund von Einsparungen und v.a. verlesen und mit den Geschäftsberichten begonnen. dem Zufluss von Corona-Hilfen vergleichbar mit den Dieter erzählt über die positive Mitgliederentwick- Vorjahren. Der Kassenprüfer Michael Dettling schal- lung auf 13.339 Mitglieder zum 31. 12. 2020 und tet sich per Zoom zu und empfiehlt der Mitglieder- damit – trotz Corona – eine Steigerung zum Vorjahr, versammlung die uneingeschränkte Entlastung des wenn auch mit deutlich geringerem Wachstum. Ein Vorstands. Diese wird dann durch den ebenfalls zu- Teil des Geschäftsberichtes beschäftigt sich mit den geschalteten Eberhard Dachs moderiert und der Vor- Projekten aus der Mittelverwendung aus dem Ver- stand mit großer Mehrheit entlastet. kauf von Haus Matschwitz. Der Beschluss über die B12-Erweiterung nimmt an- Die positiven Rückmeldungen im letzten Jahr zu den schließend den größten Teil des Abends ein. Nach Geschäftsberichten aus den Referaten in Form von der Entscheidung der letzten Mitgliederversamm- Interviews führte zu einer Weiterentwicklung dieser lung in der Paul-Horn-Arena im September 2020, 4
das Haus Matschwitz zu verkau- fen, investierte ein neunköpfiges Projektteam in enger Absprache mit weiteren Ehrenamtlichen viel Zeit in die Überlegung der Mittel- verwendung und der Erweiterung des Boulder- und Kletterzent- rums B12. Geplant ist unter an- derem mehr Boulder- und Klet- terfläche, ein neuer Kinder- und Familienbereich, mehr Trainings- möglichkeiten, eine MTB- und Nordic-Werkstatt, eine Erweite- rung der Sanitär- und Umkleide- flächen sowie die Komplettierung des B12 als zentralen Vereins- standort durch Vereinsräumlich- keiten. Der Bauantrag soll Anfang August bei der Stadt Tübingen eingereicht werden. Die Baumaßnahmen sollen in zwei Bau- abschnitten durch- geführt werden, das B12 soll während- dessen für den Boulder- und Klet- terbetrieb geöffnet bleiben. Die Fertigstellung der Erweiterung soll im Jahr 2024 erfolgen. In der darauffolgenden Abstim- mung entschieden sich 91 Prozent der Teilnehmer*innen für eine Er- weiterung des B12 in den Berei- chen Bouldern, Klettern und Ve- reinsräumlichkeiten mit einem ge- planten Investitionskostenvolu- men von 3 Mio. Euro. Der Vor- stand bedankt sich für das Ver- trauen der Mitglieder. Über den im Anschluss vorge- stellten Voranschlag 2021 wurde positiv abgestimmt ebenso über die Nachwahlen von vier Beirats- Atrium mitgliedern. Übernahme von Atrium So konnte nach ca. 3 Stunden Bauherrenaufgaben, Projektmanagement also die erste digitale Mitglieder- Beratungs- und GmbH versammlung des DAV Tübingen Dienstleistungen Dominohaus beendet, die Kameras ausge- in den Bereichen Am Echazufer 24 schaltet und die Computer herun- Projektentwicklung, 72764 Reutlingen tergefahren werden. Projektsteuerung und www.atrium-gmbh.de Immobilienberatung Und dennoch ist sich der Vor- stand einig: „Auf dass im kom- menden Jahr wieder eine normale Mitgliederversammlung möglich ist.“ 5
Touren-Tipps Mit Bus und Bahn in die Berge von Mitgliedern für Mitglieder Bild: Rhätische Bahn Bergtour durch die Greina (Plaun da Greina) Alpine Tundrenlandschaft zwischen den Kantonen Graubünden und Tessin – Beispiel für eine Tourenplanung mit Hüttenreservierung sowie Anreise mit ÖPNV im Jahr 2021 Fahrt von Tübingen nach Disentis/ Mustèr mit dem Europa Spezial Ticket Abf.: 05:47 Uhr (mind. 2 Wochen vor Abfahrt buchen). Umsteigen in Horb, Zürich, Chur Ank.: 12:11 Uhr ca. € 50.00 Mit dem Ortsbus Richtung Lucmanierpass nach Curaglia Abf.: 12:15 Uhr Ank.: 12:22 Uhr CHF 3.00 Wanderung zur Medelserhütte Aufstieg ca. 4 Std, Anmeldung unter https://www.medelserhuette.ch/aktuell-1 1.200 Hm Wanderung über Fuorcla Sura da Lavaz zur Motterasciohütte ca. 6 Std, 800 Hm Anmeldung unter https://capannamotterascio.casticino.ch/ Wanderung über Passo Soreda zur Länta-Hütte: ca. 7 Std, 1.200 Hm https://laentahuette.ch Wanderung über Furggelti zum Zervreilasee und weiter nach Vals ca. 5 Std, 600 Hm Mit dem Postbus nach Ilanz Abf.: 14:05 Uhr Ank.: 15:16 Uhr CHF 6,50 Fahrt mit dem Zug von Ilanz, Chur, Zürich nach Tübingen Abf.: 15:24 Uhr Ank.: 20:29 Uhr ca. € 50.00 Gesamt ca. 22 Std Gehzeit und 3.800 Hm Fahrtkosten gesamt ca. € 110 Text und Bilder: Eva und Karl Leonhardt Wer hat vergleichbare Erfahrungen, die gerne weitergegeben werden? Tourenvorschläge mit Bahn und Bus von Mitglieder an: ag.bunt@dav-tuebingen.de 6
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Vom Lago Maggiore über den Gridone ins Centovalli – Wo baden wir heute? Die Capanna al Legn Die Anreise mit der Bahn zum Lago feln des Oberengadins und nach Sü- südlichen Teil des Lago Maggiore. Um Maggiore war für unsere Gruppe von den bis Mailand und in die Po-Ebene. einen Abschnitt des bisherigen Weges 7 Personen entspannt, bequem und Die Hütte hat 12 Schlafplätze, von nicht wieder zurück gehen zu müssen, sehr effektiv. Von Tübingen (Abfahrt denen während unseres Aufenthal- wählten wir für den Abstieg zur Capan- 6:28 Uhr) ging es über Horb, Zürich tes coronabedingt maximal 8 belegt na eine beschwerliche Route über und Bellinzona in gut 5 Stunden nach werden durften. Wir waren deshalb den Grat (die Crête). Auf kaum noch Locarno (Ankunft 11:44 Uhr). Dort die einzigen Gäste und wurden von erkennbaren alten Pfaden, meist je- stand am Bahnhof bereits der Bus Susann, Andrea und Lillian sehr herz- doch durch wegloses, steiles Gelände nach Brissago bereit, und kurz nach lich begrüßt. Die drei Frauen aus der kämpften wir uns bergab. Eine Sohle 12 Uhr schwammen wir bereits vor Region Basel bewirtschafteten die von Birgits Wanderschuhen hielt den der Seepromenade von Brissago im Hütte als ehrenamtliches Team in der Dauerbelastungen nicht stand, löste herrlich erfrischenden Lago Maggiore. Woche unseres Besuches. Schon am sich und wurde für den weiteren Weg ersten Abend waren wir begeistert mit Kabelbindern und Panzertape not- Nach der ausgiebigen Badepause von ihrem 3-Gänge-Menü: Bündner dürftig, aber sehr fachmännisch wie- und einem Kaffee an der Promena- Gerstensuppe oder piemontesischer der befestigt. Auf dem letzten Weg- de begann der Aufstieg zur Capanna Minestrone (vegetarisch), Polenta mit stück zur Capanna bot eine Gumpe im Al Legn, unserer Unterkunft für die Gorgonzola und Tessiner Bratwurst kalten Gebirgsbach Gelegenheit für nächsten zwei Nächte. Für die ersten oder Gemüse, Mousse-au-Chocolat. ein Vollbad oder zumindest eine kleine 900 Hm bis zum Weiler Mergugno Erfrischung nach den Strapazen. nahmen wir ein Taxi. Von dort ging es Am zweiten Tag unserer Tour bestie- zu Fuß weiter und nach ca. 2 Stunden gen wir mit leichtem Tagesrucksack Zurück in der Hütte verwöhnten uns und recht schweißtreibenden 700 Hm den Gridone, den Aussichtsberg der Susann, Andrea und Lillian zunächst erreichten wir rechtzeitig vor dem Region (2.186 m). Von seinem Gip- mit Kaffee und Maronen-Kuchen und Abendessen und Gewitter die Capan- fel hatten wir eine großartige Aus- zum Abendessen mit Pizzoccheri, ei- na Al Legn. Die kleine, gemütliche sicht in alle Richtungen und hinunter nem Bündener Gericht aus Buchwei- Hütte liegt, wie ein Adlerhorst an den ins Centovalli, unserem Ziel für die zennudeln, Kartoffeln, Mangold, Käse, steilen Hang geklebt, auf 1.802 m nächsten Tage. Vom Gridone ging es Salbeibutter und Knoblauch. Super hoch über Brissago. Sie bietet eine weiter nach Südosten auf den Cruit lecker, ein echtes Highlight! Zum Aus- fantastische Aussicht hinunter auf (2.085 m). Auch hier genossen wir die klang unseres letzten Abends auf Al den See, nach Osten bis zu den Gip- tolle Aussicht, besonders über den Leng gab es dann noch Hausmusik 9
mit Franz an der Gitarre und allen anderen an den Stimmbändern. Am dritten Tag verabschiedeten wir uns dankbar und herzlich von unseren drei Gastgeberinnen und machten uns auf über die Bocchetta di Val- le (1.947 m) ins Centovalli. Bei strahlend blauem Himmel wollte allerdings keiner den kleinen Ab- stecher von der Bocchetta hinauf zum Fumadi- ga (2.010 m) auslassen, um vom Hausberg von Al Legn nochmals einen letzten Blick über die Capanna auf den Lago Maggiore werfen zu kön- nen. Von dort führte uns der Weg durch das wilde Val di Bordei knapp 1.300 m hinunter nach Bordei (727 m) und Rasa (896 m). Nach etwa zwei Drit- Der Gridone Blick vom Fumadiga auf al Legn und See Am vierten Tag standen der Abstieg ins Tal bis zur römischen Brücke bei Intragna (Ponte Roma- no, 309 m) und von dort der Gegenanstieg zum Monte Comino (1.214 m) auf dem Programm. Deutlich bequemer als an den Vortagen ging es auf breiten, meist schattigen Pfaden hinab durch Wald, Wiesen und vorbei an üppig blau und rosa blühenden Hortensien bis zur Melezza, dem Tal- fluss des Centovalli. Unter der beeindruckenden romanischen Brücke fanden wir dann unsere „Gumpa Maxima“, groß genug, Der Gridone um ausgiebig schwimmen zu können. Um dem Verkehrslärm der Autos und Motorräder im tel des steilen Abstiegs kam ein Was- Tal möglichst schnell zu ent- serfall mit Gumpe genau richtig für kommen und die Zeit für die eine ausgedehnte Rast mit erfrischen- ersten 300 Meter unseres dem Bad. Sehr wohltuend! So war es Aufstiegs zu sparen, gönnten dann auch zu ertragen, dass die Os- wir uns von Intragna eine kur- teria in Bordei geschlossen hatte und ze Fahrt mit der historischen wir den Weg hinauf nach Rasa fortset- Seilbahn bis Costa. Von dort zen mussten, ohne vorher einen Kaf- wählten wir einen zum Teil fee oder ein Radler trinken zu können. wenig begangenen Weg, der Rasa ist ein autofreies Bergdorf. Sei- uns durch schattigen Wald ne alten Steinhäuser und gepflegten über die kleinen Weiler A Scign, Gärten liegen sehr romantisch auf ei- A Derbi, Calascio und In di ner Naturterrasse über dem Talgrund Metri nordseitig um den Aula des Centovalli. Im Campo Rasa holten (1.417 m) herum bis zur Hoch- wir Kaffee und Radler nach, bezogen unsere Zimmer, nahmen zur Abwechs- lung mal eine warme Dusche und fan- den uns dann zum Abendessen am Abendessen in Rasa mit Blick Backofen des Dorfes ein. Das Team auf Gridone vom Campo Rasa hatte ein üppiges Rast im Valle di Bordei Salatbuffet und Pizzafladen bereit- gestellt. Diese konnte/musste man selbst mit diversen Zutaten belegen, bevor sie der Bäcker in den offenen Backofen vor die Glut der Holzscheite schob. Wir saßen im Freien auf einer Wiese mit Blick eit hinauf zum Gridone im Süden, den wir am Vortag bestiegen hatten, und nach Norden hinüber zum Monte Comino, dem Ziel des nächsten Tages. Aussicht, Kuli- narik und Stimmung waren auch an diesem Abend großartig. 10
ebene des Monte Comino führte. Die erste Hälfte der Strecke war meist steil und bei einigen Passagen waren pfadfinderi- sche Fähigkeiten und ein vergewissernder Blick auf die Karte oder App erforderlich. Der zweite Teil lief dann mehr oder we- niger auf gleicher Höhe bequem am Hang entlang und gab im- mer wieder Blicke auf kleine Dörfer an terrassierten Hängen im nächstgelegenen Val Onsernone frei. Unser Ziel, das Berg- gasthaus Alla Capanna Monte Comino, erreichten wir gerade noch rechtzeitig, um schnell Duschen zu können, bevor das köstliche Abendessen für uns serviert wurde (Tessiner Po- lenta mit Brasato al Vino Rosso oder Ratatouille). Wir saßen auf der Terrasse mit Blick über das Tal hinüber nach Rasa und zum dahinter majestätisch aufragenden Gridone und konn- ten kaum glauben, dass wir heute Morgen noch dort drüben gefrühstückt hatten und vor zwei Tagen dort oben neben dem Gipfelkreuz standen. An unserem letzten Tag stiegen wir südseitig ins Centovalli hinunter nach Corcapolo, über- querten dort die Melezza auf einer modernen Hängebrücke und liefen erneut talauswärts Richtung Intragna, wieder vor- bei an den Hortensien bis zur Ponte Romano. Es blieb auch heute wieder genügend Zeit für ein erfrischendes Bad in der „Gumpa Maxima“, bevor wir in Intragna in die Centovalli- Bahn stiegen, um in Locarno im Al Porto einen Eiskaffee zu trinken und um 16:15 Uhr den Zug Richtung Tübingen zu nehmen. Nach einem lan- gen, abwechslungsreichen Tag und sehr zufrieden wa- Badespaß unter der Ponte Romano ren wir um 21:24 Uhr zurück in Tübingen. Wir danken Iris sehr für diese wun- wdervolle Tour in großartiger Land- schaft mit tollen Ausblicken, tägli- chem Badespaß, außergewöhnli- chen Unterkünften und herzlicher Gemeinschaft. Gerne wieder! Text: Birgit Hoinle,Cornelia Löffler, Franz Betzmann, Iris Kaun-Huber, Abschied vom Monte Comino Knuth Wolf, Michael Dettling, Stefanie Maag links: Blick zurück vom Monte Comino nach Rasa Bilder: Knuth Wolf, Michael Dettling MU E & BLE GbR ING Die Zimmerei zwischen Alb & Schönbuch . . Musse & Blessing GbR Hinterweilerstr. 43 72810 Gomaringen Tel. / Fax: 07072 - 505481 e-mail: musse-blessing@gmx.de 11
Unsere Sektionspartner Infos zu unseren Partnern Was gibt es Neues aus unserem DAV- tion Tübingen vor und informieren Partnernetzwerk? Auf diesen Seiten über gemeinsame Aktionen, Projekte erfahrt ihr es! Hier stellen wir regel- oder Netzwerktreffen. mäßig neue Wegbegleiter der Sek- Neue Wegbegleiter Unterstützer für den Klimaschutz: Ein Pollenflugkalender, der Apothe- Die Hölderlin Apotheke ist neuer ken-Notdienstplan und Medikamen- Partner der Sektion Tübingen. tenvorbestellungen sind hilfreiche Ergänzungen für uns Sportler. Der DAV Tübingen begrüßt die Höl- derlin Apotheke um Pharmazierat Wir freuen uns auf einen regen Aus- Dr. Christian Wittlinger herzlich als tausch und gute Ideen, wie wir ge- neuen Partner der Sektion Tübingen meinsam das ema Klimaschutz und freut sich auf eine gute Zusammen- und Bergsport weiter fördern und arbeit. Vor allem in Sachen Klimaschutz umsetzen können. „Wir können die haben wir in unserem neuen Partner Klimakrise nicht allein lösen, aber ein beispielhaftes Vorbild gewonnen: jeder kann durch sein Tun ein Be- Seine Apotheke trägt seit 2020 das standteil einer nachhaltigeren Zu- Siegel „Klimaneutrale Apotheke“. kunft sein“, ist sich Dr. Wittlinger „Jeder Einzelne kann et- was für das Klima tun und ich als Unternehmer neh- me meine Verantwortung schon seit vielen Jahren sehr ernst. Nicht weil ich es muss, sondern weil ich es selbst so will.“ In seiner Apotheke wird sehr viel Wert auf eine gu- te Beratung gelegt. Nah – vertraut – sicher. Hier steht der Kunde im Mittelpunkt, sein sicher. Dem hat der DAV Tübingen Wohl, seine Gesundheit. Auch über nichts hinzuzufügen. Mehr Informa- die sehr informative Homepage wer- tionen zu unserem neuen Partner den stets neueste wissenschaftliche und seinem Angebot gibt es unter emen und Heilpflanzen vorgestellt. www.hoelderlinapotheke.info. Neues vom DAV Bist du ein Gewinner-Typ? und wir können jeden Tag mit unse- rem Tun und Handeln dazu beitragen. Auch in diesem Jahr setzen wir auf das bewährte Gewinnspiel mit unse- Im Herbst 2021 werden wir auf unserem rem DAV-Partner KSK Tübingen und Instagram-Account (@davtuebingen) greifen diesmal das ema Nach- die Aktion veröffentlichen. Dann heißt haltigkeit auf. Hier sollte vor allem es wieder mitmachen und gewin- unsere Umwelt die Gewinnerin sein – nen! 12
Aktuelles von unseren Partnern – gemeinsame Projekte / Rückblicke Umweltwochen beim DAV! umweltverträglichem Potenzial im Bereich Fuhrpark bei den Unterneh- Die Umweltwochen im Juni 2021 wa- men und plädiert dafür, bei Fahrten, ren ein voller Erfolg und wir danken bei denen man wenig oder nichts als unseren Partnern für die tolle Betei- sich selber zu transportieren hat, auf ligung sowohl als Interviewpartner das Lastenrad oder zumindest ein zum ema Umwelt und Unterneh- E-Auto umzusteigen, anstatt einen men als auch bei unserer Müllsam- Kleintransporter zu bemühen. melaktion in Tübingen. Hier haben wir fünf Fakten und Anregungen zu- 4. Wusstet ihr, dass die Tübinger sammengetragen, die wir sehr inter- Wasserkraftwerke, betrieben durch essant finden: die Stadtwerke Tübingen, ein gelungenes Beispiel für gelebten 1. Wusstet ihr, dass SUPs irgendwann wird, um Verwirrungen vorzubeugen, Umwelt- und Tierschutz sind? als Mikroplastik im Meer enden? wenn ein Kunde nach dem Bestellen eines Shirts im Onlineshop eventuell erst einmal einen Schuhkarton in den Händen hält. Durch dieses System der Mehrwegverpackungen schafft es die Biwakschachtel, das Zukaufen neuer Verpackungsmaterialien erheb- lich zu reduzieren, was wiederum eine Menge an Ressourcen spart. Am Wasserkraftwerk Rappenberg- Deshalb lautet bei unserem Partner halde (erbaut 1929) gewährleistet beachpoint Neckar das Geschäftsmo- 3. Muss der Handwerker immer mit eine hochmoderne Fischabstiegsan- dell „leihen statt kaufen“, um so die dem Kleintransporter kommen? lage Fischen und Aalen ein sicheres Lebensdauer der SUPs maximal und Nein, findet Martin Reusch von der Vorbeikommen an den Turbinen. Am effektiv auszuschöpfen. Raumausstattung Reusch – und kleineren Neckarkraftwerk reicht eine setzt bereits seit einigen Jahren auf einfache Fischtreppe. 2. Ein großes Problem im Einzel- sein Lastenbike, vor allem wenn er und Onlinehandel ist die große Zahl in Tübingen-Stadt und Umgebung 5. Wusstet ihr, dass auch Geld- an Verpackungen, die jedoch unterwegs ist. Er sieht einiges an anlage nachhaltig sein kann? benötigt werden, um Ware beim Unser Partner, die Kreissparkasse Versand vor Schmutz und Beschädi- Tübingen, hat im April 2021 mit gungen zu schützen. „KSK Tübingen Invest Nachhaltig- Unser Partner Biwakschachtel hat keit“, ihren ersten eigenen, nachhal- sich daher dafür entschieden, das tigen Fonds aufgelegt, bei dem Wert- eingehende Verpackungsmaterial für papiere und Investmentanteile nach den Versand in ihrem Onlineshop wie- den Grundsätzen der Nachhaltigkeit der zu verwenden! Dafür entwickelte im Bereich Umwelt, Soziales und sie extra ein eigenes Siegel, das di- Unternehmensführung ausgewählt rekt auf den Päckchen angebracht werden. Sie führen ein Unternehmen, das sich in der und für die Region stark machen will? Sie sind gern in den Bergen und haben Lust, die Sektion Tübingen auf ihrer Tour zu begleiten? Dann stellen wir Ihnen gern unser Partnerkonzept vor. Ihre Ansprechpartner sind: Heike Schmid Matthias Lustig Marketing Geschäftsführer marketing@dav-tuebingen.de matthias.lustig@dav-tuebingen.de 0176 668 337 74 0162 109 50 57 13
Wintertourenvorstellung 2022 Vorstellung des Wintertourenprogramms am Freitag, den 11. Dezember 2021, um 19 Uhr im B12 DAV Boulderzentrum in Tübingen Geplanter Ablauf 1. Einstimmung mit einer kleinen Bilderpräsentation der letzten Tourensaison 2. Impulsreferat zu Ausrüstung und Lawinenkunde 3. Vorstellung des Tourenprogramms Wir freuen uns auf einen interessanten Abend mit euch. Wenn die Veranstaltung aus Pandemiegründen nicht im B12-Semi- narraum stattfinden kann, werdet ihr auf der Homepage über eine Alternative oder Absage informiert. Eure Wintertourengruppe 39 Kostet nicht die oŗƕķƪƄƲő̰̯̯Φ ôŊƑƈƲôƯèƄƕƢƫįôƕƤƌƢį Welt. Jetzt zu unserem Ökostrom-Tarif wechseln und 100 % Natur einstecken! tüstrom-natur.de Für jeden neuen TüStrom Natur-Tarif bis 31. Dezember 2021 pflanzen wir im Stadtwald Tübingen einen Baum. 14
Vulkane des Hegaus – immer einen Ausflug wert Blick auf den Hegau mit den Vulkanbergen und die Bergkette der Schweizer Alpen im Hinter- grund. (1) Der steile Hohenkrähen, (2) der mas- sige Klotz des Hohentwiels, (3) der kegelförmige Hohenhewen und ganz rechts im Hintergrund (4) der Hohenstoffeln (jeweils oberhalb der Num- mern). Wer mit dem PKW von Tübingen aus Vesuv, Ätna oder Fujiyama, sondern Erst sehr viel später, während der auf der A 81 Richtung Alpen fährt, lediglich die übriggebliebenen Reste letzten Kaltzeiten vor 300.000 bis wird sicherlich schon einmal die be- einer längst beendeten vulkanischen 20.000 Jahren, wurden die Vulkan- waldeten Berge und steilen Hügel Tätigkeit. berge durch weite Eisvorstöße aus zwischen Geisingen und Hegauer dem Alpenbereich erodiert und teil- Kreuz bemerkt haben. Diese Erhebun- Ein Land vor unserer Zeit weise freigestellt. Umgeben werden gen sind die sichtbaren Reste einer Im Hegau fand der Vulkanismus im diese markanten Erhebungen von einst starken vulkanischen Tätigkeit Tertiär vor 15 bis 8 Mio. Jahren statt, Tuffen und jüngeren Sedimenten wie im Hegau und einen Abstecher oder – also zu der Zeit als Afrikanischer und Schotter, Kiesen und Sanden. besser noch – einen ganzen Wander- Europäischer Kontinent zusammen- tag wert. stießen und sich die Alpen auffalteten. Zu Fuß auf den Vulkan Für den besten Überblick über das Diese Kollision führte gleichzeitig zu Vom Aussichtspunkt geht es nun über Gebiet verlässt man die Autobahn großräumigen Spannungen und Deh- Engen nach Weiterdingen. Im Ortszen- bei Geisingen und fährt auf der L191 nungen in der Erdkruste, sodass tief trum rechts in die Amthausstraße bis zum Restaurant Hegaustern reichende Risse und Brüche im Un- und kurz darauf wieder rechts in die nördlich von Engen. Linkerhand am tergrund Südwestdeutschlands ent- Binninger Straße abbiegen, nach ca. Gebäude vorbei gehend erreicht man standen, entlang derer heißes Magma 200 m rechts bei den Parkplätzen nach ca. 100 m eine Sitzbank (UTM (Schmelze plus feste Bestandteile) an am Brunnen parken. Gegenüber ver- 32N 479634 5303111). Von dort – die Oberfläche gelangte. läuft der E1 als zuerst asphaltierter in ca. 780 m Höhe – ergibt sich eine Die ersten sehr dünnflüssigen Mag- Wirtschaftsweg westwärts Richtung fantastische Aussicht auf die nahen men wurden als Aschen und Lava- Hohenstoffeln. Von hier ist es ca. Hegau-Berge, das Becken des westli- fetzen herausgeschleudert und bilde- eine halbe Stunde Gehzeit bis zum chen Bodensees mit dem Bodanrück ten neben Schlotfüllungen (Kratertuff) Hohenstoffeln-Jagdhaus, kurz danach sowie bei passendem Wetter auf die meist flächenhafte, morphologisch zweigt rechterhand ein kleiner etwas Schweizer Alpen! wenig auffallende Tuffablagerungen zugewachsener Weg zum Steinbruch Kennzeichnend für die vor einem (Deckentuffe). Danach erfolgte die Erup- ab (UTM 32N 481285 5293755). liegende Landschaft sind die hohen tion von Magmen, die oberflächen- Die Steinbruchsohle (730 m ü. NN) ist und weithin sichtbaren Vulkanberge: nah in großen Vulkankratern erstarr- heute als Wiese eingeebnet und eig- im Vordergrund der Hohenhewen ten (Hohenstoffeln, Hohenhewen, net sich gut als Rastplatz (bitte die (848 m), etwas weiter weg der Dop- Höwenegg, Neuhewen). Ein paar Mil- Magerrasen-Vegetation beachten und pelgipfel des Hohenstoffeln (842 m lionen Jahre später kam es zu einer schützen!). bzw. 832 m), und noch weiter ent- dritten bedeutenden Vulkanismus- Der Steinbruch ist Zeuge des ehe- fernt der massige Hohentwiel (688 m) Phase, bei der nun ein völlig anderes maligen Gesteinsabbaus zu Be- sowie der felsige kleine Hohenkrähen Magma gefördert wurde, das aber ginn des 20. Jahrhunderts, als das (644 m), die dem Hegau seinen Na- aufgrund seiner Zähigkeit nicht bis feste, schwere Gestein zur Schot- men „Des Herrgotts Kegelspiel” einge- an die damalige Erdoberfläche em- tergewinnung diente. Durch Initia- bracht haben. Diese morphologischen porsteigen konnte, sondern knapp tive des Heimatdichters und aktiven Erhebungen sind jedoch keine Schicht- darunter steckenblieb (Hohentwiel, NSDAP-Mitglieds Ludwig Finckh in vulkane oder Kegelberge, wie z. B. Mägdeberg, Hohenkrähen). den 1930er Jahren und per Dekret 15
Abb. 2: Mikrophoto eines Olivin-Nephelinits mit kleinen Olivinkristallen (weiß) und bräunlichen Pyroxenen in einer feinkörnigeren Grundmasse. Mikrophoto, Bildbreite 1,5 mm, Hohenstoffeln Abb. 3: Ein Stück vom Erdmantel! Unregelmäßig begrenztes großes Korn eines Mantel-Olivins mit streifigen Deformationserscheinungen in einer Grundmasse aus Nephelin, Melilith, Pyroxen und Spinellen. Mikrophoto, Bildbreite 3 mm, Durchlicht mit gekreuzten Polarisatoren, Hohenstoffeln Hermann Görings musste der Abbau enthält demnach hauptsächlich Olivin, bestandteile (Xeno-Kristalle) vom des ehemals dreigipfeligen Hohen- Pyroxen, Nephelin, Melilith und Spi- Magma mitgebracht wurden (Abb. 3). stoffelns 1939 eingestellt werden, nelle, weshalb es sich hier auch nicht Sie lassen sich im Mikroskop durch so dass heute noch zwei der drei ur- um den gewöhnlichen Basalt, sondern ihre unregelmäßige Form und den De- sprünglichen Gipfel erhalten sind. Un- um einen selteneren Olivin-Nephelinit formationslamellen leicht von jenen terstützung und Hilfe erhielt Finckhs handelt. Olivinen unterscheiden, die erst beim „Heimatschutzbewegung“ zur „Ret- Abkühlen des Magmas als schöne Die chemische und mineralogische tung des Hohenstoffeln“ außerdem Kristalle gebildet werden. Da diese Zusammensetzung des Gesteins er- durch die Forschungsgemeinschaft Nephelinitschmelzen demnach Mi- möglichen es den Geowissenschaft- Deutsches Ahnenerbe und SS-Reichs- neral- und Gesteinsproben aus dem lerInnen, etwas über die Entstehung führer Heinrich Himmler. Die Gipfel- festen Erdmantel mit sich bringen, und die Herkunft des Magmas zu bereiche wurden 1935, der gesamte liefern sie uns – quasi nebenbei – auch erfahren. Die sehr kieselsäurearme Hohenstoffeln dann schließlich 1941 wertvolle Informationen über den in- Zusammensetzung mit 35–38 Gew.% zum Naturschutzgebiet erklärt. nen Aufbau der festen Erde unterhalb SiO2, die hohen Magnesiumgehalte Von der Wiese aus sind in der Stein- von Südwestdeutschland aus Tiefen, und die Isotopenzusammensetzun- bruchwand eindrucksvolle, teilweise die durch Bohrungen niemals zu er- gen (Sr, Nd, Pb) weisen auf einen Ur- meterdicke Basaltsäulen zu erkennen, reichen sind. sprung im Erdmantel. Dieser erstreckt die unten relativ flach liegen, aber sich unterhalb der kontinentalen Erd- Auffallende weiße Krusten und dünne nach oben hin immer steiler stehen. kruste in Tiefen von ca. 30–2.900 km. helle Lagen im Gestein sind jüngere Die senkrechte Anordnung der Säu- Mineralbildungen (Zeolithe und Ara- len im Gipfelbereich (842 m ü. NN) Aber aus welchem Bereich des mäch- gonit), die erst nach der Erstarrung bedeutet, dass das Magma dort nahe tigen Erdmantels stammen nun jene des Magmas erfolgten, als warmes der damaligen Erdoberfläche in einem Magmen, die zum Hegau-Vulkanismus Umgebungswasser im zerklüfteten Kratertrichter erstarrte. Unterhalb des führten? Aus der Kombination von Gestein zirkulierte, dabei vulkanische Kraters erfolgte die Abkühlung in ei- mikroskopischen Untersuchungen, La- Minerale auflöste und in anderer Art nem Zufuhrschlot, weswegen die borexperimenten und Berechnungen und Zusammensetzung wieder aus- Säulen dort schräger orientiert sind. ist bekannt, dass diese über 1.150°C fällte. heißen Schmelzen weltweit in ca. Blick durchs Mikroskop 80–100 km Tiefe durch geringe Auf- Vulkanwanderungen schmelzungen eines etwas modifizier- Das geförderte Magma ist aber über- Nach Verlassen des Steinbruchs kön- ten Mantelmaterials gebildet werden. all relativ schnell zu einem feinkör- nen wir nun entweder den gleichen nigen Gestein erstarrt. Mit bloßem Beim rasanten Aufstieg an die Erd- Weg zurück nehmen oder den E1 ca. Auge lassen sich nur wenige Geste- oberfläche reißen die Magmen häufig 500 m weiter folgen und auf einem insbestandteile identifizieren, weswe- auch noch kleinere Stücke des Erd- rechts abzweigenden Weg den Gipfel gen dieses grauschwarze vulkanische mantels mit sich. Mit etwas Geduld besteigen und die Aussicht genießen. Gestein allgemein als Basalt bezeich- und Glück sind in den Gesteinsbrok- Für den Rückweg nach Weiterdingen net wird. Die meisten Minerale sind ken des Hohenstoffelns bis zu zenti- auf dem E1 bis zum Sennhof wan- so klein, dass sie nur unter einem metergroße schwarze bis grüne, dern, dort links halten und am Weg- Polarisationsmikroskop identifiziert glasartige Einschlüsse zu erkennen. weiser Roggenstein den E1 links Rich- werden können (Abb. 2). Das Gestein Es sind Olivine, die als feste Fremd- tung Ort und Parkplatz verlassen. 16
Wer nun noch mehr über den Vul- testens jetzt, betrachten wir auch Natrolith in rundlichen Aggregaten kanismus im Hegau erfahren möchte, das den Berg bildende Gestein etwas vorkommt. Der Natrolith vom benach- kann von Weiterdingen auf der L190 näher. barten Hohentwiel war aufgrund sei- Richtung Süden über Duchtlingen ner ungewöhnlich starken gelben Fär- die Straße K6125 Richtung Singen Mit Auge und Ohr bung und der radialstrahligen Struktur nehmen. Am höchsten Punkt, ca. 1km Das hier anstehende harte vulka- ein gesuchter Schmuckstein. Platten hinter dem Ort, befindet sich auf der nische Gestein ist ein Phonolith, der dieser gelben Kluftfüllung sind sogar linken Seite ein großer Wanderpark- beim Anschlagen von rissfreien, berg- für die Wandtäfelung im Stuttgarter platz. Von hier aus ist der Hohen- frischen (!) Platten mit dem Hammer Schloss Anfang des 19. Jahrhunderts krähen – wieder auf dem E1 – in ca. einen hellen, fast metallischen Klang abgebaut worden. 20 Minuten zu erreichen. erzeugt (deshalb der Name: „Kling- Erst sehr viel später wurden die Pho- Anmerkung: Wer eine große insge- stein“). Je nach Verwitterungsgrad ist nolithstotzen sowie die anderen Vul- samt ca. 15 km lange Tour nicht das Gestein grauschwarz, heller grau- kanberge durch starke Erosion der scheut, kann den E1 am Wegweiser grün oder braungrau gefärbt. Die den umgebenden Tuffe und Sedimente Roggenstein folgen und ihn ab der Phonolith aufbauenden Minerale sind – hier durch den Rheingletscher- Lochmühle verlassend über Duchtlin- die bereits mit bloßem Auge sicht- Vorstoß – aus ihrer Umgebung als gen und dem Hohenkrähen zum Mäg- baren hellen langgestreckten Feld- Härtlinge heraus modelliert. deberg wandern und dann weiter über spatkristalle (Sanidine) sowie kleinere Nach so viel eorie geht es jetzt auf Hegaukreuz, Sickerberg und Eschel- grüne Pyroxennadeln. Darüber hinaus gleichem Weg zurück zum Parkplatz, brunnen zurück nach Weiterdingen. finden sich auch kleinere, himmelblaue oder es ist noch Zeit, um die 2 km Hauynkristalle und weitere winzige entfernte Phonolith-Quellkuppe des Wanderfalken und steile Aufstiege Minerale in einer sehr feinkörnigen Mägdebergs mit Ruine zu besteigen. Der kleine, an der Ostseite aber sehr Grundmasse (Abb. 4), aber keinen steile und zugleich markante Ho- Olivin. Der guten Dinge drei henkrähen (644 m ü. NN) besitzt im Im Unterschied zu den Olivin-Nephe- Wer noch die dritte Vulkanismusphase oberen Teil Reste einer im Dreißigjäh- liniten ist der mit 9 Mio. Jahren deut- – die Deckentuffe – des Hegaus nä- rigen Krieg abgebrannten Raubritter- lich jüngere Phonolith des Hohen- her kennenlernen möchte, folgt ein- burg. Seit 2007 ist er gemeinsam mit krähen aus kieselsäurenreicheren Mag- fach der Parkplatzzufahrt und über- dem Hohentwiel als Europäisches Vo- men (ca. 50% SiO2) entstanden, die quert die Straße (Vorsicht!). Direkt gelschutzgebiet ausgewiesen (Wan- einen anderen, höhergelegenen Ur- gegenüber der Parkplatzeinfahrt derfalkenpopulation; Kletterverbot, sprungsort besaßen (vermutlich an führt ein Trampelpfad nach wenigen NSG). der Grenze Erdmantel-Unterkruste). Schritten zum unbewachsenen Teil Der vom E1 rechts abzweigende Auffallend sind die Einregelungen der der Straßenböschung (UTM 32N Weg geht geradeaus vorbei an den farblosen bis weißen Feldspatleisten 486155 5292883). Hier steht ein Gebäuden des Bundeszentrums der in Fließrichtungen des Magmas. Die 4 m mächtiger gelblich-brauner, brök- Pfadfinderschaft Grauer Reiter. Ab horizontale Anordnung dieser Sani- keliger Deckentuff an, der die erste hier beginnt der steile und bei Nässe dine im Gipfelbereich und die kuppel- und damit älteste Vulkantätigkeit im rutschige Pfad an verschieden Mauern artige Klüftung des Gesteins belegen, Hegau mit einem Alter von 13–15 und Befestigungen der ehemaligen dass das zähflüssige phonolithische Mio. Jahren repräsentiert. Burg vorbei zum Gipfel. Bei Sonnen- Magma nur bis knapp unterhalb der schein sind diese 60 Hm im Sommer damaligen Erdoberfläche vorstieß und Da Tuffe ursprünglich aus feinsten ein schweißtreibender Aufstieg! in den umgebenden Deckentuffen als Aschepartikel bestanden, sind diese Pfropfen (Quellkuppe) steckenblieb. nachträglich meist komplett umge- Oben auf dem Gipfel genießt man wandelt und stark verwittert. Trotz- – verschnaufend – erst einmal den Schmuck und Zierde dem sind hier noch im bräunlich-gel- wunderbaren Blick auf Singen, den ben Tuff noch ursprüngliche, bis zu westlichen Bodensee und die an- An vielen Stellen wird der Phonolith 2 cm große Kügelchen erhalten, die deren Hegau-Berge. Vielleicht schon von dünnen weißgelben Bändern im aufsteigenden Gas-Asche-Strom während des Aufstiegs, aber spä- durchzogen, in denen das Mineral im Vulkankrater durch konzentrische Anlagerung von Schmelze um kleine Abb. 4 Phonolith mit Kristallkeime (z.B. Olivin- oder Am- himmelblauen Kristal- phibolkristalle; Abb. 5) entstanden len von Hauyn neben dunkelgrünen Pyroxen- und mit ausgeworfen wurden. Diese nadeln. vulkanischen Kügelchen werden als Mikrophoto, Lapilli bezeichnet, der Tuff entspre- Bildbreite 3 mm, Hohenkrähen chend als Lapilli-Tuff. Eine weitere Besonderheit dieser Lo- kalität sind größere, grau-weiße und rötliche Gesteinsbruchstücke im Tuff. Es handelt sich hierbei um Granite, Gneise und jüngere Sedimentgestei- 17
ne. Diese Fremdgesteine (Xenolithe) nördlichen Teil des Naturschutzge- des Tuffs wurden bei der Eruption der bietes und verhindern somit deren Magmen aus der Tiefe mitgerissen Verbuschung. und repräsentieren an dieser Stelle Die den Phonolithstock umhüllenden die Zusammensetzung der Erdkruste Tuffe liefern nährstoffreiche Verwit- unter dem Hegau. terungsböden, die schon seit dem Diese vielfältigen Eindrücke und wis- 16. Jahrhundert für den Weinanbau senschaftlichen Erkenntnisse können genutzt werden. An den Südhängen danach im nur wenige Hundert Meter des Hohentwiels liegen zwei Flächen südlich gelegenen Restaurant-Cafe von insgesamt 22 ha, von denen das Hegauhaus auf der aussichtsreichen Bio-Weingut Vollmeyer mit dem Elisa- Abb. 5 Lapilli-Tuff mit diversen Mineralen und einem per- Terrasse verarbeitet und „verdaut“ bethenberg die höchste Weinlage fekten Lapillus. In seinem Kern ein Amphibolkristall, um den sich die Schmelze konzentrisch angelagert hatte. werden. Deutschlands (bis in 560 m Höhe) be- Mikrophoto, wirtschaftet! Bildbreite 1,5 mm, Geologie beeinflusst die Vegetation Auf unserer geologischen Tour durch Hohentwiel Diejenigen aber, die noch etwas Zeit, den Hegau haben wir also nicht nur Kraft und Lust besitzen, werden viel- die Relikte eines recht vielfältigen Vul- zu allen Jahreszeiten ein überaus loh- leicht noch den Hausberg von Singen, kanismus kennengelernt, sondern wir nendes Ausflugsziel zum Wandern, den Hohentwiel mit seiner imposan- konnten sogar Proben aus tieferlie- Botanisieren, Einkehren und, vielleicht ten Ruine, bezwingen wollen (Eintritt, genden Bereichen der Erdkruste und bei einem Glas Hohentwieler Wein, Ausstellung), und/oder sich dessen sogar des Erdmantel begutachten zum Planen der nächsten Tour in die- Umgebung mit vielfältiger Mager- und sammeln (wer hat schon ein ser schönen Region Südwestdeutsch- rasen-Vegetation genauer anschauen. Stück Erdmantel Zuhause?). Aber lands. Schafe der Domäne Hohentwiel wei- selbst für die geowissenschaftlich den und pflegen die Bergwiesen im weniger Interessierten ist der Hegau Text und Bilder: Udo Neumann 10.12.–12.12.2021 Wir hoffen gerade sehr, dass der Tübinger Weihnachtsmarkt auch dieses Jahr stattfinden kann. Deshalb meldet euch bitte auf diesen Aufruf: Für den diesjährigen Weihnachtsmarktstand vor unserer Geschäftsstelle brauchen wir wieder zahlreiche helfende Hände von Freitag (10.12.) bis Sonntag (12.12.) sowie am Montag (13.12.) zum Aufräumen! Ŀ für den Ausschank von Glühwein und alkohol- freiem Punsch Ŀ für den Verkauf von Honig und Kerzen Ŀ für den Aufbau am Freitagvormittag (10.12.) Ŀ für den Abbau am Sonntagabend (12.12.) Ŀ zum Spülen der Tassen und Erwärmen der Getränke im Vereinsheim Ŀ zum Aufräumen am Montag Daher meldet euch zahlreich bei uns auf der Geschäftsstelle unter 07071 23451 oder per Mail bei baerbel.frey@dav-tuebingen.de. Viele Grüße Euer Ulrike, Susanne, omas, Elmar und Bärbel 18
Zum Thema Nach haltig keit Notizen zur Nachhaltigkeitstagung der Naturschutz- referentInnen im DAV und der JungendDAV Am 7. und 8. Mai 2021 fand erstmalig eine gemeinsame Tagung statt. Zwei Hier nun ein paar Hinweise zum Nachlesen: Besonderheiten bestimmten die Ver- Die Jugend des DAV hat ein Nachhaltigkeitskonzept vorgelegt: anstaltung: die Mitwirkung der JDAV https://www.jdav.de/Wissen/Nachhaltigkeit/ und erstmalig für mich mehrstündig digital! Um es gleich klarzustellen: Sechs mal K als Schlagwort: Meine Anmeldung resultierte mehr Klimaneutralität anstreben: Klimaneutralität als das neue Normal aus Pflicht als aus der Erwartung, Konsumsteuerung: z.B. Bergsteigerdörfer dass eine Online-Tagung interessant Kreisläufe nutzen: Recycling, Upcycling etc. und fruchtbar sein könnte. Tatsächlich Kennzahlen bestimmen: Woran erkennen wir tatsächliche bin ich aber die gesamte Zeit am Bild- Wirkungen? schirm gesessen (bis auf die informel- (Bergsport-)Kultur partizipativ gestalten len Teile wie Kaminfeuer und Pausen- Kooperationen stärken palaver, da bevorzuge ich doch das echte Leben). Unglaublich, dass eine Nachhaltiges Handeln für EinsteigerInnen mit Sofortmaßnahmen: Veranstaltung auch online interessant S.pielen mit dem inneren Schweinehund: 30-Tage-Challenge: gestaltet sein kann – und das bei Son- z.B. innerhalb von 30 Tagen ohne Auto in die Kletterhalle…im nenschein nach gefühlt drei Wochen Winter… Kälte und Regen. Breakoutsession, Auf Ökostrom umstellen Miroboard sowie andere technische Geld nachhaltig anlegen bzw. finanzieren Finessen wurden voll ausgeschöpft. Netzwerke aufbauen: Tourentipps mit ÖPNV, Expertenwissen in Gekoppelt mit sehr erfrischender der Sektion usw. Moderation und einem gefühlt riesi- Über mein Herzensthema sprechen und damit etwas bewegen: gen technischen Team wurden auf z B. „So schmecken die Berge-Siegel“ für die Tübinger Hütte spannende Weise Informationen so- wie Anregungen zur Teilnahme gebo- Probiere es aus! Starte heute! ten. Dabei hat sicher die Mitwirkung der JDAV eine Rolle gespielt, indem Weitere Highlights waren ein Work- die Diskussion sich auch tatsächlich shop zu Zukunftsthemen, u. a. mit der mehr um Zukunftsthemen und ernst- Forderung nach einem Zertifikat für hafte Lösungsstrategien drehten als Kletterhallen zum ema Nachhaltig- um Dauerklagen über die oft desas- keit sowie eine virtuelle Exkursion auf tröse politische und gesellschaftliche das Gelände und in die Halle des Klet- Realität im Spannungsfeld Bergsport terzentrum Bremen (https://www. und Naturschutz. kletterzentrum-bremen.com/) Bild: Podiumsdiskussion, Anke Tolzin, Natur- und Umwelt- DAV/Veronika Sturm referat der Sektion Tübingen 19
Jugend des Deutschen Alpenvereins Sektion Tübingen röschenschlaf geweckt. Oder war hier seit dem letzten JuMa-Besuch vor drei Jahren niemand mehr gewesen? Kletterhungrig – Man könnte meinen, hier hinten im Pfälzer Wald sei die Zeit stehen ge- Kalt Duschen in der Pfalz blieben… Insgesamt ging das Sauberkeitsemp- finden weit auseinander. Während ein kleiner Teil der Gruppe selbst die Sa- nitäranlagen für barfußtauglich hält, muss manch einer am anderen Ende der Ekel-Skala seine Emotionen ganz schön bremsen. Den Samstag verbringen wir dann bei strahlendem Sonnenschein an den Fladensteinen, wo Emilia am zweiten Tag ihrer Trad-Karriere gleich erfolg- reich die Tauglichkeit eines selbstge- legten Friends testet und Lena spüren Am Morgen des 2. Juli treffen sich am Vorgeschmack – der B12 vier kletterhungrige JuMaler*innen Pfälzer Sandstein wür- zur ersten offiziellen Ausfahrt nach ei- de noch die ein oder nem dreiviertel Jahr Corona-Pause. In andere Überraschung der Materialkammer der Jugend wird bereithalten. alles eingepackt, was man irgendwie Das Chalk bleibt im in einem Felsen platzieren kann und so Rucksack und wird an macht sich eine müde und noch etwas diesem Wochenende verpeilte Gruppe auf in den Pfälzer auch kaum vermisst. Wald. Weit kommen wir nicht, denn So griffig ist der rote der Gruppenleiter hatte sein Kopis- Sandstein! Mitunter et- sen vergessen und versicherte, dass was weich bzw. nach- dieses ab einem gewissen Alter un- giebig und in manchen abdingbar sei. Nach dem Zustieg von Routen muss der fes- Kissen, Daniel und Julian kommen wir te Teil des Felses erst unserem Ziel dann doch recht zügig freigelegt werden, aber das schreckt muss, dass es sehr sinnvoll sein kann, näher. dieJuMa bekanntlich nicht ab. die Sicherungspunkte in einem Riss Am Spirkelbacher Rauhfels, der so- Am Freitagabend machen dann Simon, großzügig zu verlängern. Am Ende wohl für Trad-Neulinge, als auch für Alex und Moritz unsere Gruppe kom- des Klettertages sind jedoch alle Seile die alten Hasen was zu bieten hat, plett und Daniel verwöhnt uns mit ei- wieder abgezogen und kleinere oder überwiegt zuerst jedoch das Bedürf- nem leckeren Couscous-Mantsch. Das mittelgroße mentale Wunden verheilt. nis nach Koffein. Wir nutzen die Zeit Essen hebt auch die Stimmung der Obwohl wir von Max, Daniel und Si- bis die Bohnen gemahlen sind und die Warmduscher wieder, die an diesem mon einiges lernen können, dürfen die Bialetti auf dem Gaskocher blubbert, Abend ihr essentiellstes Grundbe- eigenen Erfahrungen natürlich nicht um uns mit dem Material vertraut zu dürfnis nicht befriedigen können und ausbleiben. machen. Nach einer kurzen Lektion sich die kalte Dusche dann auch noch Nach einem langen Abend am Lager- am Boden wagen wir uns in über- mit allerlei Kriechtier teilen müssen. feuer kriechen wir am Sonntagmorgen hängende 3er und kaum absicherba- Wir haben den Jugendzeltplatz Pfaf- wider Erwarten vor dem angekündig- re Schubber-Kamine. Nur ein erster fendöhle wohl aus dem Corona-Dorn- ten Regen aus den Zelten und ent- 20
scheiden uns spontan dafür, doch nochmal klettern zu gehen. Wir neh- men einen Zustieg von 25 Minuten (!!) auf uns und kaum sind Emilia, Lena und Simon in die erste Route am Hundsfels eingestiegen, regnet es in Strömen. Während wir drei den freistehenden Felsen einmal in einem wettergeschützten Quergang um- runden und dabei verschiedene Tech- niken des Horizontalkletterns erpro- ben, wärmt sich der Rest der Gruppe unten mit Kaffee und versüßt sich die Zeit mit sauren Gurken. Obwohl sich die Sonne nochmal blicken lässt und der Fels rasch trocknet, kann sich nicht einmal mehr der „motivierteste Kletterer der JuMa Hechingen“ aufraf- fen. Ein auommendes Frontgewitter erspart uns dann lange Diskussionen zum perfekten Aufbruch-Zeitpunkt, beschleunigt den Rückweg zum Auto und weckt die Vorfreude auf die war- me Dusche zu Hause – bei allen. Text: Lena Peschke Bilder: Lena Peschke, Max Kraft, Simon Schiefer Biwak-Essen, Wochenmarkt und eine Menge Diskussionen... Fortbildung zum ema Nachhaltigkeit in der JDAV Was haben Video-Streaming, Äpfel ein paar Bänke. „Gut“, sagt Fine, die getrocknete Tomaten und Gewürze. aus Deutschland im Frühling und Teamerin, „Wie heißt ihr denn alle?“. „Heute gibt es Biwak-Küche!“, verkün- Hartkäse gemeinsam? Nicht viel? Unsere Truppe besteht aus acht al- det Fine. Auf langen Bergtouren und Stimmt. Und doch sind es für mich ten DAV-Hasen, deswegen kennen anstrengenden Rucksackwanderun- alles Dinge, die ich völlig unterschätzt wir uns alle mehr oder weniger schon gen gibt es oft nicht viel Stauplatz. hatte, was ihre CO2-Bilanz betrifft. vom Sehen. Fine muss sich die meis- Deswegen möchte man unnötiges Ich erklär das gleich noch, Moment! ten Namen merken, aber das ist nicht Zusatzgewicht im Rucksack, wie z.B. schlimm, weil es ihr wichtiger ist, dass durch wasserhaltige, schwere Nah- Ich beschließe, an der Fortbildung wir miteinander ins Gespräch kom- rungsmittel vermeiden. Verschiedene zum ema Nachhaltigkeit teilzuneh- men und sie weniger das frontale Vor- Sportequipment-Hersteller bieten ge- men und hoffe insgeheim, danach traghalten zum Ziel hat. „Wann gibt trocknete Fertiggerichte an, die man schlauer zu sein was das ema be- es Essen?“, frage ich Emilia, die die nur noch mit heißem Wasser übergie- trifft. Und da sind wir, Freitagnachmit- Fortbildung organisiert hat. Kritisch ßen muss, um sie genießbar zu ma- tag, die erste Präsenzveranstaltung betrachte ich ihren nicht allzu großen chen. Das bedeutet aber auch, dass nach Monaten des Abstandhaltens in Rucksack. „Da ist Essen drin für alle?“. dabei viel Verpackungsmüll in Form der Corona-Pandemie. Ich freue mich Emilia nickt. Nach der Kennenlernrun- von Plastik und Alu anfällt und zudem riesig auf alte und neue Bekannte und de gehen wir hoch in den Vereins- sind diese Nahrungsmittel sehr teuer. aufs Diskutieren. Aber zuerst disku- raum, um zu kochen. Dort wird end- Fine und eine Projektgruppe der JDAV tieren wir noch nicht, wir gehen aufs lich der Rucksack ausgepackt und zum BaWü entwerfen deshalb ein Koch- Jugendgelände und setzen uns auf Vorschein kommen ein Kilo Couscous, buch mit Rezeptideen für nachhaltiges 21
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