Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau

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Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
3-2016
Mitteilungsblatt BirdLife Aargau

Unser Vogel des Jahres–
Brütet der Wiedehopf bald
                                   milan
Der Buntspecht
wieder in Lenzburg?
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
Impressum / Editorial

 Impressum
                                                                     Liebe Leserin, lieber Leser

 milan
 Mitteilungsblatt BirdLife Aargau                                    als neues Gesicht im Vorstand von BirdLife Aargau, gewählt an der Delegiertenver-
 Erscheint 4x pro Jahr                                               sammlung im März 2016, darf ich diese Gelegenheit im Milan nutzen, um mich
 Abonnementspreis: Fr. 30.–
                                                                     kurz vorzustellen. Als langjährige Jugendgruppenleiterin (und früheres Mitglied)
                                                                     der Bözberger Flädermüs vom NVSC Bözberg trat ich 2010 in die damals neue
                                                                     Kommission für Nachwuchsförderung ein. So lernte ich BirdLife Aargau als
                                                                     Institution kennen und konnte hoffentlich auf kantonsübergreifender Ebene etwas
                                                                     dazu beitragen, Kinder wieder vermehrt für die Natur zu begeistern.
                                                                     BirdLife Aargau bei letzterem zu unterstützen war auch die primäre Motivation für
 Auflage: 3000 Exemplare
 Herausgeber:                                                        meine Zusage, als mich Eveline Schürmann nach einer Kommissionssitzung für den
 BirdLife Aargau                                                     Vorstand von BirdLife Aargau anfragte. Draussen sein ist für Kinder nicht nur
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau                                            notwendig für eine gesunde Entwicklung, es ist auch die Basis für ihr Interesse an
 PC 50-99-3                                                          der Natur und somit am Naturschutz. Wer seine Umgebung im jungen Alter
 BirdLife Aargau-Präsidium:                                          kennen und schätzen lernt, setzt sich auch für deren Erhalt ein. Den Nachwuchs
 Gertrud Hartmeier                                                   zu fördern ist somit nicht nur eine sinnvolle Tätigkeit zum Wohle der Kinder und
 Vorstadt 29, 5200 Brugg                                             Jugendlichen, sondern auch die Basis für die Zukunft der Sektionen. Innerhalb des
 Telefon 056 442 37 70
                                                                     Vorstands leite ich die Kommission für Nachwuchsförderung und bin Mitglied des
 gertrud.hartmeier@birdlife-ag.ch
                                                                     Milan-Redaktionsteams. Mit diesen Aufgaben hoffe ich, die Arbeit mit Kindern
 Redaktion:                                                          und Jugendlichen entsprechend fördern und auf deren Wert aufmerksam machen
 Christine Huovinen
                                                                     zu können.
 Hofstrasse 19, 7270 Davos Platz
 Telefon 081 413 52 38                                               Die Sektionen sowie BirdLife Aargau leisten einen wichtigen Beitrag in der
 christine.huovinen@birdlife-ag.ch
                                                                     Umweltbildung. Zahlreiche Sektionen bemühen sich aktiv um Nachwuchs und die
 Satz, Gestaltung, Produktion:                                       Gewinnung neuer Jugend- und Familienmitglieder im Verein, sei es mit einer
 Simone Mosch                                                        Jugendgruppe oder auch mit einzelnen Anlässen, wie die Beispiele der generationen-
 Kappelen 5, 5706 Boniswil
                                                                     übergreifenden Anlässe des NV Oftringen (siehe Seite 22) und der Unterentfelder
 Telefon 079 820 50 21
 simone.mosch@gmx.ch                                                 Familienexkursion (siehe Seite 20) in diesem Milan zeigen. Auf Schülerexkursionen
                                                                     zum Kuckuck (siehe Seite 17) wurden ganz bewusst auch Kinder ausserhalb von
 Druck:
                                                                     BirdLife-Jugendgruppen eingebunden, um deren Interesse an der Natur zu
 Effingerhof AG
 Druck – Verlag – Neue Medien                                        wecken. Im Kleinen wird unsere Umwelt den Kindern zum Beispiel mit dem neuen
 Storchengasse 15, 5201 Brugg AG                                     Spiel «BioDio» (siehe Seite 12) nähergebracht, im Grossen wird, hoffentlich, das
 Telefon 056 460 77 77                                               Naturzentrum am Klingnauer Stausee den Aargau bald umweltbildungstechnisch
 Papier:                                                             bereichern.
 Cocoon Preprint/Offsetpapier, Recycling,
                                                                     Sehr viel Engagement und Motivation für kleine und grosse Projekte stecken
  weiss, matt, 80 gm2 (hergestellt aus 100%
  entfärbtem Altpapier, ausgezeichnet mit dem
                                                                     hinter BirdLife Aargau – ich freue mich, als Vorstandsmitglied Teil davon zu sein!
  EU-Ecolabel, ist FSC-zertifiziert und 100%
  FSC-Recycling)

 Geschäftsstelle:
 BirdLife Aargau – Natur- und Vogelschutz
 Kathrin Hochuli
 Pfrundweg 14, 5000 Aarau
 Telefon 062 844 06 03
 www.birdlife-ag.ch, info@birdlife-ag.ch

 Telefonische Ansprechzeiten:                                                                      Ihre Lea Reusser
 Mo, Di, Do, von 08.00–12.00 Uhr                                                                   Vorstand BirdLife Aargau, Kommission
 Adressänderungen:                                                                                 Nachwuchsförderung
 Bitte direkt BirdLife Aargau melden. Danke.

 Nachdruck mit Quellenangaben e­ rwünscht,
 Beleg an die Redaktion

 Redaktions- und Inserateschluss:
 Nr. 4_ 2016: 30. September 2016
                                                         Foto: zVg

 Titelbild: Wiedehopf               Foto: Beat Rüegger

2 Milan 3_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                 Editorial, Impressum                    2
                                                                                                                 Inhaltsverzeichnis3

                                                                                                                 Schwerpunkt Biodiversität:
                                                                                                                 –G
                                                                                                                   emeinden in der Schlüsselrolle       4
                                                                                                                 – Interview: Gemeinden als Vorbild     6

                                                                                                                 BirdLife Aargau:
                                                                                                                 – Ein neues Naturzentrum am Kling-
                                                                                                                   nauer Stausee                         8
                                                                                                                 – Verbandstätigkeit
                                                                                                                   ­                BirdLife Aargau    10
                                                                                                                 – umweltrating.ch/aargau
                                                                                                                   ­                     - Wahlen 10
                                                                                                                 – Eriwis
                                                                                                                   ­     – Dank für Spenden            11

                                                                                     Foto: Binkert Buag AG
                                                                                                                 – BioDio – ein Informationsspiel      12
                                                                                                                 – BirdLife Aargau auf Facebook         13
                                                                                                                 – Tipps und Tricks für Hecken im Garten14
                                                                                                                 – Schülerexkursion «Kuckuck»           17
28 Ein Buch für die Menschen und die Natur – Der Natur- und Vogelschutz Möhlin                                   – Einladung zu Pflegeeinsätzen         18
schenkte allen Dorfbewohnern zu seinem Geburtstag das Buch «Mehr Natur in Möhlin».                               – Nachwuchsförderung für Sektionen 19

                                                                                                                 Aktuell:
                                                                                                                 – Familienexkursion mit Goldgräber-
                                                                                                                   stimmung                             20
                                                                                                                 – Mit Grosselternanlass Nachwuchs
34 Sensationel-                                                                                                    fördern                              22
 ler Pilzfund am                                                                                                 – Ein Ansiedlungsprojekt für
     Hallwilersee                                                                                                  den Wiedehopf                        24
 Der Hallwilersee-                                                                                               – E xkursion Chli Rhy mit dem
Ranger entdeckte                                                                                                    Naturschutzverein Aare-Rhein        26
    in einem Wald                                                                                                – S chupfart: Jagd- und Naturschutz-
 einen besonders                                                                                                    verein gemeinsam im Einsatz         27
grossen Baumpilz                                                                                                 – Ein Buchgeschenk: Die Natur
                                                                                     Foto: George Chernilevsky

   – den seltenen,                                                                                                 Möhlins auf 152 Seiten               28
       bei unseren
                                                                                                                 BirdLife Schweiz:
  Vorfahren hoch
                                                                                                                 – Vergiften von Greifvögeln verurteilt 30
       geschätzten
                                                                                                                 – Für weniger Pestizide in der Schweiz 30
Zunderschwamm.
                                                                                                                 – Sofortmassnahmen für die Natur       30
                                                                                                                 – Gartenvögel im Visier                31

                                                                                                                 Kanton Aargau:
                                                                                                                 – Aufwertung des Wehrs Bläiematte      32
                                                                                                                 – Seltener Baumpilz:
   20 Familienexkursion                                                                                            Der Zunderschwamm                    34
        und Enkelanlässe                                                                                         Diverses, Veranstaltungen:
Vielen Vereinen fehlt es an                                                                                      – Gartenarbeiten im Sommer             36
Nachwuchs. Die Sektionen
                                                                                     Foto: Thomas Hersche

                                                                                                                 – Leserwettbewerb                      36
     in Unterentfelden und
                                                                                                                 – Jahresprogramm 2016                  37
 Oftringen zeigen, wie wir
                                                                                                                 – Veranstaltungen BirdLife Aargau      38
 junge Leute für die Natur
        begeistern können.                                                                                       – Veranstaltungen Naturama             39

                                                                                                                                            Milan 3_ 2016 3
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

Mehr Lebensraum für Pflanzen und Tiere im Siedlungsraum

Gemeinden in der Schlüsselrolle
Gemeinden haben zahlreiche Mög-                       gen dazu über eine beachtliche Auswahl an           Grünflächen sichern
lichkeiten, die Biodiversität zu                      verschiedenen Instrumenten.                         Eine wichtige Aufgabe von Gemeinden ist
fördern. Sie können ökologisch                        Damit im Siedlungsraum eine hohe Biodi-             es, ökologisch wertvolle Grün- und Frei-
wertvolle Flächen sichern und verfü-                  versität entstehen kann, braucht es genü-           räume zu sichern. Dafür stehen ihnen ver-
gen über verschiedene Instrumente,                    gend ökologisch wertvolle Grünflächen.              schiedene Instrumente zur Verfügung. Wir-
um die Lebensraumqualität privater                    Wissenschaftler schätzen, dass der Min-             kungsvoll sind beispielsweise Planungsinst-
und öffentlicher Grünflächen zu                       destbedarf ungefähr 10 Prozent beträgt.             rumente wie Quartier- und Richtpläne
verbessern. Viele Behörden schöpfen                   Lebensraumqualität haben Grünflächen,               sowie gesetzliche Instrumente wie Bau-
ihre Möglichkeiten jedoch nicht aus.                  wenn sie z. B. mit einheimischen Arten be-          und Nutzungsordnungen. So nutzt die Ge-
                                                      pflanzt und reich an verschiedenen Struk-           meinde Arlesheim (BL) Quartierpläne, um
Geht es um die Natur, haben es die Ge-                turen sind. Sowohl öffentliche Grünräume            bestehende Grünräume zu sichern und zu
meinden in der Hand: Hier werden aus                  wie Pärke als auch private Flächen wie              vernetzen sowie ihre ökologische Qualität
Strategien und Planungen von Bund und                 Hausgärten tragen dazu bei, dass der Sied-          zu verbessern. Dazu definiert sie zuerst,
Kanton konkrete Projekte, beispielsweise              lungsraum grüner wird. Gerade kleine Flä-           wohin sich einzelne Quartiere entwickeln
das Projekt «Natur findet Stadt» der Stadt            chen zwischen Wohnblöcken und Hausgär-              sollen und hält dies rechtlich bindend fest.
Baden (vgl. Interview S. 6). Gemeinden                ten machen einen beträchtlichen Teil der            Wenn grössere Freiflächen überbaut wer-
nehmen also eine Schlüsselstellung ein,               Grünflächen des Siedlungsraums aus; ge-             den, legt die Gemeinde mit den Bauherren
wenn es darum geht, die Arten- und Le-                mäss Schätzungen aus Städten Grossbri-              zusammen das Vorgehen fest. Sie macht
bensraumvielfalt zu fördern, und sie verfü-           tanniens sind es 19 bis 27 Prozent.                 unter anderem Vorschriften zur Freihaltung

Strukturreiche Gärten sind bedeutende Grünräume von Siedlungsgebieten,         Unverbaute Flächen zwischen Wohnblöcken tragen dazu bei, dass Quartiere
wie dieser Projektgarten von «Natur findet Stadt». Foto: Stadtökologie Baden   grüner werden.                                       Foto: Manuela Di Giulio

4 Milan 3_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

Öffentliche Grünräume wie der Park Liebefeld in Köniz (BE) tragen wesentlich zur Lebensqualität einer Gemeinde bei.                 Foto: Manuela Di Giulio

von Grünflächen und zur Bepflanzung des             Freiflächen nicht früh genug. Zudem behal-
                                                                                                                                   Die bisherigen
Grundstückes mit einheimischen Pflanzen.            ten sie ihre dörflichen Strukturen bei, ob-
                                                                                                                                   Schwerpunktbei-
Im Gegenzug erhalten die Bauherren eine             wohl sie unterdessen einen städtischen
                                                                                                                                   träge zum Thema
etwas höhere Nutzung als in der entspre-            Charakter haben. Beispielsweise gibt es
                                                                                                                                   Natur im Sied-
chenden Zone vorgeschrieben.                        viele Gemeinden, welche ihre Bau- und Zo-
                                                                                                                                   lungsraum ent-
                                                    nenordnung nicht angepasst haben und
                                                                                                                                   standen im Zu-
Mit gutem Beispiel vorangehen                       damit fehlt ihnen eine wichtige Grundlage,
                                                                                                                                   sammenhang
Eine erfolgreiche Umsetzung von Quartier-           um Grünflächen zu sichern und ökologisch
                                                                                                                                   mit Recherchen
plänen und anderen Planungsinstrumenten             aufzuwerten (vgl. Interview S. 6).
                                                                                                                                   zum Buch «För-
setzt immer eine offene Kommunikation
                                                                                                          derung der Biodiversität im Siedlungs-
und den stetigen Dialog zwischen Behör-             Sensibilisierung vorantreiben
                                                                                                          gebiet. Gute Beispiele und Erfolgsfak-
den und Bevölkerung voraus. Denn die Be-            Wer in seiner Gemeinde die Biodiversität
                                                                                                          toren». Das Buch stellt Beispiele vor,
völkerung muss die Ziele ihrer Gemeinde             fördern will, muss also Entscheidungsträ-
                                                                                                          bei denen es gelungen ist, die Förde-
mittragen, sonst drohen politische oder             ger sensibilisieren, genauso wie auch Haus-
                                                                                                          rung der Biodiversität mit den Bedürf-
rechtliche Blockaden. Hier kann jede und            besitzer oder private und institutionelle
                                                                                                          nissen der Nutzenden von Grünräumen
jeder mit dem Stimmverhalten dazu beitra-           Bauherren wie Pensionskassen oder Versi-
                                                                                                          in Einklang zu bringen. Die Erfolgsfak-
gen, dass Initiativen der eigenen Wohnge-           cherungen. Dazu braucht es noch einige
                                                                                                          toren, welche diese Beispiele auszeich-
meinde erfolgreich umgesetzt werden oder            Anstrengungen von Bund und Kantonen,
                                                                                                          nen, werden ebenso beschrieben wie
dass die eigene Gemeinde überhaupt aktiv            aber auch von Nichtregierungsorganisatio-
                                                                                                          26 Kriterien, die sich für die Bewertung
wird. Es braucht aber auch ein Engagement           nen. Gefragt sind einerseits Kampagnen,
                                                                                                          beispielhafter Projekte eignen. Eine
von Seiten der Gemeinden: Diese sollten             mit dem Ziel, die breite Öffentlichkeit für
                                                                                                          Checkliste soll Planende darin unterstüt-
zuerst klare Ziele definieren und dann mit          das Thema Biodiversität zu sensibilisieren.
                                                                                                          zen, das ökologische und soziale Poten-
gutem Beispiel vorangehen, beispielsweise           Anderseits braucht es Programme und Ini-
                                                                                                          zial des Siedlungsgebiets besser zu nut-
im Umgang mit den öffentlichen Grünräu-             tiativen, welche Anreize schaffen für Bau-
                                                                                                          zen. Das Buch richtet sich einerseits an
men (vgl. Interview S. 6).                          herren und private Hausbesitzer. Die aktu-
                                                                                                          Fachleute, welche sich mit Siedlungs-
Viele Gemeinden nutzen die verfügbaren              elle Kampagne von Birdlife Schweiz zur
                                                                                                          natur befassen, andererseits an alle In-
Instrumente jedoch nicht konsequent ge-             Biodiversität im Siedlungsraum ist deshalb
                                                                                                          teressierten, die sich einen Überblick
nug. Oft verhindern unterschiedliche Inter-         wichtig und richtig.
                                                                                                          über den aktuellen Stand des Wissens
essen der Entscheidungsträger ein Natur-
                                                                                                          und der Umsetzung verschaffen wollen.
projekt. Gerade rasch wachsende Agglo-                                          Manuela Di Giulio
                                                                                                          Di Giulio, M., 2016: Förderung der
merationsgemeinden sind sich ausserdem
                                                                                                          Biodiversität im Siedlungsgebiet. Gute
häufig nicht bewusst, dass Frei- und Grün-
                                                                                                          Beispiele und Erfolgsfaktoren. Zürich,
räume wesentlich zur Lebensqualität der
                                                                                                          Bristol-Stiftung; Haupt, Bern.
Menschen beitragen, und sie sichern ihre

                                                                                                                                  Milan 3_ 2016 5
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

Im Gespräch mit Barbara Finkenbrink:

Gemeinden als Vorbild
Die Stadt Baden fördert auf ihrem                    tät zu erhöhen: Mit Vorgaben in der Bau-               Stadt» bieten wir neben einer professionel-
Gemeindegebiet seit vielen Jahren                    und Nutzungsverordnung, durch Motivation               len Gartenberatung ein Set an modularti-
die Biodiversität. Mit verschiedenen                 privater Grundbesitzer und durch unsere                gen Massnahmen an, wie Nisthilfen, Tro-
Instrumenten sichert sie öffentliche                 Vorbildfunktion im öffentlichen Raum.                  ckenmauern oder Hecken. Private können
und private Grünflächen und wertet                                                                          – abhängig von Geschmack, Platz und Be-
sie ökologisch auf. Barbara Finken-                  Zu den grössten Herausforderungen                      dürfnissen – ihren Garten damit ergänzen.
brink ist Projektleiterin bei Stadtöko-              für Gemeinden gehört, private Flächen                  Wer bei uns mitmacht, muss seinen Garten
logie Baden.                                         ökologisch aufzuwerten. Was unter-                     nicht komplett umgestalten. Wenn die Mass-
                                                     nehmen Sie diesbezüglich?                              nahmen umgesetzt sind, laden die Garten-
BirdLife Schweiz widmet seine aktuelle               Ein wichtiges Instrument ist die Bau- und              besitzer Freunde, Bekannte und Nachbarn
Kampagne der Natur vor der Haustür.                  Nutzungsordnung. Sie hält fest, dass Aus-              zu einem von uns gestifteten Apéro ein.
Wo in der Stadt Baden gibt es am meis-               senräume, Gärten und Vorgärten so ge-                  Unser Ziel dabei ist, das Projekt über per-
ten Handlungsbedarf?                                 staltet und bepflanzt sein müssen, dass sie            sönliche Empfehlungen bekannter zu ma-
Ein grosses Potenzial sehe ich in den priva-         einen höheren ökologischen Wert haben.                 chen und weitere Leute zum Mitmachen zu
ten Gärten, die viel zur Lebensraumvernet-           Die Grünflächen müssen demnach über-                   motivieren.
zung beitragen. Bei den öffentlichen Grün-           wiegend mit einheimischen Arten bepflanzt
flächen ist das ökologische Potenzial eher           sein. Zu meiner Arbeit gehört u. a. das Prü-           Wie finden Sie geeignete Gartenbau-
limitiert. Sie sind – abgesehen von den              fen von Baugesuchen bei Neu- und Um-                   firmen, welche die Leute fachgerecht
Parkanlagen – oft isolierte Restflächen wie          bauten, bei dem ich auf eine naturnahe                 beraten?
Verkehrsinseln oder sie werden stark ge-             Bepflanzung achte. Besondere Aufmerk-                  Wir haben alle Gärtner der Region einge-
nutzt wie begrünte Randstreifen entlang              samkeit erhalten grössere Überbauungen,                laden, beim Projekt mitzumachen. Mit den
von Plätzen. Allerdings lassen sich solche           bei denen es um ausgedehnte Freiflächen                Gärtnern, die eine naturnahe Gartenbera-
Flächen meist relativ einfach und rasch auf-         geht. Aber auch private Gartenbesitzer                 tung in unserem Sinne anbieten, haben
werten. Als Folge des verdichteten Sied-             müs-sen sich an die Vorgaben halten.                   wir eine Vereinbarung getroffen und sie
lungsbaus gehen immer mehr Grünflächen                                                                      dazu verpflichtet, gewisse Standards ein-
verloren, es ist deshalb wichtig, die restli-        Wie motivieren Sie private Hausbesitzer,               zuhalten. Dazu gehört z. B. torffreies Pflan-
chen Flächen ökologisch wertvoll zu gestal-          ihre Gärten naturnäher zu gestalten?                   zensubstrat und wenn möglich regionale
ten. Wir arbeiten dreigleisig, um die Quali-         Im Rahmen des Projekts «Natur findet                   Natursteine zu verwenden. Ausserdem

Barbara Finkenbrink, Projektleiterin bei Stadtöko-   Mit Informationstafeln in Form einer Eidechse informiert die Stadt Baden über die Anlage von
logie Baden.                                         Lesesteinhaufen zugunsten von Reptilien.                                         Fotos: Stadtökologie Baden

6 Milan 3_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
Schwerpunkt

müssen drei Viertel der Bepflanzung aus        Wie informieren Sie die Bevölkerung
einheimischen Pflanzen bestehen und ma-        über die Aufwertungen im öffentlichen
ximal ein Viertel darf mit exotischen Arten    Raum?
bepflanzt sein. Wir haben die Standards für    Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Teil
eine naturnahe und nachhaltige Gartenge-       des Projekts. Dazu gehören Broschüren,
staltung und -pflege in einer Art «Letter of   Flyer und Tafeln, welche wir bei den öffent-
intent» festgelegt, um die Beratungsquali-     lichen Grünflächen anbringen. Bei den Ta-
tät zu sichern.                                feln handelt es sich um Tiersilhouetten mit
                                               einem Merksatz, der aufzeigt, welche Art
Die finanzielle Unterstützung, die das         mit der Massnahme gefördert wird. Für den
Projekt «Natur findet Stadt» vom Ideen-        Werkhof sind diese Beschilderungen sehr
und Projektpool des Kantons Aargau             wichtig. Damit kann er auf einfache Weise
erfährt, beschränkt sich auf die Privat-       erklären, warum er eine Fläche auf eine be-
gärten. Die Stadt Baden hat das Projekt        stimmte Art pflegt, beispielsweise weniger
um Massnahmen im öffentlichen Raum             oft mäht als bisher oder einen Asthaufen
ergänzt. Wie ist es dazu gekommen?             liegen lässt. Reklamationen aus der Bevöl-     Sogenanntes Kleintierhotel in einem privaten
Wir setzen im öffentlichen Raum dieselben      kerung lassen sich damit verringern oder       Garten.                      Foto: Stadtökologie Baden

Massnahmen um wie auf den privaten Flä-        gar ganz vermeiden.
chen. Die öffentlichen Flächen haben meh-
rere Funktionen: Sie machen Werbung für        Die Stadt Baden hat rund 20´000 Ein-           mieren die Gemeinden dazu, Projekte wie
das Projekt, bieten Anschauungsmaterial        wohner und gehört zu den grösseren             «Natur findet Stadt» umzusetzen und sind
und dienen als gutes Vorbild. Ursprünglich     Gemeinden mit entsprechend finan-              wichtige Argumentationshilfen. Entschei-
war das Projekt auf private Grünflächen        ziellen und personellen Ressourcen.            dend für uns sind auch Initiativen wie der
ausgerichtet. Als wir es in den Quartieren     Welche Möglichkeiten haben kleinere            Ideen- und Projektpool des Kantons Aargau.
vorgestellt hatten, sagten uns viele Leute,    Gemeinden?                                     Solche Förderprogramme helfen uns, neue
dass wir zuerst die öffentlichen Grünflä-      Es gibt viele Massnahmen, die sich auch mit    Projekte zu entwickeln und sind gute Gele-
chen aufwerten und erst dann die Privaten      wenig Budget realisieren lassen. Beispiels-    genheiten, Ideen zusammenzutragen und
dazu auffordern sollten. Wir haben ge-         weise können kleine Gemeinden bei Orga-        neue Initiativen zu starten.
merkt, dass wir als Behörde nicht von den      nisationen wie BirdLife Schweiz oder Pro-
Privaten verlangen können, ihre Gärten na-     Natura Informationsmaterial beziehen und                                       Interview: Manuela Di Giulio
turnah zu gestalten, ohne selber aktiv zu      an Veranstaltungen, an denen die Leute so-
werden.                                        wieso vor Ort sind, Broschüren verteilen
                                               oder auflegen. Wichtig ist, als Behörde hin-
                                                                                              Foto: Andreas Müller

Der Werkhof ist ein wichtiger Akteur.          zustehen, die Leute zu informieren und
Wie haben Sie die Mitarbeitenden da-           zum Mitmachen zu motivieren. Was wir
von überzeugt, mitzumachen?                    auch machen, das ist, bei der Abteilung
Für uns war es wichtig, den Werkhof recht-     Planung und Bau Informationsmaterial auf-
zeitig einzubinden, ebenso wie die anderen     zulegen, z. B. Broschüren zur Förderung von
Dienstabteilungen. Die Standards für die       Seglern, zu Dachbegrünungen sowie Bro-
naturnahe Gartengestaltung und -pflege         schüren zur naturnahen Gartengestaltung.
haben wir zusammen mit den Werkhofmit-                                                                           In allen vier Milan-Ausgaben 2016
arbeitern erarbeitet. Dies war ein längerer    Welche Anreize sind auf übergeordne-                              bringt uns Manuela Di Giulio das
Prozess, bei dem wir uns auf gemeinsame        ter Ebene, also Stufe Kanton oder Bund,                           Schwerpunktthema «Biodiversität im
Regeln einigten. Zuerst wollten wir sehr       wichtig, um Gemeinden dafür zu moti-                              Siedlungsraum» näher.
strenge Vorgaben festlegen und nur einhei-     vieren, die Biodiversität zu fördern?                             Manuela Di Giulio ist Biologin und Öko-
mische Pflanzenarten zulassen. Der Werk-       Es gibt viele kritische Stimmen, die unsere                       login. Sie arbeitet als Co-Geschäftsfüh-
hof hat uns dann aufgezeigt, dass eine sol-    Arbeit in Frage stellen und als Verschwen-                        rerin im Büro «Natur Umwelt Wissen
che Regelung nicht überall umsetzbar ist.      dung von Steuergeldern betrachten. Des-                           GmbH» und hat sich darauf speziali-
So gibt es Beete, welche einen repräsenta-     halb sind übergeordnete Strategien wie die                        siert, ökologische Themen einer breiten
tiven Charakter haben. Bei denen brauchen      Strategie Biodiversität Schweiz für uns aus-                      Öffentlichkeit zu vermitteln. Seit einigen
die Werkhofmitarbeiter eine grössere Aus-      schlaggebend. Diese halten fest, dass Bio-                        Jahren beschäftigt sie sich ausserdem
wahl an Pflanzen, darunter solche mit rein     diversität im Siedlungsraum gefördert wer-                        mit dem Thema Siedlungsentwicklung
dekorativer Funktion.                          den soll. Übergeordnete Strategien legiti-                        und deren Einflüsse auf die Biodiversität.

                                                                                                                                          Milan 3_ 2016 7
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

Lage des geplanten BirdLife-Naturzentrums am Klingnauer Stausee.                                                        Foto: N. Wächter, Reportair

Klingnauer Stausee

Ein neues Naturzentrum im Aargau
Der Klingnauer Stausee ist ein                     Auenwäldern und Feuchtwiesen und der         BirdLife Aargau und direkt am Fussweg um
Publikumsmagnet: Jährlich besuchen                 auch im Winter offenen Wasserfläche bie-     den See. Es steht zudem in naturnah ge-
über 100´000 Menschen dieses                       tet das Gebiet des Klingnauer Stausees für   stalteter Umgebung – ein idealer Ort für
Natur- und Vogelschutzgebiet von                   viele Tier- und Pflanzenarten ganzjährig     ein Naturzentrum. Viele Ausflügler, die
internationaler Bedeutung. BirdLife                ideale Bedingungen. Das Naturschutzge-       schon heute den Seeweg nutzen, interes-
wünscht sich an diesem Standort                    biet gehört zudem zu den elf schweizeri-     sieren sich für Lebensräume und Entste-
deshalb schon lange ein ganzjährig                 schen Ramsargebieten – genannt nach der      hung des Klingnauer Stausees. Mit einem
betriebenes Naturzentrum – das erste               internationalen Ramsar-Konvention, einem     Naturzentrum möchten wir diese Besucher
dieser Art im Kanton. Mit dem Kauf                 völkerrechtlichen Vertrag zur nachhaltigen   nicht nur über das Gebiet informieren, son-
einer optimal gelegenen Liegenschaft               Nutzung von Feuchtgebieten mit interna-      dern sie auch für die Naturwerte der Region
dürfte aus diesem Wunsch bald                      tionaler Bedeutung.                          sensibilisieren und für den Schutz dieser
Realität werden.                                                                                und weiterer ökologisch wertvoller Land-
                                                   Das Naturzentrum als Lern- und               schaften in der Schweiz gewinnen.
Der in den Jahren 1930 bis 35 aufgestaute          Begegnungsort                                Der Klingnauer Stausee ist jedoch nicht nur
Klingnauer Stausee hat sich zu einem Was-          Dank den positiven Beschlüssen an den        für Erholungssuchende attraktiv. Aus der
ser- und Zugvogelreservat von internatio-          Delegiertenversammlungen von BirdLife        ganzen Schweiz reisen regelmässig Orni-
naler Bedeutung entwickelt. Aber nicht nur         Aargau im März und BirdLife Schweiz im       thologen an, um Wintergäste, Durchzügler
das: Über 300 der in der Schweiz beheima-          Mai konnten wir nun gemeinsam eine Lie-      und Brutvögel zu beobachten. So führen
teten 400 Vogelarten wurden bereits in die-        genschaft erwerben, die sich mit Um- und     zum Beispiel die Kantonalverbände BirdLife
sem vielfältigen Lebensraum gesichtet. Mit         Ausbaumassnahmen zu einem Lern- und          Aargau wie auch Zürich ihre Abschlussprü-
seinen Sandbänken, den seichten Ufern              Begegnungsort gestalten lässt. Das Haus      fung des Feldornithologie-Kurses beim
und Schilfflächen, mit den angrenzenden            liegt nah beim Beobachtungsturm von          Klingnauer Stausee durch. Das geplante

8 Milan 3_ 2016
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

Naturzentrum soll ein wichtiger Stützpunkt
für alle Ornithologen und Naturinteressier-
ten werden. Auch Schulklassen möchten
wir direkt ansprechen. Das Naturzentrum
wird folgende Dienstleistungen anbieten:
Informationen über den Klingnauer Stau-
see mit den angrenzenden Auengebieten
und über die vorhanden Vogelarten, Ange-
bot an Fachexkursionen und Fachliteratur,
kleine Theke mit Getränken und Zwischen-
verpflegungen.

Umsetzung bis 2018 geplant
Der Naturschutz ist mit der BirdLife-Lokal-
sektion «Naturschutzverein Aare-Rhein» in
der Region bestens vernetzt. BirdLife Aargau    Projektstudie – Visualisierung Ostansicht.                 Foto:Hauenstein Märki Architekten GmbH

und BirdLife Schweiz sind starke Partner,
die ihr Knowhow in den Bau und Betrieb
des Naturzentrums einbringen. Unter dem
Präsidium von Patrick Gosteli, Grossrat und
Gemeindeammann von Böttstein, formiert
sich derzeit ein Patronatskomitee. Ange-
strebt sind die Unterstützung aus Politik,
Wirtschaft und Kultur. Dank dieser guten
Vernetzung in der Region stehen die Zei-
chen für eine zügige Umsetzung und plan-
mässige Eröffnung des Naturzentrums im
Sommer/Herbst 2018 sehr gut.
Das Vorhaben soll aus Eigenmitteln von
BirdLife Aargau und BirdLife Schweiz sowie
mit Beiträgen Dritter finanziert werden.
Die Initianten sind aktiv auf der Suche nach
weiteren privaten Geldgebern wie Spendern
und Sponsoren, ergänzend zur Eigenfinan-
zierung und zu bereits zugesagten Dritt-
mitteln. Aktuell sind 60 % der Finanzierung
für den Aufbau des Zentrums und einen
Basisbetrieb gesichert. Unter anderem be-
teiligen sich der Swisslosfonds des Kantons
Aargau und der Bund an der Finanzierung.        Klingnauer Stausee mit einem Mosaik an Lebensräumen.                          Foto: BirdLife Schweiz

Interessierte Kreise finden Informationen
über das geplante Naturzentrum Kling-
nauer Stausee auf der Website von BirdLife
Aargau oder können sie direkt bei der Ge-
schäftsstelle in Aarau oder Zürich, bei Bird-
Life Schweiz, beziehen.

                          Kathrin Hochuli,
         Geschäftsführerin BirdLife Aargau

                           Werner Müller,
          Geschäftsführer BirdLife Schweiz

                                                                                                                         Milan 3_2016 9
Milan Unser Vogel des Jahres-Brütet der Wiedehopf bald wieder in Lenzburg? - Birdlife Aargau
BirdLife Aargau

Verbandstätigkeit von BirdLife Aargau
3. Mai 2016 Vorstandssitzung: Der Vorstand hat sich an der 1.         21. Mai 2016 Tag der Artenvielfalt: Das Informationsspiel «Bio-
Sitzung nach der DV neu konstituiert: Eveline Schürmann ist neu       Dio» zur Förderung der biologischen Vielfalt im Siedlungsraum
Vizepräsidentin, Lea Reusser hat die Leitung der Kommission Nach-     wurde zum ersten Mal eingesetzt. Ab sofort kann dieses von den
wuchsförderung übernommen und Erich Gross engagiert sich in           Sektionen ausgeliehen werden.
der Kommission Projekte. BirdLife Aargau wird sich am Umweltra-
ting für die Grossratswahlen im Herbst beteiligen.                    31. Mai 2016 Ausserordentliche DV BirdLife Schweiz: Die De-
                                                                      legiertenversammlung sprach sich einstimmig für das Naturzent-
10. Mai 2016 Einweihungsanlass Eriwis: Zusammen mit der Na-           rum Klingnauer Stausee aus. Mithilfe des ausserdem gesproche-
turwerkstatt Eriwis haben wir alle beim Kauf Involvierte zu einem     nen Swisslosfonds-Beitrages konnte das Haus am Klingnauer Stau-
Einweihungsanlass mit Exkursion und Apéro riche ins Eriwis einge-     see gekauft werden.
laden.
                                                                      14. Juni 2016 Vorstandssitzung: Der Vorstand legte die Themen
19. Mai 2016 Kanuso: An der Sitzung der Aargauer Natur- und           für die Vorständekonferenzen fest. Ausserdem wurde in Abspra-
Umweltorganisationen wurde über Verkehrsthemen diskutiert:            che mit der lokalen Sektion eine Einwendung gegen eine Deponie
Den Planungsbericht mobilitätAARGAU und das Gesamtkonzept             von unverschmutztem Aushub auf einem Naturschutzgebiet von
Ostaargauer Strassenentwicklung (OASE).                               kantonaler Bedeutung in Birmenstorf gemacht.

umweltrating.ch/aargau – Grossrats- und
Regierungsratswahlen Oktober 2016
Für die Natur ist es entscheidend, wie die Regierung und der Grosse   tet. Auf umweltrating.ch/aargau findet man z. B., welche Gross-
Rat für die nächsten vier Jahre zusammengesetzt sind. Diese fällen    räte sich gegen die Kürzungen des Regierungsrates beim für die
wichtige Entscheide, welche die Umwelt betreffen. Am 23. Oktober      Natur so wichtigen Kredit Natur 2020 gewehrt haben.
finden im Aargau die Gesamterneuerungswahlen statt.                   Ausserdem können neue und bisherige Kandidatinnen und Kan-
Das Umweltrating zeigt das Abstimmungsverhalten der Grossräte         didaten auch anhand des Wahlversprechens beurteilt werden:
in den vergangenen vier Jahren auf. Die relevanten Abstimmun-         Wer setzt sich z. B. für genügend Geld im Naturschutz, gegen die
gen zur Umwelt, insbesondere zur Biodiversität, wurden ausgewer-      Lockerung des Biberschutzes oder für den vermehrten Natur-
                                                                                                   schutz im Wald ein?
                                                                                                   BirdLife Aargau empfiehlt allen Wäh-
                                                                                                   lerinnen und Wählern, welchen die
                                                                                                   Natur, Landschaft und Gewässer im
                                                                                                   Aargau am Herzen liegen, wählen zu
                                                                                                   gehen und vor dem Ausfüllen des
                                                                                                   Wahlzettels die Webseite: www.um-
                                                                                                   weltrating.ch/aargau zu konsultieren.
                                                                                                   Über die Wahl des Regierungsrates
                                                                                                   und des Grossen Rates können wir
                                                                                                   Einfluss nehmen auf die Umweltpoli-
                                                                                                   tik in unserem Kanton. Nur wenn Per-
                                                                                                   sonen gewählt werden, welche die
                                                                                                   Ziele von BirdLife Aargau und den an-
                                                                                                   deren Umweltverbänden unterstüt-
                                                                                                   zen, kommt die Natur im Aargau
                                                                                                   nicht noch weiter unter Druck.

10 Milan 3_ 2016
BirdLife Aargau

Eriwis – Danke für die grosszügigen Spenden
Der Kauf der Eriwis, 13.5 Hektaren eines abwechslungsreichen,
ökologisch besonders wertvollen Lebensraumes in einer ehemali-
gen Opalinustongrube in Schinznach-Dorf, riss Ende 2015 ein Loch
von CHF 100‘000 in die Kasse des Reservatsfonds von BirdLife Aar-
gau. Der Fonds wird ausdrücklich geäufnet, um rechtzeitig bereit
zu stehen, wenn sich eine solch einmalige Gelegenheit zu einem
Landkauf bietet, und dieser rasch abgeschlossen werden soll.
Im Dezember 2015 wandten wir uns an unsere Sektionen und ba-
ten um finanzielle Unterstützung. Wir wollten den Reservatsfonds
möglichst rasch wieder aufstocken, um uns auf die nächsten Land-
käufe vorbereiten und die fachgerechte Pflege unserer Flächen si-
cherstellen zu können. 21 Sektionen (Boniswil, Dürrenäsch, Eglis-
wil, Gebenstorf, Laufenburg, Lengnau, Lenzburg, Magden, Mu-
hen, Murgenthal, Oberentfelden, Oberes Seetal, Obersiggenthal,
Oftringen, Reitnau-Attelwil, Rothrist, Safenwil, Schenkenbergertal,
Seengen, Tägerig, Unterentfelden) sind unserem Aufruf gefolgt
und haben zusammen rund CHF 35‘000 gespendet. Ein herzliches
Dankeschön gilt all diesen Vereinen! Auch Private haben für das
Eriwis gespendet. Auch ihnen danken wir herzlich. Insgesamt ha-
ben Sektionen und Private rund Fr. 36‘500.- in den Reservatsfonds
einbezahlt.                                                           Übersicht Eriwis.                                                                                           Foto: Victor Condrau

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Liebe Milan-Leserin, lieber Milan-Leser

Erneut halten Sie eine umfangreiche, interessante Ausgabe des         Geschenkidee: Verschenken Sie ein Milan-Abo an Naturinteres-
Milans in Ihren Händen. Die Redaktorin Christine Huovinen, die        sierte! Bei Interesse melden Sie sich auf der Geschäftsstelle.
Layouterin Simone Mosch sowie Fachleute und Verantwortliche           Wir freuen uns über alle Neuabonnementen.
aus den Sektionen und dem Kanton haben wiederum zum Gelin-

                                                                                                                                                                       milan
gen dieser Nummer beigetragen.                                                                                                     birdlife
                                                                                                                                                                       Na t u r- u n d Voge l s c h u t z
                                                                                                                                                                      aargau

Dank Spenden von unserer Leserschaft können wir eine solch at-                                                                     3-2015
                                                                                                                                   Mitteilungsblatt BirdLife Aargau

traktive Zeitschrift herausgeben. Damit der Milan weiterhin in ge-                                                                 Geschützt
                                                                                                                                   und doch verfolgt
wohnter Qualität erscheinen kann, sind wir
auf Ihre finanzielle Unterstützung angewie-
sen. Die Redaktion und der Vorstand danken
                                                                                             4-2015
                                                                                             Mitteilungsblatt BirdLife Aargau

                                                                                             Klingnauer Stausee –
                                                                                                                                milan
Ihnen. Einen Einzahlungsschein finden Sie                                                    Raritäten im Winter

in diesem Milan.
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                                                                                                                                                          Milan 3_2016 11
BirdLife Aargau

Biodiversität im Siedlungsraum

BioDio – das Informationsspiel
zur biologischen Vielfalt
           BirdLife Aargau hat seine            - Die Menschen sollen etwas zu tun ha-
           in die Jahre gekommene               ben, aktiv sein. So geben sie ihre Rolle
           Wanderausstellung                    als Betrachter auf und werden involviert.
           ersetzt. Entstanden ist ein
           besonders lebendiges,                BioDio – mehr Natur, ein Kinderspiel?
           farbenfrohes Lehrstück               Herausgekommen ist ein Spiel zur Biodi-
           zur Biodiversität im                 versität, das die Mannigfaltigkeit von Ar-
           Siedlungsraum: BioDio                ten und Lebensräumen und die genetische
           heisst das Spiel, bei dem            Vielfalt innerhalb der einzelnen Arten the-
           die Betrachter eingeladen            matisiert. Die Wechselwirkungen zwischen
           sind, selber Hand anzule-            und innerhalb dieser Bereiche sind äusserst
gen und die Lebensräume vor ihren               vielfältig: Die Arten hängen stark von den
Haustüren zu gestalten. Alle Sektio-            Ökosystemen ab, in den unterschiedlichen
nen können dieses Exponat ausleihen.            Lebensräumen entwickelt sich genetische
                                                Vielfalt und diese wiederum ist die Grund-
Als die Ausstellungsmacher im letzten           lage für den Erhalt und die Entstehung
Herbst den Auftrag erhielten, das Thema         neuer Arten. All diese Informationen kön-
Biodiversität im Siedlungsraum darzustellen,    nen, müssen während des Spiels aber nicht      schaffen. Bei geschickter Spielweise stellen
waren die Anforderungen klar: Es sollte         gelesen werden. Das Spiel spricht in erster    sich Tiere wie der Igel oder die Blindschlei-
wieder ein vielfältig lehrreiches Exponat       Linie mit seiner hochwertigen Gestaltung       che, Wildbienen und Schmetterlinge quasi
entstehen, das die Menschen an die aktu-        der Figuren und Bilder an. Es lädt dazu ein,   selbsterklärend ein. Ein buntes Bild entsteht
ellen Naturschutzthemen von BirdLife Aar-       den uns umgebenden Raum als Lebens-            – eine wahre Freude!
gau heranführt. Schnell kristallisierten sich   raum wahrzunehmen. Dieser ist in jedem
für die Umsetzungsprofis folgende Priori-       Fall gestaltet. Aber ist er auch lebens-       Kostenlos ausleihbar
täten heraus:                                   freundlich? Was ist mit dem Rasen oder         Die ersten Erfahrungen mit dem Spiel wur-
                                                der Thujahecke? Warum gibt es am einen         den am Tag der Artenvielfalt gemacht. So-
- Richtige Informationen sollen soweit          Ort Schmetterlinge, am andern Ort nicht?       wohl Kinder wie Erwachsene waren be-
 auf ihren Kern reduziert werden, dass          Und was wäre zu tun, wenn man an einem         geistert. Jetzt können die Sektionen BioDio
  sie immer noch wahr, aber doch leicht         lauen Sommerabend vor dem eigenen Haus         ausleihen – kostenlos und auf Vorbestel-
   verständlich sind.                           wieder einmal einen Igel antreffen oder        lung bei der Geschäftsstelle von BirdLife
                                                den Mauerseglern bei ihren halsbrecheri-       Aargau.
  - Die Betrachter sollen gemäss ihrem          schen Flugkapriolen zuschauen möchte?
  Wissensstand abgeholt und einbe-              Auch wenn es kein Kinderspiel ist, unseren
  zogen werden.                                 Siedlungsraum als Lebensraum attraktiver
                                                zu gestalten, so haben wir doch noch die
                                                eine oder andere Möglichkeit. BioDio zeigt
                                                auf, mit welchen Elementen es gelingt, ei-
                                                nen ökologisch wertvollen Lebensraum zu

12 Milan 3_ 2016
BirdLife Aargau

                                                                                                        Der Aufbau des Exponats ist einfach und
                                                                                                        in maximal einer halben Stunde zu bewäl-
                                                                                                        tigen. Für den Transport reicht ein Perso-
                                                                                                        nenwagen mittlerer Grösse. Die Elemente
                                                                                                        sind so leicht, dass sie gut von einer Person
                                                                                                        alleine getragen werden können – ein Kin-
                                                                                                        derspiel auch in dieser Beziehung.

                                                                                                                                      Ann Walter,
                                                                                                             Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit,
                                             Es wird mit 29 verschiedenen Spielkarten – jeweils                                   BirdLife Aargau
                                             halben und ganzen Karten – gespielt. Das Spielfeld
                                             besteht aus sechs verschiedenen Siedlungsräumen,
                                             die es biodivers zu gestalten gilt. Ziel ist es, durch
                                             sinnvolles Positionieren und Kombinieren der ver-
                                             schiedenen Karten viel naturnahen Lebensraum zu
                                             schaffen und dadurch möglichst viele der insgesamt
                                             16 Spielfiguren zu gewinnen. Diese Spielfiguren-
                                             auswahl setzt sich zusammen aus Vögeln, Insekten,
                                             Amphibien, Reptilien und der Flechte.
                                                                                    Fotos: Ann Walter

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                                        en da- dazu animieren, sich                                                                                    mit
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BirdLife Aargau

Eine artenreiche, geschnittene Hecke ist ökologisch und optisch lebendiger als eine Hecke bestehend aus einer Art.

Hecken im Garten und Siedlungsraum

Tipps und Tricks für Anbau und Pflege
Hecken bereichern unsere Wohnum-                     denen Arten kann sie zu einem wichtigen              Kleinstrukturen und Säume
gebung. Ein Fachmann erläutert,                      Lebensraum heranwachsen, den beispiels-              Kleinstrukturen und Säume sind ein unab-
welche Heckentypen es gibt, welche                   weise Amseln und Rotkehlchen nutzen                  dingbarer Teil einer wertvollen Hecke. Es
Arten sich eignen, welchen Nutzen                    können.                                              muss nicht immer nur die Brennnessel sein.
wir von Hecken haben und wie wir                     Wenn Grosssträucher wie Hasel, Holunder              Auch prächtig blühende Arten wie Blutro-
sie am besten pflegen.                               und Weiden oder ausgewachsene Schwarz-               ter Storchschnabel, Aronstab, Maienriesli
                                                     und Weissdorne die Hecke dominieren,                 oder Nachtviolen sind ökologisch wertvoll
Nicht alle Tiere benötigen eine Hecke, aber          entstehen Hochhecken. Diese sind drei bis            und ästhetisch ansprechend. Und zu den
für viele Tiere sind Hecken ein wichtiger            sieben Meter hoch. In der Baumhecke                  Kleinstrukturen zählen nicht nur die spon-
Teillebensraum. Doch Hecke ist nicht gleich          wachsen vor allem Bäume. Und wenn                    tan hingeworfenen Äste und Blätter, die
Hecke. Die Niederhecke wird nur zwei bis             Baumhecken arten- und strukturreich                  durch den Gartenunterhalt laufend anfal-
drei Meter hoch, besteht aus kleinwachsen-           sind, wachsen zwischen den Bäumen                    len. Es können auch kunst- und liebevoll
den Sträuchern wie Schneeball, Liguster              auch diverse Sträucher.                              geschichtete Holz- und Steinbeigen sein.
oder verschiedenen Dornensträuchern. Da-             Tiere bevorzugen je nach Lebensstrategie
mit eine Niederhecke eine Niederhecke                den einen oder anderen Heckentyp. Doch               Artenvielfalt
bleibt, muss sie regelmässig, alle drei Jahre,       meistens ist auch die beste Hecke nur ein            Die Landwirte erhalten nur den maximalen
zurückgeschnitten werden, sodass die da-             Puzzle in einem ganzen Lebensraumge-                 Betrag an Direktzahlungen für ihre He-
rin aufkeimenden Grosssträucher und                  füge. Ob eine Hecke in einem Garten auch             cken, wenn diese arten- und strukturreich
Bäume nicht Überhand nehmen. Eine Son-               belebt wird, hängt von den umgebenden                sind. So müssen mindestens 20 % der Ge-
derform der Niederhecke ist die formale              Teillebensräumen ab. Und ob diese inner-             hölze Dornensträucher sein, und es müs-
Hecke, eine zu bestimmter Form geschnit-             halb eines Gartens vorkommen oder über               sen mindestens fünf verschiedene Gehölz-
tene Hecke, wie sie in Gärten oft angetrof-          verschiedene Gärten verteilt sind, ist nicht         arten darin wachsen. Das soll auch in den
fen wird. Doch auch diese ist nicht nur              relevant, solange sie in einem funktionalen          Gärten nicht anders sein. Wenn Hecken
schlecht. Zusammengesetzt aus verschie-              Zusammenhang stehen.                                 neu angelegt werden, ist es wichtig, dass

14 Milan 3_ 2016
BirdLife Aargau

Mindestens so wichtig wie die Artenvielfalt im Garten um Hecken herum ist die extensive Pflege. Die Kunst des Laisser-faire.                Fotos: Felix Naef

die Individuen derselben Art gruppiert zu-           und die Filzige Steinmispel, Cotoneaster              über Mitteleuropa hereinbricht. Hier er-
einander gepflanzt werden, damit stärkere            integerrima und Cotoneaster tomentosa,                nährt er sich von den Beeren des Gewöhn-
Arten die schwächeren Nachbarn nicht                 zwei attraktive Kleinsträucher mit leuchten-          lichen Schneeballs. Der Seidenschwanz ist
umgehend überwachsen.                                der Herbstfärbung und brillantroten, essba-           der einzige Vogel, der diese Beeren ver-
                                                     ren Beeren.                                           dauen kann. Und wie schön ist der Wei-
Seltene Gehölze                                                                                            denbock, ein attraktiver Käfer mit langen
Das Strauchsortiment in der Schweiz ist re-          Futterpflanzen                                        Antennen. Doch wo er lebt, ist das Leben
lativ klein, dies umso mehr, wenn jeweils nur        Nicht jeder einheimische Strauch ist optisch          für die Weiden schwieriger, da sich seine
die regionaltypischen Arten gesetzt werden.          attraktiv. Bescheiden geben sich der Faul-            Larven durch das Holz fressen. Doch auch
Ab wann ist ein Gehölz einheimisch? Natio-           baum und Kreuzdorn. Doch sie sind als Fut-            das kann Freude bereiten, denn es ist ein
nalistische Fragen stellen sich. Sind Goldre-        terpflanzen für den Zitronenfalter ver-               Grund für den Bunt-, und im Idealfall gar
gen und Perückenstrauch einheimisch, da              steckte Glücksbringer für den Frühling.               den Kleinspecht, den Garten zu besuchen
sie in der Flora Helvetica aufgeführt sind,          Schon an warmen Apriltagen gaukeln die                und ein Festmahl von Weidenbocklarven zu
aber im Tessin und im Wallis wachsen? Und            Schmetterlinge durch den Garten. Und wie              geniessen.
sollen Speierlinge und Elsbeeren im Mittel-          unappetitlich kann doch das Pfaffenhüt-
land gepflanzt werden, auch wenn sie sich            chen Anfang Juni aussehen, wenn die Pfaf-             Giftpflanzen
als römische Kulturfolger heute nur noch             fenhütchen-Gespingstmotten alle Blätter               Die wachsende Diskussion um Giftpflanzen
an den warmen Waldrändern dem Jurasüd-               weggefressen haben, und nur noch ein Ge-              zeigt einerseits, wie weit wir uns von der
fuss entlang halten können?                          rippe mit eingewobenen Raupen im Garten               Natur entfernt haben. Gift ist immer auch
Der Gemeine Seidelbast, der Lorbeerblätt-            steht. Und dann das grosse Erwachen: Das              eine Frage der Menge. Wie mühsam sind
rige Seidelbast, das Windende Geissblatt,            Pfaffenhütchen erlebt einen zweiten Früh-             da die Diskussionen mit besorgten Eltern
die Felsenbirne sind einheimische, attrak-           ling, setzt seine prächtigen Früchte an, und          um giftige Eiben, während sie liebevoll
tive Arten, die jede Gartenhecke aufwer-             die zierlichen, nachtschwärmenden Ge-                 Thuja- und Kirschlorbeersträucher pflegen.
ten. Und die Rosen sind eine Wundertüte              spinstmotten sind Futterquelle für Fleder-            Beides giftige Pflanzen, das Thuion kann
für sich: Ackerrose, Weinrose, Filzige Rose,         mäuse.                                                gar tödlich sein. Eine Grundregel ist einzu-
Apfelrose, Sherards Rose, Bereifte Rose,             Die Winter werden zwar milder, doch mit               halten: Keinen Seidelbast auf Schulanlagen.
Bergrose und weitere mehr. Und wer hätte             den wechselnden Luftströmen können wei-
gedacht, dass der verruchte Cotoneaster              terhin auch polare Wintertemperaturen                 Verdichtete Siedlungen
auch einheimisch sein kann? An warmen                entstehen. Das ist die Zeit, wenn der Sei-            Der Boden ist ein endlich Gut. Bauzonen
Jurawaldrändern gedeihen die Gewöhnliche             denschwanz als Invasionsvogel von Sibirien            können kaum mehr ausgedehnt werden.

                                                                                                                                   Milan 3_ 2016 15
BirdLife Aargau

Verdichtetes Bauen im Innern der Siedlun-               weitert werden. Und wer sich Zeit nehmen        Sandbirken, Eichen, Hagebuchen, Liguster
gen ist angesagt und so indirekt auch der               möchte, die Bitterstoffe auszuwaschen,          und den Wolligen Schneeball.
Krieg gegen die Hecken. Obwohl wir sie je               der kann, wie unsere Vorfahren auch, die
länger je mehr brauchen, werden die Dis-                Buchennüsschen und Eicheln geniessen.           Pflege
kussionen über Grenzabstände zunehmen.                  Doch verzichtet auf die hochgelobten            Wie lebendig eine Hecke ist, hängt nicht
Auch hier müssen neue Wege gefunden                     Goyj-Beeren. Ein Zauberstrauch auch im          nur von der Zusammensetzung ab, sondern
werden. Verbindliche Freiraumkonzepte                   schlechten Sinne – bereits heute ist er ein     auch von der Pflege. Wenn alles Wegge-
sind gefragt, damit nicht nur verdichtete,              lästiger Neophyt in Norditalien. Mit der Kli-   schnittene gehäckselt und kompostiert
sondern verdichtete, lebenswerte Siedlun-               maerwärmung könnte sich die Goyj-Beere          wird, mag das gut für die Stoffkreisläufe
gen entstehen. Und dazu gehört genügend                 auch in der Deutschschweiz verselbst-           sein, nicht aber für die Strukturvielfalt der
Grün. Dies ist eine der Herausforderungen               ständigen. Seit drei Jahren versuche ich sie    Hecke. Das Schnittmaterial soll so gross wie
unserer und der kommenden Generatio-                    aus meinem Garten zu verbannen. Jetzt,          möglich in oder neben der Hecke aufge-
nen, damit nicht gesichtslose, gehölzarme               im vierten Jahr, scheine ich gewonnen zu        schichtet werden. Für die Artenvielfalt ist es
Siedlungen entstehen. Und dies wird für                 haben.                                          wichtiger, die Hecke, überhaupt den Gar-
uns Menschen mindestens so wichtig sein,                                                                ten, nicht durch und durch zu pflegen. Wir
wie für die Tiere.                                      Klimawandel                                     müssen die Poesie der Pflege, das gekonnte
                                                        Der Klimawandel wird auch die Zusam-            Laisser-faire im Garten wieder entdecken.
Naschhecken                                             mensetzung unserer Wald- und Hecken-            Eine extensive, gezielt légère Pflege trägt
Warum auch in die Ferne schweifen, das                  gesellschaften verändern. Und dies wird         mehr zur Artenvielfalt bei, als wenn nur
Gute wächst gleich vor der Haustür. Him-                sich in Siedlungen markant schneller zei-       ausschliesslich, puritanisch, einheimische
beere, Brombeere, Stachelbeere, Cassis,                 gen, da hier wegen der starken Versiege-        Arten gepflanzt werden. Gefragt ist eine
Haselstrauch, Schwarzer Holunder, Schwarz-              lung die Erwärmung grösser ist. Die Bu-         doppelte, bereichernde Toleranz: Eine so-
dorn, Sanddorn, Vogelbeere produzieren                  chen werden es schwer haben, doch die           genannt wertlose Forsythie in einer struk-
essbare Früchte. Und wenn die von den                   Hopfenbuche, der Zürgelbaum, die Man-           tur- und artenreichen Gartenhecke ist ein
Römern und davor eingeführten Fruchtge-                 nasche und der Goldregen aus dem Tessin         kleineres Übel als eine steril gepflegte He-
hölze mitgezählt werden, vergrössert sich               werden die Gewinner sein. Bis in einer Ge-      cke, die ausschliesslich aus einheimischen,
das Spektrum der Naschhecke um Kornell-                 neration wird die Naschhecke mit Oliven-        regionstypischen Gehölzen besteht!
kirsche, Mispel, Elsbeere, Speierling, Edel-            und Granatapfelbäumen ergänzt werden
kastanie, Trauben und Obstbäume. Und                    können. Doch vorweg sollten wir uns an
mit etwas Weltoffenheit kann die Nasch-                 die klimatoleranten Arten der Nordschweiz                                        Felix Naef,
hecke gar durch Feigen und Maibeere er-                 halten: die diversen Dornensträucher,                           naef landschaftsarchitekten

Es muss nicht immer alles kompostiert werden. Nicht nur Igel freuen sich an
Asthaufen.                                                      Foto: Felix Naef

                                                                                   Inserat

16 Milan 3_ 2016
BirdLife Aargau

Zum Kuckuck

Einführung in die Vogelwelt
 – ein Projektrückblick
Wie im Milan verschiedentlich berich-            gruppen auf. Diese bearbeiteten einen            faszinierend wie eine Reportage übers
tet, brachte BirdLife Aargau Schülerin-          vorbereiteten Fragenkatalog anhand ver-          Jagdverhalten von Killerwalen! Vor diesem
nen und Schülern diesen Frühling den             schiedener Stationen im Museum, zum              Hintergrund sind Exkursionsangebote in die
Kuckuck näher. Fünf Schulklassen                 Beispiel Tricks des Brutschmarotzers an-         einheimische Natur von BirdLife für Schul-
profitierten von diesem Angebot.                 hand der Kuckucks-Vitrine, Vögel und ihre        klassen sicher zunehmend von Bedeutung.
                                                 Schnabelformen in der Dauerausstellung           Schüler wie Lehrpersonen reagierten positiv
Das Angebot von BirdLife Aargau umfasste         über den Auenwald oder weitere Fragen            auf unser Angebot. Die Lehrerinnen und
eine Einführung in die Klasse der Vögel, ei-     in der Waldausstellung. Abschliessend be-        Lehrer schätzten besonders, dass sie ein
nen Besuch im Naturama und, meist noch am        sprachen wir im Klassenzimmer des Natu-          ganzes Unterrichtselement (inklusive Pow-
gleichen Tag, eine rund zweistündige Exkur-      ramas letzte Fragen und schauten einen           erpointpräsentation, Exkursion und mög-
sion in den Auenwald. Insgesamt nahmen           BBC-Film über das Brutverhalten des Ku-          lichen Prüfungsfragen) «pfannenfertig»
fünf Mittelstufenklassen aus Aarau, Kling-       ckucks an.                                       übernehmen konnten. Zwei Kinder mach-

Schüler und Schülerinnen machen sich im Naturama Notizen zu verschiedenen Themen.                                               Fotos: Thomas Flory

nau, Oberentfelden und Suhr und als Pilot-       Auf den Exkursionen ins Reich von Kuckuck        ten, wie eine Lehrerin berichtete, am Wo-
gruppe das Atelier Natura (ein Angebot für       und Co. blieben wir in diesem Frühjahr nicht     chenende nach der Auenexkursion der
Schüler/innen der Mittelstufe mit hohem          vom schlechten Wetter verschont. Aber zu         Schule mit den Eltern die gleiche Exkursion
Interesse an naturwissenschaftlichen Inhal-      den Auen gehört das Wasser, und auch das         nochmals. Natürlich gab auch die spezielle
ten) teil. Pro Klasse/Gruppe waren jeweils       Waten im Sumpf war eine elementare Erfah-        Brutbiologie des Kuckucks (Schmarotzer-
zwei Lehrkräfte involviert, und auf den          rung. Die Stimmung blieb trotz nassen So-        tum, viele von verschiedenen Männchen
Ausflügen im Auenwald beteiligten sich           cken in allen Klassen gut! Uns Leitern zeigten   befruchtete Eier) zu reden. In einer Klasse
neben mir auch Andrea Gutscher, Elisabeth        sich grosse Unterschiede zwischen den Klas-      wurde sogar die Frage nach menschlichen
Lerch und Ambros Ehrensperger als Exkur-         sen. In Vorortsgemeinden ist heute ein Aus-      «Kuckuckskindern» laut.
sionsleiter.                                     länderanteil von 60 % bis 75 % nicht unge-       Zum Schluss noch einmal herzlichen Dank
Es zeigte sich, dass die Vorbereitung im Un-     wöhnlich, und entsprechend unterschiedlich       an alle beteiligten Personen, die zu diesem
terricht auf diesen Tag wichtig war: Die         waren die Kenntnisse über die einheimische       vielseitigen Projekt beigetragen haben! Bei
Schüler/innen lernten dort bereits etliche       Tierwelt. Dafür sind viele Kinder aus Fernseh-   Bedarf wird es (in angepasster Form) im
einheimische Vogelarten und ihre Schna-          filmen und aus dem Internet mit spektaku-        nächsten Jahr wieder angeboten.
belformen, Ernährung und Lebensweise             lären exotischen Tierarten wie Löwen, Wa-
kennen und wurden mit der Biologie des           len oder Kaiserpinguinen vertraut. Eigentlich         Michael Storz,Vorstandsmitglied und
Kuckucks vertraut gemacht. Im Naturama           sind die Tricks des Kuckucks und die Abwehr-                   Leiter Kommission Projekte
teilten wir die Klasse in verschiedene Unter-    massnahmen seiner Wirtsvögel genauso                                       BirdLife Aargau

                                                                                                                          Milan 3_ 2016 17
BirdLife Aargau

Einladung zu den Pflegeeinsätzen 2016 in den
Reservaten Feret, Boniswilerried und Sundel
Liebe Natur- und Vogelschützer!                     • Ausrüstung: Arbeitskleider der Witte-               Samstag, 10. September:
Zur Förderung und Erhaltung der Arten-                rung entsprechend, Stiefel (unbedingt)              Feret, Densbüren
vielfalt führen wir auch in diesem Jahr wie-          und, wenn vorhanden, Arbeitshandschu-               • Besammlung: 8.30 Uhr, beim Reser-
der halb- oder ganztägige Pflegeeinsätze              he mitnehmen. Werkzeug ist vor Ort.                   vat (Rüdlenstrasse)
in drei verschiedenen Reservaten durch.             • Verpflegung: Znüni, Zmittag und Ge-                 • Arbeiten: Ried- und Weiherpflege,
Wir erledigen handarbeitsintensive Arbei-             tränke sind offeriert.                                Zusammentragen von Schnittgut
ten. Schwerpunkt bildet das Zusammen-                                                                     Anmeldeschluss: 7. September
tragen von Schnittgut in Riedwiesen. Da-
bei sind wir auf die Unterstützung von              Eine Anmeldung per Telefon, E-Mail                    Samstag, 8. Oktober:
Jung und Alt angewiesen, ob mit oder                oder Post unter Angabe von Name,                      Boniswilerried
ohne Erfahrung in der praktischen Natur-            Adresse, Anzahl Personen und einer                    • Besammlung: 8.30 Uhr, beim ehe-
schutzpflege. Wenn Sie also zur Erhaltung           Telefonnummer für allfällige Rückfra-                   maligen Deponieplatz Eichhölzli in
dieser wertvollen Lebensräume einen tat-            gen ist für die Bereitstellung des Werk-                Boniswil
kräftigen Beitrag leisten möchten, freuen           geschirrs sowie zur Planung der Ver-                  • Arbeiten: Weiherpflege, Riedgräben
wir uns auf Ihre Teilnahme an unseren               pflegung unbedingt notwendig.                           ausmähen, selektives Entbuschen
Pflegeeinsätzen. Herzlichen Dank bereits            Bitte Anmeldeschluss beachten!                          von Riedbrachen
im Voraus!                                                                                                Anmeldeschluss: 5. Oktober

• Dauer: Von 8.30 bis ca. 12 Uhr.                   Anmeldung und Auskunft im Auftrag                     Samstag, 29. Oktober:
  Im Boniswilerried zusätzlich von 13.30            der Reservatskommission bei:                          Sundel, Wittnau
  bis ca. 16.30 Uhr (Nachmittagseinsatz ab          Roland Temperli                                       • Besammlung: 8.30 Uhr, beim Reser-
  13.30 Uhr möglich). In Wittnau und                Geisshof 105                                            vat (Sundelstrasse)
  Densbüren setzen wir uns das Ziel, die            8918 Unterlunkhofen                                   • Arbeiten: Ried- und Weiherpflege,
  Arbeiten bis zum gemeinsamen Mittag-              Natel: 079 307 31 40                                    Zusammentragen von Schnittgut
  essen abzuschliessen. Die Anlässe finden          Tel: 044 767 02 60                                    Anmeldeschluss: 26. Oktober
  bei jeder Witterung statt.                        E-Mail: roland.temperli@bluewin.ch

Tatkräftiger Einsatz: Schnittgut wird zusammengetragen und nach Abschluss der Arbeiten abtransportiert.                            Fotos: Roland Temperli

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