SENIOR*INNEN-PLAN 2021 - VOM HIER INS MORGEN Gut vernetzt für ein selbstbestimmtes Leben - Seniorenberatung-Hannover

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SENIOR*INNEN-PLAN 2021 - VOM HIER INS MORGEN Gut vernetzt für ein selbstbestimmtes Leben - Seniorenberatung-Hannover
AUSZUG

www.seniorenberatung-hannover.de

SENIOR*INNEN-PLAN 2021

VOM HIER INS MORGEN
Gut vernetzt für ein
selbstbestimmtes Leben

LANDESHAUPTSTADT
HANNOVER
SENIOR*INNEN-PLAN 2021 - VOM HIER INS MORGEN Gut vernetzt für ein selbstbestimmtes Leben - Seniorenberatung-Hannover
INHALT         Vorwort
               Sylvia Bruns | Dezernentin für Soziales und Integration		1

               Einleitung		                                                           3
               Zielrichtung der Senior*innenplanung in der Landeshauptstadt Hannover		4
               Beteiligungsverfahren und Leitsätze		5

         01Kernthema: Quartierszentrenbildung		7
           1.1 Gesundheitsförderung und Prävention in der Senior*innenarbeit| Thomas Altgeld		8
           1.2 Steigende Pflegebedürftigkeit als Herausforderung für die 		10
         		    Landeshauptstadt Hannover | Andreas Büscher
           1.3 Quartierszentrenbildung in der Landeshauptstadt Hannover 		13
         		    • Anhang: Vorschläge und Ideen aus den Beteiligungsprozessen 		15
         		      zur Umsetzung der Leitsätze I - IV

         02Kernthema: Teilhabe und Engagement 		19
           2.1 Armut – finanzielle Situation im Alter | Silke Mardorf		20
           2.2 Vielfalt – Diversity | Uwe Mletzko 		26
           2.3 Singularisierung | Karin Haist		29
           2.4 Teilhabe und Engagement in der Landeshauptstadt Hannover 		31
         		    • Anhang: Vorschläge und Ideen aus den Beteiligungsprozessen 		33
         			 zur Umsetzung der Leitsätze V - VIII

         03Kernthema: Digitalisierung		37
           3.1 Ältere Menschen und Digitalisierung in Großstädten | Frank Berner		38
           3.2 Digitalisierung in der Senior*innenarbeit in der Landeshauptstadt Hannover		41
         		    • Anhang: Vorschläge und Ideen aus den Beteiligungsprozessen 		44
         			 zur Umsetzung der Leitsätze IX

         04    Stadtteilprofile 60 plus 		45
               1. Zielsetzung, Methodik und Vorgehensweise		46
               2. Gesamtstädtisches Senior*innenprofil		47
               3. Kennziffern im Überblick		53

           Stadtbezirk 10 (Auszug aus insg. 49 Stadtprofilen)		55
         		    Limmer/Linden-Mitte/Linden-Nord/Linden-Süd
         		    • Angebotskarten der Stadtteile
         		    • Stadtteilprofile 60 plus zu den einzelnen Stadtteilen
         		    • Vorschläge und Ideen für den Stadtbezirk aus dem Beteiligungsverfahren

         05    Ausblick Senior*innenfachplanung		73
SENIOR*INNEN-PLAN 2021 - VOM HIER INS MORGEN Gut vernetzt für ein selbstbestimmtes Leben - Seniorenberatung-Hannover
VORWORT                                                                                                                                               Sylvia Bruns
                                                                                                                                                      Dezernentin für
                                                                                                                                                      Soziales und Integration

          Liebe Leser*innen,

          VOM HIER INS MORGEN – Gut vernetzt für ein selbstbe-                  die, aus welchen Gründen auch immer, nahezu täglich mit existen-          Eine gute und ausgewogene Verteilung von Angeboten
          stimmtes Leben ist der Titel des vorliegenden Senior*innenplans.      ziellen Nöten umgehen müssen, kann ein Quartier ein Ort sein, der     für alle Menschen in der Stadt leistet einen wichtigen Bei-
          Mit ihm führt die Landeshauptstadt Hannover ihre Tradition der        Geborgenheit und Schutz bietet. Hier kennt und begegnet man sich      trag auf dem Weg zu gleichwertigen Lebensverhältnissen.
          Fachplanung für die Senior*innen fort. Schwerpunkt dieses Se-         und unterstützt sich gegenseitig.                                     Daran zu arbeiten ist Auftrag und zugleich eine wichtige
          nior*innenplans ist es, an der Gestaltung der Quartiere anzusetzen,                                                                         Pflichtaufgabe einer modernen Kommune wie der Landes-
          um älteren Menschen möglichst lange ein selbstständiges Leben         Die demografische Entwicklung, die Migration und die (oftmals         hauptstadt Hannover.
          bei guter Lebensqualität zu ermöglichen.                              versteckte) Altersarmut stellen alle Kommunen vor große Her-
                                                                                ausforderungen, die nur im Verbund und gemeinsam mit allen
          Der neue Senior*innenplan zeigt auf, welche Themenschwerpunk-         Akteur*innen, wie insbesondere den Träger*innen der Wohlfahrts-       Bei der Erstellung des Senior*innenplans gilt mein besonderer
          te in den zahlreichen Beteiligungsverfahren im Vorfeld von den        und Sozialverbände, den Wohnungsunternehmen vor Ort, der Kom-         Dank den Autor*innen, die mit ihrer fachlichen Expertise die zahl-
          Teilnehmer*innen benannt wurden und welche Ideen, Vorschläge          mune selbst und vor allem mit den Menschen in den Quartieren          reichen Facetten der Kernthemen beleuchtet haben und gleicher-
          und Maßnahmen sich damit verbinden. Die Expert*innenstate-            als Hauptakteur*innen erfolgreich bewältigt werden können. Dabei      maßen den Akteur*innen – insbesondere Vertreter*innen des
          ments zu den einzelnen Schwerpunktthemen weisen ebenso wie            stellen die Perspektiven und auch die Teilhabemöglichkeiten der       „Verbundnetzwerks Senior*innenarbeit und Quartiersallianzen“
          die Stadtteilanalysen und deren analoge und digitale kartografische   Menschen in ihren Quartieren wichtige Gelingensfaktoren für eine      (VSQ), der stadtbezirklichen Netzwerke und des Seniorenbeirats
          Abbildungen auf Häufungen und Versorgungslücken hin. Dies gilt        positive Gestaltung des Sozialraums, des sozialen Miteinanders dar.   der Landeshauptstadt Hannover, die sich über die verschiedenen
          es in den nächsten Jahren so zu verändern, dass eine gerechtere       Gerade im Quartier wird den Menschen die Möglichkeit geboten,         Beteiligungsformate eingebracht und damit ganz wesentlich Ein-
          Verteilung von Angeboten und sozialer Infrastruktur in den Stadt-     sich mit ihren Ideen, Vorstellungen und Wünschen einzubringen         fluss auf die Inhalte dieses Plans genommen haben. Ebenso danke
          teilen und Quartieren zu einer Verbesserung sowohl der sozialen       und zugleich Bedarfe und Bedürfnisse sichtbar zu machen, die in       ich meinen Mitarbeiter*innen aus der Koordinationsstelle Sozial-
          als auch der digitalen Daseinsvorsorge führt.                         größeren Entwicklungseinheiten, wie z. B. dem Stadtbezirk, eher       planung, Dr. Silke Mardorf und Elke Sauermann, aus dem Team
                                                                                verborgen und damit unberücksichtigt blieben.                         IuK-Organisation Jens Trümper, Garvin Kittel, Martin Nowak und
          In den letzten Jahren gewinnt der Wunsch nach einem selbst-                                                                                 aus der Flächennutzungsplanung Stefanie Hellwig und Dr. Rolf Gra-
          ständigen Leben und Wohnen in einem lebendigen Quartier mit           Das ist der Grund, weshalb sich die Landeshauptstadt Hannover         ve, aus dem Fachbereich Senioren, dem Bereich Kommunaler Se-
          vielfältigen Angeboten insbesondere in einer älter und diverser       mit dem Fachbereich Senioren bereits seit einigen Jahren für die      niorenservice Hannover (KSH), Anna von der Ehe, Manuela Mayen
          werdenden Gesellschaft zunehmend an Bedeutung.                        alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung einsetzt und sie zu einem      mit dem Team der offenen Senior*innenarbeit und Quartiersent-
          Dabei muss es für Menschen mit Einschränkungen und Menschen           wichtigen Schwerpunkt in der Senior*innenarbeit erhoben hat.          wicklung, Martina Herr und ihrem Team, Patrick Ney, Dr. Dirk Potz
          mit Pflegebedarf sowie für deren Angehörige darum gehen, barrie-      Hinzugekommen, und das passt zum Titel des Senior*innenplans,         und Dagmar Vogt-Janssen für die Ausgestaltung und Organisation
          refreie und tragfähige Unterstützungs- und Teilhabeangebote vor-      ist eine Vernetzung über mehrere Ebenen – stadtweit, stadtbezirk-     dieses Senior*innenplans.
          zuhalten, die sowohl die Angehörigen entlasten, als auch Teilhabe     lich und quartiersnah in Nachbarschaften – analog und digital.
          ermöglichen und weitere Pflegebedürftigkeit hinauszögern.             Diese Vernetzungen sollen kontinuierlich weiter ausgebaut und mit     Ich wünsche Ihnen, liebe Leser*innen, eine spannende Lektüre,
          Für die vielen älteren Menschen aus unterschiedlichen Ethnien und     Hilfe von Quartierszentren als Herz quartiersnaher Netzwerke in       viel Inspiration und eine gute Umsetzung der Vorhaben und Maß-
          Kulturen wiederum muss es vor allem darum gehen, dass Teilhabe        die Hände der Akteur*innen vor Ort als Träger*innen von Quar-         nahmen.
          nicht an Sprach- oder kulturellen Barrieren scheitert. Hier braucht   tierszentren gelegt werden. Die Kommune will auf diese Weise die
          es Angebote vor Ort, die zugeschnitten sind auf die Bedürfnisse       Steuerung der Bedarfs- und Bedürfnisdeckung vor Ort entwickeln
          und Bedarfe der Quartiersbewohner*innen.                              und sich dazu mit den Träger*innen von Quartierszentren jeweils
          Auch für die leider immer größer werdende Zahl älterer Menschen,      über die Ziele der Infrastrukturentwicklung vor Ort vereinbaren.

                                                                                                                                                      Sylvia Bruns
                                                                                                                                                      Dezernentin für Soziales und Integration
                                                                                                                                                      der Landeshauptstadt Hannover

                                                                                                                                                                                                                       2
SENIOR*INNEN-PLAN 2021 - VOM HIER INS MORGEN Gut vernetzt für ein selbstbestimmtes Leben - Seniorenberatung-Hannover
EINLEITUNG   Zielrichtung der Senior*innenplanung
             in der Landeshauptstadt Hannover
             Dagmar Vogt-Janssen

             Anknüpfend an den Senior*innenplan 2016 mit dem Schwerpunkt-           sind. Hieraus können sowohl Bedarfe als auch Bedürfnisse für zu-
             thema alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung befasst sich der          künftige Planungen und Weiterentwicklungen im Quartier abgeleitet
             neue Senior*innenplan 2021 mit der Weiterentwicklung bereits           und bei der Umsetzung berücksichtigt werden.
             entstandener Quartiere und setzt zugleich den Fokus auf deren          Ein weiterer wichtiger Baustein des Senior*innenplans ist die Erfas-
             Ausgestaltung als dem sozialen Nahraum aller Bürger*innen. Damit       sung, Abbildung und Fortschreibung der Sozialdaten auf Stadtteil-
             bleibt die alter(n)sgerechte und soziale Quartiersentwicklung wei-     ebene. Die Koordinationsstelle der Sozialplanung im Dezernat für
             terhin das wichtigste Ziel kommunaler Senior*innenplanung in der       Soziales und Integration der Landeshauptstadt Hannover erfasst
             Landeshauptstadt Hannover.                                             und veröffentlicht kontinuierlich Sozialdaten für die Stadt Hanno-
                                                                                    ver. Die Sozialplanerinnen, Dr. Silke Mardorf und Elke Sauermann,
                 Insbesondere gilt es, im Quartier alter(n)sgerechte und            stellten aus diesen Rohdaten die Kennzahlen zusammen, die für
             zeitgemäße Infrastrukturen auf- und weiter auszubauen und              den Senior*innenplan 2021 grafisch aufbereitet einen sehr guten
             dabei den drei Kernthemen                                              Einblick in die sozialen Lagen im jeweiligen Stadtteil bieten. Auch
                                                                                    hieraus lassen sich notwendige Maßnahmen für eine zukünftige
             1. Quartierszentrenbildung als Motor                                   Planung ableiten.

             2. Teilhabe und Engagement als zwingende Voraussetzungen               Dieser Senior*innenplan hat die Aufgabe, aber auch den Anspruch,
                                                                                    die Herausforderungen der zukünftigen Senior*innenarbeit in Han-
             3. Digitalisierung in der Senior*innenarbeit als                       nover aufzunehmen und abzubilden.
                zukunftsorientierte Ausrichtung                                     Um die fachliche Grundlage dafür zu legen, wurden im Vorfeld Ex-
                                                                                    pert*innen eingeladen, die zukünftigen sozialen und gesellschaft-
             zentrale Aufmerksamkeit zu widmen.                                     lichen Trends darzustellen. Die dabei entstandenen Beiträge bilden
                                                                                    ein wesentliches Teilstück dieses Senior*innenplans.
             Alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung in Hannover zielt darauf        Die Einbeziehung von Expert*innen sowie wichtiger Akteur*innen
             ab, zukunftsfähige integrierte Versorgungs- und Unterstützungs-        in der Senior*innenarbeit, u. a. aus Wohlfahrts- und Sozialverbän-
             strukturen im Quartier so zu gestalten, dass die Lebensumstände        den sowie von privaten Anbieter*innen, der Wohnungswirtschaft
             aller im Quartier lebenden Menschen kontinuierlich verbessert          und der Bürger*innen als Expert*innen in eigener Sache und we-
             werden.                                                                sentlichsten Akteur*innen ermöglicht ein ebenso realistisches wie
             Grundlage einer solchen Quartiersentwicklungsplanung ist eine          differenziertes Bild der aktuellen Strukturen und sozialen Situation
             stadtweite Analyse und Abbildung der vorhandenen Sozialraum-           sowie ihrer absehbaren Entwicklung. Sie werden, heruntergebro-
             strukturen als Basis der Sozialplanung. Es gilt, wie auch in anderen   chen auf die Quartiere, Stadtteile und -bezirke und, aggregiert,
             Bereichen, Versorgungslücken aufzudecken und zu schließen sowie        gesamtstädtisch dar- sowie zum Teil gegenübergestellt.
             Doppelstrukturen zu vermeiden.
             Besonderes Augenmerk wird im Rahmen der Analyse darauf gerich-         Hieraus lassen sich Defizite, Bedarfe, aber auch Potenziale erken-
             tet, die soziale Infrastruktur in den einzelnen Stadtteilen aus den    nen, um Quartiere alter(n)sgerecht und zeitgemäß fort- bzw. neu
             im KSH bereits seit vielen Jahren gepflegten Infrastrukturlisten –     zu entwickeln:
             Angebote, Begegnungsräume u. a. für Senior*innen – kartografisch
             abzubilden. Auf einer digitalen Stadtkarte sind die Angebote und          „Vom Hier ins Morgen – gut vernetzt für ein selbstbe-
             Orte der Senior*innenarbeit einschließlich stationärer Pflegeein-      stimmtes Leben“, womit ein Beitrag zur Förderung gleich-
             richtungen u. v. a. m. für jede*n Bürger*in abrufbar. Gleichzeitig     wertiger Lebensverhältnisse generationenübergreifend
             kann über die digitale Karte sehr schnell und sehr konkret heraus-     geleistet wird.
             gelesen werden, welche Angebote bereits vorhanden sind und
             in welchen Bereichen und Quartieren noch Entwicklungsbedarfe
             bestehen.                                                              Dagmar Vogt-Janssen
             Neben der kartografischen Abbildung umfasst der Senior*innenplan       Fachbereichsleiterin des Fachbereichs Senioren
             zu jedem Stadtbezirk eine tabellarische Auflistung von Themen, Vor-    der Landeshauptstadt Hannover
             schlägen und Ideen, die aus den dialogischen Beteiligungsprozessen
             im Vorfeld der Erstellung des Senior*innenplans hervorgegangen

                                                                                                                                                         4
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IX
Beteiligungsverfahren                                                                                                                                      Leitsätze
und Leitsätze
                                                                                                                                                           Um die Vielzahl der erarbeiteten Handlungsbedarfe und benannten Bedürfnisse auf einer zweiten Ebene
Anna von der Ehe                                                                                                                                           zu strukturieren und thematisch zuzuordnen, wurden im Rahmen des Beteiligungsverfahrens folgende
                                                                                                                                                           neun Leitsätze, gleichsam als Desiderat, entwickelt. Die Leitsätze fassen die zukünftigen Handlungs-
                                                                                                                                                           schwerpunkte der kommunalen Senior*innenarbeit stadtweit zusammen:

Grundlegend für die Erstellung des Senior*innenplans war es,          Beteiligung weiterer Netzwerke und
ein umfangreiches Beteiligungsverfahren durchzuführen, um die         städtischer Fachbereiche
Vorschläge und Ideen möglichst vieler Netzwerkvertreter*innen
einzufangen und in den Senior*innenplan einfließen zu lassen.         In zusätzlichen Beteiligungsverfahren wurden weitere Netzwerke,        I.            Die Förderung alter(n)sgerechten Wohnens             V. Die Teilhabe aller älteren Menschen, auch in
                                                                      wie das Netzwerk Demenz-aktiv und das Netzwerk ältere Lesben,        		              ermöglicht auch bei steigendem Hilfebedarf         		   ihrer Diversität, wird weiter gefördert und
                                                                      Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und queere Menschen (kurz:       		              den Verbleib im gewohnten sozialen Umfeld.         		ermöglicht.
Beteiligung des Verbundnetzwerks                                      LSBTIQ*), einbezogen.
Senior*innenarbeit und Quartiersallianzen (VSQ)                       Außerdem wurden weitere Fachbereiche der Landeshauptstadt              II.  Das Quartier als der soziale Nahraum wird      VI.                         Unterstützende Hilfeangebote, um den Alltag
                                                                      Hannover beteiligt. Mit dem Fachbereich Sport und Bäder fand         		     alter(n)sgerecht weiterentwickelt und Quar- 		                             zu bewältigen, werden weiterentwickelt.
    An erster Stelle stand die Beteiligung des VSQ. Alle              ein Austauschgespräch zum Thema gesundheitsfördernde und             		     tierszentren mit Begegnungsräumen, Bera-
VSQ-Teilnehmer*innen, insbesondere der Seniorenbeirat                 präventive Bewegungsangebote für ältere Menschen und mit dem         		     tungs-, Informations-, Kultur-, Versorgungs-   VII.                        Gesundheitsfördernde und präventive Ange-
der Landeshauptstadt Hannover, die Wohlfahrts- und So-                Fachbereich Soziales ein fachlicher Austausch zum Thema Quar-        		     und Bewegungsangeboten werden auf- und 		                                  bote unterstützen ein aktives Alter(n).
zialverbände (Diakonisches Werk Hannover, Arbeiterwohl-               tiersentwicklung statt.                                              		ausgebaut.
fahrt Region Hannover, Paritätischer Wohlfahrtsverband,                                                                                                                                          VIII.                       Ehrenamt und bürgerschaftliches Engage-
Caritasverband Hannover, Sozialverband Deutschland), das                                                                                     III. Generationenverbindende Angebote und         		                            ment werden gefördert und weiterentwickelt.
Netzwerk MiSO (MigrantinnenSelbstOrganisationen-Netz-                 Kernthemen des Senior*innenplans                                     		     Projekte fördern den Generationendialog und
werk Hannover), der vdw Niedersachsen-Bremen (Verband                 und Leitsätze zukünftiger Senior*innenarbeit                         		     schaffen Möglichkeiten der inter- und intra-   IX.                         Die Chancen der Digitalisierung für ältere
der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen-                                                                                      		     generativen Begegnung.                       		                            Menschen werden genutzt.
Bremen), der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und                     Der umfangreiche Beteiligungsprozess fand seinen Niederschlag in
Vertreter*innen von Fachgruppen der Senior*innenarbeit                einer Fülle von Vorschlägen und Ideen für die Senior*innenarbeit       IV.           Eine Pflegebedürftigkeit darf nicht zu Exklu-
wurden gebeten, ihre Statements zu wichtigen Inhalten des             der kommenden Jahre.                                                 		              sion führen und wird bei allen Maßnahmen
Senior*innenplans abzugeben.                                          Aus den Beteiligungsergebnissen, insbesondere aus denen der          		              der Senior*innenplanung mitgedacht.
                                                                      stadtbezirklichen Netzwerke sowie den Ergebnissen der Beratungen
Im Laufe des Jahres 2021 hat der VSQ in mehreren Sitzungen die In-    des VSQ, aber auch aus den fachlichen Beiträgen der Expert*innen,
halte des zu erstellenden Senior*innenplans beraten. Die Ergebnisse   wurden folgende drei Kernthemen herausgearbeitet, in die sich der
flossen in die weitere Konkretisierung des Senior*innenplans ein.     Senior*innenplan gliedert:

Beteiligung der stadtbezirklichen Netzwerke                                                                                               Die im umfangreichen Beteiligungsverfahren erarbeiteten
                                                                                                                                          Vorschläge und Ideen sind im Senior*innenplan in Tabellen
   In den 13 stadtbezirklichen Netzwerken der Senior*in-                                                                                  zusammengefasst. Diejenigen Vorschläge und Ideen, die sich
nenarbeit wurden zahlreiche Beteiligungssitzungen durch-                                                                                  auf die gesamte Stadt beziehen, sind nach den Leitsätzen und
geführt, an denen sich Vertreter*innen des KSH, der                                                                                       Handlungsfeldern geordnet. Jene, die für die einzelnen Stadt-
Kirchengemeinden, Vereine und Wohnungsunternehmen                                                                                         teile und Stadtbezirke aus den Beratungen der stadtbezirk-
sowie der Wohlfahrts- und Sozialverbände, Ehrenamtliche                           1) Quartierszentrenbildung                              lichen Netzwerke entstanden sind, werden im Abschnitt 04 des
und weitere engagierte Einzelpersonen eingebracht haben.                                                                                  Senior*innenplans auf die jeweiligen Stadtbezirke bezogen. Die
                                                                                                                                          genannten Vorschläge bezeichnen Maßnahmen, die vom Fach-
Die Beteiligungssitzungen fanden aufgrund der Kontaktsperren                      2) Teilhabe und Engagement                              bereich Senioren, in Kooperation mit weiteren Akteur*innen,
während der Corona-Pandemie als Videokonferenzen statt. Um eine                                                                           bearbeitet werden.
Teilnahme auch für diejenigen zu ermöglichen, die keinen Zugang                                                                           Zusätzlich wurden weiterführende Ideen gesammelt, die
zu Konferenzschaltungen hatten, wurde vielfach die Möglichkeit                    3) Digitalisierung                                      mitunter noch konkretisiert werden müssen. Vorschläge und
einer telefonischen Beteiligung genutzt sowie Einzelgespräche                                                                             Ideen sind die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses und als
geführt. Für die gesamtstädtische Ausrichtung der zukünftigen                                                                             solche nicht als abschließende Liste vorgesehener Maßnahmen
Senior*innenarbeit ergaben sich aus den Ergebnissen der Beteili-                                                                          kommunaler Senior*innenplanung der nächsten Jahre zu ver-
gungssitzungen wesentliche Impulse für das weitere Vorgehen.                                                                              stehen, sondern als Impulse der beteiligten Akteur*innen.
                                                                                                                                                                                                        Anna von der Ehe
                                                                                                                                                                                                        Quartierskoordinatorin im Fachbereich Senioren
                                                                                                                                                                                                        der Landeshauptstadt Hannover

5                                                                                                                                                                                                                                                                          6
SENIOR*INNEN-PLAN 2021 - VOM HIER INS MORGEN Gut vernetzt für ein selbstbestimmtes Leben - Seniorenberatung-Hannover
KERNTHEMA                             1.1

01
                                      Gesundheitsförderung und Prävention
                                      in der Senior*innenarbeit
                                      Thomas Altgeld

                                      Ausgerechnet im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie starteten die      auch für die Gesellschaft als Ganzes. Die WHO hat deshalb bereits
                                      Vereinten Nationen erstmals die „Dekade des gesunden Alterns“,       1998 gefordert, nicht nur dem Leben immer mehr Jahre, sondern
                                      für dessen Umsetzung und Steuerung die Weltgesundheitsorgani-        den Jahren auch mehr Leben, d. h. vor allem Lebensqualität, hin-
                                      sation (WHO) zuständig ist. Damit wird dieses Jahrzehnt eine Reihe   zuzufügen.
                                      maßgeblicher Akteur*innen zusammenführen, die gemeinsame
                                      Maßnahmen intensivieren werden:                                      Um mehr Lebensqualität bis ins hohe Alter zu erreichen, spielen
                                                                                                           sowohl die Lebensbedingungen in einer Gesellschaft als auch die
                                      • Die Denk- und Sichtweisen sowie das Handeln in Bezug               Ausrichtung von Gesundheitsversorgungs-, Gesundheitsförderungs-
                                        auf Alter und Alterung verändern                                   und Präventionsansätzen eine wesentliche Rolle. Allerdings richtet
                                                                                                           sich das Gros der Gesundheitsförderungs- und Präventionspro-
                                      • Gemeinschaften so fortzuentwickeln, dass die Fähig-                gramme bislang vor allem an die Gruppen der jüngeren Alten. Das
                                        keiten älterer Menschen gezielt gefördert werden                   Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“

            Quartierszentrenbildung
                                                                                                           ist zum Leitmotiv der meisten Gesundheitsförderungs- und Präven-
                                      • Integrierte personenzentrierte Angebote und Leistungen             tionsmaßnahmen geworden. Gesundheitsförderung und Prävention
                                        der primären Gesundheitsversorgung bereitzustellen,                sind aber auch bei der Altersgruppe der Hochaltrigen sinnvoll und
                                        die altersgerecht sind                                             wirksam.

                                      • Für hilfsbedürftige ältere Menschen einen besseren                 Mit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes 2015 in Deutschland
                                        Zugang zu Angeboten der Langzeitpflege zu schaffen                 stehen nun auch mehr Mittel der gesetzlichen Kranken- und Pflege-
                                                                                                           versicherungen für ein gesundes Alter(n) real zur Verfügung. Die
                                      Initiativen, die im Rahmen dieses Jahrzehnts ergriffen werden        von der 2015 daraufhin eingerichteten Nationalen Präventionskon-
                                      sollen, werden sich insbesondere um die Einbeziehung älterer         ferenz entwickelte nationale Präventionsstrategie verfolgt die Vi-
                                      Menschen bemühen, die vollständig in die Kooperation maßgeb-         sion, „allen Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland ein gesundes
                                      licher Akteur*innen eingebunden werden sollen (vgl. WHO 2021,        Aufwachsen, ein gesundes Leben und Arbeiten sowie Gesundheit
                                      Zugriff 10/2021).                                                    im Alter zu ermöglichen. Sie sollen in allen Lebenswelten, in denen
                                                                                                           sie im Laufe ihres Lebens Zeit verbringen, Rahmenbedingungen
                                      Die Ausrufung dieser Dekade des gesunden Alterns ist zugleich        vorfinden, die ihre Gesundheit, Sicherheit und Teilhabe fördern.
                                      der Höhepunkt eines grundlegenden Umdenkungsprozesses in der         Lebenswelten, auf die dabei ein besonderes Augenmerk gerichtet
                                      Gesundheits- und Sozialpolitik auf nationaler und internationaler    wird, sind Kommunen, Kindertageseinrichtungen, Schulen, Betriebe
                                      Ebene.                                                               und Pflegeeinrichtungen“ (NPKa, Zugriff 10/2021).

                                      Noch bis vor wenigen Jahren waren es vor allem die Erkrankungen      Die Nationale Präventionsstrategie definiert für das Ziel „Gesund-
                                      älterer Menschen und insbesondere die dadurch entstandenen           heit im Alter“ vor allem zwei sogenannte Zielgruppen:
                                      Versorgungskosten, die als Bedrohungsszenarien der Sozialversi-
                                      cherungssysteme öffentlich diskutiert wurden. Dagegen wurde die      1. Personen nach der Erwerbsphase in der Kommune
                                      Gesundheit älterer Menschen bisher nur selten als ein wichtiges         sowie
                                      Thema wahrgenommen, obgleich die Mehrzahl der älteren Men-           2. Bewohner*innen in stationären Pflegeeinrichtungen
                                      schen gesund und nicht krank ist. Dieser Perspektivenwechsel ist
                                      dringend notwendig.                                                  Damit kommt insbesondere den Kommunen im Rahmen der
                                                                                                           gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, Gesundheit im Alter zu
                                      Die Zahl der älteren und hochbetagten Menschen in unserer Gesell-    fördern, eine zentrale Bedeutung zu. Insbesondere gilt dies für
                                      schaft wächst immer noch und damit verbunden zumeist auch die        sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen, da sich bei diesen
                                      Zahl der gesunden Lebensjahre. Mit steigender Lebenserwartung        Gruppen in der Lebensphase „Alter“, bedingt durch ungleiche
                                      gewinnt daher die Erhaltung von Lebensqualität und das gesunde       Bildungs- und Teilhabechancen von frühester Kindheit an über die
                                      Altern zunehmend an Bedeutung sowohl für die/den Einzelne*n als      ganze Lebensspanne hinweg, gesundheitliche Problemlagen und

                                                                                                                                                                                8
Herausforderungen verfestigt haben. Auch die Ausgestaltung vieler
Präventionsangebote trägt leider zu diesen ungleichen Gesund-
heitschancen benachteiligter Bevölkerungsgruppen bei, weil sie vor
allem Bevölkerungsgruppen mit einem höheren Bildungsniveau und
Einkommen erreichen. Die Angebote sind durch ihren Kontext oder
ihre Struktur oft indirekt mittelschichtorientiert. In den Gesund-
heitswissenschaften wird dieser Sachverhalt als Präventionsdilem-
ma beschrieben.
                                                                                                                                                   1.2
                                                                                                                                                   Steigende Pflegebedürftigkeit als Herausforderung
Zielsetzung einer zukünftigen Ausgestaltung der Präventions-                                                                                       für die Landeshauptstadt Hannover
angebote sollte es daher sein, zu einer Abkehr von einer völlig
zersplitterten und damit intransparenten „Präventionsindustrie“ zu                                                                                 Andreas Büscher
kommen, die alles in Einzelthemen und kleinteiligen Zielgruppen-
vorstellungen organisiert. Es fehlt an mehr „Denken in Dialog“,
Partizipation und sozialen Räumen. Die Landesvereinigung für                                                                                       Eine der seit längerem bekannten Herausforderungen des demo-            Vor diesem Hintergrund bedarf es verschiedener Herangehenswei-
Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.                                                                                      grafischen Wandels ist die Bewältigung einer steigenden Pflege-         sen an die pflegerische Versorgung älterer Menschen, bei denen
hat deshalb den Zielgruppenbegriff, der schon in den Problem-                                                                                      bedürftigkeit in der Bevölkerung. Die Herausforderung besteht           die Einflussmöglichkeiten der kommunalen Ebene unterschiedlich
zuschreibungen und in der Maßnahmenentwicklung immer ein                                                                                           dabei in zweierlei Hinsicht. Da Pflegebedürftigkeit mit hohem           ausgeprägt sind.
Expert*innen-Laien-Gefälle und eine asymmetrische Kommunika-                                                                                       Alter korreliert, ist angesichts der Bevölkerungsprognosen für die
tion impliziert, seit einem halben Jahrzehnt durch den Begriff der                                                                                 Landeshauptstadt Hannover zum einen ein weiterer Anstieg der            • Das kontinuierliche Monitoring und die damit verbundene Be-
„Dialoggruppe“ ersetzt.                                                                                                                            Pflegebedürftigkeit zu erwarten, zum anderen steht zur Versor-            richterstattung über zentrale Daten zur pflegerischen Versor-
                                                                                                                                                   gung des steigenden Anteils pflegebedürftiger, älterer Menschen           gung erscheint in Hannover angesichts der vorliegenden
Je frühzeitiger die Dialoggruppen in der Gesundheitsförderung und                                                                                  ein in Relation kleiner werdender Anteil jüngerer Menschen zur            Dokumente bereits auf einem guten Niveau zu sein und sollte
Prävention partizipieren (sogar bereits an der Problemdefinition                                                                                   Verfügung – unabhängig davon, ob diese jüngeren Menschen im               fortgesetzt werden. Im Hinblick auf die pflegerische Vesor-
und Programmgestaltung), desto niedriger sind die Schwellen der                                                                                    Rahmen eines pflegerischen oder unterstützenden Berufes oder im           gung ist jedoch nicht nur die Entwicklung der Lebensalter und
Inanspruchnahme. Partizipation ist dann erfolgreich, wenn sie                                                                                      Rahmen familiärer oder freundschaftlicher Unterstützungsleistun-          Pflegebedürftigkeit von Bedeutung, sondern ebenso die
mit Entscheidungsräumen verbunden ist: Je mehr jemand Ein-                                                                                         gen in die Versorgung eingebunden sind.                                   Entwicklung des Lebensalters der beruflich im Pflege-/Unter-
fluss auf einen Entscheidungsprozess nehmen kann, desto mehr                                                                                                                                                                 stützungsbereich tätigen Personen.
Partizipation wird realisiert. Diese Priorität für Partizipation ist ein                                                                           Hinweise auf das Ausmaß der zukünftigen Herausforderungen                 Ein Anteil von 43 Prozent an Pflegekräften mit einem Alter
entscheidender Teil des grundsätzlichen Perspektivwechsels, der                                                                                    auf Bundesebene liefert die im Dezember 2020 veröffentlichte              von über 50 Jahren (Pflegestatistik 2019) verweist auf einen
mit der Gesundheitsförderung seit 1986 eingesetzt hat. Wright u.                                                                                   Pflegestatistik 2019. Zwar enthält diese Statistik keine spezifischen     erheblichen Bedarf an Ausbildung und Rekrutierung von Pflege-
a. haben eine Stufenleiter der Partizipation für die Gestaltung von                                                                                Aussagen für die kommunale Ebene im Allgemeinen und die Lan-              kräften. Das Monitoring und die fortlaufende Berichterstattung
partizipativer Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung                                                                                    deshauptstadt Hannover im Besonderen, sie verweist aber auf Ent-          sollten entsprechend erweitert werden.
vorgeschlagen. Sie haben dabei festgehalten: „Partizipation ist kein                                                                               wicklungen für Hannover. Dies betrifft insbesondere den Anstieg
„Entweder/Oder“ sondern ein Entwicklungsprozess. Selbstrefle-                                                                                      des Anteils pflegebedürftiger Menschen. Betrug die Pflegequote,         • Der Ansatz, senior*innenrelevante Infrastrukturen in der
xion und eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Akteuren                                                                                    also der Anteil pflegebedürftiger Menschen an der Gesamtbevölke-          Landeshauptstadt Hannover stadtteilbezogen zu analysieren
vor Ort fördern die Weiterentwicklung der Partizipation in Projekten                                                                               rung, im Jahr 2017 noch 4,1 Prozent (in Hannover 4,4 Prozent), so         und abzubilden, ist zu begrüßen. Die Übersicht über verfügbare
der Gesundheitsförderung und Prävention. Partizipation ist je nach                                                                                 ist dieser Anteil nun auf 5 Prozent gestiegen. Ob es in Hannover zu       Angebote ist die Voraussetzung zur Initiierung und Flankierung
Praxisbedingungen im Projekt und den Lebensbedingungen der                                                                                         einem entsprechenden Anstieg um 0,9 Prozent gekommen ist, lässt           weiterer Entwicklungen. Eigene Erfahrungen des Autors in der
Zielgruppe unterschiedlich realisierbar. Die Aufgabe besteht darin,                                                                                sich auf Basis der bundesweiten Pflegestatistik nicht sagen.              Durchführung sogenannter Community Health Assessments
die den Bedingungen entsprechend passende Stufe der Partizipa-             Linkliste                                                                                                                                         haben gezeigt, dass vielfach Informationen auf kleinräumiger
tion zu finden.“                                                                                                                                       Die neuen Zahlen der Pflegestatistik bestärken zudem                  Ebene (wie z. B. Stadtteile) nicht ohne weiteres verfügbar sind
(http://www.partizipative-qualitaetsentwicklung.de/partizipation.html      BMG (Bundesministerium für Gesundheit):                                 die Beobachtung, dass der Großteil der pflegerischen Ver-                 und daher aufwändig zusammengetragen werden müssen.
Zugriff 10/2020)                                                           Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen                 sorgung (bundesweit mittlerweile 80 Prozent) in der häus-                 Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, die Analyse fortlaufend
                                                                           https://www.bundesgesundheitsministerium.de/praevention-aeltere-        lichen Umgebung pflegebedürftiger Menschen erfolgt.                       durchzuführen, um nicht jedes Mal von vorne anfangen zu
Ein partizipativ orientierter Entwicklungsprozess in diesem Sinne          menschen.html                                                                                                                                     müssen.
ist auch in der Senior*innenarbeit der Königsweg, um neue                                                                                          Neu ist diese Beobachtung jedoch nicht. Sie ist bekannt, seitdem
Weichenstellungen für mehr Gesundheit im Alter in städtischen              NPK (Die Nationale Präventionskonferenz):                               die Pflegestatistik veröffentlicht wird. Geändert hat sich lediglich    • Der hohe und zunehmende Anteil informeller Pflegearrange-
Quartieren zu ermöglichen.                                                 Präventionsstrategien                                                   der Anteil der häuslich versorgten pflegebedürftigen Menschen,            ments unterstreicht die Notwendigkeit zur Unterstützung
Die Landeshauptstadt Hannover befindet sich mit dem umfangrei-             https://www.npk-info.de/praeventionsstrategie                           der kontinuierlich gestiegen ist. In absoluten Zahlen gestiegen ist       dieser Arrangements. Seit sehr langer Zeit wird eine Abnahme
chen Beteiligungsprozess der Dialoggruppen an diesem Senior*in-            Downloads                                                               darin der Anteil derjenigen pflegebedürftigen Menschen, der allein        des familiären Pflegepotenzials prognostiziert, die jedoch em-
nenplan hierzu auf einem guten Weg.                                                                                                                durch Familienangehörige oder andere Personen aus dem sozialen            pirisch alle zwei Jahre in der Pflegestatistik widerlegt wird.
                                                                           https://www.npk-info.de/die-npk/downloads
                                                                                                                                                   Umfeld in informellen Pflegearrangements versorgt wird. Diese             Daraus sollte nicht geschlossen werden, dass das informelle/
                                                                           WHO (Weltgesundheitsorganisation Regionalbüro für Europa)               Entwicklung zeigt sich auch in Hannover zwischen 2007 und 2017            familiäre Pflegepotenzial unbegrenzt zur Verfügung stehen
Thomas Altgeld                                                             (2021): Das Jahrzehnt des gesunden Alterns (2021 - 2030)                und es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung bis 2019         wird, es sollte jedoch gezielt die Unterstützung und Beratung
Geschäftsführer der Landesvereinigung                                      https://www.euro.who.int/de/health-topics/Life-stages/healthy-ageing/   nicht grundlegend verändert hat.                                          auf- und ausgebaut werden. Möglichkeiten der Belastungs-
für Gesundheit und Akademie für                                            news/news/2021/01/decade-of-healthy-ageing-2021-2030                                                                                              reduktion für Angehörige, Fragen der Vereinbarkeit von
Sozialmedizin Niedersachsen e. V.                                          http://www.partizipative-qualitaetsentwicklung.de/partizipation.html                                                                              Erwerbstätigkeit und Pflege, des Austausches, der Unter -

9                                                                                                                                                                                                                                                                                         10
stützung durch professionelle und ehrenamtliche Angebote,          • Große Erwartungen sind mit technischen Unterstützungssys-         Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass der Höhepunkt
     der gesteigerten Wertschätzung für die Leistungen Angehö-            temen im Alter und dem Fortschreiten der Digitalisierung ver-     der demografischen Entwicklungen in ihrer Bedeutung für die
     riger und anderer, die pflegerische Unterstützung leisten, sowie     bunden. Sie sind sicherlich ein wichtiger Baustein für die        pflegerische Versorgung erst noch bevorsteht. Ob der Anstieg der
     die Stärkung stadtteilbezogener Netzwerke sind wichtige              pflegerische Versorgung in der Zukunft. Es sei jedoch vor zu      Pflegebedürftigkeit sich in gleichem Maße fortsetzen wird wie
     Bestandteile zur weiteren Bewältigung der Pflegebedürftig-           großen Hoffnungen gewarnt, dass technische Unterstützungs-        zuletzt, kann nicht vorhergesagt werden. es sollte jedoch davon
     keit in diesem Bereich. Konzeptionell ist es wichtig zu ver-         systeme allein die vielfältigen Herausforderungen bewältigen      ausgegangen werden, dass die Problematik sich in den nächsten
     stehen, dass selten informelle Pflegearrangements unmittelbar        können. Empfehlenswert ist vielmehr, den Dialog zwischen Ent-     dreißig Jahren nicht zum Besseren wenden wird. Die Kommunen
     zu formellen, d. h. durch professionelle Dienstleister gestal-       wickler*innen und Unternehmen, professionellen Akteur*in-         sind sicherlich nicht allein für die Bewältigung der Herausforde-
     teten Arrangements werden. In der Regel kommt es für länge-          nen aus Medizin, Pflege, Therapie und anderen Unterstützungs      rungen verantwortlich, sie werden sich aber andererseits einer
     re Zeiträume zu „gemischten“ Pflegearrangements, in denen            bereichen sowie den potenziellen Anwender*innen zu fördern,       wichtigen Rolle darin nicht verschließen können.
     das Verhältnis und Zusammenspiel formeller und informeller           um Akzeptanz, Passgenauigkeit, Nutzen und Weiterentwicklun-
     Unterstützung ein entscheidender Faktor für Stabilität und           gen auf breiter Basis diskutieren zu können.
     Dauer des Arrangements ist. Trotz der Dominanz der pflege-                                                                             Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Büscher
     rischen Versorgung im häuslichen Umfeld darf nicht vergessen       • Die demografischen Entwicklungen wurden bereits angespro-         Krankenpfleger und Pflegewissenschaftler
     werden, dass teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen       chen. Für die Zukunft der pflegerischen Versorgung ist es er-     Arbeitsschwerpunkte liegen in der Qualitätsentwicklung in Pflege
     keinesfalls obsolet sind. Der Anteil pflegebedürftiger Menschen      forderlich, die Nutzer*innengruppen der professionellen Unter-    und Gesundheitswesen, der familienorientierten Pflege, der häus-
     mit einem höheren Pflegegrad ist dort deutlich höher und ver-        stützungsangebote weiter zu differenzieren und unterschied-       lichen pflegerischen Versorgung und Fragen der Umsetzung der
     weist auf erhebliche konzeptionelle und personelle Anforde-          liche Herangehensweisen und Maßnahmen zu diskutieren.             Pflegeversicherung
     rungen in der stationären Versorgung. Eng verknüpft mit              Hinter den Pflegequoten und Pflegegraden verbergen sich
     diesen Aspekten sind Fragen des Wohnens, die allerdings nicht        unterschiedliche Problemlagen und Sachverhalte.                   unter Mitarbeit von Alena Lübben
     auf die Bewältigung von Pflegebedürftigkeit reduziert werden         Für die Landeshauptstadt Hannover stellt die zunehmende Zahl      Studentin im Masterstudiengang Versorgungsforschung
     sollten, sondern im weiteren Sinne das altersgerechte Wohnen         der Einpersonenhaushalte eine Herausforderung dar, die            und -gestaltung an der Hochschule Osnabrück
     in den Blick nehmen sollten.                                         sicherlich auch in anderen Großstädten anzutreffen ist. Trotz
                                                                          der hohen Anzahl ist auch in Hannover die informelle Pflege
• Die Ursachen für Pflegebedürftigkeit liegen in der Regel in             im Privathaushalt die vorwiegende Form der Versorgung.
  ein oder mehreren chronischen Erkrankungen begründet, durch             Es bedarf also einer genaueren Einschätzung, welche Arrange-
  die es zu Beeinträchtigungen der individuellen Selbstständigkeit        ments sich dort finden und wie die informelle Pflege auch bei
  kommt und die einen Bedarf an personeller Hilfe nach sich               einer hohen Zahl von Einpersonenhaushalten sinnvoll zu unter-
  ziehen. Die Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen                 stützen ist. Ein weiteres Thema ist der hohe Anteil von Men-
  erfolgt zum größten Teil durch Hausärzt*innen. Entsprechend             schen mit Migrationshintergrund, die einerseits keine homo-
  bedarf es einer engeren Verzahnung der primären Gesundheits-            gene Gruppe bilden, bei denen sich aber andererseits unter-
  versorgung mit der ambulanten und stationären Langzeitver-              schiedliche Sorge- und Pflegearrangements zeigen können, die
  sorgung im Hinblick auf Kooperation der professionellen 		              zu einem anderen Inanspruchnahmeverhalten gesundheitlicher
  Akteur*innen (die leistungsrechtlich bislang nur in Form eines          und pflegerischer Dienstleistungen führen können. Hier wäre
  Anordnungs- und Durchführungsverhältnisses realisiert ist).             der Dialog mit unterschiedlichen Gruppen zu Sorge- und
                                                                          Pflegefragen zu suchen. Nicht zuletzt spielen auch krankheits-
• Die Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten der kommunalen                spezifische Aspekte in der Versorgung, vor allem bei Menschen
  Ebene sind hinsichtlich der professionellen Leistungserbringer          mit Demenz, eine wichtige Rolle und erfordern eine entspre-
  in der Pflege durch den Sicherstellungsauftrag der Pflegekas-           chende Flankierung durch begleitende Dienste oder andere
  sen und den eher marktwirtschaftlichen Charakter des Lang-              Formen der Unterstützung. Weitere besondere Herausforderun-
  zeitpflegesystems tatsächlich begrenzt. Unabhängig davon                gen stellen sich hinsichtlich anderer psychiatrischer Erkran-
  lassen sich jedoch die Information und Transparenz über die             kungen, der Zunahme der außerklinischen Intensivpflege und
  pflegerische Versorgung sowie der Dialog um deren Weiterent-            gegebenenfalls weiterer Problemlagen.
  wicklung als wichtige Aufgaben für die Landeshauptstadt                                                                                   Quellen:
  Hannover benennen. Die Unterstützung und Sicherstellung               • Die Beschäftigung mit der pflegerischen Versorgung ist nicht      Landeshauptstadt Hannover, Sachgebiet Wahlen und Statistik: Datenblatt
  eines Informations- und Beratungsangebots für die Bevölke-              nur ein senior*innenenpolitisches Thema, sondern kann auch        Einwohner Dez 2019
  rung zu Pflegefragen in allen Stadtteilen ist in diesem Zusam-          unter anderen Gesichtspunkten betrachtet werden, z. B. der
                                                                                                                                            Landeshauptstadt Hannover, Sachgebiet Wahlen und Statistik: Datenblatt
  menhang ebenso zu nennen wie die Initiierung und Moderation             Gleichstellung. Pflege bleibt vor allem ein Thema, das Frauen
                                                                                                                                            Privathaushalte 2019
  von Veranstaltungen für die Bevölkerung sowie zum Austausch             stärker betrifft als Männer. Sowohl hinsichtlich der infor-
  der professionellen Akteur*innen.                                       mellen und formellen Pflege sind es vor allem Frauen, die diese   Landeshauptstadt Hannover, Dezernat III Koordinationsstelle Sozialpla-
                                                                          Arbeit leisten.                                                   nung (2020): Grafik des Monats zum „Welt-Alzheimertag“
                                                                          Aber auch hinsichtlich der Nutzer*innen formeller pflege-
                                                                          rischer Unterstützung sind Frauen in der Mehrzahl. Ob dieser      Landeshauptstadt Hannover, Dezernat III Koordinationsstelle Sozialpla-
                                                                          Tatsache durch eine stärkere Wertschätzung und Bereitstellung     nung (2020): Hausmitteilung vom 18.02.2020: Neues aus der Pflegesta-
                                                                                                                                            tistik 2017
                                                                          von Unterstützung für Frauen begegnet wird oder durch ver-
                                                                          stärkte Anstrengungen zur Einbeziehung von Männern in             Statistisches Bundesamt (2020): Pflegestatistik 2019. Pflege im Rahmen
                                                                          Sorge- und Pflegeaufgaben, ist eine offene Frage. Das Ungleich-   der Pflegeversicherung. Deutschlandergebnisse. Wiesbaden: Statisti-
                                                                          gewicht ist jedoch eindeutig.                                     sches Bundesamt

11                                                                                                                                                                                                                   12
1.3
Quartierszentrenbildung
in der Landeshauptstadt Hannover

Mit zunehmendem Alter verringern sich mitunter Mobilität und Be-        setzungen, um vielfältigen Bedarfen und Bedürfnissen Rechnung            Quartierszentren entstehen indes nicht nur über Pflegeeinrich-        Quartiersarbeit bedarf auch professioneller Strukturen. Die haupt-
wegungsradius. Für die Bewältigung des Alltags werden dann kurze        zu tragen. Sie können sich nach außen für die Senior*innen und           tungen und in Trägerschaft größerer Institutionen, sondern oft        amtlichen Quartierskoordinator*innen des KSH sowie die der
Wege zunehmend wichtiger und das angestammte Wohnquartier               anderen Anwohner*innen in der Nachbarschaft öffnen und damit             konnten sich bereits weitere Orte der Begegnung in den Quartieren     weiteren Träger*innen alter(n)sgerechter, sozialer und inklusiver
als Ort des alltäglichen Lebens gewinnt an Bedeutung. Es werden         zu zentralen Anlaufpunkten im Quartier werden. Zusätzlich können         etablieren, in denen Alltagsangebote und Dienstleistungen gebün-      Quartiersentwicklung unterstützen Senior*innen und weitere
Nahversorgungsangebote und soziale wie auch verkehrliche Infra-         sie sich auch als soziale und kulturelle Veranstaltungs- und Begeg-      delt sind. Auch aus solchen Orten mit z. B. „Ankerkiosken“ können     Anwohner*innen ortsnah im Quartier, indem sie die Angebote ver-
struktur im unmittelbaren Umfeld benötigt oder auch Unterstüt-          nungsorte im Quartier etablieren.                                        Quartierszentren entstehen, wenn sie niedrigschwellig zugänglich      netzen, Maßnahmen umsetzen, Angebote in die Haushalte tragen,
zungsdienste, die nach Hause kommen.                                                                                                             sind und dabei unterstützt werden, ihre Angebote bedarfsorientiert    neue Ehrenamtliche gewinnen, Nachbarschaften aktivieren oder
                                                                            Insgesamt kommt einem Quartierszentrum die Aufgabe                   weiter zu entwickeln.                                                 auch bei Problemlagen unterstützen und Hilfeangebote vermitteln.
Hannovers Quartiere sind die Orte, in denen die Menschen im             zu, Austausch und Begegnung zu ermöglichen, Wohnen,
sozialen Nahraum leben und in denen das alltägliche Leben mit           Leben und Pflegen zu unterstützen und anzubieten, eine                       Lebendige Nachbarschaften sind das Herz eines funk-               Digitale Plattformen und Tauschbörsen helfen dabei, dass sich
seinen Aktivitäten wie z. B. Einkaufen, Arzt-/Ärztinbesuch, Ver-        positive Entwicklung mit Blick auf Teilhabe, Vielfalt, Präven-           tionierenden sozialen Nahraums. Wichtig für die Quartiers-            Nachbarschaften vernetzen und nachbarschaftliches Engagement
einsleben stattfindet. Eine der wichtigen Zielsetzungen dieses          tion und soziale Stadtentwicklung anzustoßen und letztlich               entwicklung und auch für die Entwicklung von Quartiers-               gefördert wird. Der Umgang mit digitalen Strukturen muss ermög-
Senior*innenplans ist es deshalb, die wichtigsten und notwendigen       die Lebensqualität aller Anwohner*innen zu steigern.                     zentren ist daher die Vernetzung der lokalen Akteur*innen             licht und erlernt werden. Hier können Quartierszentren wiederum
Hilfen und Angebote dezentral zu organisieren, damit Bedarfe und                                                                                 des Stadtteils, um die Infrastrukturangebote zusammen                 einen wichtigen Beitrag leisten und Lern- und Erfahrungsorte
Bedürfnisse dort gedeckt werden, wo sie entstehen und jede/r so         Der Fokus der Quartierszentrenbildung liegt auf der Belebung von         weiter zu entwickeln. Dafür sind stabile Kooperationen und            einrichten.
lange wie möglich im angestammten Wohnquartier und Zuhause              Nachbarschaften, dem Auf- und Ausbau von Begegnungsorten,                Netzwerke zu bilden, die gemeinsam den Auf- und Ausbau
wohnen bleiben kann.                                                    der Unterstützung vor Ort sowie auf der Einbindung des nachbar-          von Quartierszentren unterstützen. Auch hier ist das Ziel,
                                                                        schaftlichen Engagements. Die Akteur*innen vor Ort sollen besser         möglichst kleinräumige Hilfestrukturen zu schaffen.
Mit der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung sollen soziale          miteinander vernetzt werden.
Infrastrukturen, die ein möglichst langes, selbstständiges Leben                                                                                 Maßnahmen und Projekte zur Quartiersentwicklung helfen, dass
in den eigenen vier Wänden ermöglichen, gemeinsam und vor               Es gibt keinen Standardtypus eines Quartierszentrums. Jede Quar-         sich Menschen in der Nachbarschaft durch Begegnung und klein-
Ort alter(n)sgerecht weiterentwickelt werden. Eine soziale und in-      tierszentrenbildung mit dem Fokus alter(n)sgerechte, soziale und         räumige Strukturen besser kennen- und verstehen lernen. Der
klusive Quartiersentwicklung berücksichtigt dabei die unterschied-      inklusive Quartiersentwicklung muss auf das jeweilige Quartier,          soziale Zusammenhalt wird gestärkt, bestehender Anonymität
lichen Bedarfe und Bedürfnisse der Menschen in ihrer Vielfalt;          den jeweiligen Standort zugeschnitten werden. Unterstützend bei          und Vereinsamung kann entgegengewirkt werden, eine Kultur des
seien es junge, alte, behinderte, nicht behinderte, arme oder reiche    der Festlegung, was ein Quartierszentrum umfassen und leisten            Helfens und des Engagements kann sich herausbilden. Mit Orten
Quartiersbewohner*innen sowie Menschen mit unterschiedlichen            sollte, ist die Analyse des Sozialraums. Wichtige Sozialindikatoren,     und Gelegenheiten der Begegnung kann erreicht werden, dass die
ethnischen und kulturellen Hintergründen.                               wie z. B. Altersstruktur des Stadtteils, Anteil der Anwohner*innen       diversen Bevölkerungsgruppen näher zusammenrücken und soziale
                                                                        mit Migrationshintergrund, Anteil der Transferleistungsempfän-           und kulturelle Barrieren und Vorbehalte abgebaut werden. Es
Ein Motor von Quartiersentwicklung ist die Entwicklung von              ger*innen, bilden eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für            können alle Bevölkerungsgruppen und Quartiersbewohner*innen
Quartierszentren. Für ein Quartierszentrum ist kennzeichnend,           das weitere sozialplanerische Vorgehen. Nach einer Analyse der           von einer solchen Entwicklung der Quartiere profitieren – nicht nur
dass dort durch den Zusammenschluss vielfältiger Angebote auch          vorhandenen Infrastruktur können sozialpolitische Bedarfe identi-        Senior*innen.
ein Ort der Begegnung und der Kommunikation entsteht. Um für            fiziert werden. Der jeweilige lokale Standort ergibt sich nicht selten
möglichst viele Anwohner*innen offen zu sein, soll es als ein Ort       im Zusammenspiel der Bedürfnisse von Anwohner*innen und der
für inter- und intragenerativen Austausch, kulturelle Vielfalt und      vor Ort ansässigen Träger*innen von z. B. Pflegeeinrichtungen und
inklusive Gestaltungsräume konzipiert und der Zugang barrierefrei       anderen Einrichtungen, die sich an der Zentrenbildung beteiligen
sein. Geplant ist, dass die Räumlichkeiten eines Quartierszentrums      und die bereits im Quartier aktiv sind.
Interessierten aus dem Quartier zur Verfügung stehen.
                                                                        Ein weiterer Aspekt von Quartierszentrenbildung liegt in der
Im Sinne der alter(n)sgerechten Quartiersentwicklung bieten sich        pflegerischen Versorgung. Um die Trennung von stationärer und
für die Entstehung von Quartierszentren vornehmlich bereits be-         ambulanter Pflege aufzubrechen, werden sektorenverbindende
stehende Einrichtungen für Senior*innen und Anwohner*innen an.          Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen angestrebt. So kann in
Insbesondere Pflegeeinrichtungen sind prädestiniert, als Quartiers-     Quartierszentren in Trägerschaft von Pflegeeinrichtungen beispiels-
zentren zu fungieren. Sie bieten mit ihrer Infrastruktur (z. B. Lang-   weise eine Versorgung ins Quartier aus den stationären Pflegeein-
zeitpflegeplätze, Tagespflege, Veranstaltungsräume, Mittagstisch,       richtungen heraus stattfinden und es können damit sektorenver-
Friseur, Krankengymnastik, Außenanlagen) die idealen Voraus-            bindende Leistungen erbracht werden.

13                                                                                                                                                                                                                                                                                     14
Anhang
Vorschläge und Ideen aus den Beteiligungsprozessen
zur Umsetzung der Leitsätze

Leitsatz I                                                                                                                   Leitsatz II
Die Förderung alter(n)sgerechten Wohnens ermöglicht                                                                          Das Quartier als der soziale Nahraum wird alter(n)sgerecht
auch bei steigendem Hilfebedarf den Verbleib im gewohnten                                                                    weiterentwickelt und Quartierszentren mit Begegnungsräu-
sozialen Umfeld.                                                                                                             men, Beratungs-, Informations-, Kultur-, Versorgungs- und
                                                                                                                             Bewegungsangeboten werden auf- und ausgebaut.

     Handlungsfeld                        Vorschläge und Ideen                                                                   Handlungsfeld                          Vorschläge und Ideen

     Alter(n)gerechtes                    Projektideen und Versuchsprojekte zum Thema Wohnungstausch und gemeinschaft-           Quartiere nachhaltig                   Als Grundlage der weiteren Quartiersentwicklungsplanung wird ein stadtweiter
     Wohnen fördern                       liches Wohnen entwickeln                                                               fördern                                Überblick über sozialräumliche Strukturen und bestehende Angebote erarbeitet

                                          Alternative Wohnformen besser unterstützen                                                                                    Projekt „Wohnen für Hilfe“ stärker bekannt machen

                                          Projekt „Wohnen für Hilfe“ stärker bekannt machen                                                                             Pflegeeinrichtungen und Orte der Senior*innenarbeit durch Öffnung in die Nachbar-
                                                                                                                                                                        schaft und Vernetzung mit Akteur*innen des Stadtteils zu Quartierszentren weiter-
                                          Eine Übersicht und Ideenpool verschiedener Wohnformen erstellen und auf der                                                   entwickeln
                                          Homepage www.seniorenberatung-hannover.de veröffentlichen
                                                                                                                                 Stabile Netzwerke ausbauen             Stabile Kooperationen und Netzwerke nutzen, die gemeinsam die Quartierszentren
                                          Kooperation mit Wohnungsunternehmen vor Ort ausbauen                                                                          unterstützen

                                                                                                                                                                        Nachbarschaft durch kontinuierliche Beteiligung und Gremienarbeit vernetzen
     Internationalisierung                Ausbau der Wohnberatung in Kombination mit Beratung für digitalgestütztes Wohnen
                                                                                                                                                                        Mit Multiplikator*innen arbeiten

                                                                                                                                 Nahversorgung sichern                  (Pflege-) Einrichtungen als Veranstaltungsorte im Quartier etablieren und dort verschie-
                                                                                                                                                                        dene Dienstleistungen vorhalten (Friseur*innen, Krankengymnastik, Mittagstisch …)

                                                                                                                                                                        Mobilität fördern, um Wege zu ermöglichen

                                                                                                                                 Begegnungsmöglichkeiten                Neutrale Orte der Begegnung/Nachbarschaftstreffs einrichten (niedrigschwellig, kein
                                                                                                                                 schaffen                               Konsumzwang, günstige Versorgung, z. B. Cafés betreiben oder Ankerkioske einrich-
                                                                                                                                                                        ten (auch durch Senior*innen selbst)

                                                                                                                                                                        Vorhandene Räume und Außenanlagen im Quartier für vielfältige Begegnungen
                                                                                                                                                                        öffnen.

                                                                                                                                 Nachbarschaftshilfe und                Einrichtung und Nutzung digitaler Tauschbörsen
                                                                                                                                 Engagement fördern
                                                                                                                                                                        Gemeinsames Gestalten und optisches Aufwerten des Quartiers, z. B. Pflanzaktionen

15                                                                                                                                                                                                                                                                 16
Anhang
Vorschläge und Ideen aus den Beteiligungsprozessen
zur Umsetzung der Leitsätze

Leitsatz III                                                                                                                  Leitsatz IV
Generationenverbindende Angebote und Projekte fördern                                                                         Eine Pflegebedürftigkeit darf nicht zu Exklusion führen
den Generationendialog und schaffen Möglichkeiten der                                                                         und wird bei allen Maßnahmen der Senior*innenplanung
inter- und intragenerativen Begegnung.                                                                                        mitgedacht.

     Handlungsfeld                       Vorschläge und Ideen                                                                     Handlungsfeld                          Vorschläge und Ideen

     Generationen                        Angebote der Senior*innenarbeit generationsübergreifend konzipieren bzw.                 Pflegende Angehörige                   Pflegende Angehörige mit ehrenamtlichen Angeboten entlasten
     im Alltag verbinden                 Nachmittags- und Abendveranstaltungen öffnen                                             unterstützen
                                                                                                                                                                         Begleitung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz; Aufsuchen in ihrer
                                         Nachbarschaftsarbeit zur Förderung inter- und intragenerativen Zusammenlebens                                                   Häuslichkeit zur Beratung und Unterstützung

                                         Mehrgenerationen-Wohnprojekte unterstützen und vernetzen                                                                        Angebote zur Selbstsorge von pflegenden Angehörigen entwickeln

                                         Die Belange von Senior*innen in Stadtentwicklungsprozessen stärker berücksichtigen       Versorgungslandschaft                  „Pflegetisch“ als Austauschmöglichkeit weiterführen
                                                                                                                                  stärken und vernetzen
     Generationen                        Intergenerative Angebote in den Bereichen Kultur und Bildung, Sport- und Freizeit-                                              Vernetzung der Pflegedienste untereinander unterstützen
     durch gemeinsame                    gestaltung entwickeln
     Themen verbinden                                                                                                             Über Angebote informieren              Anbieterneutrale Pflegeberatung, auch mehrsprachig
                                         Generationsübergreifende Angebote und Projekte anbieten, z. B. in Kooperation von
                                         Schulen und Senior*inneneinrichtungen, u. a. zum Thema Digitalisierung                                                          Über digitale Angebote für Pflegebedürftige (z. B. Virtual-Reality-Brille, technikge-
                                                                                                                                                                         stützte Assistenzsysteme) informieren

                                                                                                                                  Bewohner*innenrechte stärken           Rolle der Bewohner*innenvertreter*innen in Pflegeeinrichtungen stärken

17                                                                                                                                                                                                                                                               18
KERNTHEMA                             2.1

02
                                      Armut – finanzielle Situation im Alter
                                      Silke Mardorf

                                          Warum sind immer mehr Menschen im Alter von Armut
                                      betroffen – auch in Hannover? Wie wird Armut definiert und
                                      gemessen? Ist Altersarmut allein das Resultat individueller
                                      Erwerbs- und Beitragsbiografie? Oder gibt es auch struktu-
                                      relle Ursachen?
                                      Altersarmut hat viele Facetten: Diese Expertise fasst den aktuellen
                                      Stand (Stand 9/2021) und Eckzahlen zur Situation und Entwick-
                                      lung für Hannover zusammen – siehe Infokasten – und skizziert am
                                      Ende strukturelle Hebel und kommunale Strategien. Der Beitrag
                                      zielt auf die Weiterentwicklung hannoverscher Handlungsansätze
                                      im Rahmen des Senior*innenplans 2021.

                                         Armut im Alter: Heute und morgen

            Teilhabe und Engagement   Die gesetzliche Altersrente:                                          Grundsicherungsquote im Alter:

                                      Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag betrug 2020 bei Männern        Immer mehr Menschen müssen im Alter finanzielle Unterstützung
                                      1.171 Euro und bei Frauen 827 Euro im Monat (BMAS 2021). Die          beantragen, weil ihre Rente nicht ausreicht. Das geht aus der Sta-
                                      gesetzliche Rente ist die wichtigste, nicht aber die einzige Ein-     tistik zur sozialen Mindestsicherung hervor und betrifft alle Länder
                                      kommensquelle im Alter: Sie wird teilweise mit Betriebs- oder         Deutschlands, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß: In Nieder-
                                      Privatrenten, Beamtenpensionen oder Wohneigentum (mietfrei            sachsen (2020) beziehen 3,3 Prozent der Rentnerinnen und 3,3
                                      Wohnen im Alter) oder anderen Vermögensarten kombiniert sowie         Prozent der Rentner Grundsicherung im Alter (Statistische Ämter
                                      mit Einkommen weiterer Haushaltsmitglieder oder Hinterbliebe-         des Bundes und der Länder 2020b). Zur Situation und Entwicklung
                                      nenrenten (-pensionen). Insofern reicht der alleinige Blick auf die   in Hannover, siehe Infokasten.
                                      gesetzliche Rentenhöhe nicht, um Altersarmut abzulesen.

                                                                                                            Blick in die Zukunft:
                                      Die Armutsgefährdungsgrenze:
                                                                                                            Immer mehr Rentner*innen kommen auf immer weniger Beitrags-
                                      Hier fließt das gesamte Einkommen eines Haushalts ein. Dazu ge-       zahler*innen. Dieses drückt sich beispielsweise im Altenquotienten
                                      hören Einkommen aus Erwerbsarbeit und Vermögen, Mieteinnah-           aus: In Hannover kommen auf hundert 18 - 59-Jährige rund 41
                                      men, Renten und Pensionen sowie Leistungen wie Wohngeld oder          der Generation 60 plus, siehe Infokasten. Die umlagefinanzierte
                                      Grundsicherung im Alter. Die Armutsgefährdungsschwelle lag 2019       Rentenversicherung (Generationenvertrag) stößt zunehmend an
                                      in Niedersachsen für einen Einpersonenhaushalt bei 1.049 Euro.        ihre Grenzen und ist – jedenfalls in ihrer derzeitigen Höhe und für
                                      Das Gesamteinkommen wird nach einem festgelegten Schlüssel            künftige Generationen – eben doch nicht „sicher“. Hinzukommt,
                                      auf alle Haushaltsmitglieder verteilt und dabei berücksichtigt,       dass die sogenannte „Rentenlücke“ infolge der Rentenreform
                                      dass Zwei- und Mehrpersonenhaushalte Einsparungen gegenüber           nur durch private Vorsorge geschlossen werden kann. Das ist für
                                      Alleinlebenden haben. Demnach sind 2019 in Niedersachsen 17,9         Geringverdienende mindestens schwierig, meist unmöglich.
                                      Prozent der Frauen im Alter von 65 Jahren und älter und 12,4          Aber auch für mittlere Einkommensklassen zeigt sich: Die langan-
                                      Prozent der Männer selben Alters armutsgefährdet, mit deutlich        dauernde Niedrigzinsphase und die steigenden Immobilienpreise
                                      steigender Tendenz bei Frauen (Statistische Ämter des Bundes und      sowie zuletzt die Corona-Pandemie erschweren die private (anlage-
                                      der Länder 2020a).                                                    basierte) Altersvorsorge oder die Wohneigentumsbildung.

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