SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK

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SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
Sinn
 Nachhaltigkeitsbericht 2021
SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
Inhalt
Vorwort des Geschäftsführers.                                                              4
Mehr Einsatz macht Sinn. Working for Nachhaltigkeit.                                       5
Übersiedelung in die Zukunft. Wienwork sticht in Seestadt.                                 6
Vorwort der Eigentümervertretung.                                                         10
Wer Was Wo Wien Work. Das Wien Work Leitbild.                                             12
Sinn stiften auch die anderen.Warum uns der Blick von außen wichtig ist.                  14
Aufbauend inklusiv. Die drei starken Säulen der Selbstbestimmung.                         16
Jugendliche ausbilden. Macht für mich Sinn.                                               20
Das Leben versüßen. Macht für mich Sinn.                                                  22
Zukunft schaffen. Macht für mich Sinn.                                                    24
Soliden Boden schaffen. Macht für mich Sinn.                                              26
Ein sauberer Job. Macht für mich Sinn.                                                    28
Selbstbestimmt leben. Macht für mich Sinn.                                                30
Verantwortung übernehmen. Macht für mich Sinn.                                            32
Rückblicke. Einblicke. Ausblicke. Fit für die Zukunft durch vorausschauendes Agieren.     34
Wien Work konkret. Gelebte Nachhaltigkeit.                                                38
Gesundheit ohne Grenzen. Das Wien Work Gesundheitsmanagement.                             40
Regional, saisonal, nicht egal. Nachhaltiges und sinnvolles Wirken in der Region.         42
G’sundheit! Entwicklung der Krankenstandstage.                                            46
Du kannst das – ganz equal, was du bist. Gender Mainstreaming.                            47
Lehre fürs Leben. Fachliche und persönliche Weiterbildung für junge Menschen.             48
Auf zu neuen Ufern! Erasmus – Horizonte erweitern, Potenziale fördern.                    49
Weltklasse! Delegationen aus aller Welt zu Besuch bei Wien Work.                          50
Win-Win-Wienwork.Kooperationen der Wien Work Arbeitsassistenz mit Betrieben.              52
Wien Work at home. Vermittlungen 2016 bis 2020.                                           56
Neue Zeiten. Neue Jobs. Nischenarbeitsplätze und Veränderungen in den Geschäftsfeldern.   58
Zustellung mit Gewinn. „Michl‘s bringt‘s“ und SPAR AG gewinnen Genuss-Award 2020.         59
Wir lassen niemanden zurück. Wirkmodell Wien Work Jugendcoaching.                         60
Kennzahlen 2016 - 2020.                                                                   64
Impressum.                                                                                67

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SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
Vorwort des
    Geschäftsführers.
                                                           In diesem komplett neu errichteten Stadtteil sind wir
                                                           nun mit Einrichtungen wie der neuen Werkshalle, dem
                                                           Selbstbedienungsrestaurant „Speiseamt“, der neuen
                                                           Firmenzentrale und zahlreichen weiteren Standorten der
                                                           größte Betrieb.

                                                           Doch manches bleibt, wie es war: An unserem Prinzip
                                                           der Nachhaltigkeit in all seinen Dimensionen hat sich bei
                                                           Wien Work seit vielen Jahren nichts geändert, was unter
                                                           anderem im Sozialgütesiegel und in der Auszeichnung
                                                           als Ökoprofit-Betrieb Bestätigung findet.

                                                           Inklusion, Zufriedenheit der Kund*innen, Ausbildung der
                                                           benachteiligten Jugendlichen und Chancengleichheit
                                                           sind nach wie vor unsere zentralen Themen. Sie haben
                                                           maßgeblichen Einfluss auf die Beurteilung und die Ent-
                                                           scheidungen unserer Stakeholder.

                                                           Eine Besonderheit ist diesmal die Zusammenarbeit mit
                                                           einem externen Kreativ-Team, das uns mit Fotografie
                                                           sowie grafischer und textlicher Gestaltung in eine neue,
                                                           moderne Richtung führte.
                                                           Das Konzept des vorliegenden Berichtes greift Werte
                                                           wie Haltung, Respekt und Menschenwürde auf und
                                                           bündelt sie im Kerngedanken „Sinn stiften mit allen
                                                           Sinnen“.

                                                           Was konnten wir bewirken, und wie gelang uns der
                                                           Spagat im Dreieck von gelebter Inklusion, verantwor-
                                                           tungsbewusstem Umgang mit Fördergeldern und
                                                           wirtschaftlichem Erfolg?
                                                           Darüber gibt dieser Nachhaltigkeitsbericht Auskunft.
                                                           Und über vieles mehr, denn uns bewegten und bewe-
                                                           gen viele Themen.

                                                           Wir feiern heuer 40 Jahre Wien Work und wir werden
    Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!             wahrgenommen, geschätzt, beauftragt und über uns
    Liebe Freundinnen und Freunde von Wien Work!           wird berichtet. Positiv und wertschätzend.
                                                           Das ist sehr erfreulich und wird sicher auch von der
    Seit unserem letzten Nachhaltigkeitsbericht sind       nachfolgenden Generation bei Wien Work weitergetra-
    einige Jahre ins Land gezogen.                         gen werden.

    Vieles hat sich verändert – nicht nur bei Wien Work,   Denn: Gute Arbeit macht Sinn.
    sondern weltweit – und erscheint heute in einer
    „Normalität“, die wir vor Ausbruch der Corona          Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
    Pandemie nicht kannten.

    Die augenscheinlichste Veränderung für uns war 2015    DSA Wolfgang Sperl
    die Übersiedelung in die Seestadt Aspern.              Geschäftsführer

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SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
Mehr Einsatz
macht Sinn.
Working for
Nachhaltigkeit.
Es steckt ja schon im Namen: Bei uns spielt “Work“          Wir haben zwar über diese 2 Jahre keinen Bericht er-
eine zentrale Rolle. Deshalb leisten wir auch seit          stellt, aber die Auswirkungen werden in dem aktuellen
jeher das gewisse Extra an Engagement und                   Bericht dargestellt.
Anstrengung. Jede und jeder von uns, ganz im
Sinne des sozialen Auftrags.                                Die Jahre 2016 bis 2020, die
                                                            wir im vorliegenden Bericht
So haben sich nicht nur alle im Nachhaltigkeits-Team        darlegen, sind mindestens
neben ihren Alltagstätigkeiten bei der Erstellung dieses    ebenso aufregend und interes-
Berichtes eingebracht, sondern auch viele Kolleg*innen      sant weitergegangen. Nachdem
aus anderen Bereichen.                                      das Großprojekt Umzug in die
                                                            Seestadt einen fulminanten Start
Als eine der ersten NPO haben wir im Jahr 2000 erst-        hingelegt hatte, konnten wir
mals das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen.                 uns wieder vermehrt unseren
Vier Berichte wurden dazu erstellt, nun legen wir den       Kerntätigkeiten in Betrieb, Aus-
fünften vor.                                                bildung und den Projekten des
                                                            Jobmanagements widmen.             Alexander Mandic
Wir berichten, was wir leben. Wir berichten, was Sinn       Wir haben den neuen Raum
macht. Inklusion, Ökonomie und Ökologie sind unsere         genützt, um unsere Produkte
Querschnittsthemen, die auch das Fundament der              und Dienstleistungen im Selbst-
3 Säulen von Wien Work bilden:                              verständnis nachhaltigen
Integrativer Betrieb, Ausbildung und Jobmanagement.         Handelns weiterzuentwickeln.
Diese hohe Diversität zu managen verlangt geradezu          Und davon kann hier gelesen
danach, die nachhaltigen Potenziale wahrzunehmen,           werden.
Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen.
                                                            So viel wir auch in Eigenregie
Die Übersiedlung in die Seestadt hat nicht nur mehr         schaffen, für diesen Bericht
Platz und Barrierefreiheit für unsere Betriebsstätten       haben wir uns wieder externe
gebracht, sondern auch unseren Visionen mehr Raum           professionelle Unterstützung       Tino Schulter
gegeben. Der Fokus der Jahre 2014 und 2015 war auf          geholt. Mit der Denkstatt, die
die umfangreiche Planung und Umsetzung dieses Groß-         uns durch den Prozess der
projektes gelegt.                                           Berichterstellung wie schon seit
                                                            Jahren kompetent begleitet,
All unsere Energie war darauf konzentriert, die laufenden   haben wir einen bekannten
Aufgaben unserer 3 Säulen erfolgreich weiterzuführen        Partner an Bord. Mit Alexander
und gleichzeitig alte Standorte aufzulösen und die neu-     Mandic, Tino Schulter und
en zu beziehen.                                             Phillipp Horak konnten wir zudem
                                                            für Konzept, Graphik, Texte und
Für uns war das ein wirklich großes Abenteuer. Dass         Fotos ein Supertrio gewinnen,
uns das so gut gelungen ist, hat mit dem eingangs er-       das den SINN von Wien Work
wähnten „gewissen Extra an Engagement“ zu tun.              wunderbar sichtbar macht.          Philipp Horak

                                                                                                                    5
SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
Übersiedelung in
    die Zukunft.
    Wienwork sticht
    in Seestadt.
    Hätte man Anfang 2015 alle Wien Work Standorte            Die Räumlichkeiten und Produktionsstätten riefen
    auf einer Landkarte der Stadt Wien markiert, so           zusehends nach Modernisierung und mehr Platz.
    wäre dies ein buntes Bild mit vielen Standorten in        Zudem machte der Trend zur Digitalisierung natürlich
    fast 10 Bezirken geworden.                                auch vor Wien Work nicht halt.

    Gefordert war nicht nur der hauseigene Fuhrpark,          Auf zu neuen Ufern!
    beispielsweise beim Zu- und Abliefern von sauberer
    Arbeitskleidung für unsere Mitarbeiter*innen: Die Wä-     Ein neuer Standort war schon länger im Gespräch und
    scherei befand sich in Simmering, die Metalltechnik in    in der Seestadt wurden wir fündig:
    Floridsdorf, die Tischlerei am Tannhäuserplatz und die    Das Neue, Aufstrebende und Innovative war –
    Gastronomie in Stadlau und in zahlreichen weiteren Be-    abgesehen von der Leistbarkeit – ausschlaggebend.
    zirken.
                                                              Es gab Platz, unsere Pläne für eine neue, mehr als
    Auch unsere Mitarbeiter*innen waren gefordert und reis-   6000 m2 große Werkshalle in die Tatumzusetzen.
    ten für Meetings und Teambesprechungen schon auch         Und wir fanden leistbare Miet-Immobilien für unsere
    mal quer durch Wien. Diese Umstände verursachten          Firmenzentrale, für ein Restaurant und für einige weitere
    hohe Kosten und verbrauchten wertvolle Zeitressourcen.    Adressen.

                                                                                                    © MA18 / Christian Fürthner

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SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
2015 eröffneten wir die ersten Standorte in der           eigens kreierten Wien Work Torte bleibt uns als toller
Seestadt:                                                 Event mit Live-Musik und Partystimmung in schöner
Digital Media, ein Post Partner inklusive Annahmestelle   Erinnerung.
für unsere Textilreinigung und Polstern & Nähen waren
und sind prominent in der Maria-Tusch-Straße vertreten.   Insgesamt arbeiten in der Seestadt mehr als 400
Das Beratungsprojekt Arbeitsassistenz, das Qualifizie-    Mitarbeiter*innen und Lehrlinge von Wien Work – von
rungsprojekt On the Job und das Jugendcoaching-           Tischler*innen über die Textilreiniger*innen und den
projekt 22 konnten 2015 ebenso in der Seestadt ihre       Koch-Lehrlingen im Restaurant bis zur Buchhalterin in
Arbeit aufnehmen und gehören bereits ganz selbstver-      der Zentrale, dem Jugendcoach, der Personalchefin
ständlich zum „Seestadtbild“.                             und dem Maler-Lehrling.

Weiter ging es noch im selben Jahr mit einem großen       Wir fühlen uns sehr wohl im neuen Stadtteil und schät-
Fest anlässlich der Eröffnung unserer Werkshalle in der   zen die mittlerweile zahlreichen Kooperationen mit
Ella-Lingens-Straße mit 600 geladenen Gästen und          Unternehmen und Initiativen bzw. Institutionen in und
Mitarbeiter*innen.                                        um die Seestadt.
Der Eröffnungsreigen schloss sich 2017 mit der Ein-
weihung unserer neuen Firmenzentrale und unseres          Darüber hinaus wurden wir – zumindest bis zum
Ausbildungs-Restaurants Speiseamt Seestadt in der         Corona-bedingten Lockdown im März letzten Jahres –
Sonnenallee.                                              von etlichen Delegationen namhafter Organisationen aus
Selbst der damalige Bundeskanzler gab uns die Ehre        dem In- und Ausland besucht.
bei diesem gelungenen Fest mit weit über 400 gelade-      2019 waren es allein in einem Quartal 20 Treffen, vom
nen Gästen.                                               Sozialminister aus Namibia bis zum Vize-Präsidenten
                                                          des Chinesischen Behindertenverbands, der immerhin
2019 eröffneten wir unter Beisein prominenter Gäste       85 Millionen Mitglieder zählt.
unsere Ausbildungs-Pâtisserie – ebenfalls im Speiseamt:
Eine „Küchenparty“ mit anschließender Verkostung der      Fortsetzung folgt, es bleibt spannend bei uns!

                                                                                                                   7
Offen.
       Für Anliegen
       und Bedürfnisse.

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Vorwort der
     Eigentümervertretung.
     Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
     liebe Freundinnen und Freunde von Wien Work.

     Seit über 20 Jahren begleite ich das Integrative
     Unternehmen Wien Work als Eigentümervertreter
     und kenne und schätze überaus die Entwicklungen,
     die besonders in den letzten Jahren sehr
     umfassend waren.

     Stets am Puls der Zeit schaffte es Wien Work, alle drei
     Säulen – von der Inklusiven Berufsausbildung über den
     Integrativen Betrieb bis zum sogenannten „Jobmanage-
     ment“ auszubauen und laufend zu modernisieren – vom
     hervorragend gelungenen Umzug in die Seestadt ganz
     abgesehen.

     Neue Lehrberufe wurden etabliert (wie z.B. Einzel-
     handelskauffrau/-mann, Konditor*in), bestehende
     Geschäftsfelder wurden erweitert (wie z.B. die Gastro-
     nomie) oder sinnigerweise zu neuen zusammengeführt
     (wie z.B. die Tischlerei und die Möbeltapeziererei).
     Nischenarbeitsplätze wurden erhalten und neue
     Arbeitsplätze wurden für Menschen mit Behinderungen
     geschaffen. Im Segment Jobmanagement wurden neue
     Projekte, insbesondere für Jugendliche, gestartet
     (z.B. die Flanke Wien) und auch international ist
     Wien Work mit seinen Kooperationen und Projekten
     live dabei.

     Wir sind stolz darauf, Eigentümer eines so vielfältigen
     Unternehmens zu sein. Wenn ich mir den vorliegenden
     Nachhaltigkeitsbericht der letzten 5 Jahre ansehe, so
     ist es beeindruckend, mit wie viel Engagement und Hirn
     bei Wien Work Nachhaltigkeit gelebt wird. Der Titel des
     Berichts „Sinn“ ist wahrlich Programm. In allen drei Seg-   auch, die die Ideen für Ökologie, Ökonomie und soziales
     menten machen sich vom Lehrling bis zur Führungskraft       Wachstum, Chancengleichheit und hohe Bildungsstan-
     auf höchster Ebene Menschen bei Wien Work                   dards im Unternehmen zum Leben bringen.
     Gedanken. Gedanken zu einem besseren Miteinander,
     zu mehr Ökologie im Wirtschaften und zum Coaching-          Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieses
     und Vermittlungsgeschehen mit Sinn.                         gelungenen Berichts. Wien Work wünsche ich eine
                                                                 erfolgreiche Zukunft und weiterhin so viel Umsetzungs-
     Wien Work ist bunt, vielfältig und bestens aufgestellt.     stärke wie bisher.
     Das Unternehmen steht in seinen Entwicklungen
     niemals still. Das ist auch gut so. Und dass dies weiter-
     hin so bleibt und der Betrieb in seiner gesamten Vielfalt
     auch für die nächsten Jahrzehnte gut gerüstet ist, liegt    Ihr
     zu einem Großteil an seinen Mitarbeiterinnen und            Mag. Michael Svoboda
     Mitarbeitern und an seinen Lehrlingen. Sie tragen die       Präsident des Kriegsopfer- und Behindertenverbands
     Idee des Integrativen Betriebes mit und sie sind es         Wien, Niederösterreich, Burgenland

10
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
Liebe Freundinnen und Freunde von Wien Work.

Bei Wien Work wird seit den frühen 80iger Jahren
konsequent beeindruckende Arbeit geleistet. Ob im
Vorzeigeprojekt „Michl‘s“ in der Innenstadt, wo ihr
euch bestens verköstigen lassen könnt, im Seestadt
Carwash, wo ihr euer Auto sauberer zurück-
bekommt als ihr es je gesehen habt oder in der
Werkshalle, wo euch alles repariert, serviciert und
bemalt wird, was ihr braucht. Vom Fahrrad bis
zur Fassade.

Der vorliegende Bericht zeigt auf eindrückliche Wei-
se, wie Wien Work Nachhaltigkeit lebt. Die vielfältigen
Dienstleistungen und Handwerkskünste der Mitarbei-
ter*innen sind bereits mit zahlreichen Preisen ausge-
zeichnet worden. Hinter jeder einzelnen Anerkennung
steckt unglaublich viel Können, Engagement und
Herzblut und jede einzelne ist höchstverdient.

Die Wien Work Gemeinschaft gibt jeder und jedem
etwas zurück, die/der mit ihr zu tun hat. Von den
Beschäftigten, deren Leistung wertgeschätzt wird, bis
zu den Schlüssel- und Führungskräften. Und der
Vielzahl an treuen Kund*innen, die sich auf die Qualität
der Arbeit verlassen können sowie letztlich der ganzen
Wiener Gesellschaft, die sich darauf verlassen kann,
dass Inklusion unter optimalen Bedingungen
gelebt wird.

Es bleibt mir, Ihnen zu gratulieren, dass Sie zu den
Empfänger*innen des Berichtes gehören. Machen Sie
sich ein Bild und bleiben Sie uns als Kund*innen, als
Interessierte, als Freund*innen treu!

Ein besonderer Dank für seine hervorragende und
visionäre Arbeit gilt Geschäftsführer Wolfgang Sperl!

Ihre
Mag.a (FH) Tanja Wehsely, DSA
Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien

                                                           11
Wer Was Wo
     Wien Work.
     Das Wien Work
     Leitbild.
     In unserem Leitbild halten wir fest, wer wir sind, wo-    Sie alle haben bei uns die gleichen Chancen.
     rauf wir bauen und was uns im Umgang miteinander          Wir arbeiten umweltfreundlich, das ist uns sehr wichtig.
     wichtig ist. Das Leitbild ist ganz im Sinne unseres
     Mottos „Wir l(i)eben Inklusion“ in einfacher Sprache      Wo möchten wir hin? Unsere Vision.
     verfasst:                                                 Wir ermöglichen Menschen, die eine Behinderung ha-
                                                               ben oder am Arbeitsmarkt benachteiligt sind, ein
     Wer sind wir? Unsere Grundsätze.                          unabhängiges Leben zu führen.
     Wir sind ein soziales Unternehmen, das im Auftrag der     Wir entwickeln laufend neue Ideen, wo und wie wir
     Republik Österreich und der Stadt Wien arbeitet. Wir      Menschen bei Wien Work beraten, ausbilden oder
     erfüllen einen sozialen Auftrag, müssen aber dazu Geld    beschäftigen können.
     verdienen. Wir arbeiten mit Menschen mit Behinderun-      Wir wollen wirtschaftlich erfolgreicher werden, damit wir
     gen und Personen, die länger arbeitslos waren oder        neue Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen können.
     benachteiligt werden.
     Wir wollen, dass das jede/r weiß.                         Was tun wir? Unsere Leistungen.
                                                               Wir bieten viele verschiedene Produkte und Dienst-
     Was ist uns wichtig? Unsere Werte.                        leistungen an. Diese haben eine gute Qualität und das
     Jeder Mensch soll ein selbstbestimmtes Leben führen       schätzen unsere Kund*innen.
     dürfen. Dafür ist es besonders wichtig, einen Arbeits-    Wir bieten geschützte Arbeitsplätze in unserem Integra-
     platz zu haben.                                           tiven Betrieb.
     Bei uns werden alle Mitarbeiter*innen gleich behandelt.   Wir bieten Ausbildungsplätze im Rahmen der verlänger-
     Egal ob Männer oder Frauen, egal woher sie kommen:        ten Lehrausbildung und Teilqualifikation für Jugendliche.

12
Wir beraten und qualifizieren Menschen mit Behinder-        an der Entwicklung einer Gesamtmarke der IBÖs, denn
ungen für eine Arbeit in einem Betrieb außerhalb von        gemeinsam sind wir stärker am Markt und können mehr
Wien Work.                                                  bewegen. Nicht zuletzt sind unsere Dachverbände als
Wir bieten zeitlich befristete Arbeitsplätze im Sozial-     Lobbying-Organisationen in unserer Arbeit sehr bedeu-
ökonomischen Betrieb „Michl‘s“ für Menschen, die vor-       tend. Internationale Netzwerktreffen bestärken unseren
her lange arbeitslos waren.                                 Weg und bringen neue Ideen für unsere Arbeit.

Wie gehen wir miteinander um?                               Vernetzung und Ideenaustausch ist ein
Unsere Firmenkultur.                                        wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung und
Wir gehen respektvoll miteinander um. Unsere Mitarbei-      den Jobmanagement-Projekten
ter*innen machen Wien Work erfolgreich. Wir geben           Interne und externe Vernetzung eröffnet gewinnbrin-
unseren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, sich beruflich   gende Synergien für alle Beteiligten. Auf die gute Zu-
weiter zu entwickeln.                                       sammenarbeit mit unseren Stakeholdern wie Schulen,
Wir möchten zufriedene und motivierte Mitarbeiter*innen.    Unternehmen am freien Arbeitsmarkt, anderen Fach-
Unsere Führungskräfte handeln verantwortungsvoll.           diensten, dem Arbeitsmarktservice, der Stadt Wien,
                                                            dem Sozialministeriumservice und vielen anderen legen
Mit wem arbeiten wir zusammen?                              wir großen Wert. So entstehen neue Kooperationen und
Unsere Netzwerke und Partner*innen.                         Einblicke – und wir können auch immer voneinander
Wir arbeiten in Österreich und in Europa mit ähnlichen      lernen.
Einrichtungen wie Wien Work zusammen.
Das hilft uns, neue Ideen zu bekommen und diese bei         Uns liegt viel daran, das Wesentliche und Besondere
uns auszuprobieren.                                         unseres Unternehmens nach außen zu tragen. Wir
                                                            lassen uns gerne in die Karten sehen: Unsere Arbeit
Wem gehört Wien Work? Unsere Eigentümer*innen.              wird geschätzt, und wir schätzen es außerordentlich,
Wien Work hat zwei Eigentümer, mit denen wir sehr eng       dies auch honoriert zu bekommen.
zusammenarbeiten.
                                                            Ausgezeichnet für Qualität:
Eine Hälfte gehört der Volkshilfe Wien gemeinnützige
                                                            Seit 2011 sind wir Träger des Gütesiegels für Soziale
Betriebs-GmbH. Die Volkshilfe pflegt und betreut alte
                                                            Integrationsunternehmen.
und hilfsbedürftige Menschen.
                                                            Nach verschiedenen Kriterien und erfolgreich absolvier-
Die zweite Hälfte gehört dem KOBV - Kriegsopfer- und
                                                            tem Assessment sind die Kennzahlen aus verschiede-
Behindertenverband für Wien, Niederösterreich und
                                                            nen Bereichen dafür ausschlaggebend.
Burgenland. Dieser Verein setzt sich für die Interessen
                                                            Das Gütesiegel für Soziale Unternehmen steht für die
von Menschen mit Behinderungen ein.
                                                            Einhaltung sozialer, organisatorischer und wirtschaft-
                                                            licher Qualitätsstandards in Sozialen Unternehmen,
Wer gibt uns Geld? Unsere Fördergeber*innen.                die sich der sozialen und beruflichen Integration von
Wien Work hat fünf Fördergeber*innen: Das Sozialmi-         Menschen widmen. Das externe Assessment wird von
nisterium, das Sozialministeriumservice, die Stadt Wien     Expert*innen von Quality Austria und der Dachorgani-
(Fonds Soziales Wien), das Arbeitsmarktservice Wien         sation „arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich“
und den Europäischen Sozialfonds.                           durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse führen
Wir arbeiten mit unseren Fördergeber*innen sehr gut         zu weiteren Verbesserungen im Unternehmen. In die
und eng zusammen.                                           Gesamtbewertung fließen Ergebnisse der Mitarbeiter*in-
Wir gehen mit den Geldern, die wir von den Förderge-        nenbefragung, Aktivitäten aus der Offentlichkeitsarbeit
ber*innen bekommen, sparsam um.                             und Kennzahlen aus Marketing und Social-Media-Akti-
                                                            vitäten mit ein.
Unser Leitbild ist Programm – Netzwerke und Part-           Ebenso die Erreichung angepeilter Unternehmensziele
nerschaften im In- und Ausland sind uns wichtig.            als Ergebnis von Klausuren oder die Umsetzung eines
So arbeiten wir z.B. sehr eng mit dem Berufsbildungs-       Gleichstellungskonzepts.
werk (Deutschland) in einigen Bundesländern zusam-
men, ebenso mit dem Jugendaufbauwerk. Durch den             Auch Prozessorganisation, Kompetenzenerhebung,
Besuch ausländischer Organisationen bei uns ergaben         Mitarbeiter*innen-Beteiligung im Unternehmen sowie
sich mittlerweile ausgezeichnete Vernetzungen und Pro-      der effiziente Einsatz von Controlling-Instrumenten sind
jekte zu den Themen Wissenstransfer und Integration in      entscheidende Parameter.
den Arbeitsmarkt (z.B. mit Nordmazedonien und mit der
Ukraine).

In Österreich wurde in den letzten Jahren besonders
die Zusammenarbeit mit den anderen 7 Integrativen
Betrieben in Österreich forciert: Derzeit arbeiten wir

                                                                                                                       13
Sinn stiften auch
     die anderen.
     Warum uns der Blick
     von außen wichtig ist.
     Unsere Wirkung nach innen und nach außen können              Die Wirtschaft spricht immer wieder vom Fachkräfte-
     wir nur gut steuern, wenn wir dabei im Dialog mit            mangel. Lange Arbeitslosigkeit betrifft häufig Menschen
     unseren Stakeholdern bleiben. Die Reflexion unse-            mit keiner oder geringer Ausbildung. Hier steuern wir mit
     res Tuns ist uns selbstverständlich, die Sicht der           unseren Programmen entgegen.
     anderen die notwendige Ergänzung für ein ganzes
     Bild. Das entspricht auch den Elementen in unserem           Das Thema Chancengleichheit und Diversity leben
     Qualitätsmanagementsystem nach EFQM und dem                  wir schon lange als Querschnittsmaterie. Gemeinsam
     Sozialgütesiegel, das in unserem Betrieb in allen 3          mit dem Thema Umgang mit Ressourcen treffen die In-
     Säulen angewendet wird.                                      teressen und Aufträge einer Non Profit Organisation mit
                                                                  jenen unserer Auftraggeber*innen, unserer Zielgruppen
     Die Festlegungen im Wien Work Nachhaltigkeitsteam            und dem gesellschaftlichen Kontext zusammen.
     und die Befragung unserer Stakeholder haben zur
     Erstellung unserer Wesentlichkeitsmatrix geführt. Nicht      Während die Stakeholder eher die oben angeführten
     überraschend wurde von allen Beteiligten Inklusion als       Themen als wesentlich ansehen, sind uns auch jene Be-
     eines der 3 wesentlichsten Themen definiert. Dies ist der    reiche sehr wichtig, die uns als Betrieb mit sozialem Auf-
     Kernauftrag von Wien Work, das wofür wir stehen, das         trag definieren. Die Arbeitsbedingungen, die Gesundheit
     was unserem Tun auf allen Ebenen den Sinn verleiht.          und die Sicherheit unserer Kolleg*innen sehen wir als
                                                                  zentral an. Bei der Barrierefreiheit, wenn es um bauliche
     Zufriedenheit der Kund*innen gilt für alle, die unsere       und sonstige Anlagen sowie technische Gebrauchs-
     Dienstleistungen in Anspruch nehmen bzw. unsere Pro-         gegenstände und Kommunikationsunterstützung geht,
     dukte erwerben. Dabei wird nochmals die Vielfalt,            sind wir schon gut unterwegs. Im Digitalen Bereich ist
     die Wien Work ausmacht, sichtbar. Kund*innen unserer         sicher noch Luft nach oben. Unsere Webpage ist mit
     Angebote aus Wirtschaft, Ausbildung, Beratung, Betreu-       „Leichter Lesen“ und Avataren, die in ÖGS (Österreichi-
     ung und Vermittlung in den Ausbildungs- und Arbeits-         sche Gebärdensprache) Begriffe beschreiben, unsere
     markt sind damit gleichermaßen gemeint. Und bei allen        aktuellste Entwicklung in diese Richtung. Der transpa-
     diesen ist es uns wichtig, wie zufrieden sie sind, welches   rente Umgang mit Fördermitteln, der Einkauf entspre-
     Feedback sie uns geben, wo wir Anregungen und Kritik         chend wirtschaftlichen Anforderungen und die Ökologie
     bekommen, die in unsere Vorhaben einfließen.                 der Standorte vereinen nochmals unseren Willen zu
                                                                  nachhaltigem Wirtschaften und zum achtsamen Um-
                                                                  gang mit öffentlichen Geldern.
     Auch wenn die Säule Ausbildung immer schon ein
     zentraler Auftrag von Wien Work war, wurde diese noch
     prominenter platziert.                                       Die mittig positionierten Themen sind solche, die
                                                                  zwar in unserem Fokus stehen, aber bereits in unseren
                                                                  Routinen stark verankert sind.
     In den letzten Jahren ist eine solide Ausbildung, aus der
     kompetente Fachkräfte hervorgehen, von allen Seiten
     vermehrt gewünscht worden. Sie ist der Garant, dass
     junge Menschen mit Behinderungen den Weg ins
     Erwerbsleben und in eine selbstbestimmte Existenz
     gehen können.

14
Wesentlichkeitsmatrix von Wien Work
      sehr hoch

                                                                                                                                                                                                    Inklusion
                                                                                                                          Ausbildung von
                                                                                                                           Jugendlichen                                Zufriedenheit der
                                                                                                                                                                         Kund*innen
 Einfluss auf die Beurteilungen und Entscheidungen der Stakeholder

                                                                                                                                                                  Chancengleichheit,
                                                                                                                                                                  Gender & Diversity
                                                                                                            Umgang
                                                                                                        mit Ressourcen

                                                                                                                                                                     Arbeitssicherheit
                                                                                                                               Barrierefreiheit
                                                                              Legal Compliance
                                                                               & Datenschutz

                                                                                                                                                                                Gesundheitsschutz

                                                                                                                  Arbeitsbedingungen

                                                                                                                                                                                 Einkauf

                                                                                                                                                    Transparenter Umgang
                                                                                                                                                       mit Fördermitteln
                                                                         Nachfolgemanagement
                                                                                                      Kommunikation
      mittel

                                                                                                      Mitarbeiter*innen             Ökologie der Standorte

                                                                     mittel                      Bedeutung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen                                      sehr hoch
                                                                                                                                   Erstellt von denkstatt.

                                                                                                                                                                                                                     15
Aufbauend inklusiv.
     Die drei starken Säulen
     der Selbstbestimmung.
                                                                                   GESCHÄFTSFÜHRUNG
                                                                                     Wolfgang SPERL                         MARKETING &
                                       EUROPAPROJEKTE                                                                   ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
                                        Christoph Schreiner                                                                Andrea Angermann
                                                                                OFFICE GESCHÄFTSLEITUNG
         BETRIEBSRATS-                                                               Shirin Anisoldoleh
          VORSITZENDE
           Birgita Kunze

                                                               FINANZ                                      PERSONAL/COVID-BEAUFTRAGTE                BETRIEBSARZT
                                                              Martin Elser                                        Andrea Eckhart                     Alexander Furrer

                     AUSBILDUNG                                                         BETRIEB                                         JOBMANAGEMENT
                          LEITUNG                                                         LEITUNG                                             LEITUNG
                      Marlene Mayrhofer                                             Karolina Gasparovski                                Hemma Hollergschwandtner
         BETRIEBSSOZIALARBEIT & OUTPLACEMENT                                      IT/TELEKOMMUNIKATION                                    ARBEITSASSISTENZ
                                                                                       ZENTRALLAGER                                        Ingrid Schnötzinger
                  FACHPÄDAGOGIK                                                         Wolfgang Vitek                                       QualiTRAIN
           KOMMUNIKATIONSASSISTENZ in ÖGS                                    HOLZTECHNIK & MÖBELTAPEZIEREN                                  Manuela Schmidt
                    Siona Christian                                                   Alfred Busch                                           ON THE JOB
              PSYCHOLOGISCHE BERATUNG                                  TEXTILREINIGUNG, BÜGEL- & NÄHSERVICE                              Gerhard Poppenwimmer
                    Urska Maganja                                                  Nicola Ruprecht                                        JUGENDCOACHING
                LEHRLINGSVERWALTUNG                                                REINIGUNGSTECHNIK
                                                                                       Ewelina Nowak                            Standort FLORIDSDORF/Hanreitergasse
            Werner Simperl | Dorothea Ruggenthaler                                                                                         Kristina Yakovlev
                                                                                  GRÜNFLÄCHENSERVICE
            EINZELHANDELSKAUFFRAU/-MANN                                                                                         Standort FLORIDSDORF/Ocwirkgasse
                                                                                     Günther Weilinger
                     Cornelia Binder                                                                                                        René Zehner
                                                                             RENOVIERUNG & INSTANDHALTUNG
                REINIGUNGSTECHNIKER*IN                                                                                      Standort DONAUSTADT/Frenkel–Brunswik-Gasse
                                                                                   Alexander Windbichler
                      Michael Unden                                                                                                       Waltraud Schober
                                                                                      DIGITAL MEDIA
              KOCH/KÖCHIN + KONDITOR*IN                                                  Elöd Ligeti                                JUGENDARBEITSASSISTENZ
                   Thomas Kronlacher                                                                                                    Christoph Schreiner
                                                                                      GASTRONOMIE
                LANDSCHAFTSGÄRTNER*IN                                                Alexandra Schreiber                          AUSBILDUNGSFIT FLANKE WIEN
                      Milenko Vucic                                                                                                    Stefan Casanova Stua
                                                                             SB-Restaurant SPEISEAMT SEESTADT
                        TISCHLER*IN                                                  Thomas Kronlachner
                       Roman Vonasek
                                                                                       SÖB MICHL’S
       MALER*IN UND BESCHICHTUNGSTECHNIKER*IN                                          Monika Kelich
                      MAURER*IN                                               LEITUNG AUFTRAGSVERWALTUNG
            PLATTEN- UND FLIESENLEGER*IN                                             & SEKRETARIATE
                     Stefan Taferner                                                   Sabine Nemeth
                    TEXTILREINIGER*IN
                      Elisabeth Böhm

     Ein Organigramm ist einem steten Wandel unter-                                             GF-Assistenz, Controlling, Personal, Europaprojekte).
     zogen. Im Laufe der letzten Jahre entwickelte sich                                         Darüber hinaus sind ein freigestellter Betriebsrat und
     bei uns ein übersichtliches 3-Säulen-Modell heraus.                                        ein Betriebsarzt bei Wien Work aktiv. Die gesamte
     Es soll auf den ersten Blick unsere 3 Kernbereiche                                         Öffentlichkeitsarbeit und alle Marketingagenden werden
     sichtbar machen. Derzeit werden alle 3 Bereiche                                            derzeit von einer Kollegin betreut – eine echte Heraus-
     sehr erfolgreich von Frauen geleitet. In der Ge-                                           forderung für ein derart vielfältig und groß aufgestelltes
     schäftsleitung (wo Geschäftsführer, Finanzabteilung                                        Unternehmen.
     und Personalabteilung noch hinzukommen) beträgt
     der Frauenanteil zwei Drittel.                                                             Im Mittelpunkt von Wien Work steht der Integrative
                                                                                                Betrieb mit seinen derzeit 7 Geschäftsfeldern inklusive
     Abgerundet ist unsere Firmenstruktur mit Geschäftsfüh-                                     dem Sozialökonomischen Betrieb (SÖB) „Michl’s“. Ca.
     rung (GF) und einigen Stabstellen (Öffentlichkeitsarbeit,                                  360 Mitarbeiter*innen (davon 60 % mit einer Behinde-

16
rung) und 80 Mitarbeiter*innen aus dem SÖB arbeiten        abgeschlossenen Volllehre oder einer abgeschlossenen
in diesem Bereich. Alle Geschäftsfelder befinden sich      Teilqualifikation.
seit 2015/2017 in der Seestadt: Der überwiegende Teil      Die dritte Säule „Jobmanagement“ berät mit einem
in unserer Werkshalle, einige entlang der Maria-Tusch-     Stab von rund 85 Mitarbeiter*innen professionell und
Straße und unser SB-Restaurant „Speiseamt Seestadt“        erfolgreich mehr als 3.100 Klient*innen pro Jahr. In den
sowie die Michl’s Catering-Küche direkt in unserer         zwei Bezirken Floridsdorf und Donaustadt ist unser
Firmenzentrale in der Sonnenallee.                         Jugendcoaching im Einsatz und agiert als Drehscheibe
                                                           am Übergang Schule Beruf. Dazu werden Jugend-
Der SÖB ist gastronomisch in vielen Wiener Bezirken        liche in Pflichtschulen und den AHS vor Ort beraten. Im
sehr gut aufgestellt – das „Herz“, unser Restaurant        Rahmen der Ausbildungspflicht bis 18 (Jugendliche mit
„Michl’s“, liegt sogar direkt im Herzen von Wien unmit-    Behinderung bis 24) werden Jugendliche, die aus den
telbar neben dem Rathaus. Unser stärkstes Geschäfts-       (Aus-)Bildungssystemen gefallen sind wieder in diese in-
feld Gastronomie versorgt kulinarisch an 7 Tagen die       tegriert. Wenn es intensiverer Unterstützung bedarf (z.B.
Woche auch alle Senior*innen plus Personal in den 5        für eine Inklusive Berufsausbildung), kommen unsere
exklusiven Fortuna-Häusern der Stadt Wien.                 Kolleg*innen der Jugendarbeitsassistenz zum Einsatz.

Unsere Geschäftsfelder bieten in erster Linie maßge-       Für Jugendliche haben wir gleich noch zwei weitere
schneiderte Dienstleistungen oder Serienproduktionen:      Projekte im Angebot: Junge Menschen, die den soge-
Unsere Tischlerei liefert bis zu 300 Küchen pro Jahr,      nannten „Keinen Plan, keine Idee wo’s lang gehen soll“-
unsere Wäscherei wäscht bis zu 1.500 kg Wäsche pro         Fokus haben, bieten wir mit der AusbildungsFit Flanke
Tag, unser Restaurant Speiseamt kocht bis zu 1.500         Wien ein Motivierungsprojekt und neue Perspektiven.
Menüs pro Woche. Unsere Gewerke versorgen Tausen-          Durchs Ausprobieren entdeckt so manche/r, was in ihm/
de zufriedene Kund*innen in Wien und Umgebung – von        ihr steckt und startet neu durch.
Business- bis Privatkund*innen.
                                                           „On the Job“ ist mittlerweile eine zertifizierte Einrichtung
Neu ist unser Angebot „Facility-Services“. Gebündel-       der Berufsqualifizierung und besonders für Jugendliche
tes Know-how erspart unseren Kund*innen das An-            mit ausgeprägten Lernschwierigkeiten konzeptioniert.
fragen mehrerer Professionisten für ihre Aufträge. Von     In 3 Jahren bekommen ca. 30 Jugendliche bis 24 ein
der Renovierung bis zur Mobilen Schlosserei bieten wir     Rundumpaket mit auf ihren weiteren beruflichen und
Kund*innen viel Service aus einer Hand. Umstellungen       persönlichen Lebensweg.
wie diese stärken uns im Wettbewerb.
                                                           Für Erwachsene bieten wir ebenfalls mehrere Projekte
Im Bereich „Inklusive Berufsausbildung“ sind derzeit       für unterschiedliche Bedürfnisse an. Insbesondere für
rund 180 Lehrlinge in 10 verschiedenen Lehrberufen         Menschen mit Behinderungen (chronischen Erkran-
beschäftigt. Rund 40 Mitarbeiter*innen sorgen entweder     kungen bzw. körperlichen Einschränkungen) ist ein
als Ausbilder*in, Förderpädagog*in, ÖGS-Dolmetsch,         Fußfassen im Arbeitsleben ohne entsprechende (Re-)
Sozialarbeiter*in oder Outplacer*in für einen erfolgrei-   Qualifizierung fast unmöglich. Hier bietet unser bes-
chen Lehrabschluss und eine nachhaltige Vermittlung        tens etabliertes Projekt QualiTRAIN für ein halbes Jahr
in den Arbeitsmarkt. Ab Herbst 2021 wird ein weiterer      Qualifizierung, Coaching und am Ende des Projekts im
Lehrberuf dazu kommen: Dann bilden wir auch Restau-        besten Fall einen Wiedereinstieg (oder Ersteinstieg) am
rantfachleute aus und hoffen, durch dieses Angebot ver-    Arbeitsmarkt an. Die Tainingsangebote erstrecken sich
mehrt junge Frauen in eine Lehre bei uns übernehmen        von Büro/Office über Reinigung und Grünflächenbe-
zu können.                                                 treuung bis hin zur Mitarbeit in einem Copy Shop. Hier
                                                           kommen uns die Geschäftsfelder von Wien Work sehr
Der Ansatz in der Inklusiven Ausbildung ist äußerst        zugute: Der praktische Ansatz ist gekoppelt mit einem
praxisnah: So kochen und backen fast 50 Lehrlinge im       Schulungsangebot und steigert so die Vermittlungs-
Restaurant und in der Ausbildungspâtisserie in unserem     chancen unserer Klient*innen.
Speiseamt Seestadt für unsere Gäste. Lehrlinge aus
der Wäscherei kümmern sich um die Wäsche unserer           Im Rahmen der „Arbeitsassistenz“ bieten wir
Kund*innen genauso wie um die Arbeitskleidung der          Menschen mit Behinderungen für bis zu einem Jahr
Kolleg*innen. Und angehende Maler*innen, Gärtner*in-       einen begleiteten Wiedereinstieg ins Erwerbsleben – sei
nen und Tischler*innen sind ganz selbstverständlich        es in Privatunternehmen oder im Öffentlichen Dienst.
auch bei Kundenaufträgen eingebunden.                      Jobcoaching unterstützt sowohl Arbeitnehmer*innen
                                                           als auch Betriebe, wenn ein Dienstverhältnis auf wacke-
Darüber hinaus sind mindestens zwei mehrwöchige            ligen Beinen steht oder gar eine Kündigung droht.
Praktika in Unternehmen am ersten Arbeitsmarkt fixer       Am Weg zur Selbstständigkeit unterstützt unsere
Bestandteil der Ausbildung. Schlussendlich möchten         Gründungsberatung mit professionellen Konzepten
wir unsere Lehrlinge mit der Chance auf Selbstbestim-      und Business-Plänen. Zahlreiche erfolgreich umgesetzte
mung gut und nachhaltig vermitteln. Egal ob mit einer      Betriebsgründungen bestärken unseren Ansatz.

                                                                                                                          17
18
G’spür.
   Für Vielfalt
   & Respekt.

                  19
Jugendliche ausbilden.
     Macht für mich Sinn.
     „Ich war langzeitarbeitslos. Jetzt nehme ich mir
     lang Zeit für die Ausbildung junger Menschen.“

     Dragica Radosavljevic (43) aus Wien
     Ausbildnerin Reinigungstechnik

20
Wie bist du zu Wien Work gekommen?                           Wie leben wir das hier?

Ich war langzeitarbeitslos. Als ich die ausgeschriebene      Wir verwenden biologisch abbaubare Reinigungsmittel,
Stelle beim AMS E-Jobroom gelesen habe, habe ich             unsere Reinigungsmittel sind so konzipiert, dass die
mich sofort beworben. Nach dem erfolgreichen Vor-            besten Reinigungseffekte auch mit kaltem Wasser erzielt
stellungsgespräch bei Frau Mayrhofer und Frau Gaspa-         werden und kein Warmwasser benötigt wird.
rovski kam dann die Besichtigung des Werks und die           Bei der Mülltrennung werden die Plastiksackerln nach
Einführung in die Aufgaben einer Ausbilderin.                Möglichkeit (sofern nicht schmutzig, kein Geruch, nicht
                                                             gerissen) wiederverwendet.
Warum bist du gerne bei Wien Work?                           In den meisten Waschräumen befinden sich elektrische
                                                             Händetrockner – sie helfen bei der Vermeidung von
Ich bin sehr gerne ein Teil der Ausbildung von Wien          Papiermüll und laufen sehr stromsparend.
Work. Mir gefällt unser Konzept, als integrativer Betrieb
Jugendliche zu unterstützen bzw. auszubilden und sie
auf das weitere Berufsleben vorzubereiten. Und das
Ganze in ihrem eigenem Tempo - sprich verlängerte
Lehre oder, wie in der Reinigungstechnik, in Form der
Teilqualifikation. Wir geben unseren Lehrlingen Zeit zu
wachsen, sich zu entfalten, über sich hinauszuwachsen
und das alles in einem geschützten Umfeld.
Da ich selber Mutter von drei Kindern bin, gefällt es mir,
mit Jugendlichen oder fast Erwachsenen zu arbeiten
und mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben.

Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit?

Wasser-Ressourcen bei der täglichen Körperhygie-
ne sparen, duschen statt baden, beim Zähneputzen
Wasser abdrehen, umweltfreundliche Reinigungs- bzw.
Waschmittel verwenden (Essig als Entkalker). Natürlich
achten meine Kinder und ich auf die Mülltrennung und
benützen eigene, wieder verwendbare Einkaufstaschen.
Wir versuchen, wann immer möglich, Strom und Ener-
gie einzusparen.

                                                                                                                       21
22
Das Leben versüßen.
Macht für mich Sinn.
„Eines meiner ersten Projekte war gleich ein
Job fürs Leben: die Hochzeitstorte für meinen Onkel.“

Celine Aigner (17), aus Wien
In Inklusiver Berufsausbildung zur Konditorin
im Speiseamt Seestadt

Wie bist du zu Wien Work gekommen?                         eine Hochzeitstorte für meinen Onkel gemacht. Und für
                                                           die Mama eine Geburtstags-Trüffeltorte mit Blumenver-
Nach der Hauptschule absolvierte ich ein Schnupper-        zierung und Schriftzug. Für meinen Onkel mach ich jetzt
praktikum als Floristin, wurde aber nicht genommen. In     eine Haribo-Torte – die mag er besonders gern.
der Schule bekam ich den Tipp, dass ich doch zu Wien
Work kommen könnte. Dort gäbe es viele verschiedene        Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit?
Schnupperpraktika, z.B. als Köchin, Konditorin, eventu-
ell auch als Gärtnerin.                                    Eigentlich habe ich dazu jetzt keine konkrete Idee… –
                                                           obwohl, doch!
Ich habe mich bei Frau Rokita vorgestellt, die die
Aufnahme von Lehrlingen koordiniert. In der Küche          Zur Nachhaltigkeit gehört für mich die Sparsamkeit –
& Pâtisserie vom Speiseamt wurde mir ein Schnupper-        z.B. nicht immer gleich ein neues Handy kaufen oder
praktikum ermöglicht. Ich machte den sogenannten           sein Geld nicht unnötig ausgeben. Ich kauf mir nicht
„Einstiegscheck“ und bekam in der Schule die erfreu-       unnötig neue Kleidung oder neue Schuhe. Das ist mir
liche Nachricht, dass ich bei Wien Work eine Lehrstelle    wichtig.
zur Konditorin in der Volllehre antreten kann. Jetzt bin
ich im 2. Ausbildungsjahr.                                 Wie leben wir das hier?

Warum bist du gerne bei Wien Work?                         Mülltrennung z.B., die ist jetzt besser geworden bei uns
                                                           im Speiseamt. Wir achten mehr darauf, in welche Tonne
Manchmal gibt’s Tage, da denke ich mir, es war ein         was hineinkommen soll. Wir werfen nichts weg – so
Fehler mit dieser Ausbildung… aber nur manchmal…           wird Teig, der übrig geblieben ist beim Backen, aufgeho-
am ehesten dann, wenn ich was nicht gleich zusam-          ben. Für die nächste Torte oder den nächsten Kuchen.
menbringe, was ich eigentlich schon können müsste.         Auch Mehle werden weiterhin verwendet – also wenn
Ich bin gerne da, weil ich was lerne. Ich mag meine        wir Mehl zum Ausarbeiten brauchen und da bleibt was
Kolleg*innen. Und meine Ausbilder*innen. Wir helfen        übrig zum Beispiel. Das wird wiederverwendet. Wenn
uns gegenseitig in der Küche und in der Pâtisserie – wir   Speisen übrigbleiben, werden sie teilweise eingefroren.
arbeiten zusammen. Ich mag auch die Essensausgabe.         Aus übrig gebliebenen Weihnachtskeksen machen wir
Es ist lustig bei uns und es ist auch ok, manchmal zum     Punschschnitten. Und wir verwenden sehr moderne
Abwasch eingeteilt zu sein. Das gehört dazu.               Reinigungsmittel, auch in der großen Maschine für das
                                                           Weißgeschirr.
Es ist schön, dass ich was lernen, etwas Neues aus-
probieren und kreative Torten machen kann. Ich habe

                                                                                                                      23
Zukunft schaffen.
     Macht für mich Sinn.
     „Wien Work ist ein Beispiel des sozialen
     Gewissens in unserer Gesellschaft.“

     Devran Koyupinar (32), aus Wien
     Jugendarbeitsassistent bei Wien Work

     Mein Weg zu Wien Work                                          arbeitsassistenz bei Wien Work daran mitzuwirken, dass
                                                                    junge Menschen am Arbeits- bzw. Berufsausbildungs-
     Ich wuchs in einem Arbeiter*innenhaushalt in St. Pölten        markt eine faire Teilhabechance erhalten.
     auf und kam sozialisationsbedingt schon sehr früh
     mit dem beschwerlichen Leben von Arbeiter*innen im             Warum bin ich gerne bei Wien Work?
     Verwandten- und Bekanntenmilieu in Berührung. Den
     Arbeiter*innen-Identitäten in diesem Milieu mischten sich      Wien Work ist für mich ein Beispiel des sozialen Gewis-
     migrationsbezogene Erfahrungswelten bei. Die                   sens in unserer Gesellschaft. Als gemeinnütziges Unter-
     sogenannten feinen Unterschiede, die sich in der Unter-        nehmen bietet Wien Work Menschen, die Unterstützung
     schiedlichkeit der sozioökonomischen Herkünfte der             benötigen, passende inklusive Rahmenbedingungen,
     jeweiligen Gesellschaftsmitglieder manifestieren, waren        ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und es aktiv zu
     daher stets präsent. Den migrantisch-proletarischen            gestalten. Ich halte den Wert der Inklusion sehr hoch,
     Lebensläufen in meinem primären Umfeld stand die eher          da ich mit eigenbiographischem Bezug festhalten kann,
     bürgerlich geprägte Gesamtgesellschaft gegenüber. Als          dass ich meine Potenziale ohne die proaktive Unter-
     Arbeiter- und Migrantenkind war es in der Familie stets        stützung und Wegebnung durch wohlgesinnte Personen
     Thema, was gegen teils vordefinierte Positionierungen          womöglich bloß in begrenztem Ausmaß hätte entfalten
     in der Gesellschaft zu tun ist, um einen „unklassischen“       können.
     Lebensweg beschreiten zu können: Bildung war der
     passende Lösungsweg.                                           Da wären wir wieder bei den feinen Unterschieden: Die
                                                                    Teilhabechancen sind für die einen qua Geburt, Her-
     Ich habe am Bundesgymnasium in St. Pölten maturiert            kunft oder soziale Stellung hoch, für andere wiederum
     und daraufhin meinen Zivildienst in einer gemeinnützigen       aus eben diesen Gründen limitierter. An diesem Punkt
     Organisation geleistet. Anschließend begann ich ein            wird der Wert von Wien Work, also der gelebten so-
     Soziologiestudium in Wien, um dialektische gesellschaft-       zialen Verantwortung, evident: Wien Work ermöglicht
     liche Abläufe, d.h. die unterschiedlichen Lebensrealitä-       den Mitarbeiter*innen den professionellen Rahmen, mit
     ten je nach sozialer Schicht und sozialem Milieu besser        Menschen potenzialorientiert zu interagieren, sodass
     zu begreifen. Während meiner Studienzeit erfuhr ich als        sie sich selbst in ihrer Individualität wertgeschätzt fühlen
     Parkbetreuer und aufsuchender Jugendarbeiter meinen            und dadurch ein wichtiger Meilenstein in der Selbstver-
     beruflichen Einstieg in die Arbeit mit Jugendlichen.           wirklichung gesetzt werden kann.
     Parallel dazu und zum Studium habe ich den Aufbau-
     lehrgang für Jugendarbeit am Institut für Freizeit-            Was ist für mich gelebte Nachhaltigkeit?
     pädagogik in Wien absolviert.
                                                                    Durch ein ausgereiftes Bewusstsein über die gesell-
     Die feinen Unterschiede, die in unserer Gesellschaft           schaftlichen Umstände, in denen eine Person lebt, kann
     das Ausmaß bzw. die Richtung der sozialen Mobilität            eine entnebelte Selbstverortung gelingen. Gerade bei
     maßgeblich beeinflussen, wollte ich ins Bewusstsein der        Jugendlichen merke ich sehr stark, dass nicht selten ein
     Jugendlichen rücken und sie darin bestärken, dass es           lückenhaftes Selbstbild vorherrscht, wobei Sichtweisen,
     trotz aller Widrigkeiten aus eigener Kraft heraus mög-         die sich auf Defizite und Stigmaerfahrungen beziehen,
     lich ist, die teils vordefinierten sozialen Positionierungen   oft eine große Rolle spielen. Gelebte Nachhaltigkeit
     zum eigenen Vorteil zu verschieben. Deswegen habe ich          bedeutet für mich daher, Menschen in der Eigenkont-
     mich nach dem Studium entschieden, in der Jugend-              rolle bzw. Selbstbestimmung über die eigenen Lebens-

24
umstände zu bestärken und den Blick dafür zu schär-         Kette gebildet werden kann. Es ist eine Kette, deren
fen, dass trotz der widrigen sozialen Umstände auch         einzelne Glieder auf den Werten und Visionen soziale
das Bewusstsein das Sein bestimmen kann.                    Verantwortung, menschliche Würde, Chancengerechtig-
                                                            keit, Selbstbestimmung und Umweltfreundlichkeit be-
In struktureller Hinsicht setzt eine Gemeinwohlorientie-    ruhen. In verschiedenen Projekten wird Menschen, die
rung, somit Nachhaltigkeit, voraus, dass in einer Gesell-   eine Behinderung haben und/oder multiplen Problemati-
schaft, wenn man sie als Zusammenspiel von Individuen       ken am Arbeitsmarkt begegnen, die Chance ermöglicht,
und diversen Gruppierungen begreift, der/die Einzelne       ein Leben in Selbstbestimmung zu führen oder den Weg
diese auch als Zusammen-Spiel mit fairer Behandlung         dorthin in Begleitung von professionellen Mitarbeiter*in-
erlebt. Ob Nachhaltigkeit gelingt oder nicht, hängt von     nen von Wien Work zu meistern. Sowohl im beratenden
der Art und Weise der Beschaffenheit der Kette an Er-       Kontext als auch in praktischer Hinsicht mit Feldbezug
fahrungen und den Bedingungen des genannten                 ist Wien Work für mich ein Mikrokosmos der gelebten
Zusammen-Spiels ab. Von einem fruchtbaren gesamt-           Nachhaltigkeit. Wo Menschen Gefahr laufen, gesell-
gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsprozess kann erst         schaftlich abgehängt zu werden, es vorübergehend aus
dann die Rede sein, wenn Menschen in ihrer                  eigener Kraft nicht zu schaffen oder einfach nur einen
Gestaltungs-, Veränderungs- und Eigenkompetenz              entscheidenden, ehrlichen Hinweis oder Türöffner*innen
gestärkt werden und es in einem gesellschaftlichen          hin zum beruflichen Erfolg benötigen, ist Wien Work mit
System Räume dafür gibt.                                    allen engagierten Mitarbeiter*innen eine Art Fels in der
                                                            Brandung.
Wie leben wir das hier?

Im institutionellen Rahmen ist Wien Work ein Good-
Practice-Beispiel dafür, wie eine gemeinwohlorientierte

                                                                                                                        25
Soliden Boden schaffen.
     Macht für mich Sinn.
     „Bei Wien Work habe ich von Grund auf Fliesen legen gelernt.
     Mir hat die Ausbildung gefallen – einfach so!“

     Fabian Kavallar (20), aus Wien
     Ehemaliger Fliesenleger-Lehrling in der Inklusiven Berufsausbildung

     Wie bist du zu Wien Work gekommen?                           Wenn ich Lebensmittel einkaufe, schaue ich ehrlich ge-
                                                                  sagt nicht so genau darauf, woher was kommt und ob
     Das war eigentlich ein Zufall… Meine Mutter arbeitet bei     ich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leiste.
     Ulla Popken in einer Wiener Filiale und die Firma hat eine
     Kooperation mit der Ausbildung Einzelhandel von Wien         Wie wird das bei Wien Work gelebt?
     Work. Frau Rudolf (damals die zuständige Kollegin von
     Wien Work) betreute dort Einzelhandels-Lehrlinge, die        Es gibt eine Schuttmulde, wo Fliesenreste entsorgt
     extern ihre Inklusive Berufsausbildung machten. So kam       werden, oder Bauschutt… Bau-Ökologie hatte ich als
     sie in Kontakt mit meiner Mutter. Und so kam eines zum       Unterrichtsfach in der Schule – allerdings wurde das
     anderen und ich zu Wien Work.                                Fach meiner Meinung nach ein bisschen vernachlässigt
                                                                  und auch nur in einem Jahr mit wenigen Wochenstun-
     Ursprünglich wollte ich Tischler werden, daraus wurde        den unterrichtet. Ich weiß, dass Bauschutt und Rest-
     aber nichts. Auch Bodenleger hätte mich interessiert.        müll nicht vermischt werden dürfen. Wir hatten in der
     Frau Rokita von der Lehrlingsaufnahme bei Wien Work          Werkshalle eigene Tonnen für Metall, Papier, Plastik und
     empfahl mir schließlich eine Ausbildung zum Fliesen-         Restmüll.
     leger. Nach zwei Tagen Praktikum wurde ich in die Aus-
     bildung übernommen, die ich mittlerweile abgeschlos-
     sen habe. Ich habe nach meiner Lehrzeit bei Wien Work
     schon eine Arbeit gefunden und es gefällt mir.

     Warum warst du gerne bei Wien Work?

     Seit dem 19.10.2020 bin ich ausgelernt. Mir hat’s ge-
     fallen. Einfach so. Es hat mir Spaß gemacht. Es war eine
     gute Beschäftigung. Ich war gerne in der Werkshalle
     und ich vermisse die Zeit…

     Die Praktika während meiner Lehrzeit waren wieder
     ganz anders. Andere Kolleg*innen in anderen Firmen
     usw., von denen ich etwas lernen konnte. Es war aber
     alles sehr interessant für mich.

     Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit?

     Da habe ich mir noch nicht so viele Gedanken darüber
     gemacht. Ehrlich gesagt, achte ich da nicht so genau
     drauf... Obwohl - Glasflaschen werden bei uns zuhause
     auf jeden Fall entsprechend entsorgt.
     Klamotten kaufe ich mir sehr ungern, das macht meine
     Mutter, sofern ich dringend was benötige. Ich habe das
     Gefühl, genügend davon zu besitzen.

26
27
Ein sauberer Job.
     Macht für mich Sinn.
     „Wien Work ist für mich wie ein
     großer Familienbetrieb.“

     Annie Biakesi (49), aus Niederösterreich
     Vorarbeiterin in der Großwäscherei im Integrativen Betrieb

28
Wie bist du zu Wien Work gekommen?                           Wie leben wir das hier?

Ich bin schon über 20 Jahre bei Wien Work. Ich war           Wir werden laufend von unserer Chefin auf Neuheiten
damals noch in Karenz und auf Jobsuche. Über das             geschult, auch alle neuen Mitarbeiter*innen werden gut
AMS kam ich zuerst in den SÖB (Sozialökonomischen            eingeschult im Umgang mit unseren Waschmitteln und
Betrieb) in Simmering*. Es hat alles gepasst – ich wurde     den Geräten. Unsere Chefin ist immer für uns da und
fix in den Betrieb übernommen und bin geblieben – bis        hat immer ein offenes Ohr für uns.
heute.
                                                             Wir verwenden ökologische Waschmittel, wir sind
Warum bist du gerne bei Wien Work?                           Ökoprofit-zertifiziert und haben das Leistungszertifikat
                                                             der Gütezeichengemeinschaft für Wäscherei und
Die Arbeit gefällt mir. Es ist für mich wie ein großer Fa-   Textilreinigung.
milienbetrieb hier. Ich habe einen fixen Arbeitsplatz und
einen Arbeitsweg von ca. 1 Stunde – das ist sehr ok.         Wasser wird bei uns so sparsam wie möglich verwendet
                                                             – auch beim Stromverbrauch verschwenden wir nichts.
Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit?
                                                             Schön finde ich auch das Sommerfest bei Wien Work,
Sparen muss man immer. Nachdem ich nicht viel auf            wo sehr viele Mitarbeiter*innen und Lehrlinge gemein-
Reisen bin, brauche ich auch nicht sehr viel Geld.           sam feiern. Leider ist es wegen Corona letztes Jahr und
Trotzdem – beim Einkaufen muss ich doch aufs Geld            heuer ausgefallen…
schauen. Auch beim Stromverbrauch in der eigenen
Wohnung.                                                     So feiern wir eben im Team und machen hie und da ein
                                                             kleines Fest für uns. Das ist auch schön und fördert den
Ich mag sehr gerne afrikanisches Essen, das kaufe ich        Zusammenhalt.
in Wien bei kleinen Händlern. Ich wuchs mit Haus und
Garten auf und habe einen guten Bezug zur Natur. Von         *) Anmerkung: Die Textilreinigung wurde bis vor einigen
daher sind mir biologische Lebensmittel beim Einkaufen       Jahren als SÖB geführt, bevor sie in den Integrativen Be-
wichtig. Ich würde sagen – je nach den Möglichkeiten         trieb eingegliedert wurde.
und dem Angebot – so ca. 70 % meines Lebensmit-
tel-Einkaufs besteht aus biologischen oder nachhaltig
hergestellten Produkten.

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Selbstbestimmt leben.
     Macht für mich Sinn.
     „Nachhaltigkeit ist für mich, dass alle in dieselbe
     Richtung schauen – und diese Richtung ist: aufeinander.“

     Anna Haunlieb (33) aus Wien
     Publikumsdienst im Wiener Konzerthaus

     Wie und warum hast du dich an die Arbeitsassistenz           wo ich mir gedacht hab „aha“. Zum Beispiel: „Warum
     bei Wien Work gewendet?                                      lassen Sie sich nicht vom Staat erhalten?“. Oder ein
                                                                  kleines Kind, das mit seiner Oma da war und fragte:
     Das meiste war eigentlich über Mundpropaganda und            „Geht dir das nicht auf die Nerven, wenn du da immer
     ich wollte einfach einen Job. Es ging ja um die Erhaltung    drinsitzen musst?“. Ich hab so lachen müssen, die Oma
     meiner Wohnung, ich hätte mir die nicht länger leisten       hat sich geniert, aber ich hab gesagt, Kinder dürfen das.
     können und hab gewusst, wenn da nicht bald was               Ich sagte dem Kind, das ist nicht so schlimm, ich bin
     kommt, wird’s eng. Ich hatte ja schon eine eigene Woh-       das gewohnt, und mir gibt es die Möglichkeit, arbeiten
     nung und habe bei Atempo eine Ausbildung zur Daten-          zu gehen. Ich trag dazu bei, dass das zur Normalität
     bankassistentin gemacht. Man hat immer wieder gehört,        wird. Es ist auch so, dass die Gäste, die selber ziem-
     da gibt’s was, wo ich unterstützt werde bei der Arbeit-      lich daher hatschen, merken, da ist jemand, der könnt
     suche. Ich hatte schon einiges ausprobiert und dann          ein bissl Verständnis haben. Ich hab auch Gäste, die
     hat sich das mit dem Konzerthaus aufgetan, allerdings        kommen teilweise früher, nur damit sie mit mir ein paar
     nur geringfügig – aber ich dachte mir, ich nehme alles,      private Worte wechseln können. Ich bin teilweise auch
     denn ich hatte immer das Ziel, wegen meiner Behinde-         die „Psychologin“. Mit den Kolleg*innen war es am
     rung, dass ich zumindest finanziell unabhängig werden        Anfang auch nicht so leicht, die haben nicht gewusst,
     möchte. Körperlich geht‘s zwar nicht, aber ich wollte        wie sie damit umgehen sollen, das ist aber schon
     das, was möglich ist, erreichen.                             besser geworden. Ich hab dann gesagt, man kann mich
                                                                  alles fragen; wenn ich keine Antwort drauf habe, kann
     Wie hast du die Unterstützung der Wien Work                  ich sie eh nicht geben.
     Arbeitsassistenz erlebt?
                                                                  Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit?
     Lustig. Das ist das erste Wort, das mir zu Herrn Mocher
     (Arbeitsassistent) einfällt. Wir haben uns auf Anhieb gut    Dass einfach alle in dieselbe Richtung schauen – und
     verstanden und er hat‘s dann geschafft, meiner Chefin        diese Richtung ist: aufeinander. Und gleichzeitig auf
     die Angst zu nehmen, eine Mitarbeiterin mit Behinde-         alles rundherum, das für unser Wohlergehen nötig ist,
     rung über der Geringfügigkeitsgrenze anzustellen.            sei es die Wirtschaft, die Umwelt oder was auch immer
     6 Jahre habe ich darum gekämpft, es war nicht einfach        notwendig ist, dass es uns besser geht. Das bedeutet
     und dann gab es ein Gespräch mit meiner Chefin und           auch, dass jemand einen Job hat, damit er selbstbe-
     Herrn Mocher. Ich hab ja schon vorher viel gearbeitet,       stimmt leben kann. Durch den Job kann ich mir meine
     und mir war es auch wichtig wegen der Pension. Jetzt         Wohnung, mein Leben leisten und bekomme auch eine
     habe ich eine Anstellung mit 25 Stunden pro Woche.           Pension. In Zukunft möchte ich noch nachforschen in
                                                                  Sachen Assistenz am Arbeitsplatz, wie viele Stunden
     Was gefällt dir an deiner Tätigkeit im Konzerthaus?          da möglich sind. Ich möchte mich einsetzen, dass das
                                                                  mehr wird und dass wir Menschen mit Behinderung
     Unsere Gäste. Und ich gehöre schon zum Inventar              mehr in der Öffentlichkeit auftauchen. Natürlich gibt es
     (lacht). Gewisse Gäste fragen schon nach mir und ich         immer wieder Jobs, wo die behinderten Menschen in
     glaube, ich habe auch schon in Richtung Behinderten-         der Öffentlichkeit sind, aber das ist die Minderheit. Es
     arbeit viel weitergebracht. Ich bin jemand, der sehr offen   wird so viel über selbstbestimmtes Leben gesprochen
     mit seiner Behinderung umgeht und hab auch mal was           und dass wir da so stark sind, aber wie oft sieht man da
     gesagt, wenn manchmal Meldungen gekommen sind,               jemanden wirklich? Das kreide ich schon den Organi-

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