SINNNACHHALTIGKEITSBERICHT 2021 - WIEN WORK
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Inhalt Vorwort des Geschäftsführers. 4 Mehr Einsatz macht Sinn. Working for Nachhaltigkeit. 5 Übersiedelung in die Zukunft. Wienwork sticht in Seestadt. 6 Vorwort der Eigentümervertretung. 10 Wer Was Wo Wien Work. Das Wien Work Leitbild. 12 Sinn stiften auch die anderen.Warum uns der Blick von außen wichtig ist. 14 Aufbauend inklusiv. Die drei starken Säulen der Selbstbestimmung. 16 Jugendliche ausbilden. Macht für mich Sinn. 20 Das Leben versüßen. Macht für mich Sinn. 22 Zukunft schaffen. Macht für mich Sinn. 24 Soliden Boden schaffen. Macht für mich Sinn. 26 Ein sauberer Job. Macht für mich Sinn. 28 Selbstbestimmt leben. Macht für mich Sinn. 30 Verantwortung übernehmen. Macht für mich Sinn. 32 Rückblicke. Einblicke. Ausblicke. Fit für die Zukunft durch vorausschauendes Agieren. 34 Wien Work konkret. Gelebte Nachhaltigkeit. 38 Gesundheit ohne Grenzen. Das Wien Work Gesundheitsmanagement. 40 Regional, saisonal, nicht egal. Nachhaltiges und sinnvolles Wirken in der Region. 42 G’sundheit! Entwicklung der Krankenstandstage. 46 Du kannst das – ganz equal, was du bist. Gender Mainstreaming. 47 Lehre fürs Leben. Fachliche und persönliche Weiterbildung für junge Menschen. 48 Auf zu neuen Ufern! Erasmus – Horizonte erweitern, Potenziale fördern. 49 Weltklasse! Delegationen aus aller Welt zu Besuch bei Wien Work. 50 Win-Win-Wienwork.Kooperationen der Wien Work Arbeitsassistenz mit Betrieben. 52 Wien Work at home. Vermittlungen 2016 bis 2020. 56 Neue Zeiten. Neue Jobs. Nischenarbeitsplätze und Veränderungen in den Geschäftsfeldern. 58 Zustellung mit Gewinn. „Michl‘s bringt‘s“ und SPAR AG gewinnen Genuss-Award 2020. 59 Wir lassen niemanden zurück. Wirkmodell Wien Work Jugendcoaching. 60 Kennzahlen 2016 - 2020. 64 Impressum. 67 3
Vorwort des Geschäftsführers. In diesem komplett neu errichteten Stadtteil sind wir nun mit Einrichtungen wie der neuen Werkshalle, dem Selbstbedienungsrestaurant „Speiseamt“, der neuen Firmenzentrale und zahlreichen weiteren Standorten der größte Betrieb. Doch manches bleibt, wie es war: An unserem Prinzip der Nachhaltigkeit in all seinen Dimensionen hat sich bei Wien Work seit vielen Jahren nichts geändert, was unter anderem im Sozialgütesiegel und in der Auszeichnung als Ökoprofit-Betrieb Bestätigung findet. Inklusion, Zufriedenheit der Kund*innen, Ausbildung der benachteiligten Jugendlichen und Chancengleichheit sind nach wie vor unsere zentralen Themen. Sie haben maßgeblichen Einfluss auf die Beurteilung und die Ent- scheidungen unserer Stakeholder. Eine Besonderheit ist diesmal die Zusammenarbeit mit einem externen Kreativ-Team, das uns mit Fotografie sowie grafischer und textlicher Gestaltung in eine neue, moderne Richtung führte. Das Konzept des vorliegenden Berichtes greift Werte wie Haltung, Respekt und Menschenwürde auf und bündelt sie im Kerngedanken „Sinn stiften mit allen Sinnen“. Was konnten wir bewirken, und wie gelang uns der Spagat im Dreieck von gelebter Inklusion, verantwor- tungsbewusstem Umgang mit Fördergeldern und wirtschaftlichem Erfolg? Darüber gibt dieser Nachhaltigkeitsbericht Auskunft. Und über vieles mehr, denn uns bewegten und bewe- gen viele Themen. Wir feiern heuer 40 Jahre Wien Work und wir werden Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser! wahrgenommen, geschätzt, beauftragt und über uns Liebe Freundinnen und Freunde von Wien Work! wird berichtet. Positiv und wertschätzend. Das ist sehr erfreulich und wird sicher auch von der Seit unserem letzten Nachhaltigkeitsbericht sind nachfolgenden Generation bei Wien Work weitergetra- einige Jahre ins Land gezogen. gen werden. Vieles hat sich verändert – nicht nur bei Wien Work, Denn: Gute Arbeit macht Sinn. sondern weltweit – und erscheint heute in einer „Normalität“, die wir vor Ausbruch der Corona Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. Pandemie nicht kannten. Die augenscheinlichste Veränderung für uns war 2015 DSA Wolfgang Sperl die Übersiedelung in die Seestadt Aspern. Geschäftsführer 4
Mehr Einsatz macht Sinn. Working for Nachhaltigkeit. Es steckt ja schon im Namen: Bei uns spielt “Work“ Wir haben zwar über diese 2 Jahre keinen Bericht er- eine zentrale Rolle. Deshalb leisten wir auch seit stellt, aber die Auswirkungen werden in dem aktuellen jeher das gewisse Extra an Engagement und Bericht dargestellt. Anstrengung. Jede und jeder von uns, ganz im Sinne des sozialen Auftrags. Die Jahre 2016 bis 2020, die wir im vorliegenden Bericht So haben sich nicht nur alle im Nachhaltigkeits-Team darlegen, sind mindestens neben ihren Alltagstätigkeiten bei der Erstellung dieses ebenso aufregend und interes- Berichtes eingebracht, sondern auch viele Kolleg*innen sant weitergegangen. Nachdem aus anderen Bereichen. das Großprojekt Umzug in die Seestadt einen fulminanten Start Als eine der ersten NPO haben wir im Jahr 2000 erst- hingelegt hatte, konnten wir mals das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen. uns wieder vermehrt unseren Vier Berichte wurden dazu erstellt, nun legen wir den Kerntätigkeiten in Betrieb, Aus- fünften vor. bildung und den Projekten des Jobmanagements widmen. Alexander Mandic Wir berichten, was wir leben. Wir berichten, was Sinn Wir haben den neuen Raum macht. Inklusion, Ökonomie und Ökologie sind unsere genützt, um unsere Produkte Querschnittsthemen, die auch das Fundament der und Dienstleistungen im Selbst- 3 Säulen von Wien Work bilden: verständnis nachhaltigen Integrativer Betrieb, Ausbildung und Jobmanagement. Handelns weiterzuentwickeln. Diese hohe Diversität zu managen verlangt geradezu Und davon kann hier gelesen danach, die nachhaltigen Potenziale wahrzunehmen, werden. Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen. So viel wir auch in Eigenregie Die Übersiedlung in die Seestadt hat nicht nur mehr schaffen, für diesen Bericht Platz und Barrierefreiheit für unsere Betriebsstätten haben wir uns wieder externe gebracht, sondern auch unseren Visionen mehr Raum professionelle Unterstützung Tino Schulter gegeben. Der Fokus der Jahre 2014 und 2015 war auf geholt. Mit der Denkstatt, die die umfangreiche Planung und Umsetzung dieses Groß- uns durch den Prozess der projektes gelegt. Berichterstellung wie schon seit Jahren kompetent begleitet, All unsere Energie war darauf konzentriert, die laufenden haben wir einen bekannten Aufgaben unserer 3 Säulen erfolgreich weiterzuführen Partner an Bord. Mit Alexander und gleichzeitig alte Standorte aufzulösen und die neu- Mandic, Tino Schulter und en zu beziehen. Phillipp Horak konnten wir zudem für Konzept, Graphik, Texte und Für uns war das ein wirklich großes Abenteuer. Dass Fotos ein Supertrio gewinnen, uns das so gut gelungen ist, hat mit dem eingangs er- das den SINN von Wien Work wähnten „gewissen Extra an Engagement“ zu tun. wunderbar sichtbar macht. Philipp Horak 5
Übersiedelung in die Zukunft. Wienwork sticht in Seestadt. Hätte man Anfang 2015 alle Wien Work Standorte Die Räumlichkeiten und Produktionsstätten riefen auf einer Landkarte der Stadt Wien markiert, so zusehends nach Modernisierung und mehr Platz. wäre dies ein buntes Bild mit vielen Standorten in Zudem machte der Trend zur Digitalisierung natürlich fast 10 Bezirken geworden. auch vor Wien Work nicht halt. Gefordert war nicht nur der hauseigene Fuhrpark, Auf zu neuen Ufern! beispielsweise beim Zu- und Abliefern von sauberer Arbeitskleidung für unsere Mitarbeiter*innen: Die Wä- Ein neuer Standort war schon länger im Gespräch und scherei befand sich in Simmering, die Metalltechnik in in der Seestadt wurden wir fündig: Floridsdorf, die Tischlerei am Tannhäuserplatz und die Das Neue, Aufstrebende und Innovative war – Gastronomie in Stadlau und in zahlreichen weiteren Be- abgesehen von der Leistbarkeit – ausschlaggebend. zirken. Es gab Platz, unsere Pläne für eine neue, mehr als Auch unsere Mitarbeiter*innen waren gefordert und reis- 6000 m2 große Werkshalle in die Tatumzusetzen. ten für Meetings und Teambesprechungen schon auch Und wir fanden leistbare Miet-Immobilien für unsere mal quer durch Wien. Diese Umstände verursachten Firmenzentrale, für ein Restaurant und für einige weitere hohe Kosten und verbrauchten wertvolle Zeitressourcen. Adressen. © MA18 / Christian Fürthner 6
2015 eröffneten wir die ersten Standorte in der eigens kreierten Wien Work Torte bleibt uns als toller Seestadt: Event mit Live-Musik und Partystimmung in schöner Digital Media, ein Post Partner inklusive Annahmestelle Erinnerung. für unsere Textilreinigung und Polstern & Nähen waren und sind prominent in der Maria-Tusch-Straße vertreten. Insgesamt arbeiten in der Seestadt mehr als 400 Das Beratungsprojekt Arbeitsassistenz, das Qualifizie- Mitarbeiter*innen und Lehrlinge von Wien Work – von rungsprojekt On the Job und das Jugendcoaching- Tischler*innen über die Textilreiniger*innen und den projekt 22 konnten 2015 ebenso in der Seestadt ihre Koch-Lehrlingen im Restaurant bis zur Buchhalterin in Arbeit aufnehmen und gehören bereits ganz selbstver- der Zentrale, dem Jugendcoach, der Personalchefin ständlich zum „Seestadtbild“. und dem Maler-Lehrling. Weiter ging es noch im selben Jahr mit einem großen Wir fühlen uns sehr wohl im neuen Stadtteil und schät- Fest anlässlich der Eröffnung unserer Werkshalle in der zen die mittlerweile zahlreichen Kooperationen mit Ella-Lingens-Straße mit 600 geladenen Gästen und Unternehmen und Initiativen bzw. Institutionen in und Mitarbeiter*innen. um die Seestadt. Der Eröffnungsreigen schloss sich 2017 mit der Ein- weihung unserer neuen Firmenzentrale und unseres Darüber hinaus wurden wir – zumindest bis zum Ausbildungs-Restaurants Speiseamt Seestadt in der Corona-bedingten Lockdown im März letzten Jahres – Sonnenallee. von etlichen Delegationen namhafter Organisationen aus Selbst der damalige Bundeskanzler gab uns die Ehre dem In- und Ausland besucht. bei diesem gelungenen Fest mit weit über 400 gelade- 2019 waren es allein in einem Quartal 20 Treffen, vom nen Gästen. Sozialminister aus Namibia bis zum Vize-Präsidenten des Chinesischen Behindertenverbands, der immerhin 2019 eröffneten wir unter Beisein prominenter Gäste 85 Millionen Mitglieder zählt. unsere Ausbildungs-Pâtisserie – ebenfalls im Speiseamt: Eine „Küchenparty“ mit anschließender Verkostung der Fortsetzung folgt, es bleibt spannend bei uns! 7
Offen. Für Anliegen und Bedürfnisse. 8
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Vorwort der Eigentümervertretung. Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, liebe Freundinnen und Freunde von Wien Work. Seit über 20 Jahren begleite ich das Integrative Unternehmen Wien Work als Eigentümervertreter und kenne und schätze überaus die Entwicklungen, die besonders in den letzten Jahren sehr umfassend waren. Stets am Puls der Zeit schaffte es Wien Work, alle drei Säulen – von der Inklusiven Berufsausbildung über den Integrativen Betrieb bis zum sogenannten „Jobmanage- ment“ auszubauen und laufend zu modernisieren – vom hervorragend gelungenen Umzug in die Seestadt ganz abgesehen. Neue Lehrberufe wurden etabliert (wie z.B. Einzel- handelskauffrau/-mann, Konditor*in), bestehende Geschäftsfelder wurden erweitert (wie z.B. die Gastro- nomie) oder sinnigerweise zu neuen zusammengeführt (wie z.B. die Tischlerei und die Möbeltapeziererei). Nischenarbeitsplätze wurden erhalten und neue Arbeitsplätze wurden für Menschen mit Behinderungen geschaffen. Im Segment Jobmanagement wurden neue Projekte, insbesondere für Jugendliche, gestartet (z.B. die Flanke Wien) und auch international ist Wien Work mit seinen Kooperationen und Projekten live dabei. Wir sind stolz darauf, Eigentümer eines so vielfältigen Unternehmens zu sein. Wenn ich mir den vorliegenden Nachhaltigkeitsbericht der letzten 5 Jahre ansehe, so ist es beeindruckend, mit wie viel Engagement und Hirn bei Wien Work Nachhaltigkeit gelebt wird. Der Titel des Berichts „Sinn“ ist wahrlich Programm. In allen drei Seg- auch, die die Ideen für Ökologie, Ökonomie und soziales menten machen sich vom Lehrling bis zur Führungskraft Wachstum, Chancengleichheit und hohe Bildungsstan- auf höchster Ebene Menschen bei Wien Work dards im Unternehmen zum Leben bringen. Gedanken. Gedanken zu einem besseren Miteinander, zu mehr Ökologie im Wirtschaften und zum Coaching- Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieses und Vermittlungsgeschehen mit Sinn. gelungenen Berichts. Wien Work wünsche ich eine erfolgreiche Zukunft und weiterhin so viel Umsetzungs- Wien Work ist bunt, vielfältig und bestens aufgestellt. stärke wie bisher. Das Unternehmen steht in seinen Entwicklungen niemals still. Das ist auch gut so. Und dass dies weiter- hin so bleibt und der Betrieb in seiner gesamten Vielfalt auch für die nächsten Jahrzehnte gut gerüstet ist, liegt Ihr zu einem Großteil an seinen Mitarbeiterinnen und Mag. Michael Svoboda Mitarbeitern und an seinen Lehrlingen. Sie tragen die Präsident des Kriegsopfer- und Behindertenverbands Idee des Integrativen Betriebes mit und sie sind es Wien, Niederösterreich, Burgenland 10
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Liebe Freundinnen und Freunde von Wien Work. Bei Wien Work wird seit den frühen 80iger Jahren konsequent beeindruckende Arbeit geleistet. Ob im Vorzeigeprojekt „Michl‘s“ in der Innenstadt, wo ihr euch bestens verköstigen lassen könnt, im Seestadt Carwash, wo ihr euer Auto sauberer zurück- bekommt als ihr es je gesehen habt oder in der Werkshalle, wo euch alles repariert, serviciert und bemalt wird, was ihr braucht. Vom Fahrrad bis zur Fassade. Der vorliegende Bericht zeigt auf eindrückliche Wei- se, wie Wien Work Nachhaltigkeit lebt. Die vielfältigen Dienstleistungen und Handwerkskünste der Mitarbei- ter*innen sind bereits mit zahlreichen Preisen ausge- zeichnet worden. Hinter jeder einzelnen Anerkennung steckt unglaublich viel Können, Engagement und Herzblut und jede einzelne ist höchstverdient. Die Wien Work Gemeinschaft gibt jeder und jedem etwas zurück, die/der mit ihr zu tun hat. Von den Beschäftigten, deren Leistung wertgeschätzt wird, bis zu den Schlüssel- und Führungskräften. Und der Vielzahl an treuen Kund*innen, die sich auf die Qualität der Arbeit verlassen können sowie letztlich der ganzen Wiener Gesellschaft, die sich darauf verlassen kann, dass Inklusion unter optimalen Bedingungen gelebt wird. Es bleibt mir, Ihnen zu gratulieren, dass Sie zu den Empfänger*innen des Berichtes gehören. Machen Sie sich ein Bild und bleiben Sie uns als Kund*innen, als Interessierte, als Freund*innen treu! Ein besonderer Dank für seine hervorragende und visionäre Arbeit gilt Geschäftsführer Wolfgang Sperl! Ihre Mag.a (FH) Tanja Wehsely, DSA Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien 11
Wer Was Wo Wien Work. Das Wien Work Leitbild. In unserem Leitbild halten wir fest, wer wir sind, wo- Sie alle haben bei uns die gleichen Chancen. rauf wir bauen und was uns im Umgang miteinander Wir arbeiten umweltfreundlich, das ist uns sehr wichtig. wichtig ist. Das Leitbild ist ganz im Sinne unseres Mottos „Wir l(i)eben Inklusion“ in einfacher Sprache Wo möchten wir hin? Unsere Vision. verfasst: Wir ermöglichen Menschen, die eine Behinderung ha- ben oder am Arbeitsmarkt benachteiligt sind, ein Wer sind wir? Unsere Grundsätze. unabhängiges Leben zu führen. Wir sind ein soziales Unternehmen, das im Auftrag der Wir entwickeln laufend neue Ideen, wo und wie wir Republik Österreich und der Stadt Wien arbeitet. Wir Menschen bei Wien Work beraten, ausbilden oder erfüllen einen sozialen Auftrag, müssen aber dazu Geld beschäftigen können. verdienen. Wir arbeiten mit Menschen mit Behinderun- Wir wollen wirtschaftlich erfolgreicher werden, damit wir gen und Personen, die länger arbeitslos waren oder neue Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen können. benachteiligt werden. Wir wollen, dass das jede/r weiß. Was tun wir? Unsere Leistungen. Wir bieten viele verschiedene Produkte und Dienst- Was ist uns wichtig? Unsere Werte. leistungen an. Diese haben eine gute Qualität und das Jeder Mensch soll ein selbstbestimmtes Leben führen schätzen unsere Kund*innen. dürfen. Dafür ist es besonders wichtig, einen Arbeits- Wir bieten geschützte Arbeitsplätze in unserem Integra- platz zu haben. tiven Betrieb. Bei uns werden alle Mitarbeiter*innen gleich behandelt. Wir bieten Ausbildungsplätze im Rahmen der verlänger- Egal ob Männer oder Frauen, egal woher sie kommen: ten Lehrausbildung und Teilqualifikation für Jugendliche. 12
Wir beraten und qualifizieren Menschen mit Behinder- an der Entwicklung einer Gesamtmarke der IBÖs, denn ungen für eine Arbeit in einem Betrieb außerhalb von gemeinsam sind wir stärker am Markt und können mehr Wien Work. bewegen. Nicht zuletzt sind unsere Dachverbände als Wir bieten zeitlich befristete Arbeitsplätze im Sozial- Lobbying-Organisationen in unserer Arbeit sehr bedeu- ökonomischen Betrieb „Michl‘s“ für Menschen, die vor- tend. Internationale Netzwerktreffen bestärken unseren her lange arbeitslos waren. Weg und bringen neue Ideen für unsere Arbeit. Wie gehen wir miteinander um? Vernetzung und Ideenaustausch ist ein Unsere Firmenkultur. wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung und Wir gehen respektvoll miteinander um. Unsere Mitarbei- den Jobmanagement-Projekten ter*innen machen Wien Work erfolgreich. Wir geben Interne und externe Vernetzung eröffnet gewinnbrin- unseren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, sich beruflich gende Synergien für alle Beteiligten. Auf die gute Zu- weiter zu entwickeln. sammenarbeit mit unseren Stakeholdern wie Schulen, Wir möchten zufriedene und motivierte Mitarbeiter*innen. Unternehmen am freien Arbeitsmarkt, anderen Fach- Unsere Führungskräfte handeln verantwortungsvoll. diensten, dem Arbeitsmarktservice, der Stadt Wien, dem Sozialministeriumservice und vielen anderen legen Mit wem arbeiten wir zusammen? wir großen Wert. So entstehen neue Kooperationen und Unsere Netzwerke und Partner*innen. Einblicke – und wir können auch immer voneinander Wir arbeiten in Österreich und in Europa mit ähnlichen lernen. Einrichtungen wie Wien Work zusammen. Das hilft uns, neue Ideen zu bekommen und diese bei Uns liegt viel daran, das Wesentliche und Besondere uns auszuprobieren. unseres Unternehmens nach außen zu tragen. Wir lassen uns gerne in die Karten sehen: Unsere Arbeit Wem gehört Wien Work? Unsere Eigentümer*innen. wird geschätzt, und wir schätzen es außerordentlich, Wien Work hat zwei Eigentümer, mit denen wir sehr eng dies auch honoriert zu bekommen. zusammenarbeiten. Ausgezeichnet für Qualität: Eine Hälfte gehört der Volkshilfe Wien gemeinnützige Seit 2011 sind wir Träger des Gütesiegels für Soziale Betriebs-GmbH. Die Volkshilfe pflegt und betreut alte Integrationsunternehmen. und hilfsbedürftige Menschen. Nach verschiedenen Kriterien und erfolgreich absolvier- Die zweite Hälfte gehört dem KOBV - Kriegsopfer- und tem Assessment sind die Kennzahlen aus verschiede- Behindertenverband für Wien, Niederösterreich und nen Bereichen dafür ausschlaggebend. Burgenland. Dieser Verein setzt sich für die Interessen Das Gütesiegel für Soziale Unternehmen steht für die von Menschen mit Behinderungen ein. Einhaltung sozialer, organisatorischer und wirtschaft- licher Qualitätsstandards in Sozialen Unternehmen, Wer gibt uns Geld? Unsere Fördergeber*innen. die sich der sozialen und beruflichen Integration von Wien Work hat fünf Fördergeber*innen: Das Sozialmi- Menschen widmen. Das externe Assessment wird von nisterium, das Sozialministeriumservice, die Stadt Wien Expert*innen von Quality Austria und der Dachorgani- (Fonds Soziales Wien), das Arbeitsmarktservice Wien sation „arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich“ und den Europäischen Sozialfonds. durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse führen Wir arbeiten mit unseren Fördergeber*innen sehr gut zu weiteren Verbesserungen im Unternehmen. In die und eng zusammen. Gesamtbewertung fließen Ergebnisse der Mitarbeiter*in- Wir gehen mit den Geldern, die wir von den Förderge- nenbefragung, Aktivitäten aus der Offentlichkeitsarbeit ber*innen bekommen, sparsam um. und Kennzahlen aus Marketing und Social-Media-Akti- vitäten mit ein. Unser Leitbild ist Programm – Netzwerke und Part- Ebenso die Erreichung angepeilter Unternehmensziele nerschaften im In- und Ausland sind uns wichtig. als Ergebnis von Klausuren oder die Umsetzung eines So arbeiten wir z.B. sehr eng mit dem Berufsbildungs- Gleichstellungskonzepts. werk (Deutschland) in einigen Bundesländern zusam- men, ebenso mit dem Jugendaufbauwerk. Durch den Auch Prozessorganisation, Kompetenzenerhebung, Besuch ausländischer Organisationen bei uns ergaben Mitarbeiter*innen-Beteiligung im Unternehmen sowie sich mittlerweile ausgezeichnete Vernetzungen und Pro- der effiziente Einsatz von Controlling-Instrumenten sind jekte zu den Themen Wissenstransfer und Integration in entscheidende Parameter. den Arbeitsmarkt (z.B. mit Nordmazedonien und mit der Ukraine). In Österreich wurde in den letzten Jahren besonders die Zusammenarbeit mit den anderen 7 Integrativen Betrieben in Österreich forciert: Derzeit arbeiten wir 13
Sinn stiften auch die anderen. Warum uns der Blick von außen wichtig ist. Unsere Wirkung nach innen und nach außen können Die Wirtschaft spricht immer wieder vom Fachkräfte- wir nur gut steuern, wenn wir dabei im Dialog mit mangel. Lange Arbeitslosigkeit betrifft häufig Menschen unseren Stakeholdern bleiben. Die Reflexion unse- mit keiner oder geringer Ausbildung. Hier steuern wir mit res Tuns ist uns selbstverständlich, die Sicht der unseren Programmen entgegen. anderen die notwendige Ergänzung für ein ganzes Bild. Das entspricht auch den Elementen in unserem Das Thema Chancengleichheit und Diversity leben Qualitätsmanagementsystem nach EFQM und dem wir schon lange als Querschnittsmaterie. Gemeinsam Sozialgütesiegel, das in unserem Betrieb in allen 3 mit dem Thema Umgang mit Ressourcen treffen die In- Säulen angewendet wird. teressen und Aufträge einer Non Profit Organisation mit jenen unserer Auftraggeber*innen, unserer Zielgruppen Die Festlegungen im Wien Work Nachhaltigkeitsteam und dem gesellschaftlichen Kontext zusammen. und die Befragung unserer Stakeholder haben zur Erstellung unserer Wesentlichkeitsmatrix geführt. Nicht Während die Stakeholder eher die oben angeführten überraschend wurde von allen Beteiligten Inklusion als Themen als wesentlich ansehen, sind uns auch jene Be- eines der 3 wesentlichsten Themen definiert. Dies ist der reiche sehr wichtig, die uns als Betrieb mit sozialem Auf- Kernauftrag von Wien Work, das wofür wir stehen, das trag definieren. Die Arbeitsbedingungen, die Gesundheit was unserem Tun auf allen Ebenen den Sinn verleiht. und die Sicherheit unserer Kolleg*innen sehen wir als zentral an. Bei der Barrierefreiheit, wenn es um bauliche Zufriedenheit der Kund*innen gilt für alle, die unsere und sonstige Anlagen sowie technische Gebrauchs- Dienstleistungen in Anspruch nehmen bzw. unsere Pro- gegenstände und Kommunikationsunterstützung geht, dukte erwerben. Dabei wird nochmals die Vielfalt, sind wir schon gut unterwegs. Im Digitalen Bereich ist die Wien Work ausmacht, sichtbar. Kund*innen unserer sicher noch Luft nach oben. Unsere Webpage ist mit Angebote aus Wirtschaft, Ausbildung, Beratung, Betreu- „Leichter Lesen“ und Avataren, die in ÖGS (Österreichi- ung und Vermittlung in den Ausbildungs- und Arbeits- sche Gebärdensprache) Begriffe beschreiben, unsere markt sind damit gleichermaßen gemeint. Und bei allen aktuellste Entwicklung in diese Richtung. Der transpa- diesen ist es uns wichtig, wie zufrieden sie sind, welches rente Umgang mit Fördermitteln, der Einkauf entspre- Feedback sie uns geben, wo wir Anregungen und Kritik chend wirtschaftlichen Anforderungen und die Ökologie bekommen, die in unsere Vorhaben einfließen. der Standorte vereinen nochmals unseren Willen zu nachhaltigem Wirtschaften und zum achtsamen Um- gang mit öffentlichen Geldern. Auch wenn die Säule Ausbildung immer schon ein zentraler Auftrag von Wien Work war, wurde diese noch prominenter platziert. Die mittig positionierten Themen sind solche, die zwar in unserem Fokus stehen, aber bereits in unseren Routinen stark verankert sind. In den letzten Jahren ist eine solide Ausbildung, aus der kompetente Fachkräfte hervorgehen, von allen Seiten vermehrt gewünscht worden. Sie ist der Garant, dass junge Menschen mit Behinderungen den Weg ins Erwerbsleben und in eine selbstbestimmte Existenz gehen können. 14
Wesentlichkeitsmatrix von Wien Work sehr hoch Inklusion Ausbildung von Jugendlichen Zufriedenheit der Kund*innen Einfluss auf die Beurteilungen und Entscheidungen der Stakeholder Chancengleichheit, Gender & Diversity Umgang mit Ressourcen Arbeitssicherheit Barrierefreiheit Legal Compliance & Datenschutz Gesundheitsschutz Arbeitsbedingungen Einkauf Transparenter Umgang mit Fördermitteln Nachfolgemanagement Kommunikation mittel Mitarbeiter*innen Ökologie der Standorte mittel Bedeutung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen sehr hoch Erstellt von denkstatt. 15
Aufbauend inklusiv. Die drei starken Säulen der Selbstbestimmung. GESCHÄFTSFÜHRUNG Wolfgang SPERL MARKETING & EUROPAPROJEKTE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Christoph Schreiner Andrea Angermann OFFICE GESCHÄFTSLEITUNG BETRIEBSRATS- Shirin Anisoldoleh VORSITZENDE Birgita Kunze FINANZ PERSONAL/COVID-BEAUFTRAGTE BETRIEBSARZT Martin Elser Andrea Eckhart Alexander Furrer AUSBILDUNG BETRIEB JOBMANAGEMENT LEITUNG LEITUNG LEITUNG Marlene Mayrhofer Karolina Gasparovski Hemma Hollergschwandtner BETRIEBSSOZIALARBEIT & OUTPLACEMENT IT/TELEKOMMUNIKATION ARBEITSASSISTENZ ZENTRALLAGER Ingrid Schnötzinger FACHPÄDAGOGIK Wolfgang Vitek QualiTRAIN KOMMUNIKATIONSASSISTENZ in ÖGS HOLZTECHNIK & MÖBELTAPEZIEREN Manuela Schmidt Siona Christian Alfred Busch ON THE JOB PSYCHOLOGISCHE BERATUNG TEXTILREINIGUNG, BÜGEL- & NÄHSERVICE Gerhard Poppenwimmer Urska Maganja Nicola Ruprecht JUGENDCOACHING LEHRLINGSVERWALTUNG REINIGUNGSTECHNIK Ewelina Nowak Standort FLORIDSDORF/Hanreitergasse Werner Simperl | Dorothea Ruggenthaler Kristina Yakovlev GRÜNFLÄCHENSERVICE EINZELHANDELSKAUFFRAU/-MANN Standort FLORIDSDORF/Ocwirkgasse Günther Weilinger Cornelia Binder René Zehner RENOVIERUNG & INSTANDHALTUNG REINIGUNGSTECHNIKER*IN Standort DONAUSTADT/Frenkel–Brunswik-Gasse Alexander Windbichler Michael Unden Waltraud Schober DIGITAL MEDIA KOCH/KÖCHIN + KONDITOR*IN Elöd Ligeti JUGENDARBEITSASSISTENZ Thomas Kronlacher Christoph Schreiner GASTRONOMIE LANDSCHAFTSGÄRTNER*IN Alexandra Schreiber AUSBILDUNGSFIT FLANKE WIEN Milenko Vucic Stefan Casanova Stua SB-Restaurant SPEISEAMT SEESTADT TISCHLER*IN Thomas Kronlachner Roman Vonasek SÖB MICHL’S MALER*IN UND BESCHICHTUNGSTECHNIKER*IN Monika Kelich MAURER*IN LEITUNG AUFTRAGSVERWALTUNG PLATTEN- UND FLIESENLEGER*IN & SEKRETARIATE Stefan Taferner Sabine Nemeth TEXTILREINIGER*IN Elisabeth Böhm Ein Organigramm ist einem steten Wandel unter- GF-Assistenz, Controlling, Personal, Europaprojekte). zogen. Im Laufe der letzten Jahre entwickelte sich Darüber hinaus sind ein freigestellter Betriebsrat und bei uns ein übersichtliches 3-Säulen-Modell heraus. ein Betriebsarzt bei Wien Work aktiv. Die gesamte Es soll auf den ersten Blick unsere 3 Kernbereiche Öffentlichkeitsarbeit und alle Marketingagenden werden sichtbar machen. Derzeit werden alle 3 Bereiche derzeit von einer Kollegin betreut – eine echte Heraus- sehr erfolgreich von Frauen geleitet. In der Ge- forderung für ein derart vielfältig und groß aufgestelltes schäftsleitung (wo Geschäftsführer, Finanzabteilung Unternehmen. und Personalabteilung noch hinzukommen) beträgt der Frauenanteil zwei Drittel. Im Mittelpunkt von Wien Work steht der Integrative Betrieb mit seinen derzeit 7 Geschäftsfeldern inklusive Abgerundet ist unsere Firmenstruktur mit Geschäftsfüh- dem Sozialökonomischen Betrieb (SÖB) „Michl’s“. Ca. rung (GF) und einigen Stabstellen (Öffentlichkeitsarbeit, 360 Mitarbeiter*innen (davon 60 % mit einer Behinde- 16
rung) und 80 Mitarbeiter*innen aus dem SÖB arbeiten abgeschlossenen Volllehre oder einer abgeschlossenen in diesem Bereich. Alle Geschäftsfelder befinden sich Teilqualifikation. seit 2015/2017 in der Seestadt: Der überwiegende Teil Die dritte Säule „Jobmanagement“ berät mit einem in unserer Werkshalle, einige entlang der Maria-Tusch- Stab von rund 85 Mitarbeiter*innen professionell und Straße und unser SB-Restaurant „Speiseamt Seestadt“ erfolgreich mehr als 3.100 Klient*innen pro Jahr. In den sowie die Michl’s Catering-Küche direkt in unserer zwei Bezirken Floridsdorf und Donaustadt ist unser Firmenzentrale in der Sonnenallee. Jugendcoaching im Einsatz und agiert als Drehscheibe am Übergang Schule Beruf. Dazu werden Jugend- Der SÖB ist gastronomisch in vielen Wiener Bezirken liche in Pflichtschulen und den AHS vor Ort beraten. Im sehr gut aufgestellt – das „Herz“, unser Restaurant Rahmen der Ausbildungspflicht bis 18 (Jugendliche mit „Michl’s“, liegt sogar direkt im Herzen von Wien unmit- Behinderung bis 24) werden Jugendliche, die aus den telbar neben dem Rathaus. Unser stärkstes Geschäfts- (Aus-)Bildungssystemen gefallen sind wieder in diese in- feld Gastronomie versorgt kulinarisch an 7 Tagen die tegriert. Wenn es intensiverer Unterstützung bedarf (z.B. Woche auch alle Senior*innen plus Personal in den 5 für eine Inklusive Berufsausbildung), kommen unsere exklusiven Fortuna-Häusern der Stadt Wien. Kolleg*innen der Jugendarbeitsassistenz zum Einsatz. Unsere Geschäftsfelder bieten in erster Linie maßge- Für Jugendliche haben wir gleich noch zwei weitere schneiderte Dienstleistungen oder Serienproduktionen: Projekte im Angebot: Junge Menschen, die den soge- Unsere Tischlerei liefert bis zu 300 Küchen pro Jahr, nannten „Keinen Plan, keine Idee wo’s lang gehen soll“- unsere Wäscherei wäscht bis zu 1.500 kg Wäsche pro Fokus haben, bieten wir mit der AusbildungsFit Flanke Tag, unser Restaurant Speiseamt kocht bis zu 1.500 Wien ein Motivierungsprojekt und neue Perspektiven. Menüs pro Woche. Unsere Gewerke versorgen Tausen- Durchs Ausprobieren entdeckt so manche/r, was in ihm/ de zufriedene Kund*innen in Wien und Umgebung – von ihr steckt und startet neu durch. Business- bis Privatkund*innen. „On the Job“ ist mittlerweile eine zertifizierte Einrichtung Neu ist unser Angebot „Facility-Services“. Gebündel- der Berufsqualifizierung und besonders für Jugendliche tes Know-how erspart unseren Kund*innen das An- mit ausgeprägten Lernschwierigkeiten konzeptioniert. fragen mehrerer Professionisten für ihre Aufträge. Von In 3 Jahren bekommen ca. 30 Jugendliche bis 24 ein der Renovierung bis zur Mobilen Schlosserei bieten wir Rundumpaket mit auf ihren weiteren beruflichen und Kund*innen viel Service aus einer Hand. Umstellungen persönlichen Lebensweg. wie diese stärken uns im Wettbewerb. Für Erwachsene bieten wir ebenfalls mehrere Projekte Im Bereich „Inklusive Berufsausbildung“ sind derzeit für unterschiedliche Bedürfnisse an. Insbesondere für rund 180 Lehrlinge in 10 verschiedenen Lehrberufen Menschen mit Behinderungen (chronischen Erkran- beschäftigt. Rund 40 Mitarbeiter*innen sorgen entweder kungen bzw. körperlichen Einschränkungen) ist ein als Ausbilder*in, Förderpädagog*in, ÖGS-Dolmetsch, Fußfassen im Arbeitsleben ohne entsprechende (Re-) Sozialarbeiter*in oder Outplacer*in für einen erfolgrei- Qualifizierung fast unmöglich. Hier bietet unser bes- chen Lehrabschluss und eine nachhaltige Vermittlung tens etabliertes Projekt QualiTRAIN für ein halbes Jahr in den Arbeitsmarkt. Ab Herbst 2021 wird ein weiterer Qualifizierung, Coaching und am Ende des Projekts im Lehrberuf dazu kommen: Dann bilden wir auch Restau- besten Fall einen Wiedereinstieg (oder Ersteinstieg) am rantfachleute aus und hoffen, durch dieses Angebot ver- Arbeitsmarkt an. Die Tainingsangebote erstrecken sich mehrt junge Frauen in eine Lehre bei uns übernehmen von Büro/Office über Reinigung und Grünflächenbe- zu können. treuung bis hin zur Mitarbeit in einem Copy Shop. Hier kommen uns die Geschäftsfelder von Wien Work sehr Der Ansatz in der Inklusiven Ausbildung ist äußerst zugute: Der praktische Ansatz ist gekoppelt mit einem praxisnah: So kochen und backen fast 50 Lehrlinge im Schulungsangebot und steigert so die Vermittlungs- Restaurant und in der Ausbildungspâtisserie in unserem chancen unserer Klient*innen. Speiseamt Seestadt für unsere Gäste. Lehrlinge aus der Wäscherei kümmern sich um die Wäsche unserer Im Rahmen der „Arbeitsassistenz“ bieten wir Kund*innen genauso wie um die Arbeitskleidung der Menschen mit Behinderungen für bis zu einem Jahr Kolleg*innen. Und angehende Maler*innen, Gärtner*in- einen begleiteten Wiedereinstieg ins Erwerbsleben – sei nen und Tischler*innen sind ganz selbstverständlich es in Privatunternehmen oder im Öffentlichen Dienst. auch bei Kundenaufträgen eingebunden. Jobcoaching unterstützt sowohl Arbeitnehmer*innen als auch Betriebe, wenn ein Dienstverhältnis auf wacke- Darüber hinaus sind mindestens zwei mehrwöchige ligen Beinen steht oder gar eine Kündigung droht. Praktika in Unternehmen am ersten Arbeitsmarkt fixer Am Weg zur Selbstständigkeit unterstützt unsere Bestandteil der Ausbildung. Schlussendlich möchten Gründungsberatung mit professionellen Konzepten wir unsere Lehrlinge mit der Chance auf Selbstbestim- und Business-Plänen. Zahlreiche erfolgreich umgesetzte mung gut und nachhaltig vermitteln. Egal ob mit einer Betriebsgründungen bestärken unseren Ansatz. 17
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G’spür. Für Vielfalt & Respekt. 19
Jugendliche ausbilden. Macht für mich Sinn. „Ich war langzeitarbeitslos. Jetzt nehme ich mir lang Zeit für die Ausbildung junger Menschen.“ Dragica Radosavljevic (43) aus Wien Ausbildnerin Reinigungstechnik 20
Wie bist du zu Wien Work gekommen? Wie leben wir das hier? Ich war langzeitarbeitslos. Als ich die ausgeschriebene Wir verwenden biologisch abbaubare Reinigungsmittel, Stelle beim AMS E-Jobroom gelesen habe, habe ich unsere Reinigungsmittel sind so konzipiert, dass die mich sofort beworben. Nach dem erfolgreichen Vor- besten Reinigungseffekte auch mit kaltem Wasser erzielt stellungsgespräch bei Frau Mayrhofer und Frau Gaspa- werden und kein Warmwasser benötigt wird. rovski kam dann die Besichtigung des Werks und die Bei der Mülltrennung werden die Plastiksackerln nach Einführung in die Aufgaben einer Ausbilderin. Möglichkeit (sofern nicht schmutzig, kein Geruch, nicht gerissen) wiederverwendet. Warum bist du gerne bei Wien Work? In den meisten Waschräumen befinden sich elektrische Händetrockner – sie helfen bei der Vermeidung von Ich bin sehr gerne ein Teil der Ausbildung von Wien Papiermüll und laufen sehr stromsparend. Work. Mir gefällt unser Konzept, als integrativer Betrieb Jugendliche zu unterstützen bzw. auszubilden und sie auf das weitere Berufsleben vorzubereiten. Und das Ganze in ihrem eigenem Tempo - sprich verlängerte Lehre oder, wie in der Reinigungstechnik, in Form der Teilqualifikation. Wir geben unseren Lehrlingen Zeit zu wachsen, sich zu entfalten, über sich hinauszuwachsen und das alles in einem geschützten Umfeld. Da ich selber Mutter von drei Kindern bin, gefällt es mir, mit Jugendlichen oder fast Erwachsenen zu arbeiten und mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben. Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit? Wasser-Ressourcen bei der täglichen Körperhygie- ne sparen, duschen statt baden, beim Zähneputzen Wasser abdrehen, umweltfreundliche Reinigungs- bzw. Waschmittel verwenden (Essig als Entkalker). Natürlich achten meine Kinder und ich auf die Mülltrennung und benützen eigene, wieder verwendbare Einkaufstaschen. Wir versuchen, wann immer möglich, Strom und Ener- gie einzusparen. 21
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Das Leben versüßen. Macht für mich Sinn. „Eines meiner ersten Projekte war gleich ein Job fürs Leben: die Hochzeitstorte für meinen Onkel.“ Celine Aigner (17), aus Wien In Inklusiver Berufsausbildung zur Konditorin im Speiseamt Seestadt Wie bist du zu Wien Work gekommen? eine Hochzeitstorte für meinen Onkel gemacht. Und für die Mama eine Geburtstags-Trüffeltorte mit Blumenver- Nach der Hauptschule absolvierte ich ein Schnupper- zierung und Schriftzug. Für meinen Onkel mach ich jetzt praktikum als Floristin, wurde aber nicht genommen. In eine Haribo-Torte – die mag er besonders gern. der Schule bekam ich den Tipp, dass ich doch zu Wien Work kommen könnte. Dort gäbe es viele verschiedene Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit? Schnupperpraktika, z.B. als Köchin, Konditorin, eventu- ell auch als Gärtnerin. Eigentlich habe ich dazu jetzt keine konkrete Idee… – obwohl, doch! Ich habe mich bei Frau Rokita vorgestellt, die die Aufnahme von Lehrlingen koordiniert. In der Küche Zur Nachhaltigkeit gehört für mich die Sparsamkeit – & Pâtisserie vom Speiseamt wurde mir ein Schnupper- z.B. nicht immer gleich ein neues Handy kaufen oder praktikum ermöglicht. Ich machte den sogenannten sein Geld nicht unnötig ausgeben. Ich kauf mir nicht „Einstiegscheck“ und bekam in der Schule die erfreu- unnötig neue Kleidung oder neue Schuhe. Das ist mir liche Nachricht, dass ich bei Wien Work eine Lehrstelle wichtig. zur Konditorin in der Volllehre antreten kann. Jetzt bin ich im 2. Ausbildungsjahr. Wie leben wir das hier? Warum bist du gerne bei Wien Work? Mülltrennung z.B., die ist jetzt besser geworden bei uns im Speiseamt. Wir achten mehr darauf, in welche Tonne Manchmal gibt’s Tage, da denke ich mir, es war ein was hineinkommen soll. Wir werfen nichts weg – so Fehler mit dieser Ausbildung… aber nur manchmal… wird Teig, der übrig geblieben ist beim Backen, aufgeho- am ehesten dann, wenn ich was nicht gleich zusam- ben. Für die nächste Torte oder den nächsten Kuchen. menbringe, was ich eigentlich schon können müsste. Auch Mehle werden weiterhin verwendet – also wenn Ich bin gerne da, weil ich was lerne. Ich mag meine wir Mehl zum Ausarbeiten brauchen und da bleibt was Kolleg*innen. Und meine Ausbilder*innen. Wir helfen übrig zum Beispiel. Das wird wiederverwendet. Wenn uns gegenseitig in der Küche und in der Pâtisserie – wir Speisen übrigbleiben, werden sie teilweise eingefroren. arbeiten zusammen. Ich mag auch die Essensausgabe. Aus übrig gebliebenen Weihnachtskeksen machen wir Es ist lustig bei uns und es ist auch ok, manchmal zum Punschschnitten. Und wir verwenden sehr moderne Abwasch eingeteilt zu sein. Das gehört dazu. Reinigungsmittel, auch in der großen Maschine für das Weißgeschirr. Es ist schön, dass ich was lernen, etwas Neues aus- probieren und kreative Torten machen kann. Ich habe 23
Zukunft schaffen. Macht für mich Sinn. „Wien Work ist ein Beispiel des sozialen Gewissens in unserer Gesellschaft.“ Devran Koyupinar (32), aus Wien Jugendarbeitsassistent bei Wien Work Mein Weg zu Wien Work arbeitsassistenz bei Wien Work daran mitzuwirken, dass junge Menschen am Arbeits- bzw. Berufsausbildungs- Ich wuchs in einem Arbeiter*innenhaushalt in St. Pölten markt eine faire Teilhabechance erhalten. auf und kam sozialisationsbedingt schon sehr früh mit dem beschwerlichen Leben von Arbeiter*innen im Warum bin ich gerne bei Wien Work? Verwandten- und Bekanntenmilieu in Berührung. Den Arbeiter*innen-Identitäten in diesem Milieu mischten sich Wien Work ist für mich ein Beispiel des sozialen Gewis- migrationsbezogene Erfahrungswelten bei. Die sens in unserer Gesellschaft. Als gemeinnütziges Unter- sogenannten feinen Unterschiede, die sich in der Unter- nehmen bietet Wien Work Menschen, die Unterstützung schiedlichkeit der sozioökonomischen Herkünfte der benötigen, passende inklusive Rahmenbedingungen, jeweiligen Gesellschaftsmitglieder manifestieren, waren ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und es aktiv zu daher stets präsent. Den migrantisch-proletarischen gestalten. Ich halte den Wert der Inklusion sehr hoch, Lebensläufen in meinem primären Umfeld stand die eher da ich mit eigenbiographischem Bezug festhalten kann, bürgerlich geprägte Gesamtgesellschaft gegenüber. Als dass ich meine Potenziale ohne die proaktive Unter- Arbeiter- und Migrantenkind war es in der Familie stets stützung und Wegebnung durch wohlgesinnte Personen Thema, was gegen teils vordefinierte Positionierungen womöglich bloß in begrenztem Ausmaß hätte entfalten in der Gesellschaft zu tun ist, um einen „unklassischen“ können. Lebensweg beschreiten zu können: Bildung war der passende Lösungsweg. Da wären wir wieder bei den feinen Unterschieden: Die Teilhabechancen sind für die einen qua Geburt, Her- Ich habe am Bundesgymnasium in St. Pölten maturiert kunft oder soziale Stellung hoch, für andere wiederum und daraufhin meinen Zivildienst in einer gemeinnützigen aus eben diesen Gründen limitierter. An diesem Punkt Organisation geleistet. Anschließend begann ich ein wird der Wert von Wien Work, also der gelebten so- Soziologiestudium in Wien, um dialektische gesellschaft- zialen Verantwortung, evident: Wien Work ermöglicht liche Abläufe, d.h. die unterschiedlichen Lebensrealitä- den Mitarbeiter*innen den professionellen Rahmen, mit ten je nach sozialer Schicht und sozialem Milieu besser Menschen potenzialorientiert zu interagieren, sodass zu begreifen. Während meiner Studienzeit erfuhr ich als sie sich selbst in ihrer Individualität wertgeschätzt fühlen Parkbetreuer und aufsuchender Jugendarbeiter meinen und dadurch ein wichtiger Meilenstein in der Selbstver- beruflichen Einstieg in die Arbeit mit Jugendlichen. wirklichung gesetzt werden kann. Parallel dazu und zum Studium habe ich den Aufbau- lehrgang für Jugendarbeit am Institut für Freizeit- Was ist für mich gelebte Nachhaltigkeit? pädagogik in Wien absolviert. Durch ein ausgereiftes Bewusstsein über die gesell- Die feinen Unterschiede, die in unserer Gesellschaft schaftlichen Umstände, in denen eine Person lebt, kann das Ausmaß bzw. die Richtung der sozialen Mobilität eine entnebelte Selbstverortung gelingen. Gerade bei maßgeblich beeinflussen, wollte ich ins Bewusstsein der Jugendlichen merke ich sehr stark, dass nicht selten ein Jugendlichen rücken und sie darin bestärken, dass es lückenhaftes Selbstbild vorherrscht, wobei Sichtweisen, trotz aller Widrigkeiten aus eigener Kraft heraus mög- die sich auf Defizite und Stigmaerfahrungen beziehen, lich ist, die teils vordefinierten sozialen Positionierungen oft eine große Rolle spielen. Gelebte Nachhaltigkeit zum eigenen Vorteil zu verschieben. Deswegen habe ich bedeutet für mich daher, Menschen in der Eigenkont- mich nach dem Studium entschieden, in der Jugend- rolle bzw. Selbstbestimmung über die eigenen Lebens- 24
umstände zu bestärken und den Blick dafür zu schär- Kette gebildet werden kann. Es ist eine Kette, deren fen, dass trotz der widrigen sozialen Umstände auch einzelne Glieder auf den Werten und Visionen soziale das Bewusstsein das Sein bestimmen kann. Verantwortung, menschliche Würde, Chancengerechtig- keit, Selbstbestimmung und Umweltfreundlichkeit be- In struktureller Hinsicht setzt eine Gemeinwohlorientie- ruhen. In verschiedenen Projekten wird Menschen, die rung, somit Nachhaltigkeit, voraus, dass in einer Gesell- eine Behinderung haben und/oder multiplen Problemati- schaft, wenn man sie als Zusammenspiel von Individuen ken am Arbeitsmarkt begegnen, die Chance ermöglicht, und diversen Gruppierungen begreift, der/die Einzelne ein Leben in Selbstbestimmung zu führen oder den Weg diese auch als Zusammen-Spiel mit fairer Behandlung dorthin in Begleitung von professionellen Mitarbeiter*in- erlebt. Ob Nachhaltigkeit gelingt oder nicht, hängt von nen von Wien Work zu meistern. Sowohl im beratenden der Art und Weise der Beschaffenheit der Kette an Er- Kontext als auch in praktischer Hinsicht mit Feldbezug fahrungen und den Bedingungen des genannten ist Wien Work für mich ein Mikrokosmos der gelebten Zusammen-Spiels ab. Von einem fruchtbaren gesamt- Nachhaltigkeit. Wo Menschen Gefahr laufen, gesell- gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsprozess kann erst schaftlich abgehängt zu werden, es vorübergehend aus dann die Rede sein, wenn Menschen in ihrer eigener Kraft nicht zu schaffen oder einfach nur einen Gestaltungs-, Veränderungs- und Eigenkompetenz entscheidenden, ehrlichen Hinweis oder Türöffner*innen gestärkt werden und es in einem gesellschaftlichen hin zum beruflichen Erfolg benötigen, ist Wien Work mit System Räume dafür gibt. allen engagierten Mitarbeiter*innen eine Art Fels in der Brandung. Wie leben wir das hier? Im institutionellen Rahmen ist Wien Work ein Good- Practice-Beispiel dafür, wie eine gemeinwohlorientierte 25
Soliden Boden schaffen. Macht für mich Sinn. „Bei Wien Work habe ich von Grund auf Fliesen legen gelernt. Mir hat die Ausbildung gefallen – einfach so!“ Fabian Kavallar (20), aus Wien Ehemaliger Fliesenleger-Lehrling in der Inklusiven Berufsausbildung Wie bist du zu Wien Work gekommen? Wenn ich Lebensmittel einkaufe, schaue ich ehrlich ge- sagt nicht so genau darauf, woher was kommt und ob Das war eigentlich ein Zufall… Meine Mutter arbeitet bei ich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leiste. Ulla Popken in einer Wiener Filiale und die Firma hat eine Kooperation mit der Ausbildung Einzelhandel von Wien Wie wird das bei Wien Work gelebt? Work. Frau Rudolf (damals die zuständige Kollegin von Wien Work) betreute dort Einzelhandels-Lehrlinge, die Es gibt eine Schuttmulde, wo Fliesenreste entsorgt extern ihre Inklusive Berufsausbildung machten. So kam werden, oder Bauschutt… Bau-Ökologie hatte ich als sie in Kontakt mit meiner Mutter. Und so kam eines zum Unterrichtsfach in der Schule – allerdings wurde das anderen und ich zu Wien Work. Fach meiner Meinung nach ein bisschen vernachlässigt und auch nur in einem Jahr mit wenigen Wochenstun- Ursprünglich wollte ich Tischler werden, daraus wurde den unterrichtet. Ich weiß, dass Bauschutt und Rest- aber nichts. Auch Bodenleger hätte mich interessiert. müll nicht vermischt werden dürfen. Wir hatten in der Frau Rokita von der Lehrlingsaufnahme bei Wien Work Werkshalle eigene Tonnen für Metall, Papier, Plastik und empfahl mir schließlich eine Ausbildung zum Fliesen- Restmüll. leger. Nach zwei Tagen Praktikum wurde ich in die Aus- bildung übernommen, die ich mittlerweile abgeschlos- sen habe. Ich habe nach meiner Lehrzeit bei Wien Work schon eine Arbeit gefunden und es gefällt mir. Warum warst du gerne bei Wien Work? Seit dem 19.10.2020 bin ich ausgelernt. Mir hat’s ge- fallen. Einfach so. Es hat mir Spaß gemacht. Es war eine gute Beschäftigung. Ich war gerne in der Werkshalle und ich vermisse die Zeit… Die Praktika während meiner Lehrzeit waren wieder ganz anders. Andere Kolleg*innen in anderen Firmen usw., von denen ich etwas lernen konnte. Es war aber alles sehr interessant für mich. Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit? Da habe ich mir noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht. Ehrlich gesagt, achte ich da nicht so genau drauf... Obwohl - Glasflaschen werden bei uns zuhause auf jeden Fall entsprechend entsorgt. Klamotten kaufe ich mir sehr ungern, das macht meine Mutter, sofern ich dringend was benötige. Ich habe das Gefühl, genügend davon zu besitzen. 26
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Ein sauberer Job. Macht für mich Sinn. „Wien Work ist für mich wie ein großer Familienbetrieb.“ Annie Biakesi (49), aus Niederösterreich Vorarbeiterin in der Großwäscherei im Integrativen Betrieb 28
Wie bist du zu Wien Work gekommen? Wie leben wir das hier? Ich bin schon über 20 Jahre bei Wien Work. Ich war Wir werden laufend von unserer Chefin auf Neuheiten damals noch in Karenz und auf Jobsuche. Über das geschult, auch alle neuen Mitarbeiter*innen werden gut AMS kam ich zuerst in den SÖB (Sozialökonomischen eingeschult im Umgang mit unseren Waschmitteln und Betrieb) in Simmering*. Es hat alles gepasst – ich wurde den Geräten. Unsere Chefin ist immer für uns da und fix in den Betrieb übernommen und bin geblieben – bis hat immer ein offenes Ohr für uns. heute. Wir verwenden ökologische Waschmittel, wir sind Warum bist du gerne bei Wien Work? Ökoprofit-zertifiziert und haben das Leistungszertifikat der Gütezeichengemeinschaft für Wäscherei und Die Arbeit gefällt mir. Es ist für mich wie ein großer Fa- Textilreinigung. milienbetrieb hier. Ich habe einen fixen Arbeitsplatz und einen Arbeitsweg von ca. 1 Stunde – das ist sehr ok. Wasser wird bei uns so sparsam wie möglich verwendet – auch beim Stromverbrauch verschwenden wir nichts. Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit? Schön finde ich auch das Sommerfest bei Wien Work, Sparen muss man immer. Nachdem ich nicht viel auf wo sehr viele Mitarbeiter*innen und Lehrlinge gemein- Reisen bin, brauche ich auch nicht sehr viel Geld. sam feiern. Leider ist es wegen Corona letztes Jahr und Trotzdem – beim Einkaufen muss ich doch aufs Geld heuer ausgefallen… schauen. Auch beim Stromverbrauch in der eigenen Wohnung. So feiern wir eben im Team und machen hie und da ein kleines Fest für uns. Das ist auch schön und fördert den Ich mag sehr gerne afrikanisches Essen, das kaufe ich Zusammenhalt. in Wien bei kleinen Händlern. Ich wuchs mit Haus und Garten auf und habe einen guten Bezug zur Natur. Von *) Anmerkung: Die Textilreinigung wurde bis vor einigen daher sind mir biologische Lebensmittel beim Einkaufen Jahren als SÖB geführt, bevor sie in den Integrativen Be- wichtig. Ich würde sagen – je nach den Möglichkeiten trieb eingegliedert wurde. und dem Angebot – so ca. 70 % meines Lebensmit- tel-Einkaufs besteht aus biologischen oder nachhaltig hergestellten Produkten. 29
Selbstbestimmt leben. Macht für mich Sinn. „Nachhaltigkeit ist für mich, dass alle in dieselbe Richtung schauen – und diese Richtung ist: aufeinander.“ Anna Haunlieb (33) aus Wien Publikumsdienst im Wiener Konzerthaus Wie und warum hast du dich an die Arbeitsassistenz wo ich mir gedacht hab „aha“. Zum Beispiel: „Warum bei Wien Work gewendet? lassen Sie sich nicht vom Staat erhalten?“. Oder ein kleines Kind, das mit seiner Oma da war und fragte: Das meiste war eigentlich über Mundpropaganda und „Geht dir das nicht auf die Nerven, wenn du da immer ich wollte einfach einen Job. Es ging ja um die Erhaltung drinsitzen musst?“. Ich hab so lachen müssen, die Oma meiner Wohnung, ich hätte mir die nicht länger leisten hat sich geniert, aber ich hab gesagt, Kinder dürfen das. können und hab gewusst, wenn da nicht bald was Ich sagte dem Kind, das ist nicht so schlimm, ich bin kommt, wird’s eng. Ich hatte ja schon eine eigene Woh- das gewohnt, und mir gibt es die Möglichkeit, arbeiten nung und habe bei Atempo eine Ausbildung zur Daten- zu gehen. Ich trag dazu bei, dass das zur Normalität bankassistentin gemacht. Man hat immer wieder gehört, wird. Es ist auch so, dass die Gäste, die selber ziem- da gibt’s was, wo ich unterstützt werde bei der Arbeit- lich daher hatschen, merken, da ist jemand, der könnt suche. Ich hatte schon einiges ausprobiert und dann ein bissl Verständnis haben. Ich hab auch Gäste, die hat sich das mit dem Konzerthaus aufgetan, allerdings kommen teilweise früher, nur damit sie mit mir ein paar nur geringfügig – aber ich dachte mir, ich nehme alles, private Worte wechseln können. Ich bin teilweise auch denn ich hatte immer das Ziel, wegen meiner Behinde- die „Psychologin“. Mit den Kolleg*innen war es am rung, dass ich zumindest finanziell unabhängig werden Anfang auch nicht so leicht, die haben nicht gewusst, möchte. Körperlich geht‘s zwar nicht, aber ich wollte wie sie damit umgehen sollen, das ist aber schon das, was möglich ist, erreichen. besser geworden. Ich hab dann gesagt, man kann mich alles fragen; wenn ich keine Antwort drauf habe, kann Wie hast du die Unterstützung der Wien Work ich sie eh nicht geben. Arbeitsassistenz erlebt? Was ist für dich gelebte Nachhaltigkeit? Lustig. Das ist das erste Wort, das mir zu Herrn Mocher (Arbeitsassistent) einfällt. Wir haben uns auf Anhieb gut Dass einfach alle in dieselbe Richtung schauen – und verstanden und er hat‘s dann geschafft, meiner Chefin diese Richtung ist: aufeinander. Und gleichzeitig auf die Angst zu nehmen, eine Mitarbeiterin mit Behinde- alles rundherum, das für unser Wohlergehen nötig ist, rung über der Geringfügigkeitsgrenze anzustellen. sei es die Wirtschaft, die Umwelt oder was auch immer 6 Jahre habe ich darum gekämpft, es war nicht einfach notwendig ist, dass es uns besser geht. Das bedeutet und dann gab es ein Gespräch mit meiner Chefin und auch, dass jemand einen Job hat, damit er selbstbe- Herrn Mocher. Ich hab ja schon vorher viel gearbeitet, stimmt leben kann. Durch den Job kann ich mir meine und mir war es auch wichtig wegen der Pension. Jetzt Wohnung, mein Leben leisten und bekomme auch eine habe ich eine Anstellung mit 25 Stunden pro Woche. Pension. In Zukunft möchte ich noch nachforschen in Sachen Assistenz am Arbeitsplatz, wie viele Stunden Was gefällt dir an deiner Tätigkeit im Konzerthaus? da möglich sind. Ich möchte mich einsetzen, dass das mehr wird und dass wir Menschen mit Behinderung Unsere Gäste. Und ich gehöre schon zum Inventar mehr in der Öffentlichkeit auftauchen. Natürlich gibt es (lacht). Gewisse Gäste fragen schon nach mir und ich immer wieder Jobs, wo die behinderten Menschen in glaube, ich habe auch schon in Richtung Behinderten- der Öffentlichkeit sind, aber das ist die Minderheit. Es arbeit viel weitergebracht. Ich bin jemand, der sehr offen wird so viel über selbstbestimmtes Leben gesprochen mit seiner Behinderung umgeht und hab auch mal was und dass wir da so stark sind, aber wie oft sieht man da gesagt, wenn manchmal Meldungen gekommen sind, jemanden wirklich? Das kreide ich schon den Organi- 30
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