2020 Emmental Venenzentrum Emmental: Expertise für Krampfadern Seite 6 Mahlzeitendienst der Spitex hoch im Kurs - Spitex Region Lueg

 
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2020 Emmental Venenzentrum Emmental: Expertise für Krampfadern Seite 6 Mahlzeitendienst der Spitex hoch im Kurs - Spitex Region Lueg
Juni 2021

                                      Emmental

                        Venenzentrum
                        Emmental: Expertise für
                        Krampfadern Seite 6
                        Mahlzeitendienst
                        der Spitex hoch im Kurs
                        Seite 20

                        Orthopädie:
                        Spezialisten für jedes
                        Gelenk Seite 22
                                         Das Jahr

                                       2020
                                      im Rückblick
Bild: Manuel Stettler
2020 Emmental Venenzentrum Emmental: Expertise für Krampfadern Seite 6 Mahlzeitendienst der Spitex hoch im Kurs - Spitex Region Lueg
Tagesfamilien SRK

Kinder sollen sich zu Hause fühlen
Die Tagesfamilien SRK vermittelt eine fami­
lienergänzende Kinderbetreuung in einer
vertrauensvollen Atmosphäre. Die Kinder
werden sorgfältig und entsprechend der
Bedürfnisse der Familien an Tagesfamilien
vermittelt.

«Die qualitativ gute Betreuung des Kindes steht
im Zentrum der Vermittlung. Deshalb investieren
unsere Vermittlerinnen viel Zeit, die Eltern, die Kin­
der und die Betreuungspersonen kennenzulernen,
damit wir für jedes Kind eine passende Tages­
familie finden.» Rita Sampogna, Verantwortliche
Tagesfamilien SRK, und ihr Team vermitteln und
begleiten die Betreuung von Kindern im Emmental
und Bern-Mittelland in Tagesfamilien. Alleine im
letzten Jahr waren es 163 Kinder aus 104 Familien,
die bei 60 erfahrenen Betreuungspersonen ein             Die Kinderbetreuung in einer Tagesfamilie kommt dem gewohnten Familienleben sehr nah. Bild: zvg
zusätzliches Zuhause gefunden haben.
                                                         personen sollten einfühlsam, offen und tolerant           Themen wie Erziehung, Ernährung oder Medien­
Individuelle Betreuung                                   sein, Freude an Kindern und der Erziehungsarbeit          konsum. Und nicht zuletzt ist auch die Wohnsitu­
Für Rita Sampogna ist diese Dienstleistung des           haben, sowohl mit Eltern als auch Kindern gut             ation wichtig.» Die Tagesfamilien sollten in einer
SRK Kanton Bern, Region Emmental, eine wichtige          kommunizieren können und politisch und konfessi­          kindsgerechten Umgebung mit einem Zugang
und kostengünstigere Ergänzung zu den bestehen­          onell neutral arbeiten», sagt Rita Sampogna. «Für         nach draussen wohnen, und es müssen genügend
den familienergänzenden Betreuungsangeboten              Eltern spielt zudem sicherlich der Weg eine Rolle,        Spielmöglichkeiten vorhanden sein.
wie Kita, Hort oder Mittagstisch. Eltern suchen          ebenso wie die Einstellung aller Beteiligten zu           Die Tagesfamilien SRK-Vermittlerin hat regelmässig
für ihre Kinder eine zeitlich flexible Betreuung in                                                                Kontakt sowohl zu den Tageseltern als auch den
einem Rahmen, der dem gewohnten Familienleben                                                                      Eltern und berät sie in allen Fragen rund um die
am nächsten kommt. Sie wünschen sich eine feste
                                                         Unterstützung in allen                                    Betreuung der Kinder. Sie stellt auch sicher, dass
Bezugsperson, die sich um ihr Kind kümmert, mit          Lebensphasen                                              sich die Betreuungspersonen nach dem gesetzlich
ihm spielt, Hausaufgaben macht, es fördert oder          Das Schweizerische Rote Kreuz Kanton                      vorgeschriebenen Einführungskurs und Nothelfer­
aufmuntert, wenn es traurig ist.                         Bern, Region Emmental, hilft Menschen                     kurs für Kleinkinder regelmässig weiterbilden.
Die Betreuungsperson integriert eines oder mehre­        in jeder Lebensphase und jeden Alters.
re ihr anvertraute Kinder vom Säuglings- bis zum         20 Mitarbeitende, 60 Tagesfa­milien und
Schulkindalter stunden-, halbtags- oder tageweise        über 400 Freiwillige erfüllen Aufgaben                                 Die Auskunftsperson
in ihre eigene Familie. Sie pflegt und umsorgt es        im Sinne des Rotkreuzge­dankens wie
liebevoll und ist sich der Verantwortung bewusst,        Entlastung Angehörige SRK, Besuchs-
dass sie eine wichtige Bezugsperson für das              und Begleitdienst SRK, Rotkreuz-Fahr-
Tageskind ist. «Die Betreuung eines Kindes durch         dienst, Rotkreuz-Notruf, Kinderbetreu-
zwei Familien setzt voraus, dass beide Familien eng      ung zu Hause SRK, Tagesfamilien SRK,
zusammenarbeiten und dass die gegenseitigen              Einkaufsdienst SRK und weitere Dienst-
                                                         leistungen. Das Einzugsgebiet umfasst                                  Rita Sampogna
Bedürfnisse und Vorstellungen schon zu Beginn
                                                         das gesamte Emmental.                                                  Verantwortliche Tagesfamilien SRK
geklärt werden», sagt Rita Sampogna.

                                                         Geschäftsstelle Burgdorf:                                              Kontakt:
Qualifizierte Tagesfamilien
                                                         Tel. 034 420 07 70;                                                    Schweizerisches Rotes Kreuz
Um die Betreuungsqualität sicherzustellen, wählt                                                                                Kanton Bern, Region Emmental
                                                         Büro Langnau: Tel. 034 402 14 11
die Tagesfamilien SRK die Betreuungspersonen                                                                                    Lyssachstrasse 91, 3400 Burgdorf
                                                         info-emmental@srk-bern.ch
sorgfältig aus und stellt auch sicher, dass ihre                                                                                Tel. 034 420 07 73
                                                         www.srk-bern.ch/emmental
Arbeitsweisen dem pädagogischen Konzept für Ta­                                                                                 tagesfamilien-emmental@srk-bern.ch
gesfamilienbetreuung entsprechen. «Betreuungs­                                                                                  srk-bern.ch/emmental/tagesfamilien

2 | Gesundheit Emmental Juni 2021
2020 Emmental Venenzentrum Emmental: Expertise für Krampfadern Seite 6 Mahlzeitendienst der Spitex hoch im Kurs - Spitex Region Lueg
Editorial                                              Inhalt
Nach fast anderthalb Jahren werden die Publi­          Morbus Parkinson: mit frühzeitiger Therapie gute
kumsvorträge im Spital Emmental ab August 2021         Lebensqualität erhalten                                                                         4
wieder vor Ort und mit einem Live-Publikum             «Venenzentrum Emmental»: kompetente Behandlung
durchgeführt – mit entsprechenden Schutz­              von Krampfadern                                                                                 6
massnahmen und unter dem Vorbehalt, dass die
                                                       Psychosen: Realität wird anders erlebt                                                          8
Corona-Lage stabil bleibt. Für die Teilnehmenden
bieten diese Informationsanlässe nicht nur eine        dahlia Emmental: Aktivierung überbrückt in Corona-Zeiten Distanz                              10
gute Gelegenheit, sich von den Fachleuten über         Verwaltungsratspräsident und CEO im Interview: «Das Spital
Erkrankungen und moderne Behandlungsmetho­             hat sich als krisenresistent erwiesen.»                                                       12
den informieren zu lassen, sondern sie haben auch      Geschäftsjahr 2020: Spital trotzte der Pandemie                                               14
die Möglichkeit, den Vortragenden direkt Fragen
zu stellen oder mit ihnen zu diskutieren. Und
                                                       Spital Emmental: das letzte Jahr in Bildern 
                                                       Krebsbehandlungen: Eine Chemotherapie vor einer Operation
                                                                                                                                                      16
                                                                                                                                                                               4
neue Ärztinnen und Ärzte des Spitals Emmental
                                                       kann die Aussichten verbessern                                                                18
können sich bei dieser Gelegenheit einer breiten
Öffentlichkeit vorstellen und einen Einblick in        Spitex-Mahlzeitendienst: Corona verstärkt die Nachfrage                                       20
ihr Fachgebiet geben. Einen Überblick über alle        Orthopädie: Spezialisierung verbessert Behandlung                                             22
Vorträge finden Sie auf der letzten Seite.             Diabetes: Entdeckung des Insulins war ein Segen für Diabetiker                                24
                                                       Neuer Chefarzt Chirurgie in Langnau will Patienten auf
Einen hoffentlich spannenden Themenmix bietet
                                                       Augenhöhe begegnen                                                                            26
auch das aktuelle «Gesundheit Emmental». Der
Artikel «Nähe schaffen – trotz Distanz» beispiels­     Dr. med. Alexander Stupnicki verabschiedet sich vom Spitalleben                               27
weise zeigt eindrücklich auf, wie die Bewohnerin­      Pensionierter Zahnarzt ist einmal pro Monat zu Gast
nen und Bewohner der Pflege- und Langzeitin­           im Langnauer Operationssaal                                                                   28
stitution dahlia Emmental im vergangenen Jahr
in ihren sozialen Kontakten eingeschränkt waren,
                                                       Elektronischer Medikamentenplan soll Patientensicherheit erhöhen                              30                       8
                                                       Neue Kaderpersonen und Vorträge rund um die Gesundheit                                        32
nachdem die Türen wegen Corona für Aussenste­
hende von einem Tag auf den anderen geschlos­
sen werden mussten. Um die fehlenden Kontakte
zur Aussenwelt zu kompensieren, hat sich das
Team der Aktivierung, gemeinsam mit Mitarbeiten­
den, einiges einfallen lassen (Seite 10).

Eindrücklich ist weiter auch die Entdeckung des
Insulins vor genau 100 Jahren. Am 27. Juli 1921
gelang es dem kanadischen Mediziner Frederick
Banting und seinem Assistenten Charles Best an
der Universität in Toronto erstmals, Insulin aus der                                                                                                                           20
Bauchspeicheldrüse von Hunden zu isolieren. Dank
dieses medizinischen Durchbruchs konnten seither
zahlreiche Menschen mit Diabetes mellitus behan­
delt werden, die ohne diesen Wirkstoff gestorben       Impressum: Das Magazin «Gesundheit Emmental» entsteht in Zusammenarbeit der Regionalspital
                                                       Emmental AG mit weiteren Gesundheitsinstitutionen der Region Emmental. Auflage: 63 000 Exemplare
wären. Diese «Erfolgsgeschichte» finden Sie auf        Erscheinungsweise, nächste Ausgabe: Das Magazin erscheint zwei Mal pro Jahr, die nächste
Seite 24.                                              Ausgabe im Dezember 2021.
                                                       Herausgeber: Regionalspital Emmental AG, Oberburgstrasse 54, 3400 Burgdorf, Tel. 034 421 21 21,
                                                       info@spital-emmental.ch
                                                       Redaktion und Gestaltung: Regionalspital Emmental AG, Kommunikation, Kerstin Wälti,
Viel Spass bei der Lektüre                             Rolf Gerber (Grafik).
                                                       Produktion: Merkur Druck AG, Langenthal
                                                       Spedition: DMB Direct Mail Biel Bienne AG, Biel
Kerstin Wälti
Mitarbeiterin Marketing und Kommunikation
im Spital Emmental
                                                       In den Magazintexten sind stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gleichermassen
                                                       gemeint; aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird manchmal nur die männliche oder die weibliche
                                                       Form verwendet.
                                                                                                                                                                               24
                                                                                                                                           Gesundheit Emmental Juni 2021 | 3
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Morbus Parkinson

Eine Krankheit –
viele verschiedene Gesichter

Das Zittern ist ein typisches Symptom von Morbus Parkinson. Bild: Adobe Stock

Morbus Parkinson ist zwar nicht heilbar,                   Prozess stark beschleunigt. Die Ursache ist noch      und werden von den Betroffenen selbst kaum
dessen Ursachen nach wie vor weitgehend                    ungeklärt. Da bei Untersuchungen die Anreiche­        wahrgenommen oder dem Alter zugeschrieben.
unbekannt. Mit einer frühzeitigen Therapie                 rung eines fehlgefalteten Proteins (Alpha-Synu­       Sogenannte nichtmotorische Frühsymptome
können die Symptome jedoch meistens über                   clein) auch im Darm gefunden wurde, geht man          können sich über viele Jahre langsam aufbauen.
viele Jahre effizient behandelt und es kann                zunehmend davon aus, dass Umweltfaktoren bei          Das sind zum Beispiel Depressionen, Verstopfung
eine gute Lebensqualität erreicht werden.                  der Entstehung eine Rolle spielen. Das Protein        und Riechprobleme. Auffällig sind Schlafstörungen,
                                                           gelangt vom Darm in das Nervensystem des Darms        bei denen die Betroffenen ihre Träume im Schlaf
Morbus Parkinson, umgangssprachlich auch                   und von da über Nervenverbindungen ins Gehirn.        hyperaktiv ausleben, um sich schlagen, schreien.
«Schüttelkrankheit» oder «Schüttellähmung»                 Beim familiären Parkinson-Syndrom, bei dem die        Dies passiert unbewusst und fällt den Angehörigen
genannt, ist nach der Alzheimer-Demenz die zweit­          Betroffenen oft bereits vor dem 40. Lebensjahr        eher auf als den Betroffenen. Manche Patienten
häufigste neurodegenerative Erkrankung. Frauen             erkranken, sind auch genetische Faktoren beteiligt.   fühlen sich müde oder vergesslich. Die Mimik kann
und Männer sind etwa gleich häufig betroffen.              Es gibt noch weitere Parkinson-Arten, zum Beispiel    abnehmen, die Sprache leiser werden, die Betroffe­
Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter: Bei            das sekundäre Parkinson-Syndrom, das die Folge        nen reagieren gereizt oder sind depressiv.
den 60-Jährigen sind etwa einer von 100, bei den           sein kann von bestimmten Medikamenten, ande­          Wenn der Dopamin-Gehalt um 70 bis 80 Prozent
80-Jährigen etwa drei von 100 betroffen.                   ren Erkrankungen (z.B. häufige kleine Schlagan­       abgesunken ist, treten motorische Symptome auf.
                                                           fälle, Vergiftungen oder Hirnverletzungen). Eine      Die Regulierung der Muskeln bzw. das Zusammen­
Schwierige Ursachensuche                                   weitere Form, das atypische Parkinson-Syndrom,        spiel von An- und Entspannung ist dann gestört.
Im Gehirn produzieren Nervenzellen Dopamin;                entsteht im Rahmen anderer neurodegenerativen         Es kann zu Missempfindungen oder Schmerzen im
nur dank diesem Botenstoff können sie überhaupt            Erkrankungen.                                         Nacken, Rücken oder in den Extremitäten kommen.
miteinander kommunizieren und Signale an andere                                                                  Die Patienten selbst bemerken eventuell, dass sie
Hirnregionen übertragen. Im Laufe des Lebens               Symptome sind sehr individuell                        Beine oder Arme nicht mehr so schnell bewegen
sterben die Zellen natürlicherweise nach und nach          Morbus Parkinson hat viele verschiedene Gesichter.    können. Sie fühlen sich steif, unsicher und unge­
ab. Bei der weitaus häufigsten Krankheitsform,             Die Beschwerden und der Verlauf sind sehr indivi­     wöhnlich langsam. Sie gehen gebeugter, machen
dem idiopathischen Parkinson-Syndrom, ist dieser           duell. Die Symptome sind zu Beginn oft geringfügig    kleinere Schritte, können plötzliche, unvorherge­

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2020 Emmental Venenzentrum Emmental: Expertise für Krampfadern Seite 6 Mahlzeitendienst der Spitex hoch im Kurs - Spitex Region Lueg
sehene Bewegungen nicht mehr auffangen und             Medikamente ersetzen Dopamin                            implantiert und – ebenfalls unter der Haut – mit
stürzen öfters. Die Bewältigung des Alltags fällt      Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, die             der Elektrode verbunden. Mittels elektrischer Reize
schwerer, gewohnte Bewegungen wie waschen              Ausprägung der Symptome nimmt laufend zu.               wird die Aktivität der für die Bewegungsstörungen
oder sich anziehen dauern länger als früher. Die       Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome            verantwortlichen Neuronen in der Umgebung der
Handschrift wird kleiner, wirkt verkrampft. Ein        zu mildern und die Lebensqualität zu verbessern.        Hirnelektrode unterdrückt. Dadurch verbessern sich
Zittern zum Beispiel der Hand kann, muss aber          Weil Krankheitsbild und Verlauf variieren, wird         sowohl die Motorik als auch die Impulskontrolle
nicht auftreten.                                       die Therapie individuell angepasst. Verschiedene        und die Mobilität der Patienten deutlich. Medika­
Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommt es          Medikamente stehen im Vordergrund, wobei milde          mente können teils erheblich reduziert werden. Die
zu einer immer stärkeren Behinderung, und die vier     Symptome anfangs manchmal auch gar keine                Feinjustierung des Hirnschrittmachers erfolgt in den
typischen Hauptbeschwerden werden deutlicher:          Therapie erfordern und nur mit intensiver Bewe­         Wochen und Monaten nach dem Eingriff. Die ein­
Bewegungsarmut (Akinese), Muskelversteifung (Ri­       gungstherapie behandelt werden können. Häufig           gebaute Batterie hält für gewöhnlich drei bis fünf
gor), Zittern (Tremor) und Störungen der Haltungs­     werden anfangs sogenannte Dopamin-Agonisten             Jahre. Auch andere operative Möglichkeiten (zum
stabilität (Posturale Instabilität) – anfangs häufig   eingesetzt, das sind Moleküle, die dem Dopamin          Beispiel die kontinuierliche Dopamin-Gabe in den
nur oder überwiegend auf einer Körperseite. Hinzu      sehr ähnlich sind. Am wirkungsvollsten ist jedoch       Dünndarm mittels Pumpe) stehen zur Verfügung.
können Störungen des vegetativen Nervensystems,        L-Dopa (Levodopa), eine Substanz, die in Form von
                                                       Tabletten, Kapseln oder Tropfen eingenommen             In Bewegung bleiben
                                                       und im Gehirn vom Enzym Dopa-Decarboxylase in           Die medikamentösen und operativen Behandlungs­
«Sport hilft, so lange                                 Dopamin umgewandelt wird. L-Dopa ist lebenslang         konzepte sollten mit spezialisierter Physiotherapie,

wie möglich eine gute                                  wirksam und hat kaum Nebenwirkungen. Eine               eventuell auch Ergotherapie und Logopädie
                                                                                                               unterstützt werden. Auch Sport – im Rahmen des
                                                       anfangs niedrige Dosis wird schrittweise gestei­
Beweglichkeit zu                                       gert, bis der gewünschte Effekt eintritt. Weil die      Möglichen – hilft, so lange wie möglich eine gute

erhalten.»                                             Krankheit fortschreitet, muss die Dosis regelmässig
                                                       neu angepasst werden. Bei jüngeren Patienten
                                                                                                               Beweglichkeit zu erhalten. Durch frühzeitiges,
                                                                                                               regelmässiges Training bilden sich im Gehirn neue
                                                       wird L-Dopa meist initial zurückhaltend eingesetzt,     Nervenzellen, Verknüpfungen und «Programme».
beispielsweise eine Blasenschwäche, Schwankun­         da es in höheren Dosen nach einigen Jahren zu           Bei einer gut eingestellten Therapie sowie einem
gen von Blutdruck und Körpertemperatur oder            Wirkungsschwankungen – einerseits Überbewe­             aktiven, gesunden Lebensstil ist die Lebenserwar­
Erektionsstörungen kommen. Ungefähr ein Drittel        gungen (sogenannte Dyskinesien) und andererseits        tung bei Parkinson-Patienten meistens ähnlich wie
der Patienten entwickelt im Krankheitsverlauf          Blockaden – kommen kann. Weitere Medikamente            bei einem Gesunden.
zusätzlich eine Demenz mit einer gestörten Auf­        können die Wirkung der Therapien unterstützen
merksamkeit und einem verlangsamten Denken.            und die Nebenwirkungen reduzieren. Auch andere
                                                       störende Symptome wie Verstopfung, häufiges              Vortrag
Klinische Diagnose                                     Wasserlösen oder zu starker Speichelfluss können
Ein Arztbesuch empfiehlt sich dann, wenn störende      gut medikamentös gelindert werden.                       Morbus Parkinson –
und die Lebensqualität negativ beeinflussende                                                                   mehr als nur eine Bewegungs­
Symptome beobachtet werden. Morbus Parkin­             Der Hirnschrittmacher                                    störung
son ist eine klinische Diagnose, die aufgrund          Wenn die medikamentöse Behandlung mit
des Beschwerdebildes sowie der körperlichen            den Jahren wegen der Wirkungsschwankungen
und neurologischen Untersuchung gestellt wird.         schwie­rig wird, kann ein neurochirurgischer Eingriff
Normalerweise wird auch eine Bildgebung des            sinnvoll sein – das Einsetzen eines Hirnschrittma­       Mehr Informationen auf der letzten Seite
Gehirns (meist eine Magnetresonanztomografie)          chers, auch «Tiefe Hirnstimulation» (TSH) genannt.
veranlasst. Nur gelegentlich und bei speziellen In­    Dabei wird nach einer ausführlichen Abklärung
dikationen wird auch eine DaTScan-Untersuchung         an einem Zentrumsspital in einem ersten Schritt
                                                                                                                           Die Auskunftsperson
zur Unterstützung der Diagnose durchgeführt –          über ein kleines Loch unter lokaler Betäubung
eine nuklearmedizinische Untersuchung, um die          in der Schädeldecke eine winzige Elektrode im
Funktionsfähigkeit der Dopamin-Transporter zu          Gehirn verankert. Danach wird unter Narkose
überprüfen.                                            unter der Haut beim Schlüsselbein ein Impulsgeber

Botulinumtoxin-Sprechstunde
Seit Januar dieses Jahres gibt es am Spital Emmental eine Botox-Sprechstunde, für die                                      Dr. med. Gaby Schoch
Dr. med. Gaby Schoch verantwortlich ist. Die Botulinumtoxin (Botox)-Therapie wird                                          Fachärztin FMH für Neurologie
angewendet bei übermässiger Muskelspannung (Spastik), bei Multipler Sklerose, nach                                         Leitende Ärztin Neurologie
Schlaganfall, bei Cerebralparese, bei halbseitigen Gesichtskrämpfen (Hemifazialer
Spasmus), unbeeinflussbaren Bewegungsstörungen (Fokale Dystonien), insbesondere                                            Kontakt:
Schiefhals (Torticollis), Schreibkrampf und Lidkrampf (Blepharospasmus). Die Botox-                                        Spital Emmental
Injektionen erfolgen in der Regel unter EMG-Kontrolle (Elektromyographie = Messung                                         Oberburgstrasse 54, 3400 Burgdorf
der Muskelaktivität), gegebenenfalls auch mit Ultraschall-Unterstützung.                                                   Tel. 034 421 19 15
                                                                                                                           neurologie@spital-emmental.ch

                                                                                                                       Gesundheit Emmental Juni 2021 | 5
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Venenerkrankungen

Gebündelte Kompetenz in der
Venenbehandlung

Im «Venenzentrum Emmental» werden sämtliche Methoden der modernen Krampfadernbehandlung angeboten. Bild: Adobe Stock

Ende April hat das Spital Emmental am                 Ein zunehmendes Gesundheitsproblem                    chirurgischen Krampfaderoperation sind dies
Standort Langnau das interdisziplinäre                «Aufgrund der demografischen Entwicklung              insbesondere auch die schonenden endovenö­
Venenzentrum Emmental eröffnet. Es                    rechnen wir mit einer weiteren Zunahme von            sen Laserverfahren und die Schaumverödung
ist spezialisiert auf die Diagnostik und              Venenerkrankungen», sagt Prof. Dr. med. Stephan       (Sklerosierung). «Nicht alle Krampfadern müssen
Behandlung von medizinischen und                      Vorburger, Chefarzt und Leiter der Chirurgischen      behandelt werden – ausschlaggebend sind der
kosmetischen Venenproblemen und                       Kliniken, und fährt fort: «Mit dem neuen Venen­       Grad der Schädigung, der Leidensdruck und/oder
bietet die ganze Palette an modernen                  zentrum wollen wir uns für dieses zunehmende          der Wunsch, die kosmetisch störenden Kramp­
Therapieverfahren an, insbesondere auch               Gesundheitsproblem wappnen und Patientinnen           fadern zu behandeln», sagt Prof. Vorburger.
die schonenden endovenösen Laserver­                  und Patienten im gesamten Emmental und
fahren.                                               da­rüber hinaus eine kompetente, zeit- und kos­       Ein einziger Ansprechpartner für Patienten
                                                      tensparende Therapie anbieten.»                       Die Patientinnen und Patienten des Venenzent­
Venenerkrankungen sind weitverbreitet und kön­                                                              rums profitieren sowohl von der Interdisziplinari­
nen unbehandelt zu schweren Folgeerscheinun­          Breites Behandlungsangebot                            tät als auch von einer Vereinfachung der Abläufe
gen und Gesundheitsschäden führen. Rund 60            Das Venenzentrum Emmental ist spezialisiert auf       und davon, dass sie mit dem Venenzentrum einen
Prozent der Erwachsenen zeigen bereits geringe        die Diagnostik und Behandlung von medizini­           einzigen Ansprechpartner haben, der alle nötigen
Veränderungen an den Venen; jede dritte Frau          schen und kosmetischen Venenproblemen – dazu          Termine für Untersuchungen, Behandlungen und
und jeder fünfte Mann leidet unter Krampf­adern.      gehören Krampfadern, Besenreiser, Venenthrom­         die Nachsorge organisiert. Nach der angiolo­
Diese sind nicht nur ein kosmetisches Prob­           bosen, Venenentzündungen, Beinschwellungen            gischen Abklärung im Venenzentrum oder bei
lem, sondern führen häufig zu schmerzenden,           sowie Wunden am Unterschenkel. Die ambulante          niedergelassenen Spezialistinnen und Spezialisten
geschwollenen, müden oder schweren Beinen             wie auch die stationäre Behandlung erfolgt durch      erfolgt die Therapie zu einem Grossteil in Lang­
und sogar zu ernsthaften Komplikationen und           ein interdisziplinäres Team aus erfahrenen Chirur­    nau. Die Sprechstunden und Voruntersuchungen
Folgeschäden wie Thrombosen (Blutgerinnsel),          gen und Chirurginnen sowie Angiologen, die die        werden wohnortsnah – je nach Wunsch – sowohl
Venenentzündungen, chronischen Wunden oder            modernsten Methoden der Venendiagnostik und           in Burgdorf als auch in den frisch renovierten
gar offenen Beinen. Eine frühe Erkennung und          Therapie anwenden.                                    Behandlungsräumen des neuen Venenzentrums
Behandlung kann Beschwerden lindern und               Angeboten werden sämtliche Methoden der               durchgeführt.
Komplikationen verhindern.                            modernen Krampfadernbehandlung; nebst der

6 | Gesundheit Emmental Juni 2021
2020 Emmental Venenzentrum Emmental: Expertise für Krampfadern Seite 6 Mahlzeitendienst der Spitex hoch im Kurs - Spitex Region Lueg
Kurzinterview mit Dr. med. Matthias Schneider, Leiter Venenzentrum Emmental

«Therapie wird individuell angepasst»
Krampfadern sind gewissermassen eine                     Krampfadern müssen nicht immer behandelt               reiser können verödet werden (Sklerotherapie). Sind
«Volkskrankheit». Wie kommt es zu dieser                 werden, vor allem nicht, wenn der Leidensdruck         grössere Venen betroffen, kommt ein chirurgisches
häufigen Venenveränderung?                               nicht sehr gross ist. Wenn die Beine jedoch immer      Verfahren, meistens das Venen-Stripping, oder
Dr. med. Matthias Schneider: Krampfadern sind                                                                   eine Lasertherapie zum Einsatz. Zur Behandlung
krankhaft veränderte Venen des oberflächlichen           «Wenn die Beine                                        von stark geschlängelten Krampfadern kommt die
Venensystems, meistens hervorgerufen durch eine                                                                 Lasertherapie jedoch nicht infrage. Beide Methoden
Schwächung der Venenwand und aufgrund schlecht           öfter anschwellen und                                  – Chirurgie und Laser – sind gleich effi­zient, auch
funktionierender Venenklappen. Langes Stehen,            schmerzen, ist ein Arzt-                               die Langzeitresultate sind miteinander vergleichbar.
eine angeborene Venenklappen- oder Bindege­
websschwäche, Schwangerschaft, Übergewicht,              besuch ratsam.»
zunehmendes Alter, Bewegungsmangel und andere
Faktoren können diese Venenklappen schädigen,
sodass sie nicht mehr schliessen. Als Folge staut sich
                                                         öfter anschwellen, Schmerzen oder ein Schwere­
                                                         gefühl auftreten und die Krampfadern zunehmend
                                                                                                                 Vortrag
das Blut, die geschädigten Venen erweitern sich und      sichtbar werden, ist ein Arztbesuch in jedem Fall       Krampfadern – mehr als nur
nehmen einen geschlängelten Verlauf an.                  ratsam. Denn es gilt, ernsthafte Komplikationen wie
                                                                                                                 ein kosmetisches Problem
                                                         schlecht heilende Wundgeschwüre oder gar eine
Was sind die typischen Symptome von                      lebensgefährliche Lungenembolie zu verhindern.
Krampfadern?
Schwere, müde, juckende oder schmerzende Beine,          Es gibt heute mehrere Methoden, Krampf­
nächtliche Waden- oder Fusskrämpfe, geschwollene         adern zu behandeln. Wie findet man für sich             Mehr Informationen auf der letzten Seite
Knöchel und Füsse oder Hautveränderungen sind            die richtige?
typische Anzeichen dafür, dass etwas mit den Venen       Jede Therapie wird individuell auf die Bedürfnisse
nicht stimmt. In ausgeprägten Fällen kann es zu          der Patientinnen und Patienten abgestimmt. Welche
Wassereinlagerungen (Ödemen), Hautentzündun­             Therapie im Einzelfall am besten geeignet ist, hängt
gen und Pigmentierungen kommen. Die Beschwer­            nebst dem Gesundheitszustand der Patientin, des                    Die Auskunftspersonen
den verschlimmern sich in der Regel gegen Abend,         Patienten auch davon ab, welche Venen und welche
nach langem Sitzen oder Stehen sowie bei warmem          Venenabschnitte betroffen sind und wie weit die
Wetter, und sie verbessern sich beim Umhergehen          Erkrankung fortgeschritten ist. In einem frühen
oder wenn die Beine hochgelagert werden.                 Stadium versucht man, den Abtransport des Blutes
                                                         konservativ mit Kompressionsstrümpfen und/oder
Wann sollten Betroffene zum Arzt gehen?                  -verbänden zu behandeln. Kleine Venen oder Besen­
                                                                                                                            Dr. med. Matthias Schneider
                                                                                                                            Facharzt FMH für Chirurgie
 Behandlungsmöglichkeiten: individuell und bedürfnisorientiert                                                              Leitender Arzt Chirurgie, Leiter des
 Zur Behandlung von Krampfadern steht eine ganze Reihe von Methoden zur Ver-                                                Venenzentrums Emmental
 fügung, die allein oder in Kombination mit anderen Verfahren eingesetzt werden                                             (ab 1. September Chefarzt Chirurgie
 können.                                                                                                                    Langnau)
 Kompressionstherapie: Kompressionsstrümpfe oder -verbände üben Druck auf
 die Beingefässe aus und verbessern den Abtransport des Blutes.
 Medikamentöse Therapie: Medikamente können helfen, Schwellungen und
 Schmerzen zu reduzieren. Eine längerdauernde medikamentöse Therapie ist aber
 nicht empfohlen.
 Sklerotherapie: Mittels injiziertem Verödungsmittel werden die Venen verklebt
 und anschliessend vom Körper abgebaut. Diese Therapie wird vor allem bei kleinkalib-
 rigen Venen, Besenreisern oder Seitenastkrampfadern angewandt.                                                             Prof. Dr. med. Stephan Vorburger
 Endovenöse Lasertherapie: Die erkrankte Stammvene wird mittels Laser erhitzt,                                              Facharzt FMH für Chirurgie
 schrumpft und schliesst sich dadurch. Der Eingriff ist besonders schonend und wenig                                        Chefarzt und Leiter Chirurgische Kliniken
 schmerzhaft. Er erfolgt ambulant und in örtlicher Betäubung. Die Behandlung wird
 seit 2016 von der Krankenkasse übernommen.                                                                                 Kontakt:
 Chirurgische Verfahren: Es stehen unterschiedliche chirurgische Behandlungsmetho-                                          Spital Emmental
 den zur Auswahl. Eine bewährte und seit Jahrzehnten angewandte Methode ist das                                             Venenzentrum Emmental
 Stripping (Herausziehen) der Stammvene. Hierbei wird die betroffene Vene mit einer                                         Dorfbergstrasse 10, 3550 Langnau
 Sonde entfernt und die Seitenvenen anschliessend mit einem Häkchen über kleinste                                           Tel. 034 421 32 60
 Hautschnitte herausgezogen (Phlebektomie).                                                                                 venenzentrum@spital-emmental.ch
                                                                                                                            www.spital-emmental.ch/Venenzentrum

                                                                                                                        Gesundheit Emmental Juni 2021 | 7
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Psychosen

Wahrnehmen und Denken
verändern sich

Dr. med. Michael Strehlen im Beratungsgespräch. Bild: Nina Dick

Bei einer Psychose verlieren Erkrankte                      Psychosen sind gekennzeichnet durch vorüberge­        Vielfältige Symptome
den Bezug zur Realität. Halluzinationen,                    hende oder anhaltende Veränderungen im Erleben        Bekannte Symptome sind Sinnestäuschungen
Wahnvorstellungen und Denkstörungen                         der Realität der Betroffenen, welche sich in den      (Halluzinationen) wie Stimmenhören oder das
gehören zu den auffälligsten Sympto­                        Bereichen Denken, Wahrnehmung, Emotionalität,         Sehen von Dingen, die nicht real sind, falsche
men. Eine Psychose sollte so schnell wie                    Sprache und Bewegung in unterschiedlichem             Überzeugungen (Wahnvorstellungen) wie Verfol­
möglich behandelt werden, um chroni­                        Ausmass bemerkbar machen können. Psychosen            gungswahn respektive Liebeswahn sowie Gefühle,
sche Krankheitsverläufe und Folgeschä­                      können plötzlich (akut) oder schleichend auftreten.   Gedanken lesen zu können oder ferngesteuert zu
den verhindern zu können.                                   Psychotische Zustände stehen im Zusammenhang          sein. Weniger bekannte Symptome sind Störun­
                                                            mit verschiedenen Krankheitsbildern (z.B. Schizo­     gen der Denkstruktur mit Bildung von unver­
In der Regel wird in Zeitschriften wie dieser               phrenie, schwere Depressionen, manisch-depres­        ständlichen/unlogischen Sätzen oder auffällige
von häufigen Problemen wie zum Beispiel                     sive Erkrankungen, Substanzkonsum, Gehirnver­         Körperbewegungen mit Verharren in bestimmten
Depressionen, Schlafstörungen oder Angster­                 letzungen, Stress). Die genauen Ursachen, die         Posen bis hin zur Bewegungsstarre. Es zeigen sich
krankungen berichtet, die sehr viele Menschen               zur Entstehung von Psychosen führen, sind noch        auch wechselhafte Emotionen und zeitweise Ge­
in ärztliche Behandlung führen. Es gibt aber                immer nicht ganz geklärt, man geht aber heute         fühlsregungen, die nicht zum Anlass passen, wie
noch mehr psychiatrische Erkrankungen, die                  davon aus, dass verschiedene Faktoren zur Krank­      beispielsweise Lachen bei einer Beerdigung.
zwar nicht ganz so oft auftreten, aber dennoch              heitsentstehung beitragen, unter ihnen genetische     Menschen, die unter einer Psychose leiden,
einen hohen Leidensdruck für die Betroffe­                  Veranlagungen, veränderte Konzentration von           benehmen sich für Aussenstehende oft seltsam,
nen und deren Umfeld erzeugen. Zu diesen                    Botenstoffen in bestimmten Regionen des Gehirns       auch wenn die Handlungen im Rahmen der
gehören auch die psychotischen Störungen                    (vor allem Dopamin), Stress, Umweltfaktoren,          psychotischen Wahrnehmung für die Betroffenen
(Psychosen).                                                Konsum von Drogen, Hormonspiegel usw.                 absolut sinnvoll erscheinen mögen. So sehen zum

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Beispiel Abwehrbewegungen einer Person, die           eingesetzt. Diese Medikamentengruppe umfasst       Häufig merken die Patientinnen und Patienten, die
unter Halluzinationen ein «Tier» sieht, das nicht     verschiedene ältere und modernere Substan­         unter einer Psychose leiden, selbst nicht, dass bei
real ist, für Aussenstehende, die dieses «Tier»       zen, die im Gehirn die Signalübertragung von       ihnen etwas nicht stimmt, da sie es auf die von
nicht sehen, eher bizarr aus. Die Sprache kann        Botenstoffen (vorwiegend Dopamin) hemmen.          ihnen wahrgenommenen Faktoren schieben, und
unzusammenhängend und unverständlich werden.          Diese Medikamente machen nicht süchtig und         sie sehen daher auch keine Notwendigkeit für eine
Nicht selten kommt es zu Konflikten, weil sich        können auch über längere Zeiträume einge­          Behandlung. Das heisst, dass die Krankheitsein­
die Betroffenen von anderen Personen bedroht,         nommen werden.                                     sicht in vielen Fällen fehlt. Das direkte Umfeld von
verfolgt oder manipuliert fühlen. Häufig ziehen                                                          Menschen, die unter psychotischen Störungen lei­
sich Menschen, die unter einer Psychose leiden,       Krankheitseinsicht fehlt oft                       den (Angehörige, Kollegen, Arbeitgeber, Behörden
zurück und isolieren sich von anderen, schirmen       Ein wichtiges Element der Psychotherapie ist       usw.), ist vielfach hohen Belastungen und Stress
sich sozusagen gegen die «Reize aus der Umwelt»       die Sensibilisierung und Information der Patien­   ausgesetzt. Oft wenden sich Personen aus dem
ab und sind auch für nahestehende Personen nicht      tinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen       Umfeld Hilfe suchend an psychiatrische Institutio­
mehr erreichbar. Aufgrund von starken Ängsten                                                            nen. Für eine psychiatrische Behandlung gehört in
oder Bedrohungsgefühlen kann es in Extremfäl­                                                            der Regel eine gewisse Behandlungsbereitschaft
len sogar zu Zuständen mit Gefährdung Dritter         «Menschen, die unter                               seitens der Patientinnen und Patienten dazu, damit
oder mit Selbstgefährdung kommen. In solchen                                                             sie einigermassen erfolgversprechend ist. In Aus­
Situationen muss sofort gehandelt werden. Wenn
                                                      einer Psychose leiden,                             nahmefällen kann auch eine Behandlung gegen
es nicht mehr möglich ist, die Betroffenen zu einer   benehmen sich für                                  den Willen einer Patientin oder eines Patienten im
Notfallstation zu bringen, bleibt nur noch der Ein­                                                      stationären Rahmen bei Fürsorgerischer Unterbrin­
bezug des Rettungsdienstes und/oder der Polizei.      Aussenstehende oft                                 gung (FU) erfolgen, dies aber nur, wenn eine akute
                                                      seltsam.»                                          Fremd- und/oder Selbstgefährdung vorliegt. Die
Frühzeitige Behandlung                                                                                   Einweisung per FU kann nur durch einen Arzt/eine
Grundsätzlich gilt, dass eine Psychose so                                                                Ärztin oder eine Kindes- und Erwachsenenschutz­
schnell wie möglich behandelt werden sollte,          im Hinblick auf ihre Erkrankung (Psychoeduka­      behörde (KESB) angeordnet werden.
um chronische Krankheitsverläufe und Folge­           tion) und deren Behandlungsmassnahmen, um
schäden verhindern zu können. Die Behandlung          diese besser verstehen und nachvollziehen und
richtet sich in der Regel nach der Grunderkran­       so einen selbstverantwortlichen Umgang mit          Vortrag
kung (z. B. Depression, Schizophrenie), wobei         der Krankheit erreichen zu können. Die Erarbei­
im Idealfall eine Kombination aus psychothe­          tung von Frühwarnzeichen wie Schlafstörungen,
                                                                                                          Psychosen:
rapeutischer und medikamentöser Behandlung            Misstrauen, sozialer Rückzug, erhöhte Sensi­
                                                                                                          Wenn die Realität verzerrt ist
angewendet wird. Als spezifische Medika­              bilität, ungewöhnliche Wahrnehmungen u. a.
mente gegen psychotische Symptome werden              kann in vielen Fällen dabei helfen, Rückfälle zu
sogenannte Neuroleptika (Antipsychotika)              verhindern oder zumindest abzuschwächen.

                                                                                                          Mehr Informationen auf der letzten Seite
Anlaufstelle in schwierigen Lebenssituationen
Eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene ab dem 18. Lebensjahr, Angehörige und
Betreuende ist die zentrale Triage und der Notfall der Psychiatrie Emmental. Sie ist
zuständig für Zuweisungen in sämtliche Angebote der Psychiatrie Emmental und
bietet Abklärungs- und Beratungsgespräche an. Patientinnen und Patienten werden,
wenn es für sinnvoll erachtet wird, auch an andere Angebote vermittelt, wie zum                                      Die Auskunftsperson
Beispiel spezialisierte Suchtberatungen und -therapien oder langfristige ambulante
Behandlungen in Praxen von niedergelassenen Therapeutinnen und Therapeuten. Das
interprofessionelle Team der zentralen Triage setzt sich zusammen aus Pflegefachper-
sonen, Psychologinnen sowie Ärzten. Bei Bedarf können zeitnah Termine vereinbart
werden und eine Fachperson kann, wenn es die Situation erfordert, auch unmittelbar
handeln, um akute Selbst- und/oder Fremdgefährdung gezielt abzuwenden.
Schwierige Lebenssituationen und psychische Krisen sind stets herausfordernd und                                     Dr. med. Michael Strehlen
häufig ausweglos scheinend für die betroffenen Menschen, ihr Umfeld sowie betreu-                                    Facharzt FMH für Psychiatrie und
ende und behandelnde Personen. In diesen Situationen kann eine schnelle, unkompli-                                   Psychotherapie
zierte, gut erreichbare und kompetente Unterstützung durch psychiatrische Fachper-                                   FA Interventionelle Psychiatrie
sonen wichtig werden. Eine solche bietet die Psychiatrie Emmental mit ihrer zentralen                                Leitender Arzt Psychiatrie
Triage und dem Notfall an 24 Stunden pro Tag und 365 Tagen pro Jahr. Unsere Triage
erreichen Sie in Krisen und Notfallsituationen rund um die Uhr telefonisch unter der                                 Kontakt:
Nummer Tel. 034 421 27 27. Für Informationen zum Behandlungsangebot, zur Be-                                         Spital Emmental
handlungsvermittlung sowie zu Beratungen steht Ihnen unter derselben Nummer von                                      Oberburgstrasse 54, 3400 Burgdorf
montags bis freitags von 8.00 bis 18.00 Uhr eine Fachperson zur Verfügung.                                           Tel. 034 421 27 00 (Sekretariat)
                                                                                                                     michael.strehlen@spital-emmental.ch

                                                                                                                 Gesundheit Emmental Juni 2021 | 9
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dahlia Emmental

Nähe schaffen – trotz Distanz

Mit Abstand und viel Kreativität gelang es den Aktivierungsfachpersonen auch während der Coronapandemie, die Nähe zu den Bewohnerinnen und Bewohnern
aufrechtzuerhalten. Bild: Michael Meier

Wie wichtig die Arbeit der Aktivierungs­                organisiert, die von den Bewohnerinnen und               die Öffentlichkeit geschlossen. Das Bundesamt
fachpersonen in einer Pflege- und Langzeit­             Bewohnern geschätzt und rege besucht wurden:             für Gesundheit gab die Empfehlung heraus, bei
institution ist, hat sich im dahlia während             Werken, Kochen und Backen, gemeinsames Sin­              Mahlzeiten oder Gruppenaktivitäten so weit als
des letzten Jahres deutlich gezeigt. Die                gen, Handarbeiten, Spiel und Spass, Jassen, Malen,       möglich Distanz zu halten. Die sozialen Kontakte
Coronapandemie hat die Bewohnerin­                      Vorlesen, Rüsten, Turnen im Sitzen, Gespräche am         zur Aussenwelt, aber auch untereinander, wurden
nen und Bewohner in ihren sozialen                      runden Tisch, Zvieri am Dreikönigstag, Eiertütschen      von einem auf den anderen Tag massiv reduziert.
Kontakten und in der Alltagsgestaltung                  an Ostern oder Basteln für Weihnachten – all diese       «Der erste Lockdown kam sehr abrupt für unsere
stark eingeschränkt. Die Aktivierung hat                Aktivitäten sollten möglichst viele Bewohnerinnen        Bewohnerinnen und Bewohner; einschneidend
Austauschmöglichkeiten und verbindende                  und Bewohner zusammenbringen. Um Kontakte                war vor allem auch, dass Besuche von Verwandten
Angebote geschaffen, um die Isolation zu                untereinander zu fördern und aufrechtzuerhalten.         nicht mehr erlaubt waren.» Um diese fehlenden
überwinden.                                             Um Abwechslung in den Alltag zu bringen und              Kontakte zur Aussenwelt etwas zu kompensieren,
                                                        um die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der        hat das Team der Aktivierung gemeinsam mit
«Von einem Tag auf den anderen mussten wir              Bewohnenden aufrechtzuerhalten.                          anderen Mitarbeitenden, vor allem Restaurantmit­
unsere gewohnte Arbeitsweise gewissermassen                                                                      arbeitenden, einen Besucher- und Postdienst auf­
über den Haufen werfen und viele unserer Aktivie­       Kontakt zur Aussenwelt schaffen                          gebaut. «Wir haben unsere Bewohnerinnen und
rungsangebote umstellen.» Heidi Jakob, Leiterin         Doch die Coronapandemie veränderte den Alltag            Bewohner in ihren Zimmern besucht, haben ihnen
der Aktivierung im dahlia Lenggen, blickt auf ein       von den Bewohnenden und den Mitarbeitenden               Lesestoff mitgebracht, Geschenke und Blumen
herausforderndes Jahr zurück. Bis im Frühling           des dahlia grundlegend. Plötzlich wurden die             von ihren Angehörigen überbracht, Grüsse und
2020 hat die Aktivierung im dahlia Emmental             Türen für Aussenstehende geschlossen. Das                Nachrichten übermittelt, Gespräche geführt oder
regelmässig ein breites Angebot an Aktivitäten          Gelände wurde abgesperrt, das Restaurant für             einfach zugehört», so Heidi Jakob. All diese Gesten

10 | Gesundheit Emmental Juni 2021
haben zwar die Besuche der Angehörigen nicht          Tagesablauf auf den einzelnen Wohngruppen              Eine weitere Schwierigkeit, die die Kommunikation
ersetzt, doch immerhin konnte so der Kontakt zur      integriert. Auch Musik- und Bewegungseinheiten         erschwerte, war die im Sommer 2020 eingeführte
Aussenwelt aufrechterhalten werden. «Teilweise        standen regelmässig auf dem Programm – unter           Maskentragpflicht. «Für Menschen mit Hör- und
haben wir die Bewohnenden auch unterstützt            Einhaltung des vorgeschriebenen Abstands und           Sehbehinderungen oder für demenziell Erkrankte
beim Telefonieren, denn wir haben die Erfahrung       bei einer festgelegten Sitzordnung im grossen          ist eine Verständigung mit Maske schwieriger», so
gemacht, dass dies immer noch das vertrauteste        Aufenthaltsraum. «Es war noch vieles möglich,          Heidi Jakob. Die Aktivierungs- und Pflegefachper­
und am besten funktionierende Kommunikations­         auch wenn wir Distanz einhalten mussten», sagt         sonen mussten daher noch deutlicher sprechen
mittel ist.» Später waren dann Besuche – mit ge­      Heidi Jakob.                                           und vor allem mehr gestikulieren; «teilweise haben
wissen Einschränkungen – wieder möglich: «Das         In einem weiteren Schritt wurde dann beschlossen,      wir bei Gruppenaktivitäten auch mit Mikrofonen
hat die Mitarbeitenden sehr entlastet und war vor     die Aktivierung nur noch auf den Wohngruppen           gearbeitet, um uns verständlich zu machen. Und
allem für die Bewohnenden sehr wichtig.»              durchzuführen und keine Durchmischung der              wir haben Rituale eingeführt, beispielsweise zur
                                                      verschiedenen Gruppen mehr zuzulassen. «Dieser         Begrüssung oder zur Verabschiedung, um die
Aktivierung an jedem Tag                              familiäre Rahmen hatte auch Vorteile. Es beteilig­     Distanz zu überbrücken.»
Die Coronapandemie bedeutete für die Aktivie­         ten sich so mehr Bewohnerinnen und Bewohner            Wie wichtig der Kontakt untereinander und zur
rungsfachpersonen zu Beginn vor allem Mehrar­         an den Aktivitäten, auch solche, die sich früher       Aussenwelt war, hat das Team auch festgestellt, als
beit, da die freiwilligen Helferinnen und Helfer in   nicht so für ein bestimmtes Aktivierungsangebot        verschiedene Wohngruppen jeweils während zehn
dieser Zeit auch keinen Zutritt zum Haus hatten.      interessiert hatten. Im Grossen und Ganzen wurde       Tagen in Quarantäne mussten: «Wir haben sehr
Und sie mussten ihren Arbeitsalltag neu organi­       das soziale Gefüge durch diese neue Arbeitsweise       gespürt, dass diese Bewohnerinnen und Bewohner
sieren. «Das Programm der Aktivierung wurde           der Aktivierung stärker.»                              die anderen Mitbewohner vermisst haben und wie
durch Corona völlig umgekrempelt. Wir mussten                                                                sie sich gefreut haben, diese nach den zehn Tagen
uns überlegen, wie wir trotz Einschränkungen und      Soziale Integration trotz Corona                       wiederzusehen.» Bei den Quarantäne-Wohngrup­
Distanzempfehlungen ein Aktivierungsprogramm           «Wir mussten sehr flexibel sein und uns jeden Tag     pen waren die Aktivierungsfachpersonen einmal
inklusive Gruppenaktivitäten aufrechterhalten         mit neuen Situationen auseinandersetzen», sagt         mehr die Verbindung zur Aussenwelt: Sie haben
konnten», sagt Heidi Jakob und fährt fort: «Als       Heidi Jakob. «Ein wichtiger Teil unserer Arbeit be­    täglich alle Personen in Quarantäne besucht, sind
Erstes haben wir beschlossen, an jedem Tag            stand darin, Orientierung zu bieten, Sicherheit zu     mit ihnen im Gang spazieren gegangen und haben
Aktivierungselemente anzubieten, auch am              vermitteln und die Kontakte der Bewohnerinnen          Telefongespräche mit anderen dahlia-Bewohnern
Wochenende, und die Angebote der Situation ent­       und Bewohner untereinander aufrechtzuerhalten.»        und Angehörigen vermittelt. In der Weihnachtszeit
sprechend anzupassen.» Es wurden kürzere, aber        Gleichzeitig mussten die Schutzmassnahmen und          haben ihnen auch Schülerinnen und Schüler aus
häufigere Sequenzen der Aktivierung angeboten,        Distanzregeln eingehalten werden. «Das erforderte      Langnau Geschichten am Telefon vorgelesen.
und die Gruppengrösse wurde auf maximal acht          ein gewisses Umdenken bei uns. Die Basis unserer
Personen reduziert.                                   Arbeit ist ja normalerweise die soziale Integra­       Anzeichen des Mitgefühls
Dasselbe Bewegungsprogramm wurde nun                  tion: Wir bringen Menschen mit verschiedenen           Überhaupt war die Solidarität der Bevölkerung mit
nacheinander auf drei Wohngruppen durchgeführt,       Interessen zusammen und vernetzen sie. Wegen           dem dahlia während der einschränkenden Coro­
aus einer «Rüstgruppe» wurden vier, das Vorlesen      der Ansteckungsgefahr waren diese Nähe und             na-Zeit gross. Es trafen Zeichnungen und Briefe
wurde ebenfalls in mehreren Wohngruppen               vor allem die gruppenübergreifenden Zusammen­          von Kindern der Umgebung ein, es wurden Kon­
angeboten. Viele Aktivitäten, wie etwa Kochen         künfte nicht mehr möglich. Jetzt hiess es plötzlich:   zerte von Schulen oder Musikgruppen im Garten
oder Backen, wurden so gut wie möglich in den         Abstand halten.»                                       durchgeführt. Heidi Jakob: «Das Dorf hat grosses
                                                                                                             Mitgefühl gezeigt, und wir haben viele Anfragen
                                                                                                             erhalten, über welche Zeichen der Aufmunterung
Das will Aktivierung                                                                                         sich die Bewohnerinnen und Bewohner des dahlia
Das Ziel der Aktivierung ist das Erhalten und das Fördern der sozialen, seelischen,                          freuen würden.»
geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner unter
Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse, Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen. Sie
                                                                                                                        Die Auskunftsperson
leistet einen wichtigen Beitrag zur guten Lebensqualität von pflegebedürftigen oder
betagten Menschen. Auch wenn die Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr gleich
aktiv und gesund sind wie in jungen Jahren, gibt es immer noch viele Möglichkeiten,
an gesellschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen, etwas herzustellen oder sich sinnvoll zu
beschäftigen. Viele Handlungen können zwar nicht mehr selbstständig ausgeführt wer-
den, aber mit gezielten und individuellen Hilfestellungen ist immer noch vieles möglich.
Aktivierungsfachpersonen unterstützen und motivieren die Bewohnenden des dahlia,
                                                                                                                        Heidi Jakob
ihre vorhandenen Ressourcen zu nutzen und ihre persönlichen Interessen auszuleben.
                                                                                                                        Leiterin Aktivierung dahlia Lenggen
Denn der Wunsch, aktiv am Leben teilzunehmen, sich körperlich, künstlerisch oder so-
zial zu betätigen, hört auch mit dem Übertritt in eine Alters- und Pflegeinstitution nicht
                                                                                                                        Kontakt:
auf. Durch die Teilnahme an den verschiedenen Aktivitäten erleben die Bewohnerinnen
                                                                                                                        Dahlia Verein
und Bewohner ihren Alltag häufig als abwechslungsreich, bereichernd und sinnvoll –
                                                                                                                        Asylstrasse 35, 3550 Langnau
besonders, wenn sie mit ihren Tätigkeiten etwas zum Alltag beitragen können, wie
                                                                                                                        Tel. 034 408 31 11
beispielsweise Bohnen rüsten, Wäsche falten oder Post austragen.
                                                                                                                        lenggen@dahlia.ch; www.dahlia.ch

                                                                                                                   Gesundheit Emmental Juni 2021 | 11
Geschäftsjahr 2020

«Der Zusammenhalt hat uns durch
Auch für das Spital Emmental stand 2020             anderen Kantonen hatten die Spitäler wesentlich     Komplexbehandlung in Langnau, der Erweiterung
ganz im Zeichen von Corona. Dank strate­            stärker unter den Folgen von Corona zu leiden.      der ärztlichen Versorgung in Langzeit-Pflege­
gischer Weitsicht und grossem Effort liess          Bernhard Antener, Verwaltungsratspräsident: Ich     institutionen, der Verstärkung der interdiszi­
sich das Spital vom Virus aber nicht in die         war mir sicher, dass wir uns im Emmental von        plinären Schmerztherapie und der Ergänzung
Knie zwingen. VR-Präsident Bernhard Ante­           Corona nicht in die Knie zwingen lassen. Meine      des physiotherapeutischen Angebots durch die
ner und CEO Anton Schmid blicken zurück.            Zuversicht gründete und gründet auf der bewähr­     GLA:D®-Schweiz-Therapie für Menschen mit Hüft-
                                                    ten Zwei-Standorte-Strategie der wohnortsnahen      und Kniearthrose decken wir die Bedürfnisse im
Vor einem Jahr lautete die Frage: «Wird             erweiterten Grundversorgung des gesamten            Emmental noch besser als bisher ab. Technische
Corona ein Loch in die Spitalkasse reis­            Emmentals. Die diesbezügliche strategische Neu­     Modernisierungen der bildgebenden Verfahren in
sen?» Jetzt wissen wir: Es war zum Glück            ausrichtung Mitte des letzten Jahrzehnts und die    der Radiologie verbessern zudem die radiologi­
nur ein «Löchlein». Weshalb?                        Erneuerung der Infrastruktur mit selbst beschaff­   sche Qualität bei geringerer Strahlenbelastung. In
Anton Schmid, CEO: Ich ging im Mai 2020 davon       ten Finanzmitteln haben sich bewährt. Das Spital    Langnau und Burgdorf bieten wir jetzt die kom­
aus, dass die Pandemie unsere Jahresbilanz          hat sich als krisenresistent erwiesen.              plette Palette an radiologischen Untersuchungen
kräftig rot färben werde, denn der wochenlange                                                          in allen Bereichen des menschlichen Körpers an,
Lockdown im März/April 2020 mit behördlich          Das Spital Emmental zählte 2020 gegen­              auch solche von hoher Komplexität. Zusätzlich
verordnetem Verzicht auf verschiebbare Operatio­    über dem Vorjahr fast 10 000 Patientinnen           hat die Psychiatrie im 2020 erstmals mit grossem
nen und Behandlungen reduzierte die Auslastung      und Patienten mehr. Daraus hätten doch              Erfolg drei stationäre Bettenstationen betrieben.
unseres Spitals praktisch um die Hälfte unserer     eigentlich schwarze Zahlen resultieren              Die wohnortsnahe psychiatrische Versorgung ist
Kapazität. Ausserdem wussten wir damals noch        müssen.                                             somit sehr hoch. Als weitere Highlights möchte
nicht, wie die Zusatzausgaben für die Pandemie­     Anton Schmid: Die Zunahme bei den nicht-psy­        ich auch die hocherfreulichen Zufriedenheitswerte
bewältigung für das ganze 2020 zu Buche schla­      chiatrischen Patienten betraf ausschliesslich       externer und interner Umfragen in den Bereichen
gen würden und wie stark sich der Kanton daran      den ambulanten Bereich und basiert vor allem        Aus- und Weiterbildung und im ambulanten
beteiligen würde. Der tatsächliche Minusbetrag      auf den Corona-Testzahlen. Dieser Bereich wirft     Operationszentrum erwähnen.
im Betriebsertrag belief sich Ende Jahr dann aber   keinen Gewinn ab, ist aber ein wichtiger Dienst     Bernhard Antener: Auf strategischer Ebene sehe
«nur» auf eine halbe Million Franken. Zum einen,    an der Bevölkerung.                                 ich 2020 zwei Highlights. Erstens den positiven
weil der Rückstand bei den Behandlungen und                                                             Abschluss des Neubauprojekts Burgdorf. Die
Operatio­nen im Laufe des Jahres mit vereinten      Wenn Corona nicht wäre: Was würde von               Kosten blieben mit rund 113 Mio. Franken fast
Kräften weitgehend wettgemacht werden konnte.       2020 im Spital in Erinnerung bleiben?               1.6 Mio. unter dem budgetierten Kostendach.
Zum andern hat der Kanton viele – wenn auch         Anton Schmid: Wir konnten das wohnortsnahe          Das ist bei einem Bauvorhaben dieser Grössen­
nicht ganz alle – Corona-Zusatzausgaben über­       medizinische Angebot erneut erweitern. Mit der      ordnung eine absolute Ausnahme. Zu verdanken
nommen, wofür wir ihm sehr dankbar sind. In         Einführung der geriatrischen frührehabilitativen    ist dies vor allem der rigorosen Kostendisziplin

                                         «Das Spital hat sich als krisenresistent
                                         erwiesen.» Bernhard Antener, VR-Präsident

12 | Gesundheit Emmental Juni 2021
die gesamte Krise getragen»
                                                                                                                    Vertrauensbeweis für unser Spital und unsere
                                                                                                                    erfolgreiche Strategieumsetzung.

                                                                                                                    Zurück zu Corona. Was war 2020 die grösste
                                                                                                                    Pandemie-Herausforderung?
                                                                                                                    Anton Schmid: Je nach Pandemiephase waren
                                                                                                                    dies verschiedene Herausforderungen. Am Anfang
                                                                                                                    waren dies sicher das organisatorische Neu­
                                                                                                                    land in der Krise und der kurzzeitige Mangel an
                                                                                                                    Pandemie-Verbrauchsmaterial. Im März/April der
                                                                                                                    Lockdown und die anschliessende Aufholjagd bei
                                                                                                                    den verschobenen Behandlungen. Im Spätherbst
                                                                                                                    dann die dramatisch steigenden Covid-Zahlen, die
                                                                                                                    auch unsere Mitarbeitenden ans Limit brachten. An­
                                                                                                                    fang 2021 schliesslich die rasche Organisation und
                                                                                                                    Personalrekrutierung für die Impfzentren.

                                                                                                                    Und was war der grösste Trumpf
                                                                                                                    im Umgang mit der Pandemie?
                                                                                                                    Bernhard Antener: Ich würde sagen, die Emmenta­
  Das vergangene Jahr stand im Zeichen von Corona: Mit den nötigen Schutzmassnahmen wurden im Spital Emmental       ler Bevölkerung. Einerseits hat sie zu uns gehalten,
  fast so viele Patientinnen und Patienten wie im Vorjahr behandelt.                                                indem sie unsere Spitäler bei der Spitalwahl berück­
                                                                                                                    sichtigt hat. Und anderseits hat sie uns grossartig
  aller Beteiligten und dem Einsatz der Abteilung              unsere finanziellen Voraussetzungen damit besser     unterstützt, als wir im Frühling 2020 Hilfskräfte für
  Technik mit vielen Eigenleistungen. Das zweite               sind, sind wir noch immer nicht auf demselben        die Bewältigung der Pandemie benötigten.
  Highlight war 2020 die Zusage des Kantons, der               Niveau wie die übrigen regionalen Spitalzentren      Anton Schmid: Das sehe ich genauso. Als dritten
  Regionalspital Emmental AG ein verzinsliches                 seit 2012. Damals gingen wir bei der letzten         Trumpf möchte ich unsere hoch motivierten und
  Darlehen von maximal 36 Millionen Franken zu                 Ausschüttung aus dem kantonalen Spitalinvesti­       engagierten Mitarbeitenden nennen. Als es darauf
  gewähren. Das Darlehen verschafft uns eine gute              tionsfonds leer aus, weil der Kanton nicht an die    ankam, haben sie nach der Devise «Gring abe u
  Ausgangslage für die Refinanzierung in zwei                  Refinanzierbarkeit glaubte. Dass der Kanton nun      seckle» gehandelt. Der Zusammenhalt hat uns
  Jahren, wenn unsere Anleihe abläuft. Obwohl                  seine Haltung revidiert hat, werten wir als klaren   durch die gesamte Krise getragen.

                                                  «Dank unseren hoch motivierten und engagierten
                                                  Mitarbeitenden sowie der grossen Solidarität der
                                                  Bevölkerung haben wir das vergangene Jahr gut
                                                  bewältigt.» Anton Schmid, CEO

                                                                                                                           Gesundheit Emmental Juni 2021 | 13
Geschäftsjahr 2020

Spital trotzte 2020 der Pandemie
                                     Das Jahr 2020 stellte das Spital Emmental wegen der Pandemie vor grosse He­
                                     rausforderungen. Trotz Corona konnte die Auslastung fast auf Vorjahresniveau
                                     gehalten werden.

                                     Wie fast alle Schweizer Spitäler litt auch das Spital Emmental vor allem im Frühjahr 2020
                                     unter einem starken, coronabedingten Patientenrückgang. Die Auslastung der Spitalbetten
                                     lag während des Lockdowns im April/Mai 2020 teilweise unter 50 Prozent. Zudem musste
                                     das Spital Emmental beim Personal, bei der Infrastruktur und beim Verbrauchsmaterial
                                     grosse Vorhalteleistungen für die Bewältigung der Pandemie erbringen.
                                     Dennoch gelang es dem Spital Emmental, den «normalen» Spitalbetrieb mit einem
                                     Minimum an Einschränkungen aufrechtzuerhalten und die zeitgerechte Behandlung aller
                                     Patientinnen und Patienten sicherzustellen. CEO Anton Schmid: «Das gesamte Team hat
                                     während des ganzen letzten Jahres konstant eine tolle Leistung erbracht und ein hohes
                                     Engagement gezeigt. Zudem hat sich gezeigt, dass unsere zwei Standorte Burgdorf und
                                     Langnau während der Pandemie ein grosser Vorteil waren. Wir konnten so der Emmentaler
                                     Bevölkerung jederzeit eine wohnortsnahe Versorgung anbieten, sowohl beim Testen und
                                     Impfen als auch in der Patientenpflege.»

                                     Auslastung fast auf Vorjahresniveau
                                     Das Spital Emmental behandelte letztes Jahr an den beiden Standorten Burgdorf und Lang­
                                     nau in allen Fachgebieten inklusive Psychiatrie insgesamt 84 239 Patientinnen und Patienten
                                     (2019: 74 353). Die Zunahme von rund 13,3% umfasst auch 12 343 Corona-Tests. Ohne
                                     Covid-Abstriche hat sich die Zahl der ambulanten Patienten (ohne Psychiatrie) um 3.8%
                                     reduziert. Bei den stationären Patienten (ohne Psychiatrie) betrug der Rückgang 2,9%.
                                     Dies geht aus dem Geschäftsbericht 2020 vom 28. April 2021 hervor.

                                     Covid-Entschädigung vom Kanton
                                     Die Konzernrechnung zeigt einen Verlust von CHF 0.5 Mio. (Vorjahr: Konzerngewinn
                                     CHF 0.3 Mio.). Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA)
                                     beläuft sich auf CHF 10.9 Mio. (EBITDA-Marge 6.0%). Das Ergebnis enthält eine Covid-19-
                                     Entschädigung vom Kanton Bern in der Höhe von 4.2 Mio. Diese Entschädigung basiert auf
                                     der Covid-19-Notverordnung über Massnahmen zur Bewältigung der Coronavirus-Krise
                                     im Gesundheitswesen und deckt einen Teil der Ertragsausfälle sowie der Personal- und
                                     Infrastrukturkosten für die Diagnostik und Behandlung von Covid-19-Patientinnen und
                                     -Patienten.

                                     Angebot erneut erweitert
                                     Mit der Einführung der geriatrischen Akutrehabilitation in Langnau, der Erweiterung der
                                     ärztlichen Versorgung in Langzeit-Pflegeinstitutionen und der Verstärkung der interdiszi­
                                     plinären Schmerztherapie konnte das wohnortsnahe medizinische Angebot 2020 erneut
                                     erweitert werden – trotz der pandemiebedingt deutlich erschwerten Rahmenbedingungen.
                                     Auch in der Diagnostik hat sich das Spital Emmental deutlich weiterentwickelt. Neben der
                                     Etablierung eines neuen RIS (Radiologieinformationssystem) wurden auch die schnittbild­
                                     gebenden Verfahren erneuert und modernisiert.

14 | Gesundheit Emmental Juni 2021
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