INFORM - Magazin für die hessische Landesverwaltung
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Hessische Zentrale für Datenverarbeitung INFORM Magazin für die hessische Landesverwaltung Barrierefreie IT // Digitale Teilhabe für alle ab Seite 12 3/19 Sept. 2019 DMS 4.0 // Menschliche Verfahrenscloud Hessen // 46. Jahrgang Bedürfnisse und technologische Das neue Herz im Rechen- Möglichkeiten ab Seite 30 zentrum der HZD ab Seite 38
2 INFORM 3/19 // IMPRESSUM INFORM Druck erscheint viermal jährlich (46. Jahrgang) AC medienhaus GmbH, www.acmedienhaus.de Herausgeber Fotos © photocrew/AdobeStock: Titel, S. 18-19; © ekostsov/Ad Hessische Zentrale für Datenverarbeitung obeStock: S. 5, 45; © pixelkorn /AdobeStock: S. 5, 51; © Mainzer Straße 29, 65185 Wiesbaden max-langelot t /unsplash 6–7; © josh-calabrese/unsplash: Telefon: 0611 340- 0 S. 19; © Markus-spiske/unsplash: S. 20; © endostock / pressestelle@hzd.hessen.de, www.hzd.hessen.de AdobeStock: S. 28;© STK Salome Roessler S. 33; ©nd3000/AdobeStock: S.56; Alle anderen © HZD Chefredaktion Manuel Milani Grafiken © Agentur 42 oHG: S. 34 –35, 45 Redaktion Birgit Lehr, Simone Schütz Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind Beirat urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, Markus Brückner, Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, nur mit schriftlicher Genehmigung der HZD. Dr. Bernhard Fussel, Dr. Alberto Kohl, Susanne Mehl, Manfred Pospich, Eckart Ruß Wenn Sie die INFORM regelmäßig erhalten möchten, Grafisches Konzept schreiben Sie uns: infomaterial@hzd.hessen.de oder rufen Agentur 42 oHG | Konzept & Design, www.agentur42.de Sie uns an: Telefon 0611 340-3118
EDITORIAL // INFORM 3/19 3 Liebe Leserin, lieber Leser, seit knapp einem Jahr sind die Teilhaberichtlinien des Landes Hessen in Kraf t gesetzt. „Menschen mit Behinderungen definieren sich wie alle Menschen nicht über ihre Defizite, sondern über ihre per sönliche Leistungsfähigkeit. Deshalb betonen die UN-Behinder tenrechtskonvention und das SGB IX schen Umsetzung sind das neue Mitarbeiterpor tal schon in ihrer Begrif flichkeit ,Menschen mit Behin und die Sof tware-Ergonomie-Richtlinie für Fachan derungen‘ zunächst das Menschsein und dann die wendungen ERBe Gradmesser für Barrierefreiheit Behinderung“. in der IT. Die Hessische Landesregierung hat sich schon Diese Ausgabe der INFORM stellen wir übrigens 2001 verpflichtet, wenigstens 6 Prozent der Arbeits erstmalig als barrierefreies PDF auf unserer Home plätze in der Landesverwaltung mit schwerbehin- page www.hzd.hessen.de zur Verfügung – eine der ten Menschen zu besetzen. Der Grund dafür ist längst überfällige Umstellung. ebenso einfach wie traurig: Menschen mit Behinde Erstmalig in dieser Ausgabe finden Sie auch un rungen sind überpropor tional von Arbeitslosigkeit sere neue Rubrik „Wie steht es eigentlich um …?“. betrof fen bzw. bedroht. Aktuell arbeiten in der ge Digitalministerin Kristina Sinemus oder Staats samten hessischen Landesverwaltung 7,28 Prozent sekretär und CIO Patrick Burghardt werden ab behinder te Menschen, im Finanzressor t sind es sofor t in jeder INFORM Stellung zu einem Thema sogar 11,11 Prozent. beziehen, das die Digitalisierung der Verwaltung Den Schwerpunk t dieser INFORM-Ausgabe wid betriff t. men wir dem Thema „Barrierefreie IT – Digitale Teilhabe für alle“. Das Thema gewinnt immer mehr Eine interessante und barrierefreie Lektüre an Bedeutung. Die Verwaltung und insbesondere wünscht Ihnen Hessen nehmen eine Vorreiterrolle ein, stellt die Landesbeauf tragte für barrierefreie IT Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bex ten im Gespräch mit Ihr INFORM klar. Sie und ihr Team aus der Durchset zungs- und Überwachungsstelle zeigen auf, was sie dafür tun. Unser HZD-Mitarbeiter Michael Alten hofen ist von Gebur t an blind. Er gewähr t uns einen Joachim Kaiser „Einblick“ in seinen Arbeitsalltag. In der techni Direktor der HZD
4 INFORM 3/19 // INHALT Schwerpunkt: Barrierefreie IT Barrieren in der IT abbauen – für wen und wie? Dar über berichtet INFORM und sprach dafür unter an derem mit Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten, der Landesbeauf tragten für barrierefreie IT. Hessen ist das erste Land mit einer solchen Einrichtung und Vorreiter bei dem Thema, das immer mehr an Be deutung gewinnt. // Inhalt n o t iz e n 8 Kurznachrichten aus Deutschland, Hessen und der HZD kol u mn e 11 HZD Web-Lounge Digitale Teilhabe für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Denk-Prozesse 12 barrierefreie it – digitale teilhabe für alle Eine digitale Identität „Als Mitarbeiter des Landes Hessen möchte ich mich mit meinem Mitarbeiterkonto einfach, bequem und 14 „Barrierefreie IT betrifft jeden“ sicher anmelden können, um meine Geschäftsrolle(n) Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten, Landesbeauf tragte in den dazugehörigen Fachverfahren sachgerecht für barrierefreie IT, im Gespräch ausfüllen zu können.“ So lautet die Vision des Enter prise Identity Management-Projektes. Dazu braucht 19 Auf dem Weg zur digitalen Gleichberechtigung es langfristig die Etablierung eines modernen be Die hessische Stabsstelle für barrierefreie IT hördenübergreifenden Identity und Access Mana gements im Land Hessen. 22 HZD-Trainee Michael Altenhofen Ich bin der Kommandozeilen-Mann Identity und Access Management . . . . . . . . . . . . 34 24 Ein Portal für alle Das landesweite MAP wird modern und barrierefrei 28 ERBe wird mobil Sof tware-Ergonomie für Fachanwendungen 29 Schwerbehinderte Menschen in Hessen 29 Doppelte Frauenpower Schwerbehinder tenvertretung
INHALT // INFO R M 3/19 5 di gi ta l S t r at e gi e 30 DMS 4.0 Menschliche Bedürfnisse und technologische Möglichkeiten 33 Frau Sinemus, wie steht es eigentlich um ... die digitale Strategie? hzd-m a g a zi n 34 Eine digitale Identität E-Bezügenachweis Einmal anmelden – auf alle zentralen Anwendungen zugreifen Seit Dezember 2018 können sich die Beschäf tigten 38 Verfahrenscloud Hessen der hessischen Landesverwaltung mit dienstlicher Das neue Herz im Rechenzentrum der HZD E-Mail-Adresse für die digitale Zustellung ihres Be zügenachweises registrieren. Der „elektronische 40 SecurityTest Service Gehaltszet tel“ ist ein weiterer Schrit t der Digitali Schwachstellen-Scan – die schnelle Inhouse-Lösung sierung der Landesver waltung, die „Blaupause“ für zukünf tige digitale Verwaltungsprozesse und ein 42 E-Bezügenachweis nachhaltiger Beitrag zum Umweltschutz. Zukunf tsweisend und nachhaltig Zukunftsweisend und nachhaltig . . . . . . . . . . . . . 42 46 Vertrauen in einer vertrauenslosen Umgebung Forschungskooperation zu Blockchain gestar tet k a r r i e r e We g e i n d e r h z d 48 Ein Karriereprogramm, viele Möglichkeiten Das Traineeprogramm der HZD i t-Si C he r he i t 52 Awareness … vom alltäglichen vir tuellen Krieg Das Traineeprogramm der HZD S e rVi C e Seit mehr als 20 Jahren bietet die HZD ein Trainee 53 Tipps und Tricks programm für Hochschulabsolventen an. INFORM sprach mit Maria Küppers, die derzeit als Trainee SharePoint 2016: Aufgaben jetzt übersichtlicher beim Innovationsmanagement arbeitet, und mit Dr. und besser planbar Martin Scheuermann, Leiter des Bereichs RZ Ma nagement und Prozesse, über ihre Erfahrungen und ihren Alltag bei der HZD. Karriere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
INFORM 3/19 7 Dokumentenmanagement DMS 4.0 // Das zentrale Werkzeug am modernen Verwaltungsarbeitsplatz und Basis einer digitalen Verwaltung ist das Dokumentenmanagementsystem. Ohne DMS, ohne eine funktionierende E-Akte, können die Serviceangebote des Landes nicht medienbruchfrei erbracht werden. Mit dem Projekt DMS-Modernisierung wird in der Landesverwaltung Hes sen nach und nach eine neue ergonomische und effiziente DMS- Sof tware, das DMS 4.0, eingeführt. // ab Seite 30 7
8 INFORM 3/19 // NOTIZEN Sesam öffne dich: Per Handvenen-Scan in die Büros der Direktoren Die Bürotüren der HZD-Direktoren weisen seit Mitte Juli eine Besonderheit auf: Sie sind mit einem Handvenen- Scan versehen. Zugang erhält bei verschlossener Tür nur, wer authentisier t ist. Herkömmliche Schlüssel werden nicht mehr benötigt. Die Zutrittskontrolle per Handvenen-Scan eignet sich für HZD IN Z AHLEN den sicheren Zugang zu Arbeitsbereichen oder IT-Anwen dungen. Sei es als Login bzw. Single-Sign-on-Lösung, Mehr als Zugangsberechtigungssystem für Administratoren, Zu 1 Mio. gangskontrolle von Gebäuden oder Sicherheitsbereichen, aber auch bei sicheren Zahlungssystemen und anderen Aktivitäten, bei denen die Authentisierung durch eine Briefe werden in Hessen sichere Identifizierung unterstützt wird. im Rahmen der Bezü Die HZD testet derzeit das biometrische und einfach hand habbare Identifizierungssystem für den Einsatz in der ge-/Entgeltabrechnung Verwaltung – für mehr Sicherheit. So prüft die HZD, ob jährlich erstellt und sich der Handvenen-Scan beim HessenPC für die Win zugesandt. Seit Ende dows-Anmeldung integrieren lässt und wie der HessenPC 2018 können die Be der kommenden Generation effizienter unterstützt werden kann. schäftigten des Landes Technische und datenschutzrechtliche Voraussetzungen für ihre Bezügenachweise weitere Einsatzbereiche in der HZD und im Land arbeitet die elektronisch erhalten – HZD derzeit aus. // ein weiterer Schrit t Rich tung Digitalisierung der Verwaltung nach innen – und ein nachhaltiger Beitrag zur CO2-Erspar nis. Mehr dazu ab Seite 42. //
N OT I Z E N // INFO R M 3/19 9 Neues IT Service Management startklar Kooperation mit Hochschule Fulda v.l.: Christoph Stahl (Account Executive Cher well), Andre Cuenin (Vorstand CRO Cher well USA), Thomas Kaspar (Tech Die Hochschule Fulda und die HZD bilden ab dem Win nischer Direk tor HZD), Mar tin Swiderek (Bereichsleitung ITSM- und RZ-Werk zeuge HZD) und Oliver Harasaki (Projek t tersemester 2020/2021 gemeinsam die IT-Exper ten und leitung ITSM Arbeit splat z, HZD). Nicht auf dem Foto: Jut ta Flieger (Ser vice Management Prozesse HZD) und Dr. Mar tin Young Professionals von morgen aus – mit einem dualen Scheuermann (Bereichsleitung RZ Management und Prozesse HZD, Verhandlungsführer) Studium der Angewandten Informatik. Am 6. August 2019 unterzeichneten Hessens Finanzminister Dr. Tho „Ein elementarer Baustein bei der lung der ITSM-Unterstützung auf Basis mas Schäfer und Prof. Dr. Steven Lambeck, Vizepräsident Digitalisierung der Verwaltung ist der von Remedy ARS durch die HZD. Künftig für Forschung und Ent wicklung der Hochschule Fulda, Support der Verfahren und IT-Infra profitieren HZD und Kunden von einem einen Kooperationsver trag. Der neue duale Studiengang strukturen, die die HZD für ihre Kunden hochstandardisierten Werkzeug und wird ab dem Wintersemester 2020/2021 angeboten. // betreibt. Effizienz und das richtige Tool kontinuierlicher Weiterentwicklung. Ak beim IT Service Management zahlen tuell laufen die Vorbereitungen für den sich in jeder Hinsicht aus“, so Thomas Kaspar, Technischer Direktor der HZD. ersten Piloten. // CIO Burghardt Nach einer breit angelegten und besucht Hünfeld sorgfältigen Markterkundung steht das neue ITSM-Werkzeug für das Land Hessen jetzt fest: Im Juni 2019 wurde der Vertrag zwischen der HZD und Cherwell unterzeichnet. Damit endet die Ära der intensiven Weiterentwick eJustice Infrastrukturanalyse beauftragt Die HZD hat für das Verfahren eJusti nun erfolgreich abgeschlossen werden Zwischenstopp während der Sommerreise: Nach seinem An ce eine Infrastrukturanalyse inklusive konnte. Eine Auftragsvereinbarung mit trittsbesuch in der Zentrale in Wiesbaden im April besuchte eines Grobkonzeptes zur Umsetzung der IT-Stelle der hessischen Justiz ist Staatssekretär und CIO Patrick Burghardt im Juli die HZD- vorgelegt und den Aufbau einer Pilo derzeit in Arbeit. Sie soll die Zusammen Außenstelle Hünfeld. HZD-Direktor Joachim Kaiser, Außen stellenleiter Hans-Georg Ehrhardt-Gerst und die in Hünfeld tumgebung im Landgericht Limburg arbeit für die nächsten fünf Jahre re ansässigen Bereichsleiter und Kundenberater hießen ihn und projektiert. Um den Auftrag zu erteilen, geln. An dem Projekt eJustice Infrastruk Co-CIO Roland Jabkowski willkommen. Burghardt informier wurde ein Beteiligungsverfahren mit tur sind mehrere Abteilungen der HZD te sich v.a. über aktuelle und standortspezifische Themen, der hessischen Justiz durchgeführt, das sowie die hessische Justiz beteiligt. // Aufgaben bzw. Justiz-Verfahren und Projekte. //
10 INFORM 3/19 // NOTIZEN Hessischer E-Government- Rat konstituiert sich Unter Vorsitz von Patrick Burghardt, CIO und Staatssekretär bei der Hes sischen Ministerin für Digitale Strate gie und Entwicklung, hat sich der Hes sische E-Government-Rat konstituiert. Das Hessische E-Government-Gesetz verlangt die Einrichtung des Gremi ums, das der ebenenübergreifenden Zusammenarbeit der Ressorts un Staatsministerin Sinemus tereinander und des Landes mit den Kommunen dient. Teilnehmende sind kommt zum Antrittsbesuch in die Staatssekretäre/Staatssekretä rinnen der Ministerien, der Hessische die HZD Rechnungshof, die kommunalen Spitzenverbände, die ekom21 und die HZD. // Die abgeschlossene Modernisierung des Rechenzentrums am Standort Wiesbaden hat Prof. Dr. Kristina Sinemus, Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, zum Anlass genommen, sich über die Arbeit und aktuelle Projekte der HZD zu informieren. Darüber hinaus gab es einen regen Austausch zwischen Sinemus, den HZD-Direktoren Vertreter der Daten- Joachim Kaiser und Thomas Kaspar sowie den verantwortlichen Mitarbeiterinnen und zentralen zum Mitarbeitern zum Innovationsmanagement und Enterprise Architektur Management der HZD, zum dualen Studium sowie zur Digitalisierung im Bildungswesen. Jubiläums-Treffen „Der direkte Dialog mit allen Akteuren, die in Hessen an der flächendeckenden in der HZD Digitalisierung beteiligt sind, liegt mir sehr am Herzen. Die HZD ist für mich in diesem Prozess nicht nur der zentrale IT-Dienstleister des Landes. Ich verstehe sie vielmehr als Kundschafter für Trends und Innovationen, damit wir gemeinsam Hessen als Vorreiter in Sachen Digitalisierung etablieren“, sagte Staatsministerin Sinemus während ihres Antrittsbesuchs in der HZD am 1. Juli 2019. „Wir als HZD sehen uns als Berater der Staatsministerin, der sie in zahlreichen techni schen Fragen rund um die Digitalstrategie des Landes unterstützt. Die Bestrebungen sind daher groß, die Zusammenarbeit mit der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung auf eine breite Grundlage zu stellen“, so Joachim Kaiser. // Zum zehnjährigen Bestehen der AG Projekte und Entwicklung trafen sich die Vertreter der Arbeitsleiter der Datenzentralen (ALD) Anfang Juli in der HZD. Während der zweitägigen Veranstaltung mit Teilnehmern aus ganz Deutschland ging es zuvorderst um das Schwerpunktthema „DevOps“. Der Kunstbegriff DevOps ist ein Synonym für ein Paradigma bei der Bereitstellung von IT-Diensten. Er be schreibt die Zusammenführung von Entwicklung (Development – Dev) und Betrieb (Operations – Ops). Ziel ist es, organisatorische Silos aufzubrechen, alle Kompetenzen in einem Team zu bündeln und so den gesamten Ser vice-Lifecycle agil zu gestalten („You build it, you run it“). //
KOLUMNE // INFORM 3/19 11 Web-Lounge // Denk-Prozesse In der Kurzgeschichte „Die Morde in der Rue Morgue“ Anwendung. Davon erhoffen sich die Wissenschaftler schildert Edgar Allan Poe, wie die Figur des C. Auguste sowohl eine geringere Fehleranfälligkeit, als auch eine Dupin durch analytisches Denken einen mysteriösen geringere Verzögerung bei der Übersetzung, da anstelle Mordfall aufklärt. Seine deduktive Denkweise demons- von drei Verarbeitungsschritten nur einer erfolgt. Noch triert dieser, als er während eines Spaziergangs die Ge - steht die Qualität der Ergebnisse hinter der von Sprach- danken des Ich- Erzählers nachvollzieht und sich dabei an übersetzungen in drei Schritten zurück. Die Forscher se- einigen, kleinen Beobachtungen auf dem Weg orientiert. hen es aber als erwiesen an, dass das Prinzip funktioniert („proof of concept“). Die Verarbeitung von Informationen in kleinen Schritten vollziehen auch wir oft – sei es unterbewusst, wie in der Der Begriff „Künstliche Intelligenz (KI)“ wird oft mit der Geschichte, oder auch bewusst, wenn wir auf bestimmte Formel „denkt (und handelt) wie ein Mensch“ in Verbin- Ergebnisse und Zwischenergebnisse hindenken. Ein sol- dung gebracht. Wenn wir einen gehörten Text überset- cher Denkprozess findet beispielsweise dann statt, wenn zen, dürften die Qualität des Ergebnisses und das Maß wir einen gesprochenen Text übersetzen: Wir hören den der Abgrenzung zwischen den einzelnen Verarbeitungs- Text, übersetzen ihn in Gedanken und sprechen das Er- schritten von unserer Vertrautheit mit den Sprachen und gebnis der Übersetzung aus. So tun es auch technische unserer Erfahrung abhängen. Als Anfänger werden wir Systeme zur automatischen Übersetzung: Sie verwenden die einzelnen Schritte – Erfassen, Übersetzen, Ausspre - zunächst eine Funktion zur Spracherkennung, die aus chen – langsamer und bewusster vollziehen, als wenn wir dem Gehörten einen Text macht („automatic speech re - darin Übung haben oder gar Profis sind. Für den prak- cognition“), dann eine Übersetzungsfunktion („machine tischen Einsatz zählt die Qualität der Ergebnisse. Wer translation“) und anschließend eine Sprachausgabe, die aber – wie C. Auguste Dupin – nachvollziehen muss, wie den übersetzten Text ausgibt („text-to-speech“). Solche es zu einem bestimmten Ergebnis kam, hat bei der Ende - Funktionen gehören inzwischen zum Repertoire vieler zu- Ende- Übersetzung schlechte Karten. Die Frage der Anbieter von KI- Diensten und werden in große Anwen- Nachvollziehbarkeit von Ergebnissen müsste in vielen KI - dungen, mobile Apps oder auch spezifische Geräte ein- Projekten eine wichtige Rolle spielen, denn nicht immer gebaut. ist die Begründung: „Sie (die KI) hat es halt nicht anders gelernt!“ ausreichend. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden nun Über- setzungsdienste entwickelt, die ohne Zwischenschritte auskommen. Hierbei wurde ein neuronales Netz so trai- niert, dass es lernt, gesprochenen Text direkt als Über- setzung in Sprachform auszugegeben. Während in der dr. markus beckmann Lernphase des Systems die Zwischentexte – verstandener Architektur, Produkte und Standards Originaltext und übersetzten Text – für die Qualitätskon- Verfasser des Trendberichts der HZD markus.beckmann@hzd.hessen.de trolle erzeugt werden, entfallen diese bei der späteren
12 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T Barriere freie IT Digita- le Teilha für alle
B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 13 Barrierefreie IT e- // Digitale Teilhabe für alle Mit den Teilhaberichtlinien konkretisiert die Hessi- sche Landesregierung die besondere Fürsorge- pflicht gegenüber behinderten und schwerbehin- derten Menschen, die im Landesdienst beschäftigt sind oder eine Beschäftigung anstreben. Teilhabe bedeutet – laut SGB IX und UN-Behindertenrechts- konvention – gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilnehmen zu können und Benach- teiligungen zu beseitigen bzw. zu verhindern. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist es, am Arbeits- leben teilzuhaben, um selbstbestimmt und ohne soziale Unterstützungsleistungen leben zu können. Dafür müssen Barrieren abgebaut werden, und das nicht nur bei Gebäuden, sondern auch in der IT. Wie das konkret aussehen kann, zeigt INFORM auf den folgenden Seiten. Die Landesbeauftragte für barrierefreie IT, Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bex- abe ten, stand für ein Gespräch zur Verfügung, in dem sie persönliche Einblicke in das Thema gibt, das sie schon über zwei Jahrzehnte bewegt. Nina König und Christoph Niehaus von der Durchsetzungs- und Überwachungsstelle der Landesbeauftragten für barrierefreie IT zeigen auf, wie sie die digitale Gleichberechtigung in der Landesverwaltung Zug um Zug umsetzen. Michael Altenhofen, Trainee bei der HZD, berichtet aus seinem Arbeitsalltag als Blin- der. Das neue Mitarbeiterportal und die Software Ergonomie-Richtlinie für Fachanwendungen ERBe sind starke Zeichen dafür, dass barrierefreie IT nicht nur reine Theorie, sondern bereits gelebte Praxis in der Landesverwaltung ist.
14 „Barrie INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T freie IT betriff „Barrierefreie IT den“ betrifft jeden“ // Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten, Landesbeauftragte für barrierefreie IT, im Gespräch Im September 2018 wurde Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten von der Hessischen Landesregierung zur Beauf tragten für barrierefreie IT (LBIT) ernannt. Diese Stelle ist bislang einzigar tig und Hessen er füllt damit eine Vorreiterrolle. Gleichzeitig übernahm sie die Leitung für die Durchsetzungs- und Überwachungsstelle für barrierefreie IT, angesie delt beim Regierungspräsidium Gießen. Seither berät und unterstützt Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten öf fentliche Landeseinrichtungen bei der Konzeptionierung und Erstellung barrierefreier Webseiten und Dokumente, sodass diese für alle Menschen, unabhängig ihres Alters, ihrer Bildung oder ihrer Einschränkung zugänglich sind. INFORM: Sie haben Informatik mit den das aber noch nicht barrierefrei, sondern Nebenfächern Medizin und Elektrotech „zugänglich machen“. Der Begrif f der nik studiert. Was waren Ihre ersten Barrierefreiheit in der IT ist erst in den Berührungspunkte mit Barrierefreiheit in letzten Jahren aufgekommen. der IT? INFORM: Was hat sich seither getan in Prof. Dr. Meyer zu Bexten: Bereits in diesem Bereich? meiner Diplomarbeit bei der Siemens Prof. Dr. Meyer zu Bexten: Technisch hat AG in München habe ich mich mit Xerox- sich in der barrierefreien IT unheimlich Rechnern und den ersten grafischen viel getan und rasant entwickelt, sowohl Benutzeroberflächen darauf beschäftigt. bei der Soft- als auch bei der Hardware. Menschen mit Behinderung waren da Vor einigen Jahren waren beispielsweise mals, Ende der 1980er Jahre, noch keine die Braillezeilen, mit denen blinde Men Zielgruppe dieser Anwendungen. Das schen an Bildschirmarbeitsplätzen arbei kam erst später, als ich als Doktorandin ten, noch ziemlich große Apparate. Heute an der Universität in Dor tmund die erste haben sie nur noch schmale Geräte in Vorlesung Rehabilitationstechnik hielt Form einer Leiste vor sich liegen. Oder und anfing, ab 1994 in Projekten mit denken Sie an die Sprachsteuerung im Kindern mit Behinderung zusammenzu Auto – auch für den Alltagsgebrauch: Die arbeiten. Wir entwickelten damals spezi ersten Generationen von Navigations elle Sof twaresysteme: Über das Drücken geräten mussten die Sprache ihres Be verschiedener Knöpfe mit Bildern konn sitzers noch umständlich lernen. Heute ten sie über den Computer einfache kann jeder ad hoc drauflos sprechen. Sprachaussagen tref fen. Damals hieß
ere- B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 15 T ft je-
„Ni c ht behindert zu 16 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T sein ,ist w ahrli c h kein Ver- dienst , sondern ein Ge- s c henk, d as jederzeit jedem von uns genommen werden kann.“ Aber auch das Bewusstsein für das Thema ist natürlich zu nennen. Es ist für die gesamte Bevölkerung wichtig ein viel Größeres geworden und dafür werbe ich auch und hilfreich. weiterhin. INFORM: Seit 2016 ist die Teilhabe von Menschen mit Be INFORM: 1998 haben Sie das BliZ, das Zentrum für blinde hinderungen in allen Bereichen des Lebens über die EU- und sehbehinder te Studierende, an der Technischen Richtlinie 2016/2102 gesetzlich geregelt. Sie fordert die Hochschule Mit telhessen in Gießen gegründet. Es ist bis Barrierefreiheit von Webseiten, mobilen Anwendungen heute einzigartig in der deutschen Hochschullandschaft. und Dokumenten. Welche Rolle spielt das im öffentlichen Was hat Sie dazu bewogen? Sektor und speziell in Hessen? Prof. Dr. Meyer zu Bexten: In meiner Arbeit an den Hoch Prof. Dr. Meyer zu Bexten: Die Landesver waltung hat schulen habe ich gemerkt, dass viele sehbehinder te und schon vor Inkraf t treten des entsprechenden Gesetzes blinde Menschen sehr technikaffin sind, aber zur dama damit begonnen, über die konkrete Umsetzung nach ligen Zeit gar nicht die Möglichkeit hatten, vor allem an zudenken. Da sind wir in Hessen momentan noch in der den Fachhochschulen, technische Fächer zu studieren. Denn dort ist der Praxisanteil, wie beispielsweise bei einem Praxissemester in der Industrie, sehr hoch und das muss speziell für diese Menschen zugänglich gemacht werden. Dazu gehör t auch die Umsetzung der unter schiedlichsten Formeln, Grafiken und Tabellen für blinde Studierende. Diese Lücke wollte ich schließen und so kam mir 1997 die Idee für das BliZ. Seither baut es Barrieren für Betrof fene im Studium ab, sei es durch Coachings, Zur ver fügungstellung spezieller Hard- und Sof tware, die Durchführung barrierefreier Klausuren sowie die Umset zung von Unterrichtsmaterialien in eine barrierefreie Form oder die Beratung der Dozentinnen und Dozenten. Dabei war es mir von Anfang an wichtig, Leute als Mitarbeite rinnen und Mitarbeiter mit ins Boot zu holen, die selbst betroffen sind. Sie können am allerbesten beur teilen, was gut funktionier t und was nicht. INFORM: Aufgrund Ihrer jahrelangen Erfahrung insbe sondere als Leiterin des BliZ sind Sie im September 2018 als ehrenamtliche Beauf tragte für barrierefreie IT von der Landesregierung berufen worden. Was sind Ihre wesentli chen Aufgaben? Prof. Dr. Meyer zu Bexten: Als Landesbeauf tragte sen sibilisiere ich für die Sache und zeige auf, was geht, was man besser machen kann. Ich halte viele Vorträge – auch über die Landesgrenze hinaus – und möchte die Leute dafür gewinnen, dass barrierefreie IT mehr heißt, als nur die Schrif tgröße zu verändern. Vor allem muss man von dem Gedanken weggehen, dass dies nur für behinder te und kranke Menschen hilfreich ist. Barrierefreie IT betrif f t jeden und bringt ebenso Vorteile für Techniklaien, ältere Menschen, Analphabeten oder Migranten, um nur einige
B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 17 „Nicht behindert zu sein, ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das jedem von uns Vorreiterrolle. Aber ich sehe es auch als meine Aufgabe jederzeit genommen an, mit den anderen Bundesländern einen regen Aus tausch zu führen und unsere hohen Qualitätsstandards werden kann.“ zu teilen. Es gibt neben der EU-Richtlinie 2016/2102 und Richard von Weizsäcker den sich daraus ergebenden gesetzlichen Anforderungen aber noch Standards und Normen, die wir alle in unseren Bemühungen berücksichtigen müssen; beispielsweise die Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG) oder den internationalen Standard ISO 14289-1 für PDF-Dokumente sowie die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BIT V 2.0) der einzelnen Bundesländer. Für die mobilen Anwendungen im Land arbeiten wir zusammen mit dem Digitalministerium gerade einen Richtlinienkatalog für Sof twareentwickler aus1. Er soll aufzeigen, was alles berücksichtigt werden muss, um mobile Anwendungen barrierefrei zu gestalten. Meine Er fahrungen zeigen: Die Behörden sind inzwischen sogar viel mehr für die The matik der Barrierefreiheit in der IT sensibilisier t als viele Unternehmen in der freien Wirtschaft, was die Umsetzung der gesetzlichen Richtlinien betriff t. INFORM: Auf welche Herausforderungen stoßen Sie bei all diesen Bemühungen? Prof. Dr. Meyer zu Bexten: Ich merke immer wieder, dass es an entsprechendem Knowhow fehlt. Das Fach „Barriere freie IT“ wird im Informatik-Studium an den Universitäten und Hochschulen nicht gelehr t und dementsprechend haben viele Informatikerinnen und Informatiker nicht das notwendige Wissen, das es in diesem Bereich braucht. In meiner Vorlesung „Sof tware-Ergonomie“, die ich seit vielen Jahren an der Technischen Hochschule Mit telhes sen halte, gehe ich ausführlich auf behinder tenspezifische Hard- und Sof tware sowie das Gebiet barrierefreie IT ein. Durch das BliZ, meine jahrelange Lehr tätigkeit und den vielen Umgang mit Menschen mit Behinderung habe ich ein ganz anderes Verständnis für die Thematik der Barrie refreiheit. Außerdem kommt man of t in Konflikt mit dem Corporate Design und den Webseiten-Designern, die bestimmte barrierefreie Lösungen von vornherein ausschließen. Auch Logos und Bilder müssen natürlich für einen sehbe hinder ten oder blinden Menschen erklär t werden. Aber da habe ich in den letzten Jahren deutliche Verbesserun 1 s. S. 28: ERBe wird mobil // Software-Ergonomie für Fachanwendungen
18 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T Erdmut he � Meyer zu Prof. Dr. Erdmuthe Bexten Meyer zu Bexten − kurz und knapp Mein Berufswunsch als Kind war … ursprünglich Chirurgin und später dann Mathematikerin. Ich habe Informatik studiert, weil … gen wahrgenommen. Mein ganz großes Ziel als Landes mein damaliger Lehrer gesagt hat beauf tragte und als Leiterin der Durchsetzungs- und te, die Mathematik wäre zu trocken Überwachungsstelle ist es deshalb, möglichst früh ein für mich und ich solle stat tdessen gebunden zu werden. Denn wenn ich bzw. das LBIT von doch lieber Informatik studieren. Anfang an die Gestaltung und Umsetzung mit begleite, Das habe ich dann auch getan, wird vermieden, dass es bei den späteren Tests ein böses zusammen mit den Nebenfächern Er wachen gibt und die Behörden unter Umständen kein Medizin und Elektrotechnik. gutes Testergebnis erzielen. Aber ich glaube nicht, dass dies in Zukunf t of t vorkommen wird. Ich bin sehr glücklich Ich bin schließlich LBIT geworden, darüber, dass mich, seit ich in meinem neuen Amt bin, weil … viele Beschäf tigte aus den Behörden kontaktieren und mir das Thema seit weit über zwei schon sehr eng mit mir bzw. dem LBIT zusammenarbeiten. Jahrzehnten am Herzen liegt und ich sowohl im Studium als auch INFORM: Auch in aktuelle Projekte der HZD sind Sie später im Berufsleben alle Facet direkt von Anfang an mit eingebunden worden. Wie sieht ten der Arbeit mit beeinträch die Zusammenarbeit aus? tigten Menschen kennengelernt Prof. Dr. Meyer zu Bexten: Mit der HZD habe ich vor allem habe. Berührungspunkte durch HessenDrive oder das E-Rec ruiting. Eine besondere Rolle spielen die vielen Por tale, Ein absolut unverzichtbares die momentan in Arbeit sind, insbesondere das neue „Arbeitsgerät“ für mich … Mitarbeiterpor tal MAP 2.0 2. Aber auch in meiner Funktion ist das Smar tphone (lacht). als Leiterin des BliZ habe ich die HZD schon mehrfach Um mal auf ganz andere Gedan getestet. Ich schätze sehr an der Zusammenarbeit, dass ken zu kommen … man uns immer schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt im gehe ich gerne mal shoppen oder Projek tverlauf ins Boot holt, um die Barrierefreiheit von fahre Motorrad. Anfang an mitzudenken. Außerdem haben Sie hier die Techniker mit an Bord, um in dieser Bildsprache zu blei Mein Lieblingsbuch … ben. Der direkte Austausch zwischen Verantwor tlichen sofern ich mal Zeit habe, zu lesen: und Fachleuten hat in der Vergangenheit immer zu sehr Biografien von historisch oder guten Ergebnissen geführ t und ich bin mir sicher, dass gesellschaf tlich bedeutenden Per wir dies auch beim neuen Mitarbeiterportal erreichen sonen, z.B. von Rober t Koch. werden, das Ende des Jahres online geht. Ich hätte gerne mehr Zeit für … Am Ende meiner Vor träge – und das soll auch für das meine Freunde. Interview gelten – führe ich gerne mein Lieblingszitat von Richard von Weizsäcker an: „Nicht behinder t zu sein, ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das jeder zeit jedem von uns genommen werden kann.“ Das Interview führte Simone Schütz, HZD. 2 s. S. 24: Ein Portal für alle // Das landesweite MAP wird modern und barriererfrei
B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 19 Auf dem Weg zur digitalen Gleichberechtigung // Die hessische Stabsstelle für barrierefreie IT Digitale Barrierefreiheit ist kein Trend, sie ist ein Gewinn für dient der internationale Standard, die Web Content Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Das hat auch Accessibility Guidelines (WCAG 2.1), mit unterschiedli die Gesetzgebung erkannt. Ziel ist es, wie im Hessischen chen Erfolgskriterien. Für Deutschland existiert zusätzlich Behindertengleichstellungsgesetz (HessBGG) gefordert, eine die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV gleichberechtigte Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben 2.0) in der Neufassung vom Mai 2019. Sie verweist in zu schaffen. Da unsere Gesellschaft immer digitaler wird, ihren Prüfungsschritten vor allem auf die WCAG 2.1 – ob im Alltag oder bei der Arbeit, liegt das Augenmerk auch somit existiert für Webseiten im Wesentlichen nur ein verstärkt im Bereich der barrierefreien IT. Prüfverfahren. Die BITV 2.0 geht sogar noch weiter als die Forderungen der EU: So müssen beispielsweise Vor drei Jahren wurde mit der Einführung der EU-Richtlinie wichtige Einstiegspunkte einer Webseite zusätzlich so 2016/2102 ein wichtiger gesetzlicher Grundstein der digita wohl in Leichter Sprache 1 als auch in Gebärdensprache len Barrierefreiheit gelegt. Die Richtlinie fordert alle EU- Länder auf, ihre digitalen Medien barrierefrei bereitzustellen. Momentan sind davon die öffentlichen Stellen der Länder betroffen. Als Grundlage zur Überprüfung dieser Richtlinie bereitgestellt werden. 1 Auf dem s.: www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/a752-leichte-sprache ratgeber.html Wegur di- git alen Gleich- berec hti- gung
20 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T Digitale Barrierefrei heit bedeutet, dass jeder Mensch – unab hängig seiner Ein schränkungen – jeg liche Informationen auf Webseiten und in anderen digitalen Hessen richtet eigene Stabsstelle ein Medien auffinden, Um die digitale Barrierefreiheit in der hessischen Landes wahrnehmen, ver verwaltung zu fördern, hat das Land vor einem Jahr die Stabsstelle für barrierefreie IT mit ihrer Durchsetzungs- und stehen und bedienen Überwachungsstelle am Regierungspräsidium Gießen unter kann. Leitung von Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten eingerich tet. Die Aufgaben von unserem Team sind vielfältig und können in die folgenden Themengebiete eingeteilt werden: Beratung und Schulung öffentlicher Stellen in Bezug auf barrierefreie IT Bereitstellung von Informationen zum Thema barriere Digit ale freie IT Sensibilisierung zum Thema Einschränkungen und Auswirkungen Überprüfung von Webseiten und Dokumenten (ab Barriere 2020) sowie Apps (ab Mitte 2021) Schlichtung bei Konflikten hinsichtlich der Behebung vorhandener Barrieren von Webseiten und Anwendun gen öffentlicher Stellen freiheit Unser Ziel ist es, einen möglichst hohen Grad an Barriere freiheit zu erreichen – in enger Zusammenarbeit mit den öffentlichen Stellen des Landes Hessen Prüfverfahren nach internationalen Standards Webseiten werden immer nach dem gleichen Verfahren geprüft. So wählen auch wir exemplarisch mehrere Seiten des Webauftritts aus, die wir anhand der einzelnen Kriteri en der WCAG 2.1 in der Konformitätsstufe AA überprüfen. Zu jeder Webseite erstellen wir ein Dokument mit einer Mängelliste. Das Gleiche gilt für PDF-Dokumente, mit der Ausnahme, dass hier nicht nur die WCAG 2.1 als Grund lage dient, sondern auch die Anforderungen der PDF/UA (Universal Accessibility). Zur leichteren Überprüfung wurde das sogenannte Matterhornprotokoll entworfen, das die Anforderungen an ein barrierefreies PDF ebenfalls in ein zelnen Schritten abbildet. Für Menschen mit und ohne Einschränkungen Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass jeder Mensch – un abhängig seiner Einschränkungen – jegliche Informationen auf Webseiten und in anderen digitalen Medien auffinden, wahrnehmen, verstehen und bedienen kann. Es existieren deutlich mehr als zwei oder drei Arten von Einschränkun
B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 21 gen. Eine Einschränkung muss weder ärztlich bestätigt Technischen Hochschule Mittelhessen auf Barrierefreiheit noch deutlich ersichtlich sein. Mit dem Ziel, Webseiten, überprüft. Die gefundenen Barrieren wurden damals durch Apps und Dokumente für möglichst alle Menschen zu stetige Kommunikation zwischen Prüfenden und Projekt gänglich zu machen, sollten auch die folgenden Einschrän mitarbeitenden behoben. Mit Erfolg, denn am Ende konnte kungen berücksichtigt werden: der Webseite eine sehr gute Zugänglichkeit bestätigt wer den. Allerdings fand die Überprüfung noch mittels der alten Blindheit/Seheinschränkung BITV-Kriterien statt. Das Bewertungsverfahren wird heute Gehörlosigkeit/Höreinschränkung nicht mehr in dieser Form angewendet. Die Prüfschritte e motorische Einschränkung kognitive Einschränkung Analphabetismus sind zwar bis auf wenige Neuerungen die gleichen, jedoch werden Webseiten nicht mehr in Schritte der Zugänglich keit eingestuft – z. B. sehr gut zugänglich, eingeschränkt zugänglich. Mit den gesetzlichen Neuerungen gibt es nur noch zwei Stufen der Barrierefreiheit, die eine Webseite e- altersbedingte Einschränkung technikkognitive Einschränkung uvm. Entsprechend der unterschiedlichen Bedürfnisse umfasst oder App erreichen kann – konform und nicht konform. Digitale Gleichberechtigung fördern Barrierefreiheit in der IT entsteht nicht von jetzt auf gleich. t die Prüfung der digitalen Medien mehrere Bereiche, so Das Erreichen eines zufriedenstellenden Zustandes gleicht dass möglichst alle Nutzerinnen und Nutzer am Ende einen einem stetigen Prozess. Denn vor allem bei Webseiten guten Zugriff auf die Informationen haben. Videos sind ein ist es an der Tagesordnung, dass sich Inhalte regelmäßig anschauliches und alltägliches Beispiel, das verdeutlicht, ändern. Bei jeder Änderung oder Ergänzung der Informa dass Barrierefreiheit nicht nur beeinträchtigten Menschen tionen läuft genau dieser Prozess weiter. Dabei müssen die zugutekommt. Videos sind heutzutage ein beliebtes Medi neu erstellten Inhalte stets nach den Kriterien der Barriere um, um Inhalte leicht verständlich darzustellen. Ein Video, freiheit überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. das mit Untertiteln und/oder Audiodeskription aufbereitet wird, nutzt nicht nur blinden oder gehörlosen Menschen, Unser Ziel ist es, auch im digitalen Bereich die Gleichbe sondern auch allen, die sich an Orten aufhalten, wo die rechtigung aller Menschen zu fördern und jedem Men Tonspur von Videos unerwünscht ist, z. B. im Ruhebereich schen Zugang zu Informationen und Dienstleistungen der im Zug. hessischen Landesverwaltung zu verschaffen. Im Moment betrifft diese Forderung nur die öffentlichen Stellen. In Ein anderes Beispiel sind hohe, farbliche Kontraste: Diese Zukunft ist es durchaus möglich, dass alle, die Informationen helfen sehbehinderten Menschen beim Erfassen angebo oder Dienste digital anbieten, besondere Rücksicht auf tener Informationen, aber auch allen, die ihr Smartphone in Menschen mit Behinderung nehmen müssen. einer hellen Umgebung nutzen, z. B. im Freien bei Sonnen schein. Heutzutage werden Webseiten aufwendig und mit viel Pla nung erstellt, um die Nutzer möglichst optisch ansprechend Nina König und zielorientiert zu erreichen. Auch für die Verwaltung nina.koenig@rpgi.hessen.de sind die Webseiten ein repräsentativer Spiegel nach außen, über den viele Bürgerinnen und Bürger ihren Erstkontakt mit einer Behörde herstellen. Umso wichtiger ist es, dass diesem Kontakt keine technischen Hürden im Weg stehen. Christoph Niehaus christoph.niehaus@rpgi.hessen.de Webseite auf dem Prüfstand 2017 wurde die Webseite www.service.hessen.de von Regierungspräsidium Gießen der HZD in konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Zent Büro Landesbeauftragte für barrierefreie IT rum für blinde und sehbehinderte Studierende (BliZ) der Durchsetzungs- und Überwachungsstelle
22 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T HZD-Trainee Michael Altenhofen // „Ich bin der Kommandozeilen- Mann“ Ich bin der v.l.: Michael Altenhofen mit Ulrike Horn, der Schwerbehinder tenver tretung der HZD; am Arbeit splat z mit Kopfhörern für die Sprachausgabe; zusammen mit sei Komm ando- nem Trainee-Jahrgang. zeilen-Mann
B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 23 EU- Richt- Primäre Zielgruppen der barrierefreien IT • ältere Nutzer • computerunerfahrene Nutzer linie • hörgeschädigte Nutzer • Nutzer mit motorischen Einschrän kungen • Nutzer mit kognitiven Einschrän kungen • blinde und sehbehinderte Nutzer Mein Name ist Michael Altenhofen. Seit meiner Geburt Bildschirms vorliest, und die Braillezeile, die Schrift in bin ich blind. Ich kann nur hell und dunkel unterscheiden Blindenschrift „übersetzt“, sodass ich sie ertasten kann. sowie größere Umrisse erkennen. Ohne sie wäre ich hilflos. Ansonsten tippe ich ganz normal und sogar recht schnell mit zehn Fingern. Ich telefoniere Geboren wurde ich in Offenbach und aufgewachsen bin mit einem ganz normalen Telefon. Mit der Maus kann ich ich in Maintal. Um meine Fachholschulreife zu machen, bin nichts anfangen, deshalb sage ich auch immer: „Ich bin der ich nach Marburg an die Sehbehindertenschule gegangen. Kommandozeilen-Mann.“ Probleme stellen auch Grafiken Danach habe ich Allgemeine Informatik an der Techni oder Scans dar, weil sie Bilder sind, die die Sprachausgabe schen Hochschule Mittelhessen in Gießen studiert und mit nicht entschlüsseln kann. Für PDFs, die nicht barrierefrei Unterstützung des BliZ – Zentrum für blinde und sehbehin sind, habe ich einen kleinen „Workaround“: Ich wandele sie derte Studenten – mit dem Bachelor abgeschlossen. in ein „vorlesbares“ Format um. Ein anderes Problem war Danach war ich eineinhalb Jahre arbeitssuchend. Dann auch die Online-Prüfung zur Unix-Zertifizierung, die nicht bin ich zum Glück auf das Traineeprogramm der HZD in barrierefrei war. Aber hier haben wir letztendlich auch ei Wiesbaden gestoßen. Ich habe das dreistufige Bewer nen Weg gefunden – getreu meinem Lebensmotto: „Alles bungsprozedere durchlaufen und schnell eine Zusage ist machbar.“ bekommen. Im Januar 2018 ging es los, gemeinsam mit Meine Einschränkung kann auch mal ein Vorteil sein. Ich elf weiteren Trainees und einem Schwerpunkt auf Unix in habe Anfang des Jahres erfahren, dass wir im Land ein der dreimonatigen Theoriephase. Vielleicht ging es wegen neues Mitarbeiterportal (s. S. 24) bekommen, das einen meiner Einschränkung manchmal etwas langsamer, aber Schwerpunkt auf Barrierefreiheit legt. Das finde ich ganz meine Traineekollegen und meine Dozenten waren immer toll, da gerade Webseiten immer noch eine besondere rücksichts- und verständnisvoll. Herausforderung für Blinde und Sehbehinderte darstellen. Seit Juni 2018 bin ich in der Praxisphase als Systembetreu Dem Portalteam in der HZD habe ich meine kollegiale Hilfe er des Mainframes BS2000. Das Team besteht aus acht beim Testen angeboten, die sie sofort dankend angenom sehr erfahrenen Kollegen, die mir fachlich und persönlich men haben. Die Kolleginnen und Kollegen haben hervor zur Seite stehen. Noch bin ich in der Einarbeitungsphase ragende Vorarbeit bezüglich der Barrierefreiheit geleistet. und absolviere einige Schulungen, um das Betriebssystem Meine Anregungen haben sie übernommen. Der offizielle kennenzulernen. BITV1-Test für Webangebote steht jetzt noch aus. Um meinen Arbeitsalltag zu meistern, habe ich vor allem 1 Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung. Sie soll die barrierefreie Gestal- zwei Hilfsmittel: die Sprachausgabe, die die Inhalte des tung moderner Informations- und Kommunikationstechnik gewährleisten.
24 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T Ei fü Ein Portal für alle // Das landesweite MAP wird modern und barrierefrei Im Dezember 2019 wird das landesweite MAP (ehemals Mitarbeiterportal) mit neuen Funktionalitä ten, einem komplett überarbeiteten Erscheinungsbild und auf neuer technischer Basis live gehen. Bei der Konzeption und der Umsetzung stand die Barrierefreiheit von Anfang an im Fokus. Das neue MAP hat aber weitaus mehr zu bieten als eine neue Navigation oder barrierefreie PDF-Dokumente. Es ermöglicht unter anderem verschiedene Rollen und eine personalisierte Startseite. Kurzum: Die Neuerungen kommen allen Nutzerinnen und Nutzern zugute. Die Neugestaltung des landesweiten Mitarbeiterportals ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport (HMdIS) gemeinsam mit dem Hessischen Ministeri um der Finanzen (HMdF). Das Projekt wurde von der HZD umgesetzt. In Arbeitsgruppen definierten Vertreterinnen und Vertreter aller Ressorts die fachlichen Anforderungen an das System sowie die Gestaltung der zentralen Ein stiegsseite bis hin zur Navigationsstruktur. Im April 2017 startete dann die mehrteilige technische Umsetzungsphase. Neue Funktionalitäten Das neue MAP wird sich seinen Nutzerinnen und Nutzern zum Ende des Jahres nicht nur mit einem neuen Gesicht präsentieren. Auch die Funktionen sowie die Struktur und der Aufbau wurden komplett überarbeitet. Zu den Neue rungen zählen: Die Startseite. Die Einstiegsseite präsentiert sich mit chronologischen Meldungen aller Verwaltungsebenen und der Rubrik „Was ist neu“. Die Personalisierung. Im neuen MAP gibt es zum einen das bereits bekannte, rollenbasierte Konzept mit Angabe der Dienststelle, des Ressorts und des Landes Hessen sowie bei Bedarf zusätzlichen Fachrollen in einer rechte abhängigen Navigation. Zum anderen wird ein neuer per- Die neue Startseite: dreiteiliger Aufbau mit Personalisierung und neuen Elementen
in Portal B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 25 ür alle Die EURichtlinie 2016/2102 verpflichtet alle öffentlichen Stellen der EUMitgliedsstaaten zur barrierefreien Gestaltung ihrer Web seiten, Dokumente, mobilen Anwendungen w w w.richtlinie-2102-barrierefreiheit.de sönlicher Bereich angeboten, der bis zu zehn individuelle Die übersichtlichen Klickpfade. Das Flyout-Menü – in Favoriten sowie die automatisch erzeugte Rubrik „Zuletzt der Navigation können gleichzeitig bis zu drei Ebenen angesehen“ enthält. angezeigt werden – ist barrierefrei. Die Unterebenen sind somit auf einen Blick zu erfassen und es ist immer erkenn Der einheitliche Aufbau. Alle Inhalte auf den einzelnen bar, auf welchem Navigationspunkt man steht. Unterseiten sind identisch aufgebaut, d.h. Links, Down loads und Kontakte haben ihren festen Platz auf jeder Die responsive und barrierefreie Benutzeroberfläche. Seite. Die Einheitlichkeit wird es Nutzerinnen und Nutzern Die Oberfläche kann mit verschiedenen Endgeräten ge erleichtern, sich auf den Seiten schnell einen Überblick zu nutzt werden. Sie ist tastaturbedienbar und Screenreader verschaffen. tauglich. Die neue Suche: Neben der Freitextsuche ist die Suche über weitere Kriterien möglich
26 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T T Technik und Vorgehen n Die Neugestaltung des Verwal tungspor tals erfolgt auf Grundlage des SAP Netweaverpor tals sowie des SAP Por tal Site Management V h by OpenText, einem leistungsstar ken Enterprise Content Manage ment System. Die Anforderungen werden in einem agilen Software-Entwick lungsprojekt umgesetzt. Die Zwischenstände werden im Pro jektverlauf immer wieder geprüf t und an aktuelle Anforderungen angepasst. Durch die damit ge wonnene Flexibilität schaff t das Projekt team ein System, das den tatsächlichen Anforderungen zum Zeitpunkt der Auslieferung so weit wie möglich entspricht. Die neue Navigation: drei Ebenen auf einen Blick
Tech- B A R R I E R E F R E I E I T // INFORM 3/19 27 nik und Vorge- hen Logo des neuen MAP: In ihm verschmelzen die ver wendeten Icons. Die Filterseiten. Die große Menge von Informationen, In diesem Projekt gelang das, weil von Beginn an alle die sich unter den Navigationspunkten Serviceleistungen, Beteiligten eng zusammenarbeiteten und sich miteinan Formulare, Meldungen, Anwendungen, Termine und Ver der austauschten. Während zum Projektstart die Ressorts anstaltungen, Initiativen der Landesregierung, Wartungs in den Arbeitsgruppen die fachlichen Anforderungen meldungen und Regelungen finden, sind z.B. über Schlag definierten, kamen und kommen die Redakteurinnen und worte, Quelle oder Datum weiter filterbar. Redakteure während der noch bis zum Livegang laufenden Migrationsphase in sogenannten Round Tables zusammen, Die Suche. Sie bietet eine ganze Reihe nützlicher Funkti was der Qualität der Inhalte sehr zugutekommt. Außerdem onen. Freitextsuche sowie Suche über Schlagwort, Quelle, nutzt das Projektteam das Feedback aus den Workshops Dateityp oder Inhaltstyp sind möglich. dazu, Funktionalitäten immer weiter zu verbessern. Barrierefreiheit immer im Blick Livegang im Dezember 2019 Neben den Anforderungen aus den Corporate-Design- Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wird das neue Mit Vorgaben des Landes Hessen war die Barrierefreiheit von arbeiterportal für alle Beschäftigten im Land live gehen. Anfang an ein zentrales Ziel. Dazu wurde das Design des Bis dahin werden die restlichen Inhalte migriert, Quali neuen MAP noch vor der Umsetzung durch externe Berater tätssicherung und Freigaben in den Ressorts stattfinden auf Barrierefreiheit geprüft. Dies setzte sich auch in der und weitere Fehlerbehebungen sowie Verbesserungen Phase der Softwareentwicklung fort. Das Projektteam führte durchgeführt. Außerdem werden zusätzliche Last- und mehrere entwicklungsbegleitende Barrierefreiheitstests Performancetests am System durchgeführt, bevor es bereit durch, um das System immer wieder anhand der Tester für seinen „großen Auftritt“ ist. Sicher ist aber schon jetzt, gebnisse zu optimieren. Unterstützt wurden sie auch von dass das Projekt damit noch lange nicht zu Ende ist. Es der Durchsetzungs- und Überwachungsstelle bzw. der gilt, auch die bis dahin noch nicht migrierten Dienststellen Landesbeauftragten für barrierefreie IT, Prof. Dr. Erdmuthe auf die gemeinsame Plattform zu bringen, damit das neue Meyer zu Bexten (s. S. 14). Als besonders hilfreich erwies MAP tatsächlich ein Portal für alle wird. Erfahrungsgemäß sich der direkte Draht zu einem blinden Mitarbeiter der werden außerdem durch die praktische Anwendung Im HZD, Michael Altenhofen (s. S. 22). Er war bereit, neue pulse für Ergänzungen und Verbesserungen entstehen, die Funktionalitäten auszuprobieren sowie wertvolle Tipps und in der Folge umzusetzen sind. Anregungen zu geben. Verschiedene Tests zur Bedienbar keit, die die Benutzerführung im neuen MAP optimieren sollen, zeigten in diesem Zusammenhang einmal mehr, dass barrierefreie Oberflächen allen Nutzerinnen und Nut zern zugutekommen. Ein Projekt mit vielen Beteiligten Anette Ramberger HMdIS Es stellt eine besondere Herausforderung dar, ein zentra Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit, Verwaltungs les System für alle Dienststellen im Land zu schaffen und digitalisierung gleichzeitig die vielfältigen Anforderungen an Funktionali Fachliche Koordination im Projekt Redesign MAP anette.ramberger@hmdis.hessen.de tät und Navigation zu berücksichtigen.
28 INFORM 3/19 // B A R R I E R E F R E I E I T ERBe wird mobil // Software-Ergonomie für Fachanwendungen ERBE wird mobil Software-Ergonomie und Anforderungen an die Barrierefrei Vorgaben der ERBe am Beispiel einer Anwender- und Be heit gelten auch für Fachanwendungen im Land. Deshalb hat rechtigungsverwaltung erläutern. der EGOV-VR im November 2017 die Ergonomie-Richtlinie Landesbedienstete finden weitere Information zu ERBe im für Benutzeroberflächen (ERBe) als Standard festgelegt. Zentralen Mitarbeiterportal: ERBe ist kein statisches Dokument. Seien es technische Fort Verwaltungsmodernisierung > Barrierefreiheit > Ergonomie- schritte oder geänderte Gesetze und Verordnungen wie die Richtlinie Fortschreibung der BITV/HVBIT mit der WCAG 2.1 – ERBe wird entsprechend angepasst. Immer im Fokus der Usability Genannte gesetzliche Grundlagen für ERBe Guideline: die gute Bedienbarkeit mittels Standardisierung. Hessische Verordnung über barrierefreie Informations Neu in diesem Jahr: Für mobile Anwendungen gelten zu technik (HVBIT) großen Teilen andere Regeln als für Desktop-Anwendungen, Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung des Bun deshalb sind diese bislang nicht im Umfang von ERBe ent des (BITV) halten. Das soll sich 2019 ändern, in Form einer ergänzenden Richtlinie für mobile Apps/Responsive Design – der „ERBe Regelungen der Web Content Accessibility Guidelines mobil“. Ziel ist auch hier die Erstellung eines verbindlichen (WCAG) Standards für die hessische Landesverwaltung. Anwendungsentwicklern soll zudem die Arbeit weiter er leichtert werden. Mit Hilfe einer Demonstrationsanwendung Friederike Sachs HZD sollen sie noch in diesem Jahr einen einfachen und über Bereichsleitung Anwendungsentwicklung sichtlichen Zugang zu den Inhalten der ERBe über einen friederike.sachs@hzd.hessen.de E-Learning-Kurs erhalten. Videos werden die wichtigsten
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