Sonderdruck - Zeitschrift für Germanistik Neue Folge

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Zeitschrift für Germanistik
                      Neue Folge
                     XXX – 1/2020

                   Herausgeberkollegium

   Ulrike Vedder (Geschäftsführende Herausgeberin, Berlin)
              Alexander Košenina (Hannover)
              Mark-Georg Dehrmann (Berlin)
                 Claudia Stockinger (Berlin)

                     Gastherausgeberin

                   Christiane Holm (Halle)

             Sonderdruck

                      PETER LANG
           Internationaler Verlag der Wissenschaften
Bern · Berlin · Bruxelles · New York · Oxford · Warszawa · Wien
Besprechungen | 213

im Deutschen – keinen Unterschied zwischen              den Spätauf klärern Kant, Jefferson, Schiller,
Glück (happiness: die Erfahrung der unmorali-           Robespierre, um nur einige bedeutende post-Les-
schen oder moralisch gleichgültigen Freiheit – die      sing’sche Diskursivitätsbegründer zu nennen. Ins-
happiness eines Bankräubers) und Glückseligkeit         gesamt zeigt Arend eine bemerkenswerte Vorsicht
(Autonomie oder Freiheit von jedem äußerlichen          gegenüber der Schule, die leichtfertig meint, dass
oder innerlichen Zwang – die Glückseligkeit             Kants wiederholte Kritik an den Eudämonisten
eines sterbenden Sokrates oder die Freiheit in der      seiner Zeit gleichbedeutend damit sei, dass die
Erscheinung von Schillers „Freund, geprüft im           Glückseligkeitsphilosophie schon zur Zeit Kants
Tod“)2 gibt. Es wäre zu wünschen gewesen, dass          (und Humes) überholt gewesen wäre. Weit davon
der politische Höhepunkt des „Zeitalter[s] der          entfernt.
Glückseligkeit“ (S. 12), die Revolutionen in Nord-         Abschließend bleibt es, die gesellschafts- und
amerika und Frankreich und die Philosophie von          bildungskritische Signifikanz einer so wichtigen
deren gemeinsamen Zeitgenossen, am Ende doch            Begriffsgeschichte wie die dieses Buches zu beto-
noch zur Sprache gekommen wäre, zumindest               nen, das ironischer Weise bald keiner mehr im re-
kurz. Doch Arend hält Wort, „die Aufklärer [die]        publikanischen Abendland wird verstehen können,
auf je eigene Weise an der Geschichte mitschrei-        wenn die Glückseligkeit – die ,,Bestimmung des
ben“ und Gestus sowie Ziele, mit denen sie „an          Menschen“ des jungen Schiller (NA 20, 11) – nicht
dieser partizipieren“ (S. 12 f.), methodologisch        wieder neben dem modernen Glücksbegriff in der
klar und in einem kohärent zu lesendem Narrativ         politischen und bildungspolitischen Tagesordnung
vorzustellen, und kurzum die „ästhetisch-rhetori­       ernst genommen wird.
sche Faktur“ der Aufklärer durch diejenigen ihrer
Vorgänger zu erläutern. Eines der (zahlreichen)
großen Verdienste ist die komplexe Darstellung          Anmerkungen
der Entwicklung der Glückseligkeitstheorie. Die
christliche Glückseligkeitstheorie leitete sich recht   1   Friedrich Schiller: Werke. Nationalausgabe, Bd. 21:
                                                            Philosophische Schriften, Teil II. Unter Mitwirk.
unlogisch (da das diesseitige Glück außer Acht
                                                            v. Helmut Koopmann hrsg. v. Benno von Wiese,
gelassen wird) vom antiken griechischen Konzept             Weimar 21987, S. 311. Im Folgenden: NA.
her, fand in einem dann wieder nachvollziehba-          2   NA, Bd. 1: Gedichte in der Reihenfolge ihres
reren Übergang zurück zum Naturgesetz und zu                Erscheinens. Hrsg. v. Julius Petersen, Friedrich
den vernünftigeren Thesen der Deisten, Atheisten            Beißner, Weimar 21992, S. 171.
und modernen Republikanern. In erster Linie
gelingt es Arend, eine seit langem bestehende                                 Jeffrey L. High, Luke Beller
Lücke zu beheben und eine nicht nur desiderate,         California State University
sondern auch unverzichtbare Begriffsgeschichte          Department of Roman, German, Russian
zu liefern, die leider dort aufhören muss, wo die       German Studies
Arbeit der Frühaufklärer in Sachen Glückseligkeit       Long Beach, USA
endlich moralphilosophische und politische Di-          
mensionen erreichte: nämlich bei deren Lesern,          

Joel L ande
Persistence of Folly. On the Origins of German Dramatic Literature. Cornell University Press,
Ithaca 2018, 354 S.

Die im Jahr 1737 durch Karoline Neuber auf              noch immer nicht ganz zu Ende gedeutet ist, weil
einer Leipziger Bühne inszenierte Verbannung des        es undokumentiert blieb. Klarheit besteht immer-
Harlekins gehört zu den ominöseren Ereignissen          hin darüber, dass die Aktion der Konkurrenz
der deutschen Literaturgeschichte, das auch darum       mit dem populären Harlekin-Darsteller Joseph

Peter Lang                                                         Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXX (2020)
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Ferdinand Müller entsprang, wie etwa bei Daniela       Problemlagen kennt und eingehend reflektiert, die
Weiss-Schletterer oder Bärbel Rudin nachzulesen        Existenz ihres Untersuchungsgegenstands aber
ist.1 Was aber stand dabei ästhetisch auf dem Spiel?   nichtsdestoweniger souverän behauptet. Ihr Vorge-
Welche theatralische Welt wurde damit bekämpft,        hen scheint zunächst paradox: nämlich close reading.
und wie wirkte sich dieser Kampf auf die deutsche      Schließlich haben die englischen Komödianten im
Komödie aus? Bei dem Versuch, die theatralische        17. Jahrhundert trotz alledem ganze fünf Bände von
Arbeit der Wanderbühne in die Geschichte der           Komödien publiziert – faszinierendes Material, das
deutschen Literatur einzuschreiben, sieht sich         von Manfred Brauneck wieder herausgegeben wur-
die Forschung mit systematischen Problemen             de, bislang jedoch leider weitgehend unter dem Ra-
konfrontiert: So war die Publikation von Texten        dar der Literaturgeschichtsschreibung geblieben ist.2
für die auf musikalische und tänzerische Einla-        Am Gegenstand dieser Lektüren gewinnt Lande ein
gen spezialisierten englischen Komödianten und         Verständnis dafür, wie sich die ästhetischen Praxis
ihre Nachfolger zweitrangig, unter Umständen           der komischen Person des 17. Jahrhunderts zu einer
ökonomisch sogar kontraproduktiv. Zwischen Text        stabilen literarischen Form ausprägt hat, und unter
und Performance klafft bei der Wanderbühne also        der Voraussetzung dieser Formanalyse kann Lande
noch ein Abgrund, und dies hat sich analytisch         auf die in der Forschung existierenden Problemlagen
im Auseinanderfallen von Theatergeschichte und         erfrischend klare Antworten geben: Mit den mora-
Dramenanalyse niedergeschlagen. Ihre Stoffe lie-       lisch funktionalisierten Narren des Fastnachtsspiels
hen sich die Komödianten zudem von den renom-          habe die komische Person der in Deutschland tou-
mierten Autoren des elisabethanischen Theaters,        renden englischen Truppen nichts mehr zu tun, vom
die sie bis zur Unkenntlichkeit deformierten. Die      clown des elisabethanischen Theater unterscheidet
dabei entstandenen Spieltexte scheinen nurmehr         sie sich aber ebenfalls fundamental, nicht zuletzt
Spuren der eigentlichen Aufführung aufzuwei-           deshalb, weil die Sprachbarriere die Schauspieler zu
sen, und sie können kaum Originalitätsanspruch         permanenten performativen Innovationen nötigte.
erheben. Schwierigkeiten bereitet aber auch die        Und ebenso klar unterscheidet Lande seinen Gegen-
Tatsache, dass es sich bei den „Englischen Komödi-     stand von der commedia dell’arte und dem Erfolg
anten“ des 17. Jahrhunderts zunächst nicht um eine     ihres Harlekins insbesondere in höfischen Kreisen,
genuine Angelegenheit der deutschen Literatur          ungeachtet dessen, dass Hanswurst und Harlekin zu
zu handeln scheint, zumal der Import sowohl der        Beginn des 18. Jahrhunderts weitgehend synonym
commedia dell’arte als auch des elisabethanischen      als Bezeichnung der komischen Figur verwendet
Theaters verglichen mit den Ursprungskontexten         wurden (S. 97).
in deutscher Sprache auf den ersten Blick keine            Landes zentrale literaturhistorische These geht
Produkte von gleichwertigem Rang gezeitigt hat.        aber über die synthetische Kraft dieser Formana-
Hinzu kommt die Vielgestaltigkeit der komischen        lyse hinaus: Die komische Figur der deutschen
Figur: Sind Hanswurst und Harlekin im 18. Jahr-        Literatur sei, so Lande, im 18. Jahrhundert eben
hundert dieselben, und wer ist ihnen gegenüber         nicht von der Theaterbühne verschwunden. Ihre
der Pickelhering des 17. Jahrhunderts? Wie also        diversen Transformationen hätten im Gegenteil
lässt sich die Existenz eines einzigen ästhetischen    Entscheidendes zur Etablierung eines literarischen
Prinzips nachweisen, wenn die komische Figur in        Dramas in deutscher Sprache beigetragen. Diese
der Schauspielpraxis von unterschiedlichen Ak-         Argumentation entfaltet sich folgendermaßen:
teuren doch immer wieder neu erfunden, mit der         Im alles entscheidenden ersten Kapitel The Fool
individuellen Signatur des jeweiligen Schauspie-       at Play: Comic Practice and the Strolling Players
lers versehen wurde und unendlich viele Namen          handelt Lande nicht nur die komplexen Voraus-
kannte? Kein Wunder also, dass der fool in diesem      setzungen und epistemischen Hindernisse zur Er-
Sinne, als komische Figur der modernen deutschen       forschung der Figur ab, sondern er analysiert auch
Literatur, noch kaum erforscht wurde – seine           eine Reihe der von den Komödianten publizierten
literarische Existenz könnte mit guten Gründen         Stücke und charakterisiert dabei die ästhetische
angezweifelt werden.                                   Logik der sie beherrschenden komischen Figur, die
    Nun ist es Joel L ande s Studie The Persiten-      insbesondere in ihrer liminalen Position und der
ce of Folly hoch anzurechnen, dass sie all diese       fluiden Transgression der zwei kommunikativen

Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXX (2020)                                               Peter Lang
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Achsen (intern/extern: Dialog auf der Bühne und       autochthoner Traditionen u. a. durch Herder und
mit dem Publikum) sowie in der spezifischen           Flögel kann sich Lande in Teil IV, The Vitality of
Temporalität (Punktualität, Episodizität, Extem-      Folly in Goethe’s Faust and Kleist’s Jug, schließlich
poralität) ihres komischen Spiels bestehe. Teil II,   der bis dato auffallend knapp ausfallenden Dra-
Fabricating Comedy and The Fate of the Fool in        menanalyse widmen. In diesen Lektüren erweist
the Age of Reform, zeichnet dann die Verbannung       sich dann der von der Studie erzielte Erkenntnis-
des Harlekins im Kontext des Gottsched’schen          gewinn, denn die zuvor profund aufgefächerte
Reformprogramms und seiner hygienischen Logik         Geschichte und Formcharakteristik der komischen
(„hygenic logic“, S. 140) nach. Lande versteht die    Bühnenperson schärft den Blick für die Funktion
Verbannung des Harlekins als Ursprungsmythos          des Komischen in der Analyse der beiden kano-
der deutschen Literatur, die seit Gottsched als       nischen Dramen erheblich. Mephistopheles im
Resultat einer Feedbackschleife von regelmäßiger      Faust und Adam im Zerbrochenen Krug, die Lande
Autorschaft und regulierender Kritik konzipiert       zielsicher als Reinkarnationen der lustigen Person
worden sei. Zentrales Argument ist hierbei, dass      ausmacht, teilen mit dieser nicht nur ihre mondäne
der Ausschluss der Narrenfigur überhaupt erst         Orientierung an der Befriedigung sinnlichen Be-
die Einheit der Gattung Komödie ermöglicht            gehrens, sondern insbesondere formal ihre liminale
habe. Die komische Figur bedrohte Lande zufolge       Position im dramatischen Figurenensemble, die
allerdings nicht nur die generische Ordnung und,      doppelte Adressierung von anderen Figuren und
wie zu erwarten wäre, die moralischen Absich-         Publikum gleichermaßen sowie die Position der
ten der Reformbühne, sondern seine spezifische        heimlichen Regieführung. Beide Dramen erweisen
Temporalität habe auch die Notwendigkeit der          sich zudem ohne große Mühe als Zwittergebilde
syntagmatischen Kontinuität der komödiantischen       zwischen Tragödie/Komödie. Dass der Narr oder
Narrative sabotiert. Dass die Disziplinierung         das Närrische – verstanden nicht als Charakter,
des komischen Spiels nämlich auch für die auf         sondern als ästhetisches Prinzip – selbst in der
Finalität abstellenden Handlungskonzeptionen          deutschen Klassik noch das Salz in der Suppe oder
der Frühaufklärung wesentlich war, zeigt sich         – wie es bei Gryphius heißt – die Bratwurst auf
besonders markant bei der Analyse von Johann          dem Sauerkraut ist, hat Lande damit eindrucksvoll
Elias Schlegels Der geschäftige Müßiggänger (1741).   demonstriert.
    Bereits hier wird deutlich, dass der Narr nicht       Für die Rettung der komischen Person liegt
einfach verschwunden ist, sondern durch die           in seiner Nobilitierung durch Goethe und Kleist
Beschränktheit und Belehrbarkeit des Menschen         indes auch ein Problem: Mit den Schlusskapiteln
insgesamt ersetzt wurde: Der Narr wird zu der         wird zwar der Untertitel der Studie, On the Ori-
jeder Komödienfigur innewohnenden Fehlbarkeit.        gins of German Dramatic Literature, eingelöst.
Teil III, Life, Theater, and the Restoration of the   Während der Beitrag des Narren zur Entwick-
Fool, zeigt schließlich, dass die Verbannung der      lung der deutschen Literatur am Ende der Studie
komischen Person nie wirklich vollständig voll-       sichtbar geworden ist, haben die dabei erbrachten
zogen wurde, sondern im Gegenteil vom Gegen-          Verluste jedoch wieder an Kontur verloren. Die
stand der ästhetischen Disziplinierung zu ihrem       teleologische Zuspitzung auf die global bedeut-
Agenten umfunktionalisiert werden konnte, und         samen Dramen um 1800 verbannt die historische
zwar insbesondere im Kontext der entstehenden         Vielfalt der lustigen Person und ihrer ästhetischen
Polizeiwissenschaft. Dies zeigt Lande etwa am         Praxis in Landes Studie schließlich auch wieder
Beispiel von Justus Mösers vieldiskutierter Schrift   dorthin, woraus sie eigentlich befreit werden soll-
Harlekin, oder Vertheidigung des Groteske=Komi-       te: in die Position des Supplements, ins exotische
schen (1761), die ihre Sprengkraft als Kombination    Abseits der Literaturgeschichte.
rhetorischen und polizeilichen Wissens entfaltet          Schwerer dürfte indes ein anderer Einwand
habe. Vermittelt über Lessings umfassende Re-         wiegen. Wenn Lande im dritten Kapitel an einer
evaluierung des Komischen, die Entdeckung der         eindrucksvollen Fülle von Material die Funktion
Komödie als privilegierter Agentin für die Dar-       des Narren und seines Spiels für die von der histo-
stellung der konkret-materiellen Welt und damit       rischen Polizeiwissenschaft propagierte Steigerung
auch für die Revitalisierung nationalkulturell        der Arbeitsproduktivität diagnostiziert, so wäre

Peter Lang                                                       Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXX (2020)
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anzumerken, dass dieser ökonomische Kontext             der es vermeidet, dass die existierenden epochalen
bereits zur Geburtsstunde der modernen komi-            Zäsuren in einer Zensur der historiografischen
schen Figur gehört. Diese betritt – etwa als Jahn       Ref lexion resultieren, ist Lande eindrucksvoll
Posset in den Stücken Jakob Ayrers – die Bühne          gelungen. In Erinnerung gerufen ist damit die
um 1600 eben nicht, wie Lande behauptet, als            fundamentale Funktion der Dialektik von Komik
„comic servant“ (S. 55), sondern als freier Arbeiter,   und Komödie für die nicht selten als allzu ernst
der mit seinem Arbeitgeber einen Arbeitsvertrag         verschriene deutsche Literatur.
aushandelt. Dass der Pickelhering im 17. Jahr-
hundert nicht nur Anhänger, sondern auch viele
Feinde hatte, liegt ursächlich daran, dass er die       Anmerkungen
damit einhergehende ökonomisch-soziale Ent-
bindung repräsentiert. Anregungen hätte hierfür         1   Daniela Schletterer: Die Verbannung des Harlekin
die insbesondere von Rudolf Münz vertretene                 – programmatischer Akt oder komödiantische In-
apokryphe Linie der Theatergeschichte liefern               vektive? In: Frühneuzeit-Info 8 (1997), S. 161–169;
können.3 Dass Lande die Fabel der Komödien                  Bärbel Rudin: Venedig im Norden oder: Harlekin
und damit auch die ökonomische Dimension der                und die Buffonisten. Die Hochfürstl. Braunschw.
Figur weitgehend marginalisiert, ist wohl ein wohl          Lüneb. Wolffenbüttelschen Teutschen Hof-Acteurs
kaum vermeidbarer Effekt der gut begründeten                (1727–1732). Reichenbach i. V. 2000.
Form-Konzentration seiner Studie. An ihr mag            2   Manfred Brauneck, Alfred Noe (Hrsg.): Spieltexte
                                                            der Wanderbühne. 5 Bde. Berlin u. a. 1970–1999.
es ebenso liegen, dass die subversive Rolle, die
                                                        3   Rudolf Münz: Das „andere“ Theater. Studien über
der Narr gegenüber Geschlechterordnungen ein-               ein deutschsprachiges teatro dell´arte der Lessing-
nimmt, wie u. a. die Arbeiten von M. A. Katritzky           zeit. Berlin 1979.
gezeigt haben, unerwähnt bleibt.4                       4   M. A. Katritzky: Women, Medicine and Theatre
    Das Projekt und Verdienst von Persistence of            1500–1750: Literary Mountebanks and Performing
Folly besteht aber nicht in der allumfassenden              Quacks, Aldershot u. a. 2007.
Darstellung der modernen Komödiengeschichte,
sondern in der Behauptung eines sehr spezifischen                                         Roman Widder
Gegenstands in seiner genuinen ästhetischen Qua-        Humboldt-Universität zu Berlin
lität sowie in der Darstellung seiner historischen      Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät
Beharrlichkeit. Die umstrittene Geschichte der          Institut für deutsche Literatur
komischen Figur des 17. und 18. Jahrhunderts in         D–10099 Berlin
einem konsistenten Zusammenhang zu erzählen,            

Friedrich Vollhardt
Gotthold Ephraim Lessing. Epoche und Werk. Wallstein Verlag, Göttingen 2018, 490 S.,
12 Abb.

Nicht wenige Leserinnen und Leser werden sich           das grundlegende, bei Metzler erschienene Lessing
die Frage stellen, ob Friedrich Vollhardts fast         Handbuch von Monika Fick, das seit 2016 in der
500 Seiten umfassende Lessing-Werkbiographie            vierten Auflage vorliegt.2 Erwähnt werden muss
mehr als eine Liebesmühe ist. Schließlich stehen        aber in erster Linie die umfassende Lessing-Bio-
bereits zahl- wie hilfreiche Arbeiten zur Verfügung,    graphie von Hugh Barr Nisbet. Sie wurde 2008
die je nach konkretem Rezipientenbedürfnis              bei C. H. Beck publiziert3 und zurecht vom Ver-
vorbildlich über Lessings Werk, Leben und Zeit          lag als „Die erste große Lessing-Biographie seit
informieren. Das gilt für die kleine Lessing-Bio-       fast 100 Jahren“ beworben. Sie ist ausgesprochen
graphie, die Vollhardt selbst erst 2016 in der          zuverlässig und umfangreich. Warum also eine
Beck’schen Reihe vorgelegt hat1 ebenso wie für          zweite Lessing-Biographie?

Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXX (2020)                                                  Peter Lang
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