Sortenvielfalt im Naturpark - Naturpark ...
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Inhaltsverzeichnis Servus, Gruetzi und Hallo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Streuobst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Alte Apfelsorten aus der Naturparkregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Der Apfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Rezepte Streuobst – Leckeres mit Äpfeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Alte Birnensorten aus der Naturparkregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Die Birne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Rezepte Streuobst – Leckeres mit Birnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Sortenretter im Portrait – Pomologen-Verein e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Lehrpfade und Gärten im Naturpark und Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Sortenvielfalt vor Ort erleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Exkurs: Was bedeutet samenfestes Saatgut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Getreide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Der Schwäbische Dickkopf-Landweizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Fränkischer Grünkern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Rezept Getreide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Sortenretter im Portrait – Das Hohenloher Freilandmuseum . . . . . . 29 Exkurs: Tipps für den Anbau von alten Sorten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Nutzpflanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Kartoffeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Bohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Rezept Nutzpflanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Sortenretter im Portrait – demeter Gärtnerei Großhöchberg . . . . . . 39 Exkurs: Warum ist Vielfalt wichtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Nutztierrassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Alte Nutztierrassen aus der Naturparkregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Sortenretter im Portrait – Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Alte Nutztierrassen aus der Naturparkregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Sortenretter im Portrait – Züchtervereinigung Limpurger Rind e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Alte und gefährdete Nutztierrassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 WEITERE INFORMATIONEN Initiativen und Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Fotonachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald Naturparkzentrum // Marktplatz 8 // 71540 Murrhardt Telefon 0 71 92 / 21 38 88 // Fax 0 71 92 / 21 38 80 info@naturpark-sfw.de www.naturpark-sfw.de 3
Servus, Gruetzi und Hallo! EIN VIELFÄLTIGES WILLKOMMEN IM JAHR DER SORTENVIELFALT IM NATURPARK Mit Ihrer Entscheidung, diese Broschüre zu öffnen, können Sie die Welt ein kleines bisschen bunter werden lassen! Wir möchten Ihnen die Augen öffnen und zeigen, dass es jenseits der Apfelsorten Braeburn und Topaz, der Kartoffelsorte Belana oder vom Steak aus Argentinien eine geschmackliche Wunderwelt direkt vor Ihrer Haustür auf Sie wartet. Kommen Sie mit uns auf eine vielseitige Entdeckungsreise zur Sortenvielfalt im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Seltene, alte und bewährte regionale Kulturpflanzen und Nutztierrassen sind auf Ihren Appetit angewiesen, um in einer Zeit mit Saatgutpatenten, Hybridsorten und genormten Vorgaben zu überleben. Lassen Sie Vielfalt in Ihrem Garten und auf Ihrem Teller zu – wir zeigen Ihnen auf den nächsten Seiten, wie das geht! Ihr Naturparkvorsitzender Landrat Dr. Richard Sigel mit dem Naturparkteam Meika Bakker, Lisa-Marie Funke und Bernhard Drixler
Streuobst APFEL IST NICHT GLEICH APFEL Baden-Württemberg gilt als bedeutendste Obst- Dabei gehören extensiv gepflegte Streuobst- bauregion in Deutschland mit einer Landschaft, wiesen europaweit zu den artenreichsten die geprägt ist von zahlreichen Streuobstwiesen. Lebensräumen. Und je mehr Sorten von diesem Auch im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer wichtigen Kulturgut erhalten werden, desto Wald verschönern blühende Apfel-, Kirsch- und größer ist auch die geschmackliche Vielfalt. Birnbäume das Landschaftsbild. Und wussten Sie, dass viele alte Apfelsorten STREUOBSTWIESEN für Apfelallergiker durchaus verträglich sein können? Das hängt mit dem Polyphenolgehalt Ursprünglich wurden Streuobstwiesen ange- im Apfel zusammen, dieser ist gesundheits- legt, um die Ernte für verschiedene Zwecke zu fördernd und in vielen alten Sorten besonders nutzen, etwa zum Mosten, Brennen, Dörren oder hoch. 1 Kochen. Im Erwerbsobstbau hat sich mit der Zeit, aufgrund von veränderten Anbaumethoden Wenn das keine guten Gründe sind, um alte und Verbrauchergewohnheiten, die Produktion Obstsorten zu schützen! von Tafelobst für den Frischverzehr durchgesetzt. Hierfür wurden geeignete Sorten gezüchtet. Alte Obstsorten sind heutzutage meist nur noch auf privaten Streuobstwiesen und selten im Supermarkt zu finden. 2 1 – Öhringer Blutsstreifling Quellen: Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee // Rote Liste der 2 – Knausbirne gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland 2016 // BUND-Lemgo 7
Alte Apfelsorten Der Apfel MALUS DOMESTICA AUS DER NATURPARKREGION Hier stellen wir Ihnen eine Auswahl an wohlschmeckenden und wohlklingenden Apfelsorten aus der Naturparkregion vor und für welchen Zweck diese am besten verwendet werden können. Brettacher Kleiner Fleiner Öhringer Blutsstreifling BRENNEN TAFELOBST Brettacher Backnanger Sonnenwirtsapfel Gewürzluike Maiersapfel Lorcher Sämling DÖRREN Öhringer Blutstreifling Kardinal Bea Luikenapfel Gewürzluike Kleiner Fleiner KÜCHE Brettacher Backnanger Sonnenwirtsapfel WIRTSCHAFTSOBST Kleiner Fleiner Brettacher Backnanger Sonnenwirtsapfel Maiersapfel, Backnanger MOST/SAFT Lorcher Sämling Sonnenwirtsapfel Streuobstsorte Öhringer Blutstreifling des Jahres 2017 Öhringer Blutstreifling Kardinal Bea Gewürzluike Maiersapfel Kleiner Fleiner Maunzenapfel Bittenfelder Sämling Bittenfelder Luikenapfel Sämling Kardinal Bea Lorcher Sämling Maunzenapfel Gewürzluike Luikenapfel Quelle: Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee 9
Rezepte Streuobst LECKERES MIT ÄPFELN Der Apfel ist heute die am meisten geschätzte Obstart und weltweit existieren ca. 20.000 Sorten. Eine wirtschaftliche Bedeutung haben jedoch nur wenige von ihnen. Alte Sorten, das heißt wenn sie älter als 100 Jahre sind, haben ganz unterschiedliche Eigenschaften, vor allem aber sind viele von ihnen besonders vitaminreich. Je nach Sorte können sie Ihren Speisezettel auf unterschiedliche Weise bereichern. Wir wünschen einen guten Appetit! Ofenschlupfer ZUTATEN ZUBEREITUNG 6 altbackene Brötchen Brötchen in Scheiben schneiden und 4 Äpfel in 250 ml lauwarmer Milch einweichen. 100 g Rosinen 500 ml Milch Äpfel schälen, entkernen und in Scheiben 4 EL Zucker schneiden. 4 EL Semmelbrösel 50 g Butter Beides in eine gefettete Auflaufform 2 Eier schichten und Rosinen dazwischen streuen. Zimt 250 ml Milch mit den Eiern, dem Zucker und Zimt verquirlen und über die Masse gießen. Semmelbrösel darüber streuen und Butterflöckchen darauf setzen. Bei 180 °C ca. 50 min. backen und sofort warm servieren! Dazu schmeckt Vanillesoße oder -eis. Quellen: Monika Höfer (VEN) // BUND-Lemgo // Sophia Frey (www.sophiasleuchttage.blogspot.de)
Alte Birnensorten Die Birne PYRUS COMMUNIS AUS DER NATURPARKREGION Hier stellen wir Ihnen eine Auswahl an wohlschmeckenden und wohlklingenden Birnensorten aus der Naturparkregion vor und für welchen Zweck diese am besten verwendet werden können. Nägelesbirne Kirchensaller Mostbirne BRENNEN MOST/SAFT Karcherbirne Champagner Bratbirne Champagner Bratbirne Karcherbirne Karcherbirne Knausbirne Kirchensaller Mostbirne Kirchensaller Mostbirne Streuobstsorte Nägelesbirne Wilde Eierbirne des Jahres 2018 Schorndorfer Dornbirne Wilde Eierbirne TAFELOBST DÖRREN Stuttgarter Geißhirtle Stuttgarter Geißhirtle Nägelesbirne Schorndorfer Dornbirne Knausbirne – Streuobstsorte des Jahres 2018 Wilde Eierbirne KÜCHE Stuttgarter Geißhirtle Nägelesbirne Wilde Eierbirne Schorndorfer Dornbirne Champagner Schorndorfer Bratbirne Dornbirne Stuttgarter Geißhirtle Quelle: Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee 13
Rezepte Streuobst LECKERES MIT BIRNEN Birnen stehen oft im Schatten von Äpfeln – völlig zu Unrecht, denn diese Früchte haben einen sehr hohen Energiewert, fördern die Verdauung und unterstützen die Schilddrüse. Ihr Aussehen, Geschmack, Aroma und ihre Saftigkeit ist sehr stark sortenabhängig. Es gibt klein- und groß- früchtige, schmelzend, aromatisch süße und feste, leicht säuerliche Sorten. Zum Kochen geeignete Birnen, meist alte Sorten, sind sehr fest, klein und roh eher ungenießbar. Beim Kochen aber werden sie weich und entwickeln ein schönes Aroma. Probieren Sie als Nachspeise doch mal folgendes Rezept aus: Gebratene Birnen mit gerösteten Nüssen, Schmand und Zuckerrübensirup (FÜR 4 PERSONEN) ZUTATEN Die Birnen schälen, halbieren und entkernen. Den Boden einer großen 100 g Schmand beschichteten Pfanne mit dem braunen 3-4 EL Birnensaft Zucker ausstreuen, die Birnen mit den Schnitt- 1 Messerspitze Zimt flächen nach unten einlegen, den Zucker 100 g geschälte Haselnusskerne bei milder Hitze schmelzen und die Birnen 2 EL Öl leicht karamellisieren lassen. 100 g Butterkekse 40 g Butter dazugeben und schwenken, 50 g Butter die Birnen weitere 2-3 Minuten auf den 4 Birnen Schnittflächen belassen. Dann drehen 4 EL brauner Zucker und nochmals 1-2 Minuten in der Karamell- 4 EL Zuckerrübensirup butter schwenken. ZUBEREITUNG Schmand kreisförmig auf Tellern verstreichen, die Birnen aufsetzen und mit Schmand mit Birnensaft und Zimt den Haselnuss-Keks-Bröseln bestreuen. dickflüssig-cremig rühren und kalt stellen. Den Zuckerrübensirup streifig über das Haselnusskerne grob hacken und in einer Dessert ziehen und sofort servieren. Pfanne im Öl goldbraun rösten. Butterkekse zerbröseln, 10 g Butter dazugeben, dann Quelle: Stevan Paul 2015 – Kochbuch „Heute koch ich, beiseitestellen. morgen brat ich“
Sortenretter im Portrait POMOLOGEN-VEREIN UND ERHALTERNETZWERK Was ist eigentlich Pomologie? Das ist die Lehre der Arten und Sorten von Obst sowie deren Bestimmung und systematische Einteilung. Eine durchaus köstliche, aber auch sehr spezielle und mühsame Wissenschaft. POMOLOGEN-VEREIN E.V. Das gemeinsame Ziel ist es, eine langfristige Erhaltung der aktuell verfügbaren historischen Der Pomologen-Verein e.V. wurde 1991 ge- Obstsorten in Deutschland an dezentralen gründet und setzt die Tradition des Deutschen Standorten zu gewährleisten. Pomologen-Vereins fort. Die Initiative fördert den Austausch zwischen Pomologen und Unter www.obstsortenerhalt.de finden Sie eine koordiniert die Aktivitäten bei der Suche und Sortenbörse mit Listen über bisher verfügbare Identifikation alter Obstsorten. Im Rahmen des sortenechte Obstsorten, Bezugsquellen der Obst- und Gartenbaues werden Landespflege, geprüften Bäume sowie Sortenportraits. Umweltschutz und Naturerhalt gefördert. Dies dient nicht nur der Bewahrung der Kultur- WEITERE INFORMATIONEN landschaft mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch dem menschlichen Pomologen-Verein e.V. und Wohlbefinden. Durch die Sammlung und Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt Erhaltung alter Obstsorten sowie die Ver- Husumer Straße 16 breitung der Sortenkunde (Pomologie) in Form 20251 Hamburg von Sortenbestimmungsseminaren und Telefon 040 / 46 06 37 55 Obstbaumschnittkursen trägt der Verein zum info@pomologen-verein.de Erhalt einer großen Vielfalt bei. Ein wichtiger www.pomologen-verein.de Anteil der Arbeit ist das Auffinden und die www.obstsortenerhalt.de Forschung zu zwischenzeitlich verschollenen alten Sorten. Um dem rasanten Sortenschwund der letzten Jahrzehnte entgegen zu wirken und die bereits existierenden, vielfältigen Initiativen und Aktivitäten zur Sortenerhaltung zu koordinieren, hat der Pomologen-Verein das Erhalternetz- werk Obstsortenvielfalt ins Leben gerufen. Quellen: Pomologen-Verein e.V. // Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt 17
Lehrpfade & Gärten Sortenvielfalt vor Ort erleben IM NATURPARK UND UMGEBUNG Neben zahlreichen Gärten und Streuobstwiesen gibt es im Naturpark Lehrpfade sowie Obst- und Kräutergärten. Dort können Sie direkt in die Sortenvielfalt eintauchen und sich die verschiedenen Pflanzenarten etwas genauer anschauen. Hier eine Auswahl dieser Orte aus der Region. 1 Allmersbach im Tal / Backnang 10 Murrhardt S´Äpple Obstbaumlehrpfad www.schwaebisches-mostviertel.de www.murrhardt.de 18 2 Berglen-Bretzenacker 11 Großerlach Obst- und Gehölzeweg Kräuterzentrum Wasenhof 17 www.berglen.de www.kraeuterzentrum-wasenhof.de 3 Rudersberg 12 Mainhardt Streuobstlehrpfad Heilkräutergarten im Riegenhof 16 13 www.rudersberg.de www.demeterhof.info 15 12 14 4 Urbach 13 Schwäbisch Hall-Wackershofen 11 Obstbaulehrpfad Linsenberg Schaugarten im Hohenloher Freilandmuseum www.urbach.de www.wackershofen.de 10 5 Lorch 14 Oberstenfeld-Gronau 9 Kräutergarten Kloster Schaustreuobstwiese www.kloster-lorch.com www.streuobstverein-b-i-o.mein-verein.de 8 1 6 Schwäbisch Gmünd 15 Löwenstein 7 weleda Heilpflanzengarten Kräutergarten Burg Löwenstein 3 2 www.weleda.de www.loewenstein.de 4 6 7 Abtsgmünd 16 Untergruppenbach-Vorhof Lehrgarten am Schloss Neubronn Baumverbindungsweg 5 www.ogv-neubronn.de www.untergruppenbach.de 8 Kaisersbach 17 Heilbronn Kräuterterrassen Botanischer Obstgarten www.kaisersbacher-kraeuterterrasse.de www.botanischer-obstgarten.de 9 Fichtenberg 18 Öhringen Kräutergarten in Baumerlenbach und Feldgehölz- und Lehrpfad www.fichtenberg.de Wildrosenpfad Golberg Kräutergarten www.oehringen.de 19
Was bedeutet samenfestes Saatgut? EXKURS Samenfestes Saatgut sind Samen von Doch dieses Reservoir an Sortenvielfalt ist in Schädlinge mitgezüchtet werden. Für die registriert werden müssen. Die Macht über Pflanzen, die sich mit traditionellen Methoden Gefahr. Seit Beginn der Industrialisierung der Massenproduktion klingt dies zwar plausibel. 75 % des weltweit verkauften Saatgutes liegt (z. B. Bestäubung durch Insekten) vermehren Landwirtschaft sind nach Schätzungen der Allerdings verschwinden in der nächsten Saat- in den Händen weniger Konzerne. Wie sich lassen, ohne ihre sortenspezifischen Eigen- Welternährungsorganisation (FAO) bereits gut-Generation die gezüchteten Eigenschaften diese Konzentration auf die Umwelt auswirkt schaften, wie Farbe, Form oder Widerstands- 75 % der Kulturpflanzensorten verloren gegan- bereits wieder. Hybridsaatgut ist „Einweg- ist (noch) nicht abzuschätzen. Deshalb gilt es fähigkeit, zu verlieren. gen. Heutzutage dominieren Hybridsorten die Saatgut“ und muss jedes Jahr neu gekauft vorsorglich zu handeln! Genetische Vielfalt großen Äcker dieser Erde. Doch wer oder was werden. Das ist teuer und gefährdet die bietet einen natürlichen Schutz – je mehr Über Jahrhunderte waren Bauern die Experten sind diese Hybride? Hier werden bei einer Vielfalt. Samenfestes Saatgut im Vergleich ist Sorten, desto geringer die Gefahr von flächen- für Vielfalt. Auf kleinen landwirtschaftlichen Pflanze mittels Inzucht die gewünschte Eigen- „Mehrweg-Saatgut“, woraus immer wieder deckenden Verlusten durch Schädlinge. Betrieben und in Hausgärten wurden Getrei- schaft (z. B. Größe) über mehrere Generatio- Pflanzen mit denselben Eigenschaften wach- Der bewährte Spruch „Schützen durch de- und Gemüsesorten gezüchtet, die optimal nen verstärkt und anschließend zwei Inzucht- sen. Nützen“ gilt auch für den Erhalt der Vielfalt an die Bedingungen vor Ort angepasst waren. linien gekreuzt. Es entsteht in der nächsten im Naturpark! Und der Tausch von samen- Aus dieser Tradition heraus konnte ein riesiger Generation – auch F1 genannt – einheitliches Die heute im Handel erhältlichen Sorten sind festem Saatgut über den Gartenzaun hinweg Pool an samenfesten Kulturpflanzensorten Hybridsaatgut: jede Tomate wird gleich groß. überschaubar, da durch die moderne Saat- bringt Abwechslung ins Beet und auf den entstehen. Zusätzlich können z. B. Resistenzen gegen gutgesetzgebung Sorten für den Verkauf Teller! Quelle: Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V.
Getreide DIE URAHNEN DER GETREIDESORTEN Die in Europa am weitesten verbreiteten Getreidesorten sind Weizen, Roggen, Gerste und Hafer. Alte Getreidesorten, auch Urgetreide genannt, sind u. a. Emmer, Einkorn und Dinkel. Sie alle gehören zur Gattung des Weizens und zählen zu den ältesten Kulturpflanzen. Als sogenanntes Spelzgetreide haben alle drei Getreidearten eine feste Hülle (Spelzen) um die Körner, die vor der weiteren Verwendung mit einer speziellen Schälmühle entfernt werden. EMMER DINKEL Emmer (Triticum diccocum) hat lange Grannen Der grannenlose Dinkel (Triticum spelta) war ab und an der Getreideähre entlang wachsen 260 n. Chr. Hauptgetreide in der alemannischen beidseitig jeweils zwei Körner. Daher wird er Kultur und ist bis heute in Südwestdeutschland 1 2 auch „Zweikorn genannt“. weit verbreitet. Seit mindestens 300 Jahren wird aus Dinkel Grünkern hergestellt, durch die EINKORN Ernte des unreifen Dinkels und Trocknung im Backofen. Die alte regionale Sorte „Schwäbischer Beim Einkorn (Triticum monococcum) wächst Dickkopf-Landweizen“ ist eine Weizen- aus der Getreideähre jeweils ein Korn, daher Dinkel-Kreuzung. die passende Namensgebung. Das Getreide ist Ernährungsphysiologisch sehr wertvoll (viel Alle drei Getreidesorten sind sehr vielseitig in Rohprotein, hohe Mineralstoffgehalte). Einkorn ihrer Verwendung und fürs Backen, für Nudeln aus dem Schwarzwald ist eine alte Sorte und oder sogar zum Bierbrauen geeignet. gehört zu den gefährdeten einheimischen Nutz- pflanzen. 3 4 Quellen: Initiative Urgetreide // Rote Liste der gefährdeten 1 – Einkorn // 2 – Schwäbischer Dickkopf-Landweizen // einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland 2016 // 3 – Schwarzer Emmer // 4 – Dinkel Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg // Slow Food Deutschland 23
Der Schwäbische Dickkopf-Landweizen Fränkischer Grünkern GIBT ES STURES GETREIDE? DIE ENTDECKUNG DES GRÜNKERNS Wir sagen ja! Denn der Schwäbische Dickkopf- Nein, denn zum Glück wurde das „Dickköpfle“ Die Entdeckung des Grünkerns basierte auf Heute ist Grünkern längst kein „Arme-Leute- Landweizen verdankt seinen Namen zwar in 2008 von Prof. Jan Sneyd (HfWU Nürtingen) knurrenden Mägen. Vor mehreren Jahrhunder- Essen“ mehr, sondern als regionale Spezialität erster Linie den dicken runden Körnern, gleich- in einer Saatgutbank entdeckt und mit der ten versuchten Bauern aus dem Bauland, auf vielen Speisekarten zu finden. Grünkern zeitig steht er jedoch für eine alte Sorte, die Unterstützung des Bäckerhaus Veit (mit Sitz einem Landstrich im Nordosten Baden- zeichnet sich durch einen kräftigen, würzigen nur aufgrund der Hartnäckigkeit engagierter in Bempflingen) über mehrere Jahre vermehrt. Württembergs, durch Unwetter verdorbenes, und aromatischen Geschmack aus. Das Getreide Menschen erhalten werden konnte. Derweil erfolgt der Anbau, die Verarbeitung und halbreifes Dinkelgetreide zu verwerten. bringt Abwechslung in den täglichen Speiseplan Backwarenherstellung wieder durch mehrere Aus der Hungersnot heraus wurden abge- insbesondere in der Vollwertkost. Im Schwäbischen Raum hatte sich der Dick- regionale Landwirte, Mühlen und Bäckereien. schnittene Dinkelähren in Pfannen über dem kopf-Landweizen aus einer Mischung von Weizen Feuer geröstet. Brot war aus diesen Körnern Die Europäische Kommission hat den „Fränki- und Dinkel entwickelt, wobei die vorzüglichen Übrigens wurde die alte Sorte inzwischen in die wenig schmackhaft, aber mit Wasser als schen Grünkern‘‘ im April 2015 übrigens in die Dinkel-Eigenschaften erhalten blieben: „Rote Liste der gefährdeten einheimischen Suppe aufgekocht ergaben die grünen Körner Liste der „geschützten Ursprungsbezeichnungen hervorragende Backeigenschaften und ein Nutzpflanzen in Deutschland“ aufgenommen. eine köstliche Mahlzeit. (g.U.)‘‘ aufgenommen. Daher darf Grünkern frischer Geschmack, der an Dinkel erinnert. Zudem stufte der Verein Slow Food Deutsch- nur in bestimmten Landkreisen „Fränkischer land den Weizen als „Arche-Passagier“ ein. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Grünkern Grünkern‘‘ heißen. Unter anderen im Hohenlohe- Die zur Ernte goldgelben Dickkopfähren präg- Und schließlich wurde der schwäbische Dick- 1660, bis heute hat sich die Region Bauland als kreis, sodass auch unser Naturpark in Teilen zum ten von den 1880er Jahren für Jahrzehnte das kopf-Landweizen 2015 auf Antrag des Bäcker- Hauptanbaugebiet des Grünkerns in Deutsch- „Fränkischen Grünkernland“ gehört. schwäbische Landschaftsbild. Ihr Anbau ist hauses Veit vom Bundessortenamt zum Anbau land gehalten. Grund hierfür ist zum einen ein aber unter heutigen Bedingungen kaum noch als „Erhaltungssorte“ offiziell zugelassen. Somit magerer Boden bei rauem Klima – gute Voraus- Sind Sie neugierig geworden? rentabel. Mit der Industrialisierung der Land- ist die Basis für eine Renaissance dieser alten setzungen für den Anbau von Dinkel. Zum Unter www.fraenkischer-gruenkern.de gibt es wirtschaft setzte sich die Züchtung von Sorte geschaffen. anderen konnte die bäuerliche Bevölkerung weitere Geschichten, leckere Rezeptideen und ertragreichen Sorten durch. War dies das Ende über die Zeit einen erfolgreichen Absatzmarkt lokale Verkaufsstellen des vielseitigen Getreide- des Schwäbischen Dickkopf-Landweizens? aufbauen. produktes! Quellen: Slowfood Deutschland // Bäckerhaus Veit Quelle: Vereinigung fränkischer Grünkernerzeuger Boxberg e.V.
Rezept Getreide LECKERES MIT GRÜNKERN Back- und Teigwaren bilden das Herz der schwäbischen Küche. Der Anbau von Dinkel und Weizen, ihre Verarbeitung und Nutzung als Nahrungsmittel haben in der Region eine uralte Tradition. Typische regionale Produkte sind z. B. Seelen (knuspriges Weißbrot mit luftig-feuchter Krume), Reutlinger Kimmicher (Kümmelbrötchen), Ofenschlupfer (Brotauflauf mit Äpfeln), Pfitzauf (im Ofen gebackener Pfannkuchenteig), Striebele und Rosenküchle (in Fett ausgebackener Teig), Brot, Brezel, Musmehl, Brotsuppe, und Teigwaren wie Spätzle und Maultaschen. Auch aus Grünkern lassen sich schmackhafte Speisen zubereiten, zum Beispiel: Grünkernküchlein ZUTATEN ZUBEREITUNG 250 g Grünkernschrot Verfeinern durch Zugabe von gut ½ l Wasser oder Brühe 100 g geriebenen Käse. 2 Brötchen eingeweicht 2 Eier Grünkern in der Flüssigkeit zu dickem Brei 2 EL Zwiebeln und Petersilie (fein gehackt) kochen, abkühlen lassen. und gedämpft in 10 g Butter Salz Übrige Zutaten zugeben, geschmeidigen Pfeffer Teig kneten, abschmecken und mit nassen Muskat Händen Küchlein (Frikadellen) formen. Majoran Thymian In heißem Fett in der Pfanne – nicht zu rasch – braten. Als Beilagen eignen sich Gemüse oder Salat. Guten Appetit! Quellen: Vereinigung fränkischer Grünkernerzeuger Boxberg e.V. // Arvid Uhlig (www.arviduhlig.de)
Sortenretter im Portrait DAS HOHENLOHER FREILANDMUSEUM Das Hohenloher Freilandmuseum präsentiert auf Besonders beliebt bei großen und kleinen einem 40 ha großen Gelände rund 70 historische Besuchern sind Schwäbisch-Hällische Schweine, Gebäude, die aus verschiedenen Ortschaften der Limpurger Kühe, Coburger Fuchsschafe, Ziegen, Region Württembergisch-Franken umgesetzt Hühner, Gänse, Tauben, die alle im Museums- worden sind. Ausgestattet mit originalgetreuen gelände zu erleben sind. Der große Schaugarten Einrichtungen geben sie den Besuchern einzig- im Zentrum des Museumsgeländes präsentiert artige Einblicke in das Leben der Menschen auf traditionelle Gartenpflanzen und erläutert deren dem Land in früheren Jahrhunderten. Verwendung, nicht weit davon entfernt ist ein Medizinalkräuter-Garten zu besichtigen. Hier GÄRTEN, FELDER UND WIESEN werden Kenntnisse über Heilpflanzen und deren Verwendung vermittelt. 1 Zur Präsentation der Lebensverhältnisse der Menschen früherer Zeiten gehören nicht nur die Zum Freilandmuseum gehört auch ein nach historischen Gebäude, sondern auch Gärten, historischen Vorbildern angelegter Weinberg, im Felder und Wiesen. Mehrere hundert Obst- Forsthaus Joachimstal informiert eine Dauer- bäume traditioneller Obstsorten stehen im ausstellung über den Wald als Lebensraum für Museumsgelände, Hausgärten sind bepflanzt mit Pflanzen und Tiere. Zier- und Nutzpflanzen früherer Jahrhunderte. WEITERE INFORMATIONEN Um das Bild vom Leben der Menschen früherer Zeiten zu vervollständigen, werden auch Tiere Hohenloher Freilandmuseum historischer Nutztierrassen gehalten. Dorfstraße 53 74523 Schwäbisch Hall – Wackershofen Telefon 07 91 / 97 10 10 2 3 info@wackershofen.de www.wackershofen.de 1 – Der Schaugarten im Hohenloher Freilandmuseum 2 – Limpurger Rinder 3 – Schwäbisch-Hällische Landschweine und Coburger Fuchsschafe 4 – Gänse im Hohenloher Freilandmuseum 4 Quelle: Hohenloher Freilandmuseum 29
Tipps für den Anbau von alten Sorten EXKURS Sie möchten einen Beitrag dazu leisten die Samenfeste Sorten und sortenechtes Zu Saatgutbörsen, -tauschringe oder Wie Sie Ihr eigenes Saatgut ernten können Vielfalt in Ihrem Umfeld und auf Ihrem Teller Edelreisermaterial (Obstbaumveredelung) -bibliotheken gehen oder sie selbst und was es dabei zu beachten gibt, erfahren zu erhöhen? Hier erhalten Sie Tipps wie Sie verwenden, am besten von regionalen organisieren Sie u. a. auf den Infoblättern „Vielfalt zum Erhalt der Sortenvielfalt beitragen Erhaltern Gärtnereien und Saatguterhalter*Innen, bewahren – wie geht das?“ vom Dachverband können. Einen Teil der Pflanzen ausblühen lassen die ihr Saatgut selbst vermehren, besuchen Kulturpflanzen Nutztiere Vielfalt e.V. und Saatgut selbst ernten Initiativen unterstützen, die sich für den (www.kulturpflanzen-nutztiervielfalt.org) Saatgut mit Freunden und Nachbarn teilen Erhalt der Sortenvielfalt einsetzen und tauschen Bäume von alten Obstsorten pflanzen Weitere Lesetipps und Initiativen finden Sie Regionale Tauschbörsen besuchen oder Gebietsheimische Blumen säen und auf den Seiten 54-56 in dieser Broschüre. organisieren pflanzen, um die Insektenvielfalt zu Auf dem Markt oder in Hofläden nach den bewahren verwendeten Sorten fragen Gartenbaukurse, Saatgutseminare und Obstgehölz-Veredelungskurse besuchen Quelle: Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V.
Nutzpflanzen DIE VIELFALT AUF UNSEREN ÄCKERN Weltweit sind uns etwa 400.000 Pflanzenarten EINE AUSWAHL AN NUTZPFLANZEN bekannt. Von 30.000 Arten, die für den Men- schen genießbar sind, werden ca. 20.000 Arten Getreide, wie Weizen, Mais oder Reis genutzt. Kultiviert hat der Mensch etwa 500 Hülsenfrüchte, wie Bohnen, Linsen oder Lupine verschiedene Pflanzenarten, von denen lediglich Wurzelfrüchte, wie Maniok, Yams oder sieben als Grundnahrungsmittel die Welt- Kartoffeln bevölkerung ernähren. Dies sind meist Hoch- Ölfrüchte, wie Sonnenblume, Kokosnusspalme leistungssorten, die sich vorwiegend durch hohe oder Oliven Ernteerträge auszeichnen. Durch diese hoch- Gemüse, wie Tomaten, Karotten oder Zwiebeln gezüchteten Sorten werden allerdings Landsor- Gewürzpflanzen, wie Pfeffer, Senf oder ten, die durch langandauernde natürliche Bohnenkraut Selektion entstanden sind, verdrängt. Dabei Faserpflanzen, wie Baumwolle, Lein oder Hanf stellt sich die Frage, wieviel Vielfalt dadurch Färberpflanzen, wie Färberkamille, Brennnessel auf den Äckern verloren geht? oder Holunder Genussmittelpflanzen, wie Kaffee, Kakao oder Nutzpflanzen dienen Menschen und Tieren als Zuckerrohr Nahrungsmittel. Sie werden in der Medizin, für Obst und Nüsse, wie Äpfel, Trauben oder Textilien, Genussmittel oder technische Zwecke Walnüsse verwendet. Grünfutterpflanzen, wie Rotklee, Luzerne oder Weidelgras Neben Kulturpflanzen zählen auch Wild- pflanzen zu unseren Nutzpflanzen. Wussten Sie, dass ein Großteil unserer Nutz- pflanzen von Insekten bestäubt wird und dass wir ohne sie auf viele Früchte verzichten müssten? Daher trägt der Schutz von Wild- bienen, Schmetterlingen, Fliegen und Käfern enorm zum Erhalt der Sortenvielfalt bei. Quellen: Pflanzenforschung.de // Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. // Zukunftsstiftung Landwirtschaft – Projekt 2000 m² 33
Kartoffeln Bohnen ERDÄPFEL, GROMBIERA ODER AIBIERA JEDES BÖHNCHEN EIN ANDERES TÖNCHEN Sie hat nicht nur vielerlei Namen, auch die Backkartoffeln, Salate, Pommes oder Suppen. Bohnen gehören zu den Hülsenfrüchten. Beide Bohnen gehören der Gattung Vicia faba sp. nahezu unendliche Sortenanzahl der Kartoffel Zu empfehlende Sorten: Linda, Selma oder Es gibt zahlreiche Gattungen und Arten mit an und vertragen deutlich niedrige Tempera- spiegelt ihre Vielfältigkeit wider. wenn Sie es bunt mögen die Blaue Anneliese. unterschiedlicher Herkunft, verschiedenen turen, sogar leichten Frost überstehen sie Eigenschaften und Verwendungszwecken. ohne Ernteeinbußen. Ursprünglich stammt die heute so beliebte Vorwiegend festkochend: Die Kartoffeln für Die heute in unseren Gemüsegärten üblicher- Knolle aus den südamerikanischen Anden. alle Fälle. Geeignet für Gnocchi, Rösti, Salz- und weise anzutreffenden Bohnen sind die Busch- Vielfältig sind sie aber alle, sowohl ihre Hülsen Die anfängliche Zurückhaltung der Bevölkerung, Pellkartoffeln, Suppen, Eintopf, Bratkartoffeln, und Stangenbohnen. Sie werden daher auch als auch ihre Kerne bilden farben- und formen- die Wurzelfrüchte zu verwerten geschweige Ofenkartoffeln und Aufläufe. Zu empfehlende als Gartenbohnen bezeichnet. Auch Feuer- frohe Erscheinungen, die wirklich bemerkens- denn auf ihren Feldern anzubauen, änderte sich Sorten: Eersteling, Desiree oder mit etwas Farbe bohnen werden immer häufiger in den Gärten wert sind. Für unsere Ernährung bilden alle Boh- ab dem 19. Jahrhundert mit Beginn der Frucht- den Blauen Schweden. angebaut, unter anderem als Zierpflanze auf- nen gute Eiweißlieferanten und der Boden wird wechselwirtschaft. Es heißt, bereits Friedrich grund ihrer leuchtend roten Blüten. durch ihren Anbau mit Stickstoff angereichert. der Große (1712 – 1786) habe den Kartoffelanbau Mehligkochend: Die Kartoffeln platzen nach gefördert, um immer wieder auftretende dem Kochen auf und haben einen hohen Stär- Zwar werden Busch- und Stangenbohnen Sie sind Bohnenliebhaber und möchten deren Hungersnöte zu verhindern. kegehalt. Besonders gut geeignet sind sie z.B. für (Gattung: Phaseolus sp.) bereits seit dem Vielfalt erhalten? Dann sind Sie beim Mit- Püree, Pellkartoffeln, Reibekuchen, Kroketten, 16. Jahrhundert bei uns angebaut, die Anbau- machprojekt – Bohnensorten anbauen und Als eine der wichtigsten Nahrungs- und Knödel, Aufläufe und Suppen. Zu empfehlende geschichte von Bohnen in Deutschland geht bonitieren des Genbänkle – Netzwerk für Sorten- Futterpflanzen der Welt, ist die Kartoffel sehr Sorten: Ackersegen, Bintje oder die Odenwälder allerdings noch viel weiter zurück. Bereits in retter und -erhalter und des Vereins Arche Noah anpassungsfähig und kann nahezu in jeder Blaue. der Bronzezeit wurden Ackerbohnen angebaut. genau richtig. Weitere Informationen erhalten Klimazone angebaut werden. Heute werden sie vor allem als Viehfutter und Sie unter: www.genbaenkle.de oder Wussten Sie, dass 2008 das Internationale zur Gründüngung eingesetzt. Ab dem Mittel- www.arche-noah.at Speisekartoffeln können nach drei Kocheigen- Jahr der Kartoffel war? Damit möchte die alter kamen die Dicken Bohnen dazu. Sie wer- schaften unterschieden werden: festkochend, UN die Bedeutung der Kartoffel als wichtiges den zwar auch heute noch zu Speisezwecken Wir wünschen viel Freude beim Bonitieren! vorwiegend festkochend und mehligkochend. Nahrungsmittel in den Entwicklungsländern angebaut, jedoch sind sie nur noch in einzel- verdeutlichen. nen Regionen von großer Bedeutung. Festkochend: Die Kartoffeln behalten nach dem Kochen ihre feste Konsistenz und weisen Quellen: Ellenberg´s Kartoffelvielfalt // Deutsche UNESCO- wenig Stärke auf. Besonders gut geeignet sind Komission // Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Quellen: Elvira Stoltmann (VEN) // Genbänkle // Verein Arche sie z. B. für Salz- oder Pellkartoffeln, Gratins, BW 2006 Noah
Rezept Nutzpflanzen LECKERES MIT BOHNEN Im alten Ägypten und im Mittelalter war die Ackerbohne wegen des hohen Eiweiß- und Stärke- gehaltes ein beliebtes und wichtiges Nahrungsmittel. Seit dem 17. Jahrhundert ging der Anbau in Europa zurück, da die aus Amerika eingeführte Gartenbohne und die Feuerbohne populärer wurden. Die „Dicke Bohne“ dient heute hauptsächlich als Viehfutter, es gibt aber weiterhin regionale Gerichte mit Ackerbohnen. Haben Sie schon einmal Falafelbällchen aus Ackerbohnen gegessen? Probieren Sie es aus, es lohnt sich! Falafel aus Ackerbohnen ZUTATEN ZUBEREITUNG (ca. 15 Stück) Die Bohnen über Nacht oder länger in kaltem Wasser einweichen. Abgießen und gut 2 Tassen Ackerbohnen abspülen. Bohnen in einem Mixer zerkleinern. 1 mittelgroße Zwiebel (fein gehackt) 2 Knoblauchzehen (mit Salz zerdrückt) Knoblauch, Zwiebel, Petersilie und die Gewürze 1/2 Tasse Petersilie (fein gehackt) zugeben und gut durch mixen. Darauf achten, 1/2 TL Kreuzkümmel (gemahlen) dass die Mischung nicht zu fein wird. 1 TL Koriander (gemahlen) 1/4 TL Cayennepfeffer Die Mischung für ca. 30 Minuten im 1 TL Backpulver Kühlschrank ruhen lassen. Salz und Pfeffer 2 EL Mehl Bällchen von ca. 2,5 cm im Durchmesser Öl zum Ausbacken formen und mit Mehl bestäuben. In einem tiefen Topf Öl erhitzen und immer einige Bällchen gleichzeitig schwimmend aus- backen. Wenden, damit sie gleichmäßig braun werden. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Passend dazu schmeckt ein bunter Salatteller oder ein frisches Urgetreidebrötchen. Quellen: Aktion Agrar // Cecilia Antoni (www.beanbeat.de)
Sortenretter im Portrait DEMETER GÄRTNEREI GROSSHÖCHBERG Was solidarische Landwirtschaft ist? Da fange Wenn Sie uns dabei unterstützen wollen, ich einfach bei uns an: Unsere Gärtnerei liegt im werden Sie Mitglied! Im Gegenzug bekommen Schwäbisch-Fränkischen Wald, in den Löwen- sie wunderbares Demeter-Gemüse. In unse- steiner Bergen; auf 530 m Höhe am Ortsrand ren Verteilräumen – aktuell in Großhöchberg, von Großhöchberg, einem Ortsteil von Spiegel- SHA-Wackershofen, Murrhardt, Oppenweiler, berg. In idyllischer Lage, umschlossen von Wald, Fellbach und demnächst Schorndorf – holt es bewirtschaften wir 2,5 ha mit Gemüse, 0,5 ha sich jedes Mitglied am Freitagnachmittag selbst mit Zwischenfrüchten, 2.000 m² Folienhäuser ab. Jeden zweiten Samstag im Monat ist freiwilli- und 1,5 ha Grünland. 50 % unserer Erzeugnisse ger Mithelfertag – Zeit, um wertvolle Erfahrungen vermarkten wir über Wiederverkäufer, 25 % über mit erdigen Händen bei uns in Großhöchberg zu Wochenmärkte in Schwäbisch Hall und Heil- sammeln. bronn und 25 % als solidarische Landwirtschaft (Solawi). Interessiert? Weitere Informationen gibt es auf unserer Homepage und am Infostand im per- Und so funktioniert eine Solawi: Eine Gruppe sönlichen Gespräch – wir freuen uns auf Sie! von Menschen schließt sich mit einem land- wirtschaftlichen Betrieb zusammen. Die Gruppe Ihr Florian Keimer trägt die Ausgaben des Hofes und erhält dafür die Ernte. Die Menschen bezahlen nicht mehr das einzelne Produkt, sondern teilen sich die Betriebskosten. Wie sich eine Solawi formal organisiert, entscheidet jede selbst. Unsere Solawi hat WEITERE INFORMATIONEN keine Rechtsform, wir haben gemeinsam eine Vereinbarung erarbeitet. Sie enthält unsere Ziele. Gärtnerei Großhöchberg Ein besonders wichtiges ist die Sortenvielfalt. Florian Keimer Wir setzen uns für nachbaufähiges samenfestes Hauptstraße 12 Saatgut ein. 71579 Spiegelberg Telefon 0 71 94 / 9 53 50 05 solawi@grosshoechberg.de www.grosshoechberg.de 39
Warum ist Vielfalt wichtig? EXKURS Vielfalt bildet zum einen die Grundlage der an Umweltveränderungen kann jedoch Das ist aber noch nicht alles, Vielfalt ist … demokratisch, weil sie unser gemeinsames menschlichen Ernährung und zum anderen ist nur durch landwirtschaftlich-gärtnerische kulturelles Erbe ist sie entscheidend für das ökologische Gleich- Zusammenhänge und ihren Anbau in Gärten gesund und schmeckt, weil viele Land- unabhängig, weil wir selbst entscheiden, gewicht der Kulturlandschaften. oder auf Äckern stattfinden. Außerdem kann sorten eine andere Nährstoffzusammen- was auf den Feldern wächst und auf unseren das Wissen über den Pflanzenanbau, spezielle setzung haben Tellern landet Wichtig für den Erhalt der Sortenvielfalt ist Gebrauchseigenschaften oder Verarbeitungs- ökologisch, weil Vielfaltssorten mit ihrer ihre Nutzung. Zwar wird in Genbanken die möglichkeiten nur weitergegeben werden, Anpassungskraft auf Agrarchemie verzichten Lebensfähigkeit von Saatgut aufrechterhalten. wenn die praktische Anwendung auch in können Die laufende Anpassung von Kulturpflanzen Zukunft fortgeführt wird. sozial, weil sie das Werk von vielen ist Quelle: Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V.
Nutztierrassen DIE VIELFALT AUF UNSEREN WIESEN UND WEIDEN Neben alten Nutzpflanzen sind alte Nutztier- Über 130 Nutztierrassen stehen allein in rassen ein wichtiger Bestandteil der mensch- Deutschland auf der Roten Liste. Diese wird von lichen Kulturgeschichte. Sie sind das Ergebnis der Gesellschaft zur Erhaltung alter und ge- eines langen Entwicklungsprozesses, über fährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) heraus- Generationen und Jahrhunderte gezüchtet. gebracht. Die GEH will damit auf die Situation Durch ihre Anpassung an Klima und Standort des Verlustes genetischer Vielfalt bei landwirt- prägen sie ihr Verbreitungsgebiet in vielfältiger schaftlichen Nutztieren hinweisen. Weise und gelten als wichtiges genetisches Erbe. Seit 1984 macht sie mit der Ernennung der Vielen Menschen ist bewusst, dass Wildpflanzen „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ deutlich, und Wildtiere aussterben, aber nur wenigen ist dass auch in der Landwirtschaft das Rassenster- 1 bekannt, dass dies auch in der Landwirtschaft, ben Einzug hält. Im Jahr 2018 ist das Altwürt- gleich nebenan, mit Nutztierrassen geschieht. temberg Pferd zur „Gefährdeten Nutztierrasse Wenige Hochleistungsrassen produzieren des Jahres“ ernannt worden. Es ist in der Roten heute die Nahrungsmittel der Menschheit. Liste als „extrem gefährdet“ eingestuft. Und gleichzeitig stirbt alle zwei Wochen eine Nutztierrasse aus. Diese alten Nutztierrassen sind ein zu schüt- zendes Kulturgut, ähnlich wie Baudenkmäler, Zahlreiche Nutztierrassen sind in Deutschland Kunstwerke oder ein alter Baum. bereits verschwunden und mit jeder verlorenen Rasse geht auch ein wertvolles genetisches Welche Nutztierrassen aus der Region des Potential verloren, ein unwiederbringlicher Naturparks stammen und wo heute noch alte Verlust von Kulturgut und eine Verarmung des und gefährdete Nutztierrassen im Naturpark Landschaftsbildes. zu finden sind erfahren Sie auf den folgenden 2 3 Seiten. 1 – Coburger Fuchsschafe 2 – Schwäbisch-Hällische Landschweine 3 – Limpurger Rinder 4 – Cröllwitzer Puten Quelle: Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter 4 Haustierrassen e. V. (GEH) 43
Alte Nutztierrassen aus der Naturparkregion DAS SCHWÄBISCH-HÄLLISCHE LANDSCHWEIN Es ist ein ungewohnter und schöner Anblick, Doch von da an bedrohte mehr und mehr die die Schweineweide der Bäuerlichen Erzeuger- industrialisierte Schweineproduktion das gemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) zu Mohrenköpfle. besuchen. Unter Bäumen und mit viel Platz suhlen, dösen oder stolzieren die schwarz-rosa Zum Glück blieben ein paar Hohenloher Bauern „Mohrenköpfle“, wie die Schwäbisch-Hällischen ihren gutmütigen, robusten Mohrenköpfle Landschweine auch genannt werden. Die BESH treu. In den späten achtziger Jahren wurde hat es sich zum Ziel gesetzt, durch eine artge- schließlich die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft rechte Haltung und hohe Qualität diese beson- Schwäbisch Hall (BESH) gegründet. Seitdem dere und alte Schweinerasse zu erhalten. gehen die Bestände wieder in die Höhe und durch eine gute Vermarktung können die Wie kam die schwarz-rosa Schweinerasse Spezialitäten in unserer Region an vielen Orten nach Schwäbisch Hall? 1820 wurden chinesi- erworben werden. sche Maskenschweine in die Region Stuttgart eingeführt und mit den heimischen Rassen gekreuzt. Es entstanden die so auffällig ge- färbten Schwäbisch-Hällischen Landschweine, die in den 1950er Jahren im Landkreis gar 99 % der Schweine ausmachten. Quelle: Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall 45
Sortenretter im Portrait BÄUERLICHE ERZEUGERGEMEINSCHAFT SCHWÄBISCH HALL Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts galt das Sieben dieser Tiere werden 1984 auf dem Son- Schwäbisch-Hällische Landschwein als fast nenhof der Familie Bühler in Wolpertshausen ganz verschwunden. 1925 gründeten sich in als reinrassige Schwäbisch-Hällische Land- Künzelsau, Hall und Crailsheim Züchterverei- schweine deklariert und die Muttersauen der nigungen, die sich zum Ziel setzten, die Rasse sich neu entwickelnden Zucht. In Reichenbach / des Schwäbisch-Hällischen Schweins neu zu Nahe entsteht mit Restbeständen aus dem typisieren und zu vermehren. Innerhalb von Schwarzwald und dem Hunsrück die „Außen- wenigen Jahren nimmt der Bestand dank dieser stelle“ der Schwäbisch-Hällischen Zucht, neugegründeten Organisationen deutlich zu und welche eine wichtige Genreserve darstellt. es entstehen weitere Züchtervereinigungen. 1986 gründen 17 Hohenloher Bauern mit der Bis Mitte der 1950er Jahre betrug der Markt- Unterstützung der GEH den neuen Zuchtver- anteil im damaligen Regierungsbezirk Nordwürt- band Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches temberg über 90 %. Doch kaum ein Jahrzehnt Schwein mit Rudolf Bühler als Vorsitzenden. später wurde die Bedeutung dieser Rasse immer Aufgrund anfänglicher Schwierigkeiten auf dem geringer. Die Gründe waren die schwarzgefleckte Markt, gründete sich bereits 1988 die Bäuerliche Haut, die Speckauflage, das langsame Wachstum Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH), und die kleinere Masse im Verhältnis zu den neu welcher rund 1400 Mitgliedsbetriebe angehören. gezüchteten holländischen Schweinen. 1970 Die Aufgabe der ist die Vermarktung der gilt die alte und traditionsreiche Landrasse als Schwäbisch-Hällischen Landschweine. „ausgestorben“. WEITERE INFORMATIONEN Auf der Landesgartenschau in Schwäbisch Hall wurden 1982 einige Schwäbisch-Hällische Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Landschweine als Exoten vorgestellt. Dank des Schwäbisch Hall (BESH) Traditionsbewusstseins der Hohenloher Bauern Haller Str. 20 vom Hof Horlacher in Wolpertsdorf und Gerner 74549 Wolpertshausen in Alpirsbach haben wenige Schweine überlebt. Telefon 0 79 04 / 97 97 0 info@besh.de www.besh.de Quelle: Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall 47
Alte Nutztierrassen aus der Naturparkregion DAS LIMPURGER RIND Das Limpurger Rind ist die älteste noch exis- geschätzt wurden. Eine weitere Besonderheit ist, tierende württembergische Rinderrasse aus der dass diese Rasse über Jahrhunderte rein blieb, Region um Aalen, Schwäbisch Gmünd, Welzheim trotz Einkreuzungsversuchen. Dennoch gelten und Gaildorf. die Limpurger Rinder, laut der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen Sein herrschaftlicher Name beruht auf der (GEH), auch heute noch als stark gefährdet. ehemaligen Grafschaft Limpurg. Aufgrund der besonderen Fleischqualität konnten lange Zeit Das Limpurger Rind kann auch zur Land- hohe Preise erzielt werden. schaftspflege eingesetzt werden. Herrschen Bedingungen mit steilem Gelände, wie in seiner Ende des 19. Jahrhunderts gab es von dieser Stammheimat, dem Leintal, vor, so können diese goldrötlich-braunen Rinderrasse etwa noch Weideflächen mit geringem Arbeitsaufwand und 56.000 Tiere. Aufgrund der Mechanisierung in ohne mechanische Weidepflege gehölzfrei ge- der Landwirtschaft ging ab Ende des 19. Jahr- halten werden. Dies zeigt ein Projekt zur Misch- hunderts die Zahl der Zuchtbetriebe beständig beweidung mit Limpurger Rindern und Ziegen zurück. Anfang der 1980er Jahre galten die aus dem Jagsttal. Limpurger als nahezu ausgestorben. Einige kleine Betriebe hielten jedoch hartnäckig an den „Leintälern“ fest. Da diese besonders für ihre Ausdauer und die Eignung zur Arbeit Quellen: Züchtervereinigung Limpurger Rind e.V. // Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) 49
Sortenretter im Portrait ZÜCHTERVEREINIGUNG LIMPURGER RIND E.V. Im Jahr 1987 wurde durch die Initiative von Im Jahr 2011 wurde das Limpurger Rind von der Herrn Prof. Sambraus und Herrn Hans Wieland GEH zur „Gefährdeten Nutztierasse des Jahres“ sowie mit Hilfe der GEH und dem Tierzuch- ernannt. Seit 2013 ist der Weideochse vom tamt Schwäbisch Hall die Züchtervereinigung Limpurger Rind als geschützte Ursprungs- Limpurger Rind e.V. ins Leben gerufen. Damals bezeichnung eingetragen. Und zusammen mit begann die Erhaltungsarbeit mit 14 Mitgliedern Slow Food Deutschland wird dieser als Nischen- und 56 Kühen. Seither nahm die Population eine produkt den Menschen und der Gastronomie erfreuliche Entwicklung – zum Ende des Jahres näher gebracht. 2017 gab es 610 Kühe im Herdbuch, davon 518 Kühe in der Mutterkuhhaltung und 92 Milchkühe Mit dem Format Lernort Bauernhof werden sowie ca. 40 Deckbullen im Herdbuch. vor allem Kinder und Schulklassen in den all- täglichen Umgang mit Tier und Natur einge- Das Limpurger Rind erfreut sich weiter zu- bunden. Durch das unverfälschte Auftreten der nehmender Beliebtheit im Bereich der Mutter- Limpurger Rinder mit Hörnern und einem tollen kuhhaltung sowie in der extensiven Grünland- Charakter, sind diese Tiere zum gefragten Lern- bewirtschaftung. Die Rasse zeichnet sich durch objekt geworden. Langlebigkeit, Frohwüchsigkeit, Robustheit, Ausdauer, Genügsamkeit und einem umgäng- WEITERE INFORMATIONEN lichen Charakter aus. Züchtervereinigung Limpurger Rind e.V. Eckartshäuser Str. 41 74532 Ilshofen Telefon 0 79 04 / 70 07 35 19 limpurger@Rind-bw.de www.limpurger-rind.de Quelle: Züchtervereinigung Limpurger Rind e. V. 51
Alte und gefährdete Nutztierrassen WO LEBEN SIE IM NATURPARK? Eine Auswahl an Höfen im Naturpark, die alte und gefährdete Nutztierrassen halten. Schafhof Jauernik Bretzfeld 1 Bioland Steinäckerhof Gaildorf-Unterrot Wacholderhof Murrhardt 2 3 Die Burghardsmühle Neuler Archehof Karlshof Abtsgmünd- Biolandhof Demeter Hof Wilflingen Scheer-Gmach Vogel 1 – Schwalbenbäuchiges Wollschwein Vorderhundsberg Welzheim- Eberhardsweiler 2 – Coburger Fuchsschaf 3 – Pommernenten 4 – Ostfriesische Möwen alte Rinderrassen alte Schweinerassen alte Schafrassen 4 alte Geflügelrassen
Initiativen und Vereine NUTZTIERE Bioland Steinäckerhof Steinäckerhof 1 ZUM ERHALT DER VIELFALT Bäuerliche Erzeugergemeinschaft 74405 Gaildorf-Unterrot Schwäbisch Hall (BESH) Telefon 0 79 71 / 54 44 Haller Str. 20 schupp.steinaeckerhof@t-online.de Hier finden Sie eine Auflistung von Initiativen und Vereinen, die sich für den Erhalt der Pflanzen- 74549 Wolpertshausen www.steinaeckerhof-schupp.de und Tiervielfalt einsetzen. Es handelt sich hierbei um eine Auswahl. Telefon 0 79 04 / 97 97 0 info@besh.de Biolandhof Scheer-Gmach www.besh.de Vorderhundsberg 5 STREUOBST NUTZPFLANZEN 73642 Welzheim-Vorderhundsberg Züchtervereinigung Limpurger Rind e. V. Telefon 0 71 82 / 93 59 72 Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee (KOB) Verein Arche Noah – Gesellschaft für die Eckartshäuser Str. 41 j.gmach@web.de Schuhmacherhof 6 Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre 74532 Ilshofen www.biolandhof-scheer-gmach.de 88213 Ravensburg-Bavendorf Entwicklung Telefon 0 79 04 / 70 07 35 19 Telefon 07 51 / 79 03 0 Obere Straße 40 Limpurger@Rind-bw.de demeter Hof Vogel Poststelle@kob-bavendorf.de A - 3553 Schiltern www.Limpurger-Rind.de Lanzenhaldenweg 7 www.kob-bavendorf.de Telefon 00 43 27 34 / 86 26 73642 Welzheim-Eberhardsweiler www.obstsorten-bw.de info@arche-noah.at Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Telefon 0 71 82 / 78 82 www.arche-noah.at Haustierrassen e. V. (GEH) hofladen@biohof-vogel.de Pomologen-Verein e.V. Walburger Straße 2 www.biohof-vogel.de Ansprechpartner Baden-Württemberg Verein zur Erhaltung der 37213 Witzenhausen Hermann Schreiweis Nutzpflanzenvielfalt e. V. (VEN) Telefon 0 55 42 / 18 64 Die Burghardsmühle Hauptstr. 34 Modrianplatz 11 info@g-e-h.de Burghardsmühle 74255 Roigheim 36041 Fulda www.g-e-h.de 73491 Neuler Telefon 0 62 98 / 92 93 49 Telefon 0 53 06 / 14 02 Telefon 0 79 63 / 84 12 77 www.pomologen-verein.de geschaeftsstelle@nutzpflanzenvielfalt.de GEH – Regionalgruppe Baden-Württemberg veit-hofrichter@gmx.de www.nutzpflanzenvielfalt.de Heike Kraus www.burghardsmuehle.de Schwäbisches Mostviertel e.V. Telefon 0 71 95 / 58 56 91 Kirchberg 2-4 Vereinigung fränkischer Grünkernerzeuger hukraus@googlemail.com Schafhof Jauernik 71554 Weissach im Tal Boxberg e.V. Am Steg 1 Telefon 0 71 91 / 35 31 0 Würzburgerstr. 31 HÖFE MIT ALTEN UND GEFÄHRDETEN 74626 Bretzfeld-Weißlensburg info@schwaebisches-mostviertel.de 97941 Tauberbischofsheim NUTZTIERRASSEN IM NATURPARK Telefon 0 79 46 / 62 26 www.schwaebisches-mostviertel.de www.fraenkischer-gruenkern.de kontakt@schafhof-jauernik.de Archehof Karlshof www.schafhof-jauernik.de Neue Str. 14 73453 Abtsgmünd-Wilflingen Wacholderhof e.V. Telefon 0 73 66 / 29 56 Wacholderhof 17 info@karlshof-wilflingen.de 71540 Murrhardt-Steinberg www.karlshof-wilflingen.de Telefon 0 71 92 / 77 10 info@wacholderhof-ev.de www.wacholderhof-ev.de 54 55
WEITERE INITIATIVEN SAATGUT UND PFLANZEN BUND-Lemgo Bingenheimer Saatgut AG www.bund-lemgo.de www.bingenheimersaatgut.de Netzwerk für Sortenretter und –erhalter Saatgut aus kontrolliert biologischen Anbau für www.genbaenkle.de ambitionierte Hobbygärtner www.bio-saatgut.de Dachverband Kulturpflanzen Nutztiere Vielfalt e.V. Das Lavendelhaus – www.kulturpflanzen-nutztiervielfalt.org Pflanzen aus ökologischen Anbau www.das-lavendelhaus.com Initiative No patents on seeds www.no-patents-on-seeds.org/de Dreschflegel Saatgut – Biologische Sortenvielfalt www.dreschflegel-saatgut.de Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt www.obstsortenerhalt.de Hof Berg-Garten – Wilde Blumen für lebendige Gärten Initiative Saatgut Bildung e.V. www.hof-berggarten.de www.saatgutbildung.org Kartoffelvielfalt Kampagne für Saatgut-Souveränität www.kartoffelvielfalt.de www.saatgutkampagne.org Kräutergärtnerei Syringa Saatgutinitiative Save Our Seeds www.syringa-pflanzen.de www.saveourseeds.org Die Vielfaltsgärtner von den Fildern Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von www.vielfaltsgarten.de Nutzpflanzen in Brandenburg e.V. www.vern.de Zukunftsstiftung Landwirtschaft - Projekt 2000 m² Weltacker www.2000m2.eu/de 56
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