Spektrum TUHH - Forschung

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Spektrum TUHH - Forschung
Oktober 2008
ISSN 1611-6003

TUHH spektrum
Das Magazin der
Technischen Universität
Hamburg-Harburg

Forschung
Prima Klima –
mit Geothermie

Studium
Roter Teppich für
künftige Ingenieure

An-Stifter
Dr. Herbert Aly: Porträt
eines Werftmanagers

     STELLENMARKT
Spektrum TUHH - Forschung
FÜR EINSTEIGER UND AUFSTEIGER.

      Weidmüller ist der führende Anbieter von Lösungen für die elektrische Verbindung, Übertragung,
      Konditionierung und Verarbeitung von Energie, Signalen und Daten im industriellen Umfeld.
      Im Geschäftsjahr 2007 erzielte Weidmüller erstmalig einen Umsatz von mehr als 500 Mio. Euro.
      Das Unternehmen beschäftigt derzeit weltweit 3.500 Mitarbeiter.

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Bewerberhotline 0 52 31/14-20 64
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Spektrum TUHH - Forschung
inhalt
editorial                            5    studium & lehre                      22   preise                             42
                                          Wie alles anfing:                         Repower-Stipendien
einfach & spitze                     6    Erinnerungen an den ersten Studientag
Hauptpreis der Körber-Stiftung für        TUHH rollte den roten Teppich aus
das Kinderforscher-Projekt                Premiere mit mehr als 700 Studienbe-
                                          werbern und -bewerberinnen
Zonta-Preis für
TUHH-Nachwuchswissenschaftlerin
Gold und Bronze bei Olympia
Zwei TUHH-Studenten in Peking

forschung                            10
                                                                                    Preis der Stiftung Hamburger
Künstliche menschliche Lebermodelle                                                 Bauindustrie
ersetzen Tierversuche
                                                                                    Karl-Heinz-Ditze-Preis
Wissenschaftler entwickeln Verfahren
                                                                                    Preis der Jungheinrich-Stiftung
zur biokatalytischen Herstellung          Mit dem Containerschiff nach Shanghai –
natürlicher Grundstoffe für die           Schiffbaustudent absolviert Praktikum     Elektronik-Preis
Kosmetikindustrie                         an Bord der „NYK Sirius“                  Hans-Walter-Hennicke-Preis
                                                                                    Hamburger Medizin- und
                                          an-stifter                           32   Biotechnologiepreis
                                          Porträt eines Werftmanagers:
                                          Dr. Herbert Aly                           dies & das                         48
                                                                                    Heinz Herwigs „Klassiker für Ingeni-
                                          partner & projekte                   34   eure“ ins Chinesische übersetzt
                                          Holz, Papier und eine ruhige Hand:        Exkursion ins Zentrum des Deutschen
                                          Wer baut die beste Brücke?                Maschinenbaus
Prima (Raum-) Klima durch umwelt-         800 Schüler im Wettstreit auf dem         Zehnter bei der Match-Race-WM
freundliche Technologie – Klimaanlage     Campus
nutzt Sonnenergie und Erdkühle
                                          campus & co                          36
nit                                  18   30 Jahre TUHH
„SeitenWechsel“ mit Folgen: Studentin     Festakt und Sommerfest zum Jubiläum
aus China hospitiert im „Kölibri“

kühne school                         20
Management spielend begreifen:                                                      Erster Preis für besten Messestand in
Planspiele in der Weiterbildung an                                                  Lateinamerika
der Kühne School of Logistics and
Management                                                                          Infoveranstaltung für Doktoranden und
                                                                                    Habilitanden im November in Kiel
                                                                                    Zehntausend Besucher an TUHH-
                                          Erste Bundeskanzler-Stipendiatin          Ständen beim ThyssenKrupp Ideenpark
                                          an der TUHH: Andrea Broaddus aus
                                          Washington DC
                                                                                    dissertationen                     52
                                          E-Learning an der TUHH
                                          Ein neuer Dress für die Ingenieurinnen

                                          professoren & profile                 40
                                          Neue Professoren
                                          Emeritierte Professoren
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bei uns melden. Als einer der weltweit führenden Technologiekonzerne
bieten wir Ihnen eine Vielzahl von Aufgabenfeldern im Bereich der
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Spektrum TUHH - Forschung
editorial                                                                                                                           5

                                                                                                                                   editorial
Wenn das kein zukunftsweisendes Signal ist: So viele Studienanfänger wie seit Jah-
ren nicht mehr sind zum Wintersemester 2008/09 an der TUHH zugelassen worden.
Mehr als 900 junge Menschen aus Hamburg, Deutschland, der ganzen Welt haben
sich für ein ingenieurwissenschaftliches Studium an der TUHH entschieden. Herzlich
willkommen! Wir wollen, dass Sie erfolgreich sind. Denn Ihr Studienerfolg ist auch
unser Erfolg: Der Weg ist bekanntlich bisweilen steinig, gleicht manchmal eher ei-
ner Bergtour durch unwegsames Terrain als einem Spaziergang auf vorgezeichneten
Pfaden. Doch für eine professionelle Begleitung ist gesorgt. Es gibt Wegweiser zum
Beispiel in Gestalt von Mentoren, die in den Anfangswochen und -monaten verläss-
liche Ansprechpartner für unsere Neuen sind. Erste Kontakte zu diesen eigens für
diese Aufgabe geschulten Studierenden höherer Semester haben viele Erstsemester
im August geknüpft, als die TUHH zum ersten Mal einen roten Teppich für ihre Studi-
enbewerber ausgerollt hatte (S. 27). Dieses erste Treffen war nicht zuletzt ein kleiner
Vorgeschmack auf das, was die qualifizierten Absolventen der TUHH später auf dem
Arbeitsmarkt erwartet, wo angesichts von bundesweit zurzeit 80 000 freien Stellen
längst auch der rote Teppich für Ingenieurinnen und Ingenieure ausgerollt wird und
attraktive Gehälter, schneller beruflicher Aufstieg und sichere Arbeitsplätze locken.
Zurück zum Anfang: Das Studium hat im Oktober begonnen und unsere mehr als
800 Erstsemester im Bachelor-Studium haben ihren ersten Studientag gerade hinter
sich! Es ist ein besonderer Tag im Leben und erstaunlich, welche nachhaltigen Spuren      Im August hat die TUHH für ihre Studi-
diese ersten Stunden an einer Universität hinterlassen. Doch lesen Sie selbst, wie die    enbewerber den roten Teppich auf dem
neue Hamburger Wissenschaftssenatorin, unser Präsident, Professoren sowie Pro-            Campus ausgerollt.
movenden und Studenten der TUHH ihren ersten Studientag erlebt und in Erinnerung
behalten haben (S. 22).
Zum ersten Mal haben zwei Studenten der TUHH an den Olympischen Spielen teilge-
nommen – und sind mit Medaillen heimgekehrt: Philip Witte gehörte als Mitglied der
Hockey-Nationalmannschaft zu den gefeierten „Goldjungs“ bei den Sommerspielen
in Peking. Jan Peckolt und sein Bruder Hannes gewannen im Sturm des Gelben Mee-
res die Bronzemedaille im 49er-Segeln (S. 8). Wir beglückwünschen Philip Witte und
die Peckolts zu ihren olympischen Leistungen!
Dramatisch steigende Energiepreise sind gerade für Ingenieure eine technische Her-
ausforderung. Wir stellen eine an der TUHH erarbeitete umweltfreundliche Techno-
logie für Klimaanlagen vor, die sich die Sonnenergie ebenso zunutze macht wie die
Erdkühle (S. 14). Ökologisch wertvoll wie diese Technologie sind die ebenfalls an
der TUHH weiter entwickelten Verfahren zur Herstellung von Grundstoffen für eine
lösungsmittelfreie Kosmetik (S. 12). Mit diesen beiden Beispielen aus der Forschung
untermauert die TUHH einmal mehr ihren Leitspruch „Technik für den Menschen“, den
ihr die Gründungsväter vor 30 Jahren ins Stammbuch geschrieben haben (S. 36).
Zum Schluss noch eine Bitte in eigener Sache: Uns interessiert Ihre Meinung über
das spektrum! Ein Klick auf den Button spektrum auf der TUHH-Homepage führt Sie
direkt zu unserer Kurzumfrage. Wir danken schon jetzt an dieser Stelle fürs hoffentlich
zahlreiche Mitmachen!

Viele Freude beim Lesen!

Impressum
Herausgeber: Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg
Chefredaktion: Jutta Katharina Werner (JKW), TUHH Pressestelle
Texte: Martina Brinkmann, Lars Fischer, Jakob Gauerke, Thomas Hapke (TH),
Richard Lemloh, Antje Tatter, Dr. Uwe Westphal
Fotos: Roman Jupitz, Thomas Rokos, Christian Schnabel
Übersetzung: Paul Bewicke
Anzeigen: VMK GmbH & Co. KG
Gestaltung: xo-crossmedia, Hamburg
Druck: VMK Druckerei GmbH
Das „spektrum“ erscheint im Januar, Mai und Oktober.
Anzeigen- und Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe:
5. Dezember 2008
Spektrum TUHH - Forschung
6            Hauptpreis der Körber Stiftung               zählte die spätere Mathematiklehrerin in     Zonta-Preis für TUHH-
                                                                der sechsten Klasse zu den Schwächs-
                   für das Kinderforscher-Projekt                                                            Nachwuchswissenschaftlerin
einfach & spitze

                                                                ten in Mathe. Solange, bis sie im Rah-
                   Das Kinderforscher-Projekt der TUHH          men eines Besuchsprogramms an der            Karin Dietl von der TUHH erhält als erste
                   ist mit dem bundesweiten USABLE-             Stanford University gemeinsam mit Stu-       Hamburger       Nachwuchswissenschaft-
                   Preis der Körber-Stiftung ausgezeichnet      denten und Professoren an Robotern           lerin den International Zonta-Amelia-
                   worden. Im historischen Kaisersaal am        experimentieren durfte: „Danach hatte        Earhart-Award. Die mit 10 000 Dollar
                   Potsdamer Platz in Berlin überreichte        ich mein Ziel klar vor Augen, für das es     dotierte Auszeichnung wird weltweit
                   der Vorstandsvorsitzende der Körber-         lohnte, sich in der Schule anzustren-        an Frauen für Pionierleistungen in der
                   Stiftung, Christian Wriedt, den mit 10 000   gen: Ich war fasziniert von Wissenschaft     Luft- und Raumfahrtforschung verliehen.
                   Euro dotierten Preis an Gesine Liese. Die    und Technik und wollte an der Stanford       Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr.
                                                                                                             Gerlind Gundelach wird der 26-jährigen
                                                                                                             TUHH-Nachwuchswissenschaftlerin die-
                                                                                                             se hohe Auszeichnung im Oktober im
                                                                                                             Rathaus im Beisein von TUHH-Präsident
                                                                                                             Prof. Dr. Edwin Kreuzer sowie Christiane
                                                                                                             Leiska, Präsidentin im Zonta-Club Ham-
                                                                                                             burg-Elbufer, überreichen.
                                                                                                             Seit 1938 erhalten jährlich 30 Frauen
                                                                                                             aus der Luft- und Raumfahrt diese Aus-
                                                                                                             zeichnung zu Ehren der weltweit ersten
                                                                                                             Pilotin: Amelia Earhart startete 1928 als
                                                                                                             erste Frau zu einer Atlantik-Überquerung
                                                                                                             in einem Flugzeug, zunächst jedoch nur
                                                                                                             als Passagierin. 1932 wagte sie selbst
                                                                                                             als Pilotin einen Flug über den Atlantik
                                                                                                             – und ist seitdem verschollen.
                                                                                                             Der Preis wird von Zonta International
                                                                                                             verliehen. Die Pilotin Amalia Earhart aus
                                                                                                             Boston gehörte Mitte des 20. Jahrhun-
                                                                                                             derts zu den wenigen Mitgliedern des
                                                                                                             1919 in den USA gegründeten Zonta-
                                                                                                             Clubs. Heute treffen sich berufstätige
                   Mathematik- und Chemielehrerin hat das       University studieren.“ Es ist in den USA     Frauen in leitender oder selbstständi-
                   bundesweit beachtete Projekt gemein-         ein selbstverständlicher Grundgedanke,       ger Position rund um die Welt in Zonta-
                   sam mit ihrem Ehemann, TUHH-Profes-          Kinder bereits während ihrer Schulzeit
                   sor Andreas Liese, 2006 entwickelt. Ziel     zu motivieren, berufliche Perspektiven
                   ist es, Grundschülern zum forschenden        zu entwickeln. Warum nicht auch in
                   Lernen durch regelmäßiges Experimen-         Deutschland?
                   tieren anzuregen und ihnen Einblicke in      Gesine Liese möchte mit ihrem Projekt,
                   eine Universität und damit eine zumeist      Kinder darin bestärken, sich Perspektiven
                   fremde Berufswelt zu gewähren. Zu den        aufzubauen. „Das ist für mich Empower-
                   Gratulanten in Berlin gehörten auch der      ment: Kinder erleben lassen, warum sie
                   Festredner Claus Kleber, ZDF, sowie der      zur Schule gehen, ihnen zeigen, wie es
                   Gesandte der US-Botschaft, John M.           nach dem Schulabschluss weitergehen
                   Koenig, der das Grußwort sprach.             könnte, damit sie aus eigener Motivation
                   Die Stiftung zeichnet mit dem transat-       sich für ihre beruflichen Zukunftsträume
                   lantischen Ideenwettbewerb „Usable“          engagieren.“ Ihre Vision: Die „Kinderfor-
                   innovative Projekte aus, die – inspiriert    scher“ an allen neun technischen Univer-
                   von amerikanischen Vorbildern – auch         sitäten in Deutschland zu verankern. Sie
                   in Deutschland helfen, gesellschaftliche     hofft, die Experimentier-Stunden bald
                   Herausforderungen zu meistern. Das           allen interessierten Grundschulen für die
                   diesjährige Thema lautete: „Empower-         Nachmittage anbieten zu können, damit
                   ment – Menschen stark machen“. Die           möglichst viele Jungen und Mädchen,
                   Jury prämierte das von Gesine Liese          auch unabhängig von ihrem Elternhaus,
                   entwickelte Projekt aus einem Grund,         die Möglichkeit erhalten, ihr Interesse an
                   der in deren transatlantischer Biogra-       Naturwissenschaft und Technik weiter zu      Clubs, deren oberstes Ziel die Förderung
                   phie liegt: An ihrer kalifornischen Schule   entwickeln – und vielleicht sind das die     von Frauen in verschiedenen gesell-
                                                                Ingenieure von morgen. Den USABLE-           schaftlichen Bereichen ist.
                                                                Preis wird Gesine Liese zur Sicherung        Karin Dietl kam auf Vorschlag des Clubs
                                                                des Kinderforscher-Projekts verwenden.       Hamburg-Elbufer, der in der Hansestadt
                                   Foto oben: Gesine Liese
                                                                www.kinderforscher.de                        für die jährliche Verleihung des Ama-
                                      und Christian Wriedt
                                                                www.tuhh/pressearchiv                        lia-Earhart-Awards zuständig ist, in die
                                     Foto rechts: Karin Dietl   www.usable.de                                weltweite Auswahl und gehörte nach
Spektrum TUHH - Forschung
Spektrum TUHH - Forschung
8            Auskunft der amtierenden Präsidentin        Hingegen hatte sich der Hambur-              besteht kein Zweifel, dass der 27-Jährige
                   Christiane Leiska von Anfang an zu den      ger Witte als Stürmer der deutschen          auch diese Hürden erfolgreich nimmt und
einfach & spitze

                   unumstritteten Kandidatinnen.               Hockeymannschaft und amtierender             sein Wissen als angehender Wirtschafts-
                   Die in Ulm geborene und aufgewach-          Weltmeister beste Chancen auf Gold           ingenieur jederzeit abrufbereit hat, wie
                   sene Verfahrenstechnikerin promoviert       ausgerechnet. Hoch dramatisch war das        damals in Qingdao: Die Stärke der Pe-
                   seit 2007 am Institut für Thermofluiddy-    Finale gegen Holland: Nach der Verlän-       ckolts ist im leichten Wind zu segeln.
                   namik an der TUHH über neue Techno-         gerung hatte es 1:1 gestanden. Die Ent-      Doch am letzten Wettkampftag herrschte
                   logien für energiesparende Klimaanlagen     scheidung fiel im Siebenmeterschießen.       auf dem Gelben Meer vor der Küste der
                   und Kühlsysteme elektronischer Anlagen                                                   Hafenstadt Qingdao, dem Austragungs-
                   an Bord von Flugzeugen. Im Rahmen                                                        ort der olympischen Segelwettbewerbe,
                   des europäischen Forschungsprojektes                                                     genau das Gegenteil. Aber die Peckolts
                   MOET (More Open Electrical Technolo-                                                     behielten auch bei diesem Sturmrennen
                   gies) entwickelt sie Simulationsmodelle,                                                 mit bis zu zwei Meter hohen Wellen ihre
                   um für ein neuartiges Flugzeugkonzept                                                    Nerven. Auf die Frage, was ein Olym-
                   ein optimales Kühlsystem bestimmen zu                                                    piasieger haben müsse, hatten sie im
                   können. Dabei wird auf den Einsatz von                                                   Juni so geantwortet: „Sein seglerisches
                   so genannter Zapfluft verzichtet, was zu                                                 Können im Olympiatrubel voll abrufen.”
                   einem energieeffizienteren Flugzeug füh-                                                 Genau dies ist den in Ludwigshafen auf-
                   ren soll. Die Forschungen erfolgen in en-                                                gewachsenen Peckolts, die mittlerweile
                   ger Zusammenarbeit mit Airbus.                                                           in Norddeutschland ihr zweites Zuhause
                   www.tt.tu-harburg.de                        Der deutsche Torwart Philipp Zeller pa-      haben, gelungen.
                   www.zonta.de                                rierte drei von sechs Schüssen und führ-     In Deutschland sind derzeit etwa 1200
                                                               te die deutschen Hockey-Herren zum 4:3       Kaderathleten wie Witte und die Peckolts
                   Gold und Bronze bei Olympia                 und zur Goldmedaille. „Das war ein ex-       im Studium. Die TUHH ist seit 2001 Part-
                   TUHH-Studenten in Peking                    tremes Glücksgefühl“, sagt Witte, inzwi-     nerhochschule des Spitzensports.
                                                               schen wieder zurück auf dem Campus.          www.partnerhochschule-des-spitzen-
                   Zum ersten Mal haben zwei Studenten         Viel Zeit, um sich auf seinen Lorbeeren      sports.de
                   der TUHH an Olympischen Spielen teilge-     auszuruhen, blieb ihm nicht. Dem 24-         www.hockey.de
                   nommen – und sind mit einer Gold- und       jährigen Maschinenbaustudenten stand         www.peckolt.de
                   Bronzemedaille von den Sommerspielen        im September eine wichtige schriftliche
                   2008 in Peking heimgekehrt: Philip Witte    Prüfung ins Haus. Neue ehrgeizige Ziele
                   gehörte als Mitglied der Hockey-Natio-      hat Witte weiterhin auch im Sport: „Ich
                   nal-Mannschaft zu den „Goldjungs.“ Jan
                   Peckolt und sein Bruder Hannes wurden
                   im 49er-Segeln Dritte. TUHH-Präsident
                   Prof. Dr. Edwin Kreuzer gratulierte den
                   deutschen Athleten zu ihren grandiosen
                   Leistungen.
                   Für die deutschen Segler ist es die erste
                   Olympia-Medaille seit acht Jahren und
                   für die deutschen Hockey-Herren nach
                   München 1972 und Barcelona 1992 das
                   dritte Gold. Anders als Witte hatten sich
                   die Segler wenige Wochen vor Eröffnung
                   der Spiele in Peking zwar medaillenver-
                   dächtig, aber nicht an der Spitze gesehen
                   und damit selbst perfekt eingeschätzt:
                   „Wir gehören zwar nicht zu den Top-Fa-
                   voriten aber zum erweiterten Kreis von
                   etwa zehn Teams, die eine Medaille ge-
                   winnen könnten.“ Klar, dass mit Bronze
                   ein Traum in Erfüllung gegangen ist.

                                                               will mit dem Uhlenhorster HC deutscher
                                                               Meister werden und mit der National-
                                                               mannschaft den WM-Titel verteidigen.“
                                                               Spitzensegler Jan-Peter Peckolt, will sein
                       Foto oben. Olympia-Bronzemedaille
                                                               Studium in Wirtschaftsingenieurwesen
                       für Jan (rechts) und Hannes Peckolt.
                                                               an der TUHH abschließen und später im
                       Foto rechts: „Goldjunge“ Philip Witte   Bereich regenerativer Energien arbeiten.
                   (Bildmitte) nach dem 4:3 gegen Holland.     Sturmerprobt, spätestens seit Peking,
Spektrum TUHH - Forschung
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                                                                                          Airbus, its logo and product names are registered trademarks.
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Spektrum TUHH - Forschung
10
            Künstliche menschliche Lebermodelle ersetzen Tierversuche
forschung

            TUHH-Wissenschaftler entwickeln neuen Bioreaktor

            G    ewebekulturen in dreidimensionaler
                 Form (3D) werden voraussichtlich
            künftig anstelle der heute noch üblichen
                                                         Das mit insgesamt 300 000 Euro von
                                                         der Arbeitsgemeinschaft industrieller
                                                         Forscher finanzierte Projekt „Kultivie-
                                                                                                    Gewebekulturen können aus mehreren
                                                                                                    Gründen einen höheren Patientenschutz
                                                                                                    gewährleisten: In der Entwicklung neuer
            Tierversuche treten. Wissenschaftler der     rungs- und Analysetools für humane         therapeutischer Wirkstoffe kann bis heu-
            TUHH entwickeln einen Bioreaktor zur         Gewebezellen zur Anwendung im Tissue       te nicht ausreichend definiert werden, ob
            Kultivierung humaner Zellen mit dreidi-      Engineering und in der In-vitro-Diagnos-   ein Medikament Rezeptoren enthält, die
            mensional gewachsenen Strukturen. Ziel       tik“ wird in Kooperation mit zwei Unter-   sich gegen menschliche Zellen richten.
                                                                                                    In Tierversuchen ist dies oftmals nicht
                                                                                                    zu erkennen, mit unvorhersehbaren Ef-
                                                                                                    fekten für den Konsumenten, positiver
                                                                                                    wie negativer Art. Ob ein Arzneimittel
                                                                                                    negative Nebenwirkungen oder ein Kos-
                                                                                                    metikum Hautreizungen auslöst, wird in
                                                                                                    Zukunft mit Gewebekulturen getestet
                                                                                                    werden können und Laborversuche an
                                                                                                    Tieren ersetzen.
                                                                                                    Die neuen Testverfahren sind als wesent-
                                                                                                    liche Ergänzung zu klinischen Studien zu
                                                                                                    sehen, da sie die genetische Vielfalt der
                                                                                                    möglichen Patienten besser berücksich-
                                                                                                    tigen können. Bei vielen neuen Wirkstof-
                                                                                                    fen treten unerwünschte Reaktionen oft
                                                                                                    erst nach der Zulassung als Arzneimittel
                                                                                                    auf – trotz zuvor positiv verlaufender kli-
                                                                                                    nischer Studien. Dies liegt daran, dass
                                                                                                    die genetische Vielfalt aller Patienten, die
                                                                                                    mit diesem Arzneimittel behandelt wer-
                                                                                                    den, in klinischen Tests oft nicht erfasst
                                                                                                    werden kann.
                                                                                                     „Wir sind dabei, ein in der Praxis einsetz-
                                                                                                    bares Instrumentarium zu entwickeln,
            ist ein neues Testverfahren auf der Ba-      nehmen der Arzneimittelbranche durch-      das das Wachstum von dreidimensio-
            sis menschlichen Zellgewebes. Es wird        geführt: der Zellwerk GmbH in Eichstätt    nalen gewebeartigen Strukturen bei aus-
            erwartet, dass damit ein Durchbruch          sowie der Bioglobe GmbH in Hamburg.        gewählten humanen Zellen fördert“, sagt
            gelingt für die Lösung vieler Probleme,      Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei     PD Dr.-Ing. Ralf Pörtner. Unter seiner Lei-
            die in der Wirkstoff-Testung heute noch      Jahren.                                    tung wird zu diesem Zweck an der TUHH
            bestehen. Vor allen Dingen unter dem
            Gesichtspunkt des Verbraucher- und Pa-
            tientenschutzes stellt das neue Verfahren
            einen Fortschritt dar: Tierversuche gelten
            als ethisch fragwürdig, ihre Ergebnisse
            sind nur bedingt aussagekräftig.

                         Foto oben: Immortalisierte
                      Leberzellen auf quadratischen
                             Partikeln aus Keramik.
                  Foto rechts: Die Leberzellen in der
                      Flasche, die Dr. Ralf Pörtner in
               der Hand hält, werden für dreidimen-
                sionale Gewebekulturen verwendet.
              Foto rechte Seite: Dr. Ralf Pörtner und
                Dr. Christiane Goepfert (links) sowie
               die Doktorandin Katharina Wiegandt
                    vom Institut für Bioprozess- und
                                   Biosystemtechnik.
ihre Verträglichkeit untersucht werden          11
                                                                                                müssen, erhält das Forschungsprojekt

                                                                                                                                               forschung
                                                                                                an der TUHH eine weitere aktuelle Be-
                                                                                                deutung. Voraussetzung für die Regis-
                                                                                                trierung sind vielfältige Aussagen über
                                                                                                die Gefährlichkeit der Stoffe. Testreihen
                                                                                                mit 3D-Gewebekulturen können auch
                                                                                                hier an Stelle von Tierversuchen stehen.

                                                                                                www.tu-harburg.de/ibb

                                                                                                                             Jutta K. Werner

am Institut für Bioprozess- und Biosys-           terisieren und mit denen von Zellen aus
temtechnik ein multifunktional einsetz-           natürlichem Gewebe sowie 2D-Kulturen
bares Bioreaktorenkonzept entwickelt,             vergleichen.
in dem Gewebezellen auf keramischen               Gemeinsames Ziel der am Projekt betei-
Trägern kultiviert werden. Die speziellen         ligten Partner ist es, ein System multipler
keramischen Träger – Hersteller ist die           Bioreaktoren zu entwickeln, die in vitro-
Zellwerk GmbH – verfügen über eine ma-            Tests mit Gewebe- und Stammzellen
kroporige Struktur und über mikroporige,          sowie Toxizitätstest möglich machen wie
nano-raue Oberflächen, beides fördert             auch Tests zur Wirkung von Pharmazeu-
das 3D-Wachstum von Zellen.                       tika und Kosmetika auf Humanzellen.
Basierend auf diesem System werden                Das Projekt ist an der TUHH in den neu
an der TUHH Verfahren zur Kultivierung            gegründeten Forschungsschwerpunkt
von Knorpelgewebe erarbeitet. Die Ent-            „Regeneration, Implantate und Medizin-
wicklung von Gewebekulturtests mit                technik“ integriert.
adulten Stammzellen sowie humanen                 Gerade auch vor dem Hintergrund des
Leberzellen liegt beim Projektpartner aus         2003 von der EU verabschiedeten Che-
der Industrie, der Zellwerk GmbH. Das             mikaliengesetzes „Registration, Evalua-
Unternehmen Bioglobe wird die Eigen-              tion and Authorisation“, wonach 30 000
schaften der 3D-Gewebezellen charak-              Altstoffe in den kommenden Jahren auf

                                                        LOGISTIK MASTERS
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   Besten
                                                                                                                       2008 bis A
                                                                                                             September             er unter
                                                                                                                       K inside od
                                                                                                             in LOGISTI               .de
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12
forschung

            Wissenschaftler entwickeln Verfahren zur biokatalytischen Herstellung
            natürlicher Grundstoffe für die Kosmetikindustrie

            I n einer Halle in Duisburg brodelt und
              schäumt die Biokatalyse der Zukunft:
            Blasen von Stickstoffgas wühlen die
                                                           Auch Oliver Thum interessiert sich für
                                                           diese Reaktionen. Er ist Leiter der bio-
                                                           technologischen Forschung der Essener
                                                                                                       loge Wolfgang Streit von der Universität
                                                                                                       Hamburg, der in der Welt der Einzeller
                                                                                                       nach neuen Biokatalysatoren fahndet.
            Flüssigkeit in einer etwa vier Meter ho-       Evonik Goldschmidt GmbH, die mit Bio-       Gemeinsam haben sich die Drei im
            hen Röhre auf. Dieser Prototyp ist der         katalysatoren aus Naturstoffen wie Fett-    Rahmen des Clusters Biokatalyse 2021
            ganze Stolz des Biotechnologen Andre-          säuren oder Zucker Komponenten für          um Fördermittel beworben – mit Erfolg:
            as Liese. Zusammen mit seinen Mitar-           Kosmetika herstellt. Für den Hersteller     Seit Juli fördert das Bundesministerium
            beitern Lutz Hilterhaus und Jakob Müller       ist ständige Innovation überlebenswich-     für Bildung und Forschung ihr Projekt
            will der Leiter des Instituts für Technische   tig, denn die Ansprüche von Kunden und      mit mehreren Hunderttausend Euro.
            Biokatalyse diesen so genannten Bla-           Verbrauchern an die Produkte steigen
            sensäulen-Reaktor als neues Konzept            ständig. Gesundheitlich unbedenklich
            in der Biokatalyse etablieren. Liese er-       sollen sie vor allem sein, aber auch na-
            forscht die biokatalytische Herstellung        türlich, nachhaltig und billig. Seit 2004
            von organischen Verbindungen, Ester            arbeiten Thum und Liese – bis Juli 2007
            genannt: Ein Enzym verknüpft Alkohole          gefördert durch die Fachagentur Nach-
            und langkettige Fettsäuren zu Lipiden,         wachsende Rohstoffe – an der Entwick-
            die in Kosmetika als Emulagtoren zum           lung eines neuen Reaktortyps, in dem
            Einsatz kommen.                                man diese Reaktionen ohne teure und
                                                           potenziell giftige Lösungsmittel durch-
                                                           führen kann.
                                                           Auch ein Unternehmen wie Evonik kön-
                                                           ne nicht jedes Know-how im eigenen
            Foto oben: Professor Andreas Liese (v.l.)
                                                           Haus haben, erklärt Oliver Thum. Des-
                Jakob Müller und Dr. Lutz Hilterhaus
                                                           halb sind Kooperationen mit Forschern
                       im Labor beim Befüllen eines
                                                           an Universitäten für den Innovationspro-
                         Blasensäulen-Reaktors der
                                                           zess entscheidend. „Das Stichwort hier
                               zweiten Generation.
                                                           ist Open Innovation. Wir suchen uns für
                     Foto rechts: Auf diesen weißen        die Fragestellungen, an denen wir arbei-
                 Trägerkugeln befinden sich Enzyme         ten, geeignete Experten.“ In diesem Fall
                       aus der Gruppe der Lipasen.         Liese. Dritter im Bunde ist der Mikrobio-
Mit diesen Mitteln wollen die drei Wis-    Das ist jedoch noch nicht alles: Bei der    will Liese das Reaktorkonzept auf hoch-          13
senschaftler das neue Verfahren entwi-     Bildung von Reaktionsprodukten wie          viskose Reaktionsmischungen auswei-

                                                                                                                                       forschung
ckeln und in der industriellen Produkti-   Polyglycerollaurat oder Myristylmyris-      ten. Das gegenwärtige Modellsystem,
on etablieren.                             tat, entsteht Wasser. Und ab einer be-      die Synthese des pflanzlichen Wachses
                                           stimmten Wassermenge wird genauso           Myristylmyristat, das der Konsistenzge-
Hochviskos wie Honig und                   viel vom Reaktionsprodukt wieder ge-        bung dient, sei noch recht dünnflüssig.
frei von Lösungsmitteln                    spalten, wie neues entsteht. Der Prozess    „Auch die Prozessanalytik bei derartigen
                                           kommt zum Stillstand. Man kann diesen       Verfahren befindet sich quasi noch im
Gerade für Kosmetikgrundstoffe bie-        Gleichgewichtspunkt zu wesentlich hö-       finsteren Mittelalter.“ Statt wie bisher Pro-
tet die lösungsmittelfreie Biokatalyse     heren Ausbeuten verschieben, indem          ben aus dem Reaktor zu ziehen, möchte
enorme Vorteile, die Liese gern erläu-     man das Wasser entfernt. Praktischer-       er in Zukunft kritische Parameter wie
tert: „Die Menschen schmieren sich das     weise schleppt der Stickstoff das uner-     die Säurezahl mit speziellen Sensoren
ja auf die Haut, salopp gesagt. Deswe-     wünschte Reaktionsprodukt aus der Mi-       „online“ messen.
gen muss man viele Chemikalien, die        schung heraus.
man während der Reaktion zugibt, aus
dem Endprodukt aufwendig wieder ent-       Im Team sind Ingenieure,
fernen. Besser ist es also, wenn sie gar
nicht erst hineinkommen.“                  Chemiker, Biologen und
Doch ganz ohne Lösungsmittel aus-          Biotechnologen
zukommen, ist eine gewaltige Heraus-
forderung. Gerade die langkettigen         Ein preiswürdiges Konzept, fand auch
Verbindungen, aus denen zum Bei-           die Jury der Karl H. Ditze-Stiftung, die
spiel Emulgatoren hergestellt werden,      Lutz Hilterhaus (S. 44) für seine heraus-
sind zähflüssiger als normale Reakti-      ragende Dissertation geehrt hat. Doch
onslösungen: Sie durchmischen sich         noch, sagt Liese, sei die Technik keines-
                                           wegs perfekt. Im Gegenteil: „Wir haben
                                           den Prototyp nach einer groben ersten
                                           Abschätzung gebaut.“ Mit dem Promo-
                                           venden Jakob Müller hat sich der Bio-
                                           technologe jetzt zugleich einen wasch-
                                           echten Ingenieur ins Team geholt, um die
                                           wissenschaftliche Basis für die weitere
                                           Maßstabsvergrößerung zu legen.
                                           Bis dahin wird es allerdings noch ein
                                           bisschen dauern, denn bislang ist das
                                           Verhalten solcher Systeme noch nicht        Viel Arbeit also für die drei Projektpart-
                                           gut genug verstanden. Bevor die neue        ner, aber auch eine große Chance: „Die
                                           Blasensäulen-Reaktortechnik in der          Biotechnologie“, sagt Oliver Thum zum
                                           Produktion zum Einsatz kommen kann,         Abschluss, „ist die Schlüsseltechnologie
                                           müssen die Wissenschaftler zuerst ein-      des 21. Jahrhunderts.“ Das haben schon
                                           mal die Grundlagen für die Planung maß-     viele gesagt. Andreas Liese, Oliver Thum
                                           geschneiderter Reaktoren schaffen. Die      und Wolfgang Streit haben sich vor-
                                           Forscher haben es mit einem hochkom-        genommen, es Wirklichkeit werden zu
                                           plexen Mehrphasensystem zu tun, in dem      lassen!
                                           eine große Menge verschiedener physi-
                                           kalischer Parameter zusammenkommen.         www.technical-biocatalysis.com
                                           Als erstes Zwischenziel wollen die Pro-
schlechter und reagieren langsamer. Zu     jektpartner eine Reihe dimensionsloser                                     Lars Fischer
langsam für die Ansprüche eines Unter-     Kennzahlen bestimmen, die das Verhal-
nehmens, für das Reaktionszeit bares       ten des Systems unabhängig von der
Geld bedeutet. Klassische Rührkessel       konkreten Anlagengröße beschreiben.
lösen dieses Problem, schaffen jedoch      Deshalb geht zunächst zurück zu den
ein neues: Die Scherkräfte zerstören die   kleinen Laboranlagen, mit denen alles
Enzyme.                                    angefangen hat. In beiden Blasensäu-
Die Lösung ist Gas, viel Gas. Zusammen     len-Reaktoren, die pro Durchlauf 80
mit dem auf einem Trägergranulat immo-     Gramm beziehungsweise 1,5 Kilogramm
bilisierten Enzym werden die Ausgangs-     reines Produkt produzieren, kann man
                                                                                       Foto links: Polyglycerol wird alternativ
stoffe in ein aufrecht stehendes Rohr      Größenfaktoren wie Stofftransport über
                                                                                       zu Myristylmyristat im TUHH-Labor
gefüllt – und dann wird Stickstoff hin-    Phasengrenzen, Reaktionsgeschwin-
                                                                                       verwendet, um daraus im Blasensäu-
durchgepumpt, dreizehn Kubikmeter pro      digkeiten und Stabilität der Enzyme ein-
                                                                                       len-Reaktor kosmetische Grundstoffe
Stunde, die einigen Aufruhr verursachen:   facher messen und beschreiben als in
                                                                                       herzustellen.
Das Gemisch schäumt und spritzt und        der großen Technikumsanlage, die 110
wird heftig durchmischt, ohne allerdings   Kilogramm Polyglycerollaurat oder My-       Foto oben: Stickstoffgas bringt den
das Enzym zu beschädigen.                  ristylmyristat hervorbringt. Außerdem       Blasensäulen-Reaktor zum Schäumen.
14
            Prima (Raum-) Klima durch umweltfreundliche Technologie –
forschung

            Klimaanlage nutzt Sonnenergie und Erdkühle

            D    er vergangene Sommer hat es uns
                 wieder einmal gezeigt: Hitzepe-
            rioden mit Temperaturen von über 30
                                                       gangenen Monaten und Jahren gelegt
                                                       und getestet. „Im Sommer besteht die
                                                       Aufgabe einer Klimaanlage vor allem in
                                                                                                     Beim Durchleiten der Zuluft durch ein so
                                                                                                     genanntes Sorptionsrad wird der Was-
                                                                                                     serdampf an hygroskopisch wirkende
            Grad Celsius brachten die Menschen         der Abkühlung und der Entfeuchtung der        Substanzen wie Lithiumchlorid oder Si-
            zum Schwitzen und die Klimaanlagen         Luft“, erklärt Projektleiter Prof. Dr.-Ing.   licagel (Kieselsäuregel) gebunden, dabei
            auf Hochtouren. Doch herkömmliche          Gerhard Schmitz vom Institut für Ther-        wird Energie frei, die die Luft erwärmt
            Klimaanlagen verbrauchen viel Energie      mofluiddynamik – Technische Thermo-           (bei einer angenommenen Außenlufttem-
            – schlecht für den Geldbeutel und die      dynamik. Doch gerade die Entfeuchtung         peratur von 30 auf etwa 50 Grad Celsi-
            Umwelt. Wissenschaftler der TUHH ar-       verursacht in der Regel einen hohen Käl-      us). Ein Teil der überschüssigen Wärme
            beiten daher an einem Verfahren, das vor   te- und damit auch Energiebedarf, da          wird für die permanente Regeneration
            allem durch eine Kombination natürlicher   die Luft unter die Taupunkt-Temperatur
            Energiequellen und Energiesenken Um-       von 12 Grad Celsius abgekühlt werden
            welt und Klima schont.                     muss, um das darin enthaltene Wasser
            „Sorptionsgestützte Klimatisierung bei     auszukondensieren. Anschließend muss
            Nutzung der oberflächennahen Geother-      die Luft – ebenfalls unter Einsatz von
            mie“ – so lautet der etwas kompliziert     Energie – dann wieder auf eine behag-
            klingende Name eines Pilotprojektes,       liche Raumtemperatur erwärmt werden.
            das demnächst in der Hamburger Ha-         „Das ist alles andere als energieeffizi-
            fencity starten soll. Die theoretischen    ent“, sagt Schmitz und erklärt das von
            Grundlagen wurden bereits in den ver-      ihm und seinem ehemaligen Doktoran-
                                                       den Wilson Casas entwickelte und inzwi-
                                                       schen patentierte Prinzip: Anders als bei
                                                       den meisten herkömmlichen Klimaanla-
                     Foto oben: Professor Gerhard      gen wird der Luft die Feuchtigkeit durch
                 Schmitz erklärt die Funktionsweise    Sorption entzogen – ein Verfahren, wel-
                               des Sorptionsrades.     ches an sich nicht neu, in Kombination
                                                       mit der Nutzung natürlicher Energiequel-
                 Foto rechts: Doktorand Jan Wrobel
                                                       len sowie des Erdreichs als Wärmesenke
               Rechte Seite: Grafisches Modell einer   bei den weiteren Schritten jedoch eine
              sorptionsgestützten Klimaanlage unter    wirtschaftlich und umwelttechnisch in-
             Nutzung oberflächennaher Geothermie.      teressante Innovation ist.
des Sorptionsrades genutzt (s.u.), ein                                                                                              15
Teil wird über so genannte Energiepfähle

                                                                                                                                   forschung
ins Erdreich abgeleitet. Dabei macht man
sich die Tatsache zunutze, dass die Tem-
peratur im Erdreich ab einer Tiefe von
etwa fünf Metern bis in eine Tiefe von
etwa 50 bis 100 Metern (abhängig von
den geologischen Verhältnissen) mehr
oder weniger konstant bei rund 10 Grad
Celsius liegt.

75 Meter tiefe
Erdwärmesonden
Energiepfähle schlagen zwei Fliegen
mit einer Klappe: Gerade in Hamburg
müssen oft Gründungspfähle aus Be-
ton bis in tragfähige Bodenschichten in
größerer Tiefe getrieben werden, weil im
elbnahen Bereich dicke Kleischichten
dicht unter der Oberfläche liegen, die
wegen ihrer schwammigen Konsistenz         für die Installation von Erdsonden ent-    den noch zwei Erdwärmesonden bis in
eine Bebauung nicht ohne weiteres zu-      fällt. Im Falle des geplanten Pilotpro-    eine Tiefe von 75 Metern gelegt. Für die
lassen. Werden diese Pfähle mit dem        jektes in der Hafencity sollen fünf sol-   wissenschaftliche Begleitung dieses
Wärmeleitsystem einer herkömmlichen        cher Energiepfähle bis in 18 Meter Tiefe   Projektteils ist das Institut für Geotech-
Erdsonde kombiniert, können erheb-         getrieben werden – tief genug, um die      nik und Baubetrieb der TUHH unter
liche Kosten eingespart werden, weil       natürliche Erdkühle für den Betrieb der    Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe
der Aufwand für zusätzliche Bohrungen      Klimaanlage zu nutzen. Zusätzlich wer-     zuständig.
16        Um die im Sorptionsrad enthaltenen          hängigkeit von Temperatur und Feuchte        mit den Fragen beschäftigen, wie sich
            hygroskopischen Substanzen zu re-           der Außenluft stark schwankenden Ar-         Bodenbeschaffenheit und Grundwasser
forschung

            generieren, muss das aufgenommene           beitsbedingungen ausgesetzt sind, die        auf die Wärmeableitung auswirken und
            Wasser durch Wärme wieder verduns-          Übertragung der abgegebenen Wärme            wie ein System aus Energiepfählen und
            tet bzw. desorbiert werden. Dazu wird       ins umgebende Erdreich dagegen ein           Erdwärmesonden beschaffen sein muss,
            die Raum-Abluft, per Wärmetauscher          sehr langsamer Prozess ist. „Deshalb         um den Anforderungen einer umwelt-
            bereits vortemperiert durch die Wärme,      müssen bei der Verwendung von ober-          freundlichen Gebäudeklimatisierung ge-
                                                                                                     recht zu werden.

                                                                                                     Pilotanlage in
                                                                                                     Hamburgs Hafencity
                                                                                                     Das geplante Pilotprojekt in der Hafen-
                                                                                                     city, das vom Bundesministerium für
                                                                                                     Wirtschaft und Technologie, der Ham-
                                                                                                     burger Behörde für Wissenschaft und
                                                                                                     Forschung sowie zahlreichen Partnern
                                                                                                     aus der Industrie gefördert wird, soll vor
                                                                                                     allem Messdaten liefern, um den Betrieb
                                                                                                     für unterschiedliche Bedingungen mo-
                                                                                                     dellieren und handhabbare technische
                                                                                                     Unterlagen für Interessenten erarbeiten
                                                                                                     zu können. Konzipiert ist die Anlage zwar
                                                                                                     im Wesentlichen zur Klimatisierung im
                                                                                                     Sommer, jedoch soll eine Gesamtener-
                                                                                                     giebilanz auch für den Heizfall erfolgen,
                                                                                                     für den das System in modifizierter Form
                                                                                                     ebenfalls ausgelegt ist. Im März 2009
                                                                                                     soll die Pilotanlage gebaut werden, doch
            die bei dem Prozess der Entfeuchtung        flächennaher Geothermie als Wärmesen-        Professor Schmitz denkt schon weiter:
            im Sorptionsrad frei wird, beim Durch-      ke besondere Überlegungen hinsichtlich       „Unser mittelfristiges Ziel ist es, zusam-
            leiten der Zuluft durch einen mit 60 bis    auftretender Bedarfsspitzen angestellt       men mit einem Investor eine großtech-
            80 Grad Celsius heißem Wasser betrie-       werden“, formuliert der Projektleiter wei-   nische Anlage zu planen und zu bauen,
            benen Lufterhitzer weiter erwärmt. Die      teren Forschungsbedarf, der nur in enger     um so den Nachweis der energetischen
            zur Erwärmung dieses Wassers notwen-        interdisziplinärer Zusammenarbeit der        und ökonomischen Vorteile unter realen
            dige Energie soll im Falle des geplanten    beiden beteiligten Institute zu bewältigen   Nutzungsbedingungen erbringen zu
            Pilotprojektes über Solarkollektoren und    ist. Die Diplom-Ingenieure Xiaolong Ma       können.“
            Fernwärmenutzung gewonnen werden.           vom Institut für Geotechnik und Baube-
            Grundsätzlich ist auch die Einbindung       trieb sowie Jan Wrobel vom Institut für      www.tt.tu-harburg.de
            von Warmwasser-Pufferspeichern oder         Thermofluiddynamik, Technische Ther-         www.tu-harburg.de/gbt
            Wärmepumpen möglich.                        modynamik werden sich daher im Rah-
            „Entscheidend dabei ist die Gesamten-       men ihrer Dissertationen unter anderem                              Dr. Uwe Westphal
            ergiebilanz der Anlage“, betont Profes-
            sor Schmitz: „Auch die regenerativen
            Energien müssen erst einmal gesam-
            melt werden, das heißt, der dafür not-
            wendige energetische Aufwand, z.B. für
            Umwälzpumpen, muss in die Gesamt-
            bilanz einfließen.“ Ein Problem sei auch
            die Tatsache, dass Klimaanlagen in Ab-

                   Die mit Lithiumchlorid getränkten
                   Papierschichten im Sorptionsrad
               entziehen der Zuluft die Feuchtigkeit.
                 Ihr Forschungsfeld ist das Erdreich:
                  Professor Jürgen Grabe (links) und
                            Doktorand Xiaolong Ma.
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18
      „SeitenWechsel“ mit Folgen: Chinesische Studentin hospitiert im
nit

      „Kölibri“ im Hamburger Stadtteil St. Pauli

      W      er, wie die Chinesin Sheng Wang,
             am Northern Institute of Techno-
      logie Management (NIT) studiert, weiß,
                                                   Bewohner dieses weltbekannten Vier-
                                                   tels, durch das jährlich Millionen Touris-
                                                   ten strömen. Aber kaum einer weiß, dass
                                                                                                 nen können, und es deshalb auch „unser
                                                                                                 Wohnzimmer“ nennen.
                                                                                                 Sheng Wang sammelte in diesem Mi-
      dass eine moderne Ingenieurin mehr           hier viele Kinder aufwachsen. Die Woh-        lieu Eindrücke und Erfahrungen in der
      braucht als technisches Know-how.            nungen sind eng und oft überbelegt, es        offenen Kinder- und Jugendarbeit, sie
      Kenntnisse in Management und Recht,          gibt kaum Spielplätze oder Grünflächen.       beobachtete Jugendliche während
      mehrere Fremdsprachen sowie soziale          Zum Alltag der Kinder gehören Lärm,           eines Bewerbungstrainings, begleite-
      Kompetenzen sind in Führungspositi-          Gewalt, Prostitution und Drogen.              te Familientreffen und staunte über die
      onen unentbehrlich. Außerdem ist Ethik       „Wenn man auf St. Pauli lebt, muss man        uneingeschränkte Herzlichkeit, mit der
      als Pflichtfach mit einem Anteil von zehn    starke Nerven haben.“ Mit diesen Wor-         ihr die Beteiligten begegneten. Beson-
      Prozent im Fächerkanon der Hamburger         ten wird die zehnjährige Anna aus St.         ders nachdenklich hat sie das Bewer-
      Manager-Schule fest verankert                                                                        bungstraining gemacht: „Ich
      und macht das Doppelstudium                                                                          erlebte Heranwachsende, die
      am NIT sowie an der TUHH ein-                                                                        sich verzweifelt bemühten, um
      malig unter den MBA-Program-                                                                         überhaupt irgendeine Beschäf-
      men im deutschsprachigen                                                                             tigung zu finden.“ Sheng Wang
      Raum.                                                                                                selbst besuchte in diesem Alter
      Nicht weniger ungewöhnlich                                                                           die High School und freute sich
      stellt sich das Programm „Sei-                                                                       darüber, an einer berühmten
      tenWechsel“ dar, ein Angebot                                                                         Universität angenommen wor-
      der Patriotischen Gesellschaft                                                                       den zu sein. Im Oktober wird
      Hamburg von 1765. Für eine                                                                           sie ihr Doppelstudium abge-
      Woche können NIT-Studenten                                                                           schlossen haben und als Mas-
      in eine andere Welt eintauchen.                                                                      ter of Science in Environmental
      Von diesem einmaligen und seit                                                                       Engineering sowie Master of
      sieben Jahren bestehenden                                                                            Technology Management glän-
      Angebot haben in diesem Jahr                                                                         zenden beruflichen Perspekti-
      außer Sheng Wang weitere 13                                                                          ven entgegensehen.
      NIT-Studierende Gebrauch ge-                                                                         Sheng Wang hat im Westen
      macht. Sie hospitierten in so-                                                                       zum ersten Mal Einblicke in
      zialen Institutionen, erlebten                                                                       ein Leben von Kindern und
      den Alltag von Menschen mit                                                                          Jugendlichen erhalten, die im
      Behinderungen,        begleiteten                                                                    Schatten von Sex-Shops und
      Wohnungslose zum Sozialamt                                                                           Bordellen aufwachsen. Neu für
      und unterstützten minderjäh-                                                                         die Absolventin der Tongji Uni-
      rige Asylbewerber bei Haus-                                                                          versität war auch die Form der
      aufgaben. Hautnah erlebte                                                                            Ansprache. Im „Kölibri“ duzen
      auch Sheng Wang Menschen                                                                             sich Kinder und Erwachsene.
      auf der Schattenseite des Le-                                                                        „Die Kinder rufen die Mitar-
      bens und erhielt dabei immer                                                                         beiter beim Vornamen und be-
      wieder Gelegenheit, über ihren                                                                       handeln sie wie Freunde.“ Für
      vergleichsweise privilegierten                                                                       eine Chinesin, die ihren Eltern,
      Status zu reflektieren.                                                                              Erziehern und Lehrern aus-
      Die Shanghaier Umweltingeni-                                                                         schließlich mit Respekt begeg-
      eurin hospitierte fünf Tage im                                                                       nen muss, ein Novum.
      Kulturzentrum „Kölibri“ beim                                                                         Fünf Tage als Hospitantin in
      gemeinnützigen Verein Ge-                                                                            einer anderen Welt haben die
      meinwesenarbeit St. Pauli Süd,                                                                       24-jährige Chinesin zum Nach-
      einer der ärmsten Stadtteile                                                                         denken angeregt: „Ich habe
      Hamburgs mit einem hohen Anteil von          Pauli auf der Homepage des Kulturzent-        völlig neue Einblicke in gesellschaftliche
      Hartz-IV-Empfängern. Seit 33 Jahren          rums „Kölibri“ zitiert. Fast 85 Prozent der   Strukturen erhalten.“
      arbeitet das „Kölibri“ erfolgreich für die   Grundschulkinder hier leben auf Sozial-
                                                   hilfeniveau. Doch den Mädchen und Jun-                              Martina Brinkmann
                                                   gen fehlt es nicht nur an Geld. Liebevolle
                                                   Zuwendung, Geborgenheit, kreative und
                                                   phantasievolle Anregungen sind für ihre
                                                   positive Entwicklung gleichermaßen
                                                   wichtig. Das „Kölibri“ ist deshalb für die
                 Sheng Wang hospitierte im         Kinder ihr zweites Zuhause, in dem sie
           Hamburger Kulturzentrum „Kölibri“.      spielen, werken, kochen, lesen und ler-
19

                                                                                                                                                nit
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“Changing ends” with a                           asylum applicants with their homework.           This was the milieu in which Sheng Wang
                                                 Sheng Wang was one of those who                  gained impressions and experience of
difference: Chinese student                      saw for themselves what life is like on          social work with children and young peo-
does voluntary work at                           the seamier side and was made con-               ple. She watched juveniles on a job appli-
“Kölibri” cultural center in                     stantly aware that they enjoy a relatively       cation training course. She accompanied
                                                 privileged status in life. That is why the       family meetings and was amazed at the
St. Pauli, Hamburg                               program is called “SeitenWechsel,” or            unstinting cordiality she encountered. It
                                                 changing ends, or looking at life from           was the job application course that re-

S    tudents like Sheng Wang, a Chi-
     nese student at the Northern Insti-
tute of Technology Management (NIT) in
                                                 the other side – how others live it.
                                                 Sheng Wang is an environmental engi-
                                                 neer from Shanghai. She spent five days
                                                                                                  ally made her stop and think. “They were
                                                                                                  juveniles,” she said, “desperately trying
                                                                                                  to find a job of any kind.” At their age
Hamburg, are well aware that engineers           work at “Kölibri,” a cultural center run         she went to high school and was thrilled
today need to have more than just the            by Gemeinwesenarbeit St. Pauli Süd,              to be offered a place at a renowned uni-
technical know-how at their fingertips. A        a nonprofit community organization in            versity. In October she will complete her
knowledge of management and law, pro-            one of the poorest areas of Hamburg              double degree program and graduate as
ficiency in several foreign languages, and       with a high level of welfare recipients.         a Master of Science in Environmental En-
social competences are indispensable in          For 33 years “Kölibri” has worked suc-           gineering and a Master of Business Ad-
management jobs. In addition, ethics is          cessfully for the people who live in St.         ministration in Technology Management
a compulsory subject that makes up a             Pauli, the world-famous red-light dis-           with superb career prospects.
firmly anchored 10 percent of the Ham-           trict of Hamburg that millions of tourists       Sheng Wang gained her first insight into
burg management school’s curriculum.             visit every year. Few if any of them will        the lives of children and young people
That alone makes the double degree               realize that many children grow up in            growing up in the vicinity of brothels
program at the NIT and the Hamburg               this area. Apartments are cramped and            and sex shops in the West. The forms
University of Technology (TUHH) unique           often overcrowded, and there are hardly          of address were also new for the Tongji
among MBA programs on offer in Ger-              any playgrounds or green spaces. Noise,          University graduate. “The children call
man-speaking countries.                          violence, prostitution and drugs are part        members of staff by their first names and
The “SeitenWechsel” social work pro-             of these children’s everyday lives.              treat them like friends,” she said. That
gram organized by the Patriotische Ge-           “You need strong nerves to live in St.           was something new for a Chinese wom-
sellschaft Hamburg von 1765 is no less           Pauli,” Anna, 10, is quoted on the “Kö-          an who was expected to show above all
outside of the box. For a week it enables        libri” home page as saying. Nearly 85            respect to parents and teachers.
NIT students to immerse themselves in            percent of elementary school students            Five days working as an intern in another
another world. This year Sheng Wang              here live on welfare or at the level of          world have given the 24-year-old Chinese
and another 13 NIT students made use             welfare recipients, and money is not all         student food for thought. “I gained totally
of this one-of-a-kind opportunity that           they lack. Tender loving care, a feeling         new insights into social structures,” she
has been available for the past seven            of security, and creative and imaginative        said.
years. They did voluntary work at wel-           ideas are no less important for their posi-
fare facilities, experienced at first hand       tive development. That is why “Kölibri”
the difficulties that people with dis-           is a second home for these children, a
abilities encounter in everyday life, ac-        place where they can play, work, cook,
companied homeless people to the                 read and learn, and that is also why they
welfare office and helped under-age              call it “our living room.”
20
               Management spielend begreifen: Planspiele sind eine bewährte Lernmethode
kühne school

               in der Weiterbildung an der Kühne School of Logistics and Management
                                                                                                          einer zur Verfügung gestellte Software
                                                                                                          programmieren. Für Elmar Stork war
                                                                                                          gerade dies eine außergewöhnlich span-
                                                                                                          nende Herausforderung, bei der es für
                                                                                                          ihn auch Überraschungen gab, die seine
                                                                                                          Projektarbeit immer wieder erschwerten.
                                                                                                          Als Entwicklungsingenieur hatte der
                                                                                                          Diplom-Wirtschaftsingenieur der DB
                                                                                                          Schenker unter anderem die Aufgabe,
                                                                                                          in Zusammenarbeit mit dem Software-
                                                                                                          Spezialisten seines Teams dafür zu sor-
                                                                                                          gen, dass die Elektronik des Lego-Autos
                                                                                                          die definierten Funktionen tatsächlich
                                                                                                          leisten konnte. Doch plötzlich kam alles
                                                                                                          anders: Sämtliche Software-Experten
                                                                                                          wurden – so die Vorgabe des Planspiels –
                                                                                                          mit der Begründung, sie hätten keine Ar-
                                                                                                          beitserlaubnis, fristlos entlassen. Schnell
                                                                                                          mussten Stork und auch seine Konkur-
                                                                                                          renten die Aufgabe der Software-Spe-
               A    m Ende des Tages stand fest: Kristin
                    Laube hatte den richtigen Riecher für
               ihr Unternehmen: Die von ihr konzipierte
                                                             nehmer der jährlichen Summer School,
                                                             in der Regel studierte Wirtschaftswissen-
                                                             schaftler und Wirtschaftsingenieure aus
                                                                                                          zialisten an andere Gruppenmitglieder
                                                                                                          übertragen.
               Autoserie traf den Nerv der Zeit und die      Logistik-Unternehmen.                        „Immer wieder wurden uns plötzlich
               Bedürfnisse des Marktes und wurde auf         Schnell wurde den Teilnehmern klar,          Schikanen dieser Art präsentiert, die
               dem Genfer Automobilsalon als Erfolgs-        dass effiziente Kommunikation und ra-        ein schnelles Umdenken und sich ar-
               modell gefeiert. Als Produktionsinge-         sche Entscheidungsfindung der rote           rangieren mit der neuen Situation erfor-
               nieurin hatte sie auch auf den richtigen      Faden zum Erfolg sind. Die Teilnehmer,       derten“, berichtet Stork. Dennoch, und
               Fertigungsstandort gesetzt, nämlich Ka-       die für zwölf Tage aus dem gesamten          vielleicht gerade wegen dieser Heraus-
               nada, und damit die Fixkosten auf einem       Bundesgebiet zur Weiterbildung an die        forderungen, habe ihm das Planspiel viel
               niedrigen Niveau gehalten. Sechs Stun-        Kühne School nach Hamburg gekom-             Spaß gemacht und sei der Höhepunkt
               den hatten Laube und ihre Mitstreiter für     men waren, mussten sich – aufgeteilt in      der zweiwöchigen Summer School ge-
               diesen Erfolg gebraucht – genau die vor-      vier Gruppen und ausgestattet mit einem      wesen. Entscheidend für den Erfolg des
               gegebene Zeit im Planspiel „Innovation        fiktiven Kapital – zuerst über ihre jewei-   Teams um Kristin Laube war: Es hatte
               Management“ an der Kühne School of            lige Rolle und Verantwortung innerhalb       einen Teil seines Kapitals in die Marktfor-
               Logistics and Management.                     ihrer Teams einigen. Verschiedene Posi-      schung investiert, so dass das von ihm
               Was in der Realität viele Jahre dauert,       tionen waren zu besetzen: Projektleitung     konzipierte Fahrzeug den im Planspiel
               haben Kristin Laube und weitere 24 Teil-      und Koordination, Modellentwicklung,         fixierten Kundenwünschen am ehestens
               nehmer der diesjährigen Summer School         Software-Programmierung, Finanzen,           entsprach.
               während eines sogenannten Planspiels          Produktion und Marketing. „Die Kennt-                                   Richard Lemloh
               in wenigen Stunden durchgespielt: Die         nisse, die auf diesen Gebieten des Inno-
               Aufgabe der Gruppen war die Entwick-          vations-Managaments erworben werden,          Summer School
               lung und Vermarktung einer neuen Au-          sind direkt übertragbar auf die Aufgaben      Die Summer School ist eine zwölf-
               tomodellreihe, klassisches Innovations-       in der Logistik“, sagt Prof. Dr. Wolfgang     tägige Veranstaltung, die Fach- und
               management von Betriebswirten. „Auch          Kersten, Präsident der Kühne School an        Führungskräfte aus Handel, Industrie
               Logistik-Manager sind als Dienstleister       der TUHH.                                     und Dienstleistung auf Management-
               in Innovationsprozesse involviert und         Kristin Laube, im realen Leben Prozess-       Aufgaben in der Logistik vorbereitet.
               werden täglich mit klassischen betriebs-      Managerin Seefracht bei Kühne & Nagel,        Die Teilnehmer lernen Theorien und
               wirtschaftlichen      Herausforderungen       war im Planspiel für die Produktion des       Methoden des allgemeinen sowie des
               konfrontiert“, sagt Planspiel-Leiter Keith    neuen Autos verantwortlich. Binnen von        Logistik-Managements und Führungs-
               Goffin zur Aufgabenstellung in diesem         nur sechs Stunden waren Marktinforma-         kompetenz. Dabei werden immer wie-
               Praxistraining. Der Professor für Innovati-   tionen zu analysieren, das Automobil mit      der Fälle aus der Praxis durchgespielt.
               onsmanagement an der britischen Cran-         Hilfe von Lego-Bauteilen zu designen,         Die Summer School mit Exkursionen
               field University gehört zum internatio-       technische Verbesserungen zu testen           in Hamburger Logistikunternehmen,
               nalen Dozententeam der Kühne School           und das neue Modell auf der Genfer            einem Workshop über Verhandlungs-
               und begleitete zum ersten Mal die Teil-       Messe zu präsentieren.                        techniken, Gesprächen mit Logistik-
                                                             Zusätzlich sollten die Wettbewerber bei       Managern ist zugleich der Auftakt des
                                                             dieser „Trockenübung“ im Seminar-             zweijährigen berufsbegleitenden Voll-
                                                             raum eine Reihe neuer Funktionen in           zeit-MBA-Programms an der Kühne
                                                             ihr Automodell – wie eine automatische        School.
                                                             Einparkhilfe – installieren und diese mit     www.kuehneschool.de.
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