Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk

Die Seite wird erstellt Yannik Weigel
 
WEITER LESEN
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
Wie Kinder fürs Leben lernen
Spielen macht schlauer
Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
INHALT

              Inhalt
          4   Spielen – „Urkraft“ kindlicher Entwicklung
          6   Neuroplastizität – Wie wir unser Gehirn
         		   ständig neu programmieren!
          8   Drei Fragen an die Forschung
          9   Wenn Ziegen schwimmen,
              Elefanten klettern und Fische fliegen
         10   Durch Spielen fürs Leben lernen
         11   Die Besonderheiten des kindlichen Spielens
         12   Die „Spiel(e)pyramide“
         13   Geborgen die Welt erkunden
         14   Kindern mehr Spielraum geben
         16   TV, Handy und Co.
         17   Tipps für gutes Spielen
         19   Buchtipps
         20   Ihr Hilfswerk: Adressen, Kontakte, Überblick
         23   Service und Rat, Bakabu – der Ohrwurm
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
VORWORT

Lasst Kinder wieder spielen
Ein Kind lernt beim Spielen. Es spielt jedoch nie, um zu
lernen, sondern weil es Freude an seiner Tätigkeit empfindet.*

Wer Kinder wirklich ernst nimmt, macht sie zu Akteurinnen und
­Akteuren ihres Heranwachsens. Im Hilfswerk haben wir uns daher
 gefragt: Was brauchen Kinder, damit sie sich ihren Potenzialen ent­
 sprechend, zu selbstsicheren, bildungshungrigen und lebensfrohen
 Menschen entwickeln? Und wie können wir sie dabei begleiten?
 Aus unserem pädagogischen Alltag und durch den ­achtsamen Um­-
 gang mit ­den Kindern wissen wir vom zentralen Stellenwert des kind­
 lichen Spielens. Es ist die grundlegende Basis bzw. Triebfeder für eine
 ganzheit­liche Persönlichkeitsentwicklung, für ein lebenslanges Lernen
 und letztendlich für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn. Wissenschaft­
 lich untermauert wird dieser Ansatz durch Erkenntnisse aus den
 Neuro­wissenschaften, der Pädagogik und Soziologie.

Keine Entwicklung ohne Lernen – kein Lernen ohne Spiel
Kindliches Spielen spannt in seiner Bedeutung und Wirksamkeit
den ­Bogen vom Entwicklungs- und Leistungsmotor zum Erholungs­
medium bis hin zum therapeutischen Mittel in der Verarbeitung von
einschnei­denden Erlebnissen. Eltern finden daher im Spiel wahrlich ein
Wundermittel, mit dem sie die Entwicklung ihrer Kinder bestmöglich
fördern können. Dabei sollte Spielen jedoch nicht mit „Bespaßung“
ver­wechselt oder gar Leistungsdruck darin verborgen werden. Mehr
noch sind Gelassenheit und ein Grundvertrauen in die vielfältigen
Entwicklungspotenziale eines jeden Kindes gefragt.
*Renate Zimmer, Erziehungswissenschafterin
                                                                           Ihr Hilfswerk Team
Lehnen Sie sich im Alltag mit Kindern hin und wieder zurück,               Wir sind Ihr Partner,
seien Sie dabei achtsam und entdecken Sie, wie auch Ihre                   wenn es um Ihre
Neugierde und Freude am Spiel wachsen kann.                                Kinder geht!

                                                                                                         3
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
Spielen – „Urkraft“ kindlicher Entwicklung
Spielende Kinder sind ausgeglichene und zufriedene Kinder.
Selbstvergessen und vertieft bewegen sie sich in ihren Spielwelten.

Sie nippen am Puppengeschirr,         tigkeit des Spiels im frühen Kindes­   das nebenbei. „Lernen“ ist dabei
backen köstlichen Sandkuchen,         alter hervor und wies auf die Rolle    nicht als die Ansammlung von
untersuchen die Blätter am Weges­     von spielendem Lernen hin. Spiel       Wissen etwa im Sinne des Auswen­
rand, stapeln Bausteine oder reihen   sei nicht bloß „Spielerei“, sondern    diglernens von Gedichten zu sehen,
sie aneinander. Kinder entdecken      es habe vielmehr „hohen Ernst und      sondern als die Aneignung kom­
die Welt spielerisch und widmen ihr   tiefe Bedeutung“ und sei die wirk­     plexer Fertigkeiten, das Verstehen
dabei ihre ganze Aufmerksamkeit.      samste Methode zur frühkindlichen      von Zusammenhängen und Funk­
Im Tun erforschen sie Gegenstände     Selbstbildung.                         tionsweisen.
und Zusammenhänge, probieren          Die Bedeutung des Spiels für die
aus, vergleichen, begreifen.          kindliche Entwicklung ist enorm:       Lernen mit dem ganzen Körper
                                      Indem Kinder spielen, sich bewe­       Lernen, Denken und Handeln sind
200 Jahre Spielpädagogik              gen, Handlungen mehrfach wie­          nicht nur Prozessabläufe des Ge­
Friedrich Wilhelm August Fröbel,      derholen und Dinge im wahrsten         hirns, sondern des ganzen Körpers.
der Begründer der Spielpädagogik,     Sinne des Wortes begreifen, lernen     Die Strukturen unseres Gehirns
hob bereits im Jahr 1826 die Wich­    sie auf verschiedenen Ebenen – und     sind eng mit unseren Bewegungs­

4
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
abläufen verknüpft und werden           können, sind schier unbegrenzt          Schon Wilhelm August Fröbel sah
durch Bewegung ständig weiterent­       und lassen sie die Welt im wahrsten     die zentrale Aufgabe von Eltern,
wickelt. Aus diesem Grund ist kör­      Sinne des Wortes begreifen.             Pädagoginnen und Pädagogen
perliche Aktivität so wichtig für die                                           darin, dem Spiel der Kinder Raum
kindliche Entwicklung. Mit jedem        Spielen als Bildungswerkzeug            und ungestörte Entfaltungsmög­
Strampeln, nach dem Spielzeug           Zu spielen ist für Kinder eine          lichkeiten zu geben. Oft neigen
Greifen, Krabbeln oder Aufstehen        Form des Erfahrungsgewinns und          Erwachsene dazu, den Kindern
entstehen neue neuronale Vernet­        des Sich-Ausdrückens. Im Spiel          alles zu erklären und ihre Fragen
zungen im Gehirn.                       erkunden Kinder ihre Welt, nehmen       mit einer Fülle an Informationen zu
Ebenso regen Erfahrungen mit            Kontakt zu anderen auf und ent­         beantworten. Experten raten hier
allen Sinnen die Verknüpfung            falten so ihre eigene Individualität.   zur Zurückhaltung, um die Wissbe­
der Nervenzellen an und werden          Bildung durch Spiel geschieht           gierde der Kinder zu erhalten. Be­
gemeinsam mit den dazu erlebten         nicht nur eigenständig, sondern         reichernder, für Klein und Groß, ist
Emotionen gespeichert. Einen glat­      auch „ko-konstruktiv“ – durch           es, gemeinsam und auf Augenhöhe
ten Stein halten, an Gewürzen rie­      Interaktionen mit anderen Kindern       Entdeckungsreisen zu unternehmen
chen, über nasses Gras gehen, die       und Erwachsenen. Kinder lernen          und die Welt zu erforschen.
Rinde eines Baumes befühlen oder        im gemeinsamen Spiel miteinander
den Garten auch mal nachts erfor­       und voneinander, sie stimulieren        „Spielen fördert,
schen – die Sinneserfahrungen, die      sich wechselseitig und profitieren      indem es fordert.“
wir unseren Kindern ermöglichen         von Entwicklungsunterschieden.          Hans Scheuerl, Erziehungswissenschafter

                                                                                                                      5
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
WISSENSCHAFT

Neuroplastizität –
Wie wir unser Gehirn ständig neu programmieren!
120 verschiedene Grüntöne               entscheidet sich, welche der Nerven­     Jede neue Entdeckung, jede neu
unterscheiden und benennen              zellvernetzungen stabilisiert werden     gelernte Fähigkeit löst im kindlichen
– was uns als schier unlösbare          und welche verkümmern. Diese             Gehirn einen für Erwachsene kaum
Aufgabe erscheint, ist für die          Fähigkeit zur Neuroplastizität bleibt    noch nachvollziehbaren Sturm von
Bewohnerinnen und Bewohner              dem Menschen von der Geburt bis          Hochgefühlen aus. Dieses „Feuer“ an
der Regenwälder des Amazonas            zum Tod erhalten. Was Kinder je­         Freude über sich selbst und über all
selbstverständlich. Ebenso, wie         doch von Erwachsenen maßgeblich          das, was es noch zu entdecken gibt,
es für Inuitkinder in Grönland          unterscheidet, ist ihre Begeisterungs­   ist der wichtigste „Treibstoff“ für
ganz normal ist, den Schnee             fähigkeit, die wir im Verlauf unseres    die rasante Entwicklung von Fertig­
zu „lesen“ und den diversen             Heranwachsens oft verloren haben.        keiten eines noch jungen Menschen.
Formen von Eis und feinen Kris-
tallen eigene Namen zu geben.
Doch wie kommt es zu diesen un-
terschiedlichen Fähigkeiten?

Die Neurowissenschaften helfen
bei der Beantwortung dieser Frage:
Im menschlichen Gehirn steht ein
Überschuss an Nervenzellen und
Vernetzungsmöglichkeiten zur Verfü­
gung. Die so genannte „Neuroplas­
tizität“ sorgt dafür, dass sich unser
Gehirn immer wieder neu anpassen
kann. Je nachdem, welche Dinge wir
als bedeutsam erachten, entwickeln
sich bestimmte Verknüpfungsmuster
in unserem Gehirn, so der Neuro­
biologe Gerald Hüther. Mit jedem
neuen Tag und seinen Erfahrungen

6
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
Begeisterung schafft                      Doch das spielerische Bewältigen         wenn man sich dafür begeistert.
Lernerfolg, schafft Motivation            von Aufgaben beflügelt nicht nur         Spiralförmig wird die Entwicklung
Was Wissenschafterinnen und Wis­          die Verdichtung der neuronalen Ver­      über so genannte positive Rück­
senschafter schon länger vermutet         netzung unseres Gehirns und damit        kopplungen (= Belohnungseffekte)
haben, können nun bildgebende Ver­        dessen Leistungsfähigkeit, sondern       vorangetrieben: Sie führt von der
fahren sichtbar machen: Spielen ver­      setzt auch Belohnungsmechanismen         Neugierde, über die Freude am
ändert die Hirnaktivitäten. Frei und      im Mittelhirn in Gang. Diese „Ver­       Entdecken und daran geknüpfte
ohne Druck spielende Menschen             stärkersysteme“ lösen bei Menschen       Erfolgserlebnisse zu dem hin, was
weisen einen geringeren Sauerstoff­       ein Gefühl der Freude, der Lust und      gemeinhin als Motivation bezeich­
verbrauch des Gehirns auf, was auf        Begeisterung aus. Die Ausschüttung       net werden kann.
eine verminderte Aktivität der Ner­       von Dopamin, einem opiatähnlichen        All diese Prozesse hängen in ihrer
venzellenverbände im Bereich der          Botenstoff, sorgt unter anderem für      Wirkkraft und Nachhaltigkeit aller-
Amygdala zurückzuführen ist. Das ist      eine positive Grundstimmung. Für         dings von einem wichtigen Faktor
jene Hirnregion, die bei Angst beson­     den Neurobiologen Gerald Hüther          ab: Es braucht eine sichere und
ders aktiv wird. Im Spiel kommt den       ist Spielen sogar die beste Vorausset­   vertrauensvolle Beziehung zu Men­
Menschen gleichsam die Angst ab­          zung für nachhaltiges Lernen, das        schen, die achtsam und sensibel auf
handen, beziehungsweise entsteht sie      dann gleichzeitig die Lebensfreude       das Kind eingehen und ihm die Frei-
im Normalfall erst gar nicht. Gleich­     steigert. Denn man könne nur nach­       heit lassen, sich mit Freude und Auf-
zeitig lassen sich verstärkte Aktivitä­   haltig etwas im Gehirn verankern,        merksamkeit Dingen zuzuwenden.
ten in jenen neuronalen Netzwerken
feststellen, die für das Bewältigen der   „Überall dort, wo sich Menschen ohne Angst, ohne Druck, selbst-
Herausforderungen des Spieles selbst      vergessen und spielerisch auf den Weg machen, spüren sie, wie
benötigt werden. Je komplexer das         etwas in ihnen zu wachsen beginnt. Erwachsene werden dann an
Spiel, umso vielschichtiger werden        einen Zustand in ihrer Kindheit erinnert, diese un-
regionale Netzwerke im Gehirn             bändige Freude am Leben, an ihrem bloßen Dasein
„angefeuert“. Damit entstehen jene        im Hier und Jetzt. Sobald weder Angst noch Druck
Voraussetzungen, die in der Folge         im Spiel sind, erwacht die Lust zu entdecken und
kreative Ideen und Lernfortschritte       zu gestalten. So funktioniert das Hirn.“
erst möglich machen.                      Gerald Hüther, Neurobiologe

                                                                                                                      7
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
INTERVIEW

Drei Fragen an die Forschung
Die Kindheits- und Familiensoziologin Ulrike Zartler
plädiert dafür, im Umgang mit Kindern auf Augenhöhe
zu gehen und auch Langeweile zuzulassen.

Kind sein, früher und heute:           schungen – denn diese sehen die         Was würden Sie aus Kindersicht
Was hat sich aus Sicht der             Dinge anders als Erwachsene. Kin­       Erwachsenen empfehlen?
sozialwissenschaftlichen               der können mit Situationen sehr         Zartler: Gehen Sie auf Augenhöhe:
Forschung verändert?                   gut umgehen, wenn sie ihre eigene       Versuchen Sie, das Kind mit seiner
Zartler: Bis in die 1980er Jahre       Perspektive einbringen können und       Persönlichkeit in jedem Moment, so
waren Kinder für die Forschung An­     sich ernst genommen fühlen. Funk­       wie es gerade ist, als vollwertig anzuse­
hängsel der Familie, unvollständige,   tioniert z.B. in der Bastelecke etwas   hen und ihm das auch zu vermitteln:
zu sozialisierende Wesen. Wollte man   nicht gut, sollten Eltern oder Päda­    Deine Meinung ist wichtig, mich in­
wissen, wie es den Kindern geht,       gogen die Kinder direkt fragen, was     teressiert deine Sicht der Dinge. Neh­
wurden ihre Mütter befragt. Mit dem    aus ihrer Sicht verbessert werden       men Sie die Perspektive des Kindes
Entstehen der neuen Kindheitsfor­      kann. Das bringt oft überraschen­       ein und überlegen Sie, wie es Ihnen
schung werden die Kinder zuneh­        de Einsichten. Wir müssen den           selbst in der jeweiligen Situation gehen
mend als eigenständige Personen und    Kindern hier mehr Kompetenzen           würde. Und nehmen Sie sich die Zeit,
vollwertige Mitglieder der Gesell­     zutrauen.                               Ihr Kind aufmerksam zu beobachten:
schaft gesehen, die am besten selbst   Was wir momentan auch stark             Was macht es, wann tut es bestimmte
über ihre Bedürfnisse und Gedanken     wahrnehmen, ist ein Hang zur            Dinge, womit könnte das in Zusam­
Auskunft geben können. Kinder wur­     Überförderung, die Kinder sind          menhang stehen? Das fördert mitun­
den also von Forschungs-Objekten       verplant, ein Termin reiht sich an      ter mehr Erkenntnisse zutage als die
zu Forschungs-Subjekten, und ihre      den nächsten. Da täten Eltern gut       Lektüre zahlreicher Ratgeber.
alltäglichen Interaktionen und Le­     daran, sich zurückzulehnen. Das ist
benswelten rückten in den Fokus.       nicht immer einfach, weil man ja        „Ich halte Langeweile für
                                       oft einen gewissen Druck aus dem        eine wesentliche
Was beobachten Sie in der              Umfeld verspürt. Dennoch: Kinder        Komponente im
Forschung insbesondere                 müssen sich auch einmal fadisieren      Entwicklungsalltag
zum Thema Kindheit?                    dürfen, ich halte Langeweile für        von Kindern.“
Zartler: Wir erleben in der For­       eine wesentliche Komponente im          Ulrike Zartler, Kindheits-
schung mit Kindern viele Überra­       Entwicklungsalltag von Kindern.         und Familiensoziologin

8
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
LERNEN

Wenn Ziegen schwimmen,
Elefanten klettern und Fische fliegen
Welches Lernen brauchen wir, damit Talente nicht verloren gehen?

In seinem Buch „Die Durchschnitts­      der begleitenden Erwachsenen                                Gitarrenstunden.
falle“ warnt der Genetiker Markus       ist es, dem Kind eine Welt zu                              Je älter Kinder
Hengstschläger vor einem Bil­           bieten, die es erkunden, entdecken                       werden, umso
dungssystem, das den Durchschnitt       und erforschen kann. Dabei mit          schwieriger lässt sich ihre Begeis­
fördert, nicht aber die individuellen   dem Kind viel gemeinsam zu tun –        terungsfähigkeit aufrechterhalten.
Talente junger Menschen. Ist es         Singen, Tanzen, Basteln, die Natur      Allzu oft wird ihre Lernfreude
wirklich sinnvoll, dass am Ende         erleben – gibt ihm das so wichtige      gebremst, etwa weil Erwachsene
der Schule alle das Gleiche können      Gefühl der Verbundenheit. Denn          zeigen wollen „wie es richtig geht“
müssen – egal, ob Schülerinnen oder     wenn es ums Lernen geht, sind           oder zu wissen meinen, wofür sich
Schülern bestimmte Fächer mehr          nicht Daten und Fakten das, was         das Kind interessieren soll. Werden
liegen als andere bzw. ob sie eine      den Menschen antreibt, sondern          großartige Entdeckungen belehrend
besondere Begabung haben? Dieses        Gefühle, Geschichten und vor            kleingeredet, verschwindet ein Stück
System der Gleichmache führt auch       allem andere Menschen.                  der ursprünglichen Begeisterung.
das Kinderbuch „Wenn die Ziege          „Kinder lernen immer und überall,       Viele Kinder tauschen dann das
schwimmen lernt“ (Nele Moost            man kann sie gar nicht davon abhal­     spielerische Lernen gegen ein „Ge­
und Pieter Kunstreich) fabelhaft vor    ten – zu stark sind Entdeckerdrang      fallenwollen“. Einige aber erhalten
Augen: Die anfängliche Begeisterung     und Neugierde. Je mehr Freude sie       sich ihre neugierige Offenheit. Und
der Tiere für die Schule ist schnell    bei etwas empfinden, umso besser        genau diese „Querdenker“, die in ih­
dahin, denn sie alle sollen Schwim­     lernen sie“, so Hilfswerk­Expertin      rer Individualität vom Durchschnitt
men, Fliegen und Klettern lernen –      Martina Genser­Medlitsch. Diese         abweichen, braucht unsere Gesell­
der Elefant und die Ente genauso wie    Begeisterung kann man nicht             schaft, um nicht in eingefahrenen
der Fisch und die Ziege. Sie üben       „anleiten“, jedes Kind kann sie nur     Denkmustern stecken zu bleiben.
und üben und üben, bis schließlich      in sich selbst entfachen. Daher gilt
kein Tier mehr etwas sehr gut kann.     es, genau hinzusehen: Wofür be­         „Alles, was wir den Kindern
                                        geistert sich das Kind, wo ist es mit   lehren, können sie nicht mehr
Mit Freude und Begeisterung lernen      Feuereifer dabei? Nur so können         selbst entdecken und damit
Jedes Kind startet mit einer Fülle an   Talente entdeckt werden und nicht       wirklich lernen.“
Möglichkeiten ins Leben. Aufgabe        durch „erzwungene“ Ballett­ oder        Jean Piaget, Entwicklungspsychologe

                                                                                                                      9
Spielen macht schlauer - Wie Kinder fürs Leben lernen Mit Empfehlungen zur ganzheitlichen Entwicklungsförderung - Hilfswerk
LERNEN

Durch Spielen fürs Leben lernen
Im Spiel entwickeln Kinder              Die Spiel- und Lernfelder des Kindes
wichtige Kompetenzen und Fer-
tigkeiten für das spätere Leben.        Schon seit Jahren ist aus der Spielforschung bekannt, dass viel und in-
                                        tensiv spielende Kinder in den vier für unser Leben zentralen Kompetenz-
Wenn man so will, ist das Spielen       bereichen folgende Verhaltensmerkmale erfolgreicher auf- und ausbauen:
gewissermaßen Hauptberuf des            ▪    EMOTIONAL lernen sie, Gefühle zu spüren, zu erkennen und zu
Kindes. Bis zum vollendeten sechsten         verarbeiten. Enttäuschungen und Ärger werden besser bewältigt,
Lebensjahr spielen Kinder rund               Ausdauer und Belastbarkeit gestärkt.
15.000 Stunden, das entspricht etwa     ▪    Im SOZIALEN Bereich stehen Aspekte wie Zuhören-Können,
sieben bis acht Stunden pro Tag.             Kooperationsbereitschaft, Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten,
Spielen erfüllt dabei wesentliche            geringere Vorurteilsbildung gegenüber anderen sowie eine intensive-
Funktionen: Es ist von entscheiden­          re Freundschaftspflege im Mittelpunkt.
der Bedeutung für die ganzheitliche     ▪    MOTORISCH trainieren Kinder im Spiel ihre Reaktionsfähigkeit,
Persönlichkeitsentwicklung des Kin­          Auge-Hand-Koordination, ihre Grob- und Feinmotorik und das
des sowie den Erwerb von Grund­              Balance-Empfinden.
kompetenzen für die schulische und      ▪    Im KOGNITIVEN Bereich zeigen sie logisches Denken, ein besseres
spätere berufliche Laufbahn.                 Zahlen-, Farb- und Formverständnis und eine differenziertere Spra-
                                             che. Im Spiel trainieren sie ihre Gedächtnisleistungen, beflügeln die
                                             Fantasie und stärken ihre Konzentrationsfähigkeit.

                                       Alle grundlegenden Fähig­ und           wieder in sich zusammenfällt.
                                       Fertigkeiten sind das Ergebnis          Im Spiel lernen Kinder also auf
                                       wiederholten Tuns und bestän­           mehreren Ebenen, und das mehr
                                       diger Anwendung. Dafür bietet           oder weniger nebenbei. Sie setzen
                                       das Spiel die idealen Vorausset­        ihr Spiel mit ihrem Leben in Bezug
                                       zungen. Kinder trainieren schon         und erwerben die Kompetenzen,
                                       beim simplen Bauen eines Turms          die sie heute und in Zukunft
                                       Fähigkeiten wie Konzentration,          brauchen. Eine breite Spielpalette,
                                       Ausdauer, motorische Geschick­          die verschiedene Aspekte abdeckt,
                                       lichkeit sowie Frustrationstoleranz,    ermöglicht daher vielschichtige
                                       wenn das Bauwerk wieder und             Spiel­ und Lernerfahrungen.

10
FUNKTIONEN DES SPIELENS

Die Besonderheiten des kindlichen Spielens
Spielen um des Spielens willen          reale Situationen ab und geben dafür        ein Gefühl von Vorhersehbarkeit
Spielen ist eine selbst gewählte        Gegenständen, Handlungen und Per­           und Kontrollierbarkeit und helfen
Tätigkeit und verläuft frei von         sonen bestimmte, neue Rollen.               dabei, neu Gelerntes zu festigen.
äußeren Zwängen. Ein Ziel im
Sinne eines sichtbaren Produkts         Kontrolle durch Wiederholung                Unterschiedlichste Spielformen
muss dabei nicht erreicht werden.       In allen Spielformen zeigen sich Wie-       Damit erkunden Kinder verschie­
                                        derholungen – oft in sehr aus­geprägter     dene Erfahrungs- und Lernwelten,
Spielen ist immer genau richtig         Form, bis hin zum Ritualcharakter.          als Basis dafür braucht es allerdings
Mit seinem selbstgewählten Spiel        Wiederholungen geben dem Kind               das „freie“ Spiel.
sucht sich das Kind die Anforderun­
gen, die im jeweiligen Moment am
besten zu seiner Entwicklung passen,
es ist weder über- noch unterfordert.
                                         Spielformen                                                             Computer-
                                                                             Sinnesspiel       Bewegungs-            und
Handlungen erfolgen nach seinen                                              z.B. Geräu-           spiel         Videospiel
                                                                            sche-Memory,       z.B. Fangen,       u.a. auch
Vorstellungen, das Kind geht im                                               Kim-Spiele         Ballspiele      App-Spiele
Spiel auf, ist vertieft und konzen­
triert und vergisst dabei die Zeit.                                         Experimen-                          Gesellschafts-
                                                                                                Geschick-
                                                                              tierspiel       lichkeitsspiel     & Regelspiel
                                                                            z.B. Farben                           z.B. Brett-,
Spielen ist Suchen und Finden                                                 mischen,
                                                                                                z.B. Fädel-
                                                                                                                   Würfel-,
                                                                                              spiele, Mikado,
Spielen geht mit Neugierde einher                                           Experimen-        Fische angeln      Kartenspiele,
                                                                             tierkasten                           Verstecken
und spricht alle Sinne an. Im Spiel
werden Überraschungen und                   Gruppen- &
Lösungen gesucht, Zusammen-                  Koopera-       Konstruk-        Kreatives          Lernspiel
                                             tionsspiel     tionsspiel          Spiel           z.B. Lern-
hänge und Hypothesen getestet.               z.B. Reise     z.B. Bioblo,    z.B. Basteln,        spaß für
                                          nach Jerusalem,       Brio           Malen              Kinder
                                            Obstgarten
Gespielte Realität
Im Spiel gestalten Kinder die Welt           Entspan-           Rate-,                        Sing-, Sprach-    So-Tun-Als-
                                              nungs-        Rätsel- und                       & Fingerspiel       Ob- und
ihrem Wissen, ihren Vorstellungen          &Trödelspiel      Denkspiel                         z.B. Bakabu,     Rollenspiel
und ihren Wünschen entsprechend            z.B. Fantasie-   z.B. Ich sehe                       Stadt-Land-     z.B. Monster
                                               reisen,      was, was du                        Fluss, Das ist   sein, Mutter-
und machen sie so für sich ver­             Murmelbahn       nicht siehst                      der Daumen        Vater-Kind
ständlich. Kinder bilden im Spiel

                                                                                                                                11
SPIEL(E)PYRAMIDE

Die „Spiel(e)pyramide“
Was benötigen Kinder, damit Spielen als Grundlage für Lernen und Bildung wirken kann?

Das Hilfswerk hat eine „Spiel(e)­          Eltern sollten darauf achten, dass        Die zweite Ebene
pyramide“ entwickelt, die Eltern bei       ausreichend Zeit, Raum und Unge­          Die Natur bietet eine Vielzahl an
der Gestaltung des „Spielalltags“          störtheit für freies Spielen bleibt und   Spielmöglichkeiten, besonders gut
ihrer Kinder hilft.                        auch Bewegung in all ihren Facetten       lässt sie sich mit Spielgefährten ent­
                                           nicht zu kurz kommt. Für kleinere         decken. Im Haushalt sind es Wäsche­
Die Basis                                  Kinder ist es wichtig, vertraute Men­     klammern, Plastikdosen oder andere
Kinder brauchen Menschen, die für          schen in der Nähe zu wissen. Ge­          Dinge, die auf unterschiedliche Arten
sie da sind. Erst aus einem Gefühl der     meinsam zu spielen und Anteilnahme        bespielt werden (unstrukturiertes Ma­
Sicherheit heraus können sie sich auf      am Spiel der Kinder zu zeigen, stärkt     terial). Je nach Alter regen Bausteine,
spielerisches Entdecken einlassen.         den familiären Zusammenhalt.              Puppen, Fahrzeuge, ein Kaufmanns­
                                                                                     laden etc. zu verschiedenen Aktivitä­
                                                                                     ten an (altersadäquate Spiele).

                                          App-/                                      Die dritte Ebene
                                       Computer-/
                                       Videospiele                                   Bei konkreten Spielvorgaben, Lern­
                                                                                     spielen und Kursen ist ein wenig
                                                                                     Zurückhaltung geboten. Natürlich ist
                             Lern-        Vor-                                       es sinnvoll, Kinder auch mit diesen
                             spiele      gaben        Kurse
                                                                                     Angeboten zu fördern. Dennoch
                                                                                     sollte stets ausreichend Gelegenheit
                                                                                     für freies Spiel bleiben.
                               Unstruk-         Alters-         Spiel-
                    Natur      turiertes       adäquate       gefährten              Die vierte Ebene
                               Material         Spiele
                                                                                     App­, Computer­ oder Videospiele
                                                                                     sollten im täglichen Spiel eher die
              Sicherheit/                                                            Ausnahme bilden. Eltern geben
                                Raum             Zeit             Nähe
              Vertrauen
                                                                                     hier am besten einen altersgemäßen
                                                               Anteilnahme/
                  Bewegung            Ungestörtheit                                  zeitlichen Rahmen vor und wählen
                                                                Beteiligung
                                                                                     geeignete Spiele aus.

12
SPIELVORAUSSETZUNGEN

Geborgen die Welt erkunden
Kinder brauchen Sicherheit, Freiraum, Halt, Nähe und Gemeinsamkeit.

Kinder brauchen Sicherheit                Viel wichtiger ist es, immer wieder
Um ins Spiel zu kommen, brauchen          „im Hintergrund“ zu bleiben, für
Kinder ein Gefühl der Sicherheit,         das Kind da zu sein, ohne dabei in
das sie in vertrauensvollen und ver­      sein Spiel einzugreifen, zu verändern
lässlichen Beziehungen finden. Denn       oder gleich Lösungen anzubieten.
nur, wenn sich ein Kind sicher fühlt,     Wie beim Schreien des Babys,
kann es im Spiel seiner Neugier           bei dem die Bindungsperson am
nachkommen, kreativ und ausdau­           individuellen Schreiton erkennen
ernd spielen und so neue Erfah­           lernt, was der Säugling braucht, ist
rungen machen. Kommt ein Kind             es auch beim Spielen: Es ist wichtig,   Kinder brauchen
beim Spiel an seine Grenzen oder          das Kind aufmerksam und wert­           Nähe und Gemeinsamkeit
fühlt es sich unwohl, unterbricht es      schätzend zu beobachten und fol­        Kinder spielen oft bis zum Volks­
sein Spiel und kehrt zu den Eltern        gende Fragen zu überlegen: Woran        schulalter in der Nähe ihrer Eltern
zurück, um Trost, Sicherheit und          ­erkenne ich, dass mein Kind…           – ob in der Küche, im Schlaf- oder
Geborgenheit zu erhalten. Damit            • allein spielen möchte oder mich      Wohnzimmer. Diese Nähe schenkt
werden Mama und Papa zum „siche­             als Spielpartner sucht?              dem Kind Sicherheit. Unabhängig
ren Hafen“, von dem aus das Kind           • überfordert oder gelangweilt ist?    vom Alter des Kindes ist es ebenso
die Welt nach und nach erkundet.           • Unterstützung braucht?               wichtig, gemeinsame Spielzeiten zu
                                           • Handlungen setzt, nur um meine       nehmen, um das gegenseitige Ver­
Kinder brauchen                              ungeteilte Aufmerksamkeit zu         trauen zu nähren. Sie bieten Eltern
Freiraum und Halt                            bekommen?                            und Kindern die Möglichkeit zum
Kinder brauchen Handlungs­frei­­           • Erlebtes verarbeiten und mich        Austausch, zu gemeinsamen Erleb­
räume – und eine verlässliche Bin­           vielleicht einbeziehen möchte?       nissen und zur Beziehungsstärkung.
dungsperson. Damit ihr Erkundungs-         • aufgrund einer Reizüberflutung
und Entdeckungsdrang nicht versiegt,         meine Hilfe braucht?                 „Geborgenheit und verlässliche
brauchen sie Raum und Zeit, die sie        Diese Feinfühligkeit der Eltern        Beziehungen sind eine Voraus­
frei nutzen können. Eltern sollten sich    schenkt dem Kind das Vertrauen,        setzung dafür, dass sich das
daher nicht als Animateure verstehen,      um frei und dennoch mit Rückhalt       kind­liche Spiel entwickeln kann.“
die ihr Kind pausenlos „bespaßen“.         die Welt entdecken zu können.          Dörte Weltzien, Erziehungswissenschafterin

                                                                                                                       13
SPIELVORAUSSETZUNGEN

Kindern mehr Spielraum geben
Anstatt von einem Kurs zum nächsten zu hetzen und Kinder
mit Dauerfreizeitprogramm zu „bespaßen“, raten Experten zu mehr
Gelassenheit. Denn: Überförderung führt oft zu Überforderung.

Heute Geige, morgen Englisch,          de gute Absicht führt schnell zur     ungeteilte Aufmerksamkeit. Das ist
am Freitag Kinderyoga und am           „Überförderung“ und dieser folgt      das beste Entwicklungsfundament.“
Wochenende Tennis. Die kindlichen      oft die Überforderung des Kindes.     Und auch was die richtige Wahl des
Terminkalender sind oft schon          Durch die vielen „Szenenwechsel“      Spiels anbelangt, ist Zurücklehnen
so voll, wie jene ihrer Eltern. Viel   und die fehlende Zeit, um die zahl­   angesagt: Kinder suchen selbst­
Zeit, um einfach zu spielen und die    reichen Anregungen, Inhalte und       ständig die Anforderungen, die im
Welt für sich selbst zu entdecken,     Eindrücke zu verarbeiten, kann es     jeweiligen Moment am besten zu
bleibt da nicht. Aus Angst, ihr Kind   zu Unruhe, Schlafproblemen und        ihrer Entwicklung passen. Ist das
könnte in seiner Entwicklung hinter    Konzentrationsschwierigkeiten         Sortieren von Bausteinen nach Far­
Gleichaltrigen zurückliegen und        kommen.                               be oder Form noch zu schwierig,
den Anschluss verpassen, greifen                                             bauen sie vielleicht „nur“ einen
Eltern zu einer Vielzahl an Förder­    Zurückhaltung und Gelassenheit        Turm. Ist ein Puzzle im Moment
maßnahmen. Doch durchgetaktete         In seinem Buch „Spielen macht         zu kompliziert, lassen sie es nach
Tagesabläufe und Spezialkurse für      schlau“ betont Zimpel, dass Spielen   kurzer Zeit links liegen und suchen
Klein- und Vorschulkinder bringen      die effektivste Form des sozialen     sich eine andere Beschäftigung.
Studien zufolge selten die von den     Lernens ist. Nichts macht Kinder so   Kinder vermeiden geschickt Über-
Eltern erhofften Ergebnisse.           klug wie das selbstvergessene, frei   und Unterforderung und optimie­
„Förderitis“ nennt der Lernpsy­        gewählte Spiel. Hilfswerk-Expertin    ren so spielerisch das Lernen.
chologe und Erziehungswissen­          Martina Genser-Medlitsch rät
schafter André Frank Zimpel den        Eltern daher: „Entspannen Sie sich    „Entwickeln kann man zwar
Virus, der immer mehr Eltern zu        und vertrauen Sie auf die natürli­    einen Analogfilm im Fixierbad
befallen scheint. Eltern denken,       che Entwicklungstriebfeder Ihres      einer Dunkelkammer, bei Lebe-
sie könnten das kindliche Gehirn       Kindes. Schaffen Sie den zeitlichen   wesen ist dies aber unmöglich.
wie einen Muskel trainieren, und       Rahmen und örtlichen Freiraum         Auch Gras wächst nicht schnel-
organisieren daher einen Kurs nach     für das Spielen, schenken Sie un­     ler, wenn man daran zieht.“
dem anderen. Doch diese im Grun­       voreingenommene Zuneigung und         André Frank Zimpel, Lernpsychologe

14
XXXXXX

Das richtige Maß finden               Der Schulweg als Erlebnisraum
„Natürlich spricht nichts dagegen,    Neben dem Anspruch, ihr Kind
wenn Kinder ihre Fähigkeiten und      bestmöglich zu fördern, neigen
Begabungen auch in einem Kurs         manche Eltern auch zu einem über­
entdecken und entwickeln können.      steigerten Sicherheitsdenken. Doch
Leistungsdruck ist hier aber gänz­    auch damit tun sie ihrem Kind in
lich fehl am Platz. Zudem sollten     vielen Fällen nicht nur Gutes. „Sich
solche Fixpunkte im Tagesablauf       als Eltern in Gelassenheit und
keinesfalls das freie, zwanglose      Zuversicht zu üben, heißt auch,
Spielen zu sehr einschränken oder     seinem Kind Herausforderungen
gar verunmöglichen“, betont Ex­       zuzutrauen, ihm und seinen Fähig­
pertin Genser-Medlitsch. Eltern       keiten Vertrauen zu schenken“, so
sollten sich daher ganz bewusst mit   Martina Genser-Medlitsch. Werden
den „Spielverderbern“ auseinan­       Kinder etwa ständig von A nach
dersetzen und im Familienkalender     B chauffiert oder täglich mit dem
jenen zeitlichen Freiraum schaffen,   Auto zur Schule gebracht, nehmen
der einfach nur zum Spielen da ist,   wir ihnen wichtige Erfahrungsmög­
egal ob alleine, gemeinsam mit den    lichkeiten. Denn geht das Kind den
Eltern oder anderen Kindern, drau­    Weg zur Schule allein, nachdem
ßen oder drinnen. Zusätzlich brau­    es ihn mit den Eltern geübt hat,
chen Kinder ausreichend Pausen        gibt ihm das Selbstsicherheit und
und Gelegenheit, ihre Erfahrungen     Selbstbewusstsein. Sind Schul­
und Erlebnisse zu verarbeiten,        freunde gemeinsam unterwegs,           „…und dann muss man ja auch
indem sie in Ruhe darüber nach­       kommt eine wichtige soziale Kom­       noch Zeit haben, einfach dazusit-
denken oder mit anderen darüber       ponente dazu. Oft wird so schon        zen und vor sich hin zu schauen.“
sprechen können.                      der Weg zum Erlebnis.                  Astrid Lindgren, Kinderbuchautorin

                                                                                                                  15
EMPFEHLUNGEN

 TV, Handy und Co.
 Tipps für den Umgang mit digitalen Spielen

     Seien Sie Vorbild!                      das Gesehene nachzuspielen, zu
     Familienalltag prägt. Schauen die       zeichnen oder mit Baumaterial
     Eltern schon am Frühstückstisch         nachzustellen.
     ins Handy, ist das auch für die
     Kinder „normal“. Reflektieren Sie       Begleiten Sie Ihr Kind!
     Ihren eigenen Medienkonsum und          Kinder erobern die digitale Welt
     machen Sie sich bewusst, dass sich      am besten schrittweise, gemein­
     Ihre Kinder an Ihnen orientieren.       sam mit ihren Eltern. Lassen
     In den ersten zwei Lebensjahren         Sie Ihr Kind Maus und Tastatur          Verantwortung zutrauen!
     sollten digitale Medien nur selten      kennenlernen, zeigen Sie ihm al­        Selbstverantwortlich mit Medien
     genutzt werden: Im passiven Schau­      tersgerechte Videos oder Websites.      umzugehen, erfordert einen
     en auf einen Bildschirm fehlt die für   Im Vorschulalter kommen speziell        langen Lernprozess und benötigt
     kleine Kinder wichtige Komponente       für Kinder geeigneten Angebote          laufende Begleitung. Bei Video­
     einer Interaktion mit den Dingen        mit vielen Bildern dazu. Ab dem         spielen mit Gewalt­Szenen ist
     und Räumen, schnelle Bildwechsel        Volksschulalter sollten Sie über die    Umsicht, aber keine Panik gebo­
     können zu Reizüberflutung führen.       Gefahren des Internets sprechen         ten: Lassen Sie sich das Spiel von
                                             und erklären, woran man sichere         Ihrem Kind zeigen und äußern
     Die Mischung machts!                    Websites erkennt.                       Sie Ihre Bedenken. Besprechen
     Es ist wie mit der Ernährung: Ein                                               Sie auch, woran Ihr Kind selbst
     ausgewogener Tag besteht aus            Regeln statt Verbote!                   merkt, wie realitätsgetreu Inhalte
     Abwechslung. Planen Sie nicht           Auch wenn es um die digitale            sind und was die Folgen von zu
     nur gelenkte Freizeitaktivitäten,       Mediennutzung geht, sind Verbote        langem digitalen Medienkonsum
     sondern auch viel Zeit für freies,      wenig zielführend. Stellen Sie statt­   sind (z.B. Unkonzentriertheit als
     ungestörtes Spiel ein. Einige           dessen mit Ihrem Kind gemeinam          Zeichen für Ermüdung).
     Minuten vor dem Fernseher oder          Regeln auf, wie oft, wie lange und
                                                                                     Weitere Informationen und Tipps im
     Tablet können für größere Kinder        was es an digitalen Medien nutzen       Umgang mit Medien finden Sie im
     Abwechslung bieten. Geben Sie           darf und erklären Sie auch den          Medienkompass des Hilfswerks:
     Ihrem Kind danach Gelegenheit,          Sinn dieser Regeln.                     www.hilfswerk.at/medienkompass

16
TIPPS

Tipps für gutes Spielen
Wenn Kinder ihren Eltern Tipps geben könnten, was beim und
für das Spielen wichtig ist, würden diese vielleicht so klingen:

▪ Schenk mir deine Zeit!                   ▪ Lass mich auch mal
Leg bitte dein Handy beiseite und            schmutzig werden!
schalte Fernseher, Radio oder              In der Erde wühlen, mit Fingern
Computer aus. Schau mir auch               malen, im nassen Sand gatschen
mal einfach beim Spielen zu und            – ich will Erfahrungen sammeln,
beobachte, was mich interessiert,          forschen, fühlen. Dabei bleiben
mir Spaß macht und worauf ich mich         ich und die Wohnung vielleicht
konzentriere.                              nicht immer sauber, aber ich be-
                                           greife die Dinge mit allen Sinnen.
▪ Sei für mich da!
Ich spiele auch gerne alleine, aber bit-   ▪ Zeig mir, wie ich auch
te bleib in meiner Nähe, falls ich deine     verlieren kann!
Unterstützung brauche oder dir etwas       Am besten lerne ich von Vorbil-
zeigen möchte. Schau dir an, was ich       dern, wie ich mit Enttäuschung
schon kann und freu dich mit mir.          und Ärger umgehen kann.

▪ Lass mich mitmachen!                     ▪ Fürs Spielen ist
Binde mich in den Familienalltag ein.
                                             man nie zu groß!
Lass uns gemeinsam Besorgungen
                                           Mein Bedürfnis, zu spielen endet
machen, Wäsche waschen, aufräu-
                                           nicht mit der Schule oder der
men, putzen oder Essen kochen. Ich
                                           Pubertät. Spielen ist für mich
spiele gerne mit Töpfen, Kochlöffel,
                                           Ausgleich zum Schulalltag und
Decken oder kleinen Besen, untersu-
                                           lässt mich Erlebtes verarbeiten.
che ihre Funktion und experimentiere
                                           Wenn ich älter werde, sind neue
mit Verwendungsmöglichkeiten.
                                           Spielformen wie Gesellschafts-
                                           spiele oder Teamsportarten für
▪ Erforschen wir                           mich wichtig – dabei finde ich
  gemeinsam die Natur!                     Antworten auf Fragen wie: Wer
Gehen wir gemeinsam hinaus und             bin ich? Auf wen kann ich mich
entdecken die Natur, zu jeder Jah-         verlassen? Wo stehe ich inner-
reszeit. Ich zeige dir dabei Dinge, die    halb einer Gruppe? Im Spiel lerne
du selbst vielleicht gar nicht mehr        ich also auch, mich in der Er-
wahrnimmst.                                wachsenenwelt zurechtzufinden.

                                                                                   17
SPIELEND SCHLAUER WERDEN – ABER SICHER

Kinder sind täglich auf Entdeckungsreise –
Unfälle können oft nicht verhindert werden,
finanzielle Engpässe schon.

Alle drei Minuten verunglückt in Öster-                              Ab 7,50 Euro monatlich
reich ein Kind! Unfälle gehören zu den                               Was viele nicht wissen: Kinder, Schüler
höchsten Gesundheitsrisiken für Kinder                               und Lehrlinge sind nur im Kindergarten,
und sind zudem die Haupt-Todesursache.                               in der Schule und während der Aus-
75 Prozent der Unfälle von Kindern pas-                              bildung versichert, nicht aber in der Frei-
sieren zu Hause oder in der Freizeit. Im                             zeit. Die private Kinder-Unfallvorsorge der
Frühling und Sommer kommen weitere                                   Wiener Städtischen schließt die Versor-
Gefahrenquellen hinzu: Verstärkte Aktivi-                            gungslücke dort, wo der gesetzliche Schutz
täten im Freien – Radfahren, Schwimmen                               nicht greift – und das für Kinder bis zum
etc. – bergen zusätzliche Unfallrisiken.                             17. Lebensjahr bereits ab 7,50 Euro pro Monat.

„Unsere Unfallversicherung schützt rund
um die Uhr, 365 Tage im Jahr – und das
weltweit“, erläutert Sonja Steßl, Leiterin
der Kranken- und Unfallversicherung
in der Wiener Städtischen. „Sie bietet                                                    Sonja Steßl, Leiterin
                                             Foto©: Arman Rastegar

Schutz bei Invalidität, aber auch für                                                     der Kranken- und
zusätzliche Kosten, die ein Unfall mit                                                    Unfallversicherung
sich bringen kann – einschließlich Hub-                                                   der Wiener
schrauberbergung.“                                                                        Städtischen

18
LESESTOFF

Buchtipps
Gehirnforschung für Kinder                 Vorboten sich entwickelnder geistiger   erscheint, ist in Wirklichkeit ein Traumpaar,
Felix und Feline entdecken                 Fähigkeiten, ohne die ein Leben in      denn Spielen ist die Grundlage einer
                                           unserer Gesellschaft                    gesunden Persönlichkeitsentwicklung und
das Gehirn
                                           nicht denkbar wäre.                     aller Selbstbildungsprozesse. Deshalb ge-
Ein Sachbilderbuch für Kinder und
                                           Lasst unsere                            hört das Spielen der Kinder zu den UN-Kin-
Erwachsene: Gehirnforschung spannend
                                           Kinder spielen!                         derrechten. Margit Franz hat ein Fachbuch
erklärt. Unter welchen Bedingungen
                                           158 Seiten,                             für Pädagoginnen und Pädagogen verfasst,
behalten Kinder die ihnen innewohnende
                                           Verlag Vandenhoeck &                    das auch für Eltern sehr gut geeignet ist
Lust am Lernen, am Entdecken und
                                           Ruprecht, Auflage: 4                    und anschaulich erklärt, warum Spielen
Gestalten? Unter welchen vergeht sie ih-
                                           ISBN 978-3525701294                     gerade in der Elementarbildung einen so
nen? Wie spannend und kinderleicht man
                                                                                   hohen Stellenwert einnehmen sollte.
davon erzählen kann, zeigt dieses Sach-
                                                                                   „Heute wieder nur
bilderbuch von Inge Michels und Gerald     „Heute wieder nur gespielt“ –
Hüther, einem der profiliertesten Neuro-                                           gespielt“ – und
                                           und dabei viel gelernt!                 dabei viel gelernt!
biologen Deutschlands. Das Buch richtet
                                           Den Stellenwert des kindlichen          208 Seiten, Klebe-
sich primär an Vor- und Volksschulkinder
und deren Eltern.                          Spiels überzeugend darstellen           bindung, Verlag
Gehirnforschung                            Kinder wollen spielen, Eltern wollen    Don Bosco Medien
für Kinder                                 Förderung. Was zunächst als Gegensatz   ISBN: 978-3769822083
64 Seiten,
Kösel-Verlag,
Auflage: 7
ISBN: 978-3466308453

Lasst unsere Kinder spielen!
Der Schlüssel zum Erfolg
Neurobiologische Erkenntnisse bele-
gen die Bedeutung des Spiels für die
Entwicklung des Gehirns. Nicht nur
systematische Förderung, auch Spiel
hat einen wichtigen Stellenwert in der
kindlichen Entfaltung. André Frank
Zimpel zeigt, wie Kinder beim Spiel
die Fähigkeit heranbilden, sich Dinge
gedanklich auszumalen, und wie man
sie dabei effektiv unterstützen kann.
Die imaginierten Spielsituationen sind

                                                                                                                            19
Ihr Hilfswerk: Adressen ▪ Kontakte ▪ Überblick
IN WIEN                                              IN NIEDERÖSTERREICH
Wiener Hilfswerk                                     Hilfswerk Niederösterreich
Schottenfeldgasse 29, 1072 Wien                      Ferstlergasse 4, 3100 St. Pölten
Tel. 01/512 36 61, Fax -33                           Tel. 02742/249, Fax -1717
info@wiener.hilfswerk.at                             office@noe.hilfswerk.at
Kinderbetreuung durch Tagesmütter/-väter ▪           (Mobile) Tagesmütter/-väter ▪ Kinderbetreuungseinrichtungen ▪
Kindergruppe FIDI ▪ Betriebliche Kinderbetreuung ▪   Ferienbetreuung ▪ Spielgruppen ▪ Eltern-Kind-Zentren ▪
Mobile Kinderbetreuung im Unternehmen ▪              Kinderbetreuung bei Messen und Veranstaltungen ▪ Lern-
Freizeiteinrichtungen für Menschen mit Behinde-      training ▪ Psychologische Diagnostik ▪ Jugendintensivbe-
rung: Spielothek – Treffpunkt für Kinder mit und     gleitung ▪ Mobile Erziehungsberatung ▪ Familienhilfe plus ▪
ohne Behinderung und deren Familien (von 0-12        Arbeitsbegleitung für Jugendliche ▪ Schulsozialarbeit ▪
Jahren), Aktionsraum – Treffpunkt für Jugendliche    Familien-, Partner- und Jugendberatung ▪ Psychotherapie ▪
mit und ohne Behinderung (von 12-18 Jahren),         Mediation ▪ Unterstützung in Scheidungssituationen ▪ Mobile
Club 21 – Treffpunkt für Erwachsene mit und ohne     Frühförderung ▪ Besuchsbegleitung ▪ Familienintensivbe-
Behinderung (ab 18 Jahren) ▪ Kinderhauskranken-      gleitung ▪ NÖ Frauentelefon 0800 800 810 ▪ NÖ Krisentelefon
pflege ▪ 10 Nachbarschaftszentren (u.a. Gesund-      0800 20 20 16 ▪ Elternbildung ▪ Pädagogische Ausbildungen ▪
heitsberatung, Selbsthilfegruppen, Lernclubs,        Integration (Integrative Lernclubs, Eltern-Kind-Gruppen, Spiel-
spielpädagogische Gruppen, generationenüber-         gruppen, Hilfe für die Helfer, Gemeinwesenarbeit) ▪ Ehren-
greifende Gruppenangebote) ▪ Karitative Hilfe        amtliche Angebote (Besuchsdienst, Familienpatenschaft)

20
IN OBERÖSTERREICH                                           IN KÄRNTEN
Oberösterreichisches Hilfswerk                              Hilfswerk Kärnten
Dametzstraße 6, 4010 Linz                                   8.-Mai-Straße 47, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Tel. 0732/77 51 11, Fax -200                                Tel. 05 0544-00, Fax -5099
office@ooe.hilfswerk.at                                     office@hilfswerk.co.at
Krabbelstuben ▪ Kleinkindertreffs ▪ Kindergärten ▪          Kindertagesstätten ▪ Kindergärten ▪ Freizeitbetreuung
Horte ▪ Sonderhort ▪ flex. Schülernachmittagsbetreuung      an Ganztagesschulen ▪ Hort ▪ Kinderwerkstadt Klagen-
(Schülertreff) ▪ Freizeitteil schulische Tagesbetreuung ▪   furt ▪ Betriebliche Kinderbetreuung ▪ Sommerferien-
Sommerkindergärten ▪ flex. Sommerkinderbetreuung ▪          betreuung ▪ mobile Familienhilfe ▪ mobile Tagesmütter
Betriebliche Kinderbetreuung ▪ Flexible Angebote            und -väter ▪ Sozialservicestelle für Familien ▪ Päda­-
nach Bedarf ▪ Mobile Kinderkrankenpflege ▪ Mobile           gogische Ausbildungen, u.a. Babysitter- und Kinder-
Frühförderung ▪ Lernbegleitung ▪ Institut Legasthenie       betreuungskurse ▪ Jugend- und Familienberatung ▪ Am-
Linz ▪ Institut Legasthenie Wels ▪ Arbeitsbegleitung ▪      bulante Betreuung für Kinder und Jugendliche ▪ Familien-
Produktionsschule Perg ▪ UPGRADE Eingliederung              Intensivbetreuung ▪ Sozialpädagogisches Familien-
Jugendlicher in den Arbeitsmarkt ▪ Case Management          coaching ▪ Betreutes Wohnen für Jugendliche ▪ Sozial-
im Rahmen der bedarfsorientierten Mindestsicherung          pädagogische Wohngemeinschaften für Kinder und
                                                            Jugendliche ▪ Besuchsbegleitung für Trennungskinder
IN SALZBURG
Hilfswerk Salzburg                                          IM BURGENLAND
Wissenspark Urstein 2/1/1, 5412 Puch bei Hallein            Burgenländisches Hilfswerk
Tel. 0662/43 47 02-0, Fax -9022                             Robert-Graf-Platz 1, 7000 Eisenstadt
office@salzburger.hilfswerk.at                              Tel. 02682/651 50, Fax -10
                                                            office@burgenland.hilfswerk.at
Tageseltern ▪ Krabbelgruppen ▪ Alterserweiterte
Kindergruppen ▪ Kindergärten ▪ Spielgruppen ▪
                                                            Das Hilfswerk bietet regional abgestimmt eine Fülle
Lernbetreuung ▪ Schulische Tagesbetreuung ▪ Auf-            von weiteren Dienstleistungen rund um Senioren
suchende Jugendarbeit ▪ Jugendtreffs & Jugendzent-          und ältere Angehörige, Gesundheit und Sicherheit,
ren ▪ Ferienaktionen ▪ Mobile Kinderkrankenpflege           Pflege und Betreuung sowie Soziales und Krisen an.
                                                            Erkundigen Sie sich Ihrem Bundesland! Oder rufen
                                                            Sie gebührenfrei aus ganz Österreich 0800 800 820.
IN DER STEIERMARK
                                                            Besuchen Sie uns auch unter www.hilfswerk.at
Hilfswerk Steiermark
Paula-Wallisch-Straße 9, 8055 Graz
                                                            INTERNATIONALE ARBEIT
Tel. 0316/81 31 81-0, Fax -4098
                                                            Hilfswerk International
office@hilfswerk-steiermark.at                              Grünbergstraße 15/2/5, 1120 Wien
Tagesmütter/-väter ▪ Kinderkrippen ▪ Kinderhaus ▪           Tel. 01/40 57 500-111 Fax DW 60
Betriebs­tagesmütter ▪ Tagesmütter/-väter-Betreuung im      E-Mail: office@hilfswerk-international.at
Anschluss an die Kindergarten-/Kinderkrippenöffnungs-
                                                            BUNDESGESCHÄFTSSTELLE
zeiten ▪ Spielegruppen ▪ schulische Nachmittagsbetreu-      Hilfswerk Österreich
ung ▪ offene Jugendarbeit ▪ Streetwork ▪ Jugendzentren      Grünbergstraße 15/2/5, 1120 Wien
▪ Kinder- und Jugend­psychiatrie ▪ Ferienbetreuung ▪        Tel. 01/40 57 500 Fax DW 60
Kinderbetreuung bei Veranstaltungen                         E-Mail: office@hilfswerk.at

                                                                                                                  21
FASZINATION FLUGHAFEN
BESUCHERWELT
Die Besucherwelt am Flughafen Wien bietet spannende Einblicke in das rege Treiben am Airport. Erleben
Sie das Flughafengeschehen bei einer Tour am Vorfeld, lernen Sie den Flughafen im Erlebnisraum mittels
multimedialer Installationen kennen und genießen Sie faszinierende Ausblicke auf der Besucherterrasse.

Die Flughafen Wien Besucherwelt: Erlebnisraum | Tour | Terrasse

Anmeldung und Tickets unter: www.viennaairport.com/besucherwelt oder 01-7007-22150

viennaairport.com/besucherwelt
Service und Rat                                        Bakabu – der Ohrwurm
Hilfswerk Servicehotline                               Hilfswerk forciert musikalische Sprachförderung
0800 800 820                                           Seit dem Frühjahr 2018 setzt das Hilfswerk in seinen vielfältigen
(gebührenfrei aus ganz Österreich)                     Kinderbetreuungsformen und -angeboten bei der Sprachförderung
Information und Beratung rund um                       auf „Bakabu“. Die sprachwissenschaftlich fundierte Kinderbuchserie
Kinder, Jugend, Familie, Kinderbe-                     begeistert ein junges Publikum für Singen und aktives Musizieren.
treuung, Bestellung von Broschüren                     Bakabu der Ohrwurm kommt aus dem weit entfernten Singeland auf
                                                       die Erde, weil er ständig auf der Suche nach neuer Musik ist. Seine
Der Hilfswerk                                          Geschichte dient als Rahmenhandlung für Lieder und Bewegungs-
Kinderbetreuungskompass                                anregungen und wird bereits in drei Alben erzählt.
Bestellen Sie den kostenlosen
Hilfswerk Ratgeber unter                               Bakabus Lieder ermöglichen, dass sich Kinder automatisch die Grund-
Tel. 0800 800 820 (gebührenfrei)                       strukturen der deutschen Sprache aneignen. Dabei handelt es sich um
oder unter office@hilfswerk.at                         ein Prinzip, das im Fremdsprachenunterricht zwar gang und gäbe ist,
Weiterführende und vertiefende                         für das Erlernen der im Land gesprochenen Sprache allerdings bisher
Information, Anlaufstellen in Ihrer                    kaum bis gar nicht in dieser Form
Region, Erziehungsthemen                               zum Einsatz kommt. Die Lieder sind
auch unter www.kinderbetreuungs-                       für alle Kinder im Kindergarten- und
kompass.hilfswerk.at                                   Schulalter geeignet – ungeachtet
                                                       ihrer Muttersprache. Im Vordergrund
Hilfswerk Medienkompass                                stehen Spaß und Musik, die Sprach-
Eine Orientierungshilfe rund um                        förderung passiert „nebenbei“.
Kinder, Eltern und Medien steht für
Sie unter www.hilfswerk.at/medien-                     Nähere Infos dazu finden Sie im
kompass zum Download bereit.                           Internet unter www.bakabu.at

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Hilfswerk Österreich, 1120 Wien, Grünbergstraße 15/2/5, Tel. 01/40 57 500-0 • E-Mail: office@hilfswerk.at,
www.hilfswerk.at • Redaktion: Tina Eckstein-Madry, Martina Genser Medlitsch, Eva Kirk, Karin Lamprecht, Roland Wallner • Fachliche Begleitung:
Martina Beham-Rabanser, Matthias Huber, Raphaela Kogler, Anita Koppenhofer-Kaufmann • Lektorat: Regina Gschwandtner • Grafik Grundlagen
(Corporate Design): © Hilfswerk Österreich • Grafikdesign: Martina Gangl-Wallisch, Egger & Lerch, Wien • Fotos: Shutterstock (Seiten: 1/Oksana Kuzmina,
2/Pressmaster, 3/Liudmila P. Sundikova, 4/didesign021, 4/Olena Yakobchuk, 4/Tatyana Vyc, 5/Sunny Studio, 4/Samara.com, 5/BlueOrange Studio,
5/altanaka, 7/Sarans, 8/Jeka, 9/Macrovector, 10/Chones, 11/ Eivaisla, 11/Kwaczek, 12/Jiri Hera, 13/Oksana Kuzmina, 14/MNStudio, 15/EvgenyAtamanenko, 15/kiko-
vic, 15/wavebreakmedia, 15/John-James Gerber, 15/Maria Sbytova, 16/Voyagerix, 17/Evgeny Atamanenko, 17/Oksana Kuzmina, 17/Evgeny Atamanenko,
17/LightField Studios, 18/F.Mann, 19/Oksana Kuzmina, 20/gorillaimages, 20/YanLev, 20/SergeBertasiusPhotography, Beiblatt: ZoneCreative, Gemenacom,
missisliris); APA Picturedesk (Seite 6/Science Photo Library); 7/Josef Fischnaller • Druck: Wograndl Druck GmbH, Mattersburg • Stand: April 2018

                                                                                                                                                          23
Was Ihr Kind
in Wirklichkeit
sagen möchte

ZEITDRUCK                                                         FRAGEN FÜR ELTERN:
               Jetzt schon?
                                                                  • Wie oft unterbreche ich mein
                                                                    Kind bei seinem Spiel?
                        Kind appelliert:
                  Ich bin gern zu Hause und spiele einfach nur.
                                                                  • Respektiere  ich den Wunsch meines
                                                                    Kindes, sein Spiel beenden zu wollen?
                  Dabei ist mir wichtig, dass ich mein Spiel zu
                  Ende bringen darf. Mein Zeitgefühl entwickelt
                                                                  • Handle  ich mit meinem Kind
                                                                    Kompromisse zur verbleibenden
                  sich erst noch. Wenn wir bald gehen müssen,         Spielzeit aus?
                  kannst du es mir vorher ankündigen? Du
                  kannst mir auch einen Wecker stellen, der
                                                                  •   Wieviel Zeit räume ich meinem Kind
                                                                      jeden Tag ein, frei und ohne Unter-
                  mich daran erinnert, wann wir los müssen.           brechung spielen zu können?

WIEDERHOLUNG                                                      FRAGEN FÜR ELTERN:
                 Noch einmal!
                                                                  • Kenne   ich die aktuellen Lieblingsspiele
                                                                    oder -beschäftigungen meines Kindes?
                        Kind appelliert:
                  Ich liebe es, Dinge immer wieder zu tun, um
                                                                  • Wie oft lese ich meinem Kind ein und
                                                                    dieselbe Geschichte immer wieder vor?
                  mein Wissen zu vertiefen. Ich entdecke im-
                  mer wieder Neues bzw. erfreue mich daran,
                                                                  • Spiel,
                                                                    Wie oft lenke ich mein Kind auf ein neues
                                                                           nur damit ich nicht schon wieder
                  dass ich Bekanntes wieder erkenne. Wie              dasselbe Spiel mit ihm spielen muss?
                  später beim Vokabellernen, lerne ich so am
                  besten. Langweilt mich ein Spiel, dann suche
                                                                  •   Was mache ich, wenn es mich nervt
                                                                      oder langweilt, wenn mein Kind schon
                  ich mir selbst die nächste Herausforderung.         wieder dasselbe mit mir spielen möchte?

                             24
                               w w w. h i l f s w e r k . a t
BEWEGUNG                                                               FRAGEN FÜR ELTERN:
               Ich will raus!
                                                                       • Wie oft bin ich mit meinem
                                                                         Kind draußen, damit es sich
                        Kind appelliert:                                   bewegen und austoben kann?
                   Ich brauche und liebe es, mich viel zu
                   bewegen und alle möglichen Aktivitäten
                                                                       •   Welches Vorbild bin ich
                                                                           meinem Kind, wenn es um
                   dabei auszuprobieren. Das hat nichts mit                Bewegung geht?
                   einem „Zappelphilipp“ zu tun! Ich möchte
                   meinen Körper kennen lernen und ver-
                                                                       •   Räume ich meinem Kind auch
                                                                           zuhause die Möglichkeit ein,
                   stehen, was ich mit ihm alles schaffen                  sich bewegen und austoben
                   kann – vertraue mir!                                    zu können?

FREIES SPIEL                                                           FRAGEN FÜR ELTERN:
               Lass mich mal machen!
                                                                       • Inwieweit respektiere ich den
                                                                         Wunsch meines Kindes, Dinge
                        Kind appelliert:                                   entgegen ihrem Zweck zu verwenden?
                   Ich bin neugierig und möchte ausprobieren,
                   was man alles mit verschiedensten Dingen
                                                                       •   Wie schnell greife ich ein, wenn
                                                                           mein Kind die Lösung nicht gleich
                   machen kann. Ich finde gerne eigene Lösun-              entdeckt?
                   gen im Spiel – bitte unterbrich mich dabei nicht,
                   denn nur so kann ich lernen, meine Kreativität
                                                                       •   Lasse ich mein Kind matschen,
                                                                           gatschen, kneten?
                   und Talente zu entdecken, bei zu viel Druck
                   kann ich mich nur schwer konzentrieren.
                                                                       •   Darf mein Kind sein Spiel/Tun so
                                                                           gestalten, wie es das möchte?

GEMEINSAM                                                              FRAGEN FÜR ELTERN:
               Spiel mit mir!
                                                                       • Welche
                                                                         gerne?
                                                                                 Spiele mag ich eigentlich

                       Kind appelliert:                                • Wie oft spiele ich mit meinem Kind?
                   Ich spiele auch gern allein, aber gemein-
                   sam macht es noch viel mehr Spaß! Mit dir
                                                                       • gemeinsamen
                                                                         Fordert mein Kind mich zum
                                                                                         Spiel auf? Kann ich
                   möchte ich gemeinsam die Welt entdecken,                mich darauf einlassen?
                   gemeinsam lachen, von dir lernen. Wir
                   können auch deine Lieblingsspiele aus dei-
                                                                       •   Bewege/Tanze/Turne/Tobe ich
                                                                           regelmäßig mit meinem Kind?
                   ner Kindheit spielen. Das bringt uns beide
                   näher - nimm dir bitte diese Zeit für mich!
                                                                       •   Erfreue ich mich mit meinem Kind
                                                                           an unserem Spiel?

                                  w w w. h i l f s w e r k . a t
SEIT 1824 NEHMEN WIR SORGEN AB.
 /wienerstaedtische
IHRE SORGEN MÖCHTEN WIR HABEN
Sie können auch lesen