STADT OLBERNHAU FORTSCHREIBUNG FÖRDERPROGRAMM STADTUMBAU (SU) SEKo-SU "STADTZENTRUM"
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WESTSÄCHSISCHE GESELLSCHAFT FÜR STADTERNEUERUNG MBH CHEMNITZ STADT OLBERNHAU FORTSCHREIBUNG FÖRDERPROGRAMM STADTUMBAU (SU) SEKo-SU „STADTZENTRUM“ NACH § 171b Abs. 2 BauGB STAND JANUAR 2019
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________________________ Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 2 Abbildungsverzeichnis 4 Tabellenverzeichnis 5 Planverzeichnis 6 Anlagenverzeichnis 6 1 Vorbemerkungen 7 2 Gesamtstädtische Situation 10 2.1 Besonderheiten in der Stadtentwicklung 10 2.1.1 Naturräumliche Gliederung 10 2.1.2 Lage im Raum 10 2.1.3 Wesentliche Merkmale der Stadt 11 2.1.4 Historische Entwicklung 11 2.1.5 Stadtteilgliederung und Siedlungsstruktur 13 2.2 Übergeordnete räumliche Planungen 14 2.2.1 Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Landesentwicklungsplan 14 2.2.2 Ziele und Grundsätze der Raumplanung im Regionalplan 15 2.2.3 Regionale Entwicklungskonzepte 17 2.3 Städtische Planungen 18 2.3.1 Flächennutzungsplan (FNP) 18 2.3.2 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (InSEK) 18 2.3.3 Leitbild 19 3 Demografische Entwicklung 21 3.1 Bevölkerungsentwicklung seit 1990 21 3.2 Bevölkerungsprognose 29 4 Wohnen 32 4.1 Wohngebäude- und Wohnraumentwicklung 32 4.2 Eigentümerstruktur 37 4.3 Wohnungsleerstand 37 4.4 Wohnbauflächenpotentiale 38 4.5 Wohnbedarfsprognose, Sanierungs- und Rückbaubedarf 38 5 Beteiligung 43 5.1 Öffentlichkeitsarbeit 43 5.2 Beteiligung der Träger öffentlicher Belange 44 ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 2
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________________________ 6 Ausgangssituation 50 6.1 Lage und städtebauliche Situation des Stadtumbaugebietes 50 6.2 Bevölkerungs- und Sozialstruktur 52 6.3 Städtebauförderung 53 6.3.1 Programm Städtebauliche Erneuerung (SEP) 54 6.3.2 Programm Stadtumbau Ost (SUO) bzw. Stadtumbau (SU) 54 6.4 Energetische Stadterneuerung 54 6.5 Restriktionen 57 6.5.1 Bebauungspläne 57 6.5.2 Altlasten 57 6.5.3 Wasserrecht 57 6.5.4 Denkmalschutz 58 6.6 Ziele und Maßnahmen im InSEK 2019 60 7 Bestandsaufnahme 62 7.1 Grundstücksdaten 62 7.1.1 Eigentumsverhältnisse 62 7.1.2 Art und Maß der baulichen Nutzung im Flächennutzungsplan 63 7.2 Gebäudedaten 65 7.2.1 Baustruktur 65 7.2.2 Nutzung 65 7.2.3 Gebäudeleerstand 67 7.2.4 Sanierungsgrad der Gebäude 69 7.3 Freiflächen 71 7.4 Verkehrsflächen 72 7.5 Ver- und Entsorgungssysteme 74 7.6 Dokumentation der städtebaulichen Missstände 75 7.7 Analyse der Stärken und Schwächen des Stadtumbaugebietes 80 8 Ziel- und Maßnahmekonzept 81 8.1 Entwicklungsprämissen 81 8.2 Einzelmaßnahmen 88 8.2.1 Private Maßnahmen 88 8.2.2 Öffentliche Maßnahmen 90 8.3 Kosten- und Finanzübersicht 92 8.4 Evaluierung und Fortschreibung 92 ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 3
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________________________ Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Historische Bevölkerungsentwicklung 1834-2017 21 Abbildung 2 Bevölkerungskurve Olbernhau und Ortsteile 1834-2015 22 Abbildung 3 Einwohnerentwicklung seit 1990 23 Abbildung 4 Einwohnerentwicklung im Vergleich 24 Abbildung 5 Geburten und Sterbefälle 24 Abbildung 6 Einwohnerentwicklung nach Altersgruppen 25 Abbildung 7 Fortzüge und Zuzüge 26 Abbildung 8 Fortzüge 27 Abbildung 9 Zuzüge 28 Abbildung 10 Saldo Geburten/Sterbefälle und Zuzüge/Fortzüge 29 Abbildung 11 Einwohnerprognose nach Altersgruppen bis 2030 30 Abbildung 12 Bevölkerungsvorausberechnung bis 2030 im Vergleich (Basis 1990) 31 Abbildung 13 Bevölkerungsvorausberechnung bis 2030 im Vergleich (Basis 2015) 31 Abbildung 14 Einwohner- und Wohnraumentwicklung im Vergleich 32 Abbildung 15 Baualter der Gebäude im Vergleich 34 Abbildung 16 Wohnungen, Abriss und Neubautätigkeit 35 Abbildung 17 Haushalte und Bevölkerung im Erzgebirgskreis 39 Abbildung 18 Altersstruktur Stadtumbaugebiet und Gesamtstadt (31.12.2015) 52 Abbildung 19 Eigentümerstruktur nach Anzahl der Gebäude 62 Abbildung 20 Eigentümerstruktur nach Grundstücksfläche 63 Abbildung 21 Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan 64 Abbildung 22 Leerstände in Hauptgebäuden im Stadtumbaugebiet 67 Abbildung 23 Anteile bebauter und unbebauter Flächen 71 ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 4
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________________________ Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Gebäudebestand 2005, 2010, 2016 33 Tabelle 2 Baualter der Gebäude und Wohnungen 2011 34 Tabelle 3 Wohngebäuderückbau 1993-2016 36 Tabelle 4 Verteilung des Wohnungsbestandes unter den Eigentümern 37 Tabelle 5 Entwicklung Wohnfläche pro Wohneinheit und Einwohner 1999-2016 38 Tabelle 6 Theoretischer Rückbaubedarf bis 2030 41 Tabelle 7 Auswertung Beteiligung der Träger öffentlicher Belange 44 Tabelle 8 Einwohnerzahl und Altersstruktur im Stadtumbaugebiet 2015 52 Tabelle 9 klimarelevante Handlungsfelder und Maßnahmen 55 Tabelle 10 Altlasten 57 Tabelle 11 Denkmalschutz 58 Tabelle 12 Denkmalschutzgebiete 59 Tabelle 13 Maßnahmen im SEKO 2007, Maßnahmenpaket 1 61 Tabelle 14 Nutzungsstruktur der Hauptgebäude nach Bereichen 66 Tabelle 15 Leerstände in Hauptgebäuden nach Bereichen 67 Tabelle 16 Leerstände in Wohn- und Gewerbeeinheiten 68 Tabelle 17 Bauzustände der Gebäude nach Bereichen 70 Tabelle 18 Verkehrsbelastung klassifiziertes Straßennetz 72 Tabelle 19 Buslinien ab Busbahnhof Olbernhau 73 Tabelle 20 Missstände im Stadtumbaugebiet 75 Tabelle 21 Private Maßnahmen im Stadtumbaugebiet 88 Tabelle 22 Öffentliche Maßnahmen im Stadtumbaugebiet 90 Tabelle 23 Kostenermittlung 92 Tabelle 24 Indikatorenliste 93 ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 5
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ Inhaltsverzeichnis ______________________________________________________________________________________________ Planverzeichnis nach Seite GESAMTSTÄDTISCHE SITUATION UND DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG Plan 1 Siedlungsstruktur und Stadtteilgliederung 12 Plan 2 Grenze des Stadtumbaugebietes 50 Plan 3 Luftbild 50 Plan 4 Fördergebiete Stadt Olbernhau 54 STADTUMBAUGEBIET „STADTZENTRUM“ Plan 5 Restriktionen 58 Plan 6 Eigentumsverhältnisse 62 Plan 7 Gebäudenutzung und -leerstände 66 Plan 8 Geschossigkeit und Sanierungsgrad 70 Plan 9 Städtebauliche Ziel- und Maßnahmebereiche 84 Plan 10 Maßnahmekonzept 90 Anlagenverzeichnis Anlage 1 Beschluss zur Gebietsabgrenzung Anlage 2 Beschlussfassung zum Fördergebietskonzept Anlage 3 Veröffentlichung zur Durchführung im „Olbernhauer Reiterlein“, dem Amtsblatt der Stadt Olbernhau Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Bearbeiter: Dipl.-Ing. Martin Neubert M. Sc. Damaris Helwig M. Sc. Maria Weißenfels Pläne: Dipl.-Ing. Katrin Mey M. Sc. Maria Weißenfels B. Sc. Franziska Fuchs ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 6
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 1 Vorbemerkungen ______________________________________________________________________________________________ 1 Vorbemerkungen Als Reaktion auf die sich in den letzten Jahren vollzogene und weiter prognostizierte demografische Entwicklung sowie den generellen Umstrukturierungsprozess seit 1990, sind in vielen Städten und Gemeinden Stadtumbaumaßnahmen erforderlich. Ziel ist es, Gebiete, die von erheblichen städtebaulichen Funktionsverlusten betroffen oder bedroht sind, durch besondere Förderung zu stabilisieren. Es sollen städtebauliche Strukturen geschaffen werden, die den heutigen und künftigen Bedürfnissen ent- sprechen. Im Rahmen des verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen und zur allgemeinen Kostenstabilisierung ist es erforderlich, die Entwicklung und Funktion zent- raler Bereiche der Stadt zu stärken sowie einen von der Bevölkerung akzeptierten Veränderungsprozess voranzutreiben. Der Stadtumbauprozess gestaltet sich in der Stadt Olbernhau durch die Lage und historische Entstehung insgesamt schwierig. Die baulichen Strukturen der Stadt entwi- ckelten sich als Bandstruktur im Flöhatal. Sie wird durch die Bebauung in den Seiten- tälern und nicht zuletzt durch die Bebauung der ehemals selbständigen und zwi- schen 1950 und 1994 sowie 2016 angeschlossenen Gemeinden ergänzt. Dies führte zu einer großflächigen Bauflächenausdehnung, der zum größeren Teil eine geringe Bebauungsdichte gegenüber steht. Die bandartigen Baustrukturen sind geprägt von lockerer Einzelhausbebauung in Form von Ein- bis Dreifamilienhäusern. Lediglich im Bereich zwischen Zöblitzer und Rudolf-Breitscheid-Straße entwickelte sich eine grün- derzeitliche Quartiersstruktur mit Mehrfamilienhäusern. Die in den 1960er bis 1980er Jahren am Stadtzentrumsrand errichteten Wohnblöcke des industriellen Wohnungsbaues mit entsprechendem Komfort führten schon da- mals zu Funktionsverlusten in den zentraleren Wohnbereichen. Der Bevölkerungsrück- gang gepaart mit den umfassenden Sanierungsmaßnahmen an den Standorten des industriellen Wohnungsbaues und nicht zuletzt die Realisierung des Wohngebietes Poppsches Gut nach 1990 (zu diesem Zeitpunkt bestand noch erheblicher Woh- nungsmangel) haben zur Verstärkung dieses Prozesses geführt. Der vollzogene und auch weiterhin anhaltende Bevölkerungsrückgang macht eine intensive Fortführung des Stadtumbauprozesses unabdingbar. Auf der Basis einer Analyse aller stadtentwicklungsrelevanten Belange formulierte das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept für die Gesamtstadt (InSEK) die Ziel- stellungen für die Stadtentwicklung der Stadt Olbernhau bis zum Jahr 2030. Der aktu- elle Entwurf des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (InSEK 2019) knüpft an die Entwicklungsleitbilder des SEKO 2007 an. Dabei stellt es als wichtigste Entwicklungs- leitbilder die rückläufige demografische Entwicklung mit einem Rückbaubedarf beim Wohnraum dem Ziel des Erhalts und der Stärkung des urbanen Stadtkerns gegen- über. Es schlägt daher als Hauptaufgaben für den Stadtkern eine weitere Sanierung, Entkernung, Brachenbeseitigung bzw. Umnutzung vor, genauso wie die Entschärfung der Parkplatzsituation, Grüngestaltung und Grünvernetzung. ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 7
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 1 Vorbemerkungen ______________________________________________________________________________________________ Die vorliegende Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes (SEKo-SU) „Stadt- zentrum“ hat wie schon sein Vorgänger 2012 und dessen Fortschreibung aus dem Jahr 2017 die Aufgabe, die städtebaulichen und funktionellen Missstände des inner- städtischen Gebietes zu dokumentieren und mit einem Maßnahmenkonzept deren Behebung vorzubereiten. Die einheitliche Vorbereitung sowie das planmäßige und aufeinander abgestimmte Vorgehen haben das Ziel, die zentralen Stadtbereiche so zu unterstützen, dass das Gebiet auch weiterhin seine für die Gesamtstadt und das weitere Umland strukturell äußerst wichtige Vernetzungs- und Versorgungsfunktion erfüllen kann, besonders auch im Hinblick auf seine Funktion als Grundzentrum für die umliegenden Städte und Gemeinden im oberen Erzgebirge. Die nachhaltige Stabili- sierung des zentralen Bezugs- und Vermittlungsbereiches zwischen den Stadtteilen stimmt wiederum mit den Zielaussagen des InSEK überein. Aus der Analyse wird deutlich, dass sich die Heterogenität des Stadtumbaugebietes in der Unterschiedlichkeit der Aufwertungsmaßnahmen widerspiegeln muss. Dabei ist sowohl die Fortführung kleinteiliger privater Sanierungsmaßnahmen von Bedeutung als auch die Durchführung einer Reihe längst überfälliger städtebaulicher und frei- räumlicher Erneuerungsmaßnahmen durch die öffentliche Hand. Ziel ist auch hier die im InSEK geforderte Attraktivitätssteigerung der Stadt gegenüber einem drohenden städtebaulichen Funktionsverlust. Die aktuelle Fortschreibung des SEKo-SU „Stadtzentrum“ hat weiterhin das Ziel, das Stadtzentrum und deren wichtigen Funktionen zu stärken. Der Innenstadt von Ol- bernhau wird eine wichtige regionale Funktion zuteil, welche auch für die angren- zenden Gemeinden von Bedeutung ist. Diese Funktionen als Bildungs-, Handels- und Wohnzentrum der Stadt gilt es auch in den kommenden Jahren mit Hilfe von städte- baulichen Förderungsmaßnahmen weiter zu festigen. Durch die Erweiterung um die Bereiche nördlich der Flöha werden in der Fortschreibung Bereiche des Stadtzent- rums in die Gebietskulisse aufgenommen, die struktureller Bestandteil des Zentrums sind und in denen in den vergangenen Jahren verstärkter Handlungsbedarf sichtbar geworden ist. ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 8
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ 2 Gesamtstädtische Situation 2.1 Besonderheiten in der Stadtentwicklung 2.1.1 Naturräumliche Gliederung Olbernhau ist naturräumlich dem Erzgebirge zuzuordnen. Dabei hat die Stadt Anteil am Unteren und am Oberen Mittelerzgebirge. Sie liegt eingebettet in das Föhatal, welches eine Art Kernstück des Mittleren Erzgebirges bildet. Das Stadtgebiet wird wei- terhin geprägt von den Seitentälern der Schweinitz, der Natzschung, des Dörfelba- ches und des Rungstockbaches auf der Südseite und des Bärenbaches und der Biela auf der Nordseite. Das Flöhatal liegt in einer geotektonischen Schwächezone. Zwischen den Olbern- hauer Gemarkungen Oberneuschönberg, Grünthal und Reukersdorf ist es tief einge- schnitten und bildet eine etwa 10 km lange und maximal 1,8 km breite Talwanne, die sich am Ende von Blumenau stark verengt. Es handelt sich um ein sogenanntes Aus- räumbecken. Die Gebirgshochfläche der Nordabdachung des Erzgebirges ist zu beiden Seiten der Talzonen überwiegend zerschnitten und dadurch aufgelöst in breite Höhenrücken und schmale Riedel. Auf der Nordseite begrenzt ein Höhenrücken mit den Erhebun- gen Weiberberg (724,5 m ü.NHN), Ochsenkopf (793,9 m ü.NHN), Steinhübel (816,9 m ü.NHN), Dürrer Berg (787,8 m ü.NHN), Kamm (716,3 m ü.NHN) und Sophienstein (702,6 m ü.NHN) das Flöhatal. 2.1.2 Lage im Raum Die Stadt Olbernhau, die den mittleren Lagen des Erzgebirges zuzuordnen ist, liegt an der Südgrenze des Freistaates Sachsen im Erzgebirgskreis und gehört zur Planungsre- gion Chemnitz-Erzgebirge. Sie grenzt im Norden an die Gemeinden Pockau- Lengefeld, im Nordosten an die Gemeinde Heidersdorf, im Osten an die Gemeinden Seiffen und Deutschneudorf, im Süden an die Tschechische Republik und im Süden sowie Westen an die Stadt Marienberg. Die Entfernung zu den nächsten Zentren mit Bedeutung für Olbernhau betragen: - Marienberg Mittelzentrum im ländlichen Raum ca. 16 km - Annaberg-Buchholz Mittelzentrum ca. 45 km - Chemnitz Oberzentrum ca. 50 km - Dresden Oberzentrum ca. 70 km - Reitzenhain Grenzübergang ca. 23 km Die verkehrliche Anbindung wird über folgende Verbindungen hergestellt: - B 171 Marienberg – Sayda – Dippoldiswalde - S 223 Pockau-Lengefeld (B 101) – Olbernhau - S 214 Olbernhau – Seiffen - S 216 Olbernhau – Rübenau – Reitzenhain - Regionalbahnlinie Chemnitz – Olbernhau (KBS 519) ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 10
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ 2.1.3 Wesentliche Merkmale der Stadt - Kleinstadt im ländlichen Raum mit Versorgungsfunktion für das Umland - Grenzlage zur Tschechischen Republik - ungenügende Verkehrsanschlüsse an die nächstgelegene Bundesautobahn - Die historisch gewachsenen Industriebetriebe haben sich besonders im Flöhatal, Bereich Grünthal entwickelt, heute auch entlang der Teilortsumgehung S 214/S 212. - Außer dieser Konzentration von Industrie- und Gewerbeanlagen im Bereich Grünthal erfolgte keine Konzentration auf reine Gewerbeareale, sondern es ent- stand im Laufe der Entwicklung eine Vielzahl von Gemengelagen mit unmittelbarer Nachbarschaft von Gewerbe, Industrie und Wohnen. - die Eingemeindungen der 1950er und 90er Jahre bedingen eine lang gestreckte und zerklüftete Stadtstruktur - die Stadt weist eine sehr niedrige Kriminalitätsrate auf 2.1.4 Historische Entwicklung - 1346 erste urkundliche Erwähnung des Ortes „Albernaw“ - 1434 erste nachweisliche Erwähnung von Olbernhau in einer Kaufurkunde - 23.12.1511 Nachweis erster bergbaulicher Tätigkeit - 1537 Gründung der Saigerhütte Grünthal durch Hans Leonhardt - 1556 Erwähnung einer Schule - 1590 Einweihung der steinernen Kirche, Friedhof und Bau des Pfarrhauses - 14.03.1639 Brand des Schlosses Lauterstein, Aktenmaterial über Olbernhau wird dadurch vernichtet, daher ist das tatsächliche Alter der Stadt nicht feststellbar - 1654 Erhebung des Lehngutes der Oehmichen zum Rittergut durch Kurfürst Johann Georg II. - 1684 Anfänge der Büchsenmacherei - 1708 Die Gewehrmanufaktur liefert 12.000 Gewehre und einige Degenproben an die sächsische Armee. - 1721 Abbau eines Eisenlagers im Bärenbachtal - 1789 Bau des Gerberhauses (Sonnenuhr von 1809) - 1793 Errichtung des Chausseegeldeinnehmerhauses an der Kegelbrücke durch den Sattlermeister Johann Gottlieb Hunger - 1806 Gründung des Spielwarenverlages August Hermann am Oberen Tempel - 1815 Gründung der Pulvermühle durch Johann Gottlieb Haubold - 1847 Der Tischler Carl August Weise stellt erstmals in Olbernhau Zündhölzer her und beschäftigt in seiner „Streichhölzchenfabrik” 25 Personen. - 1848 Gründung der Kommunalgarde - 1868 Bau des Sägewerkes Richard Haase KG, Weihe des Schulgebäudes Grüntha- ler Straße 14 (1883 und 1893 erweitert) - 1869 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr - 1871 Errichtung der Marktbrücke (1928 verbreitert), Olbernhau hat 3.550 Einwohner - 1875 Anschluss durch Flöhatalbahn - 1878 Einrichtung eines Kindergartens in der alten Apotheke - 1880 Bau der Obermühlenbrücke - 1883 Gründung der Holzwarenfabrik Gustav Otto (Tempelweg 4/6, heute Teil des Gymnasiums) ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 11
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ - 1884 Die 1879 gegründete Firma Otto Weinhold jr. errichtet eine Möbelfabrik, Eröff- nung der Volksbibliothek, Gründung einer Industrieschule. - 1885 Eröffnung des Krankenhauses, Eröffnung der Bezirksarmen- und Korrektionsan- stalt - 1886 Errichtung einer Gasanstalt und Einführung der Gasbeleuchtung - 1892 Eröffnung eines Elektrizitätswerkes durch die Brüder Karl und Wilhelm Einhorn, die erste derartige Anlage in Sachsen - 1895 Bau des Amtsgerichts, Inbetriebnahme der Hochdruckwasserleitung - 1896 Einrichtung einer Brauerei durch Karl Gerlach - 01.01.1902 Verleihung des Stadtrechts – erster Bürgermeister ist Dr. jur. Karl Schanz - 1902/1904 Bau des Schlachthofes (1995 abgerissen) - 1904 Eröffnung der Industrie- und Handelsschule - 1908 Eröffnung des neu erbauten Rathauses, Neubau eines Gaswerkes auf dem Gelände des Elektrizitätswerkes an der Blumenauer Straße - 1925 Eröffnung der Kraftwagenlinie Olbernhau – Freiberg/Olbernhau – Sayda - 1926 Eröffnung der Schnellkraftwagenlinie Olbernhau – Chemnitz - 1928 Inbetriebnahme der Postwagenlinie Olbernhau – Seiffen – Deutscheinsiedel für Personen- und Postbeförderung - 1930 Schwimmbadweihe Dörfelstraße - 1937 Eingliederung der Gemeinde Kupferhammer Grünthal - 1943 Inbetriebnahme der Molkerei am Schäferberg - 1946 Gründung des Glaswerkes Pech und Kunte; aus der F.A. Lange Metallwerke AG wird durch Verstaatlichung der VEB Blechwalzwerk - bis 1990 bedeutendster Industriebetrieb und größter Arbeit- geber der Stadt Olbernhau - 1950 Niederneuschönberg, Kleinneuschönberg und Oberneuschönberg werden nach Olbernhau eingemeindet - 1958/1961 Sanierung und Ausbau des „Althammers" zum technischen Museum in der Saigerhütte - 1988 Eröffnung der Lehrschwimmhalle Dörfelstraße - 1994 Gemeinden Blumenau und Rothenthal werden in die Stadt Olbernhau ein- gemeindet - 1995 Öffnung des Grenzübergangs Olbernhau-Grünthal für Fußgänger und Rad- fahrer - 1997 Modernisierung des Krankenhauses - 1998 Einweihung Gymnasium Tempelweg - 2000 Einweihung Sportkomplex Thomas-Mann-Straße - 2001 Einstellung der Zugverbindung Pockau – Olbernhau - 2003 Altenpflegeheim „Waldblick" wird eröffnet - 2004 Übergabe der Rettungswache - 2005 Wiederinbetriebnahme der modernisierten Bahnstrecke Olbernhau–Chemnitz - 2008 Fertigstellung der Teilortsumgehung (Brandauer Straße) - 2011 Einweihung der Lehrschwimmhalle - 2016 Öffnung des Grenzübergangs im Ortsteil Hirschberg nach Brandov für Fuß- gänger und Radfahrer - 2016 Eröffnung der grenzüberschreitenden Buslinie zwischen Olbernhau und dem tschechischen Litvinov (Oberleutensdorf) - 2017 zum 01.01.2017 wurde die Gemeinde Pfaffroda mit allen ihren Ortsteilen nach Olbernhau eingemeindet ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 12
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ 2.1.5 Stadtteilgliederung und Siedlungsstruktur Die Stadt Olbernhau besteht aus der Stadt Olbernhau selbst und mehreren Stadttei- len, welche ursprünglich eigenständige Ortschaften waren. Zu den Stadtteilen gehö- ren die über ihre Gemarkung räumlich abgrenzbaren Ortslagen Blumenau, Reukers- dorf, Oberneuschönberg und Rothenthal sowie die zum 1.1.2017 eingemeindete Gemeinde Pfaffroda mit ihren Ortsteilen Dittmannsdorf, Dörnthal, Hallbach, Hasel- bach, Hutha, Schönfeld und Pfaffroda selbst. Im InSEK wird auf diese Unterteilung in der Bewertung der Stadtteile zurückgegriffen (vgl. Plan 1). Innerhalb der Gemarkung Olbernhau werden für eine schlüssigere Ar- gumentation sieben strukturell eigenständige Teilgebiete konkretisiert. Für das vorlie- gende Stadtentwicklungskonzept ist das Teilgebiet Zentrum relevant. Das InSEK unter- legt die jeweiligen Teilbereiche mit detaillierten Angaben zu Struktur, Bauformen, Funktion/Nutzung, Potentiale/Entwicklungsperspektiven und Schwächen/ Entwick- lungshindernissen: STADTTEIL OLBERNHAU – TEILGEBIET ZENTRUM - Bereich Zöblitzer Straße/Bahnlinie/Hainbergstraße/Grünthaler Straße/ Allgemeine Töpfergasse/Beginn Freiberger Straße/Mühlgässchen Angaben - denkmalgeschütztes Rittergut mit Stadtpark, Rathaus, Grundschule, Oberschule, Bahnhof und Busbahnhof - kleines gründerzeitliches Stadtzentrum mit dichter 3-4-geschossiger Struktur/ Karreebbauung Bauform - einige größere, freistehende Gebäude im Gebiet mit gewerblicher oder Gemeinbedarfsnutzung - Wohnfunktion - Verwaltungs- und Bildungsfunktion Funktion/ - Gewerbe- und Einzelhandelsfunktion Nutzung - musealer/kultureller Erlebnis-/Aufenthaltsbereich (Tourismusfunktion) - Knotenpunkt ÖPNV - über Sanierungsmaßnahmen hat der Erhalt und die Sicherung des Wohnstandortes begonnen - sehr gute Infrastruktur vorhanden (Einkaufen, Verwaltungseinrichtun- Potenziale und gen, medizinische Einrichtungen, Bildungs- und Kinderbetreuungsein- Entwicklungs- richtungen, ÖPNV) perspektiven - Rittergutsbereich mit Museum, kulturellen Einrichtungen und Bibliothek - Stadtpark - Standorte Kino, Theater und Ballhaus Tivoli (derzeit geschlossen) - Schnittstelle Bahn/Bus - trotz Sanierung noch hohe Leerstände, - teilweise Komplettleerstände entlang der Haupterschließungsstraßen, auch von denkmalgeschützer Bausubstanz - teilweise nicht durchgängig öffentlich zugängliches Flöhaufer Schwächen und - stellenweise hohe Verkehrsbelastung im Gebiet, bedingt teilweise Entwicklungs- geringe Wohnqualität und Aufenthaltsfunktion hindernisse - Marktplatz mit geringer Aufenthaltsqualität durch hohes Verkehrsauf- kommen - fehlende Parkplätze im unmittelbaren Wohnumfeld von Anwohnern - teilweise Überschwemmungsbereiche der Flöha ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 13
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ 2.2 Übergeordnete räumliche Planungen 2.2.1 Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Landesentwicklungsplan ZENTRALITÄT Die Stadt Olbernhau ist in der aktuellen Fassung des Landesentwicklungsplanes (LEP 2013) nicht als zentraler Ort ausgewiesen. Das nächstgelegene Mittelzentrum ist die Stadt Marienberg. RAUMKATEGORIE Die Stadt Olbernhau ist dem ländlichen Raum zugeordnet. Im Landesentwicklungsplan befinden sich dazu folgende Zielaussagen: „Der ländliche Raum soll unter Berücksichtigung seiner siedlungsstrukturellen Beson- derheiten und seiner Vielfalt als attraktiver Lebens-, Wirtschafts-, Kultur- und Natur- raum weiterentwickelt und gestärkt werden. Hierzu sollen - die Siedlungsstruktur des ländlichen Raumes durch die funktionale Stärkung seiner Zentralen Orte gefestigt, - die Erreichbarkeit der Zentralen Orte aus ihren Verflechtungsbereichen ge- sichert, - die besonderen Herausforderungen des demografischen Wandels im länd- lichen Raum, insbesondere im Hinblick auf die Sicherung der Daseinsvor- sorge, sowohl durch Anpassung als auch durch Gegenstrategien bewältigt sowie - staatliches, kommunales und privates Handeln stärker miteinander vernetzt werden“ (G1.2.2) „Zur Entwicklung des ländlichen Raumes und seiner eigenständigen Potentiale sollen insbesondere Planungen und Maßnahmen unterstützt werden, die - die räumlichen Voraussetzungen für die Erhaltung, Stärkung und zeit- gemäße Fortentwicklung einer vielfältig strukturierten Land-, Forst- und Fi- schereiwirtschaft und der damit verbundenen Arbeitsplätze schaffen, - die Erwerbsgrundlagen für Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungen er- weitern, - zur Stärkung der Funktionen als Freizeit- und Erholungsraum beitragen, - die regionale Handlungsfähigkeit und Verantwortung stärken und - die Eigeninitiative und das lokale Engagement der Bevölkerung beför- dern.“ (G1.2.3) ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 14
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ 2.2.2 Ziele und Grundsätze der Raumplanung im Regionalplan 2.2.2.1 REGIONALPLAN CHEMNITZ–ERZGEBIRGE, 1. GESAMTFORTSCHREIBUNG 2008 Im Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge ist Olbernhau als Grundzentrum ausgewiesen, für das folgende Zielaussagen gelten: - Grundzentren sind in den Regionalplänen zur Ergänzung der Ober-/Mittelzentren - übergemeindliche Versorgungs- und Dienstleistungszentren - mindestens 15.000 Einwohner im Verflechtungsbereich innerhalb des Verdichtungs- raums und mindestens 7 000 Einwohner im Verflechtungsbereich (bei mindestens 3.000 Einwohnern im Zentralen Ort) im ländlichen Raum - ÖPNV- Knotenpunkt und - breitgefächertes sowie herausgehobenes Arbeitsplatzangebot (über 250 sozialver- sicherungspflichtige Arbeitsplätze im Ort je 1.000 Einwohner oder über 2.000 sozial- versicherungspflichtige Arbeitsplätze absolut im Verdichtungsraum bzw. über 1.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze absolut im ländlichen Raum) Da die Kriterien (im Verflechtungsbereich des ländlichen Raumes mindestens 7.000 Einwohner und im Zentralen Ort mindestens 3.000 Einwohner, Arbeitsplatzangebot u.a.) erfüllt sind, ist Olbernhau als Grundzentrum ausgewiesen. Es hat damit überge- meindliche Versorgungs- und Dienstleistungsfunktionen zu erfüllen. Die überfachlichen und fachlichen Ziele des LEP wurden im Regionalplan Chemnitz- Erzgebirge, Fortschreibung 2008, durch differenzierte Grundsatzzielaussagen vertieft und präzisiert. In ihm werden für die Stadt Olbernhau und ihr Territorium die folgen- den Aussagen und Festlegungen getroffen: ACHSEN Die Stadt Olbernhau wird von der überregionalen Verbindungsachse Berlin – Dessau – Leipzig – Chemnitz – Chomutov/Komutau – Praha/Prag berührt. Als regionale Achsen außerhalb der überregionalen Verbindungsachsen des LEP sind ausgewiesen: n) Annaberg-Buchholz – Mildenau – Marienberg – Zöblitz – Olbernhau – Sayda – Rechenberg-Bienenmühle – Frauenstein – (Dippoldiswalde) – (Dresden) p) Olbernhau – Seiffen – Deutscheinsiedel – (Litvínov/Leutensdorf) – (Most/Brüx) TRANSNATIONALE UND GRENZÜBERGREIFENDE ZUSAMMENARBEIT Ausgehend von der Grenzlage der Stadt Olbernhau soll die Stadt das Ziel verfolgen, bei Vorliegen kommunaler partnerschaftlicher Interessen grenzüberschreitende Kon- zepte gemeinsam zu erstellen und umzusetzen. RÄUME MIT BESONDEREM LANDESPLANERISCHEM HANDLUNGSBEDARF Nach der Festlegungskarte 5 gehört die Stadt Olbernhau zum grenznahen Gebiet. REGIONALE FREIRAUMSTRUKTUR Die Stadt Olbernhau gehört zur Region Erzgebirge und hat dabei Anteil am unteren und oberen Mittelerzgebirge. Dementsprechend sind für sie die Leitbilder des Unte- ren Erzgebirges sowie Oberen Erzgebirges verbindlich. Nach Ausweisung der Karte 10 des Regionalplanes gehört Olbernhau zum Flusssys- tem der Zschopau und ist somit ein Gebiet mit gesamtstaatlicher repräsentativer Na- ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 15
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ turschutzbedeutung. Ferner befinden sich im südlichen Gemeindegebiet und ent- lang der Flöha Gebiete der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie 92/43/EWG. Auf dem Territorium der Stadt Olbernhau befinden sich nach der Karte 9 (Regional- bedeutsame landschaftsprägende Erhebungen) mit Nr. 59 der Rungstockhang und Nr. 61 der Sophiensteinrücken. In der Karte 2 (Raumnutzung) des Regionalplanes sind Grünzäsuren im Bereich west- lich und nordöstlich von Reukersdorf festgesetzt. Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft: - gesamter Bereich außerhalb der Bebauung ohne die Bereiche Reukersdorf/Klein- neuschönberg und südlich der Bahntrasse/westlich der Zöblitzer Straße Vorranggebiet für Natur und Landschaft: - zwischen Blumenau und Reukersdorf/Kleinneuschönberg - nordöstlich von Olbernhau - südöstlich und südlich von Olbernhau Landschaftsbild/Landschaftserleben: - gesamter Bereich außerhalb der Bebauung ohne die Bereiche Reukersdorf/Klein- neuschönberg - Vorbehaltsgebiete Hochwasserschutz/Überschwemmungsbereich im Freiraum - Bereiche der Flöha und Natzschung außerhalb der Bebauung - Vorbehaltsgebiet Kaltluft - südwestlich von Olbernhau, Bereich Hüttengrund, nordöstlich Reukersdorf - Bereich Dörfel – Gewerbegebiet – Rothenthal 2.2.2.2 REGIONALPLAN REGION CHEMNITZ – ENTWURF 2015 Im Zuge der sächsischen Funktional- und Kreisgebietsreform 2008 haben die bisheri- gen Planungsverbände Chemnitz-Erzgebirge und Südwestsachsen fusioniert. Da bis- her für den Planungsverband Region Chemnitz noch kein rechtsgültiger neuer Ge- samt-Regionalplan vorliegt, gelten die Regionalpläne der ehemaligen Regionen wei- ter. Nachdem der Entwurf für die Öffentlichkeit ausgelegt wurde, befindet sich der Regionalplan Region Chemnitz seit Mai 2016 in der Abwägungsphase (§ 6 Abs. 2 SächsLPlG). Für die Stadt Olbernhau und ihr Territorium stehen folgende neue Aussagen und Fest- legungen im Entwurf des Regionalplan Regiones Chemnitz: Die Stadt Olbernhau ist weiterhin als Grundzentrum ausgewiesen, wobei sich der Ver- sorgungskern dabei auf die Stadt Olbernhau selbst konzentriert. Zudem ist die Stadt Olbernhau als Gemeinde mit besonderer Gemeindefunktion – Bildung ausgewiesen. Im Gebiet der Planungsregion Chemnitz befinden sich verschiedene Aktionsräume als Kooperationsnetzwerke. Die Stadt Olbernhau gehört zum Aktionsraum Erzgebirge, welcher aus dem Landkreis Erzgebirgskreis sowie den Städten Annaberg-Buchholz, Aue, Brand-Erbisdorf, Marienberg, Oelsnitz/Erzgeb., Olbernhau, Schneeberg, Schwar- zenberg, Stollberg, Zschopau und Zwönitz besteht. ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 16
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ Im Kapitel Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Schienenpersonennahver- kehr (SPNV) wird im Rahmen der weiteren Angebotsoptimierung für Haltepunkt Ol- bernhau-Grünthal weiterer Ausbaubedarf gesehen. Außerdem wird auf die Weiter- entwicklung des „Chemnitzer Modells“ und dessen 5 Ausbaustufen hingewiesen und die Möglichkeit der Schaffung einer Direktverbindung zwischen dem Chemnitzer Hauptbahnhof und Olbernhau in dessen Rahmen. Vorranggebiete für die Zweckbestimmung des öffentlichen Bahnverkehrs (komplette Bahnstrecke bzw. Streckenabschnitt) - Flöha – Pockau-Lengefeld – Olbernhau-Grünthal/Marienberg Vorbehaltsgebiete mit der Zweckbestimmung der räumlichen Trassensicherung für den öffentlichen Bahnverkehr stillgelegten Eisenbahnstrecken/Streckenabschnitte - Olbernhau – Grünthal – Neuhausen Im Bereich Straßenverkehr ist auf die vorrangige Realisierung der Straßenbaumaß- nahme S 216 V Olbernhau – Bundesgrenze D/CZ hingewiesen. Die Planung der S 216 V Olbernhau – BGr. D/CZ wird bereits langjährig geführt. Unter Berücksichtigung der räumlichen Verteilung von grenzüberschreitenden Straßenverbindungen schließt die Verbindung Olbernhau – Brandov eine wichtige Lücke im regionalen Straßennetz und besitzt deshalb vorrangige Bedeutung. Vorranggebiet Windenergie - Pfaffroda, Dörnthal - Pfaffroda, Dittmannsdorf Vorranggebiet Arten- und Biotopenschutz - viele verschiedene Bereiche über das gesamte Gebiet verteilt 2.2.3 Regionale Entwicklungskonzepte LEADER – Erzgebirgsregion Flöha- und Zschopautal Die drei Regionen „Vorerzgebirgsregion Augustusburger Land“, „Mittleres Flöha- und Zschopautal“ und „Gemeinsame Zukunft Erzgebirge“ haben sich zur ländlichen Ent- wicklung über die LEADER-Förderung 2014 bis 2020 zusammengeschlossen. Dazu er- arbeitet die Region, welche unter dem Namen „Erzgebirgsregion Flöha- und Zschopautal“ agiert, eine LEADER – Entwicklungsstrategie (LES). Ziel der Ländlichen Entwicklung ist es, in den Dörfern und Gemeinden die Lebens- und Arbeitsbedingun- gen durch strukturverbessernde Maßnahmen zu erhalten und fortzuentwickeln, der Abwanderung entgegenzuwirken, die Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirt- schaft zu steigern und dabei sorgsam mit den natürlichen Lebensgrundlagen umzu- gehen. Die Region umfasst 8 Städte und 11 Gemeinden aus zwei Landkreisen mit insgesamt 112.251 Einwohnern. Die Stadt Olbernhau ist eine von ihnen. ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 17
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ 2.3 Städtische Planungen 2.3.1 Flächennutzungsplan (FNP) Seit dem Aufstellungsbeschluss aus dem Jahre 1991 befindet sich der Flächennut- zungsplan (FNP) in Bearbeitung. Im Bearbeitungsprozess machten sich Anpassungen an neue Ziele und Entwicklungen sowie durch die Eingemeindungen erforderlich. Mit Stadtratsbeschluss Mitte 2006 besitzt die Stadt einen vom Stadtrat beschlossenen Entwurf des FNP. Er wurde am 29. April 2008 mit Auflagen genehmigt. Er bildet als vorbereitende Bauleitplanung die Grundlage für die weitere städtische Entwicklung. 2.3.2 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (InSEK) Im Ergebnis der Analyse und den festgelegten Entwicklungsstrategien kommt das InSEK 2019 (aktueller Entwurfsstand als Fortschreibung des SEKO 2007) für die Gesamt- stadt zu folgender Zusammenfassung: „Die Kernaussagen des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes ergeben sich aus dem weiter anhaltenden demographischen Wandel, der daraus resultierenden Wohnungsprognose sowie wirtschaftlichen Entwicklung und allen Bereichen des sozi- alen Zusammenlebens. Die Bevölkerungsvorausberechnung für die Stadt Olbernhau deutet langfristig (2030) auf einen Bevölkerungsrückgang von etwa 1.000 bis 1.500 EW hin. Als Folge muss zu- künftig mit einem erhöhten Wohnungsleerstand, eventuellen Mindernutzungen von Einrichtungen und fehlenden Fachkräften gerechnet werden. Das erarbeitete InSEK stellt in der Zusammenarbeit von Fachbehörden, politischen Entscheidungsträgern und Bürgern ein Konzept dar, mit welchem auf diese Prozesse reagiert werden soll. Alle Maßnahmen zielen darauf hin, den Bevölkerungsrückgang zu minimieren, den Einwohnern eine attraktive Stadt zu erhalten und Arbeitsplätzen zu schaffen bzw. zu sichern. Besonders für Familien soll Olbernhau ein attraktiver Wohnstandort werden bzw. bleiben. Das Zertifikat „Familienfreundlicher Ort“ soll wei- ter mit Leben erfüllt werden. Der Erhalt und die Attraktivitätssicherung des urbanen Stadtkerns [haben] dabei wei- terhin oberste Priorität. Hier wird sich deshalb auch zukünftig eine große Anzahl von Maßnahmen konzentrieren. Neben weiterer Sanierung, Grüngestaltung und Grün- vernetzung kommt in diesem Zusammenhang der weiteren Beseitigung von Brach- flächen eine besondere Bedeutung zu. Der quantitative Angleich an die sinkende Nachfrage im Wohnungsbereich soll durch Abrisse in den Randlagen und mittel- bis langfristig in den Standorten des in- dustriellen Wohnungsbaues entsprechend der Bevölkerungsentwicklung erfolgen. Ziel ist es sowohl für Familien mit Kindern als auch für die steigende Anzahl an älteren Bürgern bedarfsgerechten Wohnraum anzubieten.“ (Entwurf InSEK 2019, Stand Oktober 2018, S. 154) ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 18
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ Aus den Kernaussagen und Zielen der Fachkonzepte wurden folgende Schwerpunkt- themen für die zukünftige gesamtstädtische Entwicklungsstrategie abgeleitet (Ent- wurf InSEK 2019, Stand Oktober 2018, S. 146): - Schaffung von guten Voraussetzungen für die Ansiedlung von Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung unter Beachtung der Tourismusfunktionen - weitere Sanierung der Wohnsubstanz im Zentrum und den zentrumsnahen Wohnbe- reichen um Voraussetzungen für eventuell erforderliche Umzüge zu schaffen - Rückbau von nicht mehr marktfähigem Wohnraum unter städtebaulichen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten, verbunden mit Neuordnung der Flächen zur Erhöhung der Attraktivität - Reduzierung des Wohnungsbestandes im Gebiet Hainberg, angepasst an die Be- völkerungs- und Leerstandsentwicklung - Sicherung der Einrichtungen der Daseinsvorsorge um Familien neben Arbeits- und Wohnbedingungen optimale Voraussetzungen für das Leben in der Stadt zu schaf- fen - Sicherung der kulturellen und sportlichen Angebote - Zusammenschlüsse mit Nachbargemeinden damit Verwaltungsdienstleistungen gebündelt realisiert werden können (Erhöhung von Zuwendungen bei gleichzeitiger Reduzierung von Kosten) - Vernetzung von Grünflächen und Schaffung von Flächen mit Aufenthaltsfunktionen - Schaffung eines weitestgehend durchgängig erlebbaren und zugängigen Grünbe- reiches entlang der Flöha - Sanierung des Straßennetzes und Ausbau des Rad- und Wanderwegenetzes 2.3.3 Leitbild Mit dem Stadtratsbeschluss Nr. 65/05 vom 28. April 2005 wurde das zukünftige Leitbild bestätigt. Das Leitbild der Stadt Olbernhau umfasst sechs Faktoren, welche die heu- tige Stadtentwicklung beeinflussen. Die sechs Punkte umfassen den Kulturraum des Erzgebirges, die Tradition der Spielzeugherstellung, den Tourismus, die Natur, das Nachbarland Tschechische Republik und nicht zuletzt die Wirtschaft. OLBERNHAU LIEGT INMITTEN DES ERZGEBIRGES Wir sind stolz auf die gemeinsame Geschichte und Tradition des Erzgebirges, die uns verbindet. Die Zukunft liegt in unseren Händen – gemeinsam mit anderen Städten und Gemeinden des Erzgebirges. Dabei suchen wir Kontakte, knüpfen und pflegen Netzwerke über die Stadtgrenzen hinaus. OLBERNHAU IST SPIELZEUGLAND In Olbernhau kann man Tradition und Gegenwart der Spielzeugherstellung erfahren, Unternehmen kennen lernen und ihre Produkte vor Ort erwerben. Wir pflegen das Drechseln und die damit verbundenen Herstellungsformen als Verfahren, die eng mit unserer Region verbunden sind. Wir wollen diese Tradition anschaulich und erlebbar in Olbernhau als erzgebirgisches Drechselzentrum erhalten. Als Spielzeugland sind wir insbesondere für Kinder und Familien ein attraktiver Urlaubsort. ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 19
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 2 Gesamtstädtische Situation ______________________________________________________________________________________________ OLBERNHAU IST EIN TOURISTISCHER ANZIEHUNGSPUNKT Im Spielzeug- und Weihnachtsland heißen wir die Besucher unserer Stadt ganzjährig willkommen. Unseren Gästen bieten wir das historische Saigerhüttengelände mit dem Althammer. Mit dem hier hergestellten Kupferblech wurden Dächer berühmter Ge- bäude, z.B. der Peterskirche in Rom gedeckt. Im Stadtzentrum laden die 1590 ge- weihte Stadtkirche und das Museum im ehemaligem Rittergutsgelände die Besucher ein. Weithin sichtbar überragt die Bergkirche von Oberneuschönberg das große und schöne Olbernhauer Tal. OLBERNHAU LEBT IN UND MIT DER NATUR Olbernhau ist die Stadt der sieben Täler, eingebettet in die großzügige Landschaft des Erzgebirges. Dieser Naturreichtum begründet die Lebensqualität und Attraktivität der Stadt und Region für ihre Einwohner, Erholungssuchende und sportlich Aktive gleichermaßen. Zur Erhaltung der Schönheit unseres Erzgebirges gehen wir sorgsam mit den uns anvertrauten Schätzen der Natur um und prüfen unsere Aktivitäten auf deren nachhaltig positive Wirkung auf die Umwelt. OLBERNHAU SCHLÄGT EINE BRÜCKE ZU TSCHECHIEN Unsere Stadt bildet eine wichtige Brücke in die Nachbarregion Tschechiens. Diese Brückenfunktion wird sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf kultureller Ebene belebt und ausgebaut. Wir fördern den Austausch in der Grenzregion und schaffen Mög- lichkeiten für Kontakte und Begegnungen zwischen Deutschen und Tschechen. OLBERNHAU – EIN WIRTSCHAFTSSTANDORT MIT INNOVATIVER VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT Olbernhau war von jeher ein innovativer Wirtschaftsstandort und Produktionsstätte hochwertiger und moderner Produkte. Das beweisen u.a. die Kompetenzen Olbern- haus im Möbelbau oder des ersten Elektrizitätswerks im Königreich Sachsen, welches 1891 in Olbernhau errichtet wurde. Olbernhau bietet heute Investoren auch deshalb günstige Standortbedingungen, weil mit dem Fleiß, der Flexibilität und dem Erfin- dungsreichtum der Menschen immer gerechnet werden kann. Mit der Aufstellung des Leitbildes wurde ein Slogan bzw. ein Leitspruch der Stadt er- stellt: OLBERNHAU – MITTEN IM ERZGEBIRGE Als Identifikationssymbol wird neben dem Olbernhauer Wappen das „Olbernhauer Reiterlein“ als Bildmarke verwendet. Bildquelle: Stadt Olbernhau ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 20
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 3 Demografische Entwicklung ______________________________________________________________________________________________ 3 Demografische Entwicklung 3.1 Bevölkerungsentwicklung seit 1990 Die in den folgenden Abschnitten durchgeführten Berechnungen und Vergleiche zur Bevölkerungsentwicklung (1990-2016) für die Stadt Olbernhau basieren auf den Da- ten des Statistischen Landesamtes Sachsen, teilweise ergänzt durch die Angaben des Einwohnermeldeamtes der Stadt. In der Bevölkerungsentwicklung spiegelt sich abhängig von der generellen Entwick- lung im Land stets die wirtschaftliche und soziale Entwicklung einer Gemeinde wider, so auch in Olbernhau. Die demografische Entwicklung wird dabei im Wesentlichen durch die Faktoren der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Geburten/Sterbefälle) sowie der Wanderungen (Zuzug/Wegzug) über die Stadtgrenzen bestimmt. Abbildung 1 Historische Bevölkerungsentwicklung 1834-2017 22506 22500 20618 20105 20000 18605 18913 18172 17500 16394 15118 15000 13138 12741 12500 11156 9598 10000 7145 7500 5000 2500 11.156 10004 10297 11133 15961 14347 11703 11905 2362 3550 6206 9681 9936 0 1834 1871 1890 1910 1925 1939 1946 1950 1964 1990 2000 2010 2017 Olbernhau Niederneuschönberg Oberneuschönberg Blumenau Rothenthal Pfaffroda Schönfeld Dittmannsdorf Dörnthal Hallbach Quelle: Digitales historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (http://hov.isgv.de/Olbernhau, 27.07.2011), Werte ab 2000: Statistisches Landesamt Sachsen ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 21
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 3 Demografische Entwicklung ______________________________________________________________________________________________ Betrachtet man die historische Bevölkerungsentwicklung ab 1834 in Abbildung 1 und Abbildung 2, so sind drei Hauptphasen abzulesen. Bis zum ersten Weltkrieg gab es eine starke Bevölkerungszunahme in der Stadt Olbernhau, insbesondere aber zwi- schen den Jahren 1890 und 1910. Davon profitierten nicht nur die Kernstadt Olbern- hau, sondern auch die in späteren Jahrzehnten eingemeindeten Dörfer. In den 1920er und 1930er Jahren blieb die Bevölkerung weitgehend konstant, bis sie 1950 durch starke Zuwanderung einen Bevölkerungshöhepunkt erreichte (15.961 ohne bzw. 22.506 mit Pfaffroda und den anderen heutigen Stadtteilen). Seitdem unterliegt die Einwohnerzahl einem konstanten Rückgang, sodass Olbernhau inzwischen nicht mehr weit von der Hälfte der 1950er Bevölkerungsspitze entfernt ist, was in etwa der Einwohnerzahl von 1890 entspricht. Die Bevölkerungsabnahme nach dem Jahr 2000 hat sich im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrzehnten leicht verstärkt. In den letzten drei Jahren kam es erstmals wieder zu einer Stabilisierung der Bevölkerungs- zahl in Olbernhau. Dies ist nicht zuletzt auf den vermehrten Zuzug in die Stadt zurück- zuführen. Bei vielen dieser Zugezogenen handelt es sich um Flüchtlinge. Ob diese Entwicklung der Bevölkerungszahl auch in den kommenden Jahren so bleibt ist aktu- ell noch nicht abzusehen. Abbildung 2 Bevölkerungskurve Olbernhau und Ortsteile 1834-2015 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Olbernhau Pfaffroda Quelle: Digitales historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (http://hov.isgv.de/Olbernhau, 27.07.2011), Werte seit 1990: Statistisches Landesamt Sachsen Der in der Abbildung 3 erkennbare Rückgang des Anteils der Frauen in der Alters- gruppe von 15 bis 40 Jahren (im gebärfähigen Alter) von etwa 58,0 %, verdeutlicht eine Ursache für den Bevölkerungsrückgang seit der Wiedervereinigung. Andere Gründe, die im Weiteren näher erläutert werden, sind das höhere Alter der Erstgebä- renden (das die sich wandelnden Einstellungen gegenüber Kindern und Familie wi- derspiegelt), der konstant hohe Sterbeüberschuss von etwa 80 bis 100 Personen pro Jahr und die vermehrten Fortzüge, vor allem in den Jahren 1990/1991 und ab dem Jahr 1999. ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 22
STADT OLBERNHAU SEKo-SU „STADTZENTRUM“ 3 Demografische Entwicklung ______________________________________________________________________________________________ Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung seit 1990 zeigt folgendes Bild: Abbildung 3 Einwohnerentwicklung seit 1990 Einwohnerzahl Frauen (15 bis 40 Jahre) 20.000 4.000 16.394 15.718 15.118 17.500 3.500 13.938 13.734 13.495 13.311 12.962 12.741 12.228 12.087 11.848 15.000 3.000 11.704 11.679 11.320 11.156 3.015 2.970 2.896 12.500 2.500 2.425 10.000 2.000 2.312 2.157 2.039 1.886 7.500 1.500 1.770 1.581 1.507 1.418 1.374 1.368 5.000 1.000 1.266 1.236 2.500 500 0 0 2008 2010 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2009 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Einwohnerzahl Olbernhau Frauen (15 bis 40 Jahre) Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen Diesem Umstand versucht die Stadt Olbernhau mit dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen entgegenzuwirken. Seit 2007 konnte der Pendlersaldo positiv be- einflusst werden. Immer mehr Menschen wohnen und arbeiten auch in Olbernhau. Während 2007 noch rund 230 mehr Sozialversicherungspflichtige am Arbeitsort regis- triert waren als Sozialversicherungspflichtige am Wohnort, beträgt die Differenz 2015 nur noch 30 Personen. Die Stadt Olbernhau ist also immer weniger ein Auspendlerort. Zudem erhöht sich seit 2009 die Anzahl der Sozialversicherungspflichtigen in der Stadt, was für eine positive Wirtschaft in der Stadt spricht. Mit der Eingemeindung Pfaffrodas erhöhte sich der Pendleranteil wiederum geringfügig. Dies zeigt erste Auswirkungen der Bemühungen. Generell ist aber davon auszuge- hen, dass der demografische Trend weiter anhält und die Anzahl der Bevölkerungs- schicht im erwerbsfähigen Alter abnimmt. Die Bevölkerungsentwicklung im regionalen Vergleich (Abbildung 4) zeigt, dass der Bevölkerungsrückgang zwar dem allgemeinen Trend folgt, sich aber etwa seit der Jahrtausendwende stärker vollzieht als im Freistaat Sachsen und seit 2010 auch stär- ker als im Erzgebirgskreis. Während der Verlust im Freistaat und im Landkreis in der Relation von 1990 bis 2016 nur 14,5 % bzw. 24,7 % beträgt, liegt er in der Stadt Olbern- hau bei 31,0 % der Einwohnerzahl. Mit diesem Wert liegt die Stadt durchaus im Durch- schnitt vergleichbarer Städte im Erzgebirgsraum (vgl. Marienberg -23,5 %, Zschopau -34,5 %, Flöha -27,0 %, Altenberg -28,5 %, Pockau-Lengefeld -23,4 %). ______________________________________________________________________________________________ Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mbH Stand Januar 2019 23
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