Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum

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Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum
Sächsischer
             Volkshochschulverband

Kristina Barczik

Stärkung der digitalen Medienkompetenz
bei Älteren im ländlichen Raum
Qualifizierung von Technikbotschaftern und Anwendung der Peer- to-Peer Didaktik
Bericht zum Projekt „Gemeinsam in die digitale Welt“ an der Volkshochschule Zwickau
Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum
Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum
Kristina Barczik

Stärkung der digitalen Medienkompetenz
bei Älteren im ländlichen Raum
Qualifizierung von Technikbotschaftern und Anwendung der Peer-to-Peer Didaktik
Bericht zum Projekt „Gemeinsam in die digitale Welt“ an der vhs Zwickau

Edition Vhs Aktuell
                                                                      Sächsischer
Beiträge zur Weiterbildung                                            Volkshochschulverband
Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum
Edition Vhs Aktuell – Beiträge zur Weiterbildung

Heft 1: Klaus Ahlheim: Die Idee der Volkshochschule und die politische Gegenwart.
Chemnitz 2015
Heft 2: Susanne Sachse: Facebook - Ein Marketingkanal für Volkshochschulen?
Eine Erfolgsanalyse der Aktivitäten sächsischer Volkshochschulen auf Facebook.
Chemnitz 2016
Heft 3: Hans-Werner Schneider: „Wie alles begann…“. Die Anfänge des Sächsi-
schen Volkshochschulverbandes. Chemnitz 2016
Heft 4: Klaus-Peter Hufer: Stand und aktuelle Perspektiven der politischen
Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen. Chemnitz 2016
Heft 5: Holger Müller: Online-Marketing der Volkshochschulen in Sachsen. Bedarfe,
Erfahrungen, Potentiale, Perspektiven. Chemnitz 2017
Heft 6: Marion Annett Lehnert: Prävention und Gesundheitsförderung
in der Volkshochschule. Die Bedeutung Sächsischer Volkshochschulen im
gesundheitlichen Präventionskontext zur Unterstützung einer kommunalen
Präventionsstrategie. Chemnitz 2017
Heft 7: Stephan Beetz, Pauline Bender, Friederike Haubold: Erwachsenenbildung
im ländlichen Raum. Ergebnisse der qualitativen Studie „Weiterbildungsbedarf in
ländlichen Regionen im Freistaat Sachsen“. Chemnitz 2018
Heft 8: Franziska Aegerter, Katrin Borsdorf, Elke Lindner, Pia Rohr: Inklusive
Weiterbildungsangebote an sächsischen Volkshochschulen. Evaluation und
Handlungsempfehlungen. Chemnitz 2018
Heft 9: Jana Riedel, Sylvia Schulze-Achatz, Matthias Weber: Impulse für das
selbstgesteuerte Lernen in Weiterbildungsinstitutionen. Chemnitz 2018
Heft 10: Klaus-Peter Hufer: Politische Bildung in schwierigen Zeiten. Chemnitz 2018
Heft 11: Ullrich Klemm, Tobias Lemke, Anja Mede-Schelenz: 100 Jahre Volkshoch-
schule Sachsen. Chemnitz 2019
Heft 12: Marion Seifert: Von Bürgern für Bürger. 100 Jahre Volkshochschule Görlitz
1918 – 2018. Chemnitz 2019
Heft 13: Julia Henschler: Onlinegestützte Angebote an Volkshochschu-
len. Leitfaden zur Konzeption und zum Umgang mit onlinegestützten Kursen.
Chemnitz 2019
Heft 14: Kristina Barczik: Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im
ländlichen Raum. Qualifizierung von Technikbotschaftern und Anwendung der Peer-
to-Peer Didaktik. Chemnitz 2020

Impressum
© Sächsischer Volkshochschulverband e.V., Chemnitz 2020
Alle Rechte vorbehalten. Dieser Text oder Teile daraus dürfen nicht ohne die schriftliche
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V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Ulrich Klemm, Geschäftsführer
Redaktion, Satz, Layout: Susanne Sachse, SVV
Titelfoto: © Fotolia/Ingo Bartussek (stock.adobe.com)

Edition Vhs Aktuell – Beiträge zur Weiterbildung
Schriftenreihe des Sächsischen Volkshochschulverbandes
Herausgegeben vom Sächsischen Volkshochschulverband e.V.
Dr. Ralph Egler, Vorsitzender
Prof. Dr. Ulrich Klemm, Geschäftsführer
Bergstraße 61 | 09113 Chemnitz | www.vhs-sachsen.de | info@vhs-sachsen.de
Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum
Inhaltsverzeichnis

Vorwort .................................................................................................................................. 7

1     Einleitung ....................................................................................................................... 8

2     Peer-Lernen als Lösungsansatz ....................................................................................10

3     Projektbeschreibung ......................................................................................................12

4     Überblick über das Nutzungsverhalten ..........................................................................17

5     Bewertung des Technikbotschafterkonzeptes und Peer-Lernens ..................................22

    5.1      Charakteristika der Kursteilnehmenden ..................................................................23

      Demografische Angaben ...............................................................................................23

      Technikausstattung und Vorerfahrungen .......................................................................24

    5.2      Veränderung der technikrelevanten Faktoren .........................................................26

      Nutzungshäufigkeit ........................................................................................................26

      Bedienfähigkeiten und Selbstwirksamkeit ......................................................................27

      Bedienängste und Sicherheitsbedenken .......................................................................28

    5.3      Evaluationsergebnisse ...........................................................................................30

      Perspektive der Teilnehmenden ....................................................................................30

      Perspektive der Technikbotschafter (Multiplikatoren) ....................................................33

      Perspektive des Kooperationspartners (VHS Zwickau)..................................................35

6     Zusammenfassung und Ausblick ...................................................................................36

7     Anlagen .........................................................................................................................39

8     Glossar..........................................................................................................................45

9     Verzeichnisse ................................................................................................................48

    9.1      Tabellenverzeichnis................................................................................................48

    9.2      Abbildungsverzeichnis ............................................................................................48

    9.3      Literaturverzeichnis ................................................................................................49

                                                                     5
Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei Älteren im ländlichen Raum
6
Vorwort

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
digitale Medienkompetenz ist seit geraumer Zeit zu einer neuen zentralen Herausforderung für
die Erwachsenenbildung bzw. vhs-Arbeit geworden und wird zunehmend als Bestandteil einer
Grundbildung diskutiert.
Die Frage lautet aktuell, welche kollektiven Bedarfe und individuellen Bedürfnisse entstehen
in einer digitalen Gesellschaft mit einem homo digitalis als Bürger?
In der Bildungsarbeit geht es dabei heute jedoch nicht mehr um die Frage, ob wir digitale
Technik nutzen oder nicht. Es geht vielmehr um die Frage, wie wir sie nutzen.
Hierzu haben die Volkshochschule Zwickau und das Medienzentrum der TU Dresden in enger
Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik im Zeitraum von Mai 2017 bis
Februar 2019 ein bemerkenswertes Projekt zur Stärkung der digitalen Medienkompetenz bei
älteren Menschen im ländlichen Raum durchgeführt. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln
der Förderrichtlinie Demografie durch die Sächsische Staatskanzlei. Das Projekt verbindet
neue Zielgruppen (älter Menschen) mit neuen Themen/Inhalte (digitale Kompetenzen) und
neuen didaktischen Formaten (Peer-to-Peer) und bietet damit eine Architektur mit einem ho-
hen innovativen Potential.
Der didaktische Peer-to-Peer-Ansatz mit dem in diesem Projekt sogenannte „Technikbotschaf-
ter“ ausgebildet wurden, eignet sich sehr gut, um Wissen in ein spezifisches Umfeld hineintra-
gen zu können. Dieser Ansatz wurde genutzt, um digital Medienkompetenz „vor Ort“ im Land-
kreis Zwickau zu entwickeln.
Hierzu wurden zehn Personen als Technikbotschafter geschult, die im Anschluss daran in
fünfzehn Kursen insgesamt 102 Teilnehmende erreichten. Im Zentrum der Vermittlung steht
die Kompetenzentwicklung und -stärkung bei der Bedienung von Smartphones und Tablet-
PCs von Menschen in der Nacherwerbsphase im ländlichen Raum.
Im Vorfeld des Modellprojekts wurde eine quantitative Bedarfsanalyse mit einem Fragebogen
durchgeführt, an der 74 ältere Menschen im Landkreis Zwickau teilnahmen. Die Ergebnisse
dieser Befragung flossen in das Ausbildungscurriculum für die Technikbotschafter und in das
Fortbildungsformat für die Endverbraucher ein.
Das Herausragende an diesem Projekt liegt in der Verbindung von Zielgruppe, Sozialraumori-
entierung und didaktischem Ansatz. Hier haben Dr. Kristina Barczik als Projektleiterin an der
TU Dresden und Patrick Schulze als Leiter der vhs Zwickau einen Bildungsweg für Volkshoch-
schulen und andere Einrichtungen der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum aufgezeigt,
der innovative Didaktik mit neuen Themen und sozialräumlichen Herausforderungen kombi-
niert.
Herzlichen Dank für diesen zukunftsweisenden Blick an Frau Dr. Kristina Barczik und Herrn
Patrick Schulze!

Prof. Dr. Ulrich Klemm
Geschäftsführer des Sächsischen Volkshochschulverbandes e.V.
Chemnitz im Februar 2020

                                              7
1 Einleitung

Die Etablierung von Smartphones und Tablet PCs (sog. digitale Medien) erweist sich als tech-
nische Revolution. Moura und Carvalho 2010 meinen, dass niemals zuvor in der Geschichte
der Technik eine Technologie eine so rasante Verbreitung erfahren hat, wie es mit Smartpho-
nes und Tablet PCs erlebt wurde. 2018 belief sich die Anzahl der Smartphone-Nutzer in
Deutschland auf 57 Millionen und dies bei prognostizierten Zuwachsraten (Bitkom e.V. 2018).
Jedoch trügt diese vermeintlich breite, gesellschaftliche Akzeptanz. Zwar bewegt sich die Ab-
deckung mit Smartphones in der Altersgruppe der 14- bis 49jährigen bei über 95 Prozent (Bit-
kom e.V. 2018), aber lediglich 41 Prozent der Personen ab 65 Jahren nutzen ein Smartphone1
(Lutter et al. 2017). Dabei nimmt das Nutzungsverhalten mit zunehmenden Alter ab (Barczik
2019). Diese altersbedingte Digital Divide ist umso erstaunlicher, da digitale Medien speziell
für ältere Erwachsene Möglichkeiten zur Alltagserleichterung bieten (Mori und Harada 2010,
Leung et al. 2012, Thimm 2013). Smartphones und Tablet-PCs ermöglichen ortsunabhängige
Interaktionsmöglichkeiten (Feist und McDougall 2013). Demnach befördern sie nicht nur die
soziale Teilhabe, sondern können den Alter(n)sprozess gelingend unterstützen (Feist und
McDougall 2013). Dies verdeutlicht sich an Lösungen wie z.B. Mobile Healthcare oder Ambient
Assistent Living Systemen.

Es stellt sich also die Frage, wodurch diese altersbedingte Digital Divide verursacht wird? Hier
liefern Forschungsergebnisse erste Antworten. Eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann
Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass älteren Erwachsenen ausreichend Informationen feh-
len. Ferner zeichnet sich bei dieser Studie ab, dass gleichfalls Unsicherheiten, was die Kennt-
nisse und damit den Umgang mit digitalen Medien betrifft, gegeben sind. (Stubbe et al. 2019)
Eine weitere empirische Umfrage bei Personen im Ruhestand (n = 203) bekräftigt diese Er-
gebnisse. Gemäß dieser zählen u.a. Bedienängste und Fähigkeiten zur Gerätebedienung (i.S.
der Selbstwirksamkeit) mit zu den wesentlichen Einflussfaktoren auf die Akzeptanz digitaler
Medien im Alter (Barczik 2019).

Für die Erwachsenenbildung leitet sich folglich der Handlungsbedarf ab, hier entsprechende
Unterstützungsangebote bereitzustellen, um die digitalen Kompetenzen bei älteren Erwachse-
nen zu stärken. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Die Forderung, Computerkompetenz und
Medienkompetenz bei Älteren zu stärken, wird seit geraumer Zeit auf politischer Ebene2
akzentuiert. (Europäisches Parlament und Europäischer Rat 2006, Deutscher Bundestag
2010, Forschungsagenda der Bundesregierung „Das Alter hat Zukunft“ 2013 etc.). Die
Volkshochschulen sind dieser Forderung nach gekommen und haben im Zeitverlauf Kurse, die

1
 Werden beide Gerätetypen (Smartphone und Tablet-PCs) betrachtet, erhöht sich dieser Wert leicht und beträgt 47 Prozent für Personen im Ru-
hestand (Barczik 2019).
2 s. u.a. Deutscher Bundestag 2010, Forschungsagenda der Bundesregierung „Das Alter hat Zukunft“ u.a. von 2013.

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Ältere bei der Bedienung digitaler Medien unterstützen, als formale Angebote etabliert.
Dennoch ergeben sich zwei wesentliche Restriktionen.

Eine Restriktion liegt in der Ortsgebundenheit der Angebote (i.S. des Standortes) auf Seiten
der institutionellen Anbieter. Eckert 2000 (in: Baumgartner et al. 2013, S. 118) kommt deshalb
zu dem Schluss, dass es im ländlichen Raum an Angeboten, um entsprechende
Nutzungskompetenzen zu erwerben, fehlt. Diese Erkenntnis lässt sich mit Studien, welche
Weiterbildungsbarrieren herausarbeiten, stützen. So sprechen Gipp et al. 2014 von Mobilitäts-
barrieren, die im ländlichen Raum aufgrund der unzureichenden Bedingungen des öffentlichen
Personennahverkehrs verstärkt sind (Pelizäus-Hoffmeister 2013). Die Bereitschaft wiederum
in den nächstgelegenen Kursort zu fahren ist entfernungsabhängig und ein Grund, weshalb
Personen zwischen 55 bis 64 Jahren keiner Weiterbildungsaktivität nachgehen (Stock und
Bilger 2013). Diese strukturelle Barriere scheint brisant für Wohnorte mit einer geringen Ein-
wohnerzahl. Gemäß Schulenberg 1979 fällt in Kleinstädten das Bildungsangebot niedriger
aus. Dieses pädagogisches Stadt-Land-Gefälle, welches mehrfach von Herrn Prof. Klemm
akzentuiert wurde (Klemm und Seitz 1989, Klemm 1996, Klemm 1997, Klemm 2012, Klemm
und Weber 2014, etc.) stellt die ländlichen Volkshochschulen (, auch bedingt durch die finan-
zielle Restriktion einer Mindestteilnehmerzahl) vor eine besondere Herausforderung. Als Folge
können Inhalte zur digitalen Medienkompetenz nicht flächendeckend und an jedem VHS-
Standort bedarfsgerecht angeboten werden.

Die zweite Restriktion ist in einer zielgruppenadäquaten Gestaltung von Bildungsformaten für
die Klientel der älteren Erwachsenen zu sehen. Dies hängt damit zusammen, dass die nach-
berufliche Altenbildung entgegen der Brisanz durch die demografische Entwicklung in
Deutschland ein relativ junges Forschungsgebiet darstellt. Leung et al. 2012 kommen im Hin-
blick auf digitale Medien zu der Erkenntnis, dass es wissenschaftlich eine hohe Unkenntnis
darüber gibt, wie ältere Erwachsene den Umgang mit diesen erlernen und ob diese Lernme-
thoden angesichts der Gerätekomplexität überhaupt effektiv genug sind. Deutliche Unter-
schiede bestehen zu jüngeren Kohorten und werden u.a. durch fehlende Computervorerfah-
rungen und unterschiedliche soziale Netzwerke geprägt (Leung et al. 2012). Entgegen dieses
Forschungsdefizits muss betont werden, dass das Interesse für Weiterbildung nicht automa-
tisch mit dem Berufsaustritt endet (Schmidt 2009). Ganz im Gegenteil werden „Bildungspro-
zesse bis ins hohe Alter“ (Strobel et al. 2011, 06-3) für immer mehr Personen bedeutsam.
Diese Aussagen lassen sich aufgrund des unzureichenden Bildungsmonitorings für den Frei-
staat Sachsen ganzheitlich nicht bekräftigen. Wohl zeigt sich aber aus Sicht der sächsischen
Volkshochschulen, dass sich die Bildungsbeteiligung älterer Erwachsener erhöht hat.

                                              9
Aus den vorangegangenen Ausführungen leitet sich unweigerlich die Fragestellung ab, wie
zielgruppenadäquate Angebote zur Beförderung digitaler Fähigkeiten bei älteren Erwachse-
nen im ländlichen Raum gestaltet sein müssen. Antworten hierfür werden im nächsten Kapitel
skizziert und insbesondere vor dem Hintergrund einer Peer-to-Peer-Didaktik diskutiert.

2      Peer-Lernen als Lösungsansatz

Zur Wahrung eines lebenslangen Lernprozesses bedarf es der Sicherstellung eines gleichbe-
rechtigten und ungehinderten Zugangs zu vielfältigen und hochwertigen Lernerfahrungen für
Personen in der Nacherwerbsphase (Friesenbichler 2011). Doh 2012 tritt dafür ein, auf kom-
munaler Ebene niederschwellige Lern- und Zugangsmöglichkeiten sowie nachhaltige Kon-
zepte zu schaffen. Kolland und Amann 2013 schlagen vor, Lernangebote, welche in kleinen
Gemeinden im Nah-Raum oder im eigenen Haus realisiert werden, zu etablieren. Baumgartner
et al. 2013 und Kimpeler et al. 2007 sehen dies ähnlich. Ältere sind gegenüber früheren Le-
bensabschnitten weniger mobil, weshalb zukünftig in ländlichen Regionen mediale Bildungs-
angebote, gegenüber stationären, einen Bedeutungszuwachs erfahren könnten (Kimpeler et
al. 2007). Demnach bedarf es Wissensformaten, die nicht ausschließlich institutionalisiert statt-
finden, sondern selbstgesteuerte Lernprozesse ermöglichen und den Austausch zwischen den
Teilnehmern fördern (Deutscher Bundestag 2010, 2010).

Ebenfalls bedarf es zielgruppenorientierten Bildungsangeboten für Ältere (Sächsischer Land-
tag 2007). Doch wie können diese im Hinblick auf den Kompetenzerwerb mit digitalen Medien
aussehen? Eine Untersuchung von 2016, bei welcher fünf explorative qualitative Expertenin-
terviews mit Lehrenden, die Smartphone- und Tablet-Kurse an sächsischen Volkshochschulen
anbieten, durchgeführt wurden (Barczik 2018) bekräftigt zunächst einen hohen Bedarf für die
Wissensvermittlung, was den Umgang mit Smartphones- und Tablet-PCs betrifft. Trotzdem
erste Impulse zur Auseinandersetzung mit diesen Geräten verbal durch die Kinder oder En-
kelkinder oder auch in Form von Geschenken oder Überlassung von älteren Geräten im fami-
liären Umfeld erzeugt werden, erweisen sich die anschließenden informellen Bildungspro-
zesse in der Familie als unzureichend. Die Experten reflektieren hier, dass die Erklärungen
zum Geräteumgang durch Kinder bzw. Enkelkinder für die älteren Kursteilnehmenden zu
schnell erfolgen und sich die Älteren eine langsame, schrittweise Einführung in die Funktionen
der Geräte wünschen.

Zudem kristallisierte sich in dieser Studie heraus, dass sich die ältere Generation einen dau-
erhaften Ansprechpartner wünscht, der eine persönliche, direkte Betreuung ermöglicht und als

                                               10
Vertrauensperson agiert. Die Begegnung mit der Lehrperson soll auf „Augenhöhe“ stattfinden.
Dies korrespondiert mit dem Wunsch beim Aneignungsprozess unter sich zu bleiben, und ge-
meinschaftlich in altershomogenen Gruppen zu lernen. Laut den Experten können auf diese
Weise Berührungsängste gegenüber der neuen Technik abgebaut, von einem ähnlichen Lern-
tempo und gegenseitigen Nutzungserfahrungen, profitiert werden. (Barczik 2018) Vor diesem
Hintergrund erweist sich die Hinwendung zu dem Peer-to-Peer-Ansatz als geeignet.

Der Begriff „Peer-to-Peer“ ist auf den aus der Pädagogik und Entwicklungspsychologie stam-
menden Begriff der „Peergroup“ abgeleitet. Damit werden ursächlich im Zuge der Sozialisation
Jugendgruppen, die nicht institutionell, sondern informell miteinander verbunden sind, be-
zeichnet3. Wird der Begriff in den pädagogischen Kontext gesetzt, ist von „Peer-Education“ die
Rede. Der gezielte Einsatz von gleichaltrigen Personen wird hier als pädagogisches Instru-
ment4 genutzt, wobei sog. Educators bzw. Multiplikatoren zum Einsatz kommen. (Neumann-
Braun und Kleinschnittger 2012, S. 9; Nörber 2010, S. 75). Anwendung findet der Ansatz
gleichfalls in der Personalentwicklung (Bezeichnung als Multiplikatorenansatz oder Train-the-
Trainer-Konzept). Auch hier werden Personen zu Multiplikatoren (Experten) qualifiziert und
geben ihr Wissen an andere Mitarbeiter weitergeben.

Bezogen auf die Altenbildung erweist sich das zentrale Merkmal der Altershomogenität
(Neumann-Braun und Kleinschnittger 2012) als nützlich. Denn dieses deckt sich mit dem
Wunsch älterer Erwachsener beim Erlernen der Bedienung digitaler Medien „unter sich zu
bleiben“. Die Homogenität bezieht sich dabei nicht nur Gleichaltrigkeit, sondern inkludiert
ebenfalls eine Gruppe von Gleichgestellten, die freiwillig in informellen Kontexten selbstzweck-
bezogen zusammenkommen (Scheer 2010). Transferiert man diesen Gedanken auf den Be-
darf sich digitale Medienkompetenz anzueignen und vor dem Hintergrund der Technikbiografie
älterer Personen, erscheint das Kriterium der Gleichstellung erfüllt. Da bei diesem Ansatz ein
intergeneratives Lernformat im Vordergrund steht, erscheint der Ansatz geeignet.

Überdies ist in der Praxis vermehrt eine Verknüpfung zwischen den Diskurssträngen des
„Peer-Lernens“ und der „Medienkompetenzförderung“ zu beobachten (Heinen et al. 2014).
Denn Peer-Systeme bieten „die Chance für kollektive Lernprozesse“ (Scheer 2010, 83f.), weil
sie förderlich für die Kompetenzreifung, sowohl auf sozialer, als auch fachlich-sachlicher
Ebene sind. Harring et al. 2010 akzentuiert die Beförderung der Medienkompetenz in Peer
Groups besonders. Der Medienkompetenzerwerb kann somit informell innerhalb des Selbst-

3 Scheer 2010 spricht von der „die Entstehung informeller Gleichaltrigengruppen als Formen der Selbstvergesell-
schaftung Heranwachsender“ (S. 73).
4 Auch hier liegt der Ursprung bei der Zielgruppe der Jugendlichen, die im Setting Schule oder Jugendarbeit als

Educators bzw. Multiplikatoren auftreten.

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sozialisierungsprozesses in der Peer-Group oder durch eine gezielte Vermittlung medienpä-
dagogischen Handelns in formalen und non-formalen Bildungssettings stattfinden (Neumann-
Braun und Kleinschnittger 2012, S. 21). Informelles Lerndesign eigenen sich für Erwachsene
besonders gut (Armutat 2012, S. 16) und diese besitzen insbesondere bei Älteren eine größere
Bedeutung als formelle Lernprozesse (Kimpeler et al. 2007, S. 9; Schmid und Kailer 2008, S.
158). Gleichfalls wird über ein solches Format ein niederschwelliger Zugang zu Wissen über
Smartphones und Tablet-PCs ermöglicht und durch die Arbeit mit Multiplikatoren die Bereit-
stellung eines flächendeckenden Bildungsangebots im ländlichen Raum gefördert. Auch
wurde der Erfolg bereits in der bundesweiten Initiative der Senioren-Technik-Botschafter be-
stätigt (Doh et al. 2016; Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2013) für städ-
tische Wohnlagen nachgewiesen.

Deshalb wird sich auf den Peer-to-Peer-Ansatz fokussiert, wobei dessen Anwendbarkeit für
ländliche Räume erprobt werden soll. Im Folgenden wird zum einen dargelegt, wie dessen
Realisierung innerhalb der erwachsenenpädagogischen Praxis erfolgen kann. Dies geschieht
durch die Vorstellung des Projekts „Gemeinsam in die digitale Welt“ mit dem Kooperations-
und Erprobungspartner der VHS Zwickau. Zum anderen wird anhand der Ergebnisse einer
quantitativen Untersuchung (n = 85) aufgezeigt, wie sich die digitale Medienkompetenz und
technikrelevante Faktoren durch ein solches Weiterbildungsformat verändern können. Ab-
schließend wird aus mehreren Perspektiven (Teilnehmende, Multiplikatoren, Weiterbildungs-
akteur) der Peer-to-Peer Ansatz beurteilt.

3       Projektbeschreibung

Das Projekt5 „Gemeinsam in die digitale Welt“ wurde von dem Medienzentrum der Techni-
schen Universität Dresden (TUD) geleitet und in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für
Wirtschaftspädagogik und der Volkshochschule Zwickau von Mai 2017 bis Februar 2019
durchgeführt. Es verfolgte die Zielsetzung, die digitale Medienkompetenz bei Personen in der
Nacherwerbsphase zu erhöhen. Ältere Personen sollten an Vertrauen und an Sicherheit bei
der Bedienung von Smartphones und Tablet-PCs (sog. digitalen Medien) gewinnen. Dies
wurde im Rahmen der Entwicklung und Etablierung eines innovativen Weiterbildungsformates

5 Die Zuwendung erfolgt nach der Förderrichtlinie Demografie (https://www.demografie.sachsen.de) durch die
Sächsische Staatskanzlei. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abge-
ordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.

                                                     12
im Landkreis Zwickau realisiert. Die Durchführung umfasste mehrere Teilschritte (Arbeitspa-
kete).

In einem ersten Schritt wurde eine umfangreiche Fragebogenstudie zur Bedarfsanalyse ein-
gesetzt. Adressiert wurden hier ältere Personen, die im ländlichen Raum des Landkreises
Zwickau ansässig sind, mit dem Ziel herauszufinden, wie sich der Verbreitungsgrad digitaler
Medien gestaltet, welche technischen Herausforderungen beim Geräteumgang bestehen und
welche Hilfestellungen benötigt werden. Für die Verteilung der Fragebögen wurde auf unter-
schiedlichste Rekrutierungswege6 zurückgegriffen. Insgesamt7 ergab sich bis Ende April 2018
eine Nettorücklaufquote von 23.7 Prozent (n = 74) (s. Punkt 4).

Parallel hierzu wurden im zweiten Arbeitspaket technikaffine Ältere, die bereits Erfahrungen
im Umgang mit digitalen Medien besitzen und motiviert waren, ehrenamtlich tätig zu werden,
als Multiplikatoren akquiriert und ausgebildet. Diese wurden als Technikbotschafter benannt.
Die Akquise wurde durch die VHS Zwickau sowie regionale Medien als auch Stadt- und Ge-
meinderäte und durch die Projektpartner der TUD mit einer Informationsveranstaltung am
27.11.2017 unterstützt. Insgesamt fanden sich bis Ende Januar 2018 25 interessierte Perso-
nen.

Tatsächlich konnten im Zeitraum von Mitte März bis Mai 2018 an der VHS Zwickau in einem
formalen Kurs 10 ältere Personen als Technikbotschafter ausgebildet werden. Inhaltlich wur-
den sowohl fachliche Grundlagen zum Umgang mit Smartphones und Tablet-PCs in 24 Unter-
richtseinheiten (UE)8 als auch in 7 Unterrichtseinheiten Grundlagenwissen zur Durchführung
von Seminaren in Kleingruppen vermittelt. Das nachstehende Curriculum bietet einen Über-
blick über den Ablauf (s. Tabelle 1: Curriculum).

6 Die Fragebögen wurden über die Volkshochschule Zwickau, Gemeinden, sowie Arzt-, Zahnarztpraxen, einen
Pflegedienst und einen Schönheitssalon ab Ende November 2017 verteilt.
7 Von Ende November 2017 bis Ende April 2018 waren von den 312 ausgegebenen Fragebögen, 126 rückläufig

(Bruttorücklaufquote). Diese musste jedoch um Fälle, bei welchen die Personen berufstätig waren oder in der Stadt
lebten bereinigt werden.
8 eine Unterrichtseinheit entspricht 45 Minuten.

                                                      13
Tabelle 1: Curriculum

 Datum        UE     Zeit        Thema                        Seminarinhalte

                                                              Grundlagen zu Smartphones und Tablet-
                     15.45 -                                  PCs
 13.03.2018   3.5                Fachbezogener Teil
                     18.20 Uhr                                Erste Schritte mit dem Smartphone und
                                                              Tablet-PC

                                                              Erforderliche Grundeinstellungen und Per-
                     15.45 -                                  sonalisierung
 20.03.2018   3.5                Fachbezogener Teil
                     18.20 Uhr
                                                              Wissenswertes zu Updates

                                                              Kommunikation mit dem Smartphone / Tab-
                     15.45 -
 27.03.2018   3.5                Fachbezogener Teil           let-PC (Kontakte anlegen, verwalten, Tele-
                     18.20 Uhr
                                                              fonieren, etc.)

                                                              Apps suchen, installieren und desinstallie-
                     15.45 -                                  ren
 03.04.2018   3.5                Fachbezogener Teil
                     18.20 Uhr
                                                              Nützliche Apps

                     16.45 -                                  Was man noch alles mit dem Smartphone
 10.04.2018   3.5                Fachbezogener Teil
                     19.20 Uhr                                tun kann

                     15.45 -     Methodik- Didaktik Schu-     Seminarvorbereitung, das didaktische
 17.04.2018   3.5
                     18.20 Uhr   lung                         Sechseck

                     15.45 -     Methodik- Didaktik Schu-
 24.04.2018   3.5                                             Seminardurchführung und -nachbereitung
                     18.15 Uhr   lung

                     15.45 -
 08.05.2018   1.75               Fachbezogener Teil           Datenschutz und Sicherheit im Internet
                     18.10 Uhr

                     15.45 -
 15.05.2018   1.75               Fachbezogener Teil           Wiederholung / Zeit für offene Fragen
                     18.10 Uhr

Durch einen Fachdozenten der VHS Zwickau wurden wesentliche Grundlagen zum Umgang
mit digitalen Medien vermittelt. Dies geschah in Anlehnung an eigenes entwickelte Handbü-
cher, welche vom Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik in Form von Klick-Anleitungen zu den
zwei meist verwendeten Betriebssystemen (IOS und Android) entwickelt und den Botschaftern
unterstützend als eigene Lernunterlagen, aber gleichfalls für die Nutzung in Kursen zur Verfü-
gung gestellt wurden (s. Anlage 1: Auszüge aus dem Handbuch „Fachbezogener Teil – Grund-
lagen zur Bedienung von Smartphones und Tablets“). Weiterhin wurden Inhalte zu pädago-
gisch-didaktischen Fragen von einer Dozentin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik ver-
mittelt und hier auf die methodisch-didaktische Vorgehensweise bei Seminaren, die Lernziel-
formulierung und Übungen zur Lerntransfersicherung eingegangen. Auch diese Inhalte wurde
in dem Handbuch hinterlegt (s. Anlage 2: Auszüge aus dem Handbuch „Methodisch-didakti-
scher Teil – Planung und Durchführung eines Seminars“). Nach Abschluss der Ausbildung
erhielten die Botschafter ein Zertifikat als Qualifikationsnachweis und Bestätigung für die Teil-
nahme an dem Technikbotschafterkurs (s. Abbildung 1).

                                                14
Abbildung 1: Zertifikat für die Technikbotschafter

In der Rolle als geschulte Trainer waren letztlich 9 von 10 ausgebildeten Botschaftern bereit,
interessierten Älteren in ihren Gemeinden als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und
Kurse durchzuführen. Dies war Gegenstand des dritten Arbeitspakets: Geplant war im Land-
kreis Zwickau sechs bis acht Schulungsangebote im Umfang von 4 x 2 UE durch die ausge-
bildeten Technikbotschafter bereitzustellen. Die Technikbotschafter sollten die älteren Teilneh-
menden im Umgang mit den digitalen Geräten schulen und aufzeigen, wie die Geräte alltags-
relevant einzusetzen sind.

Der Zugang zu den Kursorten wurde über die bestehende Infrastruktur der VHS Zwickau er-
möglicht und gestaltet sich in sehr wenigen Ausnahmefällen unproblematisch. Die Bekannt-
gabe der angebotenen Kurse erfolgte im Rahmen der Fragebogenstudie9, des VHS-Kurshef-
tes, mitunter auch über die Gemeinden, Vereine, wenn nicht sogar über die Botschafter in

9   Neben dem Fragebogen war in einem separaten vorfrankierten Umschlag ein Anmeldeformular mit hinterlegt.

                                                      15
Eigenregie. Bedingt durch die Nachfrage und das hohe Engagement von einigen Botschaftern
konnte die Anzahl der Kurse als auch der zeitliche Umfang dieser immens erhöht werden. In
Summe fanden im Projektzeitraum, von Mai 2018 bis Februar 2019 15 Schulungen mit 102
Teilnehmenden statt10. Geplant war zudem in einem vierten Arbeitspaket, dass diese Kurse
im Rahmen von durch die Lerngruppen selbstorganisierten Stammtisch-Treffen fortgeführt
werden und Stammtische für den langfristigen Austausch etabliert werden. Dies konnte in zwei
Gemeinden im Landkreis Zwickau realisiert werden.

Das Projekt wurde über die gesamte Dauer wissenschaftlich begleitet und dokumentiert. Zu-
nächst wurde vom November 2017 bis April 2018 im Landkreis Zwickau eine schriftliche Fra-
gebogenstudie durchgeführt. Diese diente dazu die aktuelle Nutzung von Smartphones und
Tablet-PCs zu erfassen. Überdies sollte ausgehend von der Selbsteinschätzung, d.h. wie
leicht oder schwierig die Gerätebedienung eingeschätzt wurde, der Bedarf für eine Weiterbil-
dung eruiert werden (s. Punkt 4). Neben dieser Bedarfsanalyse wurde in einer weiteren Studie
wissenschaftlich evaluiert, wie sich die Akzeptanz digitaler Medien der Teilnehmenden und
deren digitalen Medienkompetenz im Zeitverlauf der Kurse verändert haben. Hierfür wurde ein
papierbasierter Fragebogen genutzt. Dieser enthielt neben allgemeinen soziodemografischen
Fragen, Fragen zur Nutzungshäufigkeit, -dauer und dem Geräteerwerb von digitalen Medien,
sowie zu technikrelevanten Nutzungsfaktoren und zur digitalen Mediennutzung. Mit diesem
Fragebogen wurde an zwei Messzeitpunkten (vor dem Kurs und nach dem Kurs) gearbeitet.
Die Fragebögen wurden über die Botschafter persönlich verteilt und der Rücklauf organisiert
(s. Punkt 5).

Überdies war fortlaufend ein Austausch mit den Technikbotschaftern gegeben. Bei drei Bot-
schafter fanden Vor-Ort-Besuche statt, um Eindrücke von der Organisation, dem Ablauf und
den Teilnehmenden zu erhalten. Zudem waren allen Technikbotschafter aufgefordert, ihre Ein-
drücke nach den Kursen im Schriftverkehr zu übermitteln. Diese Informationen wurden in ei-
nem monatlichen Informationsbrief (Newsletter) subsummiert und an alle Botschafter per E-
Mail verteilt. Auf diese Weise war es jedem Technikbotschafter möglich einzusehen, was sich
bei der Wissensvermittlung zu digitalen Medien bewährt hat und wo Hürden bestanden. Im
Dezember fand ein Zusammentreffen mit allen Botschaftern statt, bei welchem als Gruppen-
diskussion mit einem vorherigen Beitrag zu dem Projekt gut funktionierende Punkte und mög-
liche Probleme offen ausgetauscht und diskutiert wurden.

10Ein Kurs wurde aufgrund fehlender Nachfrage und unzureichender Kommunikation zwischen dem Technikbot-
schafter und den Organisatoren nach zwei Terminen wiedereingestellt. Zählt man diesen mit dazu, wurden in
Summe 16 Kurse mit 105 Teilnehmenden realisiert.

                                                   16
4      Überblick über das Nutzungsverhalten

In diesem Abschnitt werden zunächst die Ergebnisse der ersten Fragebogenstudie (Bedarfs-
analyse) dargelegt. Insgesamt waren 126 von 331 verteilten Fragebögen im Landkreis
Zwickau rückläufig. Da für die Betrachtung lediglich die Probanden relevant waren, die in länd-
lichen Gegenden ansässig sind, fand eine Bereinigung des Datensatzes statt. In die Auswer-
tung konnten folglich 74 Fragebögen eingehen. Das Durchschnittsalter in der Stichprobe lag
zum Zeitpunkt der Auswertung bei 71 Jahren, bei einem recht ausgewogenen Verhältnis zwi-
schen männlichen und weiblichen Probanden (s. Tabelle 2). Die Mehrheit dieser wohnt in ei-
nem Zweipersonenhaushalt und ist in größeren Gemeinden (zwischen 2.000 und bis 5.000
Einwohnern) ansässig.

                             Tabelle 2: Zusammensetzung der Stichprobe (n = 74)

       Variable                                       Items                      n      M        SD
       Alter (Geburtsjahr)       M = 1947 (Min. 1927 bis Max. 1961)              73   1947.1    6.74
                                 männlich (1)                                    30
       Geschlecht
                                 weiblich (0)                                    44
                                 bis 100 Einwohner (Dorf. kleine Siedlung) (1)   0
                                 bis 500 EW (kleine Landgemeinde) (2)            7
       Wohnortgröße              bis 1.000 EW (mittlere Landgemeinde) (3)        8     4.16     0.97
                                 bis 2.000 EW (größere Landgemeinde) (4)         25
                                 bis 5.000 EW (ländliche Kleinstadt) (5)         34
       Wohnortbindung            43 Jahre (Min. 2 bis Max. 78)                   69   43.28     23.40
                                 1Personen (1)                                   18
                                 2Personen (2)                                   53
       Haushaltsgröße                                                                  1.80     0.50
                                 3Personen (3)                                   3
                                 über 3Personen (4)                              0
                                 keine (0)                                       8
                                 1 (1)                                           23
       Anzahl Kinder             2 (2)                                           34    1.59     0.86
                                 3 (3)                                           7
                                 Ü3 (4)                                          1
                                 kein Abschluss (0)                              2
                                 Volkshochschule / Hauptschule (9 Klassen) (1)   4
       Bildungsab-
                                 Realschule / mittlere Reife (2)                 30    2.72     1.05
       schluss                   Fachhochschule / Abitur (3)                     15
                                 Hochschulabschluss (4)                          23
                                 bis 500 (1)                                     1
                                 bis 1.000 (2)                                   3
       Haushaltsnetto-
                                 bis 1.500 (3)                                   16
       einkommen       (in                                                             4.12     1.09
                                 bis 2.000 (4)                                   27
       Euro)
                                 bis 3.000 (5)                                   18
                                 über 3.000 (6)                                  8
       Ruhestands-
                                 2008 (Min. 1990 bis Max. 2018)                  73   2008.3   7.46
       dauer (Jahre)
       Nutzung                   Nutzer (1)                              41
                                 Nichtnutzer (0)                         33
                 Anmerkung. EW = Einwohnerzahl; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

                                                           17
Was die Nutzung von digitalen Medien (Smartphones und Tablet-PCs) betrifft, ist in der Stich-
probe (n = 74) mit 55.4 Prozent ein höherer Anteil an älteren Nutzern gegeben. Bei diesen
handelt es sich um einen versierten Nutzerkreis. Denn das Smartphone wird nahezu täglich
verwendet (MW = 4.50, SD = .94) und selbst bei den Tablet-Nutzern zeichnet sich eine hohe
Nutzungsintensität ab. Die Mehrheit verwendet dieses täglich bis mehrmals in der Woche
(MW = 4.11, SD = .88)11. Mehr als die Hälfte der älteren Probanden setzt zudem digitale Me-
dien länger als zwei bis fünf Jahre ein.

Die Beweggründe für die Nutzung sind mehrheitlich sozial motiviert. So nutzen ältere Erwach-
sene das Smartphone oder den Tablet-PC für die Kontaktaufnahme und Kommunikation mit
der Familie und Freunden (MW = 3.25, SD = .87). Gleichfalls erleichtern die Geräte die Be-
schaffung von Informationen und den Zugang zu Wissen, weshalb auch kognitive Motive
(MW = 3.23, SD = .77) vorherrschend sind. Interessant ist zudem, dass die älteren Probanden
mit der Nutzung das Gefühl verbinden, den Anschluss an moderne Technik nicht zu verlieren
und mit der Zeit zu gehen (MW = 3.03, SD = .83)12. Eine ausschließliche Nutzung in der Frei-
zeit zur Ablenkung, Entspannung oder Unterhaltung lässt sich für die älteren Nutzer nicht
durchweg konstatieren (MW = 2.23, SD = 1.12). Diese aufgezeigten Nutzungsmotive reflektie-
ren sich gleichermaßen an den Nutzungsinhalten (s. Abbildung 2). So werden Kurznachrichten
via WhatsApp nahezu täglich oder zumindest mehrmals in der Woche via Smartphones oder
Tablet-PC verwendet, indes die Informationssuche ein bis drei Mal in der Woche genutzt wird.

11 Messung auf einer 5er-Likert-Skala: 1…seltener als einmal im Monat, 2…ein bis 3x im Monat. 3… einmal in der
Woche, 4 …mehrmals in der Woche, 5…täglich.
12 Messung auf einer 5er-Likert-Skala: 0…trifft überhaupt nicht zu, 1…trifft gar nicht zu, 2… teils/teils, 3… trifft zu,

4…trifft voll und ganz zu.

                                                          18
Abbildung 2: Präferierte Nutzungsinhalte (n = 41, Angabe der Mittelwerte)

                                     Präferierte Nutzungsinhalte
                                              0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50

             Kurznachrichten (z.B. WhatsApp)                                                               4,12
         Serviceinformationen Wetter, Verkehr                                                       3,29
                            Informationssuche                                                       3,27
          Fotos aufnehmen, bearb, versenden                                                  2,93
                                        EMAIL                                              2,73
 Nachrichtenartikel lesen (Spiegel, Tageszeitg)                                     2,32
                            Sprachnachrichten                                    2,03
                   Navigation_Routenplanung                                 1,73
                   Organisation persönl Daten                             1,54
                                   Musik, Film                     1,20
                          Spielstände abrufen                     1,07
                                Spiele spielen              0,80
                      Organisation von Reisen              0,73
                              OnlineShopping               0,68
                        Videotelefonie (Skype)             0,66
                                OnlineBanking             0,63
                      Sprachassistenzsysteme             0,49
                                 Communities      0,15
                        neue soziale Kontakte     0,15

           Anmerkung: Messung auf einer 6er Skala: 0…nie; 1…seltener als 1x im Monat,
           2…1-bis-3 Mal in der Woche, 3…einmal in der Woche, 4…mehrmals in der Wo-
                                         che, 5…täglich

Erfasst wurde zudem für sowohl für die älteren Nutzer als auch Nichtnutzer die Einschätzung
von technikrelevanten Faktoren (wie z.B. die wahrgenommene Nützlichkeit der Geräte, die
Leichtigkeit der Bedienung, die Selbstwirksamkeit, etc.). Bei diesen Faktoren erschließt sich
für die Stichprobe ein recht heterogenes Bild (s. Anlage 3: Unterschiede zwischen Nutzern und
Nichtnutzern - Vergleich der Mittelwerte (Ergebnisse des t-Tests) der Fragebogenstudie). So
werden bspw. die Nützlichkeit und Alltagsrelevanz digitaler Medien auf Seiten der älteren Nut-
zer überwiegen positiv beurteilt wird, indes bei den Nichtnutzern eine Schlechterbewertung
gegeben ist und ein signifikanter Unterschied besteht (s. Abbildung 3, Anlage 3). Es lässt sich
mutmaßen, dass die älteren Nichtnutzer aufgrund der Unkenntnis bezüglich der Funktionalitä-
ten der Geräte den gebotenen Nutzen und die durch die Geräte gebotene Alltagserleichterung
nicht einschätzen können und deshalb meinen, die Geräte seien nicht nützlich.

                                                    19
Ähnliche Unterschiede zwischen beiden Gruppen (Nutzer versus Nichtnutzer) finden sich bei
anderen Faktoren. Deutlich wird, dass die Bedienfreundlichkeit digitaler Medien und der damit
verbundene Lernaufwand auf Seiten der älteren Nichtnutzer negativer gewertet werden (s. Ab-
bildung 3). Auch fallen die Vorerfahrungen mit dem Computer und Internet auf Seiten der äl-
teren Nichtnutzer deutlich geringer aus. Auch bei der Selbstwirksamkeit zeigt sich ein differen-
ziertes Bild zwischen beiden Gruppen: Die Nutzer schätzen ihre Bedienfähigkeiten, d.h. die
Geräte selbstständig, ohne Hilfe Dritter, bedienen zu können, im Vergleich zu den Nichtnutzern
positiver ein. Ähnlich verhält es sich bei der Beurteilung der Leichtigkeit der Bedienung und
der Leichtigkeit den Geräteumgang zu erlernen (s. Abbildung 3).

Dagegen finden sich gleichgelagerte Bewertungstendenzen bei den Faktoren der Bedien-
ängstlichkeit und den Sicherheitsbedenken. Sowohl die älteren Nutzer als auch Nichtnutzer
haben tendenziell das Gefühl mit den Geräten „ausspioniert“ zu werden oder an den Geräten
nicht korrigierbare Fehler zu machen.

           Abbildung 3: Bewertung technikrelevanter Faktoren zwischen Nutzern und Nicht-
                                              nutzern

              Vergleich der technikrelevanten Faktoren bei älteren Nutzern und
                                        Nichtnutzern
              4

              3

              2

              1

              0
                   wahrgenommen Leichtigkeit der Leichtigkeit des Selbstwirksamk                    Angst vor   Sicherheitsbede
                                                                                 Vorerfahrungen
                     er Nutzen    Bedienung          Lernens            eit                       Bedienfehlern      nken
     Nutzer             2,89           2,22            2,23           2,57            2,12            1,85           1,95
     Nichtnutzer        1,62           1,98            1,89           2,02            0,86            1,97           2,12

                                             Anmerkungen.
            Bewertung technikrelevanter Faktoren zwischen Nutzern und Nichtnutzern An-
           gabe der Mittelwerte Messung auf einer 5er-Likert-Skala: 0…trifft überhaupt nicht
             zu, 1…trifft gar nicht zu, 2… teils/teils, 3… trifft zu, 4…trifft voll und ganz zu.

Die gegebene Ängstlichkeit hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien bei den älteren Nutzern
und Nichtnutzern lässt sich durch eine entsprechende Lernunterstützung minimieren. Sowohl
die Bedienängste, welche sich durch die Angst, an den Geräten etwas kaputt oder nicht korri-
giere Fehler zu machen als auch die Angst vor Betrügereien oder Spionage können durch eine

                                                               20
Einweisung in die Geräte und eine fachgerechte Erläuterung bezüglich des Datenschutzes
geschmälert werden.

In der Studie finden sich weitere Hinweise für den Bedarf einer solchen Unterstützung. So wird
bei älteren Nichtnutzer die Absicht, digitale Medien zu verwenden, wesentlich von dem Nutzen,
den diese Geräte offerieren, bestimmt. Deshalb ist es erforderlich in den Grundkursen aufzu-
zeigen, welchen Nutzenbeitrag digitale Medien für ältere Menschen liefern können bzw. in
welchem Bereichen diese eine Alltagsunterstützung bereithalten. Ferner lässt sich statistisch
belegen, dass die wahrgenommene Nützlichkeit wesentlich durch die Benutzerfreundlichkeit
der Geräte und die lernunterstützenden Rahmenbedingungen determiniert wird13. Dies bedeu-
tet, dass die Nützlichkeit der Geräte durch eine entsprechende Lernunterstützung erhöht wer-
den kann. Der Bedarf nach einer solchen lässt sich auch für die Gruppe der älteren Nutzer
finden. Bei diesen wird die Nützlichkeit der Geräte im Zusammenhang mit dem verbundenen
Lernaufwand gesehen14. Auch dieser kann wiederum durch geeignete lernförderliche Rah-
menbedingungen geschmälert werden.

Doch welche Art der Lernunterstützung ist auf Seiten der älteren Probanden erwünscht? Ent-
gegen der differenzierten Interessen zwischen beiden Nutzungsgruppen wird auf beiden Sei-
ten mehrheitlich die Unterstützung im näheren sozialen Umfeld präferiert (s. Abbildung 4 ).
Ferner besteht bei einigen Personen neben dem Vorhandensein einer Bedienungsanleitung
der Wunsch nach einem festen Ansprechpartner.

13 Die Auswertung mittels linearer Regressionsanalyse zeigt an, dass der Prädiktor „wahrgenommener Nutzer“
einen signifikanten Erklärungsbeitrag an dem Kriterium „Verhaltensabsicht“ leistet (β = .702, t = 5.30, p =
Abbildung 4: Lernunterstützende Rahmenbedingungen

           Lernunterstützende Rahmenbedingungen - Vergleich der älteren
                              Nutzer und Nichtnutzer
 4,00
 3,50
 3,00
                2,4
 2,50
                                         1,9                      1,9
 2,00
                                                                                           1,5
 1,50
 1,00
 0,50
 0,00
        Unterstützung Soziales fester ASP_Fachperson      Bedienungsanleitung          Kursbesuch
                Umfeld

                                Anmerkungen: ASP… Ansprechpartner

           Angabe der Mittelwerte Messung auf einer 5er-Likert-Skala: 0…trifft überhaupt
          nicht zu, 1…trifft gar nicht zu, 2… teils/teils, 3… trifft zu, 4…trifft voll und ganz zu.

Diese Präferenzen deuten darauf hin, dass ein Weiterbildungsformat eher eine informelle Aus-
richtung besitzen sollte und im Nah-Raum, möglichst im sozialen Umfeld Hilfestellungen er-
möglicht werden sollten. Denn ein Kursbesuch wird eher abgelehnt oder scheint wenig Rele-
vanz zu besitzen.

5       Bewertung               des        Technikbotschafterkonzeptes                                und
Peer-Lernens

In diesem Abschnitt, wird ausgehend von den Resultaten der zweiten quantitativen Studie auf-
gezeigt, inwieweit sich durch die Schulung, d.h. durch den Einsatz des Technikbotschafter-
konzeptes und des Peer-Lernens die digitalen Bedienfähigkeiten verändert haben. Inwieweit
das konzipierte Angebot aus Sicht der Teilnehmenden angenommen und beurteilt wurde und
darüber hinaus zur Förderung digitaler Fähigkeiten beiträgt, wurde mit einer empirisch ange-
legten Studie beforscht. Als Messinstrument kam ein papierbasierter Fragebogen zum Einsatz.
Mit diesem wurde an zwei Messzeitpunkten (vor dem Kurs und nach dem Kurs) gearbeitet und
die älteren Kursteilnehmenden befragt. Die Fragebögen wurden über die Botschafter persön-
lich verteilt und der Rücklauf organisiert. Rückläufig waren 85 Fragebögen, wobei lediglich 68
Fragebögen tatsächlich beide Messzeitpunkte erfassten. Die Ergebnisse dieser Studie werden

                                                     22
in diesem Abschnitt durch die Einschätzung der Schulung auf Seiten der Teilnehmenden, der
Technikbotschafter und des Kooperationspartners angereichert.

5.1 Charakteristika der Kursteilnehmenden

In Summe fanden im Projektzeitraum, von Mai 2018 bis Februar 2019 16 Schulungen mit 105
Teilnehmenden statt, wobei ein Kurs nach zwei Terminen eingestellt wurde. Von dem Teilneh-
merkreis waren in Gänze 85 Fragebögen rückläufig und konnten ausgewertet werden.

        Demografische Angaben

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden liegt bei 71 Jahren und die Mehrheit der Teilneh-
menden ist seit ca. 12 Jahren im Ruhestand. Auffallend war der hohe Anteil an weiblichen
Schulungsteilnehmerinnen mit 75.3 %. Zudem handelt sich mehrheitlich um ein Publikum mit
mittlerem bis hohem Bildungsniveau (s. Tabelle 3). 44.7 % verfügen über einen Realschulab-
schluss und 43.5 % besitzen das Abitur, wenn nicht sogar einen Hochschulabschluss (s. Ta-
belle 3).

Mit dem Weiterbildungsangebot konnten Personen im Renteneintrittsalter, die überwiegend im
ländlichen Raum im Landkreis Zwickau ansässig sind, adressiert werden. Anzumerken ist al-
lerdings, dass der Landkreis Zwickau als Regionsgrundtyp nicht als „ländlicher Raum“, son-
dern als „verstädterter Raum“ charakterisiert wird, (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum-
forschung 2011). Deshalb sind lediglich 29.6 % der Schulungsteilnehmenden in kleinen Ge-
meinden bis zu 2.000 Einwohnern wohnhaft. Dagegen leben viele in ländlichen Kleinstädten
mit bis zu 5.000 Einwohnern (31 %) und 39.4 % in städtischen Wohnlagen mit über 5.000
Einwohnern.

                                             23
Tabelle 3: Zusammensetzung der Stichprobe

 Variable                                 Items                      n      M      SD
 Alter (Geburtsjahr)     M = 1947 (Min. 1927 bis Max. 1961)          84   1946.7   6.82
                         männlich (1)                                20
 Geschlecht
                         weiblich (0)                                64
                         bis 500 EW (kleine Landgemeinde) (2)        2
                         bis 1.000 EW (mittlere Landgemeinde) (3)    8
 Wohnortgröße            bis 2.000 EW (größere Landgemeinde) (4)     11    4.93    1.125
                         bis 5.000 EW (ländliche Kleinstadt) (5)     22
                         über 5.000 EW (ländliche Kleinstadt) (5)    28
                         1Personen (1)                               18
 Haushaltsgröße
                         2Personen (2)                               67
                         kein Abschluss (0)                          1
                         Volkshochschule / Hauptschule (9 Klassen)
                                                                     6
                         (1)
 Bildungsabschluss       Realschule / mittlere Reife (2)             38    2.60    0.98
                         Fachhochschule / Abitur (3)                 17
                         Hochschulabschluss (4)                      20
                         bis 500 (1)                                 0
                         bis 1.000 (2)                               6
 Haushaltsnettoeinkom-   bis 1.500 (3)                               17
                                                                           4.78    1.69
 men (in Euro)           bis 2.000 (4)                               12
                         bis 3.000 (5)                               20
                         über 3.000 (6)                              1
 Ruhestandsdauer (Jahre) 2008 (Min. 1990 bis Max. 2018)              69
                                                                 2007.5  7.37
          Anmerkung. EW = Einwohnerzahl; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung

         Technikausstattung und Vorerfahrungen

Generell zeichnet es sich ab, dass bei den Teilnehmenden ein hoher Ausstattungsgrad an
Technik vorliegt (s. Abbildung 5). In den Haushalten ist bei der Mehrheit ein Smartphone vor-
handen, gefolgt von einem Internetanschluss. Ebenfalls ist das herkömmliche Mobiltelefon bei
mehr als der Hälfte der Haushalte vertreten, aber auch Laptops und Computer besitzen Rele-
vanz. Dies deutet darauf hin, dass es sich um einen technikinteressierten Personenkreis han-
delt.

                                                  24
Abbildung 5: Technikausstattung im Haushalt

                               Technikausstattung im Haushalt
                               0    10        20     30       40     50      60      70     80       90

                Smartphone                                                                    78,8

           Internetanschluss                                                         67,1

                Mobiltelefon                                                 56,5

                     Laptop                                               50,6

                  Computer                                          43,5

                  Tablet-PC                            29,4

                 Anmerkungen: Die Angaben beruhen auf Mehrfachnennungen.

Wird die Ausstattung mit digitalen Medien noch einmal detailliert betrachtet, zeichnet sich eine
deutliche Präferenz für das Smartphone ab (s. Abbildung 6). 69.4 % der älteren Teilnehmen-
den verwenden ein Smartphone, indes der Tablet-PC einen weitaus niedrigeren Durchdrin-
gungsgrad aufweist. Anzumerken ist allerdings, dass 21.2 % der älteren Teilnehmenden be-
reits beide Geräte einsetzen, was auf eine gute Durchdringung digitaler Medien hindeutet.
Lediglich drei der Teilnehmenden waren nicht im Besitz eines digitalen Endgerätes.

                         Abbildung 6: Ausstattung mit digitalen Medien

                                          Geräteausstattung
                                        0,0   10,0   20,0    30,0    40,0   50,0    60,0   70,0   80,0

                       Smartphone                                                             69,4

                               Tablet          5,9

                      beide Geräte                          21,2

           keines der beiden Geräte           3,5

                                                     25
Entgegen dieser scheinbar hohen Durchdringung mit Technik in den Haushalten, fallen die
bisherigen Erfahrungen mit Smartphones und Tablet-PCs marginal aus (MW = 1.16,
SD = 0.71)15. Auch hinsichtlich des Computers (MW = 1.37, SD = 0.86) und Internets
(MW = 1.37, SD = 0.78) sind die bisherigen technischen Berührungspunkte bei den Teilneh-
menden gering.

Dies unterstreicht den Weiterbildungsbedarf innerhalb der Teilnehmergruppe und lässt den
Rückschluss zu, dass bisher nur sehr wenige Berührungspunkte mit Informations- und Kom-
munikationstechnologien (d.h. dem Computer, Internet, Smartphone, Tablet-PC) vorliegen.
Bekräftigung liefern die Rückmeldungen einiger Botschafter, die bemerkten, dass aufgrund
des fehlenden Vorwissens für das Smartphone und den Tablet-PC das Lerntempo in den Se-
minargruppe sehr langsam ist.16 Allerdings resümierten auch andere Technikbotschafter, dass
der Teilnehmerkreis heterogen ist und mitunter Personen mit fortgeschrittenen Kenntnissen
an den Kursen teilnahmen.

5.2 Veränderung der technikrelevanten Faktoren

        Nutzungshäufigkeit

Bereits vor der Durchführung der Kurse zeichnet sich ab, dass die älteren Teilnehmenden das
Smartphone und / oder den Tablet-PCs zumindest einmal pro Woche, wenn nicht sogar mehr-
mals in der Woche nutzen. Nach der Durchführung der Trainings lässt sich eine Erhöhung der
Nutzungsfrequenz feststellen. Die älteren Probanden nutzen die Geräte mehrmals in der Wo-
che, wenn nicht sogar täglich. Diese Zunahme kann möglicherweise mit den regelmäßigen
Kursbesuchen und der Nachbereitung im Rahmen von Übungsaufgaben oder Selbstrecher-
chen zusammenhängen und begründet eine intensivere Nutzung (s. Abbildung 7).

Diese hohen Werte korrespondieren mit der wahrgenommenen Nützlichkeit von Smartphones
und Tablet-PCs. Denn was die Nützlichkeit von Smartphones und Tablet-PCs betrifft, zeigt
sich, dass bereits zu Beginn der Weiterbildung tendenziell ein Nutzen erkannt wird und die
Geräte den Alltag älterer Erwachsener erleichtern. Nach der Weiterbildung wird die Nützlich-
keit der Geräte auf Seiten der Teilnehmenden positiver gewertet (s. Abbildung 7). Dies ist

15 Erfassung auf einer 4er Skala mit 0 … gar keine Erfahrungen, 1 … bisher wenige Erfahrungen, 2 … bisher einige
Erfahrungen, 3 … bisher viele Erfahrungen
16 „Wir ahnten ja schon was uns erwarten wird, aber das die Mehrzahl noch weniger als Nichts wissen, das über-

raschte mich schon“ (TB08m) / „Es geht nur ganz langsam voran.“ (TB09m) / „Reine Anfänger waren nicht dabei.“
(TB03w)

                                                      26
durch die intensive Auseinandersetzung und den durch die Technikbotschafter gebotenen An-
wendungsbeispielen bedingt, aber gleichfalls auf die im gegenseitigen Austausch generierten
Nutzungsanstöße zurück zu führen.

         Bedienfähigkeiten und Selbstwirksamkeit

Entgegen der hohen Nutzungsfrequenz, deutet sich zum ersten Messzeitpunkt, also zum Be-
ginn der Weiterbildung an, dass die bisherigen Bedienfähigkeiten eher gering ausfallen. Ins-
besondere die Einschätzung der digitalen Medienkompetenz (MW = 1.41, SD = 0.57)17 ver-
weist auf unzureichende Bedienfähigkeiten. Die Teilnehmenden besitzen wenig Vertrauen, in
einem Blog eigene Beiträge zu verfassen (MW = 0.92, SD = 0.68), noch soziale Netzwerke zu
nutzen (MW = 1.04, SD = 0.82) oder technische Probleme mit dem Internet zu erkennen und
zu beheben (MW = 1.16, SD = 0.74). Dagegen liegen für die eigenständige Informations-
recherche im Internet als auch bei dem Umgang mit Begrifflichkeiten, bezogen auf das Internet
bessere Einschätzungen vor.

Was die Beurteilung der eigenen Fähigkeiten betrifft, ist ein heterogenes Bild zu konstatieren
(sog. Selbstwirksamkeit, MW = 1.97, SD = 0.57). Dies bedeutet, dass ca. die Hälfte der Teil-
nehmenden davon ausgeht, die Geräte nicht selbstständig verwenden zu können. Dagegen
existiert aber auch eine Gruppe, die meint, die Geräte eigenständig ohne die Hilfe Dritter ein-
setzen zu können.

Diese Einschätzungen scheinen mit der intuitiven Bedienbarkeit der Geräte und dem damit
verbundenen Lernaufwand in Zusammenhang zu stehen. Einerseits deutet sich hier an, dass
bei der Beurteilung der Bedienfreundlichkeit der Geräte für den Teilnehmendenkreis eine dif-
ferenzierte Wahrnehmung vorherrscht. Zum ersten Messzeitpunkt äußern sich die Probanden
diesbezüglich neutral (MW = 2.04, SD = 0.46). Andererseits zeigt sich, dass zum ersten Mess-
zeitpunkt der Lernaufwand, d.h. die Schwierigkeit, den Geräteumgang zu erlernen und sich
einzelne Bedienschritte zu merken, negativer beurteilt wird (sog. Leichtigkeit des Lernens,
MW = 1.74, SD = 0.56).

Nach der Weiterbildung kann eine Zunahme der digitalen Bedienfähigkeiten (sog. digitale Me-
dienkompetenz, MW = 1.66, SD = 0.57) festgestellt werden. Deutlich positiver fällt zudem die

 Messung auf einer 5er-Likert-Skala: 0…trifft überhaupt nicht zu, 1…trifft gar nicht zu, 2… teils/teils, 3… trifft zu,
17

4…trifft voll und ganz zu.

                                                         27
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