Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen

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Kanton St.Gallen

Pfalzbrief
Der Kanton St.Gallen
wird digital

Personalzeitschrift des Kantons St.Gallen Ausgabe 01/2018
Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen
Nachgefragt
Was würden Sie gerne digitalisieren?

                                 Urim Omura, Lernender Informatik, Kantonspolizei: Ein spannendes Thema
                                 in der Digitalisierung ist für mich die Entwicklung der Zahlungsmethoden. Das Motto
                                 «Nur Bares ist Wahres» gilt schon lange nicht mehr. Neue Technologien erobern den
                                 Markt und sorgen dafür, dass Self-Check-Out-Automaten auf Hochtouren laufen. Ich
                                 könnte mir eine bargeldlose Welt gut vorstellen und würde mir sogar wünschen, dass
                                 irgendwann alle Verkaufsstellen diesem Abbild entsprechen.

                                 Elisa Egger, Lernende Kauffrau, Generalsekretariat, Gesundheitsdepar-
                                 tement: Die Schulmaterialien würde ich gerne digitalisieren. Mit einem Tablet Übun-
                                 gen zu bearbeiten, ist längst Realität. Ab Berufsschulniveau sollte es zumutbar sein,
                                 ein Tablet als Arbeitsgerät zu sehen. Stellte man die Unterrichtsmaterialien ausschliess-
                                 lich in digitaler Form zur Verfügung, gäbe es diverse Vorteile. So könnten Kopier­kosten
                                 eingespart oder lästiges Schleppen von Büchern vermieden werden.

                                 Fiona Kühne, Lernende Informatik, Kantonsschule Wil, Bildungsdepar-
                                 tement: Gerne würde ich Quittungen digitalisieren. Heutzutage wird man nach jedem
                                 Einkauf gefragt, ob man die Quittung will. Oft wird diese standardmässig gedruckt.
                                 Sogar bei kleinen Beträgen von 5 Franken für Kaffee und Brötli werden Quittungen
                                 gedruckt und kurz darauf weggeworfen. Wieso nicht auf Kassenzettel verzichten und
                                 Belege per E-Mail verschicken oder über Bonuskarten abrechnen?

                                 Michael Hangartner, Lernender Informatik, Berufs- und Weiterbildungs-
                                 zentrum Rorschach-Rheintal BZR, Bildungsdepartement: Meiner Mei-
                                 nung nach sollte es ein einfaches und leicht zugängliches Onlineportal für den digita-
                                 len Austausch von Dokumenten und Anträgen zwischen den Bürgern und Behörden
                                 geben. Die Behörden würden das Portal zur Verfügung stellen, auf das die Bürger
                                 zugreifen können, um Dokumente auszutauschen oder mit ihnen zu kommunizieren.
                                 Durch diesen Austausch erspart man sich die Anfahrtswege und kann alles einfach
                                 von zuhause aus erledigen.

                                 Cédric Rickli, Lernender Informatik, Kantonsspital St.Gallen: Ein inte­
                                 ressanter Bereich der Digitalisierung ist Virtual Reality. Was wäre, wenn man die gan-
                                 ze Welt in einer virtuellen Welt nachbilden könnte? Man könnte Polizeieinsätze oder
                                 ärztliche Eingriffe in einer virtuellen Welt planen und üben. Es gibt unendlich viele Ein-
                                 satzmöglichkeiten der Virtualisierung. Deshalb bin ich dafür, dass man diesen Bereich
                                 vorantreibt und nicht nur in der Gaming Industrie benutzt.

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Liebe Leserinnen und Leser

                                                                          Im letzten Pfalzbrief haben wir Sie um Ihre Meinung
                                                                          gebeten. Wir sind von der Anzahl Rückmeldungen
                                                                          positiv überrascht: 901 Personen haben an der
                                                                          Umfrage teilgenommen – ein sehr hoher Wert. Vie-
                                                                          len Dank! Wir deuten dies als Zeichen, dass der
                                                                          Pfalzbrief bei den Mitarbeitenden gut verankert ist.
                                                                          Wie geht es nun weiter? Wir werden Ihre Aussagen
                                                                          und Urteile eingehend lesen, analysieren und aus-
                                                                          werten. Unser Ziel ist es schliesslich, dass wir bis
                                                                          zu den Sommerferien erste Aussagen treffen kön-
                                                                          nen, wohin die Reise mit dem Pfalzbrief geht. Die
                                                                          Gewinnerinnen und Gewinner der Umfrage finden
Felix Stadler ist verantwortlich für die digitalen Angebote in der        Sie in dieser Ausgabe auf Seite 23.
­Kantons­bibliothek.                                                      Der vorliegende Pfalzbrief widmet sich dem
                                                                          Schwer­punktthema Digitalisierung. Auch im Kanton
Gastbeitrag von Dr. Labinot Demaj                                     4   St.Gallen wird digitalisiert: Bibliotheken, Patienten-
Digitale Ordnung und Teamarbeit                                       6   dossiers oder die Erstellung von Statistiken sind
                                                                          nur drei Beispiele, über die Sie auf den folgenden
Digitaler Service rund um die Uhr                                     8
                                                                          Seiten mehr erfahren.
Die digitale Bibliothek                                              10   Die elektronische Geschäftsverwaltung GEVER soll
«Endstation Staatsarchiv»                                            12   die departementsübergreifende Zusammenarbeit
                                                                          verbessern. Die Einführung eines neuen Systems
Ausgefragt mit Walter Frischknecht-Hyrenbach                         14
                                                                          erfordert gerade zu Beginn viel Zeit und Geduld.
Das elektronische Patientendossier                                   16   Der Aufwand lohnt sich. Wir stellen Ihnen das Pro-
Berufe im digitalen Wandel                                           17   jekt sowie das Team auf Seite 6 und 7 vor.
Programmier- und Informatiklabor für Jugendliche                     18   Mit E-Government bieten Kanton und Gemeinden
                                                                          ihren Bürgerinnen und Bürgern einen unkomplizier-
Statistik auf Knopfdruck                                             20
                                                                          ten und zeitunabhängigen Online-Zugang zu ihren
Nachruf Thomas Hansjakob                                             21   Dienstleistungen an. Das Angebot wird laufend aus-
Wechsel beim Personal                                                22   gebaut. Bald kann man sich auch den Behörden-
                                                                          gang beim Zügeln sparen. Weitere Informationen
Der Mann aus Mexiko                                                  24
                                                                          zum digitalen Service der Verwaltung finden Sie auf
                                                                          Seite 8 und 9.

                                                                          Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung mit dem
Herausgeberin                                                             Pfalzbrief.
Staatskanzlei/Kommunikation
                                                                          Thomas Zuberbühler
Layout und Druck
                                                                          Leiter Kommunikation
Cavelti AG, medien. digital und gedruckt, 9201 Gossau
                                                                          Staatskanzlei
Adresse der Redaktion
Redaktion Pfalzbrief, Staatskanzlei, Regierungsgebäude,
9001 St. Gallen, Telefon 058 229 21 58, sabrina.rohner@sg.ch

                                                                                                                                   3
Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen
Gastbeitrag von Dr. Labinot Demaj
    Wie verändert die Digitalisierung die Arbeit in der öffentlichen Verwaltung?

    Die neue Digitalisierung ist mehr als                           klassische Verwaltungstätigkeiten wie der Abgleich zwi-
    ­E-Government. Bei E-Government geht es                         schen behaupteten und tatsächlichen Eigentums- und
     ­primär darum, analoge Strukturen, Ver­                        Identitätsverhältnissen – zum Beispiel mit Hilfe neuer
      fahren und Dokumente in die digitale Welt                     Technologien – stärker von der Digitalisierung betroffen
      zu überführen. Die neue Digitalisierungs-                     sein werden als die Leistungen der Polizei.
      welle stellt aber grundsätzlich die Art und
      Weise in Frage, wie wir öffentliche Leis­                     Die Natur der Aufgaben im Arbeitsalltag
      tungen ­organisieren und bereitstellen.                       Wie stark die Mitarbeitenden persönlich von der neu-
                                                                    en Digitalisierung betroffen sein könnten, hängt davon
    Zwei Elemente sind kennzeichnend für die jetzige                ab, welche Art von Aufgaben beziehungsweise Pro-
    technologische Entwicklung: Erstens werden klassi-              blemen sie im Rahmen ihrer Funktion zu bewältigen
    sche Organisationen wie Banken oder Verwaltungen                haben. Vereinfacht ausgedrückt können die vorhande-
    zusehends von digitalen Plattformen verdrängt und               nen Probleme in gut strukturierbare bis schlecht oder
    zweitens sorgen sogenannte Bots und Systeme der                 nicht strukturierbare Probleme unterschieden werden.
    künstlichen Intelligenz dafür, dass immer mehr Aufga-                  Eine Aufgabe oder ein Problem ist gut struk-
    ben automatisiert und mit immer kleinerem mensch-               turierbar, wenn wir von vornherein wissen, dass es
    lichen Zutun erledigt werden können.                            eine richtige Lösung gibt. Für gut strukturierte Prob-
                                                                    leme verfügen wir meist über eine Regel, die uns zur
    Welche Funktion erfüllt eine                                    richtigen Lösung führt («wenn A, dann B, damit C»).
    Verwaltungseinheit?                                             In Idealform kommen solche Regeln in mathemati-
    Gemeinwesen sind im Kern Organisationen, die gemein-            schen Gesetzen wie dem Satz von Pythagoras zum
    schaftliches Handeln ermöglichen sollen. Wir schliessen         Ausdruck. In der Verwaltung zeigen sich solche gut
    uns zusammen, verabschieden Gesetze, zahlen Steuern             strukturierbaren Probleme in gesetzlich klar geregel-
    und errichten öffentliche Institutionen, um Probleme zu         ten Verfahren. In beiden Fällen kann eine produzier-
    lösen, die zu gross sind, als dass wir sie alleine bewäl-       te Lösung eindeutig als korrekt oder falsch erkannt
    tigen könnten. Hierzu gehören beispielsweise die Auf-
    rechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Gesund-
    heit oder das Bereitstellen von Bildungsangeboten.
           Wie stark die einzelne Einheit von den neuen tech-
    nologischen Möglichkeiten betroffen ist, hängt davon               Dr. Labinot Demaj ist Co-Gründer und Partner
    ab, wie stark sie als gesellschaftlicher Vermittler auftritt,      der byerley AG, Lehrbeauftragter für Public
    der «lediglich» Angebot und Nachfrage nach einer Leis-             Management der Universität St.Gallen und
    tung koordiniert. Als Beispiel klassische Taxi-Unterneh-           ­Associate Fellow am Institut für Systemisches
    men und neue Anbieter wie Uber: Mit seiner digitalen               Management und Public Governance der HSG.
    Plattform erfüllt Uber das gesellschaftliche Bedürfnis             Zusammen mit Prof. Dr. Kuno Schedler ist er
    besser, weil es den Koordinationsaufwand zwischen                  Gründer und Praxispartner des Smart Govern-
    Fahrer und Fahrgästen drastisch senkt. Wo früher noch              ment Labs. Sein Interesse gilt den Auswirkun-
    eine Taxi-Zentrale, fixe Taxistände und einheitliche Tari-         gen intelligenter technologischer Systeme auf
    fe diesen Aufwand bewältigten, können dies Anbieter                den Staat und die Verwaltung von morgen. Mit
    und Nachfrager von Gütern und Leistungen dank digi-                der byerley AG lancierte er Anfang Januar den
    taler Plattformen immer häufiger selber tun.                       ersten Chat-Bot (ein «Roboter» oder Software-
           Man kann die Vermutung aufstellen, dass eine                Code, der in Chatsystemen wie Whatsapp
    öffentliche Einheit umso stärker von der «Plattformi-              existiert) der schweizerischen Verwaltungsland-
    sierung» betroffen sein könnte, je weniger stark bezie-            schaft für die Sozialversicherungsanstalt des
    hungsweise direkt sie an der Erstellung der gesellschaft-          Kantons St.Gallen.
    lich erforderlichen Leistung mitwirkt. Das bedeutet, dass

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werden. Dadurch lässt sich deren Bearbeitung immer
besser durch sogenannte Bots automatisieren. Bots
sind Maschinen, die in diesen Fällen der reinen Regel-
oder Verfahrensanwendung schneller und unermüdli-
cher sind als der Mensch und weniger Fehler machen.
       Ein Problem ist dagegen schlecht strukturierbar,
wenn wir uns nicht einmal darüber einig sind, welche
Aspekte für die Lösung relevant sind. Wir wissen im
Vornherein auch nicht, wie eine «gute» Lösung aus-
zusehen hat und kennen damit auch keine eindeutige
Lösungsregel. Dieser Sachverhalt ist zum Beispiel mit
Suchtprävention, Wiedereingliederung von Langzeitar-
beitslosen oder der Behandlung von Krebskranken zu
vergleichen. Weil wir solche Probleme nicht eindeu-
tig lösen können, können wir lediglich auf Basis unse-
res Erfahrungsschatzes versuchen, sie besser oder
schlechter zu handhaben.
       Hier befinden wir uns im Bereich der Ermessens­
ausübung – einem Gebiet, in dem der Mensch immer
noch die Oberhand hat. Aber auch in diesem Bereich
gelingt es immer besser, Systeme beziehungswei-
se eine Art «künstliche Intelligenz» zu entwickeln, die
vorhandene Erfahrungswerte in fast unbeschränktem
Umfang aufnehmen können.

Die öffentliche Verwaltung bleibt erhalten
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass
bei gut strukturierten Aufgaben das Verhältnis zwi-
schen Mensch und Maschine durch Konkurrenz und
Verdrängung geprägt ist. Hingegen geht es bei der
Handhabung von schlecht strukturierten Problemen
mehr um ein sinnvolles Miteinander.
       Sind wir also den Entwicklungen um uns herum
in der Regel hilflos ausgesetzt? Nein, denn als Indi-
viduen gestalten und lenken wir diese durch gesell-
schaftliche Aushandlungsprozesse mit. Keine öffent-
liche Einheit wird durch eine digitale Plattform ersetzt                                                                   Das Forschungs­
                                                                                                                    interesse von Dr. Demaj­
werden, wenn nicht der gesellschaftliche oder politi-      Mission besser zu erfüllen und dadurch ihre Legitima-
                                                                                                                     gilt der Digitalisierung
sche Wille dafür vorhanden ist. Ebenso werden struk-       tion gegenüber der Gesellschaft zu stärken. Allerdings           der Verwaltung.
turiertere Aufgaben nur dort von Bots erledigt werden,     wird diese Entwicklung von einem zunehmenden Ein-
wo sie einen substanziellen Mehrwert schaffen. Eine        satz von «intelligenten» Maschinen geprägt sein.
«Es-ist-technologisch-möglich-also-wird-es-gemacht-
werden»-Haltung wäre in diesem Zusammenhang naiv.          Dr. Labinot Demaj
       Die öffentliche Verwaltung wird sich nicht selber
abschaffen. Wie bisher wird sie sich auch in Zukunft
weiter professionalisieren und spezialisieren, um ihre

                                                                                                                                          5
Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen
Digitale Ordnung und Teamarbeit
Die Einführung von GEVER in der St.Galler Kantonsverwaltung

Mit der Einführung von GEVER (elektronische Geschäftsverwaltung) werden unstrukturierte Daten
­geordnet und die departementsübergreifende Zusammenarbeit verbessert. Die Einführung des neuen
 ­Systems ­erfordert gerade zu Beginn Zeit und Geduld. Der Aufwand lohnt sich.

GEVER ist in erster Linie ein Organisations-,                                          ches das Ordnungssystem abbildet und
kein Informatikprojekt. Deshalb beginnen                                               das Kopieren von der Fileablage ins neue
die Arbeiten zur Einführung von GEVER                                                  Ordnungssystem vereinfacht. Die eigent-
damit, dass die einzelnen Organisationsein-                                            liche Migration auf das GEVER-System
heiten – üblicherweise ein Amt – ihre Auf-                                             besteht dann nur noch darin, die auf die-
gaben und Prozesse erfassen. Aufgrund                                                  sem Laufwerk geordneten Geschäfte und
dieser Aufgaben und Prozesse baut die                                                  Dokumente ins GEVER-System zu über-
Organisationseinheit ein eigenes Ordnungs-                                             mitteln und auf einer Weboberfläche dar-
system auf. Damit kantonsübergreifend ein                                              zustellen. Ab diesem Zeitpunkt wird mit
einheitlicher Aufbau erfolgt, steht ein Bau-                                           GEVER gearbeitet.
kasten zur Verfügung, in den die einzel-
nen Aufgaben und Prozesse integriert wer-                                              Neue Ordnung schafft Vorteile
den können.                                                                            Der Aufwand lohnt sich mehrfach: So kön-
                                                                                       nen innerhalb des GEVER-Systems Aufga-
Unterstützung aus der                                                                  ben einfach erstellt und erledigt werden, es
Staatskanzlei                                                                          erfolgt eine automatische Versionierung der
Mit dem Aufbau des Ordnungssystems              Philipp Egger: Leiter Informatik       einzelnen Dokumente und diese können
alleine ist das Organisationsprojekt aller-     und Organisation                       amtsübergreifend freigegeben und bear-
dings noch nicht abgeschlossen. Hinzu           Philipp Egger leitet das Modul         beitet werden. In naher Zukunft wird aus-
kommt die Definition der Organisations-         Informatik und Organisation – kurz     serdem ein Vorlagenmanagementsystem in
vorschriften. In diesen Vorschriften legt die   MIO – und ist in dieser Funktion       das GEVER-System integriert. Im Rahmen
Organisationseinheit fest, welche Geschäf-      auch für GEVER verantwortlich.         der Ablösung des Ratsinformationssystems
te in welchen Positionen des Ordnungs-          Neben der Leitung der E-Govern-        (RIS) stehen mit den neuen GEVER-Modu-
systems angelegt werden und wer Zugriff         ment-Projekte der Staatskanzlei        len RIS ein modernes Sitzungsmanage-
darauf hat. Mitarbeitende der Staatskanz-       koordiniert er bei der Einführung      ment sowie Erweiterungen im Prozess-
lei unterstützen die Dienststellen sowohl       von GEVER die Projekte, die tech-      management und bei der Zusammenarbeit
bei der Ausarbeitung des Ordnungs-              nische und organisatorische            zur Verfügung.
systems als auch bei der Definition der         Schnittstellen zu GEVER aufweisen.
Organisationsvorschriften.                      Die Herausforderung, den Mitarbei-     Philipp Egger, Leiter Informatik und
                                                tenden der Verwaltung mit moder-       ­Organisation, Staatskanzlei
Die Daten ziehen um                             ner Technik und effizienter Organi-
Sobald die oben beschriebenen Teile des         sation die Arbeit zu erleichtern,
Organisationsprojekts abgeschlossen             spornt den Leiter MIO an. Philipp
sind, erfolgt die Knochenarbeit. Die ein-       Egger hat an der Universität St.Gal-
zelnen Geschäfte und Dokumente müs-             len International Affairs and Gover-
sen aus der bestehenden Datenablage             nance studiert. Wenn er nicht gera-
auf dem Fileserver in das neue Ordnungs-        de Projekte leitet und koordiniert,
system überführt werden. Zwei Massnah-          ist er auf der Suche nach den
men erleichtern diese Aufgabe. Einerseits       schönsten Tauchplätzen in Latein-
stehen den Mitarbeitenden für die Arbeit        amerika und Asien oder kreiert
mehrere Monate zur Verfügung, anderer-          neue Rezepte für seine Cocktailbar.
seits wird ein Laufwerk eingesetzt, wel-

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Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen
Das GEVER-Team

Erich Gollino: Projektleiter                                                                     sche Dienstleistungen. Die Wirtschaftsinfor-
GEVER, Ausbreitung                                                                               matikerin hat ursprünglich Konstrukteurin
und Fachverantwortung                                                                            gelernt und war rund 16 Jahre bei Stad-
Der studierte Historiker und Informatiker                                                        ler Rail tätig. An der jetzigen Stelle schätzt
Erich Gollino behält auch in schwierigen                                                         Ramona Thurnherr neben der technischen
Situationen den Überblick. Er ist für die                                                        Arbeit den Kontakt mit den Menschen. In
Einführung und Organisation der elektro-                                                         der Freizeit geniesst sie die Natur, zum Bei-
nischen Aktenführung verantwortlich. Die                                                         spiel an ihrem Wohnort Widnau am Rhein,
grösste Herausforderung sieht er darin,                                                          oder sie reist in unbekannte Gefilde. Ihr letz-
in der heterogenen Verwaltung alle Mitar-                                                        tes Reiseziel war Uganda, wo sie Berggo-
beitenden auf den gleichen Wissens- und           Wesentliche zu richten. Der gelernte Inge-     rillas auf der Spur war.
Könnensstand zu bringen. GEVER erfordert          nieur mit Weiterbildungen im Bereich Infor-
erst einmal einen organisatorischen Auf-          matik ist für die technischen Grundlagen       Jared Hevi: Ablösung
wand und erst in einem zweiten Schritt wird       und die Infrastruktur von GEVER zustän-        Ratsinformationssystem
der Nutzen sichtbar. Erich Gollino begleitet      dig. Im Team sieht er sich als ruhenden        (RIS) und Ausarbeitung
und berät die Projektleiterinnen und Pro-         Pol, der im Hintergrund die IT-Fäden in der    Ordnungssysteme GEVER
jektleiter in den Ämtern und trägt die fachli-    Hand hält. Thomas Schönenberger arbei-         Jared Hevi arbeitet im Staatsarchiv im
che Verantwortung für das GEVER-System.           tet seit 16 Jahren beim Kanton St.Gallen.      Bereich Aktenführung und digitale Archi-
                                                  Lange war er im Dienst für Informatikpla-      vierung. Sein Aufgabenfeld umfasst unter
                                                  nung (DIP) tätig. Sowohl im Beruf als auch     anderem die Beratung der Dienststellen
                                                  im Privaten gilt für ihn: immer wieder etwas   bei der Organisation der Aktenführung. Er
                                                  Neues beginnen. Davon zeugt sein aktu-         arbeitet zudem in der Staatskanzlei bei
                                                  elles Hobby. Mit seinen zwei Hunden trai-      der Ablösung des Ratsinformationssys-
                                                  niert er Hundeschlittenrennen.                 tems und bei der Einführung von GEVER
                                                                                                 mit. Zusammen mit den Ämtern erarbeitet
                                                  Ramona Thurnherr:
                                                  Vorlagenmanagement und
                                                  Ablösung Ratsinformations­
Vor der Staatskanzlei war er im Staatsar-         system (RIS)
chiv im Bereich Archivierung und Aktenfüh-        Ramona Thurnherr ist für die Einführung
rung tätig, wo er auch GEVER eingeführt           des neuen Vorlagenmanagementsystems
hat. Bevor er zum Kanton stiess, arbeitete        und die Ablösung des Ratsinformations-
er als Projektleiter bei Raiffeisen Schweiz. In   systems durch GEVER-Module verant-
seiner Freizeit spielt Erich Gollino Klarinette   wortlich. Sie berät die Mitarbeitenden und
in der Musikgesellschaft Harmonie Appen-          ist Schnittstelle zwischen der Verwaltung
zell – ein musischer Ausgleich zu GEVER.          und den externen Lieferanten für techni-       er die Ordnungssysteme. Diese sind neu
                                                                                                 nach Prozessen und Aufgaben gegliedert.
Thomas Schönenberger:                                                                            Der studierte Historiker und Archäologe hat
Projektleiter GEVER, Betrieb                                                                     Weiterbildungen in Informatik und Informa-
und Technik                                                                                      tionswissenschaften absolviert. Vor seiner
«Manchmal wirft man mir zu viel Pragma-                                                          Anstellung in St.Gallen arbeitete Jared Hevi
tismus vor», sagt Thomas Schönenberger                                                           unter anderem für die Kantone Aargau und
schmunzelnd. Zusammen mit Erich Gol-                                                             Zug sowie die Universität Basel.
lino ist er für die Einführung von GEVER
verantwortlich. Ihm gehe es stets darum,                                                         Porträts: Sabrina Rohner, Mitarbeiterin
vorwärtszukommen und den Fokus aufs                                                              Kommunikation, Staatskanzlei

                                                                                                                                              7
Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen
Digitaler Service rund um die Uhr
    Kanton und Gemeinden treiben ihr elektronisches Dienstleistungsangebot voran

    Mit E-Government bieten Kanton und Ge-
    meinden ihren Bürgerinnen und Bürgern
    ­einen unkomplizierten und zeitunabhängi-
     gen Onlinezugang zu ihren Dienstleistun-
     gen an. Das Angebot wird laufend ausge-
     baut. Bald kann man sich auch den Behör-
     dengang beim Zügeln sparen.

    Die Steuererklärung ausfüllen oder einen Grund-
    buchauszug bestellen, nach verloren gegangenen
    Gegenständen suchen oder einen Termin im Pass-
    büro vereinbaren: Bereits heute bieten der Kanton
    und die Gemeinden viele ihrer Dienstleistungen und
    Informationen elektronisch an. Und die Bürgerin-
    nen und Bürger nutzen das Angebot, wie das Bei-
    spiel der Steuererklärung zeigt. Über 54 Prozent aller
    Steuerpflichtigen im Kanton füllen ihre Steuererklä-
    rung mittlerweile elektronisch aus und reichen sie
    per Mausklick ein.

    Ein Pionierkanton
    Seit mehreren Jahren setzen Kanton und Gemein-
    den auf den elektronischen Service, das sogenann-
    te E-Government. «Im schweizweiten Vergleich sind
    wir ein Pionierkanton, wenn es um die Digitalisierung
    der Verwaltungsprozesse geht», sagt Ivo Toman, der
    seit gut fünfeinhalb Jahren den Geschäftsbereich
    E-Government führt. «Der Bund hat viele Organi-
    sationsformen und Regelwerke von uns übernom-
    men und entsprechend angepasst.» Dabei geht es
    aber nicht nur um die Interaktion zwischen Behör-
    de und Bürger respektive Wirtschaft, sondern auch
    um jene innerhalb der Behörden. So betrifft es nebst
    Services, die von Bürgern oder Unternehmen direkt        Ivo Toman leitet den Bereich E-Government beim Dienst für
    wahrgenommen werden, auch rein verwaltungsin-            ­Informatikplanung.

    terne Dienste wie beispielsweise eine generelle Ver-
    fügbarkeit der Einwohnerdaten für berechtigte kan-
    tonale Stellen oder den Zugriff der Gemeinden auf        schaft werden noch mehr Dienstleistungen und Trans-
    bestimmte kantonale Daten.                               aktionen rund um die Uhr zugänglich sein. Unkom-
                                                             pliziert, ortsunabhängig und ohne grossen Aufwand.
    Unabhängig von Ort und Zeit                              «Zum einen schafft das Transparenz für die Bevölke-
    Als Grundlage für diese Arbeiten wollen der Kan-         rung, zum anderen werden dadurch die Prozesse in
    ton und die Gemeinden ihre bisherige gemeinsame          den Verwaltungen vereinfacht und automatisiert», sagt
    E-Government-Strategie weiterverfolgen. Sie soll ver-    Ivo Toman. Doch was bedeutet das für die Mitarbei-
    bindlich geregelt werden und ab Januar 2019 in Kraft     tenden der Verwaltung? «Sie müssen ihre Sichtwei-
    treten. Das heisst auch: Für die Bürger und die Wirt-    se ändern und den Bürger mit in den Prozess ein-

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Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen
beziehen, ihn mitarbeiten lassen», sagt Ivo Toman.        mer Zeit als E-Paper. Damit die elektronische Ausga-
In Bereichen mit Kundenkontakt beispielsweise wer-        be aber als rechtlich massgebliche Fassung gelten
de dadurch künftig weniger Personal benötigt. «Aber       kann, ist eine Gesetzesanpassung erforderlich. Eine
es wird neue Arbeitsmöglichkeiten und Arbeitsmodel-       entsprechende Vorlage wurde dem Kantonsrat auf
le geben», ist sich Ivo Toman sicher. Damit die Mitar-    die Februar­session 2018 zugeleitet.
beitenden die digitalen Dienstleistungen auch anbieten          Dennoch kommt in regelmässigen Abstän-
können, sollen sie geschult werden. «IT-Kompetenzen       den immer wieder eine neue Dienstleistung ins Netz.
sind in Zukunft unabdingbar.»                             «Momentan sind wir daran, die Stipendienprozesse
                                                          und den Bereich Berufsbildung/Lehrlingswesen zu
Der eUmzug kommt                                          digitalisieren», sagt Ivo Toman. Diese beiden Berei-
Noch sind nicht alle Ämter gleich weit fortgeschritten    che sind für die Öffentlichkeit in Kürze verfügbar. Fest
mit der digitalen Transformation. «Doch ich spüre eine    steht auch, dass in diesem Jahr der eUmzug kommt.
gewisse Aufbruchstimmung», so Ivo Toman. Sein Ziel        Das heisst, dass die St.Gallerinnen und St.Galler ihren
ist es, dass in naher Zukunft alle Services von Kan-      gesamten administrativen Zügelprozess elektronisch
ton und Gemeinden an einem einzigen Ort, dem ePor-        abwickeln können. Ausserdem wird in den nächsten
tal stattfinden. Doch bis es soweit ist, dürfte es noch   Jahren das im Kanton momentan wohl meist genutzte
etwas dauern. «Die Bevölkerung passt sich der digi-       Tool optimiert: die eServices der Steuern, unter ande-
talen Transformation schnell an. Die Verwaltung hin-      rem die elektronische Steuererklärung.
gegen benötigt oft etwas mehr Zeit, weil neben den
technischen Anpassungen oft auch gesetzliche Grund-       Marion Loher, Journalistin
lagen für digitale Dienstleistungen zu schaffen sind.»
Als Beispiel nennt der Geschäftsführer E-Government
das Amtsblatt. Zwar gibt es dieses schon seit gerau-

   Schneller am Ziel mit der elektronischen
   Steuererklärung
   Auch Spitzensportler «klicken und schicken». Im
   Video auf der Web­site des kantonalen Steueramts
   lässt sich die erfolgreiche St.Galler Leichtathletin
   Selina Büchel überzeugen, dass die elektronisch           Selina Büchel ist ­überzeugt von der elektronischen ­Steuererklärung.
   ausgefüllte Steuererklärung und die elektronische
   Übermittlung zeitsparend und einfach sind. Die
   Veranlagungsdaten werden dabei verschlüsselt
   und über eine sichere Verbindung übermittelt. Der
   Kanton St.Gallen setzt stark auf elektronische
   ­Services, mit denen Bürgerinnen und Bürger ihre
   Geschäfte an sieben Tagen während 24 Stunden
   erledigen können.

   Hier geht’s zum Video zur elektronischen Steuer­
   erklärung:
   www.steuern.sg.ch/home/sachthemen/eservices/
   ereigniss

                                                                                                                                     9
Pfalzbrief Der Kanton St.Gallen wird digital - Kanton St.Gallen - Kanton St. Gallen
Die digitale Bibliothek
Hand-Werk mit Felix Stadler, Verantwortlicher Digitale Angebote in der Kantonsbibliothek

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                                               sehr. Ich habe mit ganz unterschiedlichen       telbaren Genesung zufrieden. Ein gewisser
                                               Leuten und Organisationen zu tun. Jeder         Druck besteht, den «Patienten» sofort hel-
                                               Kontakt ist anders. Das finde ich span-         fen zu müssen. Ein paar Teilnehmer und
                                               nend. Das digitale Angebot der Kantons-         Teilnehmerinnen der Veranstaltungen wol-
                                               bibliothek ist reichhaltig. Es umfasst Belle-   len auch bloss von einem Menschen erklärt
                                               tristik, Sach- und Fachbücher, Hörbücher,       und gezeigt bekommen, was sie wie nut-
                                               Zeitungen, Zeitschriften, Nachschlagewer-       zen können.
                                               ke und Lexika, Musik und Videos.                      Bei digitalen Angeboten von Biblio-
                                                      Ursprünglich absolvierte ich eine Leh-   theken gibt es mehr Geschäftsbeziehun-
                                               re als Buchhändler. Anschliessend studierte     gen als bei den herkömmlichen Medien,
                                               ich an der Hochschule für Technik (HTW)         weil man zum Beispiel direkt mit den Verla-
Meine Aufgaben sind so abwechslungs-           in Chur Informationswissenschaft. Wäh-
reich wie das digitale Angebot der Kantons-    rend des Studiums arbeitete ich weiterhin
bibliothek. Ich habe mit meinen Kollegin-      in der Buchhandlung und sammelte an der            Informationen zum digitalen Ange-
nen und Kollegen von der «Bibliotheksfront»    Pädagogischen Hochschule St.Gallen ers-            bot der Kantonsbibliothek finden
zu tun, mit Verlagen und Anbietern, mit        te berufliche Erfahrungen in der Bibliothek.       sich unter ­kanton.sg/digitaleange-
IT-Dienstleistern, mit Benutzerinnen und              Ich führe regelmässig Informations-         bote. Das Angebot nutzen können
Benutzern sowie anderen Bibliotheken. Bei      veranstaltungen und Sprechstunden zu               Personen aus dem Kanton St.Gal-
der Digitalen Bibliothek Ostschweiz, einem     digitalen Angeboten durch. Diese Sprech-           len, die bei der Bibliothek Haupt-
Verbund mit rund 200 Bibliotheken, füh-        stunden bergen einige Herausforderun-              post (Kantons- und Stadtbibliothek)
re ich die Geschäftsstelle: Ich koordiniere,   gen. Meine «Patienten», also die Besu-             als Benutzer oder Benutzerin ein-
organisiere, protokolliere oder erledige das   cher der Bibliothek, interessiert es kaum,         geschrieben sind.
Rechnungswesen.                                was für eine Krankheit vorliegt, sie geben

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gen oder Agenturen in Kontakt steht. Dazu           tan ein gedrucktes Buch. Auf Reisen sind            kann. Man kann sich verpflegen, helfen
kommt, dass es verschiedene Spannungs-              E-Books – zum Beispiel Romane und Rei-              und beraten lassen oder andere Leute tref-
felder gibt, etwa im Bereich des Urhe-              seführer auf meinem Tablet – sehr prak-             fen. In der Bibliothek hat es Leute, die bei
berrechts. Verlage oder Autorinnen und              tisch. Als «Digital Native» verstehe ich mich       allem helfen, was mit den Angeboten der
Autoren haben generell Angst vor Urhe-              mit Jahrgang 1980 nicht. Als Kind und               Bibliothek zu tun hat, aber auch bei alltäg-
berrechtsverletzungen, speziell bei digita-         Jugendlicher hatte ich wenig Berührung              lichen Dingen.
len Medien, und befürchten Ertragseinbus-           mit Computerprogrammen oder -spielen.                     Bibliotheken als Treffpunkt und Aus-
sen. Teilweise wird dann die Nutzung von            Als wir Mitte der 1990er-Jahre an der Ober-         tauschort, wie ich sie hier beschreibe, gibt
E-Books über Bibliotheken für eine gewisse          stufe am Computer das Zehnfingersys-                es andernorts bereits. Hierzulande dauert
Zeit oder sogar gänzlich gesperrt. Für Bib-         tem lernen sollten, verstand ich nicht mal          es aber wohl noch einige Zeit, bis es so weit
liotheken und vor allem für ihre Nutzerin-          das entsprechende Programm, wofür ich               ist, aber hoffentlich nicht ganze 20 Jahre.
nen und Nutzer ist das ärgerlich. Die Betei-        mich schämte.
ligten haben unterschiedliche Interessen.                 Wie eine Bibliothek meiner Meinung            Felix Stadler, Mitarbeiter Digitale
      Eine Bibliothek wie die Bibliothek            nach in 20 Jahren aussieht? Bibliotheken            ­Angebote, Kantonsbibliothek Vadiana
Hauptpost kann ich mir ohne Bücher nicht            sind etabliert. Sie gehören zu den bekann-
vorstellen. Digitale Medien sind aber eine          testen und beliebtesten Orten einer Stadt
gute Ergänzung. Zur Multioptionsgesell-             oder eines Dorfes. In Bibliotheken vergisst
schaft, in der wir leben, gehört das meines         man die Zeit, weil man konzentriert arbei-
Erachtens dazu. Ich selber lese momen-              ten, viel lernen und auch einiges erleben

Der E-Book-Doktor: Felix Stadler führt regelmässig Sprechstunden durch und hilft seinen «Patienten» im Umgang mit digitalen Angeboten.

                                                                                                                                                  11
«Endstation Staatsarchiv»
                        Wie das Staatsarchiv die digitale Archivierung meistert

                        Im Staatsarchiv hat die digitale Zukunft                   vor noch nicht langer Zeit täglich benutzt haben, sind
                        längst begonnen. Obwohl jährlich über                      bereits verschwunden. Geräte, die diese Datenträ-
                        100 Meter Papierakten ihren Weg in die                     ger lesbar machen, existieren kaum noch. Will man
                        Maga­zine finden, beschäftigt sich das «Ge-                die vergänglichen Informationen bewahren, muss das
                        dächtnis des Kantons» mit der langfristigen                Staatsarchiv nebst den eigentlichen Daten möglichst
                        Halt­barkeit von digitalen Daten.                          viel über das Entstehungsumfeld – zum Beispiel ver-
                                                                                   wendete Software, Hardware, Herkunft – erfahren und
                        Seit 1803 kümmert sich das Staatsarchiv um die Siche-      diese zusätzlichen Informationen mitarchivieren. Die-
                        rung der wichtigsten kantonalen Informationen. Akten,      ser Arbeitsschritt erfordert eine enge Zusammenarbeit
                        Register, Urkunden, Pläne, Fotos und vieles mehr wer-      zwischen dem Staatsarchiv und der Dienststelle, von
                        den gesichert, dauerhaft aufbewahrt und erhalten.          der die Daten stammen. Nur so ist garantiert, dass die
                        Dabei geht es nicht nur um historische Motive. Ver-        Informationen in Zukunft richtig dargestellt und gele-
                        lässliches Archivgut ist unverzichtbar für die Rechts-     sen werden können. Eine zentrale Rolle bei der Halt-
                        sicherheit und um behördliches Handeln nachvollzie-        barkeit digitaler Informationen spielen die Formate. Oft
                        hen zu können. Aktuell werden so viele Informationen       sind sie herstellerspezifisch, können also meistens nur
                        vergänglichen Datenträgern anvertraut wie noch nie in      durch spezielle und lizenzpflichtige Software gelesen
                        der Geschichte des Kantons. Das stellt den Kanton          und dargestellt werden. Das Staatsarchiv reagiert auf
                        und besonders das Staatsarchiv vor grosse technische       diesen Umstand so, nur offen dokumentierte und weit
                        und vor allem organisatorische Herausforderungen.          verbreitete Formate zu archivieren.

                        Daten und Datenträger lesbar halten                        Daten langfristig erhalten
                        Während ein 150-jähriges Buch gelesen werden kann,         Papier ist geduldig – Daten eher nicht. Sie können nach
Das Team Akten­         gibt eine 25-jährige 3,5-Zoll-Diskette ihr «Geheimnis»     ihrer Archivierung nicht sich selbst überlassen werden.
führung und digitale    nicht so einfach preis. Digitale Daten sind für den Men-   Die rasante technologische Entwicklung erfordert Stra-
­Archivierung
 überprüft die Daten.   schen nicht direkt erfassbar. Viele Datenträger, die wir   tegien, die sicherstellen, dass Daten über Generatio-
                                                                                   nen hinweg erhalten bleiben.
                                                                                          Die Migration, also die Überführung eines For-
                                                                                   mats in ein Nachfolgeformat und das Kopieren von
                                                                                   Daten von einem Datenträger auf den nächsten, ist
                                                                                   Basis der Erhaltungsstrategie im Staatsarchiv. Wird der
                                                                                   richtige Zeitpunkt für die Migration verpasst, kommt
                                                                                   es zu Verlusten. Deshalb müssen die Systeme ständig
                                                                                   überwacht und der Technologiewandel berücksichtigt
                                                                                   werden. Nur so besteht die Gewissheit, dass Daten
                                                                                   migriert werden, solange sie lesbar sind.
                                                                                          Speichersysteme, die an unterschiedlichen Orten
                                                                                   stehen, restriktive Zugriffsrechte und ein Verzeichnis,
                                                                                   das jede Handlung dokumentiert, gewährleisten die
                                                                                   Sicherheit des Archivguts im digitalen Magazin.

                                                                                   Digitales Staatsarchiv wächst
                                                                                   Die Übernahme und Aufbereitung der gelieferten Datei-
                                                                                   en erfordern Kreativität. Die Vielfalt der Formate und
                                                                                   der Systeme kennt kaum Grenzen. Auch die Art der
                                                                                   Übermittlung ist meist abenteuerlich und das Staats-
                                                                                   archiv sieht sich mit den verschiedensten Datenträ-

12
gern konfrontiert. Hinzu kommt, dass vor allem ältere
Daten selten strukturiert vorliegen. Die Dateien müssen
von den ursprünglichen Trägern kopiert und in einem
gesonderten Bereich bearbeitet werden, bevor das
Staatsarchiv sie «für die Ewigkeit» sichert.
       Die Eingangsprüfung sieht so aus: Sind die rich-
tigen Daten abgegeben worden? Stimmen die mitge-
lieferten Metadaten? Ein Virencheck stellt sicher, dass
das Staatsarchiv im weiteren Verlauf der Arbeit die
Dateien sicher überprüfen kann. Anschliessend wer-
den die Informationen in archivtaugliche Formate kon-
vertiert, mit einem internationalen technischen Regis-
ter für Formate abgeglichen, mit einer Kennnummer
versehen und mit zusätzlichen Informationen angerei-
chert. Am Ende des Bearbeitungsvorgangs steht das
sogenannte Archivinformationspaket. Es verbindet bei-
spielsweise ein Sitzungsprotokoll im PDF-Format mit                                                                   Einige Datenträger,
Informationen, die es für die künftige Interpretation der   Vom digitalen Magazin zum digitalen                       die 2017 im Staats­
                                                                                                                        archiv abgeliefert
Datei braucht. Ebenso ist eine Beschreibung der vom         Lesesaal                                                             wurden.
Staatsarchiv unternommenen Arbeitsschritte hinterlegt.      Digitale Archivalien haben den Vorteil, dass sie zeit-
       Derzeit befinden sich sechs Terrabyte Daten im       und ortsunabhängig konsultiert werden können. Das
Langzeitarchiv. Die jährliche Zunahme liegt zwischen        Projekt «digital access to archives» – zu Deutsch digi-
eins und zwei Terrabyte. Aber schon jetzt ist das           taler Lesesaal – beabsichtigt, im Jahr 2019 Kundinnen
Staatsarchiv einer der grössten Datenhalter der kan-        und Kunden einen zeitgemässen Zugang zu analogem
tonalen Verwaltung.                                         und digitalem Archivgut zu ermöglichen. Das Staats-
                                                            archiv möchte damit für öffentliche Organe und vor
                                                            allem für jede Bürgerin und jeden Bürger einen mög-
   Digitalisierung des analogen Archivguts?                 lichst barrierefreien Zugang zum Archivgut etablieren.
   Das Staatsarchiv arbeitet daran, häufig nach-
   gefragte analoge Archi­valien zu digitalisieren          Vedat Akgül, Jared Hevi, Martin Lüthi: Team
   und so einem grösseren Benutzerkreis zugäng-             ­Aktenführung und digitale Archivierung, Staatsarchiv,
   lich zu machen.                                           Departement des Innern
   Aktuell geschieht das mit den für die Familien-
   forschung zentralen ­Kirchenbüchern. Eine halbe
   Million Einzelseiten werden digitalisiert, konver-
   tiert und mit zusätzlichen Informationen ange-
   reichert, bevor sie über die Nutzungsplattform
   allgemein zugänglich gemacht werden. Kein
   Thema ist hingegen die integrale Digitalisierung
   der Archivbestände. Die Kosten dafür würden
   Hunderte Millionen Franken betragen.

   Die Nutzungsplattform ist über den Online-
   Katalog zugänglich:
   scope.staatsarchiv.sg.ch/suchinfo

                                                                                                                                      13
Ausgefragt mit Walter Frischknecht-Hyrenbach
     «Meine E-Mails checke ich auf dem Smartphone»

     Walter Frischknecht-Hyrenbach arbeitete                    Welches waren die Schattenseiten Ihres Berufs?
     von 1981 bis 2006 für das kantonale Steu-                  Natürlich war man bei denjenigen, die etwas zu ver-
     eramt, erst in der Funktion als Steuerkom-                 stecken hatten, gefürchtet. Diese Leute musste man
     missär für natürliche und juristische Perso-               dann auch büssen, man hatte also tatsächlich ein
     nen, dann als Leiter Administration. Der                   wenig die Funktion eines Polizisten. Die Strafanzeigen
     76-jährige St.Galler blickt auf seine Karrie-              waren das Belastende an meinem Beruf. Es gab auch
     re beim Kanton zurück und erzählt, wie er                  immer wieder Personen, die ausgerastet sind. Damals
     den digitalen Wandel meistert.                             gab es noch keine erhöhten Sicherheitsmassnahmen.

     Besitzen Sie ein Smartphone?                               Wie haben Sie früher gearbeitet?
     Ja! (zeigt stolz sein Smartphone)                          Früher haben wir die Steuerberechnungen von Hand
                                                                vorgenommen. Sekretärinnen tippten die Zahlen dann
     Wie bleiben Sie auf dem neuesten Stand?                    in die Schreibmaschine. Vor der Einführung des Com-
     Dank meinen sechs Enkelkindern zwischen 18 und 23          puters arbeiteten wir mit sogenannten Schreibsyste-
     Jahren. «Opa, das kannst du einfacher machen», krie-       men. Die Berechnungen für die Steuererklärungen
     ge ich oft zu hören, wenn sie mir die neuesten Kom-        mussten wir separat mit dem Rechner erledigen. Erst
     munikationsfunktionen zeigen. Ausserdem b­ esuche ich      mit der Einführung des Computers hat sich dann rasant
     bald einen Kurs von Pro Senectute, damit ich künf-         vieles verändert und auch vereinfacht. Zu Beginn waren
     tig auch meine SBB-Billette mit meinem Smart­phone         die Speicherkapazitäten des Computers jedoch sehr
     kaufen kann.                                               beschränkt und man konnte jeweils nur vorgegebe-
                                                                ne Felder ausfüllen. Word gab es damals noch nicht.
     Besitzen Sie ein Facebook-Konto?
     Nein, das nicht. Alles muss man nicht mitmachen.           Vor der Kantonsverwaltung waren Sie in der Privat-
                                                                wirtschaft tätig. Welche Vorteile bringt der Seiten-
     Kommunizieren Sie lieber digital oder persönlich?          wechsel mit sich?
     Wenn möglich kommuniziere ich persönlich. Sonst nut-       Der wirtschaftliche Hintergrund war sicher förderlich für
     ze ich gerne die digitalen Möglichkeiten und schreibe      meine Tätigkeit beim Steueramt. Ich hatte Verständ-
     E-Mails und mit meinen Enkeln auch WhatsApp-Nach-          nis für die Situation unserer Kunden und kannte aber
     richten. Einer meiner Enkel fährt Skirennen. Auf mei-      auch Tricks, welche die Steuerpflichtigen anwenden
     nem Smartphone schaue ich die Rennen live via App          wollten – und die man vielleicht selber mal angewen-
     der FIS (Fédération Internationale de Ski). Mir gefällt,   det hat. (schmunzelt)
     dass die Kommunikation durch die Digitalisierung viel
     schneller geworden ist.                                    Sie sind nun seit dreizehn Jahren pensioniert. Was
                                                                machen Sie in Ihrer freien Zeit?
     Sie waren lange als Steuerkommissär im Aussen-             Ich geniesse es, meine Tage nun selber planen zu kön-
     dienst für juristische Personen – also in erster Linie     nen. Ich gehe wandern, fotografiere und seit kurzem
     Unternehmen – tätig. Was hat Ihnen an Ihrer Arbeit         spiele ich wieder Volleyball. Ausserdem gehe ich ger-
     gefallen?                                                  ne ins Theater oder an Konzerte. Das meiste unter-
     Es war eine spannende Aufgabe, bei der man Einblick        nehmen meine Frau und ich zusammen. Seit mei-
     in wirtschaftliche Vorgänge erhielt. Ich lernte interes-   ner Pensionierung koche ich jede zweite Woche und
     sante Personen und Betriebe kennen. Und es war             wechsle mich mit meiner Frau ab. Wenn wir verreisen,
     üblich, dass man zum Mittagessen eingeladen wur-           schätze ich es heute, wenn die Reisen organisiert sind.
     de – Bestechungsversuche gab es jedoch nicht. An           Früher habe ich gerne alles selber geplant. Am liebs-
     einen Fall erinnere ich mich noch gut, denn der Buch-      ten unternehmen wir Flussreisen mit Hotelschiffen in
     halter einer Firma rief jedes Jahr an und wollte mit mir   die Nachbarländer Frankreich, Italien, Österreich oder
     Mittag essen: «Sie müend uf Revision cho!»                 Deutschland. Die Fotos für die Fotoalben von unseren

14
Welche Pläne hatten Sie für die Zeit nach der
                                                               ­Pen­sionierung?
                                                               Ursprünglich plante ich, den Jakobsweg zu gehen.
                                                               Doch dann bin ich kurz vor der Pensionierung schwer
                                                               erkrankt und die Genesung stand im Zentrum. Nun
                                                               unternehme ich jeden Tag Spaziergänge und habe
                                                               zumindest einen Teil des Jakobswegs in der Schweiz
                                                               zurückgelegt.

                                                               Sie leisten in Ihrer Freizeit Freiwilligenarbeit für Pro
                                                               Senectute und übernehmen administrative Arbeiten
                                                               für ältere Menschen. Was hat Sie dazu bewogen
                                                               und was machen Sie da genau?
                                                               Solange ich gesund bin, möchte ich auch etwas wei-
                                                               tergeben und Menschen unterstützen, die mit der
                                                               Bewältigung des Alltags Mühe haben. Ich unterstüt-
                                                               ze die Betroffenen beim Umgang mit ihren Finanzen.
                                                               Das ist sehr vielseitig: Ergänzungsleistungen einfor-
                                                               dern, Krankenkosten verwalten, Umzug ins Pflegeheim
                                                               regeln und natürlich übernehme ich auch das Aus-
                                                               füllen der Steuererklärung. Das Schöne ist, dass bei
                                                               dieser Freiwilligenarbeit auch viele persönliche Bezie-
                                                               hungen entstehen.

                                                               Reichen Sie Ihre Steuererklärung elektronisch oder
                                                               auf Papier ein?
                                                               Elektronisch! Ich finde es toll, dass nun alles online
                                                               verfügbar ist.

                                                               Was verbindet Sie noch mit der St.Galler Kantons-
                                                               verwaltung?
                                                               Mich interessiert immer noch, was beim Kanton läuft.
                                                               Beim Steueramt selber habe ich nur noch mit den
E-Mails schreiben und Skirennen schauen: Walter Frischknecht   pensionierten Mitarbeitenden zu tun. Es finden regel-
hat sein Smartphone immer dabei.                               mässig Anlässe statt, die das Finanzdepartement,
                                                               die Personalverbände oder unsere ehemalige Abtei-
Reisen drucke ich immer noch aus und klebe sie ein.            lung organisieren.
Die Alben sind auch unsere Tagebücher.
                                                               Welchen Traum wollen Sie sich noch erfüllen?
Haben Sie sich auf die Pensionierung gefreut oder              Gesund bleiben – das ist der grösste Wunsch.
bedeutete die Umstellung eine Herausforderung?
Ich habe immer gerne gearbeitet, aber altersmäs-               Das Gespräch führte Sabrina Rohner, Mitarbeiterin
sig kam ich vor der Pensionierung schon an meine               Kommunikation, Staatskanzlei.
Grenzen, da das Arbeitstempo stets zunimmt. Wich-
tig ist, dass der Tag strukturiert ist, wenn man nicht
mehr arbeitet.

                                                                                                                          15
Das elektronische Patientendossier
Gesundheitsinformationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Das Internet und Smartphones haben unseren Alltag grundlegend verändert. Bald sollen auch Gesundheits-
informationen elektronisch geführt werden, damit sie überall und jederzeit verfügbar sind. Mit elektroni-
schen Patientendossiers (EPD) soll die Ablage von Patienteninformationen dem aktuellen Stand der Technik
angepasst werden.

Patientinnen und Patienten werden mit hoch-     Einsatz spätestens im
moderner Medizin behandelt, die Informa­        Frühjahr 2020                                   Das EPD – eine gute Idee …
tionen werden jedoch häufig noch per Brief,     Das EPD ist für alle Patientinnen und Pati-     … aber da sind noch Fragen
Fax oder als handgeschriebene Rezepte           enten freiwillig. Sie alleine bestimmen, wel-   zu:
ausgetauscht. Wichtige Daten sind teilwei-      che Gesundheitsfachperson welche Doku-          • Strukturierung und Suchalgorith-
se nicht verfügbar oder unvollständig. Das      mente lesen darf. Mit dem EPD haben               men: Wie werden im riesigen
Bundesgesetz über das elektronische Pati-       die Inhaber stets den Überblick über              ­Datentresor rasch die gefragten
entendossier (EPDG) definiert das elekt-        ihre Dokumente und können ihre aktu-              Informationen gefunden?
ronische Patientendossier als Instrument,       ellen Gesundheitsinformationen weiteren         • Kompatibilität: Wie wird für
um die Qualität der medizinischen Behand-       Behandelnden zur Verfügung stellen. Jede          alle Beteiligten eine einheitliche
lung und deren Prozesse zu verbessern, die      Änderung im EPD und jeder Zugriff wird            ­­les- und beschreibbare Form
Pa­tientensicherheit zu erhöhen und die Effi-   automatisch protokolliert. So können die          des EPD gebaut?
zienz des Gesundheitssystems zu steigern.       Patientinnen und Patienten immer nach-          • Berechtigungen: Wie werden
       Das EPD ist eine elektronische Samm-     vollziehen, was sich im Dossier verändert         die EPD-Besitzenden entschei-
lung von Dokumenten rund um die persön-         hat. Das Bundesgesetz schreibt vor, wie           den können, wer w
                                                                                                                  ­ elche Daten
liche Gesundheit. Die Gesundheitsfachper-       das EPD organisiert und abgesichert sein          ein­sehen darf?
sonen legen die Dokumente im EPD ab.            muss. Jeder EPD-Anbieter wird umfassend         • Ressourcen: Wer nimmt woher
Das Dossier enthält zum Beispiel Röntgen-       geprüft und zertifiziert, damit die Dokumen-      die Zeit, das EPD immer kom­
bilder, Impfausweise oder Rezepte für die       te im EPD geschützt sind. Das EPD wird            petent à jour zu h
                                                                                                                   ­ alten? Und wer
Apotheke. Die Patientin oder der Patient        in der Schweiz schrittweise eingeführt. Bis       soll das bezahlen?
kann ebenfalls Dokumente wie Brillenrezepte     spätestens im Frühjahr 2020 wird es in          • Datenschutz: Wie wird die
oder Blutdruckwerte im EPD speichern. Alle      den Spitälern verfügbar sein. Auf der Web-        ­Integrität und Vertraulichkeit der
medizinischen Informationen sowie das EPD       site www.patientendossier.ch kann man             Daten geschützt?
gehören den Patientinnen und Patienten. Mit     sich laufend über den Stand des Projekts
dem EPD sind die wichtigsten Gesundheits-       informieren.                                    Die Antworten darauf zu finden,
informationen immer griffbereit, ob auf dem                                                     braucht Zeit – sicher bis 2020. Da-
Computer oder dem Smartphone, ob zu             Hansjörg Looser, Leiter E-Health,               von hängen der Gebrauchswert
Hause oder unterwegs, aber auch im Notfall.     ­Gesundheitsdepartement                         und schliesslich der ganze Nutzen
                                                                                                des EPD ab. Diese Zeitinvestition
                                                                                                wird sich lohnen!

                                                                                                Dr. med. Erich Honegger,
                                                                                                Allg. Medizin FMH, St.Gallen

16
Berufe im digitalen Wandel
«Der digitale Bestatter ist denkbar»

Bruno Müller leitet seit dem 1. September 2017 das Amt für Berufsbildung. Der studierte Elektroingenieur
war zuletzt bei Swisscom tätig. Heute beschäftigt ihn der digitale Wandel aus der Beratersicht. Er und sein
Team unterstützen Jugendliche bei der Berufswahl.

Inwiefern ist der digitale Wandel bei den
Beratungsgesprächen ein Thema?
In den Beratungsgesprächen mit den 14-
bis 15-Jährigen zur ersten Berufs- und
Schulwahl ist das Thema Digitalisierung
nicht so zentral. Der Berufswahlprozess ist
für viele Schülerinnen und Schüler an sich
schon sehr anspruchsvoll. Viel mehr kom-
men Fragen, die indirekt mit der Digitalisie-
rung zu tun haben, zum Beispiel: Hat der
Beruf eine Zukunft? Habe ich später Auf-
stiegs- oder Entwicklungsmöglichkeiten?

Was sagen Sie den Jugendlichen?
Die Frage nach der Zukunft lässt sich sehr
schwer beantworten. Es gibt viele Studi-
en zur Auswirkung der Digitalisierung auf
die Arbeitswelt. Die Forschungsergebnis-            Welche neuen Berufe könnten aufgrund            oft wie möglich in den Lehrbetrieben. Das-
se sind jedoch nicht eindeutig. Während             der Digitalisierung entstehen?                  selbe gilt für Berufs- und Studienberatungs-
die einen schätzen, dass die Hälfte der             Zum einen spezialisierte Berufe, die sich       personen. Sie haben regelmässigen Kon-
Jobs verschwinden wird, kommen ande-                stärker auf die Anwendungsfelder der Digi-      takt zu anderen Ausbildungseinrichtungen
re nur auf 10 bis 20 Prozent. Unklar ist            talisierung beziehen, also Automatisierung,     und Betrieben. Wir sichern uns das Wissen
auch, ob die Berufe, die wegfallen, durch           Vernetzung, Virtualisierung. Der 3D-Druck       aus vielen Zukunftstagungen und -semina-
neue ersetzt werden oder ob sich nur ein-           von künstlichen Organen ist zum Beispiel        ren und lesen die Studien dazu. Und natür-
zelne Aufgaben innerhalb der Berufsbil-             ein neues Berufsfeld. Computergesteuer-         lich unternehmen wir Schritte, um unsere
der ändern.                                         te Maschinen müssen zudem entwickelt,           eigene Arbeit und die unserer Berufsfach-
                                                    gebaut und bedient werden. Es könnten           schulen fit für die digitalen Herausforderun-
Welche Aufgaben innerhalb eines Berufs-             auch Dienstleistungsberufe entstehen, die       gen zu machen.
feldes sind denn zukunftsträchtig?                  Menschen in der digitalen Welt unterstüt-
Wir sprechen von einer Art Faustregel, aber         zen, beispielsweise bei ihrem Auftritt in den   Also zum Beispiel eine digitale Beratung
auch die ist nicht universell gültig. Sie lautet:   sozialen Medien. So ist auch der Beruf          via Webchat?
Je komplexer eine Aufgabe ist und je mehr           des digitalen Bestatters denkbar, der sich      Die digitale Beratung via Webchat ist seit
menschliche Eigenschaften wie Sozialkom-            um die digitale Hinterlassenschaft im Netz      langem geplant. Die Berufsberatung f­eiert
petenz, Kreativität, Urteilsvermögen, Men-          kümmert.                                        dieses Jahr ihr 100-Jahr-Jubiläum. Es wäre
schenkenntnis, Verhandlungsgeschick oder                                                            ein schönes Geschenk, wenn wir den Web-
Emotionen gefragt sind, desto weniger wird          Wie gehen Sie mit Ihrem Amt die                 chat auf der neuen Website des Kantons
diese Aufgabe durch einen Roboter ersetz-           ­digitalen Veränderungen an? Wie bilden         umsetzen könnten. Eine weitere Idee ist die
bar sein. Aber vieles kann man nicht allein          Sie sich weiter?                               Beratung über Internettelefonie.
in der Grundbildung lernen. Die erste Aus-          Wie bei jedem Beruf oder sich ändernden
bildung ist nur das Sprungbrett. Weiterbil-         Berufsfeldern suchen wir die Nähe zur Wirt-     Das Gespräch führte Thomas Zuberbühler,
dung und lebenslanges Lernen sind zentral.          schaft. Unsere Ausbildungsberater sind so       Leiter Kommunikation, Staatskanzlei.

                                                                                                                                              17
Das Programmier- und Informatiklabor für Jugendliche
«code-camp» an der Kantonsschule Wattwil

Die Kantonsschule Wattwil bietet seinen Schülerinnen und Schülern seit 2015 die Möglichkeit, sich in
­ihrer Freizeit mit Informatik und Programmieren zu beschäftigen. Sie werden bei ihren Projekten von einem
 Lehrer und mehreren Informatikstudenten begleitet und unterstützt.

Jede Woche treffen sich rund zehn Schü-             Zwei Schüler sind derzeit Anwärter auf       wil unterstützt. Da es sich dabei meist um
lerinnen und Schüler unter der Leitung              einen Preis beim Wettbewerb «Schwei-         Informatikstudierende handelt, erhalten
von Mathematik- und Informatiklehrer Emil           zer Jugend forscht»: ein Schüler mit einer   die «code-camp»-Teilnehmenden neben-
Müller für zwei Stunden im sogenannten              Rakete und der andere mit einem Pro-         bei auch einen authentischen Einblick in
«code-camp». Das Programmier- und Infor-            gramm, das 3D-Objekte so zerlegt, dass       das Informatikstudium, aktuelle Fragestel-
matiklabor an der Kanti Wattwil wurde für           sie mit einem 3D-Drucker gedruckt wer-       lungen in der Forschung sowie die neues-
Jugendliche eingerichtet, die sich in ihrer         den können. Die Gruppe plant und setzt       ten Entwicklungen in der Industrie.
Freizeit mit Computern und Programmie-              auch externe Projektaufträge um. Es wur-
ren beschäftigen möchten. Emil Müller gibt          den bereits erste Kontakte zu interessier-   Wunsch nach einem
während dieser Zeit jedoch keinen regulä-           ten Kunden geknüpft.                         Informatiklabor
ren Unterricht, sondern hilft den Jugendli-                                                      Das «code-camp» befindet sich derzeit
chen bei ihren eigenen Projekten. «Hätte es         Ein Wochenende lang nur                      noch im Aufbau und hat seine definitive
einen solchen Rahmen in meiner Jugend               programmieren                                Form und Arbeitsweise noch nicht gefun-
gegeben, wäre mein Leben anders verlau-             Ein Höhepunkt für das «code-camp» ist        den. Es werden auch regelmässig neue
fen», ist sich Emil Müller sicher. Bei diesen       das jährliche Coding-Wochenende, an dem      Interessierte angeworben, die zuerst ein-
Treffen starten die Jugendlichen nämlich            rund um die Uhr an Projekten getüftelt       mal schnuppern dürfen. Der langfristige
ihre eigenen Projekte, planen diese und             wird. «Das Programmieren ist wie ein Dro-    Wunsch der Projektgruppe ist ein richtiges
setzen sie wenn möglich um.                         gentrip – es macht süchtig», so Emil Mül-    Informatiklabor an der Kanti Wattwil, das
                                                    ler. Gelegentlich steht auch eine Exkur-     nicht nur über schnelles und offenes Inter-
Ein eigenes Spiel entwerfen                         sion in eine Informatik-Firma wie Google     net, sondern auch über 3D-Drucker oder
Unter den zahlreichen Projektideen ist das          oder der Besuch eines Vortrags zu einem      Roboter verfügt. Damit könnten neue Expe-
Programmieren eines eigenen Spiels äus-             spannenden Informatikthema auf dem Pro-      rimente gemacht und neue Welten erkun-
serst beliebt. Aber auch das Lösen von              gramm. Aufgrund der oft komplexen und        det werden.
anspruchsvollen algorithmischen Proble-             zeitaufwendigen Problemstellungen der
men oder das Vorbereiten auf die Infor-             Programmierenthusiasten wird Emil Müller     Anina Hegi, Stabsmitarbeiterin
matikolympiade sind spannende Themen.               von ehemaligen Schülern der Kanti Watt-      ­Bildungsdepartement

Das «code-camp» findet wöchentlich an der Kanti Wattwil statt.

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«code-camp» an der Kanti Wattwil
Teilnehmende ­berichten

                                                                                                 die Rakete 600 Meter hoch. Zurzeit ent-
                                                                                                 wickle ich selber einen Boardcomputer.
                                                                                                 Mein Ziel ist es, alle Boardcomputer selber
                                                                                                 zu entwickeln und vielleicht eine Teilnahme
                                                                                                 im Weltraumlager in Norwegen zu gewin-
                                                                                                 nen. Später möchte ich in Neuseeland in
                                                                                                 einem Raumfahrtlabor arbeiten.»
Céline Vetsch, 18, Lichtensteig                 diszipliniert zu arbeiten. Mich fasziniert vor
«Ich möchte eine App oder ein Spiel nicht       allem die künstliche Intelligenz als neues
nur nutzen, sondern mich interessiert vor       Themengebiet, bei dem es noch viel zu
allem, was dahintersteckt. Mein erstes Pro-     entdecken gibt. Bei einem Besuch bei
jekt war das Programmieren eines Spiels.        Google erhielten wir einen ersten Einblick
Aus dem Nachprogrammieren von Tetris            in den intelligenten Assistenten.»
hat sich dann ein Spiel entwickelt, mit dem
man Musiknoten lernen kann. Für meine
Musikgruppe habe ich ausserdem die Web-                                                          Timon Meyer, 15, Rapperswil
site aufgesetzt und verwalte sie nun. Nach                                                       «Mit zehn Jahren habe ich zuhause das
der Matura möchte ich an der ETH Biolo-                                                          erste Mal etwas Kleineres programmiert.
gie studieren.»                                                                                  Jetzt im »code-camp« sind es Projekte, um
                                                                                                 beispielsweise Matheaufgaben zu erleich-
                                                                                                 tern. Die Mechanik hinter dem Program-
                                                Dominik Aschmann, 18,                            mieren fasziniert mich sehr. Später möch-
                                                Rapperswil                                       te ich Applikationsentwicklung, Physik oder
                                                «Ich habe durch diese Gruppe gelernt, wie        Mathematik studieren.»
                                                man programmiert. Momentan arbeite ich
                                                daran, Wetterdaten abhören zu können.
                                                Mit einer Antenne muss man das Signal
Dante Suwanda, 18, Uznach                       auffangen und die Daten dann mit einem
«Wir haben als Maturaarbeit zu zweit das        Empfänger decodieren. Mein Ziel ist es,
strategische Kartenspiel ‹War of ratio› ent-    mittels Luftaufnahme von meinem Stand-
wickelt, für das ich sogar die Karten selber    ort ein Selfie zu schiessen. Später möch-
gezeichnet habe. Momentan programmie-           te ich Elektrotechnik an der ETH studieren.
ren wir in einer Vierergruppe ein Kampfspiel.   Die Mischung aus Handwerk und Informa-           Luke Stampfli, 18, Nesslau
Die Herausforderung dabei ist, dass meh-        tik finde ich sehr spannend.»                    «Meine Arbeit läuft im Hintergrund ab, zum
rere Spieler gleichzeitig dieses Spiel spie-                                                     Beispiel ermöglicht sie, dass Computer mit-
len können. Das Coole am Programmieren                                                           einander kommunizieren. Das erste Mal
ist, dass man bei jedem Spiel das rausneh-                                                       habe ich mit sieben Jahren zusammen mit
men kann, was einem gefällt und dann die                                                         meinem Vater einen Taschenrechner pro-
verschiedenen Komponenten zusammen-                                                              grammiert. Jetzt bin ich mit meinem Pro-
setzen kann.»                                                                                    jekt bei »Schweizer Jugend forscht« dabei.
                                                                                                 Ich habe eine 3D-Druck-Software für For-
Alessandro Biella, 18, Rapperswil                                                                men programmiert, die als Ganzes nicht
«Früher habe ich von meinem Vater das           Lukas Hauser, 18, Kaltbrunn                      druckbar wären. Die Software zerlegt eine
Programmieren gelernt, dann hat Emil Mül-       «Mit meiner Rakete bin ich momentan bei          Form in einzelne Teile, die danach zusam-
ler Werbung für das »code-camp« gemacht.        »Schweizer Jugend forscht« im Rennen.            mengeklebt werden.»
Hier in diesem Rahmen ist es einfacher,         Beim Pilotversuch für die Maturaarbeit flog

                                                                                                                                         19
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