Stiftung Kreditwirtschaft - Berichte und Informationen 2019 - Heft 38
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
STIFTUNG KREDITWIRTSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM BERICHTE UND INFORMATIONEN 2019 Stiftung zur Förderung von Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Kreditwirtschaft an der Universität Hohenheim Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Universität Hohenheim Schloss Hohenheim Schwerzstr.38 70599 Stuttgart Telefon: 0711/459-22900/-22903 Fax: 0711/459-23448 E-Mail: burghof@uni-hohenheim.de marcel.gehrung@uni-hohenheim.de Homepage: Herausgeber: Prof. Dr. Hans-Peter Burghof www.stiftung-kreditwirtschaft.de Redaktion: Marcel Gehrung, M.Sc., Facebook: Stiftung Kreditwirtschaft Luisa Staudenmaier, B.A. cand.
I N H A LT Geleitwort 1 Gastvorträge Bericht des Kuratoriums 3 Kuratoren & Förderkreis 4 „Deutschland und die Finanzkrisen des vergan- 46 genen Jahrzehnts“ Prof. Dr. Martin Hellwig “Aktuelle Perspektiven der europäischen Geld- 48 Lehre und Fiskalpolitik“ Prof. Dr. Ewald Nowotny „Amerikanische Großbank oder Volksbank um die 50 Der Lehrstuhl für Bankwirtschaft und 6 Ecke – Vor- und Nachteile für die Mittelstandsfi- Finanzdienstleistungen nanzierung“ Dr. Christian Kames Lehrveranstaltungsübersicht 7 „Braucht man noch Banken? Und wenn ja wel- 51 che?“ Karl Matthäus Schmidt Einführungswoche Bachelor – Forschung 8 „Ein deutsch-französischer Vergleich - Univer- 53 Schnuppern mit „Bitcoin & Co“ salbanken und ihr Geschäft in Frankreich“ Frank Bachelor-Seminar „Brexit” 9 Schönherr Fit for Empirical Work in Your Thesis 9 Master-Seminar „Finance in Obscurity” 10 Aktivitäten des Lehrstuhls The Course Portfolio Management 11 Financial Intermediation SS2019 13 Eisstockschießen 2019 57 Forschung Studentische Aktivitäten 5th Finance Workshop Hohenheim 14 Jahresbericht des Junior Business Teams 59 HVB-Doktorandenseminar in Riederau am 15 Jahresbericht des Kreditwirtschaftlichen Collo- 60 Ammersee quiums Hohenheim Management, Governance and Ethical Finance 17 Conference 2019, Edinburgh Nachrichten 61 INFINITI Conference on International Finance, 18 University of Glasgow Termine 62 Konferenzen Carolin Hartmann 2018 20 Eine Konferenz in Kanada 22 Credit and Capital Markets 23 Stuttgart Financial 25 Jahresbericht der Forschungsstelle 29 Börsenhandel Zusammenarbeit mit der Praxis Aktuelle Veränderung der regionalen Geschäfts- 31 modelle der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland Perspektiven für europäische Banken 32 Hoher Besuch aus Zentralasien 34 Finanzwoche 2019 35 Bausparsymposium 2019 37
GELEITWORT Brexit und kein Ende. Als Soap-Opera aus dem Fernsehen könnte man den Brexit-Prozess sehr genießen: Tolle Darsteller, skurrile Rituale, Fami- lienzwist in der europäischen und vielen ganz pri- vaten Familien, und Intrigen und Lügen wohin man schaut. Als realweltliches Phänomen bleibt das Ganze ein große Katastrophe: Unhistorisch, eine Niederlage für Demokratie und Menschenrechte in der Welt, eine Quelle neuer, auch gewaltsamer Konflikte und, das sei vor diesem globaleren Hin- tergrund nur am Rande erwähnt, auch ökonomisch höchst ineffizient. Bisher hat jedoch die Wirtschaft in Europa und auch in Großbritannien die dauernde Unsicherheit erstaunlich gut verdaut. Mal schauen ob das so bleibt wenn wir tatsächlich in einen har- ten Brexit geraten. Dabei gab es auch ganz unabhängig vom Brexit in den letzten Monaten immer wieder Signale, die auf einen Abbruch des nun seit etwa 10 Jahren an- Prof. Dr. Hans-Peter Burghof dauernden Wirtschaftswachstums hindeuten. Die EZB scheint dieser Wachstumsschwäche mit einer und Geschäftsmodelle der Finanzwirtschaft auf, er- erneuten Intensivierung ihrer lockeren Geldpolitik öffnen neue Möglichkeiten und lassen neue Märk- begegnen zu wollen. Es fragt sich ob sie da nicht te und Institutionen entstehen. Ist die klassische die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat. Viele Bankkompetenz, für die der Lehrstuhl steht, damit Ökonomen gehen davon aus, dass wegen des jetzt in Zukunft verzichtbar? Es wird Sie nicht überra- schon sehr niedrigen Zinsniveaus, die Wachstum- schen dass ich nicht dieser Meinung bin. Aber ich simpulse einer weiteren Zinssenkung vernachläs- kann es auch begründen: Die Grundkonstellation sigbar sind. Nicht vernachlässigbar sind dagegen der Kapitalüberlassung bleibt ja bestehen. Jemand die Auswirkungen auf die finanzielle Gesundheit leiht Geld an Unternehmen oder Private, und die der Banken. Die niedrigen Zinsen sollen sie veran- wollen oder können oftmals den Kredit nicht zu- lassen, mehr Kredite zu vergeben. Aber eigentlich rückzahlen. Banken sind eine institutionelle Ant- ist das meiste, was man guten Gewissens finan- wort auf die mit dem Finanzkredit verbundenen zieren kann, bereits finanziert, und teilweise mit Probleme und nicht zufällig so gestaltet. Auch Ban- erheblichen Risiken für die Banken zum Beispiel bei ken können die neuen technologischen Möglichkei- der Zinsbindungsfrist. Der zusätzliche Druck impli- ten aufgreifen und nutzen, zum Beispiel über den ziert eine weitere Risikoerhöhung. Und anderer- Erwerb von Fintechs. Und manches Fintech ist als seits können die Banken Minuszinsen nicht zu ihren gänzlich neues, innovatives Finanzierungs- oder Retailkunden durchhandeln. Damit wird ein großer Finanzdienstleistungskonzept gesprungen und als Teil der Passivseite der Bankbilanzen zu einem gro- schnöde Bank auf dem harten Boden der Realität ßen Subventionsgeschäft. Das geht eine Weile gut, gelandet. Für den Betrachter bleibt es aber höchst wenn man aus Reserven der Vergangenheit zehren spannend zu sehen, wie die digitale Revolution, kann. Die von manchen Ökonomen prognostizier- wenn auch verspätet,die Finanzwirtschaft um- ten Jahrzehnte niedrigster Zinsen kann das deut- krempelt. sche Bankensystem aber nicht überstehen. Aber auch am Lehrstuhl herrscht ein steter Wan- Nicht nur deswegen nimmt die Beschäftigung mit del. Seit September 2019 wird das Lehrstuhlteam der digitalen Seite der Finanzwirtschaft auch am von Herrn Stephan Bales unterstützt. Herr Bales Lehrstuhl einen immer größeren Raum ein. Fintech erwarb seinen Bachelorabschluss in Wirtschafts- und Blockchain brechen traditionelle Denkmuster wissenschaften an der Universität Hohenheim, 1
GELEITWORT wo er auch seinen Master in Economics mit dem (em.) des Max-Planck-Instituts zur Erforschung Hauptfach Financial Econometrics abschloss. Wei- von Gemeinschaftsgütern, Prof. Dr. Ewald Nowot- tere Erfahrungen sammelte er während Auslands- ny, Gouverneur der Oesterreichischen National- aufenthalten an der San Diego State University, bank, Dr. Christian Kames, Leiter Investment Ban- der Aarhus School of Business in Dänemark, der king Deutschland bei JP Morgan, Karl Matthäus University of California San Diego und während ei- Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privat- ner Summer School an der London School of Eco- banken AG, sowie Frank Schönherr, Group Senior nomics. Herr Bales unterstützt die Arbeit des Lehr- Country Officer Germany der Crédit Agricole S.A. stuhls durch die Betreuung von Abschluss- und Prof. Hellwig und Prof. Nowotny beschäftigten sich Seminararbeiten, sowie bei der Vorlesungen „In- mit den vergangenen Finanzkrisen in Deutschland vestition und Finanzierung“. und Europa und deren anhaltenden Auswirkungen auf die aktuelle Geld- und Fiskalpolitik während Dr. Um Innovationen in den Finanzplatz Stuttgart zu Kames und Herr Schönherr einen Einblick in Groß- tragen, über aktuelle Themen der Finanzwelt zu in- banken in den USA und Frankreich gaben, stellte formieren und zu diskutieren sowie die Netzwerk- Herr Schmidt im Rahmen einer Podiumsdiskussion strukturen am Finanzplatz Stuttgart auszubauen, die Besonderheiten seiner Privatbank dar. Detail- führte die Finanzplatzinitiative Stuttgart Financial lierte Berichte dazu finden Sie wie ab Seite 49. 2018 und 2019 für unterschiedliche Zielgruppen er- neut zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen durch. Im kommenden Wintersemester konnten wir wie- Highlights waren unter anderem der 7. Venture der zwei Redner für die Vortragsreihe gewinnen. Capital Pitch „Best of Baden-Württemberg”, die 3. Friedrich Merz, Chairman Blackrock Asset Manage- FinTech Days, die Weiterentwicklung von Ventu- ment, und Helmut Schleweis, Vorsitzender des reZphere und dazugehörige Academy-Veranstal- Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, wer- tung in Kooperation mit EY und der IR.on AG, und den die Universität Hohenheim mit Gastvorträgen natürlich die Finanzwoche mit Finanzplatzgipfel, besuchen. Eine gesonderte Einladung erhalten Sie Bausparkassen Lounge, Eröffnung der Mathe.Ent- wie gewohnt. Ich würde mich sehr freuen, wenn decker Pfade und dem Financial Career Recruiting unsere Vortragsreihe auch weiterhin auf so reges Day. Außerdem gab es insgesamt 93 Veranstaltun- Interesse stößt und ich Sie bald wieder in Hohen- gen für Professionals, Studenten und Schüler mit heim begrüßen darf. 18 Börsenführungen und 25 LiveX Handelssimula- tionen mit Beteiligung von Stuttgart Financial. Wei- Hohenheim, im Oktober 2019 tere Informationen zu diesen Events und weiteren Prof. Dr. Hans-Peter Burghof Themen von Stuttgart Financial finden Sie wie ge- wohnt ab Seite 27. Außerdem freuen wir uns seit dem 1. Januar 2019 die Verwaltung des wissenschaftlichen Journals Credit and Capital Markets übernehmen zu dürfen. Gefördert durch den Stifterverband für die Deut- sche Wissenschaft e.V. konnten wir so das Profil der Stiftung Kreditwirtschaft weiter stärken. Das Journal war zuvor am Lehrstuhl für Bankwirtschaft angesiedelt. Einen Überblick über die Geschichte dieser wissenschaftlichen Zeitschrift und weitere Informationen finden Sie ab Seite 24. In unserer Vortragsreihe durften wir auch im ver- gangen akademischen Jahr weitere hochrangige Referenten als Gäste an der Universität Hohen- heim begrüßen: Prof. Dr. Martin Hellwig, Director 2
B E R I C H T D E S K U R ATO R I U M Bericht des Kuratoriums Arbeitsprogramm 2018/2019 Die 40. ordentliche Sitzung des Kuratoriums Im Anschluss an die Kuratoriumssitzung berichte- fand am 6. Dezember 2018 im ehemaligen te Herr Professor Hans-Peter Burghof in der Mit- Herzoglichen Arbeitszimmer der Universität gliederversammlung über aktuelle und zukünfti- Hohenheim statt. ge Arbeitsfelder der Stiftung Kreditwirtschaft. Die Die Tagesordnung umfasste Punkte zur Ausführungen fanden beim Kuratorium und den Haushaltssituation der Stiftung, zum Mitglie- Mitgliedern Zustimmung und Anerkennung. Beson- derbestand sowie zum Arbeitsprogramm für ders wird die Entwicklung des Promotionskollegs 2018/2019. Finance an der Universität Hohenheim unterstützt. Die Stiftung Kreditwirtschaft richtete zum fünften Haushaltsbericht Mal den Hohenheim Finance Workshop aus, der seit 2015 in das Promotionskolleg eingebunden ist. Der Haushaltsbericht zum 31. Dezember 2017 Außerdem konnte das zweite Hohenheimer Bau- wurde vom Kuratorium zustimmend zur Kenntnis sparsymposium 2019 im Schloss Hohenheim ver- genommen. Ein sachgerechter und sparsamer Mit- anstaltet werden. Zusammen mit der Unterneh- teleinsatz wurde verdeutlicht. mensberatung zeb und den lokalen Bausparkassen Im Rahmen der Abschlussprüfung des Universi- wurde so erneut ein Branchentreff für die Institute tätsbundes wurde auch der Rechnungsabschluss und Mitglieder der Bausparindustrie geschaffen. 2017 der Stiftung Kreditwirtschaft geprüft. Wie in Des Weiteren ist zu erwähnen, dass seit dem 1. den Vorjahren ergaben sich von Seiten des Prüfers Januar 2019 die Stiftung Kreditwirtschaft die Ver- keine Beanstandungen. waltung des wissenschaftlichen Journals Credit Auch der Bericht über die Haushaltssituation der and Capital Markets übernommen hat. Dieses war Stiftung per 30. September 2018 wurde den Ku- zuvor am Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanz- ratoren durch Herrn Professor Hans-Peter Burghof dienstleistungen angesiedelt. Hiermit konnte die vorgelegt. Dem Haushaltsplan für 2019 stimmte Stiftung ihr wissenschaftliches Profil weiter stär- das Kuratorium einstimmig zu. ken. Der finanzielle Beitrag der Stiftungsmitglieder zur Förderung der Lehre und Forschung ist von großer Zusammensetzung des Kuratoriums Bedeutung. Nationale und internationale Konfe- renzteilnahmen können dadurch ebenso gefördert In das Kuratorium der Stiftung Kreditwirtschaft werden wie studentische Exkursionen oder Veran- wiedergewählt wurden Dr. Roman Glaser, Baden- staltungen für die Doktoranden und Doktorandin- Württembergischer Genossenschaftsverband, Dr. nen des Instituts für Financial Management. Wie Volker Gerstenmaier, Bankhaus Ellwanger & Geiger in den Vorjahren wurde zudem der Universitätsbi- KG, Peter Schneider, Sparkassen-Verband Baden- bliothek ein bedeutender Betrag zum Erwerb von Württemberg, Dr. Heinz-Werner Schulte, Kreis- bankwirtschaftlicher Fachliteratur sowie Fachda- sparkasse Ludwigsburg, Prof. Dr. Johann-Heinrich tenbanken für Studenten und wissenschaftliche von Stein und Dr. Michael Völter, Vereinigung Ba- Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. den-Württembergische Wertpapierbörse e.V. Mitgliederbestand Dr. Roman Glaser Vorsitzender Die Zahl der aktiven Förderer der Stiftung beträgt aktuell 99. Die Stiftung wird ihre Anstrengungen fortsetzen, neue Förderer zu akquirieren. Die tat- kräftige Unterstützung der Kuratoren für die Ge- winnung neuer Mitglieder spielt dabei eine bedeu- tende Rolle und ist sehr willkommen. 3
FÖRDERKREIS Kuratoren Das Kuratorium der Stiftung Kreditwirtschaft besteht aktuell aus elf vom Förderkreis gewählten Personen, sowie dem Geschäftsführer, Herrn Prof. Dr. Burghof. Dr. Roman Glaser Peter Schneider Thomas Keller Dr. Volker (Vorsitzender) Gerstenmaier Bernd Hertweck Dr. Heinz-Werner Michael Marbler Heiko Then Schulte Dr. Michael Völter Prof. Dr. Johann Jürgen Heinrich von Stein Zachmann Förderkreis Dem Förderkreis der Stiftung Kreditwirtschaft gehören zur Zeit 102 Banken, andere Wirtschaftsunternehmungen, Freiberufler, Wissenschaftler und Privatpersonen an. 1 4P Consulting GmbH 10 Boerse Stuttgart GmbH 2 BBBank eG 11 Bürgschaftsbank 3 B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA 12 BWGV Baden-Württembergischer 4 Bank Julius Bär (Deutschland) AG Genossenschaftsverband e.V. 5 Bankhaus Bauer AG 13 CMS Hasche Sigle PG v. RA u. StB mbB 6 Bankhaus Ellwanger & Geiger 14 Commerzbank AG, Filiale Stuttgart 7 Bansbach GmbH 15 CreditPlus Bank AG 8 Bausparkasse Schwäbisch Hall AG 16 Deloitte & Touche GmbH 9 Bernhauser Bank eG 17 Deutsche Bank AG 4
FÖRDERKREIS 18 Deutsche Bundesbank Hauptverwaltung 64 Sparkasse Tauberfranken Stuttgart 65 Sparkasse Ulm 19 Deutscher Sparkassenverlag GmbH 66 Sparkassenverband Baden-Württemberg 20 Echterdinger Bank eG 67 Steinbrenner, Prof. Dr. Peter 21 Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungs- 68 Stiftung Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg gesellschaft 69 Südwestbank AG 22 Escher-Weingart, Prof. Dr. Christina 70 SV Holding Baden-Württemberg AG 23 Geiger, Gerd 71 Tresides Asset Management GmbH 24 Graf Kanitz, Schüppen & Partner 72 UBS Deutschland AG 25 Graf, Franz 73 Unicredit Bank AG 26 Hachmeister, Prof. Dr. Dirk 74 VBU Volksbank im Unterland eG 27 Heidenheimer Volksbank eG 75 Vereinigte Volksbank AG 28 Hohenzollerische Landesbank - 76 Volksbank Backnang eG Kreissparkasse Sigmaringen 77 Volksbank Esslingen eG 29 Horváth AG 78 Volksbank Filder eG 30 ING DiBa AG 79 Volksbank Göppingen eG 31 KOMM Investment & Anlagenvermittlungs 80 Volksbank Herrenberg-Nagoldtal-Rottenburg eG GmbH 81 Volksbank Kirchheim-Nürtingen eG 32 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft 82 Volksbank Laichinger Alb eG 33 Kreissparkasse Biberach (Stiftung BC) 83 Volksbank Ludwigsburg eG 34 Kreissparkasse Böblingen 84 Volksbank Pforzheim 35 Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen 85 Volksbank Plochingen eG 36 Kreissparkasse Freudenstadt 86 Volksbank Strohgäu eG 37 Kreissparkasse Göppingen 87 Volksbank Stuttgart eG 38 Kreissparkasse Heilbronn 88 Volksbank Welzheim eG 39 Kreissparkasse Ludwigsburg 89 Volksbank Zuffenhausen eG 40 Kreissparkasse Ostalb 90 von Stein, Prof. Dr. Johann Heinrich 41 Kreissparkasse Ravensburg 91 VR Bank Hohenneuffen-Teck eG 42 Kreissparkasse Reutlingen 92 VR Bank Tübingen eG 43 Kreissparkasse Rottweil 93 VR-Bank Asperg-Markgröningen eG 44 Kreissparkasse Tübingen 94 VR-Bank Ellwangen eG 45 Kreissparkasse Tuttlingen 95 VR-Bank Ostalb eG 46 Kreissparkasse Waiblingen 96 Walser Privatbank AG 47 Landesbank Baden-Württemberg 97 Wissenschaftsförderung der 48 Landesbausparkasse Baden-Württemberg Sparkassen- Finanzgruppe e.V. 49 L-Bank 98 Wüstenrot & Württembergische AG 50 PSD Bank RheinNeckarSaae eG 99 zeb.rolfes.schierenbeck.associates GmbH 51 R+V Allgemeine Versicherung AG 52 Raiffeisenbank im Kreis Calw eG 53 Raiffeisenbank Mutlangen eG 54 Raiffeisenbank Wangen eG 55 Rechtsanwälte Gleiss Lutz 56 Rechtsanwälte Haver & Mailänder 57 Sand und Schott GmbH 58 Schmutz, Dipl.Kfm. Joachim 59 SCHUFA Holding AG 60 Schwäbische Bank AG 61 Sparda-Bank Baden-Württemberg eG 62 Sparkasse Hohenlohekreis 63 Sparkasse Pforzheim-Calw 5
LEHRE Der Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen Der Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen besteht - neben Prof. Burghof sowie Jutta Schönfuß und Barbara Speh-Freidank - aktuell aus acht Dokto- randen. Prof. Dr. Hans-Peter Burghof Jutta Schönfuß, Barbara Speh-Freidank Stephan Bales Achim Fecker Marcel Gehrung Carolin Hartmann Saeed Jamshidi Stefan Nothacker Daniel Alexander Jan Swiatkowski Schmidt 6
LEHRE Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen Sommersemseter 2019 Bachelorveranstaltungen Seminar „Brexit and Financial Markets“ Humboldt Reloaded Seminar Masterveranstaltungen Theory of Debt & Bank Lending Financial Intermediation Doktorandenveranstaltungen Doktorandenkolloqium Wintersemester 2019/2020 Fit for Empirical Work in Your Thesis. (Kurs zum wiss. Schreiben & Ökonometrie) Bachelorveranstaltungen Bankmanagement Fr., 10-14 Uhr, HS 6 Investition und Finanzierung Mo., 8-12 Uhr, AM, B1 Masterveranstaltungen Theory of the Firm & Corporate Governance Do., 10-14 Uhr, HS 9 Masterseminar Finance in Obscurity Mi., 16-18 Derivatives -geblockt- Trading and Exchanges Di., 16-19 Uhr, HS 36 Portfolio Management Mi., 16-18 Uhr HS 34; Do., 16-18 Uhr S34 Doktorandenveranstaltungen Doktorandenkolloquium - geblockt - Brown Bag Seminar -geblockt- Master- und Bachelorarbeiten - nach Vereinbarung - 7
LEHRE Einführungswoche Bachelor–For- Am zweiten Tag startete Herr Pottmeyer, als Pro- schung Schnuppern mit „Bitcoin & jektmanager eines Stuttgarter Startups mit einem Co“ Impulsvortrag zum Handel von Kryptowährungen auf der neu entwickelten BISON Plattform: Im Rahmen der Veranstaltung „Forschung Schnuppern“ hatten knapp 50 Erstsemester- Studenten Mitte Oktober die Möglichkeit sich mit dem Thema Kryptowährungen auseinan- derzusetzen. Als Teil der Einführungswoche für neue Wirtschaftswissenschaftler hat das Programm erste inhaltliche Berührungspunk- te mit dem späteren Studienfach aufgezeigt. Die Fachgebiete hatten sich hierzu Themen überlegt, die es in intensiver Kleingruppen- arbeit gemeinsam mit den Wissenschaftlern zu erarbeiten galt. „BISON entsteht als Reaktion auf die Marktsitua- tion im Kryptohandel. Mit BISON wird es möglich Das 3-tägige Workshop-Programm „Bitcoin & Co.“ sein, die vier Kryptowährungen - Bitcoin, Litecoin, vom Lehrstuhl für Bankwirtschaft startete mit ei- Ethereum und Ripple (XRP) - kaufen und verkau- nem Impulsvortrag von Herrn Prof. Burghof zu der fen zu können. Die App ist der erste Handelsplatz, Entstehungsgeschichte von Geld, sowie den Funk- hinter der mit der Börse Stuttgart eine traditionel- tionen von staatlichen Währungen. Nach einem le Wertpapierbörse steht. Zudem greift BISON auf zweiten Vortrag von Herrn Swiatkowski über die künstliche Intelligenz zurück. Durch den BISON technischen Raffinessen des dezentralisierten Bit- Cryptoradar werden Marktstimmungen zu Kryp- coin-Netzwerks, waren die Studenten angehalten towährungen auf Twitter in Echtzeit ausgewertet Kryptowährungen mit Zentralbankgeld auf quali- und dem Nutzer visuell aufbereitet.“ tativer Ebene zu vergleichen. Im Anschluss war es die Aufgabe der Studenten ihre vorgestellte Forschungsfrage weiter zu be- ar-beiten und erste Ergebnisse in den Kategori- en Motivation, Hypothesen, Einflussfaktoren und Re-levanz des Themas festzuhalten. Unter Zuhil- fenahme von wissenschaftlichen Studien, konnten die Kleingruppen somit einen ersten Schritt zur eigenen akademischen Arbeit leisten. Die ausgearbeiteten Fragestellungen beschäftig- ten sich beispielsweise damit, ob man in Ländern Wie funktioniert Bitcoin? mit volatilen Währungen bzw. stark inflationär ge- prägten Systemen, eine größere Affinität zu de- Aufbauend auf dem theoretischen Input wurden zentralisiertem Kryptogeld beobachten kann. Die- einige Medienbeiträge aus der Kryptoszene ge- se und weitere Themen wurden innerhalb einer zeigt, die Raum zur Entwicklung einer Forschungs- Poster-Session am 3. Workshop-Tag vorgestellt. frage bieten konnten. In den Gruppen entwickel- te sich eine lebhafte Diskussion, die mitunter die Entsprechend des Feedbacks, war die Veranstal- Relevanz des Themas und die Begeisterungsfä- tung ein voller Erfolg. Die Studenten konnten higkeit der Studenten für innovative Themen wi- nicht nur ein Gefühl dafür entwickeln, was es heißt derspiegelt. Mit einem kurzen Pitch zur Motivation wissenschaftlich zu arbeiten, sondern selbstver- der entwickelten Forschungsfrage wurde der erste ständlich auch Ihre zukünftigen Kommilitoninnen Workshop-Tag beschlossen. und Kommilitonen besser kennenlernen. 8
LEHRE Bachelor-Seminar „Brexit” chelorseminars mit verschiedenen Fragen, die for- schungsnah ausgelegt waren, beschäftigen. Wie Im diesjährigen Bachelor-Seminar des Mo- auch in den meisten aktuellen Forschungsarbeiten duls „Banking & Finance“ am Lehrstuhl für im Bereich der Wirtschaftswissenschaften, nutz- Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen ten die Studenten Finanzmarktdaten und ökono- der Universität Hohenheim widmeten sich metrische Methoden um zusätzlich zur Literatur- die Studierenden dem herausragenden Er- analyse einen eigenen quantitativen Teil mit in die eignis „Brexit“. Seminararbeit einfließen zu lassen. Vorbereitend dazu fand ein Kurs statt, der die Studierenden mit Aus der Sicht vieler Experten handelt sich beim den Grundlagen des wissenschaftlichen Schrei- Brexit um eines der größten sowie politisch und bens und den wichtigsten Werkzeugen der Öko- ökonomisch schwerwiegendsten Ereignisse in der nometrie bekannt machte (siehe S.11). Neben der jüngeren Geschichte Europas. Dabei sind nicht nur Ausarbeitung einer schriftlichen Arbeit, durften politische Veränderungen zwischen den Ländern, die Studierenden ihr Thema, welches sich immer sondern auch die gesamte europäische Finanzwelt an einer spezifischen publizierten Forschungsar- stark beeinflusst. London als der bis jetzt wich- beit orientierte, interaktiv in den Räumlichkeiten tigste europäische Finanzplatz könnte durch den der Bethmann Bank in Stuttgart präsentieren. Das Brexit und aufkommende Handelsbarrieren seinen Seminar war, unter anderem durch den Vortrag Status verlieren, was viele Veränderungen für den des Niederlassungsleiters Herrn Heilig, so auch integrierten europäischen Finanzmarkt mit sich eine gute Möglichkeit für die Studierenden, Kon- bringen würde. takte zu Vertretern der Bethmann Bank für ein mögliches Praktikum oder eine Traineestelle zu Im Seminar, welches am 1. Juli 2019 mit den Prä- knüpfen. Nach dem Seminar unternahm die Grup- sentationen der Forschungsarbeiten der Studen- pe noch einen kleinen Ausflug zum Teehaus im ten endete, wurde dieses Thema aus verschie- Weissenburgpark. Mit einem eindrucksvollen Blick densten Perspektiven beleuchtet. Großbritannien über den Stuttgarter Kessel und einem kühlen Ge- zählt seit 1972 zu einem der 28 Mitgliedsstaaten tränk klang der Abend aus. der Europäischen Union. Nach jahrelanger Ein- führung in den europäischen Binnenmarkt kommt Zusammenfassend war das Seminar für alle Be- es durch den Brexit nun zu derzeitig noch unvor- teiligten sehr erfolgreich. Die Gruppe der Stu- hersehbaren Veränderungen. Als neues Austritts- dierenden erbrachte eine gute Leistung, wodurch datum gilt momentan der 31. Oktober 2019, das auch die Betreuer des Lehrstuhls sehr zufrieden ohne vorhergehende Einigung zwischen dem Ver- waren. Zuletzt möchten wir nochmals Herrn Heilig einigten Königreich und den Unterhändlern der und Frau Euchner der Niederlassung Stuttgart der Europäischen Union auch einen harten Brexit mit Bethmann Bank für die Bereitstellung ihrer Räume sich bringen könnte. Im Falle eines sogenannten und hervorragende Betreuung vor Ort danken. „Hard Brexit“ könnte das Vereinigte Königreich aber auch ohne Verträge mit der EU dastehen, Kim Sieber, B.A. cand. was zu enormen ökonomischen Barrieren führen Marcel Gehrung, M.Sc. würde. Davon betroffen wären vor allem der Fi- nanz- und Produktmarkt, mit dem jetzigen Zent- rum des Finanzsektors in London. Es ist aber auch gut möglich, dass das Vereinigte Königreich, ähn- Fit for Empirical Work in Your Thesis lich wie Norwegen, zu einem Drittstaat wird und damit weiterhin in der Freihandelszone und dem Unter diesem Motto fand zu Beginn des Som- europäischen Finanzmarkt angehörig bleibt. mersemesters 2019 ein viertägiger Statistik- kurs für Bachelor- sowie Masterstudierende Es herrscht also viel Unsicherheit, die auch die statt. Dieser hatte am 5. April seinen Start- europäischen Finanzmärkte beeinflusst. Damit schuss und wurde freitags und samstags ge- durften sich die Studenten des diesjährigen Ba- halten. 9
LEHRE Der Kurs, der die Herangehensweise an das wis- Ab nächstem Semester werden Herr Swiatkowski senschaftliche Arbeiten für Studierende erleich- und Herr Gehrung diesen Kurs ausbauen, in dem tern soll, wurde von Marcel Gehrung und Jan Swi- er über das Semester hinweg wöchentlich stattfin- atkowski, zwei Doktoranden des Lehrstuhls für den wird. Im Kurs wird man auch die Möglichkeit Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen gelei- haben, bereits behandelte Inhalte zu erweitern tet. und weitere Software-Pakete (bspw. R) zu behan- deln. Ziel der ersten Woche war es den Teilnehmern die Strukturierung einer Abschlussarbeit sowie das Jonathan Sportmann, B.Sc.cand. Arbeiten mit LaTeX und Stata beizubringen. LaTeX ist eine codebasierte Software, die in der heutigen Forschung zur Textformatierung von Abschluss- arbeiten und wissenschaftlichen Beiträgen sehr Master-Seminar „Finance in beliebt ist. Stata ist hingegen ein Tool mit dem Obscurity” an der Börse Stuttgart statistischen Analysen durchgeführt werden kön- nen. Erste Versuche in Stata starteten mit einer Am 21.11.2018 erhielten die Teilnehmer des simplen Datenaufbereitung. Master-Seminars des Lehrstuhls für Bank- wirtschaft und Finanzdienstleistungen die In der zweiten Woche durften sich die Kursteil- Gelegenheit ihre Seminararbeiten in den nehmer mit multivariaten Regressionen in Stata Räumlichkeiten der Börse Stuttgart zu prä- auseinandersetzen und eine eigene Event-Study sentieren. Thema waren diesmal die Schat- in Excel bearbeiten, in der die Auswirkung eines tenseiten des Bankengeschäfts. Unternehmenskaufs auf den Aktienpreis vor und nach der Ankündigung untersucht wurde. In der breiten Öffentlichkeit genießen Banker heu- te nicht gerade das beste Image. Nicht zuletzt seit Eine Besonderheit des Kurses war das interaktive der Finanzkrise von 2007/08 gelten sie mehr als Vorgehen der Doktoranden, bei dem nach einer je zuvor als „gierige Betrüger“, die mit dem Geld ausführlichen Erklärung der jeweiligen Problem- anderer spekulieren um dann auch noch mit Steu- stellung und der dahinterliegenden wissenschaft- ergeldern gerettet zu werden, wenn ihre riskanten licheren Frage, die Kursteilnehmer sich selbst an Investitionen schiefgehen. Das Banken und Finan- die Lösung des Problems wagen durften. Der Lö- zinstitutionen allerdings ein unabdingbar wichtiger sungsweg wurde anschließend per Live-Coding Teil der allgemeinen Wirtschaft sind und mit ihrer von einem der Doktoranden vorgeführt. Fristentransformation Kapital von Investoren and Unternehmer und Wirtschaftsakteure verteilen, Es herrschte eine freundliche und angenehme die dann erst produzieren und die Nachfrage je- Stimmung in der die Studenten zu jeder Zeit Fra- des einzelnen Konsumenten stillen können, gerät gen stellen durften. So erhielt auch jeder die not- oft in Vergessenheit. wendige Hilfestellung der Doktoranden, um die Aufgaben erfolgreich lösen zu können. In den Pau- Trotzdem gibt es auch viele unehrliche Akteure sen wurden Kaffee und Brezeln von der Stiftung auf den Finanzmärkten, die anderen wirklich das Kreditwirtschaft bereitgestellt und an den beiden Geld aus den Taschen ziehen wollen und den Ruf Samstagen durften sich die Teilnehmer über Pizza einer ganzen Branche mit ihren Machenschaften erfreuen. ruinieren. Mit genau diesen Aspekten der Finanzwelt be- Der Kurs erhielt von den Teilnehmern ein sehr gu- schäftigten sich die Studenten und Studentinnen tes Feedback. Alle sind sich einig, dass sie durch im diesjährigen Master-Seminar mit dem passen- die Teilnahme ihr Wissen in der Gestaltung einer den Titel „Finance in Obscurity“. Abschlussarbeit sowie die Arbeit mit Stata und La- TeX erweitern konnten. Themen waren dabei zum Beispiel sogenann- te „Ponzi Schemes“, also „Investitionsideen“, die 10
LEHRE sich im Schneeballprinzip verbreiten und schnelles auch hier Pump-and-Dump-Methoden oder gar Geld versprechen. Oft profitieren davon aber nur ein fehlender Gegenwert feststellen, da die neuen die Initiatoren, während die anderen Teilnehmer Coins oder Token keinen wirklichen Mehrwert mit Verluste einfahren, bevor die Ermittlungsbehör- sich bringen. den solche Betrügereien einstellen. Die Auswer- tung eines solchen Schemas aus Finnland zeig- Während des Seminars bestand natürlich auch Ge- te dabei, dass Investoren, die solchen „Get rich legenheit zu einer kurzen Pause und zum Erkun- Quick“-Angeboten zum Opfer fallen, oft wohlha- den der Stuttgarter Börse. Während einer Trading bende ältere Männer sind, die sogar mehrfach in Floor Tour konnten die Studenten einem richtigen solche Systeme investieren. Trader über die Schulter blicken und erste Einbli- cke in diesen Beruf erlangen. Im An-schluss kam Ein weiteres Thema war natürlich die zuvor ange- dann noch Andreas Freudemann von der Aufsicht sprochene Finanzkrise. Während sich die Studen- der Börse Stuttgart vorbei und berichtete von rea- ten mit dem Schattenbankensektor und möglicher len Begebenheiten, in denen die zuvor diskutierten Regulierung zur Bekämpfung solcher Entwicklun- Schattenseiten der Finanzwelt angewandt wurden. gen auseinandersetzten, waren auch die Verbrie- fung von Hypothekenanleihen und mögliche An- Abschließend gilt natürlich nochmals unser Dank steckungseffekte auf den Märkten die Grundlage der Börse Stuttgart und Herrn Andreas Freude- für Seminararbeiten. So zeigte sich beispielswei- mann, dass wir unser Seminar dort durchführen se, dass vor dem Ausbruch der Finanzkrise die und die Studenten an die finanzwirtschaftliche Vergabe von Hypotheken an Kunden mit gerade Praxis heranführen konnten. noch ausreichender Kreditwürdigkeit stattfand. Das ist entweder ein Zeichen dafür, dass Banken Marcel Gehrung, M.Sc. das Screening ihrer Kunden vernachlässigten, oder vielleicht sogar mutmaßlich wenig kreditwür- dige Personen noch über die notwendige Schwel- The Course Portfolio Management le hoben. Außerdem zeigte eine weitere Studie, dass durchaus Ansteckungseffekte vom Subpri- Portfolio Management is one of the lectures of me-Markt auf andere Märkte während der Krise the Chair of Banking and Finance taught in the erkennbar waren. master’s program at the University of Hohenheim. Every winter term the students have the chance Passend zu Deutschlands größter Börse für Privat- to learn about fundamental principles of financial anleger, wurden auch mögliche negative Effekte and asset management such as portfolio theory, auf diese diskutiert. Eine Seminararbeit beschäf- the Capital Asset Pricing Model, market models tigte sich mit dem sogenannten „Frontrunning“, and arbitrage pricing theory. Furthermore, the also mit Tradern, die ein möglicherweise gutes course creates a link between theory and practice und profitables Geschäft in ihren Kundenaufträ- by offering the students a variety of possibilities gen erkennen und dieses dann zunächst für sich to apply the theoretical knowledge of the lectures selbst ausführen. Auch „Pump-and-Dump“-Sche- on real world data. They have the opportunity to men wurden diskutiert, in denen Penny-Stocks make their own investment decision for the Chair’s oder günstige Aktien erst künstlich im Preis auf- own portfolio and to experience a live trading sys- geblasen werden, bis genügend Marktakteure auf tem during a visit to the Stuttgart stock exchange. den Zug aufspringen und sich die Hintermänner aus dem Geschäft zurückziehen, was sich oft in The aforementioned portfolio is managed by the Form eines rapide fallenden Kurses äußert. students of the course Portfolio Management for now almost 20 years. Initially funded by the Zuletzt wurde dann noch auf die neue Beliebtheit LBBW, one of the oldest members of the Stiftung von „Initial Coin Offerings“ eingegangen, die als Kreditwirtschaft, the students have to prepare alternative Finanzierungsmethode mit der Tech- an investment proposal in the form of a buy or nologie der Blockchain aufwarten. Oft lassen sich sell proposition as part of their final grade for the 11
LEHRE course. This comprises chosen topics of practical also keep volatility as low as possible. The compe- and/or theoretical importance to portfolio ma- tition lasts for a year. nagement. Working on these proposals provides students with the opportunity to apply knowledge The team that outperforms all others in the end about capital markets and investment products will be the winner and team members get a reward into practice for real-money investment decisions. of €200 each donated by Smart-Invest GmbH. At this point, we thank Smart-Invest GmbH, which The real-money portfolio started with the amount helps us to organize the competition, provides of 100 000 DM (51,129 Euro) firstly donated in the prize money and enables the students to gain the 1970s. The portfolio’s target is a diversified important practical experience. During the pri- combination of securities from various asset clas- ze ceremony, Dr. Schott, manager and Co-Fund ses, industries and regions. Therefore, the current Manager of Smart-Invest GmbH, gave further in- portfolio is allocated among stocks, bonds and al- sights into the dynamic investment strategy of his ternative investments in various sectors and from company. He explained certain characteristics of the market of Germany, Europe and North Ameri- their portfolio selection strategy and how they use ca to emerging markets such as China, Singapore sentiment analysis and macro factors to choose or and Hong Kong. The MSCI-World and DAX index remove different asset classes from their portfolio are used as a benchmark performance compari- to lower risk and maximize returns. son and a trailing stop-loss is a signal to manage the security risk. In the winter term of 2018/ 19, five teams challen- Over the last 52 weeks, our portfolio performed in ged each other for the prize money: Econ Gang, a very fluctuating form similar to the performance Team 2, DEBM, Team 4 and the Trading System of MSCI-World and DAX Index. However, the port- Company. After submission in December 2019, folio outperforms the two benchmarks most of the their trading systems will be run with a virtual time. Overall, the return of our portfolio reached amount of $100,000 in the trading period from 15 5.17% with a volatility of 5.82% which was less December 2018 to 15 October 2019 to find the best profitable and more volatile compared to last year performing algorithm. The winner of last year’s (return of 8.98% and 2.77% volatility). competition was Capital Hardcore Investments Ltd Group (run by Ms. Rudometova, Mr. Kirilov, and The Trading System Competition Mr. Seybold) with a total wealth of $103,873.77. Another big part of today’s financial market is the continuing rise of automated trading. As a second practical application of knowledge on portfolio ma- nagement the students have the chance to work in teams of three and to test an automatic trading system for a year. The notional starting capital is $100,000. The students´ task is to program a tra- ding algorithm that is exclusive to the Templeton Emerging Market Fund. There are two possibili- ties: students either invest in the fund or get a risk-free interest rate for their capital. To program the algorithm, students have the historical prices of the fund, as well as two sentiment indicators The Börse Stuttgart Excursion available to US investors. The third practical experience during the course How these data are used and weighted is up to the of Portfolio Management was a visit to Stuttgart teams. Trend-rate indicators, oscillators and other stock exchange on 23 January 2019. The excursi- indicators can be calculated. Teams must not only on gave the students the opportunity to visit the take into account the highest possible return, but “Börse” and experience the atmosphere on the 12
LEHRE trading floor and in the regulatory back-offices. In May, 2019 we also had a workshop by PwC During a workshop, the students learned how named Regulatory Changes in Banking Business different market participants behave and which which was presented by Dr. Matthias Maucher and trading strategies they implement. Furthermore, Laura Ostermayer. The guest lecture started with they learned about the effects of market structure a brief introduction of PwC. They talked about and the behavior of market participants on prices, the supervisory review and examination process price efficiency, fairness and the stability of finan- (SREP) in 2018, in perspectives of overall assess- cial markets. ment, capital measures, liquidity measures, other qualitative measures and key risks. The speakers Lastly, the students met a trader of Börse Stutt- introduced Basel III and Basel IV and the inter- gart and could ask him questions while he showed action with the new Capital Floors. The speakers them his work on the trading floor. We want to ended the lecture with two strategic implications, thank our colleague Achim Fecker for organizing that one potential avenue to address banks‘ chal- this excursion. lenges is to move to a business model that is less balance sheet intense and banks should aim to re- Xuemei Jing, M.Sc. cand place balance sheet intense interest income with Marcel Gehrung, M.Sc. fee income to maintain or improve margins. Saeed Jamshidi, M. Sc. Financial Intermediation SS2019 The course Financial Intermediation provides stu- dents into the theory of financial intermediation, deals with the risk- and profit management of banks. Main topics of the course are measuring, illustrating and managing risks as well as systems of the profit-oriented bank management. It helps students to understand the fundamental sources of instability in banking such as bank runs, mo- ney supply and price stability, market structure and competition, etc. Students also learned about models to measure risk. A main point is the cal- culation of the value at risk (VaR) and expected shortfall. In the course, except for passively lear- ning, students also got opportunities to discuss and exchange their thoughts and ideas. Portfolio Performance over the last year 13
FORSCHUNG 5th Finance Workshop Hohenheim im Der zweite Vortrag kam dann von Andreas Neu- Bildungsforum Kloster Untermarchtal mayer vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte von Prof. Sibylle Lehmann-Hasemeyer. Er unter- Der 25. und 26. Oktober 2018 markierte die suchte anhand von historischen Daten aus den Ar- nun schon fünfte Wiederholung des Finance chiven verschiedener Banken und Staatsarchiven Workshops der Lehrstühle des Instituts für wer die Investoren auf deutschen Börsen in der Financial Management der Universität Ho- Zeit von 1896 bis 1945 waren. Wenig überraschend henheim. In guter Tradition war der Veran- waren zunächst vor allem eher reiche Bevölke- staltungsort erneut ein Kloster. rungsschichten und Männer die Hauptakteure auf deutschen Kapitalmärkten. Mit der Weimarer Re- Das Bildungsforum des Klosters Untermarchtal publik und den großen Verlusten an Anlagegütern bildete mit seiner Mischung aus modernen und durch die Wirtschaftskrisen und Hyperinflation der historischen Gebäuden daher den optimalen Aus- späten 1920er Jahre änderte sich dieses Bild aber tragungsort für die Präsentationen der Doktoran- ein wenig und Frauen, aber vor allem Investoren den der teilnehmenden Lehrstühle. Die Gegeben- aus den niedrigeren Gesellschaftsschichten dran- heiten vor Ort konnten alle Teilnehmer gleich zu gen an die Börse. Beginn während einer Führung durch die Kloster- anlage gewinnen. Schwester Hannah Maria, kuri- Der dritte Vortrag folgte dann von Manuel Kathan oser Weise selbst eine Absolventin der Universität vom Lehrstuhl für Unternehmensfinanzierung von Hohenheim, führte dabei durch die Rosenkranz- Prof. Tereza Tykvová. Hier wurde die Frage un- kapelle, den Klosterhof und die modern gestalte- tersucht, ob Private Equity Investments, also die te Klosterkirche von Untermarchtal. Das Kloster Aufnahme von außerbörslichem Eigenkapital, als gehört der Ordenskongregation der Barmherzigen schlechte Nachrichten für Unternehmen auf den Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul an und Märkten gesehen werden. So haben Private Equity ist in Anlehnung an dessen Lehren frei und ohne Investments zwar positive Auswirkungen auf die Klostermauern, die die Schwestern von der Au- Firmen und deren Industrien, die Aktienmärkte ßenwelt trennen würden, gestaltet. reagieren aber negativ auf solche Ankündigungen. Besonders stark sind die Effekte bei Industrien Mit dem finanzwirtschaftlichen Teil begann dann mit hohen Informationsasymmetrien, wie bspw. Linda Klingler, vom Lehrstuhl für Risikomanage- im Technologie-Sektor. ment von Prof. Monika Gehde-Trapp. Frau Klingler beschäftigt sich in Ihrer Arbeit mit dem Unter- Im Anschluss folgte dann der erste Vortrag eines schied von männlichen und weiblichen Investo- Vertreters des Lehrstuhls für Bankwirtschaft von ren und möchte herausfinden, ob das Geschlecht Prof. Hans-Peter Burghof. Saeed Jamshidi stellte einen Einfluss auf Investitionsentscheidungen die Ergebnisse seines modelltheoretischen Ansat- unter Sentiment Schocks hat. Die akademische zes zum Vergleich von zentralen und dezentralen Literatur bietet zwar schon einige Ergebnisse zu Bankensystemen vor. Die Forschungsfrage ist da- den Unterschieden von männlichen und weibli- bei, wie sich das Systemrisiko eines Bankensys- chen Investoren, risikoadjustierte Maßstäbe des tems verändert, wenn es von einer zentralen zu Investitionsgeschicks werden aber kaum verwen- einer dezentralen Ordnung wechselt. det. Anhand von 1170 Fonds und 1283 Managern konnte Frau Klingler zunächst herausfinden, dass Danach neigte sich der inhaltliche Teil des ers- weibliche Fondmanager insgesamt jünger sind ten Tages in Untermarchtal dem Ende zu. Mari- und weniger Berufserfahrung mitbringen und oft us Burth vom Lehrstuhl für Rechnungswesen von kleinere Fonds managen. Mit Blick auf Sentiment Prof. Dirk Hachmeister erstellte dabei ein Ranking Schocks fand Sie heraus, dass männliche Manager von 63 Nationen anhand derer Steuerbelastung oft riskantere Wetten eingehen, während Frauen und damit dem Potenzial zur Steuervermeidung. weniger auf solche Schocks reagieren. Regierungen müssen hier einerseits ihr Interes- se an höheren Steuern und den damit verbunden 14
FORSCHUNG höheren Einnahmen mit dem Interesse an niedri- etwas geringer ist. Frau Hartmann schloss daraus, geren Steuersätzen zum Anlocken von Kapital in dass Investoren dabei zuerst durch Twitter auf das jeweilige Land verbinden. Die Ergebnisse, die etwas aufmerksam werden und dann auf Goog- auf einer speziellen Betrachtung der Basisbesteu- le nach mehr Informationen suchen. Händler, die erung beruhen, ergaben dabei, dass Thailand und also nur auf Twitter vertrauen, sind daher wirkli- Luxembourg die geringste Steuerlast aufweisen, che Noise Trader, wobei beide Typen von Daten während Deutschland auf Platz 41 und die USA einen signifikanten Einfluss auf die Finanzmärkte auf Platz 50 in der unteren Hälfte des Rankings haben. stehen. Am größten ist die steuerliche Belastung demnach in Indien. Der letzte Vortrag des fünften Finance Workshop kam dann von Alina Sigel vom Lehrstuhl für Rech- Danach war das Programm für den ersten Tag nungswesen von Prof. Hachmeister, die ihre noch auch schon zu Ende und nach einem gemeinsa- eher junge Arbeit zu den Determinanten und Kon- men Abendessen mit selbstgemachten Käse- und sequenzen für Unternehmen, die keine Quartals- Wurstspezialitäten des Klosters fanden sich die berichte mehr veröffentlichen, beschreibt. Ihre Professoren zur gemeinsamen Strategiebespre- Ergebnisse zeigen, dass diese Möglichkeit für Un- chung für die Zukunft des Instituts für Financial ternehmen dazu führte, dass Berichte wesentlich Management und die Doktoranden zum ein oder kürzer und mit weniger Inhalt publiziert werden. anderen Kaltgetränk im Klosterkeller ein, bevor Firmen, die keine Quartalsberichte mehr publizie- am Morgen des zweiten Tages die restlichen Prä- ren sind dabei kleiner, haben ein geringeres Le- sentationen folgten. verage, weniger Anlagegüter und sind nach dem ROA profitabler. Zu ökonometrischen Analyse ih- Den zweiten Tag eröffnete Tapas Mohapatra vom rer Daten brauchte Frau Sigel aber noch weiteres Lehrstuhl für Risikomanagement mit seiner Arbeit Feedback, das sie in der folgenden Diskussion von zu den Effekten von Tweets des US-Präsidenten den Professoren und ihren Kollegen gerne erhielt. Trumps auf die Aktienmärkte. Die Forschungsfra- ge ist dabei, ob unternehmensspezifische Tweets Damit war der fünfte Finance Workshop been- von Donald Trump das Interesse von Investoren det und alle Teilnehmer machten sich nach zwei wecken. Aufmerksamkeit erzeugen die Mitteilun- spannenden Tagen mit neuen Anregungen für ihre gen des Präsidenten am Tag des Erscheinens und Forschung auf den Nachhauseweg. Ob es einen am Tag danach. Der Ton des Tweets, also ein po- sechsten Workshop geben wird, steht dabei noch sitiver oder negativer Kommentar des Präsidenten nicht fest, da nach der Bundesbank noch keine über das Unternehmen, ist allerdings irrelevant. neue Finanzierungsquelle gefunden werden konn- Interessant ist zudem, dass kleinere Anleger sich te. Die Stiftung Kreditwirtschaft bedankt sich bei zu sehr von diesen Tweets ablenken lassen und allen Teilnehmern und auch bei Herrn Dr. Hirsch an Tagen mit geringer Aufregung weniger kaufen von der Geschäftsstelle Stuttgart der Deutschen als institutionelle Anleger, die auf ihre Fundamen- Bundesbank aus deren Restmitteln diese Veran- talwerte vertrauen und so Gewinne während des staltung erneut finanziert werden konnte. „Hypes“ abschöpfen können. Marcel Gehrung, M.Sc. Eine Arbeit zu einem recht ähnlichen Thema stell- te danach Carolin Hartmann als zweite Vertreterin des Lehrstuhls für Bankwirtschaft vor. Auch Sie HVB-Doktorandenseminar in nutzt Daten von Twitter und Google um Noise Tra- Riederau am Ammersee der auf den Finanzmärkten zu identifizieren. Sie untersucht dabei die Effekte eines erhöhten Twit- Am 17. und 18. Mai lud der Lehrstuhl von Prof. ter- oder Google-Volumens auf die Handelsaktivi- Marco Wilkens der Universität Augsburg und tät und Volatilität auf den Märkten. Die Ergebnisse die Hypovereinsbank wieder zum gemeinsa- zeigen dafür für beide Typen von Daten einen si- men Doktorandenseminar nach Bayern an gnifikanten Anstieg, wobei der Effekt für Google den Ammersee ein. Prof. Burghof und der 15
FORSCHUNG Doktorand Marcel Gehrung waren diesmal tereigenschaften dieser Sammler zu bestimmen. nur als Zuschauer vertreten und bekamen Seine ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein weites Spektrum an neuen Forschungs- Sammler vor allem sehr gewissenhaft und auf Ver- arbeiten der anderen wissenschaftlichen träglichkeit bedacht sind, während sie aber auch Mitarbeiter geboten. offen für Neues und neurotisch teiloweise sind. Im zugrundeliegenden Datensatz sind Sammler au- Am erste Seminartag stellte bspw. Stefan Grepp- ßerdem mehrheitlich männlich, haben ein höhe- mair vom Lehrstuhl von Prof. Theissen der Univer- res Durschnitteinkommen und Bildungsniveau als sität Mannheim, sein Projekt zu Hedgefonds und Nichtsammler. deren systemischen Risiken vor. In der bisheri- gen Literatur werden nur Banken und Versiche- Eine weitere sehr interessante Forschungsarbeit rungen als riskant für das gesamte Finanzsystem wurde dann noch von Matthias Pöferlein vom Lehr- bewertet. Allerdings könnten auch Hedgefonds in stuhl von Prof. Schäfer von der Universität Bay- ihrer Gesamtheit bei einem gleichzeitigen Ausfall reuth präsentiert. Herr Pöferlein beschäftigte sich das Finanzsystem gefährden und negative Exter- mit der Entwicklung eines neuen Wörterbuchs zur nalitäten für andere Marktteilnehmer darstellen. Bestimmung des Sentiments von Vorstandsreden. Die Ergebnisse von Herrn Greppmair zeigen, dass Aktienmärkte reagieren teils sehr empfindlich auf Hedgefonds das systemische Risiko auf Märkten Neuigkeiten, die auf den Markt drängen. Diese erhöhen, insbesondere, wenn diese Fonds Liqui- Neuigkeiten werden oft von Vorständen auf Pres- dität nachfragen. Eine mögliche Erklärung hierfür senkonferenz bekanntgegeben. Reden sind aber ist, dass solche Fonds stärker miteinander ver- nicht immer klar und direkt und die Referenten netzt sind. Vor allem in Zeiten, in denen Fonds versuchen bspw. durch doppelte Verneinungen, Schwierigkeiten haben Liquidität zu beschaffen, negative Entwicklungen in ihrem Unternehmen in verstärkt sich dieser Effekt. ein besseres Licht zu rücken. Der Satz „es war uns nicht möglich positive Gewinne zu erzielen“ Am Ende des ersten Tages gab es dann auch wie- enthält in ursprünglichen Wörterbüchern für die der das traditionelle Grillen unter den Doktoranden Sentimentanalyse gleich zwei positive Worte: „po- und Professoren, sowie das abendliche gemeinsa- sitiver“ und „Gewinn“. Nur das Wort „nicht“ macht me Kegelspiel, bei dem sich alle Seminarteilneh- aus der Nachricht aber eine schlechte Neuigkeit. mer weiter über aktuelle Themen der Forschung Wenn solche Reden nicht von menschlichen Mitar- und des Universitätslebens austauschen konnten. beitern untersucht und bewertet werden, kommen oft falsche Ergebnisse heraus, da sich Algorithmen Der zweite Tag wurde dann von Thomas Peschke und Texterkennungsprogramme mit solchen For- vom Lehrstuhl von Prof. Wagner von der Univer- mulierungen schwertun. Herr Pöferlein versucht sität Passau eröffnet. Er stellte seine Arbeit zum daher in seinem Projekt ein neues Wörterbuch zu etwas ausgefalleneren Thema des Sammelns als erstellen, dass auch solche verschachtelten For- irrationales Verhalten vor. Folgt man dem Kon- mulierungen besser erkennt und dann auch richtig zept des Homo Oeconomicus ist das investieren bewertet werden. in Sammelobjekte, wie seltene Briefmarken oder Weine, eigentlich irrational, da man mit seinem Nach dem Mittagessen begaben sich dann alle Teil- Geld auf den Kapitalmärkten schneller und einfa- nehmer auf die Heimreise. Unser Dank gilt wieder cher Gewinne erzielen könnte. Trotzdem sammeln der Hypovereinsbank für die große Gastfreund- allein in Deutschland rund 15 Mio. Menschen Bü- lichkeit und gute Bewirtung und Prof. Wilkens und cher oder knapp 8 Mio. Menschen Münzen. 57% seinen Mitarbeitern für die erneute Organisation dieser „Jäger und Sammler“ tun das dabei rein als des Seminars. Hobby und um des Sammelns Willen, wohingegen nur 12% eine alternative Form des Investments Marcel Gehrung, M.Sc. verfolgen. Die Arbeit von Herrn Peschke liegt da- bei eher im Forschungsfeld der Psychologie oder Behavioral Finance, da er versucht die Charak- 16
FORSCHUNG Management, Governance and Ethical Verschuldungsgrad der britischen Regierung, der Finance Conference 2019 am 10. und Professionalität und ethischen Moral von Bankern 11. April 2019 in Edinburgh und einer Anwendung der Philosophie Aristote- les‘ auf die Moral und Geeignetheit von Managern “Sustainable Finance” ist ein momentan viel ge- in großen Banken, nahm Prof. Burghof eine eher nanntes Schlagwort in der Finanzwirtschaft. Hilft konträre Position zum Thema ein. Er warf näm- es, wenn Investoren sogenannte „Sin Stocks“, wie lich einen Blick auf ethische Investments aus der Waffenproduzenten, Kohleminen oder Staatsanlei- Sicht der Effizienzmarkthypothese. Seiner Ansicht hen aus Ländern mit der Todesstrafe meiden und nach, sind ethische Investitionsentscheidungen in nachhaltige oder „grüne“ Anleihen und Wertpa- dabei nur für das Gewissen der Anleger nachhal- piere investieren? Wird so das Wirtschaftswachs- tig. Auch wenn einige ihr Kapital von gewissen tum befeuert und erhalten „gute“ Unternehmen Aktien abziehen, wird ein effizienter Kapitalmarkt Kapital, das sie sonst nicht an den Finanzmärkten trotzdem eine Kapitalallokation finden, die auch beschaffen konnten? Und sind Banken, die der isla- „Sin Stocks“ erreicht. Natürlich ist es moralisch mischen Kultur folgen und keine Zinsen verlangen besser auf solche schlechten Investments zu ver- vielleicht die bessere Alternative zu traditionellen zichten, eine bessere Welt entsteht dadurch aber Banken mit ihrer Fristentransformation und Ab- nicht automatisch. hängigkeit vom Zinsgeschäft? Diese und weitere Fragen wurden auf der Management, Governance Der Nachmittag des ersten Tages begann dann and Ethical Finance Conference im April 2019 an mit den ersten Vorstellungen von Forschungsar- der Edinburgh Napier University diskutiert, an beiten durch die teilnehmenden Professoren und der auch Prof. Hans-Peter Burghof als Conference Doktoranden. Prof. Jackie Di Vito von der HEC Chair und die Doktoranden Daniel Schmidt und Montréal stellte ihre Arbeit zur Kompensation von Marcel Gehrung mit Präsentationen ihrer eigenen CEOs vor, die ebenfalls die Gründer ihres Unter- Forschungsarbeiten teilnahmen. nehmens sind, während Ass. Prof. Michael Wong von der City University of Hong Kong Fallstudien Eröffnet wurde die Konferenz zunächst von Dr. Ma- zu sozialen Investments unter Minderheiten in der rizah Minhat, Assistant Director des International Stadt Hong Kong präsentierte. Centre for Management and Governance Research (ICMGR) an der Napier University. Zusammen mit Den Abschluss des ersten Tages machte dann Da- Prof. Nazam Dzolkarnaini ist sie Hauptorganisato- niel Schmidt, der seine aktuelle Forschungsarbeit rin der Konferenz und verwies auf die große Aktu- zu regionalen Bankensystemen und deren Einfluss alität des Themas und das Potenzial für die wirt- auf Ungleichheit und Wirtschaftswachstum vor- schaftswissenschaftliche Forschung. Nach einem stellte. Anhand eines völlig neuen und händisch weiteren Grußwort durch die Vize-Kanzlerin Prof. zusammengestellten Datensatzes über makroöko- Andrea Nolan OBE und der Direktorin des ICMGR nomische Variablen und Bankbilanzdaten in ver- Prof. Maura Sheehan folgte zunächst nach guter schiedenen europäischen Regionen, untersuchen alter schottischer Tradition ein wenig Poesie von Prof. Burghof, Marcel Gehrung und er, ob unter Reverend Jock Stein, der sein selbstgeschriebenes anderem der sehr charakteristische deutsche Gedicht „Financial Markets are like the mirror of Bankensektor mit seinen zahlreichen kleinen und mankind…“ zum Besten gab. regionalen Banken das Wachstum in eben diesen Regionen befeuert und zusätzlich durch eine bes- Im Anschluss daran sprachen Ross Campell, Mana- sere Kapitalallokation, durch die bessere Nutzung ging Director bei Belvedere Campell, Prof. Charles von weichen Informationen, die Ungleichheit von Munn OBE, Mitglied des Chartered Institute of Einkommen in diesen Regionen mindert. Erste Er- Bankers in Scotland, Owen Kelly OBE, Director of gebnisse scheinen diese Hypothese zu bestätigen Engagement der University of Edinburgh Business und zeigen eine Verbindung zwischen kleineren School und Prof. Burghof in Keynotes zu verschie- Finanzinstituten und besseren wirtschaftlichen denen Aspekten der Ethical Finance. Neben der Aussichten auf regionaler europäischer Ebene. Ein Perspektive eines Buchhalters auf den steigenden besonderes Merkmal dieser Forschung ist zudem 17
Sie können auch lesen