Strategie der Bundesregierung zur Extremismusprävention und Demokratieförderung

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zur Extremismusprävention
und Demokratieförderung
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Inhalt
1. Einleitung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              7

2.	Der Ansatz der Bundesregierung im Überblick .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  11
      2.1 	Phänomenbereiche extremistischer Einstellungen und Handlungen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                               11
      2.2 Zentrale Programme, Akteure und Träger  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                  13
      2.3	Elemente der strategischen Zusammenarbeit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                    17

3. Handlungsfelder  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  19
      3.1	Politische Bildung, interkulturelles Lernen und Demokratiearbeit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                                       19
      3.2 Zivilgesellschaftliches Engagement  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                          21
      3.3 Beratung, Monitoring und Intervention  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                             22
      3.4 Medien und Internet  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                        24
      3.5 Forschung  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .             26
      3.6 Internationale Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                         28

4.	Entwicklungsperspektiven und Aufgaben  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 30

Anlage 1 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    33

Anlage 2 .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    53
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Seite 7          Kapitel I                             Inhalt             zurück         weiter

1. Einleitung
Deutschland ist ein weltoffenes Land, das einer vielfälti-        gen, die die Grundwerte der Verfassung infrage stellen.
gen Gesellschaft Raum und Entfaltungsmöglichkeiten                Diese Phänomene treten zwar durch die großen Aufga-
bietet. Diese Vielfalt ist eine Quelle des sozialen Zusam-        ben der Aufnahme, Versorgung und Integration der vor
menhalts und des kulturellen Reichtums. Akzeptanz                 Krieg, Terror und Not zu uns geflüchteten Menschen
und Respekt sind Grundbedingungen eines friedlichen               stärker in Erscheinung, doch sind sie bei Weitem nicht
Zusammenlebens. Die Unantastbarkeit der Würde des                 ausschließlich auf aktuelle Entwicklungen zurückzufüh-
Menschen, die freie Entfaltung der menschlichen Per-              ren. Es handelt sich hier auch um langfristig wirkende
sönlichkeit und die Gleichheit aller Menschen vor dem             Einstellungsmuster und daraus resultierende Herausfor-
Gesetz sind elementare Grundlagen der verfassungsmä-              derungen.
ßigen Ordnung. Diese Errungenschaften existieren nicht
selbstverständlich. Sie sind das Resultat einer langen            Aufgabe der Bundesregierung ist es deshalb, sich extre-
Entwicklung, während derer viele mutige und engagierte            mistischen Tendenzen dauerhaft und nachhaltig entge-
Menschen immer wieder für jene Werte eingetreten sind,            genzustellen und für eine friedfertige demokratische
die heute auch das gesellschaftliche Fundament bilden.            Gesellschaft einzutreten. Zum Kampf gegen politisch
                                                                  oder religiös motivierte und extremistische Gewalt
Das Grundgesetz macht diese Werte zum Fundament                   gehören dabei zum einen sicherheitspolitische Aufgaben.
unserer staatlichen Ordnung. Artikel 3 Absatz 3 des               Aber zur Sicherheit für die Menschen in unserem Land
Grundgesetzes verbietet u. a. Diskriminierungen auf-              gehören auch präventive Angebote, die demokratisches
grund religiöser oder politischer Anschauungen, des               Handeln stärken, sowie Maßnahmen, die Radikalisie-
Geschlechts, rassistische Diskriminierungen und                   rungsprozesse hemmen. Nur wenn sicherheitsorientier-
Ungleichbehandlung aufgrund tatsächlicher oder konst-             te, präventive und demokratiefördernde Maßnahmen
ruierter Unterschiede. Der Schutz aller Menschen vor              Hand in Hand gehen, kann der Kampf gegen jegliche
Rassismus und Diskriminierung ist für die Bundesregie-            Formen von Extremismus und für die Demokratie
rung ein Ziel von herausragender Bedeutung. Eine                  erfolgreich sein.
freiheitliche und demokratische Gesellschaft lässt
Meinungspluralität zu und schafft die Freiheit, unter-            Die Bundesregierung fördert bereits seit 1992 Program-
schiedliche Ansichten angstfrei äußern zu können.                 me und Maßnahmen zur Extremismusprävention. Seit
Demokratie muss sich auch verteidigen können – sie                2001 wird verstärkt auch die Demokratieförderung in
muss im Sinne des Grundgesetzes wehrhaft bleiben,                 den Blick genommen. Durch die Arbeit des NSU-Unter-
ohne ihre Grundprinzipien aufzugeben. Angriffe auf                suchungsausschusses des Deutschen Bundestages sowie
Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit stellen den          der Landtage wurde jedoch deutlich, dass eine noch
Staat und die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit vor Her-           intensivere und wirkungsvollere Auseinandersetzung
ausforderungen.                                                   mit Rassismus und Rechtsextremismus notwendig ist,
                                                                  nicht zuletzt, um den lange unterschätzten Gefahren des
Skepsis gegenüber demokratischen Prozessen und                    Rechtsterrorismus entgegentreten zu können. Die Emp-
Institutionen bis hin zu offener Feindseligkeit und               fehlungen des NSU-Untersuchungsausschusses sind
Ablehnung einer freiheitlichen, friedlichen Gesell-               zielleitend für die Politik der Bundesregierung.
schaftsordnung sind keine bloßen Randerscheinungen.
Radikalisierungstendenzen sind bis in die Mitte der               Mittlerweile ist ein solides Fundament präventiver und
Gesellschaft sichtbar und fordern alle gesellschaftlichen         demokratiefördernder Maßnahmen entstanden. Seit
und politischen Akteure heraus. Zunehmender Extre-                vielen Jahren fördern das Bundesministerium für Fami-
mismus1 äußert sich u. a. in der steigenden Zahl politi-          lie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) – aktuell mit
scher Gewalttaten, dabei vor allem rechtsmotivierter              dem Bundesprogramm „Demokratie leben! Aktiv gegen
Straftaten gegen Asylunterkünfte, in immer unverhohle-            Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“
nerer hasserfüllter und rassistischer Hetze in sozialen           – und das Bundesministerium des Innern (BMI) im
Medien oder in dem Aufkommen politischer Bewegun-                 Einvernehmen mit der Beauftragten der Bundesregie-
                                                                  rung für die neuen Bundesländer mit dem Bundespro-
1	Zu definitorischen Aspekten wird auf den Verfassungsschutz-    gramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ die Präven-
   bericht 2015 verwiesen.                                        tions- und Demokratiearbeit in Deutschland. In enger
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und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Demo-                 netzwerk in ganz Deutschland etabliert, auf dem weiter
kratiezentren der Bundesländer, vielen kommunalen                 aufgebaut werden kann. Das gilt auch im Hinblick auf
Partnerschaften für Demokratie und zivilgesellschaftli-           viele weitere Maßnahmen und Projekte verschiedener
chen Akteuren, Vereinen, Verbänden und nicht zuletzt              Ressorts und Behörden, die direkt und indirekt bereits
der Bundeszentrale für Politische Bildung (BpB) und der           essenzielle Beiträge zur Extremismusprävention und
Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) hat sich ein          Demokratieförderung leisten.
europaweit exemplarisches Beratungs- und Präventions-

 Stärkung der Extremismusprävention und Demokratieförderung in der 18. Legislaturperiode
 (Stand Juni 2016)

 Fördervolumen der Bundesprogramme                                Mittel der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB)
 Fördervolumen der Bundesprogramme                                für die politische Bildungsarbeit und die Trägerförderung
 Fördervolumen der Bundesprogramme
 2016
 2016                                                             2016
 2016

 2015
 2015                                                             2015
 2015
       0        10       20        30      40      50       60
       in
       0  Mio. EUR
                 10      20        30      40      50       60            0      10        20        30     40        50       60
       0        10       20        30      40      50       60
        in Mio. EUR                                                       in Mio. EUR
       in Mio. EUR
    „Demokratie  leben!“         „Zusammenhalt durch Teilhabe“
    „Demokratie leben!“          „Zusammenhalt durch Teilhabe“
    „Demokratie leben!“          „Zusammenhalt durch Teilhabe“       Politische Bildungsarbeit der BpB    Trägerförderung der BpB

  ■■ Bundesweit 218 lokale „Partnerschaften für Demokratie“
  ■■ Demokratiezentren in allen 16 Bundesländern
  ■■ Strukturentwicklung von 28 bundeszentralen Trägern
  ■■ 104 Modellprojekte
  ■■ Circa 55 länderweit tätige Verbände und Vereine
  ■■ 	Ausbildung von ca. 750 Demokratietrainerinnen und
       Demokratietrainern
  ■■ 	Bundesweit insgesamt fast 700 Zuwendungsempfänger
       beziehungsweise Träger der Extremismusprävention und
       Demokratieförderung

Die Länder und Kommunen leisten dabei einen unver-                wenn es darum geht, gezielt Bedürfnissen und Proble-
zichtbaren Teil der Extremismusprävention und Demo-               men vor Ort zu entsprechen.
kratieförderung, was nicht zuletzt in Länderprogram-
men und kommunalen Strategien einen wichtigen                     Auch arbeitet die Bundesregierung bereits heute mit fast
Ausdruck findet. Die Länder sind zudem u. a. zuständig            700 zivilgesellschaftlichen Trägern und Zuwendungs-
für die polizeiliche Prävention, den Strafvollzug, Fragen         empfängern in ganz Deutschland zur Prävention gegen
der Jugend- und Sozialarbeit und der Bildung. Sie enga-           den Extremismus und zur Förderung von Demokratie
gieren sich gemeinsam mit dem Bund in der politischen             und Vielfalt zusammen. Diese breite Zusammenarbeit
Bildung. Die Rückkoppelung der Maßnahmen des Bun-                 mit der Zivilgesellschaft ist einmalig in Europa.
des mit den Ländern und Kommunen ist entscheidend,
Seite 9        Kapitel I                          Inhalt              zurück          weiter

Zusammenarbeit der Akteure auf verschiedenen Ebenen

                                                                    Politik

          Forschung &                                                                           Praxis &
                                                 Kommunalebene
           Evaluation                                                                      Zivilgesellschaft
                                                   Landesebene
                                                   Bundesebene
                                               Internationale Ebene

Neben der Stärkung der Prävention und der Förderung         Institutionen, Vereine und Verbände, an die Schulen, in
von Demokratie und Vielfalt haben sich die Regierungs-      die Gefängnisse und auch an viele andere Orte, an denen
partner im Koalitionsvertrag vom 27. November 2013          sich Menschen für die Stärkung der Demokratie und die
darauf verständigt, angesichts bisheriger Erfahrungen       Verteidigung der Menschen- und Freiheitsrechte einset-
und neuer Herausforderungen die Anstrengungen des           zen. Aber auch online will die Bundesregierung verstärkt
Bundes bei der Extremismusprävention und der Demo-          Präsenz zeigen. Überall soll mit Jugendlichen diskutiert,
kratieförderung zu bündeln und zu optimieren. Auch          sollen Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und sonstige
die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation     Bezugspersonen unterstützt, soll Ausstiegswilligen
sowohl in Deutschland als auch in Europa und weltweit       geholfen und Hass- und Hetztiraden im Netz entgegen-
machen nochmals besonders deutlich, wie wichtig             getreten werden.
zusätzliche Anstrengungen und weitere Schritte sind.
                                                            Im Sinne einer weiteren Effizienzsteigerung gilt es daher,
Dazu hat eine Interministerielle Arbeitsgruppe (IMA) die    die Ansätze und Programme der Bundesregierung noch
unterschiedlichen Aktivitäten der Ressorts in den Berei-    sichtbarer zu machen und intensiver zu verzahnen, ver-
chen der Extremismusprävention sowie der dazugehöri-        stärkt Synergien zu schaffen sowie Lücken zu schließen.
gen Förderung von Demokratie und zivilgesellschaftli-       Die Strategie der Bundesregierung setzt weiterhin auf eine
chem Engagement systematisch erfasst. Diese Erfassung       systematische und verstärkte Vernetzung der unterschied­
der vielfältigen Aktivitäten legt die Grundlage, um die     lichen Akteure in Bund, Ländern, Kommunen und Zivil­
Wirksamkeit des Regierungshandelns gezielt weiter           gesellschaft und deren koordiniertes Zusammenwirken auf
erhöhen zu können. Die Bundesregierung gibt mit diesem      allen Ebenen und plant dabei auch, sie noch stärker als
Papier einen umfassenden Überblick über aktuelle Maß-       bisher zu unterstützen. Bewährte Ansätze sollen bundes-
nahmen und Programme und beschließt erstmalig eine          weit ausgebaut werden. Auch eine verstärkte Zusammen­
abgestimmte Strategie zur bundesweiten Optimierung der      arbeit mit der Wirtschaft wird angestrebt. Des Weiteren
Extremismusprävention und Demokratieförderung.              wird die Bundesregierung Möglichkeiten für eine verbes-
                                                            serte rechtliche Basis der Demokratieförderung und Extre-
Die Strategie der Bundesregierung besteht darin, bun-       mismusprävention prüfen.
desweit an die für die Extremismusprävention und
Demokratieförderung entscheidenden Orte zu gehen –          Die vorliegende Strategie beschreibt den umfassenden
in die Sozialräume, Kommunen und Landkreise, in die         Ansatz der Bundesregierung, die zugrunde liegenden
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Ziele sowie Zielgruppen der verschiedenen Maßnahmen         wird unter Einbindung und Konsultation der Zivilgesell-
und orientiert sich hierbei an folgenden Handlungsfel-      schaft erarbeitet und u. a. um die gemäß Koalitionsver-
dern:                                                       trag vereinbarten Themen Homo- und Transfeindlich-
•• Politische Bildung, interkulturelles Lernen und         keit erweitert. Mit dieser Erneuerung des „Nationalen
    Demokratiearbeit                                        Aktionsplans der Bundesrepublik Deutschland zur
•• Zivilgesellschaftliches Engagement                       Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit,
•• Beratung, Monitoring und Intervention                    Antisemitismus und darauf bezogene Intoleranz“ sowie
•• Medien und Internet                                      mit der hier vorgelegten Strategie zur Extremismusprä-
•• Forschung                                                vention und Demokratieförderung folgt die Bundesre-
•• Internationale Zusammenarbeit                            gierung auch weiterhin den Empfehlungen der Welt­
                                                            rassismuskonferenz der Vereinten Nationen (VN) in
Die Strategie stellt schließlich zusammenfassend die        Durban im Jahr 2001 zur Entwicklung nationaler Akti-
Entwicklungsperspektiven und Aufgaben in den The-           onspläne gegen Rassismus als auch aktuellen Forderun-
menbereichen der Prävention von Extremismus und der         gen des „Plan of Action to Prevent Violent Extremism“
Förderung von Demokratie dar. Zudem sind aktuelle           („Aktionsplan zur Prävention von gewalttätigem Extre-
Maßnahmen der an der Erstellung der Strategie beteilig-     mismus“) des VN-Generalsekretärs vom Januar 2016,
ten Ressorts sowie eine Übersicht geförderter Träger und    wonach alle Länder einen solchen nationalen Plan
Zuwendungsempfänger im Anhang abgebildet.                   vorlegen sollen.

Die hier dargestellten Handlungsansätze werden noch         Die in dieser Strategie aufgeführten Planungen und
in dieser Legislaturperiode in einen erneuerten „Natio-     Maßnahmen der Bundesregierung mit finanzwirksamen
nalen Aktionsplan der Bundesrepublik Deutschland zur        Folgen basieren auf dem Verständnis, dass sie im Rahmen
Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit,             geltender Haushalts- und Finanzplanansätze der jeweili-
Antisemitismus und darauf bezogene Intoleranz“ (NAP)        gen Fachressorts zu tragen sind. Sofern sie zu Ausgaben
und damit in weitere thematische Kontexte und Hand-         im Bundeshaushalt führen, stehen sie unter Finanzie-
lungsfelder eingebettet. Dieser Nationale Aktionsplan       rungsvorbehalt.
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2. Der Ansatz der Bundesregierung
   im Überblick
Die Bundesregierung versteht unter Demokratieförderung     Wiederholung von Gewalt- und anderen Straftaten
Angebote, Strukturen und Verfahren, die demokrati-         verhindern.
sches Denken und Handeln stärken, eine demokratische
politische Kultur auf Grundlage der wertegebundenen        Das übergreifende Ziel der Bundesregierung ist es,
Verfassung fördern und entsprechende Bildungsprozesse      •• durch Prävention von Radikalisierung und Gewalt zu
und Formen des Engagements anregen. Dazu gehören               einer demokratischen und sicheren Gesellschaft beizu-
zum einen Maßnahmen, die demokratieförderliche                 tragen;
Rahmenbedingungen und Strukturen aufrechterhalten          •• den Schutz und die Achtung der Menschenwürde und
und verbessern, beispielsweise in Form des Ausbaus von         den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer durch
Beteiligungskulturen und –verfahren sowie die Stärkung         Vielfalt geprägten Gesellschaft zu stärken;
von Personen in ihrer Urteilskraft und Teilhabe in         •• mit umfassenden Beratungsstrukturen diejenigen zu
demokratischen Prozessen und in ihrer Handlungskom-            unterstützen, die sich vor Ort für Demokratie einsetzen,
petenz gegenüber demokratiefeindlichen Haltungen.              die Hilfe für sich oder ihre Angehörigen brauchen und
Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet ein diskursiver         die aus extremistischen Strukturen aussteigen wollen;
Demokratieschutz, der darauf beruht, dass gesellschaft­    •• durch die Förderung von Engagement, Mut, Zivilcou-
liche und politische Akteure in einer Demokratie mit          rage und Konfliktfähigkeit die gelebte Demokratie und
aufklärenden Argumenten ihre Werte darlegen und               ihre Werte zu stärken.
verteidigen. Eine besondere Rolle spielt hierbei die
politische Bildung. Sie vermittelt das Grundgerüst der     Die Bundesregierung verurteilt jegliche menschenfeind-
Demokratie und die Prinzipien der demokratischen           lichen Handlungen und Ideologien. Sie tritt dabei unter-
Entscheidungsfindung. Außerdem befördert politische        schiedlichen Formen von Extremismus sowie gruppen-
Bildung eine aktive Beschäftigung mit und die Steige-      bezogener Menschenfeindlichkeit entschieden entgegen.
rung der Akzeptanz von humanitären und demokrati-          Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit oder Ideologien
schen Grundwerten. Darüber hinaus gehört zur Demo-         der Ungleichheit meinen dabei feindselige Einstellungen
kratieförderung auch die Unterstützung all jener, die      und die damit verbundene Abwertung bestimmter
sich proaktiv demokratisch im Sinne einer aufgeklärten     gesellschaftlicher Gruppen aufgrund einer ungleich­
Bürgergesellschaft engagieren. Die beste Form der          wertigen Betrachtung von Menschen unterschiedlicher
Demokratieförderung und der Stärkung des gesellschaft-     sozialer, religiöser, ethnischer Herkunft, sexueller oder
lichen Zusammenhalts ist die Bereitschaft der Bürgerin-    geschlechtlicher Identität oder anderer Merkmale.
nen und Bürger, sich für unser demokratisches System,      Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kann sich in
das Gemeinwesen und für einen toleranten Umgang            Meinungen und Vorurteilen, in Diskriminierung, Aus-
miteinander einzusetzen.                                   grenzung oder Gewalt äußern.

Extremismusprävention umfasst Maßnahmen, die der           Eine phänomenübergreifende Betrachtung von Formen
Ablehnung der Werteordnung des Grundgesetzes und           des Extremismus ermöglicht sowohl die Identifikation
des demokratischen Verfassungsstaates vorbeugen und        von Gemeinsamkeiten als auch von Unterschieden päda-
entgegenwirken und in diesem Kontext auch der Sicher-      gogischer Präventionsansätze und somit eine wirksamere
heit der Bürgerinnen und Bürger dienen. Präventive         Umsetzung zielgruppenspezifischer Maßnahmen.
Maßnahmen richten sich an gefährdete Menschen oder
Gruppen, ihr Umfeld und ihre Netzwerke sowie gegebe-
nenfalls auch an potenzielle Täterinnen und Täter, um      2.1     Phänomenbereiche extremistischer
die Verfestigung problematischer Einstellungsmuster zu             Einstellungen und Handlungen
verhindern und den Übergang von Einstellungen zu
(gewalttätigem) Handeln zu unterbrechen. Prävention        Ein Schwerpunkt der präventiven Maßnahmen der
umfasst zudem Maßnahmen, die einem erneuten Auf-           Bundesregierung liegt nach wie vor im Bereich der
treten manifester Erscheinungen vorbeugen sowie die        Rechtsextremismusprävention. Nicht zuletzt die Mord­
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serie der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“      islamistischer Radikalisierung, bei der die Religion für
(NSU) hat gezeigt, zu welchem Ausmaß an Gewalt die              demokratiefeindliche Ziele missbraucht wird. Dieser
rechtsextreme Szene bereit ist. Der aktuelle Verfassungs-       Tendenz soll bereits im Vorfeld der Radikalisierung
schutzbericht des Bundes verweist darauf, dass mehr als         entgegengewirkt werden. Denn islamistische und terro-
jeder zweite Rechtsextremist als gewaltorientiert gilt.         ristische Gruppen werben intensiv und zum Teil hoch-
Es zeigt sich eine starke Steigerung rechtsextremistisch        professionell um Anhängerinnen und Anhänger. Erfolg
motivierter Gewalttaten um 42 % (1.408 im Jahr 2015)            haben sie vor allem bei jungen, ungefestigten Persönlich-
gegenüber dem Jahr 2014. Die Anzahl der Straftaten              keiten. Seit 2013 reisen verstärkt auch junge Menschen
mit rechtsextremistisch motiviertem Hintergrund liegt           aus Deutschland und Europa insbesondere in Richtung
insgesamt im letzten Jahr bei 21.933. Die Intensität rechts-    Syrien und in den Irak, um sich dort am Kampf islamisti-
extremistischer Militanz kündigte sich bereits im Früh-         scher terroristischer Gruppen zu beteiligen. Es besteht
jahr 2015 an und steigerte sich seitdem kontinuierlich.         aber auch die große und reale Gefahr, dass diese Perso-
                                                                nen stärker radikalisiert und mit gleichgesinnten isla-
Das Gefährdungsniveau durch Rechtsextremismus und               mistischen Terroristinnen und Terroristen vernetzt nach
Rassismus bleibt, auch gerade angesichts der Flüchtlings-       Deutschland und Europa zurückkehren.
situation und der damit einhergehenden Nachbar-
schaftskonflikte, Protestbewegungen, Übergriffe und             Mit Sorge sieht die Bundesregierung die gesteigerte
Anschläge auf Asylbewerberinnen und Asylbewerber                Islam- bzw. Muslimfeindlichkeit als Ablehnung aufgrund
sowie Flüchtlingsunterkünfte, nach wie vor hoch.                einer tatsächlichen oder zugeschriebenen Religionszuge-
Gewalt und Terrorismus sind auch im Rechtsextremis-             hörigkeit zum Islam und hält deshalb die zivile Bewälti-
mus mit seiner nachdrücklichen Gewaltaffinität eine             gung von Konflikten, bei denen die Faktoren Kultur,
Handlungsoption. Nach jahrelangem Rückgang erhielt              Ethnizität, Herkunft und/oder Religion eine Rolle spie-
die rechtsextremistische Szene im Jahr 2015 wieder              len oder aber in ethnisierender Form thematisiert wer-
Zulauf. Verschiedene Studien belegen zudem, dass Teile          den, für notwendig.
rechtsextremer und rassistischer Ideologien auch im
Querschnitt unserer Gesellschaft verbreitet sind.               Der Bekämpfung des Antisemitismus, welcher von Vor­
                                                                urteilen gegen das Judentum und judenfeindlicher Hetze
Zudem fördert die Bundesregierung die Präventionsarbeit         bis zu Angriffen auf Menschen jüdischen Glaubens und
gegen Linksextremismus und damit verbunden der „linken          Synagogen reicht, kommt eine weitere zentrale Rolle zu.
Militanz“. Die Notwendigkeit einer entschlossenen prä-          Weltweite politische Entwicklungen und vermehrte
ventiven, insbesondere auch der repressiven Bekämpfung          Anschläge und Übergriffe deutschland- und europaweit
zeigt sich laut Verfassungsschutzbericht des Bundes             haben die Notwendigkeit der Präventionsarbeit gegen
anhand der im Jahr 2015 sehr stark um 62% angestiegenen         alle Formen des Antisemitismus deutlich gemacht.
Anzahl linksextremistisch motivierter Gewalttaten (1.608
im Jahr 2015). Die Anzahl der Straftaten liegt in diesem        Die Bundesregierung nimmt auch Antiziganismus als
Bereich im letzten Jahr insgesamt bei 5.620. Diese Strafta-     Feindseligkeit gegen Sinti und Roma stärker in den Blick.
ten richten sich überwiegend gegen die Polizei und Ret-         Sie reicht von der tradierten Vorurteilsverbreitung bis hin
tungskräfte. Vielfach wird linke Gewalt auch bei Rechts-        zu gewaltbereiten Übergriffen. Es ist erforderlich, antizi-
Links-Konflikten auf der Straße eingesetzt. Es ist Aufgabe      ganistische Vorfälle kritisch aufzuarbeiten, die Öffentlich-
der Strafverfolgungsbehörden, auch dagegen mit allen            keit differenziert über die Geschichte und Gegenwart der
Mitteln des Rechtsstaats vorzugehen. Militanz und Gewalt        Sinti und Roma aufzuklären, Handlungsmodelle zivilge-
haben keinen Platz in einer Demokratie. Sie sind kein           sellschaftlichen Engagements zu entwickeln und der
Mittel des gesellschaftlichen Protests und der Auseinan-        Ethnisierung gesellschaftspolitischer Probleme zulasten
dersetzung mit dem politischen Gegner. Linksextremis-           der Sinti und Roma entgegenzuwirken.
mus und Formen linker Gewalt existieren mit unter-
schiedlichen ideologischen Ausrichtungen. Dabei wird die        Homo- und Transfeindlichkeit, die sich in der Stigmati­
Überwindung der bestehenden freiheitlichen demokrati-           sierung und Ablehnung von Lesben, Schwulen, Bisexuel-
schen Staats- und Gesellschaftsordnung und deren Erset-         len, trans- und intergeschlechtlichen Personen (LSBTI)
zung durch ein kommunistisches oder anarchistisches             zeigen, sind relevante gesellschaftliche Phänomene.
System angestrebt.                                              Es ist wichtig, zur Akzeptanz gleichgeschlechtlicher
                                                                Lebensweisen beizutragen, Vorurteile und Feindlichkeit
Einen weiteren Schwerpunkt legt die Bundesregierung             gegen LSBTI abzubauen und sich gegen Diskriminierung
auf Maßnahmen zur Vorbeugung und Verhinderung                   und Gewalt aufgrund von Geschlecht bzw. Gender,
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Strategische Partner in der Präventionsarbeit

                                                        Örtliche
                                                                         Religions-
                                         Schulen     Gemeinschaften
                                                                       gemeinschaften

                      Bundeswehr                                                              Polizei

          Arbeitswelt                                                                                   Opferberatung

  Freundeskreis                                                                                           Beratungsstellen &
                                                                                                               -teams

                                                      Individuum

      Familie                                                                                               Verfassungsschutz

                                                                                                      Staatliche
         Jugendämter
                                                                                                    Organisationen

                     Medien- &                                                               Netzwerke &
                  Internetakteure                                                             Bündnisse
                                                                           Verbände &
                                    Universitäten                      Vereine (Feuerwehr,
                                                     Justizvollzugs-
                                                                        Sport, THW etc.)
                                                        anstalten

Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung zu             ren Vereinsverbote, eine genaue Beobachtung der Extre-
richten.                                                       mistenszene durch die Sicherheitsbehörden sowie die
                                                               Strafverfolgung von straffällig gewordenen Personen.
Es ist ein umfassender gesellschaftlicher Konsens zur          Sicherheitsbehördliche Maßnahmen werden jedoch in
Verurteilung und Ablehnung jeglicher Gewalt notwendig.         dieser Präventionsstrategie nicht im Einzelnen darge-
                                                               stellt.

2.2      Zentrale Programme, Akteure und Träger                Die Bundesprogramme „Demokratie leben! Aktiv gegen
                                                               Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“
Die strategischen Ansätze der Bundesregierung reichen          und „Zusammenhalt durch Teilhabe“ sowie die Angebote
von der Förderung des zivilgesellschaftlichen Engage-          und Maßnahmen der Bundeszentrale für politische Bil-
ments und der Stärkung demokratischer Gegenkräfte              dung und weiterer Träger sind für die Extremismusprä-
über die präventiv-pädagogische Arbeit mit Kindern,            vention und Demokratieförderung der Bundesregierung
Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ihren Eltern und          dabei von zentraler Bedeutung.
sonstigen Bezugspersonen, über politische Bildungsar-
beit, die Vermittlung von Wissen und die Stärkung von          Mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben! Aktiv
Handlungskompetenz bei Fachkräften und Multiplikato-           gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeind-
rinnen bzw. Multiplikatoren bis hin zur Bereitstellung         lichkeit“ (Laufzeit: 2015–2019, Haushaltsmittel 2015:
von Beratungsangeboten. In letzter Konsequenz muss             40,5 Mio. Euro; 2016: Erhöhung auf 50,5 Mio. Euro)
demokratiefeindlichen Phänomenen auch mit allen                fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren,
Mitteln des Rechtsstaates begegnet werden. Dazu gehö-          Frauen und Jugend ziviles Engagement und demokrati-
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Bundesprogramm „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“
Laufzeit 2015–2019

                                                Demokratie leben!
                          Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit

                             Nachhaltige Strukturen                                                    Modellprojekte

       Kommunen                         Länder                       Bund
   Partnerschaften für          Demokratiezentren            Förderung zur                Modellprojekte zu         Modellprojekte
   Demokratie                   zur landesweiten Koor-       Strukturentwicklung          ausgewählten Phä-         zur Radikalisie-
   mit lokalen Koordinie-       dinierung, Vernetzung        von bundeszentralen          nomenen gruppen-          rungsprävention
   rungs- und Fachstellen       und Mobiler, Opfer- und      Trägern                      bezogener Men-              ■■ Rechtsextremis-
                                Ausstiegsberatung                                         schenfeindlichkeit              mus
                                                                                          und Demokratie-             ■■ Gewaltbereiter
                                                                                          stärkung im ländli-             Islamismus
                                                                                          chen Raum:                  ■■ Linke Militanz
                                                                                            ■■ Antisemitismus
                                                                                            ■■ Antiziganismus
                                                                                            ■■ Islam-/Muslim-
                                                                                                feindlichkeit
                                                                                            ■■ Homo- und
                                                                                                Transfeindlich-
                                                                                                keit
                                                                                            ■■ Rassismus
                                                                                            ■■ Früh­prävention

                                          Umsetzung und weitere Programmpartner
                      Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Deutsches Jugendinstitut, Fachforum

(Stand: Juni 2016)

sches Verhalten auf kommunaler, Landes- und Bundes-                    sich ab August 2016 den Themenbereichen Rassismus und
ebene. Vereine, Projekte und Initiativen, die sich der                 rassistische Diskriminierung sowie Antidiskriminierung
Förderung von Demokratie und Vielfalt widmen und                       und Frühprävention im Vorschulalter. Zu den Zielgruppen
gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus,                    des Bundesprogramms gehören Kinder und Jugendliche,
islamistischen Extremismus und andere Formen von                       deren Eltern, Familienangehörige und Bezugspersonen,
Demokratie- und Menschenfeindlichkeit, gegen Gewalt,                   ehren-, neben- und hauptamtlich in der Jugendhilfe
Hass und Radikalisierung arbeiten, werden durch das                    Tätige, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie
Bundesprogramm unterstützt. Gefördert werden deutsch-                  staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure. In der
landweit Kommunen als lokale „Partnerschaften für                      Durchführung dieses Bundesprogramms hat die Bundes-
Demokratie“, in den Bundesländern Landes-Demokratie-                   regierung bereits wichtige Empfehlungen des NSU-Unter-
zentren, bundeszentrale Träger in ihrer Strukturentwick-               suchungsausschusses zur Verstetigung und zum Ausbau
lung sowie Modellprojekte zu ausgewählten Phänomenen                   bewährter Ansätze umgesetzt.
gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, im ländlichen
Raum sowie zur Radikalisierungsprävention in den                       Mit dem Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“
Bereichen Rechtsextremismus, islamistischer Extremis-                  (Fördervolumen: bis 2015 6 Mio. Euro jährlich, ab 2016 12
mus und linke Militanz. Neue Modellprojekte widmen                     Mio. Euro) fördert das Bundesministerium des Innern im
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Einvernehmen mit der Beauftragten der Bundesregie-                  scher Haltungen sensibilisieren, in Konfliktfällen mit
rung für die neuen Bundesländer Projekte für demokra-               extremistischem Hintergrund beraten und die Entwick-
tische Teilhabe und gegen Extremismus besonders in                  lung von Präventionsstrategien begleiten können. Die
ländlichen oder strukturschwachen Regionen, in denen                Projekte setzen an den Potenzialen an, die vor allem in
extremistische Tendenzen Wirkung entfalten, auch                    den Vereins- und Verbandsstrukturen des Amateur-
angesichts vergleichsweise schwacher Präsenz demokra-               sports, der freiwilligen Feuerwehren, der ehrenamtli-
tischer Parteien und Institutionen in der pluralistischen,          chen Gliederungen des Technischen Hilfswerks (THW)
demokratischen Auseinandersetzung im öffentlichen                   und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen
Raum. Dabei werden als Zielgruppe haupt- und ehren-                 regional bereits vorhanden sind. Ziel ist es, diese zu
amtlich Aktive in landesweit tätigen Vereinen und                   nutzen und weiterzuentwickeln, um so die demokrati-
Verbänden sowie zivilgesellschaftliche und kommunale                sche Beteiligung vor Ort zu stärken und der Verbreitung
Akteure zu Demokratieberaterinnen und Demokratiebe-                 extremistischer Einstellungen und Vorurteile entgegen-
ratern ausgebildet, die für das Erkennen antidemokrati-             zuwirken. Mit dem Programm „Zusammenhalt durch

Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“
(Förderschwerpunkte ab 2017)

                                           Programm für bürgerschaftliches Engagement
                                           und demokratisches Handeln

                       Programmbereich 1A:                                         Das Bundesprogramm fördert Projekte für
                        Auf- und Ausbau von                                        demokratische Teilhabe und gegen Extremis-
                     Handlungskompetenzen zur                                      mus und setzt an bestehende Strukturen an.
                      Stärkung demokratischer                                      Im Mittelpunkt stehen regional verankerte
                    Praxis im Bereich der Vereins-                                 Vereine, Verbände und Multiplikatorinnen
                         und Verbandsarbeit                                        und Multiplikatoren. Ihre Kompetenzen
                                                                                   werden unterstützt und erweitert. „Zusam-
                                                                                   menhalt durch Teilhabe“ will aufmerksame
                                                                                   und respektierte Ansprechpartnerinnen und
                                                                                   Ansprechpartner vor Ort stärken und
              Programmbereich 1B:                                                  ausbilden.
        Stärkung demokratischer Teilhabe
             im Gemeinwesen durch                                                  Die Projekte sollen präventiv vor allem im
           qualifizierte und engagierte                                            Vorfeld möglicher extremistischer Gefähr-
              Verbände und Vereine                                                 dungen agieren und die grundlegenden
                                                                                   Bedingungen für ein gleichwertiges und
                                                                                   gewaltfreies Zusammenleben schaffen.

                        Programmbereich 2:
                     Modellprojekte zur Stärkung
                         von Teilhabe und
                            Engagement
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Teilhabe“ werden landesweit tätige Verbände (ursprüng-        sexuellen Identität, ihrer Weltanschauung oder Religion
lich vor allem in Ostdeutschland) angesprochen. Künftig       angegriffen wurden oder Benachteiligungen erlitten
werden sich zudem Modellprojekte dem Themenfeld               haben. Gemäß der Aufgabenbeschreibung in § 27 AGG
interkulturelles Lernen widmen, mit deren Hilfe die           unterstützt sie auf unabhängige Weise Personen, die
Professionalität der ehrenamtlich tätigen Demokratie-         benachteiligt wurden, durch Beratung, Informationen
trainerinnen und Demokratietrainer in diesem Feld             und gütliche Streitbeilegung, führt dazu Öffentlichkeits-
gestärkt werden soll.                                         arbeit und Forschung durch und ergreift Maßnahmen zur
                                                              Verhinderung von Benachteiligungen. Ihre Arbeit zur
Damit ergänzen sich beide Programme der Bundesregie-          Prävention von Diskriminierungen umfasst damit vielfäl-
rung sowohl bezüglich ihrer inhaltlichen und räumlichen       tige Maßnahmen wie die Erforschung von Grundlagen
Schwerpunkte als auch hinsichtlich ihrer Zielgruppen.         und Zusammenhängen in den verschiedenen diskrimi-
Beide Bundesprogramme folgen einem integrativen und           nierungsrelevanten Bereichen, die Erarbeitung von
ganzheitlichen Förderansatz für demokratische Teilhabe        Handlungsempfehlungen für politische Akteure, Leitfä-
und zielen jeweils darauf ab, andere präventive und inter­    den und Handreichungen für die Öffentlichkeit sowie die
venierende Programmansätze zu ergänzen, bestehende            Durchführung von Veranstaltungen und Workshops zur
Lücken zu schließen und Synergieeffekte zu nutzen.            Sensibilisierung und Fortbildung. Zu den Aufgaben der
                                                              Antidiskriminierungsstelle gehört es weiterhin, alle vier
Aufgabe der Bundeszentrale für politische Bildung ist es,     Jahre zusammen mit den in ihren Zuständigkeiten betrof-
Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das       fenen Beauftragten der Bundesregierung und des Deut-
demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereit-         schen Bundestages dem Deutschen Bundestag einen
schaft zur politischen Mitarbeit zu stärken. Gemeinsam        Bericht zu Benachteiligungen vorzulegen.
mit einem bundesweiten Netzwerk aus Landeszentralen,
Bildungseinrichtungen und -trägern engagiert sich die         Auch die Sicherheitsbehörden haben mittlerweile eine
BpB überparteilich in der Darstellung kontroverser            Reihe von präventiven Programmen und Angeboten in
demokratischer Positionen für politische Bildung und          Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Trägern
die Stärkung der demokratischen Kultur. Die Tätigkeit         etabliert. Ein Beispiel für ein präventives Angebot der
der Bundeszentrale zielt im Wesentlichen darauf ab, der       Sicherheitsbehörden in Zusammenarbeit mit der Zivilge-
Entstehung bzw. Verfestigung extremistischer Einstel-         sellschaft ist das von der polizeilichen Kriminalpräventi-
lungen und Strukturen durch politische Bildungsarbeit         on der Länder und des Bundes in Zusammenarbeit mit
entgegenzuwirken. Im Mittelpunkt der Arbeit steht,            der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft entwickelte
extremistischen, rassistischen und demokratiefeindli-         Medienpaket „Mitreden! – Kompetent gegen Islamfeind-
chen Einstellungen und Parolen bereits im Vorfeld den         lichkeit, Islamismus und dschihadistische Propaganda“,
„Nährboden“ zu entziehen und den zivilgesellschaftlich        das Jugendliche für islamistische Propaganda sensibili-
engagierten Bürgerinnen und Bürgern konkrete Hilfe-           sieren und die Auseinandersetzung mit dieser fördern
stellungen anzubieten, um extremistischen Einstellun-         soll.
gen argumentativ entgegentreten zu können. Die Ange-
bote reichen von Publikationen und Online-Dossiers,           Vorbeugende Maßnahmen gegen Extremismus werden
Medienprojekten und Webvideoformaten für Jugendli-            in der Bundeswehr in verschiedenen Feldern wie der
che sowie Fachtagungen über präventiv wirkende Pro-           Aus-, Fort- und Weiterbildung von Soldatinnen und
jektförderungen von Modellvorhaben, über Handrei-             Soldaten, von Vorgesetzten und zivilen Bundeswehran-
chungen und Unterstützung von Multiplikatorinnen              gehörigen sowie in der Personalgewinnung und der
und Multiplikatoren in Netzwerken bis hin zu Professio-       Personalführung umgesetzt.
nalisierungsangeboten für Fachkräfte und zur Unter-
stützung von Wissenschaft-Praxisprojekten. Neben der          Auch wenn die vorliegende Strategie nicht im engeren
Entwicklung ihrer eigenen Angebote engagiert sich die         Sinne auf Integration zielt, leisten dennoch Extremis-
BpB in der Förderung anerkannter Träger der politischen       musprävention sowie die Förderung von Demokratie
Bildungsarbeit, insbesondere solcher, deren Arbeits-          und Vielfalt wichtige Beiträge zur gesellschaftlichen
schwerpunkte auf der Demokratieförderung und Extre-           Integration. Die Beauftragte der Bundesregierung für
mismusprävention liegen.                                      Migration, Flüchtlinge und Integration unterstützt die
                                                              Bundesregierung bei der Weiterentwicklung der Integra-
Die unabhängige Antidiskriminierungsstelle des Bundes         tionspolitik und der Förderung des Zusammenlebens
ist Anlaufstelle für Menschen, die u. a. aufgrund ihrer       von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Deut-
ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer             schen. Bedeutende Elemente dabei sind u. a. die politi-
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sche Bildung, die Arbeit gegen Diskriminierung, der          unterstützt werden, eigenverantwortlich das Gemein-
Beitrag zur Reduzierung von gewalttätigen gesellschaft-      schaftsgefühl in seiner vielfältigen sozialen und kultu-
lichen Konflikten sowie der Abbau von Integrations-          rellen Ausprägung zu stärken und zusammen die
hemmnissen.                                                  zukünftige Entwicklung ihrer Dörfer zu gestalten.

Mittelbar können, selbst wenn sie nicht explizit die         Der Bund begrüßt, dass die Länder in Kürze Handlungs-
Extremismusprävention zum Ziel haben, auch Maßnah-           empfehlungen zum Umgang mit radikalislamistischen
men zur Förderung von sozialer Kompetenz und des             Gefangenen im Strafvollzug vorlegen werden. Die Emp-
gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie der Bürgerbe-         fehlungen zielen auf eine strukturierte Zusammenarbeit
teiligung bzw. des Bürgerdialogs präventiv wirken. Diese     zwischen den Justizvollzugsanstalten, den Strafverfol-
können einen Beitrag zu einem gesellschaftlich breit         gungsbehörden und den Sicherheitsbehörden ab, fordern
verankerten Demokratieverständnis sowie zum Abbau            eine kontinuierliche Fortbildung der Justizvollzugsbe-
von Diskriminierung und Benachteiligung leisten und          amtinnen und -beamten und setzen auf die gezielte
sind deshalb ebenfalls Teil eines umfassenden strategi-      Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen zur
schen Ansatzes der Bundesregierung. So fördert beispiels-    Unterstützung von Deradikalisierungsprozessen. Die
weise das Bundesministerium für Arbeit und Soziales          Zusammenarbeit auf diesem Gebiet soll intensiviert und
(BMAS) das bundesweite Förderprogramm „Integration           optimiert werden. Zur Ergänzung der von den Ländern
durch Qualifizierung (IQ)“. IQ wurde in der Förderperio-     bereits ergriffenen vielfältigen Maßnahmen zum The-
de 2015–2018 um den Schwerpunkt „ESF-Qualifizierung          menfeld „Deradikalisierung“, die verstetigt werden
im Kontext des Anerkennungsgesetzes“ erweitert und           sollen, wird der Bund zu Workshops mit Expertinnen
fördert die erfolgreiche Integration von benachteiligten     und Experten einladen.
Personen in den Arbeitsmarkt sowie den Abbau von
Diskriminierung in der Arbeitswelt durch die Stärkung
interkultureller Kompetenz. ESF-geförderte Programme         2.3     Elemente der strategischen Zusammenarbeit
verfolgen in der ESF-Förderperiode 2014–2020 „Antidis-
kriminierung (Chancengleichheit und Nichtdiskriminie-        Extremismusprävention und Demokratieförderung sind
rung)“ als eines von drei Querschnittszielen. Das Bundes-    vielschichtig und stellen eine gesamtgesellschaftliche
ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) plant eine     und gesamtstaatliche Aufgabe dar. Die Bundesregierung
Initiative zur Förderung sozialer Kompetenz in der           arbeitet daher mit den Bundesländern, den Kommunen
dualen Ausbildung. Ziel ist eine Steigerung der Qualität     und der Zivilgesellschaft zusammen. Nur wenn alle ihre
der Ausbildung, die auch der Demokratieförderung, dem        Aufgaben wahrnehmen und gemeinsam tätig werden,
Abbau von Hass und Vorurteilen sowie der Extremis-           kann Prävention gelingen.
musprävention dient. Dabei sind vor allem die zielgrup-
penadäquaten Ansätze zur Sensibilisierung von Ausbil-        Im Rahmen ihrer Bundesprogramme steht die Bundes-
denden als Vorbild und Vermittler für die Stärkung der       regierung in engem Kontakt mit den Bundesländern.
sozialen Kompetenz von Auszubildenden wichtig (Stär-         Zum Fach- und Erfahrungsaustausch werden regelmäßig
kung der Fähigkeiten, andere Menschen zu verstehen, zu       Bund-Länder-Gespräche u. a. im Rahmen der Fachminis-
respektieren und zu akzeptieren, einschließlich interkul-    terkonferenzen durchgeführt. Zum Austausch der
tureller Kompetenz, sich sozialadäquat und situations-       Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern hinsichtlich
angemessen zu verhalten, Selbstmanagement, Konflikt-         der Prävention von islamistischem Extremismus hat sich
bewältigung sowie die Fähigkeit, mit Enttäuschungen          seit 2009 die Arbeitsgruppe „Deradikalisierung“ des
und Frustrationen umgehen zu können). Das Bundesmi-          gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrums (GTAZ)
nisterium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit       etabliert. Zudem tauschen sich Bund und Länder auch
dem Wettbewerb „Demokratisch Handeln – Ein Wettbe-           beispielsweise im Rahmen der Ständigen Konferenz der
werb für Jugend und Schule“ die demokratische Haltung        Innenministerinnen und Innenminister sowie Innensena-
und demokratische Kultur im gelebten Alltag von Schule       torinnen und Innensenatoren der Länder (IMK) aus.
und Jugendarbeit und ermöglicht insbesondere die             Verschiedene Bund-Länder-Arbeitsgruppen widmen sich
eigenverantwortliche Tätigkeit der Schülerinnen und          derzeit in diesem Zusammenhang unterschiedlichen
Schüler. Das Bundesministerium für Ernährung und             Aspekten, insbesondere der Prävention des islamisti-
Landwirtschaft (BMEL) fördert mit dem Bundeswettbe-          schen Extremismus. Ziel ist es hier, Prozesse für eine
werb „Unser Dorf hat Zukunft“ den gesellschaftlichen         verbesserte Zusammenarbeit anzustoßen und bundes-
Zusammenhalt und die nachhaltige Dorfentwicklung.            weit Synergien zu schaffen. Des Weiteren gibt es gemein-
Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Verbände sollen          same Projekte und Forschungsvorhaben.
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Den Dialog mit der Zivilgesellschaft führt die Bundesre-     im Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen Herausfor-
gierung u. a. im Forum gegen Rassismus, im vertrauens-       derungen und im Kampf gegen Terror und Extremismus.
vollen Dialog mit Kirchen und Religionsgemeinschaften
sowie durch jährliche Trägerkonferenzen im Rahmen            Die jährlichen Trägerkonferenzen im Rahmen der Bun-
ihrer Bundesprogramme.                                       desprogramme sowie die Fachtagungen der BpB und der
                                                             Runde Tisch der Träger politischer Bildungsarbeit dienen
Im Forum gegen Rassismus tauscht sich die Bundesregie-       dem Austausch mit zivilgesellschaftlichen Trägern und
rung mit über 50 Nichtregierungsorganisationen regel-        der Reflexion über konkrete Aktivitäten und praktische
mäßig zu Fragen und Möglichkeiten der Bekämpfung             Erfahrungen, der Entwicklung und Planung gemeinsa-
von Rassismus sowie aller damit zusammenhängenden            mer Maßnahmen sowie der Diskussion inhaltlicher
Formen von Diskriminierung aus. Das zweimal jährlich         Schwerpunktsetzung der Arbeit für Demokratie und
nichtöffentlich tagende Forum ist 1998 im Anschluss an       Vielfalt und gegen Extremismus, Gewalt und Menschen-
das Europäische Jahr gegen Rassismus gegründet worden        feindlichkeit. Zivilgesellschaftliche Akteure nehmen
und dient seither seinen Mitgliedern als Dialogplattform.    zudem regelmäßig an der Arbeitsgruppe „Deradikali­
                                                             sierung“ von Bund und Ländern teil. Darüber hinaus
Der Dialog mit Kirchen und Religionsgemeinschaften,          organisiert die BpB jährlich Koordinierungstreffen mit
zum Beispiel mit dem Zentralrat der Juden, hat langjäh-      den Landeszentralen für politische Bildung, um auch
rige Tradition. Auch mit den muslimischen Verbänden          hier den Erfahrungsaustausch zu befördern.
und anderen relevanten Ansprechpartnerinnen und
Ansprechpartnern besteht eine gewachsene Gesprächs-          Des Weiteren führt das Bundesamt für Verfassungsschutz
kultur, so u. a. auf Ministerebene mit dem BMI im Rah-       jährlich ein Symposium durch, das sich phänomenüber-
men der Deutschen Islam Konferenz (DIK), aber auch in        greifend verschiedenen Facetten des Extremismus wid-
verschiedenen Netzwerken und Plattformen, die dem            met. Neben Teilnehmenden aus Kreisen der Sicherheits­
Austausch dienen. Die muslimischen Verbände sind ein         behörden richtet sich die Veranstaltung an ein breites
wichtiger Partner im gesellschaftlichen Dialog, so auch      öffentliches Publikum.
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3. Handlungsfelder
Auf den folgenden Seiten werden die Aktivitäten in          forderungen zu reagieren. Dazu gehört beispielsweise die
unterschiedlichen Handlungsfeldern der Extremismus-         Weiterentwicklung der pädagogischen Praxis, um For-
prävention und der Demokratieförderung beschrieben.         men des Antisemitismus wie dem antizionistischen
Diese Handlungsfelder umfassen:                             Antisemitismus und dem Antisemitismus in der Migrati-
•• Politische Bildung, interkulturelles Lernen und         onsgesellschaft zu begegnen. Auch in den Bereichen
    Demokratiearbeit                                        Rassismus, Islam- und Muslimfeindlichkeit, Antiziganis-
•• Zivilgesellschaftliches Engagement                       mus, Homo- und Transfeindlichkeit sowie in den Berei-
•• Beratung, Monitoring und Intervention                    chen Rechtsextremismus, islamistischer Extremismus
•• Medien und Internet                                      und Linksextremismus werden präventiv-pädagogische
•• Forschung                                                Konzepte weiterentwickelt. Frühprävention und Demo-
•• Internationale Zusammenarbeit                            kratiestärkung im ländlichen Raum werden gestärkt.
                                                            Verfolgt wird dabei ein Verständnis von Prävention, das
                                                            die Wechselwirkung zwischen einzelnen Phänomenberei-
3.1    Politische Bildung, interkulturelles Lernen          chen, beispielsweise zwischen Islam- und Muslimfeind-
       und Demokratiearbeit                                 lichkeit und islamistischem Extremismus sowie dem
                                                            Antisemitismus, berücksichtigt. Um die erprobten
Präventiv-pädagogische Angebote sind ein zentrales          Ansätze in Regelstrukturen zu überführen, ist zudem
Element der Extremismusprävention. Hier existiert eine      eine Zusammenarbeit und Vernetzung mit einem breiten
vielfältige Landschaft an Angeboten, die u. a. in der       Spektrum an lokalen und regionalen Kooperationspart-
Wissensvermittlung (Information und Aufklärung) und         nern unverzichtbar. Gefördert werden auch Projekte von
dem Erfahrungslernen (Förderung von Kompetenzen)            oder in Partnerschaft von Selbstorganisationen der Sinti
bestehen sowie bei den Gestaltungsinteressen (politische    und Roma, von Migrantinnen und Migranten und
Einmischung, Sozialraumorientierung) interessierter         Musliminnen und Muslimen.
Bürgerinnen und Bürger ansetzen.
                                                            Stärkung des demokratischen Bewusstseins und
                                                            der Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt
 Ziele der Bundesregierung im Handlungsfeld:
                                                            Die Bundeszentrale für politische Bildung und eine
 •• W eiterentwicklung der pädagogischen Praxis und        Vielzahl von geförderten Trägern stellen ein umfangrei-
     Unterstützung bei der Überführung innovativer          ches Angebot bereit, das von Printangeboten über Veran-
     und erfolgreicher Ansätze in Regelstrukturen           staltungen und Qualifizierungsmaßnahmen (zum Beispiel
 •• Förderung des Verständnisses für politische Sach-      für Lehrerinnen und Lehrer, Jugend- und Sozialarbeite-
     verhalte, Festigung des demokratischen Bewusst-        rinnen und -arbeiter) insbesondere zu den Themenfel-
     seins und Stärkung der Bereitschaft zur politischen    dern Menschenrechte, Rassismus, gruppenbezogene
     Mitarbeit                                              Menschenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Linksextre-
 •• Befähigung zum kompetenten Umgang mit Vielfalt.        mismus und islamistischer Extremismus, Antisemitis-
     Stärkung des Verständnisses und Leben demokrati-       mus, Antiziganismus, Homo- und Transfeindlichkeit
     scher Werte und Menschenrechte, insbesondere           sowie Migration und Integration bis hin zu unterschied-
     auch in Konfliktfällen                                 lichsten Online-Formaten reicht. So werden u. a. in
                                                            jeweils eigenen Online-Dossiers zu den oben genannten
                                                            Themen wesentliche Hintergrundinformationen und die
Weiterentwicklung der pädagogischen Praxis                  unterschiedlichen politischen und wissenschaftlichen
                                                            Meinungen und Diskussionen dargestellt. Weitere Ange-
Die Bundesregierung fördert im Rahmen des Bundespro-        bote der politischen Bildung sind Fortbildungen für
gramms „Demokratie leben!“ innovative pädagogische          Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, aufbereitete
Ansätze im Bereich der Demokratieförderung und              Materialien der politischen Bildung, Schülerwettbewer-
Präventionsarbeit. Die Weiterentwicklung präventiv-         be, Lokaljournalistenprogramme sowie Studienreisen
pädagogischer Arbeit erfolgt in ausgewählten Themen-        nach Israel. Hinzu kommt die Förderung von Maßnah-
bereichen, um auf neue oder sich verschärfende Heraus-      men anerkannter Träger der politischen Bildung in
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diesen Themenfeldern. Allein auf Bundesebene werden          Antisemitismus, Antiziganismus und Menschenfeind-
bundeszentrale Träger der politischen Bildung jährlich       lichkeit.
mit rund 9 Mio. Euro auch aus dem Kinder- und Jugend-
plan des Bundes gefördert.                                   Verschiedene weitere historische Ereignisse bilden
                                                             zudem Bezugspunkte, um heutige Auseinandersetzun-
Bewährt haben sich auch die von der Bundeszentrale           gen zu Phänomenen gruppenbezogener Menschenfeind-
initiierten und betreuten Netzwerke für Jugendliche, um      lichkeit zu verstehen. Dazu gehört die Kolonialgeschich-
politisches Interesse zu wecken, so z. B. das Peer-Educa-    te Deutschlands und anderer Länder. Geschichtliche
tion-Projekt „Young European Professionals“, das sich an     Bezüge u. a. zur Ungleichheit zwischen Frauen und
junge Menschen mit unterschiedlichen Bildungshinter-         Männern, die Verfolgung von Homosexuellen oder die
gründen und politischen Interessen richtet. Zudem haben      Ausgrenzung von Sinti und Roma auch nach 1945 gehö-
sich regelmäßig stattfindende Fachtagungen zu unter-         ren ebenfalls zu einer notwendigen, kritischen Ausein-
schiedlichen Formen des Extremismus etabliert, die           andersetzung mit der Geschichte.
wichtige Foren zur Vernetzung zivilgesellschaftlicher
Akteure darstellen. Auch das BMBF fördert Projekte zur       Auch Aktivitäten der kulturellen Bildung haben ein
Stärkung der interkulturellen Kompetenz und des interre-     großes Potenzial zur Reflexion über Menschenrechte,
ligiösen Dialogs von Schülerinnen und Schülern, Lehren-      demokratische Überzeugungen und soziale Kompeten-
den sowie von Studierenden und Promovierenden. Das           zen. Vor diesem Hintergrund bekennt sich der Bund zu
Bundesamt für Verfassungsschutz wendet sich mit Wan-         seinem in der Koalitionsvereinbarung festgehaltenen
derausstellungen zu den Themen Rechtsextremismus und         Ziel, „jedem Einzelnen unabhängig von seiner sozialen
islamistischer Extremismus vor allem an Jugendliche.         Lage und ethnischen Herkunft gleiche kulturelle Teilha-
                                                             be in allen Lebensphasen zu ermöglichen“.
Von besonderer Bedeutung sind Angebote der historisch-
politischen Bildung. Historisch-politische Bildungsarbeit    Darüber hinaus können Maßnahmen zur Förderung des
zielt auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Zeit     interkulturellen Lernens, der sozialen Kompetenz und der
des Nationalsozialismus und der SED-Diktatur in der          Bürgerbeteiligung bzw. des Bürgerdialogs zur Prävention
DDR, um Verklärungen und Verharmlosungen dieser              beitragen. Gefördert werden entsprechende Modellpro-
Epochen vorzubeugen und junge Menschen für die               jekte der historisch-politischen Bildungsarbeit, der
Gefahren menschenverachtender und demokratiefeind-           kulturellen Bildung und des interkulturellen Lernens
licher Ideologien zu sensibilisieren. Dabei werden auch      und zur Förderung sozialer Kompetenzen u. a. von der
Bezüge zur Gegenwart und Lebenswirklichkeit herge-           Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
stellt und Fragen der Verantwortung und Handlungs-           Medien, der Kulturstiftung des Bundes, dem Bundes­
möglichkeiten eines jeden einzelnen Menschen themati-        ministerium für Bildung und Forschung, dem Bundes-
siert. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte          ministerium für Justiz und Verbraucherschutz, dem
bilden die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und          Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Bun-
der Geschichte der Diktaturen in Deutschland besondere       desministerium für Wirtschaft und Energie, dem Bun-
Schwerpunkte der Arbeit der BpB und anderer Träger.          desministerium des Innern sowie dem Bundesministe­
                                                             rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Unter dem Titel „Verantwortung wahrnehmen, Aufar-
beitung verstärken, Gedenken vertiefen“ hat die Bundes-      Künftige Maßnahmen im Handlungsfeld
regierung 2008 die Fortschreibung der Gedenkstätten-
konzeption des Bundes beschlossen, die vom Deutschen         Um Synergieeffekte zu erreichen und eine Doppelförde-
Bundestag mit einer breiten Mehrheit bestätigt wurde.        rung von Projekten durch unterschiedliche Ressorts zu
Auf der Basis der Gedenkstättenkonzeption fördert der        vermeiden, informieren sich die beteiligten Ressorts und
Bund gemeinsam mit den Ländern national bedeutende           die Bundeszentrale für politische Bildung weiterhin
Gedenkstätten zur NS-Terrorherrschaft und zur kommu-         regelmäßig über zu fördernde Projekte sowie über deren
nistischen Diktatur in der ehemaligen DDR, um dadurch        inhaltliche Schwerpunktsetzung.
die Opfer in angemessener Weise zu würdigen und zur
Aufarbeitung des nationalsozialistischen Terrorregimes       Die Bundesregierung wird den übergreifenden, regel­
und der SED-Diktatur beizutragen. Diese historische          mäßigen Fachaustausch hinsichtlich der Weiterentwick-
Bildungsarbeit stärkt das Bewusstsein für den Wert der       lung pädagogischer Konzepte fördern und entsprechen-
freiheitlich demokratischen Grundordnung und der             de Erkenntnisse Dritten zur Verfügung stellen.
Menschenrechte und sensibilisiert für Themen wie
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