Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen

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Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Gemeinsam. Anders. Stark.

                    Geschäftsbericht 2012
                    Qualität des Lebens verwirklichen                                                     Werkstätten
                       Mitarbeitende Begleitung

                                                                                             persönlich

                                                                                                                                       Klientinnen
                                                    ermöglichen

                                                                                                                        Wohlbefinden
                                                                  fördern

                                                                                                                                                     Handeln
                 Leben

                                                                             Personen
  Beschäftigung                                     Einrichtungen
                                                                                                                                                     Angebote
         Bildung
                                                              Klienten                                                                        Arbeit           sozialen
                                                                                                                                                                        Beratung

                                                                                                    St.Georg
                                                        stark stationär
selbstbestimmt                                                      Teilhabe                                                                                                schaffen

Menschen                                                                                                                                  Wohnen                Hilfe
                                                                                         Sozialwerk

                                                                                                                                        Assistenzbedarf
               Qualität
 Entwicklung
                                                                                                                                        Dienstleistungen
    Domänen
                      Unterstützung
                                                                                                                                        verwirklichen
                                                                               Behinderung

                                                                                                                                         Gemeinsam
                   Lebensqualität
                                                                                                                                         Zukunft
                          Sinne

                                                                  Freizeit
                                                  Informationen
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Unsere Vision

            Sozialwerk St. Georg: Gemeinsam. Anders. Stark.

            Wir erbringen Dienstleistungen, damit Menschen mit
            Assistenzbedarf selbstbestimmt und gleichberechtigt in
            unserer Gesellschaft leben.

            Dabei betrachten wir es als unsere christliche und soziale
            Verpflichtung, jeden einzelnen Menschen in seiner Einmalig­­-
            keit und Würde zu achten und ihn bei seiner Teilhabe am
            gesellschaftlichen Leben zu unterstützen.

            Die Erfüllung unserer Aufgaben ist Teil der Caritas und dient
            der Verwirklichung des gemeinsamen Werkes christlicher
            Nächstenliebe.
            Aus der im Jubiläumsjahr 2012 fertiggestellten und in 2013 erschienenen neuen Broschüre „Gemeinsam. Anders. Stark.:
            Vision – Leitbild – Programm“ des Sozialwerks St. Georg. Sie ist online erhältlich unter
            www.gemeinsam-anders-stark.de/leitbild.

            Titelseite: „Wordle-Cloud“ („Stichwort-Wolke“) der häufigsten Begriffe
            Auf der Titelseite sehen Sie die am häufigsten vorkommenden Wörter, entsprechend ihrer Relevanz
            dargestellt: Je häufiger also ein Wort in dieser Publikation verwendet worden ist,
            desto größer erscheint es hier.

            Impressum
            Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: © by Sozialwerk St. Georg e. V., Emscherstr. 62, 45891 Gelsenkirchen
            Redaktion: Stefan Kuster; Gestaltung: Gute Botschafter GmbH, Haltern am See; Druck: Josefs-Druckerei, Olsberg
            Gedruckt auf Recyclingpapier „RecySatin“ – ein Beitrag zum Schutz der Umwelt und damit zur Bewahrung der Schöpfung.
            Sofern Begriffe der einfacheren Lesbarkeit halber nur in einer bestimmten Sprachform benutzt werden (wie z. B. Mitarbeiter),
            gelten sie für beiderlei Geschlecht.
            Unser Dank gilt allen Autorinnen und Autoren der Beiträge und allen, die auf andere Art zum Gelingen dieses Geschäfts-
            berichts beigetragen haben. Stand/Redaktionsschluss dieser Publikation: 12. Juni 2013
2           Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Inhalt

         Vorwort des Vorstands.............................................................Seite               4

         Rückblick, Leitlinien, Perspektiven........................................Seite                      7
         Aufgaben, Ziele, Strukturen......................................................Seite                8
         Das Interview.............................................................................Seite      12
         Der Ombudsmann.....................................................................Seite             16
         Die Stiftung Sozialwerk St. Georg.............................................Seite                  17

         Angebote und Zielgruppen.....................................................Seite                   18
         Arbeit und Beschäftigung.........................................................Seite               20
         Wohnen und Leben...................................................................Seite             21
         Spezialangebote........................................................................Seite         22        Diesen Geschäftsbericht sowie
         Alltag und Freizeit.....................................................................Seite        23        Neuigkeiten, Veranstaltungs­-
         Bildung, Orientierung und Beratung........................................Seite                      23        ­hin­weise und mehr aus dem
                                                                                                                         Sozialwerk St. Georg finden Sie in
                                                                                                                         unserem Internetauftritt; hier der Link
         Im Blickpunkt: „Qualität des Lebens verwirklichen“                                                              zum Geschäftsbericht:
         Berichte aus den Unternehmen..............................................Seite                      24         www.gemeinsam-anders-stark.de/
                                                                                                                         das-unternehmen
         Sozialwerk St. Georg Ruhrgebiet gGmbH.................................Seite                          26
         Sozialwerk St. Georg Westfalen-Nord gGmbH.........................Seite                              28
         Sozialwerk St. Georg Westfalen-Süd gGmbH...........................Seite                             30
         Internat Bad Fredeburg gGmbH................................................Seite                    32
         Sozialwerk St. Georg Werkstätten gGmbH...............................Seite                           34
         Sozialwerk St. Georg Bauen und Wohnen GmbH....................Seite                                  36
         AUTEA gGmbH............................................................................Seite         38
         ALPHA gGmbH...........................................................................Seite          40
         ambient assisted living gGmbH................................................Seite                   42

         Zahlen, Daten, Fakten 2012....................................................Seite                  44
         Das Wirtschaftsjahr 2012..........................................................Seite              46
         Bericht des Verwaltungsrats.....................................................Seite                51
         Kurz berichtet: Streiflichter 2011/2012...................................Seite                      52
         Fotos vom 60-jährigen Jubiläum..............................................Seite                    60
         Auf einen Blick..........................................................................Seite       62
                                                                                                                        Weitere Geschichten und Hintergründe
                                                                                                                        aus dem Sozialwerk St. Georg können
                                                                                                                        Sie unserer Hauszeitschrift „EinBlick“
          Kennzahlen 2012                                                                                               entnehmen; den „EinBlick online“
                                                                                                                        finden Sie hier:
          Klientinnen & Klienten (einzelne Menschen)                                                       4.000        www.gemeinsam-anders-stark.de/
          Assistenzverhältnisse (Gesamtsumme)                                                              4.500        einblick

          Mitarbeiterinnen & Mitarbeiter                                                                   2.500
          Personalaufwand                                                                            94 Mio. €
          Umsatzerlöse                                                                             120 Mio. €
          Gesamterträge                                                                            132 Mio. €
          Gesamtinvestitionen                                                                         7 Mio. €
          Stationäre Einrichtungen                                                                           52
          Ambulante Anlaufstellen                                                                            29

         Alle Angaben gerundet, Stand: 31.12.2012

                                                                            Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen                          3
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Vorwort

                            Von links: Wolfgang Meyer, Gitta Bernshausen
                            und Dieter Czogalla laden Sie ein auf eine Entde-
                            ckungsreise durchs Sozialwerk St. Georg, bei der
                            Sie erfahren, wie die Menschen mit Assistenzbe-
                            darf gemeinsam mit den Mitarbeitenden daran
                            arbeiten, das neue Assistenzkonzept „Qualität
                            des Lebens“ umzusetzen.

Qualität des Lebens verwirklichen
2012: Das Jubiläumsjahr mit Blick nach vorn.

            Liebe Freunde und Förderer,
                 Christian Berghoff teilt mit seinem Persönlichen Assistenten, der ihm die Tür zum lokalen Angel-
            verein geöffnet hat, die Leidenschaft fürs gemeinsame Hobby. Frau B. findet in einer Schreibwerkstatt
            zusammen mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigung Anerkennung und Verständnis.
            Natascha Droste wird von ihrer Assistentin durch gemeinsames Einkaufen im Ort und Tipps für die
            Haushaltsführung auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Kathleen Boucsein erfährt Wertschätzung
            durch ihrer Hände Arbeit: nur einige der Beispiele der „Berichte aus den Unternehmen“ ab Seite 24
            in diesem Geschäftsbericht, die aufzeigen, wie die Menschen im Sozialwerk St. Georg gemeinsam
            nach einer guten Lebensqualität streben – ob beim Wohnen und Leben, bei Arbeit und Beschäftigung,
            im Alltag, in der Freizeit oder bei der Bildung.
                 Denn das Sozialwerk St. Georg hat sich mit Einführung des neuen Dienstleistungskonzepts
            „Qualität des Lebens“ im Jubiläumsjahr 2012 auf den Weg gemacht, das bisherige Fundament der
            personzentrierten Assistenz weiter zu entwickeln. Unser gemeinsames Ziel ist es, für jeden unserer
            Kunden noch bessere Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sie ihre individuell angestrebte
            Qualität des eigenen Lebens erreichen. Was sich hinter dem neuen Konzept verbirgt und wie die
            Qualität des Lebens und das christliche Menschenbild im 2012 überarbeiteten Unternehmensleitbild
            jetzt noch stärker verankert sind, erfahren Sie im Interview „Mit dem Herz in der Hand“ ab Seite 12.
               60 Jahre jung – weil wandlungsfähig, innovativ, flexibel – und gleichzeitig 60 Jahre alt – entspre-
            chend fachkompetent, die Bedarfe kennend, erfahren – ist das Sozialwerk St. Georg. Das haben wir
            2012 „Gemeinsam. Gefeiert.: St. Georg@60!“ Vom großen Jubiläumsfest, bei dem auch der erste
            umfassende Imagefilm des Sozialwerks „Gut leben – mittendrin!“ Premiere hatte, künden die Fotos
            und „Streiflichter“ ab Seite 44.
            An dieser Stelle sagen wir: DANKE!
                … unseren Freunden und Förderern, ohne die einige unserer Angebote für Menschen mit Assis-
            tenzbedarf sicherlich nicht möglich wären;
               … unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – für ihre Ideen und ihren Einsatz, wodurch es ih-
            nen immer wieder gelingt, die Lebensqualität der Klientinnen und Klienten nachhaltig zu verbessern;
                … nicht zuletzt den Klientinnen und Klienten, die sich jeden Tag auf das neue Assistenzkonzept
            der Qualität des Lebens einlassen und so gemeinsam mit den Mitarbeitenden mit Leben füllen.

4           Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Gemeinsam. And
            Gemeinsam. And  ers. Stark.
                           ers. Stark.
            Vision – Leitbild –
                                  Programm des Sozialwe
                                                       rks   St. Georg
              Vision
            2012         – Leitbild – Programm

                                                                                                              Bis 2012 überarbeitet:
                                                                                                              Das Leitbild des Sozialwerks St. Georg
                                                 Sozialwerk St. Georg.

                                                                                                              www.gemeinsam-anders-stark.de/leitbild
                                                                         Vision – Leitbild –
                                                                                               Programm
                                                                                                          1

    Kommen Sie jetzt mit auf eine Erlebnisreise durch das Sozialwerk St. Georg und lernen Sie die
Menschen kennen, die sich die Inklusion auf die Fahne geschrieben haben: eine gelingende Teilhabe
von Menschen mit Assistenzbedarf am gesellschaftlichen Leben im Sinne eines „Dabei sein von
Anfang an“. Wir wünschen Ihnen eine interessante und anregende Lektüre mit unserem aktuellen
Geschäftsbericht – auf einem gemeinsamen Weg in die Zukunft, im Sinne unseres Leitmotivs:
„Gemeinsam. Anders. Stark.“

Dieter Czogalla                                                                                                    Wolfgang Meyer		                             Gitta Bernshausen
Vorstandssprecher                                                                                                  Vorstand		                                   Vorstand

                                                                                                                                                                 Standorte des Sozialwerks St. Georg:
                                                                                                                                                                 Angebote für Menschen mit
                                                                                                                                                                 Assistenzbedarf in weiten Teilen
                                                                                                                                                                 Nordrhein-Westfalens

                                                                                                                                      Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen         5
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Gut leben – mittendrin!
               Ein Film über die Menschen und die Angebote im Sozialwerk St. Georg
               mit Musik von Rosenstolz „Wir sind am Leben“ und Juli „Dieses Leben“.
               www.gemeinsam-anders-stark.de/film

               Die DVD ist erhältlich in den
               Einrichtungen des Sozialwerks
               St. Georg und im Referat
               für Presse-/Öffentlichkeits-
               arbeit & Fundraising.
               presse@sozialwerk-st-georg.de.

am. Anders. Stark.
                                                                                       Gemeinsam. Ande
  Menschen mit As                                                                                     rs. Star   k.
                    sistenzbedarf un
 personzentrierte                      d
                  Dienstleistungs-
  Beratung in den
                   Bereichen Wohnen
                                                                                      Gut leben – mitte
 it & Beschäftigung
nen ein selbstbe
                     , Alltag & Freizeit.
                 stimmtes Leben
                                                                                                                      ndrin!
aftliche Teilhabe
                  ermöglichen.

                                                                                     Ein Film über die
                                                                                                       Menschen und die
                                                                                     Angebote im Sozia
                                                                                                       lwerk St. Georg
                                                        ndrin!

nline abrufbar un
                 ter:
m-anders-stark.de
                                                   Gut leben – mitte

tlich in den Einrichtu
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eorg e. V.

 en

-georg.de
-anders-stark .de

               6                            Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Rückblick, Leitlinien, Perspektiven

Unsere Aufgaben und Ziele
im Überblick
„Gemeinsam. Anders. Stark.“ ist unser Leitmotiv –
erfahren Sie mehr über unsere
Aufgaben, Ziele, Strukturen:
Seit 2012 mit neuem Assistenzkonzept................. Seite 8
Die acht „Domänen“ zur Qualität des Lebens....... Seite 9
Unsere Aufgaben und wie wir sie lösen................ Seite 11

„Mit dem Herz in der Hand“: Dr. Hans-Martin Brüll von
der Pädagogischen Hochschule Weingarten im Gespräch
mit dem Vorstand des Sozialwerks zum überarbeiteten
Leitbild und der „Qualität des Lebens“ –
Interview mit dem Vorstand................................... Seite 12

Partner und Anwalt für die Menschen
Der Ombudsmann................................................... Seite 16

Projekte für Menschen mit Behinderung fördert die
Stiftung Sozialwerk St. Georg................................. Seite 17

                                                                             7
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Rückblick, Leitlinien,
       Perspektiven
       Aufgaben, Ziele, Strukturen

       Seit 2012 mit neuem Assistenzkonzept

                              Gegründet 1952 durch die katholische Pfarrge-                   Daher hat sich das Sozialwerk St. Georg
                              meinde St. Barbara in Gelsenkirchen-Buer-Erle,              folgerichtig die Lizenz für den deutschsprachi-
                              begleitet das Sozialwerk St. Georg Menschen, die            gen Raum gesichert. So können Einrichtungen
                              Unterstützung brauchen. Dem Ziel verpflichtet,              und Dienste hierzulande die POS-Systematik
                              Menschen mit Assistenzbedarf die gleichberech-              in Kooperation mit dem Sozialwerk St. Georg
                              tigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu               einsetzen.
                              ermöglichen, haben wir uns zu einem Sozialun-
                              ternehmen mit differenzierten Angeboten für                 Personalentwicklung
                              Menschen mit geistiger Behinderung oder psy-
                                                                                                 Demografischer Wandel, neue Anforderun-
                              chischer Erkrankung in durchlässigen Strukturen
                                                                                          gen und der spürbarer werdende Fachkräfteman-
                              von stationär bis ambulant entwickelt.
Dieter Czogalla,                                                                          gel stellen neue Anforderungen an die Personal-
Vorstandssprecher                                                                         entwicklungsstrategie. Mit der Umbenennung
                              Qualität: Vorstoß in neue Dimensionen
                                                                                          des Fortbildungsreferates in „bilden & entwi-
Kennzahlen
                                  Mit der Einführung der Teilhabebegleitung               ckeln“ setzt das Sozialwerk neue Akzente.
„Qualität“ 2012:
• ü
   ber 1.000 Klientinnen &   zum 1. Januar 2012 konnten bei allen Qualitäts-             Auf der Grundlage einer lebenszyklusorientier-
  Klienten mit THB            dimensionen enorme Verbesserungen umgesetzt                 ten Personalentwicklung ist es Aufgabe von
• ü
   ber 1.000 Zukunftskon-    werden. Die Teilhabebegleitungen (THB) sind als             bilden & entwickeln, nachhaltige Impulse zur
  ferenzen                    feste Ansprechpersonen für die Klientinnen                  Gewinnung, Entwicklung und Bindung von
• ü
   ber 800 Klienten-Inter-   und Klienten etabliert. Der neue Dienstleistungs-           Mitarbeitenden und Leitungen zu setzen.
  views (POS)
                              prozess, in dem Klienten, ihre THB und Persönli-            Wir gehen dabei davon aus, dass unterschied-
• D
   eutsche Fassung der       chen Assistenten zielgerichtet zusammenwirken               liche Lebenssituationen von Mitarbeitenden
  „Personal Outcomes Scale“
  (POS) veröffentlicht        können, hat im Qualitätsmanagement-System                   unterschiedlicher Personalentwicklungsmaß-
• E
   igene POS-Software
                              seinen festen Platz gefunden. Mit der umfassen-             nahmen bedürfen. Junge berufsunerfahrene
  im Einsatz                  den Beteiligung der Klientinnen und Klienten                Nachwuchskräfte haben andere Bedürfnisse als
                              an ihrer eigenen Zukunftsplanung geht die                   langjährige Mitarbeitende, Menschen in der
Kennzahlen „bilden und        Konzeptidee voll auf, auf die Bereicherung jeder            Familienphase andere als diejenigen, die diese
entwickeln“ 2012:             individuellen Qualität des Lebens hinzuwirken.              hinter sich haben. Entsprechend breit aufgestellt
• 1
   18 Schulungen Verein      Fast schon Routine ist die Durchführung von                 sind die Aufgaben. Neben einem umfangreichen
• 2
   72 Schulungstage          Klienteninterviews mit der „Personal Outcomes               Fort- und Weiterbildungsangebot für Mitarbei-
• 1
   .786 Teilnehmende         Scale“ (POS), die inzwischen auch in anderen                tende, Leitungskräfte und Klienten gehören dazu
• 4
   0 Inhouse-Schulungen      Geschäftsbereichen erprobt wird. Das Instru-                auch die Förderung des bürgerschaftlichen
• 3
   8 Freiwilliges Soziales   ment POS erlaubt eine systematische Sicht auf               Engagements (und hier insbesondere die Jugend-
  Jahr: FSJ-Leistende*
                              Themen der Unabhängigkeit, gesellschaftlicher               freiwilligendienste) sowie gezielte Maßnahmen
• 2
   1 Bundesfreiwilligen-
                              Teilhabe und Wohlbefinden, und zwar insbeson-               zur Unterstützung der Unternehmensstrategie.
  dienst: BFD-Leistende*
                              dere aus Sicht der Interviewten selbst.
• 2
   71 Ehrenamtliche*
                              Diese geben im Interview wertvolle Hinweise
• 9
   durchgeführte
  Assessment Center i. R.
                              darauf, an welchen Themen ihres Lebens in
  des Teilhabeprozesses       besonderer Weise gearbeitet werden soll.
* Stand: 31.12.12

       8                      Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Im Jahr 2012 als Buch erschienen:               Diese 8 Domänen werden den 3 „Faktoren“
                             „POS – Personal Outcomes Scale. Individuel-     „Unabhängigkeit“ (dunkelgrün), „Gesell-
                             le Qualität des Lebens“, 46 S., 9,90 €,         schaftliche Teilhabe“ (hellgrün) und „Wohl-
                             ISBN 978-3-8448-333-1, erhältlich im Buch-      befinden“ (rot) zugeordnet. Das Instrument
                             handel und im Webshop des Sozialwerks:          „Personal Outcomes Scale“ – eine Skala zur
                             www.gemeinsam-anders-stark.de/shop              Einschätzung der individuellen Qualität des
                                                                             Lebens – hält für die Klienteninterviews
                             Die unten abgebildete Übersicht der „Do-        dabei je Domäne 6 – insgesamt also 48 –
                             mänen“ (Lebensbereiche) des Assistenz-          Indikatoren bereit.
                             konzepts „Qualität des Lebens“ ist diesem
                             Buch entnommen.

Die acht „Domänen“ zur Qualität des Lebens

       Persönliche Entwicklung –                                           Rechte –
       Das persönliche Plus                                                Mit Recht ... und Respekt!
       • D
          inge lernen, an denen                                           • Ihre Rechte im Privatleben
         Sie interessiert sind                                             • D
                                                                              ie Möglichkeit, dass Sie
       • F ähigkeiten erlernen,                                             sagen, was Sie denken, und dass
          um unabhängiger zu werden                                          man Ihnen zuhört
       • Für sich selbst sorgen können                                    • S ich politisch engagieren
       • Eigenen Interessen nachgehen können                                  oder mitmachen
       • Zugang zu Informationen haben

       Selbstbestimmung –                                                  Emotionales Wohlbefinden –                      Gitta Bernshausen,
       Mein Wille, mein Weg!                                               Ich fühl mich gut!                              Vorstand
       • Ihre eigene Wahl treffen                                         • G
                                                                              ut für sich und das eigene
       • Ihre eigene Meinung sagen                                          seelische Wohl sorgen
       • N
          ach Ihren persönlichen                                          • E
                                                                              inen guten Umgang mit Sorgen oder
         Zielen und Wünschen handeln                                         Lösungen für Probleme finden
                                                                           • S ich zu Hause und woanders
                                                                              gut und sicher fühlen

       Soziale Beziehungen –                                               Physisches Wohlbefinden –
       Beziehungsweise ...                                                 Gesundheit, Sport und Ernährung
       • D
          ie Kontakte, die Sie haben,                                     • Sich bewegen und gut dabei fühlen
         oder die Zeit, die Sie mit Ihrer Familie                          • E
                                                                              ine abwechslungsreiche und gesunde
         und/oder Freunden verbringen                                        Ernährung haben
       • D
          er Respekt oder die Rückmeldung,                                • B
                                                                              ei Erholungs- und Freizeitaktivitäten
         die Sie von Ihrer Familie oder                                      mitmachen
         Freunden bekommen
       • D
          ie Unterstützung, die Sie von Ihrer
         Familie und Freunden bekommen
       • D
          er Respekt, den Sie von anderen
         erhalten

       Soziale Inklusion –                                                 Materielles Wohlbefinden –
       Mittendrin!                                                         Nix los ohne Moos?
       • D
          ie gemeinschaftlichen Aktivitäten,                              • M
                                                                              it dem eigenen Geld zurecht-
         an denen Sie teilnehmen                                             und auskommen
       • D
          ie Kontakte, die Sie in Ihrer                                   • Eine bezahlte Arbeitsstelle haben
         Nachbarschaft haben                                               • P
                                                                              ersönlich wichtige Dinge
       • Sich gegenseitig helfen                                            besitzen
       • D
          ie Mitgliedschaften, die Sie
         in Organisationen haben

                                                             Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen                          9
Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
Rückblick, Leitlinien,
     Perspektiven
     Aufgaben, Ziele, Strukturen

     Unsere Aufgaben und wie wir sie lösen

                             Es entspricht unserem Selbstverständnis, je-            • in Tagesstätten sowie in Kontakt- und
                         den Menschen in seiner Einmaligkeit und Würde               Beratungsstellen Beschäftigungs-, Begegnungs-
                         zu achten und ihm die erforderliche Unterstüt-              und Bildungsmöglichkeiten bieten.
                         zung für ein selbstbestimmtes Leben zu geben.
                                                                                     Dabei lautet unser Grundsatz, dass allgemeine
                         Diese Aufgabe erfüllen wir, indem wir
                                                                                     Angebote vor fachspezifischen Hilfen,
                         • Begleitung und Assistenz in Wohneinrichtun-               ambulante Assistenz vor teilstationären Hilfen
                         gen anbieten: Zum 31.12.2012 waren es 1.997                 und teilstationäre vor stationären Hilfen in
                         Menschen (inkl. Sonderpflegesätze sowie Kinder-             Anspruch genommen werden sollen, sofern das
                         und Jugendhilfe) gegenüber 2.009 in 2011; in                individuelle Ziel der jeweiligen Unterstützung
                         2012 konnten wir 195 Menschen in private                    damit verwirklicht werden kann. Die hohe
Wolfgang Meyer,          Lebenssituationen entlassen gegenüber                       Durchlässigkeit zwischen unseren ambulanten
Vorstand                 158 Menschen in 2011.                                       und stationären Strukturen ermöglicht eine flexi-
                                                                                     ble und bedarfsgerechte Leistungserbringung.
                         • fachgerechte Pflege gewährleisten, wo sie not-
                         wendig ist: 4,26 % der Kostenzusagen                             Organisiert in der Rechtsform eines eingetra-
                         in den Wohneinrichtungen bezogen sich 2012                  genen Vereins, trägt das Sozialwerk St. Georg
                         auf Hilfe zur Pflege nach § 61 SGB XII gegenüber            mit seinen Tochterunternehmen Verantwortung
                         4,68 % in 2011, 13.711 Einsätze unseres psych-              für rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                         iatrischen Fachpflegedienstes erfolgten 2012 in             (Vollzeit- und Teilzeitkräfte sowie Zivildienstleis-
                         privaten Wohnungen gegenüber 18.239 in 2011.                tende), die rund 4.500 Menschen mit Assistenz-
                         Die ambulante psychiatrische Fachpflege nach                bedarf (Anzahl Assistenzverhältnisse) ambulant,
                         SGB V ist leider durch die regelhafte Befristung            teilstationär und stationär unterstützen (rund
                         auf vier Monate seitens der Krankenkassen seit              4.000 einzelne Personen).
                         2005 zum Nachteil der Klienten deutlich rück-
                                                                                         950 Menschen mit Assistenzbedarf arbeiten
                         läufig.
                                                                                     in der Sozialwerk St. Georg Werkstätten gGmbH.
                         • Menschen in ihren Wohnungen begleiten, die
                                                                                         Das Sozialwerk unterhält 52 Wohneinrich-
                         ihr Leben weitgehend eigenständig gestalten
                                                                                     tungsverbünde und 29 ambulante Anlaufstellen.
                         können: Zum 31.12.2012 waren es 1.234 Men-
                         schen im Ambulant Betreuten Wohnen (inkl. Fa-                   In rund 290 Außenwohnungen leben rund
                         milienpflege, Persönlichem Budget, ambulantem               630 Klientinnen und Klienten. 118 Klientinnen
                         Pflegedienst, Familien unterstützenden Diensten             und Klienten im ambulanten Pflegedienst
                         und „Wohnschule“) gegenüber 1.077 in 2011.                  ALPHA gGmbH erhalten ihre Hilfen in ihren ei-
                                                                                     genen Wohnungen bzw. in Wohngemeinschaften
                         • Werkstätten betreiben, die auf die Anforderun-
                                                                                     für demenziell beeinträchtigte Menschen.
                         gen des allgemeinen Arbeitsmarktes vorbereiten
                         und Dauerarbeitsplätze bieten (950 Beschäftigte                 88 Prozent der stationär begleiteten Men-
                         waren es in 2012 gegenüber 929 in 2011).                    schen haben Arbeit oder Beschäftigung außer-
                                                                                     halb der Wohngruppen in Werk- oder Tagesstät-
                                                                                     ten, dem sogenannten „Zweiten Lebensraum“.

     10                  Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Sozialwerk St. Georg e. V.
                                                       Mitgliederversammlung

                                                                Verwaltungsrat

                                                                  Vorstand
                                                     Zentrale Unternehmensbereiche
                                                   (Steuerungsunterstützung und Service Center)

Die drei unten genannten Gesellschaften betreiben neben den eigenständigen ambulanten Angeboten zusätzlich
im Rahmen der Betriebsführung die stationären Wohn- und Tagesstätten-Angebote für Menschen mit Assistenz-
bedarf (Vertretung des e. V.) in den folgenden drei Geschäftsbereichen:

          Ruhrgebiet                         Westfalen-Nord                         Westfalen-Süd

Sozialwerk St. Georg                 Sozialwerk St. Georg                  Sozialwerk St. Georg                   AUTEA gGmbH
Ruhrgebiet gGmbH                     Westfalen-Nord gGmbH                  Westfalen-Süd gGmbH                    (51%-Beteiligung /49% von
                                                                                                                  Bodelschwinghsche Stiftungen
                                                                                                                  Bethel)
Ambulante Angebote                   Ambulante Angebote                    Ambulante Angebote                     Beratung und Fortbildung
                                                                                                                  nach dem TEACCH-Modell
                           Gesellschafterversammlung, 100%-Tochtergesellschaften

Sozialwerk St. Georg                 ALPHA gGmbH                           Internat Bad
Werkstätten gGmbH                                                          Fredeburg gGmbH
                                     Ambulante psychiatrische geronto-
                                     psychische Pflege, Wohngemein-
Werk- und Tagesstätten               schaften für demenziell Erkrankte     Einrichtung der Jugendhilfe

Sozialwerk St. Georg                 INTZeit-Arbeit gGmbH                  ambient assisted living                           Gemeinsam.
Bauen und Wohnen GmbH                                                      gGmbH                                             Anders.
                                                                           Leben in assistierenden                           Stark.
                                     Integrationsgesellschaft              Umgebungen

                                  Stiftung Sozialwerk St. Georg Förderung von Projekten des e. V.

                  Das Sozialwerk St. Georg ist korporatives Mitglied des Caritasverbandes und Mitglied im Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und
                  Psychiatrie e. V. (CBP). Der CBP ist ein anerkannter Fachverband im Deutschen Caritasverband. Rund 41.500 Mitarbeitende begleiten
                  und unterstützen in rund 1.000 Mitgliedseinrichtungen rund 150.000 Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung mit
                  dem Ziel der selbstbestimmten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
                  Weitere Informationen: www.cbp.caritas.de

                  Das Sozialwerk St. Georg ist Gründungsmitglied des Brüsseler Kreises, einem Zusammenschluss von großen evangelischen und katho-
                  lischen Sozialunternehmen in Deutschland. Deren Einrichtungen und Dienste haben ihre Tätigkeitsschwerpunkte in der Behinderten-,
                  Alten- und Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen und der Bildung. Sie beschäftigen rund 47.000 Mitarbeitende, verfügen zusammen
                  über mehr als 35.000 stationäre, teilstationäre und ambulante Angebote und erreichen damit jährlich rund 100.000 Klientinnen und
                  Klienten.
                  Der kumulierte Jahresumsatz beträgt rund 2 Mrd. €. Als aktiver Partner auf dem europäischen Sozialmarkt positioniert sich der
                  Brüsseler Kreis an der Nahtstelle zwischen einem entstehenden sozialen Europa und dem sich wandelnden Sozialstaat.
                  Er bezieht Stellung und entwickelt Vorschläge zum aktuellen sozialpolitischen Geschehen und zu gesetzgeberischen Maßnahmen.
                  Weitere Informationen: www.bruesseler-kreis.de

                                                                                Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen              11
Rückblick, Leitlinien,
      Perspektiven
      Das Interview

                                (v. l.) Gitta Bernshausen,
                                Dieter Czogalla, Wolfgang Meyer,
                                Dr. Hans-Martin Brüll, Stefan Kuster

      „Mit dem Herz in der Hand“ –
      das Interview zu unserem Leitbild und der „Qualität des Lebens“

Ein Interview                         Hier Ausschnitte aus dem Gespräch zwi-                       | Kuster: Herr Dr. Brüll, seit über zwei Jahren
zu den Leitlinien und Pers-
                                  schen Dr. Hans-Martin Brüll* und Dieter Czo-                sind Sie jetzt Wegbegleiter des Sozialwerks. Sie
pektiven des Sozialwerks St.
Georg hat im Geschäftsbe-         galla (Vorstandssprecher Sozialwerk St. Georg),             haben den Vorstand und die Geschäftsführungen
richt gute Tradition.             Wolfgang Meyer (Vorstand) und Gitta Bernshau-               zielgerichtet hingeführt zur Frage der Werte des
Im Juni 2013 trafen sich          sen (Vorstand), um das neue Assistenzkonzept                Unternehmens. Gibt es eigentlich einen Unter-
Vorstand und Geschäftsfüh-        „Qualität des Lebens“ von der ethischen Seite               schied zwischen ethischem und christlichem
rungen des Sozialwerks nun        her zu beleuchten – und zu beschreiben, was das             Handeln? Wenn ja, was wäre konkret ethisch
im Priesterhaus im nieder-
                                  für die Praxis im Sozialwerk St. Georg bedeutet.            und was christlich im Sozialwerk St. Georg?
rheinischen Kevelaer – wie
bereits mehrfach zuvor an         Die Moderation hatte Stefan Kuster (Leiter Pres-
                                                                                                  | Brüll: Für mich heißt Ethik: verantwortlich
anderen Orten – mit               se-/Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising).
* Dr. Hans-Martin Brüll
                                                                                              Handeln – und dieses Handeln immer wieder
vom Zentrum für politisch-            | Stefan Kuster: Zu Beginn gleich eine Frage            daraufhin reflektieren, ob man jeweils richtig
ökonomische und ethische          an Sie alle: Was ist eine gute Qualität des Lebens          handelt. Dazu gehört: fachlich fit sein, reflektiert
Bildung der Pädagogischen         für Sie ganz persönlich?                                    sein, innovativ sein. Das habe ich im Sozial-
Hochschule Weingarten
                                                                                              werk bereits auf allen Ebenen erlebt. Das kann
(bei Ravensburg).                     | Dr. Hans-Martin Brüll: Gut essen und trin-
                                                                                              eigentlich jeder – das müssten Christen auch
Dr. Brüll ist Ethikbeauftrag-     ken, schön wohnen, ein gutes Musikstück,
                                                                                              beherrschen.
ter der Stiftung Liebenau         gute Beziehungen in der Familie und mit Freun-
(einem Mitgliedsunterneh-
                                  den pflegen – auch in Notzeiten.                                Christlich heißt für mich darüber hinaus:
men des Brüsseler Kreises,
dem Zusammenschluss                                                                           Dieses verantwortliche Handeln soll aus einem
                                      | Wolfgang Meyer: Ein ausgewogenes Verhält-
von christlichen Sozialun-                                                                    bestimmten Geist heraus geschehen – dem Geist
                                  nis herzustellen zwischen Arbeit und Freizeit,
ternehmen – vgl. S. 11).                                                                      der Liebe, so wie ihn Jesus gepredigt und gelebt
Er ist zudem Mitglied des         mit Freunden, in der Familie – kurz: Wie der
                                                                                              hat. Daraus immer wieder Motivation zu zie-
Wissenschaftlichen Beirats        Titel unseres Imagefilms es benennt: ‚Gut leben
des Sozialwerks St. Georg                                                                     hen, zu schauen: Wo stehen wir aus christlicher
                                  – mittendrin!‘.
und Berater der Unterneh-                                                                     Sicht? Dazu braucht es auch Plattformen, und
mensspitze zum Thema                  | Dieter Czogalla: Das tun, was Spaß und                die gibt es im Sozialwerk, für ethisch verantwort-
Ethik und christliches
Menschenbild.
                                  Freude bereitet, und auch nein zu sagen bei Din-            liches Handeln – aus dem Geist der Liebe, der
                                  gen, die man nicht gerne tut; eine gute Gesund-             Nächstenliebe.
Vor der gemeinsamen
                                  heit, eine intakte und aktive Familie.
Klausurtagung war Zeit für                                                                         | Kuster: Herr Czogalla, in 2012 haben wir
ein Vorabgespräch für den              | Gitta Bernshausen: ,So zu leben wie alle             uns im Sozialwerk nach intensiver, mehrjähriger
Geschäftsbericht.
                                  Welt und doch wie kein Anderer zu sein‘ – wie               und gemeinsamer Diskussion mit den Mitarbei-
                                  die französische Schriftstellerin und Philosophin           tenden ein überarbeitetes Leitbild gegeben und
                                  Simone de Beauvoir es ausdrückte. Ich glaube,               Anfang 2013 eingeführt. Darin haben wir das
                                  das trifft es ganz gut: auf der einen Seite in              christliche Menschenbild stärker betont, als es
                                  Gemeinschaft zu sein – im sozialen Umfeld, in               vorher der Fall war. Was bedeutet das für die
                                  der Familie. Aber auch wie kein Anderer zu sein             tägliche Arbeit der Mitarbeitenden und Füh-
                                  – sehr individuell die Dinge tun und auch lassen            rungskräfte des Sozialwerks?
                                  zu können, die man mag oder nicht mag.
                                                                                                  | Czogalla: Das Sozialwerk St. Georg ist 60
                                                                                              Jahre alt geworden. Die Betonung des christli-
                                                                                              chen Menschenbilds unterstreicht ganz deutlich,

      12                          Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
woher wir kommen, wo unsere Wurzeln sind:            Ethik trägt: Dem Mitmenschen gerecht werden,                   INFO: Ethik
Die katholische Kirchengemeinde St. Barbara in       seine Autonomie achten, ihm nicht schaden und                  Die Ethik (griechisch
                                                                                                                    „êthikê“ für „das sittliche
Gelsenkirchen hat seinerzeit deutlich gemacht,       sich selbst und ihm etwas Gutes tun. Das haben
                                                                                                                    Verständnis“, von „Cha-
welche Aufgaben wir wahrnehmen sollen. So            alle Heiligen in der Kirchengeschichte vorgelebt,              rakter, Sinnesart“ abgelei-
waren wir zunächst zuständig für Bergwerks-          von Franziskus bis Elisabeth. Das ist etwas, was               tet) ist eines der großen
lehrlinge, später für Menschen mit Behinderung.      wir gut weitertragen können und was auch das                   Teilgebiete der Philosophie
                                                                                                                    und befasst sich mit Moral,
Immer ging es darum, Menschen in ihrer Not,          Sozialwerk vorbildlich tut.
                                                                                                                    insbesondere hinsichtlich
in ihrer Hilfebedürftigkeit beizustehen, damit                                                                      ihrer Begründbarkeit.
                                                          | Czogalla: Wichtig ist, dass man offen ist
sie sich ein Stück weit selbst verwirklichen, ihre                                                                  Cicero übersetzte
                                                     für andere Menschen, auf Andere zugeht, ohne                   „êthikê“ in den seinerzeit
eigenen Ziele verfolgen und wir sie dabei unter-
                                                     vorher Mauern oder Hürden aufzurichten – kurz:                 neuen Begriff „Philosophia
stützen können.
                                                     „mit dem Herz in der Hand“. Man gibt sich die                  moralis“, der seitdem in der
                                                                                                                    lateinsprachlichen Philoso-
    Auch für die künftige Aufgabe des Sozial-        Hand und sagt: „Sprich mit mir, ich nehme dich
                                                                                                                    phie verwandt wurde.
werks St. Georg ist es wichtig, genau diese Ziele    an, so wie du bist.“ Es macht offen und ist auch
der christlichen Nächstenliebe und der daraus        ein Zeichen der Nächstenliebe, wenn ich mein                   Die Ethik und davon ab-
                                                                                                                    geleitete Disziplinen (z. B.
entspringenden Unterstützung zu üben und das         Herz öffne.                                                    Rechts-, Staats- und Sozi-
in der täglichen Arbeit umzusetzen. Es ist ein                                                                      alphilosophie) bezeichnet
                                                         | Brüll: Das ist richtig: Ohne eine Herzlich-
Anker für jeden Mitarbeiter, für seine eigene                                                                       man auch als „Praktische
                                                     keit oder eine Leidenschaft, die ja etwas Gefühls-             Philosophie“, da sie sich
Aufgabe, die er jeden Tag wahrzunehmen hat.
                                                     mäßiges darstellt, ist kein vernünftiges Arbeiten              mit dem menschlichen
Er kann sich geborgen fühlen, sich, wenn nötig,                                                                     Handeln befasst. Das Ziel
                                                     möglich – vor allem nicht mit Menschen, da ist
anlehnen.                                                                                                           der Ethik ist die Erarbei-
                                                     ganz tiefe Wahrheit getroffen.                                 tung von allgemeingültigen
    | Kuster: Eine gute Qualität des Lebens als                                                                     Normen und Werten.
                                                          | Kuster: Frau Bernshausen: Wenn wir uns
Dach über den Menschen im Sozialwerk, als
                                                     die acht Domänen der Qualität des Lebens [vgl.                 (Quelle: Wikipedia)
ethische Klammer des gemeinsamen Handelns,
                                                     die Abbildung auf S. 9] und die neue Funktion
mit christlichem Fundament – wie kann ich das
                                                     der Teilhabebegleitung einmal konkret anschau-
als Mitarbeiter, als Mitarbeiterin in Beziehung
                                                     en: Wie hängt das neue Assistenzkonzept des
setzen zu meinem Tun?
                                                     Sozialwerks mit dem christlichen Menschenbild
    | Brüll: Die Frage der Qualität des Lebens       zusammen? Wie ist der Stand der Umsetzung
hat eng damit zu tun, wie es Menschen geht,          und welche nächsten Schritte streben Sie an?
ob es ihnen gut geht. Das heißt für die Mitar-
                                                           | Bernshausen: Grundvoraussetzung ist,
beitenden des Sozialwerks, darauf zu achten,
                                                     dass wir stets den ganzen Menschen sehen, uns
jedem einzelnen Menschen möglichst gerecht
                                                     auf Augenhöhe begegnen. Denn der Mensch
zu werden – das ist Qualität! Und dass ich
                                                     ist – und das ist zutiefst christlich – mehr als die
ihre Autonomie achte und stärke – das ist eine
                                                     Summe seiner Handicaps. Einen Menschen so zu
besonders gute Qualität, wenn das gelingt. Aus
                                                     nehmen, wie er ist – und nicht, wie er sein sollte
ethischer Sicht ist es außerdem ganz wichtig,
                                                     –, dies ist ein ganz fundamentales Credo des-
dass man Dinge tut, die nicht schaden. Und dass
                                                     sen, was wir gerade bewegen – und im Übrigen
man versucht, das Gute zu tun und nicht nur zu
                                                     schon immer als Ziel hatten im Sozialwerk.
propagieren – frei nach Erich Kästner: „Es gibt
nichts Gutes, außer man tut es.“ Das ist es, was

                                                        Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen                         13
Wichtig also: Augenhöhe, Veränderungen                        | Kuster: Herr Meyer, wenn Inklusion das
     und Veränderbarkeit. Die Bewegung ist ein ganz              gleichberechtigte Einbeziehen von Menschen
     entscheidender Punkt – und die Gewissheit, dass             mit Behinderung in die Gesellschaft meint – im
     wir alle getragen sind. Dass wir nicht auf uns al-          Sinne von „Dabei sein von Anfang an“ – und es
     leine gestellt sind. Dass wir nicht die Verantwor-          auch inhaltlicher Eckpfeiler unseres Leitbildes
     tung allein übernehmen müssen, sondern dass                 ist: Was tut das Sozialwerk mit Blick auf eine
     wir uns auch verlassen können. Wenn man über                gute Qualität des Lebens konkret für Selbst-
     Qualität des Lebens redet, spricht man ja auch              bestimmung, Würde und Teilhabe im Bereich
     über die Liebe zum Menschen, zum Mensch-                    Arbeit und Beschäftigung?
     sein – ohne diese Grundlage wäre ein solches
                                                                      | Meyer: Das Sozialwerk versucht dort das
     Konzept gar nicht möglich oder denkbar.
                                                                 Gleiche zu tun wie an anderer Stelle. Denn auch
         Wir sind auf einem sehr guten Weg. Leben                Arbeit und Beschäftigung sind wichtig für eine
     und Handeln in den acht Domänen ist nichts                  gute Qualität des Lebens. Wir versuchen, mehr
     Abstraktes mehr, sondern es wird umgesetzt, ge-             zu tun als bisher, mehr Wege zu eröffnen als die
     lebt. Es gibt ganz viele Ideen, die viele Mitarbei-         bisherigen, klassisch finanzierten Wege. Wir ver-
     tende dazu haben, und Arbeitsgruppen, die sich              suchen, mehr Inklusion durch Arbeitsplätze vor
     damit beschäftigen. Unser Fortbildungsangebot               Ort zu schaffen. Mithilfe von Integrationsfirmen
     zum Beispiel ist jetzt nach den acht Domänen                beispielsweise können wir Menschen andere An-
     der Qualität des Lebens gegliedert.                         gebote machen als die, die man üblicherweise in
                                                                 einer Werkstatt hinter einer Schranke bereithal-
         Die Qualität des Lebens ist nicht nur für Kli-
                                                                 ten kann. Es geht viel mehr – man muss nur den
     enten, sondern auch für Mitarbeitende wichtig
                                                                 Werkstatthof verlassen, um auch diesen Aspekt
     – und auch für den Sozialraum, in dem wir uns
                                                                 der Qualität des Lebens umzusetzen.
     bewegen. Immer wieder die Frage nach den acht
     Domänen zu stellen, bewahrt uns davor, Men-                      | Kuster: …Raus zu den Menschen, in den
     schen in Schubladen zu stecken, nach Diagnosen              Sozialraum hinein…
     zu sortieren.
                                                                     | Meyer: Ja, für diejenigen, die es gerne
          Es gibt natürlich noch viel zu tun – und noch          möchten, andere Angebote zu machen, um das
     viele wunderbare Ideen. Ich freue mich dar-                 persönliche Wohlbefinden zu steigern.
     auf, dass es mit dieser Struktur und dieser Idee
                                                                      | Czogalla: Unser überarbeitetes Leitbild darf
     weitergeht. Qualität des Lebens ist eine Grund-
                                                                 natürlich nicht nur ein schönes Papier sein, das
     idee, eine Konstruktion, die anwendbar und
                                                                 man einmal liest, respektvoll behandelt und sagt:
     hilfreich ist für alle Menschen, unabhängig von
                                                                 „Gut, dass ich es gelesen habe.“ Wir müssen
     dem Merkmal Behinderung. Hier betrachten wir
                                                                 unser Leitbild vielmehr persönlich umsetzen
     Menschen ganzheitlich – unabhängig davon, ob
                                                                 und jeden Tag neu zum Leben erwecken. In
     jemand ein Handicap mitbringt oder nicht.
                                                                 den Beziehungen zu den Menschen muss dieses
                                                                 Leitbild lebendig werden. Damit haben unsere
                                                                 Führungskräfte und Mitarbeitenden eine große
                                                                 Aufgabe: das Leitbild leben.

14   Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
| Brüll: Das Thema Menschenwürde ist das,        die Nächstenliebe immer wieder neu schaffen
was ethisch im Mittelpunkt stehen sollte, die         und erleben. Es würde uns etwas Großes fehlen,
Einmaligkeit des Menschen, seine Gotteseben-          wenn wir nur sagen, wir sind professionell.
bildlichkeit. Das ist der Angelpunkt, um den sich
                                                           | Kuster: Kann es da auch Konflikte geben,
alles dreht. Es ist wichtig, immer wieder hinzu-
                                                      wo jetzt das christliche Menschenbild stärker
schauen, wie weit das, was wir tun – ob fachlich
                                                      betont wird in unserem Leitbild? Zum Beispiel
oder privat –, dem Maß der Menschenwürde
                                                      bei Unternehmensentscheidungen, die Mitarbei-
genügt. Die Qualität des Lebens ist gewisserma-
                                                      tende vielleicht nicht mittragen wollen, die aber
ßen eine Fußnote zum großen Thema Menschen-
                                                      aus wirtschaftlicher Sicht notwendig sind? Kann
würdiges Leben.
                                                      Wirtschaften und Ethik da ein Gegensatz sein?
     | Bernshausen: Qualität des Lebens ist viel-
                                                            | Meyer: Ich würde das nicht als Gegensatz
leicht der Versuch, das große Ziel der Menschen-
                                                      bezeichnen. Im Gegenteil, das macht das Bild
würde oder des würdevollen Umgangs miteinan-
                                                      rund. Die eine Seite der Medaille ist die Profes-
der zu operationalisieren, also in eine Struktur
                                                      sionalität und die andere Seite die empathische
zu bringen.
                                                      Situation. Darum macht es dem Mitarbeiter oder
     | Brüll: Vorstand und Geschäftsführungen         der Mitarbeiterin gegenüber eher Sinn, ganzheit-
des Sozialwerks haben dabei jeweils die Aufga-        lich in dieser Sache zu argumentieren, als nur
be, Strukturen zu sichern, Abläufe zu sichern,        die Professionalität, die wirtschaftliche Seite oder
Informationsprozesse anzuregen, die sich am           die Organisationsseite herauszustellen.
Maßstab der Qualität des Lebens ausrichten. Die
                                                           | Brüll: Es ist gewissermaßen eine Jonglage
Mitarbeitenden haben die Aufgabe, möglichst
                                                      von Klienten-, Mitarbeiter- und Umfeldorien-
gut mit ihren Klienten umzugehen. Es gibt also
                                                      tierungen. Aber die Grundhaltung soll immer
jeweils unterschiedliche Verantwortlichkeiten in
                                                      erkennbar sein: die Liebe zum Nächsten.
der angewandten Ethik.
                                                          | Meyer: Wirtschaftlich zu arbeiten bedeutet
     | Czogalla: Professionalität allein in unseren
                                                      auch, sich Freiheiten und Freiraum zu schaf-
Aufgaben reicht nicht aus. Wir müssen vielmehr
                                                      fen für die Anforderungen, die wir jeden Tag
ein Stück dieser christlichen Grundwerte wie
                                                      gewährleisten müssen. Wenn wir ständig nur
                                                      in der Not leben würden, dann wäre es äußerst
                                                      schwierig, die Dinge, die wir vorantreiben
                                                      wollen, auch umzusetzen. Es verschafft Freiheit,
                                                      aber es verschafft auch Verantwortung – und                    Hier links sehen Sie den Wür-
                                                      zwar Verantwortung, die Mittel so einzusetzen,                 fel zur Broschüre
                                                      dass sie dem Zweck unseres Unternehmens                        „Gemeinsam. Anders. Stark.“
                                                      gerecht werden können. Deshalb ist wirtschaft-                 mit „Vision, Leitbild, Pro-
                                                                                                                     gramm“ des Sozialwerks St.
                                                      liches Handeln und christliches Menschenbild                   Georg – Informationen zum
                                                      kein Widerspruch.                                              Leitbild finden Sie hier:
                                                                                                                     www.gemeinsam-anders-
                                                           | Kuster: Ihnen allen herzlichen Dank                     stark.de/leitbild
                                                      für das Gespräch.

                                                         Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen                      15
Rückblick, Leitlinien,
       Perspektiven
       Der Ombudsmann
                                          Ombudsmann
                                          Dr. Fritz Krueger
                                          im Gespräch mit
                                          Mitgliedern eines
                                          Bewohnerinnen- und
                                          Bewohnerbeirats
                                          in Gelsenkirchen

                              Der Ombudsmann:
                              Partner und Anwalt für die Menschen

                              „Ich freue mich, wenn ich durch die                             Der Ombudsmann wird tätig, wenn Klien-
Dr. Fritz Krueger,
                              Gespräche mit den Menschen dazu                             tinnen und Klienten innerhalb des Sozialwerks
Ombudsmann des
                                                                                          glauben, nicht zu ihrem Recht zu kommen, sich
Sozialwerks St. Georg e. V.   beitragen kann, ihre Lebensqualität                         ungerecht behandelt fühlen oder entsprechende
Dr. Fritz Krueger             weiter zu steigern.“                                        Hinweise geben wollen. Auch falls sich jemand
• S ozialarbeiter                                                                        nicht ausreichend informiert fühlt, mit Entschei-
• D
   iplom-Pädagoge,                Seit dem Jahr 2010 haben die Menschen mit              dungen nicht einverstanden ist oder Dienstleis-
  Erziehungswissenschaften
                              Assistenzbedarf im Sozialwerk St. Georg eine                tungen bewerten möchte, kann er oder sie sich
  (Germanistik, Soziologie,
  Erwachsenenbildung)         weitere Einflussmöglichkeit auf die Gestaltung              unentgeltlich an den Ombudsmann wenden. In
• ehem. Holding-             ihrer Lebensqualität: Dr. Fritz Krueger ist der             einem telefonischen oder persönlichen Gespräch
   Geschäftsführer Josefs-    erste Ombudsmann des Sozialwerks. Er setzt                  bespricht dieser dann die Angelegenheit mit dem
   Gesellschaft               sich grundsätzlich ein für den Schutz, die Rechte           Rat Suchenden. In Informationsveranstaltungen,
Postanschrift                 und für die Anliegen aller Menschen, die Dienst-            auf Plakaten und Faltblättern in den Einrichtun-
Ombudsmann des                leistungen des Sozialwerks in Anspruch nehmen.              gen oder auf einer eigenen Internetseite wird auf
Sozialwerks St. Georg e. V.
                              Der Ombudsmann ist ein mit ausdrücklicher                   das Angebot aufmerksam gemacht.
Dr. Fritz Krueger
Rottkamp 8                    Zustimmung des Verwaltungsrats berufener un-                    Die Anliegen sind dabei stets Vertrauenssa-
48712 Gescher                 abhängiger und ehrenamtlich tätiger Ansprech-               che: Der Ombudsmann ist sowohl gegenüber Be-
Tel. 0209 7004-315            partner. Der Begriff „Ombud“ kommt aus dem
(Weiterleitung auf:                                                                       hörden und Privatpersonen als auch gegenüber
Mobil 0172 2650846)
                              nordischen Sprachraum. Ombudsmann bedeutet                  den Vertretern des Sozialwerks St. Georg zum
ombudsmann@                   so viel wie „Vermittler“, „Vertreter“, „Bevoll-             Schweigen verpflichtet; nur bei Einverständnis
sozialwerk-st-georg.de        mächtigter“. Es handelt sich um ein zusätzliches            der betroffenen Person und bei Straftaten entfällt
www.gemeinsam-anders-         Angebot, ergänzend zur Arbeit der Gremien der
stark.de/ombudsmann                                                                       die Schweigepflicht.
                              Selbstvertretung der Menschen mit Assistenz-
                              bedarf wie Werkstatt- und Tagesstättenräte bzw.                 Regelmäßig berichtet der Ombudsmann dem
                              Bewohnerinnen- und Bewohnerbeiräte.                         Vorstand und einmal im Jahr dem Verwaltungsrat
                                                                                          in anonymisierter Form über die Beschwerdetat-
                                                                                          bestände. Dabei kann er Empfehlungen ausspre-
                                                                                          chen, aber keine Anweisungen erteilen.
                                                                                               Das Resümee für 2012: Alle auf die Dienst-
                                                                                          leistungen des Sozialwerks bezogenen Probleme
                                                                                          konnten vor Ort gelöst werden – ohne dass der
                                                                                          Ombudsmann an den Vorstand herantreten
                                                                                          musste.

       16                     Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Rückblick, Leitlinien,
Perspektiven
Die Stiftung Sozialwerk St. Georg
                                                                                                  10 Jahre Stiftung Sozialwerk St. Georg:
                                                                                                  Die Teilnehmenden der Jubiläumsfeier in St. Anna
                                                                                                  in Gelsenkirchen brauchen im September 2012
                                                                                                  nicht lange zum Mitklatschen animiert zu werden
                                                                                                  zu den Samba-Rhythmen, die die Mitglieder der
                                                                                                  von der Stiftung geförderten Musikgruppe „Bloco
                                                                                                  St. Georg“ aus Ascheberg erklingen lassen.

                                                            „Die Stiftung Sozialwerk St. Georg
Die Stiftung Sozialwerk St. Georg                          fördert Projekte, um Menschen mit
                                                                     Behinderung eine höhere
                                                              Lebensqualität zu ermöglichen.“

    …braucht Ihre Unterstützung! Denn wir              Als Jubiläumsprojekte standen im Jahr 2012,
wollen weiter mithelfen, die finanzielle Zu-       in dem unsere Stiftung 10 Jahre jung wurde,
kunft und die vielfältigen sozialen Aufgaben       beispielsweise behindertengerechte Fahrräder
des Sozialwerks zu sichern. In Zeiten knapper      in Gelsenkirchen, ein Beitrag zur Finanzierung
öffentlicher finanzieller Mittel und eines immer   eines Reitplatzes für Therapeutisches Reiten in
höheren Drucks durch die Kostenträger müssen       Ascheberg oder „Internetpoints“ für Klienten in
wir immer wieder neue Mittel und Wege finden,      Schmallenberg im Fokus der Berichterstattung
um eine gute Lebensqualität von Menschen           über das Jubiläum.
mit Behinderung zu erreichen. Das reformierte
                                                      Das Stiftungskapital lag im Jahr 2012 bei
Spenden- und Stiftungsrecht macht die Unter-
                                                   rund 721.000 Euro. Insgesamt standen 2012
stützung unserer gemeinnützigen Stiftung dabei
                                                   rund 40.000 Euro für Maßnahmen zur Verfü-                               Von oben: Werner Cordes
noch attraktiver.                                                                                                          und Bernd Lepping, Vorstand
                                                   gung, um Menschen mit Behinderung zu stärken
                                                                                                                           der Stiftung Sozialwerk St.
     Im Sinne einer gemeinschaftlichen Gesamt-     und ihnen zu helfen, am gesellschaftlichen                              Georg
verantwortung aller gesellschaftlichen Gruppen     Leben teilzuhaben.*
ruft die Stiftung Bürgerinnen und Bürger, Unter-                                                                           Stiftung Sozialwerk
                                                        Unterstützen Sie uns jetzt, um weitere aktu-                       St. Georg
nehmer, Initiativen und Institutionen auf: Bitte
                                                   elle oder künftige Projekte zu ermöglichen oder                         Vorstand:
unterstützen Sie unsere Arbeit!
                                                   abzusichern wie ein Musikprojekt, ein Theater-                          Vorsitzender:
                                                                                                                           Werner Cordes
    Denn nur so kann die Stiftung Projekte         projekt oder ambulante Trainingsprogramme,                              Stellv. Vorsitzender:
fördern, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen    um nur einige Anliegen zu nennen. Sie können                            Bernd Lepping
der Menschen mit geistiger Behinderung, psychi-    die Stiftung auf folgenden Wegen – steuerlich                           Emscherstr. 62
scher Erkrankung oder sozialen Schwierigkeiten     begünstigt – unterstützen:                                              45891 Gelsenkirchen
                                                                                                                           Tel. 0209 7004-276
im Sozialwerk St. Georg verbessern helfen.
                                                   • durch Spenden auf eines der unten rechts                             Fax 0209 7004-249
                                                                                                                           info@stiftung-st-georg.de
                                                      angegebenen Konten
                                                                                                                           www.stiftung-st-georg.de
                                                   • durch Zustiftungen, die das Kapital der Stiftung                     Kontoverbindungen:
                                                      direkt mehren                                                        Bank im Bistum Essen eG,
                                                                                                                           Konto 10 221 013,
                                                   • durch Nachlässe bzw. Vermächtnisse                                   BLZ 360 602 95
                                                      (erbschaftssteuerfrei!)                                              Volksbank
                                                                                                                           Schmallenberg eG,
                                                        Auch die Gründung einer unselbstständigen                          Konto 15 001 700,
                                                   Stiftung bzw. die Einrichtung eines Stiftungs-                          BLZ 460 628 17
                                                   fonds unter dem Dach der Stiftung Sozialwerk
                                                   St. Georg ohne eigenen Verwaltungsaufwand ist
                                                   möglich. Gerne senden wir Ihnen unseren aktu-
                                                   ellen Stiftungsbrief und weitere Informationen
                                                   zu und informieren Sie individuell über die ver-
                                                   schiedenen Fördermöglichkeiten, um gemeinsam
                                                   eine passende Unterstützungsform zu finden.
                                                   Wir freuen uns auf Ihren Anruf!

                                                   * Vergleichen Sie die Übersicht der Spendensummen auf Seite 50.

                                                        Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen                              17
Wir bieten so viel individuelle Unterstützung wie nötig,
     um ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen.
18
Angebote und Zielgruppen

Hilfen für ein
selbstbestimmtes Leben
Menschen mit Assistenzbedarf eröffnen wir Wege,
selbstbestimmt, gleichberechtigt und aktiv am Leben
in der Gesellschaft teilzuhaben: Erfahren Sie Grundsätz-
liches zu unseren
Zielgruppen.............................................................. Seite 20
und unseren Angeboten in den Bereichen
Arbeit und Beschäftigung....................................... Seite 20
Wohnen und Leben................................................. Seite 21
Spezialangebote...................................................... Seite 22
Alltag und Freizeit................................................... Seite 23
Bildung, Orientierung und Beratung...................... Seite 23

                                                                                     19
Angebote und Zielgruppen
                                                                                 Ob traditionelle Produktion im
                                                                                 Metallbereich, moderne Büro-
                                                                                 services wie digitale Archivie-
                                                                                 rung oder Dienstleistungen mit
                                                                                 Kundenkontakt wie hier im Bild
                                                                                 der Handwerkerservice unserer
                                                                                 ambient assisted living gGmbH:
                                                                                 Das Sozialwerk St. Georg bietet
                                                                                 vielschichtige Arbeits- und
                                                                                 Beschäftigungsmöglichkeiten.

      Arbeit und Beschäftigung                                                                   Zielgruppen
                                                                                                 Unsere Dienstleistungen erbringen wir für Menschen
                                                                                                 mit Assistenzbedarf in Nordrhein-Westfalen – darunter
                                                                                                 überwiegend Menschen mit psychischer Erkrankung
                                                                                                 oder geistiger Behinderung, aber auch für viele weitere
                                                                                                 Zielgruppen:
Marktgerechte Produktion          Für Menschen mit Behinderung, Erkrankung
und Dienstleistung,
                             oder sozialen Schwierigkeiten haben Arbeit und                      Menschen mit
verknüpft mit persönlicher                                                                       Abhängigkeitserkrankung
Assistenz und Förderung      Beschäftigung die gleiche Bedeutung wie für uns
                                                                                                 ADS/ADHS
                             alle: Sie stiften Sinn, stärken das Selbstbewusst-
                                                                                                 Angststörung
                             sein und bieten ein soziales Beziehungsfeld. Die-                   Autismus
                             sem hohen Stellenwert tragen wir mit unseren                        Bindungsstörungen
                             Einrichtungen zur Rehabilitation und Eingliede-                     Borderlinestörung
                             rung in Arbeit und Beschäftigung Rechnung.                          chronischer Abhängigkeitserkrankung
                                                                                                 Demenz
                                 Auch unsere Werkstätten müssen wirtschaft-                      Depression
                             liche Arbeitsergebnisse anstreben. Gleichzeitig                     Doppeldiagnose Lernbehinderung/Verhaltensstörung
                             aber sind Produktion und Dienstleistung für den                     Doppeldiagnose Psychische Erkrankung/Sucht
                             Markt untrennbar verknüpft mit der persönli-                        Doppeldiagnose Sucht/Psychische Erkrankung
                                                                                                 Essstörung
                             chen Assistenz und Förderung der Beschäftigten.
                                                                                                 geistiger Behinderung
                             In unseren Werkstätten für Menschen mit Behin-
                                                                                                 gerontopsychiatrischer Erkrankung
                             derung bieten wir neue berufliche und persön-                       Lernbehinderung
                             lichkeitsbildende Perspektiven. Unser Angebot                       Mehrfachbehinderung
                             umfasst u. a. Metallarbeiten, Fahrzeugpflege und                    Mobilitätseinschränkung
                             Reifenwechsel, Holzbe- und -verarbeitung in den                     organischem Psychosyndrom
                             Schreinereien, Dienstleistungen z. B. in einem                      Persönlichkeitsstörung
                                                                                                 Pflegebedarf
                             Café oder in Großküchen, im Büroservice und
                                                                                                 psychischer Erkrankung/Behinderung
                             bei der digitalen Archivierung. In der beruflichen
                                                                                                 Psychose
                             Bildung stoßen unsere PC-Übungsarbeitsplätze                        Schizophrenie
                             auf großes Interesse.                                               sozialen Anpassungsstörungen
                                                                                                 Sucht
Integrationsgesellschaft:         Praktika, Jobs in Außenarbeitsplätzen direkt
                                                                                                 Verhaltensstörung
INTZeit-Arbeit gGmbH         in Unternehmen oder Dienstleistungen unserer
                             eigenen Integrationsgesellschaft INTZeit-Arbeit
                             gGmbH und der ambient assisted living gGmbH                         In unseren Diensten und Einrichtungen
                             sollen dabei die Eingliederung in den ersten                    entwickeln und fördern wir eine noch stärkere
                             Arbeitsmarkt erleichtern.                                       Vernetzung stationärer, teilstationärer und ambu-
                                  Viele Klienten finden in unseren Tages-                    lanter Strukturen, um noch mehr Durchlässigkeit
                             stätten einen „zweiten Lebensraum“. Auf der                     und Transparenz zu schaffen.
                             Grundlage individueller Hilfeplanung vermitteln
                             wir praktische Kenntnisse, Fähigkeiten und
                             Handlungskompetenz für die Lebensgestaltung.
                             Im Rahmen der Eingliederungshilfe öffnen sich
                             unsere Tagesstätten zunehmend auch für eine ta-
                             gesstrukturierende Assistenz und Beschäftigung
                             als teilstationäres Angebot.

      20                     Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Ob in einer eigenen Wohnung im
                                                                               Ambulant Betreuten Wohnen oder
                                                                               wie hier im „Kontrapunkt Hamm“
                                                                               in einer Wohngruppe mit gemein-
                                                                               samen Mahlzeiten:
                                                                               Ziel ist ein Leben „mittendrin“,
                                                                               ganz im Sinne der Inklusion,
                                                                               mit so viel Selbstständigkeit
                                                                               wie möglich.

Wohnen und Leben

     Mit dem Begriff „Wohnen“ ist vor allem das           Wie alle, möchten auch Menschen mit Assis-                 Unser Ziel ist die Öffnung
                                                                                                                     und Differenzierung
Bedürfnis nach Schutz, Privatheit, Kontinuität        tenzbedarf aber in der eigenen Wohnung leben.
                                                                                                                     unterschiedlicher Wohnfor-
und Zugehörigkeit verknüpft. Wer seine eigene         Deshalb gilt für uns der Grundsatz: „So viel am-               men, um die selbstbestimm-
Wohnung hat, kann sie nach eigenen Vorstel-           bulant wie möglich, so viel stationär wie nötig“               te Lebensführung jedes
lungen gestalten. Mit der stationären Assistenz       – Hilfe in der eigenen Wohnung hat Vorrang vor                 Menschen zu fördern.
in Wohneinrichtungen unterstützen wir das             dem Umzug in eine Wohneinrichtung. Ambulant
Bedürfnis nach Wohnen, wenn das Leben in der          Betreutes Wohnen ist ein weit verbreitetes An-
eigenen Wohnung nicht oder noch nicht möglich         gebot für alle Klientinnen und Klienten, die vorü-
ist. Bewusst gestalten wir unsere Wohnstruk-          bergehend oder für länger nicht ohne Hilfe in
turen so normal wie möglich und geben den             der eigenen Wohnung leben können. Es umfasst
persönlichen Bedürfnissen des Einzelnen den           niedrigschwellige, aufsuchende und beratende
notwendigen Raum.                                     sowie unterstützende Hilfen in den Lebensbe-
                                                      reichen Wohnen, Arbeit und Tagesgestaltung.
    Einerseits gibt es die Möglichkeit, in kleinen,
                                                      Dazu gehört auch die Begleitung bei Krisen und
überschaubaren Gemeinschaften zu wohnen.
                                                      Erkrankungen.
Andererseits bieten wir auch Paar- oder Single-
wohnungen an. Diese Wohnangebote finden                    Wohnen heißt für uns auch: die Chancen                    „Ambient Assisted Living“:
sich in Groß- und Kleinstädten oder in Dörfern,       neuer Technologien ausloten und nützliche                      Leben in einer durch tech-
                                                                                                                     nische Hilfen unterstützten,
in der Nähe von Stadtzentren, aber auch in der        Erfindungen – wo sinnvoll und ethisch vertretbar               assistierenden Umgebung
ländlichen Idylle.                                    – in unsere Wohnangebote integrieren. Mit unse-
                                                      rer innovativen ambient assisted living gGmbH
     Unsere Kerneinrichtungen als Mittelpunkt
                                                      entwickeln wir Angebote, um die persönliche
von Wohnverbundsystemen sind meist kleinere
                                                      Freiheit und Autonomie der Klientinnen und
Einrichtungen mit Kontakten in der Nachbar-
                                                      Klienten zu vergrößern und zu verlängern und
schaft. Die Außenwohnungen sind Einzelapart-
                                                      stationäre Aufenthalte hinauszuzögern oder sogar
ments oder Wohnungen für mehrere Personen.
                                                      ganz zu vermeiden. Eine „assistierende Umge-
Sie liegen in Mietshäusern und tragen so zu
                                                      bung“, die durch technische Hilfen unterstützt,
einem normalen Wohnumfeld bei, genauso wie
                                                      bietet den Menschen ein Mehr an Sicherheit,
die Wohnungen in Ein- oder Zweifamilienhäu-
                                                      Geborgenheit und Kommunikation.
sern in entsprechenden Wohnvierteln. Und für
die Privatsphäre ganz wichtig: Das eigene Zim-
mer wird auf Wunsch selbst eingerichtet. Sind
die persönlichen Voraussetzungen zum Leben
in einer Außenwohnung oder in einer eigenen
Wohnung geschaffen, fördern wir den Weg dahin
konsequent weiter. Unsere zur Wohneinrichtung
gehörenden Außenwohnungen sind somit ein
Bindeglied zwischen der Wohneinrichtung und
dem Ambulant Betreuten Wohnen.

                                                         Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen                       21
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