Geschäftsbericht 2012 - Qualität des Lebens verwirklichen Gemeinsam. Anders. Stark - Qualität des Lebens verwirklichen
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Unsere Vision Sozialwerk St. Georg: Gemeinsam. Anders. Stark. Wir erbringen Dienstleistungen, damit Menschen mit Assistenzbedarf selbstbestimmt und gleichberechtigt in unserer Gesellschaft leben. Dabei betrachten wir es als unsere christliche und soziale Verpflichtung, jeden einzelnen Menschen in seiner Einmalig- keit und Würde zu achten und ihn bei seiner Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen. Die Erfüllung unserer Aufgaben ist Teil der Caritas und dient der Verwirklichung des gemeinsamen Werkes christlicher Nächstenliebe. Aus der im Jubiläumsjahr 2012 fertiggestellten und in 2013 erschienenen neuen Broschüre „Gemeinsam. Anders. Stark.: Vision – Leitbild – Programm“ des Sozialwerks St. Georg. Sie ist online erhältlich unter www.gemeinsam-anders-stark.de/leitbild. Titelseite: „Wordle-Cloud“ („Stichwort-Wolke“) der häufigsten Begriffe Auf der Titelseite sehen Sie die am häufigsten vorkommenden Wörter, entsprechend ihrer Relevanz dargestellt: Je häufiger also ein Wort in dieser Publikation verwendet worden ist, desto größer erscheint es hier. Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: © by Sozialwerk St. Georg e. V., Emscherstr. 62, 45891 Gelsenkirchen Redaktion: Stefan Kuster; Gestaltung: Gute Botschafter GmbH, Haltern am See; Druck: Josefs-Druckerei, Olsberg Gedruckt auf Recyclingpapier „RecySatin“ – ein Beitrag zum Schutz der Umwelt und damit zur Bewahrung der Schöpfung. Sofern Begriffe der einfacheren Lesbarkeit halber nur in einer bestimmten Sprachform benutzt werden (wie z. B. Mitarbeiter), gelten sie für beiderlei Geschlecht. Unser Dank gilt allen Autorinnen und Autoren der Beiträge und allen, die auf andere Art zum Gelingen dieses Geschäfts- berichts beigetragen haben. Stand/Redaktionsschluss dieser Publikation: 12. Juni 2013 2 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Inhalt Vorwort des Vorstands.............................................................Seite 4 Rückblick, Leitlinien, Perspektiven........................................Seite 7 Aufgaben, Ziele, Strukturen......................................................Seite 8 Das Interview.............................................................................Seite 12 Der Ombudsmann.....................................................................Seite 16 Die Stiftung Sozialwerk St. Georg.............................................Seite 17 Angebote und Zielgruppen.....................................................Seite 18 Arbeit und Beschäftigung.........................................................Seite 20 Wohnen und Leben...................................................................Seite 21 Spezialangebote........................................................................Seite 22 Diesen Geschäftsbericht sowie Alltag und Freizeit.....................................................................Seite 23 Neuigkeiten, Veranstaltungs- Bildung, Orientierung und Beratung........................................Seite 23 hinweise und mehr aus dem Sozialwerk St. Georg finden Sie in unserem Internetauftritt; hier der Link Im Blickpunkt: „Qualität des Lebens verwirklichen“ zum Geschäftsbericht: Berichte aus den Unternehmen..............................................Seite 24 www.gemeinsam-anders-stark.de/ das-unternehmen Sozialwerk St. Georg Ruhrgebiet gGmbH.................................Seite 26 Sozialwerk St. Georg Westfalen-Nord gGmbH.........................Seite 28 Sozialwerk St. Georg Westfalen-Süd gGmbH...........................Seite 30 Internat Bad Fredeburg gGmbH................................................Seite 32 Sozialwerk St. Georg Werkstätten gGmbH...............................Seite 34 Sozialwerk St. Georg Bauen und Wohnen GmbH....................Seite 36 AUTEA gGmbH............................................................................Seite 38 ALPHA gGmbH...........................................................................Seite 40 ambient assisted living gGmbH................................................Seite 42 Zahlen, Daten, Fakten 2012....................................................Seite 44 Das Wirtschaftsjahr 2012..........................................................Seite 46 Bericht des Verwaltungsrats.....................................................Seite 51 Kurz berichtet: Streiflichter 2011/2012...................................Seite 52 Fotos vom 60-jährigen Jubiläum..............................................Seite 60 Auf einen Blick..........................................................................Seite 62 Weitere Geschichten und Hintergründe aus dem Sozialwerk St. Georg können Sie unserer Hauszeitschrift „EinBlick“ Kennzahlen 2012 entnehmen; den „EinBlick online“ finden Sie hier: Klientinnen & Klienten (einzelne Menschen) 4.000 www.gemeinsam-anders-stark.de/ Assistenzverhältnisse (Gesamtsumme) 4.500 einblick Mitarbeiterinnen & Mitarbeiter 2.500 Personalaufwand 94 Mio. € Umsatzerlöse 120 Mio. € Gesamterträge 132 Mio. € Gesamtinvestitionen 7 Mio. € Stationäre Einrichtungen 52 Ambulante Anlaufstellen 29 Alle Angaben gerundet, Stand: 31.12.2012 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 3
Vorwort Von links: Wolfgang Meyer, Gitta Bernshausen und Dieter Czogalla laden Sie ein auf eine Entde- ckungsreise durchs Sozialwerk St. Georg, bei der Sie erfahren, wie die Menschen mit Assistenzbe- darf gemeinsam mit den Mitarbeitenden daran arbeiten, das neue Assistenzkonzept „Qualität des Lebens“ umzusetzen. Qualität des Lebens verwirklichen 2012: Das Jubiläumsjahr mit Blick nach vorn. Liebe Freunde und Förderer, Christian Berghoff teilt mit seinem Persönlichen Assistenten, der ihm die Tür zum lokalen Angel- verein geöffnet hat, die Leidenschaft fürs gemeinsame Hobby. Frau B. findet in einer Schreibwerkstatt zusammen mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigung Anerkennung und Verständnis. Natascha Droste wird von ihrer Assistentin durch gemeinsames Einkaufen im Ort und Tipps für die Haushaltsführung auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Kathleen Boucsein erfährt Wertschätzung durch ihrer Hände Arbeit: nur einige der Beispiele der „Berichte aus den Unternehmen“ ab Seite 24 in diesem Geschäftsbericht, die aufzeigen, wie die Menschen im Sozialwerk St. Georg gemeinsam nach einer guten Lebensqualität streben – ob beim Wohnen und Leben, bei Arbeit und Beschäftigung, im Alltag, in der Freizeit oder bei der Bildung. Denn das Sozialwerk St. Georg hat sich mit Einführung des neuen Dienstleistungskonzepts „Qualität des Lebens“ im Jubiläumsjahr 2012 auf den Weg gemacht, das bisherige Fundament der personzentrierten Assistenz weiter zu entwickeln. Unser gemeinsames Ziel ist es, für jeden unserer Kunden noch bessere Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sie ihre individuell angestrebte Qualität des eigenen Lebens erreichen. Was sich hinter dem neuen Konzept verbirgt und wie die Qualität des Lebens und das christliche Menschenbild im 2012 überarbeiteten Unternehmensleitbild jetzt noch stärker verankert sind, erfahren Sie im Interview „Mit dem Herz in der Hand“ ab Seite 12. 60 Jahre jung – weil wandlungsfähig, innovativ, flexibel – und gleichzeitig 60 Jahre alt – entspre- chend fachkompetent, die Bedarfe kennend, erfahren – ist das Sozialwerk St. Georg. Das haben wir 2012 „Gemeinsam. Gefeiert.: St. Georg@60!“ Vom großen Jubiläumsfest, bei dem auch der erste umfassende Imagefilm des Sozialwerks „Gut leben – mittendrin!“ Premiere hatte, künden die Fotos und „Streiflichter“ ab Seite 44. An dieser Stelle sagen wir: DANKE! … unseren Freunden und Förderern, ohne die einige unserer Angebote für Menschen mit Assis- tenzbedarf sicherlich nicht möglich wären; … unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – für ihre Ideen und ihren Einsatz, wodurch es ih- nen immer wieder gelingt, die Lebensqualität der Klientinnen und Klienten nachhaltig zu verbessern; … nicht zuletzt den Klientinnen und Klienten, die sich jeden Tag auf das neue Assistenzkonzept der Qualität des Lebens einlassen und so gemeinsam mit den Mitarbeitenden mit Leben füllen. 4 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Gemeinsam. And Gemeinsam. And ers. Stark. ers. Stark. Vision – Leitbild – Programm des Sozialwe rks St. Georg Vision 2012 – Leitbild – Programm Bis 2012 überarbeitet: Das Leitbild des Sozialwerks St. Georg Sozialwerk St. Georg. www.gemeinsam-anders-stark.de/leitbild Vision – Leitbild – Programm 1 Kommen Sie jetzt mit auf eine Erlebnisreise durch das Sozialwerk St. Georg und lernen Sie die Menschen kennen, die sich die Inklusion auf die Fahne geschrieben haben: eine gelingende Teilhabe von Menschen mit Assistenzbedarf am gesellschaftlichen Leben im Sinne eines „Dabei sein von Anfang an“. Wir wünschen Ihnen eine interessante und anregende Lektüre mit unserem aktuellen Geschäftsbericht – auf einem gemeinsamen Weg in die Zukunft, im Sinne unseres Leitmotivs: „Gemeinsam. Anders. Stark.“ Dieter Czogalla Wolfgang Meyer Gitta Bernshausen Vorstandssprecher Vorstand Vorstand Standorte des Sozialwerks St. Georg: Angebote für Menschen mit Assistenzbedarf in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 5
Gut leben – mittendrin! Ein Film über die Menschen und die Angebote im Sozialwerk St. Georg mit Musik von Rosenstolz „Wir sind am Leben“ und Juli „Dieses Leben“. www.gemeinsam-anders-stark.de/film Die DVD ist erhältlich in den Einrichtungen des Sozialwerks St. Georg und im Referat für Presse-/Öffentlichkeits- arbeit & Fundraising. presse@sozialwerk-st-georg.de. am. Anders. Stark. Gemeinsam. Ande Menschen mit As rs. Star k. sistenzbedarf un personzentrierte d Dienstleistungs- Beratung in den Bereichen Wohnen Gut leben – mitte it & Beschäftigung nen ein selbstbe , Alltag & Freizeit. stimmtes Leben ndrin! aftliche Teilhabe ermöglichen. Ein Film über die Menschen und die Angebote im Sozia lwerk St. Georg ndrin! nline abrufbar un ter: m-anders-stark.de Gut leben – mitte tlich in den Einrichtu ngen des eorg und im Refer at für hkeitsarbeit & Fund raising erk-st-georg.de) eorg e. V. en -georg.de -anders-stark .de 6 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Rückblick, Leitlinien, Perspektiven Unsere Aufgaben und Ziele im Überblick „Gemeinsam. Anders. Stark.“ ist unser Leitmotiv – erfahren Sie mehr über unsere Aufgaben, Ziele, Strukturen: Seit 2012 mit neuem Assistenzkonzept................. Seite 8 Die acht „Domänen“ zur Qualität des Lebens....... Seite 9 Unsere Aufgaben und wie wir sie lösen................ Seite 11 „Mit dem Herz in der Hand“: Dr. Hans-Martin Brüll von der Pädagogischen Hochschule Weingarten im Gespräch mit dem Vorstand des Sozialwerks zum überarbeiteten Leitbild und der „Qualität des Lebens“ – Interview mit dem Vorstand................................... Seite 12 Partner und Anwalt für die Menschen Der Ombudsmann................................................... Seite 16 Projekte für Menschen mit Behinderung fördert die Stiftung Sozialwerk St. Georg................................. Seite 17 7
Rückblick, Leitlinien, Perspektiven Aufgaben, Ziele, Strukturen Seit 2012 mit neuem Assistenzkonzept Gegründet 1952 durch die katholische Pfarrge- Daher hat sich das Sozialwerk St. Georg meinde St. Barbara in Gelsenkirchen-Buer-Erle, folgerichtig die Lizenz für den deutschsprachi- begleitet das Sozialwerk St. Georg Menschen, die gen Raum gesichert. So können Einrichtungen Unterstützung brauchen. Dem Ziel verpflichtet, und Dienste hierzulande die POS-Systematik Menschen mit Assistenzbedarf die gleichberech- in Kooperation mit dem Sozialwerk St. Georg tigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu einsetzen. ermöglichen, haben wir uns zu einem Sozialun- ternehmen mit differenzierten Angeboten für Personalentwicklung Menschen mit geistiger Behinderung oder psy- Demografischer Wandel, neue Anforderun- chischer Erkrankung in durchlässigen Strukturen gen und der spürbarer werdende Fachkräfteman- von stationär bis ambulant entwickelt. Dieter Czogalla, gel stellen neue Anforderungen an die Personal- Vorstandssprecher entwicklungsstrategie. Mit der Umbenennung Qualität: Vorstoß in neue Dimensionen des Fortbildungsreferates in „bilden & entwi- Kennzahlen Mit der Einführung der Teilhabebegleitung ckeln“ setzt das Sozialwerk neue Akzente. „Qualität“ 2012: • ü ber 1.000 Klientinnen & zum 1. Januar 2012 konnten bei allen Qualitäts- Auf der Grundlage einer lebenszyklusorientier- Klienten mit THB dimensionen enorme Verbesserungen umgesetzt ten Personalentwicklung ist es Aufgabe von • ü ber 1.000 Zukunftskon- werden. Die Teilhabebegleitungen (THB) sind als bilden & entwickeln, nachhaltige Impulse zur ferenzen feste Ansprechpersonen für die Klientinnen Gewinnung, Entwicklung und Bindung von • ü ber 800 Klienten-Inter- und Klienten etabliert. Der neue Dienstleistungs- Mitarbeitenden und Leitungen zu setzen. views (POS) prozess, in dem Klienten, ihre THB und Persönli- Wir gehen dabei davon aus, dass unterschied- • D eutsche Fassung der chen Assistenten zielgerichtet zusammenwirken liche Lebenssituationen von Mitarbeitenden „Personal Outcomes Scale“ (POS) veröffentlicht können, hat im Qualitätsmanagement-System unterschiedlicher Personalentwicklungsmaß- • E igene POS-Software seinen festen Platz gefunden. Mit der umfassen- nahmen bedürfen. Junge berufsunerfahrene im Einsatz den Beteiligung der Klientinnen und Klienten Nachwuchskräfte haben andere Bedürfnisse als an ihrer eigenen Zukunftsplanung geht die langjährige Mitarbeitende, Menschen in der Kennzahlen „bilden und Konzeptidee voll auf, auf die Bereicherung jeder Familienphase andere als diejenigen, die diese entwickeln“ 2012: individuellen Qualität des Lebens hinzuwirken. hinter sich haben. Entsprechend breit aufgestellt • 1 18 Schulungen Verein Fast schon Routine ist die Durchführung von sind die Aufgaben. Neben einem umfangreichen • 2 72 Schulungstage Klienteninterviews mit der „Personal Outcomes Fort- und Weiterbildungsangebot für Mitarbei- • 1 .786 Teilnehmende Scale“ (POS), die inzwischen auch in anderen tende, Leitungskräfte und Klienten gehören dazu • 4 0 Inhouse-Schulungen Geschäftsbereichen erprobt wird. Das Instru- auch die Förderung des bürgerschaftlichen • 3 8 Freiwilliges Soziales ment POS erlaubt eine systematische Sicht auf Engagements (und hier insbesondere die Jugend- Jahr: FSJ-Leistende* Themen der Unabhängigkeit, gesellschaftlicher freiwilligendienste) sowie gezielte Maßnahmen • 2 1 Bundesfreiwilligen- Teilhabe und Wohlbefinden, und zwar insbeson- zur Unterstützung der Unternehmensstrategie. dienst: BFD-Leistende* dere aus Sicht der Interviewten selbst. • 2 71 Ehrenamtliche* Diese geben im Interview wertvolle Hinweise • 9 durchgeführte Assessment Center i. R. darauf, an welchen Themen ihres Lebens in des Teilhabeprozesses besonderer Weise gearbeitet werden soll. * Stand: 31.12.12 8 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Im Jahr 2012 als Buch erschienen: Diese 8 Domänen werden den 3 „Faktoren“ „POS – Personal Outcomes Scale. Individuel- „Unabhängigkeit“ (dunkelgrün), „Gesell- le Qualität des Lebens“, 46 S., 9,90 €, schaftliche Teilhabe“ (hellgrün) und „Wohl- ISBN 978-3-8448-333-1, erhältlich im Buch- befinden“ (rot) zugeordnet. Das Instrument handel und im Webshop des Sozialwerks: „Personal Outcomes Scale“ – eine Skala zur www.gemeinsam-anders-stark.de/shop Einschätzung der individuellen Qualität des Lebens – hält für die Klienteninterviews Die unten abgebildete Übersicht der „Do- dabei je Domäne 6 – insgesamt also 48 – mänen“ (Lebensbereiche) des Assistenz- Indikatoren bereit. konzepts „Qualität des Lebens“ ist diesem Buch entnommen. Die acht „Domänen“ zur Qualität des Lebens Persönliche Entwicklung – Rechte – Das persönliche Plus Mit Recht ... und Respekt! • D inge lernen, an denen • Ihre Rechte im Privatleben Sie interessiert sind • D ie Möglichkeit, dass Sie • F ähigkeiten erlernen, sagen, was Sie denken, und dass um unabhängiger zu werden man Ihnen zuhört • Für sich selbst sorgen können • S ich politisch engagieren • Eigenen Interessen nachgehen können oder mitmachen • Zugang zu Informationen haben Selbstbestimmung – Emotionales Wohlbefinden – Gitta Bernshausen, Mein Wille, mein Weg! Ich fühl mich gut! Vorstand • Ihre eigene Wahl treffen • G ut für sich und das eigene • Ihre eigene Meinung sagen seelische Wohl sorgen • N ach Ihren persönlichen • E inen guten Umgang mit Sorgen oder Zielen und Wünschen handeln Lösungen für Probleme finden • S ich zu Hause und woanders gut und sicher fühlen Soziale Beziehungen – Physisches Wohlbefinden – Beziehungsweise ... Gesundheit, Sport und Ernährung • D ie Kontakte, die Sie haben, • Sich bewegen und gut dabei fühlen oder die Zeit, die Sie mit Ihrer Familie • E ine abwechslungsreiche und gesunde und/oder Freunden verbringen Ernährung haben • D er Respekt oder die Rückmeldung, • B ei Erholungs- und Freizeitaktivitäten die Sie von Ihrer Familie oder mitmachen Freunden bekommen • D ie Unterstützung, die Sie von Ihrer Familie und Freunden bekommen • D er Respekt, den Sie von anderen erhalten Soziale Inklusion – Materielles Wohlbefinden – Mittendrin! Nix los ohne Moos? • D ie gemeinschaftlichen Aktivitäten, • M it dem eigenen Geld zurecht- an denen Sie teilnehmen und auskommen • D ie Kontakte, die Sie in Ihrer • Eine bezahlte Arbeitsstelle haben Nachbarschaft haben • P ersönlich wichtige Dinge • Sich gegenseitig helfen besitzen • D ie Mitgliedschaften, die Sie in Organisationen haben Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 9
Rückblick, Leitlinien, Perspektiven Aufgaben, Ziele, Strukturen Unsere Aufgaben und wie wir sie lösen Es entspricht unserem Selbstverständnis, je- • in Tagesstätten sowie in Kontakt- und den Menschen in seiner Einmaligkeit und Würde Beratungsstellen Beschäftigungs-, Begegnungs- zu achten und ihm die erforderliche Unterstüt- und Bildungsmöglichkeiten bieten. zung für ein selbstbestimmtes Leben zu geben. Dabei lautet unser Grundsatz, dass allgemeine Diese Aufgabe erfüllen wir, indem wir Angebote vor fachspezifischen Hilfen, • Begleitung und Assistenz in Wohneinrichtun- ambulante Assistenz vor teilstationären Hilfen gen anbieten: Zum 31.12.2012 waren es 1.997 und teilstationäre vor stationären Hilfen in Menschen (inkl. Sonderpflegesätze sowie Kinder- Anspruch genommen werden sollen, sofern das und Jugendhilfe) gegenüber 2.009 in 2011; in individuelle Ziel der jeweiligen Unterstützung 2012 konnten wir 195 Menschen in private damit verwirklicht werden kann. Die hohe Wolfgang Meyer, Lebenssituationen entlassen gegenüber Durchlässigkeit zwischen unseren ambulanten Vorstand 158 Menschen in 2011. und stationären Strukturen ermöglicht eine flexi- ble und bedarfsgerechte Leistungserbringung. • fachgerechte Pflege gewährleisten, wo sie not- wendig ist: 4,26 % der Kostenzusagen Organisiert in der Rechtsform eines eingetra- in den Wohneinrichtungen bezogen sich 2012 genen Vereins, trägt das Sozialwerk St. Georg auf Hilfe zur Pflege nach § 61 SGB XII gegenüber mit seinen Tochterunternehmen Verantwortung 4,68 % in 2011, 13.711 Einsätze unseres psych- für rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter iatrischen Fachpflegedienstes erfolgten 2012 in (Vollzeit- und Teilzeitkräfte sowie Zivildienstleis- privaten Wohnungen gegenüber 18.239 in 2011. tende), die rund 4.500 Menschen mit Assistenz- Die ambulante psychiatrische Fachpflege nach bedarf (Anzahl Assistenzverhältnisse) ambulant, SGB V ist leider durch die regelhafte Befristung teilstationär und stationär unterstützen (rund auf vier Monate seitens der Krankenkassen seit 4.000 einzelne Personen). 2005 zum Nachteil der Klienten deutlich rück- 950 Menschen mit Assistenzbedarf arbeiten läufig. in der Sozialwerk St. Georg Werkstätten gGmbH. • Menschen in ihren Wohnungen begleiten, die Das Sozialwerk unterhält 52 Wohneinrich- ihr Leben weitgehend eigenständig gestalten tungsverbünde und 29 ambulante Anlaufstellen. können: Zum 31.12.2012 waren es 1.234 Men- schen im Ambulant Betreuten Wohnen (inkl. Fa- In rund 290 Außenwohnungen leben rund milienpflege, Persönlichem Budget, ambulantem 630 Klientinnen und Klienten. 118 Klientinnen Pflegedienst, Familien unterstützenden Diensten und Klienten im ambulanten Pflegedienst und „Wohnschule“) gegenüber 1.077 in 2011. ALPHA gGmbH erhalten ihre Hilfen in ihren ei- genen Wohnungen bzw. in Wohngemeinschaften • Werkstätten betreiben, die auf die Anforderun- für demenziell beeinträchtigte Menschen. gen des allgemeinen Arbeitsmarktes vorbereiten und Dauerarbeitsplätze bieten (950 Beschäftigte 88 Prozent der stationär begleiteten Men- waren es in 2012 gegenüber 929 in 2011). schen haben Arbeit oder Beschäftigung außer- halb der Wohngruppen in Werk- oder Tagesstät- ten, dem sogenannten „Zweiten Lebensraum“. 10 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Sozialwerk St. Georg e. V. Mitgliederversammlung Verwaltungsrat Vorstand Zentrale Unternehmensbereiche (Steuerungsunterstützung und Service Center) Die drei unten genannten Gesellschaften betreiben neben den eigenständigen ambulanten Angeboten zusätzlich im Rahmen der Betriebsführung die stationären Wohn- und Tagesstätten-Angebote für Menschen mit Assistenz- bedarf (Vertretung des e. V.) in den folgenden drei Geschäftsbereichen: Ruhrgebiet Westfalen-Nord Westfalen-Süd Sozialwerk St. Georg Sozialwerk St. Georg Sozialwerk St. Georg AUTEA gGmbH Ruhrgebiet gGmbH Westfalen-Nord gGmbH Westfalen-Süd gGmbH (51%-Beteiligung /49% von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel) Ambulante Angebote Ambulante Angebote Ambulante Angebote Beratung und Fortbildung nach dem TEACCH-Modell Gesellschafterversammlung, 100%-Tochtergesellschaften Sozialwerk St. Georg ALPHA gGmbH Internat Bad Werkstätten gGmbH Fredeburg gGmbH Ambulante psychiatrische geronto- psychische Pflege, Wohngemein- Werk- und Tagesstätten schaften für demenziell Erkrankte Einrichtung der Jugendhilfe Sozialwerk St. Georg INTZeit-Arbeit gGmbH ambient assisted living Gemeinsam. Bauen und Wohnen GmbH gGmbH Anders. Leben in assistierenden Stark. Integrationsgesellschaft Umgebungen Stiftung Sozialwerk St. Georg Förderung von Projekten des e. V. Das Sozialwerk St. Georg ist korporatives Mitglied des Caritasverbandes und Mitglied im Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e. V. (CBP). Der CBP ist ein anerkannter Fachverband im Deutschen Caritasverband. Rund 41.500 Mitarbeitende begleiten und unterstützen in rund 1.000 Mitgliedseinrichtungen rund 150.000 Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung mit dem Ziel der selbstbestimmten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Weitere Informationen: www.cbp.caritas.de Das Sozialwerk St. Georg ist Gründungsmitglied des Brüsseler Kreises, einem Zusammenschluss von großen evangelischen und katho- lischen Sozialunternehmen in Deutschland. Deren Einrichtungen und Dienste haben ihre Tätigkeitsschwerpunkte in der Behinderten-, Alten- und Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen und der Bildung. Sie beschäftigen rund 47.000 Mitarbeitende, verfügen zusammen über mehr als 35.000 stationäre, teilstationäre und ambulante Angebote und erreichen damit jährlich rund 100.000 Klientinnen und Klienten. Der kumulierte Jahresumsatz beträgt rund 2 Mrd. €. Als aktiver Partner auf dem europäischen Sozialmarkt positioniert sich der Brüsseler Kreis an der Nahtstelle zwischen einem entstehenden sozialen Europa und dem sich wandelnden Sozialstaat. Er bezieht Stellung und entwickelt Vorschläge zum aktuellen sozialpolitischen Geschehen und zu gesetzgeberischen Maßnahmen. Weitere Informationen: www.bruesseler-kreis.de Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 11
Rückblick, Leitlinien, Perspektiven Das Interview (v. l.) Gitta Bernshausen, Dieter Czogalla, Wolfgang Meyer, Dr. Hans-Martin Brüll, Stefan Kuster „Mit dem Herz in der Hand“ – das Interview zu unserem Leitbild und der „Qualität des Lebens“ Ein Interview Hier Ausschnitte aus dem Gespräch zwi- | Kuster: Herr Dr. Brüll, seit über zwei Jahren zu den Leitlinien und Pers- schen Dr. Hans-Martin Brüll* und Dieter Czo- sind Sie jetzt Wegbegleiter des Sozialwerks. Sie pektiven des Sozialwerks St. Georg hat im Geschäftsbe- galla (Vorstandssprecher Sozialwerk St. Georg), haben den Vorstand und die Geschäftsführungen richt gute Tradition. Wolfgang Meyer (Vorstand) und Gitta Bernshau- zielgerichtet hingeführt zur Frage der Werte des Im Juni 2013 trafen sich sen (Vorstand), um das neue Assistenzkonzept Unternehmens. Gibt es eigentlich einen Unter- Vorstand und Geschäftsfüh- „Qualität des Lebens“ von der ethischen Seite schied zwischen ethischem und christlichem rungen des Sozialwerks nun her zu beleuchten – und zu beschreiben, was das Handeln? Wenn ja, was wäre konkret ethisch im Priesterhaus im nieder- für die Praxis im Sozialwerk St. Georg bedeutet. und was christlich im Sozialwerk St. Georg? rheinischen Kevelaer – wie bereits mehrfach zuvor an Die Moderation hatte Stefan Kuster (Leiter Pres- | Brüll: Für mich heißt Ethik: verantwortlich anderen Orten – mit se-/Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising). * Dr. Hans-Martin Brüll Handeln – und dieses Handeln immer wieder vom Zentrum für politisch- | Stefan Kuster: Zu Beginn gleich eine Frage daraufhin reflektieren, ob man jeweils richtig ökonomische und ethische an Sie alle: Was ist eine gute Qualität des Lebens handelt. Dazu gehört: fachlich fit sein, reflektiert Bildung der Pädagogischen für Sie ganz persönlich? sein, innovativ sein. Das habe ich im Sozial- Hochschule Weingarten werk bereits auf allen Ebenen erlebt. Das kann (bei Ravensburg). | Dr. Hans-Martin Brüll: Gut essen und trin- eigentlich jeder – das müssten Christen auch Dr. Brüll ist Ethikbeauftrag- ken, schön wohnen, ein gutes Musikstück, beherrschen. ter der Stiftung Liebenau gute Beziehungen in der Familie und mit Freun- (einem Mitgliedsunterneh- den pflegen – auch in Notzeiten. Christlich heißt für mich darüber hinaus: men des Brüsseler Kreises, dem Zusammenschluss Dieses verantwortliche Handeln soll aus einem | Wolfgang Meyer: Ein ausgewogenes Verhält- von christlichen Sozialun- bestimmten Geist heraus geschehen – dem Geist nis herzustellen zwischen Arbeit und Freizeit, ternehmen – vgl. S. 11). der Liebe, so wie ihn Jesus gepredigt und gelebt Er ist zudem Mitglied des mit Freunden, in der Familie – kurz: Wie der hat. Daraus immer wieder Motivation zu zie- Wissenschaftlichen Beirats Titel unseres Imagefilms es benennt: ‚Gut leben des Sozialwerks St. Georg hen, zu schauen: Wo stehen wir aus christlicher – mittendrin!‘. und Berater der Unterneh- Sicht? Dazu braucht es auch Plattformen, und mensspitze zum Thema | Dieter Czogalla: Das tun, was Spaß und die gibt es im Sozialwerk, für ethisch verantwort- Ethik und christliches Menschenbild. Freude bereitet, und auch nein zu sagen bei Din- liches Handeln – aus dem Geist der Liebe, der gen, die man nicht gerne tut; eine gute Gesund- Nächstenliebe. Vor der gemeinsamen heit, eine intakte und aktive Familie. Klausurtagung war Zeit für | Kuster: Herr Czogalla, in 2012 haben wir ein Vorabgespräch für den | Gitta Bernshausen: ,So zu leben wie alle uns im Sozialwerk nach intensiver, mehrjähriger Geschäftsbericht. Welt und doch wie kein Anderer zu sein‘ – wie und gemeinsamer Diskussion mit den Mitarbei- die französische Schriftstellerin und Philosophin tenden ein überarbeitetes Leitbild gegeben und Simone de Beauvoir es ausdrückte. Ich glaube, Anfang 2013 eingeführt. Darin haben wir das das trifft es ganz gut: auf der einen Seite in christliche Menschenbild stärker betont, als es Gemeinschaft zu sein – im sozialen Umfeld, in vorher der Fall war. Was bedeutet das für die der Familie. Aber auch wie kein Anderer zu sein tägliche Arbeit der Mitarbeitenden und Füh- – sehr individuell die Dinge tun und auch lassen rungskräfte des Sozialwerks? zu können, die man mag oder nicht mag. | Czogalla: Das Sozialwerk St. Georg ist 60 Jahre alt geworden. Die Betonung des christli- chen Menschenbilds unterstreicht ganz deutlich, 12 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
woher wir kommen, wo unsere Wurzeln sind: Ethik trägt: Dem Mitmenschen gerecht werden, INFO: Ethik Die katholische Kirchengemeinde St. Barbara in seine Autonomie achten, ihm nicht schaden und Die Ethik (griechisch „êthikê“ für „das sittliche Gelsenkirchen hat seinerzeit deutlich gemacht, sich selbst und ihm etwas Gutes tun. Das haben Verständnis“, von „Cha- welche Aufgaben wir wahrnehmen sollen. So alle Heiligen in der Kirchengeschichte vorgelebt, rakter, Sinnesart“ abgelei- waren wir zunächst zuständig für Bergwerks- von Franziskus bis Elisabeth. Das ist etwas, was tet) ist eines der großen lehrlinge, später für Menschen mit Behinderung. wir gut weitertragen können und was auch das Teilgebiete der Philosophie und befasst sich mit Moral, Immer ging es darum, Menschen in ihrer Not, Sozialwerk vorbildlich tut. insbesondere hinsichtlich in ihrer Hilfebedürftigkeit beizustehen, damit ihrer Begründbarkeit. | Czogalla: Wichtig ist, dass man offen ist sie sich ein Stück weit selbst verwirklichen, ihre Cicero übersetzte für andere Menschen, auf Andere zugeht, ohne „êthikê“ in den seinerzeit eigenen Ziele verfolgen und wir sie dabei unter- vorher Mauern oder Hürden aufzurichten – kurz: neuen Begriff „Philosophia stützen können. „mit dem Herz in der Hand“. Man gibt sich die moralis“, der seitdem in der lateinsprachlichen Philoso- Auch für die künftige Aufgabe des Sozial- Hand und sagt: „Sprich mit mir, ich nehme dich phie verwandt wurde. werks St. Georg ist es wichtig, genau diese Ziele an, so wie du bist.“ Es macht offen und ist auch der christlichen Nächstenliebe und der daraus ein Zeichen der Nächstenliebe, wenn ich mein Die Ethik und davon ab- geleitete Disziplinen (z. B. entspringenden Unterstützung zu üben und das Herz öffne. Rechts-, Staats- und Sozi- in der täglichen Arbeit umzusetzen. Es ist ein alphilosophie) bezeichnet | Brüll: Das ist richtig: Ohne eine Herzlich- Anker für jeden Mitarbeiter, für seine eigene man auch als „Praktische keit oder eine Leidenschaft, die ja etwas Gefühls- Philosophie“, da sie sich Aufgabe, die er jeden Tag wahrzunehmen hat. mäßiges darstellt, ist kein vernünftiges Arbeiten mit dem menschlichen Er kann sich geborgen fühlen, sich, wenn nötig, Handeln befasst. Das Ziel möglich – vor allem nicht mit Menschen, da ist anlehnen. der Ethik ist die Erarbei- ganz tiefe Wahrheit getroffen. tung von allgemeingültigen | Kuster: Eine gute Qualität des Lebens als Normen und Werten. | Kuster: Frau Bernshausen: Wenn wir uns Dach über den Menschen im Sozialwerk, als die acht Domänen der Qualität des Lebens [vgl. (Quelle: Wikipedia) ethische Klammer des gemeinsamen Handelns, die Abbildung auf S. 9] und die neue Funktion mit christlichem Fundament – wie kann ich das der Teilhabebegleitung einmal konkret anschau- als Mitarbeiter, als Mitarbeiterin in Beziehung en: Wie hängt das neue Assistenzkonzept des setzen zu meinem Tun? Sozialwerks mit dem christlichen Menschenbild | Brüll: Die Frage der Qualität des Lebens zusammen? Wie ist der Stand der Umsetzung hat eng damit zu tun, wie es Menschen geht, und welche nächsten Schritte streben Sie an? ob es ihnen gut geht. Das heißt für die Mitar- | Bernshausen: Grundvoraussetzung ist, beitenden des Sozialwerks, darauf zu achten, dass wir stets den ganzen Menschen sehen, uns jedem einzelnen Menschen möglichst gerecht auf Augenhöhe begegnen. Denn der Mensch zu werden – das ist Qualität! Und dass ich ist – und das ist zutiefst christlich – mehr als die ihre Autonomie achte und stärke – das ist eine Summe seiner Handicaps. Einen Menschen so zu besonders gute Qualität, wenn das gelingt. Aus nehmen, wie er ist – und nicht, wie er sein sollte ethischer Sicht ist es außerdem ganz wichtig, –, dies ist ein ganz fundamentales Credo des- dass man Dinge tut, die nicht schaden. Und dass sen, was wir gerade bewegen – und im Übrigen man versucht, das Gute zu tun und nicht nur zu schon immer als Ziel hatten im Sozialwerk. propagieren – frei nach Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Das ist es, was Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 13
Wichtig also: Augenhöhe, Veränderungen | Kuster: Herr Meyer, wenn Inklusion das und Veränderbarkeit. Die Bewegung ist ein ganz gleichberechtigte Einbeziehen von Menschen entscheidender Punkt – und die Gewissheit, dass mit Behinderung in die Gesellschaft meint – im wir alle getragen sind. Dass wir nicht auf uns al- Sinne von „Dabei sein von Anfang an“ – und es leine gestellt sind. Dass wir nicht die Verantwor- auch inhaltlicher Eckpfeiler unseres Leitbildes tung allein übernehmen müssen, sondern dass ist: Was tut das Sozialwerk mit Blick auf eine wir uns auch verlassen können. Wenn man über gute Qualität des Lebens konkret für Selbst- Qualität des Lebens redet, spricht man ja auch bestimmung, Würde und Teilhabe im Bereich über die Liebe zum Menschen, zum Mensch- Arbeit und Beschäftigung? sein – ohne diese Grundlage wäre ein solches | Meyer: Das Sozialwerk versucht dort das Konzept gar nicht möglich oder denkbar. Gleiche zu tun wie an anderer Stelle. Denn auch Wir sind auf einem sehr guten Weg. Leben Arbeit und Beschäftigung sind wichtig für eine und Handeln in den acht Domänen ist nichts gute Qualität des Lebens. Wir versuchen, mehr Abstraktes mehr, sondern es wird umgesetzt, ge- zu tun als bisher, mehr Wege zu eröffnen als die lebt. Es gibt ganz viele Ideen, die viele Mitarbei- bisherigen, klassisch finanzierten Wege. Wir ver- tende dazu haben, und Arbeitsgruppen, die sich suchen, mehr Inklusion durch Arbeitsplätze vor damit beschäftigen. Unser Fortbildungsangebot Ort zu schaffen. Mithilfe von Integrationsfirmen zum Beispiel ist jetzt nach den acht Domänen beispielsweise können wir Menschen andere An- der Qualität des Lebens gegliedert. gebote machen als die, die man üblicherweise in einer Werkstatt hinter einer Schranke bereithal- Die Qualität des Lebens ist nicht nur für Kli- ten kann. Es geht viel mehr – man muss nur den enten, sondern auch für Mitarbeitende wichtig Werkstatthof verlassen, um auch diesen Aspekt – und auch für den Sozialraum, in dem wir uns der Qualität des Lebens umzusetzen. bewegen. Immer wieder die Frage nach den acht Domänen zu stellen, bewahrt uns davor, Men- | Kuster: …Raus zu den Menschen, in den schen in Schubladen zu stecken, nach Diagnosen Sozialraum hinein… zu sortieren. | Meyer: Ja, für diejenigen, die es gerne Es gibt natürlich noch viel zu tun – und noch möchten, andere Angebote zu machen, um das viele wunderbare Ideen. Ich freue mich dar- persönliche Wohlbefinden zu steigern. auf, dass es mit dieser Struktur und dieser Idee | Czogalla: Unser überarbeitetes Leitbild darf weitergeht. Qualität des Lebens ist eine Grund- natürlich nicht nur ein schönes Papier sein, das idee, eine Konstruktion, die anwendbar und man einmal liest, respektvoll behandelt und sagt: hilfreich ist für alle Menschen, unabhängig von „Gut, dass ich es gelesen habe.“ Wir müssen dem Merkmal Behinderung. Hier betrachten wir unser Leitbild vielmehr persönlich umsetzen Menschen ganzheitlich – unabhängig davon, ob und jeden Tag neu zum Leben erwecken. In jemand ein Handicap mitbringt oder nicht. den Beziehungen zu den Menschen muss dieses Leitbild lebendig werden. Damit haben unsere Führungskräfte und Mitarbeitenden eine große Aufgabe: das Leitbild leben. 14 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
| Brüll: Das Thema Menschenwürde ist das, die Nächstenliebe immer wieder neu schaffen was ethisch im Mittelpunkt stehen sollte, die und erleben. Es würde uns etwas Großes fehlen, Einmaligkeit des Menschen, seine Gotteseben- wenn wir nur sagen, wir sind professionell. bildlichkeit. Das ist der Angelpunkt, um den sich | Kuster: Kann es da auch Konflikte geben, alles dreht. Es ist wichtig, immer wieder hinzu- wo jetzt das christliche Menschenbild stärker schauen, wie weit das, was wir tun – ob fachlich betont wird in unserem Leitbild? Zum Beispiel oder privat –, dem Maß der Menschenwürde bei Unternehmensentscheidungen, die Mitarbei- genügt. Die Qualität des Lebens ist gewisserma- tende vielleicht nicht mittragen wollen, die aber ßen eine Fußnote zum großen Thema Menschen- aus wirtschaftlicher Sicht notwendig sind? Kann würdiges Leben. Wirtschaften und Ethik da ein Gegensatz sein? | Bernshausen: Qualität des Lebens ist viel- | Meyer: Ich würde das nicht als Gegensatz leicht der Versuch, das große Ziel der Menschen- bezeichnen. Im Gegenteil, das macht das Bild würde oder des würdevollen Umgangs miteinan- rund. Die eine Seite der Medaille ist die Profes- der zu operationalisieren, also in eine Struktur sionalität und die andere Seite die empathische zu bringen. Situation. Darum macht es dem Mitarbeiter oder | Brüll: Vorstand und Geschäftsführungen der Mitarbeiterin gegenüber eher Sinn, ganzheit- des Sozialwerks haben dabei jeweils die Aufga- lich in dieser Sache zu argumentieren, als nur be, Strukturen zu sichern, Abläufe zu sichern, die Professionalität, die wirtschaftliche Seite oder Informationsprozesse anzuregen, die sich am die Organisationsseite herauszustellen. Maßstab der Qualität des Lebens ausrichten. Die | Brüll: Es ist gewissermaßen eine Jonglage Mitarbeitenden haben die Aufgabe, möglichst von Klienten-, Mitarbeiter- und Umfeldorien- gut mit ihren Klienten umzugehen. Es gibt also tierungen. Aber die Grundhaltung soll immer jeweils unterschiedliche Verantwortlichkeiten in erkennbar sein: die Liebe zum Nächsten. der angewandten Ethik. | Meyer: Wirtschaftlich zu arbeiten bedeutet | Czogalla: Professionalität allein in unseren auch, sich Freiheiten und Freiraum zu schaf- Aufgaben reicht nicht aus. Wir müssen vielmehr fen für die Anforderungen, die wir jeden Tag ein Stück dieser christlichen Grundwerte wie gewährleisten müssen. Wenn wir ständig nur in der Not leben würden, dann wäre es äußerst schwierig, die Dinge, die wir vorantreiben wollen, auch umzusetzen. Es verschafft Freiheit, aber es verschafft auch Verantwortung – und Hier links sehen Sie den Wür- zwar Verantwortung, die Mittel so einzusetzen, fel zur Broschüre dass sie dem Zweck unseres Unternehmens „Gemeinsam. Anders. Stark.“ gerecht werden können. Deshalb ist wirtschaft- mit „Vision, Leitbild, Pro- gramm“ des Sozialwerks St. liches Handeln und christliches Menschenbild Georg – Informationen zum kein Widerspruch. Leitbild finden Sie hier: www.gemeinsam-anders- | Kuster: Ihnen allen herzlichen Dank stark.de/leitbild für das Gespräch. Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 15
Rückblick, Leitlinien, Perspektiven Der Ombudsmann Ombudsmann Dr. Fritz Krueger im Gespräch mit Mitgliedern eines Bewohnerinnen- und Bewohnerbeirats in Gelsenkirchen Der Ombudsmann: Partner und Anwalt für die Menschen „Ich freue mich, wenn ich durch die Der Ombudsmann wird tätig, wenn Klien- Dr. Fritz Krueger, Gespräche mit den Menschen dazu tinnen und Klienten innerhalb des Sozialwerks Ombudsmann des glauben, nicht zu ihrem Recht zu kommen, sich Sozialwerks St. Georg e. V. beitragen kann, ihre Lebensqualität ungerecht behandelt fühlen oder entsprechende Dr. Fritz Krueger weiter zu steigern.“ Hinweise geben wollen. Auch falls sich jemand • S ozialarbeiter nicht ausreichend informiert fühlt, mit Entschei- • D iplom-Pädagoge, Seit dem Jahr 2010 haben die Menschen mit dungen nicht einverstanden ist oder Dienstleis- Erziehungswissenschaften Assistenzbedarf im Sozialwerk St. Georg eine tungen bewerten möchte, kann er oder sie sich (Germanistik, Soziologie, Erwachsenenbildung) weitere Einflussmöglichkeit auf die Gestaltung unentgeltlich an den Ombudsmann wenden. In • ehem. Holding- ihrer Lebensqualität: Dr. Fritz Krueger ist der einem telefonischen oder persönlichen Gespräch Geschäftsführer Josefs- erste Ombudsmann des Sozialwerks. Er setzt bespricht dieser dann die Angelegenheit mit dem Gesellschaft sich grundsätzlich ein für den Schutz, die Rechte Rat Suchenden. In Informationsveranstaltungen, Postanschrift und für die Anliegen aller Menschen, die Dienst- auf Plakaten und Faltblättern in den Einrichtun- Ombudsmann des leistungen des Sozialwerks in Anspruch nehmen. gen oder auf einer eigenen Internetseite wird auf Sozialwerks St. Georg e. V. Der Ombudsmann ist ein mit ausdrücklicher das Angebot aufmerksam gemacht. Dr. Fritz Krueger Rottkamp 8 Zustimmung des Verwaltungsrats berufener un- Die Anliegen sind dabei stets Vertrauenssa- 48712 Gescher abhängiger und ehrenamtlich tätiger Ansprech- che: Der Ombudsmann ist sowohl gegenüber Be- Tel. 0209 7004-315 partner. Der Begriff „Ombud“ kommt aus dem (Weiterleitung auf: hörden und Privatpersonen als auch gegenüber Mobil 0172 2650846) nordischen Sprachraum. Ombudsmann bedeutet den Vertretern des Sozialwerks St. Georg zum ombudsmann@ so viel wie „Vermittler“, „Vertreter“, „Bevoll- Schweigen verpflichtet; nur bei Einverständnis sozialwerk-st-georg.de mächtigter“. Es handelt sich um ein zusätzliches der betroffenen Person und bei Straftaten entfällt www.gemeinsam-anders- Angebot, ergänzend zur Arbeit der Gremien der stark.de/ombudsmann die Schweigepflicht. Selbstvertretung der Menschen mit Assistenz- bedarf wie Werkstatt- und Tagesstättenräte bzw. Regelmäßig berichtet der Ombudsmann dem Bewohnerinnen- und Bewohnerbeiräte. Vorstand und einmal im Jahr dem Verwaltungsrat in anonymisierter Form über die Beschwerdetat- bestände. Dabei kann er Empfehlungen ausspre- chen, aber keine Anweisungen erteilen. Das Resümee für 2012: Alle auf die Dienst- leistungen des Sozialwerks bezogenen Probleme konnten vor Ort gelöst werden – ohne dass der Ombudsmann an den Vorstand herantreten musste. 16 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Rückblick, Leitlinien, Perspektiven Die Stiftung Sozialwerk St. Georg 10 Jahre Stiftung Sozialwerk St. Georg: Die Teilnehmenden der Jubiläumsfeier in St. Anna in Gelsenkirchen brauchen im September 2012 nicht lange zum Mitklatschen animiert zu werden zu den Samba-Rhythmen, die die Mitglieder der von der Stiftung geförderten Musikgruppe „Bloco St. Georg“ aus Ascheberg erklingen lassen. „Die Stiftung Sozialwerk St. Georg Die Stiftung Sozialwerk St. Georg fördert Projekte, um Menschen mit Behinderung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.“ …braucht Ihre Unterstützung! Denn wir Als Jubiläumsprojekte standen im Jahr 2012, wollen weiter mithelfen, die finanzielle Zu- in dem unsere Stiftung 10 Jahre jung wurde, kunft und die vielfältigen sozialen Aufgaben beispielsweise behindertengerechte Fahrräder des Sozialwerks zu sichern. In Zeiten knapper in Gelsenkirchen, ein Beitrag zur Finanzierung öffentlicher finanzieller Mittel und eines immer eines Reitplatzes für Therapeutisches Reiten in höheren Drucks durch die Kostenträger müssen Ascheberg oder „Internetpoints“ für Klienten in wir immer wieder neue Mittel und Wege finden, Schmallenberg im Fokus der Berichterstattung um eine gute Lebensqualität von Menschen über das Jubiläum. mit Behinderung zu erreichen. Das reformierte Das Stiftungskapital lag im Jahr 2012 bei Spenden- und Stiftungsrecht macht die Unter- rund 721.000 Euro. Insgesamt standen 2012 stützung unserer gemeinnützigen Stiftung dabei rund 40.000 Euro für Maßnahmen zur Verfü- Von oben: Werner Cordes noch attraktiver. und Bernd Lepping, Vorstand gung, um Menschen mit Behinderung zu stärken der Stiftung Sozialwerk St. Im Sinne einer gemeinschaftlichen Gesamt- und ihnen zu helfen, am gesellschaftlichen Georg verantwortung aller gesellschaftlichen Gruppen Leben teilzuhaben.* ruft die Stiftung Bürgerinnen und Bürger, Unter- Stiftung Sozialwerk Unterstützen Sie uns jetzt, um weitere aktu- St. Georg nehmer, Initiativen und Institutionen auf: Bitte elle oder künftige Projekte zu ermöglichen oder Vorstand: unterstützen Sie unsere Arbeit! abzusichern wie ein Musikprojekt, ein Theater- Vorsitzender: Werner Cordes Denn nur so kann die Stiftung Projekte projekt oder ambulante Trainingsprogramme, Stellv. Vorsitzender: fördern, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen um nur einige Anliegen zu nennen. Sie können Bernd Lepping der Menschen mit geistiger Behinderung, psychi- die Stiftung auf folgenden Wegen – steuerlich Emscherstr. 62 scher Erkrankung oder sozialen Schwierigkeiten begünstigt – unterstützen: 45891 Gelsenkirchen Tel. 0209 7004-276 im Sozialwerk St. Georg verbessern helfen. • durch Spenden auf eines der unten rechts Fax 0209 7004-249 info@stiftung-st-georg.de angegebenen Konten www.stiftung-st-georg.de • durch Zustiftungen, die das Kapital der Stiftung Kontoverbindungen: direkt mehren Bank im Bistum Essen eG, Konto 10 221 013, • durch Nachlässe bzw. Vermächtnisse BLZ 360 602 95 (erbschaftssteuerfrei!) Volksbank Schmallenberg eG, Auch die Gründung einer unselbstständigen Konto 15 001 700, Stiftung bzw. die Einrichtung eines Stiftungs- BLZ 460 628 17 fonds unter dem Dach der Stiftung Sozialwerk St. Georg ohne eigenen Verwaltungsaufwand ist möglich. Gerne senden wir Ihnen unseren aktu- ellen Stiftungsbrief und weitere Informationen zu und informieren Sie individuell über die ver- schiedenen Fördermöglichkeiten, um gemeinsam eine passende Unterstützungsform zu finden. Wir freuen uns auf Ihren Anruf! * Vergleichen Sie die Übersicht der Spendensummen auf Seite 50. Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 17
Wir bieten so viel individuelle Unterstützung wie nötig, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. 18
Angebote und Zielgruppen Hilfen für ein selbstbestimmtes Leben Menschen mit Assistenzbedarf eröffnen wir Wege, selbstbestimmt, gleichberechtigt und aktiv am Leben in der Gesellschaft teilzuhaben: Erfahren Sie Grundsätz- liches zu unseren Zielgruppen.............................................................. Seite 20 und unseren Angeboten in den Bereichen Arbeit und Beschäftigung....................................... Seite 20 Wohnen und Leben................................................. Seite 21 Spezialangebote...................................................... Seite 22 Alltag und Freizeit................................................... Seite 23 Bildung, Orientierung und Beratung...................... Seite 23 19
Angebote und Zielgruppen Ob traditionelle Produktion im Metallbereich, moderne Büro- services wie digitale Archivie- rung oder Dienstleistungen mit Kundenkontakt wie hier im Bild der Handwerkerservice unserer ambient assisted living gGmbH: Das Sozialwerk St. Georg bietet vielschichtige Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Arbeit und Beschäftigung Zielgruppen Unsere Dienstleistungen erbringen wir für Menschen mit Assistenzbedarf in Nordrhein-Westfalen – darunter überwiegend Menschen mit psychischer Erkrankung oder geistiger Behinderung, aber auch für viele weitere Zielgruppen: Marktgerechte Produktion Für Menschen mit Behinderung, Erkrankung und Dienstleistung, oder sozialen Schwierigkeiten haben Arbeit und Menschen mit verknüpft mit persönlicher Abhängigkeitserkrankung Assistenz und Förderung Beschäftigung die gleiche Bedeutung wie für uns ADS/ADHS alle: Sie stiften Sinn, stärken das Selbstbewusst- Angststörung sein und bieten ein soziales Beziehungsfeld. Die- Autismus sem hohen Stellenwert tragen wir mit unseren Bindungsstörungen Einrichtungen zur Rehabilitation und Eingliede- Borderlinestörung rung in Arbeit und Beschäftigung Rechnung. chronischer Abhängigkeitserkrankung Demenz Auch unsere Werkstätten müssen wirtschaft- Depression liche Arbeitsergebnisse anstreben. Gleichzeitig Doppeldiagnose Lernbehinderung/Verhaltensstörung aber sind Produktion und Dienstleistung für den Doppeldiagnose Psychische Erkrankung/Sucht Markt untrennbar verknüpft mit der persönli- Doppeldiagnose Sucht/Psychische Erkrankung Essstörung chen Assistenz und Förderung der Beschäftigten. geistiger Behinderung In unseren Werkstätten für Menschen mit Behin- gerontopsychiatrischer Erkrankung derung bieten wir neue berufliche und persön- Lernbehinderung lichkeitsbildende Perspektiven. Unser Angebot Mehrfachbehinderung umfasst u. a. Metallarbeiten, Fahrzeugpflege und Mobilitätseinschränkung Reifenwechsel, Holzbe- und -verarbeitung in den organischem Psychosyndrom Schreinereien, Dienstleistungen z. B. in einem Persönlichkeitsstörung Pflegebedarf Café oder in Großküchen, im Büroservice und psychischer Erkrankung/Behinderung bei der digitalen Archivierung. In der beruflichen Psychose Bildung stoßen unsere PC-Übungsarbeitsplätze Schizophrenie auf großes Interesse. sozialen Anpassungsstörungen Sucht Integrationsgesellschaft: Praktika, Jobs in Außenarbeitsplätzen direkt Verhaltensstörung INTZeit-Arbeit gGmbH in Unternehmen oder Dienstleistungen unserer eigenen Integrationsgesellschaft INTZeit-Arbeit gGmbH und der ambient assisted living gGmbH In unseren Diensten und Einrichtungen sollen dabei die Eingliederung in den ersten entwickeln und fördern wir eine noch stärkere Arbeitsmarkt erleichtern. Vernetzung stationärer, teilstationärer und ambu- Viele Klienten finden in unseren Tages- lanter Strukturen, um noch mehr Durchlässigkeit stätten einen „zweiten Lebensraum“. Auf der und Transparenz zu schaffen. Grundlage individueller Hilfeplanung vermitteln wir praktische Kenntnisse, Fähigkeiten und Handlungskompetenz für die Lebensgestaltung. Im Rahmen der Eingliederungshilfe öffnen sich unsere Tagesstätten zunehmend auch für eine ta- gesstrukturierende Assistenz und Beschäftigung als teilstationäres Angebot. 20 Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen
Ob in einer eigenen Wohnung im Ambulant Betreuten Wohnen oder wie hier im „Kontrapunkt Hamm“ in einer Wohngruppe mit gemein- samen Mahlzeiten: Ziel ist ein Leben „mittendrin“, ganz im Sinne der Inklusion, mit so viel Selbstständigkeit wie möglich. Wohnen und Leben Mit dem Begriff „Wohnen“ ist vor allem das Wie alle, möchten auch Menschen mit Assis- Unser Ziel ist die Öffnung und Differenzierung Bedürfnis nach Schutz, Privatheit, Kontinuität tenzbedarf aber in der eigenen Wohnung leben. unterschiedlicher Wohnfor- und Zugehörigkeit verknüpft. Wer seine eigene Deshalb gilt für uns der Grundsatz: „So viel am- men, um die selbstbestimm- Wohnung hat, kann sie nach eigenen Vorstel- bulant wie möglich, so viel stationär wie nötig“ te Lebensführung jedes lungen gestalten. Mit der stationären Assistenz – Hilfe in der eigenen Wohnung hat Vorrang vor Menschen zu fördern. in Wohneinrichtungen unterstützen wir das dem Umzug in eine Wohneinrichtung. Ambulant Bedürfnis nach Wohnen, wenn das Leben in der Betreutes Wohnen ist ein weit verbreitetes An- eigenen Wohnung nicht oder noch nicht möglich gebot für alle Klientinnen und Klienten, die vorü- ist. Bewusst gestalten wir unsere Wohnstruk- bergehend oder für länger nicht ohne Hilfe in turen so normal wie möglich und geben den der eigenen Wohnung leben können. Es umfasst persönlichen Bedürfnissen des Einzelnen den niedrigschwellige, aufsuchende und beratende notwendigen Raum. sowie unterstützende Hilfen in den Lebensbe- reichen Wohnen, Arbeit und Tagesgestaltung. Einerseits gibt es die Möglichkeit, in kleinen, Dazu gehört auch die Begleitung bei Krisen und überschaubaren Gemeinschaften zu wohnen. Erkrankungen. Andererseits bieten wir auch Paar- oder Single- wohnungen an. Diese Wohnangebote finden Wohnen heißt für uns auch: die Chancen „Ambient Assisted Living“: sich in Groß- und Kleinstädten oder in Dörfern, neuer Technologien ausloten und nützliche Leben in einer durch tech- nische Hilfen unterstützten, in der Nähe von Stadtzentren, aber auch in der Erfindungen – wo sinnvoll und ethisch vertretbar assistierenden Umgebung ländlichen Idylle. – in unsere Wohnangebote integrieren. Mit unse- rer innovativen ambient assisted living gGmbH Unsere Kerneinrichtungen als Mittelpunkt entwickeln wir Angebote, um die persönliche von Wohnverbundsystemen sind meist kleinere Freiheit und Autonomie der Klientinnen und Einrichtungen mit Kontakten in der Nachbar- Klienten zu vergrößern und zu verlängern und schaft. Die Außenwohnungen sind Einzelapart- stationäre Aufenthalte hinauszuzögern oder sogar ments oder Wohnungen für mehrere Personen. ganz zu vermeiden. Eine „assistierende Umge- Sie liegen in Mietshäusern und tragen so zu bung“, die durch technische Hilfen unterstützt, einem normalen Wohnumfeld bei, genauso wie bietet den Menschen ein Mehr an Sicherheit, die Wohnungen in Ein- oder Zweifamilienhäu- Geborgenheit und Kommunikation. sern in entsprechenden Wohnvierteln. Und für die Privatsphäre ganz wichtig: Das eigene Zim- mer wird auf Wunsch selbst eingerichtet. Sind die persönlichen Voraussetzungen zum Leben in einer Außenwohnung oder in einer eigenen Wohnung geschaffen, fördern wir den Weg dahin konsequent weiter. Unsere zur Wohneinrichtung gehörenden Außenwohnungen sind somit ein Bindeglied zwischen der Wohneinrichtung und dem Ambulant Betreuten Wohnen. Geschäftsbericht 2012 | Qualität des Lebens verwirklichen 21
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