Strategie der Zusammenarbeit und Förderung von Nichtregierungsorganisationen der polnisch-deutschen Grenzregion mit der lokalen Regierung - NGO
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Strategie der Zusammenarbeit und Förderung von Nichtregierungsorganisationen der polnisch-deutschen Grenzregion mit der lokalen Regierung 1
Inhaltsverzeichnis Einleitung .................................................................................................................................................... 3 Diagnose ..................................................................................................................................................... 5 Nichtstaatlicher Sektor in der Lebuser Woiwodschaft ......................................................................... 5 Nichtstaatlicher Sektor in Brandenburg ................................................................................................. 7 Klima - beobachtete Bedrohungen der natürlichen Umwelt im Zusammenhang mit dem Klimawandel (lokale und regionale Probleme) .............................................................................................................. 12 Geografische Gegebenheiten ............................................................................................................... 12 Veränderung der Niederschlagsmuster, Hitzewellen und Dürren ....................................................... 13 Verlust der lokalen Artenvielfalt, Rückgang oder Verschwinden lokaler Populationen von Pflanzen- und Tierarten, die nicht resistent gegen Wasserknappheit, anhaltende Dürreperioden und Hitzewellen sind ................................................................................................................................... 15 Gesundheit der Einwohner .................................................................................................................. 19 Extreme Wetterereignisse ................................................................................................................... 20 Kosten des Klimawandels ..................................................................................................................... 21 PESTEL- und SWOT-Analyse ..................................................................................................................... 21 SWOT-Analyse ...................................................................................................................................... 23 Analyse der Auswirkungen, Verknüpfungen und strategischen Richtungen ....................................... 25 Strategische Ziele ..................................................................................................................................... 27 Maßnahmen in Verbindung mit den strategischen Zielen ...................................................................... 32 Kodex der Grundsätze der Zusammenarbeit - Grundsätze (Standards) der Zusammenarbeit ............... 34 Leistungsstandards des Netzwerks der NGOs des deutsch-polnischen Grenzgebiets für den Klimaschutz........................................................................................................................................... 38 Grundsätze der Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Verwaltung und dem nichtstaatlichen Sektor ................................................................................................................................................... 45 Finanzieller Rahmen ................................................................................................................................. 48 Öffentliche Quellen .............................................................................................................................. 48 Private Quellen ..................................................................................................................................... 49 Literaturverzeichnis: ................................................................................................................................. 50 Buchveröffentlichungen und Presseartikel: ........................................................................................ 50 Internetquellen, Rechtsakte und andere: ........................................................................................... 53 2
Einleitung Dieses Dokument ist eine Antwort von Nichtregierungsorganisationen aus den Grenzgebieten Polens und Deutschlands auf den fortschreitenden Klimawandel. Sie identifiziert Schlüsselprobleme, Ziele, Formen der Zusammenarbeit und Maßnahmen, die der NGO-Sektor mit der lokalen Regierung ergreifen kann, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken. Das Dokument basiert in seiner Struktur auf zwei Querschnittsachsen, die die Probleme der beiden oben genannten Themenbereiche aufzeigen. Das erste ist das Hauptproblem im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Klimawandels und der Fähigkeit der kooperierenden NGOs, diesen entgegenzuwirken. Der zweite Bereich konzentriert sich auf die Nichtregierungsorganisationen im Grenzland selbst und ihre Probleme, Formen des Funktionierens und der Aufnahme grenzüberschreitender und intersektoraler Zusammenarbeit. Der Schlüssel zu dieser zweiten Achse ist daher das Ziel der Stärkung dieser Zusammenarbeit und ihrer Synergien, verbunden mit der positiven Einwirkung ihrer Akteure auf die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels. NGOs und der öffentliche Sektor sind natürliche Partner für einander, u.a. aufgrund der Tatsache, dass beide Sektoren sehr oft zum Nutzen der lokalen Gemeinschaft handeln. Ihre Zusammenarbeit bringt einen Synergieeffekt mit sich, der greifbare Vorteile in Form einer Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner bietet und es ihnen ermöglicht, ihre Bedürfnisse zu erfüllen und soziale Probleme zu lösen. Mit dieser Strategie soll auch die Zusammenarbeit von Grenzregierungsorganisationen und lokalen Selbstverwaltungen zum Nutzen der lokalen Gemeinschaften gestärkt werden, indem die Bedingungen für die Umsetzung der Zusammenarbeit systematisch verbessert werden. Neben der Erweiterung des Anwendungsbereichs, der Entwicklung von Formen und der Erhöhung der Standards für die Zusammenarbeit zwischen Nichtregierungsorganisationen und lokalen Selbstverwaltungen, die zur Förderung der Bürgeraktivität, zur sozioökonomischen Entwicklung und zur Befriedigung der Bedürfnisse der Grenzbewohner beitragen. Diese Strategie legt keine spezifischen Fristen für die Umsetzung von Maßnahmen fest. Es gibt auch keinen Zeithorizont für das Erreichen individueller Ziele vor. Dies ist ein bewusstes Vorgehen, denn die Zusammenarbeit soll eine Form der Haltung sein, die das lokale soziale und wirtschaftliche Leben im deutsch-polnischen Grenzgebiet prägt. Daher soll die Umsetzung dieser Strategie kontinuierlich und systematisch erfolgen und die Akzeptanz der Strategierichtungen durch die lokalen Regierungen und Nichtregierungsorganisationen als bedeutsam und umsetzungswürdig unter dem Gesichtspunkt des Gemeinwohls, das das Klima und die damit verbundene Lebensqualität der Bewohner ist. Die Strategie wurde als Ergebnis der Umsetzung des Projekts "Netzwerk der Zusammenarbeit von NGOs aus dem polnisch-deutschen Grenzgebiet für den Klimaschutz" auf der Grundlage des Dialogs und der Zusammenarbeit von Organisationen, die das "NGO-Kooperationsnetzwerk" bilden, und der 3
fachlichen Unterstützung der Stiftung für Collegium Polonicum und der Stiftung Dziupla Inicjatyw Przyrodniczych aus Słubice entwickelt. 4
Diagnose Nichtstaatlicher Sektor in der Lebuser Woiwodschaft Die genaue Anzahl der Nichtregierungsorganisationen in der Lebuser Woiwodschaft zu bestimmen, ist nicht möglich, da es keine einheitliche Datenbank oder ein Register der Organisationen im Non-Profit-Sektor gibt, das eine Überprüfung ihrer Anzahl explizit ermöglichen würde. Diese Anzahl variiert je nach Quelle erheblich. Nach Angaben des Statistischen Zentralamtes (GUS) gab es 2,6 Tausend aktive Nichtregierungsorganisationen Ende 2016 in der Lebuser Woiwodschaft1. Der Klon/Jawor-Verein wiederum berechnete auf der Grundlage von Daten aus dem Nationalen Gerichtsregister und den REGON-Registern, dass wir 3.742 Stiftungen und Vereine in der Lebuser Woiwodschaft Ende 2017 hatten2. Aufgrund dieser unterschiedlichen Datenlage ist auch der Indikator zur Anzahl der Nichtregierungsorganisationen pro 10 Tsd. Einwohner unterschiedlich. Je nach Quelle sind es 26 Organisationen pro 10 Tsd. Einwohner (GUS) bis 37 Organisationen pro 10 Tsd. Einwohner (Klon/Jawor). In beiden Fällen liegt dieser Indikator über dem nationalen Durchschnitt. Unabhängig von der Datenquelle sind 2,2 Tsd. Vereine ähnlich wie in anderen Woiwodschaften in Polen dominierende Rechtsform (Vereine und ähnliche soziale Organisationen). Die zweithäufigste Rechtsform sind Stiftungen: 0,3 Tsd. Die übrigen Rechtsformen (wirtschaftliche und berufliche Selbstverwaltung, sozialreligiöse Einheiten) machen 0,1 Tausend aus.3 Was die Struktur des gemeinnützigen Sektors betrifft, so machen Vereine in der Lebuser Woiwodschaft 86% des gesamten Sektors aus, und dieser Prozentsatz ist etwas höher als der Landesdurchschnitt (80%)4. Auf Stiftungen entfallen 10 %, im Inland entsprechend 15 %. Auf andere Rechtsformen entfallen 4% (landesweit entsprechend 5%)5. In der Vereinsstruktur sind typische Vereine und soziale Organisationen mehr als die Hälfte (52%), 29% sind Sportvereine, 13% freiwillige Feuerwehren und 5% Jagdvereine. Diese Struktur unterscheidet sich geringfügig von der landesweiten Struktur der Vereine, d.h. entsprechend 49%, 27%, 20% und 3%6. Im Rahmen des Projekts "Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen der polnisch-deutschen Grenze zum Klimaschutz" wurde eine Umfrage unter 47 Nichtregierungsorganisationen aus dem Gebiet der Lebuser Woiwodschaft durchgeführt. 72,3 % der befragten Organisationen waren Vereine, 23,4 % waren Stiftungen, 4,3 % waren Zusammenschlüsse von Vereinen bzw. ländlichen Hausfrauenkreisen. 1 Bank Danych Lokalnych GUS (Lokale Datenbank des Statistischen Zentralamtes), https://bdl.stat.gov.pl/ 2 Charycka, B., Gumkowska, M. (2019). Kondycja sektora organizacji pozarządowych 2018 (Der Zustand des NGO-Sektors 2018), Warschau. 3 Bank Danych Lokalnych GUS (Lokale Datenbank des Statistischen Zentralamtes), https://bdl.stat.gov.pl/ 4 Adamska, M., Auriga-Borówko, A., Borysiak, K., Goś-Wójcicka, M. K., Jarębska, K., Knapp, A., Makowska-Belta, E., Sekuła, T. (2018). Sektor non-profit w 2016 r. (NGO-Sektor im Jahre 2016), Warschau, Krakau, S. 108. 5 Ibidem. 6 Ibidem, S. 113. 5
Es ist erwähnenswert, dass 64% der gemeinnützigen Organisationen in der Lebuser Woiwodschaft in Städten ansässig sind und nur 36% sind in Dörfern registriert. Zum Vergleich: In Polen liegt dieser Prozentsatz zwischen 61% und 39% zugunsten der in Städten registrierten Organisationen7. Bis zu 50% der befragten Organisationen hatten ihren Hauptsitz zu Hause bei einer Privatperson registriert. 26% nutzten die kostenlose Miete (Leihe). 15% der Organisationen hatten ihren eigenen Hauptsitz und 9% mieteten ihn gegen eine Gebühr. Was die Haupttätigkeitsbereiche betrifft, so befasst sich der höchste Prozentsatz der Nichtregierungsorganisationen in der Lebuser Woiwodschaft mit weit verstandenem Sport, Tourismus, Erholung und Hobbys: 34% (29% landesweit). Weitere 12% von ihnen befassen sich mit Rettungsdiensten, 11% mit Kultur und Kunst und 7% davon mit Bildung, Erziehung und Forschung. National gesehen sind die Zahlen entsprechend: 17%, 12% und 10%. Daten über Personen, die zum Nutzen der Organisation arbeiten, sind interessant. Im Jahr 2016 arbeiteten 19 Personen in der Lebuser Woiwodschaft im Durchschnitt für eine Organisation sozial (freiwillig), Landesdurchschnitt beträgt 21 Personen. In der Hälfte der Organisationen lag die Anzahl der ehrenamtlich tätigen Personen nicht über 11 (der landesweite Median lag bei 10)8. Von den befragten Organisationen gaben 40 die Anzahl ihrer Mitglieder an. Die durchschnittliche Anzahl der Mitglieder der befragten Organisationen lag bei über 55. Nach Abzug des zahlreichsten Vereins (fast 1.000 Personen) sinkt dieser Index auf 31 Mitglieder. Nach Angaben von GUS beschäftigen 59 % der Lebuser NGOs kein bezahltes Personal. 27% beschäftigen Mitarbeiter mit zivilrechtlichen Verträgen und 15% mit Arbeitsverträgen. Diese Daten sind fast identisch mit dem Durchschnitt für das ganze Land. Außerdem stimmen sie mit der Umfrage des Vereins Klon/Jawor überein, die besagt, dass 37% der Organisationen in Polen festangestellte Mitarbeiter beschäftigen (entsprechend 19% mit Arbeitsverträgen und 18% mit anderen Verträgen)9. Das durchschnittliche bezahlte Team in einer Non-Profit-Organisation in Polen besteht aus 3 Personen. 59 % aller Mitarbeiter sind Frauen10. In der Lebuser Woiwodschaft ist dieser Indikator niedriger. Der Median der Mitarbeiterzahl in Non-Profit-Organisationen liegt bei 2 Personen und der Anteil der durchschnittlichen Vollzeitbeschäftigung in gemeinnützigen Organisationen an der Gesamtbeschäftigung in Polen betrug 2016 1,4% . 11 Als Teil der Umfrage wurden die Lebuser Organisationen auch zu Beschäftigungsfragen befragt. Von den 31 gegebenen Antworten gaben 5 Organisationen an, dass sie Mitarbeiter beschäftigen, was 16 % der befragten Organisationen entspricht. Also deutlich unter den offiziellen Daten für die gesamte Lebuser Region. 7 Ibidem, S. 118. 8 Ibidem, S. 123. 9 Charycka, B., Gumkowska, M. Kondycja sektora organizacji pozarządowych 2018 (Der Zustand des NGO-Sektors 2018), op. cit., S. 14. 10 Ibidem, S. 33. 11 Adamska, M. u. andere. Der Non-Profit-Sektor im Jahr 2016., op. cit., S. 125. 6
Die Beschäftigung von Mitarbeitern bzw. das Vorhandensein von fest angestelltem Personal hängt wesentlich mit der Größe des Budgets der Organisation zusammen. In Polen 72% der Organisationen mit einem Jahresbudget von über 100.000 PLN beschäftigt festes Personal12. In der Lebuser Woiwodschaft lag der Prozentsatz der gemeinnützigen Organisationen mit einem Budget von über 100.000 PLN 2016 bei 22%. Das Jahresbudget von 43% der Organisationen lag zwischen 10 und 100.000 PLN. Sogar 35 % aller NGOs hatten ein Budget von weniger als 10.000 PLN13. Diese Indikatoren unterscheiden sich nicht wesentlich von den von GUS vorgelegten nationalen Daten und den in der Studie des Vereins Klon/Jawor veröffentlichten Daten. Im Rahmen der Umfrage wurden die Lebuser Organisationen auch nach der Größe ihrer Budgets gefragt. Von den Organisationen, die geantwortet haben, hatten 51% einen Umsatz von nicht mehr als 10.000 PLN. Im zweiten Bereich (zwischen 10 und 50 Tsd. PLN) waren 27% Organisationen. 8% waren Organisationen mit einem Budget zwischen 50 und 100 Tsd. PLN. Ein Jahresbudget von über 100 Tsd. PLN (jedoch nicht mehr als 500.000 PLN) stand fast 11% Organisationen zur Verfügung. Weniger als 3% davon hatten ein Einkommen von mehr als 500 Tsd. PLN. 68% Lebuser NGOs arbeiten mit der lokalen Regierung zusammen. Im Gegenzug erklärten 59% die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Derselbe Indikator (59%) der Lebuser Organisationen erklärt die Zusammenarbeit innerhalb des Sektors14. Die wichtigsten Herausforderungen des Non-Profit-Sektors in der Lebuser Woiwodschaft: Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Geldmitteln oder Geräten; Mangel an Menschen, die bereit sind, sich in der Organisation zu engagieren und Überalterung der Führungskräfte; Bürokratie der öffentlichen Verwaltung und komplizierte Formalitäten der Geldgeber; Schwierigkeiten bei der Bindung von Mitarbeitern und Freiwilligen; Wachsende Müdigkeit, professionelles Burnout von Organisationsleitern. Nicht-staatlicher Sektor in Brandenburg Im Land Brandenburg gibt es viele Nichtregierungsorganisationen mit sehr unterschiedlichen Ausrichtungen. NGOs widmen sich dem Gemeinwohl, streben danach, die Welt zu verbessern oder kämpfen gegen lokale, territoriale oder globale Probleme. 12 Charycka, B., Gumkowska, M. Kondycja sektora organizacji pozarządowych 2018 (Der Zustand des NGO-Sektors 2018), op. cit., S. 32. 13 Adamska, M. u. andere. Der Non-Profit-Sektor im Jahr 2016., op. cit., S. 126. 14 Duer, K., Dreszer-Smalec, K., Gluth, K., Wojciechowska, M., Wyszomirska, E. (2012). Diagnoza stanu lubuskich organizacji pozarządowych (Diagnose des Zustands von Nichtregierungsorganisationen im Lebuser Land), Słubice: Fundacja na rzecz Collegium Polonicum (Stiftung für das Collegium Polonicum), S. 70-72. 7
NGOs sind in vielen Bereichen tätig und erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben, wie z. B.: Leisten humanitärer Hilfe, Eintreten für soziale Gerechtigkeit, Befürwortung einer umweltfreundlichen und sozial verantwortlichen Verkehrsgestaltung, Förderung von Wissenschaft, Bildung, Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung, Sicheinsetzen für die Natur und die Umwelt, Aktives Handeln für den Klimaschutz, sind Anhänger der erneuerbaren Energien, bieten Umweltberatung an, sind Anhänger des stufenweisen Ausstiegs aus der Kernenergie, sind in der ökologischen Landwirtschaft tätig, sind im Tierschutz aktiv, Fördern Sport und körperliche Aktivität, schützen Kulturgüter, fördern Kunst und Kultur, überprüfen die Einhaltung der Umweltgrenzwerte und Verbrauchervorschriften. NGOs nehmen Stellung in politischen und legislativen Debatten. Sie agieren als Akteure und nutzen ein breites Spektrum, um Stellung zu beziehen und die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen oder zu sensibilisieren. Diese Aktivitäten umfassen: Online-Kampagnen, Aufklärungskampagnen, öffentliche Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Demonstrationen, Lobbyarbeit, Pressemeldungen, Positionspapiere, Meinungen, Umsetzung von Projekten, 8
Veranstaltungen zur Umweltbildung, Einreichung von Klageschriften. Viele NGOs sind Partner und Berater, aber auch Kritiker der lokalen und territorialen Verwaltungen und ihrer sozial- und gesellschaftspolitischen Entscheidungen. Sie geben einen entscheidenden Anstoß für die öffentliche Diskussion. Der Dritte Sektor in Brandenburg zeichnet sich durch eine Vielzahl von NGOs mit unterschiedlichen Rechtsformen, Aktivitäten und Größen aus. Sie umfasst rund 18.000 eingetragene Vereine, 350 gemeinnützige GmbHs15 und 212 Stiftungen16. Ähnlich wie in der Lebuser Woiwodschaft sind Vereine in Brandenburg die vorherrschende Rechtsform. Ende 2012 wurden 18.382 solcher Vereine registriert, was einer Quote von 73,7 Vereine pro 10.000 Einwohner entspricht. Es ist erwähnenswert, dass diese Zahl seit 2007 systematisch gesunken ist. Danach wurde die höchste Zahl in Brandenburg mit 18.709 Vereinen verzeichnet. Die Haupttätigkeitsbereiche der Verbände sind: Freizeit 39%, Körperkultur und Sport 16%, 15% sind Hilfsorganisationen, 14% sind in Arbeit, Wirtschaft oder Politik tätig. Hobby- oder berufsständische Interessenverbände machen 9% aus, kulturelle Organisationen 5%. 2% aller Vereine beschäftigen sich mit Umwelt und Natur17. Der Anteil der Haupttätigkeitsbereiche der Vereine in Brandenburg ist dem in ganz Deutschland sehr ähnlich. Die zweithäufigste Rechtsform des nicht-staatlichen Sektors in Brandenburg sind die gemeinnützigen Gesellschaften mit beschränkter Haftung ( gGmbHs -). In 2013 waren sie 351. In Polen ist es auch möglich, gemeinnützige Gesellschaften zu gründen, aber es gibt keine offiziellen Daten über deren Anzahl, da kein eigenes Register geführt wird. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen beschäftigt sich mit sozialen Diensten und Hilfen (41%), Bildung und Kinderbetreuung (20%), 16% davon sind im Bereich Gesundheitsschutz und -förderung tätig. Weitere 7 % sind im Bereich Kunst und Kultur tätig, 4 % handeln in der Forschung und je 3 % in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz sowie Wohnen18. Die dritte Rechtsform sind Stiftungen, die in Brandenburg und in ganz Deutschland eine lange Tradition haben. Die ältesten Gründungen in Brandenburg lassen sich bis ins 14. Jh. zurückverfolgen, während in Deutschland selbst noch heute Gründungen aus dem 12. Jh. aktiv sind. Hervorzuheben ist das große Missverhältnis zwischen der Anzahl der Stiftungen in sog. Ost- und Westdeutschland. Ende 2016 lag ihre Zahl im Osten des Landes bei 1.513 (davon 212 in Brandenburg), im Westen waren es sogar 15 Priller, E., Alscher, M.P., Droß, P.J., Paul, F., Poldrack, C.J., Schmeißer, C. (2013). Zur Situation, zu den Leistungen und sozialen Effekten von Dritte-Sektor-Organisationen im Land Brandenburg, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, S. 5. 16 Bialowons, T., Bischoff, A., Kowark, K., Krebstakies, R., Osterloh, I., Ratajszczak, T., Rötzsch, F., Schmidtke, F. (2017). Zahlen, Daten, Fakten zum deutschen Stiftungswesen, Berlin: Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V., S. 51. 17 Priller, E. u. a., Zur Situation, zu den Leistungen und sozialen Effekten von Dritte-Sektor-Organisationen im Land Brandenburg, op. cit., S. 12. 18 Ibidem, S. 15. 9
20.29319. Dieser Unterschied wurde maßgeblich durch die DDR-Jahre beeinflusst, als viele Stiftungen liquidiert oder zusammengelegt wurden. Bemerkenswert ist, dass rund 40 % der aktuellen Stiftungen in Deutschland innerhalb der letzten 15 Jahre gegründet wurden und Brandenburg eine der höchsten Stiftungswachstumsraten in Deutschland aufweist. Der größte Anteil der Stiftungen in Brandenburg befasst sich mit den Bereichen Soziales und soziale Dienste (29%), Kultur und Kunst (27%), Bildung, Kinderbetreuung und -erziehung (15%) sowie Forschung (11%). Auf Natur- und Umweltschutz entfallen 6% Stiftungen, auf die internationale Zusammenarbeit dagegen 3%20. Hervorzuheben ist die große Bedeutung von Non-Profit-Organisationen als Anbieter von Dienstleistungen und als Träger wichtiger öffentlicher Aufgaben. Im Jahr 2011 betrieb der dritte Sektor in Brandenburg 67 % der Pflegeheime, 45 % der Kindertagesstätten, 45 % der Kindergärten, 30 % der Krankenhäuser und 15 % der Schulen.21. Die meisten Organisationen in Brandenburg, bis zu 55%, sind in Städten mit 5 bis 20 Tsd. Einwohnern tätig. 34% haben ihren Sitz in ländlichen Gebieten. Bezogen auf die Mitgliederzahl dominieren kleine Organisationen mit bis zu 50 Personen mit einem Anteil von bis zu 44 % (der Bundesdurchschnitt liegt bei 27 %). Organisationen mit mehr als 500 Mitarbeitern machen nur 10% aus (in Deutschland sind es sogar 23%). Immerhin 64% der Organisationen in Brandenburg haben Mitarbeiter, das ist etwas mehr als im Bundesdurchschnitt (61%). 31% von ihnen beschäftigen 1 bis 5 Mitarbeiter. 28% der Organisationen beschäftigen zwischen 6 und 20 Mitarbeiter. Zwischen 21 und 100 Mitarbeiter sind bei 28% der befragten NGOs beschäftigt, während mehr als 100 Mitarbeiter bei 13% der Organisationen beschäftigt sind. Diese Zahlen unterscheiden sich nicht besonders von der Struktur der Beschäftigung in den NGOs in Deutschland insgesamt22. Im Jahr 2007 beschäftigten die Organisationen in Brandenburg mehr als 65 Tsd. Personen (bundesweit mehr als 2.200.000 Personen)23. Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Non-Profit-Organisationen in Brandenburg ist etwas höher als im Bundesdurchschnitt. 43% der Organisationen haben ein Budget von weniger als 100 Tsd. Euro. 34% der Organisationen haben ein Budget von mehr als 100 Tsd. Euro, aber weniger als 1 Mio. Euro. Organisationen mit einem Budget von mehr als 1 Mio. Euro machen 23% aus24. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit wird von 9 von 10 Organisationen in Brandenburg erklärt. Die Organisationen kooperieren hauptsächlich mit anderen Einrichtungen des dritten Sektors (73%) sowie mit der öffentlichen Verwaltung (Bundes- und Kommunalverwaltung) (70%). Mehr als ein Drittel (36%) 19 Bialowons,T. u. an., Zahlen, Daten, Fakten zum deutschen Stiftungswesen, op. cit., S. 22-24. 20 Priller, E. u. a., Zur Situation, zu den Leistungen und sozialen Effekten von Dritter-Sektor-Organisationen im Land Brandenburg, op. cit., S. 24. 21 Ibidem, S. 88-90. 22 Ibidem, S. 44-45. 23 Ibidem, S. 88. 24 Ibidem, S. 46. 10
gibt an, mit Unternehmen aus der Privatwirtschaft zu kooperieren, was über dem Durchschnitt in Deutschland (25%) liegt25. Im Rahmen des Projekts "Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen der polnisch-deutschen Grenze zum Klimaschutz" wurde eine Umfrage unter 25 Nichtregierungsorganisationen aus dem Gebiet des Bundeslandes Brandenburg durchgeführt. 93,75 % der befragten Organisationen waren Vereine. Die verbleibenden 6,25% waren gemeinnützige Gesellschaften mit beschränkter Haftung (gGmbHs). Wenn es um den Status des Sitzes einer Organisation geht, hatten die meisten Organisationen in Brandenburg, im Gegensatz zu den Lebuser NGOs, eigene oder unentgeltlich gemietete (überlassene) Räumlichkeiten. In beiden Fällen lag dieser Prozentsatz bei 31,25 %. Genau 25% der Organisationen mieten ihre Räumlichkeiten gegen eine Gebühr, während nur 12,5% ihren Sitz als eine Privatwohnung nutzen. Die durchschnittliche Anzahl der Mitglieder unter den befragten Organisationen lag unter 50 Personen. Nach Abzug des zahlreichsten Vereins (Sportverein) sinkt dieser Index auf weniger als 32 Mitglieder. In beiden Fällen liegen diese Zahlen sehr nah an den Daten, die von Organisationen aus Polen erhoben wurden. Im Rahmen der durchgeführten Umfrage wurden auch die Organisationen aus Brandenburg zu Beschäftigungsfragen befragt. Nur 6 Organisationen haben geantwortet. Eine objektive Nutzung dieser Daten ist damit nicht möglich. Als interessante Tatsache ist jedoch zu erwähnen, dass über 95 % der Beschäftigten in den Organisationen, die geantwortet haben, Frauen waren. Die wichtigsten Herausforderungen des Non-Profit-Sektors in Brandenburg: Alterung von Gründern, Mitgliedern und Mitarbeitern von Organisationen; Generationswechsel in Organisationen. Neue Mitarbeiter und Freiwillige haben oft andere Ideen und eine weniger klare Bindung an die Organisationen; Personalprobleme, besonders in ländlichen Gebieten, verbunden mit niedrigen Gehältern im dritten Sektor; es wird immer schwieriger, neue und engagierte Leute zu finden; Mangel an qualifiziertem Personal. 25 Ibidem, S. 75. 11
Klima - beobachtete Bedrohungen der natürlichen Umwelt im Zusammenhang mit dem Klimawandel (lokale und regionale Probleme) Geografische Bedingungen Die Landschaft der polnisch-brandenburgischen Grenzregion wurde während der Eiszeit vor etwa 12000 Jahren geformt und weist ein relativ reiches Relief mit einer maximalen Höhe der Erhebungen von etwa 180 m ü. d. M. auf. Durch die Besiedlung und Nutzung von Land durch Menschen sind Kulturlandschaften entstanden, die ein Gefühl der Identität hervorrufen, wie das Lebuser Land, das Oder- und Warthe-Tal. Abgesehen vom demografischen Wandel verfügt die Region über funktionale ländliche und städtische Strukturen, die das Landschaftsbild oft mit historischen Gebäuden bereichern. Die landschaftliche Vielfalt umfasst neben den Siedlungen auch naturnahe Gewässer, artenreiche Wiesen und Wälder, die Hänge des Odertals und die reich strukturierte halboffene Landschaft mit fruchtbaren Feldern und Wäldern. In Kombination mit dem geomorphologischen Relief bilden sie eine typische Kulturlandschaft. Die Natur und Landschaft der Euroregion zeichnet sich durch eine erhebliche Vielfalt und Merkmale aus, die im europäischen Maßstab häufig von Bedeutung sind, so dass ein großer Teil des Gebiets den Status eines Schutzgebiets hat. Neben den Großschutzgebieten gibt es eine Vielzahl weiterer nach nationalem Recht geschützter Gebiete (z.B. Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete) und Natura 2000-Gebiete (Gebiete mit natürlichen Lebensräumen und wildlebenden Tieren und Pflanzen), Besondere Schutzgebiete für Lebensräume (SAC) und der Europäischen Vogelschutzrichtlinie (SPA), Besondere Schutzgebiete für Vögel (SPA), die vor allem in unmittelbarer Nähe der Oder von grenzüberschreitender Bedeutung sind und in engem Zusammenhang für die Erhaltung von Biozönosen wirken. Die Oder mit über 40 Fischarten weist eine große Vielfalt auf. Im Winter halten jedes Jahr über 150.000 nordische Gänse im Warthe-Tal an, um sich auszuruhen, und nutzen auch die Ruheplätze auf deutscher Seite. Schutzgebiete machen insgesamt etwa 35-40% der Gesamtfläche von der deutsch-polnischen Grenzregion aus. In der Lebuser Woiwodschaft machen sie 39% der Fläche aus, was sie in dieser Hinsicht an die erste Stelle unter den drei Woiwodschaften Westpolens stellt. Einerseits besteht aufgrund der großen territorialen Vielfalt von Schutzgebieten ein kontinuierliches Konfliktpotential zwischen den Zwecken der Landnutzung und des -schutzes. Auf der anderen Seite bieten Natur und Landschaft besondere Möglichkeiten, das Bildungs-, Freizeit- und Touristenangebot zu erweitern26. 26 Szydłak, K., Schiwietz, T. (ed.) (2013). Koncepcja Rozwoju i Działania Euroregionu PRO EUROPA VIADRINA (Konzept zur Entwicklung und zum Betrieb der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA), Gorzów Wlkp.- Frankfurt/Oder, S. 16-17. 12
Das betreffende Gebiet ist daher von hohem Naturwert und damit besonders den negativen Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt. Die Klimaveränderungen, die wir beobachten und in den nächsten Jahrzehnten beobachten werden, gehen weit über die „Erwärmung“ hinaus. Veränderung der Niederschlagsmuster, Hitzewellen und Dürren Laut einer Analyse des Norwegischen Meteorologischen Instituts hat sich die Länge der Hitzewellen in Europa seit 1880 verdoppelt, und die Wahrscheinlichkeit heißer Tage ist heute dreimal höher27. Lang anhaltende Hitzewellen und Perioden ohne Regen oder mit kurzen Perioden mit starken Regenfällen führen zu Wasserknappheit, die zu verschiedenen Arten von Dürre führen kann: hydrologische Dürre, wenn der Wasserstand der Flüsse sinkt; landwirtschaftliche Dürre, wenn der Wasserstand der Böden sinkt; hydrogeologische Dürre, wenn der Wasserstand der Grundwasserleiter sinkt (https://naukaoklimacie.pl/aktualnosci/coraz-czestsze-susze-w-polsce-konsekwencja-zmiany- klimatu-i-dzialan-anty-adaptacyjnych-417). Seit den 50er Jahren des 20. Jhs. hat sich die Häufigkeit von Dürren in Polen von einer Dürre alle 5 Jahre auf eine Dürre, die im Durchschnitt alle 2 Jahre auftritt, erhöht, während wir in den letzten Jahren das Phänomen einer jährlichen Sommertrockenheit28 beobachten, die aufgrund der fehlenden Schneedecke und der bereits im Winter beobachteten Wasserdefizite sogar als Dauertrockenheit bezeichnet werden kann, wie es in den Wintern 2018/2019 und 2019/2020 der Fall war. Eines der Werkzeuge für die Bewertung der aktuellen Wasserressourcen, einschließlich der Diagnose ihrer Knappheit, ist die Analyse der klimatischen Wasserbilanz (KWB), die ein Indikator ist, der es erlaubt, den Zustand der Umweltnässe anhand meteorologischer Daten zu bestimmen. Die KWB ist definiert als eine Differenz zwischen Wasserertrag (in Form von Niederschlag) und Verdunstungsverlusten (Evapotranspiration). Die Lebuser Woiwodschaft ist neben der Woiwodschaft Großpolen eine der am stärksten von Dürren betroffenen Regionen. Nach den Daten des Systems zur Überwachung der landwirtschaftlichen Trockenheit hat die Lebuser Woiwodschaft fast jedes Jahr mit Wasserdefiziten zu kämpfen und gehört regelmäßig zu den ersten drei Woiwodschaften, die mit der größten Trockenheit zu kämpfen haben. Die Defizite waren in den Jahren 2011, 2015, 2018, 2019 und 2020 besonders hoch und führten zu erheblichen Verlusten in der Landwirtschaft29. Die Auswirkungen der Dürre betreffen fast alle landwirtschaftlichen Bereiche in dieser Region. Das zunehmende Problem des Wasserdefizits in der Region ist nicht nur auf den Klimawandel, sondern auch auf den zunehmenden anthropogenen Druck zurückzuführen. Der weit verbreitete, chaotische Prozess der Urbanisierung und die damit einhergehende Versiegelung von Einzugsgebieten tragen zu einer Veränderung des Gleichgewichts der Wasserressourcen bei. Die 27 Norwegian Meteorological Institute (2013). Extreme weather events in Europe: preparing for climate change adaptation, Oslo, S. 31. 28 Somorowska, U. (2016). Changes in drought conditions in Poland over the past 60 years evaluated by the standardized precipitation – evapotranspiration index, Acta Geophysica Ibidem 64, S. 2530–2549. 29 System Monitoringu Suszy Rolniczej (Landwirtschaftliches Trockenheitsüberwachungssystem), http://www.susza.iung.pulawy.pl/ 13
Beschleunigung des Regenwasserabflusses stört die natürliche Wasserzirkulation in der Natur, einschließlich der Begrenzung der Grundwasserversorgung. Der Mangel an ausreichenden Niederschlägen und die daraus resultierende atmosphärische Trockenheit verursachten einen Rückgang der Wasserstände in den Flüssen und das Auftreten von hydrologischen Tiefständen auf bedeutenden Strecken der polnischen Flüsse. Infolgedessen stieg der Anteil der Grundwasserneubildung aus unterirdischen Ressourcen, was zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zum Auftreten von hydrologischen Tiefständen in weiten Teilen des Landes führte. Wichtig ist, dass die Zunahme der Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen, Dürren und die Verlängerung von Trockenperioden nicht bedeutet, dass der Jahresniederschlag abnimmt. Nur ihr Charakter und ihre Verteilung über das Jahr ändert sich. In der Lebuser Woiwodschaft wird ein signifikanter Anstieg der Winterniederschläge und ein Rückgang der Sommerniederschläge beobachtet, was für die Region des Warthemündungsgebiets von Bedeutung ist30. Dies ist ein Trend, der in den meisten Teilen Polens zu beobachten ist. Darüber hinaus nimmt die Häufigkeit von kurzzeitigen Niederschlägen mit hoher Intensität mit weniger häufigen mittel- und langzeitigen Niederschlägen deutlich zu31. Der Rückgang der Sommerniederschläge in Kombination mit hohen Lufttemperaturen, die zu einer hohen Verdunstung führen, erhöht das Risiko einer Dürre erheblich. Darüber hinaus können intensive, starke Regenfälle, anstatt den Boden zu bewässern, zu seiner Erosion und Auswaschung wertvoller Bestandteile beitragen und gleichzeitig das Risiko von Überschwemmungen erhöhen, da ausgetrockneter Boden kein Wasser aufnimmt und es über seine Oberfläche in Wasserläufe fließt. Die Grenzgebiete Brandenburgs und der Lebuser Woiwodschaft sowie Teile dieser Gebiete, die die Flüsse entlang liegen, werden infolge des Klimawandels häufiger von Überschwemmungen nach Starkregenereignissen betroffen sein. Richtig geplante Retention kann die Schwere der Folgen und den materiellen Schaden durch Hochwasser reduzieren. Die Folge von lang anhaltenden Dürren und Hitzewellen ist eine erhöhte Brandgefahr und damit eine höhere Anzahl von Bränden. Die Wälder Brandenburgs sind von Jahr zu Jahr mit einer immer extremeren Brandgefahr konfrontiert32. Auch die Tatsache, dass hier Nadelwälder vorherrschen, deren ätherische Öle leicht entzündbar sind, trägt zur höheren Brandgefahr bei. 30 Szwed, M. (2019) Variability of precipitation in Poland under climate change, Theoretical and Applied Climatology Ibidem 135, S. 1003-1015. 31 Pińskwar, I., Choryński, A., Graczyk, D., Kundzewicz, Z.W. (2019) Observed changes in extreme precipitation in Poland: 1991–2015 versus 1961–1990, Theoretical and Applied Ecology Ibidem 135, S. 773-787. 32 Deutschland: Extrem hohe Brandgefahr in Wäldern. Auch an der Grenze zu Polen, https://www.dw.com/pl/niemcy- ekstremalnie-wysokie-zagro%C5%BCenie-po%C5%BCarowe-w-lasach-te%C5%BC-przy-granicy-z-polsk%C4%85/a- 48456701 14
Verlust der lokalen Artenvielfalt, Rückgang oder Verschwinden lokaler Populationen von Pflanzen- und Tierarten, die nicht resistent gegen Wasserknappheit, anhaltende Dürreperioden und Hitzewellen sind Obwohl die geologische Aufzeichnung voll von Zeichen für die Fähigkeit lebender Organismen ist, sich an veränderte Umweltbedingungen durch den Klimawandel anzupassen, und die fossile Aufzeichnung und genetische Analysen gezeigt haben, dass die meisten Arten die Zyklen der Vereisung haben überleben müssen33, könnten die derzeit beobachteten Veränderungen der klimatischen Bedingungen viel schwerwiegendere Folgen für die biologische Vielfalt auf unserem Planeten haben. Die bekannteste Analyse zur Vorhersage des künftigen Aussterberisikos von Pflanzen- und Tierarten infolge des Klimawandels ist die Bearbeitung des Teams von Thuiller W. und den anderen34. Sie sagt voraus, dass 18% der Pflanzenarten und 35% Tierarten, die auf unserem Planeten leben, bis 2050 für immer verschwinden werden. Die Arbeit löste eine breite Diskussion aus, und eine Gruppe von Skeptikern beschuldigte sie, zu pessimistisch zu sein. Die Folgen des heutigen Klimawandels für die biologische Vielfalt könnten jedoch aus mehreren Gründen äußerst gravierend sein: 1) Die vom Menschen genutzten Ökosysteme werden geschwächt und ihr Gleichgewicht wird durch starken anthropogenen Druck und Raubbau an den natürlichen Ressourcen gestört: Die Kumulation negativer Einflüsse auf die natürliche Umwelt kann einen mehr zerstörerischen Einfluss auf den Zustand der Ökosysteme haben, als wenn jeder der interagierenden Faktoren einzeln auftritt35. 2) Der Klimawandel, gemessen am Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur, vollzieht sich viel schneller als bisher: Die Erfüllung des optimistischsten Szenarios des Klimawandels unter der Annahme einer Erwärmung um 2°C, wie vorhergesagt, würde die Bedingungen auf der Erde vor 3 Millionen Jahren wiederherstellen36. 3) Aufgrund des rasanten Klimawandels können sich Pflanzen- und Tierarten auf der Erde aus Zeitgründen möglicherweise nicht an Veränderungen anpassen: Evolution oder Reichweitenänderungen sind langzeitige Prozesse37. 33 Botkin, D. B., Saxe, H., Araújo, M. B., Betts, R., Bradshaw, R. H. W., Cedhagen, T., Chesson, P., Dawson, T. P., Etterson, J. R., Faith, D. P., Ferrier, Guisan, S. A., Skjoldborg Hansen, A., Hilbert, D. W., Loehle, C., Margules, C., New, M., Sobel, M. J., Stockwell, D. R. B. (2007). Forecasting the Effects of Global Warming on Biodiversity, BioScience, Ibidem 57, S. 227–236. 34 Thuiller, W., Araújo, M. B., Pearson, R. G., Whittajer, R. J., Brotons, L., Lavorel, S. (2004). Uncertainty in predictions of extinction risk, Nature 430, 34 , S. 145-148. 35 Brook, B. W., Sodhi, N. S., Bradshaw, C.J.A. (2008).Synergies among extinction drivers under global change, Trends in Ecology & Evolution Ibidem 23, S. 453-460. 36 Hansen, J., Sato, M., Kharecha, P., Beerling, D., Berner, R., Masson-Delmotte, V., Pagani, M., Raymo, M., Royer, D. L., Zachos, J. C. (2008).Target atmospheric CO: where should humanity aim? The Open Atmospheric Science Journal Ibidem 2, S. 217-231. 37 Parmesan, C. (2006). Ecological and Evolutionary Responses to Recent Climate Change. Annual Review of Ecology, Evolution and Systematics Ibidem 37, S. 637-669. 15
Infolgedessen kann sich die Zusammensetzung der Artengruppen in lokalen Ökosystemen erheblich ändern. Die Lebuser Woiwodschaft ist durch eine Waldbedeckung von fast 50% gekennzeichnet. Nadelwälder dominieren hier und machen 88,2 % aller Baumbestände aus. Sie bestehen hauptsächlich aus Waldkiefer - Pinus sylvestris, (87,5%). Waldbildende Arten sind weiter Fichte - Picea abies, (0,6%), Eiche - Quercus, Gemeine Esche - Fraxinus excelsior, Ahorn - Acer, (insgesamt von 5,1%), Birke - Betula, Hainbuche - Carpinus betulus, (insgesamt von 3,5%) und andere38. Auch die Bestände in Brandenburg bestehen vor allem aus Waldkiefern. Nach den Prognosen der Polnischen Akademie der Wissenschaften werden die klimatischen Bedingungen im Lande in den nächsten 50 Jahren für die Waldkiefer, die Fichte, die Europäische Lärche und die Hänge-Birke ungeeignet werden, was zum Verschwinden der Populationen dieser Arten in unserem Lande und zu einer völligen Veränderung der Zusammensetzung der Baumbestände in der Region führen wird 39. Der Wandel, auf den sich die Förster schon heute vorbereiten, besteht darin, anstelle von Kiefern- und Fichtenbeständen Baumarten zu pflanzen, die unter den veränderten Klima- und Umweltbedingungen nicht leiden, d.h. Eichen, Buchen, Linden und Ahorne40. Die Krotoszyn-Eichenwälder und in Niederschlesien vorkommende Eichenbestände sterben jedoch aufgrund von Wasserknappheit aus. Ebenso stammen Informationen über das Absterben von Buchen aus dem Nordwesten Polens, wahrscheinlich aufgrund schwerer Dürren41. Dies gibt Anlass zur Sorge über den Zustand der Waldbestände in der Region und kann dazu führen, dass die Waldbedeckung der Woiwodschaft in der Perspektive mehrerer Jahrzehnte abnimmt. Zusammen mit dem Verschwinden der oben genannten Baumarten wird auch ein Rückgang oder vollständiges Verschwinden von Pilzen und Tierarten prognostiziert, deren Vorkommen oder Entwicklungszyklus eng mit diesen Taxa verbunden ist. Gleichzeitig können klimatische Veränderungen, die zu einer Verschiebung des Verbreitungsgebiets einiger Baumarten nach Norden führen, auch mit dem Auftreten neuer Tierarten, einschließlich wirtschaftlicher Schädlinge, die mit diesen Taxa assoziiert sind, verbunden sein. Einerseits kann dieser Prozess einen ziemlich natürlichen Ersatz einiger Arten durch andere sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene darstellen, andererseits kann er die lokalen Bestände weiter schwächen, da sie mit der Biologie und den Methoden zur Bewältigung der Abstufungen neuer Insektenarten, die Waldschäden verursachen, nicht vertraut sind 42. Diese Situation wird eine Herausforderung für die Nationalforste darstellen. Der Klimawandel führt zu Umweltveränderungen, und die Umwandlung oder der Verlust von Bruthabitaten wirkt sich direkt auf die Anzahl der vorhandenen Tierarten aus. Bei Vögeln wird geschätzt, dass sich die Verbreitungsgrenzen der meisten europäischen Brutpopulationen bis zum Ende des 21. Jhs. um ca. 1000 km nach Nordosten verschieben werden, was zu einer starken Umwandlung der 38 Niemiec, A. (2014). Lasy Regionu (Wälder der Region),https://zielonagora.zielonagora.lasy.gov.pl/lasy-regionu 39 Duszyński, J., Grzywacz, A., Jagodziński, A. M., Kojs, P., Kujawa, K., Zabielski, R. (2019). Ponury scenariusz dla polskich lasów: czeka nas drastyczna zmiana przyrody (Ein düsteres Szenario für die polnischen Wälder: Eine drastische Veränderung der Natur steht uns bevor), https://informacje.pan.pl/index.php/informacje/nauki-biologiczne-i-rolnicze/2761-ponury- scenariusz-dla-polskich-lasow-czeka-nas-drastyczna-zmiana-przyrody? 40 Ibidem. 41 Fronczak, K. Pustyni nie będzie (Es wird keine Wüste geben), Echa Leśne (Waldecho) 4/2019, S. 54-57. 42 Ibidem. 16
Artenzusammensetzung der einheimischen Fauna führen wird. Für viele Arten wird die Änderungsrate der Umweltbedingungen zu hoch sein, was eine Anpassung verhindern und zum Aussterben führen wird. Es wird vorausgesagt, dass etwa 25% der in Europa vorkommenden Vogelarten vom Aussterben bedroht sind, die Reichweite der meisten Arten um 20-50% schrumpft und der Artenreichtum der europäischen Brutvögel um 9-40% abnimmt43. Die Prognosen zeigen, dass vor allem Arten, die an kühlere Klimabedingungen und weiter nach Norden verschobene Verbreitungsgebiete gebunden sind, unter dem Klimawandel leiden werden. Eines der wertvollsten Gebiete in Lubuskie ist der Nationalpark Warthemündung. Es ist ein Gebiet, dessen Existenzgrundlage ein natürlicher hydrologischer Kreislauf mit regelmäßigen Überschwemmungen der Warthe-Terrassen ist. Diese besonderen Bedingungen schaffen einzigartige Brutplätze für zahlreiche Vogel-, Amphibien- und andere Tierarten und sind äußerst wichtige Stationen auf der Route der Frühjahrsmigration. Aufgrund der fehlenden Schneedecke im Winter bleibt der Zustand der Flüsse im Frühjahr auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Aufrechterhaltung und Vertiefung eines solchen Zustandes in den folgenden Jahren kann den Charakter des Nationalparks Warthemündung wesentlich beeinflussen. Eine Veränderung der hydrologischen Bedingungen in diesem Gebiet infolge des Klimawandels kann langfristig zu einer vollständigen Rekonstruktion der Artenzusammensetzung der Flora von der Warthemündung und zum Verschwinden vieler Standorte von wertvollen Pflanzenarten führen. Diese Veränderungen werden zu Veränderungen in der Fauna führen, einschließlich des wahrscheinlichen Verschwindens von Populationen einiger Vogelarten. Um die Brutpopulation von Vögeln zu schützen, wurden auch Natura 2000-Gebiete geschaffen, darunter: Dolina Dolnej Odry, Ostoja Witnicko-Dębniańska, Puszcza Barlinecka, Dolina Dolnej Noteci. Im Bereich des Unteren Odertals und der Warthemündung gibt es zahlreiche Populationen von Watvögeln, darunter die Bekassine (Gallinago gallinago), den Großen Brachvogel (Numenius arquata), die Uferschnepfe (Limosa limosa) sowie das Blaukehlchen (Luscinia svecica)44. Für diese Arten wird eine negative Auswirkung des Klimawandels und eine drastische Verringerung ihrer Anzahl oder ein vollständiger Verlust der Brutpopulationen in einigen Gebieten vorhergesagt45. Der Klimawandel stellt auch eine ernsthafte Bedrohung für Langstrecken-Zugvögel und Überwinterungsvögel in der Sahelzone dar46. Dies bedeutet, dass die Brutpopulation des Weißstorchs (Ciconia ciconia) zurückgehen kann. Bedrohungen für Zugvögel resultieren hauptsächlich aus den sich ändernden Bedingungen in Überwinterungsgebieten und der Entwicklung der Brutphänologie mit der Vegetationsperiode und dem Lebenszyklus von Tieren, die die Hauptnahrungsquelle sind, z. B. für Küken. Daher stellte sich heraus, dass sich der Klimawandel auch negativ auf die Mäusebussardpopulation (Buteo buteo) auswirken kann. 43 Chylarecki, P., Wpływ globalnych zmian klimatu na populacje ptaków w Polsce (Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die Vogelpopulationen in Polen), WWF, http://www.zsgarwolin.pl/images/pliki/klimat_ptaki.pdf 44 Wilk, T., Jujka, M., Krogulec, J., Chylarecki, P.(ed.), (2010). Ostoje ptaków o znaczeniu międzynarodowym w Polsce (Vogelschutzgebiete von internationaler Bedeutung in Polen), Ogólnopolskie Towarzystwo Ochrony Ptaków (Polnische Gesellschaft zum Schutz der Vögel), Marki. 45 Wiech, J., Żmichorski, M. Papugi, modliszki i kleszcze (Papageien, Gottesanbeterinnen und Zecken). Jak zmiana klimatu wpływa na polską faunę? (Wie wirkt sich der Klimawandel auf die polnische Fauna aus?) (2020), Energetyka24, https://www.energetyka24.com/papugi-modliszki-i-kleszcze-jak-zmiana-klimatu-wplywa-na-polska-faune-wywiad 46 Ibidem. 17
Es ist sehr viel schwieriger, die negativen Folgen des Klimawandels für wirbellose Tiere vorherzusagen, die eine viel weniger erforschte Gruppe sind, aber es wird prognostiziert, dass Populationen, die mit Torfgebieten und Nadelwäldern assoziiert sind, negativ beeinflusst werden 47. Der Klimawandel verschärft den Rückgang der Bienenpopulationen (nicht nur der Honigbienen, sondern auch der Hummeln und Wildbienen), da der Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre wahrscheinlich den Proteingehalt der Pollen verringert und sie damit zu einer weniger wertvollen Nahrungsquelle macht48. Da die negativen Auswirkungen kumulativ sind und bereits ein Rückgang der Zahl der Bestäuber im Land zu beobachten ist, ist zu erwarten, dass sich diese ungünstigen Trends noch verstärken werden. Ein Rückgang der Anzahl der Bestäuber kann zur Verringerung der Ernteerträge beitragen und Verluste bei der Bienenzucht in der Lebuser Woiwodschaft verursachen. In der Lebuser Woiwodschaft gibt es ein äußerst wichtiges Überwinterungsgebiet für Fledermäuse, das Naturschutzgebiet Nietoperek, und gleichzeitig ein besonderes Schutzgebiet der lebensräume Natura 2000 Nietoperek, das sich in der Festungsregion Międzyrzecze befindet. Es ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet vor allem für das Große Mausohr - Myotis myotis, die Wasserfledermaus - Myotis daubentonii, die Fransenfledermaus - Myotis nattereri und die Mopsfledermaus - Barbastella barbastella49. Seit 2010 wurden bis zu 11 Arten von Fledermäusen beobachtet, die in der Międzyrzecze Festungsregion überwintern50. In diesem Jahr wurde eine Rekordzahl an überwinternden Fledermäusen gefunden: Etwa 39.000 Individuen, die zu 9 Arten gehören, was vor allem auf die Zunahme der Zahl des Großen Mausohrs zurückzuführen ist 51. Dieses Phänomen ist eine der Erscheinungsformen des Klimawandels. Auch unter der Erde werden steigende Temperaturen beobachtet, was für wärmeliebende Arten wie das Große Mausohr günstig ist, gleichzeitig aber Sorgen um die Zukunft kälteliebender Arten wie die Mopsfledermaus, das Braune Langohr - Plecotus auritus und eines Artenkomplexes wie die Kleine Bartfledermaus - Myotis mystacinus, die Wasserfledermaus und der Brandtfledermaus - Myotis brandtii52. Der Rückgang der Anzahl der Mopsfledermaus im Natura 2000-Gebiet Nietoperek wurde bereits beobachtet. Wissenschaftler schließen nicht aus, dass der Rückgang der Anzahl kälteliebender Arten einfach auf deren Aussterben zurückzuführen sein könnte. 47 Ibidem. 48 Ziska, L. H., Pettis, J. S., Edwards, J., Hancock, J. E., Tomecek, M. B., Clark, A., Dukes, J. S., Loladze, I., Polley, H. W. (2016). Rising atmospheric CO2 is reducing the protein concentration of a floral pollen source essential for North American bees, Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 283: 20160414 49 Wyniki liczenia nietoperzy w Nietoperku (Ergebnisse der Fledermauszählung in Nietoperek) (2019)., Regionalna Dyrekcja Ochrony Środowiska w Gorzowie Wlkp., http://gorzow.rdos.gov.pl/wyniki-liczenia-nietoperzy-4 50 Liczenie nietoperzy (Fledermauszählung) (2020)., Regionalna Dyrekcja Ochrony Środowiska w Gorzowie Wlkp. ((Regionaldirektion für Umweltschutz in Gorzów Wlkp.), http://gorzow.rdos.gov.pl/liczenie-nietoperzy-6 51 Rynkiewicz, M., Lebuser Land: Rekordowa liczba nietoperzy zimuje w podziemiach MRU (Eine Rekordzahl von Fledermäusen überwintern im Keller der befestigten Region Międzyrzecz) (2020)., Nauka w Polsce, https://naukawpolsce.pap.pl/aktualnosci/news%2C80252%2Clubuskie-rekordowa-liczba-nietoperzy-zimuje-w- podziemiach-mru.html 52 Nietoperze jak barometr zmian klimatu (Fledermäuse als Barometer für den Klimawandel) (2020). , Głos Uczelni, Uniwersytet Przyrodniczy we Wrocławiu (Stimme der Hochschule, Universität für Naturwissenschaften), http://www.glos.upwr.edu.pl/aktualnosci/50814/nietoperze_jak_barometr_zmian_klimatu.html 18
Der Klimawandel kann extrem gefährlich für Amphibien sein, die derzeit die am stärksten gefährdete Tiergruppe sind. Forschungsergebnisse haben die Auswirkungen steigender globaler Temperaturen auf das kürzer werdende Leben von ektothermen Tieren wie Amphibien und Reptilien gezeigt. Ein fortschreitender Temperaturanstieg kann die Wahrscheinlichkeit des Aussterbens dieser Organismen nicht nur regional, sondern auch global erhöhen53. Die Folgen des Verschwindens eines so wichtigen Bindeglieds im Ökosystem sind unbekannt. Gesundheit der Einwohner Der Klimawandel wird Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner in der Region haben. Eine Zunahme der Häufigkeit längerer Hitzewellen und steigender Temperaturen birgt das Risiko eines Hitzeschlages und eine höhere Wahrscheinlichkeit des Todes bei älteren Menschen und solchen, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronischen Atemwegserkrankungen zu kämpfen haben. Solche Phänomene haben bereits in Europa stattgefunden, z. B. im Jahr 2003 führten starke Hitzewellen zum Tod von über 70 Tsd. Einwohner Europas54. Nach den Prognosen der Polnischen Akademie der Wissenschaften wird die Zahl der durch den sogenannten "Hitzestress" verursachten Todesfälle in Polen bis zum Jahr 2100 je nach Szenario des Klimawandels um 137 - 277 % steigen55. Dies erfordert die Vorbereitung seitens der Behörden der Region und Ergreifung präventiver Maßnahmen, um das Risiko von Krankheiten oder Todesfällen aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen zu verringern. Es ist unklar, wie sich die Wahrscheinlichkeit des Kontakts mit Zecken und der Status der Zeckenpopulationen, insbesondere der gemeinen Zecke (Ixodes ricinus) in der Region verändern wird. Einerseits wird ein Rückgang der Zecken im Nordwesten Polens vorhergesagt, andererseits wird eine Ausbreitung der Zecken in Europa als Folge des Klimawandels erwartet. Gleichzeitig wirken sich Dürreperioden negativ auf den Entwicklungszyklus von Zecken aus, die nach feuchten Gebieten suchen. Daraus lässt sich schließen, dass Klimaveränderungen bis zu einem gewissen Grad die Ausbreitung von Zecken begünstigen, so dass sie den Winter überleben können, aber Dürreperioden und zu hohe Temperaturen erhöhen die Sterblichkeit dieser Tiere56. Trotz einiger Unsicherheiten über Veränderungen der Zeckenpopulationen weisen Studien eindeutig auf einen positiven Einfluss des Klimawandels auf die Ausbreitung von durch Zecken übertragenen Krankheiten wie Borreliose und 53 Cieplejszy klimat to krótsze życie wielu zwierząt (Ein wärmeres Klima bedeutet für viele Tiere ein kürzeres Leben) (2020)., Nauka w Polsce, https://naukawpolsce.pap.pl/aktualnosci/news%2C80767%2Ccieplejszy-klimat-krotsze-zycie-wielu- zwierzat.html 54 Robine, J., Cheung, S. L. K., Le Roy, S., Van Oyen, H., Griffiths, C., Michel, J., Herrmannd, F. R., (2008). Death toll exceeded 70 000 in Europe during the summer of 2003, Comptes Rendus Biologies, Ibidem 331, S. 171-178. 55 Błażejczyk, K., Baranowski, J., Błażejczyk, A. (2015). Wpływ klimatu na stan zdrowia w Polsce: stan aktualny oraz prognoza do 2100 roku (Klimaauswirkungen auf die Gesundheit in Polen: aktueller Stand und Projektionen bis 2100), Institut für Geographie und Raumorganisation namens Stanisław Leszczycki. Wydawnictwo Akademickie SEDNO (Akademischer Verlag SEDNO), Warschau, S. 147. 56 Boeckmann, M., Joyner, T. A. (2014). Old health risks in new places? An ecological niche model for I. ricinus tick distribution in Europe under a changing climate, Health & Place, Ibidem 30, S. 70-77. 19
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