Nachhaltiges Planen und Bauen in Brandenburg - Ein Wegweiser für Bauherren, Bauwillige und Interessierte - Ministerium ...

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Nachhaltiges Planen und Bauen in Brandenburg - Ein Wegweiser für Bauherren, Bauwillige und Interessierte - Ministerium ...
Nachhaltiges Planen und
Bauen in Brandenburg

Ein Wegweiser für Bauherren, Bauwillige
und Interessierte
Nachhaltiges Planen und Bauen in Brandenburg - Ein Wegweiser für Bauherren, Bauwillige und Interessierte - Ministerium ...
Impressum

    Herausgeber:
    Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg
    Referat MB2 – Presse, Öffentlichkeitsarbeit
    Henning-von-Tresckow-Straße 2-8, 14467 Potsdam
    oeffentlichkeitsarbeit@mil.brandenburg.de, www.mil.brandenburg.de

    Fachliche Betreuung:
    Referat 22 – Bautechnik, Energie, Bau- und Stadtkultur
    Rolf Deking
    0331/866-8332
    rolf.deking@mil.brandenburg.de

    Autoren:
    Klaus Zahn, www.ecoaudit.de
    Jürgen Leuchtner

    Layout:
    triolog, kommunikation mit energie Freiburg und Berlin
    www.triolog-web.de

    Druck: Druckerei ARNOLD, Großbeeren

    Auflage: 500

    Stand: Aktualisierte Auflage, Dezember 2014

    Bildnachweis:
    Titel: triolog; Fotolia; Martin Schemm; NaroTech, Seite 5: MIL, Seite 6: triolog, Seite 9: Felix Hosenseidl;
    dapd, Seite 10: triolog (2), Seite 11: Photodisc, Seite 13: Fotolia, Land Brandenburg, Seite 14: triolog; Zahn
    Architektur, Seite 15: Zahn Architektur (5), Seite 16: Bauinfozentrum bizzz, Seite 17: Kaden + Klingbeil
    Architekten; ErikJan Ouwerkerk, kellermayerwittig architekten; triolog, Seite 18: Architekturbüro Eike Roswag
    (2); Poroton, Seite 19: Friederike Fuchs, Architektin (2); Büro ZRS, Berlin; Dirk Homann, Architekt (2), Seite
    20: NaroTech, Seite 21: Hock GmbH & Co. KG, Nördlingen, Seite 23: solidar Architekten, Berlin (2), Seite
    24: Sonnenhaus-Institut; triolog, Seite 25: Sonnenhaus-Institut; Passivhaus-Institut; Solarsiedlung GmbH,
    Seite 26: triolog (3) , Seite 27: Fotolia; Josef Köttl, Schörfling am Attersee, Seite 28: triolog; Vaillant, Seite 29:
    Fotolia, Seite 30: triolog, Seite 31: triolog, Seite 33: triolog, Seite 34: Fotolia; Deutsche Bundesstiftung Umwelt

    Hinweis:
    Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung
    herausgegeben. Sie darf nicht während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.
    Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen sowie für die Wahl der Mitglieder des Europäischen
    Parlaments. Unabhängig davon, wann, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Schrift den Empfängern
    zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet
    werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden
    könnte.

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Inhalt

  Vorwort..................................................................................................................................................... 5
  Einleitung................................................................................................................................................. 6
  1. Baugrundstück.................................................................................................................................... 9
  2. Ressourcen.........................................................................................................................................11
  3. Ökonomie........................................................................................................................................... 13
  4. Bauweise und Baukonstruktion....................................................................................................... 16
  5. Baustoffe, Baumaterialien................................................................................................................ 20
  6. Energie............................................................................................................................................... 24
  7. Raumklima......................................................................................................................................... 29
  8. Elektrosmog....................................................................................................................................... 31
  9. Das recyclingfähige Haus................................................................................................................. 33
  Kompetenz in Brandenburg.................................................................................................................. 35
  Beratungs- und Serviceadressen
  Nachhaltige Baumaterialien und Baustoffe......................................................................................... 36
  Internetseiten......................................................................................................................................... 37
  Quellenverzeichnis................................................................................................................................ 38

                                                                                                                                                                   3
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Vorwort

                           		Das Thema Nachhaltig-        entwicklung des nachhaltigen Bauens können hierzu
                           		keit gewinnt mehr und        wichtige Akzente gesetzt werden.
                           		mehr an Bedeutung. Es
                           		betrifft alle Bereiche der   Nachhaltiges Bauen bedeutet daher nicht nur, dass
                           		Ökologie, der Ökonomie       der Energieverbrauch reduziert werden soll. Ein wich-
                           		sowie soziale Belange.       tiges Ziel ist gleichermaßen, den Gesundheitsschutz
                           		Nachhaltiges Planen und      der Bewohnerinnen und Bewohner in besonderer
                           		Bauen heißt, Umwelt          Weise zu berücksichtigen. Dabei sollen Gebäude
                           		und Ressourcen zu            auch zukünftigen Generationen eine flexible Weiter-
                           		schonen, aber auch wirt-     nutzung ermöglichen und keine Entsorgungsproble-
                           		schaftlich vertretbare und   me hinter­lassen. Das heißt, die Stoffkreisläufe sollen
sozial verträgliche Lösungen zu finden.                   so konzipiert sein, dass ein möglichst geringer Res-
                                                          sourcenverbrauch entsteht und es sollen möglichst
Ziel sollte es sein, bei Planung, Bau und Sanierung von   natürliche, regionale und recyclingfähige Produkte
Gebäuden, den Energie- und Ressourcenverbrauch zu         verwendet werden.
minimieren. Dazu müssen alle Lebenszyklusphasen
eines Gebäudes betrachtet werden. Herstellung, Nut-       Die vorliegende Broschüre beschreibt in knapper
zungsdauer und Entsorgung bzw. Recycling spielen          Form unterschiedliche Aspekte nachhaltigen Bau-
eine wichtige Rolle.                                      ens. Bauherren, Bauwillige und Interessierte sollen
                                                          in die Thematik eingeführt werden. Zu den einzelnen
Der Bausektor besitzt ein großes Potenzial für CO2-Re-    The­men­gebieten werden Hinweise gegeben, welche
duktionen: 30% der globalen CO2-Emissionen und 40%        Mög­lichkeiten bereits bestehen. Es wird aufgezeigt,
des globalen Ressourcenverbrauchs fallen im Bausek-       dass durch eine gute und nachhaltige Planung sinn­
tor an. Bau- und Abbruchabfälle machen ca. 50% des        volle Effekte unter Wahrung der architektonischen
Gesamtaufkommens der Abfälle aus. Jeder Haushalt          und baukulturellen Qualität erzielt werden können.
verwendet rund 80% seines Ener­­gie­­verbrauches, um
die Wohnung zu heizen. Da­raus ergeben sich erhebli-      Ich wünsche Ihnen eine interessante und anregende
che Energie- und CO2- Ein­spar­potenziale.                Lektüre.

Wenn es gelingt, die ökologische, ökonomische und
soziale Entwicklung in Einklang zu bringen, kann das      Kathrin Schneider
Bauwesen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unse-         Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung
res Klimas beitragen. Mit der kontinuierlichen Weiter-    des Landes Brandenburg

                                                                                                                    5
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Einleitung                                                               „Nichts ist stärker als eine Idee,
                                                                                   deren Zeit gekommen ist.“
                                                                                                         Victor Hugo

    Im Jahr 1713 prägte der sächsische Förster Hans Carl        Ein Trend setzt sich durch
    von Carlowitz erstmals den Begriff der Nachhaltigkeit.      Der Trend zum nachhaltigen Bauen hat gerade erst
    „Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften      begonnen. In Zukunft werden wir Häuser bauen, die
    kann, also nur so viel Holz, wie nachwachsen kann!“         vielleicht die Luft reinigen und Kohlenstoff speichern,
    forderte er in seinem Buch zur Waldwirtschaft und           ausschließlich erneuerbare Energien nutzen, Farben
    legte damit den Grundstein für ein vollkommen neues         und Aussehen mit den Jahreszeiten wechseln und dazu
    Ökonomieverständnis.                                        noch hoch­wertige Substanzen herstellen und wieder in
                                                                Kreisläufe zurückbringen (Cradle-To-Cradle Prinzip).
    Heute, exakt 300 Jahre später, ist Nachhaltigkeit in        Häuser wer­den dann funktionieren wie ein Baum und
    aller Munde. Sucht man den Begriff im Internet, landet      Städte wie ein Wald.
    man über 15 Millionen Treffer. Nachhaltigkeit hat           Ein nachhaltig gebautes Haus ist be­       reits heute
    Konjunktur, und das Informationsangebot ist kaum mehr       technisch möglich und bezahlbar. Wie er­folg­
    zu durchschauen.                                            reich Sie die Nachhaltigkeit bei Ihrem Bau­     pro­jekt
                                                                verwirklichen können, hängt stark von der Quali­
    Was bedeutet nachhaltiges Bauen?                            tät der beteiligten Architekten und Inge­   nieure ab,
    Der Gesetzgeber verlangt heute von allen Akteuren           denn nachhaltiges Planen und Bauen er­           fordert
    am Bau, die Planung und Bauausführung nach „nach­           umfassendes Beherrschen gleich mehrerer Pla­nungs-­
    haltigen Kriterien“ zu gestalten. Diese sind im Leit­       diszi­plinen: Hohe Entwurfskompetenz, die städte­bau­
    faden Nachhaltiges Bauen und dem Bundessiegel               liche Einbindung des geplanten Hauses – und die
    Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundesministeriums für         Berücksichtigung der in diesem Wegweiser be­schrie­
    Verkehr, Bauwesen und Städtebau (BMVBS) eindeutig           benen Nachhaltigkeitsaspekte.
    definiert. Nachhaltiges Bauen ist demnach mehr als          Nachhaltiges Sanieren
    „nur“ energiesparendes Bauen, wie häufig vermutet.          Neben der Sehnsucht vieler Bundesbürger nach dem
    Vielmehr geht es darum, zahlreiche Kriterien zu erfüllen,   „Haus im Grünen“ ist derzeit auch der gegenläufige
    nämlich möglichst wenig Re­s­sourcen in Anspruch zu         Trend „zurück zur Stadt“ zu beobachten. Das große
    nehmen, das Gebäude nicht billig, sondern über den          kulturelle Angebot, vielfältige Einkaufsmöglichkeiten,
    gesamten Lebenszyklus wirt­schaftlich zu betreiben und      ein dichtes ÖPNV-Netz und vorhandene soziale
    so zu bauen, dass Ge­sundheit und Behaglichkeit der         Versorgung sind nur einige von vielen Argumenten, die
    Bewohner nicht ge­fährdet, sondern gefördert werden.        wieder für ein urbanes Leben und Wohnen sprechen.

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Nachverdichtung und Revitalisierung unserer Städte      eine hohe Wohnzufriedenheit zu schaffen, lassen
sind daher bereits heute wichtige Themen, die in        sich auch auf die Sanierung von Bestands­gebäuden
Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen werden.         übertragen – eine große Chance für alle Bau­herren und
Auch kleine Städte und Dörfer erfahren zunehmend        beteiligten Bauakteure.
eine Entwicklung, bei der man sich wieder auf die       Der Wegweiser zum richtig guten Haus
Sanierung beispielsweise regionstypischer Häuser        Der vorliegende Wegweiser richtet sich an Bauherren,
im Dorfkern besinnt, anstatt ständig neues Bauland      Bauwillige und Interessierte in Brandenburg, die einen
für Neubauten auszuweisen. Hier gibt es viele Wohn­     Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten des nach­
häuser aus den 1930er- und 1950er-Jahren, aber          haltigen Bauens erhalten möchten. Er soll durch das
auch ältere Gebäude, die sich durch gekonnte Umbau­     mittlerweile unübersichtliche Informationsangebot navi­
maßnahmen leicht verändern und an heutige An­for­       gieren und auf die wesentlichen Fragestellungen erste
derungen anpassen lassen.                               und vor allem neutrale Ant­worten geben.
Auch bei der Renovierung und Sanierung sind die
vielfältigen Aspekte der Nachhaltigkeit zu beachten.    Ob in der Stadt oder draußen auf dem Lande – bei
Das Sanieren älterer Gebäude ist häufig schon allein    der Wahl des für Sie richtigen Standortes und bei der
deshalb nachhaltig, weil vorhandene Bausubstanz         Planung Ihres nachhaltig gebauten oder sanierten
weitergenutzt werden kann und gleichzeitig nur wenige   Hauses wünschen wir Ihnen viel Erfolg.
neue Baustoffe zum Einsatz kommen. Alle vorliegenden
Erkenntnisse, Energie einzusparen, Emis­­sionen zu
verringern, Ressourcen zu sparen und nicht zuletzt

                                                                                                                  7
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So ist der Wegweiser aufgebaut

1. Baugrundstück                                             6. Energie

Wer bauen will, braucht ein geeignetes Baugrundstück.        Der möglichst geringe Energieverbrauch ist ein wich­
In diesem Kapitel finden Sie Hinweise, worauf Sie aus        tiges Planungsziel beim Bau eines Hauses. Welche
Sicht der Nachhaltigkeit beim Kauf eines Grundstücks         Energiekonzepte gibt es und welche sind heute schon
achten müssen.                                               machbar? Dieses Kapitel bietet eine Übersicht über die
                                                             heutigen Möglichkeiten energiesparenden Bauens.
2. Ressourcen
                                                             7. Raumklima
Damit beim Bauen möglichst wenig Ressourcen in
Anspruch genommen werden, ist eine ganzheitliche             Ein hervorragendes Raumklima mit einer sehr guten
und langfristig ausgerichtete Planung erforderlich. Ob       Innenraumluftqualität wirkt sich wesentlich auf die
Energieträger, Baumaterialien oder Boden, hier finden        Gesundheit der Bewohner aus. Welche Klimafaktoren
Sie Hinweise zum Ressourcen sparenden Bauen.                 wie wirken, das erfahren Sie in diesem Kapitel.

3. Ökonomie                                                  8. Elektrosmog

Wirtschaftlich zu bauen darf nicht mit billigem Bauen        Zahlreiche Studien weisen auf die negative Beein­
verwechselt werden. Es kommt auf die gesamten                träch­tigung der Gesundheit durch elektrische, elektro­
Lebenszykluskosten an. Hier erfahren Sie, wie Sie            statische und elektromagnetische Felder hin. Worauf
preiswert nachhaltig bauen können, ohne auf Qualität         Sie bei der Planung des Hauses achten müs­sen, er­
zu verzichten.                                               fahren Sie hier.

4. Bauweise und Baukonstruktion                              9 . Recycling

Immer mehr Bauherren entscheiden sich für ein                Rohstoffe sind endlich und wertvoll. Beim Hausbau
Haus aus Holz oder Lehm. Mit der Erfahrung tradi­tio­        sollte darauf geachtet werden, dass sich diese am Ende
neller Bauweisen und modernen, hochpräzisen Ferti­           der Nutzung wieder verwenden oder in die na­tür­lichen
gungsmethoden lassen sich heute moderne Archi­tek­           oder technischen Kreisläufe zurückführen lassen. Wie,
tur­konzepte umsetzen.                                       das erfahren Sie in diesem Kapitel.

5. Baustoffe und Baumaterialien                              Im letzten Kapitel finden Sie eine Übersicht mit den
                                                             wichtigsten Service- und Beratungsadressen in Bran­
Natürliche Baustoffe sind umweltfreundlich, er­mög­lichen    denburg, die Ihnen dabei helfen sollen, die rich­tigen
ein hervorragendes Raumklima und haben darüber               Partner für Ihr Projekt zu finden.
hinaus hervorragende technische Eigen­         schaf­ ten.
Unterschiedliche Labels und Zertifikate helfen bei der
Kaufentscheidung. Welche, das erfahren Sie in die­sem
Kapitel.

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1. Die Basis für Ihr Bauprojekt
Was Sie bei der Standortwahl beachten sollten

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Das Grundstück ist der erste Baustein beim Bau Ihres Hauses. Vor dem Erwerb lohnt es sich, mögliche Risiken zu erkennen und in die Entscheidung
einzubeziehen, am besten gemeinsam mit dem Architekten.

Nachhaltiges Bauen beginnt bei der Grund­    stücks­                          Eine Einschätzung kann man anhand von veröffentlichten
wahl. Ob Hochwassergefahr, hoher Grund­wasserstand                            Risikokarten vornehmen:
oder Bodenbelastungen – nur wer auch die möglichen
Risiken kennt, kann den Wert eines Grundstücks richtig                        •	Sturmschadens-Risikokarte CEDIM Risk Explo­rer
einschätzen.                                                                     Germany, Uni Karlsruhe
                                                                              •	Hochwasser gemäß ZÜRS (Zonierungssystem für
Hochwassergefahren begegnen                                                      Überschwemmungen, Rückstau und Starkregen). Die
Klimaforscher gehen heute davon aus, dass es durch                               für Ihre Region gültige Gefährdungsklasse erfahren
den Klimawandel in Zukunft zwar weniger regnen wird,                             Sie bei der Versicherung oder beim Makler.
gleichzeitig aber Starkregenereignisse zunehmen. Der
Architekt kann dies in seiner Planung berück­sichtigen,
beispielsweise indem er das Regenwasser gut vom
Haus wegleitet oder Regenrinnen und Fallrohre größer
dimensioniert.

Was die Wahl des Bauplatzes betrifft, sollte vor dem
Kauf geprüft werden, ob es vor Ort besondere Risiken
aus Wetter und Natur wie Hochwasser und Sturm gibt.
                                                                              Elbehochwasser 2006 bei Mühlberg in Brandenburg

                                                                                                                 Baugrundstück                    9
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Grundwasserstand prüfen                                                  veröffentlichten Messwerte Ihrer Kommune abge-
1                         Auch ist es hilfreich und wichtig, den höchsten                          schätzt werden.
                          Grundwasserstand (HGW) am Grundstück zu kennen,
                          insbesondere wenn das Haus unterkellert wird.                            Lärmbelastung
                          Der HGW sollte sich immer unterhalb der Bausohle                         Der Außenlärmpegel aus Straßen-, Schienen- oder
                          befinden. Ist dies nicht der Fall, sind Kellerwände und                  Flugverkehr sowie durch Gewerbe- und Industrie-
                          Bodenplatte mit wasserundurchlässigem Stahlbeton als                     unternehmen sollte möglichst gering sein. Die Kom-
                          „Weiße Wanne“ auszuführen. Dies ist zwar etwas teurer,                   munen haben Lärmkarten, die öffentlich zugänglich
                          spart dafür die zusätzliche Abdichtungsschicht und unter                 sind und die Sie einsehen können.
                          Umständen die Drainage.
                                                                                                   Bodenbelastung
                          Die Bemessungsgrundwasserstände ermitteln Sach-                          Spezielle Bodengutachter können mögliche Belastun-
                          verständige unter Zuhilfenahme verschiedener Daten:                      gen durch Schadstoffe, Altlasten oder auch Munition
                                                                                                   feststellen. Hieraus lassen sich Maßnahmen für die
                          • Untersuchungen am Standort (z.B. Baugrundunter-                        notwendigen Bauvorbereitungen ableiten.
                            suchungen)
                          • langjährige Beobachtungen des Grundwasser-                             Elektrosmog
                            standsschwankungsverhaltens                                            Hochspannungsleitungen oder Mobilfunksender in
                          • Besonderheiten (z.B. Lage zu Gewässern) sind zu                        unmittelbarer Nähe können zu einer hohen Elektro-
                            beachten.                                                              smogbelastung am Standort führen. Diese lassen
                                                                                                   sich durch Baumaßnahmen später kaum reduzieren.
    Prinzipskizze einer
    „Weißen Wanne“.
                                                                Aufsteigende
    Max. Hochwasser                                             Außenwand
                                                                                                   Radon
                                                                                 Grafik: triolog

                                                                B25 WU                             In einigen Regionen (siehe Abbildung) sollte geprüft
    Max. Grundwasser
                                                                                                   werden, ob das radioaktive, natürlich vorkommende
    Wärmedämmung                                        Bodenplatte B25 › 25                       Radon im Boden vorhanden ist. In Gebäuden ist die
                                                        cm WU
    Sauberkeitsschicht                                                                             Konzentration in den unteren Stockwerken und im
                                                                                                   Keller am höchsten. Gegebenenfalls ist eine bauseits
                                                                                                   gute Belüftung dieser Räume vorzusehen.
                                                          Dichtband

                                                                                                   Radonbelastung vor Ort?
                          Ist der Boden tragfähig?                                                 Das Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) gibt Auskunft.
                                                                                                   Quelle: BfS
                          Der Boden des Grundstückes muss das entstehende
                          Haus tragen können. Wie tragfähig der Boden
                          genau ist, geht aus einem Bodengutachten hervor,
                                                                                                                                                                                     Prenzlau

                                                                                                                             Prignitz                                                           Uckermark

                          welches Grundlage jeder Planung sein sollte. Reicht                                                Perleberg        Ostprignitz-
                                                                                                                                                Ruppin
                                                                                                                                                                    Ober-
                                                                                                                                                                    havel

                          die Bodentragfähigkeit nicht aus, kann dies durch
                                                                                                                                                Neuruppin
                                                                                                                                                                                      Eberswalde

                                                                                                                                                                  Oranienburg        Barnim

                          erhöhte statische Maßnahmen kompensiert werden,                                                                               Havelland
                                                                                                                                                                                                   Märkisch-
                                                                                                                                                                                                   Oderland
                                                                                                                                          Rathenow

                          was allerdings höhere Baukosten verursacht.
                                                                                                                                                                                                         Seelow
                                                                                                                                                                          BERLIN
                                                                                                                         Brandenburg                     Potsdam                                                           Frankfurt
                                                                                                                            a. d. Havel                                                                                    (Oder)

                                                                                                                                            Potsdam-                                               Oder-Spree
                                                                                                                                            Mittelmark

                          Belastete Grundstücke meiden
                                                                                                                                                                                                                 Beeskow
                                                                                                                                                     Bad Belzig
                                                                                                                                                                                         Dahme-
                                                                                                                                                                  Luckenwalde
                                                                                                                                                                                         Spreewald

                          Prüfen Sie das Grundstück auf mögliche vorhandene
                                                                                                                                                                    Teltow-                        Lübben
                                                                                                   Radonkonzentration in der Bodenluft                              Fläming                        (Spreewald)

                                                                                                   5 über 100 kBq/m3                                                                             Ober-

                          Belastungen.
                                                                                                                                                                                                spree- Cottbus
                                                                                                                                                                                                 wald-
                                                                                                   5 40 -100 kBq/m3                                                       Herzberg
                                                                                                                                                                          (Elster)
                                                                                                                                                                                                Lausitz           Forst
                                                                                                                                                                                                               (Lausitz)
                                                                                                                                                                                                                 Spree-Neiße
                                                                                                                                                                         Elbe-Elster
                                                                                                   5 20 -40 kBq/m3                                                                        Senftenberg

                                                                                                   3 unter 20 kBq/m3
                          Außenluftqualität
                          Die vor Ort vorherrschende Außenluftqualität kann
                          gemäß Größe und Struktur des Gebietsmittels der

                 10         BAUGRUNDSTÜCK
2. Ressourcen schonendes Planen und Bauen
Tipps für Bauherren und Interessierte

                                                                                                                                                       2

Unsere moderne, globalisierte Welt ver­zehrt begrenzte Ressourcen in atem­beraubendem Tempo. Der Flächen­verbrauch ist so groß, dass wir in 400
Jahren über keine landwirtschaftliche Fläche mehr verfügen würden, wenn die Versiegelung in diesem ungehinderten Tempo weitergeht.

Der Ressourcen-Raubbau belastet nicht nur
die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel der
Verbraucher. Kostete ein Liter Heizöl in den frühen
1970er-Jahren noch wenige Pfennige, liegt der Preis
inzwischen knapp unter einem Euro. Das heißt, es
gibt auch ein handfestes wirtschaftliches Interesse,
sorgsam mit knappen Ressourcen umzu­gehen. Wer
Ressourcen spart, schont die Um­welt und spart
langfristig Geld.

Ressourcen schonendes Bauen beginnt bei der
Planung
Ressourcen schonend planen und bauen heißt
in langfristigen Zeitdimensionen, nämlich der
Lebensdauer des Hauses, zu denken. Es geht                                    Zum Nachdenken
nicht nur darum, möglichst wenig Material für
den Bau des Hauses einzusetzen, sondern das                                   • Erdöl entsteht in Millionen von Jahren aus Pflanzen
Gebäude so zu planen, dass die Bewohner auch                                      und Sonnenenergie, ist aber im Sekundentakt
Ressourcen schonend darin leben können –                                          verbraucht.
bis zum Rückbau. Das erfordert Weitsicht bei                                  •	Eine 1 cm dicke Humusschicht benötigt ca. 200-
den beteiligten Planern und Ingenieuren.                                          300 Jahre zur Entstehung, wir verlieren aber täglich
Den Flächenbedarf des Grundstücks und der                                         80 Mio. Tonnen fruchtbaren Boden weltweit.
Wohnfläche bewusst zu be­grenzen und eine kompakte                            •	Mutterboden speichert etwa ein Drittel der
Gebäu­deform zu wählen, senkt den Materialbedarf                                  weltweiten CO2-Menge. Humuserzeugung be-
des Hauses und reduziert gleichzeitig den Energie­                                deutet daher auch Klimaschutz.
verbrauch des Gebäudes – über Jahrzehnte hinweg.

                                                                                                                      RESSOURCEN                  11
Kriterien für Ressourcen schonendes Bauen

         Infrastruktur                                              Boden und Landschaft
2        •	Grundstücke mit Anschluss an den öffentlichen           •	Beim Bauen Rücksicht auf den vorhandenen
            Nahverkehr bevorzugen.                                      Mutterboden nehmen, denn dieser sichert die
         •	Grundstücke mit guter Erreichbarkeit von Schulen,           Artenvielfalt. Den gewachsenen Boden und die darin
            Einkauf, Arbeit und Erholung bevorzugen.                   enthaltenen Mikroorganismen nicht mit schwerem
                                                                        Gerät zerstören.
         Planung und Architektur                                    •	Bei der Bepflanzung des Grundstücks auf Vielfalt
         •	Die kompakte Gebäudeform ergibt die größte                  achten. Verzichten Sie auf den perfekten englischen
            Einsparung an Material und Energie.                         Rasen. Keine Pestizide zur Gartenpflege einsetzen.
         •	Gebäudehülle gut wärmedämmen und luftdicht              •	Möglichst neuen, vielseitigen Lebensraum für
            ausführen.                                                  Menschen, Tiere und Pflanzen schaffen.
         •	Wassersparende Armaturen verwenden, Lei­tungs­
            führung und Leitungslängen minimieren, Nass­            Leben und Wohnen
            zonenbereiche (Küche, Bad) im Haus horizontal wie       •	Sparen Sie Energie an jeder relevanten Stelle.
            vertikal konzentrieren.                                     Lassen Sie die technischen Ein­       stellungen Ihrer
         •	Gute Tageslichtnutzung einplanen. Dies spart                haustechnischen Installation nach einem Jahr
            Beleuchtungsstrom.                                          prüfen, ggf. sind sie schlecht eingestellt und bringen
         •	Prüfen Sie die mögliche Nutzung von Regen- und              nicht die Leistung, die vertraglich festgelegt ist.
            Grauwasser für WC-Spülung etc.                          •	Prüfen Sie eine gemeinsame Energieversorgung
         •	Abfalltrennung in die Planung des Hauses integrieren.       mit Ihren Nachbarn oder auf Quartiersebene. Falls
            Sie ist die Voraussetzung für das Verwerten und             möglich, streben Sie eine Haus übergreifende
            Sammeln von Haushaltsabfällen.                              Nutzer- oder Bauherrengemeinschaft an.
         •	Möglichst viel erneuerbare Energie einsetzen.           •	Im Mehrfamilienhaus: Planen Sie mit Ihren Nachbarn
            Die natürlichen Ressourcen Sonnen-, Wind- und               beispielsweise einen Hauswirt­      schaftsraum mit
            Wasserkraft sind unbegrenzt. Die Ressource                  Waschmaschine oder auch eine gemeinsame Be­
            Biomasse ist klimaneutral, aber nicht unbeschränkt          sucherwohnung ein. Dies spart für jeden Einzelnen
            verfügbar.                                                  teure Wohnfläche.
                                                                    •	Wählen sie dauerhafte Produkte, entscheiden Sie
         Baustoffe                                                      auch nach Qualität statt nur nach dem Preis.
         •	Möglichst gut verfügbare und nachwachsende              •	Sparen Sie Trink- und Abwasser. Je nach örtlicher
            Rohstoffe einsetzen.                                        Situation kann hoher Wasserverbrauch zum Senken
         •	Bauweisen bevorzugen, bei denen die Bau­materialien         des Grundwasserspiegels führen und Ökosysteme
            leicht ausgewechselt oder ge­trennt werden können.          bedrohen. Wasseraufbereitung ist aufwändig und
            Dadurch wird eine Wie­       der­verwendung und             teuer.
            Verwertung (Recycling) der Baustoffe möglich.           •	Nutzen statt besitzen: Teilen Sie wenig benötigte
         •	Achten Sie auf die Verwendung von schadstofffreien          Haushaltsgeräte mit Ihren Nachbarn. Treten Sie
            oder -armen Baustoffen.                                     Carsharing bei.

    12     RESSOURCEN
3. Preiswert statt billig
Nachhaltiges Bauen ist langfristig wirtschaftlich

                                                                                                                                                          3

Kann ich mir ein nach­haltig gebautes Haus überhaupt leisten? Vor dieser Frage stehen viele Bauherren, wenn es um die Finanzierung des
Bauprojekts geht. Doch viele Beispiele zeigen: Nachhaltiges Bauen ist dauerhaft wirtschaftli­cher als die konventio­nelle Billig­bauweise und weit
weniger schadens­anfällig.

Beim Neubau, aber auch bei Sanierungsmaßnahmen                                   Die Wirtschaftlichkeit planen
achten Bauherren oft auf möglichst geringe Her­       stel­                      Den größten Einfluss auf die Lebenszykluskosten
lungskosten. Das ist verständlich, denn die Finan­zie­                           eines Hauses haben Architekten und Bauherren in
rung eines Bauprojekts bringt Bauherren häufig an den                            der Genehmigungsphase. Mit der Einreichung des
Rand ihrer ökonomischen Möglichkeiten. Dabei wird oft                            Bauantrags sind nicht nur der überwiegende Anteil der
vergessen: Das Gebäude soll für Jahrzehnte genutzt                               Baukosten festgelegt, sondern auch die Betriebs- und
werden. Schlechte Planung oder wenig qua­       litätsvolle                      Unterhaltungskosten, die sich in den Folgejahrzehnten
Ausführung können langfristig Kosten ver­ursachen, die den                       ergeben. Für die gesamtökonomische Betrachtung ist es
Nutzern über die Jahre hinweg teuer zu stehen kommen.                            wichtig, mehrere Faktoren zu berücksichtigen.

Lebenszykluskosten                                                               Standortanalyse
Um die dauerhafte Kostenstruktur eines Wohn­hauses                               Wie weit ist der Weg zum Arbeitsplatz entfernt? Ein
beschreiben zu können, wurde der Begriff der Le­bens­                            langer Fahrweg kostet Zeit und Geld. Auch eine
zykluskosten geprägt. Hierunter ver­steht man die                                vorhandene Lärm- oder Bodenbelastung kann zu
Summe der Kosten, die von der Planung über die Her­                              unerwünschten Kosten, beispielsweise für Lärmschutz
stellung und Nutzung bis zum Rückbau bzw. zur Wieder­                            oder Dekontamination, führen.
verwendung eines Hauses entstehen – sämt­li­che Kosten
also über den gesamten Nutzungszeitraum. Streng
genommen sind hier auch noch die Um­weltkosten mit in
die Rechnung einzubeziehen. Diese sind bislang jedoch
schwer zu erfassen und werden daher meist der
Allgemeinheit aufgelastet. Allenfalls werden sie spürbar,
wenn sich beispielsweise zu einem späteren Zeitpunkt
die gesetzlichen Anfor­de­run­gen an den Wärmeschutz
verschärfen und dieser dann nachträglich nachgerüstet                            Bei Neubau- und Sanierungsvorhaben im innerstädtischen Bereich
                                                                                 ist nachhaltiges Bauen sinnvoll.
wer­den muss.

                                                                                                                                 ÖKONOMIE            13
Flexible Raumaufteilung                                      Vorausschauende Grundrissplanung
3        Denken Sie bei der Planung Ihres Hauses an Morgen.
         Stehen nur die aktuellen Bedürfnisse, beispielsweise         Bei der Planung des Grundrisses wurde eine
         einer jungen Familie, im Vordergrund, verliert das Haus an   mögliche künftige Nutzungsänderung des Hauses in
         Wert, wenn die Kinder ausziehen und Räume ungenutzt          die Planung aufgenommen.
         leer stehen oder aber Etagen nicht mehr altersgerecht        Im Erdgeschoss gibt es (neben der Treppe) eine
         zugänglich sind. Nachhaltig geplante Häuser reagieren        einfache Möglichkeit, durch Schließen eines Durch-
         flexibel auf geänderte Nutzungsbedürfnisse.                  gangs eine Einliegerwohnung mit eigenem Bad und
                                                                      Gartenzugang herzustellen. So könnte später ein
         Externe Kosten                                               Elternteil der Bauherrenfamilie hinziehen oder die
         Erstellung, Betrieb, Unterhalt und Rückbau eines Gebäudes    dann erwachsenen Kinder ziehen in die abgegrenzte
         belasten die Umwelt. Hierfür werden künftig immer mehr       Wohnung. Bis dorthin bietet der Bereich großzügigen
         die Verursacher zur Kasse gebeten. Umweltverträgliches       Raum für Arbeit und Hobby.
         Bauen schont Ihren Geldbeutel – in Zukunft.

         Energiekosten
         Höhere Energieeinsparinvestitionen zahlen sich langfristig
         aus. Auch die Wahl unterhaltsfreundlicher Materialien
         lohnt sich finanziell.

         Instandsetzungskosten
         Bei der Baukonstruktion ist darauf zu achten, dass
         spätere Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten
         einfach möglich sind. Werden beispielsweise Küche,
         Bäder und Sanitär übereinander angeordnet, ist die           • Lassen Sie sich von Planern und den ausführenden
         Zugehbarkeit der Rohrleitungen bei Wartungsarbeiten            Firmen Referenzen zeigen. Architekten und
         einfacher zu planen.                                           Ingenieure, die auf nachhaltiger Grundlage planen
                                                                        und bauen, sind meist die beste Wahl.
         Der Grundgedanke des nachhaltigen Bauens ist,                • Bauen Sie möglichst einfach. „Lowtech“ statt
         mit möglichst geringem Aufwand so viel Qualität wie            „Hightech“. So sparen Sie Kosten bereits in der
         möglich zu erreichen. Die Investitionskosten sind dann         Bauphase.
         gegebenenfalls etwas höher, lassen sich aber durch           • Unterkellerungen sind teuer. Alternativ eignen sich
         die Einsparungen bei Betriebs- und Unterhaltskosten            auch am Haus angebaute, außen liegende Räume
         refinanzieren. Was aber tun, wenn das Budget begrenzt          hervorragend als kostengünstiger Lagerraum.
         ist und nicht alle wünschenswerten Ziele umgesetzt
         werden können?
                                                                                                                                                  Kumulierte

         • Erstellen Sie eine Prioritätenliste mit den 10
                                                                                                           Kosten bei                             Kosten
                                                                                                           konventioneller
                                                                                                           Planung
           wichtigsten Punkten und Wünschen, die Sie in                       Beeinflussbarkeit
                                                                              der Kosten
                                                                                                                               Kosten bei
           Ihrem Haus verwirklichen möchten. Bei knappem                                                                       nachhaltiger
                                                                                                                               Planung
           Budget sollten Sie wissen, worauf Sie am ehesten
           verzichten können.
         • Sparen Sie nicht an einer fundierten und voraus-
                                                                      Genehmigungsphase   Planung   Bau   Nutzung            Umnutzung   Abriss

                                                                      Lebenszykluskosten
           schauenden Planung. Wer qualitätsvoll plant, fährt         Die Entwicklung der Gesamtkosten für ein Gebäude kann durch
           langfristig günstiger.                                     nachhaltige Planung wesentlich verringert werden.
                                                                      (Quelle: BMVBS)

    14     ÖKONOMIE
Alternativen zum teuren Kellerraum
                                                                                                                                3
                                                             Bei diesem Beispiel verzichtete der Planer auf
                                                             einen teuren Keller. Stattdessen gibt es einen
                                                             kostengünstigen zweigeschossigen Kellerersatzraum
                                                             an der Gebäudenordseite am Ende der Veranda
                                                             (gelbe Fläche).
Sonnenwärme und natürliche Baustoffe – bei einer voraus-
schauenden Planung lassen sich die Träume eines nachhaltig
                                                             Die Planung sieht auch Einbauschränke vor. Sie sind
gebauten Hauses kostengünstig realisieren.                   kostengünstig und verschwinden optisch in der Wand.
                                                             Im EG gibt es ein Dusch-WC anstelle der Gäste-
                                                             Toilette. Ebenerdige Sanitärbereiche sind vor allem
Gebäude auch in der Höhe optimieren                          im Alter vorteilhaft

Bei diesem Gebäude wäre aus planerischer Sicht ein
Volumen minimierendes Pultdach sinnvoller gewesen,
das Satteldach war Bauherrenwunsch. Der Architekt
lässt dieses auf der Nordseite auskragen, das Volumen
darunter wird nicht ausgebaut. Gleichzeitig werden
neue Qualitäten geschaffen: Unter dem Dach entsteht
eine Schatten spendende Nordveranda. Der zusätzliche
Luftraum über dem Flur (gelbe Fläche) wird für die Kinder
zur zusätzlichen Schlaf- oder Spielebene.

                                                             Das Fundament wurde etwas dicker gewählt, so konnte man auf
                                                             teuren Stahl verzichten.

                                                                                                       ÖKONOMIE            15
4. Tradition trifft Moderne
             Klassische Bauprinzipien in zeitgemäßer Architektur

4

         Beim nachhaltigen Bauen kommen viele Aspekte zusammen: Der harmonische Bezug zur umgebenden Siedlungsstruktur ebenso wie die Beach­tung
         gesundheitlicher, ökologischer, aber auch ästhetischer Fragen.

         Lange Zeit mussten sich die Menschen beim Bau ihrer                        Landschaft und das Wohnumfeld eingebettet?
         Häuser an den oft sehr eingeschränkten Möglichkeiten                    •	Lässt sich das Wohnumfeld naturnah gestalten?
         vor Ort orientieren. Bauweise, Baukonstruktion und                      •	Haben die verwendeten Formen, Farben, Mate­
         Siedlungsstrukturen wiesen viele Gemeinsamkeiten auf.                      rialien und Proportionen einen harmonischen Bezug
         Dies sorgte für eine starke regionale Identität. Dennoch                   zueinander?
         hatten die Bewohner Raum für individuelle Gestaltung.                   •	Kommen Baustoffe und Bauelemente aus der
                                                                                    Region?
         Heute stellen viele Architekten wieder fest, dass sie von               •	Sind gemischte Nutzungsarten wie Wohnen, Arbei-
         alten Erfahrungen, Traditionen und Prinzipien einiges                      ten und Erholen möglich?
         lernen können. Denn mit der technologischen Entwicklung                 •	Wird auf harmonische Proportionen und Maß-
         mit schier grenzenlosen Möglichkeiten beim Bauen ging                      stäblichkeit der Räume geachtet?
         auch der Raubbau an den Rohstoffen und Energie einher.
         Doch nicht nur das, auch weisen heute viele Ortsbilder in                Treibhausrelevanz unterschiedlicher Baustoffe
         Städten und Gemeinden ein optisches Chaos auf.
                                                                                                             Primärenergie-        Treibhaus-
         Nachhaltiges Bauen ist also mehr, als nur ein preis­                                                   bedarf für            effekt
                                                                                                              Herstellung            kg CO2
         wertes „Energiesparhaus“ zu errichten. Vielmehr geht
                                                                                                                 kWh/m3
         es darum, traditionelle, intelligente Planungskriterien
                                                                                  Kiefern aus der                  169                 -792
         aufzugreifen, gesundheitlich unbedenkliche Bau­stoffe zu
                                                                                  Region
         wählen und insgesamt bauökologische Anfor­derungen zu
                                                                                  Brettschichtholz                 994                 -662
         berücksichtigen.
                                                                                  Hochlochziegel                   412                  95
                                                                                  Ortbeton C 25/30                 430                 251
         Nachhaltigkeitskriterien
                                                                                  Betonfertigteil 2%               1138                455
         •	Gibt es im Bebauungsplan Festsetzungen, welche                       Stahl
             Bauweisen zulässig oder unzulässig sind?
                                                                                 Quelle: IBN
         •	Gibt es eine Gestaltungssatzung für das Bau­gebiet?
         •	Ist das Gebäude sensibel und harmonisch in die

    16     BAUWEISE UND BAUKONSTRUKTION
Holzbauweise                                                                 Holzhaus so sicher wie ein Steinhaus. Die Anforderungen
Holz erfüllt als Baumaterial alle Anforderungen des                          an den Schallschutz lassen sich ebenfalls gut erfüllen.
modernen Wohnungs- und Gewerbebaus. Es lässt
                                                                                                                                                       4
sich dabei wirtschaftlich sowohl in Fertigbauweise als                       Dabei sind unterschiedliche Bauweisen realisierbar:
auch vom Zimmermann für eine zeitgemäße Architektur                          • Massivbauweise
verwenden. Viele Holzbauten wurden in Architekturwett-                         Hier bestehen die Wände aus massivem Holz.
bewerben ausgezeichnet – ein Beleg für die ästhetische                       • Skelettbauweise
Leistungsfähigkeit dieses Baustoffes.                                          Das Tragwerk ist aus Holz, die Zwischenräume sind
                                                                               mit Wärmedämmung, einem Holz-Lehm-Verbund
Holzhäuser haben je nach Bauweise gute bis sehr gute                           oder Ziegelwerk gefüllt (klassisches Fachwerkhaus).
Wärmeschutzwerte. Selbst Plusenergiehäuser lassen                            • Holzrahmenbauweise
sich mit modernen Holzbauweisen realisieren. Auch                              Hier besteht das Tragwerk aus vorgefertigten Holz-
bezüglich der geltenden Brandschutzvorschriften ist das                        rahmen. Fenster, Türen und die Dämmung werden
                                                                               auf der Baustelle eingebaut.

Mit Holz lassen sich auch interessante Architekturkonzepte realisieren: 7-stöckiges Wohnhaus in Berlin (links) und Erweiterung der historischen
Sielower Mühle.

Holz als Baustoff

Baustoff mit guter                   Holz aus Brandenburg:                Wichtig: Die richtige                 Naturbelassen
Ökobilanz                            Die Märkische Kiefer                 Verarbeitung                          ist vorteilhaft

Holz ist ein nachwachsender Brandenburg              eine Es kommt auch auf die Mit konstruktivem Holzschutz
                                                          ist
Rohstoff, der während des hervorragende      Quelle für Verarbeitung des Baustoffs kann auf den Einsatz
Wachstums klimarelevantes hochwertiges Bauholz. Die an. So hat mit Holzschutz- chemischer Holzschutzmittel
Kohlendioxid bindet. Wenn hier vorherrschende „Mär- mittel behandeltes Importholz verzichtet werden, beispiels-
Holz aus der Region stammt kische Kiefer“ ermöglicht eine oder Leimholz mit hohem weise durch einen großen
und damit die Transportwege langlebige, passgenaue Verar- Metallanteil und Wärme- Dachüberstand, hinter die
kurz sind, ist es primärener- beitung mit höchster Prä- dämmung aus Mineralwolle Fassaden zurückspringende
getisch vorteilhaft gegenüber zision. Das Holz der Mär- eine schlechtere Ökobilanz Fenster und Türen, abge-
Mauersteinen oder Stahlbeton. kischen Kiefer ist maßhaltiger als monolithisches Mauerwerk deckte Fugen und Hirn-
Stammt es zusätzlich aus und formbeständiger als Fich- aus Hochlochziegel oder holzstellen oder hinterlüftete
nachhaltiger, FSC-zertifizier- te oder Kiefer aus anderen Porenbeton.                                           Blechabdeckungen.
ter Forstwirtschaft, werden be- Regionen Deutschlands.
drohte Wälder geschützt.

                                                                                BAUWEISE UND BAUKONSTRUKTION                                      17
Lehmbauweise                                                         Ziegelbauweise
4        Lehm ist ein natürlicher Baustoff, dessen Herstellung                Das Bauen mit Ziegeln ist wie der Lehmbau eine seit
         und Verarbeitung nur wenig Energie benötigt. Er ist                  Jahrtausenden bewährte Bauweise.
         neben Holz einer der ältesten Baustoffe. Immer mehr
         Bauherren interessieren sich für die moderne, schöne                 Monolithische Außenwände aus gebrannten Ziegeln
         Lehmbauweise, aus gutem Grund:                                       erfüllen alle Ansprüche des nachhaltigen Bauens, dies
                                                                              sowohl hinsichtlich der ökologischen Anforderungen
         •	Lehm ist schadstofffrei und in der Verarbeitung                   als auch der Wohngesundheit. Insbesondere wenn
             hautfreundlich.                                                  hochdämmende Ziegelbaustoffe zum Einsatz kommen,
         •	Er reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum und schafft ein         sind die Wärmedämmwerte sehr gut. Bei diesen Bau­
             ausgeglichenes und gesundes Raum­klima.                          stoffen werden die Kammern im Ziegelstein mit Wär­
         •	Im Sommer entsteht ein kühles Raumklima, im Winter               me­dämmmaterial verfüllt. Dies ergibt beste Wärme­
             schützt Lehmputz vor zu trockener Raumluft.                      dämmwerte und bei einem späteren Rückbau (Abriss)
         •	Lehm wirkt antibakteriell und abweisend gegen                     kann es sortenrein entsorgt bzw. recycelt werden.
             Schädlinge.                                                      Damit ergeben sich deutliche Vorteile gegenüber Wär­
         •	Am Ende der Nutzungszeit ist Lehm recycelbar.                     medämmverbundsystemen.

         Früher musste der Baustoff Lehm aufwändig her­gestellt
         und verarbeitet werden. Heute gibt es moderne industriell
         gefertigte Lehmprodukte, die fertig verarbeitbar auf der
         Baustelle angeliefert werden.

                                                                              Bei hochdämmenden Ziegelbaustoffen sind die Hohlkammern mit
                                                                              Wär­me­dämmmaterial verfüllt.

         Anbau in Stampflehm­bau­weise an eine historische Feldsteinscheune
         in Ihlow, Brandenburg. Die dachintegrierten Solarwärmekollektoren
         heizen in Kombination mit einem Zentralkamin (Stückholz) das
         Gebäude über Fußboden und Wandheizung.

         Die Stampflehmbauweise ist an den Innenwänden gut erkennbar.

    18      BAUWEISE UND BAUKONSTRUKTION
Bauen mit Strohballen
Bauen mit Stroh als Baustoff erlebt in jüngster                                                                                          4
Zeit eine kleine Renaissance. Aus gutem Grund:
Beim Strohballenbau lassen sich alle technischen
und bauaufsichtlichen Anforderungen (auch beim
Brandschutz!) erfüllen. Die Wärmedämmwerte sind
hervorragend, die Herstellkosten gering. Am Bau werden
                                                              Aufbauvariante einer Außen­wand aus Holz­konstruktion, Strohballen,
gepresste Strohballen entweder wie große Mauersteine
                                                              Strohmatten und Lehmputz.
aufeinander geschichtet (Nebrasca-Methode) oder es
wird eine Holzkonstruktion mit Strohballen ausgefacht
(Ausfach-Methode). Letztere ist allerdings deutlich teurer.
Für einige Produkte am Markt gibt es eine bauaufsichtliche
Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt).

Ausfachung einer Holz­konstruktion mit Strohballen an einem
Wohngebäude in Liepe.

                                                              Skelettbauweise (Fachwerk) mit Holz-Lehm-Ausfachung und
                                                              Ziegeldach.

Das fertige Gebäude mit Holz- und Lehmputzfassade.

                                                                 BAUWEISE UND BAUKONSTRUKTION                                       19
5. Naturnah und wohngesund
             Ökologische Baustoffe sind im Trend

5

         90 % unserer Zeit verbringen wir in geschlossenen Räumen. Grund genug, die verwendeten Baustoffe sorgsam auszuwählen. Wer nach
         bauökologischen Gesichtspunkten wählt, sichert sich ein gesundes Raumklima und eine hervorragende Raumluftqualität.

         Umweltauswirkungen eines Baustoffes erkennen                             wird der gesamte Lebenslauf eines Produktes betrachtet,
         Fast alle Baumaterialien werden bis heute nur nach                       von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, den
         physikalisch-chemischen und technologischen Merk­                        Transport, die Verarbeitung und die Nutzung bis zur
         malen beschrieben und klassifiziert. Ihre Auswirkungen auf               „Entsorgung“.
         Gesundheit und Umwelt lassen sich daraus selten ablesen.
         Dies ist bedenklich, kommen doch bei Baustoffen zu etwa                  Tipps für die Baustoffwahl
         90 % künstlich hergestellte und zum Teil bedenkliche                     Wärmedämmung und -speicherung
         Inhaltsstoffe zum Einsatz. Deren Zusammensetzung                         Gut gedämmte Außenwände besitzen raumseitig eine
         veröffentlichen viele Her­steller oft nur in Auszügen.                   höhere Oberflächentemperatur, was von uns Menschen
         Doch inzwischen gibt es eine zunehmende Zahl von                         als behaglich empfunden wird. Innenwände und Decken
         Zertifikaten, Labels und Umwelt-Deklarationen, die                       sollten Wärme gut speichern können. Dies schafft
         über die Auswirkungen der Baustoffe auf Umwelt und                       ausgeglichene Temperaturverhältnisse und ermöglicht
         Gesundheit informieren.                                                  die optimale Nutzung passiver Sonnenenergie.
                                                                                  Holz, Holzwerkstoffe, Holzfaserschüttungen oder Kork
         Volldeklaration                                                          verfügen über eine große Wärme­speicher­kapazität bei
         Produkte, bei denen die Hersteller alle Inhaltsstoffe                    gleichzeitig geringer Temperatur­leitfähigkeit. Daher sind
         offenlegen (Volldeklaration), haben naturgemäß die                       sie für Außenwände und Dächer prädestiniert, sie sorgen
         besten Qualitäts- und Umweltwerte. Schließlich sind die                  für einen opti­malen winterlichen Wärmeschutz – und für
         Hersteller bereit, alle Zahlen auf den Tisch zu legen und                einen Hitzeschutz im Sommer.
         die Werte zu benennen. Sind die Baustoffe zusätzlich
         geprüft, beispielsweise vom Institut für Baubiologie +                   Austrocknungsverhalten
         Ökologie (IBN), dann können Sie sicher sein, dass diese                  Die verwendeten Außenbauteile sollten über ein gutes
         frei von Schadstoffen oder zumindest schadstoffarm sind.                 Austrocknungsverhalten verfügen. Feuchte Bau­  stoffe
                                                                                  haben schlechtere Wärme­     dämmeigenschaften. Sie
         Ökobilanzierung                                                          können auch Pilze, Bakterien, unangenehme Gerüche
         Eine Ökobilanz gibt eher eine Übersicht über die                         und Bauschäden und damit Erkältungen, Rheuma,
         Auswirkungen eines Produktes auf die Umwelt. Hierbei                     Ischias und Asthma hervorrufen.

    20     BAUSTOFFE, BAUMATERIALIEN
Grundsätzlich gilt: Möglichst mit diffusionsoffenen und     ihre hygroskopische oder schadstoffabsorbierende
hygroskopischen Materialien bei gleichzeitiger Wind- und    Wirkung verlieren.                                                          5
Luftdichtheit der Konstruktion bauen. Hierzu zählen Holz-   Wählen Sie Baustoffe und Einrichtungsgegenstände, die
und Naturbaustoffe.                                         Sie sich ins Haus holen mit Ihrem Architekten und/oder
                                                            Berater sorgfältig aus.
Hygroskopische Baustoffe verwenden
Achten Sie hier vor allem beim Putz, bei Verkleidungen
oder Fußböden auf die Wahl sogenannter hygro­skopischer
Materialien, beispielsweise Lehm- und Kalkputze und
Holz. Das sind Baustoffe, die viel Feuchtigkeit aus der
Luft aufnehmen und bei Be­darf rasch wieder abgeben.
Dadurch sorgen sie für eine ausgeglichene Luftfeuchte
im Raum und vermeiden die Bildung von Tau­wasser,
                                                            Beispiel Hanf: Dieser Dämmstoff benötigt keinerlei chemische
Schimmel und letztlich Bauschäden.                          Behandlung, weder gegen Schimmel­bil­dung noch gegen Schäd­
                                                            lingsbefall. Mit dem natürlichen Baustoff lässt sich eine qualitativ
Innenraumqualität                                           hochwertige und wohngesunde Wärme­dämmung erzielen.

Neuartige Baustoffe und Verarbeitungspraktiken ha­
ben dazu geführt, dass in der Innenraumluft hohe            Umweltzeichen (Labels)
Konzentrationen organischer Verbindungen, Fein­staub        Umweltzeichen sind im besten Fall eine Auszeichnung
sowie Krankheitskeimen auftreten können, die weit über      als bestes Produkt. Gute Umweltzeichen berück­
denen der Außenluft liegen. So wurden mehrfach höhere       sichtigen vor allen Dingen die Gesundheit, damit eine
Schadstoffkonzentrationen als an stark befahrenen           gute Innenraumluftqualität sichergestellt werden kann.
Straßen gemessen. Ökologische und nachwachsende
Bau­stoffe sind hier meist die beste Wahl. Denn sie sind    IBN-Qualitätssiegel
natürlich, weitgehend unverfälscht und weisen über­         Das vom Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN)
wiegend die Materialeigenschaften auf, die ein gutes        herausgegebene Qualitätssiegel zeichnet ausschließlich
Innen­raumklima garantieren.                                baubiologisch einwandfreie Produkte aus. Produkte, die
                                                            Stoffe wie Isocyanate oder verschiedene Lösemittel
Haben Sie einen guten Riecher?                              enthalten, werden nicht zertifiziert. Auf das IBN-Qua­li­
In Räumen, in denen Hartbaustoffe und Kunststoffe           täts­siegel sollte man achten, wenn man an bau­biologisch
verwendet werden, bleiben unangenehme Gerüche               einwandfreien Produkten interessiert ist.
oft lange Zeit erhalten. Naturbaustoffe wie offenporiges    ! www.baubiologie.de
Holz und Lehm sind hier im Vorteil. Sie können schlechte
Gerüche und sogar Schadstoffe absorbieren.                  Cradle to Cradle
                                                            Die Zertifizierung nach „Cradle to Cradle“ (von der Wiege
Schadstoffe vermeiden                                       bis zur Wiege) zeichnet Produkte mit gesunden und
Gebäude sollten frei von Ausga­   sungen, Staub, und        kreis­lauffähigen Materialien aus, die recycelbar und kom­
Krankheitskeimen sein. Die häufigsten Schadstoffe sind      postierbar sind. Cradle to Cradle-Zertifikate sind ein Jahr
leicht- und schwer­flüchtige Schadstoffe, Radongas,         gültig und werden anschließend rezertifiziert. Dabei gibt
Fasern und Partikel sowie mikrobakterielle Belastungen.     es vier Zertifizierungsstufen (Basic, Silber, Gold, Platin),
                                                            die den Grad der erfüllten Anforderungen wiedergeben.
Verzichten Sie auf den Einsatz schadstoffhaltiger Tapeten   ! www.epea-hamburg.org
mit Kleber. Kalk- oder Lehmputzwände oder die sichtbare
Ziegelwand sind hier von Vorteil. Auch das Weglassen        Prüfsiegel des IBO
von Lacken verringert den Schadstoffeintrag in den          Das Prüfsiegel des Instituts für Baubiologie Österreich
Wohnraum und verhindert gleichzeitig, dass Materialien      (IBO) berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus

                                                                         BAUSTOFFE, BAUMATERIALIEN                                 21
von Produkten. Es kann für Baustoffe und Innen­             natureplus
5        raumausstattungen vergeben werden. Die baubio­              natureplus ist ein internationales Qualitätszeichen
         logischen und bauökologischen Anforderungen des IBO-        für nachhaltige und qualitativ hochwertige Baustoffe,
         Prüfsiegels sind streng. Zu jedem geprüften Pro­dukt gibt   Bauprodukte und Einrichtungsgegenstände. Das Siegel
         es einen umfassenden Prüfbericht.                           wird nur an Bau- und Wohnprodukte vergeben, die zu
         ! www.ibo.at                                                85% aus nachwachsenden und/oder mineralischen
                                                                     Rohstoffen bestehen. Am Produkt muss zudem eine
         Prüfsiegel des IBR                                          Deklaration der Einsatzstoffe erfolgen.
         Das Prüfsiegel des Instituts für Baubiologie Ro­sen­heim    ! www.natureplus.org
         GmbH will vor wohnumweltbedingten, ge­sund­heit­lichen
         Schäden schützen. Die unter wissen­schaftlichen             Environmental Product Declaration
         Gesichtspunkten und Ausfüh­rungs­kriterien ange­wand­ten    Die Umweltdeklaration Environmental Pro­duct Decla­
         Prüfkriterien gibt es für fast alle Produktgruppen, auch    ration (EPD) beschreibt den Energie- und Ressourcen­
         im Fertighausbau, wo durch das Institut Wand­aufbauten      einsatz eines Produktes und dessen Beitrag zum Treib­
         und andere Konstruktionsbestandteile über­prüft wurden.     hauseffekt, zur Versauerung, Überdüngung, Zer­­störung
         ! www.baubiologie-ibr.de                                    der Ozonschicht und zur Smogbildung. Auch Angaben
                                                                     zu Lebensdauer, Wärme- und Schall­iso­lierung oder den
         Blauer Engel                                                Einfluss auf die Qualität der In­nen­raumluft sind in der
         Der „Blaue Engel“ ist ein Umweltzeichen, das auf            EPD enthalten.
         umweltfreundliche Entwicklungen und Alternativen bei
         ansonsten umweltbelastenden Produkten aufmerksam
         machen soll. Produkte mit diesem Zeichen verursachen
         in ihrer Produktgruppe lediglich die ge­ringsten Umwelt­
         auswirkungen. Der „Blaue Engel“ ist nur ein Gütesiegel
         für eine bestimmte Produkteigenschaft.
         ! www.blauer-engel.de

    22     BAUSTOFFE, BAUMATERIALIEN
Wärmedämmmaterial                                         Wieviel Wärmedämmung ist gut genug?
Bei konventionellen Wärmedämmverbundsystemen              Je höher die Energiepreise steigen, desto mehr Aufwand               5
wird das Wärmedämmmaterial, meist Stein- und Glas­        lohnt sich bei der Wärmedämmung. Grundsätzlich gilt
wolle oder Polystyrol-Schaumplatten, mit Kleber oder      aber, dass sich das Kosten-Nutzen­-Verhältnis bei
Tellerdübel auf die Außenwand aufgebracht und mit         zunehmender Dämmstoffstärke ver­schlechert. Die
einer Armierungsschicht verbunden. Der Ab­schluss         optimale Dämmstoffstärke ist bei jedem Gebäu­de
bildet ein Außenputz, der noch gestrichen werden muss.    anders. Sie sollte vom Architekten oder einem zer­ti­fi­zier­
So entsteht ein Verbundsystem, bei dem die Schichten      ten Ge­­bäude­energieberater ermittelt werden.
später nicht mehr voneinander getrennt werden können.
Auch die Belastung der verwendeten Stoffe (Fungizide,     Unter Umständen ist es lohnenswerter, beispielsweise
Biozide) stellt ein Umweltproblem dar.                    Solaranlage oder Wärmepumpe größer zu dimensio­
                                                          nieren und den verbliebenen geringen Rest­energie­bedarf
Es geht auch anders, wie nebenstehendes Beispiel          mit erneuerbarer Energie zu decken, statt die „letzte
zeigt. Auf die Außenwand wurde hier ein Holzgefach        Kilowattstunde“ Wärmebedarf mit großem Kostenaufwand
montiert. Die dabei entstehenden Segmente wer­            „wegzudämmen“. Ener­gieberater be­stimmen im
den anschließend mit Holzweichfaserplatten ver­           Energiekonzept das wirtschaftliche Opti­mum.
schlossen und mit Zellulosematerial ausgeblasen.
Die­ses Wärmedämmsystem ist komplett aus nach­
wach­senden Rohstoffen und hochwirksam, zudem
dif­fu­sions­fähig und hygroskopisch. Nach einem Rück­
bau des Hauses können die verwendeten Materialien
problemlos entsorgt bzw. dem natürlichen Stoffkreislauf
zurückgeführt werden.

Alternativen zu Polystyrol & Co.
•	Zelluloseplatten
•	Zellulose-Einblasdämmstoff
•	Hanfmatten
•	Baumwollmatten
•	Baumwoll-Einblasdämmstoff
•	Glimmerschiefer-Schüttdämmstoff
•	Schaumglasplatten
                                                          Aufbau eines Holzgefachs zur Befüllung mit Einblas-Dämmstoff
•	Flachsfaserplatten
•	Holzweichfaserplatten
•	Blähperlit-Schüttdämmstoff
•	Schafwollmatten
•	Hobelspan-Einblasdämmstoff
•	Korkplatten
•	Kokosrollfilz
•	Calciumsilikat-Platten
•	Schilfrohr-Leichtbauplatten

(Quelle: NABU)

                                                                      BAUSTOFFE, BAUMATERIALIEN                           23
6. Gute Energie für Ihr Haus
            Kosten sparen mit Effizienz und erneuerbaren Energien

6

         Steigende Energiepreise und Klimawandel – energiesparendes Bauen ist gefragter denn je.
         Wer beim Neubau richtig plant, schont nicht nur begrenzte Ressourcen und schützt das Klima, sondern langfristig auch den eigenen Geldbeutel.

         Der Gebäude-Energiebedarf ist heute eines der zent-                          zuzulassen – ein Standard der bereits heute zu geringen
         ralen Themen beim Neubau wie bei der Sanierung eines                         Mehrkosten realisierbar ist.
         Hauses. Schließlich geht man bei einem Haus von einem
         Lebenszyklus von 50 Jahren und mehr aus. Heute gebaute                       Energiesparhäuser – eine Übersicht
         Häuser erleben also noch das Ende des Erdölzeitalters!                       Niedrigenergiehaus
         Bis dorthin werden die Energiepreise weiter drastisch                        Mit dem Begriff „Niedrigenergiehaus“ bezeichnet man
         steigen. Wer beim Energiekonzept klug und nachhaltig                         Häuser mit einem Heizenergiebedarf zwischen 30 und 70
         plant, kann daher eine spätere Kostenlawine vermeiden.                       kWh je qm Wohnfläche und Jahr. Niedrig­energiehäuser
         Vom Niedrigenergiehaus bis zum Plusenergiehaus –                             sind heute Stand der Technik. Die Bedarfswerte lassen sich
         heute gibt es zahlreiche Beispiele, wie sich mit geringem                    in der Regel ohne großen technischen Aufwand erreichen.
         Investitionsaufwand energiesparend bauen lässt.
                                                                                      KfW-Effizienzhäuser
         Bauen nach EnEV                                                              Die KfW vergibt über Ihre Hausbank für Energie-
         Grundsätzliches Ziel der Energieeinsparverordnung                            sparhäuser zinsverbilligte Darlehen. Das KfW-Effizienz­
         EnEV (Verordnung über energiesparenden Wärme-
                                                                                                             350 kWh/(m2a) Primärenergieverbrauch
         schutz und Anlage­technik) ist es, den Energieverbrauch
                                                                                                                                         Haushaltsstrom
         zu senken und zunehmend regenerative Energieträger                                                  300
                                                                                                                                         Lüfterstrom
         ein­zusetzen.                                                                                       250
                                                                                                                                         Warmwasser
         Wie man das Ziel erreicht, wenig Primärenergie zu                                                                               Heizung
                                                                                                             200                         Energiegewinne
         verbrauchen, bleibt weitgehend dem Planer und dem
         Bauherrn überlassen. Damit ist auch Raum für innovative                                             150
         und ungewöhnliche Lösungen gegeben. Wer intelligent                                                 100
         und vorausschauend plant, hat auch die Anforderungen
                                                                                                              50
         zukünftiger Novellierungen der EnEV im Auge. Hier
         werden deutlich strengere Anforderungen als heute                                                      0
         gültig erwartet. So ist es Ziel der EU, ab 2021 nur noch                      Die Energiestan-
                                                                                                                    au

                                                                                                                              02

                                                                                                                                    09

                                                                                                                                              s
                                                                                                                                          au
                                                                                                                    tb

                                                                                                                          20

                                                                                                                                   20

         die Errichtung sogenannter Niedrigstenergiehäuser
                                                                                                                                         eh

                                                                                       dards werden immer
                                                                                                                Al

                                                                                                                         EV

                                                                                                                               EV

                                                                                                                                        gi
                                                                                                                                    er
                                                                                                                    En

                                                                                                                              En

                                                                                                                                   en

                                                                                       höher.
                                                                                                                                   us
                                                                                                                               Pl

    24      ENERGIE
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