Tagung des DFG-Graduier tenkollegs Das Dokumentarische. Exzess und Entzug - GRK Das Dokumentarische. Exzess und Entzug

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Tagung des DFG-Graduier tenkollegs Das Dokumentarische. Ex zess und Entzug
WI LLKOMMEN \ WELCOME
                                                                                                                                     Das DFG-Graduiertenkolleg Das Dokumentarische.            The research training group Documentary Practices.
                                                                                                                                     Exzess und Entzug der Ruhr-Universität Bochum             Excess and Privation at Ruhr-University Bochum is
                                                                                                                                     freut sich sehr, Sie zu unserer internationalen Ta-       delighted to welcome you to our international con-
                                                                                                                                     gung Gegen\Dokumentation in der Situation Kunst           ference Against\Documentation at Situation Kunst,
                                                                                                                                     in Bochum begrüßen zu dürfen.                             Bochum.

                                                                                                                                     Das Graduiertenkolleg untersucht die Theorie und          The research training group examines the theory and
                                                                                                                                     Geschichte dokumentarischer Formen von der Ent-           history of documentary forms from the emergence
                                                                                                                                     stehung technischer Analogmedien im 19. Jahrhun-          of analog media in the 19th century to the digital
                                                                                                                                     dert bis in die Gegenwart digitaler Medienpraktiken.      media practices of the present. The focus is on the
                                                                                                                                     Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Opera-           question which operations may vouch the specific
                                                                                                                                     tionen es sind, die die spezifische Autorität des Doku-   authority of the documentary and through which
                                                                                                                                     mentarischen verbürgen und mit welchen Verfahren          procedures it is possible to challenge the claim of
                                                                                                                                     es gelingt, den Wirklichkeitsanspruch dokumenta-          documentary forms to be representing reality. Doc-
                                                                                                                                     rischer Formen zu bestreiten. Der dokumentarische         umentary excess encounters forms and modes of
                                                                                                                                     Exzess trifft hierbei auf Formen und Modi des do-         documentary withholding, which reveal the inevita-
                                                                                                                                     kumentarischen Entzugs, die die unvermeidliche            ble selectivity of all documentation: its blind spots,
                                                                                                                                     Selektivität allen Dokumentierens exponieren, seine       but also its experimental and artistic forms of alien-
                                                                                                                                     blinden Flecken, aber auch seine experimentellen          ation.
                                                                                                                                     Formen und künstlerischen Verfremdungen.

                                                                                                                                     Mit dem Begriff des Gegen\Dokumentarischen wol-           The notion of the counter\documentary delineates a
                                                                                                                                     len wir im Rahmen der Tagung einen Zugang schaf-          deliberately strategic attempt to antithetically sharp-
                                                                                                                                     fen, mittels dessen sich aus einer interdisziplinären     en and politicize the understanding of documentary
                                                                                                                                     Perspektive heraus dem Dokumentarischen neu ge-           practices in different contexts by proceeding from
                                                                                                                                     widmet werden kann.                                       both academic and artistic stances.
INHA LT \ CONT ENTS
                                                                                                                                     Wir freuen uns auf drei spannende Tage mit vielseiti-     We are looking forward to three interesting days filled
Willkommen \ Welcome .............................................................................................. 3                gen Vorträgen und intensiven Diskussionen.                with heterogenous talks and intense discussions.
Über die Konferenz \ Abou t the Conference ............................................................... 4
Programm \ Programme ............................................................................................. 6                 Die Doktorand*Innen des Graduiertenkollegs                The Doctoral Candidates of the research training
Abs trac t s ................................................................................................................... 9   Das Dokumentarische. Exzess und Entzug                    group Documentary Practices. Excess and Privation
Wei tere Infor ma t ionen \ Fur ther Infor ma t ion ...................................................... 38
Das Gegen\Dokumentarische ist eine Antwort auf die Provokation des
        Dokumentarischen. Diese Provokation liegt im Anspruch oder Begehren,
        ›Wirklichkeit‹ zu erfassen, darzustellen und zu kontrollieren. Interventionen
                                                                                            The counter\documentary (das Gegen\Dokumentarische) is a res-
                                                                                            ponse to the provocation inherent in the notion of the documentary
                                                                                            (das Dokumentarische). This provocation lies in the claim or desire
                                                                                                                                                                                         \
         dagegen gibt es, seit es das Dokumentarische gibt. Für uns markiert der           to capture, represent, and control ›reality‹. Ever since documentary
         Begriff der Gegen\Dokumentation einen strategischen Einsatz, mit dem das           practices have been used, there have also been interventions against
         Verständnis dokumentarischer Medien, Operationen, Institutionen, Poeti-           them. For us, the notion of the counter\documentary delineates a

                                                                                                                                                                                     \
          ken, Ästhetiken, Schreib- und Darstellungsweisen geschärft und politisiert      deliberately strategic attempt to antithetically sharpen and politicize
          werden soll.                                                                      the understanding of documentary media, operations, institutions,
                                                                                            poetics, aesthetics, ways of writing, and modes of representation.
           Das Gegen\Dokumentarische umfasst Versuche, anders zu dokumen-
           tieren und Anderes zu dokumentieren.                                             The counter\documentary includes attempts to document otherwise

    \
                                                                                            and others.
            Das Gegen\Dokumentarische verweist auf eine andere Rahmung und
            auf das Andere des Dokumentarischen.                                            The counter\documentary indicates another frame of documentation
                                                                                            and invokes the other of the documentary.
             Die Autorität des Dokumentarischen greift wirklichkeitskonstituierend in
             die Konfliktfelder von Identität, Politik und Geschichte ein und betrifft     The authority of the documentary intervenes in fields of conflict including
             damit Fragen von Geschlecht, Nationalität, Rassismus und Propagan-            politics, history, and identity. By constituting realities it touches upon ques-

\
              da. Jede Dokumentation erzeugt ein Außen oder ein Anderes. Ziel der           tions of gender, nationality, racism, and propaganda. Every act of docu-
              Tagung ist es, künstlerische, journalistische, juristische, politische und   mentation produces an outside or other. The notion of the counter\do-
              kulturelle Praktiken in den Blick zu nehmen, die jenes Außen oder An-         cumentary is an instrument to address and describe different aspects of
               dere adressieren. Der Begriff des Gegen\Dokumentarischen dient als           this antagonistic moment. Used as a means to readdress documentary
               Zugang, um sich aus einer interdisziplinären Perspektive heraus neu         practices from a critical distance the counter\documentary brings into fo-
                dem Dokumentarischen zu widmen, seinen Wahrheitsanspruch zu                 cus artistic, journalistic, forensic, judicial, political, and cultural practices that
                hinterfragen und die Grenzen seines Geltungs- und Gegenstands-              position themselves as alternatives to established documentary practices
                 bereichs auszuloten und aufs Spiel zu setzen.                              and institutions. It prompts us to challenge the claim to truth inherent in the
                                                                                            documentary and to explore and reevaluate the limits of its proper domain.
F R E I TAG \ F R I DAY O 9 . 1 1 . 2O 1 8
                                                                                                              9:30 – 11:00    P A N E L 3 Chair: Felix Hüt temann
                                                                                                              		 P E T E R R E H B E RG                (B er lin)
                                                                                                              		              Beyond Orientalism and Police Sur veillance: The Opaqueness of Male
                                                                                                              		              Forms in the Photographs of George Awde
                                                                                                              		 R E M B E RT H Ü S E R                ( Fr a n k f u r t a . M . )
                                                                                                              		              7 Wolken für G20
                                                                                                              11:00 – 11:30   Kaffeepause \ Coffee Break

                                                                                                              11:30 – 13:00   P A N E L 4 Chair: Pia Goebel
    D O N N E R S TAG \ T H U R S DAY O 8 . 1 1 . 2O 1 8                                                      		 M A R K U S K Ü GL E                 (Mannheim)
                                                                                                              		              Über Dokumentationen als Argumentationen –
                                                                                                              		              Die dokumentarische Tricktechnik von T eher an T abu als Katachrese
    13:30		         Anmeldung \ Registration
                                                                                                              		 S I M O N E D OT TO                   (Udine)       \ F R A N CE S CO F E D E R I CI      ( Ve n e d i g )
    14:00 – 14:30   Begrüßung \ Welcome                                                                       		              Resounding Ruins: Making Histor y through Sonic Documents in Contemporar y Ar ts
    		              Friedrich Balke \ Manuel Baumbach \ Oliver Fahle \ Sarah Horn & Matthias Preuss           13:00 – 14:30   Mittagspause \ Lunch Break

    14:30 – 16:00   PA N E L 1     Chair: Maren Haff ke                                                       14:30 – 16:00   P A N E L 5 Chair: Cecilia Preiß
    		 L I S A GI T E L M A N             ( N e w Yo r k )                                                    		 PAT R I CI A P R I E TO - B L A N CO                           (Br ighton)   \ TA N J A KOVACI C         (Galway)
    		              Time Travel, Or, Four Reasons Why PDFs Are Ever ywhere                                    		              The counter documentar y through Resilience, (Post-)Memor y and Affordances

    		 RU P E RT G A D E R E R                 (Bochum)                                                       		 J U L I A R E I CH              (Düsseldor f)
    		              Pierre Rivière: Eine Fallgeschichte des Gegendokumentarischen                             		              Was bleibt, wenn nichts bleibt? Zur (gegen)dokumentarischen Praxis bei Tino Sehgal
    16:00 – 16:30   Kaffeepause \ Coffee Break                                                                16:00 – 16:30   Kaffeepause \ Coffee Break

    16:30 – 18:00   P A N E L 2 Chair: Leonie Zilch                                                           16:30 – 18:00   P A N E L 6 Chair: Esra Canpalat
    		 L A L I V M E L A M E D             ( Fr a n k f u r t a . M . )                                       		 S I M O N Z E I S B E RG               (B er lin)
    		              A NonRepor t. Operative Images and the Politics of the Secret                             		 Von Stalingrad zum Sternenkampf. Alexander Kluges Lernprozesse mit tödlichem
                                                                                                              		Ausgang (1973/2000) als Kontrafaktur der Schlachtbeschreibung (1964/2000)
    		 S E B A S T I A N KÖT H E                (B er lin)
    		 »Images Of Poor Quality.« Die Aneignung geheimdienstlicher                                             		 J E N S S CH RÖT E R                 (Bonn)
    		Bilder in Y ou D on ’ t L ike T he T ruth                                                               		              Die Gegen/Dokumentation von Verhältnissen
    18:00 – 18:30   Sektempfang \ Reception                                                                   18:15 – 20:00   F I L M V O R T R A G Chair: Niklas Kammermeier
    18:30 – 20:00   P O D I U M S D I S K U S S I O N Chair: Rober t Dörre \ Katja Grashöfer                  		CI N É M A CO PA I N S                    (B er lin)
    		 F R I E D R I CH B A L K E ( B o c h u m ) \ A S T R I D D E U B E R - M A N KOW S K Y     (Bochum)\   		              A Random Walk?
    		 J U L I K A G R I E M ( E s s e n ) \ D I E T M A R K A M M E R E R ( M a r b u r g ) \                20:30		         Conference Dinner, Yamas mezé restaurant & weinbar
6   		 A L E X A N D R A S CH N E I D E R ( M a i n z ) \ R E N AT E WÖ H R E R ( B e r l i n )               		              (Massenbergstraße 1, 44787 Bochum) (speakers only)                                                     7
S A M S TAG \ S AT U R DAY 1 O . 1 1 . 2O 1 8
    10:00 – 11:30   P A N E L 7 Chair: Robin Schrade
    		 CE CI L I A VA L E N T I              (B er lin)
    		              Gegenermitteln: Konträre Geschichtsschreibung im militanten Dokumentar f ilm
    		 LU T Z KO E P N I CK                (Nashville)
    		              Records in Motion: Documenting the Real in Multi-Screen Environments
    11:30 – 12:00   Kaffeepause \ Coffee Break

    12:00 – 13:30   K E Y N OT E      Chair: Maren Haff ke

                                                                                                      \
    		 E YA L W E I Z M A N                ( Lo n d o n )
    		Counter-Investigations

8                                                                                                         9
LISA \ GI T ELM AN                             (New York University)                                                            RUP E RT \ GA D E R E R                                             (Ruhr-Universität Bochum)

     T i m e Tr a v e l , O r , Fo u r R e a s o n s W hy PDFs A re Ev e r y w h e re                                                Pi e r re R i v i è re : Ein e Fall g e s c hi c h t e d e s Ge g e n d o k u m e n t a r i s c h e n
                                                                                                                                     [ Pi e r r e R i v i è r e : A Ca s e Hi s to r y of t h e Co u n t e r - D o cu m e n t a r y ]

     This paper travels back in time to 1998 to consider                                                                             Am 3. Juni 1835 tötete ein junger Bauer namens                                    On 3 June 1835 a young farmer, Pierre Rivière, killed
     the publication of a controversial government re-                                                                               Pierre Rivière seine Mutter, seine Schwester und sei-                             his mother, his sister and his brother with a prun-
     port about then President Bill Clinton. This particu-                                                                           nen Bruder mit einer Hippe. Kurz nach der Verhaftung                              ing knife. Shortly after he was arrested, he started
     lar document offers an opportunity to think about                                                                               begann er in einer Gefängniszelle seine rund sechzig                              writing, in his prison cell, what amounted to around
     what documents are and what they have become in                                                                                 Seiten umfassenden Memoiren aufzuschreiben, die                                   sixty pages of memoirs which began with the words:
     the era of electronic publication. As a lesson in for-                                                                          mit den Worten beginnen: »Ich, Pierre Rivière, Mör-                               »I, Pierre Rivière, having slaughtered my mother, my
     mats the story of the Starr report points toward an                                                                             der meiner Mutter, meiner Schwester und meines                                    sister and my brother [...].« The murderer’s case was
     unwritten history of the _page image_ at the same                                                                               Bruders [...].« Dem Mörder wurde der Prozess ge-                                  heard, ending with a trial by jury in Calvados and a
     time that it helps to parse the norms of documenta-                                                                             macht, der vor einem Schwurgericht in Calvados mit                                death penalty which was later changed to a life sen-
     ry publication for which the PDF has proved such a                                                                              einem Todesurteil endete, das später in eine lebens-                              tence. Rivière was imprisoned in Caen – in 1840 he
     successful support. If success is the right term.                                                                               lange Haftstrafe umgewandelt wurde. Rivière wurde                                 hanged himself in his cell.
                                                                                                                                     ins Gefängnis von Caen eingesperrt – im Jahr 1840                                 Michel Foucault became aware of the case when
     LISA GITELM AN is in the departments of English and                                                                             erhängte er sich in seiner Zelle.                                                 he was working on his studies on the history of
     Media, Culture, and Information at New York University.                                                                         Michel Foucault wurde aufgrund seiner psychiatrie-                                psychiatry. He published the memoirs, along with
     Her most recent book, Paper Knowledge (2014), is a media                                                                        historischen Studien auf den Fall aufmerksam und                                  transcripts and newspaper reports, with Gallimard
     history of documents.                                                                                                           publizierte im Jahr 1973 im Pariser Gallimard Ver-                                in Paris in 1973. Based on these documents and in
                                                                                                                                     lag die Memoiren sowie Protokolle und Zeitungs-                                   collaboration with Foucault, the director René Allio
                                                                                                                                     berichte. Basierend auf diesen Dokumenten und in                                  adapted the published file on Rivière for the screen:
                                                                                                                                     Austausch mit Foucault adaptierte der Regisseur                                   I, Pierre Rivière, having slaughtered my moth-
                                                                                                                                     René Allio das publizierte Dossier über Rivière für                               er, my sister and my brother (FRA 1976, René
                                                                                                                                     das Kino: ICH, PIERRE RIVIÈRE, DER ICH MEINE MUT-                                 Allio) was filmed close to the location of the origi-
                                                                                                                                     TER, MEINE SCHWESTER UND MEINEN BRUDER GETÖ-                                      nal events, near Aunay in the Département L’Orne.
                                                                                                                                     TET HABE (FRA 1976, René Allio) wurde nahe am Ort                                 Thirty years later, Nicolas Philibert returned to the
                                                                                                                                     der damaligen Ereignisse bei Aunay im Département                                 place where the original film had been made to pro-
                                                                                                                                     L’Orne gedreht. Dreißig Jahre später produzierte Ni-                              duce the documentary film Back to Normandy (FRA
                                                                                                                                     colas Philibert den Dokumentarfilm RÜCKKEHR IN DIE                                2006, Nicolas Philibert).
                                                                                                                                     NORMANDIE (FRA 2006, Nicolas Philibert) und kehrte                                This patchwork background raises three problems of
                                                                                                                                     dafür an den Ort der damaligen Dreharbeiten zurück.                               media historiography which concern aspects of the
                                                                                                                                     Diese Gemengelage wirft drei medial-historiogra-                                  counter-documentary: Firstly, I will examine the me-
                                                                                                                                     phische Problemfelder auf, die Aspekte des Gegen-                                 dia context of the genesis of the documentary col-
                                                                                                                                     dokumentarischen betreffen: Erstens gilt es den                                   laboration with respect to the philological treatment
                                                                                                                                     medialen Entstehungskontext der dokumentari-                                      of historical documents in order to comprehend the
                                                                                                                                     schen Kollektivarbeit hinsichtlich des philologischen                             publication of the memoirs as a counter-model to
                                                                                                                                     Umgangs mit historischen Dokumenten zu untersu-                                   traditional historiographic studies. Secondly, I will
                                                                                                                                     chen, um die Publikation der Memoiren als ein Ge-                                 focus on questions of the re-enactment and the as-

10                                                                                                                                                                                                                                                                             11
                 PA N E L 1 \ D O N N E R S TA G , O 8 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 4 : 3 0 – 1 6 : 0 0 \ C H A I R : M A R E N H A F F K E   PA N E L 1 \ D O N N E R S TA G , O 8 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 4 : 3 0 – 1 6 : 0 0 \ C H A I R : M A R E N H A F F K E
L A LI V \ MEL A MED                              (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

                                                                                                                                      A N o nR e p o r t . O p e r a t i v e Ima g e s a n d t h e Po li t i c s of t h e S e c re t

     genmodell zu herkömmlichen historiographischen                   sociated political perspectives in Allio’s film. Thirdly,       In 1997 a team of Israeli elite commandos was on                   LALIV MELAMED is a research fellow at Goethe Uni-
     Arbeiten zu fassen. Neben diesem Aspekt werden                   I aim to describe the meta-discourse in Philibert’s             its way to a top secret operation in the depth of                  versity, Frankfurt. Melamed is a former fellow at The Safra
     zweitens Fragen nach dem Reenactment und den                     documentary film, the way in which it draws atten-              Lebanon. The operation was compromised, leading                    Center for Ethics at Tel Aviv University and holds a PhD
     damit verbundenen politischen Perspektiven in Allios             tion to the media of the historian Foucault, the media          to the death of most of the team members. With fa-                 with distinction from the Department of Cinema Studies
     Film im Mittelpunkt des Vortrags stehen. Der dritte              setting of the film director Allio, and the production          tal outcomes which severely affected the operation-                at New York University. She has published in English and
     Einsatz besteht darin, den Meta-Diskurs in Philiberts            and distribution conditions of the documentary film             al competence of Israeli intelligence and top military             Hebrew on topics of non-fiction media forms, Israel-
     Dokumentarfilm darzustellen, wenn dieser die Me-                 in the digital age. These show that the events around           combatants, the military failure turned into a reso-               Palestine and the militarization of everyday media
     dien des Historikers Foucault, das mediale Setting               Rivière are a case history of counter-documentary.              nating public scandal, but the reasons for the breach              practices. Her most recent publications appeared in Ame-
     des Filmregisseurs Allio und die Produktions- und                                                                                in secrecy remained obscure. More than a decade                    rican Anthropologist Review and New Cinemas. She is
     Distributionsbedingungen des Dokumentarfilms im                                                                                  later, an intercepted drone image, a radio transmis-               currently completing a manuscript entitled »Sovereign In-
     Zeitalter des Digitalen herausstellt. Damit werden                                                                               sion, a milky surface produced by thermal camera                   timacy: Israeli Home-Made Commemorative Videos and
     die Ereignisse um Rivière als eine Fallgeschichte des                                                                            and the eyewitness accounts of the survivors, sur-                 the politics of Loss«. She was the co-editor of the »Screen
     Gegendokumentarischen erkennbar.                                                                                                 face. The Lebanese militant group, Hezbollah, and                  Memory« issue of International Journal of Politics, Cul-
                                                                                                                                      the Israeli Defense Force each claim that these re-                ture and Society and the upcoming issue of the journal
     RUPERT GADER ER ist Akademischer Oberrat a.Z.                    RUPERT GADER ER is Associate Lecturer at the Ger-               cords expose the chain of events that brought about                World Records, titled »Ways of Organizing: Documentary
     am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bo-             manic Institute, Ruhr University Bochum. Degree in              the disastrous results. Do these transmissions                     Staples«. In addition to her academic work, Melamed is a
     chum. Studium der Germanistik an der Universität Wien.           German Studies at the University of Vienna. 2005–2008:          contain a single truth of the event? Do they reveal                film curator and a programmer.
     2005–2008 Stipendiat der Österreichischen Akademie               scholarship holder of the Austrian Academy of Sciences          the secret of the scandal? Perhaps, but most likely
     der Wissenschaften (Doc-Stipendium), Junior Fellow               (doctoral scholarship), Junior Fellow at the IFK, the Inter-    not. However, each one of these tell us something
     am IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwis-              national Research Centre for Cultural Studies (Vienna),         about the way images operate in the sphere of clan-
     senschaften (Wien) und Stipendiat der Klassik Stiftung           and scholarship holder of the Classicism Foundation Wei-        destine activity, about the work of mediation and
     Weimar. 2008 Promotion. 2008–2010 Fellow am ICI Ins-             mar. 2008: completion of doctoral degree. 2008–2010:            communication itself, and about the politics of the
     titute for Cultural Inquiry (Berlin) und Post-Doc am DFG-        Fellow at the ICI Institute for Cultural Inquiry (Berlin) and   secret. Rather than reading the operative image as a
     Graduiertenkolleg »Mediale Historiographien« (Weimar/            post-doc within the DFG Research Training Group »Media          document of the reality of battle, inline with the way it
     Erfurt/Jena). 2010–2012 wissenschaftlicher Mitarbei-             Historiographies« (Weimar/Erfurt/Jena). 2010–2012: Re-          was addressed in political statements or journalistic
     ter an der Fakultät Medien, Bauhaus-Universität Weimar.          search Associate at the Faculty of Media Studies, Bauhaus       reports, I read it as pertaining to a particular cultural
     2012–2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut             University Weimar. 2012–2018: Research Associate at the         imagination. As such, these operative images and
     für Medienwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum. 2016            Institute for Media Studies, Ruhr University Bochum. 2016:      signals were constituted by disoursive and techno-
     Vertretungsprofessor am Institut für Medienwissenschaft,         Interim Professor at the Institute of Media Studies, Ruhr       logical tensions between opacity and translucency,
     Ruhr-Universität Bochum und Visiting Professor, Max              University Bochum and Visiting Professor, Max Kade and          secrecy and exposure, an event and its mediation.
     Kade und Charlotte M. Craig Fellow am Department of              Charlotte M. Craig Fellow at the Department of Germa-
     Germanic Languages and Literatures, Rutgers University           nic Languages and Literatures, Rutgers University (NJ).
     (NJ). 2017/18 Vertretungsprofessor am Institut für deut-         2017/18: Interim Professor at the Institute for German
     sche Sprache und Literatur an der TU Dortmund. 2018              Language and Literature at the TU Dortmund. 2018: post-
     Habilitation.                                                    doctoral qualification.

12                                                                                                                                                                                                                                                                     13
                 PA N E L 1 \ D O N N E R S TA G , O 8 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 4 : 3 0 – 1 6 : 0 0 \ C H A I R : M A R E N H A F F K E    PA N E L 2 \ D O N N E R S TA G , O 8 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 6 : 3 0 – 1 8 : 0 0 \ C H A I R : L E O N I E Z I LC H
S E B A S T I A N \ KÖT H E                                         (Universität der Künste Berlin)

     » Ima g e s O f Po o r Q u ali t y . « Di e A n e i g n u n g g e h e i m d i e n s t li c h e r
     B ild e r in Y o u D o n ’ t L i k e T h e T r u t h
     [ » Ima g e s O f Po o r Q u ali t y . « T h e App r o p r i a t i o n of S e c re t S e r v i ce Ima g e s in Y o u D o n ’ t L i k e T h e T r u t h ]

     Der Kanadier Omar Khadr wurde 2002 als 15-Jäh-                                   In 2002, then 15-year old Canadian citizen Omar                           jedoch genau die Langzeitfolgen »sauberer« Folter,                 term effects of »clean« torture, which usually remain
     riger nach einem Gefecht in Afghanistan festge-                                  Khadr was arrested after a battle in Afghanistan,                         die sich sonst visueller Evidenz entziehen.                        without visual icons. It can be called a »counter doc-
     nommen, gefoltert und erst nach 8-jähriger Haft in                               tortured in Guantánamo Bay and, despite his sta-                          Im Spannungsfeld zwischen den stumpfen Bildern                     umentary« as it not only counters the hegemony of
     Guantánamo und trotz seines Status als Kindersol-                                tus as child soldier, only after 8 years of detention                     des Verhörs und den kontextualisierenden talking                   torture in the name of marginalized human beings,
     dat u.a. wegen Mordes zu weiteren 8 Jahren Gefäng-                               sentenced to another 8 years in prison. In the course                     heads, den Bildern als geheimdienstlich-militäri-                  but also because it does so by countering the intrin-
     nis verurteilt. Im Prozess konnte Khadrs Verteidi-                               of his trial, his lawyers were able to declassify 7                       schen und juristisch-menschenrechtlichen Doku-                     sic values of its own violent components.
     gung 7-stündiges CCTV-Material seines Verhörs in                                 hours of CIA-CCTV material of his interrogation in                        menten, den unverständlichen Dialogen und sie                      The many tensions between the film’s heterogenous
     Guantánamo durch den kanadischen Geheimdienst                                    Guantánamo by Canadian agents in 2003. About                              vereindeutigenden Untertiteln, lässt sich die Extrak-              dimensions (interrogations/narrativiziations; long
     im Jahr 2003 deklassifizieren. Etwa eine Stunde des                              one hour of this material has been exclusively re-                        tion eines Dokumentarfilms aus einem ethisch und                   shots/montage sequences; military/forensic imag-
     Materials wurde in L. Côtés und P. Henríquez‘ You                                leased in L. Côté’s and P. Henríquez’s documentary                        juristisch kaum montierbaren Material beobachten,                  es; inaudible dialogues/clarifying subtitles) make
     Don’t Like The Truth (2010) exklusiv veröffentlicht,                             You Don’t Like The Truth (2010), which shows the                          das gleichzeitig ob seiner Kargheit um Lesbarma-                   visible the extraction of a documentary film out of its
     gerahmt von Archivbildern, Texteinblendungen, Un-                                agents aiming to force Khadr into confessing, while                       chung verlangt. Dies wirft sowohl Fragen nach dem                  barren materials.Those barren materials are for ethi-
     tertiteln sowie Interviews mit Journalist*innen, An-                             he begs for protection from further torture – after 4                     Zeugnischarakter von Bildern und ihren sinngene-                   cal, juridical and aesthetical reasons hardly connect-
     wält*innen und ehemaligen »Detainees«.                                           days, the interrogations end with no results. The film                    rierenden Rahmungen auf, als auch nach dem Ver-                    able to any other materials, yet demand intelligibility
     Der Film zeigt Khadrs Verhör aus drei CCTV-Pers-                                 frames these CCTV images with archival materials,                         hältnis von Gebrauchsbildern des CCTV zur Gestal-                  due to their innate unintelligibility and importance.
     pektiven parallel: eine Totale mit Khadr von vorne                               texts, subtitles as well as interviews with journalists,                  tungskraft eines normierenden Dokumentarfilms.                     By appropriating its source materials, the film at the
     und den Rücken der Verhörenden; ein scheinbar                                    lawyers or former detainees.                                                                                                                 same time makes juridically effective use of them
     leeres Bild der Raumventilation; und eine durch                                  The documentary shows Khadr’s interrogation from                                                                                             and betrays their actual epistemological qualities as
     die Lamellen der Lüftung zerschnittene Halbnahe                                  all three CCTV perspectives at the same time: an es-                                                                                         »poor images«.
     Khadrs – Bilder »of poor quality […] often inaudible,                            tablishing shot that shows him frontally and only the
     as [they were] never intended to be viewed by the pu-                            backs of his interrogators; a seemingly empty image                       SEBAST IAN KÖT HE studierte Drehbuch an der Deut-                  SEBAST IAN KÖT HE studied scriptwriting at the
     blic« (CBC). Während die Agent*innen ein Geständ-                                containing a wall and the ventilation; and an image                       schen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) (2009–               Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb)
     nis zu erzwingen suchen, fleht Khadr um Schutz vor                               from behind the ventilation with the lamellas par-                        2013), Kulturwissenschaft und Philosophie an der HU                (2009–2013), Cultural History/Theory and Philosophy
     weiterer Folter. Nach seinem Zusammenbruch en-                                   tially blocking the view on Khadr’s upper body and                        Berlin (B.A.; 2013–2015) sowie ebendort Kulturwissen-              (B.A.; 2013–2015) and Cultural History/Theory (M.A.;
     det das 4-tägige Verhör ergebnislos.                                             head. These images are »of poor quality […] often in-                     schaft im M.A. (2015–2017). Förderungen durch ein                  2015–2017) at the HU Berlin. He has been funded by a
     Der Film zeitigt ein Spannungsfeld des Gegen-Do-                                 audible, as [they were] never intended to be viewed                       Deutschlandstipendium, die Studienstiftung des Deut-               ›Deutschlandstipendium‹, by the ›Studienstiftung des
     kumentarischen, indem er die langsamen, kaum dif-                                by the public« (CBC).                                                     schen Volkes sowie ein HU Research Track-Stipendium.               Deutschen Volkes‹ and an HU Research Track Scholar-
     ferenzierten »armen Bilder« (H. Steyerl) des CCTV                                The film confronts the slow, hardly differentiated                        Seine Kurzfilme und der von ihm inszenierte, abendfül-             ship. His short films and the feature-length documentary
     mit elaborierter, auktorialer Montage konfrontiert.                              »poor images« (H. Steyerl) of CCTV with elaborat-                         lende Dokumentarfilm à propos: philosophie wurden                  à propos: philosophie have been invited to more than 50
     Gleichzeitig führt der Film die Wirkmacht divergieren-                           ed, auctorial montages. At the same time it exempli-                      zu über 50 Festivals eingeladen (u.a. IFF Warschau, Hofer          festivals (e.g. IFF Warsaw, Hofer Filmtage, Max-Ophüls-
     der »frames of war« (J. Butler) vor: Als klandestines                            fies what Judith Butler has called »frames of war«:                       Filmtage, Max-Ophüls-Preis) und mehrfach ausgezeich-               Preis) and awarded several times. Since April 2018 he is
     Dokument exzessiv filmender Geheimdienste sollte                                 while government agencies used the clandestine                            net. Seit April 2018 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter         a member of the research training group Das Wissen der
     die Aufzeichnung Informationen archivieren, Aus-                                 documents to archive information, to detect resist-                       am Graduiertenkolleg Das Wissen der Künste an der Uni-             Künste at Universität der Künste Berlin, where he works on
     weichstrategien entlarven, und nachrichtendienstli-                              ance or to prove their own vigilance, the very same                       versität der Künste Berlin, wo er mit einer Arbeit über die        a PhD project on the (in)visibility of »clean torture« and its
     che Insistenz belegen; angeeignet und umgewertet                                 materials, appropriated by the defense attorneys of                       Gestalt(losigkeit) »sauberer« Folter und ihrer Rekonstruk-         reconstruction within Euro-American art.
     zu einem Beweisstück der Verteidigung bezeugt sie                                Omar Khadr and the filmmakers testify to the long-                        tion in den euro-amerikanischen Künsten promoviert.
14                                                                                                                                                                                                                                                                                                  15
                       PA N E L 2 \ D O N N E R S TA G , O 8 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 6 : 3 0 – 1 8 : 0 0 \ C H A I R : L E O N I E Z I LC H                         PA N E L 2 \ D O N N E R S TA G , O 8 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 6 : 3 0 – 1 8 : 0 0 \ C H A I R : L E O N I E Z I LC H
PO    F
       R I E D R I C H
                       \BALKE                              ist Professor für Medienwissenschaft unter             D I E T M A R \
                                                                                                                  			            K AMMER ER                                     ist Medienwissenschaftler an der

DIU
      besonderer Berücksichtigung der Theorie, Geschichte und Ästhetik bilddokumentarischer Formen                Philipps-Universität Marburg. Dort koordiniert er das Open-Access-Repositorium für die Medien-
      an der Ruhr-Universität Bochum und Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs »Das Dokumentari-                    wissenschaft media/rep/. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören: Filmanalyse, Filmstil,
      sche. Exzess und Entzug«; seit 2013 Stellvertretender Sprecher der DFG-Forschergruppe »Medien               sowie Geschichte, Ästhetik und Theorie von Überwachung und Datenschutz.
      und Mimesis«; Mitherausgeber des Archivs für Mediengeschichte; Forschungsschwerpunkte:
      Medien und Mimesis, Kultur- und Wissensgeschichte des Politischen, Formen und Funktionen des

MS\
      Dokumentarischen. Veröffentlichungen u.a.: Der Staat nach seinem Ende. Die Versuchung Carl                  A LE X ANDR A \ SCHNEIDER
                                                                                                                  								wurde                                                                     im September
      Schmitts (1996), Gilles Deleuze (1998), Figuren der Souveränität (2009), Medienphilologie. Kontu-           2014 zur Professorin für Mediendramaturgie im Fachgebiet Filmwissenschaft an der Johannes
      ren eines Paradigmas (hg. mit Rupert Gaderer, 2017), Mimesis und Figura. Mit einer Neuausgabe               Gutenberg-Universität Mainz ernannt. Dort leitet sie den MA-Studiengang Mediendramaturgie.
      des »Figura«-Aufsatzes von Erich Auerbach (mit Hanna Engelmeier, 2018, 2. Aufl.) sowie Mimesis              Davor lehrte sie an der Universität von Amsterdam (UvA). Nach ihrem Studium an der Universi-
      zur Einführung (2018).                                                                                      tät Zürich (Filmwissenschaft, Soziologie, Politische Theorie), wo sie 2001 promovierte, war sie für

DIS
                                                                                                                  ein Jahr Vertretungsprofessorin an der Universität Lausanne. Danach arbeitete sie am Seminar
                                                                                                                  für Filmwissenschaft der Freien Universität Berlin als wissenschaftliche Assistentin. Alexandra
      A
      		S T R I D
                  \ D E U B E R - M A N KO W S K Y                                              ist seit          Schneider ist am GRK 2279 »Konfigurationen des Films« beteiligt und Sprecherin der GNK-Dok-
      2004 Professorin am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und seit 2006               torand*innengruppe »Zeugenschaft. Episteme einer medialen und kulturellen Praxis.«Sie ist ge-

KU
      Associate Member des ICI Berlin. Gastprofessuren an der Universität Paris-Diderot in Paris, an der          wähltes Mitglied und stellvertretende Sprecherin des DFG-Fachkollegiums 103 »Kunst-, Musik-,
      Columbia University of the City of New York und Senior Fellow am IKKM in Weimar. Ihre aktuellen             Theater- und Medienwissenschaften« und Mitbegründerin von necs.org (European Network for
      Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Medien-, Gender-, und Queertheorie, der Medien-                Cinema and Media Studies).
      philosophie und -ästhetik und der Medienanthropologie des Spiels. Ihre letzten Veröffentlichungen
      sind: Queeres Post-Cinema. Yael Bartana, Su Friedrich, Todd Haynes, Sharon Hayes (2017); Co-
                                                                                                                  R E N AT E \ W Ö H R E R
SSI
      natus und Lebensnot. Schlüsselbegriffe der Medienanthropologie (hg. mit Anna Tuschling 2017);               				                                                 ist Kunstwissenschaftlerin und Postdoktoran-
      Denkweisen des Spiels. Medienphilosophische Annäherungen (hg. mit Reinhold Görling 2017);                   din am Graduiertenkolleg »Das Wissen der Künste« an der Universität der Künste Berlin. Davor war
      »Zwischen Apokalypse und Sym-Poiesis. Neue Materialismen und Situiertes Wissen«, in: Verant-                sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich »Ästhetische Erfahrung im Zei-
      wortung und Un/Verfügbarkeit. Impulse und Zugänge eines (neo)materialistischen Feminismus,                  chen der Entgrenzung der Künste« an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte
      (hg. v. Corinna Bath, Hanna Meißner, Stephan Trinkaus und Susanne Völker 2017).                             sind dokumentarische Darstellungspraktiken, Repräsentationen von Arbeit sowie bildende Kunst

ON
                                                                                                                  seit den 1960er Jahren. Jüngste Publikationen sind u.a.: Wie Bilder Dokumente wurden. Zur Ge-
      				                                                                                                        nealogie dokumentarischer Darstellungspraktiken (Hg.; 2016); Dokumentation als emanzipatori-
      JULIK A\GR IEM
      				                                      ist seit 2018 Direktorin des Kulturwissenschaftlichen             sche Praxis. Künstlerische Strategien zur Darstellung von Arbeit unter globalisierten Bedingungen
      Instituts Essen (KWI). Zuvor war sie Professorin für Anglistische Literaturwissenschaft an der Go-          (2015); Zitieren, appropriieren, sampeln. Referenzielle Verfahren in den Gegenwartskünsten (Hg.
      ethe-Universität Frankfurt/Main. Nach ihrer Promotion an der Universität Freiburg habilitierte sie          gemeinsam mit Frédéric Döhl; 2014).
      sich an der Universität Stuttgart. Von 2005 bis 2012 lehrte und forschte sie als Professorin für
      Anglistische Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt. Seit 2016 ist sie
      Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ihr Forschungsinteresse gilt u. a.
      der Analyse des gegenwärtigen Literaturbetriebs und seiner sich wandelnden Formate und Rituale
      sowie den Methoden seiner Erforschung; ein weiteres der Wissenschaftspolitik und den Institutio-
      nen, die Literatur und Literaturwissenschaft überhaupt erst ermöglichen.

16                                                                                                                                                                                                                      17
           P O D I U M S D I S K U S S I O N \ D O N N E R S TA G , O 8 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 8 : 3 0 – 2 0 : 0 0     C H A I R : R O B E R T D Ö R R E \ K AT J A G R A S H Ö F E R
PET E R \ R EHB E RG                           (ICI Berlin, Institute for Cultural Inquiry)

     B ey o n d O r i e n t ali s m a n d Po li ce S u r v e ill a n ce : T h e O p a q u e n e s s of
     Mal e Fo r m s in t h e P h o to g r a p h s of Ge o r g e Aw d e

     In 2017 and 2018 the Schwules Museum in Berlin                    two trajectories: On the one hand it documents daily            PET ER R EHBERG is affiliated fellow at the ICI Berlin.
     presented a couple of exhibitions at the intersection             life in the Middle East. Over the past ten years, he            He taught both in the US and Germany, and from 2011
     of post-colonial and queer. This response, comple-                has been travelling frequently to Lebanon and Egypt.            to 2016 he was DAAD Associate Professor at the Uni-
     mented by a series of talks and a symposium, to cur-              In most of his pictures, we see male youth, many of             versity of Texas at Austin. Currently, he is appointed as
     rent social and political events in Germany such as               them migrant workers or also refugees. The other                Max-Kade-Professor in the Department of Germanic
     the so-called »refugee-crisis«, represents a signifi-             trajectory of his work is gay male sexuality, scenes            Studies at the University of Illinois at Chicago where he
     cant departure from the museum‘s original mission.                of intimacy and sex.                                            teaches classes focussing on post-colonialism, queer
     Founded by gay male students in the 1980s, its fo-                The social setting of the pictures that show male               theory, exhibition culture, and film. He published in the
     cus has always been more on gay male culture, less                sexuality is often unclear, while his images of Arab            areas of queer studies, media studies, and popular cul-
     so on lesbian or trans, or queer in a non-representa-             youth have no direct relationship to sexual cultures            ture. He is co-editor of the volume on Celebrity Culture of
     tional sense. How does, now, the post-colonial re-                or identities. What brings these two trajectories to-           the Zeitschrift für Medienwissenschaft (2017). His study
     contextualise the queer at Schwules Museum? The                   gether is an interest in the male form. Public Shad-            on queer fanzine and internet pornography Hipster Porn:
     exhibitions focused on various aspects such as                    ows, an installation of more than 100 black-and-                Queere Männlichkeiten, affektive Sexualitäten und neue
     Turkish-German culture and queer refugees. The                    white images, initially photographs that Awde altered           Medien will appear with b_books in 2018.
     exhibition that I want to turn to in this talk, howev-            through a specific printing process using Polaroids
     er, approaches the issue of post-colonial/queer in                and graphite powder, creates the encounter between
     a more conceptual way. ODARODLE (»Eldorado«                       the social and the sexual, the intimate and the public,
     spelled backwards), curated by Askhan Sepahvand                   and the »East« and the »West« in a particular tech-
     explores the different genealogies of »Eldorado« as               nical, discursive, and aesthetic way. Not by spelling
     a) a legendary gay nightclub in 1920s Berlin b) the               out the forces that intersectionally produce sexed,
     title of the first exhibition of Schwules Museum in               gendered, and racialised bodies and subjectivities.
     1984, and c) the mythical »city of gold« on the Orino-            Rather the opposite: by using the medium of pho-
     co river as it appeared in colonial writings since the            tography yet undermining its supposed realism in
     16th century. In this exhibition, both contemporary               order to document an aesthetics of male forms that
     artworks and material from the archive explore the                does not reinforce the regimes of representation.
     ways in which ethnicity and race are co-constitutive              Arab male bodies, particularly gay bodies, locked in
     for the knowledge production about sexuality.                     between an orientalising gaze from the »West«, and
     The artwork that I specifically want to address in                a policing gaze of state surveillance from the »East«,
     my talk is Public Shadwos by George Awde. Awde                    are appearing here in contrast to these regimes of
     is an American-Lebanese photographer, trained                     visibility by means of an aesthetic of opaqueness. In
     at the Massachusetts College of Art in Boston and                 the case of Awde, the counter-documentary consist
     influenced by the works of Nan Goldin and Mark                    in giving space to an aesthetic reality beyond recog-
     Morrisroe that both belong to the Boston School of                nizable forms of subjectivity and sociality.
     Photography. Awde‘s work can be characterised by

18                                                                                                                                                                                                                                                       19
                     PA N E L 3 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 9 : 3 0 – 1 1 : 0 0 \ C H A I R : F E L I X H Ü T T E M A N N   PA N E L 3 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 9 : 3 0 – 1 1 : 0 0 \ C H A I R : F E L I X H Ü T T E M A N N
R EMB E RT \ HÜ SE R                               (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)                                              M A R K U S \ K Ü GLE                              (Universität Mannheim)

     7 Wo l ke n f ü r G20                                                                                                                Ü b e r D o k u m e n t a t i o n e n al s A r g u m e n t a t i o n e n – Di e d o k u m e n t a -
     [ 7 Cl o u d s fo r G20 ]                                                                                                            r i s c h e Tr i c k t e c h ni k v o n T e h e r a n T a b u al s Ka t a c h re s e
                                                                                                                                          [On Documentation as Argumentation – The Documentary Animatronics Technology of Tehr an Tabu as Catachresis]

     Was für ein Wetter war eigentlich während des                        What was the weather like during the G20 Summit                 Vor allem dokumentarische Trickfilme [animated                       Animated documentaries must primarily be under-
     G20-Gipfels in Hamburg letztes Jahr? Wetter.com                      in Hamburg last year? The day before, Wetter.com                documentaries] müssen als Praxis des Gegendo-                        stood as a counter-documentary practice. They are,
     hatte am Tag zuvor prognostiziert, daß es »am Frei-                  had forecasted that »[it will be] uncomfortable in              kumentarischen verstanden werden. Dabei handelt                      first and foremost, audio-visual products which pre-
     tag den 7. Juli […] ungemütlich in Hamburg [wird].                   Hamburg [...] on Friday 7 July. Showers, and possibly           es sich in erster Instanz um audiovisuelle Erzeug-                   pare their documentary material in the form of ani-
     Im Laufe des Tages werden sich Regenschauer und                      also storms, will develop over the Hanseatic city as            nisse, welche ihr zu dokumentarisierendes Material                   mations. Whether they operate with motion comics
     möglicherweise auch Gewitter über der Hansestadt                     the day progresses. Temperatures will reach a maxi-             in Form von Animationen aufbereiten. Gleich ob sie                   or rotoscoping, what they aim to convey is always
     bilden. Die Temperaturen erreichen Werte von maxi-                   mum of 24 degrees. The outlook is calmer again for              mit Motion-Comics oder Rotoskopie operieren, stets                   a visualisation (cf. Rheinberger 2001) – and this is
     mal 24 Grad. Der Samstag wird dann wieder etwas                      Saturday. There is only a slight risk of showers. The           erfährt dabei das zu Vermittelnde eine Sichtbarma-                   clearly distinct from reproduction. This in turn then
     ruhiger. Es besteht nur noch ein geringes Schauer-                   thermometer will rise to just under 22 degrees on               chung – in klarer Abgrenzung zur Abbildung (vgl.                     forces a re-negotiation of authenticity.
     risiko. Das Thermometer klettert am zweiten und                      the second and final day of the G20 Summit.« Good               Rheinberger 2001). Dies wiederum forciert in zwei-                   This contradiction can be explained if the documen-
     letzten Tag des G20-Gipfels auf knapp 22 Grad.« Gut                  to know.                                                        ter Instanz eine neue Verhandlung von Authentizität.                 tary animation technology of rotoscoping is un-
     zu wissen.                                                                                                                           Geklärt werden kann dieser Widerspruch, wenn die                     derstood as catachresis. In linguistics, the state of
                                                                                                                                          dokumentarische Tricktechnik der Rotoskopie als                      figurative prosthesis is already characteristic of this
     R EMB ERT HÜSER ist Professor für Medienwissen-                      R EMB ERT HÜSER is Professor of Media Studies at the            Katachrese verstanden wird. Bereits in der Linguis-                  trope. It shifts between ›actual‹ and ›figurative‹; it »is
     schaft an der Goethe-Universität Frankfurt.                          Goethe University Frankfurt.                                    tik ist der Zustand einer Bildprothese kennzeichnend                 an actual expression, for there is no other expres-
                                                                                                                                          für diese Trope. Sie changiert zwischen ›eigentlich‹                 sion that would be more actual, and yet it is figu-
                                                                                                                                          und ›figurativ‹, ist »ein eigentlicher Ausdruck, da es               rative because it is always based on a tropological
                                                                                                                                          keinen anderen Ausdruck gibt, der eigentlicher wäre,                 movement« (Posselt 2005, 19). In addition, there-
                                                                                                                                          und doch ist sie figurativ, da sie immer auf einer tro-              fore, cathachreses no longer refer to anything, »but
                                                                                                                                          pologischen Bewegung basiert« (Posselt 2005, 19).                    act rhetorically to produce the phenomenon they
                                                                                                                                          Somit referieren die Katachresen zudem auf nichts                    enunciate« (Butler 1997, 285). The trope therefore
                                                                                                                                          mehr, »sondern agieren rein rhetorisch, um das Phä-                  delivers two premises simultaneously, which makes
                                                                                                                                          nomen hervorzubringen, das sie aussagen« (Butler                     them by definition an argument. Consequently, the
                                                                                                                                          1997, 285). Die Trope liefert somit zwei Prämissen                   documentation may be understood as argumenta-
                                                                                                                                          gleichzeitig, was sie per definitionem zu einem Ar-                  tion too, as a rhetorical tool, the focus of which is
                                                                                                                                          gument macht. Infolgedessen kann die Dokumen-                        no longer the representation of reality but the strate-
                                                                                                                                          tation auch als Argumentation begriffen werden,                      gy of persuasion, i.e. persuading the viewer that the
                                                                                                                                          als rhetorisches Mittel, in deren Fokus nicht mehr                   visualisations reveal a truth (one among many).
                                                                                                                                          die Darstellung von Wirklichkeit steht, sondern eine                 This contribution aims to demonstrate, using the
                                                                                                                                          Taktik des Überredens, davon nämlich, dass es sich                   example of Teheran Tabu [Tehran Taboo] (D/AUT
                                                                                                                                          bei den Sichtbarmachungen um eine Wahrheit (von                      2017, Ali Soozandeh), how far this can be useful in
                                                                                                                                          vielen) handelt. Inwieweit dies dienlich sein kann,                  explaining documentary animatronics technology.
                                                                                                                                          dokumentarische Tricktechnik zu erklären, soll am
                                                                                                                                          Beispiel von Teheran Tabu [Tehran Taboo] (D/AUT
                                                                                                                                          2017, Ali Soozandeh) nachgewiesen werden.

20                                                                                                                                                                                                                                                                          21
                        PA N E L 3 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 9 : 3 0 – 1 1 : 0 0 \ C H A I R : F E L I X H Ü T T E M A N N   PA N E L 4 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 1 : 3 0 – 1 3 : 0 0 \ C H A I R : P I A G O E B E L
S I M O N E \ D OT TO ( U n i v e r s i t à d e g l i S t u d i d i U d i n e )
                                                                                                                                          F R A N C E S CO \ F E D E R I C I ( U n i v e r s i t à l u a v d i V e n e z i a )
                                                                                                                                          R e s o u n d in g R u in s : Ma k in g Hi s to r y t h r o u g h
                                                                                                                                          S o ni c D o cu m e n t s in Co n t e m p o r a r y A r t s

     M A R KUS KÜGLE hat Medienwissenschaft an der                      M AR K US K ÜGLE studied media studies at the Philipps            When confronted with the use of sound, the archival                  By analysing these various attempts of resounding ruins,
     Philipps-Universität Marburg studiert, danach an der               University Marburg; he then worked at the University of           impulses (Foster 2004) and historiographic modes                     places and physical remains from another era, our paper
     Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und             Bonn and the College of Education in Heidelberg. His doc-         (Roelstrate 2009) which have been informing seve-                    aims to reflect on how these artistic practices challenge
     der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg gearbeitet.             toral project focused on the question of how, since 2000,         ral artistic and exhibiting practices during the last                our understanding of documentality and history-making,
     Sein Promotionsprojekt kreiste um die Frage, wie Soziale           »social total phenomena« – for example, contemporary              decades, take a different turn and raise new ques-                   moving away from the visually biased idea of »collect-
     Totalphänomene – beispielsweise die zeitgenössische Er-            food – have been adequately conveyed in moving images             tions. Following Alexa Geisthoevel’s considerations                  ing evidences« to the aurally informed one of »re-living
     nährung – in dokumentarischen Formen seit den 2000er               and sound in documentary forms. Since autumn 2017                 on how we constantly fail to evaluate audio-sources                  events«.
     Jahren adäquat in Bewegtbild und Ton vermittelt werden             Markus Kügle has been working on a project on special             beyond their verbal meanings (2009), we may ask:
     können. Seit Herbst 2017 ist Markus Kügle an der Univer-           episodes in (television) series at the University of Mann-        What do »past sounds« add to our awareness of                        SIMONE DOT TO is Postdoctoral Research Fellow and
     sität Mannheim und bereitet ein Projekt zu ›special epi-           heim. His most recent publication is: »Die Geburt des Fast        history, and in which way should (or could) they be                  adjunct professor of History and Techniques of Television and
     sodes‹ in (Fernseh)Serien vor. Letzte Veröffentlichung:            Food aus dem Geist der Cuisine Moderne«, in: Kofahl,              deployed in the process of making and telling histo-                 New Media at the Udine University, in Italy, whereby he recently
     »Die Geburt des Fast Food aus dem Geist der Cuisine                Daniel/Schellhaas, Sebastian (eds): Kulinarische Ethnolo-         ry? Do sonic documents present irreconcilable dif-                   got a PhD in Art History and Audiovisual Studies with a project
     Moderne.«, in: Kofahl, Daniel/Schellhaas, Sebastian (Hg.):         gie. Beiträge zur Wissenschaft von eigenen, fremden und           ferences with the visual and the written ones? Do we                 entitled Modernly Hearing. Phonography and Listening Cultures
     Kulinarische Ethnologie. Beiträge zur Wissenschaft von             globalisierten Ernährungskulturen (2018, 135-161).                define them as objects »audible« in themselves, or                   in Italy from the Early 1900s to the Foundation of the Natio-
     eigenen, fremden und globalisierten Ernährungskulturen                                                                               do we have to »make them speak«?                                     nal Sound Archive. His essays have been published in national
     (2018, 135-161).                                                                                                                     Media and art theorists who tried to answer these                    and international journals, such as Cinergie, Imago, Bianco &
                                                                                                                                          questions emphasized how the »presentness« of                        Nero, Cinema & Cie, The Soundtrack, The New Soundtrack. He
                                                                                                                                          sound forces historians and artists to drastical-                    acts as an editor for Cinema & Cie and Cinergie journals. Since
                                                                                                                                          ly rethink their methods, trading discoursive and                    2017 he is one of the scientific coordinators of the FilmForum
                                                                                                                                          linear accounts with a re-presencing of past reali-                  International Film Studies Conference; together with Francesco
                                                                                                                                          ties (Ernst 2013-2018) and extending their possi-                    Federici and Vincenzo Estremo, he coordinates the Cinema and
                                                                                                                                          ble sources to »non-human events and entities«,                      Contemporary Arts Section at the MAGIS Spring School and the
                                                                                                                                          thus »making some historical work that language                      book series published under the same name by Mimesis In-
                                                                                                                                          can’t« (Wong 2017). Drawing from these reflections,                  ternational. With Diego Cavallotti and Leonardo Quaresima he
                                                                                                                                          our paper will consider and compare some case                        coedited the volumes A History of Cinema Without Names / 2:
                                                                                                                                          studies in the field of sound-art in order to reflect on             Contexts and Practical Applications and A History of Cinema
                                                                                                                                          the way they make »historical information, often lost                Without Names / 3: New Research Paths and Methodological
                                                                                                                                          and displaced, physically present«. Bill Fontana’s                   Glosses (2017–2018).
                                                                                                                                          and Susan Philpz’s well known installations as well
                                                                                                                                          as the efforts made in more recent times by Chris                    FR ANCESCO FEDER ICI holds an International Ph.D. in
                                                                                                                                          Watson and Tim Shaw in War Workings and Listen-                      Audiovisual Studies from the Università di Udine in collabo-
                                                                                                                                          ing Back In Time (2018) differently tackle with the re-              ration with Université Sorbonne Nouvelle – Paris 3 and is
                                                                                                                                          lationship between the materiality of past artefacts                 Postdoctoral Research Fellow at the Università Iuav di Vene-
                                                                                                                                          and physical places and the ungraspable ephem-                       zia and associate member of the »Laboratoire International
                                                                                                                                          erality of the sound they once made.                                 de Recherches en Art« (Paris 3). His writing has appeared in

22                                                                                                                                                                                                                                                                            23
                                PA N E L 4 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 1 : 3 0 – 1 3 : 0 0 \ C H A I R : P I A G O E B E L   PA N E L 4 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 1 : 3 0 – 1 3 : 0 0 \ C H A I R : P I A G O E B E L
PAT R I C I A \ P R I E TO - B L A N CO ( U n i v e r s i t y o f B r i g h t o n )
                                                                                                                                          TA N J A \ KO VA C I C ( U N E S C O C h i l d a n d F a m i l y R e s e a r c h C e n t r e , G a l w a y )
                                                                                                                                          T h e Co u n t e r D o cu m e n t a r y t h r o u g h
                                                                                                                                          R e s ili e n ce , ( Po s t - ) M e m o r y a n d A f fo r d a n ce s

     various edited collections and journals and he has recently                                                                          Autograph, friendship and memory books are part                        post-memory (Hirsch 2008) and transgenerational
     authored Frammenti di cinema. Archivi e museografie                                                                                  of vernacular cultures functioning as aide-memoire                     resilience, thereby highlighting the reciprocal nature
     d’artista (2018) and Cinema esposto. Arte contempo-                                                                                  (Katzev 2009, 13-5), source of companionship, sup-                     of action (Mol 2010, 265) and the interplay of Funk-
     ranea, museo, immagini in movimento (2017). He has                                                                                   port and bonding within normative values of society                    tions- and Speichergedächtnis (Assmann 1999).
     co-edited Albert Serra. Cinema, arte e performance (2018),                                                                           (Herzog/Shapira 1986, 110,122) as their instituzio-
     Extended Temporalities. Transient Visions in the Museum                                                                              nalisation being part of collections demonstrates.                     PAT R ICIA PR IETO-BLANCO lectures photographic
     and in Art (2016), Cinema and Art as Archive: Medium,                                                                                However, in this paper we confront the content and                     practices and visual culture at the School of Media,
     Form, Memory (2014) and Cinéma: immersivité, surface,                                                                                form of a memory book that has remained private                        University of Brighton, UK. Her area of expertise are visual
     exposition (2013). Together with Simone Dotto and Vin-                                                                               for over seventy years. This memory book started its                   methods of research and reception studies. She is the re-
     cenzo Estremo he coordinates the Cinema and Contem-                                                                                  journey in Ravensbrück female concentration camp,                      cipient of the IVSA Jon Rieger Award 2018, editor in chief
     porary Arts section of the MAGIS Gorizia International Film                                                                          belonging to Slovenian prisoner Viktorija. This paper                  of MeCCSA PGN Networking Knowledge, as well as an
     Studies Spring School and the book series published un-                                                                              argues that this object constitutes a space in which                   advocate of interdisciplinary, participatory and practice-
     der the same name by Mimesis International. He also acts                                                                             multiple women’s voices display collective coping                      based research and a proud member of HYSTERIA radical
     as an editor of Cinergie journal.                                                                                                    and resilience.                                                        feminist collective.
                                                                                                                                          We have interpreted Viktorija’s memory book as a
                                                                                                                                          place of relational resilience (Jordan 2005) as the                    TANJA KOVACIC is a researcher at the UNESCO Child
                                                                                                                                          book was used to collect ideas of freedom, common                      and Family Research Centre (UCFRC) at NUI Galway,
                                                                                                                                          suffering and homeland, which helped these women                       Ireland. Her area of research has evolved around topics of
                                                                                                                                          to cope in a context of severe risk. The analysis of                   socialist and post-socialist youth, resilience, narrative and
                                                                                                                                          the texts shows that resilience is not only a tool of                  epistolary inquiry. As part of her PhD project, she explored
                                                                                                                                          supported vulnerability and adaptation to risk, but it                 youth coping strategies in a context of a radical social
                                                                                                                                          is also an active process of resistance. Accordingly,                  change in Slovenia. Additionally, she read letters written by
                                                                                                                                          this paper suggests that resilience needs to be ap-                    two American soldiers during the II WW and researched
                                                                                                                                          proached beyond adaptability to risk and consider                      their pathways to resilience in a context of severe risk. In
                                                                                                                                          the relevance of resistance for individual and collec-                 the past year, Kovačič has worked on a knowledge trans-
                                                                                                                                          tive coping with severe circumstances. We propose                      fer project in the area of transforming children’s and youth
                                                                                                                                          to inquiry the ways in which resistance to oppressive                  services; conducted in a partnership with the Atlantic
                                                                                                                                          socio-political contexts impact existing conceptuali-                  Philanthropies, Lumos foundation and UCFRC.
                                                                                                                                          zations of personal and collective resilience.
                                                                                                                                          An exploration of distributed agency and the contex-
                                                                                                                                          tual properties of perceived affordances (Rammert
                                                                                                                                          2008) allow for the mediating role of the materiality
                                                                                                                                          of Viktorija’s memory book to be set in connection to
                                                                                                                                          resilience and memory. Outside of the concentration
                                                                                                                                          camp, this memory book becomes an instrument of

24                                                                                                                                                                                                                                                                               25
                                PA N E L 4 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 1 : 3 0 – 1 3 : 0 0 \ C H A I R : P I A G O E B E L   PA N E L 5 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 4 : 3 0 – 1 6 : 0 0 \ C H A I R : C E C I L I A P R E I ß
JU LI A \ R EICH                   (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

     Wa s bl e ib t , w e n n ni c h t s bl e ib t ?
     Zu r ( g e g e n ) d o k u m e n t a r i s c h e n Pr a x i s b e i T in o S e h gal
     [Wha t Remains When Nothing Remains? On (Counter-)Documentar y Prac tice in the Wor k of Tino Sehgal]

     Es gilt striktes Aufnahmeverbot: Tino Sehgal, einer               There is a strict recording ban: Tino Sehgal, one of                JU LIA R EICH ist seit Oktober 2016 wissenschaftli-                    JU LIA R EICH has been a research associate at the
     der gefragtesten Gegenwartskünstler, verweigert                   the most in-demand contemporary artists, express-                   che Mitarbeiterin am Institut der Kunstgeschichte der                  Institute of Art History at the Heinrich Heine University
     nachdrücklich jede Form materieller Dokumentation                 ly does not allow any form of material documenta-                   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und insbesondere               Düsseldorf since October 2016, with particular responsi-
     während seiner choreographierten Performances.                    tion during his choreographed performances. It is                   zuständig für den Masterstudiengang »Kunstvermittlung                bility for the master’s degree course »Art Promotion and
     Mehr Flüchtigkeit ist kaum denkbar, denn nach je-                 hard to think of anything more ephemeral, for after                 und Kulturmanagement«. Sie studierte Kunstgeschichte,                  Culture Management«. She studied art history, philosophy,
     der Aufführung, die er als »konstruierte Situatio-                each performance, which he describes as a »con-                     Philosophie und Medien- und Kulturwissenschaften in                    and media and cultural sciences in Düsseldorf. She tea-
     nen« bezeichnet, bleibt ›nichts‹ außer der erlebten               structed situation«, ›nothing‹ remains apart from                   Düsseldorf. Schwerpunktmäßig lehrt sie im Bereich der                ches in the field of contemporary art, with emphasis on
     Begegnung und subjektiven Erfahrung. Die Verwei-                  the encounter and the subjective experience. The                    Gegenwartskunst mit Fokus auf performativer Kunst und                  performative art and performance theory. She is working
     gerung materieller Dokumentation beschränkt sich                  refusal to allow material documentation applies                     Performancetheorie. Angelehnt an ihr Dissertationsvorha-               towards a dissertation provisionally entitled »Andauernde
     nicht nur auf die Aufführungen, sondern ist auf allen             not only to performances but is enforced at every                   ben zum vorläufigen Thema »Andauernde Flüchtigkeit –                 Flüchtigkeit – Mediale Materialisierungsstrategien in der
     Ebenen bestimmend – von der Produktion über die                   level – from production to reception and through                    Mediale Materialisierungsstrategien in der Performance-                Performancekunst« [»Perpetual Ephemerality – Media-
     Rezeption bis hin zur Distribution. Es existieren we-             to distribution. There are neither instructions nor                 kunst«, beschäftigt sie sich mit Schnittstellen zwischen              Based Strategies of Materialisation in Performance Art«].
     der Anweisungen oder Niederschriften für die Inter-               transcripts for the purpose of interpreting the works,              bild- und kunstwissenschaftlichen Problemstellungen                    In connection with this, she is studying the interfaces
     preten der Arbeiten, noch Wand- oder Katalogtexte                 nor are there any panel texts or catalogue texts for                in der Rezeption von Performancekunst sowie dessen                     between problems of visual culture and aesthetics in the
     für die Besucher*innen, geschweige denn schriftli-                the visitor, never mind written contracts for the buy-              medialen Diskursen.                                                    reception of performance art and its media discourses.
     che Verträge für die Käufer*innen. Dennoch werden                 ers. Notwithstanding this, Sehgal’s works are regu-
     Sehgals Arbeiten regelmäßig durch wechselnde In-                  larly performed by various interpreters, repeatedly
     terpret*innen aufgeführt, wiederholt ausgestellt, ver-            exhibited, sold and received.
     kauft sowie rezipiert.                                            Although reports of the performances are not au-
     Obgleich Zeugnisse der Performances nicht auto-                   thorised, other media circulate on the periphery
     risiert sind, zirkulieren andere Medien am Rand der               of the performance, conveying information and
     Aufführung, welche Informationen vermitteln und                   generating knowledge about the performances. In
     Wissen über die Performances erzeugen. Ziel ist es,               this paper I will analyse Sehgal’s artistic practice
     Sehgals künstlerische Praxis anhand ausgewählter                  from the point of view of dialectic constructions by
     Performances in Hinblick auf dialektische Konstruk-               focusing on selected performances. The intention
     tionen zu analysieren. Die mündliche Überlieferung                is to analyse the oral tradition as a (counter-)docu-
     soll als (gegen)dokumentarische Praktik auf den                   mentary practice on the levels of production, recep-
     Ebenen der Produktion, Rezeption und Distribution                 tion and distribution, since it represents an alterna-
     analysiert werden, da sie eine alternative, flüchtige             tive, ephemeral form of the production and transfer
     Form der Produktion und des Transfers von Wirk-                   of both reality and knowledge. The focus here is on
     lichkeit sowie Wissen darstellt. Dem Begriff des                  the concept of the ›(counter-)documentary‹, which,
     (Gegen)Dokumentarischen kommt dabei zentrale                      however, refers equally to other modes (e.g. orality)
     Bedeutung zu, verweist er doch gleichermaßen auf                  and to other content within the documentary ap-
     andere Modi (z.B. Oralität) wie auf andere Inhalte des            proach.
     Dokumentierens.

26                                                                                                                                                                                                                                                                             27
                           PA N E L 5 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 4 : 3 0 – 1 6 : 0 0 \ C H A I R : C E C I L I A P R E I ß   PA N E L 5 \ F R E I TA G , O 9 . 1 1 . 2 O 1 8 \ 1 4 : 3 0 – 1 6 : 0 0 \ C H A I R : C E C I L I A P R E I ß
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