TAKEOFF! - KULTUR-ETAGE ...
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Off! Nummer 77 | Oktober – Dezember 2020 Take Das Messestadt-Magazin Was nach Corona ‒ hoffentlich ‒ besser wird Online und persönlich ‒ Wie Messe und Wirtschaftshochschule für Schutzgebühr 2 € die Zeit nach Corona planen Neue Bibliothek ‒ Wie die Messestädter sie mitgestalten können Hochhäuser, Wintermarkt, Blumenkübel ‒ Was die lokale SPD von aktuellen Themen hält
INHALT EDITORIAL Überblick 30. Ramadama in der Messestadt am 31. 10.2020 4 Korrektur Bildhinweis 4 Heimspiel am Kopfbau 5 Schwerpunkt BUGA-Hits Vol. 1 6 Gar nicht mal sooo normal 9 "Wir suchen kreative Lösungen" 12 Ein Wunsch für den Neustart 16 Kopfbau Restart 18 Mischung aus Präsenzlehre und Onlineangeboten 20 Kein Sprint, sondern ein Dauerlauf 22 Hohe Hygiene- und Sicherheitstandards in den Riem-Arcaden 23 Neue Bildungswerkstatt 24 Klasse Recherche! 25 Liebe Messestadt, Senf aus der Messestadt 26 bei Computern kann ein Neustart helfen, wenn die Programme nicht mehr rund laufen. Beim Auto verhilft er zurück zur Mobilität, wenn Stadteil voller Leben Sie waren unsere Nachbarn 27 man den Motor abgewürgt hat. Auch privat oder beruflich muss Kräutergarten für alle Nachbarinnen und Nachbarn 27 man manchmal Dinge ändern, Neues wagen. Positiv und hin und Der Freundschaftsgarten 28 wieder einfach nötig also, so ein Neustart. Nötig ist er nach dem Schule und Kids Corona-Lockdown in jedem Fall, aber lässt er sich auch positiv Wenn Karl von Radau ruft ... 29 gestalten? Viele Menschen leiden unter der Pandemie und den Kinderbibliothek im Nachbarschaftstreff 29 darauffolgenden Einschränkungen: Viele Eltern sind gestresst, Kinder vereinsamt, Unternehmer stehen vor der Pleite, Mieter vor Gott und die Welt dem Auszug in eine billigere Bleibe. All diese Probleme wollen wir St. Florian: Auf eine Wort mit Gott 31 nicht verschweigen, wir haben uns dennoch entschieden, den Sophienkirche: Gottesdienste finden statt, Aktuelles 32 journalistischen Blick vor allem nach vorne zu richten: Wie kann sich IMF e.V.: Frauen und Familien stärken 33 die Messestadt neu – und vielleicht sogar besser – aufstellen? Da Veranstaltungskalender 34 gibt es durchaus Grund für Zuversicht, wie einige unserer Wichtige Rufnummern 38 Geschichten zeigen, etwa über die Planungen für die neue Impressum 39 Bibliothek oder die künftige Unterrichtsstruktur der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft. Anzeigen Kieferorthopädie Dr. Gremminger 17 Und übrigens bedeutet diese Take Off! auch für mich persönlich Kinderzahnarzt-Praxis 23 einen Neustart: Es ist nach vielen Jahren das erste Heft, das ich von Kultur-Etage 40 der Messestadt aus redigiert habe. Ich verabschiede mich zwar nicht komplett aus dem Chiemgau, aber in Zukunft können wir uns auch wieder öfter im Viertel treffen. Ich freu mich drauf! Hans Häuser Titelfoto: Eva Döring / Foto Editorial: Hanna Boye Die nächste Take Off! erscheint Anfang Januar 2021. Redaktionsschluss ist am 15. November 2020. Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 3
SCHWERPUNKT ÜBERBLICK 30. Ramadama in der Messestadt am 31. Oktober 2020 Am 29. Oktober 1949 eröffnete Münchens Schutt wurden an diesem einen Tag einge‐ So auch in der Messestadt, wo der Arbeits‐ Oberbürgermeister Thomas Wimmer auf sammelt und auf 25 Lastwägen wegtrans‐ kreis Ökologie am Samstag, dem 31. Okto‐ dem Königsplatz mit einem weit hörbaren portiert. Als Dankeschön gab es damals ber, von 10 bis 12 Uhr zum 30. Mal ein Ra‐ „rama dama“ eine große Räumaktion zur eine Brotzeit mit Bier, gestiftet von madama organisieren wird. Beseitigung der zahllosen Schutthalden Münchner Bäckern, Metzgern und Braue‐ Der Treffpunkt wird um 10 Uhr am oran‐ auf Straßen und Plätzen, die auch vier Jah‐ reien. „Ramadama“ ist in den darauf fol‐ gefarbenen AWM-Container auf der Pro‐ re nach dem Krieg noch das Stadtbild genden Jahrzehnten zu einem festen Be‐ menade beim Jugendzentrum Quax, Hel‐ prägten. griff in der Landeshauptstadt geworden, sinkistraße 100 (Messestadt West) sein. Damals folgten mehr als 7.000 Münchne‐ wenn es um das gemeinschaftliche und Gemeinsam werden die kleinen und gro‐ rinnen und Münchner seinem Aufruf, ehrenamtliche Einsammeln von Müll und ßen Helferinnen und Helfer dann den Un‐ und auch der Oberbürgermeister half en‐ Unrat auf den Straßen, an der Isar und in rat im Park rund um den See, in den gagiert mit. Mehr als 15.000 Kubikmeter den Parkanlagen geht. Grünfingern, auf der Promenade oder auch im Riemer Wäldchen beseitigen. Da‐ Foto: Elisabeth Fahlbusch für werden Arbeitshandschuhe, Greifzan‐ gen und Müllsäcke zur Verfügung gestellt werden. Unterstützt wird diese Familien-Aktion vom Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM). Der Arbeitskreis Ökologie freut sich auf viele Helfer aus der Messestadt, aber auch aus den benachbarten Stadtteilen und Ge‐ meinden. Elisabeth Fahlbusch Korrektur Fotografen haben Namen – daran halten wir uns in der Take Off! eigentlich. In der letzten Ausgabe haben wir allerdings ein Bild abgedruckt, ohne die Fotografin zu nennen. Das sei hiermit nachgeholt. Diese eindrucksvolle Momentaufnahme stammt von Gabriele Albrecht. Redaktion Aufmerksame Sammler und immer gerne dabei: Barbara Kandler und Sohn Josef Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 4
ÜBERBLICK Fotos: Hans Häuser Tobias Andr elang (V.l.n.r.) Verabschieden sich nach der musikali- schen Reise durch Europa: Landy Landinger (Gitarre), Berit Weissenberger (Ak- kordeon), Tobias Andre- lang (Kontrabass), Henny Hirschberger (Geige), Tobias Radke (Schlagzeug) HEIMSPIEL AM KOPFBAU Zwei Münchner Bands heizen den Messestädtern zum Sommerausklang ein Austropop und Balkan-Ska draußen im Take Off!: Was bedeutet es für Dich, in Wir wollen vor allem spielen, spielen, spie‐ Südwesten der Messestadt: Das „Som‐ Deinem Viertel zu spielen? len. Wir hatten viele Gigs ausgemacht, mer in der Stadt“-Programm des Kul‐ Tobias Andrelang: Heimspiel! Großartig! aber alle vor diesem hier haben sie uns lei‐ turreferats machte an einem milden Viele Freunde waren da. In der Messestadt der gestrichen. Tollwood war geplant, Sonntagabend Mitte September Station ist es einfach schön, wir haben hier so vie‐ Konzerte in Haar und Unterhaching – am Kopfbau. Die 089-Band beschwor le Freunde. Gott sei Dank hat es uns hier‐ musste alles abgesagt werden. Aber jetzt bei dem Open-Air-Konzert die, wie sie her verschlagen. schau ich, dass ich wieder an neue Konzer‐ selbst es nennt, „guiade oide Zeit“ mit te komme. Alpenrock, Schlagern und Neuer Deut‐ In diesen Zeiten sind Konzerte ja eher scher Welle. Danach nahmen Treibauf selten und laufen auch nicht so ab, wie Kann man Eure Musik auch ohne Kon‐ die etwa 200 Zuhörer auf eine Reise man es gewöhnt ist. Hier gabs Einlass‐ zerte hören? durch Europa: Von Bayern über Irland, kontrollen, Sitzpflicht mit großen Ab‐ CD haben wir keine, dafür fehlt die Kohle. nach Finnland, in die Ukraine und bis ständen. Wie hast Du die Stimmung Aber im Internet an den üblichen Orten nach Russland. Modern interpretierte empfunden? kann man unsere Songs runterladen. Geld Volksmusik, als Ska, Reggae oder auch Super! Dafür, dass wegen Corona alle sit‐ lässt sich damit nicht verdienen. Neulich Walzer – Hauptsache es knallt und lässt zen mussten, war ich echt begeistert, wie hab ich zwölf Cent überwiesen bekom‐ sich tanzen. Take Off! sprach hinterher alle mitgegangen sind. Es sind schwierige men. Aber ich will, dass wir präsent sind mit Bandleader und Kontrabassist Tobi‐ Zeiten, man muss das Beste draus machen. und, wenn einer „Treibauf “ sucht, dass er as Andrelang (45). Er lebt mit seiner Fa‐ dann auch was findet. milie seit elf Jahren in der Messestadt. Die Zeiten werden vorerst nicht einfa‐ cher. Was sind Eure Pläne für die nahe Das Interview führte Hans Häuser. Zukunft? Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 5
SCHWERPUNKT BUGA-HITS VOL.1 Der Corona-Sommer am See ‒ eine Augen- und vor allem Ohrenweide In diesem Jahr ist der See nicht nur der Ort, an dem das Abi, der Quali und der Ferienbeginn gefeiert werden. In die‐ sem Jahr muss er als Ersatz für Urlaub in Izmir, auf Kreta oder Mallorca die‐ nen. Träume von Backpack-Touren Bis 2 Uhr nachts am See nach dem Abschluss, dem Interrail- Trip und Festival-Sommer sind ge‐ platzt. Clubs und Bars sind auch ge‐ schlossen. Nichts wo man den Frust Deshalb will ich am See, wo die einen rade ihr Abi bestanden. Deshalb sind sie des Lockdowns wegtanzen könnte. All das Virus vergessen und andere sich wei‐ momentan sehr oft am See. Ein bisschen das wird auch am See kompensiert. terhin schützen wollen, wo sich dieses Wegfahren ist diesen Sommer aber noch Natürlich ließen die Konflikte dann Jahr alles abzuspielen scheint, eine Um‐ geplant. Die Ostseite ist ihr Stammplatz, auch nicht lange auf sich warten. Lärm, frage machen. Es geht um den Sound des weil „An den Treppen geht’s so zu und Müll, kein Abstandhalten. Anfang Juli Sommers 2020. Damit hier nicht immer am Strand geht es so schön flach ins gehen Jugendliche am See sogar mit nur ÜBER, sondern auch mal wieder Wasser.“ Ach ja, und was hört ihr gerade: Messer und Hammer aufeinander los. MIT Jugendlichen gesprochen wird. Los Deutschrap. Capital Bra, Shirin David Aber es gibt auch einen guten Aspekt: geht’s! und Apache (siehe Bild rechts oben). Das Musikangebot, das am Wasser aus Auf der Wiese hinter dem Kiesstrand Ein bisschen weiter auf der Wiese höre dutzenden Lautsprechern zu hören treffe ich Lisa, Stella, Pauline, Celine, Josi ich afrikanisch klingende Musik. war, war wohl selten so vielfältig wie und Emily. Die Mädchen aus Trudering „Schön, oder? Das ist Serge Beynaud.“ diesen Sommer. (und eine aus der Messestadt) haben ge‐ Ein Musiker von der Elfenbeinküste, wie 6 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
SCHWERPUNKT Foto: Malina Jesuiter Abi bestande n und Sommer am See ich später herausfinde. Doch Amamari nen Ball durch die Gegend schießen, von der Familie der Freundin nicht er‐ und seine Kumpels wollen sich nicht von werfen und oft genug ins Nirwana kata‐ wünscht zu sein scheint. Die drei Mäd‐ mir fotografieren lassen. Er erzählt mir pultieren. (Nirvana habe ich am See lei‐ chen fahren spätestens um 21 Uhr nach noch, dass er vor allem unter der Woche der noch nie gehört.) Trotzdem sitzen Hause. Das machen sie immer. sehr oft hier ist, gleich nachdem er sei‐ die Freundinnen immer an den Trep‐ Richtung Ecke, wo die Treppen aufhören nen Sohn aus dem Kindergarten abge‐ pen. Sie kommen mit der U-Bahn zum und die Wiese beginnt, ist es leerer und holt hat. Am Wochenende ist es ihm zu See. Die kleine Musikbox ist das wich‐ ruhiger. Hier sind tagsüber auch mehr voll hier. tigste, die muss immer dabei sein. Dann Familien. Ich treffe dort auf die Gruppe Auf den Treppenstufen am Nordufer hören sie Rap. Deutsch, Französisch um Sally und Tobias. Alligatoah-Fans. spreche ich Salem, Hafidha und Pina an. oder Englisch. Gerade ist es „Hayate“ „Lass liegen“ und „Abgestochen“ kom‐ Die drei sitzen eng nebeneinander. Sie (arabisch „Mein Leben“) von Luciano. men aus dem Smartphone. Die Jungs scheinen ein bisschen genervt zu sein Darin rappt Luciano von der Beziehung und Mädchen kommen mit dem Rad von dem Pulk Jungs hinter ihnen, die ei‐ mit seiner libanesischen Freundin, die weiter auf der nächsten Seite Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 7
SCHWERPUNKT aus Kirchheim und „dem Landkreis weiter draußen“ zum See. „Der ist halt nah.“ „Und sauberer als der Heimstettener See.“ „Normalerweise sitzen wir aber immer auf der Mauer.“ „Das Gute hier sind auch die Riem-Arcaden, wenn man noch was braucht.“ Die Gruppe wird noch länger dasitzen und den lauen Abend genießen. „Mindestens bis 12, längstens bis 2.“ Langsam geht die Sonne unter. Die Famili‐ en gehen. Und viele jüngere Teenager. Mir fällt noch eine Gruppe auf, die auf ihren Handtüchern fast Corona-konform mit Abstand im Kreis sitzt. Silvio, Niklas, Juli‐ an, Roman, Ines und Sebastian kennen sich aus der Arbeit. Sie genießen ihren Fei‐ erabend mit Bier und Wasser, Brezn und Obazda. „Wir sind so einmal im Jahr hier.“ Warum nur so selten? „Es gibt zu viele an‐ dere Seen in München.“ Sie sind mit dem Fahrrad da. „An den Treppen ist es schon grenzwertig voll.“ „Drüben wäre es besser, aber da darf man ja nur bedingt liegen.“ „Aber voller als letztes Jahr ist es nicht. Des passt schon.“ Nur Musik haben sie gar kei‐ ne dabei. Ich glaube eine Platte namens „BUGA- Hits Vol.1“ wäre ganz schön wild. Nichts für jeden, aber wenn jeder mit Box am See sitzt, ist für jeden was dabei. Wie schön, dass das der verrückte Sound ist, mit dem ich im Sommer bei offenem Fenster ein‐ schlafe. Theresa Höpfl Der BUGA-See-Mix Fotos: Theresa Höpfl Juli 2020. 32 Grad. Ein Glück, der See. 8 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
Gehört auch zu neuen Normalität: Masken trocknen in der Sonne as hat sicher vor allem damit zu GAR NICHT MAL D tun, dass ich nach wie vor fünf Tage die Woche im Homeoffice sitze. Hätte mir im Mai jemand ge‐ sagt, dass sich daran auch drei Monate spä‐ ter nichts geändert haben würde, hätte ich SOOO NORMAL das wohl nicht geglaubt. Eigentlich funkti‐ oniert das Arbeiten von zu Hause wunder‐ bar – ginge es nur um die Arbeit an sich, ich wüsste nicht wozu ich überhaupt ins Büro gehen sollte. Aber mir fehlt der zwi‐ Zurück zur Normalität? Für Take Off!-Redakteurin Sabine schenmenschliche Austausch. Keine ge‐ Wagner fühlt es sich eher so an, als hätte sie sich inzwischen meinsamen Mittagessen, bei denen man in einer alternativen Realität eingerichtet. Zwar stehen weder erfährt, mit was die anderen Abteilungen so beschäftigt sind, kein kleiner Ratsch in drei Sonnen am Himmel, noch regnet es Donuts, aber wie vor der Kaffeeküche über Alltagsbanalitäten Corona ist es eben auch nicht … und auch der Flurfunk funktioniert nur sehr eingeschränkt, so ganz ohne gemein‐ samen Flur … Die Spatzen und Meisen auf meinem Balkon bemühen sich zwar red‐ lich, lautstark für Abwechslung zu sorgen, aber das ist auf Dauer (wie Telefonate und Videokonferenzen) nur ein schwacher Er‐ satz. weiter auf der nächsten Seite Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 9
SCHWERPUNKT Fotos: Sabine Wagner Immerhin sorgt die Spatzenbande für ein bisschen Ausgerechnet in der Coronakrise hat unsere Stimmung im Homeoffice Autorin ihre Vorliebe für Hefeteig entdeckt Was ich, neben der Fahrt mit der U-Bahn, hand von zur Neige gehenden Konsumgü‐ auch Regenschauern unterm Schirm ge‐ allerdings absolut nicht vermisse, ist der tern: schon wieder Zeit für eine neue Pa‐ trotzt. Ich konnte meine Eltern und meine Sommer im Büro. Auf der Südseite eines ckung Kaffee und ja, auch das Toilettenpa‐ Schwester besuchen, und mit meinen Altbaus, direkt unterm Dach und ohne pier ist mal wieder alle… Und dank 7- Nachbarn muss ich nicht mehr online es‐ Außenverschattung, herrscht dort spätes‐ Tage-Woche zu Hause, ist deren Ver‐ sen: stattdessen treffen wir uns zur ge‐ tens zur Mittagszeit nämlich Saunaatmo‐ brauch im Vergleich zu vorher auch spür‐ meinsamen Brotzeit am See. sphäre – nur der Latschenkieferaufguss bar gewachsen. fehlt. An meinem Heimarbeitsplatz ist es Was allerdings einen riesigen Unterschied Staycation und im Vergleich dazu paradiesisch kühl, und macht ist, dass ich anders als vor drei Mo‐ in der Mittagspause kann ich sogar mal naten im analogen Leben wieder Kontakt Kometen-Picknick eben zum Erfrischen an den See radeln. zu Menschen habe. Der Lesekreis hat sich Insofern hat das Homeoffice natürlich zum Beispiel endlich wieder getroffen, Und dort habe ich in letzter Zeit wirklich nach wie vor gewisse Vorteile. ganz real im Freien – und dabei haben wir viel Zeit verbracht. Da meine ursprüngli‐ Zwischen Bett, Esstisch und Badesee Wahrscheinlich ist es eben die Routine, die mir zu Beginn des Ganzen geholfen hat, die jetzt eine gewisse Ermüdung aufkom‐ men lässt. Ich turne mich aus dem Bett – die fünfte 30-Tage-Challenge ist so gut wie durch, und nein, ich bin inzwischen nicht fit wie ein Turnschuh, was womöglich da‐ mit zu tun hat, dass ich plötzlich Zeit zum Backen habe – setzte mich mit einer Tasse Kaffee an den Rechner und weiter geht`s. Willkommen in Woche 23! Und ein Ende scheint nicht in Sicht… Das Verrückte ist, dass ich trotz allem das Gefühl habe, dass die Zeit rast. Angesichts nach wie vor sehr weniger privater Termine bemisst sich de‐ ren Verstreichen neuerdings jedoch an‐ Herrliche Aussichten: Staycation in der Messestadt 10 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
Ein ganzer See, fast für mich allein chen Reisepläne (vielleicht nicht für dieses der U-Bahn in die Innenstadt zu fahren, besuchen. Irgendwie bietet die Messestadt Jahr) ins Wasser gefallen sind, habe ich an zwei Händen abzählen. Arzttermin, eben doch fast alles, was es zum täglichen nämlich beschlossen in der Messestadt zu Unterlagen aus dem Büro holen, Treffen Leben braucht – zumindest in einer alter‐ bleiben. Staycation nennt man das auf mit Freunden – wobei selbst die neuer‐ nativen Realität … Englisch, und eigentlich war das dank des dings lieber rausfahren, um mich hier zu Sabine Wagner tollen Wetters Ende Juli auch so cool wie das klingt. Denn für mich gibt es um die‐ ses Jahreszeit eh nichts Schöneres, als am Morgen gemütlich durch den Park zu ra‐ deln und dann ins Wasser zu springen. Den See hat man dann beinahe für sich allein; kein anderes Geräusch als das Plät‐ schern des Wassers und ein Vogel hier und da. Das einzig Enttäuschende an meinen Fe‐ rien war der Komet. Meine Nachbarn und ich hatten zu einer Zeit, zu der ich sonst bereits im Bett liege, mit Picknickde‐ cke, Zitronenmuffins und Fernglas Stel‐ lung auf dem Rodelhügel bezogen. Und dann gewartet und gewartet und gewartet … Natürlich war es keine laue Sommer‐ nacht. Und natürlich war von Neowise weit und breit nichts zu sehen. Was natür‐ lich daran gelegen haben könnte, dass wir alle kaum in der Lage sind, auch nur den großen Wagen zu finden. Ein kleines Abenteuer mitten im Alltag war dieser nächtliche Ausflug jedoch in jedem Fall, und der Sternenhimmel auch ohne Kome‐ ten sehr schön. Aber auch jenseits meines Urlaubs kann ich die Male, die ich die Messestadt in den letzten Monaten verlassen habe, um mit Auch an meinem wachsenden Bücherturm lässt sich das Vergehen der Zeit bemessen Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 11
SCHWERPUNKT „WIR SUCHEN KREATIVE LÖSUNGEN“ Eva Blomberg ist im März neu in den Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem gewählt worden. Sie ist Fraktionsvorsitzende der SPD und Kinderbeauftragte. Sie wohnt seit drei Jahren in der Messestadt, ihre Tochter geht hier in den Kindergarten und sie arbeitet als Lehrerin in Trudering an der Mittelschule. Als Schwangere durfte sie das letzte Halbjahr wegen Corona nur digital unterrichten und hatte entsprechend viel Energie für das neue Ehrenamt im BA. An einem extrem heißen Juli-Tag trifft sich TakeOff!-Autorin Theresa Höpfl mit ihr zu einem Spaziergang durchs Vier- tel – von Ost nach West, von Schatten-Weg zu Schatten-Bank. Da hilft es, im Sommer schon über Weihnachten zu reden. Start: Messe Ost, Willy-Brandt-Allee Take Off!: Wenn man in den neuen BA schaut, fällt eins sofort auf: Die Messe‐ stadt wird hauptsächlich durch SPD und GRÜNE vertreten und das sind al‐ les Frauen. Eva Blomberg: Ja! Das finde ich auch gut. Die CSU gleicht das ja mit einer starken Männerriege aus (lacht). Seit der Wahl sind aber deutlich mehr aus der Messe‐ stadt im BA. Merkt man es auch in den politischen Entscheidungen? Wir preschen schon sehr aktiv mit neuen Der Willy-Brandt-Platz soll lebendiger werden ‒ Eva Blomberg vor den neuen Blumenkübeln Themen nach vorne: Der Park, der Um‐ gang miteinander, der Willy-Brandt-Platz, das war jetzt schon sehr stark im Fokus. Ich habe das Glück, dass mein Mann sich Mit Blick auf die Willy-Brandt-Allee Personell ist es nicht ausgeglichen zwi‐ genauso für Politik begeistert wie ich. Für und die Hochhausdebatte vor gut einem schen Trudering und Messestadt. Aber die ihn ist es auch selbstverständlich aufs Kind Jahr: Wie ist die Position der SPD dazu? Frauenpower gleicht das aus. Eher ist es aufzupassen, wenn ich abends zu den BA- Das ist eine Debatte, die völlig explodiert schon so, dass die anderen sagen: „Jetzt Sitzungen gehe. Wir haben uns die Kinder‐ ist. Erstmal war es ja nur eine Idee der Ar‐ nicht immer nur die Messestadt. Die ist ja betreuung von Anfang an sehr fair geteilt. chitektin Andrea Gebhard, die jedes Jahr nicht NUR benachteiligt.“ Politik ist eine Art gemeinsames Hobby für einen spannenden Entwurf macht, für den uns – teilweise sehr anstrengend, aber eben sie gar keinen Auftrag hat. Nur, um eine BA-Mitglied ist ja schon ein zeitaufwen‐ auch mit der einzigartigen Möglichkeit, die Diskussion anzustoßen, was man aus dem diges Ehrenamt. Macht es das für Müt‐ eigene Stadt mitzugestalten. Interessant ist jeweiligen Ort machen könnte. Stand bis‐ ter schwerer? ja auch: Stellt man Vätern die gleiche Frage? her ist aber eigentlich nur: Das ist ein städ‐ 12 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
SCHWERPUNKT brauchen. Und den Ich weiß allerdings noch nicht, ob sich da‐ Fotos. Theresa Höpfl Grünstreifen an durch auch die Parksituation verbessert der Allee finde ich hat. Die Polizei ist erstmal hauptsächlich auch hässlich, da für den See da. muss schon etwas gemacht werden. Mitte Juli am Wochenende sogar mit Reiterstaffel. Wir beginnen den Grundsätzlich sagt mein Juso-SPD-Herz, Spaziergang die lieber so wenig Kontrollen wie nötig und Astrid-Lindgren- mehr Eigenverantwortung. Aber dieser Straße rauf. Sommer ist Ausnahme. Wer will‘s den Leuten verdenken, wenn alles geschlossen Eigentlich ist die hat, die Abende hier am See zu verbringen. Messestadt für Das ist ja auch kein reines See-Problem. Fußballspiele, Am Gärtnerplatz, der Isar, im Englischen Flohmarkt oder Garten ist es nicht anders. den See super mit der U-Bahn zu er‐ Wir sind am See angekommen. reichen. Trotz‐ dem kommen Welche Rolle hat eigentlich das Security sehr viele mit dem Personal? Ich habe den Eindruck, dass Auto, die offiziel‐ deren Feierabend weit vor dem eigentli‐ len Parkplätze chen Partybeginn am See ist und ihre sind voll und Aufgabe dann darin besteht, am nächs‐ dann wird wild ten Tag die Schäden zu dokumentieren geparkt, teilweise und an die Stadt weiterzuleiten. bis in den Park Das ist mir auch noch nicht so ganz klar. Die Astrid-Lindgren-Straße als Weg zum See wird an Wochenenden hinein. Was muss Ich habe auch gehört, dass die Park Securi‐ regelmäßig zugeparkt getan werden, da‐ ty schon aktiv auf Gruppen von Jugendli‐ mit sich die Park‐ chen zugeht. Wir vom BA haben dem‐ tisches Grundstück. Sprich die Stadt kann situation hier etwas entspannt? nächst einen Termin mit dem Sicher- entscheiden, was sie da macht, ohne es Das ist tatsächlich ein riesiges Problem. Es heitsdienst, mit Jugendeinrichtungen und vorher für viel Geld einem Investor abkau‐ wird zu wenig kontrolliert und es gibt zu der Polizei, wo wir klären wollen, was jetzt fen zu müssen. Deshalb soll eine Machbar‐ viele Möglichkeiten für die Leute sich ein‐ genau ihre Aufgabe ist, wo genau die Pro‐ keitsstudie gemacht werden, was da über‐ fach irgendwo hinzustellen. Hier zwischen bleme liegen und was wir tun können. haupt möglich ist vom Platz, der Berufs- und Förderschule wurde den Ohne die Leute vom See zu verbannen. Infrastruktur und der Nachbarschaft her. Sportvereinen erlaubt, während den Spie‐ len am Wochenende zu parken. Nur: An der Isar gab es mal die Kampagnen Was steht für die SPD an erster Stelle: Wenn da ein Auto steht, dann stellen sich „Unsere Isar soll sauber bleiben“ und Wohnraum schaffen oder Grünflächen halt 20 unerlaubt daneben. Schranke, Pol‐ „Wahre Liebe ist...“, um ein besseres erhalten? ler, irgendetwas muss da unserer Meinung Verbundenheitsgefühl mit der dortigen Am Anfang waren wir im SPD-Ortsverein nach hin. Und die Vereine sollten die Tief‐ Natur herzustellen und die Leute zu er‐ sogar euphorisch: Cool, eine moderne garage nutzen dürfen. Auch eine Möglich‐ innern, ihren Müll mitzunehmen. Was Idee. Wir sind dann aber auch skeptisch keit: An sich hat ja jede Wohnung einen konnte man daraus lernen und ist so et‐ geworden, als wir das Areal dort abgelau‐ Tiefgaragenstellplatz. Theoretisch könnte was auch für unseren Park vorstellbar? fen sind. Es ist schon sehr schmal. Dieser man die oberen Parkplätze dann ja auch Ich weiß nicht, wie erfolgreich diese Kam‐ ganz ursprüngliche Plan mit elf Hochhäu‐ einfach Mal weglassen… Das finde ich im pagnen waren, aber ich fände das für unse‐ sern ist damit für uns auch nicht vorstell‐ vierten Bauabschnitt mit den vielen Spiel‐ ren Park eine ganz tolle Sache. Wir vom bar. Ich bin aber schon der Meinung, dass straßen so toll. BA haben letztens auch mit dem Münch‐ wir vor allem bezahlbaren Wohnraum ner Gartenbauamt gesprochen: In der gan‐ schaffen, also neu bauen, müssen. Weil wir Jetzt ist die Polizei aber ja deutlich zen Stadt gibt es in diesem Jahr viel mehr hier Erzieher, Pflegerinnen und Polizisten mehr da. weiter auf der nächsten Seite Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 13
SCHWERPUNKT Das war erstmal eine rein personenbezo‐ gene Entscheidung. Thematisch stehen wir den Grünen in vielen Punkten sicher näher als der CSU. Aber Herrn Ziegler ha‐ ben wir als SPD-Ortsverein das Moderie‐ ren einfach mehr zugetraut als dem polari‐ sierenden Kandidaten der Grünen – und bei einem so unterschiedlich aufgebauten Stadtbezirk ist nun einmal die Fähigkeit zu moderieren für die Arbeit unseres Gremi‐ ums absolut entscheidend. Allerdings war uns wichtig, dass die Unterausschüsse dann gleichmäßig verteilt werden: dass je zwei von der SPD, von den GRÜNEN bzw. von der CSU geleitet werden. Das war un‐ sere Bedingung. Deshalb merkt man es jetzt inhaltlich auch gar nicht, dass der Ge‐ samt-BA-Vorsitzende von der CSU ist. Ich finde es schade, wie das öffentlich nach der Wahl dargestellt wurde. Es gibt keine CSU-SPD-Koalition, weil es im BA grund‐ sätzlich keine Koalitionen gibt, sondern Die alten Mülleimer (links) sollen nach und nach ersetzt werden, die neuen (rechts) sollen parteiübergreifende Zusammenarbeit. Je krähensicherer sein nach Thema stimmen mal die Grünen, mal die CSU mit uns ab – und gar nicht so Müll als sonst. Wir können uns also vor‐ seite des Sees liegen darf. Dass man kei‐ selten werden wir uns sogar einstimmig stellen, dass mehr große Müllcontainer im ne Enten und Fische füttern darf. Über einig. Park aufgestellt werden – gerade Richtung die grünen Poller mit dem durchgestri‐ U-Bahn und Parkplatz. Münchenweit sol‐ chenen Dackel müsste man ja eigentlich Wir biegen ab in Richtung Willy-Brandt- len die alten Mülleimer mit diesem Deckel auch mal stolpern und sehen, dass auf Platz. ersetzt werden. Weil da die Krähen zu den entsprechenden Wiesen und im leicht Müll rausziehen können. Die GRÜ‐ Wasser Hunde nicht erlaubt sind. Hier stehen ja plötzlich Blumenkübel! NEN haben auch vorgeschlagen Müllgrei‐ Da kriegen wir von der Stadt immer wie‐ Ja! Dass die kommen, haben wir auch erst fer und -säcke zu deponieren. der als Antwort: Hundebesitzer und -be‐ zwei Tage vorher erfahren. Die sind Teil sitzerinnen kriegen, wenn sie ihren Hund des stadtweiten Projekts „Sommerstraßen“ Die könnten aber auch leicht geklaut anmelden, eine Broschüre, in der auch er‐ und bleiben bis Ende Oktober. Es ist wirk‐ werden. klärt wird, was diese Poller in Münchner lich erstaunlich, wie viel schöner ein paar Das wird man testen müssen. Wir suchen Parks bedeuten. Das heißt, eigentlich bunte Blumen den Platz machen können. kreative Lösungen. Vielleicht muss man müssten es alle wissen. Man muss aber Wir werden uns definitiv dafür einsetzen, auch ansprechendere Schilder aufstellen. auch sagen, teilweise sind die Bepollerun‐ dass auch im nächsten Jahr eine Sommer- Mir hat auch eine Stadträtin erzählt, am gen halt auch verwirrend. Bepflanzung kommt, falls es bis dahin Feldmochinger See geht wohl abends die Schönes Wort! Bepollerungen. noch keine anderen Pläne für den Platz Polizei rum und fragt Gruppen: „Wer ist gibt. euer Anführer?“ Dann fragen sie nach den Wir gehen weiter in Richtung Westen. Aber auf jeder Seite vom Pflanzentrog Personalien und wenn am nächsten Tag an ist nur ein Stuhl befestigt. Corona-kon‐ der Stelle Müll rumliegt, ruft die Polizei an. Wären diese ganzen „grünen“ Ideen form. Das hat wohl sehr gut geholfen. mit einem BA-Vorsitzenden der GRÜ‐ NEN nicht leichter umsetzbar? Wieso Kommen wir zum „Sommer in der Bei den Schildern frage ich mich immer: hat sich die SPD-Fraktion als „Spiele‐ Stadt“, für den ja eigentlich auch mal Theoretisch gibt es die ja schon. Sie wer‐ macher“ für die Wahl von Stefan Zieg‐ ein Trampolin auf dem Willy-Brandt- den aber übersehen oder ignoriert. Dass ler (CSU) und gegen Herbert Danner Platz aufgebaut werden sollte. Warum man nicht in der Zieranlage an der Süd‐ (GRÜNE) entschieden? kam das nicht? 14 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
SCHWERPUNKT Solche Orte liebt Eva Blomberg an der Messestadt. Die ist eben nicht nur Klötzchensiedlung, sondern kann auch Urlaubsresort Wir hätten das im BA auch voll unter‐ wollen, soll es auch eine Eisbahn geben. Kunstausstellungen, Café und Pop-up-Bi‐ stützt. Letztlich war es aber so, dass der Keine echte, sondern von einem regiona‐ bliothek zusammen mit der Stadtbiblio‐ Schaustellerverband lieber an wenigen len Kunststoffbahn-Hersteller. Die Bah‐ thek und der Wanderbühne vom „Som‐ großen Plätzen seine Fahrgeschäfte und nen sind wohl CO2-neutral und brauchen mer in der Stadt“. Buden aufbauen wollte als komplett über eben nicht diese riesigen Stromaggregate. die Stadt verteilt. Außerdem muss die Sta‐ Dann wird renoviert und es muss ein tik des Platzes mal wieder durchgecheckt Kann es mit Corona überhaupt einen langfristiger Träger gefunden werden. werden – wie gut die Steine und der Brun‐ Christkindlmarkt geben wie wir ihn Dass hier Leben einkehrt, ist überfällig. nen tragen. Aber: Der Stein ist wieder ins sonst kennen? Der Kopfbau ist so ein toller Ort zwischen Rollen geraten… Zumindest würde es die in der Innenstadt Trudering und der Messestadt. Der mit etwas entzerren. Und für die Messestädte‐ seiner Geschichte als Kassenhalle des … Was helfen könnte, wenn das Wirts‐ rinnen und Messestädter wäre es doch Flughafens und als KZ-Außenlager auch haus König Ludwig einen Wintermarkt auch super. Es wird auch überlegt, welche sichtbar sein soll. plant. Läden am Platz etwas auf dem Markt an‐ Genau! Wenn die Statik passt, könnte der bieten könnten. Die lokalen Geschäfte zu Fazit: Der Corona-Sommer hat zumin‐ diesen Winter schon stattfinden. fördern, ist sicherlich nicht schlecht nach dest hier im Viertel keinen kompletten den Umsatzeinbußen durch Corona. Stillstand bewirkt. Seit der BA-Neuwahl Es gab ja schon einmal vor einigen Jah‐ wurde ganz schön viel angestoßen und ren einen winzigen Christkindlmarkt Jetzt sind wir ganz im Westen beim Kopf‐ Ideen entwickelt. Ein Neustart kann sehr auf dem Willy-Brandt-Platz. Der lief al‐ bau angekommen. Endstation. kreativ sein. lerdings nur mäßig, weshalb er wahr‐ scheinlich auch nur einmalig da war. Hier bin ich sehr froh, dass sich das Das Interview führte Theresa Höpfl. Was soll diesmal anders laufen, damit Schimmelproblem doch noch gelöst hat. er angenommen wird? Einfach, indem der Kopfbau mal den gan‐ Die beiden Wirte vom König Ludwig ha‐ zen Winter gelüftet wurde. Bis Ende Okto‐ ben da wirklich große Pläne. Nach ihrem ber findet hier jetzt noch die Sommernut‐ Konzept, das sie bei der Stadt einreichen zung mit der Initiative KopfbauT statt. Mit Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 15
SCHWERPUNKT ird ein Gerät neu gestartet, EIN WUNSCH FÜR W werden das Betriebssystem und alle Dienste und Services neu geladen. Ein Neustart DEN NEUSTART schafft also die Möglichkeit, noch mal ganz von vorn zu beginnen. Neu zu den‐ ken, neu zu planen, neu umzusetzen. Es bedeutet natürlich nicht, alles Bewährte Die neue Stadtbibliothek am Elisabeth-Castonier-Platz wird über Bord werfen zu müssen. Genauso verhält es sich mit dem Neustart der Stadt‐ auf Bewährtes setzen und Neues ausprobieren bibliothek Riem. Sie ist ein Teil des größten kommunalen Bibliothekssystems in Deutschland, mit gesetzten Kernaufgaben und Schwerpunk‐ ten. Die Angebote und Services der Fotos: Brigitte Bielinski Münchner Stadtbibliothek sind erprobt und bewährt und sollen natürlich fortge‐ führt werden. Gleichzeitig bietet sich in der Messestadt die Chance, aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft und Veränderungen in der Bibliothekswelt mitzudenken, The‐ men und Probleme, die aktuell die Gesell‐ schaft bewegen aufzugreifen und gezielt auf die besonderen Bedürfnissen im Quartier einzugehen. Die neue Stadtteilbibliothek ist also ein Neustart im besten Sinne, mit allen Mög‐ lichkeiten und Herausforderungen. Es Wunschliste am Bauzaun in der Pop-up-Bibliothek am Kopfbau müssen viele Fragen beantwortet werden: 16 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
SCHWERPUNKT wie ist der neue Standort zu erreichen, wie können die Öffnungszeiten gestaltet wer‐ den? Wie groß werden die Räumlichkei‐ ten sein und wie genau planen wir die Raumaufteilung, damit jede und jeder sein Plätzchen findet? Welche Medien werden in welchem Umfang angeboten? Wer be‐ sucht die Bibliothek mit welchem Anlie‐ gen – und wird dieses Anliegen ernst ge‐ nommen? Wie bekommen wir ein attraktives Programm? Wo können wir mit unserer Arbeit anknüpfen oder bereits bestehende Angebote in der Messestadt ergänzen und unterstützen? Deshalb freut es uns sehr, dass wir nun, ein Kinderbuchlesung, Upcycling mit Büchern, Bilderbuch-Autokino und Spielenachmittag - das war gutes Jahr vor Eröffnung der „echten“ Bi‐ das Rahmenprogramm im September. Auch im Oktober ist die Pop-up-Bibliothek am Ende der bliothek, mit der Pop-up-Sommerbiblio‐ Promenade einen Besuch am Mittwoch wert thek im Kopfbau die Chance haben, per‐ sönlich und direkt vor Ort Ihre Meinung zu hören. Wie stellen Sie sich eine neue, moderne Bibliothek vor? Was macht sie zu gungen und Wünsche, die uns erreichen, Ende des nächsten Jahres im Osten der einem Ort, an dem Sie sich gerne aufhal‐ sammeln wir und stellen sie auf dem Bau‐ Messestadt, am Elisabeth-Castonier-Platz, ten? Was wünschen Sie sich? zaun in der Bibliotheksecke aus. Kommen endgültig ankommen werden. Bis dahin Seit Anfang August laden wir im ehemali‐ Sie doch mal vorbei und stöbern Sie! Die freuen wir uns über jede Anregung, jede gen Kassenhaus der Besuchertribüne in Sommerbibliothek ist immer mittwochs Rückmeldung und jeden Kontakt, der es unsere temporäre Mini-Bibliothek ein. von 15 bis 18 Uhr geöffnet, letzter Tag ist uns ermöglicht, eine Bibliothek ‒ unsere Das genaue Programm entsteht kurzfristig der 28. Oktober. Mehr Details finden sich Bibliothek ‒ neu zu denken, zu planen und und wird nach Möglichkeiten aktualisiert. online unter www.muenchner-stadtbiblio umzusetzen, so dass sie der Wunsch-Bi‐ So kann man noch bis Ende Oktober eine thek.de/stadtbibliothek-riem oder auf un‐ bliothek der Messestädterinnen und Mes‐ Ahnung davon bekommen, was und wie serer Facebook-Seite. sestädter so nahe wie möglich kommt. die Bibliothek einmal sein wird: ein aktiver Was passiert nach der Sommerbibliothek? und offener Ort für alle! Die Fragen, Anre‐ Es braucht noch etwas Geduld, bis wir Brigitte Bielinski Anzeige Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 17
KOPFBAU RESTART Fotos: Michael Lapper Neuanfang für das lange ungenutzte Flughafengebäude Nach „Cafe Kiosk“ 2018 und „Kopfbaut betriebenes Café und jeden Mittwoch‐ ters Linn Song, der in Rosenheim eine 20:19“ findet mit dem Motto „Kopf hoch nachmittag ist die kleine Pop-up Stadtteil‐ Professur für Architektur hat, sind auf Rei‐ 2020“ nun das dritte Kulturprojekt zum bibliothek geöffnet. In Ausstellungen und sen quer durch die Welt entstanden und Kopfbau statt. Und endlich: Nach einem Veranstaltungen haben wir uns mit „Rei‐ vermitteln ein Bild dieser Orte jenseits Jahr kontinuierlicher Lüftung hat sich die sen“ und „Home Office“ Themen vorge‐ schneller Urlaubsselfies. Parallel dazu wa‐ durch Schimmel belastete Luftqualität nommen, die durch Corona unsere Le‐ ren Skizzen von Semira Taş – auch Archi‐ stark verbessert, so dass das Haus nun benswirklichkeit stark verändert haben. tektin aus der Messestadt – ausgestellt, die auch innen nutzbar und für Besucher ge‐ Im September war die Ausstellung im auf einer kleinen Reise in die Münchner öffnet ist. „Kopf(bau) reisen“ mit zahlreichen Zeich‐ Glyptothek entstanden sind. Zeichnen Vom August bis Ende Oktober gibt es an nungen von Linn Song und Semira Taş zu heißt: etwas genau anschauen und als Stri‐ den Wochenenden ein von Bewohnern sehen. Die Zeichnungen des Messestäd‐ che aufs Papier bringen. Versuch, Fehler und Korrektur. Großformatige Projektio‐ Foto: Irene Ferraris nen an den Wänden zeigten mit Einbruch der Dunkelheit die Zeichnungen im Nega‐ tiv und im Detail: raue, weiße Striche wie Kreide, die nach der richtigen Form su‐ chen, in diesem Fall die Gestalt altgriechi‐ scher Skulpturen. Mit diesen Figuren verbunden ist das Rei‐ sen in den mediterranen Süden. Deshalb hängen im Mittelgang gelbe Sonnenschir‐ me an der Decke, nicht als Regenschutz, sondern umgedreht, um Licht und Sonne einzufangen. Reisen grundsätzlich geht ja nicht mehr so einfach. Im Kopf und in unseren Vorstel‐ lungen allerdings schon. Wie im Kinder‐ buch-Projekt „Die große Reise“, das im Corona-Lockdown entstanden ist und zu Café trinken, Kuchen essen, Ausstellung schauen und Leute traeffen: jetzt möglich am Kopfbau dem es eine Lesung gab. 18 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
SCHWERPUNKT Im Oktober geht es um das Nach vielen Jahren des Stillstands und und der Unterstützung der Bewohner‐ Thema Home Office dem Wecken des Kopfbaus aus seinem schaft abhängen. Dornröschenschlaf ist nun Bewegung in Viele verbinden mit Kultur eine Art Unter‐ Ganz plötzlich waren alle zuhause. Ein Teil das Haus gekommen. Im Mai beschloss haltung, die sie ja auch ist. Darüber hinaus der Arbeit im Home Office wird wohl auch der Stadtrat die einfache Grundsanierung bietet Kultur auch die Möglichkeit, selbst nach Corona bleiben. Im Oktober wollen und anschließender Experimentierphase kreativ über jetzt und die Zukunft nachzu‐ wir bei „My little home office“ mit ein paar mit einem Mix von verschiedenen Akteu‐ denken, darüber zu diskutieren und Ideen Ideen zum Selbermachen anregen und ren für die nächsten Jahre. und Vorstellungen zu entwickeln. Denn auch einige professionelle Lösungen über Für uns als Initiative KopfbauT hat das be‐ ohne Vorstellungen wird nichts entstehen. das Lernen und Arbeiten zu Hause zeigen. reits mit den bisherigen und laufenden So wir wir das sehen, ist das alte Gebäude Und wir wollen wissen, wie das in der kulturellen (und durchaus auch sozialen) am westlichen Ende des Parks ein guter Messestadt bereits geht und aussieht, und Projekten bereits begonnen. Wir denken Ort dafür. Restart Kopfbau. sammeln Beiträge und Fotos dazu, die in an einem Trägerverein für den Kopfbau. Michael Lapper, die Ausstellung einfließen. Ob dies gelingt, wird vom Engagement für die Initiative KopfbauT War hier was? Eine historische Dokumen‐ tation zeigt an Bauzäune gepinnt kompakt die Geschichte des ehemaligen Flughafens, bei der auch über die dunkle NS-Vergan‐ genheit informiert wird. Im Rahmen des Kulturprogramms „Sommer in der Stadt“ fand im September ein Konzert am Kopfbau statt. Dabei spielte die Messestäd‐ ter Band „Treibauf “ in einer Mischung aus Ska, driviger Polka, punkigem Landler und Klezmer auch jüdische und russische Lieder. Vor dem Hintergrund, dass am ehemaligen Flughafen viele russische und jüdische KZ-Häftlinge eingesetzte Zwangs‐ arbeiter ums Leben kamen, war auch das ein guter Neuanfang für den Kopfbau. Sonnenschirme kopfüber fangen das Licht ein Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 19
SCHWERPUNKT MISCHUNG AUS PRÄSENZLEHRE UND ONLINEANGEBOTEN Gerhard Endres von der TakeOff!-Redaktion sprach mit Frau Dr. Evelyn Ehrenberger, der Präsidentin der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft (HDBW) Fotos. HDBW Take Off!: Wie haben Sie und die Hochschule auf den Lockdown wegen der Corona-Pandemie reagiert? Evelyn Ehrenberger: Wir haben als Hoch‐ schule der Bayerischen Wirtschaft auch schon vor der Pandemie die Präsenzlehre mit Onlineangeboten ergänzt. Doch für Dr. Evelyn Ehrenberger. Die Chemikerin ist in Immenstadt im Allgäu ge- boren. Sie ist seit November 2015 Präsidentin der Hochschule, vorher war sie Vizepräsidentin der TU München für Entrepreneurship und Intel- lectual Property. In den Medien ist sie als regelmäßiger Gast beim „Der Sonntagsstammtisch“ im Bayerischen Fernsehen zu sehen. die Wucht des Lockdowns war das natür‐ lich zunächst nicht ausreichend. Auch wir Ihre Studierenden leben ja in unter‐ mussten daher innerhalb weniger Tage schiedlichen Situationen, viele studieren komplett von Präsenzlehre auf Online Vollzeit, einige berufsbegleitend. Hatte umstellen. Rückblickend auf das vergan‐ das Online-Studium auch für manche gene Semester kann ich sagen: Es hat sehr Studierenden Vorteile? gut funktioniert. Beim Übergang in das Aus der Sicht der Hochschule und der Stu‐ Online-Format haben wir alle sehr viel dierenden ist es wichtig, das genauer und dazu gelernt und die Situation gut gemeis‐ umfassend zu analysieren. Betrachtet man tert. nur die Fahrzeit, dann sparen sich sicher 20 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
SCHWERPUNKT viele Studierende Zeit, das ist richtig. Man tausch im Präsenzmodus. können sagen: Der erste große Arbeitsauf‐ darf allerdings dabei nicht vergessen: Die wand ist erst einmal geschafft. Die Dozen‐ Form des Lehrens und Lernens ist eine an‐ Was waren die größten Herausforde‐ ten kennen die Vor- und Nachteile der ein‐ dere, wenn man nicht direkt in Kontakt ist, rungen für das Onlinestudium? zelnen Videokonferenzsysteme und die wenn man sich nicht persönlich austau‐ Das hängt auch ein wenig vom Fachbe‐ notwendigen Tools, und schen kann und die Dozentinnen und Do‐ reich ab; es gibt Fächer, da eignet sich das können damit unterschiedlichen Anforde‐ zenten nur über das virtuelle Klassenzim‐ mehr und bei anderen weniger. Bisherige rungen gerecht werden. Ich sehe bei unse‐ mer im Kontakt mit den Studierenden Vorlesungsformate können ganz selten ren Kolleginnen und Kollegen ein großes sind. Gerade für neue Studierende, die das 1:1 als Online-Vorlesung angeboten wer‐ Interesse sich zu engagieren und auch Gebäude, die Dozenten und die Kommu‐ den. Für die Dozentinnen und Dozenten künftig neue Varianten der Lehre auszu‐ nikationsabläufe bisher nicht kannten, war bedeutet dies in der Vorbereitung deutlich probieren. diese Situation schon eine große Heraus‐ mehr Aufwand. Sie mussten ihre bisheri‐ forderung. Positiv sehen die Studierenden gen Vorlesungen genau ansehen und Wie planen Sie die Vorlesungen für den die örtliche und zeitliche Flexibilität, die überarbeiten. Hinzu kommt die grund‐ Herbst? Onlinelehre bringt. Dennoch ist der indi‐ sätzliche Frage: Nehme ich die Vorlesung Realistischerweise müssen wir davon aus‐ viduelle, direkte Austausch für Lehrende nur auf und stelle sie so den Studierenden gehen, dass wir im Herbst nicht mit dem und Studierende auch sehr wichtig. zur Verfügung, oder mache ich eine in‐ gewohnten Regelbetrieb starten können. teraktive Online-Veranstaltung? Hier Ich kann allerdings die Studierenden wie‐ Wird das Studium auf Dauer parallel können die Studierenden in unterschied‐ der in das Gebäude der Hochschule holen, geschehen, d.h. in einer Kombination lichen Lernräumen Aufgaben bearbeiten brauche aber den Mindestabstand von 1,5 aus Präsenzlehre und Onlinestudium? und anschließend wieder in das größere Meter und muss weitere Hygienemaßnah‐ In der akuten Krisensituation haben wir Klassenzimmer zusammenkommen. Egal men berücksichtigen. Jeder kann sich aus‐ immer überlegt: Was ist aufgrund von Co‐ in welcher Variante: Eine große Heraus‐ rechnen, dass es damit hier im Gebäude rona notwendig und wichtig? Der nächste forderung bleibt es, sozusagen auf lange der alten Wappenhalle nicht möglich ist, Schritt ist es zu analysieren, was wir als Distanz, den Kontakt zu den Studieren‐ alle Studierendengruppen gleichzeitig zu Verantwortliche der Hochschule aus der den zu halten und permanent ihr Feed‐ unterrichten. Ich gehe davon aus, dass wir veränderten Lehr- und Lernsituation mit‐ back einzubauen. im Herbst einen sinnvollen Mix aus Prä‐ nehmen. Beispielsweise können wir schon senz- und Onlinelehre umsetzen werden. jetzt sagen, dass es eine gute Möglichkeit Die Dozenten mussten sicher noch Ziel ist es, allen Studierenden möglichst ist, in hybriden Modellen Präsenzlehre mehr Zeit aufwenden, verdienten sicher häufig die Gelegenheit zum „Studieren vor mit Onlinestudium zu kombinieren. nicht mehr. Wie waren die Reaktionen? Ort“ zu geben. Selbstverständlich wollen wir dieses Hy‐ Von den Dozenten wurde in dieser Situati‐ Wir wissen noch nicht den genauen Ab‐ bridmodell auch für die Weiterentwick‐ on sehr viel gefordert, das stimmt. Nach lauf. Wichtig ist mir jedoch: Wir starten lung der Hochschule nutzen. In der Zu‐ meiner Erfahrung aus dem letzten Semes‐ kunft brauchen wir sicherlich eine ter ist das Interesse, die Motivation und ja HDBW ausgewogene Balance zwischen einer on‐ auch die Faszination der HDBW-Dozen‐ Hochschule der Bayerischen Wirtschaft line-geprägten Wissensvermittlung und ten sehr groß, etwas Neues auszuprobie‐ dem individuellen persönlichen Aus‐ ren. Auch der interdisziplinäre Austausch Lehrbetrieb im Oktober 2014 gestartet. war sehr gut und Derzeit gibt acht Bachelor- und Masterstudi- hat zu neuen Ideen engänge: und Umsetzungen Betriebswirtschaftslehre (B.A.), Wirtschafts- beigetragen. Natür‐ informatik/Business Intelligence (B.Sc.), Wirt- lich war die schnel‐ schaftsingenieurwesen (B.Eng.), Maschinen- le Einführung der bau (B.Eng.), Digital Business Modelling and Onlinelehre zeit‐ Entrepreneurship (M.A.), Digitale Fabrik und lich und inhaltlich Operational Intelligence (M.Sc.), Cyber Secu- aufwändiger, aber rity (M.Sc.), Digitale Technologien (M.Eng.) die Dozenten ha‐ Im Sommersemester 2020 studieren 370 ben das mehr als Studierende im Bachelor- und 60 im Master- Bereicherung und studium. weniger als Belas‐ www.hdbw-hochschule.de Mathevorbereitungskurs an der HDBW tung erlebt. Wir Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 21
SCHWERPUNKT KEIN SPRINT, nur Messeveranstalter zu sein, sondern über 365 Tage im Jahr die passenden Plattformen für unsere Kunden anzubie‐ ten. SONDERN Die Messe München zeigte in der Ver‐ gangenheit auch wie Geschäft, bayeri‐ EIN DAUERLAUF sche Kultur und Lebensfreude sich gut ergänzen. Das ist derzeit schwierig. Welche Ideen haben Sie für die Zu‐ kunft? Als einer der erfolgreichsten internationa‐ Klaus Dittrich, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe len Messeveranstalter verbinden wir Men‐ München, stellte sich den Fragen von Gerhard Endres über die schen rund um den Globus miteinander. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Geschäft der Messe Sei es auf unseren Präsenzveranstaltungen München und die Zukunft des Messegeschäfts oder digital mit anderen Formaten. Dabei möchten wir auch immer ein Stück weit unsere Tradition und Kultur mittranspor‐ tieren. Das wird auch in Zukunft so blei‐ ben, wenn wir weiterhin lebendige Platt‐ formen und Netzwerke schaffen und die Take Off!: Die Corona-Pandemie ließ Die aktuelle Lage zeigt, wie wichtig Platt‐ analoge und digitale Welt miteinander die Wirtschaft weltweit einbrechen. formen zur persönlichen Vernetzung verbinden. Deshalb ist es wichtig, das digi‐ Auch die Messe München musste viele sind. Die Corona-Krise macht allerdings tale Geschäft weiter auszubauen und neue Messen und Kongresse absagen. Wie auch deutlich, dass Online-Angebote im‐ Formate zu entwickeln. Unser Ziel ist es, hat das Unternehmen auf die Corona- mer relevanter werden. Daher arbeiten rund 5 Prozent des Gesamtumsatzes bis Krise reagiert? wir fortlaufend an digitalen Produkten, 2021 mit Digitalprodukten zu machen. Klaus Dittrich: Die Krise hat die Event‐ die wir unseren Kunden als Ersatz für ab‐ Das entspricht einem Volumen von rund branche als eine der Ersten unmittelbar gesagte Veranstaltungen anbieten kön‐ 20 Millionen Euro. und hart getroffen. Dazu zählen nicht nur nen. wir als Messeveranstalter, sondern auch In den vergangenen Monaten haben wir Wie erging es Ihnen, als im März alle unsere zahlreichen Partner wie Standbau‐ mit den ISPO Re.Start Days für den Sport- Messen abgesagt worden sind? firmen, Agenturen oder Caterer. Allein und Outdoor-Be‐ für unser Unternehmen müssen wir im reich und der Foto: Messe München schlimmsten Fall mit einem Umsatzver‐ IFAT impact für lust von 240 Millionen Euro im Jahr 2020 die internationale rechnen. Umweltbranche, In der Zwischenzeit arbeiteten wir mit bereits erste digita‐ Hochdruck daran, unsere Veranstaltun‐ le Live-Konferen‐ gen noch infektionssicherer zu machen. zen auf die Beine Deshalb haben wir gemeinsam mit den gestellt. Auch die bayerischen Messegesellschaften ein um‐ EXPO REAL wird fangreiches Schutz- und Hygienekonzept in diesem Jahr un‐ aufgesetzt. Hier werden Kriterien wie Ab‐ ter dem Titel standswahrung, Hygiene und Nachver‐ „EXPO REAL Hy‐ folgbarkeit aller Teilnehmer zuverlässig brid Summit“ zu und verbindlich definiert. einem physischen wie auch virtuellen Wie sehen Sie die Zukunft der Messe Treffpunkt der Im‐ München unter diesen veränderten mobilienbranche. Bedingungen? Das langfristige Ziel ist es, nicht Klaus Dittrich bei der Eröffnung der Messer Re.Start 22 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
SCHWERPUNKT Die Pandemie hat unser aller Leben mit bußen. Dies stellt die Geschäftsführung begleiten wird, ist es wichtig, dass wir einem Schlag verändert. 2019 war das er‐ und das Unternehmen aktuell vor große Durchhaltevermögen beweisen und ge‐ folgreichste Geschäftsjahr in der Ge‐ Herausforderungen, die es in den kom‐ stärkt aus dieser Situation herausgehen. Es schichte der Messe München. Das macht menden Monaten zu meistern gilt. handelt sich hier nämlich nicht um einen mich persönlich sehr stolz. Gleichzeitig Eine Krise bedeutet aber nicht nur Verlus‐ Sprint, sondern um einen Dauerlauf: Am hat Corona uns gezeigt, wie verwundbar te, sondern auch Chancen: Eine Chance Ende gewinnt der, der am meisten Aus‐ die globale Wirtschaft trotz Rekordergeb‐ für mehr Digitalisierung und eine neue, dauer beweist. nissen ist. Ein leergefegter Eventkalender agile Welt. Auch wenn uns Corona noch bedeutet natürlich enorme finanzielle Ein‐ sehr lange persönlich und wirtschaftlich Das Interview führte Gerhard Endres Hohe Hygiene- und Sicherheitsstandards in den Riem-Arcaden Damit der Aufenthalt in den Riem-Arca‐ umgehen“, was für Centermanager Ivo der Regeln und Maßnahmen innerhalb den für alle Gäste und im Center Be‐ Walther nicht zuletzt an der umfangrei‐ der Shops unterstützt werden.“ schäftigten so sicher und angenehm wie chen Kommunikation und engen Zusam‐ Die Besucher der Riem-Arcaden werden möglich ist, wurden seit Beginn der Pan‐ menarbeit mit allen Beteiligten liegt. im Center über Beschilderungen, Kun‐ demie umfangreiche Schutz- und Hygie‐ Das Centermanagement steht im perma‐ denleitsysteme, digitale Screens sowie nemaßnahmen implementiert, die im nenten Austausch mit den örtlichen Be‐ Durchsagen über die geltenden Regelun‐ Verlauf der Monate immer wieder über‐ hörden, sowie den Miet- und Geschäfts‐ gen und Maßnahmen informiert. An der prüft, erweitert und an neue Entwicklun‐ partnern. Kundeninfo im Untergeschoss können, gen angepasst worden sind. „Koordination und Abstimmung sind es‐ gegen eine kleine Spende für die Münch‐ „Es zeigte sich, dass die Gäste und all die sentiell“ betont Walther, „so können ge‐ ner Tafel, Masken erworben werden. Miet- und Geschäftspartner sehr ruhig, meinsam individuelle Lösungen gefunden besonnen und umsichtig mit der Situation und die Mietpartner bei der Umsetzung Gerhard Endres Anzeige Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020 23
SCHWERPUNKT NEUE BILDUNGSWERKSTATT ECHO e.V. und Bildungswerkstatt e.V. sind seit August zwei eigenständige Vereine In den letzten zehn Jahren hat ECHO e.V. überlegten strukturellen Schnitt zu ma‐ neben seinem Kerngeschäft der kulturel‐ chen, der beiden Teilen eine gezieltere in‐ Der neue Verein Bildungswerkstatt e.V. ist len Bildung einen neuen Geschäftsbereich haltliche Ausrichtung und eine schlankere hier erreichbar: gegründet und weiterentwickelt: die Bil‐ und effizientere Organisationsstruktur er‐ Bildungswerkstatt e.V. dungswerkstatt. In dieser Abteilung wer‐ möglicht. Mit Wirkung zum 1.8.2020 wur‐ Astrid-Lindgren-Str. 16 den folgende Servicemaßnahmen für de daher der Geschäftsbereich Bildungs‐ Telefon: 089 94 46 68 71 Fax: 089 85 63 67 44 Schulen und Sachaufwandsträger angebo‐ werkstatt des ECHO e.V. in einen E-Mail: office@bws-ev.de ten: Zum einen inklusive, im Rahmen der eigenständigen Träger Bildungswerkstatt www.bws-ev.de offenen Ganztagsschule qualifizierte Be‐ e.V. ausgegründet, der ab sofort völlig selb‐ treuungsangebote am Nachmittag für ständig agiert. Schüler und Schülerinnen von Grund-, Das Kerngeschäft des ECHO e.V. – dazu Förder- und weiterführenden Schulen, gehört der Betrieb der Einrichtungen zum anderen Kursangebote, Blockpro‐ Quax und Grünwerkstatt in der Messe‐ gramme und Exkursionen für die gebun‐ stadt, der Betrieb der Dachauer Krea‐ dene Ganztagsschule aller Schultypen. tivschmiede (DAKS) in Dachau, der kul‐ Dieser wichtige Bereich ist mittlerweile turpädagogische Dienst Planspiel sehr groß geworden und hat mit dem inklusive eines vielseitigen Ferienangebo‐ Kerngeschäft des Vereins, nämlich der au‐ tes für Münchner Kinder, der Betrieb der davon ebenso wenig betroffen wie die qua‐ ßerschulischen kulturellen Bildung und Stadtteilplattform „Unsere Messestadt“, die lifizierte Mittags- und Nachmittagsbetreu‐ Inklusion, organisatorisch und inhaltlich Dachauer Sommerspielaktion und die ung im Quax in der Messestadt. immer weniger gemein. Aus diesem Konzipierung von Blockprogrammen der Grund war es an der Zeit, hier einen wohl‐ kulturellen Bildung für Schulen – ist Oliver Dauberschmidt Foto: Echo e.V. Der neue Verein Bildungswerkstatt legt den Schwerpunkt auf schulbegleitende Angebote 24 Take Off! Nr. 77 – Oktober bis Dezember 2020
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