TOTAL NORMAL AUSGABE 01/2020 - Lebenshilfe Ludwigshafen
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TOTAL NORMAL AUSGABE 01/2020 ALLES ANDERS MIT „CORONA“ THEMA DIESER AUSGABE So sehen Kinder das Coronavirus ALLES ANDERS WOHNEN & LEBEN Was blüht denn da so schön?! MIT „CORONA KINDERTAGESSTÄTTE Umbau der IKTS Sonnenblume AMBULANTE DIENSTE UND FRÜHE HILFEN in Zeiten von Corona ALLGEMEINES Ideenwettbewerb: neuer Slogan
TOTAL NORMAL AUSGABE 01/2020 IMPRESSUM MAGAZIN TOTAL NORMAL – GEMEINSAM BESONDER SEIN! Informationen für Mitglieder, Förderer und Freunde der Lebenshilfe Ludwigshafen/Rhein e.V. TITELTHEMA ALLES ANDERS AUSGABE 01/2020 Erschienen im Juli 2020 MIT „CORONA HERAUSGEBER Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Ludwigshafen am Rhein e.V. Der Vorstand, Rheinhorststraße 38, 67071 Ludwigshafen REDAKTIONSTEAM Christine Corsino, Geschäftsstelle Wiebke Fuths, Geschäftsstelle Christine Groß, IKTS Michael Hinz-Wilmes, HEH Susanne Klein, Geschäftsstelle Hugo Liebler, UWO Ulrike Regenauer-Misera, WHH Jochen Weiler, Geschäftsstelle GESTALTUNG formamentum – Büro für visuelle Kommunikation, Stephanie Brüning, www.formamentum.de HINWEIS In der vorliegenden Ausgabe der Mitgliederzeitschrift TOTAL NORMAL wurde zugunsten einer besseren Lesbarkeit auf die Verwendung der weiblichen Formen verzichtet. Die männliche Form bezieht sich jeweils auf alle Geschlechter. BILDNACHWEISE/QUELLEN: Coverfoto: »Auf dem Feld am Böhler Ortsrand« – Natalie Kästel, Haus Böhl Wir verwenden u.a. auch Fotos aus Bilddatenbanken – so genannte Stockfotos. Diese wurden durch die Gestalterin lizenziert und im Rahmen dieses Projekts eingesetzt. Erforderliche Urheberangaben/Quellenangaben von Stockfotos, Fotografien und Grafiken sind auf den jeweiligen Seiten an den betreffenden Bildern platziert, um eine unmissverständliche Zuordnung zu gewährleisten. Fotos ohne Urheberangabe/Quellenangabe am Bild: Lebenshilfe Ludwigshafen/Rhein e.V. | privat 2 | INFORMATIONEN INFORMATIONEN | 3
Liebe Mitglieder, Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! “ ” Diese Zeit stellte – und stellt noch – große Herausforderungen an unsere Mit- arbeiter. Ihnen gilt unser besonderer Dank. Sie helfen unseren Bewohnern, Der Spruch beschreibt ganz gut, wie es uns in den letzten Monaten ergangen ist. Eigentlich wollten wir uns in diesem Jahr eingehend mit dem neuen Bundesteil- Betreuten und Kunden mit großem persönlichen Einsatz über die Zeit der Ein- habegesetz (BTHG) beschäftigen. Zudem hatten wir geplant, den (inzwischen schränkungen hinweg. so gut wie abgeschlossenen) Umbau der Integrativen Kindertagesstätte (IKTS) Sonnenblume und die Gründung einer vierten integrativen Gruppe mit einem Unter strengen Auflagen dürfen wir Dienste und Einrichtungen langsam wieder großen Fest zu feiern. Und der Start einer zweiten, intensiv betreuten Wohn- öffnen. Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt. So gilt in der IKTS und gruppe stand auf dem Programm. den Tagesförderstätten der eingeschränkte Regelbetrieb, die Gruppenzusammen- setzungen und die Personalabläufe haben sich geändert. Doch dann kam alles anders. Ab dem 16. März 2020 bestimmten Landesverord- nungen gegen eine weitere Ausbreitung der Covid-19-Infektionen auch das Leben Die vergangenen Wochen und Monate waren für uns sehr einschneidend. und Arbeiten in der Lebenshilfe Ludwigshafen. Unsere Wohnhäuser wurden für Deshalb haben wir „Corona“ zum Topthema dieses Heftes gemacht. In Bildern Besucher geschlossen und die Bewohner mussten zu ihrem Schutz bis Anfang und Texten erfahren Sie mehr aus unserem Alltag mit dem Virus. Und natürlich Juni 2020 daheimbleiben. Unter dem Motto „Wir bleiben zu Hause“ lebten sie hat diese Zeitschrift noch weitere Themen zu bieten. Wir wünschen Ihnen also zwei Monate lang weitgehend isoliert von der Außenwelt. Schließen mussten die viel Spaß beim Lesen! Kommen Sie gut durch diese Zeit und bleiben Sie gesund! Tagesförderstätten, die IKTS, die Offenen Hilfen und die Hausfrühförderung. Die Behindertenwerkstätten stellten ihre Arbeit ein. Es gelten Regeln für das Tragen von Mund-Nasen-Schutz, für das Abstandhalten und die Hygiene. Herzliche Grüße Dr. Angelika Hoffmann Silke Methe Pandemie- und Hygienepläne, Beschäftigungs- und Betreuungskonzepte mussten Vorsitzende Geschäftsführerin den sich ständig ändernden Anforderungen angepasst werden. Wir erhielten viele Spenden an dringend benötigten Mund-Nasen-Masken, Hygieneartikeln, Flächen- oder Handdesinfektionsmittel. Denn am freien Markt waren diese lange nicht zu bekommen. Dank extremer Anstrengungen ist die Lebenshilfe Ludwigshafen weitestgehend von Infektionen mit dem Coronavirus verschont geblieben. Allen Bewohnern unserer Wohnhäuser, Besuchern der Tageseinrichtungen, Kunden der ambulanten Dienste und allen Eltern danken wir sehr für ihre Geduld und Kooperationsbereitschaft bei der Umsetzung der Vorsichtsmaßnahmen. 4 | VORWORT VORWORT | 5
TOTAL NORMAL AUSGABE 01/2020 ALLES ANDERS MIT „CORONA“ SEITE 9 – 19 HANS-WERNER-KLEIBER-HAUS 30 Die Oppauer in Hamburg 9 Alles anders mit „Corona“ 31 Oppau goes Eifel 10 Vergessen? Familien mit kleinen Kindern 32 Meine Heimat Oppau 27 SICHER IST SICHER mit Behinderung in Zeiten von Corona 12 So sehen Kinder das Coronavirus KURT-HAHN-HAUS 14 Corona – Ein Blick hinter die geschlossenen 33 Neue Bewohner des Kurt-Hahn-Hauses Türen des Kurt-Hahn-Hauses 34 Unsere Zeit in der „Q-Gruppe“ 16 Wir bleiben zu Hause! 16 Fröhliche Musik im Garten WILHELM-HIEMENZ-HAUS 17 Testen kann sogar Spaß machen 36 Ein Adventsfest mit schönen Höhepunkten 17 Corona im Garten 37 Als es wieder Sterne regnete 18 Wenn es plötzlich kein Toilettenpapier mehr gibt 38 Wenn einer eine Reise tut 19 Tolle Ideen und Initiativen: 40 Handarbeiten von Bewohnern „landen“ in Afrika Großes Dankeschön an alle Spender 41 Die bunten Seiten des Wilhelm-Hiemenz-Hauses SO SEHEN KINDER DAS CORONAVIRUS 12 UNTERSTÜTZTES WOHNEN WOHNEN & LEBEN 42 Angekommen … 40 HANDARBEITEN „LANDEN“ IN AFRIKA SEITE 20 – 47 44 Und plötzlich steht das Leben still 46 Jetzt auch noch Corona … WOHNHAUS BÖHL 20 Eine närrische Zeit 21 Tischtennis macht auch im frühen Frühling Spaß KINDERTAGESSTÄTTE 22 Was blüht denn da so schön?! SEITE 48 – 53 23 Der Dreck muss weg! 24 Homeoffice im Wohnhaus Böhl 48 Umbau in der Integrativen Kinder- 25 Zusammen ist man weniger allein tagesstätte Sonnenblume 26 Böhler Kiosk 50 Spendenlauf von Schülern des Max-Planck-Gymnasiums HEDY-ERLENKÖTTER-HAUS 51 Altriper Wasserhinkle mit Rosenmontags- 27 Rosenmontag im Hedy Überraschung für Kita Sonnenblume 27 Sicher ist sicher: Testen auf das Corona-Virus 52 Das „Spieletaxi“ der Hausfrühförderung WAS BLÜHT DENN DA SO SCHÖN?! 22 48 UMBAU IN DER IKTS 28 Mode, Masken und ein Herz für die Lebenshilfe 53 Corona und unsere Schulanfänger 6 | INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS | 7
AMBULANTE DIENSTE UND FRÜHE HILFEN SEITE 54 – 57 54 Ambulante Dienste und Frühe Hilfen in Zeiten von Corona HAUSFRÜHFÖRDERUNG 54 Immer noch arbeiten auf Distanz TAGESFÖRDERSTÄTTEN 55 Langsame Rückkehr AMBULANTER PFLEGEDIENST 56 Gratwanderung in Zeiten des Abstandhaltens OFFENE HILFEN IN ZEITEN VON CORONA 54 57 Durststrecke ohne Reisen und Ausflüge bald vorbei Das Coronavirus ist keine eigene Lebensform. Es atmet nicht, vermehrt sich nicht selbstständig ALLGEMEINES und hat keinen eigenen Stoffwechsel. SEITE 58 – 76 Dennoch hat das Virus alles auf den Kopf gestellt. 58 Ideenwettbewerb: neuer Slogan für die Lebenshilfe Ludwigshafen 60 Bowlingturnier 62 Jetzt neu: Rezept-Tipps 64 Die Stiftung der Lebenshilfe Ludwigshafen 66 Neue Mitarbeitende 66 Dienstjubiläen 66 Ruhestand 67 Save the date! Mitgliederversammlung 67 Geburtstage 68 Nachruf 71 Beitrittserklärung IDEENWETTBEWERB: NEUER SLOGAN 58 74 Wir danken unseren Spenderinnen und Spendern! 76 Kontaktdaten 8 | INHALTSVERZEICHNIS ALLES ANDERS MIT „CORONA“ | 9
ILLUSTRATIONEN: Almira Amalfi/Shutterstock.com „Soll ich – oder soll ich lieber nicht?“ „Kann ich wieder offener sein, oder riskiere ich damit eine Ansteckung meines gefährdeten Kindes?“ Mein Kind ist Risikopatient – wird es bei einer tigten Kindern. Teilweise alleingelassen mit sehr Vergessen? Ansteckung möglicherweise versterben. Bringt verhaltensauffälligen Kindern, die stark in ihren mein Mann eventuell den Virus von außen mit? Wie Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt sind. gefährlich ist die Situation für mein Kind, das schon Alleingelassen mit Rückschritten in der Entwick- so vieles nur knapp überlebt hat, das als Frühchen lung und der Mutlosigkeit, die diese oft zur Folge beatmet wurde oder mit einem schweren Herzfehler haben. zur Welt kam? Hausfrühförderung, das müssen wir gerade wieder Familien mit kleinen Kindern ISOLATION: alleine mit dem Kind/den Kindern zu Hause. Kein Kontakt zu den Großeltern, keine hautnah erleben, ist eine notwendige Prävention und Intervention für Familien, die sich durch die Geburt mit Behinderung in Zeiten von Corona Entlastung. Keine Teilnahme am Deutschkurs, kein eines Kindes mit Behinderung schon vor Corona in Zusammentreffen mit anderen Menschen in der der Krise befanden. gleichen Situation. Kein Babysitter, der mal für ein paar Stunden einspringt, keine Treffen mit anderen Leider gibt es im Gegensatz zu den immer weiter Familien oder mit Freundinnen, keinen Sport im fortgeschriebenen Verordnungen für die Kinder Verein als Ausgleich. Kein Austausch mit anderen ohne Behinderung keine eindeutigen Handlungs- Seit mehr als 8 Wochen ohne Kontakt nach außen. ANGST um die weitere Entwicklung des Kindes. Betroffenen in einer Gruppe. Wenn alles gut war vor richtlinien dort, wo die Verunsicherung am größten Nur über Telefon und Video Call mit der restlichen Angst wegen Verhaltensänderungen der Geschwis- Corona und gut weiterläuft: mehr Nähe und Unter- ist: in der Betreuung und Begleitung der Familien Familie verbunden. Zu Hause (vielleicht im Home- ter. Angst keinen zu haben, der mit mir zusammen stützung vom Partner, wenn nicht: größere emoti- mit Kindern mit Behinderung. office), alleine mit dem „Sorgenkind“, das häufig beurteilt, ob ich mit dem Kind besser zum Arzt gehe onale Isolation. Während schon längst viele Rege- weder Therapien noch Frühförderung bekommt. oder abwarte. Angst vor der Zukunft, Angst vor An- lungen, die in der Corona-Krise festgelegt wurden, Petra Wahl Arzttermine lange nur im Notfall möglich. steckung, Angst Fehler zu machen. Angst vor dem wieder gelockert wurden, bleibt das Dilemma für Verlust des Arbeitsplatzes. Angst, die Angst und den unsere Frühförderfamilien oftmals gleich: STRESS wegen beengten Räumlichkeiten, dem Stress nicht mehr lange auszuhalten. Schreien oder der Umtriebigkeit des Kindes, dem „Soll ich – oder soll ich lieber nicht?“ „Kann ich wie- daraus oftmals resultierenden Schlafentzug. Der VERUNSICHERUNG: Darf ich mit meinem Kind auf der offener sein, oder riskiere ich damit eine Anste- Sorge um die finanzielle Absicherung der Familie. den Spielplatz? Setze ich mich in ein volles Warte- ckung meines gefährdeten Kindes?“ Stress durch die belastete Paarbeziehung oder der zimmer oder gehe besser gar nicht zum Arzt? Wird Sorge um andere Risikopatienten in der Familie. mein Kind den Platz in der Kita bekommen und Keine Frühförderung mehr, die zu regelmäßigen Stress, weil alte Traumata zurückkehren und es kei- werde ich es überhaupt in die Kita geben können? Hausbesuchen kommt, keine Eingewöhnungen in ne Möglichkeiten gibt, zur Therapeutin oder in die Wird es dort sicher sein? Kann ich mein Kind alleine den Kindergarten geplant. Oftmals Arzttermine Selbsthilfegruppe zu gehen. ausreichend fördern? abgesagt. Alleine mit teilweise sehr stark beeinträch- 10 | ALLES ANDERS MIT „CORONA“ ALLES ANDERS MIT „CORONA“ | 11
So sehen Kinder das Coronavirus CORONA – DAS SIND ROTE MONSTER, DIE SICH GANZ KLEIN MACHEN KÖNNEN. Im Kindergarten ist zurzeit, wie überall auf der Außerdem: „Man soll in der Straßenbahn nichts an- Welt, gerade ALLES anders. fassen!“ „Deshalb fahren wir viel mit dem Fahrrad! Das haben wir vorher infiziert.“ So hatte sich das keiner vorgestellt: Anstatt der geplanten Eröffnung einer neuen Gruppe mit 15 „Man darf nicht mit der Oma Geburtstag feiern, aber Kindern mehr in der IKTS kam es im März zur Geschenke hinbringen, das darf man schon.“ Schließung des Kindergartenbetriebes. Mittlerwei- le betreuen wir in 5 kleinen Notgruppen wieder 27 „Das mit den Masken“, erklärt man mir in einer Kinder. Tendenz steigend. Integrativen Gruppe, „das ist gut, damit sich nicht so viele Leute anstecken“. Und als ich frage, ob man SO SEHEN Wer oder was ist wohl dafür verantwortlich, dass denn dann noch sehen kann, ob ich fröhlich, traurig nichts mehr läuft wie zuvor? oder böse bin, ist die Antwort: „Na klar, ich kann an KINDER DAS deinen Augen sehen, was für ein Gesicht du machst!“ CORONAVIRUS Dazu sollte man in jedem Fall ein paar Experten und Ein kleiner Test hat das im Nu bestätigt. Dies gelingt Expertinnen hinzuziehen dachte ich, und führte eine jedoch nicht allen Kindern. Deshalb ist den Erziehe- kleine Befragung mit Maske und angemessenem rinnen freigestellt, in der Gruppenarbeit eine Maske Abstand mit den Kindern durch. zu tragen. Im Gegensatz zu manchen, doch sehr verunsicherten Wir wissen alle noch nicht, wie es genau weitergeht, und verängstigten Erwachsenen, sehen die Kinder wann alles wieder normal wird. Aber wenn ich mir das sehr nüchtern und klar und erklären mir bereit- unsere gut informierten Experten und Expertinnen willig, um was es geht: anschaue, dann denke ich: Ja, das ist so – da gibt es diese kleinen mächtigen Monster. Und es gibt einen „Corona – das sind rote Monster, die sich ganz klein Umgang damit und Schutzmaßnahmen. Und wie in machen können. Die sind so unsichtbar wie Geister.“ den meisten Fällen im Leben sind Pläne das, was nicht funktioniert. Da braucht es Sachverstand, Ge- „Die heißen Corona, weil sie aussehen wie eine Kro- duld und den Blick für das Wesentliche. ne.“ Vielleicht sollte man mal solange im Hier und Jetzt Nein, Angst braucht man vor diesen Monstern nicht spielen und sich an allem freuen, was noch genauso haben, denn: „Man muss ganz viel Hände waschen, schön ist wie zuvor, bis es etwas Neues gibt. Und so das tötet sie.“ geht es dann weiter, Schritt für Schritt. Petra Wahl Kinder der Integrativen Kindertagesstätte Sonnenblume malen das Coronavirus, wie sie es sehen 12 | ALLES ANDERS MIT „CORONA“ ALLES ANDERS MIT „CORONA“ | 13
CORONA Es ist mir wichtig zu sagen, wie großartig sich die Mitarbeiter in dieser für alle schwierigen Zeit ver- halten und wie groß die Bereitschaft ist, sich ständi- gen Anpassungsänderungen zu stellen. Mit diesen Mitarbeitern gehen wir trotz der großen Anspan- nung gut durch diese schwierige Zeit. Wir haben von EIN BLICK HINTER DIE vielen Angehörigen sehr liebenswerte Rückmeldun- gen, selbstgenähte Masken oder Süßigkeiten erhal- ten. All dies hat uns immer wieder Mut gemacht und GESCHLOSSENEN TÜREN über die (wenigen) schwierigen Gespräche hinweg- geholfen. Für manche Bewohner schien die Situation, weniger DES KURT-HAHN-HAUSES Kontakt auch zu nahen Bezugspersonen zu haben, recht problemlos. Für andere war sie eher eine Ka- tastrophe. Während einige gut damit zurechtkamen auf der Wohngruppe zu bleiben, war bei denjeni- Schließung der Tagesförderstätte, Mitarbeiterver- in die Schichtarbeit zu wechseln. Frühdienst, Spät- gen, die gerne in Bewegung sind, die Umarmungen schiebung in andere Arbeitsbereiche, Pandemie- dienst, arbeiten an Wochenenden und Feiertagen suchen, die gerne aktiver am Leben teilnehmen, pläne, Quarantänegruppen, Schließung der Wohn- änderte die Arbeits- und Lebenssituation des Ein- der Lebensraum sehr klein. Das war nicht leicht zu einrichtungen für externe Besucher, weitgehende zelnen. Arbeiten Seite an Seite: Die Mitarbeiter des erklären. Wenn man mit Worten nicht weiterkommt, soziale Isolierung der Bewohner und Mitarbeiter, Wohnhauses nahmen die Kollegen der Tagesförder- bleibt die Ablenkung auf anderes - kleine Beschäfti- Kurzarbeit in diversen Einrichtungen und Diensten stätte in ihre Mitte, um gemeinsam das Beste aus der gungsangebote, Spaziergänge im Garten, auf ein Ge- – all das waren oder sind zurzeit noch einige The- Situation zu machen. Mancher wechselte ohne zu spräch das Mut macht oder manchmal auch einfach men, mit denen sich die Lebenshilfe Ludwigshafen zögern vorübergehend in andere Einrichtungen und auf Schokolade. befassen muss(te). Themen, die bei allen, die damit Dienste der Lebenshilfe Ludwigshafen. Die Bereit- zu haben, die Köpfe rauchen lassen. Corona hat die schaft war da, flexibel zu sein und Privates in den Inzwischen sind Besuche im Haus und Ausflüge Arbeit der Lebenshilfe Ludwigshafen immer noch Hintergrund zu stellen. Selbstverständlich? Nein, nach draußen wieder erlaubt. Kontakte sollen nach fest im Griff, die Abwendung von Gefahrensituatio- sicher nicht. Sondern an vielen Stellen selbstlos und wie vor begrenzt oder unter Auflagen möglich sein. nen und gesundheitlichen Risiken bestimmt dieser mit dem Ziel, den Fokus auf die Arbeit und die Not- Doch nicht immer ist es leicht, die Frustration zu Tage unser Handeln. wendigkeit zu richten und unsere Bewohner gut und den aktuellen Einschränkungen oder die Sorge um sicher zu begleiten. eine eigene Ansteckung auszuhalten. Wir ermuti- Im Kurt-Hahn-Haus fand ab Mitte März die Be- gen uns immer wieder, einander auf Augenhöhe treuung der Bewohner in den Räumlichkeiten des Uns Leitern raucht manchmal der Kopf, weil wir zu begegnen, fair und rücksichtsvoll miteinander Wohnhauses statt, da Tagesförderstätten landesweit viele neue Themen umsetzen und alle Beteiligten umzugehen und Verständnis füreinander zu haben. geschlossen waren. In den drei Wohngruppen wur- zeitnah informieren müssen. Das erfordert im Wir geben uns viel Mühe im Kurt-Hahn-Haus, die den je drei Teams aus Wohnhaus- und Mitarbeitern Kurt-Hahn-Haus mit seinen zwei Einrichtungen Atmosphäre eines Zuhauses zu erhalten und ein der Tagesförderstätte gebildet. Diese arbeiten nach unter einem Dach die enge Absprache zwischen der gutes Umfeld für Bewohner und Mitarbeiter zu sein. wie vor in derselben Besetzung miteinander, um Wohnhausleitung Sabine Wieczorek und mir. Auch Wie vermutlich jeder auf diesem Planeten hoffen Kontakte zu reduzieren. Diese und viele andere Maß- wenn wir uns manchmal die Köpfe heiß diskutieren, auch wir, dass wir diese Situation bald und weitge- nahmen sollen Bewohner und Mitarbeiter vor einer können diese doch sehr gut miteinander. In schwieri- hend unbeschadet überstehen. Ansteckung mit dem Coronavirus bewahren. gen Zeiten zusammenrücken, gemeinsam Pläne ent- Bleiben Sie gesund – das wünschen wir Ihnen und wickeln und Ärmel hochkrempeln. Damit am Ende geben uns selbst die größte Mühe, das auch zu Die Not schweißt zusammen. Das ist auch im Kurt- das möglichst Beste herauskommt. Danke Sabine für bleiben. Hahn-Haus spürbar, bei den Mitarbeitern der die prima Zusammenarbeit! Tagesförderstätte (kurz: Tafö) gab es kein Murren, Herzliche Grüße aus dem Kurt-Hahn-Haus Bernhard Aulbach und Team 14 | ALLES ANDERS MIT „CORONA“ ALLES ANDERS MIT „CORONA“ | 15
WIR BLEIBEN ZU HAUSE TESTEN kann sogar Spaß machen NOCH VOR EINIGEN WOCHEN HIESS ES: DIE INFEKTIONSAMBULANZ der Stadt Ludwigs- „WIR BLEIBEN ZU HAUSE“. hafen kommt jeden Mittwoch um 11 Uhr in das Das galt auch für die Bewohner des Hedy-Erlen- Kurt-Hahn-Haus und fährt danach weiter in das kötter-Hauses, um sich vor einer Infektion mit dem Wilhelm-Hiemenz-Haus. Sie testet Mitarbeiter und Coronavirus zu schützen. Bewohner vorsorglich auf das Coronavirus. Die Trupps bestehen aus Mitarbeitern des Klinikums Gemeinsam mit den Mitarbeitern haben die Bewoh- Ludwigshafen und Reservisten der Bundeswehr. Die ner ein großes Banner bemalt und an die Hauswand Mitarbeiter kommen immer gerne ins Kurt-Hahn- gehängt. Haus und wollen manchmal schon gar nicht mehr gehen. Auch unsere anderen Wohnhäuser bekom- men natürlich jede Woche eine Corona-Testung. Von Christina Lehr Fröhliche Musik im Garten CORONA EINFACH MAL IM GARTEN DES KURT-HAHN- im Garten HAUSES GEMEINSAM MUSIK MACHEN: Das dachten sich Jürgen Vollhüter und Katja Cicero. VIEL IM GARTEN SEIN und Aktivitäten an der Die beiden arbeiten eigentlich in der Tagesförder- frischen Luft: Das hat geholfen, die Zeit zu über- stätte für mehrfach schwerstbehinderte Menschen brücken – als auch das Hedy-Erlenkötter-Haus für in der Mörikestraße in Ludwigshafen, in die unsere Besucher geschlossen war und Bewohner nicht nach Bewohner Susanne Schott und Sebastian Heger draußen konnten. gehen. Da die Tafö Corona-bedingt zu dem Zeitpunkt Bewohner und Mitarbeiter hatten es sich schön geschlossen war, besuchten die beiden ihre Betreuten gemacht: zum Beispiel mit einem Biergarten und und sangen fröhliche Lieder. Die anderen Bewohner Strandfeeling, Spielen und Cocktails. des Kurt-Hahn-Hauses kamen natürlich dazu und waren eingeladen mitzusingen. Katja Cicero und Jürgen Vollhüter wollten unseren Bewohnern durch gemeinsames Musizieren im Garten eine Freude machen – das ist ihnen wirklich gelungen! Christina Lehr 16 | ALLES ANDERS MIT „CORONA“ ALLES ANDERS MIT „CORONA“ | 17
Tolle Ideen und Initiativen: Wenn es plötzlich kein Toilettenpapier mehr gibt Großes Dankeschön an alle Spender! Unser Sohn Thomas lebt in der Wohngruppe (WG) Sie nannte Tag und Uhrzeit, wies aber darauf hin, Die Lebenshilfe Ludwigshafen konnte sich in den Einrichtung, mehr dazu auf den Seiten 28–29 dieser Melm 1. Als die Infektionswelle mit dem Coronavirus dass mit einem Käuferansturm zu rechnen sei. letzten Monaten über viel Zuspruch freuen. Zeitschrift. 500 FFP2-Masken und mehrere Liter Covid-19 Ende Februar kam, machte ich mir noch „Wir verbringen aktuell viel Zeit mit der Beschaf- Desinfektionsmittel hat Peter Wilhelmi aus Röders- keine Sorgen wegen der Versorgung mit Lebensmit- Auch der Versuch, online zu bestellen, war erfolglos. fung von Schutzkleidung oder Desinfektionsmit- heim-Gronau gespendet. teln und Hygieneartikeln. Ich machte mir auch noch Über den Mangel an Toilettenpapier in der WG wur- teln und müssen dafür teilweise das Vierfache des keine Gedanken, als in der Presse von Hamsterkäu- de der Firma Essity Operations Mannheim GmbH, üblichen Preises bezahlen. Für die Spenden aus der Auch Firmen und Organisationen denken in diesen fen berichtet wurde. bekannt noch unter dem Namen Zellstofffabrik, Region, die uns in den letzten Wochen erreichen, Tagen an uns und spenden Desinfektionsmittel, berichtet. Und am 03. April wurde uns vom Security sind wir deshalb sehr dankbar“, erklärt Silke Methe, Gesichtsschilde oder FFP2-Masken: die Thor GmbH Auf Nachfrage in der Wohngruppe erfuhr ich von Leader der Firma, Emil Kemmerle, eine überwälti- Geschäftsführerin der Lebenshilfe Ludwigshafen. in Speyer, die Sensus GmbH in Ludwigshafen, die den Mitarbeitern der WG, dass sie bei Einkäufen gende Menge an Toilettenpapier und Küchenrollen BASF SE in Ludwigshafen, der Lions Club Rhein- immer nur eine Packung Toilettenpapier mitnehmen überreicht. PRIVATLEUTE UND FIRMEN DENKEN AN DIE land-Pfalz/Saarland oder die „Initiative 3 D“ aus durften. Dies war für den Gesamtverbrauch der WG LEBENSHILFE Neustadt/Weinstraße. Mit Einkaufsgutscheinen im in keinster Weise ausreichend. Daher wollte ich für Damit war der Mangel an Toilettenpapier in unserer Freunde der Lebenshilfe und Angehörige von Be- Gesamtwert von 1.000 Euro erfreute Aldi Süd die die WG Toilettenpapier besorgen. Um die Abstands- WG beendet. Wir bedanken uns sehr herzlich für die- wohnern spendeten der Lebenshilfe Ludwigshafen Bewohner der Wohnhäuser. Daumen hoch dafür regeln sicher einhalten zu können, ging ich spät se unverhoffte Unterstützung und spontane Spende selbstgenähte Masken oder spendeten Material, um und große Freude bei der Lebenshilfe Ludwigshafen, abends einkaufen und fand in mehreren Geschäften der Firma Essity. diese herzustellen. die die Spenden auf ihre Häuser verteilt hat. nur leere Regale vor. Ich fragte eine der Verkäuferin- Mit einer kreativen Idee unterstützt die Schwester nen, wann die nächste Lieferung käme. Dr. Angelika Hoffmann einer Bewohnerin des Hedy-Erlenkötter-Hauses die Susanne Klein 18 | ALLES ANDERS MIT „CORONA“ ALLES ANDERS MIT „CORONA“ | 19
Eine närrische Zeit Auch dieses Jahr an Fasching haben wir, die Bewohner vom Wohnhaus Böhl, gefeiert, was das Zeug hält! Tischtennis macht auch im frühen Neben der legendären „WfbM-Fastnacht“, die wie immer ein überragendes Fest war, hatten wir auch zwei eigene Veranstaltungen im Wohnhaus. Unsere Freunde aus den anderen Wohnhäusern und aus der Werkstatt kamen zu uns, um mit uns einen lustigen Abend zu verbringen. Wir haben getanzt, gut gegessen und es gab einen Preis für den Besucher, der das tollste Kostüm Frühling Spaß anhatte. Besonders schön fanden wir, dass dieses Jahr sehr viele Gäste gekom- men sind. Mit vielen Freunden hat man eben die beste Stimmung! Unser DJ Nachdem die ersten Sonnenstrahlen den Frühling einleiteten, Martin hat das Fest mit seiner tollen Musik angeheizt! Dieses Jahr war das haben wir unsere Tischtennisplatte aufgebaut und konnten Thema unserer Feier: „Ballermann Fasching“. Die Musik hat unser DJ dazu diese endlich wieder bespielen. super ausgesucht! Wie man sieht, haben wir richtig viel Spaß. Es ist nicht nur Ein weiteres Highlight war der Besuch unserer Freunde vom Böhler Faschings- toll, wenn Mitarbeiter oder der Wohnhauschef mit uns spielen verein. Die kannten wir noch vom letzten Jahr, und wir wollten unbedingt wie- sondern auch, wenn wir zusammen spielen. Wir freuen uns der mit ihnen feiern! Unsere Freunde haben noch das Faschings-Prinzenpaar schon darauf, wenn wir endlich wieder zum Tischtennis- aus Herxheim mitgebracht! Alle waren super drauf und wir haben zusammen training beim TTF Dannstadt können. Diesen wöchentlichen getanzt, gelacht und seeehr viel gesungen! Termin vermissen wir richtig. Wir freuen uns schon jetzt aufs nächste Jahr! Das Tischtennisteam des Wohnhaus Böhl Eure närrischen Böhler :-) 20 | WOHNEN & LEBEN | WOHNHAUS BÖHL WOHNEN & LEBEN | WOHNHAUS BÖHL | 21
DER DRECK Was blüht MUSS WEG! denn da so schön?! Am 7. März 2020 hat der DRECK-WEG-TAG in Böhl- Iggelheim zum 17. Mal stattgefunden. Für uns war es das erste Mal, dass wir an der Aktion teilgenom- men haben. Treffpunkt war um 10 Uhr am Bauhof in Böhl-Iggelheim. Dort haben wir blaue Säcke, Der Frühling war richtig toll. Oft war es herrlich Handschuhe und Zangen bekommen. Nach einer warm, und wir haben viel Zeit draußen verbracht. kurzen Einweisung sind wir zum Niederwissen-Wei- her gefahren und fingen den Müll an aufzusammeln. Böhl-Iggelheim hat viele Feld- und Wanderwege, auf Den meisten Müll haben wir am Bahnhofsgelände denen man schöne Spaziergänge machen kann. Von gefunden. So um die Mittagszeit sind wir zurück unserem Wohnhaus aus muss man nur kurz gehen zum Treffpunkt gefahren, um unsere zwei Müllsäcke und man erreicht wunderbare Wiesen mit Blick auf abzugeben. den Pfälzer Wald. Als Dankeschön haben wir eine Kleinigkeit zu essen Da wir nicht viel unternehmen konnten wegen dem und trinken bekommen. Das war eine sinnvolle Auf- Virus, waren wir oft spazieren und haben die Wiesen gabe. Es hat Spaß gemacht. Beim nächsten Mal sind und Felder rund ums Wohnhaus bewundert. Wenn wir wieder dabei. man Glück hat, sieht man sogar einen Zug vorbeifah- ren. Das finden wir besonders gut :-)! Martin, Wolfram, Natalie, Stephanie Man muss nicht immer weit fahren, um es richtig schön zu haben! Hier ein paar Bilder aus unserer neuen Heimat. Liebe Grüße von Natalie Kästel (Fotos) und den Böhlern 22 | WOHNEN & LEBEN | WOHNHAUS BÖHL WOHNEN & LEBEN | WOHNHAUS BÖHL | 23
Zusammen ist man weniger allein In der letzten Zeit haben wir, die Bewohner vom „Wie geht das denn?“, werden jetzt viele Leute Homeoffice Wohnhaus Böhl, viele Freunde und unsere Familien denken. Wir haben auf unserem Computer ein nicht treffen können. Es war sehr traurig. Wir haben Programm, das ähnlich wie Skype läuft. Es heißt dann nach einer Lösung gesucht, uns doch nahe sein „Zoom“. im Wohnhaus Böhl zu können: Wir haben ein Programm auf unserem Computer, Dreimal in jeder Woche findet das Tanzen jetzt statt. Wir schließen den Computer an den Fernseher an mit dem man telefonieren kann und sich durch die und haben dann ein ganz großes Bild. So sehen wir WEGEN DEM VIRUS durften wir nicht nach Schifferstadt in die Werkstatt. Kamera sogar anschauen kann. Das Programm heißt die Tanzlehrer und tanzen im Wohnzimmer einfach Das war ein bisschen langweilig. Dann hat Chef Markus in Schifferstadt „Skype". Mit Skype haben wir unsere Freunde und mit. angerufen und Arbeit bestellt. Familien angerufen und erzählt, was bei uns alles so Dann haben wir im Wohnhaus geschafft. Wir haben Papiere in Tüten los ist. Trotz der Entfernung haben wir uns gesehen. Das Tolle ist, dass wir so auch andere Tanzschüler gepackt. Insgesamt waren es 2856 Stück. Das haben wir super geschafft. Das war toll! sehen, die eigentlich nicht in unserer Tanzgruppe Gut, dass unsere Betreuer Christian, Patricia und Anni uns geholfen haben. sind. Und neue Tanzlehrer haben wir auch kennen- Auch einer unserer Bewohner ist zurzeit nicht bei gelernt. Zum Glück darf ich jetzt wieder nach Schifferstadt. Dort darf ich nur mit uns. Über Skype telefonieren wir oft und erzählen meinen Mitbewohnern aus dem Wohnhaus Böhl zusammenarbeiten. uns, wie es uns geht und was wir machen. Viele Bewohner machen jetzt beim Tanzen mit, die sonst nicht mitgehen. Das macht Spaß!! Wegen dem Virus durften wir auch nicht nach Hause, aber das ist jetzt Auch das Tanzen mit den Tausendfüßlern ist ganz vorbei und ich fahr am Wochenende zu Papa und Mama. Aber das skypen lange ausgefallen. Wir waren darüber sehr traurig. Wir freuen uns trotzdem darauf, alle wieder richtig war cool. Seit ein paar Wochen tanzen wir jetzt wieder zusam- sehen und treffen zu können! men. Daniel Reber Bis bald, eure Böhler! 24 | WOHNEN & LEBEN | WOHNHAUS BÖHL WOHNEN & LEBEN | WOHNHAUS BÖHL | 25
Rosenmontag im Hedy Große Sause am Rosenmontag! Es wurde getanzt, gelacht, gespielt und zum Leidwesen mancher (hier der Hausleiter - ein stocksteifer Hanseat) auch noch um das beste Kostüm gerungen. Das Partyteam des Hedy hat alles gegeben und eine ihresgleichen suchende Rosenmontagsrakete gezün- det. Es war mal wieder eine richtige Sause und die Vorfreude auf den Rosenmontag 2021 hat uns schon erfasst. Der stocksteife Hanseat, „Michi“ Hinz-Wilmes Böhler Kiosk Außergewöhnliche Situationen erfordern kreative Lösungen. Um trotz der Corona-Krise unseren Bewohnern die Möglichkeit des persönlichen Ein- kaufs zu geben, haben wir einen Teil unseres Partyraumes in der Garage in ein kleines, aber feines Kiosk umgewandelt. Das Angebot ist zugeschnitten auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Bewohner. So gibt es neben allerlei Süßigkeiten auch Duschgel, Zahnpasta und Softgetränke. SICHER Das Böhler Kiosk hat zweimal pro Woche geöffnet. Unsere Bewohner be- kommen im Vorfeld Taschengeld ausgezahlt, um dann „echt“ einkaufen zu können. Die Waren werden zum Einkaufspreis verkauft. IST SICHER: Manchmal hilft auch ein Bewohner beim Verkauf. Testen auf das Coronavirus Es bietet allen viel Spaß und Freude. Falls ein gewünschtes Produkt nicht da sein sollte, so wird das Sortiment bis zum nächsten Öffnungstag erwei- Einmal pro Woche testet die Infektionsambulanz der tert. Sobald die Vorsichtsmaßnahmen bezüglich Corona heruntergefahren Stadt Ludwigshafen alle Wohnhäuser der Lebenshilfe werden, ist auch ein Kaffeetrinken im Böhler Kiosk möglich. Ludwigshafen auf das Corona-Virus. So auch die Be- So wird der Partyraum auch außerhalb von Partys rege genutzt. wohner und Mitarbeiter im Hedy-Erlenkötter-Haus. Hier ein paar Eindrücke von einer der Testungen. Einen großen Dank hier nochmals an die „Renovierer“ Patricia Henrich, Daniel Reber, Wolfram Graupe und Martin Huentz. Markus Kercher 26 | WOHNEN & LEBEN | WOHNHAUS BÖHL WOHNEN & LEBEN | HEDY-ERLENKÖTTER-HAUS | 27
alten Gebäudeteils unterstützen. Allein schafft sie die vielen Aufträge gar nicht mehr. Sie hat ganz großartige Freundinnen, die ihr helfen. Ulrike Fun- ke besorgt Stoffe, schneidet zu, bügelt und bereitet vor. Elke hat in Muttis Nähkasten noch Gummi- bänder gefunden. Die braucht man, um die Masken hinter den Ohren zu befestigen. Kleine handgearbei- tete Metallstäbchen liefert ein fleißiger Handwerker. Die braucht man, damit die Maske auf jeder Nase gut sitzt. Mit viel Spaß und voller Begeisterung wird gearbei- tet. Bei Karin sieht es aus wie in einer Werkstatt. Ein MODE, MASKEN buntes Chaos, überall verteilt: die Stoffe zum Wa- schen und Bügeln, Maßband und Scheren, Garnrol- � FÜR DIE LEBENSHILFE len und Bänder … und was man so alles braucht … UND EIN … und wieder 10 Bestellungen … und wieder Stofflie- ferungen … und bitte Masken … für Männer … blaue … bunte … blumige … sogar mit Schildkröten, die Elke Dost hat eine Schwester. Die heißt Karin. Karin Wäre es nicht schön, wenn es bunte und lustige liebt Lilli …. hat sich für ihr Hobby letztes Jahr eine Computer- Masken gäbe? Na klar, dachte sich Karin, dann nähe Nähmaschine gekauft. Sie möchte viele passende ich einfach Stoffmasken in bunten Farben. Elke Angela ist für Bestellung, Abholung und Ausliefe- Sachen nähen. Zuerst kürzt sie Vorhänge und Hosen bekommt eine Rote, das ist nämlich ihre Lieblings- rung zuständig. Das macht sie mit gaaaaanz viel für Familie und Freunde. Sie repariert kaputte farbe. Herz. Schaut doch mal bei ihr vorbei. Aber nur mit Nähte an Hosen und T-Shirts. Für ihre Freundinnen einer Maske!!! hat sie Turnbeutel und Kleider genäht. Auch Tisch- Karins Freundin, die Angela Hoffmann, hat eine decken mit Ziernähten gehören zu den Ergebnissen. schicke Mode-Boutique in Frankenthal. Sie darf Passt auf Euch auf und bleibt schön gesund! Am liebsten möchte sie für alle Menschen, die sie nach einer langen Pause ihr Geschäft wiedereröff- mag, schöne Sachen nähen … nen. Aber alle Kunden und Kundinnen müssen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, zum Beispiel eine Das wünschen … da taucht plötzlich das Coronavirus auf. Ein Stoffmaske. Das ist eine zusätzliche Hilfe, damit Karin Walz, Elke Dost, Angela Hoffmann Virus, das die ganze Welt stilllegt. Das macht den Menschen gesund bleiben. Ulrike Funke, Lilli und alle Unterstützer Menschen Sorgen und alle müssen sich in Acht nehmen. Sie bleiben zuhause und müssen sehr, sehr Karin näht jetzt ganz viele bunte Masken für Angela. vorsichtig sein. Sie müssen Abstand halten und sich Alle, die eine Maske haben möchten, dürfen gerne ganz oft die Hände waschen. Zum vorsichtig sein 5 Euro für die Lebenshilfe spenden. Das machen die gehört auch, eine Mund-Nasen-Maske zu tragen. So Menschen gerne. Das gesammelte Geld wird für das etwas gibt es schon in Krankenhäusern. Dort sind Hedy-Erlenkötter-Haus in Ludwigshafen-Oggersheim NEU: Auch Barbara Sprengard näht jetzt Stoffmas- sie weiß oder grün. gespendet. Die Spenden sollten die Renovierung des ken für Angela für die Spende. Ist das nicht schön??? 28 | WOHNEN & LEBEN | HEDY-ERLENKÖTTER-HAUS WOHNEN & LEBEN | HEDY-ERLENKÖTTER-HAUS | 29
Die Oppauer in Hamburg Oppau Unser Urlaub in der Eifel war ganz ohne jeden Zweifel eine Urlaubsreise wert goes hier lebt es sich ganz unbeschwert. Dort konnten wir gut Tretboot fahren auf den wunderschönen Maaren Sieben Oppauer auf Reisen geh’n, Leider waren wir zu schwer Eifel „König der Löwen“ woll’n sie seh’n und der Steg bog sich gar sehr unter unserem Gewicht Wir mieteten ein Ferienhaus das gefiel so manchem nicht ganz weit auf dem Lande draus Drei von uns wurden sehr nass Aus dem Fenster sah man nur wir hatten dennoch riesen Spaß Wälder, Wiesen und Natur Auch ein Reh schaute herein, Cochem ist ein schöner Ort wollte ganz nah bei uns sein wir alle mochten ihn sofort Die Altstadt ist ganz schnuckelig In Elmshorn gabs nen Waschsalon Die Straße etwas buckelig ganz nahe bei der Bahnstation da taten uns die Füße weh dort half man uns so manches Mal, wir kehrten ein in ein Café ob Kunden oder Personal, aßen was und tranken Saft bei Fragen zu dem Zugverkehr, und tankten dadurch neue Kraft das ist in so ner Großstadt schwer Die Mosel ist ein schöner Fluss Wir fuhren Busse, Bahn und Schiff eine Schifffahrt ist ein Muss! der Wind uns um die Ohren pfiff Wir saßen lange in der Sonne Wir liefen uns die Füße platt, bei bester Aussicht, was ne Wonne anschließend aßen wir uns satt: jeder trank ein Gläschen Wein frischer Fisch und Krabben an der Mosel muss das sein! und so mancher Heringshappen Der Sonnenuntergang am Fluss wanderten in unsren Mund war für die Augen ein Genuss superlecker und gesund Auch der Fisch hat gut geschmeckt wir haben die Teller abgeleckt Das Musical war wunderschön, man konnte sich nicht satt dran sehn Im Eifelpark bestaunten wir Löwen, Hyänen und auch Affen, so manch gefräßiges Getier Elefanten und Giraffen Dort gibt’s ne kleine Bimmelbahn, gaben auf der Bühne Gas mit der man sogar fahren kann wir hatten einen Riesenspaß sie bringt dich durch den ganzen Park und fährt den lieben langen Tag Nach einem Tag im Großstadttrubel Dem Eifelpark sei Dank endlich aufs Land, oh was ein Jubel gab es auch lecker Speis und Trank uns was zu kochen und zu spielen war’n Dinge, die uns gut gefielen Nach einer Woche ging es zurück wieder in Oppau, was ein Glück! Wir war’n ein tolles Team, wir sieben Wir fahren gerne nochmal hin wir wären gerne noch geblieben nach Abenteuern steht uns der Sinn! gez. K. Blauth 30 | WOHNEN & LEBEN | HANS-WERNER-KLEIBER-HAUS WOHNEN & LEBEN | HANS-WERNER-KLEIBER-HAUS | 31
Neue Bewohner des Kurt-Hahn-Hauses Meine Heimat Oppau Katja und Sebastian sind neu in das Kurt-Hahn-Haus eingezogen, als noch die Mein Name ist Uwe Fehres. Ich bin kein gebürtiger Oppauer, aber mit über Quarantäne-Regelung für Neueinzüge galt. 30-jährigem Wohnsitz hier zähle ich mich ganz einfach dazu. Tatsächlich bin ich sehr bekannt in meinem geliebten Stadtteil und vor allem Deshalb haben sie die ersten zwei Wochen viel Zeit auf ihren Zimmern verbracht. bekannter, als so manch ,,echter Oppauer!'' Ich kenne viele Leute und viele Leute Danach konnten sie das Haus nach Herzenslust erkunden. kennen mich. Das finde ich super! Wir sagen: Herzlich willkommen! Es soll aber heute nicht nur um mich gehen, sondern um einen weiteren Grund, der Oppau mit zu meiner Heimat macht. Die Familie Panagiotis; diese betreibt seit über 20 Jahren das griechische Restaurant ,,Neue Gartenlaube''. Fast genau- so lange besuche ich sie schon und das täglich. Neben einem Plausch beim Kaffee bekomme ich sogar eine Portion Pommes, wenn ich möchte. Von Natur aus helfe ich gerne Dinge aufzuräumen, zu sortieren und in den Müll zu werfen. Das mache ich auch gerne zu Hause, doch da gibt es meiner Meinung nach nicht immer genug zu tun. So schaue ich bei meinem Freund „Nakka“ (Vafakis Panagiotis) in der Gartenlaube vorbei. Dort kann ich ihm helfen die Flaschen zu sortieren, was ich natürlich sehr gerne mache. Mit den vielen Jahren ist daraus eine richtige Freundschaft entstanden! Hier fühle ich mich willkommen und man hilft sich gegenseitig. Dafür möchte ich einmal herzlich danke sagen und hoffe auf viele weitere ge- meinsame Jahre! Euer Uwe Katja Eichler Sebastian Heger Uwe Fehres & Janina Diebold 32 | WOHNEN & LEBEN | HANS-WERNER-KLEIBER-HAUS WOHNEN & LEBEN | KURT-HAHN-HAUS | 33
Unsere Zeit in der Erschöpft, aber zufrieden, fielen wir nach der Abendpflege in unsere Übergangsbetten, wo alle erstaunlicherweise gut schlafen konnten. Ein be- „Q-Gruppe“ sonderes Highlight war die Mitteilung des negativen Corona-Testergebnisses – juhu wir sind alle gesund! Dies nutzen wir gleich für ein Freudentänzchen aus. Nachdem uns am 8. Tag der Quarantäne gesagt wur- de, dass auch das zweite Testergebnis negativ war, gab es kein Halten mehr und wir freuten uns, wieder auf unsere Wohngruppen zurückzukehren. Am Mittwoch, den 6. Mai 2020, bezogen wir Bewohner unser vorüberge- hendes Quartier in der Quarantäne-Gruppe, da wir alle längere Zeit bei unseren Familien oder im Krankenhaus waren. Bei Ankunft wurden Julia Steitz (Wohngruppe Rot) und Andrea Weiß wir auf das Coronavirus getestet. In der damals geschlossenen Tages- (Wohngruppe Grün) förderstätte des Kurt-Hahn-Hauses wurden drei Gruppen eingerichtet und ein Teil des Gartens für uns abgesperrt. Für vier von uns gab es eigene Schlafplätze mit genügend Privatsphäre. Die beiden neuen Bewohner Sebastian und Katja durften in ihren eigenen Zimmern auf Einrichtungsleitung Sabine Wieczorek und Stellver- Gruppe Grün schlafen. Dazu wurden sie, auf teils abenteuerliche Weise, tretung Christina Lehr bedanken sich herzlich bei durch den Garten und die Hintertür ein- und ausgeschleust. Es war den vier Kolleginnen, die in Wechselschichten neun hierfür unbedingt notwendig, uns vorher telefonisch auf der Gruppe Tage lang unermüdlichen Einsatz in dieser speziel- anzumelden, damit wir unterwegs keinem der anderen Bewohner zu len Situation gezeigt haben! Trotz der besonderen nahekamen. Die Betreuerinnen mussten sich jedes Mal mit Schutzkit- Umstände traf man die Kolleginnen meist lachend teln, Handschuhen, Mundschutz und Gesichtsvisieren vermummen, und mit guter Laune an! um sich und uns vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus Vielen Dank, Ihr vier Damen aus der Q-Gruppe! zu schützen. Dies war bei der Pflege und dem Essen besonders wichtig, Ihr seid toll! weil man sich dabei am nächsten kam. Sie sagten, sie wären gespannt, ob wir sie später auch ohne Masken erkennen würden. Unseren Tag begannen wir mit einem ausgiebigen Frühstück. Hier blieben keine Wünsche offen und alle konnten nach Herzenslust FOTO OBEN: Auf dem Foto unter der Schutzkleidung schlemmen. Anschließend haben wir uns oft kreativ ausgelebt und nicht ganz einfach zu erkennen: Die Kolleginnen zum Beispiel Perlen aufgefädelt, gemalt, Kartons zerkleinert, oder Julia Steitz mit blonden Haaren (links im Bild) und gemeinsam musiziert. An den Wochentagen haben Mitarbeiterinnen Andrea Weiß mit dunklen Haaren (rechts im Bild). der Hauswirtschaft unser Mittagessen zubereitet. Wir konnten es durch Nicht auf dem Bild: die Kolleginnen Anja Kümmig eine selbstgebaute Durchreiche in Empfang nehmen. Am Wochenende und Christiane Kutscher (beide Mitarbeiterinnen der kochten die Betreuerinnen das, was wir uns wünschten. Nachmittags Tagesförderstätte Kurt-Hahn-Haus). waren wir meistens so satt und müde, dass wir erstmal ein Nickerchen machten. Frisch erholt und ausgeruht, überbrückten wir die Zeit bis zum Abendessen mit Telefonaten, spielten eine Partie „Kniffel“ oder unterhielten uns. Ab und an trafen wir Bewohner unserer eigentlichen FOTO UNTEN: Daniele Termine und Jonny Koncak Wohngruppen mit angemessenem Sicherheitsabstand am Schutzzaun freuen sich über die zweite negative Corona-Testung im Garten. ihrer „Q-Gruppe“ 34 | WOHNEN & LEBEN | KURT-HAHN-HAUS WOHNEN & LEBEN | KURT-HAHN-HAUS | 35
Ein Adventsfest mit schönen Als es wieder Höhepunkten Sterne regnete Der letzte Freitag im Monat November steht fast Die NetzwerkHilfe organisierte nun schon das schon exemplarisch für das Adventsfest im WHH. zweite Mal während des Nikolausmarktes in Max- Und so war es auch im Jahr 2019. Viele engagierte dorf einen Geschenkebaum für die Bewohner des Kollegen halfen beim Dekorieren, Brötchen belegen, Wilhelm-Hiemenz-Hauses. Tische einrichten und versuchten die Aufregung und das Lampenfieber bei den Bewohnern etwas Jeder durfte wieder einen kleinen Wunsch äußern. abzumildern. Diese gesammelten Wünsche wurden von den flei- Um 16.30 Uhr kamen die Gäste und wurden zuerst ßigen Helfern (Familie Lupberger war auch wieder auf den Wohngruppen zu einem Adventskaffee ein- aktiv) auf schöne Sterne geschrieben und an den geladen. Um 18.00 Uhr trafen sich dann alle im An- Tannenbaum des Nikolausmarktes aufgehängt. bau, um dem Programm des Abends zuzuschauen: Musik von Renate Stay an der Orgel, Annika Schulz Nun konnten sich interessierte Besucher des Mark- mit der Geige, Manfred Gebhardt am Akkordeon tes einen Stern nehmen und bis zu einem bestimm- und Sabine Holzdörfer an der Gitarre. Eine kleine ten Datum den darauf formulierten Wunsch besor- Adventsgeschichte von der Gruppe WfbM, Gedichte gen, verpacken und bei der NetzwerkHilfe abgeben. von Jutta Trapp und die gruppenübergreifende Adventsgeschichte „Der Adventskalender“ der Am 17. Dezember 2019 war dann die Spannung per- Gruppe Tafö. fekt. Alle Sterne hatten Abnehmer gefunden und das Nicht zu vergessen der schöne Weihnachtsbasar der war sehr schön. Wohngruppe Blau-Grün, an dem selbstgebackene Kekse, Weihnachtsgebäck, Engelchen, Mützen und Dick bepackt gingen die Schenkenden durch die vieles mehr angeboten wurde. Gruppen, überreichten die bunten Päckchen an die Bewohner und wurden mit Weihnachtsliedern herz- Also wieder einmal eine schöne Feier mit viel lich empfangen. Zuspruch und Lob seitens der Gäste. Gerne habe ich dieses den Kollegen weitergereicht. Die Geschenke waren allesamt sehr liebevoll ver- packt. Herzliche Grüße wurden beigelegt und noch die eine oder andere kleine Beigabe fand sich darin. Ulrike Regenauer-Misera Die Freude war groß und für mich war besonders schön zu sehen, dass die Maxdörfer Bürger unseren Bewohnern wieder eine Freude zu Weihnachten ma- chen wollten und dies in die Tat umsetzten. Ulrike Regenauer-Misera 36 | WOHNEN & LEBEN | WILHELM-HIEMENZ-HAUS WOHNEN & LEBEN | WILHELM-HIEMENZ-HAUS | 37
Wind und Wellen Wenn einer eine Ich mag das Meer und besonders die Nordsee. Wunderbare Erinnerungen Reise tut … Auch den rauen Wind mag ich. Am Meer fühle ich mich wohl, da kann man an Toulon in Südfrankreich viel unternehmen. Mit einem Krabbenkutter und an Spanien hinaus aufs Meer fahren, im Watt eine Wande- rung machen oder mit der Pferdekutsche aufs Watt fahren. Es würde mir gefallen, wenn ich Als ich jung war, fuhren mein Bruder, meine mal eine Seehundauffangstation besichtigen Eltern und ich nach Frankreich. könnte. Es ist einfach ganz toll am Meer und ich mag auch gerne ganz lange Spaziergänge Wir hatten unser Zelt mit und verlebten daher am Strand. unsere Ferien auf einem Zeltplatz. Ich fand das schön. Eine ganz besondere Monika Dörreich Meine Mutter hatte einen Campingkocher dabei Reise nach Amerika und so konnten wir uns prima selbst versorgen. Ute Ittel in Paris Ich bekam einen alten Autoreifen als Schwimm- Zwei Frauen im 2018 ermöglichte mir meine Mutter eine ganz hilfe, mit dem ich alleine ins Meer konnte. „Aber besondere Reise. nicht so weit raus“, rief mein Vater mir oft hinter- bayrischen Wald her. Wir flogen gemeinsam nach Florida – zum Delfin- Es war ein Urlaub mit meinen Eltern. Ich war schwimmen. ungefähr 12 Jahre alt. Wir fuhren mit dem Auto Ich schwamm übrigens immer rückwärts. und übernachteten bei meinem Onkel, der ca. Ich fuhr mit meiner Mutter vor vielen Jahren mit Es war eine tolle Erfahrung mit diesen schönen 50 km von Paris weg wohnte. Später, als ich schon in der WfbM gearbeitet habe, einem Busunternehmen – es hieß Fröhlich Reisen Tieren im Wasser zu sein. Ich konnte mich an der fuhr ich mit Herrn Weber und sechs anderen – in den bayrischen Wald. Wir wohnten in einem Rückenflosse festhalten und wurde durch das Was- Besonders haben mir der Eiffelturm, das Moulin Teilnehmern nach Spanien. Besonders ist mir schönen Hotel und wurden da so richtig verwöhnt. ser gezogen. Die Delfine waren ganz vorsichtig und Rouge, der Triumphbogen und die Champs- eine Schifffahrt in Erinnerung geblieben. In dem konnten auch Küsschen geben. Élysées gefallen. Schiffsbauch befand sich ein großes Fenster. Wir Leckeres Essen und toller Kuchen. hatten von dort eine tolle Aussicht auf den wun- Ich erinnere mich auch noch an eine Schifffahrt, Insgesamt blieben wir 4 Tage dort. derbaren Lebensraum der Fische. Schön war es. Und natürlich besuchten wir auch eine der be- wo wir bestens mit leckerem Essen versorgt wur- rühmten Glasbläserwerkstätten. den. Besonders in Erinnerung ist mir aber das gute … und in Sexten in den Dolomiten. Schokoladeneis geblieben. Renate Stay Besonders in Erinnerung geblieben ist mir jedoch Damals konnte ich noch Skifahren. Abfahrt und eine Kutschfahrt im Regen. Der Boden war so Michael Mörschel Langlauf. Wir wohnten in einer Pension mit Über- rutschig, dass die Kutsche ins Wanken geriet. Wir nachtung und Frühstück. Mir machte das Skifah- waren alle froh, dass nichts Schlimmes passierte. ren sehr viel Spaß. Ich fuhr schnell und dachte manchmal daran, dass mir vielleicht einmal etwas passieren könnte. Nun, es kam anders. Aber wenn Rosi Wetzstein es nicht so gekommen wäre, hätte ich Dich auch nicht kennengelernt. Ute Ittel 38 | WOHNEN & LEBEN | WILHELM-HIEMENZ-HAUS WOHNEN & LEBEN | WILHELM-HIEMENZ-HAUS | 39
Die bunten Seiten des Wilhelm-Hiemenz-Haus Für sein Abschlussprojekt, im Rahmen seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, wählte THOMAS ZACHMANN das Thema: Die Erstellung einer kleinen Hauszeitung mit Bewohnern des Wilhelm-Hiemenz-Hauses. Er sprach zu Beginn Bewohner des Hauses an, ob sie an sei- nem Projekt teilnehmen wollten. Am Ende bestand das Team aus vier Teilnehmern aus dem Bewohnerkreis und Thomas Zachmann. Als Titel der Zeitung wählte das Team aus einigen Vorschlägen „Die bunten Seiten des Wilhelm-Hiemenz-Hauses“ aus. Handarbeiten In vielen Redaktionssitzungen diskutierte das Team dann über mögliche The- men, führte Interviews. Sie sprachen über das Layout der Zeitung, verwarfen von Bewohnern Ideen, trafen Entscheidungen. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde nach Fertigstellung der Zeitung „landen“ in Afrika ein Film vorgestellt, der den Entstehungsprozess der Zeitung festhielt und auch Aussagen darüber machte, welchen Gewinn das Projekt für die Teilneh- mer des Redaktionsteams gehabt hatte. Eine Mitarbeiterin des Wilhelm-Hiemenz-Hauses unterstützt seit vielen Jahren über ihre Kirche Jeder Wohngruppe wurde ein Exemplar zur Verfügung gestellt. eine Gemeinde in Afrika bei dem Bau von Schulen, Kirchenzentren, der Errichtung einer auskömm- Für ihre Leistung erhielten sie viel Applaus von Bewohnern und Mitarbei- lichen, hygienisch einwandfreien Wasserversor- tern. gung und vielem mehr. Es war eine schöne Idee, die den Bewohnern sehr viel Freude bereitete. Bei ihrem letzten Besuch brachte sie als Gastge- schenke gehäkelte Taschen von Monika D., sowie Armbänder von Tanja M. mit. Die Freude war Ulrike Regenauer-Misera groß, wie man unschwer erkennen kann. Tolle gemeinsame Initiative. Ulrike Regenauer-Misera 40 | WOHNEN & LEBEN | WILHELM-HIEMENZ-HAUS WOHNEN & LEBEN | WILHELM-HIEMENZ-HAUS | 41
„Dann kam der Tag, an dem man sich umschaut und denkt, was will ich für mein Kind und auch … für uns als Eltern?“ Im Herbst 2017 bekamen wir dann eine Einladung Jetzt wurde die Frage „Wer betreut die Jungs?“ akut. vom UWO zu einem Informationsabend über alterna- Da es sich bei der WG Melm 2 von Anfang an um ein tive Wohnformen für interessierte Eltern und so fing Service-Wohnprojekt handelt, müssen wir als Eltern alles an … diese Dienste beauftragen, wobei wir uns schnell Zu Beginn hat der Elternkreis, 11 Familien, bei grö- einig waren, dass wir das UWO für die Betreuung ßeren Wohnungsgesellschaften nachgefragt, sich und den Pflegedienst der Lebenshilfe Ludwigshafen Häuser zur Miete angesehen, verschiedene Wohnfor- mit den Aufgaben betrauen wollen. Die Suche nach men angeschaut und Möglichkeiten diskutiert, um Betreuern ging los. dann doch einzusehen, dass das gar nicht so einfach ist. Februar 2020, das Betreuerteam steht, jetzt heißt es einziehen … oder doch nicht? Die Stolpersteine Etwa im Mai 2018 war auf einmal das Haus in der hören nicht auf, nach Absagen von Betreuern war Heinz-Schifferdecker-Straße da. Die Stiftung der wieder alles in Frage gestellt. Jochen Weiler, Hugo Angekommen … Lebenshilfe hatte es gekauft, der Umbau zu 2 WG’s Liebler und Sebastian Fischer haben es aber dann für 6 Bewohner war geplant und plötzlich sollte alles doch möglich gemacht. Am 8. Februar 2020 zog Be- ganz schnell gehen. Wir Eltern hatten tausend Fra- nedikt endlich als erster Bewohner ein. Marko und oder Leon’s Weg in die „WG Schifferdecker Straße“ gen im Kopf: „Wer zieht ein, welche Anträge werden Leon folgten eine Woche später. gebraucht, wer finanziert was, wer übernimmt die Betreuung, klappt das mit der Pflege“, dazwischen Da die WG’s für 6 Bewohner ausgelegt sind, werden Als die „WG Melm 1“ gegründet wurde, haben meh- rade in der Anfangsphase und die Aussage „es werden noch so Gedanken wie „schafft mein Sohn das, schaf- Henri, Thomas und Mike die Männer WG’s ergän- rere Eltern mich, Mutter von Leon, gefragt: „Kannst keine neuen Wohnheime mehr gebaut!“. Alternativen fen wir das?“. zen, wann? ... wir hoffen bald. du dir vorstellen, dass Leon mit unseren Kindern gab es zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich, wobei … in eine WG zieht?“. Damals war Leon gerade 17 und das Wohnmodell der WG 1 wäre genau das, was wir Leider hat sich das Projekt dann doch, durch viele Ein neuer aufregender Lebensabschnitt beginnt jetzt meine Antwort war ein klares „Nein“, „er soll erst uns für Leon vorstellen könnten. nicht geplante Hürden, bis Dezember 2019 hingezo- für Leon und seine Freunde. Auch zukünftig wird es mal seine Schule zu Ende bringen und in der Werk- gen, aber jetzt konnten sich die Jungs endlich ihr den einen oder anderen Stolperstein geben, wobei statt ankommen, dann sehen wir weiter“. In diesem Zeitraum haben wir Leon beim UWO zukünftiges Zuhause ansehen, 2 Wohngemeinschaf- wir hoffen, dass sie kleiner ausfallen als der aktuelle (Unterstütztes Wohnen) der Lebenshilfe Ludwigshafen ten in einem Haus auf 4 Etagen. Ganz schnell war mit Namen „Corona“. Dann kam der Tag, an dem man sich umschaut und angemeldet, um irgendwann oder im Notfall eine Un- entschieden, wer wo einzieht, die Jungs konnten ihre Wir als Eltern werden Sebastian Fischer und sein denkt, was will ich für mein Kind und auch … für terbringungsmöglichkeit für Leon zu haben, mit dem Zimmer gestalten und Leons Wunsch mit Marko auf Team unterstützend zur Seite stehen, damit sich un- uns als Eltern? Wohnheim? Da war kein Platz und Gedanken, dass das vielleicht in 8 bis 10 Jahren soweit einem Stockwerk zu wohnen, soll sich auch erfüllen. sere Jungs in ihrem neuen Heim „zu Hause“ fühlen. die Warteliste lang. Das neue Teilhabegesetz war ge- sein wird. Toll, aber wann findet endlich der Einzug statt? Petra Weidemann 42 | WOHNEN & LEBEN | UNTERSTÜTZTES WOHNEN WOHNEN & LEBEN | UNTERSTÜTZTES WOHNEN | 43
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