Schulnot zeni - Freie Lehrer
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3/2021 schulnot i zen Po s i t i o n e n z u S c h u l e , B i l d u n g u n d G e s e l l s c h a f t S LV: Wa l d f r i e d ga s s e 1 0 / 7 3 , 6 8 0 0 Fe l d k i rc h ; Ve r l a g s p o sta m t H o h e n e m s , P. b . b . G Z 0 2 Z 0 3 3 9 2 3 M Starke Frauen braucht das Land Service zum Schulbeginn Sommerschule - so nicht! Pädagogische Beratung neu
Inhalt Liebe Leserinnen, liebe Leser, 3 Schulservice zum Schulbeginn geschätzte Kolleg*innen, 6 Sommerschule? - Ja, aber nicht so! 7 Kommentar: Gute Vorsätze sie hat uns wieder, die Pandemie, und die Schulen öff- 8 Willis Rundschau nen ihre Tore mit dem Versprechen der Politik, diese 9 Resolution der Vbg. Pflichtschullehrer*innen Tore nicht mehr versperrt halten zu lassen. Wollen wir 10 Starke Frauen braucht das Land es hoffen! Corona hat es in den vergangenen Jahren geschafft, 11 Kommentar der grünen und roten wichtige schulische Themen in den Hintergrund zu Bildungssprecher stellen. Wir Personalvertreter der Freien Lehrer*innen 12 Coronaimpfung - Meinungen wollen diese wieder vor den Vorhang holen. 14 Die ÖVP und ihre Bildungspolitik 16 Mentale Gesundheit Bereits vor drei Jahren fand sich in den Schulnotizen ein Bericht über des Ministers entlarvende Äuße- 17 Kommentar: Toleranz rung: „Es ist eine politische Entscheidung, wie vieles, 18 Reformpädagoge: Ernst Papanek was ich entscheiden muss!“ Damals ging es um die 19 Rechtslage: Sie fragen - wir antworten Abschaffung der Wahlfreiheit in der VS bei der Beno- 20 Interview mit Direktor Micha Warth tung. Wir werden nicht müde werden, diese wieder einzufordern, ebenso wie wir das Projekt „Gemeinsa- 21 Kommentar: Meine stille Hoffnung me Schule“ im Auge behalten werden. 22 Pädagogische Beratung neu 23 Leserbrief: Beratungslehrer*innen Auch das Problem des Lehrer*innenmangels wurde 23 Kommentar: Digitale Endgeräte lange Zeit verdrängt und trifft uns nun umso gewal- tiger. Was tun, wenn der Mangel an Personal keinen 24 Lehrer*innenreise: Bologna geordneten Unterricht mehr zulässt? Günter Kraft, und die Emilia Romagna Leiter der Präs.3 meint dazu: „Wenn alle Stricke rei- ßen, hat die Schulleitung eine Änderung des Stunden- planes anzuordnen und in letzter Konsequenz auch Unterrichtsstunden entfallen zu lassen.“ Impressum Nur dem ungebrochenen Engagement vieler Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Kolleg*innen ist es zu verdanken, dass dies bislang Sozialistischer Lehrer*innenverein Vorarlberg, nicht nötig war. Vorsitzende: Saskia Koller, Waldfriedgasse Verabschiedung oder Abschiebung? 10/73, 6800 Feldkirch Dass angehende Pensionist*innen im vergange- Verantwortliche Redakteure: nen Schuljahr wieder auf ihre Verabschiedungs- Alexandra Loser, Willi Witzemann feier verzichten mussten, war für viele enttäu- schend, war es zur selben Zeit doch möglich, Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe: andere Großereignisse durchzuführen. Bisher wurden Bernd Dragosits, Alexander Frick, die Jungpensionist*innen zu einem lukullischen Buf- Alexandra Loser, Hannes Nöbl, fet eingeladen. Dieses Mal hat man oder frau sich für Willi Witzemann, Saskia Koller, Martin Türt- ein Abschiedsgeschenk entschieden. Nach dem Mot- scher, Johannes Spies, Andreas Sutterlüty, to „Schiff Ahoi“ (oder „Hoi, a Schiff“, wie eine Neu- Andreas Angerer Pensionistin meinte) wurde den Kolleg*innen nun postalisch ein Gutschein der Vorarlberg-Lines zuge- Layout: Gerhard Unterkofler sandt. Wie weit diese Fahrkarte reicht, ist leider nicht Druck und Herstellung: Druckerei Wenin angeführt. Recherchen der PV haben ergeben, dass der Wert € 19,10 beträgt. Das reicht gerade mal für Die schulnotizen sind ein Diskussionsorgan. eine Person nach Meersburg, allerdings nur einfach! Namentlich gekennzeichnete Beiträge Retour dürfen die Pensionist*innen selbst bezahlen. müssen nicht vollinhaltlich der Blattlinie bzw. der Meinung der Freien Lehrer*innen Mit diesen Schulnotizen wollen wir einen bunten Mix entsprechen. von Schulthemen präsentieren. Viel Spaß beim Lesen und einen - trotz allem - humorvollen und guten Start E-Mail: schulnotizen@hotmail.com ins neue Schuljahr wünscht Homepage: www.freielehrer.at Facebook: Freie Lehrer*innen Willi Witzemann 2 schulnotizen 3/2021
Schulservice SchulBeginn SCHULFREIE TAGE IM HERBST dies bis 30. September dem Dienstgeber (23.10. – 2.11.) mitteilen. Dieses Zeitkonto kann ab dem 50. Lebens- Der Montag (25.10.) wurde von der Landes- jahr zur Verringerung der Lehrverpflichtung regierung für schulfrei erklärt. von 50 bis 100 Prozent (bei weiterlaufen- Grundsätzlich sind die schulautonomen Tage w w w. f r e i e l e h r e r. a t den Bezügen) verwendet werden. im Pflichtschulzeitgesetz § 3 Abs. 2 geregelt: Aufgrund des Lehrer*innenmangels wird Das Schulforum bzw. der dies von der Bildungsdirektion derzeit Schulgemeinschaftsausschuss der meist nur vor der Pensionierung gewährt. Pflichtschulen kann in jedem Unter- Für kirchlich bestellte Religionslehrer*innen, richtsjahr bis zu vier Tage und in II L Vertragslehrer*innen und Lehrperso- besonderen Fällen einen weiteren Tag nen im neuen Dienstrecht ist das Zeitkonto schulfrei erklären. nicht möglich. Das heißt: • Es gibt grundsätzlich pro Jahr fünf schulautonome Tage. WICHTIG: Dieses Ansuchen muss jedes • Für das Schuljahr 2021/2022 Jahr neu gestellt werden. benötigen wir drei schulfreie Tage Genaue Infos und das Formular gibt es auf (27. - 29. Oktober). Die setzen sich unserer Homepage www.freielehrer.at oder aus einem schulautonomen Tag und dem „verlegten“ Osterdienstag auf unserer Lehrer*innen-App unter „Info und Pfingsdienstag zusammen. zum Schulanfang“. • Somit bleiben in diesem Schuljahr noch vier schulautonome Tage übrig, deren Festlegung das ZIMMERZUSCHUSS Schulforum beschließen kann. Lehrer*innen, die infolge zu großer Außerdem: Entfernung zwischen Hauptwohnsitz und Die Schule kann bei der Bildungsdirektion Stammschule bzw. wegen ungünstiger noch um einen weiteren freien Tag ansuchen. Verkehrsverbindungen eine Zweit- Ü Voraussetzung: Einer der schulauto- unterkunft benötigen, können eine nomen Tage und der sechste zusätzliche monatliche Aufwandsentschädigung Tag müssen für ganztägige Fortbildungs- (Zimmerzuschuss) beantragen. veranstaltungen verwendet werden. Bei Erfüllung der Voraussetzungen werden 120 Euro zwölfmal pro Schuljahr gewährt. ZEITKONTO – Ansuchen bis 30. Dieser Zuschuss gebührt für eine Dauer September von höchstens zwei Jahren. Lehrer*innen, die ihre Mehrdienstleistungen Formular unter www.vobs.at/service/ mittels Zeitkonto ansparen möchten, können formulare-landesregierung schulnotizen 3/2021 3
Schulservice HOTLINE für LEHRPERSONEN TERMINE Willi Witzemann 0664 26 85 716 Beginn des Schuljahres 13. Sep. 2021 Vorsitzender der Personalvertretung Stundenplan bis 14. Sep. 2021 Alexandra Loser 0664 16 25 988 23. Okt. bis Herbstferien 2. Nov. 2021 Vors. DA Bregenz/Umgebung Vors. der Pflichtschullehrer*innengewerkschaft Beginn Topf C Schuljahr Andreas Angerer 0699 18 00 74 66 Klassenforum (innerhalb 8 bis w w w. f r e i e l e h r e r. a t Vors. DA Dornbirn Wochen ab Schulbeginn) 5. Nov. 2021 Schulforum (innerhalb 9 bis Hannes Nöbl 0660 52 72 105 Wochen ab Schulbeginn) 12. Nov. 2021 Vors. DA Feldkirch 18. – 20. Nov. Interpädagogica Alexander Frick 0699 11 30 50 17 2021 in Wien Vors. DA Bludenz 14. bis Semesterferien 18. Feb. 2022 Walter Moosbrugger 0664 36 12 818 bei Leistungs- Personalvertreter im DA Bregenzerwald abfall bzw. Frühwarnsystem negativer Verhaltensver- VORDIENSTZEITEN FÜR änderungen NEULEHRPERSONEN 27. Juni bis Abschlusskonferenz Nach der Unterschrift unter den Arbeits- 1. Juli 2022 vertrag hat die Lehrperson noch drei Ende Unterrichtsjahr 8. Juli 2022 Monate Zeit, um der Bildungsdirektion Ende Schuljahr 2021/22 31. Aug. 2022 (Präs. 3) mitzuteilen, ob Vordienstzeiten zu Schulbeginn 2022/23 12. Sep. 2022 berücksichtigen sind. Innerhalb eines Jahres ab der Unterschrift unter dem Arbeits- vertrag muss die Lehrperson die Unterla- gen nachreichen. MITSPRACHE DER PERSONAL- VERTRETUNG BEI DER Genaue Infos über die Vordienstzeiten LEHRFÄCHERVERTEILUNG UND gibt es auf der Homepage der Freien BEIM STUNDENPLAN Lehrer*innen. Sollten Vordienstzeiten nicht anerkannt werden, können Gewerk- Gemäß SchUG ist die Schulleitung für den Stundenplan zuständig und verantwortlich. schaftsmitglieder eine Überprüfung bei der Rechtsabteilung der GÖD beantragen. Mit der Personalvertretung des jeweiligen Unser Tipp: Alle Unterlagen an die Bildungs- Bezirks (DA) ist bei jeder Erstellung oder direktion noch im Herbst weiterleiten und Änderung des Stundenplans das Einver- nehmen herzustellen. bei Ablehnung Kontakt mit der Personalver- tretung aufnehmen. Die Aufgabe der Personalvertretung besteht in der Beseitigung augenscheinlicher Unge- rechtigkeiten bzw. in der Abwägung der Gesamtheit der Interessen aller Bediensteten. 4 schulnotizen 3/2021
Schulservice Jene Kolleg*innen, die mit dem Stunden- norm (1776 Std.) Topf A und Topf B abge- plan oder der Lehrfächerverteilung nicht zogen werden. einverstanden sind, empfehlen wir, sich Unser „Topf C - Rechner“, der von unserer an die Personalvertretung des Bezirks zu Homepage und der Lehrer**innen-App als wenden. Kommt es zu keiner einvernehmli- Excel-Datei heruntergeladen werden kann, chen Lösung zwischen Schulleitung und der soll dir bei der Organisation helfen. Personalvertretung, wird der Fall an den Zentralausschuss weitergeleitet. Der „Topf C“ muss von Lehrpersonen im neuen Dienstrecht (pd) nicht ausgefüllt w w w. f r e i e l e h r e r. a t werden. TEACHER IDENTITY CARD Alle Lehrer*innen erhalten von der Perso- PENDLERPAUSCHALE nalvertretung (in Zusammenarbeit mit dem Lehrpersonen, deren Stammschule mehr Land Vorarlberg) eine „Lehrer*innenkarte“. als 20 Kilometer von der Wohnung entfernt Bei Vorlage derselben gibt es bei einigen In- liegt, erhalten die kleine Pendlerpauschale. stitutionen im In- und Ausland Ermäßigungen. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es Genauere Info gibt es beim Vorsitzenden auch eine große Pendlerpauschale. der Personalvertretung, Willi Witzemann. • Die Entfernung vom Wohnort zur Arbeitsstätte ist mit dem Pendlerrechner JAHRESNORM 2021/22 des Finanzministeriums auszurechnen. TOPF C-RECHNER • Zusätzlich gibt es den Pendlereuro und den Fahrtkostenzuschuss. Dieses Kalenderjahr besteht aus 52 Kalender- • Siehe dazu unsere Info auf der Home- wochen. Die Jahresnorm für das Schuljahr page www.freielehrer.at oder auf 2021/22 beträgt 1776 Stunden. unserer Lehrer*innen-App (Freie Für Lehrpersonen, die vor dem 1. März Lehrer*innen) unter „Service zum Schul- 1979 geboren sind, ist der „Topf C“ um 40 anfang.“ Stunden geringer. Die Jahresnorm setzt sich folgendermaßen SERVICE: SCHULANFANG zusammen: Auf der Homepage und auf der Service-App „Topf A“ (Unterrichtsstunden): der Freien Lehrer*innen findet ihr zusam- • MS, PTS (21 Stunden x 36 Wochen = mengefasst viele Infos und Formulare für 756 Ustd.) den Schulanfang: • VS (22 Std. x 36 Wochen = 792 Ustd.) • Jahreskalender (2 Seiten) • ASO (22 Std. x 36 Wochen = 792 Ustd.) • Info Klassenforum + Kopien „Topf B“: (Vor- und Nachbereitung) • Info Schulforum • Info/Formular Pendlerpauschale • 5/6 der berechneten Unterrichtsstunden • Formular Zimmerzuschuss „Topf C“: (Klassenvorstand, lehramtliche • Formular Zeitkonto Pflichten, Fortbildung, ...) • Link zum Pendlerrechner • Wird errechnet, indem von der Jahres- • Topf C (Berechnungsformular) schulnotizen 3/2021 5
Sommerschule Sommerschule? Ja, aber nicht so! Wie kann die Sommerschule ein Erfolgskonzept werden? Bernd Dragosits, Direktor an der VS Wolfurt-Bütze (bernd.dragosits@gmx.net) Vorweg: Ich halte viel davon, Kindern mit Benachteiligungen (ob aus dem Lockdown heraus oder aus anderen Gründen) bestmöglich zu begleiten und zu fördern. Daher kann ich der Idee einer Sommer- schule viel abgewinnen! Was braucht es also, um die Sommerschule zum Erfolgskonzept werden zu lassen? Grundsätzlich einmal überhaupt ein Konzept – organisatorischer und inhaltlicher Art. Die Sommerschule geht in diesem Jahr in die zweite Runde. Im ersten Jahr sind viele inhaltliche und or- ganisatorische Fehler passiert. Das war der doch sehr schnellen Einfüh- rung geschuldet und daher nach- vollziehbar. Das Motto, jeden Fehler, wenn mög- lich nur einmal zu machen, ist aber auch im zweiten Jahr nicht wirklich erkennbar. Der Zentralismus feiert fröhliche Urständ. Wien gibt vor - und das Ergebnis ist ein Chaos! Ich habe mich für dieses Jahr bereit- erklärt, an meinem Standort in Wol- furt die Leitung der Sommerschule für die Volkschulen zu übernehmen. Wir Schulen haben die Eltern in- Anmeldung für 2 Wochen möglich. Sommerschule abläuft - das ist alles „Der Zentralismus feiert Viele Kolleg*innen konnten / woll- andere als professionell. ten aus nachvollziehbaren Gründen Die Sommerschulleitungen erhiel- fröhliche Urständ. Wien aber eben nur eine Woche arbei- ten dann einen Tag später – auf gibt vor - und das Ergebnis ten (Vorbereitung auf das nächste dringende Anfrage an ihre SQMs – ist ein Chaos!“ Schuljahr / Urlaubsplanung mit der eine Gesamtliste der Anmeldungen Familie / …). für ihren jeweiligen Standort, sowie Das führte zu großem, nach- die Kontaktdaten der Lehrer*innen formiert, erhoben, wer Interesse vollziehbarem Unmut in den und Student*innen, die sich online hat und diese Ergebnisse dann ins Kollegen*innenschaft, und da- angemeldet hatten. Verwaltungsprogramm nach Behör- mit gingen viele potentielle So habe ich dann gleich für den ers- denvorgabe eingegeben. Das war Sommerschullehrer*innen verlo- ten Montag in den Sommerferien im Mai. ren. Besonders städtische Standor- „mein“ Team eingeladen, um das Danach war erst einmal Funkstille. te mit schwierigem sozialen Umfeld Konzept, die Gruppeneinteilungen, Auf Nachfrage bei der Bildungsdi- bekamen dies zu spüren. die Raumzuweisungen und vieles rektion hieß es: Das Ministerium Erst DREI Tage vor Schulschluss be- mehr zu besprechen. Wie erwar- hat noch nichts kommuniziert. kamen die einzelnen Schulstandor- tet, waren leider schon einige der Am 18.6. wurden dann erst vom te eine Anmeldebestätigung für ihre Kolleg*innen im Urlaub, da sie bis Ministerium die Lehrer*innen an- im Mai gemeldeten Schüler - wiede- zu meiner kurzfristigen Ansprache gesprochen und gebeten, sich für rum vom Ministerium. ja nichts gehört hatten. die Sommerschule anzumelden. Im Dass die Eltern also bis zum letzten Die Sommerschulleiter*innen sit- Anmeldesystem war – trotz vorheri- Tag vor den Ferien nicht wirklich zen neben den eh schon stressigen ger gegenteiliger Zusage – nur eine Bescheid wussten, ob und wie die Jahresabschlussarbeiten wegen all 6 schulnotizen 3/2021
Kommentar dieser Ungewissheiten auf Nadeln. werden einige Schulen die Sie sind diejenigen, die den Eltern Sommerschule mit ihrem be- und Lehrer*innen gegenüber Rede stehenden Team abdecken. und Antwort stehen müssen! • Miteinbeziehung bzw. zumin- Gute Ich bin nun schon sehr gespannt, dest Information darüber, was Vorsätze wie die Sommerschule laufen wird. den Student*innen von der PH Wir geben unser Bestes und sind in dem Vorbereitungskurs auf Kommentar der Obfrau des SLV hochmotiviert, trotz aller Widrig- die Sommerschule vermittelt Saskia Koller keiten in der Vorbereitung ein gu- wird. Es geht nicht, dass die tes, kindgerechtes Angebot bieten Womit sich die meisten Menschen zu können. „In der letzten Ferienwoche wohl hauptsächlich am Silvester- ist an allen Standorten Voll- abend beschäftigen, praktizieren Was braucht es aus meiner Sicht für Lehrpersonen schon im Septem- die Zukunft: betrieb in der Vorbereitung ber – die guten Vorsätze. Ein neues auf das kommende Schul- Schuljahr beginnt. Wir nehmen uns Grundsätzlich jahr. Daher ist diese Woche Dinge vor, die uns dieses Schuljahr • weniger Zentralismus denkbar ungünstig!“ begleiten sollen: Wichtige Unterla- • einen anderen Zeitplan (frühe- gen werde ich immer sofort in der re Planung, Organisation, ...) Leitung nicht weiß, was dort Mappe ablegen, Korrekturarbeiten • Eine Verlegung der Sommer- vermittelt / vorgegeben wird. werde ich nicht mehr vor mir her- schule in die dritt- und zweit- • Erhöhung der Abgeltung von schieben und natürlich werde ich letzte Woche vor Schulbeginn. momentan € 125 pro Wo- auch generell viel positiver einge- In der letzten Ferienwoche ist che. Dafür, dass man vor Ort stellt sein… an allen Standorten Vollbetrieb 2 Wochen lang von 7.30 – Wie die Neujahrsvorsätze sind aber in der Vorbereitung auf das 12.00 Uhr die Lehrer*innen-, auch diese Vorsätze bald wieder Ge- kommende Schuljahr. Daher ist Student*innenteams und die schichte. Das neue Schuljahr wird diese Woche denkbar ungüns- Kinder samt Eltern betreut, genauso anstrengend wie das vorige tig! Telefondienst, pädagogische und dabei auch genauso schnell vo- Begleitung und Konfliktma- rübergehen. Für Student*innen nagement macht, sowie das Trotzdem, oder vielleicht gera- Organisieren von Ersatz beim de deswegen, ist es wichtig, sich • frühere Zuweisung an die Ausfall von LP übernehmen mit guten Gedanken auf das neue Standorte und damit Sicherheit soll, ist das nicht angemessen, Schuljahr vorzubereiten. Es soll uns in der Planung und inhaltlichen sondern massiv abwertend. schließlich wieder mit neuen Her- Vorbereitung Man muss sich vor Augen hal- ausforderungen überraschen. Damit ten, dass dies alles in einer Zeit wir dabei unsere Freude und Moti- Für Lehrer*innen geschieht, in der parallel dazu vation nicht verlieren, können man- • ein Anreizsystem für die benö- das neue Schuljahr vorbereitet che Vorsätze durchaus hilfreich sein. tigten Lehrpersonen (eine mo- wird (Schulbuchadministrati- Nehmen wir uns vor, gemeinsam tivierende Ansprache mit ver- on, Stundenplanerstellung, El- mit unseren Schüler*innen und der bindlichen und verlässlichen ternkontakte, Konferenzen und gewohnten Mischung aus Spaß und Voraussetzungen, damit das Teambesprechungen, Sokrates, gestählten Nerven den Alltag zu be- für die Kolleg*innen gut plan- Fortbildungen, ...). stehen. bar ist) Nehmen wir uns vor, den Schwierig- • Weiters muss die Teilnahme für Fazit keiten, die sich uns bieten, auch mal Lehrpersonen im Onlinetool mit Gelassenheit und Verständnis zu Das Land muss sich dafür stark ma- eine Wahlmöglichkeit für eine begegnen. chen, dass in der Vorbereitung der oder zwei Wochen - oder im Nehmen wir uns vor, für unsere Sommerschule die Bildungsdirekti- Notfall eben auch Tage - bieten. Lehrerkolleg*innen da zu sein. Tau- on (SQMs) und die Planungskompe- tenz der Schulleiter maßgeblich be- schen wir uns aus. Lassen wir den Für Sommerschulleiter*innen Frust raus. Lachen wir gemeinsam. rücksichtigt werden. Dass die SQMs • Auf jeden Fall müssen die keinen Einblick in Planungstools Nehmen wir uns vor, für unseren Be- Sommerschulleiter*innen von haben oder eben auch alles „fertig“ ruf und unsere Schüler*innen einzu- Anfang an mit einbezogen wer- vorgesetzt bekommen, ist bestür- treten. den. Wenn wir das für unseren zend und widerspricht der Nutzung Standort regeln können, dann von standortspezifischem Wissen In diesem Sinne einen guten Start und Ressourcen. ins Schuljahr 2021/22! schulnotizen 3/2021 7
Willis Rundschau Gedämpfte Freude ZA-Vorsitzender Willi Witzemann (witzewilli@hotmail.com) Wieder steht ein neues Schuljahr nal, Fachlehrer*innen oder Assis- chen möchte? Wenn man es also vor der Tür. Für gewöhnlich bedeu- tenzkräfte sind: das Fehlen von wirklich ehrlich meint, in die Zukunft tet dies für viele Lehrer*innen ein ausreichend Mitarbeiter*innen im zu investieren, muss dies in erster Li- freudiges Ereignis, trifft man doch Bereich „Schule“ führt immer mehr nie bei der Schulbildung geschehen auf motivierte und gut erholte zu unzumutbaren Belastungen der und nicht in Straßengroßprojekte Kolleg*innen, mit denen man vie- Pädagog*innen. Jahrelang verweist und dergleichen. le Urlaubserlebnisse austauschen die Personalvertretung schon darauf Ich erinnere dabei an die Pressekon- kann. So war es zumindest in den – allein, geschehen ist recht wenig. ferenz vom März 2019 von LH Wall- letzten Jahren der Fall. Leider hat So wurden im Sommer sogar frisch aber Covid auch dieser Freude ei- pensionierte Kolleg*innen von der nen gehörigen Dämpfer versetzt. Bildungsdirektion angeschrieben, ob „Gegen den eklatanten Zu groß ist die Ungewissheit, was sie sich eine Weiterverwendung vor- denn das Schuljahr mit sich bringen stellen könnten. Mangel an Personal haben wird. Viele Fragen bleiben auch zum Die Telefone liefen zum Schulschluss die Verantwortlichen immer Schulstart unbeantwortet: Kehrt die heiß, nicht nur in der Bildungsdi- noch kein Rezept gefunden.“ Pandemie zurück? Müssen Schulen rektion, sondern auch im Büro der wieder geschlossen werden? Gehört Personalvertretung, „kämpfte“ doch das Testen nun zum „neuen“ Schul- so manche Schulleitung um mehr ner und Bildungslandesrätin Schöbi- alltag? Kommt eine Impfpflicht für Personal und Unterstützung. Dies Fink, die gemeinsam die Evaluierung alle Lehrer*innen? und überbordende administrative des „Volksschulpakets des Landes“ Erfordernisse führten dann gegen präsentierten. Die Überschrift da- PERSONALSITUATION Ende des vergangenen Schuljahres mals lautete: „Investitionen in die zur Resolution an die Vorarlberger Volksschulen zahlen sich aus!“ Hier In den ganzen Mix von Unklarheiten, Landesregierung. muss die Frage erlaubt sein: Wie Ängsten und vorsichtigem Optimis- Natürlich ist uns klar, dass durch können und sollen Investitionen in mus mischen sich zum Schulstart die Vorgaben und Kontrollen (!) des Teamteaching, individuelle Förder- auch „hausgemachte“ Probleme Bundes nicht mehr alles im bishe- pakete, dringend benötigte Unter- im Schulbereich ein: Gegen den rigen Ausmaß umgesetzt werden stützungen im Unterricht und vieles eklatanten Mangel an Personal ha- kann. Wie ist das aber mit den Zielen mehr umgesetzt werden, wenn das ben die Verantwortlichen immer der Politik vereinbar? Hieß es doch Personal fehlt? noch kein Rezept gefunden. Egal nicht unlängst, dass man Vorarlberg Das Anliegen vieler Kolleg*innen ha- ob es Direktor*innen, Lehrperso- zum „chancenreichsten Land“ ma- ben wir mit ihren über 2.100 Unter- schriften am 5. Juli 2021 im Büro der Landesstatthalterin abgegeben. Nach wie vor warten wir auf eine Re- aktion der Politik! MENTORING Bei unserem letzten Treffen in der Bil- dungsdirektion konnten wir uns mit dem Pädagogischen Leiter Andreas Kappaurer in Bezug auf ein Mento- ring für Jungleiter*innen einigen. Die Schulqualitätsmanager*innen sollen angewiesen werden, Mentor*innen unter den Schulleiter*innen zu fin- den und ein Handbuch in Form von FAQs für Leiter*innen erstellen. 8 schulnotizen 3/2021
Resolution 0 Vorarlberger Von über 2.10 r- MEMORANDUM rer*innen unte Pflichtschulleh Resolution Des weiteren haben wir uns mit der schrieben! Bildungsdirektion auf ein gemeinsa- mes Hinarbeiten für die im Schuljahr Die schulische Situation in den Pflichtschulen ist aus vielerlei bekann- 2022/23 vorgesehene neue Zutei- ten Gründen eine sehr prekäre. Wir Vorarlberger Lehrer*innen ver- lung der Ressourcen auf eine Kopf- langen daher von der Vorarlberger Landesregierung, baldigst Maß- quote geeinigt. nahmen zur Entspannung dieser Situation zu ergreifen. „Wenn man es also wirklich Im Speziellen sind dies: ehrlich meint, in die Zukunft Rasche Einsetzung einer Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen der Bil- zu investieren, muss dies in dungsdirektion, Personalvertretung, Gewerkschaft und Fachkräften erster Linie bei der Schulbil- mit dem Ziel einer Entlastung der Situation durch folgende Maßnah- dung geschehen und nicht men: in Straßengroßprojekte und dergleichen.“ FÜR LEHRER*INNEN: Lehrer*innen sind zunehmendem Druck ausgesetzt. Verhaltensauf- Wie die Reaktionen in Wien im Juni gezeigt haben (hier wurde die fälligkeiten und Lernschwächen bei Kindern und Jugendlichen sowie Umstellung bereits vollführt), hat der Umgang mit fordernden Eltern haben sich durch die Coronakrise die Vorarlberger Bildungsdirektion noch massiv verschärft. gut daran getan, diese Einführung um ein Jahr zu verschieben und ge- Notwendige Maßnahmen: meinsam mit der Personalvertre- tung die Umsetzung vorzubereiten. • Evaluierung der Gesundheit am Arbeitsplatz „Schule“ durch die In mehreren Arbeitsgruppen sollen AMECO verschiedene Umsetzungsvarianten • Ausbau der Supportkräfte (Fachlehrer*innen, Assistenzpersonal, vorbereitet und im Herbst mit der Beratungspersonal, …) derzeitigen Verteilung verglichen • Einsetzung von Schulgesundheitskräften werden. So können auch die Schu- • Ausbau des Volksschulpaketes len dann einen Vergleich ziehen und • Zurückdrängen der administrativen Belastungen aller notwendige Nachbesserungen erfol- Lehrer*innen gen. • Schaffung eines Anreizsystems für Quereinsteiger*innen • Ermöglichung des Einsatzes von Bundeslehrer*innen an Mittel- Wir von der PERSONALVERTRETUNG haben bereits die Ärmel hochge- schulen krempelt, um auch im kommenden Schuljahr die Kolleg*innen bestmög- FÜR SCHULLEITUNGEN: lich zu unterstützen. Gemeinsam ist Leiter*innen sind durch überbordende Administration (Corona Situ- allemal besser als einsam, und so ation / Sokrates Lohnverrechnung / Umfragen / QMS / SIQE / IKM / …) sind wir nicht nur im Büro in Bre- genz, sondern gerne auch vor Ort über den Kapazitätsgrenzen. Personalentwicklung und Begleitung so- für die Kolleg*innenschaft da. Wir wie pädagogische Entwicklung am Standort leiden darunter. wollen gemeinsam auch das Beste aus dieser Situation machen und • Massiver Ausbau der Sekretariatsstellen (20 Wostd. an Schulen optimistisch das neue Schuljahr an- ab der Freistellung des Leiters bzw. Clustersekretariate bei Klein- gehen. schulen) und Schaffung von Administrator*innen-Stellen • Leitungsteams an Schulen ermöglichen Ich wünsche allen Kolleg*innen ei- • Professionelle, institutionalisierte Unterstützung (Mentoring) für nen guten Start und viel Freude bei neue Leiter*innen der Arbeit mit ihren Schüler*innen! schulnotizen 3/2021 9
Frauen Starke Frauen braucht das Land Herta Firnberg, erste solzialdemokratische Ministerin Alexandra Loser, Lehrergewerkschafterin (alexandra.loser@vorarlberg.at) Die Frauenquote muss erhöht werden – das ist natürlich richtig und wichtig. Frauen müssen 2021 die glei- chen Möglichkeiten und Chancen wie Männer haben. Oft vergessen wir aber, dass es in Österreich große Frauen gab – Vorreiter*innen und Kämpfer*innen für uns alle. Eine davon war Hertha Firnberg. Als „Prima- donna assoluta“ (absolut erste Dame) im Team Kreisky wurde sie anlässlich ihres 100. Geburtstages von der Tageszeitung „Die Presse“ bezeichnet. A m 18. September 1909 wurde Hertha Firnberg in Wien, damals und Sozialgeschichte. Grund dafür war die Absichtserklärung eines ihrer Werbung und Statistik. in der k u. k Monarchie Österreich- Ungarn geboren. Aufgewachsen ist sie mit ihren vier Geschwistern und ihren Professoren, keine Frauen bei der Prü- fung durchkommen zu lassen. 1936 promovierte sie zur Doktorin der Phi- I hre politische Karriere begann Firn- berg nach 1945 bei der SPÖ Favo- riten. 1959 wurde sie Mitglied des Eltern in Niederrußbach in Niederös- losophie. Ihre politische Orientierung Bundesrates, und von 1963 bis 1983 terreich. Dort arbeitete ihr Vater als war während des 2. Weltkrieges na- war sie Abgeordnete zum National- türlich verboten und sie machte sich rat. Ihre politische Heimat blieb aber „Nach zwei Semestern Jus auch keine Hoffnung auf eine Karriere immer die SPÖ-Bezirksorganisation im als Sozialforscherin in der NS-Diktatur. klassischen Wiener Arbeiterbezirk Fa- brach sie dieses ab und Sie verdiente sich ihr Geld mit Nachhil- voriten. Im Nationalrat hatte sie Funk- wechselte zu Wirtschafts- feunterricht und als freie Wirtschafts- tionen im Finanz-, Unterrichts- und im und Sozialgeschichte. Grund journalistin. Anfang der 1940er Jahre Justizausschuss. Sie war Sprecherin dafür war die Absichtserklä- arbeitete sie für „Chic Parisienne“, ei- der SPÖ in Bildungs-, Wissenschafts- rung eines ihrer Professoren, nem führenden Modeverlag. Neben- und Forschungsangelegenheiten. keine Frauen bei der Prüfung bei büffelte sie Buchhaltung und Be- 1967 wurde sie als Nachfolgerin von triebsführung und erhielt die Prokura. Rosa Jochmann zur Vorsitzenden der durchkommen zu lassen.“ Nach dem Kriegsende arbeitete sie an sozialistischen Frauen gewählt. In die- der Universität Wien als Bibliotheka- ser Funktion machte sie sich vor allem Gemeindearzt. Ihre Mutter gab ihre rin und Assistentin und machte sich stark für die Reform des Familienrech- Stelle als Beamtin auf, um für die Kin- in dieser Zeit mit den Methoden der tes, für die qualifizierte Ausbildung der und die Familie da zu sein. Statistik und deren Anwendung auf von Mädchen und die Gleichberech- das Wirtschafts- und Sozialgeschehen tigung der Frauen im Beruf – auch in- N ach der Volksschule besuchte sie die Mittelschule in Wien und schloss sich im Jahre 1926 dem Ver- vertraut. Wahrscheinlich um finanziell über die Runden zu kommen, arbeite- te sie noch halbtags in einem Büro für nerhalb der Partei. (Fortsetzung auf Seite 22) band Sozialistischer Mittelschüler (VSM) an und wurde bald auch des- sen stellvertretende Vorsitzende. Als Studentin war sie dann Mitglied beim Verband Sozialistischer Studenten, und 1928 trat sie der Sozialdemokra- tischen Arbeiterpartei bei. Sie wohnte damals mit ihrer Schwester Trude in einem kleinen Siedlungshaus in Favo- riten. Hertha war zweimal verheiratet, beide Ehen wurden geschieden. F irnberg war eine wissbegierige und ehrgeizige junge Frau. Nach zwei Semestern Jusstudium brach sie die- ses ab und wechselte zu Wirtschafts- 10 schulnotizen 3/2021
Bildungssprecher/in Gute Unsere alten Kon- Arbeitsbedingungen zepte sind am Ende für Lehrpersonen Eva Hammerer, LAbg. der Grünen Thomas Hopfner, LAbg. und (eva.hammerer@gruene.at) Klubobmann der SPÖ (thomas.hopfner@spoe.at) I ch komme gerade aus dem Urlaub in Sardinien - das lich- terloh brennt. Auf dem Küchentisch liegt die Zeitung – auch in der Türkei und Griechenland wüten Brände nie da- D er Herr Bundeskanzler hat bereits im Sommer 2020 die Digitalisierung der Schulen angekündigt. Laptop- und Tabletklassen sollen ab kommendem Schuljahr in al- gewesenen Ausmaßes. Hierzulande sind wir hingegen von len 5. und 6. Schulstufen starten, weitere sollen folgen. So Überschwemmungen, sintflutartigem Regen und Unwet- weit so gut. Digitalisierung verändert und nimmt Einfluss tern betroffen. Erschüttert blättere ich weiter und über- auf unser Leben und da muss sich auch in der Schule vieles fliege eine Negativschlagzeile nach der anderen: Frauen tun. erhalten in Österreich 41% weniger Pensionen als Män- ner, ein großes Flüchtlingslager in Litauen entsteht und so weiter. „Unsere alten Konzepte sind am Ende, so geht es nicht mehr weiter“, denke ich mir. Für eine immer kleine- O hne eine Einbettung und Betreuung mit den neuen technischen Ausstattungen wird eine gute Verbin- dung von Methode und Inhalten und damit ein Mehrwert re Elite produzieren wir massenhaft Verlierer:*innen: wir im pädagogischen Bereich und eine erhoffte Erleichterung zerstören unsere Lebensgrundlage und die soziale Schere, im administrativen Bereich ausbleiben. Im Gegenzug, wir die gesundheitliche Schere und ja, auch die Bildungssche- kennen es alle, wird mit holprigen bedienerunfreundli- re gehen auseinander. chen EDV-Applikationen und einer hohen Erwartungshal- tung von allen Seiten Druck und Stress auf Lehrer*innen A uch in unserem Bildungssystem bringen die alten Kon- zepte zu viele Verlierer*innen hervor. Auch hier halten und Direktor*innen zukommen. zu viele noch krampfhaft an alten Zöpfen und veraltetem Denken fest. Ein Bildungssystem, das so konstruiert ist, Eli- ten anstelle eines möglichst hohen und breiten Bildungs- Z u wenig wurde bislang dem Umstand Aufmerksamkeit geschenkt, dass Lehrer*innen in den Schulen vor Ort oft sehr unzureichende Ausstattungen und Arbeitsbedin- niveaus hervorzubringen, lässt unsere Gesellschaft und gungen für Vor- und Nachbereitung des Unterrichts vor- Wirtschaft langfristig gegenüber anderen Ländern zurück- finden. Das System lebt von der Eigenorganisation der fallen. Lehrer*innen und auch der EDV-Austattung im privaten Bereich. Lehrpersonen haben bislang die Kosten für Inter- E benso ein eindimensionales Lernen, das den Fokus auf Wettbewerb und reiner kognitiver Wissensanhäufung und viel zu wenig auf breite sinnliche Erfahrung, Talent-, net und Telefon sowie Nutzung und auch die Anschaffung privater Geräte besonders während der Lockdowns getra- gen. Darauf sollen sie jetzt nicht sitzenbleiben. In anderen Sport-, Handwerks- und Kreativitätsförderung richtet. Wir Arbeitsbereichen wäre ein derartiger Zugang eines Arbeit- brauchen innovative Köpfe für eine gute Zukunft, das ist gebers nicht denkbar. Auch die Gewerkschaft war darüber unsere Ressource! Und die gibt es nur mit einem exzellen- zu recht verärgert. Die Politik ist gefordert. ten Bildungssystem. W as steht vor jeder Innovation? Ja natürlich: Kreati- vität! Ohne Kreativität fällt uns nichts Neues ein! N un sollen auch die Lehrkräfte in den Laptop- und Ta- bletklassen mit digitalen Endgeräten ausgestattet werden. Mitteilungsheft, Tafel und Overhead-Projektor Wenn wir in den Kindergärten und den Schulen dieses sollen damit der Vergangenheit angehören. Mit der Digi- „um die Ecke denken“, die Entdeckungslust und Freude am talisierung des Bildungsbereiches braucht es jetzt rasch Forschen nicht wecken und ausleben lassen, dann können neue Antworten für die Hilfsmittel von Lehrer*innen, also wir uns nicht erwarten, dass sie nach der Matura oder technische Ausstattung und eine faire Vorbereitung der dem Lehrabschluss einfach da ist. Lehrerschaft. Innovation kommt nur von neuem Denken – wir brauchen neue Wege statt altem Denken. Ich setze mich jedenfalls weiterhin unermüdlich für eine moderne Bildung ein! D ie Diskussion über Corona-Impfpflicht für Lehrer*innen zeigt, wie rasch Rahmenbedingungen und Vorgaben sich ändern können und wie sich rasch persönliche Ent- scheidungsfreiräume verringern können. Die Politik tut gut daran, Maßnahmen in der Gesellschaft breit zu dis- kutieren und Entscheidungen mit den Sozialpartnern zu akkordieren. schulnotizen 3/2021 11
Corona-Impfung Impfungen und Impfzwang Unterschiedliche Meinungen Eine große Mehrheit der Lehrerschaft ist bereits vollimmunisiert. Ungefähr 20 - 30 Prozent - ge- naue Zahlen kennt das Land nicht - wollen sich aus verschiedensten Gründen nicht impfen lassen. Es werden in letzter Zeit Stimmen laut, die eine Impfpflicht auch für die Lehrpersonen fordern. Wir veröffentlichen in den Schulnotizen zwei Meinungen: Direktor Andreas Sutterlüty legt dar, weshalb er gegen einen Impfzwang ist und die Impfung kritisch sieht. Hannes Nöbl hat sich bereits impfen lassen, steht zu 100 Prozent dahinter und hat auch seine Gedanken zum Impfen niedergeschrie- ben. Stellungnahme von Andreas und sollte jeder Mensch für sich Sollte der Druck zur Impfung durch Sutterlüty, Direktor an der VS persönlich machen und der Staat den Dienstgeber, Behörden oder Doren oder das Land hat meiner Ansicht die Medien noch weiter erhöht nach keinerlei Berechtigung, in die- werden, werde ich meine rechtli- sen persönlichen Bereich einzugrei- chen Möglichkeiten ausschöpfen fen. oder letzten Endes auch meinen Dienst quittieren. Es sollte allen Für ältere Menschen, Raucher, Dia- Verantwortlichen klar sein, dass betiker, Menschen mit Übergewicht diejenigen, die sich bis jetzt nicht und anderen Zivilisationskrankhei- impfen ließen, gute Gründe dafür ten kann diese persönliche Analy- haben und dies auch unter Zwang se durchaus auch anders ausfallen. nicht tun werden. Aber auch diesem Personenkreis Die ständigen Diffamierungen in mit gewissen Risikofaktoren für ei- der Presse, wonach verantwor- nen schwereren Krankheitsverlauf tungsvolle Pädagog*innen geimpft infolge einer COVID-Infektion muss sein müssen, sind völlig überflüssig das Recht auf eine freie Impfent- und auch sachlich nicht begründet. scheidung zugestanden werden, da Kinder und Jugendliche sind die am die Risiken einer Coronaimpfung wenigsten gefährdete Altersgrup- von allen Menschen sehr individuell pe und schwere Krankheitsverläufe Die Gefahren des Coronavirus sehe gesehen werden. sind äußerst selten. ich realistisch: Weder verharmlose ich diese, noch gebe ich ihnen un- Es ist kein Geheimnis, dass die Wer in seiner persönlichen Risiko- nötig viel Raum in meinem Leben. Impfstoffe in sehr kurzer Zeit ent- Nutzen-Analyse zu dem Schluss ge- Dass auch ich vor einem schweren wickelt wurden, eine völlige neue kommen ist, dass die Impfung mehr Krankheitsverlauf nicht gefeit bin, Impfstoffgeneration darstellen und Nutzen als Risiko bringt, konnte sich ist mir durchaus bewusst. Wenn ich keine Langzeitstudien über Neben- bereits impfen lassen und sollte sich jedoch meine persönliche Risiko- wirkungen vorliegen. Nur langjähri- nun geschützt fühlen. Alle anderen Nutzen-Analyse anstelle, kommt ge Studien, die Geimpfte mit Unge- haben sich für ein Leben mit diesem eine Impfung, für die es nur eine impften vergleichen, könnten hier Virus entschieden und tragen auch Notzulassung und keine Langzeit- Klarheit schaffen und eine objektive das Risiko einer Ansteckung mit al- studien zu Nebenwirkungen gibt, Entscheidungsgrundlage bilden. len Konsequenzen selbst. für mich unter keinen Umständen in Frage. Wer aus medizinischen Gründen Für höchst bedenklich halte ich den Das Risiko einer leichten oder nicht geimpft werden kann und sich medialen und behördlichen Druck schweren Impfkomplikation schätze vor einer Ansteckung sorgt, muss sowie die Lockangebote für junge ich für mich persönlich sehr viel hö- wohl in Zukunft gewisse Vorsichts- Menschen, um auch diese Alters- her ein als das Risiko eines schwe- maßnahmen beibehalten. Schließ- gruppe mit allen Mitteln zur Imp- ren Krankheitsverlaufs durch eine lich ist es unumstritten, dass auch fung zu bewegen. Ansteckung mit dem Coronavirus. Geimpfte das Virus weitergeben Ihre rein gesundheitliche Risiko- Diese Risiko-Nutzen-Analyse kann können. Nutzen-Analyse wird nur in den 12 schulnotizen 3/2021
Corona-Impfung seltensten Fällen für eine Impfung Stellungnahme von Hannes ser Pandemie. Ich habe bewusst nie sprechen. Trotzdem werden sie Nöbl, Personalvertreter versucht, andere Menschen in ihren dazu gedrängt, sich den Risiken Entscheidungen zu beeinflussen. Es einer Impfung auszusetzen, um ist eine zutiefst persönliche Überle- Freunde zu treffen, gewisse Beru- gung. Ich empfinde den Druck, der fe ausüben zu können, Sport- oder momentan gegenüber ungeimpften Musikveranstaltungen zu besuchen Personen aufgebaut wird, als unan- oder andere Länder kennenzuler- genehm und ich bin mir nicht sicher, nen. ob dies wirklich der richtige Weg ist. Wenn die Impfung wirkt und die Ver- Viele Ärzte (AKS Vorarlberg), Fach- läufe deutlich abmildert oder eine leute, Impfkommissionen ande- Ansteckung in den meisten Fällen rer Länder, darunter auch die STI- sogar verhindert, sollte dies in den KO (Ständige Impfkommission) in Zahlen ablesbar und begründbar Deutschland, geben keine allge- sein. Das ist aus meiner Sicht Argu- meine Impfempfehlung zur COVID- ment genug. Was für mich aber klar 19-Impfung für Kinder und Jugend- ist, nachdem ich die Impfung in An- liche ab, sondern nur für Kinder spruch genommen habe: Ich möchte und Jugendliche mit einem beson- keinen weiteren Lockdown ertragen deren Risiko. Wieso dies von öster- Wir stehen kurz vor dem dritten müssen, ich möchte möglichst wenig reichischen Politikern ignoriert wird Schuljahr, in dem das Coronavirus Einschränkungen in meinem Alltag und genau diese Gruppe - insbe- eine wichtige Rolle im Schulalltag sondere auch in Vorarlberg - in den und in unser aller Leben spielen Fokus der medialen Aufmerksam- wird. Die Frage „Wie gehen wir als „Ich empfinde den Druck, keit gedrängt wird, ist für mich als Schule und Gesellschaft mit diesem der momentan gegenüber Familienvater und Pädagoge nicht Virus um?“ muss daher im Fokus ste- ungeimpften Personen nachvollziehbar und im Hinblick auf hen. Was bedeutet für unsere Kin- aufgebaut wird, als unange- mögliche Langzeitfolgen in höchs- der und Jugendlichen ein weiteres tem Maße verantwortungslos. nehm und ich bin mir nicht Jahr? Und ist die Pandemie bald in den Griff zu bekommen? Es sind vie- sicher, ob dies wirklich der Auch die Forderung, dass nur le Fragen, die mich als Person, Leh- richtige Weg ist.“ noch ungeimpfte Jugendliche in rer und Vater beschäftigen und auf der Schule getestet werden sollen, viele dieser Fragen finde ich keine kann in meinen Augen nur einem Antwort. Was richtig und was falsch und vor allem in meinem Beruf. Soll- Zwecke dienen: zu verschleiern, wie ist, werden wir erst in der Rückschau te die Zahl der Hospitalisierungen viele Geimpfte das Virus weiterge- auf diese herausfordernde Zeit wis- und der schweren Verläufe wieder ben und die Ungeimpften unter sen und daraus unsere Schlüsse für spürbar steigen und ein hoher Anteil Druck zu setzen. die Zukunft ziehen können. Trotz- daran ungeimpfte Personen betref- dem muss ein jeder von uns einen fen, so muss es auch in den gesetz- Wer übernimmt die Verantwor- Weg für sich persönlich durch die- ten Maßnahmen Differenzierungen tung, wenn Menschen durch die se Krise finden. Als nach einer sehr geben. Natürlich immer mit Maß Impfung einen gesundheitlichen kurzen Entwicklungszeit die Impfung und Ziel. Zum Schluss wünsche ich Schaden erleiden? angekündigt wurde, war ich, wie mir weniger harte Fronten zwischen fast alle meiner Bekannten, Freun- Befürwortern und Menschen, die Sicher nicht jene Politiker und Jour- de und Kollegen mehr als skeptisch. sich gegen eine Impfung entschei- nalisten, die sich gerade aus allen Es brauchte einige Zeit, bis ich mich den. Jeder hat seine Gründe. Ich bin Ecken lauthals zu Wort melden, um mit der Impfung und ihren Hinter- geimpft und stehe zu 100 % hinter all jene Menschen zu einer Impfung gründen auseinandersetzte. Immer meiner Entscheidung. zu bewegen, die sich aus den ver- mehr kam ich für mich persönlich schiedensten persönlichen Grün- zum Schluss, dass eine Impfung in Mail: hannes.noebl@pts-feldkirch.at den für einen selbstbestimmten dieser Situation Sinn ergibt. Mich Freie Weg zur Erhaltung ihrer Gesund- selbst fand ich bei dieser Überlegung heit entschieden haben. nicht im Mittelpunkt, vielmehr war Mail: andi.sy@gmail.com es mein engstes Umfeld, das ich in meine Gedanken miteinbezog. Nicht Lehrer*innen zuletzt ist es für mich der einzige FSG / Unabhängige / SLV / VLI momentan ersichtliche Weg aus die- schulnotizen 3/2021 13
Bildungspolitik Die ÖVP hat als Lehrer*innenpartei abgedankt MMag. Dr. Thomas Bulant, Vorsitzender des SLÖ (thomas.bulant@apsfsg.at) Da war die Welt noch in Ordnung, als die rote Trias Schmied - Heinisch-Hosek – Hammerschmid vom Minoritenplatz aus den Schulreformen das Wort redete. Klare Verhältnisse herrschten. Auf der einen Seite das Feindbild eines weiblichen SPÖ-geführten Ministeriums in Wien, auf der anderen Seite die männlichen Landeshauptleute und ihre christliche Fraktion. Auch wenn die ÖVP die Lehrergewerk- schaften beim neuen Dienstrecht anrennen hat lassen, galt sie durch die „2-Stunden-Lehrverpflich- tungserhöhungsdiskussion“ seit dem Jahr 2009 als Schutzmantelmadonna der Lehrer*innen. Auch wenn das Bildungsbürgertum ren die einzige sozialdemokratische Diese beiden Anträge erhiel- in der ÖVP stets sein Hauptinteresse Personalvertreterin in einem Bezirk ten ein Begräbnis erster Klas- am Gymnasium hatte, entschieden Niederösterreichs. se. sich viele Pflichtschullehrer*innen bei den diversen Wahlen für die Die Abgeordneten der ÖVP und ihre Schwarzen. grünen Erfüllungsgehilfen haben Antrag 1 Mit dem Wechsel ins Türkise kam für diese gewerkschaftlich und päda- viele jedoch die Ernüchterung. Das gogisch wertvollen Anträge nicht „Der Bundesminister für Bildung, Pädagogikpaket 2018 beendete die abgelehnt, denn dann hätten sie Wissenschaft und Forschung wird Schulautonomie in Sprachförderung öffentlich im Plenum des Nationalra- aufgefordert, umgehend den und Leistungsbeurteilung, der zent- tes diskutiert werden müssen. Man Lehrer*innen und Lehrern rückwir- ralistische Ton des türkisen General- hat einen anderen Weg gewählt. Die kenden Kostenersatz für den durch sekretärs im BMBWF entsetzte viele Regierungsparteien haben diese An- die Phase des Homeschoolings ent- und die Performance des Ministers träge vertagen lassen. Ein Begräbnis standenen Mehraufwand (z.B. Lap- während der Corona-Krise ist nicht 1. Klasse. tops, Handy, Internetanbindung etc) nur den Schulleiter*innen in kriti- zu gewähren sowie gemeinsam mit scher Erinnerung geblieben. Für unsere Pflichtschulen gilt der der Gewerkschaft der Lehrer*innen Corona-Grundsatz des Bundes- und Lehrer eine praxistauglichen Wer jedoch geglaubt hat, dass sich kanzlers „Koste es, was es wolle“ Lösung für die Zukunft zu erarbei- die ÖVP in einem Corona-Jahr doch nicht. Auch wenn der aktuelle Bil- ten. Außerdem soll jede Lehrerin noch für Pflichtschullehrer*innen dungsminister den obigen Anträgen und jeder Lehrer in Zukunft einen und ihre Schüler*innen einsetzen viel Positives abgewinnen könnte, qualitätsvollen und modern ausge- wird, wurde im Juni 2021 im Unter- das Wort von Faßmann hat in der statteten Arbeitsplatz an der Schule richtsausschuss des österreichischen Kurz-Partei kein Gewicht. Schwar- haben.“ Parlaments endgültig enttäuscht. ze Finanzminister ließen einst rote Bildungsminister*innen in Schönheit Petra Vorderwinkler, die neue Bil- sterben. Aktuell lässt Blümel Heinz Antrag 2 dungssprecherin der SPÖ, ist vom Faßmann in voller Länge verhungern. Brotberuf Lehrerin und Volksschul- Der ÖVP ist Bildung nichts wert – sie „Der Bundesminister für Bildung, direktorin und hat in diesem Aus- zeigt dies auch uns Lehrer*innen. Wissenschaft und Forschung wird schuss zwei Anträge eingebracht, aufgefordert, umgehend ein um- die von einer überwiegenden Mehr- fangreiches Schulpaket für das heit der Pflichtschullehrer*innen nächste Schuljahr vorzubereiten, um unterstützt werden würden, wenn rechtzeitig für Planungssicherheit man sie nach ihrer Meinung fragen der Lehrer*innen, Schüler*innen würde. und Eltern zu sorgen. Petra Vorderwinkler weiß, wovon sie spricht, war sie doch vor einigen Jah- 14 schulnotizen 3/2021
Lehrer*innen-App Dieses Paket sollte folgende Teile mehr Freiraum für Projektun- ist flexibel bzw. schulautonom beinhalten: terricht ermöglicht werden - je festlegbar. nach lnteressenlage, ganz nach • 1000-Euro-Bildungsscheck für 1) Corona-Sicherheits-Paket dem Motto: „Geht nicht, gibt‘s gratis Nachhilfe für jede/n nicht!“ Schüler*in, der in den nächs- Verpflichtende und flächendecken- • Förderunterricht an Schulen: ten zwei Schuljahren für gra- de PCR-Gurgeltests, „Lollipoptests“ Ab Herbst soll jedes Kind die tis Nachhilfe eingelöst werden an Kindergärten, flächendecken- Möglichkeit auf zusätzlichen kann. Abgewickelt werden der Einbau von Luftfilteranlagen in Förderunterricht in den Haupt- könnte dies beispielsweise jedem Klassenzimmer, Anmietung gegenständen haben, der in über die bereits vorhandene von zusätzlichen Räumlichkeiten, Kleingruppen organisiert ist. Dienstleistungsscheck-Online- um Abstands- und Hygieneregeln Jede Schule bekommt zwei För- Plattform. besser einhalten zu können. dereinheiten in jedem Haupt- • Rechtsanspruch auf einen gegenstand pro Jahrgang und 2) Volksschul-Paket ganztägigen Kindergarten bzw. pro Woche. Die Ausgestaltung Schulplatz“ Eine zweite Volksschullehrerin bzw. ein zweiter Volksschullehrer für die ersten beiden Schulstufen soll dafür sorgen, dass individuell auf den Förder- und Lernbedarf der FreieLehrer*innen LehrerInnen Fahrschule Freie Korte GmbH Schüler*innen eingegangen werden kann. Generell braucht es für die Zukunft gerade an den Volksschulen einen größeren Personalpool, um etwa Krankenstände bzw. Förder- bedarf für alle Schulstufen besser abdecken zu können. Hier geht’s 3) Aufhol-Paket zur App: Trotz enormen Engagements der Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen wird es in manchen Bereichen Lernrückstände geben. Alleine deshalb wäre ein Zurück zum normalen Unterricht und Fort- führung des Lehrplanes fatal. Schüler*innen und Eltern dürfen da- Powered by mit nicht alleine gelassen werden. Sie brauchen Unterstützung beim „Aufholen“: • Bonussemester: Bis Weihnach- ten soll daher Wiederholen und Üben im Mittelpunkt stehen. In dieser Phase soll der Stoff der letzten drei Corona-Semester nachgeholt, vertieft werden und die Lehrer*innen explizit die Möglichkeit haben darauf zu schauen, wo die Schüler*innen stehen. Außerdem soll auch schulnotizen 3/2021 15
Gesundheit Mentale Gesundheit, Wertschätzung und Corona Alexandra Vrhovac, Vbg. Mittelschullehrerin in Wien Schule, Modernität und mentale Gesundheit – für mich mittlerweile Begriffe, die in der Realität kaum miteinander korrelieren. Und doch sollten sie laut einer Welt Hand in Hand gehen: der virtu- ellen. Ich gehöre zu einer jungen Generation, die durch Social Media einiges an Informationen zu verschiedenen Themen aufsaugt. Instagram und Co. scheinen verpönt, doch eines schaffen diese Plattformen: wichtige Themen, die seit Jahren verändert gehören, der Diskussion auszusetzen. Men- tale Gesundheit in der Schule ist ein solches Thema, welches aktuell viel Platz online einnimmt. Leider bleiben viele dieser Ideen ausgeglichen werden können. Das Wertschätzung in diesem Land, und Anliegen in Bezug auf Bildung zehrt an der Energie, am Enthusi- weil die Entscheidungsträger*innen und Schule online und gelangen asmus. Dass psychische Erkrankun- auch keine Wertschätzung kom- nicht dorthin, wo sie dringend ge- gen von Kindern und Jugendlichen munizieren und alle Akteur*innen lesen werden sollten: zum Arbeits- in den letzten Monaten massiv der Schule alleine im Regen stehen platz der Politiker*innen, auch zugenommen haben, ist kein Ge- lassen. Seit Jahren - und mit der Entscheidungsträger*innen des Be- heimnis. Dass Kinder vermehrt Corona-Pandemie sogar für die Öf- reichs Bildung. Gewalt erlebt haben und auf sich fentlichkeit sichtbar. Dass es wahrscheinlich nirgends allein gestellt waren, auch nicht. Bei den Schulbehörden herrscht so dringend Veränderung bedarf Dass Lehrer*innen, Schulleitungen, offentsichtlich die Meinung: „Liebe wie im Bereich der Bildung, weiß Sozialarbeiter*innen und Unter- Schulen, findet euch in diesem La- man seit Jahren. Lehrer*innen stützungspersonal an ihre Grenzen byrinth der Forderungen und Neu- geht die Kraft aus, vor allem mitt- gelangt sind, auch nicht. Mir scheint erungen selbst zurecht - ihr müsst lerweile auch schon sehr jungen fast schon, als spielten unsere An- doch wissen, wie man eine Pande- liegen und unsere Gesundheit keine mie überstehen kann!“ „Dass psychische Erkran- Rolle. Hauptsache wir bringen Leis- Wissen wir aber, wie wir eine Pan- kungen von Kindern und tung. demie gesund überstehen können? Jugendlichen in den letzten Es gibt keinen Masterplan für eine Monaten massiv zugenom- WO BLEIBT DIE WERTSCHÄTZUNG? mental gesunde Zeit nach der Pan- men haben, ist kein Ge- demie. Leistung, Leistung, Leistung Schule, Bildung, Lehrer*innen – diese müssen wir alle erbringen. heimnis.“ und die neue Generation an Um welchen Preis? Schüler*innen genießen so wenig Liebe Kolleg*innen, die dies hier Lehrer*innen. Dazu die Kinder, die an vielen Standorten gewissen An- forderungen nicht mehr gerecht werden können. Sie haben andere Anliegen, die sie in die Schule mit- bringen. Diesen Spagat zwischen Realität und scheinbar sinnvollen Lernzielen für die Schüler*innen als Lehrkraft zu schaffen, ist ein Kunststück. Für mich wird es mit jedem Jahr ein komplizierteres Unterfangen. Mit der Corona-Pandemie zeigten sich Schwachstellen des Gebildes Schule, die nur durch eisernen Willen einzelner Schüler*innen, ihrer Eltern und den unermüd- lichen Einsatz der Lehrer*innen 16 schulnotizen 3/2021
Kommentar Toleranz Kommentar von Andreas Angerer, Vorsitzender der PV Dornbirn lesen werden: Ich weiß nicht, wie grund von politischen Stimmungs- es euch während der Corona- schwankungen mittragen und in der Was haben Lewis Hamilton, Sebas- Pandemie ergangen ist. Ich fühl- Realität umsetzen? Ideen von ver- tian Vettel und Manuel Neuer ge- te mich in dieser Zeit zusammen meintlichen Bildungsexpert*innen, meinsam? mit meinen Arbeitskolleg*innen die mit der Realität absolut nichts am Hut haben? Gut, alle drei sind erfolgreiche Spit- Bildung ist ein so großes Gut, und zensportler, aber alle drei verwen- „Ich für meinen Teil spüre eigentlich verdient Bildung mit all den das Regenbogensymbol, um ein schon lange, wie ich mich in den Akteur*innen darin die vollste Zeichen gegen sexuelle Diskriminie- meinem Idealismus, einer Wertschätzung. Außerdem habe rung, gegen Intoleranz und Illiberali- gewissen Naivität und dem ich es satt, mich Obrigkeiten und tät zu setzen - und das finde ich gut Glauben an etwas Größeres ihrer Idee von Schule zu beugen, und dringend notwendig! Ebenso im Zukunftsmodell Schule wenn ich weiß, dass sie nicht sinn- wie die englische Nationalmann- verliere.“ voll sind. Vor allem jetzt, wo es um schaft und auch andere bei der EM unsere und die Gesundheit von ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt als Überlebenskünstler*in mit der Schüler*innen geht. haben. Aufgabe, trotz kurzfristig erhalte- Eigentlich sollte Schule Vorrei- ner Informationen dafür zu sorgen, ter der modernen Bewegung und In Zeiten, wo Menschen immer noch dass es meinen Schüler*innen und Trends sein, denn Schule bildet Probleme mit Anders-Sein haben, mir gut geht. Freitagnachmittag schließlich für den Arbeitsmarkt Regenbogenflaggen anzünden, Re- die Information, wie es am Montag und die Welt aus. genbogenbänke zerstören und Re- weitergeht. Planungskonferenzen Manchmal würde ich mir wünschen, genbogenzebrastreifen beschmie- online am Freitag, um dann übers dass auch gewisse Politiker*innen ren, ist es dringend nötig, Zeichen Wochenende neue Konzepte auszu- sich die Kritik von Social Media und der Toleranz zu setzen und gegen arbeiten. Elterntelefonate am Wo- jungen Leuten zu Herzen nehmen. Engstirnigkeit zu kämpfen - auch in chenende. Das Warten der Schullei- Vielleicht würden sie dann auch der Schule! tung auf Erlässe. Und immer wieder erkennen, dass es Zeit wird, umzu- Änderungen und neue Pläne strukturieren. Erst Corona musste Es ist meiner Meinung nach auch kurzfristig über die Medien zu kommen, um die Digitalisierung Aufgabe von den Lehrer*innen, ta- erfahren und die Probleme, die voranzutreiben. Und trotzdem bulos dieses Thema zu diskutieren Schüler*innen und Eltern haben, steckt sie schulisch gesehen in den und Aufklärungsarbeit zu leisten. Es lasse ich jetzt mal bewusst weg. Kinderschuhen. Distance-Learning kann und darf nicht sein, dass - wie funktioniert nur, weil Lehrer*innen, momentan in Ungarn - Gesetze ge- Bei Schulen mit über 300 Schüler*innen und Eltern zusam- gen Menschen mit anderer sexueller „Mitarbeiter*innen“ inklusive mengearbeitet und für sich passen- Orientierung gemacht und Bücher Mitarbeiter*innen zuhause in Form de Modelle ausgearbeitet haben. verboten werden! von Eltern bedarf es durchaus ei- ner großen Planung und sehr ho- Ich für meinen Teil spüre schon lan- Toleranz, Gedanken der Aufklärung her Kommunikationsfähigkeit. Mich ge, wie ich mich in meinem Idealis- und Liberalität dürfen nicht vor dem brachte das teilweise zu einer Er- mus, einer gewissen Naivität und Schuleingang enden! müdung, die ich in dieser Form aber dem Glauben an etwas Größeres auch schon aus der Zeit vor Corona im Zukunftsmodell Schule verliere. kannte. Wo bleibt die Wertschät- Noch einmal verstärkt durch das zung für all das, was wir seit Mo- Corona-Management der Politik im naten und auch seit Jahren leisten? Bereich der Bildung. Wo bleibt die Anerkennung und die Möglichkeit des Mitspracherechts, weil Lehrer*innen seit Jahren Ver- änderungen und Mehrarbeit auf- schulnotizen 3/2021 17
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