Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt Vorwort.................................................................................................................................. 3 Energiepolitik & Strategie: Energiepolitik wird Konjunkturpolitik .............................. 4 Europa: Ein Kontinent zwischen Green Deal und Krise ................................................. 8 Erzeugung: EAG-Paket und der Erneuerbaren-Ausbau ................................................ 16 Netze: Versorgungsicherheit in der Energiewende......................................................... 30 Handel & Vertrieb: Neue Regeln, neue Rollen................................................................. 43 Forschung und Innovation: Schwerpunkte 2020............................................................. 55 Kommunikation: Trendforum goes digital....................................................................... 58 Personal, Finanzen & IT: KV-Verhandlungen 2021......................................................... 66 Akademie: Auf virtuellen Wegen....................................................................................... 70 Anhang................................................................................................................................. 73 Präsidiums-Mitglieder............................................................................................... 74 Hauptausschuss-Mitglieder...................................................................................... 76 Gremienvorsitzende.................................................................................................... 78 Positionen & Fact-Sheets 2020.................................................................................... 82 Stellungnahmen 2020................................................................................................. 83 INHALT | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 2
Für die E-Wirtschaft geht ein Jahr zu Ende, das es in sich hatte: Gleich im Frühjahr musste die Branche den Beweis antreten, dass die Versorgungssicherheit auch im Oesterreichs Energie/Regina Hügli Lockdown garantiert werden kann. Gleichzeitig brach die Wirtschaftsleistung im Zuge der Ausgangsbeschränkun- gen massiv ein. Das Marktvolumen schrumpfte schlagar- tig, Strompreise sanken. Über den Sommer stabilisierte sich die Lage langsam, die wirtschaftliche Situation für unsere Branche blieb aber weiterhin herausfordernd. Im Herbst begann sich die Stimmung langsam zu drehen. Der Begutachtungsentwurf des Erneuerbaren-Ausbau- Gesetzes (EAG) wurde vorgestellt. Neben COVID-19 war es sicher dieses Gesetzespaket, das das Jahr 2020 für die Branche maßgeblich geprägt hat – und wohl auch 2021 noch prägen wird. Mit dem Beschluss des EAG Generalsekretärin Dr. Barbara Schmidt wird demnächst der Startschuss zum bisher größten Ausbauwettlauf bei erneuerbaren Energien fallen. Wenn bei diesem Thema alle an einem Strang ziehen, können Vorwort wir nicht nur eines der größten Infrastrukturvorhaben des Landes auf den Weg bringen, sondern auch dringend benötigte Konjunkturimpulse setzen. Darüber hinaus hat Oesterreichs Energie auch im Jahr Vorwort 2020 zahlreiche Initiativen bei einer breiten Palette anderer Themen gesetzt – vom Green Deal über die Netzreserve bis hin zu Energiegemeinschaften. Die wichtigsten davon finden Sie auf den folgenden Seiten. Machen Sie sich selbst ein Bild! Wir bedanken uns herzlich bei allen, die mit Oesterreichs Energie gemeinsam an einem sicheren und nachhaltigen Energiesystem der Zukunft arbeiten! VORWORT | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 3
Bereich Energiepolitik & Strategie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin DI Susanne Püls-Schlesinger, Europäische Angelegenheiten Mag. Anton Schögl, Büro Brüssel Energiepolitik & Strategie: Energiepolitik wird Dr. Max Hautzenberg (bis August 2020), Konjunkturpolitik Rechtliche Angelegenheiten Dr. Andrea Köhler-Ludescher, Forschung & Innovation Sabine Mühlberger, Assistentin BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 4
Energiepolitik & Strategie: Energiepolitik wird Konjunkturpolitik Der Bereich Energiepolitik und Strategie hat sich Die dabei gewonnenen Zahlen lieferten eine wich- im Jahr 2020 vor allem zwei Themen gewidmet: tige Grundlage für unsere Aktivitäten in der zwei- der Bewältigung der Corona-Krise und dem Erneu ten Jahreshälfte, die vor allem darauf ausgerichtet erbaren-Ausbau-Gesetz. waren, das Thema Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz voranzutreiben. Als die COVID-Krise zu Jahresbeginn Österreich erreichte, war auch die E-Wirtschaft massiv gefor- Mit der Veröffentlichung des Begutachtungsentwurfs dert. Das gesellschaftliche Leben kam zum Erliegen, Mitte September konzentrierte sich Oesterreichs die Wirtschaftsleistung brach ein. Die E-Wirtschaft Energie auf die rasche Analyse des Gesetzesvor- sicherte in dieser Zeit erfolgreich die Stromversor- schlags, die Erarbeitung von Kritikpunkten und gung in Österreich wurde damit ihrer zentralen Forderungen sowie die Erstellung einer offiziellen Rolle als Betreiberin kritischer Infrastruktur gerecht. Stellungnahme. Für die dabei formulierten Positio- Darüber hinaus übernahmen die Energieversor- nen hat sich Oesterreichs Energie in weiterer Folge gungsunternehmen im Rahmen eines freiwilligen in zahlreichen Gesprächen mit Vertretern von Politik, Verzichts auf Stromabschaltungen auch soziale Verwaltung und Medien eingesetzt. Verantwortung. In enger Kooperation mit dem Bereich Kommuni Nach der Bewältigung der akuten gesundheitlichen kation wurden Maßnahmen gesetzt, um die Themen Krise im Zuge des ersten Lockdowns rückten die in Politik und Gesellschaft zu begleiten, zu thema- wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona in den tisieren und zu beeinflussen und um strategische Mittelpunkt der Aktivitäten von Oesterreichs Energie. Aspekte rechtzeitig aufzubereiten, bevor sie in der Im Zuge mehrerer Studien hat Oesterreichs Energie breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Mit die konjunkturellen Chancen rascher Investitionen dieser Kombination gelang es Oesterreichs Energie in die E-Wirtschaft herausgearbeitet, Positionen 2020, wie auch schon in den Jahren davor, grundle- entwickelt und die Bedürfnisse der Branche gegen- gende Inhalte für die öffentliche Diskussion bereit- über energiepolitischen Entscheidungsträgern zustellen und damit thematische Wegmarken auf kommuniziert. zustellen. ENERGIEPOLITIK & STRATEGIE | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 5
Energiepolitik wird zu Konjunkturpolitik immer wieder darauf hinzuweisen, dass es unsere Waren die Themen Energie- und Klimapolitik in den Aufgabe und unser Anspruch ist, Strom nicht nur vergangenen Jahren stark ökologisch konnotiert, so sauber, sondern auch sicher und leistbar zur Verfü- hat sich dies im Zuge der Corona-Krise geändert. Im gung zu stellen. Zuge der wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Oesterreichs Energie Trendforum Mit „Oesterreichs Energie Trendforum“ veranstalten wir eine Agenda-Setting-Plattform, die aktuelle Ener- gie- und Umweltthemen mit anerkannten Experten sowie Spitzenvertretern der österreichischen E-Wirt- schaft, Ministerien, NGO-Szene und Wissenschaft Oesterreichs Energie/Christian Fürthner diskutiert. Das erste Trendforum war in diesem Jahr leider das einzige, das als Veranstaltung vor Ort stattfinden konnte. Um das Format auch in Zeiten von Abstands- und Hygieneregeln für alle Teilnehmer sicher und spannend fortführen zu können, entwickelten wir ein digitales Format, das sich in der Zwischenzeit sehr Krise gewinnt nun auch die konjunkturelle Facette des gut etabliert hat. Durch die digitale Verfügbarkeit Themas an Bedeutung: Der Umbau des Energiesys- könnte die Zahl der Teilnehmer bzw. Zuseher deutlich tems und die massiven damit verbundenen Investiti- gesteigert werden. onen sind nun nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ermöglichen es, dringend benötigte wirtschaftli- Beim ersten Oesterreichs Energie Trendforum des che Impulse zu setzen. Diese Dynamik konnten wir Jahres stellte Bundesministerin Leonore Gewessler nutzen, um uns als wesentliche Gestalter des zukünf- ihr ambitioniertes klima- und energiepolitisches tigen Energiesystems bekannter zu machen und Programm vor, das eine Reihe von Weichenstellungen ENERGIEPOLITIK & STRATEGIE | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 6
vorsieht – vom Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), Das digitale Trendforum von Oesterreichs Ener- über die Novelle zum Energieeffizienzgesetz, bis hin gie stand auch am 3. Dezember wieder ganz im zur Ökologisierung des Steuersystems. Zeichen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG). Im Rahmen der Veranstaltung diskutierten die Ener- Im Zuge des zweiten Trendforums mit dem Titel giesprecherInnen aller im Nationalrat vertretenen „Corona – Klima – Konjunktur“, das erstmals digital Parteien das kommende Gesetzespaket. In einem und ohne Besucher stattfand, diskutierten wir unter waren sich Tanja Graf (ÖVP), Lukas Hammer (Die anderem mit Staatssekretär Magnus Brunner das Grünen), Axel Kassegger (FPÖ), Josef Schellhorn bevorstehende Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und die (NEOS) und Alois Schroll (SPÖ) einig: das Gesetze- wesentlichen Impulse, die das Gesetz für den Wirt- spaket ist wichtig und soll so rasch wie möglich schaftsstandort und für die Schaffung von Arbeits- beschlossen werden. Im Detail gab es allerdings plätzen setzen könnte. durchaus noch Diskussionsbedarf. Das dritte Trendforum im September stand schließ- lich vollständig im Zeichen des Erneuerbaren-Aus- bau-Gesetzes, das Bundesministerin Leonore Gewess- ler im Zuge der Veranstaltung der Branche erstmals im Detail präsentierte. Insgesamt werden auf Basis des Gesetzes zehn Milliarden Euro an Förderungen COesterreichs Energie/Christian Fürthner in zehn Jahren vergeben, die vor allem auf regio- naler Ebene rund 30 Milliarden Euro an Investiti- onen auslösen sollen. Als „Herzstück“ des Gesetzes bezeichnete Gewessler die Energiegemeinschaften, die Österreich als eines der ersten Mitgliedslän- der der EU einführen will. Die Botschaft dabei: Alle können an der Energiewende teilhaben. ENERGIEPOLITIK & STRATEGIE | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 7
Büro Brüssel und europäische Angelegenheiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Dipl.-Ing. Susanne Püls-Schlesinger, Europäische Angelegenheiten (Wien) Mag. Anton Schögl, Europa: Europa: Ein Ein Kontinent Kontinent zwischen zwischen Green Green Deal Deal und Büro Brüssel und KriseKrise Inge Hauswirth, Assistentin BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 8
Europa: Ein Kontinent zwischen Green Deal und Krise Das Coronavirus erschüttert Europa und die Welt in der Höhe von 1.824,3 Mrd. Euro. Der mehrjährige bis in die Grundfesten und lässt EuropäerInnen Finanzrahmen (1.074,3 Mrd. Euro) und das als „Next wieder die Bedeutung von Grenzen erfahren. Zahl- Generation EU – NGEU“ (750 Mrd. Euro) bezeichnete reiche Reisebestimmungen stellen neue und enorme außerordentliche Aufbauinstrument werden mitein- Herausforderungen an die Diplomatie dar. Der regu- ander zu einem Paket verknüpft, mit dem die EU beim läre Verwaltungsbetrieb in den europäischen Insti- Wiederaufbau nach der COVID-19-Pandemie unter- tutionen muss sich den besonderen Gegebenheiten stützt und Investitionen in den grünen und digitalen der COVID-19-Pandemie anpassen. Viele Sitzungen finden nicht mehr physisch statt, sondern digital. An der Zielsetzung, Europa zum ersten klimaneutralen Finanzhilfen: Kontinent zu machen, wird trotz Krise festgehalten. So 390 Mrd. Euro haben auch die Staats- und Regierungschefs fest- 1.074,3 Mrd. Euro Mehrjähriger 750 Mrd. Euro gehalten, 30 Prozent der Gesamtausgaben aus dem Finanzrahmen Insgesamt „Next Generation EU“ EU-Haushalt und dem neuen Wiederaufbauprogramm (MFR) 1.824,3 Mrd. Euro (NGEU) COVID-19-Aufbaupaket, „Next Generation EU“ (NGEU) für klimabezogene Siebenjahresplan über die ersten Jahre für den EU- Projekte aufzuwenden. Haushalt vorgezogen Darlehen: 360 Mrd. Euro E-Wirtschaft steht bereit Investitionen im Sinne des Green Deal zu tätigen Unter dem Motto „Next Generation EU“ stellte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Wandel gefördert werden. Die 750 Milliarden Euro 27. Mai den Wiederaufbauplan vor und postulierte für das Wiederaufbauinstrument setzen sich aus eine Union der Nachhaltigkeit. 390 Milliarden Euro an Zuschüssen und 360 Milli- arden Euro an Krediten zusammen. Die Zuschüsse Nach fast fünftägiger Verhandlung einigten sich die sollen als gemeinsame, europäische Schulden von der Staats- und Regierungschefs am 21. Juli 2020 beim Kommission aufgenommen und bis spätestens 2058 ersten physischen Treffen auf einen Haushaltsrahmen zurückgezahlt werden. BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 9
Gemäß dem Gipfelbeschluss soll die EU in den öffentliche Investitionen und Reformen unterstützen kommenden Jahren auf eine Reform des Systems und den Mitgliedstaaten dabei helfen, die wirtschaft- der Eigenmittel hinarbeiten und neue Eigenmittel lichen und sozialen Auswirkungen der COVID-19-Pan- einführen, eine Einigung zu folgenden Punkten wurde demie zu bewältigen. Mit mindestens 37 Prozent der bereits in die Schlussfolgerungen aufgenommen: Gesamtzuweisung des Plans sollte der ökologische ■ Neue Abgabe auf nichtrecycelte Kunststoffabfälle Wandel und mit mindestens 20 Prozent der digitale (soll 2021 eingeführt werden). Wandel unterstützt werden. Die Mitgliedstaaten ■ CO2-Ausgleichsregelung und Digitalabgabe müssen nationale Aufbau- und Resilienzpläne für (Vorschlag soll 2021 vorgelegt und spätestens bis 2021–2023 erstellen, diese sind von der Kommission zum 1. Januar 2023 eingeführt werden). innerhalb von zwei Monaten nach ihrer Vorlage zu ■ Überarbeitung des europäischen Emissionshandels- bewerten. Als Kriterien hierfür sollen unter anderem systems zum Einschluss von Luft- und Seeverkehr die Stärkung des Wachstumspotenzials, die Schaffung (und möglicherweise Ausweitung auf Verkehr und von Arbeitsplätzen und die wirtschaftliche sowie sozi- Gebäude) ale Resilienz angewandt werden. Die Projekte müssen ■ Prüfung weiterer neuer Eigenmittel wie etwa zudem einen wirksamen Beitrag zur grünen und digi- Finanztransaktionssteuer talen Wende leisten. In der Folge ist die Bewertung der Die neuen Quellen kommen zu den bestehenden Aufbau- und Resilienzpläne vom Rat mit qualifizierter Eigenmitteln hinzu. Die Einnahmen aus den nach Mehrheit im Wege eines Durchführungsrechtsakts zu 2021 eingeführten neuen Eigenmittelquellen werden genehmigen. Abgabefrist für diese nationalen Pläne für die vorzeitige Rückzahlung der NGEU-Mittelauf- ist der 30. April. nahme verwendet. Alle Mittel sollen über EU-Programme fließen, im Kernstück des Instruments ist die Aufbau- und Resili- Zusammenhang mit dem Green Deal sind hier vor enzfazilität, mit dem auf die COVID-19-Krise und die allem folgende Maßnahmen vorgesehen: Herausforderungen des ökologischen und digitalen ■ eine massive Renovierungswelle bei Gebäuden und Wandels reagiert werden soll. Mit einer Mittelaus- Infrastrukturen und eine stärkere Kreislaufwirt- stattung von 672,5 Milliarden Euro wird die Fazilität schaft, die vor Ort Arbeitsplätze schaffen soll BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 10
■ Verbreitung von Projekten im Bereich erneuerbarer päischen Green Deal, den sie als EU-Kommissionsprä- Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie, und sidentin kurz nach ihrem Amtsantritt im Dezember Ankurbelung einer sauberen Wasserstoffwirtschaft 2019 auf den Weg brachte, als Jahrhundertprojekt. in Europa ■ saubererer Verkehr und sauberere Logistik, einschließlich der Installation von einer Million Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Förderung für Zugfahrten und saubere Mobilität in Städten und Regionen ■ Stärkung des Fonds für einen gerechten Übergang, um die Umschulung von Arbeitskräften zu fördern und Unternehmen damit bei der Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten zu unterstützen. Oesterreichs Energie spricht sich bei der Verteilung Fotolia/artjazz von europäischem Geld für eine Ausrichtung am Green Deal aus und fordert einen konsistenten Zugang über alle Mitgliedstaaten. Der bedeutenden Rolle des Sektors zur Energiewende und als Konjunkturmotor soll bei der Verteilung der Mittel Rechnung getragen Ehrgeizigeres Ziel bis 2030, um werden. Weiters wird die Forderung nach einem Level Klimaneutralität 2050 zu schaffen Playing Field für alle erneuerbaren Technologien Die Europäische Kommission zeigt in einer umfassen- (Hervorhebung der zentralen Rolle der Wasserkraft) den Folgenabschätzung, wie alle Sektoren zur raschen gestellt. Senkung von Treibhausgasemissionen bis 2030 beitra- gen können. Darauf aufbauend schlägt die Europäi- Green Deal schreitet voran sche Kommission vor: Ursula von der Leyen verglich die Klimaneutralität bis ■ die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindes- 2050 mit der Mondmission und bezeichnete den euro- tens 55 Prozent unter Einbezug von Senken (Wald BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 11
und Landnutzungsänderungen) zu reduzieren kosteneffizientesten Art und Weise erreicht werden. (Vergleichsjahr: 1990) – Verankerung im Europäi- Gleichzeitig sollen die unterschiedlichen Ausgangs- schen Klimagesetz lagen und Bedingungen der Mitgliedstaaten beachtet ■ bestehende Rechtsakte im Energie- und Klimabe- werden, außerdem soll das Recht aller Mitgliedstaa- reich zu überarbeiten – großes Paket für Juni 2021 ten respektiert werden, über ihren eigenen Energiemix angekündigt zu entscheiden und die am besten geeigneten Techno- ■ öffentliche Debatte einzuleiten, um höheres Ziel an logien zu verwenden, einschließlich Übergangstechno- UNFCCC im Rahmen des Pariser Übereinkommens logien wie Gas. zu melden. Für die erforderlichen Investitionen rufen die Mit Spannung erwartet wurde die Einschätzung der Staats- und Regierungschefs auf, die Mittel aus den Europäischen Kommission zu den Auswirkungen auf mehrjährigen Finanzrahmen und Next Generation die gerade im Vorjahr in legislativen Maßnahmen EU zu nützen, von denen mindestens 30 Prozent für festgesetzten energiepolitischen Ziele zu Erneuerba- Klimaprojekte vorgesehen sind. Der Europäische Rat ren und Energieeffizienz. Die Folgenabschätzung zeigt ruft die Kommission auf, bis Juni 2021 einen Legis- auf, dass sich mit der Kombination der Maßnahmen lativvorschlag für grüne Anleihen vorzustellen, um folgende Änderung ergibt: gemeinsame globale Standards für grüne Finanzie- ■ Anstieg Erneuerbaren-Ziel 38,5 Prozent rung zu schaffen. ■ Anstieg Energieeffizienz-Ziel 36 Prozent Entsprechend dem höheren Klimaziel wird der Beitrag Nach intensiven Verhandlungen einigten sich die der EU zu den internationalen Klimaverpflichtungen Staats- und Regierungschefs, die Treibhausgase- (NDC-nationally determined contribution) angepasst missionen bis 2030 um netto mindestens 55 Prozent und bis Ende des Jahres an das internationale Klima- verbindlich zu senken (Vergleichsjahr: 1990). Diese sekretariat (UNFCCC) gemeldet werden. Reduktion muss nun in der Folge im Klimagesetz verankert werden. Das angehobene CO2-Reduktions- Voraussetzung für die Einigung zur Anhebung ziel soll von den Mitgliedstaaten gemeinsam in der des CO2-Zieles stellte der der Durchbruch bei den BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 12
Verhandlungen zum Budget dar. Damit die Gelder des Verankerung der Klimaneutralität im ersten neuen EU-Haushalts (MFR) und des Wiederaufbau- europäischen Klimagesetz planes (insgesamt 1,8 Billionen Euro) fließen können, Die Europäische Kommission hat am 4. März 2020 wurde ein Kompromiss zu einem neuen Mechanismus das Europäische Klimagesetz mit dem Ziel vorge- gefunden, mit dem bestimmte Rechtsstaatsverstöße stellt, die unionsweiten Emissionen und den Abbau durch Kürzung von EU-Mitteln geahndet werden von Treibhausgasen spätestens bis 2050 auszuglei- können. Darin sind auch Möglichkeiten festgelegt, chen. Beim Vorschlag der Europäischen Kommission wie sich betroffene Mitgliedstaaten gegen die Anwen- handelt es sich um ein EU-weites, verbindliches Ziel dung der Regelung wehren könnten. Dazu gehört eine und nicht auf der Ebene der Mitgliedstaaten. Das Überprüfung durch den EuGH, was die Anwendung CO2-Reduktionsziel von mindestens 55 Prozent bis des Verfahrens deutlich hinauszögern könnte. Polen 2030 wurde mittels gesondertem Änderungsvor und Ungarn haben bereits angekündigt, den Mecha- schlag des Klimagesetzes im Zuge des Klimazielplans nismus durch den EuGH prüfen zu lassen. vorgeschlagen. Eine Einigung zwischen Rat und EU-Parlament wird voraussichtlich erst 2021 erzielt. Knackpunkte der Verhandlungen sind das CO2- Reduktionsziel bis 2030 und eine etwaige Verbind- lichkeit der Klimaneutralität auf Mitgliedstaatene- bene. Beide Institutionen fordern ein Zwischenziel für 2040, welches die EU-Kommission im Wege des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens vor- legen soll. Strategie zur Integration des Energiesystems Die Europäische Kommission veröffentlichte am Oesterreichs Energie 8. Juli 2020 die EU-Strategie zur Integration des Energiesystems. In der Strategie werden 38 Maßnah- men zur Schaffung eines stärker integrierten Energie BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 13
systems aufgeführt. Dazu gehören die Überarbeitung Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff soll stufen- der bestehenden Rechtsvorschriften, finanzielle weise bis 2050 angehoben werden, um ihn in allen Unterstützung, Erforschung und Einsatz neuer Sektoren einsetzen zu können. Technologien und digitaler Tools, Leitlinien für die Mitgliedstaaten zu steuerlichen Maßnahmen und Zeitgleich mit der Wasserstoffstrategie wurde die zum Auslaufen von Subventionen für fossile Brenn- Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff ins stoffe, eine Reform der Marktsteuerung und Infra- Leben gerufen, an der führende Vertreter der Indus strukturplanung sowie bessere Informationen für trie, die Zivilgesellschaft, Minister der nationalen und Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Strategie ruht regionalen Ebene und die Europäische Investitions- auf drei Säulen: einem stärker kreislauforientierten bank beteiligt sind. Die Allianz wird eine Investitions- Energiesystem (Energieeffizienz an erster Stelle), einer pipeline für den Ausbau der Erzeugung aufbauen und stärkeren direkten Elektrifizierung (Wärmepumpen, die Nachfrage nach sauberem Wasserstoff in der E-Mobilität) und die Nutzung sauberer Brennstoffe EU fördern. Oesterreichs Energie ist der Allianz (z. B. grüner Wasserstoff). beigetreten. Wasserstoffstrategie und Allianz für sauberen Gesetzesmaterien zum Green Deal werden Wasserstoff in Konsultationen vorbereitet Die Wasserstoffstrategie befasst sich damit, wie das Das Jahr 2020 stand unter dem Zeichen zahlreicher Potenzial durch Investitionen, Regulierung, Schaf- Konsultationen, in denen die Meinung von Stake- fung von Märkten sowie Forschung und Innovation holdern zu diversen legislativen Maßnahmen zur ausgeschöpft werden kann. Vorrangiges Ziel ist die Konkretisierung des Green Deal abgefragt wurden. Entwicklung von erneuerbarem Wasserstoff, der Oesterreichs Energie brachte sich zu folgenden hauptsächlich mithilfe von Wind- und Sonnenener- Konsultationen ein: Klimazielplan, Integration des gie erzeugt wird. Kurz- und mittelfristig sind jedoch Energiesystems, Energieinfrastrukturverordnung, andere Formen CO2-armen Wasserstoffs erforderlich, nichtfinanzielle Berichterstattung großer Unterneh- um die Emissionen rasch zu senken und die Entwick- men, überarbeitete nachhaltige Finanzstrategie, lung eines tragfähigen Marktes zu unterstützen. Die Green Bonds und Energiebesteuerung. BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 14
Plattform für nachhaltiges Finanzwesen Veranstaltungen wird eingesetzt Aufgrund der Corona-Pandemie fielen physische Entsprechend der Taxonomie-Verordnung wurde die Veranstaltungen in Brüssel aus. Stattdessen wurde Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen eingerich- auf das Online-Webinar-Format gewechselt. Am tet, deren Kernaufgabe die Beratung der europäischen 15. Juli fand der österreichische Energiekreis zum Kommission zu den technischen Bewertungskriterien Thema „Green Recovery“ mit Peter Zapfel, Referatslei- zur Klassifizierung ökologischer nachhaltiger Tätig- ter in der Generaldirektion Klimapolitik der Europä- keiten ist. Am 1. Oktober wurde die Mitgliederliste ischen Kommission, statt. Der europäische Dachver- veröffentlicht. Von österreichischer Seite hat es nur band Eurelectric hat im Webinar „Charge! Deploying die OMV in diese Plattform geschafft. Seitens der Secure & Flexible Energy Storage – Challenges & E-Wirtschaft sind zwei Unternehmen (E.ON und Iber- Opportunities“ den Speicherbericht vorgestellt. Als drola) vertreten, auf Verbandsebene ist unsere Bran- Gastsprecherin war u.a. die österreichische EU-Abge- che nicht repräsentiert. ordnete Claudia Gamon (Renew Europe) vertreten. Praxisplätze im Büro Brüssel Auch heuer konnten wir die Zusammenarbeit mit Audiovisual Library European Commission/Christian Lambiotte der Fachhochschule Technikum Wien im Bereich von Praxisplätzen in Brüssel für potenzielle zukünftige Talente und Nachwuchshoffnungen für die E-Wirt- schaft fortführen. Zu Beginn konnte das Praktikum noch direkt am Brüsseler Puls absolviert werden. Den COVID-19-Bedingungen geschuldet wurde der Praxis- betrieb auf Homeoffice umgestellt und das Wissen über zahlreiche Webinare und Telefonkonferenzen erworben. BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 15
Bereich Erzeugung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Dr. Dieter Kreikenbaum, Leiter Bereich Erzeugung DI Benjamin Apperl, MU, Referent Erzeugung Philip Rammel, MSc, Referent Erzeugung Michaela Metzner, Assistentin Erzeugung: EAG-Paket und der Erneuerba- ren-Ausbau BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 16
kürzester Zeit wurde dazu die systemerhaltende Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an alle notwendigen strikten Gesundheits- und Sicherheits- vorgaben angepasst und die nahezu hundertprozen- Dipl.-Ing. Dr. Karl Heinz Gruber, tige Verfügbarkeit der Anlagen gewährleistet. Spartensprecher Erzeugung von Oesterreichs Energie und Allerdings führte der wirtschaftliche Einbruch infolge Mitglied der Geschäftsführung der Pandemie zu einer sinkenden Stromnachfrage mit der VERBUND Hydro Power ebenfalls sinkenden Strompreisen und als Folge zu GmbH schwierigen Prognosen für die Zukunft und damit zu erschwerten Investitionsbedingungen für die E-Wirt- schaft. Ambitionierte Ziele brauchen In diesem Zusammenhang sind verlässliche rechtli- faire Regeln che und wirtschaftliche Rahmenbedingungen von ganz besonderer Bedeutung, 2020 wird als das Jahr der welt- und systemüber- um die gesetzten Ziele beim Ausbau der erneuerbaren greifenden COVID-Krise mit all den außergewöhnli- Energien auch tatsächlich zu erreichen. Durch die chen Herausforderungen in Erinnerung bleiben. Die Umstellung auf eine erneuerbare Energieversorgung Auswirkungen werden uns wohl auch noch geraume schon heute kann ein wesentlicher Beitrag geleistet Zeit fordern. Basierend auf dem durch laufende werden, um die sich in der Zukunft abzeichnende Krisenübungen erarbeiteten Maßnahmenbündel und Klimakrise wirksam zu begrenzen. Zu Recht bekräftigt digitalen Kommunikationshilfen konnten die Strom- daher die neue Bundesregierung das Ziel, bis 2030 erzeuger die Energieversorgung auch während der den Gesamtstromverbrauch bilanziell vollständig aus Pandemie von Beginn an sicherstellen. Innerhalb erneuerbaren Energien zu decken und dafür rasch BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 17
adäquate gesetzliche Grundlagen zu schaffen. Neue vorgegebene Erreichung ökologischer Ziele, müssen Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Ener- daher auch durch gesonderte Fördertöpfe vorange- gien brauchen aufgrund der durch die Krise vergrö- bracht werden. Hier wird das Zusammenwirken des ßerten Diskrepanz zwischen den Marktpreisen und EAG und des Umweltförderungsgesetzes (UFG) unum- den Gestehungskosten von Wasser- und Windkraft gänglich sein, um bei den durch das EAG geförderten sowie von Photovoltaik und Biomasse weiterhin wirt- Anlagen gleichzeitig modernste ökologische Maßnah- schaftliche Anreize, um umgesetzt zu werden. Folge- men in einem wirtschaftlichen Rahmen umsetzen zu richtig stand die Schaffung des Erneuerbaren-Aus- können. bau-Gesetzes (EAG) als das Schlüsselinstrument der Bundesregierung zur Umsetzung des 100-Prozent-Er- Widersprüchliche politische Zielvorgaben sind gene- neuerbaren-Ziels im Fokus der Aktivitäten des Jahres rell eine zunehmende Herausforderung beim Ausbau 2020. der erneuerbaren Energien. Zu nennen sind hier etwa Artenschutz- und Biodiversitätsziele, welche in unter- Oesterreichs Energie setzt sich für die Ausgestal- schiedlichen Strategien, Verordnungen und Richtlinien tung des EAG als insgesamt effizientes Incentivie- umgesetzt werden. Investitionen in die jeweiligen rungssystem ein, mit dem der erforderliche Erneuer- Zielerreichungen erfordern daher vorab eine poli- baren-Ausbau bis 2030 ermöglicht wird, ohne dabei tische Abwägung, wann und wie widersprüchliche wesentliche Mehrbelastungen für die Verbraucher Zielvorgaben aufgelöst werden; sowohl auf EU-Ebene gegenüber dem Ist-Zustand zu verursachen. Entschei- als auch national. Der Ausbau erneuerbarer Energie dend ist, dass die zur Verfügung gestellten jährlichen dient in erster Linie der Erreichung der Dekarboni- Fördermittel von einer Milliarde Euro auch wirklich sierungsziele, kann dabei aber in einzelnen Bereichen gezielt zum Ausbau der erneuerbaren Energien einge- auch im Widerspruch etwa zum Artenschutz stehen. setzt werden. Denn jede machbare zusätzliche Kilo- Eine Priorisierung der Maßnahmenauswahl, die allen wattstunde zählt. politischen Zielen gerecht wird, ist zweifelsohne eine wichtige Herausforderung; denn ohne eine solche Andere Ziele, wie etwa die für die Wasserkraft durch Maßnahmenauswahl läuft man Gefahr, keines der Wasserrahmenrichtlinie und Wasserrechtsgesetz Ziele zu erreichen. Nur wenn alle involvierten Bereiche BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 18
ihren Beitrag leisten und dabei auch über ihre Einzel Damit wäre zwar ein erster, sehr wichtiger Schritt interessen hinaus übergreifend zusammenarbeiten, zu einer umfassenden Umgestaltung des Energie- können wir die drohende Klimakrise bewältigen. und Stromsystems getan. Wenn wir uns aber vor Augen halten, dass sich Österreich nicht nur das Der im Herbst 2020 vorgelegte EAG-Entwurf 100-Prozent-Erneuerbaren-Ziel für 2030 gesetzt hat, entspricht in wesentlichen Punkten den von Oester- sondern auch bis 2040 klimaneutral werden will, reichs Energie gestellten Anforderungen. Es wird auf wird deutlich, dass sehr bald noch weitere wesent ein technologiespezifisches Incentivierungssystem liche Schritte eingeleitet werden müssen; sowohl gesetzt, das grundsätzlich unter- innerhalb des Energie- und schiedliche spezifische Kosten und Stromsystems als auch weit Genehmigungsdauern der einzel- „Nur wenn alle darüber hinaus. nen Technologien berücksichtigt involvierten Bereiche und damit zur Diversifizierung der ihren Beitrag leisten, Innerhalb des Stromsystems Erzeugungsstruktur im Sinne der müssen neben dem deutlichen Wirtschaftlichkeit und Versorgungs- können wir die drohende Aus- und Zubau der Erneuerbaren sicherheit beiträgt (Technologiemix). Klimakrise bewältigen.“ auch in hohem Tempo Energie- Zudem soll die Incentivierung zum speicher, Flexibilitätskapazitäten größten Teil mittels variabler Markt- sowie passende Übertragungs- und prämien über 20 Jahre erfolgen, wobei die Vergü- Verteilnetze errichtet und ausgebaut und zur Verfü- tungssätze mittels Ausschreibungen ermittelt bzw. gung gestellt werden. Nur wenn dies lückenlos erfüllt administrativ festgelegt werden sollen. ist, kann die derzeit sehr hohe Versorgungssicherheit in unserem Land auch weiterhin in der gewohnten Art Wirklich wichtig ist jetzt, dass das EAG sowie die und Weise sichergestellt werden. Dazu kommt auch dazugehörigen Verordnungen nun ehestmöglich die dringend notwendige Einführung einer Netzre- 2021 verabschiedet werden. Nur dann kann rasch serve, die das Wegbrechen bestehender gut planbarer mit dem 10-jährigen Erneuerbaren-Ausbau begonnen thermischer Kraftwerke und deren jederzeitige Verfüg- werden. barkeit sichern soll, wenn Wind und PV nicht liefern BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 19
können; ein kleiner, wenngleich sehr wichtiger träger eine wesentliche Rolle spielen. Speziell der Mosaikstein. Energieträger Wasserstoff wird – vorwiegend als grüner Wasserstoff – neben der direkten Verwendung Außerdem ist alles zu unternehmen, damit die für alle zukünftig auch als Zwischenspeicher für saisonal Erzeugungsanlagen derzeit in Österreich bestehenden bedingte, punktuelle Überangebote von erneuerbarem Wettbewerbsnachteile gegenüber Nachbarstaaten Strom, als Transportmedium zur Verteilung grüner vermieden werden: vor allem durch die Entlastung Energie über ganz Europa oder als wichtiger Grund- von Systemdienstleistungsentgelten und anderer baustein und Rohstoff in der Industrie verwendet G-Komponenten sowie generell durch die Senkung werden. der hohen Abgabenbelastung. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass für das Weiters sind entsprechende regulatorische und öko- Erreichen der Klimaziele – bei gleichzeitiger Erhal- nomische Rahmenbedingungen für die Errichtung tung der Versorgungssicherheit – ein Zusammenspiel und den Betrieb der notwendigen Flexibilitäts- und aller verfügbaren (erneuerbaren) Technologien und Speicherinfrastruktur zu schaffen. der Einsatz von grünem Wasserstoff notwendig sein wird. Letzterer wird ein unersetzbarer Baustein des Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien muss künftigen Energiesystems sein. Daher müssen seitens auch in anderen Sektoren, wie Industrie oder Verkehr, der politischen Entscheidungsträger bereits jetzt zum Ziel der Klimaneutralität beitragen. Mit Hilfe die passenden Rahmenbedingungen und Anreize für von Sektor-Kopplung bzw. Sektor-Integration kann es den zeitnahen Roll-out dieser Schlüsseltechnologie gelingen, wesentliche Fortschritte bei der Dekarboni- geschaffen und anwendungsorientierte Forschung sierung zu erzielen. initiiert werden. Hierbei werden sowohl die Elektrifizierung von Sekto- Neben der Bewältigung der Gesundheitskrise muss ren außerhalb des Elektrizitätssektors als auch der im gleichen Atemzug die Vermeidung der Klimakrise Einsatz von Wasserstoff als Grundstoff und Ausgangs- eine ganz hohe Priorität haben. Nur ein verträgliches basis für weitere synthetische Energie- Klima sichert unseren sozialen und wirtschaftlichen BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 20
Wohlstand, und dafür ist das Ziel der Klimaneutralität Reform des Energiesteuer- und Abgabensystems ein richtiger Weg. adäquat zu berücksichtigen und miteinzubeziehen sind. Um die mit Sicherheit größte Infrastrukturoffensive in die Wege zu leiten, brauchen wir mehrere Dinge: Ebenso sollte der Einsatz innovativer Lösungen durch zum einen eine grundlegende Überarbeitung des Leuchtturmprojekte vorangetrieben werden, die auf Tarifierungs- und Steuerrahmens, um nachhaltige bestehenden Demonstrationsanlagen aufbauen und Geschäftsmodelle zu entwickeln und Investitionen zu kurzfristig einen Beitrag liefern können. ermöglichen. Hürden, wie die steuerliche oder tarifli- che Doppelbelastungen in der gesamten Wertschöp- Und über alledem steht das Erfordernis einer breiten fungskette, sind jedenfalls zu vermeiden. Akzeptanz in der Bevölkerung. Nur wenn die beste- henden, aber insbesondere die neuen Kraftwerke, Zum anderen muss ein Level Playing Field der Speicher und Netze als positive Symbole für die Energieträger auf Basis der CO2-Emissionen sicher- saubere Energiezukunft anerkannt werden, können gestellt werden, indem die CO2-Emissionen der unter- wir die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, schiedlichen Energieträger bei der umfassenden auch gemeinsam stemmen. BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 21
EAG-Paket und Erneuerbaren-Ausbau Am 16. September 2020 wurde der Begutachtungs- Anfang des Jahres wurden im Regierungsprogramm entwurf des EAG-Pakets veröffentlicht und die Frist die Ausbauziele für die verschiedenen erneuerbaren zur Stellungnahme mit 28. Oktober 2020 festgesetzt. Erzeugungstechnologien festgelegt, und ein Erneu- Oesterreichs Energie brachte eine umfangreiche erbaren Ausbaugesetz (EAG) für den Sommer 2020 Stellungnahme ein, welche aus Sicht der Erzeugung wurde in Aussicht gestellt. folgende Kernthemen adressiert: Oesterreichs Energie hat im Frühjahr 2020 für alle Fördersystem allgemein relevanten EE-Technologien (PV, Windkraft, Wasser- Das Marktprämienmodell ist grundsätzlich zu kraft und Biomasse) Konkretisierungen der möglichen begrüßen, jedoch sollte dessen Abwicklung massiv und realistischen Ausbaupotenziale und der Forde- vereinfacht werden. Dazu sollte der Referenzmarkt- rungen zum Incentivierungsrahmen zur Ergänzung wert einheitlich für alle Technologien pro Kalen- der bereits im Frühjahr 2019 erfolgten EAG-Positio- dermonat ermittelt werden. Dadurch kann die im nierung vorgenommen. Entwurf vorgesehene Akontierung und nachträgli- che Aufrollung vermieden werden und auch die im Am 4. Juni 2020 wurde durch das BMK ein Konzept- Entwurf vorgesehene Rückzahlung der akontierten papier zum EAG und dessen Fördersystem vorge- Marktprämie, wenn diese tatsächlich kleiner Null stellt, welches eine Übersicht des Incentivierungs- wäre, entfallen. Die vorgesehenen Fristen zur Inbe- rahmens für die einzelnen EAG-Technologien bzw. triebnahme sind für alle Technologien zu kurz ange- erste Regelungen zur Netzreserve enthielt und die setzt und sollten verlängert werden. Zudem sollte eine Basis für weitere vertiefende Positionierungsarbeit Beeinspruchung durch Rechtsmittel eine Aussetzung über den Sommer hinweg legte. Dabei brachte sich der Fristen zur Folge haben. Oesterreichs Energie in die Verhandlungen zwischen den Koalitionspartnern ein und unterstützte die Photovoltaik Positionen der E-Wirtschaft durch die Bereitstellung Das grundsätzliche Bekenntnis zu Photovoltaik- von Argumenten, Daten und Lösungsvorschlägen zu Freiflächenanlagen ist zu begrüßen, da ohne solche verschiedensten offenen Fragestellungen. das Ausbauziel von 11 TWh nicht erreichbar ist. BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 22
Der Abschlag auf die Höhe des Zuschlagwertes von womit für das Stromnetz und die Akzeptanz abträgli- 30 Prozent für Freiflächenanlagen ist jedoch deut- che Konzentrationseffekte vermieden werden können. lich zu hoch angesetzt und kann durch Kostenvor- Für die dazu notwendige Differenzierung durch teile nicht ausgeglichen werden. Dies gefährdet die Korrektur des anzulegenden Wertes sollten neben Umsetzung dieser zur Erreichung des Ausbauziels dem Windertrag auch Unterschiede bei den Betriebs- unbedingt erforderlichen Anlagen, welche in der und Investitionskosten berücksichtigt werden. Diese Regel rückstandslos entfernt werden können und unterschiedlichen Betriebs- und Investitionskosten keine Flächenversiegelung darstellen. Der Abschlag hängen insbesondere von der Höhenlage, der Waldlage für Freiflächenanlagen sollte daher maximal und von Skaleneffekten ab. Durch das Einbeziehen 10 Prozent betragen. dieser Faktoren wird zudem die Fördereffizienz gestei- gert, da zielgerichtet auf die Vor- und Nachteile von Windkraft Standorten eingegangen werden kann. Im Bereich Windkraft muss der ausgewogene und parallele Ausbau in ganz Österreich das Ziel sein, Wasserkraft Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass mit den neuen Marktprämien künftig Neuanlagen und Erweiterun- gen Anlagen mit bis zu 20 MW Leistung sowie die ersten 25 MW größerer Kraftwerke förderbar sind. Für Revitalisierungsprojekte sind angesichts der hohen Wirkungsgrade von vielen Wasserkraftwerken Oesterreichs Energie/Christian Fischer Effizienzsteigerungen von 10 Prozent als Fördervor aussetzung zu hoch, wodurch viel Effizienzsteige- rungspotenzial liegen gelassen würde. Es wird vorge- schlagen, den Wert auf 3 Prozent zu reduzieren. Klar abgelehnt werden die geplanten zusätzlichen ökologischen Förderausschlusskriterien über die strengen Bestimmungen des wasserrechtlichen BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 23
Genehmigungsverfahrens hinaus. Die „doppelte ökolo- Biomasse teilnehmen und einen neuen Fördervertrag gische Prüfung“ von Wasserkraftanlagen würde deren für 20 Jahre erhalten können. Ausbau weiter erschweren, ohne erkennbaren Nutzen zu bringen. Falls trotzdem Ökokriterien bestehen blei- Netzreserve ben, müssen klare Ausnahmen definiert werden für Die geplanten Bestimmungen zur Netzreserve sind ■ Projekte, welche in einer Gesamtbewertung aufgrund kritisch zu sehen. Aufgrund der witterungsbedingt projektintegraler Maßnahmen auch gewichtige schwankenden Stromproduktion von Windparks und ökologische Interessen berücksichtigen und insge- PV-Anlagen sind jederzeit verfügbare Kraftwerke, samt eine ökologische Verbesserung schaffen, die Erdgas als Brennstoff nutzen, auf absehbare Zeit ■ Projekte, bei denen es durch Entfernen oder unverzichtbar, geraten aber zunehmend unter Preis- Ersatz von Querbauwerken insgesamt zu einer druck. Daher ist es dringend notwendig, sie wirt- Verbesserung der Durchgängigkeit kommt und ■ Projekte, welche flussbaulich notwendige Querbau- werke energetisch nutzen. Biomasse Für Anlagen auf Basis von Biomasse fehlen Regelun- gen für deren Repowering nach Ablauf der techni- Oesterreichs Energie/Regina Hügli schen Lebensdauer. Durch die vorgeschlagene Umset- zung lässt sich der langfristige Bestandserhalt durch die Nutzung bestehender Infrastruktur mit höchster Fördereffizienz sicherstellen. Repowering-Anlagen würden demnach mittels eines Abschlags auf den Kapitalkostenanteil des anzulegen- den Wertes in einem fairen Wettbewerb mit Neuanla- schaftlich langfristig abzusichern. Leider geschieht gen an der Ausschreibung für Anlagen auf Basis von dies mit dem vorliegenden Entwurf nicht in ausrei- BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 24
chendem Umfang. So sind etwa maximal zweijährige Ausblick Verträge und kein vollständiger Kostenersatz im Oesterreichs Energie wird sich auch nach der Konsul- Rahmen der Netzreserve vorgesehen. Auch im Falle tation laufend in den Prozess bis zur Fertigstellung eines Stilllegungsverbotes ist die vollständige Abgel- des finalen EAG-Pakets einbringen und die Berück- tung der daraus erwachsenden Kosten nicht geplant. sichtigung der Inhalte der Stellungnahme verfolgen. Die Regierungsvorlage zum EAG-Paket soll Mitte Energiespeicher November erstellt werden, um das EAG am 2. Dezem- Um Versorgungssicherheit und Ausbau erneuerbarer ber 2020 im Wirtschaftsausschuss zu behandeln. Energien in Einklang zu bringen, kommt Speichern Oesterreichs Energie wird die Positionen zur Incenti- eine zunehmende Rolle im Energiesystem zu. Grund- vierung erneuerbarer Energien auch in den anschlie- sätzlich ist anzustreben, alle Energiespeicher von ßenden parlamentarischen Prozess einbringen. der tariflichen Doppelbelastung zu befreien, indem auf die Erhebung von Netznutzungsentgelten und Versorgungssicherheit und Flexibilität Netzverlustentgelten verzichtet wird. Die bereits im Das nationale Ziel, den Gesamtstromverbrauch bilan- Entwurf vorgesehene Entlastung neuer Pumpspei- ziell vollständig aus erneuerbaren Energien zu decken cherkraftwerke sollte jedenfalls auf derzeit von Netz- sowie die europäischen Vorgaben aus dem Clean nutzungsentgelten und Netzverlustentgelten befreite Energy Package erfordern für die Integration des Anlagen ausgedehnt und die bestehende Frist auf Zuwachses an fluktuierender Erzeugung das Heben 20 Jahre verlängert werden. Die Frist für Neuanlagen aller Flexibilitätspotenziale für die Systemstabilität. sollte ebenso von 15 auf 20 Jahre angepasst werden Ausgehend von der Fragestellung, wie die in Zukunft (entspricht Förderzeitraum). Diese Forderung ist vermehrt verfügbaren und gleichzeitig vermehrt analog auf Konversionsanlagen, wie etwa Elektroly- erforderlichen Flexibilitätspotenziale bereitgestellt seanlagen, anzuwenden, eine Abweichung von deren und genutzt werden können, startete bereits 2019 bisheriger Gleichbehandlung mit Pumpspeichern ist ein diesbezügliches Projekt des Übertragungsnetz- abzulehnen. Mit dem Thema Wasserstoff haben wir bereibers APG (Vertikale Marktintegration VMI/Flex uns auch über das EAG hinaus beschäftigt und im Hub). Experten der Sparten Erzeugung sowie Handel/ ersten Schritt ein umfassendes Factsheet erstellt. Vertrieb diskutierten 2020 vertieft die Sicht der kom- BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 25
auszugestaltenden Marktrollen (für z. B. Aggregato- ren) sind auf Basis von gleichwertigen Rechten und Pflichten (Level Playing Field) zu gestalten und zu integrieren. ■ Bestehende zonale Märkte, wie die Spotmärkte im Day-ahead- und Intraday- oder im Regelreser- Oesterreichs Energie/Christian Fischer vemarkt, sollten durch die Integration der Flexibili- täten gestärkt werden. ■ Abweichungen und Einschränkungen des zonalen Flexibilitätsmarktes durch lokale Netzengpässe sind exante darzustellen, zu begründen und allen rele- vanten Marktteilnehmern mitzuteilen. ■ Lokale Netzengpässe im Verteilnetz sind durch effiziente Lösungen, wie implizite Integration in den merziellen Marktteilnehmer zu den Gestaltungsop- zonalen Markt durch „Netzdienlichkeitsmarker“ und tionen eines Flexibilitätsmarktes und entwickelten Anpassung der Netzentgeltstruktur in Anlehnung an daraus folgende Empfehlungen: die Kostenstruktur im Sinne der Verursachungsge- ■ Die Teilnahme von Flexibilitäten am Strommarkt, rechtigkeit, zu beheben. seien sie von Erzeugern, Verbrauchern oder mittels ■ Eine standardisierte, sach- und anforderungsge- Speicherung, sollte mit freier Preisbildung freiwillig rechte Marktkommunikation zwischen allen betrof- und marktbasiert erfolgen. fenen Marktteilnehmern des jeweiligen Marktes ist ■ Das bestehende und bewährte Bilanzgruppenmo- unabdingbar. dell mit seinen Rechten und Pflichten sollte auch weiterhin Grundlage des Marktdesigns in Österreich Die kommerziellen Marktteilnehmer werden diese bleiben. Die bestehende Aufteilung der Marktrol- Punkte in den Diskussionsprozess mit der APG zur len in kommerzielle und regulierte Marktteilneh- Gestaltung eines Flexibilitätsmarktes, der Anfang mer soll unverändert aufrecht bleiben. Die neu 2021 fortgesetzt werden soll, einbringen. BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 26
Wasserrahmenrichtlinie, Forschungsprojekte, Oesterreichs Energie ist gemeinsam mit Mitgliedsun- Richtlinien ternehmen Partner des Christian Doppler (CD) Labors Auf dem Weg zur Erstellung des NGP III war die „Sedimentforschung und -management“, welches am Erstellung eines Überblickes über die wichtigen Department für Wasser-Atmosphäre-Umwelt an der Wasserbewirtschaftungsfragen durch das BMLRT Universität für Bodenkultur Wien eingerichtet wurde. ein wesentlicher Schritt. Darin werden die für die Ziel des CD-Labors ist die Schaffung von wissen- Zielerreichung der WRRL erforderlichen Maßnah- schaftlichen Grundlagen, um Möglichkeiten, Grenzen men definiert. Oesterreichs Energie hat dazu eine und Wechselwirkungen einer Sedimentdynamisierung ausführliche Stellungnahme eingebracht, in welcher an den österreichischen Flüssen zu eruieren. zu den für die Energiewirtschaft relevanten Kapiteln, insbesondere zu den Abflussverhältnissen, zur Durch- Weiters ist Oesterreichs Energie an einem For- gängigkeit, zur Gewässerstruktur und zum Feststoff- schungsprojekt zur Untersuchung des Wanderver- management, Stellung bezogen wurde. Ebenso wurde haltens von Fischen und den wasserkraftbeding- die von Oesterreichs Energie begrüßte Überarbeitung des Leitfadens zum Bau von Fischaufstiegshilfen kommentiert. Gleichzeitig werden im Rahmen der von Oester- reichs Energie mitfinanzierten Forschungsprojekte und durch intensiven Informationsaustausch mit Oesterreichs Energie/Christian Fischer dem Ministerium Lösungswege gesucht, um für die Energiewirtschaft vertretbare Maßnahmen zur ökologischen Gewässersanierung zu erarbeiten. Damit sollen kostenintensive nachteilige Folgen für die Energiewirtschaft durch aktive Mitgestal- tung im Erarbeitungsprozess der NGPs abgewendet werden: BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 27
ten Beeinträchtigungen an Flüssen beteiligt. Der Rahmen der Erstellung des 3. Nationalen Gewässer- Fokus liegt dabei auf der flussabwärtsgerichteten bewirtschaftungsplans die für die Energiewirtschaft Fischwanderung, mit dem Ziel, die Auswirkungen von relevantesten Themen Restwasser und Schwall und Schädigungen bei der Turbinenpassage auf die Popu- Sunk untersucht. Das Projekt baut dabei auf den lationsgrößen einheimischer Fische abzuschätzen. derzeit mit Beteiligung von Oesterreichs Energie Darauf aufbauend soll die Notwendigkeit von präven- laufenden bzw. bereits abgeschlossenen Forschungs- tiven Fischschutzmaßnahmen an (mittel-)großen projekten „Fischabstieg“, „SuREmMa+“ und „Sedi- Kraftwerksanlagen beurteilt werden. Das Projektteam mentmanagement“ auf. Im Vorfeld der Studie wurde besteht aus nationalen und internationalen Partnern. von Oesterreichs Energie eine Literaturstudie „SuREmMa++: Restwasser im Hochgebirge; Vorstudie „Aufbereitung vorhandener Makrozoobenthos-Daten und die abiotische Charakterisierung des Untersu- chungsgebietes“ von Oesterreichs Energie beauftragt. Ziel dieser Studie war die Erstellung einer harmo- nisierten Datenbank im fischfreien Lebensraum als Basis zur Entwicklung einer Methodik zur Bewertung von Hochgebirgsrestwasserstrecken im Rahmen der Zielsetzungen der europäischen Wasserrahmenricht- linie. Daraus ableitbare Informationen sind in das Arbeitsprogramm des Projekts ÖkoReSch eingeflos- sen. Projektbeginn war im November 2020 mit einer Wien Energie Dauer von 6 Jahren. Studie zu PV-Potenzialen in Österreich Mit dem Projekt ÖkoReSch – „Erreichung des guten Photovoltaik wird eine bedeutende Rolle bei der ökologischen Potenzials hochalpiner Restwasserstre- Erreichung der nationalen Klima- und Energieziele cken und schwallbelasteter Gewässer“ werden im im Strombereich einnehmen. Bis 2030 sollen zusätz- BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 28
lich etwa 11 TWh aus der Photovoltaik kommen. Darüber hinaus kann daraus abgeleitet werden, Um eine Daten- und Diskussionsbasis für das öster- dass die Gebäude-PV ohne bedeutende Änderung reichische PV-Potenzial zu schaffen, hat Oesterreichs der Rahmenbedingungen bei weitem nicht aus- Energie eine umfangreiche Studie beauftragt, welche reichen wird, um die mittelfristigen Ausbauziele das Flächenpotenzial für den PV-Ausbau in Öster- zu erreichen. Da auch die Potenziale auf Deponie- reich untersucht und die Bedeutung von einzelnen und Verkehrsflächen mit 0,3 TWh bzw. 1 TWh eben- Flächenkategorien zur Erreichung des Erneuerba- falls eher gering sind, werden etwa 6 TWh Photovol- ren-Ausbauziels beleuchtet. Dabei wurde auch eine taik auf weiteren Flächen benötigt. Die Nutzung von qualitative Analyse der wirtschaftlichen, technischen, Flächen-PV muss daher von Beginn an in ausgewo- zeitlichen und ökologischen Aspekte der Errichtung gener Weise erfolgen, und die Rahmenbedingungen von PV-Anlagen durchgeführt, um Hemmnisse zur für deren Nutzung müssen entsprechend verbessert vollen Ausschöpfung von Potenzialen zu identifizieren. werden. Die Ergebnisse der Studie (Fechner 2020: „Ermittlung des Flächenpotenzials für den Photovoltaik-Ausbau Auf Grundlage der Studienergebnisse wurde von in Österreich: Welche Flächenkategorien sind für die Oesterreichs Energie ein Positionspapier erstellt, Erschließung von besonderer Bedeutung, um das welches das Ausbauziel der Regierung in Bezug auf Ökostromziel realisieren zu können?“) zeigen auf, die Flächenpotenziale kritisch beleuchtet und sich dass sich bei den derzeitigen Rahmenbedingungen neben der umfassenden Nutzung von Gebäudeflächen bis 2030 etwa weitere 4 TWh an Gebäuden (Dächer auch klar für die zur Zielerreichung erforderliche und Fassaden) in Österreich realisieren lassen. Alleine Nutzung von Flächen-PV ausspricht. Die Ergebnisse dazu müsste der aktuell erwartete Ausbau von etwa der Studie und die identifizierten gemeinsamen Posi- 250–350 MWp pro Jahr über die kommenden zehn tionen der E-Wirtschaft sind zudem umfangreich in Jahre auf etwa 400 MWp pro Jahr (entspricht ca. den Abstimmungs- und Begutachtungsprozess zum 0,4 TWh pro Jahr) deutlich gesteigert werden. EAG-Paket eingeflossen. BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 29
Sie können auch lesen