Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie

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Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Tätigkeitsbericht
            2020

           BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 1
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Inhalt

  Vorwort.................................................................................................................................. 3

  Energiepolitik & Strategie: Energiepolitik wird Konjunkturpolitik .............................. 4

  Europa: Ein Kontinent zwischen Green Deal und Krise ................................................. 8

  Erzeugung: EAG-Paket und der Erneuerbaren-Ausbau ................................................ 16

  Netze: Versorgungsicherheit in der Energiewende......................................................... 30

  Handel & Vertrieb: Neue Regeln, neue Rollen................................................................. 43

  Forschung und Innovation: Schwerpunkte 2020............................................................. 55

  Kommunikation: Trendforum goes digital....................................................................... 58

  Personal, Finanzen & IT: KV-Verhandlungen 2021......................................................... 66

  Akademie: Auf virtuellen Wegen....................................................................................... 70

  Anhang................................................................................................................................. 73

         Präsidiums-Mitglieder............................................................................................... 74

         Hauptausschuss-Mitglieder...................................................................................... 76

         Gremienvorsitzende.................................................................................................... 78

         Positionen & Fact-Sheets 2020.................................................................................... 82

         Stellungnahmen 2020................................................................................................. 83

                                                                                                                                                INHALT | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 2
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Für die E-Wirtschaft geht ein Jahr zu Ende, das es in
                                                                                      sich hatte: Gleich im Frühjahr musste die Branche den
                                                                                      Beweis antreten, dass die Versorgungssicherheit auch im

                                                  Oesterreichs Energie/Regina Hügli
                                                                                      Lockdown garantiert werden kann. Gleichzeitig brach die
                                                                                      Wirtschaftsleistung im Zuge der Ausgangsbeschränkun-
                                                                                      gen massiv ein. Das Marktvolumen schrumpfte schlagar-
                                                                                      tig, Strompreise sanken. Über den Sommer stabilisierte
                                                                                      sich die Lage langsam, die wirtschaftliche Situation für
                                                                                      unsere Branche blieb aber weiterhin herausfordernd.

                                                                                      Im Herbst begann sich die Stimmung langsam zu drehen.
                                                                                      Der Begutachtungsentwurf des Erneuerbaren-Ausbau-
                                                                                      Gesetzes (EAG) wurde vorgestellt. Neben COVID-19 war
                                                                                      es sicher dieses Gesetzespaket, das das Jahr 2020 für
                                                                                      die Branche maßgeblich geprägt hat – und wohl auch
                                                                                      2021 noch prägen wird. Mit dem Beschluss des EAG
          Generalsekretärin Dr. Barbara Schmidt                                       wird demnächst der Startschuss zum bisher größten
                                                                                      Ausbauwettlauf bei erneu­erbaren Energien fallen. Wenn
                                                                                      bei diesem Thema alle an einem Strang ziehen, können

     Vorwort                                                                          wir nicht nur eines der größten Infrastrukturvorhaben
                                                                                      des Landes auf den Weg bringen, sondern auch dringend
                                                                                      benötigte Konjunkturimpulse setzen.

                                                                                      Darüber hinaus hat Oesterreichs Energie auch im Jahr

Vorwort                                                                               2020 zahlreiche Initiativen bei einer breiten Palette
                                                                                      anderer Themen gesetzt – vom Green Deal über die
                                                                                      Netzreserve bis hin zu Energiegemeinschaften. Die
                                                                                      wichtigsten davon finden Sie auf den folgenden Seiten.
                                                                                      Machen Sie sich selbst ein Bild!

                                                                                      Wir bedanken uns herzlich bei allen, die mit
                                                                                      Oesterreichs Energie gemeinsam an einem sicheren
                                                                                      und nachhaltigen Energiesystem der Zukunft arbeiten!

                                                                                                                                VORWORT | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 3
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Bereich
           Energiepolitik &
                  Strategie
                                  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

                                  Dr. Barbara Schmidt,
                                  Generalsekretärin

                                  DI Susanne Püls-Schlesinger,
                                  Europäische Angelegenheiten

                                  Mag. Anton Schögl,
                                  Büro Brüssel

Energiepolitik & Strategie: Energiepolitik wird
                                  Dr. Max Hautzenberg (bis August 2020),
Konjunkturpolitik                 Rechtliche Angelegenheiten

                                  Dr. Andrea Köhler-Ludescher,
                                  Forschung & Innovation

                                  Sabine Mühlberger,
                                  Assistentin
                                                  BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 4
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Energiepolitik & Strategie:
Energiepolitik wird Konjunkturpolitik
  Der Bereich Energiepolitik und Strategie hat sich         Die dabei gewonnenen Zahlen lieferten eine wich-
  im Jahr 2020 vor allem zwei Themen gewidmet:              tige Grundlage für unsere Aktivitäten in der zwei-
  der Bewältigung der Corona-Krise und dem Erneu­           ten Jahreshälfte, die vor allem darauf ausgerichtet
  erbaren-Ausbau-Gesetz.                                    waren, das Thema Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz
                                                            voranzutreiben.
  Als die COVID-Krise zu Jahresbeginn Österreich
  erreichte, war auch die E-Wirtschaft massiv gefor-        Mit der Veröffentlichung des Begutachtungsentwurfs
  dert. Das gesellschaftliche Leben kam zum Erliegen,       Mitte September konzentrierte sich Oesterreichs
  die Wirtschaftsleistung brach ein. Die E-Wirtschaft       Energie auf die rasche Analyse des Gesetzesvor-
  sicherte in dieser Zeit erfolgreich die Stromversor-      schlags, die Erarbeitung von Kritikpunkten und
  gung in Österreich wurde damit ihrer zentralen            Forderungen sowie die Erstellung einer offiziellen
  Rolle als Betreiberin kritischer Infrastruktur gerecht.   Stellungnahme. Für die dabei formulierten Positio-
  Darüber hinaus übernahmen die Energieversor-              nen hat sich Oesterreichs Energie in weiterer Folge
  gungsunternehmen im Rahmen eines freiwilligen             in zahlreichen Gesprächen mit Vertretern von Politik,
  Verzichts auf Stromabschaltungen auch soziale             Verwaltung und Medien eingesetzt.
  Verantwortung.
                                                            In enger Kooperation mit dem Bereich Kommuni­
  Nach der Bewältigung der akuten gesundheitlichen          kation wurden Maßnahmen gesetzt, um die Themen
  Krise im Zuge des ersten Lockdowns rückten die            in Politik und Gesellschaft zu begleiten, zu thema-
  wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona in den           tisieren und zu beeinflussen und um strategische
  Mittelpunkt der Aktivitäten von Oesterreichs Energie.     Aspekte rechtzeitig aufzubereiten, bevor sie in der
  Im Zuge mehrerer Studien hat Oesterreichs Energie         breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Mit
  die konjunkturellen Chancen rascher Investitionen         dieser Kombination gelang es Oesterreichs Energie
  in die E-Wirtschaft herausgearbeitet, Positionen          2020, wie auch schon in den Jahren davor, grundle-
  entwickelt und die Bedürfnisse der Branche gegen-         gende Inhalte für die öffentliche Diskussion bereit-
  über energiepolitischen Entscheidungsträgern              zustellen und damit thematische Wegmarken auf­­
  kommuniziert.                                             zustellen.

                                                                                     ENERGIEPOLITIK & STRATEGIE | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 5
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Energiepolitik wird zu Konjunkturpolitik                                                          immer wieder darauf hinzuweisen, dass es unsere
Waren die Themen Energie- und Klimapolitik in den                                                 Aufgabe und unser Anspruch ist, Strom nicht nur
ver­gangenen Jahren stark ökologisch konnotiert, so                                               sauber, sondern auch sicher und leistbar zur Verfü-
hat sich dies im Zuge der Corona-Krise geändert. Im                                               gung zu stellen.
Zuge der wirtschaftlichen Verwerfungen durch die
                                                                                                  Oesterreichs Energie Trendforum
                                                                                                  Mit „Oesterreichs Energie Trendforum“ veranstalten
                                                                                                  wir eine Agenda-Setting-Plattform, die aktuelle Ener-
                                                                                                  gie- und Umweltthemen mit anerkannten Experten
                                                                                                  sowie Spitzenvertretern der österreichischen E-Wirt-
                                                                                                  schaft, Ministerien, NGO-Szene und Wissenschaft

                                                        Oesterreichs Energie/Christian Fürthner
                                                                                                  diskutiert.

                                                                                                  Das erste Trendforum war in diesem Jahr leider das
                                                                                                  einzige, das als Veranstaltung vor Ort stattfinden
                                                                                                  konnte. Um das Format auch in Zeiten von Abstands-
                                                                                                  und Hygieneregeln für alle Teilnehmer sicher und
                                                                                                  spannend fortführen zu können, entwickelten wir ein
                                                                                                  digitales Format, das sich in der Zwischenzeit sehr
Krise gewinnt nun auch die konjunkturelle Facette des                                             gut etabliert hat. Durch die digitale Verfügbarkeit
Themas an Bedeutung: Der Umbau des Energiesys-                                                    könnte die Zahl der Teilnehmer bzw. Zuseher deutlich
tems und die massiven damit verbundenen Investiti-                                                gesteigert werden.
onen sind nun nicht nur Mittel zum Zweck, sondern
ermöglichen es, dringend benötigte wirtschaftli-                                                  Beim ersten Oesterreichs Energie Trendforum des
che Impulse zu setzen. Diese Dynamik konnten wir                                                  Jahres stellte Bundesministerin Leonore Gewessler
nutzen, um uns als wesentliche Gestalter des zukünf-                                              ihr ambitioniertes klima- und energiepolitisches
tigen Energiesystems bekannter zu machen und                                                      Programm vor, das eine Reihe von Weichenstellungen

                                                                                                                           ENERGIEPOLITIK & STRATEGIE | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 6
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
vorsieht – vom Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG),        Das digitale Trendforum von Oesterreichs Ener-
über die Novelle zum Energie­effizienzgesetz, bis hin   gie stand auch am 3. Dezember wieder ganz im
zur Ökologisierung des Steuer­systems.                  Zeichen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG).
                                                        Im Rahmen der Veranstaltung diskutierten die Ener-
Im Zuge des zweiten Trendforums mit dem Titel           giesprecherInnen aller im Nationalrat vertretenen
„Corona – Klima – Konjunktur“, das erstmals digital     Parteien das kommende Gesetzespaket. In einem
und ohne Besucher stattfand, diskutierten wir unter     waren sich Tanja Graf (ÖVP), Lukas Hammer (Die
anderem mit Staatssekretär Magnus Brunner das           Grünen), Axel Kassegger (FPÖ), Josef Schellhorn
bevorstehende Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und die        (NEOS) und Alois Schroll (SPÖ) einig: das Gesetze-
wesentlichen Impulse, die das Gesetz für den Wirt-      spaket ist wichtig und soll so rasch wie möglich
schaftsstandort und für die Schaffung von Arbeits-      beschlossen werden. Im Detail gab es allerdings
plätzen setzen könnte.                                  durchaus noch Diskussionsbedarf.

Das dritte Trendforum im September stand schließ-
lich vollständig im Zeichen des Erneuerbaren-Aus-
bau-Gesetzes, das Bundesministerin Leonore Gewess-
ler im Zuge der Veranstaltung der Branche erstmals
im Detail präsentierte. Insgesamt werden auf Basis
des Gesetzes zehn Milliarden Euro an Förderungen

                                                                                                                       COesterreichs Energie/Christian Fürthner
in zehn Jahren vergeben, die vor allem auf regio-
naler Ebene rund 30 Milliarden Euro an Investiti-
onen auslösen sollen. Als „Herzstück“ des Gesetzes
bezeichnete Gewessler die Energiegemeinschaften,
die Österreich als eines der ersten Mitgliedslän-
der der EU einführen will. Die Botschaft dabei:
Alle können an der Energiewende teilhaben.

                                                                                ENERGIEPOLITIK & STRATEGIE | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 7
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Büro Brüssel
            und europäische
            Angelegenheiten
                                   Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

                                   Dipl.-Ing. Susanne Püls-Schlesinger,
                                   Europäische Angelegenheiten (Wien)

                                   Mag. Anton Schögl,

Europa:
     Europa:
         Ein Ein
             Kontinent
                 Kontinent
                       zwischen
                           zwischen
                                 Green
                                    Green
                                       Deal
                                          Deal
                                            und
                                   Büro Brüssel
                                               und
KriseKrise                         Inge Hauswirth,
                                   Assistentin

                                                     BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 8
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Europa:
Ein Kontinent zwischen Green Deal und Krise
  Das Coronavirus erschüttert Europa und die Welt          in der Höhe von 1.824,3  Mrd. Euro. Der mehrjährige
  bis in die Grundfesten und lässt EuropäerInnen           Finanzrahmen (1.074,3  Mrd. Euro) und das als „Next
  wieder die Bedeutung von Grenzen erfahren. Zahl-         Generation EU – NGEU“ (750  Mrd. Euro) bezeichnete
  reiche Reisebestimmungen stellen neue und enorme         außerordentliche Aufbauinstrument werden mitein-
  Herausforderungen an die Diplomatie dar. Der regu-       ander zu einem Paket verknüpft, mit dem die EU beim
  läre Verwaltungsbetrieb in den europäischen Insti-       Wiederaufbau nach der COVID-19-Pandemie unter-
  tutionen muss sich den besonderen Gegebenheiten          stützt und Investitionen in den grünen und digitalen
  der COVID-19-Pandemie anpassen. Viele Sitzungen
  finden nicht mehr physisch statt, sondern digital. An
  der Zielsetzung, Europa zum ersten klimaneutralen                                                Finanzhilfen:
  Kontinent zu machen, wird trotz Krise festgehalten. So                                           390 Mrd. Euro
  haben auch die Staats- und Regierungschefs fest-         1.074,3 Mrd. Euro
                                                               Mehrjähriger                                        750 Mrd. Euro
  gehalten, 30 Prozent der Gesamtausgaben aus dem             Finanzrahmen         Insgesamt                       „Next Generation EU“
  EU-Haushalt und dem neuen Wiederaufbauprogramm                      (MFR)    1.824,3 Mrd. Euro                   (NGEU)
                                                                                                                   COVID-19-Aufbaupaket,
  „Next Generation EU“ (NGEU) für klimabezogene            Siebenjahresplan
                                                                                                                   über die ersten Jahre
                                                                für den EU-
  Projekte aufzuwenden.                                            Haushalt
                                                                                                                   vorgezogen
                                                                                                   Darlehen:
                                                                                                   360 Mrd. Euro
  E-Wirtschaft steht bereit Investitionen im
  Sinne des Green Deal zu tätigen
  Unter dem Motto „Next Generation EU“ stellte
  Kommis­sionspräsidentin Ursula von der Leyen am          Wandel gefördert werden. Die 750 Milliarden Euro
  27. Mai den Wiederaufbauplan vor und postulierte         für das Wiederaufbauinstrument setzen sich aus
  eine Union der Nachhaltigkeit.                           390 Milliarden Euro an Zuschüssen und 360 Milli-
                                                           arden Euro an Krediten zusammen. Die Zuschüsse
  Nach fast fünftägiger Verhandlung einigten sich die      sollen als gemeinsame, europäische Schulden von der
  Staats- und Regierungschefs am 21. Juli 2020 beim        Kommission aufgenommen und bis spätestens 2058
  ersten physischen Treffen auf einen Haushaltsrahmen      zurückgezahlt werden.

                                                                                                         BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 9
Tätigkeitsbericht 2020 - Oesterreichs Energie
Gemäß dem Gipfelbeschluss soll die EU in den            öffentliche Investitionen und Reformen unterstützen
kommenden Jahren auf eine Reform des Systems            und den Mitgliedstaaten dabei helfen, die wirtschaft-
der Eigenmittel hinarbeiten und neue Eigenmittel        lichen und sozialen Auswirkungen der COVID-19-Pan-
einführen, eine Einigung zu folgenden Punkten wurde     demie zu bewältigen. Mit mindestens 37 Prozent der
bereits in die Schlussfolgerungen aufgenommen:          Gesamtzuweisung des Plans sollte der ökologische
■ Neue Abgabe auf nichtrecycelte Kunststoffabfälle      Wandel und mit mindestens 20 Prozent der digitale
  (soll 2021 eingeführt werden).                        Wandel unterstützt werden. Die Mitgliedstaaten
■ CO2-Ausgleichsregelung und Digitalabgabe              müssen nationale Aufbau- und Resilienzpläne für
  (Vorschlag soll 2021 vorgelegt und spätestens bis     2021–2023 erstellen, diese sind von der Kommission
  zum 1. Januar 2023 eingeführt werden).                innerhalb von zwei Monaten nach ihrer Vorlage zu
■ Überarbeitung des europäischen Emissionshandels-      bewerten. Als Kriterien hierfür sollen unter anderem
  systems zum Einschluss von Luft- und Seeverkehr       die Stärkung des Wachstumspotenzials, die Schaffung
  (und möglicherweise Ausweitung auf Verkehr und        von Arbeitsplätzen und die wirtschaftliche sowie sozi-
  Gebäude)                                              ale Resilienz angewandt werden. Die Projekte müssen
■ Prüfung weiterer neuer Eigenmittel wie etwa           zudem einen wirksamen Beitrag zur grünen und digi-
  Finanztransaktionssteuer                              talen Wende leisten. In der Folge ist die Bewertung der
Die neuen Quellen kommen zu den bestehenden             Aufbau- und Resilienzpläne vom Rat mit qualifizierter
Eigenmitteln hinzu. Die Einnahmen aus den nach          Mehrheit im Wege eines Durchführungsrechtsakts zu
2021 eingeführten neuen Eigenmittelquellen werden       genehmigen. Abgabefrist für diese nationalen Pläne
für die vorzeitige Rückzahlung der NGEU-Mittelauf-      ist der 30. April.
nahme verwendet.
                                                        Alle Mittel sollen über EU-Programme fließen, im
Kernstück des Instruments ist die Aufbau- und Resili-   Zusammenhang mit dem Green Deal sind hier vor
enzfazilität, mit dem auf die COVID-19-Krise und die    allem folgende Maßnahmen vorgesehen:
Herausforderungen des ökologischen und digitalen        ■ eine massive Renovierungswelle bei Gebäuden und
Wandels reagiert werden soll. Mit einer Mittelaus-        Infrastrukturen und eine stärkere Kreislaufwirt-
stattung von 672,5 Milliarden Euro wird die Fazilität     schaft, die vor Ort Arbeitsplätze schaffen soll

                                                                                              BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 10
■ Verbreitung von Projekten im Bereich erneuerbarer      päischen Green Deal, den sie als EU-Kommissionsprä-
  Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie, und     sidentin kurz nach ihrem Amtsantritt im Dezember
  Ankurbelung einer sauberen Wasserstoffwirtschaft       2019 auf den Weg brachte, als Jahrhundertprojekt.
  in Europa
■ saubererer Verkehr und sauberere Logistik,
  einschließlich der Installation von einer Million
  Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Förderung
  für Zugfahrten und saubere Mobilität in Städten
  und Regionen
■ Stärkung des Fonds für einen gerechten Übergang,
  um die Umschulung von Arbeitskräften zu fördern
  und Unternehmen damit bei der Erschließung neuer
  Geschäftsmöglichkeiten zu unterstützen.
Oesterreichs Energie spricht sich bei der Verteilung

                                                                                                                       Fotolia/artjazz
von europäischem Geld für eine Ausrichtung am
Green Deal aus und fordert einen konsistenten Zugang
über alle Mitgliedstaaten. Der bedeutenden Rolle des
Sektors zur Energiewende und als Konjunkturmotor
soll bei der Verteilung der Mittel Rechnung getragen     Ehrgeizigeres Ziel bis 2030, um
werden. Weiters wird die Forderung nach einem Level      Klimaneutralität 2050 zu schaffen
Playing Field für alle erneuerbaren Technologien         Die Europäische Kommission zeigt in einer umfassen-
(Hervorhebung der zentralen Rolle der Wasserkraft)       den Folgenabschätzung, wie alle Sektoren zur raschen
gestellt.                                                Senkung von Treibhausgasemissionen bis 2030 beitra-
                                                         gen können. Darauf aufbauend schlägt die Europäi-
Green Deal schreitet voran                               sche Kommission vor:
Ursula von der Leyen verglich die Klimaneutralität bis   ■ die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindes-
2050 mit der Mondmission und bezeichnete den euro-         tens 55 Prozent unter Einbezug von Senken (Wald

                                                                                             BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 11
und Landnutzungsänderungen) zu reduzieren             kosteneffizientesten Art und Weise erreicht werden.
  (Vergleichsjahr: 1990) – Verankerung im Europäi-      Gleichzeitig sollen die unterschiedlichen Ausgangs-
  schen Klimagesetz                                     lagen und Bedingungen der Mitgliedstaaten beachtet
■ bestehende Rechtsakte im Energie- und Klimabe-        werden, außerdem soll das Recht aller Mitgliedstaa-
  reich zu überarbeiten – großes Paket für Juni 2021    ten respektiert werden, über ihren eigenen Energiemix
  angekündigt                                           zu entscheiden und die am besten geeigneten Techno-
■ öffentliche Debatte einzuleiten, um höheres Ziel an   logien zu verwenden, einschließlich Übergangstechno-
  UNFCCC im Rahmen des Pariser Übereinkommens           logien wie Gas.
  zu melden.
                                                        Für die erforderlichen Investitionen rufen die
Mit Spannung erwartet wurde die Einschätzung der        Staats- und Regierungschefs auf, die Mittel aus den
Europäischen Kommission zu den Auswirkungen auf         mehrjährigen Finanzrahmen und Next Generation
die gerade im Vorjahr in legislativen Maßnahmen         EU zu nützen, von denen mindestens 30 Prozent für
festgesetzten energiepolitischen Ziele zu Erneuerba-    Klimaprojekte vorgesehen sind. Der Europäische Rat
ren und Energieeffizienz. Die Folgenabschätzung zeigt   ruft die Kommission auf, bis Juni 2021 einen Legis-
auf, dass sich mit der Kombination der Maßnahmen        lativvorschlag für grüne Anleihen vorzustellen, um
folgende Änderung ergibt:                               gemeinsame globale Standards für grüne Finanzie-
■ Anstieg Erneuerbaren-Ziel 38,5 Prozent                rung zu schaffen.
■ Anstieg Energieeffizienz-Ziel 36 Prozent
                                                        Entsprechend dem höheren Klimaziel wird der Beitrag
Nach intensiven Verhandlungen einigten sich die         der EU zu den internationalen Klimaverpflichtungen
Staats- und Regierungschefs, die Treibhausgase-         (NDC-nationally determined contribution) angepasst
missionen bis 2030 um netto mindestens 55 Prozent       und bis Ende des Jahres an das internationale Klima-
verbindlich zu senken (Vergleichsjahr: 1990). Diese     sekretariat (UNFCCC) gemeldet werden.
Reduktion muss nun in der Folge im Klimagesetz
verankert werden. Das angehobene CO2-Reduktions-        Voraussetzung für die Einigung zur Anhebung
ziel soll von den Mitgliedstaaten gemeinsam in der      des CO2-Zieles stellte der der Durchbruch bei den

                                                                                              BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 12
Verhandlungen zum Budget dar. Damit die Gelder des                             Verankerung der Klimaneutralität im ersten
neuen EU-Haushalts (MFR) und des Wiederaufbau-                                 europäischen Klimagesetz
planes (insgesamt 1,8 Billionen Euro) fließen können,                          Die Europäische Kommission hat am 4. März 2020
wurde ein Kompromiss zu einem neuen Mechanismus                                das Europäische Klimagesetz mit dem Ziel vorge-
gefunden, mit dem bestimmte Rechtsstaatsverstöße                               stellt, die unionsweiten Emissionen und den Abbau
durch Kürzung von EU-Mitteln geahndet werden                                   von Treibhausgasen spätestens bis 2050 auszuglei-
können. Darin sind auch Möglichkeiten festgelegt,                              chen. Beim Vorschlag der Europäischen Kommission
wie sich betroffene Mitgliedstaaten gegen die Anwen-                           handelt es sich um ein EU-weites, verbindliches Ziel
dung der Regelung wehren könnten. Dazu gehört eine                             und nicht auf der Ebene der Mitgliedstaaten. Das
Überprüfung durch den EuGH, was die Anwendung                                  CO2-Reduktionsziel von mindestens 55 Prozent bis
des Verfahrens deutlich hinauszögern könnte. Polen                             2030 wurde mittels gesondertem Änderungsvor­
und Ungarn haben bereits angekündigt, den Mecha-                               schlag des Klimagesetzes im Zuge des Klimazielplans
nismus durch den EuGH prüfen zu lassen.                                        vorgeschlagen. Eine Einigung zwischen Rat und
                                                                               EU-Parlament wird voraussichtlich erst 2021 erzielt.
                                                                               Knackpunkte der Verhandlungen sind das CO2-
                                                                               Reduktionsziel bis 2030 und eine etwaige Verbind-
                                                                               lichkeit der Klimaneutralität auf Mitgliedstaatene-
                                                                               bene. Beide Institutionen fordern ein Zwischenziel
                                                                               für 2040, welches die EU-Kommission im Wege
                                                                               des ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens vor-
                                                                               legen soll.

                                                                               Strategie zur Integration des Energiesystems
                                                                               Die Europäische Kommission veröffentlichte am
                                                        Oesterreichs Energie

                                                                               8. Juli 2020 die EU-Strategie zur Integration des
                                                                               Energiesystems. In der Strategie werden 38 Maßnah-
                                                                               men zur Schaffung eines stärker integrierten Energie­

                                                                                                                    BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 13
systems aufgeführt. Dazu gehören die Überarbeitung         Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff soll stufen-
der bestehenden Rechtsvorschriften, finanzielle            weise bis 2050 angehoben werden, um ihn in allen
Unterstützung, Erforschung und Einsatz neuer               Sektoren einsetzen zu können.
Technologien und digitaler Tools, Leitlinien für die
Mitgliedstaaten zu steuerlichen Maßnahmen und              Zeitgleich mit der Wasserstoffstrategie wurde die
zum Auslaufen von Subventionen für fossile Brenn-          Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff ins
stoffe, eine Reform der Marktsteuerung und Infra-          Leben gerufen, an der führende Vertreter der Indus­
strukturplanung sowie bessere Informationen für            trie, die Zivilgesellschaft, Minister der nationalen und
Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Strategie ruht       regionalen Ebene und die Europäische Investitions-
auf drei Säulen: einem stärker kreislauforientierten       bank beteiligt sind. Die Allianz wird eine Investitions-
Energiesystem (Energieeffizienz an erster Stelle), einer   pipeline für den Ausbau der Erzeugung aufbauen und
stärkeren direkten Elektrifizierung (Wärmepumpen,          die Nachfrage nach sauberem Wasserstoff in der
E-Mobilität) und die Nutzung sauberer Brennstoffe          EU fördern. Oesterreichs Energie ist der Allianz
(z. B. grüner Wasserstoff).                                beigetreten.

Wasserstoffstrategie und Allianz für sauberen              Gesetzesmaterien zum Green Deal werden
Wasserstoff                                                in Konsultationen vorbereitet
Die Wasserstoffstrategie befasst sich damit, wie das       Das Jahr 2020 stand unter dem Zeichen zahlreicher
Potenzial durch Investitionen, Regulierung, Schaf-         Konsultationen, in denen die Meinung von Stake-
fung von Märkten sowie Forschung und Innovation            holdern zu diversen legislativen Maßnahmen zur
ausgeschöpft werden kann. Vorrangiges Ziel ist die         Konkretisierung des Green Deal abgefragt wurden.
Entwicklung von erneuerbarem Wasserstoff, der              Oesterreichs Energie brachte sich zu folgenden
hauptsächlich mithilfe von Wind- und Sonnenener-           Konsultationen ein: Klimazielplan, Integration des
gie erzeugt wird. Kurz- und mittelfristig sind jedoch      Energiesystems, Energieinfrastrukturverordnung,
andere Formen CO2-armen Wasserstoffs erforderlich,         nichtfinanzielle Berichterstattung großer Unterneh-
um die Emissionen rasch zu senken und die Entwick-         men, überarbeitete nachhaltige Finanzstrategie,
lung eines tragfähigen Marktes zu unterstützen. Die        Green Bonds und Energiebesteuerung.

                                                                                                  BÜRO BRÜSSEL | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 14
Plattform für nachhaltiges Finanzwesen                                                                                Veranstaltungen
wird eingesetzt                                                                                                       Aufgrund der Corona-Pandemie fielen physische
Entsprechend der Taxonomie-Verordnung wurde die                                                                       Veranstaltungen in Brüssel aus. Stattdessen wurde
Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen eingerich-                                                                 auf das Online-Webinar-Format gewechselt. Am
tet, deren Kernaufgabe die Beratung der europäischen                                                                  15. Juli fand der österreichische Energiekreis zum
Kommission zu den technischen Bewertungskriterien                                                                     Thema „Green Recovery“ mit Peter Zapfel, Referatslei-
zur Klassifizierung ökologischer nachhaltiger Tätig-                                                                  ter in der Generaldirektion Klimapolitik der Europä-
keiten ist. Am 1. Oktober wurde die Mitgliederliste                                                                   ischen Kommission, statt. Der europäische Dachver-
veröffentlicht. Von österreichischer Seite hat es nur                                                                 band Eurelectric hat im Webinar „Charge! Deploying
die OMV in diese Plattform geschafft. Seitens der                                                                     Secure & Flexible Energy Storage – Challenges &
E-Wirtschaft sind zwei Unternehmen (E.ON und Iber-                                                                    Opportunities“ den Speicherbericht vorgestellt. Als
drola) vertreten, auf Verbandsebene ist unsere Bran-                                                                  Gastsprecherin war u.a. die österreichische EU-Abge-
che nicht repräsentiert.                                                                                              ordnete Claudia Gamon (Renew Europe) vertreten.

                                                                                                                      Praxisplätze im Büro Brüssel
                                                                                                                      Auch heuer konnten wir die Zusammenarbeit mit

                                                        Audiovisual Library European Commission/Christian Lambiotte
                                                                                                                      der Fachhochschule Technikum Wien im Bereich von
                                                                                                                      Praxisplätzen in Brüssel für potenzielle zukünftige
                                                                                                                      Talente und Nachwuchshoffnungen für die E-Wirt-
                                                                                                                      schaft fortführen. Zu Beginn konnte das Praktikum
                                                                                                                      noch direkt am Brüsseler Puls absolviert werden. Den
                                                                                                                      COVID-19-Bedingungen geschuldet wurde der Praxis-
                                                                                                                      betrieb auf Homeoffice umgestellt und das Wissen
                                                                                                                      über zahlreiche Webinare und Telefonkonferenzen
                                                                                                                      erworben.

                                                                                                                                                     BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 15
Bereich
                        Erzeugung
                               Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

                               Dr. Dieter Kreikenbaum,
                               Leiter Bereich Erzeugung

                               DI Benjamin Apperl, MU,
                               Referent Erzeugung

                               Philip Rammel, MSc,
                               Referent Erzeugung

                               Michaela Metzner,
                               Assistentin

Erzeugung: EAG-Paket und der Erneuerba-
ren-Ausbau
                                            BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 16
kürzester Zeit wurde dazu die systemerhaltende
                                                       Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an alle
                                                       notwendigen strikten Gesundheits- und Sicherheits-
                                                       vorgaben angepasst und die nahezu hundertprozen-
                   Dipl.-Ing. Dr. Karl Heinz Gruber,   tige Verfügbarkeit der Anlagen gewährleistet.
                   Spartensprecher Erzeugung
                   von Oesterreichs Energie und        Allerdings führte der wirtschaftliche Einbruch infolge
                   Mitglied der Geschäftsführung       der Pandemie zu einer sinkenden Stromnachfrage mit
                   der VERBUND Hydro Power             ebenfalls sinkenden Strompreisen und als Folge zu
                   GmbH                                schwierigen Prognosen für die Zukunft und damit zu
                                                       erschwerten Investitionsbedingungen für die E-Wirt-
                                                       schaft.

Ambitionierte Ziele brauchen                                                    In diesem Zusammenhang
                                                                                sind verlässliche rechtli-

faire Regeln                                                                    che und wirtschaftliche
                                                                                Rahmenbedingungen von
                                                                                ganz besonderer Bedeutung,
2020 wird als das Jahr der welt- und systemüber-       um die gesetzten Ziele beim Ausbau der erneuerbaren
greifenden COVID-Krise mit all den außergewöhnli-      Energien auch tatsächlich zu erreichen. Durch die
chen Herausforderungen in Erinnerung bleiben. Die      Umstellung auf eine erneuerbare Energieversorgung
Auswirkungen werden uns wohl auch noch geraume         schon heute kann ein wesentlicher Beitrag geleistet
Zeit fordern. Basierend auf dem durch laufende         werden, um die sich in der Zukunft abzeichnende
Krisenübungen erarbeiteten Maßnahmenbündel und         Klimakrise wirksam zu begrenzen. Zu Recht bekräftigt
digitalen Kommunikationshilfen konnten die Strom-      daher die neue Bundesregierung das Ziel, bis 2030
erzeuger die Energieversorgung auch während der        den Gesamtstromverbrauch bilanziell vollständig aus
Pandemie von Beginn an sicherstellen. Innerhalb        erneuerbaren Energien zu decken und dafür rasch

                                                                                       BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 17
adäquate gesetzliche Grundlagen zu schaffen. Neue        vorgegebene Erreichung ökologischer Ziele, müssen
Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Ener-       daher auch durch gesonderte Fördertöpfe vorange-
gien brauchen aufgrund der durch die Krise vergrö-       bracht werden. Hier wird das Zusammenwirken des
ßerten Diskrepanz zwischen den Marktpreisen und          EAG und des Umweltförderungsgesetzes (UFG) unum-
den Gestehungskosten von Wasser- und Windkraft           gänglich sein, um bei den durch das EAG geförderten
sowie von Photovoltaik und Biomasse weiterhin wirt-      Anlagen gleichzeitig modernste ökologische Maßnah-
schaftliche Anreize, um umgesetzt zu werden. Folge-      men in einem wirtschaftlichen Rahmen umsetzen zu
richtig stand die Schaffung des Erneuerbaren-Aus-        können.
bau-Gesetzes (EAG) als das Schlüsselinstrument der
Bundesregierung zur Umsetzung des 100-Prozent-Er-        Widersprüchliche politische Zielvorgaben sind gene-
neuerbaren-Ziels im Fokus der Aktivitäten des Jahres     rell eine zunehmende Herausforderung beim Ausbau
2020.                                                    der erneuerbaren Energien. Zu nennen sind hier etwa
                                                         Artenschutz- und Biodiversitätsziele, welche in unter-
Oesterreichs Energie setzt sich für die Ausgestal-       schiedlichen Strategien, Verordnungen und Richtlinien
tung des EAG als insgesamt effizientes Incentivie-       umgesetzt werden. Investitionen in die jeweiligen
rungssystem ein, mit dem der erforderliche Erneuer-      Zielerreichungen erfordern daher vorab eine poli-
baren-Ausbau bis 2030 ermöglicht wird, ohne dabei        tische Abwägung, wann und wie widersprüchliche
wesentliche Mehrbelastungen für die Verbraucher          Zielvorgaben aufgelöst werden; sowohl auf EU-Ebene
gegenüber dem Ist-Zustand zu verursachen. Entschei-      als auch national. Der Ausbau erneuerbarer Energie
dend ist, dass die zur Verfügung gestellten jährlichen   dient in erster Linie der Erreichung der Dekarboni-
Fördermittel von einer Milliarde Euro auch wirklich      sierungsziele, kann dabei aber in einzelnen Bereichen
gezielt zum Ausbau der erneuerbaren Energien einge-      auch im Widerspruch etwa zum Artenschutz stehen.
setzt werden. Denn jede machbare zusätzliche Kilo-       Eine Priorisierung der Maßnahmenauswahl, die allen
wattstunde zählt.                                        politischen Zielen gerecht wird, ist zweifelsohne eine
                                                         wichtige Herausforderung; denn ohne eine solche
Andere Ziele, wie etwa die für die Wasserkraft durch     Maßnahmenauswahl läuft man Gefahr, keines der
Wasserrahmenrichtlinie und Wasserrechtsgesetz            Ziele zu erreichen. Nur wenn alle involvierten Bereiche

                                                                                         BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 18
ihren Beitrag leisten und dabei auch über ihre Einzel­   Damit wäre zwar ein erster, sehr wichtiger Schritt
interessen hinaus übergreifend zusammenarbeiten,         zu einer umfassenden Umgestaltung des Energie-
können wir die drohende Klimakrise bewältigen.           und Stromsystems getan. Wenn wir uns aber vor
                                                         Augen halten, dass sich Österreich nicht nur das
Der im Herbst 2020 vorgelegte EAG-Entwurf                100-Prozent-Erneuerbaren-Ziel für 2030 gesetzt hat,
entspricht in wesentlichen Punkten den von Oester-       sondern auch bis 2040 klimaneutral werden will,
reichs Energie gestellten Anforderungen. Es wird auf     wird deutlich, dass sehr bald noch weitere wesent­
ein technologiespezifisches Incentivierungssystem        liche Schritte eingeleitet werden müssen; sowohl
gesetzt, das grundsätzlich unter-                                           innerhalb des Energie- und
schiedliche spezifische Kosten und                                          Stromsystems als auch weit
Genehmigungsdauern der einzel-                  „Nur wenn alle              darüber hinaus.
nen Technologien berücksichtigt             involvierten Bereiche
und damit zur Diversifizierung der          ihren Beitrag leisten,          Innerhalb des Stromsystems
Erzeugungsstruktur im Sinne der                                             müssen neben dem deutlichen
Wirtschaftlichkeit und Versorgungs-
                                          können   wir die drohende         Aus- und Zubau der Erneuerbaren
sicherheit beiträgt (Technologiemix).      Klimakrise bewältigen.“          auch in hohem Tempo Energie-
Zudem soll die Incentivierung zum                                           speicher, Flexibilitätskapazitäten
größten Teil mittels variabler Markt-                                       sowie passende Übertragungs- und
prämien über 20 Jahre erfolgen, wobei die Vergü-         Verteilnetze errichtet und ausgebaut und zur Verfü-
tungssätze mittels Ausschreibungen ermittelt bzw.        gung gestellt werden. Nur wenn dies lückenlos erfüllt
administrativ festgelegt werden sollen.                  ist, kann die derzeit sehr hohe Versorgungssicherheit
                                                         in unserem Land auch weiterhin in der gewohnten Art
Wirklich wichtig ist jetzt, dass das EAG sowie die       und Weise sichergestellt werden. Dazu kommt auch
dazugehörigen Verordnungen nun ehestmöglich              die dringend notwendige Einführung einer Netzre-
2021 verabschiedet werden. Nur dann kann rasch           serve, die das Wegbrechen bestehender gut planbarer
mit dem 10-jährigen Erneuerbaren-Ausbau begonnen         thermischer Kraftwerke und deren jederzeitige Verfüg-
werden.                                                  barkeit sichern soll, wenn Wind und PV nicht liefern

                                                                                        BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 19
können; ein kleiner, wenngleich sehr wichtiger          träger eine wesentliche Rolle spielen. Speziell der
Mosaikstein.                                            Energieträger Wasserstoff wird – vorwiegend als
                                                        grüner Wasserstoff – neben der direkten Verwendung
Außerdem ist alles zu unternehmen, damit die für alle   zukünftig auch als Zwischenspeicher für saisonal
Erzeugungsanlagen derzeit in Österreich bestehenden     bedingte, punktuelle Überangebote von erneuerbarem
Wettbewerbsnachteile gegenüber Nachbarstaaten           Strom, als Transportmedium zur Verteilung grüner
vermieden werden: vor allem durch die Entlastung        Energie über ganz Europa oder als wichtiger Grund-
von Systemdienstleistungsentgelten und anderer          baustein und Rohstoff in der Industrie verwendet
G-Komponenten sowie generell durch die Senkung          werden.
der hohen Abgabenbelastung.
                                                        Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass für das
Weiters sind entsprechende regulatorische und öko-      Erreichen der Klimaziele – bei gleichzeitiger Erhal-
nomische Rahmenbedingungen für die Errichtung           tung der Versorgungssicherheit – ein Zusammenspiel
und den Betrieb der notwendigen Flexibilitäts- und      aller verfügbaren (erneuerbaren) Technologien und
Speicherinfrastruktur zu schaffen.                      der Einsatz von grünem Wasserstoff notwendig sein
                                                        wird. Letzterer wird ein unersetzbarer Baustein des
Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien muss           künftigen Energiesystems sein. Daher müssen seitens
auch in anderen Sektoren, wie Industrie oder Verkehr,   der politischen Entscheidungsträger bereits jetzt
zum Ziel der Klimaneutralität beitragen. Mit Hilfe      die passenden Rahmenbedingungen und Anreize für
von Sektor-Kopplung bzw. Sektor-Integration kann es     den zeitnahen Roll-out dieser Schlüsseltechnologie
gelingen, wesentliche Fortschritte bei der Dekarboni-   geschaffen und anwendungsorientierte Forschung
sierung zu erzielen.                                    initiiert werden.

Hierbei werden sowohl die Elektrifizierung von Sekto-   Neben der Bewältigung der Gesundheitskrise muss
ren außerhalb des Elektrizitätssektors als auch der     im gleichen Atemzug die Vermeidung der Klimakrise
Einsatz von Wasserstoff als Grundstoff und Ausgangs-    eine ganz hohe Priorität haben. Nur ein verträgliches
basis für weitere synthetische Energie-                 Klima sichert unseren sozialen und wirtschaftlichen

                                                                                        BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 20
Wohlstand, und dafür ist das Ziel der Klimaneutralität   Reform des Energiesteuer- und Abgabensystems
ein richtiger Weg.                                       adäquat zu berücksichtigen und miteinzubeziehen
                                                         sind.
Um die mit Sicherheit größte Infrastrukturoffensive
in die Wege zu leiten, brauchen wir mehrere Dinge:       Ebenso sollte der Einsatz innovativer Lösungen durch
zum einen eine grundlegende Überarbeitung des            Leuchtturmprojekte vorangetrieben werden, die auf
Tarifierungs- und Steuerrahmens, um nachhaltige          bestehenden Demonstrationsanlagen aufbauen und
Geschäftsmodelle zu entwickeln und Investitionen zu      kurzfristig einen Beitrag liefern können.
ermöglichen. Hürden, wie die steuerliche oder tarifli-
che Doppelbelastungen in der gesamten Wertschöp-         Und über alledem steht das Erfordernis einer breiten
fungskette, sind jedenfalls zu vermeiden.                Akzeptanz in der Bevölkerung. Nur wenn die beste-
                                                         henden, aber insbesondere die neuen Kraftwerke,
Zum anderen muss ein Level Playing Field der             Speicher und Netze als positive Symbole für die
Energieträger auf Basis der CO2-Emissionen sicher-       saubere Energiezukunft anerkannt werden, können
gestellt werden, indem die CO2-Emissionen der unter-     wir die großen Herausforderungen, die vor uns liegen,
schiedlichen Energieträger bei der umfas­senden          auch gemeinsam stemmen.

                                                                                        BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 21
EAG-Paket und Erneuerbaren-Ausbau                      Am 16. September 2020 wurde der Begutachtungs-
Anfang des Jahres wurden im Regierungsprogramm         entwurf des EAG-Pakets veröffentlicht und die Frist
die Ausbauziele für die verschiedenen erneuerbaren     zur Stellungnahme mit 28. Oktober 2020 festgesetzt.
Erzeu­gungstechnologien festgelegt, und ein Erneu-     Oesterreichs Energie brachte eine umfangreiche
erbaren Aus­baugesetz (EAG) für den Sommer 2020        Stellungnahme ein, welche aus Sicht der Erzeugung
wurde in Aussicht gestellt.                            folgende Kernthemen adressiert:

Oesterreichs Energie hat im Frühjahr 2020 für alle     Fördersystem allgemein
relevanten EE-Technologien (PV, Windkraft, Wasser-     Das Marktprämienmodell ist grundsätzlich zu
kraft und Biomasse) Konkretisierungen der möglichen    begrüßen, jedoch sollte dessen Abwicklung massiv
und realistischen Ausbaupotenziale und der Forde-      vereinfacht werden. Dazu sollte der Referenzmarkt-
rungen zum Incentivierungsrahmen zur Ergänzung         wert einheitlich für alle Technologien pro Kalen-
der bereits im Frühjahr 2019 erfolgten EAG-Positio-    dermonat ermittelt werden. Dadurch kann die im
nierung vorge­nommen.                                  Entwurf vorgesehene Akontierung und nachträgli-
                                                       che Aufrollung vermieden werden und auch die im
Am 4. Juni 2020 wurde durch das BMK ein Konzept-       Entwurf vorgesehene Rückzahlung der akontierten
papier zum EAG und dessen Fördersystem vorge-          Marktprämie, wenn diese tatsächlich kleiner Null
stellt, welches eine Übersicht des Incentivierungs-    wäre, entfallen. Die vorgesehenen Fristen zur Inbe-
rahmens für die ein­zelnen EAG-Technologien bzw.       triebnahme sind für alle Technologien zu kurz ange-
erste Regelungen zur Netzreserve enthielt und die      setzt und sollten verlängert werden. Zudem sollte eine
Basis für weitere vertief­ende Positionierungsarbeit   Beeinspruchung durch Rechtsmittel eine Aussetzung
über den Sommer hinweg legte. Dabei brachte sich       der Fristen zur Folge haben.
Oesterreichs Energie in die Verhandlungen zwischen
den Koalitionspartnern ein und unterstützte die        Photovoltaik
Positionen der E-Wirtschaft durch die Bereitstellung   Das grundsätzliche Bekenntnis zu Photovoltaik-
von Argumenten, Daten und Lösungs­vorschlägen zu       Frei­flächenanlagen ist zu begrüßen, da ohne solche
verschiedensten offenen Fragestellungen.               das Ausbauziel von 11 TWh nicht erreichbar ist.

                                                                                       BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 22
Der Abschlag auf die Höhe des Zuschlagwertes von                                               womit für das Stromnetz und die Akzeptanz abträgli-
30 Prozent für Freiflächenanlagen ist jedoch deut-                                             che Konzentrationseffekte vermieden werden können.
lich zu hoch angesetzt und kann durch Kostenvor-                                               Für die dazu notwendige Differenzierung durch
teile nicht ausgeglichen werden. Dies gefährdet die                                            Korrektur des anzulegenden Wertes sollten neben
Umsetzung dieser zur Erreichung des Ausbauziels                                                dem Windertrag auch Unterschiede bei den Betriebs-
unbedingt erforderlichen Anlagen, welche in der                                                und Investitionskosten berücksichtigt werden. Diese
Regel rückstandslos entfernt werden können und                                                 unterschiedlichen Betriebs- und Investitionskosten
keine Flächenversiegelung darstellen. Der Abschlag                                             hängen insbesondere von der Höhenlage, der Waldlage
für Freiflächenanlagen sollte daher maximal                                                    und von Skaleneffekten ab. Durch das Einbeziehen
10 Prozent betragen.                                                                           dieser Faktoren wird zudem die Fördereffizienz gestei-
                                                                                               gert, da zielgerichtet auf die Vor- und Nachteile von
Windkraft                                                                                      Standorten eingegangen werden kann.
Im Bereich Windkraft muss der ausgewogene und
parallele Ausbau in ganz Österreich das Ziel sein,                                             Wasserkraft
                                                                                               Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass mit den neuen
                                                                                               Marktprämien künftig Neuanlagen und Erweiterun-
                                                                                               gen Anlagen mit bis zu 20 MW Leistung sowie die
                                                                                               ersten 25 MW größerer Kraftwerke förderbar sind.
                                                                                               Für Revitalisierungsprojekte sind angesichts der
                                                                                               hohen Wirkungsgrade von vielen Wasserkraftwerken
                                                      Oesterreichs Energie/Christian Fischer

                                                                                               Effizienzsteigerungen von 10 Prozent als Fördervor­
                                                                                               aussetzung zu hoch, wodurch viel Effizienzsteige-
                                                                                               rungspotenzial liegen gelassen würde. Es wird vorge-
                                                                                               schlagen, den Wert auf 3 Prozent zu reduzieren.
                                                                                               Klar abgelehnt werden die geplanten zusätzlichen
                                                                                               öko­logischen Förderausschlusskriterien über die
                                                                                               strengen Bestimmungen des wasserrechtlichen

                                                                                                                               BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 23
Genehmigungsver­fahrens hinaus. Die „doppelte ökolo-     Biomasse teilnehmen und einen neuen Fördervertrag
gische Prüfung“ von Wasserkraftanlagen würde deren       für 20 Jahre erhalten können.
Ausbau weiter erschweren, ohne erkennbaren Nutzen
zu bringen. Falls trotzdem Ökokriterien bestehen blei-   Netzreserve
ben, müssen klare Ausnahmen definiert werden für         Die geplanten Bestimmungen zur Netzreserve sind
■ Projekte, welche in einer Gesamtbewertung aufgrund     kritisch zu sehen. Aufgrund der witterungsbedingt
  projektintegraler Maßnahmen auch gewichtige            schwankenden Stromproduktion von Windparks und
  ökologische Interessen berücksichtigen und insge-      PV-Anlagen sind jederzeit verfügbare Kraftwerke,
  samt eine ökologische Verbesserung schaffen,           die Erdgas als Brennstoff nutzen, auf absehbare Zeit
■ Projekte, bei denen es durch Entfernen oder            unverzichtbar, geraten aber zunehmend unter Preis-
  Ersatz von Querbauwerken insgesamt zu einer            druck. Daher ist es dringend notwendig, sie wirt-
  Verbesserung der Durchgängigkeit kommt und
■ Projekte, welche flussbaulich notwendige Querbau-
  werke energetisch nutzen.

Biomasse
Für Anlagen auf Basis von Biomasse fehlen Regelun-
gen für deren Repowering nach Ablauf der techni-

                                                                                                                         Oesterreichs Energie/Regina Hügli
schen Lebensdauer. Durch die vorgeschlagene Umset-
zung lässt sich der langfristige Bestandserhalt durch
die Nutzung bestehender Infrastruktur mit höchster
Fördereffizienz sicherstellen.

Repowering-Anlagen würden demnach mittels eines
Abschlags auf den Kapitalkostenanteil des anzulegen-
den Wertes in einem fairen Wettbewerb mit Neuanla-       schaftlich lang­fristig abzusichern. Leider geschieht
gen an der Ausschreibung für Anlagen auf Basis von       dies mit dem vor­liegenden Entwurf nicht in ausrei-

                                                                                          BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 24
chendem Umfang. So sind etwa maximal zweijährige          Ausblick
Verträge und kein vollständiger Kostenersatz im           Oesterreichs Energie wird sich auch nach der Konsul-
Rahmen der Netzreserve vorgesehen. Auch im Falle          tation laufend in den Prozess bis zur Fertigstellung
eines Stilllegungsverbotes ist die voll­ständige Abgel-   des finalen EAG-Pakets einbringen und die Berück-
tung der daraus erwachsenden Kosten nicht geplant.        sichtigung der Inhalte der Stellungnahme verfolgen.
                                                          Die Regierungsvorlage zum EAG-Paket soll Mitte
Energiespeicher                                           November erstellt werden, um das EAG am 2. Dezem-
Um Versorgungssicherheit und Ausbau erneuerbarer          ber 2020 im Wirtschaftsausschuss zu behandeln.
Energien in Einklang zu bringen, kommt Speichern          Oesterreichs Energie wird die Positionen zur Incenti-
eine zunehmende Rolle im Energiesystem zu. Grund-         vierung erneuerbarer Energien auch in den anschlie-
sätzlich ist anzustreben, alle Energiespeicher von        ßenden parlamentarischen Prozess einbringen.
der tariflichen Doppelbelastung zu befreien, indem
auf die Erhebung von Netznutzungsentgelten und            Versorgungssicherheit und Flexibilität
Netzverlustentgelten verzichtet wird. Die bereits im      Das nationale Ziel, den Gesamtstromverbrauch bilan-
Entwurf vorgesehene Entlastung neuer Pumpspei-            ziell vollständig aus erneuerbaren Energien zu decken
cherkraftwerke sollte jedenfalls auf derzeit von Netz-    sowie die europäischen Vorgaben aus dem Clean
nutzungsentgelten und Netzverlustentgelten befreite       Energy Package erfordern für die Integration des
Anlagen ausgedehnt und die bestehende Frist auf           Zuwachses an fluktuierender Erzeugung das Heben
20 Jahre verlängert werden. Die Frist für Neuanlagen      aller Flexibilitätspotenziale für die Systemstabilität.
sollte ebenso von 15 auf 20 Jahre angepasst werden        Ausgehend von der Fragestellung, wie die in Zukunft
(entspricht Förderzeitraum). Diese Forderung ist          vermehrt verfügbaren und gleichzeitig vermehrt
analog auf Konversionsanlagen, wie etwa Elektroly-        erforderlichen Flexibilitätspotenziale bereitgestellt
seanlagen, anzuwenden, eine Abweichung von deren          und genutzt werden können, startete bereits 2019
bisheriger Gleichbehandlung mit Pumpspeichern ist         ein diesbezügliches Projekt des Übertragungsnetz-
abzulehnen. Mit dem Thema Wasserstoff haben wir           bereibers APG (Vertikale Marktintegration VMI/Flex
uns auch über das EAG hinaus beschäftigt und im           Hub). Experten der Sparten Erzeugung sowie Handel/
ersten Schritt ein umfassendes Factsheet erstellt.        Vertrieb diskutierten 2020 vertieft die Sicht der kom-

                                                                                          BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 25
auszugestaltenden Marktrollen (für z. B. Aggregato-
                                                                                                      ren) sind auf Basis von gleichwertigen Rechten und
                                                                                                      Pflichten (Level Playing Field) zu gestalten und zu
                                                                                                      integrieren.
                                                                                                    ■ Bestehende zonale Märkte, wie die Spotmärkte
                                                                                                      im Day-ahead- und Intraday- oder im Regelreser-

                                                           Oesterreichs Energie/Christian Fischer
                                                                                                      vemarkt, sollten durch die Integration der Flexibili-
                                                                                                      täten gestärkt werden.
                                                                                                    ■ Abweichungen und Einschränkungen des zonalen
                                                                                                      Flexibilitätsmarktes durch lokale Netzengpässe sind
                                                                                                      exante darzustellen, zu begründen und allen rele-
                                                                                                      vanten Marktteilnehmern mitzuteilen.
                                                                                                    ■ Lokale Netzengpässe im Verteilnetz sind durch
                                                                                                      effiziente Lösungen, wie implizite Integration in den
merziellen Marktteilnehmer zu den Gestaltungsop-                                                      zonalen Markt durch „Netzdienlichkeitsmarker“ und
tionen eines Flexibilitätsmarktes und entwickelten                                                    Anpassung der Netzentgeltstruktur in Anlehnung an
daraus folgende Empfehlungen:                                                                         die Kostenstruktur im Sinne der Verursachungsge-
■ Die Teilnahme von Flexibilitäten am Strommarkt,                                                     rechtigkeit, zu beheben.
  seien sie von Erzeugern, Verbrauchern oder mittels                                                ■ Eine standardisierte, sach- und anforderungsge-
  Speicherung, sollte mit freier Preisbildung freiwillig                                              rechte Marktkommunikation zwischen allen betrof-
  und marktbasiert erfolgen.                                                                          fenen Marktteilnehmern des jeweiligen Marktes ist
■ Das bestehende und bewährte Bilanzgruppenmo-                                                        unabdingbar.
  dell mit seinen Rechten und Pflichten sollte auch
  weiterhin Grundlage des Marktdesigns in Österreich                                                Die kommerziellen Marktteilnehmer werden diese
  bleiben. Die bestehende Aufteilung der Marktrol-                                                  Punkte in den Diskussionsprozess mit der APG zur
  len in kommerzielle und regulierte Marktteilneh-                                                  Gestaltung eines Flexibilitätsmarktes, der Anfang
  mer soll unverändert aufrecht bleiben. Die neu                                                    2021 fortgesetzt werden soll, einbringen.

                                                                                                                                    BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 26
Wasserrahmenrichtlinie, Forschungsprojekte,             Oesterreichs Energie ist gemeinsam mit Mitgliedsun-
Richtlinien­                                            ternehmen Partner des Christian Doppler (CD) Labors
Auf dem Weg zur Erstellung des NGP III war die          „Sedimentforschung und -management“, welches am
Er­stellung eines Überblickes über die wichtigen        Department für Wasser-Atmosphäre-Umwelt an der
Wasser­bewirtschaftungsfragen durch das BMLRT           Universität für Bodenkultur Wien eingerichtet wurde.
ein wesentlicher Schritt. Darin werden die für die      Ziel des CD-Labors ist die Schaffung von wissen-
Zielerreichung der WRRL erforderlichen Maßnah-          schaft­lichen Grundlagen, um Möglichkeiten, Grenzen
men definiert. Oesterreichs Energie hat dazu eine       und Wechselwirkungen einer Sedimentdynamisierung
ausführliche Stellungnahme eingebracht, in welcher      an den österreichischen Flüssen zu eruieren.
zu den für die Energiewirtschaft relevanten Kapiteln,
insbesondere zu den Abflussverhältnissen, zur Durch-    Weiters ist Oesterreichs Energie an einem For-
gängigkeit, zur Gewässerstruktur und zum Feststoff-     schungsprojekt zur Untersuchung des Wanderver-
management, Stellung bezogen wurde. Ebenso wurde        haltens von Fischen und den wasserkraftbeding-
die von Oesterreichs Energie begrüßte Überarbeitung
des Leitfadens zum Bau von Fischaufstiegshilfen
kommentiert.

Gleichzeitig werden im Rahmen der von Oester-
reichs Energie mitfinanzierten Forschungsprojekte
und durch intensiven Informationsaustausch mit

                                                                                                                       Oesterreichs Energie/Christian Fischer
dem Ministerium Lösungswege gesucht, um für
die Energiewirtschaft vertretbare Maßnahmen zur
ökologischen Gewässersanierung zu erarbeiten.
Damit sollen kostenintensive nachteilige Folgen
für die Energiewirtschaft durch aktive Mitgestal-
tung im Erarbeitungsprozess der NGPs abgewendet
werden:

                                                                                       BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 27
ten Beeinträchtigungen an Flüssen beteiligt. Der                      Rahmen der Erstellung des 3. Nationalen Gewässer-
Fokus liegt dabei auf der flussabwärtsgerichteten                     bewirtschaftungsplans die für die Energiewirtschaft
Fischwanderung, mit dem Ziel, die Auswirkungen von                    relevantesten Themen Restwasser und Schwall und
Schädigungen bei der Turbi­nenpassage auf die Popu-                   Sunk untersucht. Das Projekt baut dabei auf den
lationsgrößen einheimischer Fische abzuschätzen.                      derzeit mit Beteiligung von Oesterreichs Energie
Darauf aufbauend soll die Not­wendigkeit von präven-                  laufenden bzw. bereits abgeschlossenen Forschungs-
tiven Fischschutzmaßnahmen an (mittel-)großen                         projekten „Fischabstieg“, „SuREmMa+“ und „Sedi-
Kraftwerks­anlagen beurteilt werden. Das Projektteam                  mentmanagement“ auf. Im Vorfeld der Studie wurde
besteht aus nationalen und internationalen Partnern.                  von Oesterreichs Energie eine Literaturstudie
                                                                      „SuREmMa++: Restwasser im Hochgebirge; Vorstudie
                                                                      „Aufbereitung vorhandener Makrozoobenthos-Daten
                                                                      und die abiotische Charakterisierung des Untersu-
                                                                      chungsgebietes“ von Oesterreichs Energie beauftragt.
                                                                      Ziel dieser Studie war die Erstellung einer harmo-
                                                                      nisierten Datenbank im fischfreien Lebensraum als
                                                                      Basis zur Entwicklung einer Methodik zur Bewertung
                                                                      von Hochgebirgsrestwasserstrecken im Rahmen der
                                                                      Zielsetzungen der europäischen Wasserrahmenricht-
                                                                      linie. Daraus ableitbare Informationen sind in das
                                                                      Arbeitsprogramm des Projekts ÖkoReSch eingeflos-
                                                                      sen. Projektbeginn war im November 2020 mit einer
                                                       Wien Energie

                                                                      Dauer von 6 Jahren.

                                                                      Studie zu PV-Potenzialen in Österreich
Mit dem Projekt ÖkoReSch – „Erreichung des guten                      Photovoltaik wird eine bedeutende Rolle bei der
ökologischen Potenzials hochalpiner Restwasserstre-                   Er­reichung der nationalen Klima- und Energieziele
cken und schwallbelasteter Gewässer“ werden im                        im Strombereich einnehmen. Bis 2030 sollen zusätz-

                                                                                                     BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 28
lich etwa 11 TWh aus der Photovoltaik kommen.             Darüber hinaus kann daraus abgeleitet werden,
Um eine Daten- und Diskussionsbasis für das öster-        dass die Ge­bäude-PV ohne bedeutende Änderung
reichische PV-Potenzial zu schaffen, hat Oesterreichs     der Rahmenbedingungen bei weitem nicht aus-
Energie eine umfangreiche Studie beauftragt, welche       reichen wird, um die mittelfristigen Ausbauziele
das Flächenpotenzial für den PV-Ausbau in Öster-          zu erreichen. Da auch die Potenziale auf Deponie-
reich untersucht und die Bedeutung von einzelnen          und Verkehrsflächen mit 0,3 TWh bzw. 1 TWh eben-
Flächenkategorien zur Erreichung des Erneuerba-           falls eher gering sind, werden etwa 6 TWh Photovol-
ren-Ausbauziels beleuchtet. Dabei wurde auch eine         taik auf weiteren Flächen benötigt. Die Nutzung von
qualitative Analyse der wirtschaftlichen, technischen,    Flächen-PV muss daher von Beginn an in ausgewo-
zeitlichen und ökologischen Aspekte der Errichtung        gener Weise erfolgen, und die Rahmenbedingungen
von PV-Anlagen durchgeführt, um Hemmnisse zur             für deren Nutzung müssen entsprechend verbessert
vollen Ausschöpfung von Potenzialen zu identifizieren.    werden.
Die Ergebnisse der Studie (Fechner 2020: „Ermittlung
des Flächenpotenzials für den Photovoltaik-Ausbau         Auf Grundlage der Studienergebnisse wurde von
in Österreich: Welche Flächenkategorien sind für die      Oesterreichs Energie ein Positionspapier erstellt,
Erschließung von besonderer Bedeutung, um das             welches das Ausbauziel der Regierung in Bezug auf
Öko­stromziel realisieren zu können?“) zeigen auf,        die Flächenpotenziale kritisch beleuchtet und sich
dass sich bei den derzeitigen Rahmenbedingungen           neben der umfassenden Nutzung von Gebäudeflächen
bis 2030 etwa weitere 4 TWh an Gebäuden (Dächer           auch klar für die zur Zielerreichung erforderliche
und Fassaden) in Österreich realisieren lassen. Alleine   Nutzung von Flächen-PV ausspricht. Die Ergebnisse
dazu müsste der aktuell erwartete Ausbau von etwa         der Studie und die identifizierten gemeinsamen Posi-
250–350 MWp pro Jahr über die kommenden zehn              tionen der E-Wirtschaft sind zudem umfangreich in
Jahre auf etwa 400 MWp pro Jahr (entspricht ca.           den Abstimmungs- und Begutachtungsprozess zum
0,4 TWh pro Jahr) deutlich gesteigert werden.             EAG-Paket eingeflossen.

                                                                                         BEREICH ERZEUGUNG | TÄTIGKEITSBERICHT 2020 | 29
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