Erfolgsfaktor Automatisierung - Sechste Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate
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Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Inhalt 1. Kernergebnisse ............................................................................................. 2 2. Vorwort .......................................................................................................... 4 3. Design der Studie.......................................................................................... 6 4. Momentbetrachtung der Digitalisierung ..................................................... 9 5. Digitale Trends in der Immobilienwirtschaft ............................................. 14 6. Ausgewählte Fokusbereiche ...................................................................... 23 7. Zukünftige Entwicklung .............................................................................. 31 8. Experteninterviews ..................................................................................... 33 a. Gero Bergmann ......................................................................................... 33 b. Dr. Thomas Hain ........................................................................................ 38 c. Anne Keilholz............................................................................................. 42 d. Erik Marienfeldt ......................................................................................... 46 e. Dr. Andreas Muschter ............................................................................... 50 f. Rupprecht Rittweger ................................................................................. 54 g. Dr. Lars Scheidecker ................................................................................. 58 h. Alexander Ubach-Utermöhl ...................................................................... 61 9. Schlusswort ................................................................................................. 66 10. Die Autoren .................................................................................................. 68 1
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 1. Kernergebnisse 1. Ausgaben für Digitalisierungsmaßnahmen pendeln sich ein Mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen investieren zwischen 1 und 5 Prozent ihres Umsatzes in die Digitalisierung. 2. Digitale Exzellenz lässt noch auf sich warten Im vergangenen Jahr hatten sich 8 Prozent der Unternehmen in der digi- talen Exzellenz verortet, in diesem Jahr sind es nur noch 3 Prozent. 3. IT-Infrastruktur gut aufgestellt Über 85 Prozent der Studienteilnehmer:innen schätzen ihre IT-Infrastruk- tur als gut aufgestellt ein, die Grundlage für die Digitalisierung ist vorhan- den. 4. Arbeitsplätze nicht unmittelbar in Gefahr Insgesamt 47 Prozent der Befragten sehen keine spürbare Reduktion von Arbeitsplätzen durch die voranschreitende Digitalisierung. 5. Daten und Geschäftsprozesse stehen im Fokus Nahezu alle Befragten sehen die Vorteile der Digitalisierung bei der Opti- mierung von Geschäftsprozessen und der Generierung von Daten. 2
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 6. Datentransparenz Voraussetzung für ESG Fast 100 Prozent der Befragten stimmen der These zu, dass ESG-Krite- rien nur mit digitalen Technologien und Anwendungen umgesetzt werden können. 7. Hohes Automatisierungspotenzial bei repetitiven Tätigkeiten Zahlungsverkehr, Controlling, Dokumentenanalyse und Reporting haben das höchste Automatisierungspotenzial. 8. Wertschöpfung durch Automatisierung 96 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Mitarbeitenden durch Automatisierung Aufgaben mit höherer Wertschöpfung widmen können. 9. Anteil automatisierter Prozesse noch unterrepräsentiert Bei 40 Prozent der Befragten liegt der Anteil der automatisierten Pro- zesse bei maximal 10 Prozent, über 60 Prozent erreichen nur 7 Prozent der Befragten. 10. Langfristige Sicherung der Geschäftsmodelle durch Automatisierung Rund 90 Prozent der befragten Unternehmen sind sich einig, dass auto- matisierte Prozesse den Bestand des Unternehmens sichern. 3
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 2. Vorwort Verfahren von herausragender Bedeu- tung. Unsere diesjährige Digitalisierungsstudie „Erfolgsfaktor Automatisierung“ beschäf- tigt sich mit digitalen Technologien, Lö- sungen und Ansätzen zur Durchführung von Leistungen und Prozessen, die bisher von Menschen manuell erbracht wurden. Dabei zeigt sich unter anderem, dass die Anwendung dieser Technologien nicht nur direkt die Produktivität steigert, sondern auch vor dem Hintergrund des sich rasant Martin Rodeck verschärfenden Fachkräftemangels eine Vorsitzender, wichtige Rolle für zukünftigen Erfolg spielt. ZIA-Innovation Think Tank Das gilt auch für das Erfüllen von ESG- Kriterien, was mit Inkrafttreten der EU-Ta- Eine Frage der Qualität und Effizienz xonomie-Verordnung in der ersten Jah- reshälfte eine neue Dynamik bekommen Eine möglichst lückenlose und umfangrei- hat. Fast alle Befragten unserer Studie se- che Erhebung von Daten ist eine der wich- hen in der Datentransparenz einen wichti- tigsten Grundlagen, um Entscheidungen gen Schlüssel, um ESG-Kriterien erfolg- kompetent treffen zu können. Das zeigt reich in ihr Geschäft zu integrieren. Doch auch der Umgang mit der Pandemie in ih- bei der Betrachtung des Marktumfeldes rem zweiten Jahr. Denn nur wenn man fällt auf, dass konkrete, messbare Effekte weiß, wie viele Menschen, welche Grup- der Digitalisierung noch vergleichsweise pen wo, wann und wie schwer infiziert selten im Bewusstsein der Branche sind. sind, können geeignete Maßnahmen ver- So gab nur etwas mehr als die Hälfte der nünftig diskutiert und schließlich auch ge- Befragten an, über geeignete Kenntnisse troffen werden. Die reine Menge an Daten zu verfügen, um mit Data Analytics Effi- ist folglich auch bereits eine Qualität und zienzsteigerungen zu erreichen. Das ver- somit eine Voraussetzung für passende wundert, auch vor dem Hintergrund, dass Lösungen. solche Effizienzsteigerungen fast immer Eine große Rolle für die Datenqualität nur die zweite Seite der Medaille erfolgrei- spielt zudem der Prozess ihrer Gewin- chen ESG-Managements sind. nung. Denn nur wenn Daten in gleichblei- Unsere Analyse zeigt außerdem, dass bender Qualität zum benötigten Zeitpunkt sich die Pandemie als Digitalisierungstrei- vorliegen, sind sie vergleichbar und von ber etabliert hat. Rund 70 Prozent der Be- Nutzen. Um diese Vergleichbarkeit und fragten nahmen die Corona-Pandemie schnelle Verfügbarkeit zuverlässig zu ge- zum Anlass, sich stärker mit der Digitali- währleisten, sind wiederum automatisierte sierung ihres Unternehmens ausein- 4
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung anderzusetzen. Offensichtlich führt das Gebäude, sondern vor allem auch in die pandemiebedingte „new normal“ im Alltag Köpfe der Menschen zu bringen. mit Homeoffice, Remote Work und den all- Ich bin guter Dinge, dass uns dies gelin- gemein eingeschränkten Möglichkeiten, gen wird. Denn in den vergangenen sechs im Büro zu arbeiten, dazu, dass die Vor- Jahren setzte sich auch bei zurückhalten- teile automatisierter Prozesse bei Zah- den Marktteilnehmern mehr und mehr die lungsverkehr, Controlling, Dokumentana- lyse und Reporting klarer erkannt werden. Erkenntnis durch, dass in der Digitalisie- rung nicht nur ein enormes Potenzial für Dennoch: Auch im Jahr der sechsten Di- die Immobilienwirtschaft steckt, sondern gitalisierungsstudie von ZIA und EY be- dass sie heute vielmehr eine Conditio sine obachte ich eine meines Erachtens noch qua non für dauerhaften wirtschaftlichen immer zu zaghaft agierende Branche, die Erfolg der Unternehmen ist. die Vorteile der Digitalisierung zu wenig Ihr Martin Rodeck erkennt und nutzt. So wird unsere Auf- gabe auch weiterhin darin bestehen, Digi- talisierung nicht nur in Stadträume und 5
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 3. Design der Studie Die sechste Studie von ZIA (Zentraler Im- Expert:innen mit einem starken Bezug zur mobilien Ausschuss e. V.) und EY Real Digitalisierung in der Branche. Die Studie Estate (Ernst & Young Real Estate befasst sich wie in den Vorjahren mit ak- GmbH) beschäftigt sich mit der Digitalisie- tuellen digitalen Themen und Trends in rung in der deutschen Immobilienwirt- der Immobilienbranche. Das diesjährige schaft. Wie in den Jahren zuvor basiert Fokusthema lautet „Erfolgsfaktor Automa- auch die diesjährige Ausgabe unserer Di- tisierung“. gitalisierungsstudie auf einer standardi- sierten Umfrage, die im Sommer 2021 Die diesjährige Ausgabe beschäftigt sich durchgeführt wurde. Rund 220 Mitarbei- also mit jenen digitalen Technologien, Lö- tende sowohl von privatwirtschaftlichen sungen und Ansätzen, die bislang manuell als auch von öffentlichen Unternehmen von Menschen erbrachte Leistungen und mit Bezug zu Immobilien gaben eine per- Prozesse in den Unternehmen selbst oder sönliche Einschätzung zum Thema Digita- in, an und um Immobilien maschinell er- lisierung in der Immobilienwirtschaft ab. setzen. Die Anwendung dieser Technolo- Neben der breit gestreuten Einschätzung gien steigert nicht nur direkt die Produkti- des Marktes runden Interviews mit ausge- vität, sondern spielt auch vor dem Hinter- wählten Persönlichkeiten aus der Immobi- grund des sich rasant verschärfenden lienwirtschaft unsere Studie ab. Bei den Fachkräftemangels eine wichtige Rolle für Interviewten handelt es sich um den zukünftigen Erfolg in der Branche. 6
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 1. Welcher der folgenden Kategorien gehört das Unternehmen an, das Sie im Rahmen dieser Umfrage vertreten? Immobilieninvestor/Bestandshalter 26% Asset Manager 18% Projektentwickler 10% Berater/Vermittler 9% Wohnungs(bau)unternehmen 8% Facility Manager/Technischer Gebäudedienstleister 6% PropTech-Unternehmen 4% Property Manager 3% Non-Property-Unternehmen 2% Stadtwerke (Versorger) 1% Sonstige 13% Die Teilnehmerstruktur der Umfrage bildet relativ junge Branchensegment unterliegt die gesamte Wertschöpfungskette der Im- allerdings schon naturgemäß einer größe- mobilienwirtschaft ab. Ein anteiliger ren Schwankung. Nach dem anfänglichen Schwerpunkt der Teilnehmer:innen liegt Hype ist jetzt die Phase der Konsolidie- bei Immobilieninvestoren und Bestands- rung eingetreten und die COVID-19-Pan- haltern (26 Prozent) sowie Asset Mana- demie dürfte die daraus resultierende gern (18 Prozent). Volatilität noch einmal verstärkt haben. Mit einer Quote von 8 Prozent hat sich der Definition PropTech: Anteil der Wohnungsunternehmen an den „PropTech“ ist ein Kofferwort und setzt Gesamtteilnehmenden im Vergleich zum sich aus „Property Services“ (Dienst- Vorjahr verdoppelt. Dieses Branchenseg- leistungen der Immobilienwirtschaft) ment dürfte ein besonderes Interesse an und „Technology“ zusammen. Mit Automatisierung verspüren. Nicht nur bie- „PropTech“ wird die Branche bezeich- tet die Wohnungswirtschaft die wohl net, in der Immobiliendienstleistungen größte Anzahl standardisierter Prozesse durch technische Lösungen angerei- bei vergleichsweise hoher Frequenz; auch chert und/oder verändert werden. haben viele Wohnungsunternehmen ei- PropTechs sind häufig Start-ups und nen relativ hohen Anteil bereits langjährig richten sich sowohl an Unternehmen Beschäftigter, was sie durch die Ge- (B2B) als auch an Endverbraucher schäftsmodelle im Zuge des demografi- (B2C). Sie zielen entweder auf effizi- schen Wandels verstärkt unter Druck enzsteigernde Maßnahmen für beste- hende Prozesse oder auf die Einfüh- setzt. Um mehr als die Hälfte abgenom- rung neuer Technologien und Ge- men, nämlich von 10 auf nun 4 Prozent, schäftsmodelle ab, die ältere ablösen hat hingegen der Anteil der Teilnehmer:in- könnten. nen aus PropTech-Unternehmen. Dieses 7
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 2. Wie hoch ist der Umsatz Ihres Unternehmens? Bis 10 Mio. € p. a. 13% > 10 bis 30 Mio. € p. a. 15% > 30 bis 100 Mio. € p. a. 13% > 100 bis 250 Mio. € p. a. 14% > 250 bis 500 Mio. € p. a. 11% > 500 Mio. € p. a. 34% Hinsichtlich der Umsätze liegt in diesem Umsatzgröße dem mittleren Umsatzbe- Jahr mit 45 Prozent ein deutlicher reich zu (30 bis 250 Millionen Euro pro Schwerpunkt bei besonders umsatzstar- Jahr). Rund 28 Prozent gaben an, bis zu ken Unternehmen (mehr als 250 Millionen 10 Millionen Euro im laufenden Jahr um- Euro pro Jahr). Dieser Trend der Ver- zusetzen. Die Heterogenität der Gesamt- schiebung hin zu den umsatzstärksten branche spiegelt sich also auch im Teil- Unternehmen setzt sich nun schon seit nahmefeld der Umfrage. Erstmals jedoch mehreren Jahren fort und kann als Indiz bilden die besonders umsatzstarken Un- für eine zunehmende digitale Reife der ternehmen die größte Gruppe des Teil- Branche gewertet werden. 27 Prozent der nehmerfeldes. befragten Unternehmen ordneten ihre 8
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 4. Momentbetrachtung der Digitalisierung Unsere jährliche Momentbetrachtung zur der Einfluss der noch anhaltenden Pande- Digitalisierung in den Unternehmen ent- mie als möglicher Impulsgeber für Digita- hält dieses Jahr neben dem Investitions- lisierungsmaßnahmen untersucht. volumen für Digitalisierungsmaßnahmen und dem digitalen Reifegrad auch eine In Summe und im Vergleich zu den Vor- Einschätzung des Entwicklungsstandes jahren ergibt sich so ein aktuelles bran- der IT-Infrastrukturen in den Unterneh- chenübergreifendes Bild der digitalen Ent- men. Zudem wurde wicklung der Immobilienwirtschaft. 3. Wie viel Prozent des Jahresumsatzes investiert Ihr Unternehmen ungefähr in Maß- nahmen zur Digitalisierung? < 1% 22% 1-3% 35% 3-5% 25% 5-10% 9% 10-20% 6% > 20% 3% Während gut jedes fünfte Unternehmen Gegenläufig stieg der Anteil der Unterneh- weniger als 1 Prozent seines Jahresum- men mit besonders hohen Umsätzen, bei satzes für die Digitalisierung aufwendet, denen nominell hohe Digitalisierungsin- investieren 35 Prozent der befragten Un- vestitionen nur einen geringen Anteil des ternehmen im Jahr 2021 zwischen 1 und Jahresumsatzes ausmachen, deutlich an. 3 Prozent ihrer Gesamtumsätze in Digita- Vor diesem Hintergrund relativieren sich lisierungsmaßnahmen. Ein Viertel der Be- die Ergebnisse etwas. fragten investiert in diesem Jahr zwischen 3 und 5 Prozent des jeweiligen Jahresum- In Bezug auf die Investitionstätigkeit lässt satzes. sich insofern von einer Stagnation spre- chen. Verschiedene Ursachen sind vor- Der Anteil der Unternehmen, die mehr als stellbar: So könnte das unsichere Umfeld ein Fünftel ihres Umsatzes – einen beson- in der Pandemie dazu geführt haben, dass ders hohen Anteil – in Digitalisierungs- Budgetvergaben zunächst pausiert bzw. maßnahmen investieren, ist auf 3 Prozent gestrichen wurden oder dass die Branche gesunken. Jedoch nahmen prozentual bereits eine gewisse Reife erreicht hat weniger PropTech-Unternehmen teil, die und die vergleichsweise hohen Anfangs- einen Großteil ihrer Umsätze für Digitali- investitionen schlicht nicht mehr nötig sierungsmaßnahmen aufwenden. sind. 9
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 4. In welchem Reifegrad der digitalen Transformation befindet sich Ihr Unternehmen? Digitale Exzellenz 50% 40% 30% 20% 10% Orientierungsphase 0% Entwicklungsphase Etablierungsphase 2018 2019 2020 2021 Der größte Teil der befragten Unterneh- später mit 3 Prozent auf einmal nur noch men (48 Prozent) befindet sich nach eige- weniger als die Hälfte. ner Einschätzung momentan im Bereich der Entwicklungsphase der digitalen Diese Veränderung in der Selbsteinschät- Transformation. 41 Prozent der Stu- zung könnte auf zwei Hauptursachen zu- dienteilnehmer:innen hingegen verorten rückzuführen sein: Zum einen entwickeln sich bereits einen Schritt weiter, in der sich digitale Technologien und Standards Etablierungsphase. Mehr als 80 Prozent kontinuierlich weiter; nach Erreichung ei- der Unternehmen befinden sich somit auf nes gewissen Digitalisierungsgrades den mittleren Abschnitten des Reifegrad- müssen Unternehmen an weiteren Fort- modells. 8 Prozent der Unternehmen ver- schritten arbeiten, um in den Folgejahren orten sich gegenwärtig in der Orientie- verhältnismäßig auf dem gleichen Niveau rungsphase und damit noch ganz am An- zu bleiben. Zum anderen gibt es eine zu- fang der Transformation. nehmende Anzahl konkreter Anwen- dungsbeispiele für die Digitalisierung in- Dass es sich bei dem Reifegrad um ein nerhalb der Immobilienbranche; während bewegliches Ziel handelt, wird an der zu Beginn der ersten Digitalisierungsstu- Gruppe der Unternehmen mit digitaler Ex- die Anwendungsbeispiele meist vage aus- zellenz deutlich. Während sich im vergan- formuliert werden konnten und rar gesät genen Jahr noch 8 Prozent der Unterneh- waren, gibt es mittlerweile in der Branche men dort verortet hatten, sind es ein Jahr eine Vielzahl davon. 10
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Alles in allem führen die beiden oben auf- Vor diesem Hintergrund ist die Branche geführten Punkte zu einer realistischeren gut beraten, ihre Motivation nicht zu ver- Selbsteinschätzung der Unternehmen. So lieren und sich stattdessen auf die eige- ist es nicht verwunderlich, dass sich der nen Stärken zu besinnen – in diesem Fall Anteil derer, die sich zur digitalen Exzel- Ausdauer und ein gesundes Maß an Prag- lenz zugehörig fühlen, im Vergleich zur matismus bei der Umsetzung. Ansatz- ersten Digitalisierungsstudie von 2016 punkt dafür bieten die hier im Fokus ste- halbiert hat, von 6 auf 3 Prozent. Dennoch henden Automatisierungsmaßnahmen, hat sich in der Branche in den vergange- die heute schon umsetzbar und keine va- nen Jahren einiges getan. Das Thema Di- gen Zukunftsversprechen mehr sind. gitalisierung hat auf allen Veranstaltungen Einzug gehalten und sogar eigene Veran- Sicherlich: Ein Bestandshalter, der die Er- staltungsformate hervorgebracht. Hinzu fassung und Kontierung von Belegen au- kommt, dass Immobilienunternehmen für tomatisiert, wird damit nicht zum weltweit die digitale Transformation nennenswerte gefeierten Tech-Unicorn, steigert aber Budgets vorsehen. seine Produktivität, senkt seine Kosten wie auch die Preise für die Kunden und si- Die initial überzogenen Erwartungen chert langfristig das eigene Überleben und konnten sich zunächst nicht manifestieren die gesellschaftliche Akzeptanz. Und als – seien es ganz neue Technologien oder Teil eines gesamthaften Maßnahmenpa- revolutionäre neue Geschäftsmodelle, die kets mit zahlreichen Skalenerträgen und bislang kaum Einzug halten konnten. Synergieeffekten birgt eine derart prag- Viele konkrete Fortschritte ergeben sich matische Strategie durchaus beachtens- jedoch in kleinen, kaum merkbaren Schrit- wertes Erfolgspotenzial im Sinne digitaler ten, bevor sie dann erst in der Retrospek- Exzellenz. tive ihr spürbares Potenzial entfalten. Reifegradphasen: Orientierungsphase Ausgewählte digitale Lösungen werden eingesetzt; Informationen liegen nur teilweise in digitaler und strukturierter Form vor; keine konkrete Digitalisierungsstrategie; zahlreiche Medienbrüche in betrieblichen Prozessen Entwicklungsphase Beginnende Digitalisierung; Informationen liegen mehr und mehr in digitaler, strukturierter Form vor; betriebliche Prozesse werden teilweise ohne Medienbrüche unterstützt; erste strategische Initiativen zur Digitalisierung Etablierungsphase Fortschreitende Digitalisierung; viele Informationen liegen in digitaler, strukturierter Form vor; wesentliche betriebliche Prozesse werden ohne Medienbrüche unterstützt; fortschrei- tende Vernetzung von Produkten und Leistungen Digitale Exzellenz Vollständig digital transformiert; alle betrieblichen Prozesse werden ohne Medienbrüche unterstützt; Informationstechnologie hat sich zu einer Kernkompetenz für Wettbewerbs- vorteile entwickelt; kontinuierliche Innovation 11
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 5. Für wie gut aufgestellt halten Sie die IT-Infrastruktur Ihres Unternehmens zur Errei- chung Ihrer Unternehmensziele? Sehr gut 17% Eher gut 69% Eher schlecht 13% Schlecht 1% In der diesjährigen Ausgabe der Digitali- (17 Prozent) geeignet ein, um die Unter- sierungsstudie wurde erstmals abgefragt, nehmensziele damit zu erreichen. Nur wie es um die IT-Infrastruktur der Unter- knapp jede:r fünfte sieht sich und sein Un- nehmen bestellt ist. Diese ist fundamen- ternehmen als eher schlecht (13 Prozent) tale Grundlage für die Anwendung aller di- oder schlecht (1 Prozent) ausgestattet. gitalen Technologien, so wie der beste Sportwagen ohne die entsprechende Ver- Die Ergebnisse stimmen insofern optimis- kehrsinfrastruktur nichts nutzt. Tendenzi- tisch, als die Infrastruktur für die digitale ell benötigen diese Technologien, je wei- Transformation offenbar gut ist. Dennoch ter sie fortschreiten, exponentiell stei- ist in diesem Bereich präemptiver Opti- gende IT-Ressourcen: Rechenleistung, mierungsbedarf vorhanden. Die Techno- stationär vorgehalten oder dezentral ein- logie entwickelt sich in der Regel schnell, gekauft, Bandbreiten, ob per Kabel oder oft sprunghaft und dadurch kaum planbar kabellos, etc. Eine leistungsfähige künstli- weiter, sodass die Infrastruktur nicht che Intelligenz zum Beispiel ist ohne die rechtzeitig ausgebildet oder ausgebaut entsprechende Rechenleistung nicht an- werden kann, wenn man abwartet, bis es wendbar und ohne Bandbreite weder zu so weit ist. Wem heute das lokal gehos- beauftragen noch abzurufen. tete Data Warehouse ausreicht, realisiert morgen die Vorteile der Public Cloud. Eine Ein Großteil der Befragten schätzt die IT- gewisse Redundanz in der Gegenwart für Infrastruktur ihrer Unternehmen als eher künftige Anwendungsbereiche bleibt also gut (69 Prozent) oder sogar sehr gut unabdingbar. „Die Digitalisierung bietet zahlreiche Vorteile. Zeitgleich müssen im Hinblick auf die zunehmenden Regulierungen die Standardisierungspotenziale neu beurteilt werden. Eine wertstiftende Nutzung von Daten und Informationen ist nicht ausschließlich durch digitale Technologien zu erreichen, vielmehr ist ein Umdenken der Organisa- tion notwendig: People Change/Cultural Change.“ Kommentar Studienteilnehmer:in 12
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 6. Wie hat Covid-19 die Umsetzung Ihrer Digitalisierungsmaßnahmen beeinflusst? Bereits im vergangenen Jahr war die Katalysator für die digitale Transformation COVID-19-Pandemie bestimmendes der Branche wirkt, da diese schlagartig die Thema und sie ist- es bis heute, weit über einzige Möglichkeit war, die Geschäftstä- die Immobilienwirtschaft hinaus. Oft disku- tigkeit fortzusetzen. tiert wurde die These, dass die Pandemie als Deutliche Beschleunigung 33% Moderate Beschleunigung 52% Keine erkennbare Veränderung 15% Rund ein Drittel der Befragten bestätigen Offensichtlich hat sich durch die Pande- diese These für ihr Unternehmen. Gut die mie in Sachen Digitalisierung der Immobi- Hälfte hingegen erlebt die Digitalisierung lienwirtschaft also tatsächlich etwas be- ihrer Wirkungsstätten durch die Pandemie wegt. Es sei dahingestellt, ob sich diejeni- nur moderat beschleunigt. 15 Prozent der gen, bei denen sich überhaupt nichts ver- Befragten erkennen sogar überhaupt ändert hat, bereits zuvor besonders her- keine Veränderung der Dynamik bei sich vorgetan hatten oder ohnehin Geschäfts- im Unternehmen. modelle ohne entsprechenden Bedarf ver- folgen. 13
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 5. Digitale Trends in der Immobilienwirtschaft Auf den nun bereits dargestellten Status Technologien und Anwendungen Nutzen quo folgen in diesem Kapitel die Trendpo- stiften. tenziale, die die Digitalisierung für die deutsche Immobilienwirtschaft mit sich Anschließend wird das Trendpotenzial bringt. einzelner digitaler Technologien und An- wendungen aufgezeigt und analysiert, wo Im ersten Schritt wird dafür betrachtet, in für die Unternehmen grundsätzliche Her- welchem Bereich der Immobilienwirt- ausforderungen bei der Umsetzung einer schaft besonderes Digitalisierungspoten- Digitalisierungsstrategie bestehen. zial identifiziert wird und wo digitale 7. In welchem Bereich der Immobilienwirtschaft sehen Sie das größte Potenzial für Di- gitalisierung? Jeweils 17 Prozent der Befragten sehen leistungen über- und vom Facility Ma- im Property Management und bei Ener- nagement eingeholt. Maßgeblich für diese giedienstleistungen das größte Potenzial Relevanzverschiebung dürfte die immens digitaler Technologie. Für jeweils 16 Pro- gestiegene Priorisierung nachhaltigen zent der Teilnehmer:innen gilt dies für das Wirtschaftens sein, die zuvorderst durch Facility und das Asset Management. Wäh- Verbrauchsoptimierung (Energiedienst- rend im vergangenen Jahr noch 45 Pro- leistungen) und einen effizienteren Ge- zent der Befragten im Property und im As- bäudebetrieb (Facility Management) avi- set Management die größten Digitalisie- siert wird. Beide Bereiche erreichten noch rungspotenziale identifizierten, wurde im Vorjahr nur einstellige Zustimmungsra- Letzteres nun von den Energiedienst- ten. Property Management 5% 8% 17% Energiedienstleistungen (z. B. Smart Metering) 10% Facility Management Asset Management 17% 11% Portfolio Management Bauwesen 16% 16% Immobilienvermarktung 14
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Weniger Potenzial erkennen die Befra- Dieser Widerspruch lässt sich vielleicht gungsteilnehmer:innen in den Bereichen dadurch erklären, dass diese Bereiche Portfolio Management, Bauwesen, Immo- tendenziell auf weniger standardisierten, bilienvermarktung und Finanzierung. Das repetitiven Prozessen bei relativ niedrigen mag auf den ersten Blick erstaunen, da Frequenzen beruhen, die eine weitrei- etwa die Finanzierung mit Themen wie chende Automatisierung weniger nutzen- Blockchain, Tokenisierung und Crowd In- stiftend erscheinen lassen könnten, als es vesting oder der Transaktionsbereich mit etwa im buchhalterischen Property Ma- Data Analytics zur Standort- oder Objek- nagement oder dem Beschwerdema- tanalyse in der Branchenöffentlichkeit pro- nagement der Fall sein mag. minent diskutiert werden. 8. Bitte bewerten Sie die folgenden Aussagen: Digitale Technologien und Anwendun- gen führen zu einer ... ... Geschäftsprozess-optimierung/-automatisierung 71% 28% 1% 0% ... Generierung nützlicher Daten und Informationen 57% 40% 3% 0% ... Standardisierung 60% 34% 5% 1% ... wertstiftenden Nutzung von Daten und 45% 49% 5% 1% Informationen ... Erhöhung der Mieter-/Nutzerzufriedenheit 31% 58% 10% 1% ... Belastbarkeit der Entscheidung/Vorhersage 31% 54% 14% 1% ... Möglichkeit der Entwicklung/Erweiterung der 38% 40% 21% 1% Geschäftsmodelle ... Reduzierung des Energie- und 33% 45% 21% 1% Ressourceneinsatzes (z. B. von Strom, Wasser etc.) ... Kosteneinsparung 30% 43% 26% 1% Ich stimme zu Ich stimme eher zu Ich stimme eher nicht zu Ich stimme nicht zu Mit Blick auf die Effekte digitaler Techno- Studienteilnehmer:innen die Generierung logien und Anwendungen hat die Ge- nützlicher Daten und Informationen schäftsprozessoptimierung und -automa- (97 Prozent) und deren wertstiftende Nut- tisierung in diesem Jahr den Spitzenplatz zung (94 Prozent) sowie eine zuneh- eingenommen: 98 Prozent der Befragten mende Standardisierung (94 Prozent). stimmen der Aussage zu, dass dies ein Effekt der digitalen Transformation sei. In einem gewissen Widerspruch dazu ste- Weiterhin versprechen sich die hen die vergleichsweise niedrigen 15
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Zustimmungsraten bei den erwarteten durch digitale Technologien erwarten. Kosteneinsparungen und der Reduzie- Diesen Effekt sahen 2018 noch 91 Pro- rung des Energie- und Ressourceneinsat- zent, während es heute nur noch 78 Pro- zes. Mehr als jede:r vierte beziehungs- zent sind. weise jede:r fünfte Befragte sieht diese Ef- fekte durch den Einsatz digitaler Techno- Im Mittelfeld der antizipierten Effekte be- logien nicht gegeben. Das ist umso be- finden sich in diesem Jahr die Belastbar- merkenswerter, als gerade diese Optimie- keit von Entscheidungen und Vorhersa- rungspotenziale hinter den kaum hinter- gen (85 Prozent) und die Erhöhung der fragten Effekten stehen, die zu Kosten- Mieter-/Nutzerzufriedenheit mit 90 Pro- senkungen führen: etwa der wertstiftende zent Zustimmung. Dieser Effekt könnte je- Nutzen von Informationen, mit denen sich doch mit Auslaufen der Infektionsschutz- Ressourcenverbräuche minimieren las- maßnahmen und der erwarteten Rück- sen. kehr ins Büro, in die Einkaufszentren und Hotels absehbar an Bedeutung gewinnen. Ursache für diese Inkongruenz der antizi- pierten Effekte digitaler Technologien Insgesamt bestätigt sich bei der Analyse könnte die noch immer geringe Anwen- der in der Branche antizipierten Digitalisie- dungserfahrung großer Teile der Branche rungseffekte der Eindruck, der schon bei sein. So werden auf einer kursorischen der Abfrage der Reifegradphasen durch- Ebene Optimierungspotenziale und wert- schien: Positiv betrachtet ist Realismus stiftende Informationsgenerierung kaum eingezogen. Kritik- und verbesserungs- bezweifelt. Konkrete Anwendungsfelder würdig erscheint der Spread zwischen ho- aber werden offenbar noch zu selten er- her Zustimmung zu übergeordneten, schlossen. Eine weitere mögliche Erklä- schwer fassbaren, dafür aber weithin un- rung liegt darin, dass die Branchenteilneh- strittigen Globaleffekten wie „Optimie- mer:innen noch unter dem Eindruck hoher rung“ und die dazu im Widerspruch ste- Anfangsinvestitionen stehen, deren Amor- hende spürbar geringere Zustimmung bei tisierung Zeit braucht, bevor im konkreten enger gefassten, direkteren Anwendungs- Anwendungsfall – wie einer Verbrauchs- effekten wie der Verbrauchsoptimierung. minimierung – eine schwarze Zahl sicht- Es wird eine Hauptaufgabe der mit der di- bar wird. gitalen Transformation befassten Akteure Gesunken – wenn auch auf hohem Ni- sein, diese Lücke durch pragmatische, veau – ist der Anteil der Befragten, die schrittweise Maßnahmen in den Unter- eine Erweiterung von Geschäftsmodellen nehmen selbst zu schließen. „Aus meiner Sicht steckt in allen Bereichen der Immobilienwirtschaft ein erhebliches Potenzial. Es gilt, das Potenzial gemeinsam im Sinne einer unternehmensübergreifen- den Kollaboration zu ermitteln und auszuschöpfen.“ Kommentar Studienteilnehmer:in 16
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 9. Wie beurteilen Sie das zukünftige Trendpotenzial der folgenden digitalen Technolo- gien und Anwendungen? Beim Blick auf das Trendpotenzial unter- Überwiegend mittel- bis langfristiges schiedlicher Technologien und Anwen- Trendpotenzial (ab zehn Jahren) sehen dungen hat sich das Bild im Vergleich zum die Befragten in den Bereichen Vir- Vorjahr deutlich verschoben. Gemeint tual/Augmented Reality, bei neuartigen sind damit die Zeiträume, innerhalb derer Transporttechnologien wie Drohnen und die unterschiedlichen Technologien und für Smart Contracts. Während sich die Ansätze ihre Potenziale vollständig entfal- beiden letztgenannten Technologien oh- ten. nehin noch in eher frühen Entwicklungs- stadien befinden, verwundert die Ein- Während von den meisten Befragten in schätzung für Virtual/Augmented Reality diesem Jahr dem 3D-Druck ein kurzfristi- etwas. Diese Technologien sind bereits ges Trendpotenzial (unter fünf Jahre) zu- seit Jahren auch in der Immobilienwirt- geschrieben wird, sahen viele Teilneh- schaft im Einsatz. Noch im vergangenen mer:innen des vergangenen Jahres des- Jahr wurde das Potenzial zeitlich deutlich sen Potenzial noch deutlich langfristiger. greifbarer eingeschätzt. Offenbar haben die auch medial aufgegrif- fenen Fortschritte erster „gedruckter“ Häu- Zudem sind diese Technologien in der ser zu einer Neubewertung dieser Tech- Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkun- nologie geführt. Ebenfalls ein kurzfristiges gen umso wichtiger geworden und end- Trendpotenzial haben nach Ansicht der gültig im Alltag angekommen. Möglicher- Befragten Technologien aus dem Bereich weise herrscht mittlerweile eine gewisse Big Data/Data Mining/Data Analytics. Übersättigung vor. Auch kann unterstellt Vor einem Jahr wurde deren Potenzial e- werden, dass solche bereits breit genutz- her mittelfristig (unter zehn Jahre) einge- ten Technologien von den Befragten über- ordnet. haupt nicht mehr als Innovation 17
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung wahrgenommen werden und stattdessen Branchen und Unternehmen im Einsatz. etwa Hologramme oder Ähnliches dieser Auch in der Immobilienwirtschaft gibt es Kategorie zugeordnet werden, die erst in bereits zahlreiche Anwendungsbeispiele, weiterer Zukunft eine Rolle spielen dürf- etwa die automatische Erfassung und ten. Kontierung von Belegen oder im Be- schwerdemanagement in der Wohnungs- Robotics, künstliche Intelligenz und Ma- wirtschaft. Die Verbreitung der Anwen- chine beziehungsweise Deep Learning dungen ist allerdings offenbar noch nicht verfügen nach Ansicht der Befragten so weit vorangeschritten, dass eine Mehr- überwiegend über mittelfristiges Trendpo- heit der Befragten hier bereits kurzfristiges tenzial. Diese Technologien sind zentral Potenzial erkennen würde. für Automatisierungsanwendungen und in dieser Funktion bereits in zahlreichen 18
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Funktionsbeschreibung digitaler Technologien und Anwendungen Augmented Reality (AR) erweitert die reale Welt des/der Nutzer:in mit virtuellen Inhalten über eine Brille, AR mobile Geräte oder mit holografischen Systemen. Virtuelle Inhalte können Texte, Videos, Grafiken, Ani- mationen oder 3D-Objekte sein. Building Information Modeling (BIM) ist eine Methode, Bauwerke anhand eines konsistenten digitalen 3D-Gebäudemodells darzustellen, das alle relevanten Informationen über den gesamten Lebenszyklus BIM abbildet. Diese Informationen ermöglichen Effizienz in der Planung, im Entwurf, in der Konstruktion und in der Verwaltung von Gebäuden und Infrastruktur. Bei der Blockchain handelt es sich um eine dezentrale Datenbank, die im Netzwerk auf einer Vielzahl Blockchain von Rechnern gespiegelt vorliegt. Durch einen Konsensmechanismus wird die Authentizität der Daten- bankeinträge sichergestellt, sodass Informationen fälschungssicher übermittelt werden können. Cloud-Techno- Cloud-Technologien betreffen die Bereitstellung von Computing-Ressourcen (zum Beispiel Server, Speicher, Software etc.) über das Internet („die Cloud“). IT-Infrastrukturen können so über ein Netzwerk logien bereitgestellt werden, ohne dass sie lokal vorhanden sein müssen. Data Analytics bezieht sich auf die detaillierte Analyse strukturierter wie auch unstrukturierter Daten, die durch Software, Sensoren und die Kommunikation über digitale Kanäle entstanden sind. Ziel ist es, Data Analytics Muster in Daten zu erkennen, zu interpretieren und zu kommunizieren, um Unternehmensentscheidun- gen zu unterstützen. Erkenntnisse können zur Verbesserung von Prozessen und der Qualität in Unter- nehmen genutzt werden. Digitale Plattformen und Ökosysteme sind soziotechnische Systeme, die neben der digitalen, techni- Digitale Platt- schen Komponente auch Organisationen und Menschen sowie deren Beziehungen untereinander ein- formen und schließen. Ein digitales Ökosystem kann durch eine digitale Plattform eines Unternehmens entstehen, Ökosysteme wenn dieses in der Lage ist, ein Netzwerk aus Partnern, Kunden, Entwickler:innen und anderen Akteu- ren zu kreieren und zu verwalten. Das Internet of Things (IoT) bezeichnet die Vernetzung von physischen und virtuellen Gegenständen IoT mit dem Internet, sodass diese durch Informations- und Kommunikationstechniken kommunizieren und somit verschiedene Aufgaben für den/die Nutzer:in erledigen können. Künstliche Intelligenz (KI) befasst sich mit Methoden des intelligenten Problemlösungsverhaltens von KI Computersystemen. Die menschliche Intelligenz soll möglichst nachgebildet werden, sodass Computer in der Lage sind, Aufgaben zu lösen, die von Menschen Intelligenz erfordern. Machine Lear- Machine Learning umfasst verschiedene Arten des Selbstlernens von Systemen der künstlichen Intelli- genz, um daraus Schlussfolgerungen und Aktionen aufgrund von Gesetz- oder Regelmäßigkeiten ab- ning zuleiten. Robotertechnik oder Robotics beschäftigt sich mit der Entwicklung, der Steuerung, der Produktion und dem Betrieb elektromechanischer Maschinen oder virtueller Agenten, die in verschiedenen Bereichen Robotics für unterschiedliche Aufgaben Anwendung finden. Vor allem wird diese Technik für hochrepetitive Un- ternehmensprozesse eingesetzt. Smart Contracts sind elektronische Verträge, die hinterlegte Regeln automatisch überwachen und bei Smart einem bestimmten Auslöseereignis definierte Aktionen ausführen. Somit können viele Arten von Ver- Contracts tragsklauseln automatisch ausgeführt oder durchgesetzt und so Transaktionskosten gesenkt und die Prozessqualität und -geschwindigkeit gesteigert werden. Virtual Reality (VR) ermöglicht es dem/der Nutzer:in voll und ganz, eine virtuelle Welt mittels einer VR- Brille zu erleben. Im Gegensatz zur Augmented Reality muss die entsprechende Person nicht vor Ort VR sein, um die Inhalte zu erfahren, sondern kann sich ortsunabhängig in der virtuellen Welt bewegen und interagieren. 19
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 10. Wo sehen Sie, abgesehen von fehlenden personellen Ressourcen, die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen im Rahmen der Umsetzung von Digitali- sierungsmaßnahmen? Intransparente Datenstruktur, mangelnde Datenqualität 21% 44% 27% 8% Nutzerakzeptanz 8% 41% 40% 11% Veraltete, nicht integrierte Software 10% 34% 31% 25% Kosten/Investitionen 11% 32% 44% 13% Unternehmenskultur/Fehlerkultur 11% 30% 37% 22% Fehlende Digitalisierungsstrategie 8% 28% 34% 30% Datensicherung/Datenschutz 12% 23% 36% 29% Unkenntnis über Einsatzmöglichkeiten im aktuellen 10% 24% 36% 30% Geschäftsmodell Leistungsfähigkeit der gewählten Technologien 3% 30% 49% 18% Fehlendes Angebot an technologischen Lösungen 3% 24% 45% 28% Ich stimme zu Ich stimme eher zu Ich stimme eher nicht zu Ich stimme nicht zu Naturgemäß ist die digitale Transforma- strategien fehlt, wird immer seltener be- tion mit zahlreichen Herausforderungen mängelt. Offenbar sind also mittlerweile verbunden. Die gute Nachricht vorweg: die technologischen Voraussetzungen Die abgefragten Herausforderungen wer- meist gegeben. Die konkrete Gestaltung den allesamt nicht als besonders gravie- der Transformation rückt in den Fokus und rend betrachtet. Lediglich die intranspa- stellt die Akteure vor neue Herausforde- rente Datenstruktur und mangelnde Da- rungen. Wie lassen sich Bestandssys- tenqualität erreichte als deutlichste Her- teme von neuen Lösungen ablösen oder ausforderung eine Zustimmungsrate von ergänzen? Wie muss die Datenbasis über 60 Prozent der Befragten. strukturiert werden? Auch veraltete, nicht integrierte Software In diese Richtung deutet auch, dass als wurde vergleichsweise häufig als Heraus- vergleichsweise große Herausforderung forderung genannt. Als geringste Heraus- die Nutzerakzeptanz wahrgenommen forderungen wahrgenommen werden hin- wird. Wie in allen Change-Prozessen gegen die Leistungsfähigkeit der techno- rückt die Akzeptanz der Belegschaft, so- logischen Lösungen (33 Prozent) sowie bald es konkret wird, mit Macht in den deren fehlendes Angebot (27 Prozent). Fokus. Auch dass es an Digitalisierungs- 20
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Top-5-Herausforderungen bei der Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie im Zeit- verlauf 2016 2017 2018 1) fehlende personelle Ressourcen 1) fehlende personelle Ressourcen 1) fehlende personelle Ressourcen 2) Fachkräftemangel 2) fehlende Digitalisierungsstrategie 2) fehlende Digitalisierungsstrategie 3) Unkenntnis über Einsatzmöglichkei- 3) intransparente Datenstruktur, man- 3) intransparente Datenstruktur, man- ten im aktuellen Geschäftsmodell gelnde Datenqualität gelnde Datenqualität 4) fehlende Digitalisierungsstrategie 4) veraltete, nicht integrierte Software 4) Fachkräftemangel 5) mangelnde finanzielle Mittel 5) Fachkräftemangel 5) Datenschutz 2019 2020 2021* 1) fehlende personelle Ressourcen 1) fehlende personelle Ressourcen 1) intransparente Datenstruktur, man- 2) Fachkräftemangel 2) intransparente Datenstruktur, man- gelnde Datenqualität, 3) intransparente Datenstruktur, man- gelnde Datenqualität 2) Nutzerakzeptanz gelnde Datenqualität 3) Mangelnde Nutzerakzeptanz/Bereit- 3) veraltete, nicht integrierte Software 4) veraltete, nicht integrierte Soft- schaft für Veränderungen 4) Kosten/Investitionen ware 4) fehlendes Bewusstsein bzgl. der 5) Unternehmenskultur/Fehlerkultur 5) Datenschutz Unterscheidung zwischen IT und Digitalisierung 5) Fachkräftemangel *Fehlende personelle Ressourcen wurden bei der diesjährigen Befragung nicht berücksichtigt 11. Welcher der folgenden Aussagen in Bezug auf das Marktumfeld der Digitalisie- rung stimmen Sie zu? Entscheidenden Einfluss auf den Verlauf ein professionelles und Daten und deren der digitalen Transformation hat, neben Analyse die Grundlage für ein zielführen- den bereits betrachteten Technologien des ESG-Management sind. und Anwendungen, das Marktumfeld. Nachhaltigkeit ist insofern das bestim- Einen besonders starken Treiber der Digi- mende Momentum für die Digitalisierung talisierung bildet das Themenfeld der der Immobilienwirtschaft – und das sogar Nachhaltigkeit. So stimmen fast alle Be- noch deutlicher vor dem Hintergrund, fragten der Aussage zu, dass Datentrans- dass rund 70 Prozent der Befragten die parenz die Chancen erhöht, ESG-Krite- COVID-19-Pandemie zum Anlass nah- rien (Environmental, Social, Governance) men, sich stärker mit der Digitalisierung in das Geschäft zu integrieren. Auch ist ihres Unternehmens auseinanderzuset- nahezu unstrittig, dass digitale Technolo- zen. gien und Anwendungen der Schlüssel für 21
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung „Datentransparenz erhöht aus unserer Sicht die 49% 48% 3% 0% Chancen, ESG-Kriterien zu integrieren.“ „Digitale Technologien und Anwendungen sind der 51% 45% 3% 1% Schlüssel für ein professionelles ESG-Management.“ „Daten bzw. die Auswertung von Daten bilden die 54% 41% 5% 0% Basis für ein zielführendes ESG-Management.“ ""Unser Unternehmen verfolgt eine stringente IT- 24% 55% 18% 3% Strategie."" ""Durch die steigende Menge an erfassten Daten und verbesserten Auswertungsmöglichkeiten werden 38% 42% 18% 2% Daten immer mehr zu einer eigenen Assetklasse."" „Wir haben uns aufgrund der aktuellen Pandemie stärker mit dem Thema Digitalisierung in unserem 32% 40% 25% 3% Unternehmen auseinandergesetzt.“ ""Uns sind die Möglichkeiten verfügbarer Software 13% 47% 36% 4% und Hardware vollumfänglich bekannt."" „Wir würden unsere Daten mit Wettbewerbern teilen, wenn wir daraus eine breitere Datenbasis gewinnen 12% 44% 32% 12% würden.“ „Wir haben geeignete Kenntnisse, um mit Data 8% 47% 34% 11% Analytics Effizienzsteigerungen zu erreichen.“ Ich stimme zu. Ich stimme eher zu. Ich stimme eher nicht zu. Ich stimme nicht zu. Auch bei der Betrachtung des Marktumfel- Medaille erfolgreichen ESG-Manage- des fällt wieder auf, dass sich konkrete, ments sind. zählbare Effekte der Digitalisierung noch vergleichsweise selten im Bewusstsein Die Möglichkeiten verfügbarer Soft- und der Branche finden. So gab nur etwas Hardware sind nur der Hälfte der Befrag- mehr als die Hälfte der Befragten an, über ten vollumfänglich bekannt. Es wäre si- geeignete Kenntnisse zu verfügen, um mit cherlich vorteilhaft für die Branche, wenn Data Analytics Effizienzsteigerungen zu sich ein gewisser Pragmatismus in der erreichen. Das verwundert auch vor dem Umsetzung einstellen würde. Hintergrund, dass solche Effizienzsteige- rungen fast immer nur die zweite Seite der 22
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 6. Ausgewählte Fokusbereiche Schwerpunkt Automatisierung Der technologische Fortschritt hat durch stark bevölkerte Fabriken heute fast selbst damit einhergehende Automatisierungs- und arbeitende Menschen in der Fabrik potenziale seit jeher zu eklatanten Pro- sind zur Seltenheit geworden. Konsu- duktivitätssprüngen geführt. Man denke ment:innen bestellen direkt beim Produ- an den Einsatz der Dampfmaschine, die zenten, der Vertrieb wurde durch den On- Einführung flächendeckender Elektrizi- line-Shop ersetzt. Sachbearbeiter:innen tätsversorgung oder von Verbrennungs- für die Buchhaltung haben ein Programm motoren und die mit dem Fließband maß- statt zehn Kolleg:innen, und wo die Kom- geblich vorangetriebene Serienproduk- munikation nicht bereits komplett digital tion. Manuelle Arbeiten wurden jeweils abgewickelt wird, ist die Poststelle einem von automatisierten Prozessen abgelöst Scanner gewichen. und im gleichen Zuge Skalenerträge er- zielt und Synergieeffekte gehoben. Im Wie bereits die Erhebungen der Vorjahre Verlauf dieser technologischen Entwick- gezeigt hatten, verläuft die digitale Trans- lungen wurden politische Machtverhält- formation in der Immobilienwirtschaft zö- nisse neu definiert, ganze Volkswirtschaf- gerlicher als in anderen Wirtschaftszwei- ten in die Knie gezwungen, Unternehmen gen. Der Hauptgrund dürfte sein, dass die und Konzerne dem Untergang geweiht Branche kaum im internationalen Wettbe- und Individuen in Elend und Armut entlas- werb steht und Produktivitätssteigerungen sen. Andererseits verdanken wir dem für geringere Kosten und wettbewerbsfä- technischen Fortschritt und immer weiter hige Preise daher bislang weniger not- steigenden Automatisierungsgraden un- wendig erschienen als beispielsweise in seren heutigen wirtschaftlichen Wohl- der Automobilindustrie oder generell im stand, der sich mit der Produktivität in ei- produzierenden oder exportorientierten ner zentralen Kennzahl niederschlägt. Gewerbe. Die digitale Transformation ermöglicht Diese zurückhaltende Tendenz der Bran- eine neue Art der Automatisierung. Im che steht allerdings an einem Kipppunkt. Zentrum der genannten historischen Ent- Zunächst spielt die Produktivität heute wicklungen stand zumeist der Ersatz auch für die Immobilienwirtschaft eine ent- menschlicher, physischer Arbeitskraft scheidendere Rolle: Gestiegene Flächen- durch Maschinen. Die digitale Technolo- preise sind zum hochrelevanten politi- gie ist hingegen in der Lage, geistige schen Thema geworden und stellen Ei- denk- und wissensbasierte Arbeit zu auto- gentümer wie auch Produzenten Tag für matisieren, wie wir sie heute in mannigfal- Tag vor die Gretchenfrage. Produktivitäts- tiger Form etwa als „Sachbearbeitung“, gewinne sind eine der wenigen Möglich- „Management“, „Verwaltung“ oder „Büro- keiten, gesellschaftlich wünschenswerte arbeit“ vorfinden. So steuern sich einst immobilienpolitische Ziele zu erreichen. Gleichzeitig sorgt der anhaltende 23
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Renditedruck im Niedrigzinsumfeld dafür, dieser Gemengelage ist mit der nachhalti- dass Kostensenkungen selbst im Promil- gen Transformation der Wirtschaft zudem lebereich alternativlos geworden sind. ein weiteres Erfordernis mit Macht aufs Tableau getreten, das Automatisierung Neben der neuerdings stärker notwendi- mit digitaler Technologie erzwingt. Die gen Produktivitätssteigerung ist zudem Messung und Auswertung von Verbräu- der demografische Wandel ein bestim- chen, von Gebäude- und Umgebungsvari- mender Faktor, der die Immobilienwirt- ablen in Echtzeit sowie deren Auswer- schaft zur Automatisierung zwingt. Mit der tung, die resultierenden Reportingerfor- sogenannten Babyboomer-Generation dernisse und gegebenenfalls sogar die di- steht eine überproportional große Gruppe rekte Ableitung konkreter Maßnahmen – vor dem Ausscheiden aus dem ohnehin all das ist manuell kaum zu leisten und inversen Arbeitsmarkt. Die bereits deutlich wenn doch, dann in einer derart ineffizien- zutage tretenden Probleme mangelnder ten Weise, dass es in Zeiten der geschil- personeller Ressourcen in den Unterneh- derten Personalsituation völlig deplatziert men und des Fachkräftemangels sowie erscheint. entsprechend starker Konkurrenz am Ar- beitsmarkt werden sich dadurch bereits in Digitale Technologien sind das Mittel für naher Zukunft potenzieren. Immobilienun- mehr Automatisierung, die den Zwecken ternehmen, die standardisierte Prozesse höherer Produktivität, dem Ersatz bald vielfach noch manuell abbilden, geraten nicht mehr vorhandener menschlicher Ar- damit unweigerlich in die Situation, diese beitskraft und der Nachhaltigkeit dient und nun automatisieren zu müssen, so sie somit alles in allem auch für die Immobili- denn überhaupt den notwendigen Ge- enwirtschaft unabdingbar ist und daher im schäftsbetrieb aufrechterhalten wollen. In Fokus der vorliegenden Erhebung steht. 24
Digitalisierungsstude von ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung 12. Wie hoch schätzen Sie das Automatisierungspotenzial in den folgenden Anwen- dungsfeldern ein? Rechnungsverarbeitung 78% 19% 2% 1% Controlling (z. B.) automatisierte Berichterstellung) 55% 42% 3% 0% Dokumentenanalyse (z. B. Dokumenten- 54% 43% 2% 1% Management-Systeme) Reporting 62% 34% 4% 0% Datenübertragung zwischen Systemen 67% 29% 4% 0% Verwaltung des Zahlungsverkehrs 69% 26% 4% 1% Immobilienvermarktung (z. B. virtuelle 19% 59% 20% 2% Besichtigungen) Planung von Instandhaltungen (Predictive 16% 61% 21% 2% Maintenance) Immobilienbewertung 22% 50% 27% 1% Mieterkommunikation (z. B. Chatbots) 24% 42% 30% 4% Bauausführung (z. B. Robotik) 4% 34% 54% 8% Sehr hoch Eher hoch Eher niedrig Sehr niedrig Fast alle Unternehmensbereiche und Tä- sourcenraubende Routinetätigkeit dar. tigkeitsfelder bieten Automatisierungspo- Das Gleiche gilt für das manuelle Zusam- tenzial, partiell oder sogar insgesamt. Die mentragen der notwendigen Reporting-In- Befragungsteilnehmer:innen schätzen formationen. Die Automatisierung solcher dieses im Bereich der Rechnungsverar- Tätigkeiten mag zunächst trivial erschei- beitung und der Verwaltung des Zah- nen, erzeugt aber bei der ganz erhebli- lungsverkehrs am höchsten ein. In der Tat chen Zahl von Einzelvorgängen, die die sind dies wohl auch empirisch die Berei- Immobilienwirtschaft zu bieten hat, deutli- che, die heute am stärksten automatisiert che Effizienzgewinne. Das gilt auch für sind. Das gilt zwar nicht nur im immobi- das Controlling und die Dokumentenana- lienwirtschaftlichen Kontext, hier besteht lyse. aber besonderes Potenzial, denkt man etwa an sehr regelmäßig zu buchende Etwas weniger Automatisierungspotenzial Mietzahlungen, Verbrauchsabrechnun- erkennen die Teilnehmer:innen bei der gen und Ähnliches. Mieterkommunikation (etwa mit Chat- Ebenfalls hohes Automatisierungspoten- bots). Das kann jedoch als Trugschluss zial rechnen die Befragten der Datenüber- bewertet werden. Gerade die Mieterkom- tragung zwischen Systemen und dem Re- munikation bietet erhebliches Automati- porting zu. Im Alltagsgeschäft stellt der sierungspotenzial, denkt man etwa an das manuelle Übertrag zwischen nicht kompa- Beschwerdemanagement, bei dem es tiblen Systemen eine zeit- und res- sich letztlich um sehr standardisierte 25
Digitalisierungsstudie ZIA und EY Real Estate 2021 Erfolgsfaktor Automatisierung Kommunikation handelt, die in der manu- Das widerspricht ein wenig dem Ergebnis, ellen Praxis zu viel Unmut bei allen Betei- dass der 3D-Druck kurzfristiges Trendpo- ligten führt und vergleichsweise personal- tenzial aufweist. Hinsichtlich der deutlich intensiv ist. Einige Vorreiter vor allem aus gestiegenen Baukosten und Immobilien- der Wohnungswirtschaft haben diese Be- preise wäre mehr Automatisierung in die- reiche bereits (teil)automatisiert und ver- sem Bereich wünschenswert und wir- zeichnen große Erfolge. kungsvoll. Momentan mangelt es aber of- fenbar noch an gangbaren Anwendungen. Auch die Immobilienvermarktung, die Im- In der Gesamtbetrachtung lässt sich fest- mobilienbewertung und die Planung von halten, dass der Branche Automatisie- Instandhaltung (Predictive Maintenance) rungspotenziale durchaus bewusst sind. gelten den Studienteilnehmenden als we- Allerdings werden diese vor allem dort ge- niger automatisierungsreif. Dieser Ein- sehen, wo die Automatisierung – auch in schätzung liegt vermutlich die Annahme anderen Branchen – ohnehin bereits üb- zugrunde, dass diese Tätigkeitsfelder auf lich ist. Auch wird offenbar unterschätzt, menschlicher Kreativität, Erfahrung oder dass schon die Teilautomatisierung klei- Urteilskraft beruhen. Jedoch zeigt die Em- ner Bereiche einen immensen Einfluss ha- pirie, dass in all diesen Bereichen bereits ben kann, wenn die Zahl und die Fre- marktreife Lösungen existieren, die zu- quenz der damit abgedeckten Prozesse mindest eine relevante Teilautomatisie- nur hoch genug sind. Die genannte rung ermöglichen. Mieterkommunikation ist ein gutes Bei- spiel für diesen Wirkungsmechanismus. Am wenigsten Automatisierungspotenzial wird der Bauausführung zugeschrieben. „Größte Herausforderung: Viele Systeme müssen miteinander verknüpft werden. Die Datenkonsistenz ist durch verschiedene Systeme nicht gegeben.“ Kommentar Studienteilnehmer:in 26
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