Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018

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Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018
Textil-Siegel
im Greenpeace-Check

                        www.greenpeace.de

           5. Auflage
           April 2018
Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018
3		 Gift in unserer Kleidung
         6		 Die Detox-Chemikalien
         10		 Bewertung der unabhängigen Textil-Siegel
         18		 Weitere Zeichen und Initiativen
Inhalt

         21		 Kurzinfo zu Sozialstandards
         23		 Tipps: der grüne Kleiderschrank
         26		 Wo entsorge ich Kleidung?
Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018
Gift in unserer Kleidung
Kleidung wird mit viel Che-         Branche gekommen, die im-
mie bearbeitet, bevor sie in die    merhin als eine der dreckigsten
Läden kommt. Darunter sind          Industrien der Welt gilt. Um
etliche giftige Substanzen, die     Modefirmen auf ihrem Weg zu
selbst in kleinsten Mengen Um-      einer sauberen Produktion zu
welt und Gesundheit schädigen       unterstützen, bieten Textil-Sie-
können. Vor allem die kostba-       gel Hilfestellung. Neu am Start
re Ressource Wasser wird mit        und weit vorne ist dabei Oeko-
Chemikalien aus den Kleiderfa-      Tex mit seinem Programm „De-
briken verschmutzt. Die Textil-     tox to Zero“. Dies ist kein Siegel,
industrie muss dringend „ent-       das am Produkt zu finden ist,
giften“ – und 80 Marken haben       sondern eine umfassende jährli-
sich auf Druck von Greenpeace       che Chemikalien-Bewertung mit
bereits verpflichtet, bis 2020      Statusreport nach den Detox-
giftfrei zu produzieren. Dar-       Zielen von Greenpeace. Dabei
unter sind Fast-Fashion-Ketten      werden die Produktion, das Ab-
wie H&M, Sportartikelherstel-       wasser und der Klärschlamm
ler wie Adidas, Luxusmarken
wie Valentino, Billiganbieter wie
Aldi und mit dem italienischen
Prato eine ganze Textilregion.
Diese Firmen sortieren bereits
giftige Chemikalien aus und
veröffentlichen Abwasserdaten       auf den Einsatz der besonders
– das entspricht gut 15 Prozent     gefährlichen Detox-Chemikali-
der Textilindustrie weltweit,       engruppen untersucht – dafür
in Deutschland knapp einem          gelten ehrgeizige Bestimmungs-
Drittel.                            grenzen. Ein Chemikalien-Check
Dank der Detox-Kampagne ist         für die ganze Fabrik also – und
also richtig Bewegung in diese      das momentan strengste und
                                                                      3
Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018
umfassendste Programm am           verbrennung, als Putzlappen
Markt. Wünschenswert wäre          oder Dämmmaterial. Um das
jetzt, dass „Detox to Zero“ ob-    Problem bei der Wurzel zu pa-
ligatorisch für alle Oeko-Tex-     cken, fordert Greenpeace, von
Siegel wird. Mehr Informatio-      Fast wieder auf Slow Fashion
nen finden Sie unter www.oeko-     umzustellen: Kleidung muss
tex.com/detoxtozero.               vor allem hochwertig, langlebig
                                   und reparierbar sein. Und am
Die Lösung: Entgiften – und        Ende natürlich auch vollständig
Slow statt Fast Fashion            kreislauffähig.
Eine saubere Textilprodukti-
on würde die Umwelt sehr ent-      Textil-Siegel klären auf
lasten. Doch Textilchemikali-      Konventionelle Kleidung hält
en sind nur ein Problem – das      sich bedeckt: Das eingenäh-
andere ist Fast Fashion. Alle      te Etikett gibt lediglich Fasern,
zwei Wochen werfen Modeket-        Pflegehinweise und Produk-
ten wie Zara neue Billigkollek-    tionsland preis. Wir erfahren
tionen auf den Markt, die kaum     nichts über die Chemikalien,
getragen und schnell entsorgt      mit denen das Produkt auf sei-
werden. Kleidung ist zur Weg-      nem Weg vom Acker bis zum
werfware verkommen, trotz der      Laden in Berührung kam. Ob
vielen wertvollen Ressourcen,      es unter fairen Bedingungen
die in ihr stecken. Die Trends     produziert wurde. Und ob es
von heute sind der Müll von        recycelt werden kann, wenn es
morgen. Aus diesem Grund           irgendwann ausgedient hat. Ge-
wird das Textilrecycling immer     nau das leisten die Textil-Siegel
wichtiger – auch für die Firmen.   und ermöglichen so eine gute
Die meisten Kleidungsstücke        und einfache Entscheidung.
sind jedoch wegen ihres hohen      Bis auf ein Problem: Es sind
Anteils an Kunstfasern – vor-      sehr viele Öko-Textil-Siegel auf
rangig Polyester – nicht sorten-   dem Markt. Jedes verspricht
rein recycelbar und enden statt    etwas anderes und wird regel-
als neue Kleidung in der Müll-     mäßig überarbeitet. Die meisten
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Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018
Detox-
AktivistInnen
für saubere
Mode

Verbraucher sind daher vor          sem Ratgeber kurz vor, genauso
allem eines: verwirrt.              wie zwei Sozialstandards für fai-
Dieser Ratgeber bewertet die        re Produktionsbedingungen.
acht wichtigsten unabhängi-         Und weil es nicht immer neue
gen Öko-Textil-Label mit einem,     Kleidung sein muss, geben wir
zwei oder drei Sternen. Wel-        Ihnen am Ende dieses Ratge-
che bieten einen echten Nutzen      bers Tipps für einen wirklich
für Umwelt und Verbraucher,         nachhaltigen Kleiderschrank
welche dienen eher als Feigen-      mit auf den Weg. Außerdem
blatt? Welche zertifizieren die     informieren wir Sie über eine
gesamte Produktions- und Lie-       umweltfreundliche Entsorgung
ferkette, welche testen nur das     Ihrer Kleidung. Und damit Sie
Endprodukt? Wie streng wer-         die „grüne“ Mode auch finden,
den Chemikalien reguliert? Und      haben wir für Sie eine Laden-
was schreiben Textil-Zertifizie-    liste aller Eco Fashion Stores in
rer den Modemarken in puncto        Deutschland zusammengestellt.
Recycling und Kreislauffähig-       Im Netz unter:
keit vor?                             www.greenpeace.de/
Auch die vielen firmeneigenen       ecofashionstores
Textil-Siegel stellen wir in die-
                                                                    5
Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018
Die Detox-Chemikalien
Mit der Detox-Kampagne entgif-    gesamt hat Greenpeace mehr als
tet Greenpeace die Textilindus-   400 schädliche Substanzen defi-
trie von gefährlichen Chemika-    niert, die durch umweltfreundli-
lien. Im Fokus der Kampagne       che Alternativen ersetzt werden
stehen elf Substanzgruppen,       müssen. Dazu gehören zum Bei-
die in Herstellungsländern wie    spiel die teils krebserregenden
China, Indonesien und Mexiko      Polyzyklischen Aromatischen
umfangreich eingesetzt wer-       Kohlenwasserstoffe (PAK) oder
den. Sie verteilen sich global    Dimethylformamid (DMF), das
durch Gewässerkreisläufe und      als fortpflanzungsgefährdend
die Atmosphäre. Über Nahrung,     und akut toxisch bei Hautkontakt
Luft und Trinkwasser gelangen     gilt. Beide Substanzen hat Green-
die Chemikalien auch in den       peace auch in Kinderkleidung
menschlichen Organismus. Ins-     von Discountern nachgewiesen.

Färbefabrik Well Dyeing Ltd. am Perlfluss in Zhongshan, China
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Textil-Siegel im Greenpeace-Check - Auflage April 2018
Alkylphenole und ihre Ethoxy-      Chlorbenzole: Chlorbenzole
late: Zu ihnen zählen Nonylphe-    sind als Biozide und Lösungs-
nol, Octylphenol und ihre Etho-    mittel in der Textilproduktion
xylate. Alkylphenolethoxylate      im Einsatz. Einige schädigen
werden zum Beispiel beim Wa-       Leber, Schilddrüse und das
schen und Färben von Textilien     zentrale Nervensystem.
genutzt. Im Wasser spalten sich
die Alkylphenole ab. Sie wir-      Chlorierte Lösungsmittel:
ken ähnlich wie Östrogene und      Chlorierte Lösungsmittel wie
können die Entwicklung der Ge-     Trichlorethan dienen unter an-
schlechtsorgane von Fischen und    derem dazu, Chemikalienrück-
anderen Wassertieren stören.       stände von Textilien zu entfer-
                                   nen. Trichlorethan schädigt die
Azofarben: Azofarbstoffe sind      Ozonschicht. Außerdem kann
in der Textilindustrie weit ver-   es bei Mensch und Tier das zen-
breitet. Einige können Substan-    trale Nervensystem sowie Leber
zen abspalten, die im Verdacht     und Nieren schädigen.
stehen, bei Hautkontakt Krebs
auszulösen.                        Chlorphenole: Chlorphenole
                                   werden auch als Biozide in
Bromierte und chlorierte           der Textilindustrie eingesetzt.
Flammschutzmittel: Viele bro-      Speziell Pentachlorphenol ist
mierte Flammschutzmittel           für Wasserorganismen hochgif-
(BFR) reichern sich in der Um-     tig und kann beim Menschen
welt an und sind mittlerweile      Organe schädigen.
überall zu finden. Diese Ausrüs-
tungschemikalien dienen zum        Kurzkettige Chlorparaffine:
Brandschutz – auch bei Texti-      Kurzkettige Chlorparaffine
lien. Polybromierte Diphenyl-      werden in der Textilindustrie
ether (PBDE) sind hormonell        als Flammschutz und beim Ver-
wirksam und können Wachs-          edeln von Textilien und Leder
tum und Entwicklung von Ge-        verwendet. Sie gelten als gif-
schlechtsorganen schädigen.        tig für Wasserorganismen und
                                                                     7
reichern sich im menschlichen         Daher weicht die Branche auf
Körper an.                            andere PFC wie Fluortelomer-
                                      Alkohole (FTOH) aus, die jedoch
Per- und polyfluorierte Chemika-      leicht flüchtig sind und die In-
lien (PFC): PFC machen Klei-          nenluft in Outdoor-Geschäften
dung und Schuhe wasser- und           belasten. In die Umwelt freige-
schmutzabweisend. Daher wer-          setzt, wandeln sich FTOH wie-
den sie vor allem für Outdoor-        derum in PFOA um. Nach jahre-
Produkte eingesetzt. Sie sind         langer Überzeugungsarbeit von
langlebig, reichern sich in mensch-   Greenpeace hat der Marktführer
lichem Gewebe und im Blut an,         Gore Fabrics 2017 angekündigt,
können krebserregend und hor-         bei den allgemeinen wetter-
monell wirksam sein. Besonders        festen Beschichtungen bis Ende
kritische Substanzen sind unter       2020 und bei den Spezial-
anderem das giftige Perfluor-         beschichtungen bis Ende 2023
oktansulfonat (PFOS) und die          auf PFC zu verzichten. Statt-
Perfluoroktansäure (PFOA).            dessen sollen neue und umwelt-

An den Farben der Flüsse in China erkennt man die Farben der Saison.
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Die meisten Textilien werden in China gefertigt – mit gravierenden Folgen.

freundlichere Technologien ent-        man zum Gerben von Leder.
wickelt werden.                        Chrom VI, Quecksilber und Cad-
                                       mium können Krebs erzeugen.
Phthalate: Phthalate sind
Weichmacher. In der Textilin-          Organozinnverbindungen: Orga-
dustrie werden sie vor allem für       nozinnverbindungen werden in
Druckfarben genutzt. Bei Säuge-        Bioziden und als Antischimmel-
tieren inklusive Menschen              mittel in zahlreichen Konsum-
können sie die Entwicklung der         gütern verwendet. Die Textilin-
Geschlechtsorgane hemmen.              dustrie setzt sie etwa in Socken,
                                       Schuhen und Sportbekleidung
Schwermetalle: Schwermetalle           ein, um Geruchsbildung zu ver-
wie Cadmium, Blei und Kupfer           hindern. Seit Januar 2012 sind
stecken in Farbstoffen. Sie kön-       Produkte, die mehr als 0,1 Pro-
nen sich im Körper anreichern          zent bestimmter Organozinn-
und Organe sowie das Nerven-           verbindungen enthalten, in der
system schädigen. Chrom nutzt          EU verboten.
                                                                         9
IVN Best

                                    Chemikalien (PFC) die langketti-
                                    gen PFOA und PFOS nicht mehr
                                    nachweisbar sein (weniger als
                                    0,001 mg/kg), das Gleiche gilt
                                    auch für die flüchtigen kurzket-
                                    tigen FTOH. Bei weiteren schäd-
                                    lichen Chemikalien wie Anilin
Kurzinfo zum Standard               oder Alkylphenolen sind Grenz-
Das Siegel des Internationalen      werte hinzugekommen. Für
Verbands der Naturtextilwirt-       2019 steht eine große Revision
schaft (IVN) ist das ökologisch     an, mit der sich IVN Best deut-
strengste Siegel am Markt. Es       lich vom GOTS abheben wird.
reguliert die gesamte textile
Kette für Naturfasern vom bio-      Kreislauffähigkeit/Recycling
logischen Anbau bis zum End-        Der IVN Best ist vorbildlich
produkt. Synthetikfasern sind       beim Thema Kreislauffähigkeit:
ausgeschlossen, weil sie viel       Textilien aus 100 Prozent Na-
Energie und nicht erneuerbare       turfasern sind vollständig biolo-
Rohstoffe verbrauchen. Die          gisch abbaubar.
große Menge unserer Mischfa-
serkleidung, vor allem mit          Hier ist das Siegel zu finden
Polyester-Anteilen, ist damit bei   Bei Naturtextil-Spezialisten wie
IVN Best nicht zertifizierbar.      Maas Naturwaren, Cotonea oder
                                    Engel Sports. Insgesamt sind
Chemikalien                         etwa 40 Marken und Produk-
Bei IVN sind alle Verbote mit       tionsbetriebe zertifiziert.
Grenzwerten versehen. So dür-
fen bei den besonders schädli-         www.naturtextil.de
chen per- und polyfluorierten
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GOTS

                                     onsstandorte vor, um sicher zu
                                     testen, dass nichts in die Um-
                                     welt gelangt. Für fertige Textili-
                                     en listet GOTS nur neun der elf
                                     Detox-Chemikaliengruppen, die
                                     Grenzwerte sind vergleichswei-
                                     se schwach. Ein weiteres Man-
Kurzinfo zum Standard                ko: Der Standard wird nur alle
Der umfassende Global Organic        drei Jahre überarbeitet.
Textile Standard (GOTS) setzt
mindestens 70 Prozent Natur-         Kreislauffähigkeit/Recycling
fasern aus kontrolliert biolo-       GOTS ist offen für Recycling-
gischem Ursprung voraus. Es          fasern, lässt sogar bis zu 30 Pro-
dürfen bis zu 30 Prozent Recyc-      zent Recycling-Synthetik zu.
lingfasern beigemischt werden,       Der Nachteil: Mischfasern sind
etwa recyceltes Polyester. GOTS      bislang kaum zu recyceln, die
regelt und zertifiziert die gesam-   Kreislauffähigkeit ist damit sehr
te textile Wertschöpfungsket-        eingeschränkt.
te vom Anbau bis zum fertigen
Produkt, auch nach den sozialen      Hier ist das Siegel zu finden
Kriterien der International La-      Bei vielen Eco-Fashion-Mar-
bour Organisation (ILO).             ken in grünen Concept Stores,
                                     bei Hess Natur, Alnatura, im
Chemikalien                          Online-Spezialhandel wie dem
In der Textilproduktion verbie-      Avocado Store, bei Peek & Clop-
tet GOTS zwar alle elf Detox-        penburg, bei Rewe oder als Akti-
Chemikaliengruppen, schreibt         onsware bei Discountern.
aber keine Abwasser- und Klär-
schlammtests für die Produkti-          www.global-standard.org
                                                                     11
Made in Green

                                                 Oeko-Tex Standard 100 können
                                                 Firmen zwischen Anhang 4
                   000000000 Institut
                                                 oder dem strikteren Anhang 6
        Geprüft auf Schadstoffe und nachhaltig
     produziert gemäß OEKO-TEX® Richtlinien.
                                                 wählen, dabei sind Grenzwerte
                       www.madeingreen.com
                                                 für Babys jeweils die strengsten.
                                                 Anhang 6 ist ambitionierter als
                                                 GOTS oder Bluesign. Alle Oeko-
Kurzinfo zum Standard                            Tex-Standards und Richtlinien
Made in Green aus der Oeko-                      werden jährlich überarbeitet.
Tex-Familie hat sich zu einem
strengen Standard für Textil-                    Kreislauffähigkeit/Recycling
produktion und Endprodukt                        Made in Green zertifiziert auch
entwickelt. Die Fabriken müs-                    Recycling- und Mischfasern.
sen nach dem Programm „Sus-                      Da Letztere schlecht recycelbar
tainable Textile Production“                     sind, ist die Kreislauffähigkeit
(STeP) Chemikalienmanage-                        der Textilien eingeschränkt. Ge-
ment, Umweltleistung, Umwelt-                    schlossene Produktionskreisläu-
management, Arbeitssicherheit,                   fe in Fabriken sind jedoch eine
soziale Verantwortung sowie                      Zielmarke.
Qualitätsmanagement überprü-
fen. Die Endprodukte – egal wel-                 Hier ist das Siegel zu finden
cher Faser – sind nach Oeko-Tex                  Made in Green gibt es von All-
Standard 100 schadstoffgeprüft.                  tags- über Outdoor- bis hin zu
                                                 Berufsbekleidung. Etwa 40 Un-
Chemikalien                                      ternehmen, darunter Eterna
Die Chemikalien-Ausschluss-Lis-                  und die Wäschemarke Calida,
te des STeP ist inzwischen De-                   führen das Siegel.
tox-konform. Für den Chemika-
lien-Check im Endprodukt nach                       www.oeko-tex.com/mig
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Der Blaue Engel

                                  niger ambitioniert als Green-
                                  peace-Detox sind. Damit bleibt
                                  der Blaue Engel schwächer als
                                  etwa STeP für Made in Green.

                                  Kreislauffähigkeit/Recycling
                                  Der Blaue Engel zertifiziert auch
Kurzinfo zum Standard             alle Recyclingfasern. Toxische
Das überarbeitete Label vom       Inhaltsstoffe in der Recycling-
Umweltbundesamt hat einen         ware sollen aber ausgeschlos-
recht hohen Umweltanspruch        sen werden, es gibt Grenzwerte
und eine umfassende Chemika-      für Wasserverbrauch und Ab-
lienregelung entlang des gesam-   wasser. Um den textilen Kreis-
ten Produktionsprozesses. Alle    lauf zu verlangsamen und zu
Textilien, inklusive Funktions-   schließen, werden Kriterien für
kleidung, sollen abgedeckt wer-   haltbares Produktdesign oder
den – entsprechend beeinflusst    gezielte Wiederverwendung for-
die „praktische Umsetzbarkeit“    muliert.
die Grenzwerte. Diese sind mit
der letzten Revision 2017 je-     Hier ist das Siegel zu finden
doch etwas strenger geworden.     Für Textilien gibt es noch keinen
                                  Lizenznehmer und damit keine
Chemikalien                       Produkte, die mit dem Blauen
Grenzwerte für die Farb- und      Engel gekennzeichnet sind.
Textilhilfsmittel orientieren
sich weitestgehend an denen          www.blauer-engel.de
des Industriebündnisses „Zero
Discharge of Hazardous Che-
micals Group“ (ZDHC), die we-
                                                                   13
Bluesign

                                     tests, um die Umweltbelastung
                                     zu überprüfen. Im Endprodukt
                                     sind viele gefährliche Textil-Che-
                                     mikalien mit Grenzwerten be-
                                     legt, wobei sowohl die Liste als
                                     auch die Grenzwerte noch stren-
                                     ger werden könnten – vor allem
Kurzinfo zum Standard                für einzelne PFC in von Bluesign
Bluesign regelt sehr umfassend       zertifizierter Funktionskleidung.
die Chemikalienrisiken für die       Bluesign überarbeitet seinen
gesamte Herstellungskette, be-       Standard sehr regelmäßig.
ginnend bei der Chemieindus-
trie. Das Siegel zertifiziert jede   Kreislauffähigkeit/Recycling
Art von Textilproduktion, kei-       Auch bei recycelten Materialien
ne Faserart wird ausgeschlos-        ist die Bluesign-Zertifizierung
sen. Der Standard hat nicht nur      anwendbar, dazu gibt es Anfor-
eine Negativliste schädlicher        derungen zum Ausschluss ge-
Chemikalien, sondern auch            fährlicher Substanzen.
eine Positivliste, den Bluesign-
„bluefinder“, mit Alternativen.      Hier ist das Siegel zu finden
                                     Bluesign hat über 500 System-
Chemikalien                          partner, darunter Outdoor- und
Bluesign reguliert Hunderte          Sportbekleidungshersteller wie
Chemikalien, auch alle De-           Vaude, Puma oder Adidas, aber
tox-Substanzgruppen. In der          auch Jeansmarken wie G-Star
Produktion werden diese von          Raw oder Kinderbekleidungs-
vornherein ausgeschlossen. Es        marken wie Jako-o oder Elkline.
gibt jedoch, wie bei GOTS, kei-
ne Grenzwerte oder Abwasser-            www.bluesign.com
14
Cradle to Cradle

                                   23 toxikologischen Kriterien:
                                   etwa, ob sie krebserregend, hor-
                                   monell wirksam, giftig für Was-
                                   serorganismen oder persistent
                                   sind. C2C ist ein sehr umfas-
                                   sendes und beim Gold-Level an-
                                   spruchsvolles System, aber für
Kurzinfo zum Standard              den Verbraucher schwer durch-
Beim Designkonzept Cradle          schaubar.
to Cradle („Wiege zur Wiege“,
C2C) steht der Kreislaufgedan-     Kreislauffähigkeit/Recycling
ke im Vordergrund – Abfall soll    Kreislauffähigkeit – sowohl bio-
überflüssig werden. Die Produk-    logisch als auch technisch – ist
te werden nach fünf Kategorien     der Kern des C2C-Prinzips. Je
bewertet: Materialgesundheit,      sauberer, besser biologisch ab-
Wiederverwendung, erneuer-         baubar und technisch recycel-
bare Energien, soziale Fairness    bar die Produkte sind, desto bes-
und Wasser. C2C-Produkte gel-      ser die Zertifizierungsstufe.
ten als besonders umweltsicher,
gesundheitlich unbedenklich        Hier ist das Siegel zu finden
und kreislauffähig. Es gibt fünf   Unter anderem T-Shirts von
Zertifizierungsstufen: Basic,      Trigema (Silber-Level) oder C&A
Bronze, Silber, Gold und Platin.   (Gold-Level). Außerdem gibt es
                                   Öko-Firmen wie Melawear, die
Chemikalien                        C2C-zertifizierte Materialien
C2C hat eine eher limitierte       verwenden.
Liste ausgeschlossener Chemi-
kalien, bewertet aber alle ein-       www.c2ccertified.org
gesetzten Substanzen nach
                                                                  15
EU-Ecolabel

                                   vorgeschrieben. Eine umfassen-
                                   de Überarbeitung ist für 2020
                                   geplant.

                                   Kreislauffähigkeit/Recycling
                                   Wie der Blaue Engel bezieht
                                   auch das EU-Ecolabel alle Arten
Kurzinfo zum Standard              von Recyclingfasern inklusive
Das EU-Ecolabel für Textilien,     Fasern aus PET-Flaschen ein.
auch bekannt als EU-Blume, für     Wie beim Blauen Engel soll auf
„umweltfreundlichere und ge-       toxische Inhaltsstoffe in der Re-
sündere“ Produkte ist ein eher     cyclingware verzichtet werden,
massentaugliches Label. Ge-        es gibt Grenzwerte für Wasser-
sundheits- und umweltschädli-      verbrauch und Abwasser sowie
che Substanzen sollen begrenzt,    Kriterien etwa für haltbares
Wasser- und Luftverschmut-         Produktdesign, um den textilen
zung reduziert werden.             Kreislauf zu verlangsamen und
                                   zu schließen.
Chemikalien
Das Siegel wurde überarbeitet      Hier ist das Siegel zu finden
und ist in der Tendenz etwas       Mehr als 50 zertifizierte Textil-
strenger geworden. Grundsätz-      produkte, in Deutschland al-
lich gilt aber nach wie vor: Die   lerdings kaum angeboten – bis
Liste verbotener Chemikali-        auf einige Faserhersteller wie
en ist zwar recht umfangreich,     der Lyocell (Viskose)-Hersteller
aber die Grenzwerte sind häufig    Smart Fiber.
schwächer als bei anderen Tex-
tilstandards. Für Endprodukte         www.eu-ecolabel.de
sind nur wenige Laboranalysen
16
Oeko-Tex Standard 100

                                         Chemikalien
                                         Die Chemikalien-Anforderun-
                                         gen des Standards sind weiter
                00000000 Institut        gestiegen. Zehn der elf wichtigs-
              Geprüft auf Schadstoffe.
       www.oeko-tex.com/standard100      ten Detox-Chemikaliengruppen
                                         sind vertreten, hinzu kommen
                                         einige weitere Substanzgrup-
Kurzinfo zum Standard                    pen. Damit ist der jährlich über-
Dieser am weitesten verbreitete          arbeitete Standard nun etwa so
Standard kann auf alle Textil-           streng wie GOTS – bezogen auf
produkte angewendet werden               die Rückstände im Endprodukt.
und dient in erster Linie dem
Verbraucherschutz: Er prüft              Kreislauffähigkeit/Recycling
nur auf Schadstoffrückstände             Ein wachsender Anteil recycel-
im Endprodukt. Für Herstel-              ter Materialien wird nach dem
lung und Umweltschutz macht              Standard zertifiziert. Während
Oeko-Tex Standard 100 keine              allerdings Siegel wie IVN Best
Auflagen. Mit vier Produktklas-          nur kreislauffähige Materialien
sen, von Babykleidung bis zu             zertifizieren, arbeitet Oeko-Tex
Vorhängen, ist er unterschied-           mit allen, auch schlecht recycel-
lich streng bei den Chemika-             baren Mischfasern.
lienmengen. Das Prüfsystem
Oeko-Tex vergibt nicht nur das           Hier ist das Siegel zu finden
Massensiegel Oeko-Tex Stan-              Produkte mit dem Öko-Tex-100-
dard 100, sondern auch die um-           Label gibt es überall im Einzel-
weltfreundlichen Textil-Siegel           handel. Alle Lizenznehmer hier:
Made in Green, SteP by Oeko-             www.oeko-tex.com/produkte
Tex und Detox to Zero by Oeko-
Tex für Betriebsstätten.                    www.oeko-tex.com
                                                                        17
Weitere Zeichen und Initiativen
Global Recycled Standard          change geführt. Der Standard
Mit dem Global Recycled Stan-     hat weit über 1.000 Kunden. Das
dard (GRS) kann der genaue        Siegel hängt allerdings eher sel-
Anteil an Recyclingmaterial       ten am Endprodukt, weil dafür
in einem Endprodukt erfasst       die ganze Lieferkette zertifiziert
und rückverfolgt werden. Das      sein muss – was bei vielen GRS-
Siegel darf verwendet werden,     Kunden nicht der Fall ist.
wenn ein Produkt mindestens
20 Prozent recycelte Materiali-   Händlerzeichen
en enthält. Außerdem reguliert    Viele große Modefirmen und
der GRS die chemischen Zusatz-    Textilunternehmen haben ihre
stoffe, stellt Anforderungen an   eigenen Öko-Programme auf-
                                  gesetzt und zeichnen damit ei-
                                  nen Teil ihrer Kollektion aus.
                                  Dazu gehören etwa Vaude Green
                                  Shape, H&M Conscious, Tchibo
                                  Gut Gemacht, C&A Bio Cotton
                                  oder C&A Wear The Change,
                                  Zara Join Life oder die Mango
                                  Committed Collection.
das Umweltmanagement und          Das ist zwar ein Schritt in die
die soziale Verantwortung der     richtige Richtung, betrifft aber
Unternehmen. Im sogenannten       immer nur einzelne Kollektio-
„Content Claim Standard“ wird     nen und nicht das ganze Sorti-
für den GRS unter anderem die     ment. Einzelne Aktionen, wie
Rückverfolgbarkeit der Waren      das Cradle-to-Cradle-T-Shirt von
und die Transparenz der Liefer-   C&A werden stark beworben,
kette definiert.                  während das restliche Sorti-
Der GRS wird von der US-Non-      ment konventionell produziert
Profit-Organisation Textile Ex-   wird. Die eigenen Standards
18
sind häufig schwächer als die
strengen Öko-Textil-Siegel.
Zudem verwirrt die Vielzahl an
Siegeln die Verbraucher.

Multistakeholder-Siegel
für Baumwolle
Außerdem gibt es Multistake-
holder-Initiativen für Baumwol-
le wie die Better Cotton Initia-
tive (BCI) oder Cotton Made in
Africa, eine Initiative der Aid by
Trade Foundation. Abnehmer
sind viele große Textilfirmen.
Auch diese Zeichen werden in
der Regel extern kontrolliert, al-
lerdings sind die Kriterien aus
Umweltsicht oft weniger streng.
Textilprodukte mit Baumwolle
von diesen Standards werden in
der Regel als „nachhaltig“ ver-
kauft. Der Nachteil: Für den Ver-
braucher ist der Unterschied zu
streng zertifizierter Biobaum-
wolle nur schwer zu erkennen.
Zu finden ist diese „nachhalti-
ge“ Baumwolle zum Beispiel in
Tchibos Gut-Gemacht-Produk-
ten. Denn einige Tchibo-Zulie-
ferer nutzen Baumwolle von
Cotton Made in Africa – deren
Baumwolle nicht bio ist, wenn
auch nach ökologischen und
                                19
sozialen Kriterien deutlich bes-     schaftlicher Ebene verbessern.
ser als konventionelle.              Doch aus den ursprünglich am-
Um Orientierung in dem               bitionierten Zielen dieser Initi-
schwer durchschaubaren Textil-       ative ist letztlich ein von der In-
Siegel-Markt zu schaffen, be-        dustrie verwässertes Programm
wertet Greenpeace in diesem          geworden, das freiwillig bleibt.
Siegelführer bewusst nur die         Auch beim Regulieren von Tex-
unabhängigen Textil-Siegel, weil     tilchemikalien bleibt das Textil-
sie in der Regel strenger, belast-   bündnis weit hinter den Erwar-
barer und transparenter sind –       tungen zurück: Das zu schwache
und aus Verbrauchersicht daher       Programm der Industriegruppe
vertrauenswürdiger. Damit            „Zero Discharge of Hazardous
Konsumenten unterscheiden            Chemicals“ (ZDHC) wurde zu-
können, was gut ist – und was        nächst übernommen.
nur gut gemeint.                     Passiert ist dementsprechend
                                     seit der Gründung zu wenig.
Textilbündnis                        Wirkungsvoller wäre ein gesetz-
Als Antwort auf die Einstürze        liches Rahmenwerk wie das Ge-
und Brände in asiatischen Tex-       setz zur Unternehmensverant-
tilfabriken rief der ehemalige       wortung in Frankreich. Dieses
Bundesentwicklungsminister           2017 verabschiedete Gesetz ver-
Gerd Müller 2014 das Textil-         pflichtet französische Unterneh-
bündnis ins Leben. Die inzwi-        men und ihre Zulieferer auch
schen rund 150 Mitglieder aus        im Ausland zur Einhaltung von
Regierung, Wirtschaft, NGOs,         Umwelt- und Sozialstandards.
Gewerkschaften und Standard-         In England gibt es den „Modern
organisationen wollen die ge-        Slavery Act“ gegen Zwangs-
samte Textilproduktion auf           arbeit und Menschenhandel in
sozialer, ökologischer und wirt-     der Lieferkette.

20
Kurzinfo zu Sozialstandards
Seit dem Einsturz von Textil-      men der Arbeitsorganisation der
fabriken wie Rana Plaza in Ban-    Vereinten Nationen (ILO). Dazu
gladesch, bei dem im April 2013    gehören zum Beispiel eine faire
mehr als 1.130 Arbeiterinnen       Bezahlung, Arbeitsschutz, ein
und Arbeiter ums Leben kamen,      Verbot von Zwangs- und Kinder-
sind die Arbeitsbedingungen in     arbeit und garantierte Arbeit-
der Textilindustrie ein großes     nehmerrechte.
Thema. Hunderte europäische        In diesem Ratgeber stellen wir
und amerikanische Modefirmen       Ihnen die zwei besonders emp-
haben sich in den letzten Jahren   fehlenswerten Sozialstandard-
zu Bündnissen wie „Alliance“       Initiativen vor.
und „Accord“ zusammengetan
– seitdem hat sich in etwa der
Hälfte der Fabriken in Bangla-
desch die Gebäudesicherheit ver-
bessert. Die Zahl der Unglücke
ist gesunken. Nur die Bezahlung
ist kaum gestiegen – noch im-      Fairtrade hat 2016 einen insge-
mer verdienen die meisten Tex-     samt sehr umfassenden Textil-
tilarbeiter keinen ausreichen-     standard veröffentlicht, der die
den Lohn zum Leben. Nach dem       ganze Lieferkette umfasst. Die-
für 2018 geplanten Rückzug         ser Textilstandard existiert zu-
der Bündnisse aus Bangladesch      sätzlich zur Fairtrade-zertifizier-
bleibt abzuwarten, wie sich die    ten Baumwolle. Das neue Siegel
Bedingungen weiterentwickeln.      kontrolliert und zertifiziert nach
Daher lohnt es sich, neben den     Einhaltung der ILO-Kernarbeits-
ökologischen auch auf die so-      normen, Kriterien sind unter
zialen Textil-Siegel zu achten.    anderem Löhne zum Leben
Denn nur diese garantieren         (mit einer transparenten Über-
umfassend die Kernarbeitsnor-      gangsfrist von sechs Jahren),
                                                                    21
Arbeits- und Gesundheitsschutz,     gen, die wirklich zum Leben
sichere Arbeitsbedingungen          reichen. Das Logo der Fair
und gestärkte Arbeitsrechte.        Wear Foundation ist nur unter
Auch grundlegende ökologische       bestimmten Bedingungen an
Anforderungen gehören dazu.         Kleidungsstücken zu finden:
Ein zusätzliches Fairtrade-         Das Unternehmen muss länger
Programm unterstützt die Be-        als ein Jahr FWF-Mitglied und
schäftigten und Fabriken vor        beim jährlichen Check in die
Ort. Positiv ist auch die detail-   beste Kategorie („Leader“) ein-
lierte Information am Endpro-       gestuft sein. Inzwischen gibt
dukt: Dort steht etwa, ob die       es mehr als 120 Mitgliedsun-
jeweilige Firma bereits exis-       ternehmen, darunter öko-faire
tenzsichernde Löhne zahlt. Bis-     Marken wie Armed Angels, der
lang gibt es drei Lizenznehmer:     Schulrucksackhersteller Ergo-
Brands Fashion, Melawear und        bag, aber auch die Modefirma
3Freunde.                           Filippa K, die Outdoor-Marke
     fairtrade-deutschland.de       Jack Wolfskin, das schwedische
                                    Label Nudie Jeans oder der Tex-
                                    tildiscounter Takko.
                                       www.fairwear.org

                                    Außerdem am deutschen Markt
                                    vertreten sind die Ethical Tra-
                                    ding Initiative (ETI), Social Ac-
                                    countability International (SAI)
Fair Wear Foundation (FWF)          mit dem Fabrik-Auditierungs-
ist eine Initiative von NGOs,       standard SA8000 und die Busi-
Gewerkschaften, Wirtschafts-        ness Social Compliance Initia-
und Handelsverbänden, bei der       tive (BSCI), die die Einhaltung
Textilfirmen Mitglied werden        der ILO-Kernarbeitsnormen
können. FWF will die sozialen       garantieren sollen. Allerdings
Bedingungen in Nähfabriken          hängt keins dieser Siegel am
verbessern und für Löhne sor-       Produkt.
22
Tipps: der grüne Kleiderschrank
Es ist gut, nachhaltig produzier-   man etwas schätzt, kümmert
te Kleidung zu kaufen. Doch         man sich ganz automatisch da-
wirklich umweltfreundlich           rum. Schuhe heilt der Schuh-
wird unser Kleiderkonsum erst,      macher, kaputte Reißverschlüs-
wenn wir nicht immer neu kau-       se ersetzt der Änderungsschnei-
fen. Es gibt jede Menge Alter-      der. Und die Löcher im Strick-
nativen, die trotzdem Abwechs-      pulli sind mit Nadel und Faden
lung in die Garderobe bringen.      in wenigen Minuten selbst ge-
Hier sind unsere Tipps für ei-      stopft. Das Schwierigste dabei:
nen rundum nachhaltigen Klei-       Den Moment finden, in dem
derschrank.                         man es macht. Was man beim
                                    Reparieren von Kleidung lernt:
Vorhandenes neu entdecken:          „Solide ist das neue Cool.“ Je
95 Kleidungsstücke besitzt jeder    besser die Kleidung hergestellt
von uns im Schnitt, jedes fünfte    ist, desto weniger muss repa-
wird so gut wie nie getragen –      riert werden.
sagen die Umfragen. Welche
Klamotten können neu entdeckt       Ausgeliebtes verändern: Man-
und getragen werden? Kombi-         che Kleidungsstücke haben den
nieren Sie den dicken Strickpul-    Zenit unserer Zuneigung über-
li mit dem Lieblings-Jeansrock,     schritten. Deswegen müssen wir
die Boyfriend-Jeans mit dem ge-     uns noch nicht radikal trennen.
blümten Cardigan, das Anzug-        Umgestaltung heißt das Zauber-
hemd mit der Sweathose. Sol-        wort, zeitgeistiger: „upcyclen“.
che Experimente machen neue         Schneidern Sie eine Tasche aus
Looks – ganz ohne Neukauf.          dem zu weiten Rock. Kürzen,
                                    verlängern, ändern lässt sich
Reparieren: Der dicke Strick-       alles. Die schnellste Möglichkeit
pulli passt zwar zum neuen          für zu Hause: ein Bügelbild oder
Rock, hat aber ein Loch? Wenn       ein Print auf ein T-Shirt. Tuto-
                                                                   23
rials gibt es im Internet, Kurse    senden Sachen an – und dann
kann man sich schenken lassen!      wechseln die Teile die Besitzer.
Selbermachen erlebt gerade ein      Ergebnis: fünf Schrankhüter
echtes Comeback. Und übri-          weniger, dafür fünf neue Teile.
gens: Perfektion ist langweilig.    Ohne Geld und Ressourcenver-
                                    brauch. Wer ein größeres Ange-
Und sonst: Weitergeben! Sie         bot möchte, besucht eine Klei-
und die ehemalige Lieblingsho-      dertauschparty, zum Beispiel
se kommen einfach nicht mehr        von Greenpeace. Eine aktuelle
zusammen? Dann schenken Sie         Übersicht gibt es unter: www.
ihr ein zweites Leben, bieten       kleidertausch.de
Sie sie Freunden, dem Second-
hand-Laden, dem Oxfam-Shop          Abwechslung gewünscht?
oder auf dem Flohmarkt in der       Leihboutiquen sind die Lösung.
Nähe an. Nur die kaputten Tei-      Was bei Autos oder Bohrma-
le kommen ins Recycling. Wo         schinen schon üblich ist, kommt
und wie verwerten? Im Entsor-       auch bei Kleidung in Mode.
gungskapitel dieses Ratgebers       Schließen Sie ein Kleider-Abo
steht es.                           bei einer Mode-Bibliothek ab,
                                    wie etwa kleiderei.com oder
Flohmarkt, Vintage oder             myonbelle.de. Jeden Monat
Tauschpartys: Trotz neuer Kom-      kommt ein neues Paket mit ge-
bis könnte Ihr Kleiderschrank       liehenen Trend- oder Designer-
frischen Wind vertragen? Vin-       teilen. Passend zu Ihrem Stil.
tage ist voll angesagt. Gut sor-    Probieren Sie es aus, bis das
tierte Secondhand-Läden bieten      Leihen von Kleidung zur Routi-
sorgfältig ausgesuchte Schätze      ne wie Zähneputzen geworden
an. Auch Flohmärkte können          ist. Eine weitere Möglichkeit ist
Fundgruben sein. Oder organi-       Leasen – die leihgekaufte Jeans
sieren Sie eine Tauschparty mit     kann man tragen, so lange man
Freunden und Freundinnen!           will. Anbieter sind mudjeans.eu
Jede/r bringt mindestens fünf       oder tchibo-share.de für Baby-
Teile mit. Probieren Sie die pas-   und Kinderkleidung.
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Auf Kleidertauschpartys wie hier in Hannover gibt es neue
Klamotten ohne zusätzliche Produktionschemie.

Neukauf, aber mit grünem            diktat, das uns heute schulter-
Label: Die Strickjacke ist so       frei und morgen Tiger-Prints
schön, die müssen Sie einfach       vorschreibt. Finden Sie Ihren
haben? Wenn neue Kleidung,          eigenen Stil und versuchen Sie,
dann öko und fair. Das beste        der Versuchung des nächsten
Angebot an gut gemachter Öko-       billigen Fummels zu widerste-
Mode findet sich in spezialisier-   hen. Sich zu befreien und auf
ten grünen Concept Stores. Eine     das Wesentliche zu konzen-
regelmäßig aktualisierte Laden-     trieren – sowohl im eigenen
Liste gibt es unter diesem Link:    Kleiderschrank als auch im
  www.greenpeace.de/                wirklichen Leben –, das schafft
ecofashionstores                    inneres Glück und Zufrieden-
                                    heit. Glück lässt sich nicht in
Zu guter Letzt: Machen Sie sich     Tüten kaufen. Und andauernd
frei! Lassen Sie sich nicht mehr    shoppen gehen ist verbummel-
bevormunden von einem Mode-         te Zeit.
                                                                  25
Wo entsorge ich Kleidung?
Wenn Kleidung kaputt ist und      spenden (www.texaid.ch/de).
Aufmöbeln oder Verkaufen kei-     Die Erlöse gehen an internatio-
ne Lösung sind, hilft manchmal    nale Hilfsorganisationen.
nur Entsorgen. Vier Tipps, wo
man die Altkleider am besten      Kleider an Geflüchtete spen-
loswird:                          den – am besten an lokale Ver-
                                  teilerorganisationen vor Ort. In
Gemeinnützige Kleiderkam-         Hamburg Hanseatic Help, in
mern, Stadtmissionen oder         Berlin zum Beispiel die Arbei-
Sozialkaufhäuser sammeln          terwohlfahrt, in München etwa
tragbare Altkleider für Bedürf-   die Diakonia. Was wird aktuell
tige. Zu finden über die Such-    gebraucht? Einfach im Inter-
maske des Deutschen Roten         net „Kleiderspende, Flüchtlinge,
Kreuzes (www.drk.de). Die         Stadtname“ eingeben.
Caritas hat eine Online-Liste
aller 180 Kleiderkammern in       Sammelstellen bei H&M, Globe-
Deutschland (www.caritas.de).     trotter, Eterna und weiteren
In allen großen deutschen Städ-   Modegeschäften: Immer mehr
ten finden sich zudem Sozial-     Einzelhändler nehmen Ihre
kaufhäuser, die auch Textilien    Altkleider wieder zurück. Und
annehmen.                         verkaufen sie meist an kommer-
                                  zielle Textilsortierer wie Soex
Altkleidercontainer, etwa von     weiter. Dafür gibt’s zum Beispiel
der Arbeiterwohlfahrt oder den    bei H&M einen Rabatt auf den
Maltesern: Unter fairwertung.de   Neukauf. Das regt zum Mitma-
können Sie herausfinden, wo       chen an, aber leider auch zum
seriöse Container stehen – oder   schnellen Neukauf. Und das
bei Kommunen, Städten und         umweltfreundlichste Kleidungs-
Verbraucherzentralen. Altklei-    stück ist immer noch das, was
der kann man auch an Texaid       gar nicht erst produziert wird.
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18-0, Fax -100
            Greenpeace e. V., Hongkongstr. 10, 20457 Hamburg, Tel. 040/306
                                                                                     88 99-0,
            Politische Vertretung Berlin Marienstr. 19–20, 10117 Berlin, Tel. 030/30
                                                                               Kirsten Brodde
            Fax -30; mail@greenpeace.de; www.greenpeace.de V. i. S. d. P. Dr.
                                                                                Seiler, David
            Redaktion Carolin Wahnbaeck, Simone Miller Bildredaktion Max
Impressum

                                                                               5: Athit Per-
            Graumann Fotos Titel: Shutterstock, S. 2: Qiu Bo/Greenpeace, S
                                                             S. 6: Lu Guang/Gree   npeace,
            waongmetha, Alanah Torralba/beide Greenpeace
                                                                                  Michael
            S. 8: Gigie Cruz-Sy/Greenpeace, S. 9: Will Rose/Greenpeace, S. 25:
                                                                                  Gestaltung
            Löwa/Greenpeace, S. 27: Shutterstock Produktion Birgit Matyssek
                                                                               beide Hamburg
            Johannes Groht Kommunikationsdesign Litho ORC, Litho Brecht,
                                                                 m  38, 22115  Hamburg
            Druck Hartung Druck + Medien GmbH, Asbrookdam
            Auflage 30.000 Stand 5/18
            Zur Deckung unserer Herstellungskosten bitten wir um eine Spende:
                                                                       1GLS
            GLS Bank, IBAN DE49 4306 0967 0000 0334 01, BIC GENODEM

            Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

                                                                                                27
Greenpeace fordert:
 Stopp der Verschmutzung von Flüssen und anderen
 Gewässern durch die Textilindustrie weltweit

 Ersatz gefährlicher Chemikalien durch unschädliche
 Substanzen in der Textil- und Schuhproduktion

 Die Modeindustrie steht am Scheideweg – es ist Zeit
 für einen radikalen Wandel, der auf Qualität statt Massen-
 produktion setzt. Infos unter: http://act.gp/2F5E9k7

 Mehr zum Thema finden Sie
 im Internet unter
   www.greenpeace.de/detox

Greenpeace ist international, überparteilich und völlig unab-
hängig von Politik, Parteien und Industrie. Mit gewaltfreien
Aktionen kämpft Greenpeace für den Schutz der Lebens-
grundlagen. Rund 580.000 Fördermitglieder in Deutschland
spenden an Greenpeace und gewährleisten damit unsere
                                                                E 0121 1

tägliche Arbeit zum Schutz der Umwelt.
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