The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis

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The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
Europa und Amazonien
verbinden
  Überblick zum politischen Rahmen für
  Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung,
  die Bedeutung globaler Partnerschaften
  am Beispiel eines EU-Projekts

  The Future
   We Want
                                             Klima-Bündnis
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
Eine nachhaltige Zukunft für alle

                                                                                                                                                     Transformation
                                                                                                                                                     unserer Welt

Eine nachhaltige Zukunft für alle     Umwelt, wie z. B. den tropischen    Antworten auf die Frage, wie ein       Handlungsempfehlungen für eine      Die „Agenda 2030 für nachhaltige     Ca. 30 % des in den Regenwäl-
ist nur möglich, wenn wir soziale     Regenwald. Wie viele andere         gutes Leben für alle garantiert        „zukunftsfähige Entwicklung für     Entwicklung“ mit ihren 17 globalen   dern Amazoniens noch vorhan-
Gerechtigkeit, die ökologischen       Bevölkerungsgruppen, deren          werden kann. Drei Delegations-         alle“ formuliert. Diese basieren    Nachhaltigkeitszielen (Sustain-      denen Kohlenstoffs befindet sich
Grenzen der Erde und wirtschaft-      Lebensunterhalt direkt von der      reisen führten die „indigenen          hauptsächlich auf Schlussfol-       able Development Goals, SDGs),       in indigenen Territorien. Diese
liche Entwicklung in Einklang         Nutzung der natürlichen Ressour-    BeraterInnen für Nachhaltigkeit“       gerungen und Vorschlägen der        das Pariser Klimaabkommen            Gebiete besitzen eine große bio-
bringen. Die globale Übernutzung      cen abhängt, sind indigene Völker   durch sieben europäische Län-          indigenen und europäischen          sowie die Neue Städteagenda          logische Vielfalt und gewährleis-
der natürlichen Ressourcen führt      am stärksten vom Klimawandel        der, wo sie sich mit PolitikerInnen,   Projektpartner sowie unseren        (Habitat III) sind international     ten wichtige sozio-ökologische
zu dramatischen Umweltbelas-          bedroht – obwohl sie selbst kaum    BürgerInnen, und VertreterIn-          Erfahrungen in der langjährigen     verbindliche Bezugspunkte, die       Dienstleistungen, die weit über
tungen und sozialen Problemen.        dazu beitragen.                     nen lokaler Organisationen und         Zusammenarbeit mit der COICA        den Weg zu einer transformativen     ihre Grenzen hinaus reichen.
Nur wenn wir unseren Ressour-                                             Kommunen austauschten. Der             (Coordinadora de las Organiza-      Politik weisen. Die Bedeutung der    Als Träger traditionellen Wis-
cenverbrauch senken, schaffen         Sie im Erhalt ihres Lebensraums     direkte Austausch und die aus          ciones Indígenas de la Cuenca       regionalen und lokalen Ebene bei     sens, ist es indigenen Völkern
wir die Voraussetzungen für einen     zu unterstützen, sich für Klima-    der Begegnung mit einer anderen        Amazónica, Dachverband der          der nötigen Umsteuerung hin zu       gelungen, fragile Ökosysteme
effektiven Klimaschutz und eine       gerechtigkeit einzusetzen und       Lebensweise entstehende Inspira-       indigenen Organisationen des        einer nachhaltigen Entwicklung ist   zu erhalten und gleichzeitig zu
nachhaltige Entwicklung. Wir          gemeinsam Konzepte für ein          tion standen dabei im Fokus. Was       Amazonasbeckens). Die sich          ausschlaggebend.                     bewirtschaften.
brauchen nachhaltige, regionale       gutes Leben für alle zu erarbei-    können wir von unseren Partnern        daraus ergebenden politischen
und lokale Lösungen, die zu ei-       ten, nahm das Klima-Bündnis mit     lernen und wie können wir dies         Forderungen haben wir auf die       Wird das Pariser Abkommen kon-
nem guten Leben für alle Men-         16 Kommunen und Organisatio-        in unsere Realität übersetzen? In      lokale, nationale und europäische   sequent im Kontext der Agenda
schen weltweit beitragen – sei es     nen zum Anlass für das Projekt      welchem Zusammenhang ste-              Ebene übersetzt und freuen uns      2030 umgesetzt, bedeutet es
in den Kommunen Europas oder          „EYD2015: The Future We Want –      hen unser Alltag sowie unsere          auf den Dialog zur Umsetzung        nichts weniger als den Anfang
den Territorien indigener Völker im   Local Authorities for Sustainable   Konsum- und Verhaltensmuster           dieser Handlungsempfehlungen.       vom Ende des fossilen Zeital-
Amazonasgebiet.                       Development“.                       mit der Lebensrealität indigener                                           ters und somit eine tiefgreifende
                                                                          Gemeinden in Amazonien?                Bei der EU möchten wir uns für      Transformation unserer Welt.
Indigene Völker spielen eine          „The Future We Want“ war der                                               die finanzielle Förderung dieser
entscheidende Rolle im globalen       Slogan der Rio+20-Konferenz         Für den vorliegenden Bericht           Maßnahmen bedanken.
Klimaschutz und verfügen über         2012 und begleitete das EU-finan-   haben wir die Erfahrungen dieser
tiefgehende Kenntnisse über ihre      zierte Projekt auf der Suche nach   Delegationsreisen genutzt und

                                                      2                                                                                                              3
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
Auf dem Weg zu politischer Kohärenz
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
Der Ansatz des Klima-Bündnis

fair
naturkonform
lokal
ressourcenschonend
vielfältig
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
Gemeinsam für
Klimagerechtigkeit                                                                                                         Volk der Asháninka,
                                                                                                                           Peru – München,
                                                                                                                           Deutschland

                                                                                                                           VertreterInnen der Asháninka besuchen regelmäßig
„Vor 25 Jahren begannen wir,                                                                                               die Landeshauptstadt München für entwicklungspo-
Städte und Gemeinden für den                                                                                               litische Bildungsarbeit und Bewusstseinsbildung. Sie
Kampf gegen den Klimawandel                                                                                                machen auf die Auswirkungen des Klimawandels und
zu gewinnen. Ich bin stolz darauf,                                                                                         des Rohstoffabbaus auf ihr Leben aufmerksam. Im
das einzige europäische kommu-                                                                                             Gegenzug fördert die Stadt München die Asháninka
nale Netzwerk mit konkreten                                                                                                durch Öffentlichkeitsarbeit und trägt mit zahlreichen
Reduktionszielen zu vertreten.“                                                                                            kleineren Nachhaltigkeitsprojekten zur Stärkung ihrer
                                                                                                                           territorialen und kulturellen Rechte bei.
Tine Heyse, Vorstandsvorsitzende im Klima-Bündnis, Stadträtin       bale Perspektiven und gleichzeitig lokale Lösungen
für Umwelt, Klima, Energie und Nord-Süd,                            erfordern. Deshalb unterstützen wir seit Jahrzehnten                                                               Volk der Harakmbut,
Stadt Gent, Belgien.                                                Klimaschutz in europäischen Kommunen und setzen
                                                                    uns gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern,                                                                    Peru – Hansestadt
                                                                    den indigenen Völkern Amazoniens, für den Erhalt
                                                                    und Schutz der Regenwälder ein.                                                                                    Rostock, Deutschland
Seit mehr als 25 Jahren setzen sich die Mitglieds-                  Globale Partnerschaften sind für uns und unsere Mit-
kommunen des Klima-Bündnis mit ihren indigenen                      gliedskommunen eine wertvolle Möglichkeit, direkt                                                                  Die Hansestadt Rostock pflegt eine Partnerschaft mit
Partnern der Regenwälder für das Weltklima ein. Mit                 Einfluss zu nehmen. Daher fördern wir den Austausch                                                                dem indigenen Volk Harakmbut in Peru zum Schutz
über 1.700 Mitgliedern aus 26 europäischen Ländern                  zwischen VertreterInnen europäischer Kommunen                                                                      der natürlichen Ressourcen im Schutzgebiet Ama-
ist das Klima-Bündnis das weltweit größte Städte-                   und indigener Völker. Direkter Austausch bietet                                                                    rakaeri und setzt sich als „Fairtrade-Town“ für eine
netzwerk, das sich dem Klimaschutz widmet, und das                  Einsichten in globale Herausforderungen, denen                                                                     zukunftsfähige Stadtentwicklung in der Hansestadt
einzige, das konkrete Ziele setzt: Jede Klima-Bündnis-              indigene Völker gegenüber stehen. Gleichzeitig wird                                                                selbst ein.
Kommune hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgas-                   gegenseitiges Lernen gefördert und die Teilnehmen-
emissionen alle fünf Jahre um zehn Prozent zu redu-                 den werden zum Handeln motiviert. Ein langjähriger
zieren.                                                             Partner ist der Dachverband der indigenen Völker
                                                                    des Amazonasbeckens, die COICA. Aber auch einzel-
Die Arbeit des Klima-Bündnis basiert auf der Einsicht,              ne Partnerschaften unserer Mitgliedskommunen tra-
dass die Herausforderungen des Klimawandels glo-                    gen dazu bei, Klimagerechtigkeit lokal zu verankern.

                                                                8                                                                                                                  9
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
Partnerschaften auf                                         Zoersel, Belgien –                                        in der Bettgestelle geflochten
                                                                                                                      werden. Ihre praktischen Tipps
                                                                                                                                                           Weitere Informationen dazu auf
                                                                                                                                                           Flämisch unter:

nationaler Ebene                                            Bohicon, Benin                                            zur Wiedereingliederung nach
                                                                                                                      einem Aufenthalt in St. Camille
                                                                                                                                                           www.zoersel.be/stedenband

                                                                                                                      helfen den PatientInnen und ihren    So stellen wir uns Partnerschaften
Auch die österreichischen und luxemburgischen               Seit 2011 stehen KommunalpolitikerInnen und               Familien.                            vor: starke Bündnisse und globale
Klima-Bündnis-Mitglieder sind im Bereich Klimage-           Jugendliche aus Zoersel in Belgien und Bohicon                                                 Kooperationen, die auf der loka-
rechtigkeit aktiv: Das Klimabündnis Österreich              in Benin im Rahmen der Städtepartnerschaft ihrer          Auf politischer Ebene sicherten      len Ebene geplant und umgesetzt
unterhält seit den 1990er Jahren eine Partnerschaft         beiden Kommunen in einem regen, interkulturellen          sich Bohicon und Zoersel ge-         werden!
mit dem Dachverband der indigenen Organisati-               Austausch miteinander.                                    genseitige Unterstützung beim
onen am Rio Negro (Brasilien), zu dessen großen                                                                       Verfassen und der Umsetzung ei-
Erfolgen die staatliche Anerkennung von                     Durch ein jährliches Austauschprogramm, das 2015          nes Aktionsplans für Nachhaltige
122.000 km2 Regenwald als indigenem Territorium             zum ersten Mal stattfand, werden Jugendliche aus          Energie und Klimaschutz (SECAP)
zählt. In Luxemburg wählen die Gemeinden aus                Belgien in Familien in ihrer Partnerstadt in Benin ver-   im Rahmen ihres Beitrages zum
Projektvorschlägen der ASTM (Action Solidarité              mittelt. Die jungen BelgierInnen leben in den Fami-       Konvent der Bürgermeister für Kli-
Tiers-Monde; Teil der nationalen Koordinationsstelle        lien vor Ort und engagieren sich auf einem mobilen        ma und Energie zu. Der Konvent
des Klima-Bündnis Lëtzebuerg) Projekte in Latein-           Spielplatz, auf dem sie mit ungefähr 200 Kindern          der Bürgermeister für Klima und
amerika, Afrika oder Asien aus, die sie fördern wol-        spielen und malen. Für Kinder in Benin ist es sehr        Energie ist die weltweit größte
len. Anknüpfend an diese Projekte, baut ASTM die            ungewöhnlich, spielen zu können, da sie ab einem          Klima- und Energieinitiative, die
Bildungsarbeit in der jeweiligen Gemeinde auf.              Alter von sieben Jahren als „kleine Erwachsene“           bereits von über 7.500 Kommunen
                                                            angesehen werden und von ihnen erwartet wird, dass        in Europa und darüber hinaus
                                                            sie arbeiten und im Haushalt helfen. Somit bleibt         unterzeichnet wurde. Bohicon be-
                                                            kaum Zeit zu spielen. Im Rahmen des interkulturellen      teiligt sich aktiv an der Subsaha-
                                                            Austauschs komponierten Jugendliche aus Zoersel           ra-Afrika-Initiative des Konvents
                                                            und Bohicon sogar gemeinsam einen Rapsong.                der Bürgermeister und Zoersel ist
                                                                                                                      die erste europäische Stadt, die
                                                            Mit der Unterstützung aus Zoersel konnte Bohicon          sich gemeinsam mit ihrer Part-
                                                            eine neue Bibliothek mit 16 öffentlichen Computern        nerstadt verpflichtet hat.
                                                            bauen. Außerdem führte Bohicon das „Biblio-Mobil“                                              Zwei Bürgermeister – eine Vision: Bessere Bildungschancen für Frauen
                                                            ein: ein Motorrad, das Bücherkisten in Kindergärten       Als eine Initiative innerhalb des    Eröffnung einer Schule zur Alphabetisierung von Frauen in Bohicon
                                                            und Grundschulen in entlegenen Gegenden bringt.           Aktionsplans für Nachhaltige
                                                            Des Weiteren unterstützen sich soziale Einrichtungen      Energie und Klimaschutz plant
                                                            beider Städte gegenseitig. So konnte Elvire, eine         Bohicon die Zusammenstellung
                                                            Sozialassistentin aus Bohicon, ein dreiwöchiges Prak-     eines Teams für Abfallwirtschaft
                                                            tikum in Monnikenheide, einer Einrichtung für geistig     und Hygiene auf dem öffentli-
                                                            behinderte Menschen in Zoersel, absolvieren. Zurück       chen Markt. Dieses Team wird
                                                            in Benin rief sie in der psychiatrischen Einrichtung      mit staatlichen Zuschüssen aus
                                                            St. Camille einige Wiedereingliederungsprogramme          Belgien finanziert.
                                                            ins Leben. So entstanden zum Beispiel ein Gemü-
                                                            segarten, eine Kaninchenzucht und eine Werkstatt,

                                                       10                                                                                                                     11
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
The Future We Want –
Kommunen für nachhaltige
Entwicklung

         Gutes Leben ist einfach – doch       Neben einer Vielzahl von loka-
         was bedeutet dieses gute Leben       len Aktionen in den Partner-
         eigentlich? Bedeutet ein gutes       ländern standen vor allem zwei
         Leben für alle auch eine nach-       Aktivitäten im Fokus: Die „Bera-
         haltige Zukunft? Und was können      tungsreisen“ unserer indigenen
         wir bei diesen Fragen von unseren    PartnerInnen aus Ecuador, Peru
         indigenen Partnern lernen?           und Brasilien nach Europa und
         Gemeinsam mit 16 Mitgliedskom-       unsere europaweite Kampa-
         munen und Partnerorganisationen      gne „Gutes Leben ist einfach“,
         aus zehn europäischen Ländern        die zum kostenfreien Download
         arbeitet das Klima-Bündnis genau     in 13 Sprachen auch weiterhin
         an diesen Fragen. Das EuropeAid      genutzt werden kann. Ab 2018
         finanzierte Projekt „The Future We   stehen auch neue Themen und
         Want“ war Teil des „Europäischen     Materialien zur Verfügung.
         Jahres für Entwicklung“; und ge-
         meinsam mit der Zivilgesellschaft,   overdeveloped.eu
         PolitikerInnen und unseren indi-
         genen Partner der Regenwälder
         Amazoniens diskutierten wir über
                                                                                 Ein Plakat der Kampagne „Gutes Leben ist einfach“
         eine gerechte und nachhaltige
         Zukunft für uns alle.

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The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
Gemeinsam
aktiv
Diese 17 Kommunen, Netzwerke
und Organisation haben das
Projekt gemeinsam umgesetzt:

Klima-Bündnis                      waltung von Ost-Thessaloniki.            lisierten Bevölkerungsteile im Glo-   gebildet und weltoffen. Heute        letzten 25 Jahren arbeitete die     SDGs in ihre mehrjährigen Pläne
                                   Sie wurde 1995 gegründet, um             balen Süden. 1995 gründeten fünf      ist Bonn Bundesstadt und damit       Organisation mit vielen Kommu-      integriert und unterzeichnete 2016
(Projektleitung)
                                   nachhaltige Entwicklung in den           luxemburgische Gemeinden mit          das zweite politische Zentrum der    nalverwaltungen zusammen und        gemeinsam mit ihrer Partnerstadt
                                   Gebieten rund um die Stadt Thes-         ASTM und der NRO Mouvement            Bundesrepublik und Sitz mehre-       beteiligte sich an gemeinsamen      Bohicon den Konvent der Bürger-
Mit über 1.700 Mitgliedskommu-     saloniki, die in der Region Zentral-     Ecologique das Klima-Bündnis          rer Bundesministerien. Zudem ist     Projekten u. a. im Bereich Wass-    meister.
nen aus 26 europäischen Ländern    makedonien liegt, zu unterstützen.       Lëtzebuerg, das als Nationalkoor-     Bonn Gastgeber für viele interna-    erwirtschaft und Umweltbildung.
ist das Klima-Bündnis das welt-    ANATOLIKI S.A. ist in den Berei-         dination des Klima-Bündnis            tionale und international ausge-     Die Organisation war bei mehre-     zoersel.be
weit größte Städtenetzwerk, das    chen Umwelt und Infrastruktur,           agiert. Das Klima-Bündnis Lëtze-      richtete Nichtregierungsorgani-      ren internationalen Kampagnen
sich dem Klimaschutz widmet und    Energieeinsparung und erneuer-           buerg sieht seine Aufgabe darin,      sationen. Als deutsche Stadt der     zu Klimaschutz, Überkonsum und
es ist das einzige, das konkrete   bare Energiequellen, Mobilität,          Umwelt- und Bildungsarbeit in         Vereinten Nationen beherbergt        der Förderung der Nachhaltigen
                                                                                                                                                                                           IMRO-DDKK Non-
Ziele setzt: Jede Mitgliedskom-    Beschäftigung, Sozialwirtschaft          Luxemburg mit politischer Ar-         Bonn 19 Organisationen, Pro-         Entwicklungsziele der rumäni-
mune des Klima-Bündnis hat sich    sowie unternehmerische Unter-            beit und der Unterstützung von        gramme und Büros der Vereinten       schen Partner aktiv.                profit Ltd., Ungarn
verpflichtet, ihre Treibhausgas-   stützung tätig. Zudem fördert sie        Solidaritätsprojekten im Süden        Nationen, die von hier auf vielen
emissionen alle fünf Jahre um      neue Technologien und ist aktiv          der Welt zu einer ganzheitlichen      Gebieten tätig sind – alle vereint   en.focuseco.ro                      IMRO wurde im Jahr 2009 mit
zehn Prozent zu reduzieren. In     in der Unterstützung kommunaler          Umwelt- und Entwicklungspolitik       durch ihren gemeinsamen Beitrag                                          dem Ziel gegründet, lokale und
Anerkennung des Einflusses un-     und regionaler Behörden.                 zu verbinden.                         zu nachhaltiger Entwicklung.                                             regionale Umweltpolitik und
serer Lebensstile auf besonders                                                                                                                                                            Initiativen wirksam zu unter-
                                                                                                                                                       Gemeinde Zoersel,
bedrohte Völker und Orte dieser    anatoliki.gr/en                          astm.lu                               bonn.de                                                                  stützen sowie nachhaltiges,
Welt, verbinden wir lokales Han-                                                                                                                       Belgien                             umweltfreundliches Denken und
deln mit globaler Verantwortung.                                                                                                                                                           Verhalten zu fördern. Dazu bindet
                                   ASTM, Luxemburg                          Bundesstadt Bonn,                     Focus Eco Center,                    Zoersel liegt im Norden Belgiens.   die Organisation die Hauptak-
klimabuendnis.org                                                                                                                                      Rund 22.000 EinwohnerInnen          teure der lokalen und regionalen
                                   Action Solidarité Tiers Monde            Deutschland                           Rumänien                             leben auf der Gemeindefläche        umweltpolitischen Entwicklung
                                   (ASTM) ist eine luxemburgische                                                                                      von 39 km2. Zoersel pflegt Pro-     ein. IMRO ist in der ungarischen
                                   Nichtregierungsorganisation              Als ehemalige Bundeshauptstadt        Focus Eco Center ist eine NRO,       jektpartnerschaften in Afrika.      Region Zala aktiv und unterstützt
ANATOLIKI,
                                   (NRO), die in der internationalen        verfügt Bonn über ein globa-          die hauptsächlich in der Region      Seit 2011 werden verschiedene       zehn Gemeinden in der Region
Griechenland                       Entwicklungszusammenarbeit tä-           les Netzwerk auf den Gebieten         Mitteltransylvanien in den Berei-    Aktivitäten im Rahmen einer         Transdanubien.
                                   tig ist. Seit 1969 unterstützt sie die   Umwelt, Entwicklung und Wissen-       chen nachhaltige Entwicklung,        Städtepartnerschaft mit Bohicon,
ANATOLIKI S.A. ist die Entwick-    politische, wirtschaftliche und so-      schaft. Die 320.000 EinwohnerIn-      Klimaschutz und Umwelt aktiv ist.    Benin, organisiert. Die Gemeinde    imro.hu/en
lungsagentur der Kommunalver-      ziale Emanzipation der margina-          nen der Stadt sind multikulturell,    Während ihrer Tätigkeiten in den     hat die Implementierungen der

                                                     14                                                                                                                 15
The Future We Want - Europa und Amazonien verbinden - Klima-Bündnis - Klima-Bündnis
kate, Deutschland                      und Betrieben sind Information       Nadace Partnerství,                  land zum Thema Tropenwald            Stadt Daruvar,                        Stadt Wels,
                                       und Bewusstseinsbildung, Ver-                                             unter Verwendung verschiedener
                                                                            Tschechien                                                                Kroatien                              Österreich
kate arbeitet seit 1997 in Stuttgart   netzung und Weiterbildung sowie                                           Medien und Formate (Ausstel-
als gemeinnützige Beratungs- und       die Durchführung von Projekten                                            lungen, Publikationen, Vorträge,
Bildungsorganisation für nach-         und Kampagnen in den Bereichen       Die tschechische Stiftung für        Schüler-Wettbewerbe, Presse-         Die Stadt Daruvar liegt im Land-      Wels liegt im Herzen des Lan-
haltiges Wirtschaften, Unter-          Klimaschutz, Klimagerechtigkeit      Umweltpartnerschaft (Nadace          arbeit), um hier das Bewusstsein     kreis Bjelovar-Bilogora, im Zent-     des Oberösterreich und ist mit
nehmensverantwortung, globale          und Klimawandelanpassung.            Partnerství) ist eine führende       über Bedeutung und Bedrohung         rum von Kroatien. Die Stadt er-       einer Gesamtbevölkerung von
Gerechtigkeit und Entwicklungs-                                             tschechische Stiftung und NRO,       des Tropenwaldes zu stärken.         streckt sich über eine Fläche von     rund 63.000 EinwohnerInnen
zusammenarbeit. Die Organisa-          klimabuendnis.at                     die nachhaltige Entwicklungslö-                                           64 km2 und hat ca. 11.650 Einwoh-     ein attraktiver Wirtschafts- und
tion ist in der Projektarbeit tätig                                         sungen unterstützt. Nadace Part-     regenwald-schuetzen.org              nerInnen. Aufgrund einer Reihe        Arbeitsplatzstandort. Neben ihren
und berät bei der Umsetzung von                                             nerství ermöglicht es Menschen,                                           historischer Gegebenheiten ist die    Maßnahmen im Bereich erneuer-
Umwelt- und Sozialstandards,                                                ihre Umwelt zu schützen und zu                                            nationale Zusammensetzung des         bare Energien engagiert sich Wels
                                       Landeshauptstadt
insbesondere im Umwelt- und                                                 verbessern. Zu diesem Zweck                                               Gebietes um Daruvar heute sehr        für Klimaschutz und nachhaltige
                                       München,                                                                  Stadt Cascais,
Nachhaltigkeitsmanagement, in                                               vergibt sie Förderungen, betreibt                                         vielfältig. Die Stadt ist das Zent-   Entwicklung.
der sozialen Unternehmensver-          Deutschland                          Bildungsprogramme und bietet         Portugal                             rum der tschechischen Minderheit
antwortung im Bereich Tourismus,                                            professionelle Dienstleistungen.                                          in Kroatien. Daruvar engagiert        wels.gv.at
in konkreten Aktionen zur Klima-                                                                                 Die Câmara Municipal de Cascais      sich mit verschiedenen Aktivitäten
gerechtigkeit, in der entwicklungs-    Die bayerische Landeshaupt-          nadacepartnerstvi.cz                 ist das örtliche Gremium mit Ver-    zur Förderung der nachhaltigen
politischen Bildungsarbeit sowie       stadt München hat 1,5 Millionen                                           tretungen und Verantwortlichkei-     Entwicklung der Region.
                                                                                                                                                                                            Reflex / Klima-
im Projektmanagement.                  EinwohnerInnen. Seit den 1990er                                           ten in der Kommunalverwaltung.
                                       Jahren ist sie Mitglied im Klima-                                         Mit rund 206.000 EinwohnerInnen      daruvar.hr                            Bündnis Ungarn
                                                                            OroVerde, Deutsch-
kate-stuttgart.org                     Bündnis. Die seit 1997 bestehende                                         liegt die Stadt Cascais an der
                                       Klima-Partnerschaft Münchens         land                                 südwestlichen Küste Portugals.                                             Der Umweltverband Reflex ist
                                       mit dem indigenen Volk der As-                                            Mit einem integrierten Ansatz für                                          eine ungarische landesweite NRO,
                                                                                                                                                      Stadt Tîrgu Mures,
                                       háninka im peruanischen Amazo-       Die Tropenwaldstiftung OroVerde      Entwicklung und lokale Politik                                             welche 1987 gegründet wurde. Die
Klimabündnis                                                                                                                                          Rumänien
                                       nasgebiet unterstützt die As-        – gegründet im Jahr 1989 von         engagiert sich die Stadtverwal-                                            Hauptaspekte ihrer Arbeit sind
Österreich                             háninka bei der Verteidigung ihrer   renommierten Persönlichkeiten        tung aktiv für die Förderung                                               die Sensibilisierung, Vernetzung
                                       Gebiete und somit beim Schutz        aus Wirtschaft und Naturwissen-      nachhaltigen Managements und         Die Stadt Tîrgu Mures mit ihren       und Umsetzung nationaler und
Das Klimabündnis ist eine glo-         des Regenwaldes. Umgekehrt           schaft – konzentriert sich auf die   Lebensqualität. Cascais setzt        130.000 EinwohnerInnen ist die        internationaler Umweltprojekte,
bale Partnerschaft zum Schutz          lernen die Münchner BürgerInnen      Rettung der artenreichsten und       sich mit politischer Unterstützung   Hauptstadt des Kreises Mures und      insbesondere zu Klimaproblemen.
des Klimas und verbindet in            viel von den Asháninka, wenn die-    zugleich am meisten gefährdeten      sowie durch die Umsetzung von        befindet sich im nördlich mittleren   Reflex koordiniert zudem die
Österreich mittlerweile mehr als       se bei Delegationsbesuchen vom       Ökosysteme der Erde. OroVerde        Klimaanpassungsmaßnahmen             Teil Rumäniens. Tîrgu Mures zielt     Arbeit des Klima-Bündnis Ungarn,
950 Gemeinden und Städte mit           Leben im Regenwald berichten.        konzipiert, initiiert und fördert    und eines lokalen Anpassungsrah-     darauf ab, den Energieverbrauch       welches 2009 von lokalen Behör-
indigenen Völkern in Südameri-                                              vor Ort Projekte zum Schutz und      mens aktiv für Klimawandelan-        zu senken, erneuerbare Energi-        den und Umweltorganisationen
ka. Die gemeinsamen Ziele sind         muenchen.de                          Erhalt der Tropenwälder sowie zur    passung auf lokaler, nationaler      en zu fördern und die Nutzung         gegründet wurde.
Verringerung der Treibhaus-                                                 Einführung waldschonender und        und EU-Ebene ein.                    lokaler Ressourcen und Produkte
gas-Emissionen und Erhalt des                                               naturangepasster Wirtschaftskon-                                          voranzubringen.                       reflexegyesulet.hu
Amazonas-Regenwaldes. Kern                                                  zepte.                               cm-cascais.pt
der Klimabündnis-Arbeit mit Ge-                                             Ein weiterer Stiftungsschwerpunkt                                         tirgumures.ro
meinden, Bildungseinrichtungen                                              ist die Umweltbildung in Deutsch-

                                                      16                                                                                                              17
... mit unseren                       FOIRN (Federação                     wicklung in mehreren Regionen
                                                                           Brasiliens um. Hauptsitz ist in São
                                      das Organizações
Partnern aus                          Indígenas do Rio
                                                                           Paulo.

dem Amazo-                            Negro), Brasilien                    socioambiental.org/en

nasgebiet
                                      Die FOIRN ist der Dachverband
                                                                           Kichwa-Gemeinde
                                      der indigenen Organisationen
                                      am Rio Negro, der etwa 80 lokale     Sarayaku, Ecuador
                                      Vereine indigener Gemeinscha-
                                      ften und Gruppen (Frauen) im         Die Kichwa-Gemeinde Sarayaku
                                      brasilianischen Teil des Rio Ne-     liegt in der Provinz Pastaza im
                                      gro-Gebietes vertritt. Es ist ein    Amazonasgebiet Ecuadors, ent-
                                      privater und gemeinnütziger Ver-     lang des Bobonaza-Flusses. Die
Asháninka, Peru                       ein, ohne politische und religiöse   ca. 1.500 EinwohnerInnen, welche
                                      Bindungen. Der Sitz befindet sich    Teil der aus sieben Dörfern be-
Die Asháninka sind mit rund           in São Gabriel da Cachoeira im       stehenden Gemeinde sind, leben
80.000 Menschen das größte            Bundesstaat Amazonas, Brasilien.     bereits seit Generationen in dem
indigene Volk im peruanischen                                              Gebiet, das 135.000 Hektar um-
Regenwald. Wo es möglich              foirn.org.br                         fasst. Der Name Sarayaku exis-
ist, prägt Selbstversorgung die                                            tiert seit hunderten von Jahren
Dorfgemeinschaften. Grund und                                              und bedeutet „Fluss des Mais“.
Boden gehören grundsätzlich nie-
mandem privat sondern sind im                                              Das Gebiet von Sarayaku setzt
Besitz des Dorfes und werden den      ISA (Instituto Socio-                sich zu 95 % aus Primärwald zu-
Familien zur dauerhaften Nutzung                                           sammen. Durch die Wahrung und
zur Verfügung gestellt. Gemein-
                                      ambiental), Brasilien                nachhaltige Nutzung der natürli-
sam erkämpfte offizielle Landtitel                                         chen Ressourcen in ihrem Gebiet,
gehen dementsprechend auch            Das Institut für Soziales und        verfolgt die Gemeinde ihre Vision
in den Besitz der Gemeinschaft        Umwelt (ISA), wurde 1994 als         und Mission von einer Stärkung
über. Aufgrund des zunehmenden        gemeinnützige Organisation           des „Sumak Kawsay“ (Gutes
Drucks auf ihre Territorien und die   zum Schutz der Rechte indigener      Leben) und dem fortwährenden
Bedrohung der Zerstörung ihrer        Völker und der Umwelt in Brasili-    Bestehen des „Kawsak Sacha“
                                                                                                                 Delegationsreise des Klima-Bündnis mit luxemburgischen KommunalvertreterInnen
Lebensgrundlage, sind die As-         en gegründet. Es führt einerseits    (Lebender Wald). Seit Ende der        nach Sarayaku (März 2017)
háninka im ständigen Kampf um         wissenschaftliche Studien durch,     1980er Jahre leistet die Gemeinde
ihr Land. International erfahren      setzt aber auch alleine oder ge-     erfolgreich Widerstand gegen die
sie dabei Unterstützung durch         meinsam mit indigenen Organisa-      Ölförderung in ihrem Gebiet.
ihre langjährige Partnerschaft mit    tionen Programme zur Förderung
der Landeshauptstadt München.         der sozioökonomischen Ent-           sarayaku.org

                                                      18                                                                                                                       19
Impressum
Veröffentlicht im September 2017

Klima-Bündnis
Europäische Geschäftsstelle

Galvanistr. 28, 60486 Frankfurt am Main
T. +49 69 717139-0
europe@klimabuendnis.org
klimabuendnis.org

Redaktion: Thomas Brose, Silke Lunnebach, Sara Schmitt Pacífico und Annika Sutter, Klima-Bündnis

Texte: Thomas Brose, Silke Lunnebach, Sara Schmitt Pacífico, Annika Sutter und Madlie Le Bihan, Klima-Bündnis, Clara Weichelt, Dimitra Kyriakopoulou, Anatoliki
S.A., Zoltan Hajdu, Focus Eco Center, Erik Fuhlbrugge, Gemeinde Zoersel, Patrícia Kandler, Klimabündnis Österreich, Bernadette-Julia Felsch, Landeshauptstadt
München, Gemeinde Sarayaku, Andreas Wolter, Stadt Köln mit Unterstützung und Informationen aller Projektpartner

Korrektur und Lektorat: Janina Wich, Splendid Design Co., Sarah Mekjian, Klima-Bündnis und Denise Dewey (englische Version)

Design und Infografiken: Splendid Design Co. www.we-are-splendid.com

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier (Blauer Engel)

Fotos:

Seite 1:    Kätty Kaes
Seite 9:    Eli Melcher für die Landeshauptstadt München
Seite 9:    FENAMAD
Seite 11:   Gemeinde Zoersel
Seite 13:   Kampagne „Gutes Leben ist einfach“ / Klima-Bündnis
Seite 19:   Klima-Bündnis

Diese Veröffentlichung wurde mit Unterstützung der Europäischen Union im Rahmen des Projekts „EYD2015: The Future We Want – Local Authorities for Sus-
tainable Development“ erstellt. Für den Inhalt der Broschüre sind alleine die Herausgeber verantwortlich. Der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der
Europäischen Union angesehen werden.

Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder e. V. I Alianza del Clima
Vereinsregistereintragung Amtsgericht Frankfurt am Main, Nr. 10149 | VAT ID: DE244331692 I Vorsitzende: Holger Matthäus und Tine Heyse
klimabuendnis.org
Klimagerechtigkeit stärken

  Ein Blick auf die Herausforderungen
  europäischer Kommunen und indigener
  Völker in Amazonien und ihr Austausch
  auf Augenhöhe

  The Future
   We Want
                                          Klima-Bündnis
Nachhaltige Partnerschaft

Andere Lebenswelten selbst kennenzulernen und                „Mit der Erfahrung aus der Dele-
den Menschen vor Ort zu begegnen fördert das                 gationsreise werde ich mich als
Verständnis für andere Kulturen. Um solche Ver-              Umweltbeauftragter der Stadt
bindungen zu stärken, fördert das Klima-Bündnis              Luxemburg umso mehr dafür ein-
den direkten Austausch zwischen VertreterInnen               setzen, dass unsere Gesellschaft
europäischer Kommunen und indigenen Völkern.                 sich ihrer globalen Verantwor-
Regelmäßig organisieren wir Delegationsreisen mit            tung bewusster wird und ein
Kommunal-PolitikerInnen und VertreterInnen der Zi-           ressourcenschonenderes Verhal-
vilgesellschaft nach Südamerika wie auch indigenen           ten gleichzeitig als Beitrag zur
VertreterInnen nach Europa. Dieser Austausch bietet          Verbesserung der eigenen
Chancen für gegenseitiges Lernen und motiviert zum           Lebensqualität erkennt.“
Handeln.
                                                             Pierre Schmitt, Umweltbeauftragter der Stadt Luxemburg
Im Rahmen des Projekts „The Future We Want –
Local Authorities for Sustainable Development“ führ-
ten drei Reisen indigener VertreterInnen durch Euro-
pa. Auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wie
eine zukunftsfähige Entwicklung möglich ist, reisten
die Delegierten aus Amazonien zu den Projektpart-
nern und diskutierten mit PolitikerInnen, VerterterIn-
nen der Zivilgesellschaft und lokalen Organisationen.                                                                 Klimabündnis Österreich zu Gast am Rio Negro, Brasilien

                                                         2                                                                                                                      3
Eriberto Gualinga
Indigene BeraterInnen für
Nachhaltigkeit                                                                                                                                                 Der indigene Filmemacher Eriberto Gualinga ist
                                                                                                                                                               Sprecher der Kichwa-Gemeinde Sarayaku im ecua-
                                                                                                                                                               dorianischen Amazonasgebiet, die sich seit über 30
                                                                                                                                                               Jahren erfolgreich gegen die Erdölförderung auf ih-
                                                                                                                                                               rem Territorium wehrt. Im Rahmen verschiedener Rei-

                                                             Teresita Antazu López
                                                                                                                                                               sen in Europa stellte er ihren Lösungsansatz „Kawsak
                                                                                                                                                               Sacha“ („Der lebende Wald“) zum Schutz der Wälder
                                                                                                                                                               und der indigenen Völker Amazoniens vor.
                                                             Teresita Antazu López gehört dem indigenen Volk
                                                             der Yanesha in Peru an und war die erste Frau, die in
                                                             den Vorstand der indigenen nationalen Dachorga-
                                                             nisation AIDESEP gewählt wurde. Sie engagiert sich
                                                             stark für die Rechte indigener Frauen. 2015 wurde
                                                             sie zur Vizepräsidentin der Indigenen-Organisation
                                                             UNAY (Unión de Nacionalidades Ashaninkas y Ya-          Carla de Jesus Dias
                                                             neshas) im zentralen peruanischen Amazonasregen-
                                                             wald gewählt. Sie hat auf zahlreichen internationalen   Carla de Jesus Dias, Biologin und Anthropologin,
                                                             Konferenzen die Interessen der Indigenen im perua-      arbeitet seit 2005 für das Institut für Umwelt und So-
                                                             nischen Amazonasgebiet vertreten – unter anderem        ziales (ISA), das in ganz Brasilien tätig ist. Sie hat in
                                                             beim UN-Forum für indigene Angelegenheiten in           Zusammenarbeit mit der FOIRN, dem Dachverband
                                                             New York (2004 und 2005) und bei den Internatio-        der indigenen Organisationen am Rio Negro, indi-
                                                             nalen Klimakonferenzen COP20 in Lima 2014 und           gene Gemeinschaften am Unteren und Mittleren Rio
                                                             COP21 in Paris 2015.                                    Negro über vier Jahre begleitet. Aktuell ist sie in die
                                                                                                                     strategische Planung und Umsetzung verschiedener

Jhenny Ivonne Muñoz                                                                                                  Projekte in Kooperation mit indigenen Organisatio-
                                                                                                                     nen involviert.
Hilares
Jhenny Ivonne Muñoz Hilares, vom Volk der Ashánin-                                                                                                                                   Maximiliano Correa
ka, kommt aus Atahualpa am Rio Negro im zentralen
Amazonasgebiet Perus. Neben zahlreichen Tätigkei-                                                                                                                                    Menezes
ten, u. a. als erste Koordinatorin des Büros für nach-
haltige Entwicklung indigener Dörfer im Distrikt Rio                                                                                                                                 Maximiliano Correa Menezes, vom indigenen Volk
Negro, als Stadträtin sowie im zivilgesellschaftlichen                                                                                                                               der Tukano aus dem Nordwesten des brasilianischen
Engagement auf lokaler Ebene, reist sie seit 2005 als                                                                                                                                Amazonasbeckens, ist Lehrer und seit 30 Jahren in
Delegierte der indigenen Gemeinde der Asháninka                                                                                                                                      der indigenen Bewegung aktiv. Derzeit arbeitet er
zu Kongressen sowie Veranstaltungen im Rahmen                                                                                                                                        als Koordinator des Dachverbands der indigenen
der Städtepartnerschaft mit München nach Europa.                                                                                                                                     Organisation des brasilianischen Amazonasgebietes
Derzeit ist Jhenny Muñoz Präsidentin der Nicht-Re-                                                                                                                                   (COIAB). Davor war Maximiliano einer der fünf Direk-
gerierungsorganisation IMPERITA, die sich für die                                                                                                                                    toren im Vorstand der FOIRN, dem Dachverband der
Verbesserung der Lebensbedingungen von vulnerab-                                                                                                                                     indigenen Organisationen am Rio Negro.
len Bevölkerungsgruppen einsetzt.

                                                         4                                                                                                                       5
Reiserouten

Eriberto Gualinga

Teresita Antazu López
& Jhenny Ivonne Muñoz Hilares

Carla de Jesus Dias
& Maximiliano Correa Menezes

                                6   7
Einsatz für den Lebenden Wald

                                                                                              Podiumsdiskussion auf der Internationalen Jahreskonferenz
                                                                                              des Klima-Bündnis in Dresden, Deutschland

Termin mit OroVerde beim Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Bonn, Deutschland

                                                                                              Der „Lebende Wald“ in Luxemburg

        Vorstellung des Films „Der Gesang der Blume“ in einem
        öffentlichen Kino in Vielsalm (Belgien)

Die Reise von Eriberto Gualinga nach Europa fand
vom 19. April bis zum 7. Mai 2015 statt. Er besuchte
Kommunen und Partnerorganisationen in Deutsch-
land, Luxemburg und Belgien, wobei der themati-
sche Schwerpunkt auf Wald und dem nachhaltigen
Umgang mit seinen Ressourcen lag.

                                                                     Klima-Tag in Luxemburg

                                                                 8                                       9
Frauenpower vom Amazonas
                                                             Besuch des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald
                                                             (Murrhardt, DE)

                                                                                                                    Besuch und Diskussion im ungarischen
                                                                                                                    Parlament in Budapest, Ungarn

Treffen mit Kindern in der Gemeinde Galesti, Rumänien

Jhenny Muñoz und Teresita Antazu reisten von Ende
September bis Anfang November 2015 durch Europa.
Neben der Unterstützung der Bildungsarbeit der
Landeshauptstadt München, reisten die beiden
Frauen als Botschafterinnen für indigene Rechte und
                                                                                                                    Schulbesuch in der Stadt Daruvar, Kroatien
Regenwaldschutz zum ersten Mal nach
Ungarn, Rumänien und Kroatien.

Treffen mit Stephanie Jacobs, Referentin für Gesundheit
und Umwelt in München, Deutschland

                                                                                      Kulturprogramm in Kajárpéc,
                                                                                      Ungarn

                                                        10                                                                     11
Energie aus Rio Negro

                                                           Lobby-Event an der Aristoteles-Universität in
                                                           Thessaloniki, Griechenland

                                                           Austausch mit KommunalpolitikerInnen zur
                                                           Goldmine in Chalkidiki, Griechenland

                                                                                                                                                                              Austausch zu Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer
                                                                                                                                                                                              Energien in Salzburg, Österreich

Symbolische Baumpflanzaktion im Naturpark
Sintra-Cascais, Portugal

                                                                                                                                       Empfang im Spiegelsaal in Klagenfurt, Österreich

Maximiliano de Menezes reiste gemeinsam mit Carla
de Jesus Dias nach Portugal, Österreich, Tschechien
und Griechenland. Vom 4. bis 19. Oktober 2016
beschäftigten sich die Teilnehmenden vor allem mit
Themen wie Landraub, Mobilität und erneuerbare
Energien.

                                                                                                           Austausch zum Thema Wiederaufforstung
                                                                                                           in Cascais, Portugal

                                                      12                                                                                                 13
Gemeinsame Herausforderung
                                                                                  Waldzerstörung

                                                                                  Palmöl – Auslöser für Walrodung und Landkonflikte in Peru

                                                                                  Basierend auf Informationen u. a. der FECONAU und Recherchen des Klima-Bündnis

         Unser gegenwärtiges Sozial- und      in unterschiedlichen Weltregio-     Auf der Suche nach Alternativen zu fossilen Energien,         „Den Menschen in Santa Clara de
         Wirtschaftssystem bietet keine       nen auf. Sowohl die Erkenntnis      z. B. nachwachsenden Rohstoffen, ist die Bedeutung            Uchunya wurde ein Gebiet von
         Antworten auf den Klimawandel.       über das Bestehen gemeinsamer       von Palmöl in den letzten Jahren global gestiegen.            etwa 20.000 Hektar zugespro-
         Es ist vielmehr Teil des Problems,   Herausforderungen als auch der      Mit einem Import von fast sieben Millionen Tonnen             chen. Dennoch werden ihnen nur
         denn es fördert die Produktion       Austausch über Formen des Wi-       Palmöl allein im Jahr 2015, gehört die EU zu den              200 Hektar als „Eigentum“ ga-
         und die Anhäufung von Gütern         derstands, mögliche Lösungsan-      weltweit größten Importeuren1. Davon wird fast die            rantiert. An dem übrigen Gebiet
         in einigen Regionen der Welt auf     sätze und (technische) Innovatio-   Hälfte energetisch genutzt, unter anderem für Agrar-          behält sich der Staat das Verfü-
         Kosten natürlicher Ressourcen,       nen, inspirierten und motivierten   treibstoffe und zur Strom- und Wärmeproduktion.               gungsrecht vor und vergibt z. B.
         Gesundheit und Lebensräume           die Teilnehmenden in ihrer Suche    Der Rest wird von der Lebensmittel- und Chemie-               Konzessionen für Palmölplanta-
         anderer.                             nach Alternativen.                  industrie verwendet2. Von 1990 bis heute hat sich             gen. Die indigene Bevölkerung
                                                                                  die globale Anbaufläche von Palmöl auf insgesamt              sieht sich durch diese Maßnah-
         Nicht nur in europäischen Län-       Globale Solidarität und gegensei-   mehr als 18 Millionen Hektar verdreifacht3, was zu            men nicht nur in ihren Rechten,
         dern macht sich ökonomischer         tige Unterstützung geben Kraft,     großen Waldverlusten in den Anbauregionen führt.              sondern auch in ihrer Existenz
         Wachstum und der Hunger nach         den Auswirkungen des (Neo-)Ext-     Hinzu kommen der Verlust von Biodiversität und der            gefährdet. Zum einen, weil der
         Ressourcen bemerkbar, auch           raktivismus und des Klimawandels    Ausstoß großer Mengen von Treibhausgasen.                     Wanderfeldbau, der auf den sen-
         im Amazonasgebiet wächst der         etwas entgegen zu setzen und al-                                                                  siblen Böden nötig ist, nicht mehr
         Druck auf die Wälder und damit       ternative Konzepte zu entwickeln.   Die größten Anbauregionen sind Indonesien und                 möglich ist, das Fischen aufgrund
         auf den Lebensraum indigener                                             Malaysia, hier wird etwa 85 % des gesamten Palmöls            versperrter Zugänge deutlich er-
         Völker.                                                                  angebaut und produziert4. Aber auch in Lateiname-             schwert ist und durch Pflanzen-
                                                                                  rika sind die Konsequenzen der Monokulturen bereits           schutzmittel die Böden und
         Die Delegationsreisen zeigten Pa-                                        verheerend. Da in Peru Palmöl u. a. vom Büro der              Gewässer verschmutzt werden.“
         rallelen der lokalen Auswirkungen                                        Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechens-
         des globalen Wirtschaftssystems                                          bekämpfung (UNODC) als Alternative zum Anbau                  Andreas Wolter, Bürgermeister von Köln
                                                                                  von Coca propagiert wird, steigen die Anbauflächen
                                                                                  enorm. Die Nachfrage wächst noch stärker, seitdem
                                                                                  die Beimischungsquoten für Dieselkraftstoffe und
                                                                                  Benzin eingeführt wurden. Zwischen den Jahren
                                                                                  2000 und 2015 hat sich die Anbaufläche in Peru von
                                                                                  15.000 auf 60.000 Hektar vervierfacht5. Ein Großteil
                                                                                  der Expansion – entgegen abgeschlossener Verträ-
                                                                                  ge – fand vorwiegend auf Primärwaldflächen und in             Mehr über die Eindrücke der Delegationsreise von
                                                                                  indigenen Territorien statt. Dabei entstehen Konflikte        Andreas Wolter, Bürgermeister von Köln, können
                                                                                  um den Wald – der Lebensgrundlage vieler indigener            Sie auf Seite 40 erfahren.
                                                                                  Gemeinden ist.

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Auch in der Region Ucayali in Peru, die im Zentrum                                Bilder rechts:
                                                                                  Rodung und Palmölplantagen in Peru
des Landes an der Grenze zu Brasilien liegt, ist die
Anbaufläche für Palmöl enorm gestiegen. In der
Gemeinde Santa Clara de Uchunya im Amazonasge-
biet leben mehr als 700 EinwohnerInnen der Völker
Shipibo-Conibo und Kakataibo. Seit Beginn wehrt
sich die Gemeinde gegen die zerstörerischen Aktivi-
täten auf ihren Territorien. Hauptsächlich verantwort-
lich für die Zerstörungen ist die Melka-Gruppe, ein
Firmengeflecht von 25 Zweigfirmen in Peru.

Im Jahr 2015 brachten die indigene VertreterInnen             Die Bevölkerung in Ucayali fordert die regionale
gemeinsam mit der lokalen indigenen Organisation              Regierung auf, Verantwortung zu übernehmen und
FECONAU vor dem Runden Tisch für nachhaltiges                 ihren Beitrag zur Lösung der Konflikte zu leisten!
Palmöl (RSPO) eine Beschwerde gegen das Unter-                Forderungen:
nehmen Plantaciones de Pucallpa S.A.C. vor, welches
Teil der Melka-Gruppe ist. Der Vorwurf: Die Zerstö-           •   Verhinderung des Eindringens von SiedlerInnen
rung von mehr als 5.000 Hektar Wald – größtenteils                und Personen, die Coca in den Gemeinde-Terri-
Primärwald – der sich in ihren Territorien befand.                torien anpflanzen.
Sowohl das peruanische Landwirtschaftsministerium
als auch der RSPO erkannten die Vorwürfe gegen                •   Garantierte Vergabe von Landrechten für Terri-
das Palmöl-Unternehmen an und ordneten die                        torien, die von den schädigenden Folgen der
Einstellung ihrer illegalen landwirtschaftlichen Akti-            Ausweitung von Monokulturen und Palmölplan-
vitäten an. Doch wenige Tage bevor der RPSO die                   tagen betroffen sind.
Aufforderung gegenüber Plantaciones de Pucallpa
aussprechen konnte, zog das Unternehmen seine                 •   Einrichtung eines Gesundheitszentrums für die
Mitgliedschaft vom RSPO zurück, verkaufte seinen                  indigenen und ländlichen Gemeinden.
Besitz und gibt mittlerweile an, nicht mehr im Palm-
ölsektor tätig zu sein. Damit ist unklar, inwieweit           •   Förderung der Produktion und Vermarktung
rechtlich gegen das Unternehmen vorgegangen                       lokaler Produkte.
werden kann.
                                                              •   Unterlassen systematischer Diffamierung und
Auch wenn die rechtliche Anerkennung dieser illega-               Verleumdung indigener VertreterInnen sowie
len Aktivitäten ein Erfolg darstellt, geht der Anbau              die Einstellung von Morddrohungen und Beläs-
von Palmöl weiter – aber auch der Kampf dagegen.                  tigung.

                                                              Weitere Infos zum Thema: OroVerde (2016): Palmöl
                                                              – Der kontroverse Rohstoff aus dem Regenwald:
                                                              http://bit.ly/2vNblrQ

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Holzindustrie – Treiber für Waldverluste in Rumänien

Basierend auf einem Text von Focus Eco Center

Rumänien ist bekannt für seine unberührte Natur.             kennzeichnetes Holz in den Lagerstätten des Unter-
Große Flächen des Landes bestehen aus Wäldern, in            nehmens abgeladen wurde, was ein offensichtlicher
denen nach wie vor Wildtiere, wie Bären, Wölfe und           Verstoß gegen das rumänische Gesetz darstellt8.
Luchse leben. Dieses Bild hat sich jedoch über die           2017 wurde Schweighofer wegen seiner illegalen
letzten Jahre dramatisch verändert, da Abholzungen           und zerstörerischen Aktivitäten in Rumänien von der
– ein zentrales Problem in Rumänien – die Umwelt             Zertifizierung des Forest Stewardship Council (FSC)
beträchtlich schädigen.                                      ausgeschlossen.

Laut eines Greenpeace-Berichts6 verschwanden                 Der Holzeinschlag in Rumänien löste breite Proteste
zwischen 2013 und 2014 pro Stunde drei Hektar                in der Zivilgesellschaft aus; immer mehr Organisati-
Wald. Aufgrund von legaler und zu einem großen               onen wehren sich gegen die illegale Abholzung und
Teil illegaler Holzgewinnung7 steigt die Entwaldungs-        den Raubbau. Der zunehmende Druck führte dazu,
rate jedes Jahr weiter an. Die intensive Ausbeutung          dass das rumänische Ministerium für Umwelt, Was-
von Urwäldern, Naturschutzgebieten sowie Nati-               ser und Wälder (MMAP) ein Monitoring-Instrument
onalparks, verursacht unterschiedliche Probleme              eingeführt hat: den „Forest Radar“9. Dieses soll die
im Hochgebirge der Karpaten. Das Ökosystem des               Holztransporte von der Abholzung im Wald bis hin
Waldes wird radikal verändert und die Lebensräume            zum Transport über die Landesgrenzen hinaus oder
von Tieren – vor allem von Wölfen und Bären – ver-           bis zur Lieferung an ein Holzunternehmen überwa-
kleinert. Zudem reduziert sich die Wasserrückhaltefä-        chen. Zudem gibt die Einrichtung einer Hotline den
higkeit des Waldes, was zu Überschwemmungen und              BürgerInnen die Möglichkeit, Holztransporter zu iden-
Erosion führt.                                               tifizieren, um das Ziel des Holzes nachzuprüfen und
                                                             zu überprüfen, ob es zugelassen ist. Seit 2014 müssen
In den letzten Jahren ist eine der größten Holzun-           alle Holztransporter dieses IT-System nutzen.
ternehmensgruppen aus Österreich, Holzindustrie
Schweighofer, eine treibende Kraft in der Holzaus-           Nichtsdestotrotz ist es immer noch eine Herausforde-         Waldrodung in Rumänien
beutung und Holzverarbeitung Rumäniens. Dem                  rung verlässliche Informationen zu bekommen. 2016
Unternehmen wird von verschiedenen Organisatio-              haben „Ermittler“ der EIA die Spur von Holztranspor-
nen vorgeworfen, in Rumänien illegal geschlagenes            tern nachverfolgt, die Holz an Schweighofers Säge-
Holz zu kaufen und zu verarbeiten. Im Rahmen einer           werke lieferten. Sie fanden heraus, dass die GPS-Ko-
Untersuchung, die von der Environmental Investigati-         ordinaten von offiziell registrierten Verladeorten in
on Agency (EIA) durchgeführt wurde, fanden Wissen-           vielen Fällen gefälscht waren / sind.10.
schaftlerInnen heraus, dass Schweighofer durchaus
gewillt war, illegal geschlagenes Holz anzukaufen.           Der Kampf gegen die illegale Abholzung und den
Des Weiteren wurde dokumentiert, wie nicht ge-               Holzraubbau in Rumänien ist noch nicht vorbei.

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Landgrabbing durch Bergbau

Goldrausch in Amazonien – Erfolge der indigenen Völker in Rio Negro

Basierend auf Informationen von Klimabündnis Österreich und FOIRN

Im nordwestlichen Amazonas-            von Goldgräbern und Unterneh-        Jedoch kam es 2007 am unteren
gebiet Brasiliens befindet sich        men auf der Suche nach Boden-        und mittleren Rio Negro immer
das weltweit größte Schwarz-           schätzen einher. Neben verhee-       wieder zu Invasionen kleinerer
wasser-Flussgebiet, die Rio            renden Umweltschäden, u. a.          Gruppen von Goldgräbern. Durch
Negro-Region. Das Einzugsgebiet        durch den Einsatz von Quecksil-      ihre gute Vernetzung mit zivilge-
des Rio Negro zählt über 700           ber, litten auch die dort lebenden   sellschaftlichen Organisationen,
Nebenflüsse, erstreckt sich über       indigenen Gemeinden unter den        den lokalen Medien und der
nationale Grenzen hinweg und ist       Eindringlingen.                      Kirche konnte die FOIRN das Ein-
die Heimat von 23 verschiedenen                                             dringen jedoch schnell stoppen.
indigenen Völkern. Bereits über        Anstatt sich von den äußeren         Die zuständigen Behörden lösten
56 % des Landes sind als indige-       Kräften spalten zu lassen, schlos-   die Goldgräbercamps auf und
ne Territorien anerkannt.              sen sich indigene Gemeinden          nahmen Arbeitsmaterial, wie Ma-
                                       zusammen, um ihre Rechte zu          schinen und Boote in Beschlag.
Doch auch dieses Gebiet war und        verteidigen: Im April 1987 gründe-
ist noch immer von Ausbeutung          te sich der Dachverband FOIRN        Die Lage ist jedoch weiterhin
und Übernutzung natürlicher            (Federação das Organizações In-      schwierig: Die brasilianische
Ressourcen bedroht. Eingebunden        dígenas do Rio Negro). Die FOIRN     Verfassung sichert den Indigenen
in staatliche Entwicklungs- und        setzt sich seither mit großem        nur die Nutzung der Oberfläche in
Infrastrukturprogramme, steht          Erfolg für indigene Rechte und       den Schutzgebieten zu. Alles, was                                               Kimabündnis Österreich zu Gast am
                                                                                                                                                                          Rio Negro, Brasilien
das Gebiet seit den 1970er Jahren      deren Kultur ein. Bergbauunter-      unter dem Boden liegt, kann vom
unter Druck.                           nehmen und Goldgräber mussten        Staat bei „nationalem Interesse“
                                       sich aus dem Gebiet zurückziehen     genutzt werden. Bergbauunter-        die Demarkierung ihrer Territorien.
Offiziell begründet mit dem Ar-        und ab 1997 entstand eines der       nehmen haben insgesamt 386           Den erneut zunehmenden Druck,
gument das Gebiet wirtschaftlich       größten staatlich anerkannten        Anträge für Forschung und Abbau      nicht zuletzt durch die instabile
zu erschließen und militärisch zu      indigenen Schutzgebiete Ama-         in indigenen Territorien am Rio      politische Lage in Brasilien, neh-
sichern, baute die Militärregierung    zoniens, das heute 122.000 km2       Negro beim zuständigen Ministe-      men auch über 25 brasilianische
in den 1970er Jahren eine Bun-         umfasst. Die Demarkierung ihres      rium eingebracht. Auch wenn es       KünstlerInnen zum Anlass, um auf
desstraße (BR174) von Manaus           Gebiets ist ein Ergebnis der er-     bisher zu keinen Genehmigungen       die Bedeutung indigener Völker
nach Boa Vista im nördlichen           folgreichen Organisationsarbeit      kam, besteht eine permanente         und deren Territorien aufmerksam
Amazonas-Bundesstaat Rorai-            und sichert die politische Teilha-   Bedrohung.                           zu machen: „Pelo direito à terra,
ma sowie die „Perimetral Norte“        be der dort lebenden indigenen                                            pelo direito à vida! #Demar-
(BR 210) entlang der Grenze zu         Völker.                              Mit dem Aufruf „Demarcação Já!“      caçãoJá“ (Für ein Recht auf Land,
Venezuela. Mit dem Ausbau der                                               protestieren indigene Völker auch    für ein Recht auf Leben! Demar-
Infrastruktur ging das Eindringen                                           2017 weiterhin für ihre Rechte und   kierungJetzt).

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Goldrausch in Griechenland – die Chalkidiki-Mine

Basierend auf einem Text von ANATOLIKI S.A.

Die Goldmine von Chalkidiki in Nordgriechenland,                         nachfolgende Sparpolitik der EU führen zu einem
die an den Goldbergbau im Amazonasbecken erin-                           steigenden Privatisierungstrend einer Reihe von öf-
nert, hat zu einer intensiven Kontroverse geführt. In                    fentlichen Gütern und Unternehmen, die an internati-
Griechenland wie auch in Brasilien und in vielen an-                     onale Gesellschaften verkauft werden.
deren Ländern kämpft die lokale Bevölkerung gegen
multinationale Unternehmen, die wenig Rücksicht auf                      Das Land, das derzeitig von Hellas Gold genutzt
die Menschen und ihre Umwelt nehmen.                                     wird, liegt in einer bergigen Gegend und umfasst
                                                                         um die 26.400 Hektar. Über 90 % des Gebiets sind
                                                                         mit Wald bedeckt, der durch die Abbauaktivitäten
„Treffen mit VertreterInnen in-                                          zerstört wird: Etwa 258 Hektar wurden bereits gero-
digener Organisationen des                                               det und der weitere Ausbau der Mine gefährdet den
Amazonasbeckens sowie der                                                restlichen Waldbestand.
Meinungsaustausch führten zu
Rückschlüssen mit hoher politi-                                          Hellas Gold plant am Standort Chalkidiki 146 Mil-
scher Bedeutung. Einige griechi-                                         lionen Tonnen Gestein über einen Zeitraum von 30
sche Gemeinden und Regionen                                              Jahren zu fördern. Doch lediglich ein kleiner Anteil
stehen vor ähnlichen Problemen                                           des Steinaushubs kann tatsächlich genutzt werden:
wie die indigenen Gemeinschaf-                                           Im Fall von Chalkidiki ergibt eine Tonne Gestein
ten: Die durch menschliche Aus-                                          weniger als ein Gramm Gold. Insgesamt können
beutung verursachten verhee-                                             nur zwei Prozent des Aushubmaterials für die dort
renden Umweltzerstörungen.                                               enthaltenen Minerale, wie z. B. Kupfer und Silber, ge-
                                                                                                                                                 Zivilgesellschaftlicher Protest gegen die Chalkidiki-Mine, Griechenland
Der Erfahrungsaustausch bot die                                          nutzt werden. Die übrigbleibenden 980 kg pro Tonne
Möglichkeit, Mittel und Wege zu                                          Steinaushub werden zu Giftmüll, der auch als „Tailing“
diskutieren, um solche Aktivitäten                                       bezeichnet wird und eine Kombination aus nicht
und Konsequenzen zu vermeiden“                                           nutzbarem Gestein und Wasser sowie Chemikalien
                                                                         ist, die Hellas Gold zum Extrahieren der Mineralien
Kyriakos Panayiotopoulos, Vorsitzender des Gemeinderates von             benötigt. Hellas Gold plant, diese „Tailings“ in einem
Aristotelis, emeritierter Professor, Fakultät für Landwirtschaft,        von zwei großen Dämmen abgetrennten Becken zu            Der durch den Bergbaubetrieb              sozioökonomischen Auswirkun-                   Ankündigung von Hellas Gold die
Aristoteles-Universität von Thessaloniki.                                lagern. Jedoch ist laut der Umweltverträglichkeits-      entstandene Müll wird sich nicht          gen12 von Bergbauaktivitäten.                  natürliche Umwelt wiederherzu-
                                                                         prüfung des Unternehmens von 2010 nicht sicher, wie      nur auf „Tailings“ begrenzen.                                                            stellen, protestierten hunderte von
                                                                         der fragmentierte Grund unter den Fundamenten der        Mehr als zwei Tonnen Asbest und           Wie schon so oft bei Bergbau-                  EinwohnerInnen aus den umlie-
Die Chalkidiki-Mine liegt auf öffentlichem Grund                         Dämme auf mögliche Erdbeben reagieren könnte.            gefährliche Schwermetallsulfide           projekten im Amazonasgebiet,                   genden Dörfern mit Bannern und
und Boden, der für einen Zeitraum von 50 Jahren zu                       Weitere Fragen, die sich aus der Prüfung ergeben,        enthaltender Staub wird pro För-          hat auch Chalkidiki die loka-                  Fahnen. Mehr als 400 Menschen
einem Spottpreis von der Gemeinde Aristotelis an                         sind unbeantwortet. Wie können die riesigen Mengen       derstunde produziert. Der hoch-           le Bevölkerung gespalten. Die                  wurden von der Polizei straf-
die Hellas Gold S.A., eine Tochtergesellschaft des                       der unbehandelten Rückstände zuallererst sicher zu       giftige Staub hat schwerwiegende          Aussicht auf neu geschaffene                   rechtlich verfolgt, weil sie für den
kanadischen multinationalen Konzerns El Dorado                           den Staudämmen transportiert werden oder wie soll        Auswirkungen auf die Biodiver-            Arbeitsplätze, die durch die Krise             Schutz ihrer Umwelt kämpfen.
Corporation, verpachtet wurde. Durch ausländische                        mit den giftigen Substanzen, die zur Trennung von        sität, die Wasserressourcen, die          in Griechenland noch attrakti-
Direktinvestitionen in Land sowie Ressourcen zur                         Mineralien verwendet wurden, nach ihrer Nutzung          Landschaft, die lokale Bevölke-           ver wurden, hat viele überzeugt,
Umsetzung einer steigenden Zahl von Mega-Projek-                         umgegangen werden?11                                     rung und MinenarbeiterInnen. Zu           dass die Mine der Gemeinde
ten werden Projekte wie das in Chalkidiki zunehmend                                                                               den Umwelt- und Gesundheitsge-            nutzen wird. Dennoch wächst
üblich in Griechenland. Die Schuldenkrise sowie die                                                                               fährdungen kommen zudem die               der lokale Widerstand. Trotz der

                                                                    22                                                                                                                         23
Energieerzeugung

Mit ihren Klimaschutz-Aktivitä-     sondern auch Widerstand aus der
ten vor Ort tragen Klima-Bünd-      Bevölkerung müssen einvernehm-
nis-Kommunen zu einem gemein-       lich überwunden werden. Dazu
samen Wandel bei und legen          ist gesellschaftlicher Wandel und
damit die Grundlage für die         kontroverse Diskussion nötig. Seit
Transformation der Gesellschaft.    Jahren nehmen viele Mitglieder
Kommunen, die Mitglied im           des Klima-Bündnis diese Heraus-
Klima-Bündnis sind, verpflichten    forderungen an, um Schritt für
sich, ihre Treibhausgas-Emissio-    Schritt eine nachhaltige Energie-
nen alle fünf Jahre um 10 % zu      wende zu bewirken.
reduzieren.
                                    Wichtig ist jedoch, auch bei
Um diese Ziele zu erreichen,        erneuerbaren Energien Nachhal-
initiieren viele Kommunen mit       tigkeitsaspekte nicht außer Acht
ihren BürgerInnen Projekte für      zu lassen. Zum Beispiel zerstören    Erneuerbare Energien kön-
lokal erzeugte Energie. Diese       große Staudammprojekte die           nen den gegenwärtigen und
nachhaltige Lösung verbindet        Umwelt und vertreiben die dort       zukünftigen globalen Energie-
Energieeinsparung und -effizienz    lebenden Menschen. Dement-           bedarf nachhaltig decken. Sie
mit dem erklärten gemeinsamen       sprechend müssen erneuerbare         sind praktisch unerschöpflich
Ziel, zukünftig 100 % erneuerbare   Energien Kriterien der Nachhaltig-   und sparen gleichzeitig große
Energien zu nutzen.                 keit und die Einhaltung indigener    Mengen an Treibhausgasen
                                    Rechte berücksichtigen. Statt        ein.
Der Aufbau einer dezentralen        Großbauprojekte sollten dezent-
Energieversorgung hat seine Her-    rale und lokale Lösungen geför-      Lokale Energieinfrastrukturen
ausforderungen: Nicht nur techni-   dert werden.                         ermöglichen es Kommunen,
sche und ökonomische Probleme,                                           die frei verfügbaren Energie-
                                                                         quellen wie Sonne, Wasser,
                                                                         Wind oder Geothermie für
                                                                         sich zu nutzen. Je mehr dieser
                                                                         Anlagen entstehen, desto
                                                                         mehr Kommunen sind eigen-
                                                                         bestimmt und unabhängig
                                                                         von fossilen Brennstoffen oder
                                                                         importierter Energie. Gleich-
                                                                         zeitig schaffen solche kleinen,
                                                                         dezentralen Projekte lokale
                                                                         Arbeitsplätze.

                                                                                                           Solarpanel in der Kichwa-Gemeinde Sarayaku, Ecuador

                                                   24                                                                                                            25
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