INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen

 
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INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
INTEGRIERTE
PLANUNG
Gemeinsam steuern, gemeinsam
handeln – Synergien von DKBM und
integrierter Planung nutzen.

     NOVEMBER 2020

SOZIALRÄUME
BILDUNGSGERECHTIGKEIT
PARTIZIPATION
DATEN UND INDIKATOREN
AUS DER PRAXIS
ARBEITSBEREICH
INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
INHALTSVERZEICHNIS                                                                                              EDITORIAL

	Von der Verwaltung zur Gestaltung                                                                       04   Liebe Leserinnen und Leser,
  Integrierte Planungsansätze in kommunaler Bildungspolitik.
  Prof. Dr. Jörg Fischer, Fachhochschule Erfurt                                                                 kommunale Angebote konsequent an den Bedarfen                 in einem Interview. Durch die Partizipation der Zivilge-
                                                                                                                der Menschen auszurichten, entspricht der Idee moder-         sellschaft und der Bürger/-innen werden der Rückhalt
	Integrierte Planung und DKBM                                                                           06   ner Verwaltungen und ist ein wesentliches Element der         für Maßnahmen und das Verständnis für das kommu-
   Gemeinsamkeiten nutzen – Synergien erzeugen – Steuerung in Planung integrieren.                              integrierten Planung ebenso wie des datenbasierten            nale Handeln auch außerhalb der Verwaltung gestärkt.
   Dr. Friederike Meyer zu Schwabedissen, Dr. Sibylle Sexson, Transferagentur Niedersachsen                     kommunalen Bildungsmanagements (DKBM). In unse-               Anna Nutz von der TH Köln stellt in ihrem Beitrag eine
                                                                                                                rem neuen TRANSFERkompass werfen wir gemeinsam                Auswahl von Instrumenten der partizipativen Kommuni-
	BILDUNG leben in Emden                                                                                  09   mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und             kation vor. Wie insbesondere Kinder und Jugendliche in
  Stabsstelle der Stadt Emden führt integrierte Sozialplanung und DKBM zusammen.                                Praxis einen Blick auf die Gemeinsamkeiten, aber auch         Planungs- und Gestaltungsprozesse einbezogen werden
  Sina Schriewer, Transferagentur Niedersachsen, in Abstimmung mit der Stadt Emden                              auf die Unterschiede der beiden Ansätze, zeigen Syner­        können, erläutert Ulrich Deinet, Professor für Didaktik
                                                                                                                gie­effekte auf und erläutern, wie Sie diese vor Ort nutzen   und methodisches Handeln/Verwaltung und Organisa­
	Integrierte Fachplanung in der kommunalen Verwaltung                                                    12
                                                                                                                können.                                                       tion an der Hochschule Düsseldorf.
  Ein Atlas bündelt Duisburger Daten.
  David Müller-Warnecke, Dr. Tobias Terpoorten, Stadt Duisburg
                                                                                                                Als herausfordernd erachtete Themen können, über              Entscheidend für eine nachhaltige Etablierung von inte-
                                                                                                                die Erfüllung der reinen Pflichtaufgaben hinaus, sowohl       grierter Planung und auch DKBM ist die Unterstützung
	Der Sozialraum: zwischen individuellen Lebenslagen und Planungssicherheit                               14
                                                                                                                durch das DKBM als auch durch integrierte Planung be-         durch die Verwaltungsspitze, so Jörg Fischer, Leiter des
  Kleinräumigkeit als Grundlage zur Datenanalyse.
                                                                                                                arbeitet werden. Indem vorhandene Ressourcen und              Institutes für kommunale Planung und Entwicklung
  Lisa Bartling, Ann-Kristin Reher, G.I.B. – Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH
                                                                                                                Potenziale durch ein zielgerichtetes und abgestimmtes         (IKPE) und Professor am Institut für Soziale Arbeit an der
	Wie Sozialraumorientierung zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen kann                                 16   Handeln der Kommune genutzt werden, können größt-             FH Erfurt. Ein erfolgreiches Beispiel ist die Umsetzung im
  Prof. Reinhard über kommunale Herausforderungen und Lösungswege.                                              mögliche Wirkungen erzeugt werden. Für die integrier-         Rahmen des Verbundes „BILDUNG leben in Emden“: Die
  Interview mit Prof. Dr. Gaby Reinhard, Fliedner Fachhochschule Düsseldorf                                     te Planung werden die Daten auf der Ebene von Sozial-         Stabsstelle Integrierte Sozialplanung der Stadt Emden
                                                                                                                räumen analysiert und interpretiert. Lisa Bartling und        wird von einer Lenkungsgruppe geleitet, die sich aus den
	Aus Orten werden (Bildungs-)räume                                                                       19   Ann-Kathrin Reher von der Gesellschaft für innovative         Leitungen der drei involvierten Fachbereiche zusam-
  Die Aneignungsperspektive von Kindern und Jugendlichen und wie Kommunen davon profitieren können.             Beschäftigungsförderung erläutern die entscheidende           mensetzt. Weitere Beispiele für Good Practices aus den
  Prof. Dr. Ulrich Deinet, Hochschule Düsseldorf                                                                Rolle des Konzeptes des Sozialraumes, um damit die            Landkreisen Sömmerda und Ostprignitz-Ruppin geben
  Partizipation von Kindern und Jugendlichen: Mehrwerte für Kommunen und Anknüpfung ans DKBM.                   Bedarfslagen bestmöglich beschreiben und ihnen opti-          ebenso Anregungen für Ihre praktische Arbeit wie unse-
  Dr. Sibylle Sexson, Transferagentur Niedersachsen                                                             mal begegnen zu können. Die Datenbasierung unter-             re Leitfragen zum Auf- und Ausbau einer integrierten
                                                                                                                stützt bei der Bedarfsanalyse, wie David Müller-Warne-        Planung unter Einbeziehung der DKBM-Kernkomponen-
	Gelebte Beteiligung und öffentlicher Diskurs                                                            22   cke und Dr. Tobias Terpoorten von der Stadt Duisburg          ten. Abgerundet wird unser Magazin mit einer Zusam-
  Mitbestimmung an Planungsprozessen durch Instrumente der partizipativen Kommunikation.                        anhand des dort angewendeten Daten-Atlas zeigen.              menstellung von Links und weiterführenden Literatur-
  Anna Nutz, TH Köln                                                                                                                                                          hinweisen.
                                                                                                                Wird eine integrierte Planung mit den bereits vorhan-
	Aufbau einer integrierten Sozialplanung                                                                 24   denen DKBM-Strukturen verknüpft und beides im Zu-             Mein Team und ich möchten uns an dieser Stelle noch
  Aus der Praxis I: Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg).                                                 sammenspiel weiter ausgebaut, können den kommu-               einmal herzlich bei den mitwirkenden Autorinnen und
  Désirée Schmidt, Landkreis Ostprignitz-Ruppin                                                                 nalen Herausforderungen wie Bildungsgerechtigkeit,            Autoren für ihre Perspektiven zur Bearbeitung von Zu-
                                                                                                                Digitalisierung und Diversität oder auch Bildungsüber-        kunftsthemen mit integrierter Planung und/oder mit
	Ganzheitliche Planung als Weg zur Bewältigung von Querschnittsaufgaben                                  26
                                                                                                                gängen, Schulabsentismus, Berufsorientierung und              DKBM bedanken. Nun wünschen wir Ihnen, liebe Lese-
  Aus der Praxis II: Landkreis Sömmerda (Thüringen).
                                                                                                                regionalem Fachkräftemangel mittel- und langfristig
                                                                                                                ­                                                             rinnen und Leser, viel Freude und Inspiration.
  Dr. Katharina Kratky, Christiane Maurer, Landkreis Sömmerda
                                                                                                                passgenaue regionale Lösungsansätze auf sozialräum-
                                                                                                                licher Ebene entgegengesetzt werden. Welche Voraus-
	Arbeitsbereich, Links und Literatur-Tipps                                                               28
                                                                                                                setzungen es hierfür braucht, erläutert Gaby Reinhard,        Ihre Dr. Friederike Meyer zu Schwabedissen
  Leitfragen zum Auf- und Ausbau einer integrierten Planung unter Einbeziehung der DKBM-Kernkomponenten.
                                                                                                                Professorin am Institut für Sozialraumorientierte Arbeit      Projektleiterin der Transferagentur Niedersachsen
  Dr. Sibylle Sexson, Transferagentur Niedersachsen
                                                                                                                und Beratung der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf,
	Kontakt                                                                                                 31
  Ansprechpartner/-innen

	Impressum                                                                                               32

         Transferagentur Kommunales
 2       Bildungsmanagement Niedersachsen
INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
VON DER VERWALTUNG ZUR GESTALTUNG
INTEGRIERTE PLANUNGSANSÄTZE IN KOMMUNALER BILDUNGSPOLITIK.

                                                                                                                        diesem Bestreben sind Netzwerkorientierung, Präven-                               initiieren, noch im Alleingang umsetzen oder die Resul­
                                                                                                                        tionsförderung, integrierte Konzepte, Wirksamkeitsana-                            tate erfassen. Sie kann allerdings Funktionen des Anre-
                                                                                                                        lysen und Planungsansätze kommunale Kernbegriffe.                                 gens, der Vernetzung und des Monitorings vernetzend
Gerade in der Ausgestaltung von kommunaler Bildungspolitik prallen eine Vielzahl von Themen, Zuständig­                                                                                                   übernehmen (Fischer 2018), der Leitung zuarbeiten und
keiten, Erwartungen und teilweise konträren Interessen aufeinander. Wohl kein anderes kommunales Hand­                  Integrierte Planung ist hierbei das Instrument, in dem                            Entscheidungen empirisch begründen. Eine erfolgreiche
lungsfeld ist derart aufgeladen. Umso wichtiger ist es, dass gerade in der Bildungspolitik Entscheidungen auf der       diese Ansätze ihre institutionelle Heimat finden. Inte-                           Übernahme dieser Funktionen ist jedoch an entschei-
Basis empirischer Notwendigkeiten und nicht Gefühlslagen oder lautstarker Lobbyinteressen vorbereitet, ge­              grierte Planung kann dabei diese Prozesse weder alleine                           dende Rahmenbedingungen gekoppelt.
troffen und umgesetzt werden. Kommunen, die dabei auf eine integriert angelegte Planung vertrauen, sind im
Vorteil. Sie verfügen über eine Instanz, in der Daten und Erfahrungen innerhalb eines zirkulären Planungskreis­             GESTALTUNG VON KOMMUNALER BILDUNGSPOLITIK MITTELS INTEGRIERTER PLANUNG
laufes von der Bedarfserhebung über Angebotsplanung bis hin zum Monitoring in der Umsetzung der Angebote
fachlich kompetent und politisch abgesichert erfasst, analysiert und in der Praxis implementiert werden. Durch          Die Gestaltung von Bildung mittels der Unterstützung                              denen Daten ämterübergreifend nutzen und inhaltliche
das Integrierende werden zudem die fachlichen Belange ganzheitlich in diesen Prozess eingespeist. Was das               durch integrierte Planung hängt vom Umfang, der Ver-                              Zusammenhänge thematisieren zu können. Des Weite-
heißt und wie es funktioniert, soll nachfolgend skizziert werden.                                                       lässlichkeit und der Nachhaltigkeit des politischen Rück-                         ren ist das Interesse der kommunalen Akteure vorhan-
                                                                                                                        haltes durch die eigene Leitung und die politischen Gre-                          den, die eigene Kompetenz zu erhöhen, um vorhandene
    DIE SCHWIERIGKEIT EINER PLANUNG IN BILDUNGSFRAGEN                                                                   mien ab (Fischer 2017). Planung kann noch so gut sein,                            Daten in ihrer Auswirkung auf die Lebenswirklichkeit der
                                                                                                                        aber sie wird nicht gesellschaftliche Widerstände beseiti-                        Menschen besser interpretieren zu können und die tat-
Wer jemals an einer Diskussion zur Schließung von Schul-     Landrätinnen das Potenzial der Bildung, um Handlungs-      gen können. Vielmehr kann sie ein Instrument darstellen,                          sächlichen Bedarfe zu verstehen. Jenseits der Erhebung
standorten, den räumlich heterogenen Rückstellungsquo-       vermögen zu demonstrieren und die weichen Faktoren in      um Sorgen, Erwartungen, Ressourcen und Probleme zu                                statistischer Werte liegt ein großer Bedarf in der Förde-
ten vom Kindergarten in die Schule oder zu den schichten-    der Standortfrage zu beeinflussen.                         kanalisieren. Damit zieht sie jedoch auch viele Konflikte                         rung von Zugängen zum adressierten Personenkreis, in
spezifisch ungleichen Verteilungen von Bildungswegen                                                                    auf sich, die einer unbedingten Rückendeckung bedürfen.                           denen nicht nur Daten erhoben, sondern in einem parti-
teilgenommen hat, weiß um die Brisanz. Schnell werden        Gleichzeitig ist Bildungspolitik äußerst voraussetzungs-
Argumente mit individuellen Interessen aufgeladen, eige-     voll und bedarf umfassender Planung. Durch einen inte-     Darüber hinaus macht integrierte Planung gerade in der                                                                                            ..
ne Blickwinkel auf Bildung gewinnen an Bedeutung,            grierten Planungsansatz können diese Prozesse aus der      Bildungspolitik nur Sinn, wenn sie auf der Grundlage                                       Die Gestaltung von Bildung.. mittels der Unterstutzung    ..
­Stereotype über vermeintlich „sozial Schwache“ werden       versäulten Betrachtung in Zuständigkeiten (Schubert        vorhandener politischer und fachlicher Ziele zu handeln
 benutzt, Verwaltungslogik und Lobbyinteressen stoßen        2019, S. 333) herausgelöst und unter Beibehaltung von      vermag. Sie geben der Planung den Halt und die Rich-
                                                                                                                                                                                                                   durch integrierte Planung hangt vom Umfang, der Verlass-
                                                                                                                                                                                                                                                                       ..
                                                                                                                                                                                                                   lichkeit und der Nachhaltigkeit des politischen Ruckhaltes
                                                                                                                                                                                                                                                                                              
 aufeinander und politische Ansichten werden mit der je-     Fachplanung und Fachverantwortung in eine abge-            tung vor, um quantitativ und qualitativ hochwertig pla-
 weils eigenen fachlichen „Wahrheit“ unterlegt – kommu-      stimmte fachübergreifende Planung überführt werden.        nen zu können. Außerdem bedarf es einer klaren und
 nale Bildungspolitik ist kein Ponyhof. Vielmehr werden in   Beispielhaft sei hier nur die Frage erwähnt, welche Leh-   transparenten Verortung innerhalb der Verwaltung,
                                                                                                                                                                                                                   durch die eigene Leitung und die politischen Gremien ab.
 diesem Feld die Grundlagen für die individuelle Zukunft     ren sich aus den Ergebnissen der medizinischen Vor-        etwa in einer Stabsstellenfunktion. Von Vorteil ist auch
 der Heranwachsenden gelegt und Bildung dient als letzte     schuleingangsuntersuchungen für die Ausgestaltung von      ein erleichterter Zugang zu allen Teilen der Verwaltung
 Bastion der Mittelschicht in der Manifestierung der „fei-   Schulen oder die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe      sowie die Fähigkeit, nach außen möglichst eigenständig                            zipativen Ansatz bereits während der Datenerhebung
 nen Unterschiede“ im Sinne von Bourdieu (1979/1999). Zu-    ergeben – anstatt nur darauf zu schauen, ob die indivi-    agieren zu können und über kurze Wege zur Leitung zu                              Mitwirkungsmöglichkeiten der Zielgruppen erschlossen
 dem erkennen viele Bürgermeister/-innen, Landräte und       duelle Schulfähigkeit gegeben ist.                         verfügen. Ein weiteres wesentliches Merkmal ist die Not-                          werden.
                                                                                                                        wendigkeit, das vorhandene statistische Wissen zu aktu-
                                                                                                                        alisieren oder zu erweitern. Neben den bereits regelmä-                           Diese knapp dargestellten Beispiele machen deutlich,
    INTEGRIERTE PLANUNG ALS GRUNDLAGE VON KOMMUNALER GESTALTUNG
                                                                                                                        ßig ausgewerteten Daten zu traditionellen Bedarfen                                dass eine integrierte Planung sehr voraussetzungsvoll
Vor diesem Hintergrund sind Kommunen verstärkt dazu          der Corona-Pandemie überdeutlich werdenden verpass-        lassen sich dazu neue oder modifizierte Problemstellun-                           ist, wenn sie gelingen soll. Gleichzeitig machen jedoch
angehalten, die eigene Situation planerisch zu analysie-     ten Digitalisierung stehen Kommunen unter einem            gen wie beispielsweise die Nutzung von Gesundheits­                               die vielen kommunalen Beispiele Mut, in denen es be-
ren und Handlungsalternativen zu bisherigen Vorge-           derartigen Handlungsdruck, dass bislang angewandte         daten für die Ausgestaltung von Bildung oder Bedarfe in                           reits gelungen ist, aus der bloßen Verwaltung in eine Ge-
hensweisen zu entwickeln – und zwar nicht nur im Hin-        Lösungsansätze in der Bildungspolitik der Dynamik ge-      der Digitalisierung finden. Darüber hinaus signalisieren                          staltung überzugehen und gerade in der kommunalen
blick auf die Bewältigung des operativen Tagesgeschäftes,    sellschaftlicher Prozesse nicht mehr gerecht werden.       die Kommunen den fortlaufenden Bedarf, die vorhan­                                Bildungspolitik neue Wege einzuschlagen.
sondern auch in Bezug auf die Bewältigung strategi-          Nun sind ganz andere Strategien in der Wahrnehmung,
scher, das heißt mittelfristiger und handlungsfeldüber-      Planung und Umsetzung von Bedarfen erforderlich.           Literatur:
greifender Herausforderungen (Fischer/Michelfeit 2016).                                                                 „    ourdieu, Pierre (1979/1999): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. 11. Aufl. Frankfurt/M.
                                                                                                                            B
Bildung ist dafür ein Paradebeispiel. Vielfältige Verän­     Diese Ausgangslage und die Einsicht in die Notwendigkeit   „   Fischer, Jörg (2018): Wirkung in lokaler Netzwerkarbeit. Was Beteiligte darunter verstehen und warum es einer Wirkungsdiskussion bedarf – eine
                                                                                                                             explorative Studie mit Praxisempfehlungen. Gütersloh.
derungen zwingen die Kommunen, den Umfang der                einer Neubewertung von Gestaltungsoptionen zur Siche-
                                                                                                                        „    Fischer, Jörg (2017): Netzwerkarbeit im kommunalen Übergangsmanagement. In: Stadt, Land, Bildung – Magazin für kommunales Bildungsmanagement,
eigenen Gestaltungsfähigkeit in Zeiten schwierigerer
­                                                            rung der politischen wie fachlichen Handlungsfähigkeit           Heft 3/2017. S. 4 – 7.
Rahmenbedingungen nüchtern zu bewerten und lokal             von Städten, Gemeinden und Landkreisen führt zu einem      „     Fischer, Jörg und Jürgen Kegelmann (2018): Perspektiven von Steuerung (in) der Sozialen Arbeit. In: Sozialmagazin, 43. Jg., Heft 9 – 10/2018. S. 92 – 97.
                                                                                                                        „     Fischer, Jörg und Claudia Michelfeit (2016): Sozialplanung als Teil strategischer Entwicklung von Kommunen. In: Strunk, Andreas [Hrsg.]: Öffentliche
angepasste Reaktionsstrategien zu entwickeln (Fischer/       wachsenden Interesse an Steuerungsansätzen, mit de-               Sozialplanung und die freie Wohlfahrtspflege. Baden-Baden. S. 65 – 80.
Schulze 2017). Angesichts der Herausforderungen in           nen sich Kommunen Gestaltungsfreiräume gerade in der       „      Fischer, Jörg und Insa Schulze (2017): Von der integrierten zur vernetzten Planung. Modernisierungsansätze in den Kommunen. In: Fischer, Jörg und
                                                                                                                                Raimund Geene [Hrsg.]: Netzwerke in Frühen Hilfen und Gesundheitsförderung – Neue Perspektiven kommunaler Modernisierung. Weinheim. S. 262 – 279.
den Bildungsbedarfen, der Verkrustungen öffentlicher         Bildungspolitik unter Setzung eigener Prämissen und Zu-    „       Schubert, Herbert (2019): Netzwerkmanagement in der Sozialen Arbeit. In: Fischer, Jörg und Tobias Kosellek [Hrsg.]: Netzwerke und Soziale Arbeit. 2. Aufl.
Bildungsverwaltung und neuer Entwicklungen wie der in        gänge erarbeiten können (Fischer/Kegelmann 2018). In                Weinheim Basel. S. 329 – 348.

           Transferagentur Kommunales                                                                                   Text: Prof. Dr. Jörg Fischer, Leiter des Institutes für kommunale Planung
   4       Bildungsmanagement Niedersachsen                                                                             und Entwicklung (IKPE), Fachhochschule Erfurt  Kontakt
INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
INTEGRIERTE PLANUNG UND DKBM
GEMEINSAMKEITEN NUTZEN – SYNERGIEN ERZEUGEN – STEUERUNG IN PLANUNG
INTEGRIEREN.
                                                                                                                          grierten Planung werden durch die enge Zusammen-                               Sozialraum eine neue bedeutende Rolle ein (vgl. Schu-
                                                                                                                          arbeit aller relevanten Fachbereiche wie zum Beispiel                          bert 2020, S. 15). Die integrierte Planung agiert auf Grund-
                                                                                                                          Soziales, Gesundheit, Schule/Bildung, Wirtschaft, aber                         lage kleinräumiger Planungseinheiten, um den Anspruch
Sowohl die integrierte Planung als auch das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement (DKBM) sind da-                    auch Stadtentwicklung/-planung bearbeitet. Darüber hi-                         an eine sozialräumliche Planung und Gestaltung der Le-
rauf ausgelegt, kommunalen Herausforderungen wie Bildungsgerechtigkeit, Digitalisierung oder Diversität zu                naus wird ergänzend die Zivilgesellschaft in Planungs-                         benswelt nachzukommen. So können für die Menschen
begegnen, Verwaltungsstrukturen übergreifend und themenzentriert zu verzahnen und so durch eine pass­                     prozesse einbezogen. Bei dieser ganzheitlichen Perspek-                        vor Ort passgenaue Angebote entwickelt werden (vgl.
genaue und bedarfsorientierte Arbeit das Leben der Menschen vor Ort mittel- und langfristig zu verbessern.                tive auf das soziale Geschehen in der Kommune nehmen                           Nutz et al. 2020, S. 116 ff.).
Während das DKBM jedoch maßgeblich auf eine fachdienstübergreifende Steuerung fokussiert, steht bei der                   die Interaktion mit Stakeholdern und der Blick auf den
integrierten Planung – nomen est omen – vor allem der Gedanke einer gemeinsam abgestimmten Planung im
Zentrum. Wie Kommunen diese etwas unterschiedlichen Blickwinkel beider Ansätze nutzen, sie miteinander                         SYNERGIEN ERZEUGEN: DAS POTENZIAL DES DKBM-STEUERUNGSKREISLAUFES FÜR DIE INTEGRIERTE PLANUNG
verbinden und davon profitieren können, ist Gegenstand des vorliegenden Artikels.
                                                                                                                          Bereits aufgebaute DKBM-Strukturen bieten viele Syner-                         lung von Maßnahmen und ihre Durchführung bedürfen
    INTEGRIERTE PLANUNG: URSPRUNG UND ENTWICKLUNG IN DEN KOMMUNEN                                                         gieeffekte, um daran anknüpfend eine integrierte Planung                       zudem der Evaluation und gegebenenfalls Anpassung.
                                                                                                                          zu implementieren, zum Beispiel indem der Grundge­                             Darauf aufbauend sind schlussendlich eine neue Be-
In den vergangenen Jahren lässt sich ein deutschlandwei-    Notwendigkeit der ressortübergreifenden Arbeit sowie          danke des strategischen Steuerungskreislaufes aus dem                          standsaufnahme der erreichten Ziele und eine erneute
ter Trend hin zu einer integrierten Planung im kommuna-     die Offenheit gegenüber innovativen Ideen als Voraus-         DKBM aufgegriffen und verschiedene, wenn nicht sogar                           bzw. angepasste Bedarfsermittlung möglich – der für die
len Bereich erkennen (vgl. Schubert 2020). Auf kommu-       setzungen beschrieben (vgl. Schubert 2020, S. 6). Im Rah-     alle DKBM-Kernkomponenten miteinbezogen werden.                                integrierte Planung genutzte Steuerungskreislauf kann
naler Ebene finden sich erste Umsetzungen zunächst im       men der Weiterentwicklung wurde die Sozialplanung seit                                                                                       somit wiederkehrend zur qualitativen Steigerung der Zu-
Bereich Soziales: Bereits in den 70er-Jahren wurde die      den 90er-Jahren als Steuerungsunterstützung im Sinne          Am Anfang des Steuerungskreislaufes für die integrierte                        sammenarbeit und zum Wohle des Erreichens der ge-
Sozialplanung in einigen Städten und Gemeinden eta-         des Public Managements umstrukturiert und die Zusam-          Planung stehen der politische Wille und die Aufstellung                        meinsam formulierten Ziele genutzt werden. Eine zentra-
bliert. Sozialplanung setzt sich aus der Fachplanung, der   menarbeit der unterschiedlichen Fachplanungen mit dem         eines Planungskonzeptes, welches eine Bestandsaufnah-                          le Rolle nimmt dabei die Koordination der integrierten
sozialräumlichen Entwicklungsplanung und der Sozialbe-      Ziel eines strategischen Steuerungsprozesses und des          me und Bedarfsermittlung beinhaltet (vgl. linke Seite der                      Planung, zum Beispiel in Form einer Stabsstelle, ein.
richterstattung zusammen, die ineinander greifen. Ein       Controllings gefördert (vgl. Schubert 2020, S. 12). Der Be-   Abbildung). Hierbei sollten die Fragestellungen, inwieweit
weiteres wesentliches Element ist es, die betroffenen       griff der „integrierten Sozialplanung“ lässt sich insbeson-   bereits einzelne Aspekte einer integrierten Planung in der                     Auch im datenbasierten kommunalen Bildungsmanage-
Bürger/-innen in die Planungspraxis miteinzubeziehen –      dere seit den 2000er-Jahren in der kommunalen Verwal-         Kommune vorliegen, wie auch wofür eine integrierte Pla-                        ment (DKBM) werden verschiedene Fachbereiche wie So-
hierfür werden beispielsweise gemeinwesenorientierte        tung wiederfinden. Aufgrund des ganzheitlichen und            nung gebraucht wird, handlungsleitend sein. Diese Vor-                         ziales, Gesundheit oder Stadtentwicklung themenzen-
Angebote, eine Beteiligung der Bewohner/-innen vor Ort      themenübergreifenden Ansatzes verwundert es nicht,            überlegungen können dann in eine Zielformulierung mün-                         triert zur Erreichung zuvor festgelegter Ziele einbezogen
oder Befragungen genutzt. Das erklärte Ziel der Sozial-     dass sich zunehmend auch der allgemeinere Begriff der         den, welche unter Einbezug der Zivilgesellschaft und der                       (vgl. rechte Seite der Abbildung). Der entscheidende Un-
planer/-innen ist es, die Problem- und Lebenslagen in der   „integrierten Planung“ im kommunalen Kontext durch-           betroffenen Bewohner/-innen in entsprechende Hand-                             terschied besteht darin, dass dies vorrangig aus der Bil-
Bevölkerung datenbasiert zu beschreiben und entspre-        setzt und sich damit von der zu Beginn herrschenden           lungsfelder übersetzt und in eine regelmäßige Bericht­                         dungsperspektive und unter dem Primat der Erreichung
chende Maßnahmen zu entwickeln. Dabei sind bereits die      thematischen Fixierung auf das Soziale löst.                  erstattung überführt wird. Die interdisziplinäre Entwick-                      von Bildungszielen geschieht. Die federführende Koordi-

                                                                                                                          Steuerungskreisläufe von integrierter Planung (li.) und datenbasiertem kommunalen Bildungsmanagement (re.) (eigene Darstellung)
    GEMEINSAMKEITEN MIT DEM DKBM: FACHBEREICHSÜBERGREIFEND, BEDARFSORIENTIERT UND GANZHEITLICH

 Integrierte Planung unter Berücksichtigung von DKBM-
 Kernkomponenten1 kann als ein Ideal von fachbereichs-
übergreifender Zusammenarbeit verstanden werden.
Eine dauerhafte zielorientierte Kooperation unterstützt
dabei, dass ein Mehrwert im gemeinsamen Handeln ge­
sehen wird und die aufgebauten Strukturen nicht mit-
tel- bis langfristig wieder verschwinden. Damit diese
vernetzungsintensive und abstimmungsreiche Zusam-
menarbeit dauerhaft gelingen kann, bedarf es einer Stel-
le, welche die Planungsprozesse, Kommunikationsstruk-
turen und Netzwerke koordiniert, die verschiedenen
Gremien informiert und das Monitoring betreut (vgl.
Nutz et al. 2020, S. 77 f.). Eine Ansiedlung im Rahmen
­einer Stabsstelle sowie die Unterstützung des Verwal-
 tungsvorstandes in Bezug auf die Bereitstellung der
 notwendigen Ressourcen und die Herstellung einer
 ­
 Transparenz für alle beteiligten Fachbereiche ist zur
 er­
 ­ folgreichen Aufgabenerfüllung von Bedeutung (vgl.
 MAGS 2019, S. 64). Die verschiedenen Aspekte der inte-

           Transferagentur Kommunales                                                                                     Text: Dr. Friederike Meyer zu Schwabedissen, Projektleitung,
   6       Bildungsmanagement Niedersachsen                                                                               Dr. Sibylle Sexson, Transfermanagement, Transferagentur Niedersachsen  Impressum
INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
BILDUNG LEBEN IN EMDEN
                                                                                                                                                                     STABSSTELLE DER STADT EMDEN FÜHRT INTEGRIERTE SOZIALPLANUNG UND
                                                                                                                                                                     DATENBASIERTES KOMMUNALES BILDUNGSMANAGEMENT ZUSAMMEN.
nation für die gemeinsamen Prozesse obliegt in der Re-                             Monitorings werden bei der darauffolgenden Neuaus-
gel dem für Bildungsfragen zuständigen Fachbereich,                                richtung bzw. Nachjustierung der politischen Zielsetzung
Fachdienst oder Amt der Kommune, häufig in Form eines                              mitberücksichtigt und der DKBM-Steuerungskreislauf
Bildungsbüros. Hierfür bedarf es einer Strategie mit poli-                         geht in den nächsten Zyklus über.                                                 Die Stadt Emden hat mit der Gründung der Stabsstelle „Integrierte Sozialplanung“ im Jahr 2014 den Grundstein
tischer Zielsetzung, welche dem (Bildungs-)Monitoring                                                                                                                für den Aufbau einer integrierten handlungsorientierten Sozialberichterstattung gelegt und in diesen Prozess
als Orientierung für die Generierung steuerungsrelevan-                            Betrachtet man beide Steuerungskreisläufe nebenein-                               von Anfang an auch das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement zielgerichtet eingebunden. Wie dies
ter Informationen dient. Deren Ergebnisse werden einer                             ander, fällt auf, dass sich viele Aspekte des DKBMs auch                          auf strategischer und operativer Ebene gelungen ist, zeigt die Umsetzung „BILDUNG leben in Emden“.
breiten Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt, um sie                          in der integrierten Planung wiederfinden lassen und eine
zum einen zu informieren und zum anderen aufzufor-                                 grundsätzlich gemeinsame Vorgehensweise besteht. Im                               Die Stabsstelle Integrierte Sozialplanung wird geleitet                      durchgeführt. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für
dern, sich zielgruppenspezifisch aktiv einzubringen. Nach                          Monitoring sind bei beiden Ansätzen die strategischen                             von den Fachbereichsleitern der Fachbereiche „Stadtent-                      die Sozialraumentwicklung und die Quartiersplanung. In
Verabschiedung der entsprechenden Beschlüsse werden                                Zielrichtungen maßgeblich. Die Monitoringergebnisse                               wicklung und Umwelt“, „Gesundheit und Soziales“ sowie                        der Stabsstelle Integrierte Sozialplanung sind die hand-
die Maßnahmen in den zuständigen Fachbereichen um-                                 für die integrierte Planung werden jedoch auf die sozial-                         „Jugend, Schule und Sport“. Die Besetzung dieser Len-                        lungsorientierte Sozialberichterstattung und das daten-
gesetzt und im Sinne des Qualitätsmanagements über-                                räumliche Ebene heruntergebrochen, um anschließend                                kungsgruppe verdeutlicht die Relevanz der fachbereichs-                      basierte kommunale Bildungsmanagement miteinander
prüft. Was die kontinuierliche Weiterentwicklung von                               entsprechend der Sozialräume planerische Maßnahmen                                übergreifenden Arbeit und Planung, ebenso wie die An-                        verzahnt. Ziel ist, die Bildungslandschaft Emdens aktiv zu
Qualität und ihrer Wirkung in den Kommunen dabei kon-                              zu entwickeln. Die Monitoringergebnisse des DKBMs                                 siedlung als Stabsstelle, durch die auch der Rückhalt der                    gestalten und Bildung als einen Prozess des lebenslan-
kret beinhaltet, muss „zwischen den verschiedenen Ak-                              sind Argumentationsgrundlage und können – bei Be-                                 strategischen Ebene sichtbar wird. In der Stabsstelle wer-                   gen Lernens zu etablieren. Die Umsetzung dieses Ziels
teuren vor Ort im Dialog ausgehandelt werden“ (Sloane                              darf – ebenfalls auf sozialräumlicher Ebene dargestellt                           den Bevölkerungs-, Sozialstruktur- und Sozialraumanaly-                      wird als Querschnittsaufgabe gesehen, die von vielen
2020, S. 20). Die Ergebnisse dieses qualitätsbezogenen                             werden.                                                                           sen und -prognosen erstellt und Untersuchungen der                           verschiedenen Akteuren aus unterschiedlichen Systemen
                                                                                                                                                                     sozialen Lage sowie der Lebenslagen der Bevölkerung                          vernetzt wahrgenommen wird.

   FAZIT: WAS BEDEUTET DIES FÜR DIE KOMMUNALE WEITERENTWICKLUNG?
                                                                                                                                                                         BILDUNG LEBEN IN EMDEN
In den vergangenen Jahren ließ sich deutschlandweit,                              vielen schon vorhandenen Strukturen kann Doppelstruk-
                                                                                                                                                                     Verschiedene Projekte und Förderprogramme wie die                            zielführende Einbindung und Umsetzung wurden sie in
unterstützt durch die vom BMBF geförderten Transfer-                              turen vermeiden und Synergien schaffen. Zudem öffnet
                                                                                                                                                                     Transferagentur Niedersachsen und „Bildung integriert“                       einem Verbund „BILDUNG leben in Emden“ zusammen-
agenturen, eine Entwicklung hin zu einem datenbasier-                             die Perspektive der integrierten Planung den Blick für
                                                                                                                                                                     unterstützen die Tätigkeiten der Stabsstelle. Für eine                       geführt. Um die Bildungslandschaft in lokaler Verant-
ten kommunalen Bildungsmanagement beobachten.                                     weitere wichtige Themen wie Armutsprävention oder
Dieser Prozess besteht fort und bedarf einer kontinuier-                          ­soziale Segregation, welche eng mit Bildungsfragen zu­
lichen Weiterentwicklung. Parallel dazu wächst das kom-                            sammenhängen. Für die Verbesserung der Lebensver-
munale Interesse an einer integrierten Planung, welche                             hältnisse und der -zufriedenheit der Menschen in der
zwar in weitaus weniger Städten und Landkreisen eta­                               Kommune wird es zukünftig daher auch entscheidend
bliert wurde, jedoch aufgrund des bedarfsorientierten                              sein, ob eine Kommune die finanziellen und personellen
stadtteil- bzw. gemeindebezogenen Ansatzes an Attrak-                              Ressourcen für die Einführung einer integrierten Planung
tivität gewinnt. In diesem Bereich lassen sich bereits                             aufbringen kann und möchte. Hierfür ist der Rückgriff auf
Veröffentlichungen verschiedener Kommunen wie der                                  bereits bestehende Strukturen der Zusammenarbeit, wie
Stadt Emden (2018), dem Kreis Pinneberg (2017), dem                                sie durch das DKBM etabliert werden, enorm hilfreich.
Rheinisch-Bergischen Kreis (2017) und den Landkreisen                              Neben der Nutzung des Steuerungskreislaufes lassen
Ostprignitz-Ruppin (2018) und Sömmerda (2016) finden.                              sich dabei auch die einzelnen Kernkomponenten des
                                                                                   DKBM heranziehen und darauf aufbauend eine inte-
Die Stärkung der Zusammenarbeit mit internen und ex-                               grierte Planung forcieren. Vorschläge und Anregungen
ternen Akteuren und die Weitung des Blickfeldes auf die                            hierfür finden Sie im  Arbeitsbereich ab S. 28.

Fußnoten und Literatur:
„   1
        DKBM-Kernkomponenten: Strategische Ziele, Datenbasierung, Interne Kooperation, Externe Kooperation, Koordination, Qualitätsmanagement und
          Öffentlicher Diskurs (vgl. Euler, Dieter und Peter F. E. Sloane [Hrsg.] (2018): ­Innovationsförderung durch Transferagenturen: Erfahrungen im Aufbau von
          Transferagenturen zur Förderung eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements. Detmold.)
„   Kreis Pinneberg (2017): Sozialplanung Kreis Pinneberg. Handbuch. Perspektiven für soziale Entwicklung und Steuerung.
„    Landkreis Sömmerda (2016): Integrierter Sozialbericht für den Landkreis Sömmerda.
„    Landkreis Ostprignitz-Ruppin (2018): Erste quantitative Sozialberichterstattung. Schwerpunkt: Bildung.
„    Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) (2019): Gezielt planen – gemeinsam handeln. Integrierte
      Sozialplanung in Nordrhein-Westfalen – ein Sammelband.
„     Nutz, Anna, Herbert Schubert, Holger Spieckermann, Nicola Winterhoff und Julia Zinn (2020): Instrumente der Prozessgestaltung. In: Nutz, Anna und
       Herbert Schubert (2020): Integrierte Sozialplanung in Landkreisen und Kommunen. Stuttgart. S. 54 – 250.
„      Rheinisch-Bergischer Kreis (2017): Sozialbericht 2017 für den Rheinisch-Bergischen Kreis.
„      Schubert, Herbert (2020): Integrierte Sozialplanung in Kreisen und kreisangehörigen Kommunen. In: Nutz, Anna und Herbert Schubert (2020): Integrierte
        Sozialplanung in Landkreisen und Kommunen. Stuttgart. S. 1 – 38.
„       Sloane, Peter F. E. (2020): Quintessenz: Was bringt Qualitätsmanagement im DKBM? Mehrwerte auf einen Blick. In: Transferagentur Kommunales
         Bildungsmanagement Niedersachsen [Hrsg.]: TRANSFERkompass Niedersachsen, Magazin der Transferagentur, Thema: Qualität im DKBM, S. 20 – 21.
„        Stadt Emden (2018): Basisbericht – Integrierte Sozialplanung. Sozial(räumlich)e Ungleichheit in Emden.                                                      Abbildung 1: Im Rat der Stadt Emden beschlossene Bildungsziele (Quelle: Stadt Emden)

               Transferagentur Kommunales
    8          Bildungsmanagement Niedersachsen
INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
FAZIT

wortung zu gestalten und weiterzuentwickeln, werden                         dungslandschaft entwickelt worden. Das Ergebnis ist ein     Die Stadt Emden hat bereits einen wichtigen Schritt für   eine bereichs- und ämterübergreifende Arbeit. Die Be-
die Bildungsakteure vor Ort an den Planungsprozessen                        durch den Rat beschlossener Zielkatalog mit einem           die erfolgreiche Bewältigung von Querschnittsaufgaben     teiligung externer Bildungsakteure und der interessier-
beteiligt. Mit insgesamt 100 Teilnehmerinnen und Teil-                      Leitziel und daraus abgeleiteten Oberzielen (3) und Teil-   zur Gestaltung von Bildung und Teilhabe gemacht. Die      ten Öffentlichkeit erzeugt Transparenz und Akzeptanz.
nehmern aus der formalen und non-formalen Bildung                           zielen (16) (siehe Abbildung 1). Für den Dialog mit den     integrierte Sozialplanung und das datenbasierte kom-      Die kommunale Herausforderung als eine gemeinsame
entlang des Lebenslaufes sind bei der ersten Bildungs-                      Bürger/-innen und zu ihrer In­formation wurden Online-­     munale Bildungsmanagement schaffen Strukturen zur         Aufgabe zu bearbeiten, ermöglicht eine Definition der
konferenz am 06.05.2017 Ziele zur Gestaltung der Bil-                       Portale und neue Medien genutzt.                            Planung und Steuerung für gelingende Bildungsbiogra-      Lage, Bewertung der Situation und flexible Reaktion zur
                                                                                                                                        fien. Die Unterstützung der strategischen Ebene fördert   Bewältigung.

     ANALYSEN UND BERICHTE ZUR INTEGRIERTEN PLANUNG

Die Bereitstellung, Gewinnung und Aufarbeitung von Daten und Erkenntnissen
ist ein zentrales Handlungsfeld der integrierten Planung. Hierfür steht ein über-
greifendes Konzept für verschiedene Berichtsformate zur Verfügung. Neben
kontinuierlich erhobenen Monitoringdaten werden Daten der Fachdienste und
der amtlichen Statistik genutzt. Zudem werden bei Bedarf projektbezogene Da-
ten zusammengestellt sowie eigene Daten erhoben. In ausgewählten Fällen
können Institute für bestimmte Fragestellungen beauftragt werden. Die Daten
stehen überwiegend schon in vorab definierten Sozialräumen zur Verfügung.
Diese Untergliederung in Sozialräume auf Basis der baulich-räumlichen und so-
zialen Strukturen umfasst 39 kleinere Teilgebiete, die die Lebenssituation der
Bewohner charakterisieren und beeinflussen. Nach der Erstellung eines Basis-
berichtes zu sozial(räumlich)en Ungleichheiten in Emden sind im Jahr 2019 der
erste Bildungsbericht „Bildung im Kontext von Neuzuwanderung“ und eine
Analyse der Wanderungsbewegungen veröffentlicht worden. Der Bildungsbe-
richt ist eine tiefergehende thematische Analyse, die auf dem kleinräumigen
Monitoring der integrierten Sozialplanung aufbaut. Er beschreibt die Ausgangs-
bedingungen für Integrationsprozesse in den verschiedenen Bildungsberei-
chen sowie Ergebnisse der bereitgestellten und zum Teil neu geschaffenen Bil-
dungs- und Lernangebote und bildet gleichzeitig eine Grundlage des ebenfalls
2019 von der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe veröffentlichten
Migrations- und Teilhabeberichtes.

     STEUERUNGSSYSTEM

Im Rahmen des Bildungsmanagements ist ein Steuerungssystem aufgebaut wor-
den, welches mit der Planungsgruppe Sozialisation und Bildung eine neue Kern-
struktur für eine integrierte Planung unter Einbindung der bestehenden Netz-
werkstrukturen beinhaltet. Dieses System (siehe Abbildung 2) besteht aus einem
strategischen und operativen Steuerungskreislauf sowie einem Entscheidungs-
kreislauf. Ziele sind die gemeinsame Festsetzung wichtiger Themen und Strate-                                                                                                                            Legende:
                                                                                                                                                                                                         AGO = Allgemeine Geschäftsordnung
gien, die Bestimmung von Handlungsbedarfen und die Formulierung von Hand-
                                                                                                                                                                                                         BiMa = Bildungsmanagement
lungsempfehlungen sowie die Entwicklung und Evaluation von Maßnahmen. Der                                                                                                                                BiMo = Bildungsmonitoring
Entscheidungskreislauf definiert die hierfür nötigen Abstimmungen.                                                                                                                                       JBA = Jugendberufsagentur
                                                                                                                                                                                                         KPR = Kommunaler Präventionsrat
                                                                                                                                                                                                         PG = Planungsgruppe
Abbildung 2: Steuerungskreislauf Bildungsmanagement (Quelle: Stadt Emden)                                                                                                                                SEP = Steuerkreis Schulentwicklungsplanung
                                                                                                                                                                                                         StG = Steuergruppe (Projektteam BILDUNG leben in Emden + FBLs)
                                                                                                                                                                                                         UAGs = Unterarbeitsgruppen (externe Bildungsakteure)

              Transferagentur Kommunales                                                                                                Text: Sina Schriewer, Transfermanagement, Transferagentur Niedersachsen,
  10          Bildungsmanagement Niedersachsen                                                                                          in Abstimmung mit der Stadt Emden  Kontakt
INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
INTEGRIERTE FACHPLANUNG IN DER
KOMMUNALEN VERWALTUNG
EIN ATLAS BÜNDELT DUISBURGER DATEN.
                                                                                                                              EIN ATLAS ALS BINDEGLIED

                                                                                                                         Die Möglichkeit ohne große Umwege auf (kleinräumige)                           der Bertelsmann Stiftung) ist die Ortsteilebene als ge-
Eine integrierte Planung auf kommunaler Ebene erscheint aktuell wichtiger denn je. Prof. Dr. Holger Wunder­              Statistiken – auch außerhalb seines eigenen Fachgebie-                         meinsamer Nenner definiert, auf welcher die genannten
lich begründet dies mit einer zunehmend komplexer und dynamischer werdenden Gesellschaft, was sich ins­                  tes – zugreifen zu können, kann demnach in ihrer Bedeu-                        Akteure der Verwaltung eine Auswahl ihrer Daten ein-
besondere kleinräumig innerhalb der Kommunen widerspiegelt (Wunderlich 2020, S. 8). In Großstädten wie                   tung kaum überschätzt werden. Um jedoch die oben                               stellen und zum internen Gebrauch – ausgewählte Indi-
Duisburg wird dies besonders deutlich. In einer überwiegend hochverdichteten und sozialräumlich stark aus­               aufgeführten Daten aus der Schulstatistik, der Sozialsta-                      katoren auch für die Öffentlichkeit – freigeben. Jedem
differenzierten Stadtstruktur überlagern sich die verschiedenen städtischen Handlungsfelder. Eine isolierte              tistik und dem Einwohnermeldewesen miteinander ver-                            Amt wird somit die Möglichkeit geboten, Kennzahlen aus
Bearbeitung in den jeweiligen Ämtern und Abteilungen ist in der Regel nicht zielführend. Von Seiten der Stadt­           knüpfen zu können, muss eine räumliche Ebene defi-                             den verschiedensten Kontexten direkt kartografisch aus-
statistik stellt die Stadt Duisburg ihren Ämtern dazu eine kartografische Datenbank zur Verfügung, die diese             niert werden, in der alle Akteure aus den verschiedenen                        zuspielen und für Analysen, Planungszwecke und Be-
selbst „füttern“, aber auch als Quelle von Daten nutzen können. Auch die Bildungsplanung ist Unterstützer                Fachämtern arbeiten. Duisburg nutzt hier überwiegend                           richtswesen zu verwenden. Alternativ können auch nur
und Nutznießer dieser Datenbank.                                                                                         die räumliche Ebene der sogenannten Ortsteile, eine                            die reinen Daten in Tabellenform abgefragt werden und
                                                                                                                         kleinräumige Unterteilung des Stadtgebietes in 46 statis-                      in einem Statistikprogramm oder Geografischen-Infor-
                                                                                                                         tische Untereinheiten. Im Rahmen einer kartografischen                         mationssystem weiterverwendet werden (vgl. Abbil-
                                                                                                                         Datenbank (Duisburg verwendet dafür den KECK-Atlas                             dung).
    EIN STRAUSS VON DATEN – ÜBER DIE ÄMTER VERTEILT

Ein zentrales Ziel der kommunalen Verwaltung liegt in       von Benachteiligungsstrukturen zentralen Quoten des
der stetigen Verbesserung der Lebensqualität inner-         SGB II und SGB III von der Bundesagentur für Arbeit,
halb der eigenen Kommune. Dabei müssen Probleme             Daten zur Einzelhandelskaufkraft von der Gesellschaft
und Chancen erkannt, in der Regel sozialräumlich ein-       für Konsumforschung und Daten zur Verschuldung der
gegrenzt und greifbar gemacht werden, bevor sich ver-       Einwohner/-innen von der Firma microm. Eine Vielzahl
schiedene Lösungsansätze formulieren und umsetzen           von relevanten Statistiken befinden sich „im Haus“, je-
lassen. Sowohl bei der Identifizierung von lokalen Be-      doch verteilt über die jeweiligen Ämter. So hält zum
darfslagen als auch bei der Formulierung etwaiger Hand-     Beispiel die Statistikstelle die zentralen demografischen
lungsempfehlungen und Planungsüberlegungen ist eine         Daten aus dem Einwohnermeldewesen vor. Die Verfüg-
fundierte und abgestimmte Datenbasis Grundvoraus-           barkeit und die Bedarfe von KiTa-Plätzen werden beim
setzung für eine integrierte Planung innerhalb der Kom-     Jugendamt erfasst. Das Amt für Schulische Bildung hält
mune.                                                       für jede Schule umfassende Statistiken zur jeweiligen
                                                            Schülerschaft vor und das Gesundheitsamt ist Herr
Die Herkunft der Daten ist dabei vielfältig: So stammen     über Kennzahlen zur Gesundheit der Duisburger Bevöl-
einige Daten „von außen“ und werden von der abge-           kerung, wie zum Beispiel die Erhebungen aus der Schul­
schotteten Statistikstelle der Stadt Duisburg vorgehal-     eingangsuntersuchung.
ten. Dazu gehören zum Beispiel die für eine Analyse

                                                                                                                         Auszug aus der Datenbank – Kleinräumige Übersicht zum Impfstatus und Grundschulübergang (Quellen: Datenauswertungstool, Schulärztliche Untersuchungen
                                                                                                                         nach dem Bielefelder Modell, LZG NRW (li.), Schuldaten von IT:NRW; Ortsteilspezifische Aufbereitung durch Stadt Duisburg, Amt für Schulische Bidung (re.))

    PLANUNG – EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND IST PFLICHT

Die Verortung dieser Daten in den jeweiligen Fachäm-        So „lebt“ die Schulentwicklungsplanung gerade davon,             	DIE STRUKTUR IST DA – DIE ROUTINE MUSS NOCH WACHSEN
tern ist notwendig und sinnvoll, da hier mit den jeweili-   Schulstatistiken mit Einwohnerzahlen und mit sozial-
gen Daten die originären Verwaltungsaufgaben erledigt       strukturellen Kennziffern des sozialräumlichen Umfel-        Das Fundament für eine gemeinsame und integrierte                              das jeweilige Fachamt direkt anzusprechen. Digitale Da-
werden. Denn nicht alles, was in der Stadt verwaltet        des, in dem die Schulen agieren, zu verknüpfen. Die          Nutzung von Datenbeständen liegt in Duisburg somit                             tenbanken können (vor)strukturieren, das Detailwissen
wird, muss integriert stattfinden. Auszahlungen von So-     Duisburger Schulstandortbewertung zur Steuerung              vor. Nun gilt es, das Arbeiten damit noch stärker in die                       und die fachspezifische Bewertung sind aber weiterhin
zialleistungen oder die Verwaltung des Schulbudgets         von Personal- und Finanzmitteln in Abhängigkeit des          verwaltungstechnische Routine zu integrieren. Zudem:                           analog. Somit kann eine Datenbank das integrierte Ar-
brauchen in der Regel keine zusätzlichen (statistischen)    sozialen Umfeldes ist hierfür ein gutes Beispiel. Ein ein-   Nicht immer reicht das zur Verfügung stehende Daten-                           beiten unterstützen – integrierte Planung wird aber von
Informationen von anderen Ämtern. Jedoch insbeson-          facher Zugriff auf sozialstatistische Kennzahlen ist für     material des Atlas aus. Gerade bei sehr speziellen und                         den Menschen gemacht.
dere in der Planung reicht der amtsinterne Blick nicht.     eine effiziente Arbeitsweise daher unabdingbar.              detaillierten Thematiken ist es nötig und auch sinnvoll,

                                                                                                                         Literatur:

                                                                                                                         „     underlich, Holger (2020): Integrierte Sozialplanung als Herausforderung in und zwischen Kreisen, Städten und Gemeinden. In: TANORAMA – Das
                                                                                                                              W
                                                                                                                              Magazin der Transferagentur Nord-Ost, Ausgabe 1/2020, S. 8 – 11.
                                                                                                                         „    KECK-Atlas der Bertelsmann Stiftung: www.keck-atlas.de/duisburg

           Transferagentur Kommunales                                                                                    Text: David Müller-Warnecke, Stabsstelle für Wahlen und Informationslogistik,
 12        Bildungsmanagement Niedersachsen                                                                              Dr. Tobias Terpoorten, Amt für Schulische Bildung, Stadt Duisburg  Kontakt
INTEGRIERTE PLANUNG - NOVEMBER 2020 - Transferagentur Niedersachsen
DER SOZIALRAUM: ZWISCHEN INDIVIDUELLEN                                                                                           DAS SOZIALRAUM-MODELL

LEBENSLAGEN UND PLANUNGSSICHERHEIT
KLEINRÄUMIGKEIT ALS GRUNDLAGE ZUR DATENANALYSE.

Das Einfamilienhaus von Familie Schuster liegt neben ei-        le empfehlen. Herr Maurer denkt darüber nach, entge-
nem Naherholungsgebiet mit vielen Freizeitmöglichkei-           gen der Empfehlung eine Gesamtschule auszuwählen,
ten. Marie, 1 Jahr alt, geht in die benachbarte Kita. Die Fa-   aber es gibt viele offene Fragen.
milie hat trotz angespannter Situation rund um die
                                                                                                                                 Modell zur Konstruktion von Sozialräumen in Kommunen (Quelle: © G.I.B. mbH)
Betreuung den gewünschten Platz bekommen, denn bei-             Die beschriebenen Szenarien der Familien, die nicht weit
de Elternteile sind berufstätig. Max, 5 Jahre alt, ist Vor-     voneinander entfernt wohnen, vermitteln einen explora-

                                                                                                                             1
                                                                                                                                 VORHANDENES NUTZEN: Die erste Entwicklungsstufe beinhaltet eine pragmatische Herangehensweise. Zu Beginn einer Sozial-
schulkind. Ab dem Sommer wird er in die Grundschule             tiven Eindruck über unterschiedliche Gegebenheiten.
                                                                                                                                 oder Fachplanungsberichterstattung greifen die Planer/-innen auf eine räumliche Planungseinheit zurück, die im politisch-adminis-
am anderen Ende der Stadt gehen. Es gibt zwar eine fuß-         Die verschiedenen Lebenssituationen mit ganz eigenen             trativen System und der statistischen Aufbereitung der Kommune bereits vorhanden ist. Dies können zum Beispiel statistische
läufig erreichbare Schule, aber diese hat einen schlechten      Fragestellungen bringen sehr individuelle Bedarfe her-           Bezirke, gewachsene Stadtteile oder Stadtbezirke sein. Der Vorteil ist, dass zum Beispiel Einwohner-Daten häufig bereits vorliegen
Ruf in der Nachbarschaft. Daher haben sich Max’ Eltern          vor. Um als Kommunalverwaltung im Rahmen der Da-                 und schnell mit der Datenauswertung begonnen werden kann. Für Kommunen im ländlichen Raum kann es von Vorteil sein, klei-
für eine private Grundschule entschieden, um ihrem Sohn         seinsfürsorge angemessen darauf „reagieren“ oder pro-            nere Sozialräume auf Basis gewachsener oder eingemeindeter Ortschaften zu bilden.
die bestmögliche Förderung zu ermöglichen. Sie werden           aktiv damit „umgehen“ zu können, muss zunächst eine

                                                                                                                             2
ihn jeden Tag dorthin fahren. Die Eltern sind aufgrund des      Annäherung an diese individuellen Bildungs-, Wohn- und           KONSENS ERZIELEN: Die zweite Entwicklungsstufe sieht im Vorfeld eine fachbereichsübergreifende, integrierte Abstimmung inner-
bevorstehenden Wechsels in die Grundschule emotional            Lebenssituationen erfolgen. Grundlage hierfür bilden             halb der Kommunalverwaltung auf gemeinsame kleinräumige Planungseinheiten vor und erfordert eine größere Vorbereitung. Es
sehr aufgeregt. Sie kennen die offene Beratungssprech-          kleinräumige Analysen ausgewählter quantitativer und             muss festgelegt werden, welche Fachbereiche mit Daten und Expertise am Prozess beteiligt werden sollen und welche geografi-
                                                                qualitativer Daten. Zentrale Bausteine sind dabei sowohl         sche Ebene die verschiedenen Ressorts üblicherweise für ihre Planung zugrunde legen. Im Rahmen eines gemeinsamen Prozesses
stunde der Kita und nehmen diese gern in Anspruch.
                                                                                                                                 wird eine Einigung darüber erzielt, welche Sozialräume möglichst bedarfsgerechte Angebote ermöglichen. Darüber hinaus muss
                                                                die Auswahl geeigneter Indikatoren, wie zum Beispiel
                                                                                                                                 abgestimmt werden, welche Daten statistisch neu aufbereitet werden können, sodass die ursprüngliche Datenlage einzelner Fach-
Herr Maurer lebt mit seinen beiden Töchtern in einem            Quote der Betreuungsplätze für unter 3-jährige Kinder und
                                                                                                                                 bereiche auf andere kleinräumige Planungseinheiten angepasst werden kann. Bei einem weitgehenden Prozess kann zusätzlich
mehrgeschossigen Wohnhaus an einer Hauptverkehrs-               der Beitragsbefreiungen von den Kita- und OGS-­Gebüh­
                                                                                                                                 eine Einigung darüber erzielt werden, dass die integriert entwickelten Sozialräume zukünftig die einzige kleinräumige Planungsein-
straße, hinter der das bekannte Naherholungsgebiet be-          ren, Schulabbrecherquote, SGB II- und Wohn­geldbezug,            heit in allen Fachbereichen darstellen.
ginnt. Die Innenstadt ist nicht weit. Der nächste Kinder-       als auch die feste Definition kleinräumiger Planungsein-

                                                                                                                             3
arzt hingegen ist schlecht erreichbar. Für die einjährige       heiten. Mithilfe der Analysen können unterschiedliche            BÜRGER BETEILIGEN: Die dritte Entwicklungsstufe setzt eine vorherige integrierte Abstimmung innerhalb der Kommunalverwal-
Matilda hat Herr Maurer keinen Betreuungsplatz be-              Herausforderungen in den kommunalen Sozialräumen                 tung unter Einbeziehung verschiedener Fachbereiche voraus. Ist dieser Prozess abgeschlossen, ist die Beteiligung von Trägern der
kommen. Er ist auf der Suche nach einer Beschäftigung,          identifiziert werden. Dabei sind die indivi­duellen Frage-       Freien Wohlfahrtspflege und von Bürgerinnen und Bürgern vorgesehen. Das bedeutet, dass die räumlichen Planungseinheiten in
die Recherche kommt neben den täglichen Aufgaben                stellungen und Herausforderungen sehr komplex und                Sozialraum- oder Stadtteilkonferenzen den vor Ort lebenden Bürgerinnen und Bürgern und agierenden Institutionen vorgestellt
häufig zu kurz. Er sorgt sich um die neunjährige Janine,        erfordern eine gemeinsame fachbereichsübergreifende              und mit den individuellen Bewegungsmustern abgeglichen werden. Im Rahmen dieses Prozesses werden die Sozialraumgrenzen
die im nächsten Jahr auf die weiterführende Schule              Herangehensweise sowie integrierte Lösungsstrategien             an manchen Stellen verändert. Während aber individuelle Bewegungen administrative Grenzen überschreiten, ist dies für Sozial-
wechseln soll. Der Lehrer wird vermutlich die Hauptschu-        (vgl. Bartling et al. 2019, S. 2).                               räume nicht zu empfehlen. Das heißt, im Rahmen dieses Beteiligungsprozesses müssen eine klare Grenzziehung und eine Auf­
                                                                                                                                 teilung des gesamten Stadtgebietes abgestimmt werden, weil diese sonst im Nachgang behoben werden müssten. Daher muss
                                                                                                                                 dieser Prozess mit Beteiligten aller Sozialräume gleichzeitig oder unter besonderer Abstimmung der einzelnen Gruppen nachein-
    KONSTRUKTION VON SOZIALRÄUMEN IM GEMEINSAMEN FACHÜBERGREIFENDEN PROZESS                                                      ander vollzogen werden. Diese Entwicklungsstufe hat die Vorteile, dass sie die Identifikation mit den gewählten Sozialräumen und
                                                                                                                                 dem Planungsprozess insgesamt stärkt und die Legitimation der Planungseinheiten erhöht.
Die Konstruktion von Sozialräumen bewegt sich also im           Grad der Verständigung variieren, vom Kompromiss bis
Bereich zwischen einerseits individuellen sozialen Frage-       hin zum Konsens.
stellungen in soziologischen Bewegungsräumen und an-                                                                                  FAZIT
dererseits möglichst objektiven Planungseinheiten, um           Zur Verdeutlichung dieser unterschiedlichen Herange-
eben jenen Fragestellungen begegnen zu können. Ziel             hensweisen haben die Autorinnen ein Sozialraum-Mo-               Bezugnehmend auf die obige Ausgangssituation ist die                          zubieten, nicht aus dem Fokus zu verlieren. Dafür ist
sollte sein, diese Planungseinheiten kleinräumig und            dell, bestehend aus drei möglichen Entwicklungsstufen,           dritte Entwicklungsstufe aufgrund der Identifikation der                      eine fachbereichsübergreifende Betrachtungsweise er-
möglichst nah an den sozialen Bewegungsräumen zu                entwickelt. Entwicklungsstufen bedeuten dabei, dass              Bürgerinnen und Bürger mit ihrem lokalen Nahraum                              forderlich. Idealerweise sollten die Sichtweisen aus den
entwickeln und zugleich eine breite Akzeptanz für ein           eine kommunaleigene Auswahl einer einzelnen Entwick-             eine Empfehlung wert, allerdings kann auch eine prag-                         Fachbereichen Erziehung, Bildung, Soziales, Gesundheit,
identisches Raumverständnis in der Kommunalverwal-              lungsstufe sinnvoll ist und die Definition nicht zwingend        matische Herangehensweise als Grundlage für einen be-                         Beschäftigung, Wohnen und Umwelt einbezogen werden.
tung zu erarbeiten. Die Konstruktion solcher Sozialräu-         diesem chronologischen Ablauf folgt. Die dritte Stufe ist        ginnenden Planungsprozess erfolgsversprechend sein.                           In welcher Form dann der gemeinsame Prozess, einen
me sollte nicht durch eine Fachplanung allein, sondern          qualitativ am anspruchsvollsten und schafft durch den            Sie ermöglicht eine schnelle vergleichende Datenanalyse                       Raum als Sozialraum zu definieren, Indikatoren auszu-
in einem gemeinsamen Prozess gestaltet werden. In               Abstimmungs- und Partizipationsprozess eine breite Ak-           auf kleinräumiger Ebene. Wichtig ist, das Ziel, kommu­                        wählen, Herausforderungen zu erkennen und Lösungs-
Form von interdisziplinären Arbeitsgruppen ist es mög-          zeptanz. Eine Veränderung der Sozialräume im Rahmen              nale Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten mög-                            ansätze zu entwickeln, gestaltet wird, hängt immer von
lich, Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Raumver-         langjähriger, fortlaufender Analysen birgt die Gefahr,           lichst nah an sozialen und individuellen Lebenslagen an-                      den kommunalen Spezifika ab.
ständnisse abzuwägen, zu diskutieren und eine inte-             dass Werte aufgrund unterschiedlicher räumlicher Gren-
grierte Lösung zu finden. Dieser Diskurs ermöglicht dann        zen in Zeitreihen nicht miteinander vergleichbar sind. Da-       Literatur:
einen gemeinsamen Planungsprozess auf Basis identi-             her sind die Auswahl der Entwicklungsstufe und der An-           „     artling, Lisa, Lars Czommer, Susanne Marx und Tim Stegmann (2019): Grundlagen für eine integrierte strategische Sozialplanung in der Kommune. Eine
                                                                                                                                      B
scher Grenzen der Planungseinheiten. Dabei kann der             stoß zu diesem Prozess im Vorfeld von großer Bedeutung.               Arbeitshilfe für Kommunen und Träger.

           Transferagentur Kommunales                                                                                            Text: Lisa Bartling und Ann-Kristin Reher,
 14        Bildungsmanagement Niedersachsen                                                                                      G.I.B. – Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH  Kontakt
WIE SOZIALRAUMORIENTIERUNG ZU MEHR
BILDUNGSGERECHTIGKEIT BEITRAGEN KANN                                                                                        bei sozialraumorientierung haben wir es einerseits mit einem hochgradi
                                                                                                                                                                                           .. g
PROF. REINHARD ÜBER KOMMUNALE HERAUSFORDERUNGEN UND LÖSUNGSWEGE.                                                            personenbezogenen.. Ansatz und anderersei
                                                                                                                                                               .. ts mit einem sozialokologi-
                                                                                                                            schen, auf die Veranderung von Verhaltnissen zielenden Ansatz zu tun.
                                                                                                                            Akteure in der kommunalen Landschaft sind aufgefordert, von den
Die Liste kommunaler Herausforderungen ist lang: Soziale Ungleichheiten reduzieren, Integration fördern und
Bildungsgerechtigkeit herstellen sind nur einige davon. Inwieweit die Betrachtung kleiner sozialräumlicher Ein­
                                                                                                                            Menschen her.. zu denken und passgenaue infrastrukturelle Angebote
heiten dabei unterstützen kann, die Lebenswelt der jeweiligen Bevölkerung zu verbessern und Unterschiede                    und Unterstutzungssettings im Wohnumfeld zu schaffen, anstatt die
zwischen den Quartieren zu minimieren, erläutert Professorin Gaby Reinhard im folgenden Interview. Sie lehrt
                                                                                                                            Menschen fur die vorhandenen Angebote passend zu machen.
                                                                                                                                                                                                 
aktuell Methoden der Sozialen Arbeit an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf und zählt Sozialraumorientie­
rung sowie integrierte Stadtteilentwicklung seit Langem zu ihren Arbeitsschwerpunkten. Als ehemalige ge­
schäftsführende Leitung des Institutes für Stadtteilentwicklung, Abteilungsleitung der Jugendhilfeplanung im
Jugendamt der Stadt Essen sowie durch ihre Tätigkeit als Mitglied des Kuratoriums der Anneliese Brost-Stiftung                                                                                                     Foto: Fliedner Fachhochschule Düsseldorf

bringt sie zudem verschiedene Perspektiven auf integrierte Planung und Sozialraumorientierung ein, die auch
im Rahmen eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements (DKBM) von Interesse sind.

Frau Professorin Reinhard, Sie waren selbst als Abtei-       Beteiligten. Die meisten Kolleginnen und Kollegen versu-     willigen Vorstellungen der Menschen von einem gelin-               Inwieweit hängt Sozialraumorientierung mit dem An-
lungsleiterin Jugendhilfeplanung bei der Stadt Essen         chen dem mit Humor und Pragmatismus zu begegnen              genderen Alltag als Grundlage nehmen.                              satz einer integrierten Planung zusammen? Und welche
aktiv. Welche Aufgaben kommen Kommunen aus Ihrer             und entsprechende Anträge zu stellen. Eine Aufgabe der                                                                          Rolle spielen Quartiermanagement und integrierte
Sicht bei der Förderung von Bildungsgerechtigkeit und        Kommune und auch von Land und Bund wäre es, diese            Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, um                   Stadtteilentwicklung in diesem Rahmen?
Teilhabe zu?                                                 Kluft zwischen Bürokratie und Zivilgesellschaft zu schlie-   Sozialraumorientierung erfolgreich umzusetzen?
                                                             ßen. Ich bin mir sehr sicher, dass viele Fachkräfte nur                                                                         Das sind komplexe Zusammenhänge, auf die Sie mit die-
Schon länger stellen soziale Ungleichheit, Armut und         durch Beharrlichkeit, Herzblut für die Sache und durch       Ein Fachkonzept – wie die Sozialraumorientierung – be-             sen beiden Fragen Ihren Fokus lenken. Gleichzeitig wei-
Ausgrenzung in Deutschland einhergehend mit einer            kreative Lösungen in ihren jeweiligen Organisationen ge-     zieht sich auf den „institutionellen“ Wirkungszusammen-            sen diese Fragen auf eine aus meiner Sicht zentrale
fortschreitenden räumlichen Konzentration benachtei-         meinsam im Quartier erfolgreich arbeiten.                    hang für die gesamte Arbeit innerhalb einer Einrichtung            „Dreifaltigkeit“ kommunaler Strategien zur Verbesserung
ligter Bevölkerungsgruppen in einzelnen Stadtteilen und                                                                   oder einer Organisation. Idealtypisch werden im Rah-               von Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit und sozia-
Quartieren die verantwortlichen Akteure in Politik, Ver-     Mit dem Ziel der Chancengleichheit vor Ort wird ver-         men der Implementation der Sozialraumorientierung                  lem Frieden hin: Die Sozialraumorientierung als fach­
waltung und auch bei Kirchen, Verbänden und Vereinen         stärkt auch das Konzept der Sozialraumorientierung in        Personal- und Organisationsentwicklung miteinander                 liche Ausrichtung der Arbeit, die integrierte Stadtteilent-
vor enorme Herausforderungen. Hinzu kommen die Zu-           Zusammenhang gebracht. Was verstehen Sie persönlich          verzahnt, um das willens- und ressourcenorientierte                wicklung als politischer Ansatz und Quartiermanagement
wanderung aus den verschiedenen internationalen Kri-         darunter und inwiefern kann Sozialraumorientierung zu        Handeln der Fachkräfte innerhalb der Institution sowohl            als Organisations- und Steuerungsansatz.
sengebieten und die damit verbundenen sozialräumli-          mehr Chancengleichheit vor Ort beitragen?                    durch die zuständige Leitungsebene als auch neue Ver-
chen Integrationserfordernisse. Die Ursachen dafür sind                                                                   fahrensabläufe zu stützen. Neben der professionellen               Integrierte Stadt(teil)entwicklung ist aus meiner Perspek-
sehr vielfältig und liegen oftmals nicht auf kommunaler      Sozialraumorientierung ist eine wehrlose Vokabel und         Haltung ändern sich auch organisatorische Abläufe und              tive keine zusätzliche administrative Planungs- und Steu-
Ebene. Allerdings können wir auf kommunaler Ebene die        oft werden schon dann Maßnahmen oder Strategien da-          Steuerungsstrukturen. Wenn es darum geht, Bildungs-                erungsebene, sondern ein idealerweise verstetigtes Be-
ungleichen Bedingungen des Aufwachsens zum Anlass            runter subsumiert, die lediglich dezentral ausgerichtet      gerechtigkeit, Teilhabe und auch Inklusion strukturell             mühen, quer über verschiedene administrative Ressorts
nehmen, um die Sozialisations- und Lebensbedingungen         sind. Nach meinem Verständnis ist Sozialraumorientie-        und nicht nur projektbezogen zu fördern, ist es im Grun-           hinweg die ökonomische, soziale und ökologische Ent-
und damit natürlich auch Bildungsgerechtigkeit und Teil-     rung ein Fachkonzept für unterschiedliche Politikfelder      de notwendig, die Entwicklung passgenauer Unterstüt-               wicklung in einzelnen Stadtteilen in einem gesamtkom-
habe für Menschen mit ihnen und in ihrem Sinne zu ver-       wie Jugend, Bildung, Stadtentwicklung, Gesundheit oder       zungssettings mit neuen und flexibleren Formen der Fi-             munalen Zusammenhang strategisch zu steuern. Das
bessern.                                                     Soziales. Wir haben es hier einerseits mit einem hoch-       nanzierung zu verbinden. Wenn nur ein Leistungsbereich             seit 1999 aufgelegte Bund-Länder-Programm „Soziale
                                                             gradig personenbezogenen Ansatz und andererseits mit         zugrunde gelegt wird – Gesundheitshilfe, Jugendhilfe oder          Stadt“ hat in vielen Gebietskörperschaften diese inte­
Die kommunalen Verwaltungen haben sich in diesem             einem sozialökologischen, auf die Veränderung von Ver-       Eingliederungshilfe – sind die Möglichkeiten, für und mit          grierten Planungsprozesse initiiert. Und Quartiermanage-
Zusammenhang in den vergangenen Jahren sehr be-              hältnissen zielenden Ansatz zu tun. Akteure in der kom-      den Menschen und die jeweilige Lebenssituation ent-                ment ist in diesem Zusammenhang ein strategischer An-
wegt. Neben dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“         munalen Landschaft sind aufgefordert, von den Men-           sprechende Unterstützungsarrangements zu schaffen,                 satz zum systematischen Aufbau von selbsttragenden
haben auch die Bildungs- und Präventionsketten zu ei-        schen her zu denken und passgenaue infrastrukturelle         begrenzt.                                                          und nachhaltig wirksamen Entwicklungsstrukturen im
nem abgestimmten, auf den Sozialraum bezogenen und           Angebote und Unterstützungssettings im Wohnumfeld                                                                               Quartier. Am besten klappt es dann, wenn im Rahmen
manchmal auch integrierten Handeln geführt. Viele            zu schaffen, anstatt die Menschen für die vorhandenen        Jede Organisation, Einrichtung oder auch jeder Verein              einer ressortübergreifenden und gesamtstädtischen
Kommunen in Niedersachsen beteiligen sich ja auch an         Angebote passend zu machen. Für uns ist der Wille des        kann unabhängig von seiner Größe entscheiden, die                  Strategie die kommunalen Ressourcen gebündelt wer-
dem landesweiten Programm „Präventionsketten in Nie-         Menschen leitend und nicht die Normalitätsvorstellun-        Fachkräfte dabei zu unterstützen, eine entsprechende               den. Quartiermanagement kann nicht von dem oder der
dersachsen: Gesundes Aufwachsen für alle Kinder!“ Al-        gen etwa aus Verwaltung oder Politik. Aus meiner Sicht       professionelle Haltung zu entwickeln und auch unter-               Quartiermanager/-in realisiert werden, sondern stellt ei-
lerdings ändern sich immer wieder Förderbedingungen.         fördert ein solcher Ansatz Chancengleichheit, weil im        stützende Verfahren zu implementieren. Anders ist es               nen komplexen Prozess dar, der unterschiedliche Steue-
Finanzierungen werden nur für eine Projektlaufzeit ge-       Sinne der leistungsberechtigten Menschen passgenaue          mit der finanziellen Organisation von Sozialraumbud-               rungs- und Handlungsstrategien, Vorgehensweisen und
währt und müssen dann mühevoll verlängert werden,            Unterstützungsarrangements entwickelt werden, die sich       gets. Hier sind in der Regel grundsätzliche Entscheidun-           Methoden beinhaltet. Die gesellschaftlichen Sphären
wenn dies überhaupt gelingt. Das ist frustrierend, schafft   nicht an der versäulten Angebotsstruktur (ambulant,          gen des öffentlichen Trägers notwendig, um ein auf den             des politisch-administrativen Systems werden systema-
sehr viel Arbeit, führt zu einer Unzufriedenheit bei allen   teilstationär, stationär) orientieren, sondern die eigen-    Raum bezogenes Finanzierungskonzept zu entwickeln.                 tisch verknüpft mit dem Sozialraum und dem interme-

           Transferagentur Kommunales                                                                                     Text: Prof. Dr. Gaby Reinhard, Methoden der Sozialen Arbeit, Fliedner Fachhochschule Düsseldorf,
 16        Bildungsmanagement Niedersachsen                                                                               Geschäftsführung Institut für Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISAB e.V.)  Kontakt
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