BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz

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BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
BERNER TIERWELT
AUSGABE 26 / 2018                                                          BERNER TIERSCHUTZ

                                                                                        SG     ABE
                                                                                 DE RAU
                                                                            SON

SONDERAUSGABE BERNER TIERWELT ZUM THEMA FISCHOTTER
 TierSchau                             04   TierSchau                 22
 Die leise Rückkehr des Fischotters.        Kein Otter ohne Fische!

 UmSchau                               18   TierSchau                 26
 Artenspürhunde Schweiz                     Andere Rückkehrer …
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                                                                                                Mehr Infos finden Sie unter: www.holivet.ch

                                                                                                Holivet AG/SA
                                                                                                Weberpark ● Industriestrasse 37c ● 2555 Brügg ● 032 341 65 65

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                                                                                                                                                PURE Naturfutter
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                                                                                                                                                für Hunde und Katzen
                                                                                                                                                aller Rassen und Altersstufen
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                                                                                                                                                     NATÜRLICHE ZUTATEN
                                                                                                                                                     SCHONENDE HERSTELLUNG
                                                                                                                                                     100 % DEKLARATION
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                                                                                                                                                 Was drin ist, steht drauf.
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Willkommen         3

                                Editorial
                                Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde

                                Wir freuen uns sehr, dass mit dem Fischotter ein weiteres hierzulande ausgerottetes Tier
                                auf leisen Sohlen in unser Land zurückkehrt! Unser Vorstandsmitglied, Frau Dr. sc. nat.
                                Irene Weinberger, Biologin und Geschäftsführerin der Stiftung Pro Lutra, gibt Ihnen
                                in ihrem Artikel spannende Einblicke in seine Lebensweise, die Gründe seiner Ausrot-
                                tung und die Voraussetzungen, die es braucht, dass der Fischotter die Schweizer Gewässer
                                wieder langfristig besiedelt. Aber: Ohne Fische – kein Fischotter! Herr Thomas Kreienbühl
                                erklärt den weitreichenden Einfluss von naturnahen Gewässern für die Fische und den
                                Fischotter.

Wie aber findet man einen Fischotter? Kaum jemand von uns hat ihn je in freier Wildbahn lebend gesehen. Frau Denise
Karp von «Artenspürhunde Schweiz» beschreibt, wie ihre Spürnasen sehr effizient den Nachweis eines Fischotters erbringen
können.

Wie ist es anderen natürlichen Rückkehrern wie dem Luchs, dem Wolf und dem Bär ergangen? Lesen Sie dazu auch den
Bericht von Frau Mona Lörtscher.

In eigener Sache: Wir warten immer noch auf die Baubewilligung für den Bau unseres Neuen Tierheims in der Eymatt.
Dies soll uns aber nicht hindern, weiter Spenden zu sammeln, damit der Neubau dann auch realisiert werden kann. In
diesem Heft werden mehrere Möglichkeiten vorgestellt, wie Sie uns unterstützen können. Sei es mit einer einfachen Spende,
einem Pflasterstein oder einer Donation oder dem Kauf des Bärner Tierkaländers.

Wir danken Ihnen schon jetzt für Ihre Unterstützung und wünschen Ihnen einen bunten Herbst!

Mit herzlichen Grüssen
Dorothea Loosli-Amstutz
Präsidentin

   Impressum

   Berner Tierwelt        Gestaltung und Druck Inserateservice                        Mitgliederverwaltung
   Eine Publikation des www.jordibelp.ch             ins.tierwelt-be@jordibelp.ch     Telefon 031 926 64 66
   Berner Tierschutzes, Titelbild                    Brigitta Wermuth-Steiner         Dienstag bis Donnerstag:
   Verein seit 1844     Fischotter                   Telefon 031 818 01 25            9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr
   Redaktion            © Tomasz Podlack             Abopreis
                                                                                      info@bernertierschutz.ch
   Yvette Bulliard      Auflage
                                                     CHF 4.50 /Ausgabe                www.bernertierschutz.ch
   Lukas Bircher        15 000 Exemplare             für Mitglieder gratis            Telefon 031 926 64 64
   redaktion@                                        Erscheint 2 x jährlich           Montag bis Freitag: 9 bis 12 Uhr
   bernertierschutz.ch Abonnenten                                                     Fax     031 926 20 96
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4    TagesSchau                                                                         BERNER TIERWELT

     Der Fischotter

  © Zoonar GmbH

Ans Wasser gebunden: Der Eurasische Fischotter

Er scheint mit allen Wassern gewa-      gesetzt, kurz darauf wurde er selbst    Gebieten auf. Das führt zu berechtig-
schen, wirkt verspielt und ist doch     zum Gejagten. Verfolgung, Lebens-       ten Hoffnungen auf seine langfristige
ein ausgeprägter Einzelgänger: der      raumveränderungen und Umweltgifte       Rückkehr nach Mitteleuropa. Doch
Fischotter. Sein Leben ist kurz, sein   setzten dem Fischotter so zu, dass er   ist seine Zukunft nach wie vor alles
Hunger gross. Auch geschichtlich        im letzten Jahrhundert aus weiten       andere als rosig.
ist der Fischotter voller Gegensätze.   Teilen Europas verschwand. Auch aus
Noch im Mittelalter wurde er man-       der Schweiz. In den letzten Jahrzehn-   Man kennt den Fischotter auch als
cherorts als Fischjäger gezielt ein-    ten jedoch taucht er wieder in alten    «Wassermarder». Tatsächlich: Die
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                                                                                                           © IntrophotocechCZ

Nase, Auge und Ohr sind auf einer parallelen Ebene zur Wasseroberfläche angelegt.

Otter bilden eine Unterfamilie der       ist, sind die Fischotter grösser als in    Dabei ist er mit allen Wassern gewa-
Marder, der grössten Familie inner-      nahrungsarmen Regionen. Das Fell           schen. Er kommt an Meeresküsten
halb der Raubtiere. Insgesamt gibt       ist am Rücken dunkelbraun bis gräu-        ebenso wie an Seen und Teichen,
es weltweit 13 Otterarten. «Unser»       lich gefärbt, Kehle und Bauch sind oft     Flüssen und Bächen jeder Grösse vor.
Fischotter, der Eurasische Fischot-      heller. Es ist überaus dicht, glatt und    Aber auch Sümpfe, Moore, Reisfel-
ter, gehört dabei eher zu den klei-      wirkt wasserabstossend. Nase, Augen        der und Marsche sind ihm genehm.
neren Otterarten. Ein ausgewachse-       und Ohren sind am Kopf auf einer           Doch so flexibel der Fischotter in der
nes Männchen wird etwa 1,2 Meter         Ebene angeordnet. Dadurch kann ein         Wahl seines Lebensraums auch ist –
lang und im Durchschnitt 9 Kilo-         Fischotter, der an der Wasseroberflä-      ein paar Grundbedingungen müssen
gramm schwer. Die Weibchen sind          che schwimmt, seine Umgebung mit           erfüllt sein: Er braucht genügend
in der Regel 20 bis 30 Prozent klei-     allen drei Sinnesorganen wahrneh-          Nahrung, ruhige Schlafplätze und
ner. Doch es gibt dabei individuelle     men – und muss dabei den Kopf nicht        sichere Aufzuchtsorte.
Unterschiede: Kleinste Weibchen          mal weit aus dem Wasser strecken.
bringen weniger als 4 Kilogramm auf                                                 Nomen est omen?
die Waage, grosse Männchen können        Vielerorts zuhause                         Wie es sein Name schon verrät, hat der
hingegen 12 Kilogramm schwer und         Trotz seiner geringen Grösse ist der       Fischotter Fische zum Fressen gern.
1,4 Meter lang werden. Wie gross         Fischotter der Kosmopolit seiner           Doch auch wenn Fische zuoberst auf
ein Fischotter wird, scheint unter       Sippe: Er hat das grösste Verbrei-         dem Speisezettel stehen: Der durch-
anderem mit dem Nahrungsangebot          tungsgebiet aller Otterarten. Er besie-    schnittliche Anteil von Fischen in der
während der Wachstumsphase in der        delt ganz Eurasien sowie Teile Nord-       Nahrung liegt bei 75 Prozent – und
Kindheit zusammenzuhängen. Wo            afrikas von der Meereshöhe bis hinauf      schwankt je nach Saison und Region
das Beuteangebot sehr energiereich       auf 4120 m über Meer im Himalaja.          zwischen 50 und fast 100 Prozent.
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Dabei jagt der Fischotter in typischer   und Frühlingsmonaten mit Amphi-          Effizienter Jäger
Opportunistenmanier: Welche Fisch-       bien mancherorts grosszügig ergänzt.     Für die Fischjagd ist der Fischotter
art häufig anzutreffen ist, wird eher    Zwar sind Amphibien energetisch          perfekt an das Leben im Wasser ange-
erbeutet. Auch Reptilien, Säugetiere,    weniger ergiebig als Fische, doch        passt. Dank seines schlanken Körpers,
Vögel und Krebse sind vor einem          sind sie saisonal einfach zu erbeuten:   den kräftigen kurzen Beinen und
hungrigen Fischotter nicht sicher.       Im Winter verharren sie in der Kälte-    den Schwimmhäuten zwischen den
Insgesamt machen diese Arten jedoch      starre und in den Frühlingsmonaten       Zehen ist der Fischotter ein schneller
nur einen geringen Prozentsatz der       treten Frösche und Erdkröten in den      und wendiger Jäger. Der muskulöse
Otternahrung aus. Hingegen wird das      Laichgewässern in Massen auf.            Schwanz verhindert zudem Turbulen-
Ottermenu vor allem in den Winter-                                                zen am Körperende und erhöht damit

                                                                                                           © Paul A Carpenter

Er braucht genügend Nahrung – und am liebsten mag er Fische.
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die Tauchgeschwindigkeit: Ein Fisch-      höher als bei landlebenden Tieren        biomasse sind deshalb kleiner als an
otter kann eine maximale Geschwin-        vergleichbarer Grösse. Im Wasser         fischärmeren. An nährstoffarmen
digkeit von 12 km/h erreichen. Doch       kann der Stoffwechsel dann fast fünf-    Flüssen und Bächen haben die Weib-
so schnell ist er nur kurz und auf der    mal höher sein. Damit leben Fischot-     chen durchschnittlich 18,6 Kilometer
Jagd. Ansonsten ist er mit eher gemüt-    ter hart am Limit. Denn im Gegen-        lange Streifgebiete. In Gewässern mit
lichen 3,2 bis 4,7 km/h unterwegs.        satz zu anderen Säugetieren, die einen   mittlerer Nährstoffversorgung genü-
                                          Grossteil ihres Lebens im Wasser         gen ihnen 7,6 Kilometer.
Am erfolgreichsten jagen Fischotter       verbringen, setzen Fischotter prak-
auf Sicht – also wenn sie die Beute       tisch kein Fett an. So können See-       Die Konsequenzen dieser Territoria-
sehen können. Doch auch in trübem         hunde Fettreserven von bis zu 41%        lität sind weitreichend. So beeinflusst
Wasser oder in der Dunkelheit sind sie    des Körpergewichts anlegen, Biber        die Nahrungsgrundlage die Territori-
überaus gut für die Jagd ausgerüstet.     etwa 14%. Dieses Fett wirkt isolie-      umsgrösse jedes einzelnen Tieres und
Die langen Tasthaare, die so genann-      rend gegen das kalte Wasser und in       damit auch die Grösse des Bestands.
ten Vibrissen, an der Schnauze, bei       kargen Zeiten kann gar davon gezehrt     Denn das Nahrungsangebot reguliert
den Brauen und an den Ellbogen            werden. Doch auf dieses Fett kann der    den Aufzuchterfolg der Weibchen.
registrieren feinste Wasserschwin-        Fischotter nicht bauen. Er gilt schon    Gleichzeitig limitiert die ausgespro-
gungen, die von fliehenden Fischen        bei 3% Körperfett als übergewichtig.     chene Territorialität der erwachsenen
ausgehen. Mit der Hilfe dieser Vibris-    Entsprechend ist sein Appetit. Und       Tiere die Population in einem Gebiet.
sen sind Fischotter auch in der Nacht     tatsächlich: Der Fischotter ist ein      Wo die Platzverhältnisse eng werden
erfolgreiche Jäger.                       regelrechter Vielfrass. Er benötigt      und das Futter knapp, werden Territo-
                                          täglich eine Futterration zwischen       rialkämpfe häufiger und vehementer:
Auf der Jagd in Fliessgewässern bewe-     12 und 15% seines Körpergewichts.        Der Fischotterbestand kontrolliert
gen sich Fischotter langsam bachauf-      In den kalten Monaten steigt der         sich damit selber.
wärts und klappern die Fischeinstände     Energiebedarf gar noch an. Findet
entlang der Ufer ab. Höhlen und           der Fischotter dann nicht genügend    Fische beeinflussen gar die Tages-
Löcher werden dabei systematisch          Futter, verliert er rasch an Gewicht  struktur von Fischottern. So sind in
kontrolliert – und unvorsichtige Fische   und wird anfällig auf Krankheiten wie unseren Fliessgewässern Fischotter
kurzerhand freudig erbeutet. In Seen      die Lungenentzündung. Es ist daher    vornehmlich nacht- und dämme-
jagen Fischotter gerne entlang der        kein Wunder, dass die meisten Fisch-  rungsaktiv. Anderswo – entlang der
Ufer, doch tauchen sie auch in tiefere    otter, die an Unterernährung sterben, schottischen Küste und teilweise an
Bereiche. Dort greifen sie die Beute      im Winter gefunden werden.            Seen – sind Fischotter hingegen tag-
aus dem toten Winkel an. Denn sie                                               aktiv. Man nimmt an, dass es mit der
müssen den Überraschungseffekt aus-    Der weitreichende Einfluss               Aktivitätsphase der Beutetiere zusam-
nutzen: Auf lange Verfolgungsjagden    der Fische                               menhängt: Wenn die Beute schläft,
können sie sich nicht einlassen. Zwar  Dass man unter solchen futtertech- lässt sie sich leichter erwischen.
ermüden auch die Fische schnell – und  nisch engen Verhältnissen ungern
sie bis zur Erschöpfung zu jagen, wäre teilt, ist auch für uns nachvollziehbar. Ein Langschläfer
eine gute Option. Doch im Gegen-       Tatsächlich lebt der Fischotter vie- mit 33 Wohnsitzen
satz zum Fisch muss der Jäger etwa     lerorts einzelgängerisch. Jedes Tier Fischotter schlafen am Tag – und sind
alle 30 Sekunden auftauchen, um nach   – Männchen oder Weibchen – etab- dabei ausgesprochene Langschläfer.
Luft zu schnappen. Denn nur im Ext-    liert sein eigenes Territorium, das es Durchschnittlich 17 Stunden ver-
remfall kann der Fischotter mehrere    gegen gleichgeschlechtliche Artge- schläft ein Fischotter pro Tag. Wer
Minuten lang unter Wasser bleiben.     nossen überaus aggressiv verteidigt. In viel schläft, benötigt sichere Verste-
So ist es denn nicht sehr erstaunlich, der Regel haben Weibchen kleinere cke, die Sicherheit vor den natürli-
dass bei diesen Verfolgungsjagden der  Territorien als die Männchen. Die chen Feinden bieten und vor Regen,
Misserfolg der Normalfall ist.         Grösse der Streifgebiete ist abhängig Wind, Hitze oder Kälte schützen.
                                       vom Nahrungsangebot: Je üppiger Die Schlafplätze von Fischottern
Ein Leben hart am Limit                das Beuteangebot über das Jahr ist, sind meist gut versteckt – gerade
Fischotter haben einen hohen Nah- desto weniger Raum braucht ein ein- mal einen von zehn Unterschlüpfen
rungsbedarf. Schon wenn sie ruhen, zelnes Individuum. Die Territorien erkennt man aufgrund von äusserlich
ist ihr Stoffwechsel bis zu 48 Prozent an Gewässern mit grosser Fisch- wahrnehmbaren Merkmalen.
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                                                                                                              © cir

Fischotter schlafen viel und lange. Einen Winterschlaf hingegen machen sie nicht.

Fischotter wählen meistens Schlaf-       Ersatz der hölzernen Ufereinfassun- In seinem Revier besitzt der Fischot-
plätze, die in unmittelbarer Nähe zum    gen durch Steinmauern in Verbin- ter viele solche Verstecke, die er mehr
Gewässer liegen. Gut schlafen lässt es   dung gebracht.                        oder weniger regelmässig aufsucht.
sich in unterirdischen Verstecken: in                                          Dabei kann das Wissen um gute
Wurzelgeflechten von unterspülten        Die Verstecke selber sind überaus Verstecke generationenübergreifend
Uferbäumen oder in Hohlräumen            unterschiedlich: Bei den einen muss sein: Man weiss aus den Berichten der
unter Felsbrocken oder Steinen. Nicht    sich das Tier regelrecht in die Höhle Otterjäger in Wales von Verstecken,
immer sind die Schlafplätze natür-       hineinquetschen, andere Verstecke die bis zu 100 Jahre immer wieder
lich. Auch unter losen Steinblöcken      gleichen grosszügigen Kammern mit von Ottern benutzt wurden. Das ist
einer Uferbefestigung oder in einem      Blick auf das Wasser. Nicht immer ist heute nicht anders: Fischotter nutzen
trockenen Kanalrohr lässt es sich        der Eingang oberirdisch: Gelegent- einige ihrer unterirdischen Tagesver-
herrlich ruhen. Wo jedoch das Ufer       lich befindet er sich unter dem Was- stecke über Jahre hinweg. Gleichzei-
sehr dicht mit Steinen verbaut oder      serspiegel. Doch auch oberirdische tig mögen die Tiere die Abwechs-
gar undurchlässig ist, kann auch der     Verstecke gibt es: Fischotter über- lung: Nur selten verbringt ein Tier
Fischotter nicht mehr unterschlüp-       tagen in Asthaufen, Holzbeigen und zwei Tage hintereinander am selben
fen. Das fiel auch schon aufmerksa-      während der Vegetationsperiode auch Ort. Wo genügend gute Strukturen
men Zeitgenossen vor hundert Jahren      immer wieder im dichten Gestrüpp, vorhanden sind, nutzen sie viele Ver-
auf: Das Verschwinden der Fischotter     unter überhängendem Geäst oder im stecke. Besonders zwischen Frühling
aus dem Berliner Stadtbild um 1920       Schilf.                               und Herbst suchen Fischotter gerne
wurde unter anderem auch mit dem                                               neue Schlafplätze auf. In der auf-
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TierSchau        9

kommenden und dichten Vegetation       Daher überrascht es nicht, dass der       lungsgebieten. Und am liebsten halten
lässt sich nun überall gut geschützt   Fischotter seine Tagesverstecke vor       wir uns in den naturnahen Abschnit-
ruhen. Durchschnittlich 33 Tages-      allem dort wählt, wo der Mensch nur       ten auf – genau dort also, wo sich der
schlafplätze besitzt ein Fischotter im selten erscheint. Interessant ist dabei   Fischotter ebenfalls wohl fühlt. Ent-
Alpenraum − eine stattliche Anzahl     die Rolle der natürlichen Ufervegeta-     lang vieler Fliessgewässer wird tagaus,
Wohnungen. Sie liegen im Schnitt       tion: an ruhigen Gewässerabschnitten      tagein gejoggt, mit Hunden spaziert,
gerade mal 144 Meter auseinander.      nutzt der Fischotter auch Tagesver-       gebadet, gegrillt und gefeiert. Nicht
Wo auch immer sich der Fischotter      stecke entlang sehr schmaler Uferve-      allen Wildtieren behagt das. Wild-
in der Nacht aufhält: Der Weg zum      getationen. Entlang von Abschnitten       ruhezonen, wo weder Mensch noch
nächsten Schlafplatz ist nie weit.     mit einer hohen menschlichen Akti-        Hund Zugang finden, könnten die
                                       vität bevorzugt er jedoch einen über      Situation für den Fischotter – und
Bitte nicht stören                     10 Meter breiten Vegetationsgürtel        andere Lebewesen an den Gewässern
In gut abgeschirmten Verstecken als Puffer.                                      – entspannen. Auch wenn das wie
schlafen Fischotter tief. Ruhen sie in                                           ein Verzicht erscheint: Wir gewin-
der Vegetation, ist der Schlaf meist Dieser Anspruch an ruhige Schlaf-           nen dafür eine reale Möglichkeit,
leichter. Die Tiere fliehen dann, plätze könnte den Fischotter bei sei-          vielleicht ab und zu einen Fischotter,
sobald sich ein Mensch oder Hund ner Rückkehr in die Schweiz hindern.            einen Biber oder eine Wasserspitz-
nähert. Von uns unbemerkt, gleiten Denn wer die heutigen Gewässer in             maus zu beobachten.
sie ins Wasser. Das ist beunruhigend, der Schweiz betrachtet, bemerkt
wenn man bedenkt, dass die Störung schnell die vielen Strassen, Wander-          Jagd mit und auf den Otter
durch den Menschen als ein Schlüs- und Velowege, die unmittelbar ent-            Diese reale Chance, einen Fischotter
selfaktor in Bezug auf Verbreitung lang der Ufer verlaufen. Denn auch            in der Schweiz beobachten zu können,
vieler Tierarten gilt – möglicherweise wir Menschen mögen die Gewässer:          ist neu. Denn der Fischotter hat eine
auch für den Fischotter.               sie zählen zu den wichtigsten Erho-       bewegte Vergangenheit hinter sich.

                                                                                                         © Martin Abegglen

Der Freizeitbetrieb an und in den Gewässern hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen – wohl eher zum Nachteil der
dort lebenden Tiere und Pflanzen.
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10    TierSchau                                                                           BERNER TIERWELT

Noch bis ins 19. Jahrhundert lebten      Der grosse Umbau                         bild und veränderten die Schweiz
Mensch und Otter miteinander – und       der Gewässerlandschaften                 nachhaltig. So verschwanden durch
der eine oder andere Mensch nutzte       Europas                                  die beiden Juragewässerkorrektionen
gar die hervorragende Jagdtechnik        Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich   (1868 bis 1891 und 1962 bis 1973)
des Fischjägers. Gezähmte Fischot-       tiefgreifende Veränderungen entlang      Fliessgewässer in der Länge von über
ter trieben die Fische aus den Ver-      der Gewässer angebahnt. Die Schwei-      500 Kilometer alleine im Berner See-
stecken, idealerweise direkt ins Netz    zer Bevölkerung war bereits auf über     land. Die Korrektionen wurden nach
oder brachten Fische selbst ans Land.    3,3 Millionen angewachsen – und der      dem Minimalprinzip durchgeführt,
In Schweden, Polen, Frankreich,          Raum an den Hängen oberhalb der          das ein einziges, möglichst kurzes
Deutschland und in der Schweiz           Flusslandschaften wurde eng. Der         Bachbett ohne jegliche Altarme zum
wurden Fischotter für die Fischjagd      Siedlungsdruck auf die grossen Auen-     Ziel hatte. Dieser Umgang mit der
abgerichtet – und manchmal gar mit       landschaften stieg. Zudem forderte       Natur blieb lange Standard: noch
auf die Vogeljagd genommen, um ver-      der Ausbau des Verkehrsnetzes von        zwischen 1951 und 1985 wurden
wundete Enten zu apportieren. Die
Otterfischerei war in Europa verbrei-
tet, aber wahrscheinlich nicht sehr
häufig. Noch bis in die späten 1880er-
Jahre wurde in Grossbritannien mit
Fischottern erfolgreich gefischt.

Fischotter wurden jedoch auch sel-
ber jagdlich genutzt. Ihr dichtes und
schönes Fell war begehrt. Doch auch
als Fleischlieferant diente der Fisch-
otter. Und weil die katholische Kirche
den Fischotter als «Fisch» deklariert
hatte, war er als Fastenspeise zuge-
lassen.

Man jagte den Fischotter aber auch als
Freizeitvergnügen. Vor allem in Eng-
land wurde die Jagd mit der Meute
praktiziert. Die eigens dafür gezüch-
teten Hunde stöberten den Fischotter
auf und hetzten ihn bis zur Erschöp-                                                                     © Parpan05 GFDL
fung. Falls sie ihn nicht schon totge-
bissen hatten, kam der Otterspeer,       Die meisten Fliessgewässer wurden in den letzten 150 Jahren zu monotonen Bächen
eine dreizackige, mit Widerhaken         und Flüssen verbaut.
besetzte Harpune, zum Einsatz. Erst
in den 1960er-Jahren wurde diese Art     Strasse und Bahn mehr Platz in den       2550 km Bachabschnitte begradigt.
der Jagd verboten. Doch während          Ebenen. Der technische Fortschritt       Damit sind jährlich über 100 Kilome-
diese moderate Jagd den Fischottern      machte die grossen Korrektionen          ter Fliessgewässer verloren gegangen.
kaum zusetzte, drehte sich der Wind      an vielen Gewässern möglich: Die         Zusätzlich wurden im Zug der loka-
um 1880. Nun setzte eine regelrechte     Fliessgewässer wurden begradigt und      len Meliorationen viele kleine Fliess-
Ausrottungskampagne gegen den            ihre Ufer und Sohlen befestigt oder      gewässer in der Landwirtschaftszone
Fischotter ein – und das gar europa-     gar versiegelt. Gewaltig waren die       eingedolt. Heute spricht man von
weit. Ein Grund könnte der Umbau         Korrektionen der grossen Flüsse wie      sagenhaften 4000 Kilometern unter-
der Gewässerlandschaften sein, der       der Linth (1807 bis 1816), des Alpen-    irdischen Bachläufen in der Schweiz!
bereits Anfang des 19. Jahrhunderts      rheins (1862 bis 1883) und der Reuss     Durch die Korrektionen und Meli-
einsetzte.                               (1850 bis 1863). Diese Bautätigkei-      orationen verschwanden zigtausend
                                         ten schufen ein neues Landschafts-       Teiche und Tümpel. Heute sind über
TierSchau              11

10 000 Kilometer unserer Fliessge-       ein zentrales Anliegen. Die Situation   möglichst zu begünstigen.» Es war
wässer versiegelt, die Ufer und Sohlen   eskalierte – zumindest für den Fisch-   ein weltweit einmaliger Gesetzes-
sind verbaut oder der Gewässerraum       otter. In ganz Mitteleuropa fing man    paragraph – wohl nirgendwo sonst
ist stark eingeengt.                     nun die Fischotter mit Netzen, Hun-     findet sich in einem nationalen Gesetz
                                         den und Tellereisen oder köderte sie    der Aufruf zur Ausmerzung von ein-
Diese Entwicklung führte zu einem        mit jungen, festgebundenen Ottern.      heimischen Tierarten. Damit stand
geringeren Nahrungsangebot für den       Man schlug sie tot, spiesste sie auf,   der Bund nun in der Pflicht. Fortan
Fischotter – denn wo kein Wasser         erschoss sie oder versuchte es gar      gab es Bundesgelder für Fangmate-
vorhanden ist, da fehlen auch Fische     mit Strychnin. Auch in der Schweiz      rial, Otterhunde und Ausbildungs-
und Amphibien. Mit diesen Mass-          war der Fischotter nicht sicher: «Der   kurse für Otterjäger. Anderswo gab
nahmen ging der Fischotterbestand        Fischotter mordet, um zu morden,»       es Prämien für jeden toten Otter.
wohl bereits zurück.                     steht in einem 1885 verfassten Gut-     Der Anreiz war hoch genug – der
                                         achten im Auftrag des Schweizeri-       Erfolg war durchschlagend. Inner-
Der Fischmörder muss weg!                schen Handels- und Landwirtschafts-     halb von wenigen Jahrzehnten waren
Die Veränderung an den Gewäs-            departements. Gute Lobbyarbeit          die Fischotterbestände in manchen
sern brachte auch Einbussen bei den      führte dazu, dass die Ausrottung des    Gebieten Europas zusammengebro-
Fischfängen. Das schreckte wohl          Fischotters gar gesetzlich im ersten    chen. Erst gegen Mitte des 20.  Jahr-
die Berufs- und Hobbyfischer auf.        Schweizer Bundesgesetz zur Fischerei    hunderts wurde der Fischotter in
Um 1880 entstanden viele der heu-        im Jahr 1888 verankert wurde: «Die      den Ländern Europas nach und nach
tigen grossen Fischereiverbände im       Ausrottung von Fischottern, Fisch-      unter Schutz gestellt.
deutschsprachigen Raum. Oftmals          reihern und anderen der Fischerei
war die Ausrottung des Fischotters       besonders schädlichen Tieren ist

                                                                                          © National Library of Ireland on The Commons

Die Fischotterjagd mit Hunden war auch ein sozialer Anlass, wie hier eine Jagd in Irland um 1901.
12    TierSchau                                                                          BERNER TIERWELT

Umweltgift und viel Plastik
Doch nun lauerte die Gefahr im
Wasser. Schon seit jeher flossen die
Abwässer und Abfälle ungefiltert in
Bäche, Flüsse und Seen. Anfänglich
waren es bloss die Fäkalien. Mit der
technischen Entwicklung fanden
sich aber auch zunehmend künst-
lich hergestellte Stoffe wie Unkraut-
und Schädlingsbekämpfungsmittel,
Phosphate der Waschmittel sowie
Schwermetalle wie Blei und Queck-
silber. Kein Wunder, schäumten viele
Gewässer in der Schweiz um 1960 vor
sich hin. Es kam zu Fischsterben und
Badeverboten. Heimtückisch erwie-
sen sich jedoch Stoffe aus der Gruppe
der langlebigen organischen Verbin-
dungen (persistent organic pollutants,
POP). So gelten PCB (polychlorierte
Biphenyle) als eine der Hauptursa-
chen des Rückgangs der Fischot-
terbestände in Mitteleuropa. PCB
sind giftig für Säugetiere und schädi-
gen unter anderem Leber, Milz und
Niere sowie das Immunsystem und
beeinträchtigen die Fortpflanzung.
Da diese Stoffe auch giftig für Men-
schen sind, wurden sie in den 1980er-
Jahren verboten. Doch als langlebige
Stoffe sind sie auch heute noch in der
Umwelt vorhanden und nach wie vor
findet man Rückstände von POP in
europäischen Fischottern. Und neue
Umweltgifte sind seither dazugekom-
men. Noch weitgehend ungeklärt
sind die ökologischen Auswirkungen
der verschiedenen Insektizide, die
in hohen Mengen in die Gewässer
gelangen. Schon kleine Dosen sind
für viele Wasserorganismen toxisch.
Wo Wasserinsekten fehlen, haben die
ansässigen Fische wenig zu beissen –
und der Fischotter sowieso.

Erschreckend ist ausserdem die
Ansammlung von Plastik in der Natur
und in den Gewässern. In den letz-                                                                   © Irene Weinberger
ten 60 Jahren stieg die jährliche glo-
bale Produktion von Plastik von 1,7 Plastik ist überall – vom Bach in den Fluss und von da ins Meer. Der Abfall am
auf 322 Millionen Tonnen. Schon verschmutzten Strand in Dänemark könnte auch aus der Schweiz kommen.
TierSchau         13

allein die Donau schwemmt jährlich         Leise Rückkehr auf vier                  die Rückeroberung des Alpenraums
mehr als 1533 Tonnen Plastik in das        Pfoten                                   gemächlicher. Erst seit kurzem wan-
Schwarze Meer. Das Plastik wird von        1990 konstatierte die Fischotter-        dern Fischotter aus Österreich und
den Wasserlebewesen gefressen und          gruppe Schweiz, eine Arbeitsgruppe       Frankreich in die Schweiz ein. Schlag-
kann im Verdauungstrakt teilweise          im Auftrag des Bundesamts für            zeilen machte 2009 ein Otter, der in
hochgiftige Substanzen freisetzen.         Umwelt, mit Bedauern, dass der           einer Fischtreppe beim Kraftwerk
Man geht davon aus, dass die Fisch-        Fischotter in der Schweiz aufgrund       Reichenau im Kanton Graubünden
bestände unter anderem auch wegen          von Lebensraumveränderungen und          fotografiert wurde. Es war die erste
Mikroplastik abnehmen. Wie sich            Umweltgiften keine Zukunft habe.         Sichtung dieser Art nach 20 Jahren
Plastik auf den Fischotter direkt aus-     Fast zeitlich mit diesem Bericht         otterfreier Schweiz. Seither wurden
wirkt, ist nicht bekannt. Aber auch sie    begannen die Fischotter mit ihrer        Fischotter an sechs Schweizer Fliess-
futtern über die Fische bereits Plastik:   Rückeroberung Mitteleuropas. Wäh-        gewässern bestätigt: an der Aare, am
In England wurden Plastikpartikel in       rend sie in Ost- und Nordeuropa in       Hinterrhein, am Ticino, an der Rhone
Losungen gefunden.                         den letzten Jahrzehnten relativ forsch   am Inn und der Albula.
                                           alte Gebiete wiederbesiedelten, ist

                                                                                                        Données © info fauna/CCO-KOF
                                                                                                        Fonds de cartes © Swisstopo

Nachweise von Fischottern vor 2000 (orange) und nach 2000 (rot). Quelle: CSCF
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Vielversprechende,                      Klimaerwärmung erhitzt die Was-            Fischotterherz höher schlagen, auch
aber unsichere Zukunft                  sertemperaturen auf lebensfeindliche       wir Menschen profitieren davon: Nur
Die Rückkehr des Fischotters in alte    Werte für viele Fischarten und zu viele    schon ein Herbstspaziergang durch
Gewässer gibt Grund zur Hoffnung.       Barrieren in den Gewässern verun-          eine revitalisierte Aue kann in uns
Eine überaus wichtige Grundbedin-       möglichen die wichtigen Fischwan-          neue Lebensgeister wecken. Wer will
gung für eine lebensfähige Otter-       derungen. Fischotterförderung heisst       das nicht?
population ist ein ausreichender        somit in erster Linie Fischförderung.
Fischbestand. Doch in den letzten       Gefordert ist ein erneuter grundle-                            Dr. sc. nat. Irene Weinberger
Jahrzehnten wurden vielerorts starke    gender Umbau der Gewässerland-                          Vorstandsmitglied Berner Tierschutz
Rückgänge der Fischpopulationen         schaft – hin zu mehr Vielfalt, mehr                             Ressort Umwelt und Natur
registriert: Umweltgifte und das        Dynamik und mehr Strukturreichtum
Mikroplastik setzen den Lebewesen       in und an den Gewässern. Eine sol-
im Wasser zu, die menschengemachte      che Entwicklung lässt nicht nur das

                                                                                                                      © Joris Egger

Revitalisierungen der Gewässer wie hier der Chly Rhy haben weitreichende und positive Wirkungen auf Fisch, Vogel und
Otter.

                                                                Infos zum Buch der Autorin
                                                                Irene Weinberger / Hansjakob Baumgartner
                                                                Der Fischotter
                                                                Ein heimlicher Jäger kehrt zurück

                                                                ISBN 978-3-258-08084-0
                                                                Erscheint am 29.10.2018 im Haupt Verlag.
                                                                CHF 48.– (Sonderangebot für kurze Zeit: 38.40 CHF)
                                                                www.haupt.ch/Verlag/Buecher/Natur/Tiere/Der-Fischotter.html
TagesSchau          15

                                                                                                                © Steve McLaren

Ob der Fischotter sich langfristig wieder in der Schweiz etablieren kann, liegt buchstäblich in unserer Hand.
16     TagesSchau                                                                 BERNER TIERWELT

    Kartenset
    mit Kuverts
Zusammen mit dem Tierpark-
verein Bern haben wir ein
Kartenset zusammengestellt,             Kartenset mit Kuverts                  05 Karten Tierparkverein Bern
bestehend aus einem Mix der                                                    05 Karten Berner Tierschutz
schönsten Bilder der bishe-                                                    10 Kuverts weiss
rigen Kalender. Unterstützen
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Set – der Erlös kommt un-
seren Heimtieren zugute.
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Bestellmöglichkeiten:
Auf unserer Homepage                    www.tierparkverein.ch
www.bernertierschutz.ch oder per
E-Mail an info@bernertierschutz.ch,
per Telefon 031 926 64 64 (Montag
bis Freitag, 9 bis 12 Uhr) oder mit
untenstehendem Talon
                                        www.bernertierschutz.ch

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WirSchau   17

    Ein Testament
    für den Tierschutz
Warum den Berner Tierschutz begünstigen?

Ein Haustier ist oft der beste Freund    öffentlich Rechenschaft ab. Wenn Sie
des Menschen. Wir nehmen in unse-        den Tieren über Ihr Ableben hinaus
rem Tierheim in Oberbottigen aus-        nützen wollen, dann begünstigen Sie
gesetzte, verstossene oder überflüssig   in Ihrem Testament den Berner Tier-
gewordene Tiere auf. Wir vermitteln      schutz. Allgemeine Informationen
                                                                                 Mein letzter Wille!
diesen Tieren gute Plätze, wo sie sich   finden Sie in unserem neuen Ratgeber    Ratgeber zur Testamentserrichtung
wohl fühlen und ihr Leben geniessen      für die Testamentserrichtung, den Sie
können. Mit Aktionen und Kampag-         kostenlos bei uns bestellen können.
nen sensibilisieren wir die Menschen     Wir danken Ihnen für Ihr Interesse!
für den Tierschutzgedanken, mit
unserer Abteilung Berner Jugend-         Ihr Berner Tierschutz
tierschutz informieren wir auch die
Kinder und Jugendlichen über die-        Bestellmöglichkeiten:
ses Thema. Als gemeinnützige Ins-        Auf unserer Homepage
titution ist der Berner Tierschutz       www.bernertierschutz.ch oder per
steuerbefreit und kann die gesamten      E-Mail an info@bernertierschutz.ch,
Spenden direkt für den Tierschutz        per Telefon 031 926 64 64 (Montag        © fotolia.com /Robert Kneschke

einsetzen. Wir berichten regelmässig     bis Freitag, 9 bis 12 Uhr) oder mit
über unsere Tätigkeiten und legen        untenstehendem Talon
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18    TierSchau                                                                          BERNER TIERWELT

     Spürnasen
     im Einsatz
     für den Artenschutz

Die Hundenase fasziniert. Ihre Leis-                                             gesetzt. Verschiedene Studien konn-
tung übersteigt unsere Vorstellungs-                                             ten nachweisen, dass Spürhunde in
kraft. Es ist erstaunlich, wo Hunde                                              Sachen Effizienz und Genauigkeit
ihre Nase im Dienste des Menschen                                                gegenüber herkömmlichen Metho-
überall einsetzen. Fast in jeder Sparte                                          den (Fotofallen, Haarfallen, visuelle
findet man heute eine Spürnase. Sie                                              Suche durch den Menschen usw.)
schnüffeln nach Geld, Drogen, ille-                                              überlegen sind. Spürhunde sind nicht
galen Gütern, Kunstfälschungen,                                                  nur auf Grund ihrer Effizienz eine
Krankheiten, Schädlingen, Lebens-                                                attraktive Methode, sondern ermögli-
mitteln, Grabstätten, vermissten                                                 chen zum Beispiel durch das effiziente
Menschen. Die Liste ist endlos.                                                  Auffinden von Kot die Durchführung
                                                                                 von nicht-invasiven Studien zur Ver-
Dass Hunde auch im Natur- und                                                    breitung und Nahrungsökologie von
Artenschutz erfolgreich eingesetzt                                               schwer auffindbaren Arten.
werden können, ist in der Schweiz
noch kaum bekannt. Das Einsatzge-                                                Zu diesen schwer auffindbaren Arten
biet in diesem Bereich scheint schier                                            gehört auch der Fischotter. Dieser
unendlich zu sein. Spürhunde kön-                                                wurde hierzulande in den 90er-Jahren
nen nach Spuren von Wildtieren oder       Beim sogenannten «Anriechen» wird      ausgerottet und wandert nun natür-
nach den Wildtieren selbst suchen.        dem Hund der Zielgeruch präsentiert,   licherweise langsam wieder in die
Zu den Spuren gehören zum Beispiel        den er in der anschliessenden Suche    Schweiz ein. Aus wissenschaftlichen
Trittsiegel, Haare, Nester und Bau-       finden soll.                           und konfliktvorbeugenden Gründen
ten sowie Stoffwechselprodukte (Kot,
Urin, Duftmarken). Auch Pflanzen,
Pilze und Mikroorganismen können
von Spürhunden gefunden werden.
Solche Spitzenleistungen verdanken
sie ihrem höchst sensiblen Geruchs-
organ, womit sie Geruchskonzent-
rationen von einer Fünfhunderstel
Trillion wahrnehmen können. Ent-
sprechend sind sie damit der Riech-
leistung des Menschen, aber auch
jener technischer Geräte weit über-
legen.

Im Ausland – vor allem in den USA,
Grossbritannien, Neuseeland und
Australien – werden Spürhunde
bereits seit Längerem für den Arten-
nachweis beim Monitoring verschie-
denster Wildtier- und Pflanzenarten
oder zum Aufspüren von Tieren und
Pflanzen für Forschungsprojekte ein- Der Hund beginnt mit der Suche.
UmSchau   19

Der Hund findet Otterlosung.

ist es wichtig, die Ausbreitung dieser
geschützten Art möglichst genau zu
dokumentieren. Fischotter leben sehr
verborgen und werden vorwiegend
durch Kotfunde nachgewiesen. Dies
geschah bis anhin mittels visuellem
Absuchen von geeigneten Gebieten
(z. B. Brücken) durch Experten. Wo
der Fischotter nur in geringer Anzahl
vorkommt, wird die Suche nach Kot
dadurch erschwert, dass Fischot-
ter in solchen Gebieten nur wenig
Kot absetzen. Da Neubesiedlungen
immer durch Einzeltiere geschehen,
ist der Fischotternachweis in neuen
Gebieten sehr schwierig. Das Auffin-
den von Tierkot kann mit Hilfe von
Spürhunden enorm erleichtert wer-
den. Die Wahrscheinlichkeit, dass
Tierkot durch den Menschen ent-
deckt wird, ist abhängig von Gelände
und Tierdichte, wobei sie beim Hund
mehr oder weniger konstant bleibt.
Dazu kommt, dass Menschen ähnli- Der Hund zeigt seinen Fund an durch Absitzen.
20    UmSchau                                                                          BERNER TIERWELT

Der Hund sucht das Flussufer ab.              Der Hund findet Otterlosung.                       Der Hund zeigt seinen Fund

chen Kot von verschiedenen Tierar- werden können. Dies wurde durch            Tatsächlich fanden die Spürhunde
ten verwechseln können, ein korrekt einen direkten Vergleich der beiden       doppelt so viele Fischotter-Kothäuf-
ausgebildeter Hund jedoch nicht.       Methoden Mensch vs. Hund eruiert.      chen wie die Expertin. Diese Leistung
                                       Hierzu wurden genau die gleichen       erbrachten sie zudem in einer 30%
Diese Ausgangslage veranlasste den Gebiete je von einer Fischotterexper-      kürzeren Zeit. In einigen Gebieten
Verein Pro Lutra, zusammen mit tin und einem Hundeteam (Spürhund              konnte Fischotterkot gar nur durch
Artenspürhunde Schweiz ein Projekt und Hundeführerin) abgesucht und           die Hunde festgestellt werden. Sol-
zu lancieren, das aufzeigen sollte, ob anschliessend konnte die Anzahl Kot-   che Funde sind enorm wichtig, da sie
durch den Einsatz von Spürhunden funde sowie die benötigte Zeit vergli-       die Ausbreitung des Fischotters ein-
Fischotternachweise (Kot) effizi- chen werden.                                drücklich dokumentieren. Auch die
enter und zuverlässiger gefunden                                              Orte der Funde unterschieden sich

                                                                              Bild links: Daten zum Fund werden
                                                                              notiert: Fundort, Habitat, Alter der
                                                                              Losung, Wetter, Uhrzeit usw.

                                                                              Bild rechts: Einsammeln der Otterlosung,
                                                                              um sie später im Labor genetisch zu ana-
                                                                              lysieren. Aus der Losung können Infor-
                                                                              mationen zum Geschlecht, zur Identität,
                                                                              zum Gesundheitszustand, dem Nah-
                                                                              rungsspektrum, dem Hormonstatus usw.
                                                                              des Tieres gewonnen werden.
UmSchau               21

d an durch Abliegen.      Der Hund wird mittels Futter oder Spielzeug belohnt.              Alle Bilder: © Artenspürhunde Schweiz, www.photodoxs.ch

       zwischen Mensch und Hund: die         Wieder einmal haben die Hunde
       Hunde fanden dank ihrer Superna-      somit eindrucksvoll gezeigt, was ihre          Artenspürhunde Schweiz
       sen viele Kothäufchen am Ufer, wo     Spürnase alles ermöglicht und dass             Das Potential der Hundenase für
       sie vom Menschen leicht übersehen     sie dem Menschen in Sachen Natur-              Einsätze im Natur- und Arten-
       werden. Die Spürhunde ermöglichen     schutz und Wildtierforschung zuver-            schutz ist riesig und die Erfolgs-
       es daher, das Markierverhalten von    lässig assistieren können.                     chancen bei korrekter Anwendung
       Fischottern genauer zu erforschen,                                                   gross. Artenspürhunde Schweiz
       als dies durch den Menschen alleine                                  Denise Karp     möchte die Etablierung der Metho-
       möglich wäre.                                                     Wildtierbiologin   den und die Qualitätssicherung
                                                                 Artenspürhunde Schweiz     beim Einsatz von Spürhunden im
                                                                                            Natur- und Artenschutz sicher-
                                                                                            stellen. Für ein erfolgreiches Pro-
                                                                                            jekt wird sehr viel Fachwissen über
                                                                                            die Zielart, die Physik des Geruchs
                                                                                            und das Hundeverhalten benö-
                                                                                            tigt. Ständige Weiterbildung und
                                                                                            der Austausch mit internationa-
                                                                                            len Experten ist dafür ein wichti-
                                                                                            ger Grundpfeiler. Artenspürhunde
                                                                                            Schweiz arbeitet mit den Hunden
                                                                                            ausschliesslich über positive Ver-
                                                                                            stärkung, wobei der Spass an erster
                                                                                            Stelle steht.

                                                                                            Artenspürhunde Schweiz betreut
                                                                                            momentan Projekte über Fleder-
                                                                                            mäuse, Feldhasen, Fischotter und
                                                                                            invasive Neozoen und berät gerne
                                                                                            bei Interesse an neuen Projekten.

                                                                                            www.artenspuerhunde.ch
22     TagesSchau                                                                          BERNER TIERWELT

     Lebensraum
     unter Druck
     Die Gewässer und ihre Fische

In den grösseren Bächen, Flüssen          mung entziehen sie sich jedoch wei-      über unsere Gewässer haben sie eine
und Seen, wo Otter zu erwarten sind,      testgehend. Und so kommt es nicht        wichtige Funktion. Und so schlugen
kommt eine Vielzahl von Fischarten        von ungefähr, dass die Fischbestände     sie vor einigen Jahren Alarm: Den
vor. So vielfältig wie ihr Vorkommen      seit Jahren rückläufig sind, ohne dass   Fischen geht es schlecht! Kurzer-
ist auch ihr Aussehen: Sie sind gross,    die breite Öffentlichkeit davon Notiz    hand wurde ein Forschungsprojekt
klein, torpedoförmig oder auch hoch-      nimmt.                                   gestartet (fischnetz.ch). Die Forscher
rückig. Sie leben räuberisch, ernäh-                                               kamen nach mehreren Jahren zum
ren sich von Insektenlarven, filtrieren   Fischers Fritz fischt kaum               Schluss: Schlechte Lebensraumquali-
Wasser oder leben friedlich als Vege-     noch Fische                              tät, ungenügende Wasserqualität und
tarier. Eine faszinierende Welt, die      Zu den wenigen, die eine Beziehung       Krankheiten sind am Fischrückgang
sich unter der spiegelnden Wasser-        zu den glitschigen Tieren haben,         schuld. Obwohl diese Erkenntnisse
oberfläche auftut. Unserer Wahrneh-       gehören die Fischer. Als Wächter         nun schon über zehn Jahre alt sind,

Stark kolmatierter Kanal mit Geschiebedefizit. Hier finden Fische und andere Lebewesen kaum Wohnraum.
TierSchau      23

den Fischen geht es heute kaum bes-     Fischarten nicht und degenerieren       müsste allerdings nicht sein. In natür-
ser. Mit dem Gewässerschutzgesetz       weiter. Auch die Energiewende wird      lichen Systemen gäbe es für solche
von 2011, dem Gegenvorschlag zur        ihre Auswirkungen auf die Fliessge-     extremen Situationen einen Puffer,
Initiative «Lebendiges Wasser» aus      wässer und in Konsequenz auch für       die Gewässer würden sich langsamer
Fischerkreisen, sollte dem Fischrück-   die Fische haben.                       aufwärmen. Doch diese Puffer sind
gang etwas entgegengesetzt werden.                                              vielerorts nicht mehr vorhanden.
Negative Auswirkungen der Was-          Der Hitzesommer: Zu                     Immer mehr Quellen sind gefasst,
serkraft wie Schwall/Sunk und die       warmes Wasser und seine                 darum fehlt es in kleinen Fliessge-
Einschränkung der Fischwanderung        Ursachen                                wässern an (kühlem) Wasser. Der
sollen behoben werden. Zudem wird       Offenkundig wird der Zustand unse-      Grundwasserspiegel wurde vielerorts
Geld für Revitalisierungen zur Ver-     rer Gewässer in einem Sommer wie        künstlich abgesenkt. Das führt dazu,
fügung gestellt. Dennoch, Hochwas-      2018. Bei hoher Hitze erwärmen sich     dass kein Austausch zwischen dem
serschutzprojekte geniessen weiterhin   unsere Gewässer heute sehr schnell.     kühlen Grundwasser und dem Bach-
Priorität. Den Fliessgewässern wird     Gerade wenn sich solche Bedingun-       wasser stattfinden kann. Oft fehlt es
die nötige Dynamik immer mehr ent-      gen länger halten, wird es für Fische   zudem an Bestockung des Ufersaumes
zogen (Stichwort: Hochwasserrück-       wie Äschen und Forellen sehr eng. Sie   und einem natürlichen Bachbett. Das
haltebecken). Geschiebe fehlt, trotz    sind an kühle Gewässer angepasst.       Wasser wird deshalb wenig beschattet
Bemühungen, in rauen Mengen. So         Die Zeitungen des Landes berichte-      und es fehlen tiefe, kühle Kolken. Und
erholen sich die Laichgründe vieler     ten über das akute Fischsterben. Das    letztlich erwärmt sich das Flusswas-

Verbautes Gewässer mit wenig Dynamik.
24     TierSchau                                                                             BERNER TIERWELT

Ein Fliessgewässer mit Platz und Eigendynamik bietet verschiedenste Lebensräume für eine hohe Biodiversität.

ser in den künstlichen Staubereichen      werden, dass der Otter kaum alles          Auch wenn sich der Otter nur dort
vor Wasserkraftwerken viel stärker, als   wegfressen wird. Es ist nachgewiesen,      ausbreitet, wo es die Fischbestände
wenn es frei fliessen könnte. All diese   dass sich der Otter nur dort ausbreiten    erlauben, das Konfliktpotential bleibt
menschengemachten Einflüsse tragen        kann, wo die Fischbestände es erlau-       gross. Konfliktgeladenes Anschau-
dazu bei, dass es zu extremen Wasser-     ben. Das heisst: Ohne Fische kein          ungsmaterial dazu bietet Öster-
temperaturen kommt. Fische, die sich      Otter. Darum sollten sich alle, die        reich, wo die Wogen in Bezug auf
diesen Bedingungen nicht anpassen         sich die Rückkehr des Otters auf die       den Fischotter in den letzten Jahren
können, werden über kurz oder lang        Fahne geschrieben haben, auch um           hochgingen. Aus diesem Grund sollte
aus den betroffenen Gewässern ver-        das Wohl der Fische kümmern. Nur           die Rückkehr des Otters nicht auf die
drängt.                                   so kann sich der Otter in der Schweiz      leichte Schulter genommen werden.
                                          weiter ausbreiten. Das heisst letztlich,   Ausgewogene Information und eine
Die Fische und der Otter:                 dass der Lebensraum, die Dynamik           kritische Begleitung sind ausschlag-
Kann das gut gehen?                       und der Geschiebetrieb der Fliess-         gebend für eine hohe Akzeptanz
Es verwundert deshalb kaum, dass          gewässer wiederhergestellt werden          in der Bevölkerung und unter den
sich viele Sorgen um die Fische           muss. Negative Auswirkungen von            Fischern.
machen, wenn der Otter zurückkehrt.       Wasserentnahmen, Quellfassungen,                     Text und Bilder Thomas Kreienbühl
Leider gibt es dazu wenig Literatur.      Grundwasserabsenkungen oder Stau-                           Fisch- und Gewässerökologe
Dennoch kann davon ausgegangen            haltungen müssen beseitigt werden.                                       www.ecqua.ch
TierSchau   25

    Bärner
    Tierkaländer 2019
Seit ein paar Jahren stellen
wir zusammen mit dem Tier-
parkverein Bern den «Bärner
                                      Bärner Tierkaländer 2019
Tierkaländer» her.
Unterstützen sie uns mit dem
Kauf eines Kalenders, zum
Beispiel als Weihnachts-
geschenk – wir verwenden
den gesamten Erlös für
unsere Tiere im Tierheim
Oberbottigen.
Bestellmöglichkeiten:
Auf unserer Homepage                                                So

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                                                               282674_Tierparkverein_TB_MB.indd
                                                                                               Fr
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                                                                                                        16 17 18 19 20 21 22
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www.bernertierschutz.ch oder per
                                                                                                                                                          04.07.18 11:06

E-Mail an info@bernertierschutz.ch,
per Telefon 031 926 64 64 (Montag
bis Freitag, 9 bis 12 Uhr) oder mit
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Talon einsenden an: Berner Tierschutz, Oberbottigenweg 72, 3019 Oberbottigen
26    TagesSchau                                                                           BERNER TIERWELT

     Rückeroberung
     des angestammten Lebensraumes

Ein Überblick über das Konfliktpotential und die wichtige
Rolle in unserem Ökosystem von Wolf, Bär und Luchs, welche
ihren ehemaligen und langjährigen Lebensraum zurückzu-
erobern versuchen. Viel ist schon über sie geschrieben wor-
den und sie haben für hitzige Diskussionen zwischen den ver-
schiedenen Interessengruppen gesorgt.

Luchs                                                                                      Gewisse Jäger hingegen
                                                                                           sehen den Luchs aber als
Vorkommen im Gebiet der heutigen                                                           Konkurrenten an, vor allem
Schweiz? Der Urluchs entwickelte                                                           bei den Gämsen. Der Gams-
sich vor über 2,5 Mio. Jahren. Luchs                                                       bestand ist tatsächlich zur
und Reh besiedelten das Gebiet der                                                         Zeit im Rückgang begriffen.
heutigen Schweiz gleichzeitig am                                                           Um die Jahrhundertwende
Ende der letzten Eiszeit.                                                                  lebten        schätzungsweise
                                                                                           100 000 Gämse in der gan-
Ausrottung in der Schweiz: 1904                                                            zen Schweiz, inzwischen geht
                                                                                           man von einer Anzahl von ca.
Erste Wiederansiedelung: 1971 im                                                           80 000 Tieren aus. Aber nicht
Kanton Obwalden. Insgesamt wurden                                                          der Luchs dürfte die Haup-
in den 1970er-Jahren in der Schweiz                                                        tursache sein, sondern vor
25 bis 30 Luchse ausgesetzt.                                                               allem die Störungen durch
                                                                                           die zunehmende ganzjährige
Unter Schutz seit: 1971                                                                    Freizeitnutzung der Alpen
                                                                                           durch den Menschen. Sie
Warum ausgerottet? Einst waren                                                             führt zu viel grösserem Stress
Luchse in der Schweiz und ganz                                        © Zoonar/BA-Geduldig
                                                                                           der Gämsen und dadurch zu
Europa stark verbreitet. Die Wälder                                                        einer viel kleineren Vermeh-
wurden im 19. Jahrhundert zuguns-                                                          rung. Zudem gibt es für sie
ten des Ackerbaus weitgehend abge-       Heutige Situation: «Bis zu 50 Rehe auch eine grössere Nahrungskonkur-
holzt, und so verloren viele Wildtiere   kann ein ausgewachsener Luchs renz durch Nutztiere und auch Krank-
ihren Lebensraum. Die exzessive          pro Jahr erbeuten. Bei vermutlich heiten wie z. B. Gämsblindheit oder
Bejagung führte schlussendlich zur       35 Raubtieren im Forschungsgebiet die Moderhinke, welche durch die
Ausrottung der Beutetiere des Luch-      am Walensee kommen so jährlich Schafe übertragen werden. Sie führen
ses (Reh, Gämse, Feldhase). Dass er      etwa 1500 gerissene Rehe zusammen.» zu einer Dezimierung des Bestandes.
daher Nutztiere als Beute erlegte, ist   Dominik Thiel, Leiter des St. Galler
ihm nicht zu verdenken. So wurde         Amtes für Natur, Jagd und Fischerei. Übergriffe auf Weidetiere durch den
er von den Menschen als schärfster                                                 Luchs sind eher selten, man schätzt
Konkurrent in Sachen Nahrung ange-       So trägt auch der Luchs zur Ver- ca. 20 – 50 Tiere pro Jahr. Im Ver-
sehen und mit allen Mitteln verfolgt.    minderung von Verbissschäden an hältnis dazu sterben pro Alpsommer
Nur in abgelegenen Regionen Euro-        den Bäumen bei und so begrüssen mehr als 4000 Schafe durch Absturz,
pas überlebten Luchse in geringer        die Förster die Anwesenheit dieses Blitzschläge, wildernde Hunde oder
Zahl.                                    Wildtieres.                               Krankheiten.
TierSchau      27

                                                                                  Wolf
                     gesömmerte Schafe
                                                                                  Die heute bei uns lebenden Wölfe
                                                                                  werden zur Unterart «italienischer
            Verluste durch Luchse                                                 Wolf» gezählt.
Verluste durch Krankheit, Steinschlag, Blitz, wildernde Hunde, …
                                                                                  Vorkommen im Gebiet der heutigen
                                                                                  Schweiz? Seit ca. 2,5 Mio. Jahren.
Verbreitung
                                                                                  Ausrottung in der Schweiz: 1871

                                                                                  Wiedereinwanderung: In den itali-
                                                                                  enischen Abruzzen lebte 1972 noch
                                                                                  eine kleine Restpopulation Wölfe (ca.
                                                                                  100 Tiere). Diese wurden unter stren-
                                                                                  gen Schutz gestellt. Von da an begann
                                                                                  sich die Population zu vergrössern
                                                                                  und auszubreiten. 1995 wurde das
                                                                                  Vorhandensein eines einzelnen Wol-
                                                                                  fes in der Schweiz nachgewiesen. Das
                                                                                  erste Wolfsrudel entstand dann 2012
                                                                                  im Calandagebiet. Derzeit schätzt
                                                                                  man, dass ca. 30 – 35 Wölfe in der
Verbreitungsgebiet des Eurasischen Luchses in der Schweiz 1971– 2017.             Schweiz leben.
                                                          © BAFU / OFEV / UFAM
                                                                                  Unter Schutz seit: Bereits 1988 wur-
                                                                                  den die Wölfe durch die neue Jagd-
                                                                                  gesetzgebung in der Schweiz unter
                                                                                  strengen Schutz gestellt.

                                                                                  Warum ausgerottet? Früher war ein
                                                                                  Grossteil der Schweizer Bevölkerung
                                                                                  sehr arm. Wurden dann auch noch
                                                                                  Nutztiere getötet, konnte dies die
                                                                                  Existenz einer Familie bedrohen. Dazu
                                                                                  kam derselbe Faktor wie beim Luchs:
                                                                                  die Wälder wurden stark abgeholzt,
                                                                                  um Kulturland zu gewinnen. Das
                                                                                  Wild wurde extrem zurückgedrängt,
                                                                                  und so blieb dem Wolf keine andere
                                                                                  Möglichkeit, als Nutztiere zu reissen,
                                                                                  um überleben zu können. Daher wur-
                                                                                  den die Wölfe systematisch gefangen,
Kategorie 1 (K1, rot): «Hard facts» wie tot gefundene Luchse, Beobachtungen mit   geschossen, ja sogar vergiftet.
fotografischem Beleg, eingefangene (Jung-)Tiere und genetische Nachweise.
                                                                                  Heutige Situation: Der früher bei
Kategorie 2 (K2, blau): Von ausgebildeten Personen bestätigte Meldungen wie       uns seltene Hirsch hat sich inzwischen
Risse (Nutz- und Wildtiere), Spuren und Kotfunde.                                 stark ausgebreitet. Jäger erreichen die
Kategorie 3 (K3, grün): Nicht überprüfte Riss-, Spuren- und Kotfunde und alle     von den Behörden vorgegebenen
nicht überprüfbaren Hinweise wie Lautäusserungen und Sichtbeobachtungen.          Abschusszahlen nicht. Aufgrund der
                                                                     © KORA/GIS   grossen Hirschpopulation droht den
28     TierSchau                                                                          BERNER TIERWELT

Hirschen im Winter Nahrungsknapp-
heit. Die Tiere verirren sich auf der
Nahrungssuche sogar in Kuhställe
(Winter 17/18), wo sie auch Krank-
heiten auf Kühe übertragen können.
Zudem kann es zu Plünderungen von
Siloballen kommen. Ein weiteres, gro-
sses Problem für die Forstwirtschaft
ist der Verbiss von Jungbäumen und
Schälschäden an gesunden Bäumen.

Durch die Rückkehr des Wolfes und
dessen natürlich regulierende Einwir-
kung auf den Wildbestand verändert
sich auch das Verhalten der Hirsche
und Rehe. Sie werden vitaler, wan-
dern mehr umher und fressen nicht
immer an denselben Orten die jun-
gen, frischen Triebe ab. Dies vermin-
dert übermässig grosse Wildschäden
am Wald und an der Vegetation. Die
Vegetation hat mehr Zeit, um wieder                                                                 © Zoonar/Radoijca Eichert
nachzuwachsen und die Schutzwäl-
der können sich besser und rascher
verjüngen. Dadurch werden Erosion
und damit Erdrutsche, Lawinen und          Verbreitung
Hochwasser auf natürliche Weise ver-
hindert. Wölfe reissen aber leider nicht
nur Wildtiere (als Hetzjäger erbeutet
er vor allem alte, kranke oder ver-
letzte), auch Nutztiere stehen auf sei-
nem Speiseplan (im Jahr 2017 wurden
235 Tiere gezählt, vor allem Schafe).

Wölfe sind normalerweise sehr scheu
und meiden den Kontakt mit Men-
schen. Folgende Kriterien könnten
aber einen Wolfsangriff in Men-
schennähe provozieren:

• Tollwut, diese ist aber in der Schweiz
  seit 20 Jahren ausgerottet.             Wolfsnachweise in der Schweiz Januar-Dezember 2017, dargestellt nach den
                                          SCALP-Kategorien (rot=K1, blau=K2, grün=K3).
• Aktive Fütterung durch Menschen Kategorie 1 (K1, rot): «Hard facts» wie tot gefundene Wölfe, Beobachtungen mit
   (der Wolf bringt den Menschen mit fotografischem Beleg, eingefangene (Jung-)Tiere und genetische Nachweise.
   dem Futter in Verbindung).
                                          Kategorie 2 (K2, blau): Von ausgebildeten Personen bestätigte Meldungen wie
• Fehlen von natürlicher Beute (der Risse (Nutz- und Wildtiere), Spuren und Kotfunde.
 Wolf ist gezwungen, auf Beute auszu- Kategorie 3 (K3, grün): Nicht überprüfte Riss-, Spuren- und Kotfunde, und alle
 weichen, die nicht seinem ursprüngli- nicht überprüfbaren Hinweise wie Lautäusserungen und Sichtbeobachtungen.
 chen Beuteschema entsprechen).                                                                           © KORA/GIS
TierSchau   29

Bär                                      gen auftaucht, müssen also
                                         potentielle Nahrungsquel-
Vorkommen im Gebiet der heutigen len unbedingt bärensicher
Schweiz?                                 gemacht werden.
Seit ca. 2,5 Mio. Jahren. In prähistori-
schen Zeiten galten Bären als heilige Verbreitung:          Geeignete
Tiere und kamen im ganzen Gebiet Lebensräume finden sich in
der Schweiz vor.                         den Tessiner und Bündner
                                         Alpen in Verbindung mit
Ausrottung in der Schweiz: 1904          den waldreichen Alpenge-
                                         bieten Italiens aus denen der
Wiedereinwanderung: 2005 aus Ita- Braunbär einwandern kann.
lien                                     Seit 2005 wandern Bären
                                         sporadisch aus dem Trentino
Unter Schutz seit: Bereits 1988 wur- in den Kanton Graubünden
den auch die Bären durch die neue ein. In den letzten Jahren
Jagdgesetzgebung in der Schweiz wurden auch die Kantone
unter strengen Schutz gestellt.          Uri, Schwyz und – im Mai
                                         2017 – Bern besucht. Bis
Warum ausgerottet? Bereits um anhin handelte es sich aus-
1500 war der Bär aus dem weitest- schliesslich um Männchen.
gehend abgeholzten und relativ dicht Zwei davon wurden im April
besiedelten Mittelland verschwunden. 2008 beziehungsweise Feb-
Seine imposante Erscheinung und die ruar 2013 geschossen, weil
damit vorhandene, mögliche Gefahr sie sich wiederholt in Sied-
für Menschen und seine Ernährungs- lungen aufhielten und als
gewohnheiten («Allesfresser» wie der gefährlich eingestuft wurden.
Mensch) führten dazu, dass man ihn                         Mona Lörtscher
                                                                              © Zoonar/Giedriius
als Gefahr und Nahrungskonkurren-                         Wildtierpflegerin
ten wahrnahm. Fehlende Lebens-
räume und das Aufkommen moderner
Gewehre liess die Bärenpopulation
drastisch schrumpfen, bis 1904 das
letzte Tier erschossen wurde.

Heutige Situation: Der Braunbär
nimmt in seiner Rolle als Aas- und
Pflanzenfresser einen grossen Ein-
fluss auf unser Ökosystem ein. Bären
fressen vorab im Herbst Unmengen
von Nüssen und Beeren. Vor allem
im Frühling räumen sie das Fallwild
auf, welches den für sie harten Winter
nicht überlebten. Der Bär meidet den
Menschen grundsätzlich, kann aber
als «Fast-Vegetarier» schon mal in der
Nähe von Menschen auftauchen um
Obstplantagen, Felder mit Früchten In der Schweiz besteht keine residente Population von Braunbären. Die Karte
oder auch Abfallbehälter und Bie- zeigt die Bärennachweise vom 1. Januar 2018 bis 14. Juli 2018 auf. Bärennach-
nenhäuser plündern. Damit er nicht weise sind nach den SCALP Kategorien (rot=K1, blau=K2, grün=K3) dargestellt.
allzu nahe bei menschlichen Siedlun-                                       Daten © LBC, Kantone, KORA; Karte © KORA/GIS
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