Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? - Totholzprojekt am Knielinger See Offizieller Kurzbericht Oktober 2007
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Totholzprojekt am Knielinger See Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Offizieller Kurzbericht Oktober 2007
Totholzprojekt am Knielinger See Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Oktober 2007 Dieses Projekt wurde mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg (Fischereiabgabe) gefördert. Projektleitung: Frank Hartmann (Regierungspräsidium Karlsruhe) Auftraggeber: Anglerverein Karlsruhe e.V. Bearbeitung: Andreas Becker, HYDRA Bildautoren: Frank Hartmann Andreas Becker Peter Rey Google Earth, 2007 Mitarbeit: Uta Mürle, Johannes Ortlepp (HYDRA) Joachim Meyer, Rudolf Sauer (Anglerverein Karlsruhe e.V.) Frank Hartmann, Stephan Hüsgen, Alexander Ellinghaus (Regierungspräsidium Karlsruhe) Begl. Arbeitsgruppe: Frank Hartmann, Stephan Hüsgen (Regierungspräsidium Karlsruhe) Joachim Meyer, Fritz Baumann (Anglerverein Karlsruhe e.V.)
Inhalt Einleitung.............................................................................................1 Der Bau der “Totholzburg”.................................................................4 Untersuchungsansätze - Methodik....................................................6 Der Lebensraum der “Totholzburg” im Knielinger See....................8 Fische - Ergebnisse der Erhebungen..............................................12 Ergebnisse der Kormoranbeobachtungen.....................................16 Fazit dieses Projekts.........................................................................20
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Einleitung In vielen Gewässern Baden-Württem- sie jedoch auch bedeutend tiefer tau- bergs können sich derzeit keine ge- chen. Unter Wasser können sich sunden und natürlichen Fischbestän- diese Vögel schneller fortbewegen de entwickeln. Verantwortlich hierfür als die meisten Fische, insbesondere sind eine ganze Reihe von Faktoren. in der kalten Jahreszeit, wenn die Sehr häufig stehen jedoch zwei Ein- Stoffwechselrate der wechselwarmen flussgrößen unter Verdacht, eine be- Fische herabgesetzt ist. sonders wichtige Bedeutung zu haben: Die Eintönigkeit und Struktur- Das Beutespektrum der Kormorane armut der Unterwasserlandschaften umfasst nahezu alle heimischen und der Fraßdruck durch Kormorane. Fischarten und zudem einen sehr Zudem wird häufig argumentiert, dass breiten Größenbereich. Kormorane diese beiden Faktoren einander direkt erbeuten sowohl einen 5 cm langen beeinflussen. Insbesondere für Still- Stichling als auch einen über 40 cm gewässer ist über diesen Zusammen- langen Hecht, wobei sie stets oppor- hang jedoch recht wenig bekannt. Im tunistisch agieren. Das heißt, es wer- Kormorane sind Rahmen des Totholzprojekts am den je nach Situation jene Fischarten äußerst erfolgrei- Knielinger See waren diese beiden und -größen gefressen, mit denen che Fischjäger. Faktoren und insbesondere deren Zu- sich aus Sicht der Kormorane am ein- sammenhang die zentralen Unter- fachsten der tägliche Nahrungsbedarf suchungsinhalte. decken lässt. Im Mittel benötigt ein Kormoran dabei etwa 500 g Fisch pro Der vorliegende Kurzbericht be- Tag. schreibt dieses Projekt und stellt die wichtigsten Ergebnisse vor. Kleine Fische kön- nen von Kormora- Außer diesem Papier ist ein ausführ- nen während des licher Hauptbericht erhältlich, der Tauchens direkt geschluckt sämtliche Methoden und Untersuch- werden, so dass im selben Tauch- ungsergebnisse detailliert darstellt. gang noch weitere Fische erbeutet Dieser Hauptbericht ist zum Down- werden können. Um größere Fische load auf folgenden Internetpräsenzen zu verschlingen, tauchen Kormorane bereitgestellt: dagegen immer auf. www.anglerverein-karlsruhe.de www.rp-karlsruhe.de Weiterhin sind Kormorane äu- ßerst lernfähig. Gute Nah- rungsplätze bzw. Gewässer Kormorane mit attraktiven Fisch- beständen entdecken die- Kormorane sind hochspezialisierte se Vögel sehr schnell und Fischjäger und ernähren sich nahezu suchen diese dann bevor- ausschließlich von Fischen, die sie zugt auf. In bestimmten durch Tauchgänge erbeuten. In der Situationen können Kor- Regel fangen Kormorane ihre Beute morane zudem ihren in der oberen Wasserschicht bis in ca. Jagderfolg erhöhen, 10 m Tiefe. Unter Umständen können indem sie gemein- 1
Totholzprojekt am Knielinger See schaftlich und koordiniert jagen. problematik” effektiv begegnen zu können. Auch die gezielte Einbring- Bei ihren Jagdausflügen können Kor- ung von Schutzstrukturen für Fische morane Gewässer in einem Umkreis wird dabei als ein möglicher Ansatz von weit über 30 km aufsuchen. Je genannt, der in der Praxis bisher je- nach Umweltbedingungen und Fisch- doch kaum erprobt wurde. häufigkeiten wird von einem Kolonie- standort aus ein breites Spektrum an Gewässern zum Nahrungserwerb ge- Totholz in Gewässern nutzt. Totholz bietet Abgestorbene Äste und ganze Bäu- Fischen Schutz Kurz: Kormorane sind hocheffektive me, so genanntes “Totholz”, könnten vor Räubern. Fischjäger, die fast alle Fischlebens- für Fische solche Schutzstrukturen räume zum Beuteerwerb nutzen kön- bieten. So übt Totholz in Gewässern nen. Verbunden mit ihrer hohen Mobi- viele wichtige Funktionen für aquati- lität und den inzwischen erreichten sche Lebewesen aus. Auch für viele Bestandsdimensionen sind Kormora- Fische stellen Totholzbereiche attrak- ne in Mitteleuropa inzwischen in der tive Lebensräume dar. Dies ist seit Lage, die Bestände vieler Fischarten langem bekannt. Ebenso weiß man, massiv zu beeinflussen. Dadurch dass gezielte Totholzeinträge in struk- können Kormorane sowohl ökologi- turarme Bäche, Flüsse und Kanäle sche Einflüsse bewirken als auch positive Effekte auf die Fischfauna fischereiliche Schäden verursachen. ausüben. So wird durch Totholz die Lebensraumvielfalt erhöht und die Es ist daher nachvollziehbar, dass die Nahrungsgrundlage für Fische ver- ansteigenden Kormoranbestände der bessert. Totholzstrukturen bieten letzten Jahrzehnte Fischereiberech- Fischen zudem Versteckmöglichkei- tigten und Fischökologen zunehmend ten und daher Schutz vor Räubern. Sorge bereiten. Ebenso ist es ver- ständlich, dass, nicht nur von dieser Aus diesem Grund geht man heute Seite, seit langem Lösungsansätze davon aus, dass auch die Auswirk- gesucht werden, um der “Kormoran- ungen von fischfressenden Vögeln, insbesondere von Kormoranen, durch Totholzeinträge reduziert werden kön- nen. Im Gegensatz zu Fliessgewässern, in denen schon seit langem Totholzein- träge mit großen Erfolgen praktiziert werden, sind strukturelle Aufwertung- en in Stillgewässern zur Verbesser- ung des ökologischen Zustandes noch selten. Zwar haben viele Angel- vereine, vermehrt in den letzten 10 Jahren, in kleinerem Umfang Totholz in ihre Seen eingebracht, allerdings stets ohne die Effekte mit einem Be- gleitprogramm zu dokumentieren. In Totholz ist ein natürlicher Bestandteil von Gewässern. wenigen Fällen sind auch größer di- 2
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? mensionierte Totholzeinträge be- Als Untersuchungsgewässer wurde kannt, die zum Teil schon seit Jahr- der Knielinger See in Karlsruhe aus- hunderten getätigt werden (bspw. gewählt, ein ca. 82 ha großer Bagger- "Fischreiser" am Bodensee). Diese see in unmittelbarer Nähe zum Ober- Strukturen dienten allerdings nur zur rhein. Dieser See wird ganzjährig Förderung des lokalen fischereilichen stark von Kormoranen frequentiert, Ertrags und die Effekte wurden eben- besonders da sich auf einer Halbinsel falls nicht dokumentiert. im Gewässer eine seit 1994 beste- hende Brutkolonie befindet. Der ge- Daher liegen im deutschsprachigen samte See liegt innerhalb eines Raum noch sehr wenige Erfahrungen Naturschutzgebiets ("Burgau"), der für derartige Struktureinträge in Still- nördliche Teil zusätzlich noch in Zentrale Frage: gewässern vor und es ist auch wenig einem weiteren, älteren Schutzgebiet Kann gezielter darüber bekannt, wie diese für be- ("Altrhein Maxau"), mit einer Kern- Totholzeintrag stimmte Zielsetzungen optimiert wer- zone, die nicht betreten werden darf. Fische vor Kor- den können. Da zudem viele Stillge- moranen schüt- wässer, insbesondere Baggerseen, Aufgrund der starken Nährstoffbelast- zen? häufig nur sehr wenige dauerhafte ung des Knielinger Sees ist im Som- Unterwasserstrukturen aufweisen, ist merhalbjahr ein ausgeprägtes Sauer- der Eintrag von Totholz sicherlich ein stoffdefizit im Tiefenwasser vorhan- wichtiges und wirksames Werkzeug den. Je nach Schichtungsausprägung zur ökologischen Gewässeraufwert- kann dieser lebensfeindliche Wasser- ung. Dies gilt grundsätzlich auch für körper bis 3,5 m an die Oberfläche den gezielten Eintrag von Schutz- heranreichen. strukturen vor jagenden Kormoranen. Der Knielinger See wird seit seinem Bestehen angelfischereilich genutzt. Pilotprojekt am Knielinger Andere Freizeitnutzungen am und im See Wasser sind nicht zugelassen. Aus diesen Gründen wurde vom Fischereireferenten des Regierungs- präsidiums Karlsruhe ein Pilotprojekt initiiert, bei dem Totholz zum Schutz vor jagenden Kormoranen in ein ste- hendes Gewässer eingebracht wur- de. Dabei wurde als ursprüngliches Ziel formuliert, kormoransichere Ein- standsmöglichkeiten für die Winter- monate zu schaffen. Insbesondere Weißfische sollten dabei von dieser Schutzstruktur profitieren. Weiterhin sollten Erfahrungen für den Eintrag großer Schutzstrukturen für Fische gewonnen werden, insbesondere unter erschwerten rechtlichen und technischen Schwierigkeiten. Lage des Knielinger Sees (GoogleEarth, 2007). 3
Totholzprojekt am Knielinger See Der Bau der “Totholzburg” Im Sommer 2003 haben die ur- wasser-Holzhaufen wurde “Totholz- sprünglichen Projektpartner die burg” getauft. Zum einen da hier grundsätzliche Vorgehensweise für Fische wie in einer Festung Schutz den Totholzeintrag abgesprochen. finden sollten, zum anderen weil das Zahlreiche Pro- dichte Astgewirr auch ein natürliches jektpartner waren Ursprüngliche Projektpartner waren das Vorbild mit gleicher Bezeichnung hat: an der Planung Regierungspräsidium Karlsruhe, der Ang- die Biberburg. beteiligt. lerverein Karlsruhe, die Sportfischereiver- einigung Knielingen, das Umweltamt, das Nach der wasser- und naturschutz- Tiefbauamt und das Gartenbauamt der rechtlichen Genehmigung des Pro- Stadt Karlsruhe, das Naturschutzzentrum Rappenwört und die Markgräfliche Ver- jekts wurde im Herbst 2003 mit der waltung (bis 2005 war der Knielinger See Herstellung der Totholzelemente be- im Besitz des Markgrafen von Baden). gonnen. Dazu wurden ausschließlich Laubhölzer verwendet. Zum späteren Bei diesem Treffen wurde festgelegt, Absenken wurden die Totholzbündel eine Gesamtstruktur aus einzelnen mit Sandsäcken beschwert. Die Er- Totholzbündeln entstehen zu lassen. fahrungen der ersten Einträge von Diese Bündel sollten aus unterschied- Totholzelementen wurden fortlaufend lich starkem, der Länge nach locker in das weitere Vorgehen integriert, so gebundenem Astmaterial bestehen. dass die Art der Bündelung, der Be- Dadurch sollte innerhalb eines jeden schwerung und des Eintrags selbst Bau und Eintrag wurde von freiwil- Elements ein möglich großes Lücken- optimiert wurde. ligen Helfern des system entstehen. Die beschwerten, Anglervereins einzelnen Elemente sollten dann über Da für die Fertigung der Totholzbün- Karlsruhe und einem Zielbereich im südlichen Teil del jedoch eine eigens konstruierte vom THW durch- des Knielinger Sees von Booten aus "Totholz-Presse" verwendet wurde, geführt. abgeworfen werden. Beabsichigt war, waren die Totholzelemte im Durch- dadurch einen großen ungeordneten messer mit ca. 1 m relativ gleichmä- Totholzhaufen zu schaffen, der mög- ßig. In der Länge dagegen traten ge- lichst viele Versteckmöglichkeiten für rade zu Beginn der Fertigung große Fische bietet. Dieser geplante Unter- Schwankungen auf. Zudem wurden Das Astmaterial wurde von freiwilligen Helfern zusammengetragen und in einer eigens für diesen Zweck kon- struierten “Totholzpresse” gebündelt. 4
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? viele Bündel dichter mit Holz bestückt als ursprünglich geplant, was zum einen am verfügbaren Holzmaterial zum anderen aber auch an der Ferti- gungsmethode lag. Der Eintrag der Elemente in den See fand im Winter 2003/2004 statt und wurde über einem durch vier Bojen markierten Zielbereich vorgenom- men. Zunächst übernahmen Mitglied- er des Anglervereins Karlsruhe den Eintrag der Strukturen. Diese Vorgeh- ensweise stellte sich aber aufgrund mangelnder technischer Ausstattung als zu aufwändig heraus. Die meisten Totholzelemente wurden dann später vom THW eingetragen. Dabei kam unter anderem eine schwimmende Plattform und ein Greifbagger zum Einsatz. Insgesamt wurden 244 Totholzbündel zumeist genau im Zielbereich ver- senkt, was einer Holzmenge von etwa 50 Tonnen entspricht. Seither wurden an der Totholzburg keine Veränder- ungen mehr vorgenommen. Von einem Zwischenlager aus wurden die Totholzbündel durch das THW auf eine schwimmende Arbeitsbühne verladen und dann über dem Zielbereich abgeworfen. 5
Totholzprojekt am Knielinger See Untersuchungsansätze - Methodik Durch das Pilotprojekt am Knielinger und Kostenrahmens dieses Pilotpro- See sollte überprüft werden, ob jekts. Fische durch einen gezielten Totholz- eintrag vor Kormoranen geschützt In vorliegender Untersuchung wurden werden können. Diese für die Praxis daher Abschätzungen anhand von der Gewässerhege einfache, aber bekannten Fakten, Indizien und fach- entscheidende Frage ist jedoch kaum lichen Einschätzungen vorgenom- zu beantworten. Insbesondere da men. Nichtsdestotrotz mussten um- hierfür der Einfluss von Kormoranen fangreiche Erhebungen durchgeführt Einflüsse auf auf die Fische abgeschätzt werden werden, vor allem zur Beschreibung Fischbestände muss. Gerade dieser Faktor ist im der neu geschaffenen Unterwasser- durch Kormorane Gegensatz zu Fischteichanlagen in struktur "Totholzburg" und zur Erfass- sind nicht exakt den Fischbeständen unserer Gewäs- ung von Fischen und jagenden Kor- bestimmbar. ser jedoch praktisch nicht genau be- moranen. stimmbar. Da der Knielinger See zu- dem relativ groß ist und eine Verbind- Dabei wurde der Lebensraum "Tot- ung mit Fliessgewässern aufweist, ist holzburg" mit Hilfe von Echolotungen selbst die Erfassung des Fischbe- mit GPS-Einsatz vermessen, sowie stands kaum realisierbar, eine von durch Betauchungen und die Ver- vielen Voraussetzungen für die wis- wendung einer Sondenkamera vom senschaftlich exakte Ermittlung des Boot aus inspiziert. Da der Knielinger Kormoraneinflusses. See in der warmen Jahreshälfte im Tiefenwasser zu wenig Sauerstoff Deshalb war bereits vor Beginn der enthält, musste zudem die jahreszeit- Untersuchung klar, dass eine fundier- liche Nutzbarkeit dieses Lebens- te, wissenschaftliche Beweisführung raums untersucht werden. Hierzu nicht möglich sein wird, schon gar wurden regelmässige Sauerstoffmes- nicht innerhalb des limitierten Zeit- sungen durchgeführt. Über die Fische des Knielinger Sees war vor Beginn der Untersuchung vergleichsweise wenig bekannt, so dass eine erste grobe Charakterisier- ung vorgenommen werden musste. Dazu wurden unter anderem im Früh- jahr und Herbst zwei Befischungs- kampagnen durchgeführt. Im Bereich der Totholzburg waren weiterhin Beobachtungen der Taucher von zen- traler Bedeutung. Daneben wurde aber auch die fischereiliche Bewirt- schaftung analysiert und eine grobe Abschätzung des fischereilichen Er- tragsvermögens ausgearbeitet. Taucherkundungen im Bereich der Totholzburg. 6
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Das zentrale Kernstück der Unter- Sollten Kormorane die Totholzburg suchung waren Kormoranbeobacht- gegenüber anderen Bereichen des ungen. Kormorane sind, wie bereits Sees meiden, so könnten die dort be- erwähnt, äußerst lernfähige Fisch- findlichen Fische durch die komplexe jäger. Daher, so die Überlegungen im dreidimensionale Struktur tatsächlich Vorfeld, sollte sich ihr Jagdverhalten vor Kormoranangriffen geschützt Beobachtungen im Knielinger See bzw. zumindest in sein. Jagen Kormorane dagegen be- von Kormoranen der Nähe der Totholzburg verändern, vorzugt im Bereich der Totholzburg, sind zentraler sofern dieser Struktureintrag die so sollten sie dort trotz der hölzernen Bestandteil der Beuteerreichbarkeit für Kormorane “Unterwasser-Hindernisse” einen grö- Untersuchung. beeinflusst. ßeren Fangerfolg aufweisen. In letz- terem Fall wäre dies dann ein starkes Aus der Sicht tauchender Kormorane Indiz für eine sehr hohe Fischdichte in sollte die Totholzburg zwei gegen- und bei der Totholzburg. sätzliche Jagdbedingungen aufwei- sen: hohe Fischdichten strukturlieb- Aber auch grobe Abschätzungen des ender Fische und Unterwasserstruk- Kormoran-Fraßdrucks konnten auf turen, die den Kormoranen die Jagd der Basis der Kormoran-Beobacht- auf Fische erschweren. Durch die ungen vorgenommen werden. So- Beobachtungen sollte nun geklärt wohl für den Bereich der Totholzburg werden, welcher dieser Umstände für als auch für den gesamten Knielinger jagende Kormorane bedeutender ist. See. Für das Totholzprojekt am Knielinger See wurden folgende Teiluntersuchungen durchgeführt: Untersuchungsinhalt Beschreibung der Methoden Messungen mit Echolot und GPS Erkundung der Totholzburg 3-D-Modellierung Beobachtungen durch Taucher und Sondenkamera Jahreszeitliche Nutzbarkeit Messungen von Sauerstoff-Tiefenprofilen Regelmäßige Beobachtungen über ein Jahr hinweg Kormoranbeobachtungen Erfassung von Beobachtungen durch Angler (Fragebogen) Ergänzende, unregelmässige Beobachtungen Befischungen mit Kiemenetzen Elekrische Befischung von Uferpartien Fischerhebungen Beobachtungen durch Taucher Fischereiliche Statistiken (Fang, Besatz) Befragung zum Artenaufkommen 7
Totholzprojekt am Knielinger See Der Lebensraum “Totholzburg” im Knielinger See Da die Totholzburg aus einzelnen Tot- Da die versenkten Totholzbündel ein- holzbündeln besteht und diese eine en ungeordneten Totholzhaufen auf relativ einheitliche Gestalt aufweisen, dem Seegrund bilden sollten, war au- kann der Umfang des Totholzeintrags ßerdem davon auszugehen, dass im Nachhinein relativ genau berech- zwischen diesen Bündeln Hohlräume net werden. Im Mittel waren die ver- und Schluchten entstehen werden. wendeten Astbündel etwa 4 m lang Sofern diese größeren Zwischenräu- Etwa 50 t Totholz und hatten einen Durchmesser von me eine offene Verbindung mit dem wurden in insge- ca. 1 m. Jedes Bündel war vor dem umgebenden Wasserkörper besitzen, samt 244 Totholz- bündel eingetra- Eintrag ungefähr 200 kg schwer. An- sollten sie von Fischen aller Größen- gen. hand dieser Angaben kann das ge- klassen nutzbar sein. Allerdings könn- samte, benötigte Totholz auf ca. 50 ten dann auch tauchende Kormorane Tonnen geschätzt werden und das Zugang zu diesem grobem Lückensy- Gesamtvolumen der Totholzbündel stem haben, sofern diese ausreichen- auf ca. 770 m³. de Dimensionen aufweisen. Weiterhin sollten durch diese Kon- Auch zur Überprüfung dieser Vor- struktionsweise auf zweierlei Weise überlegungen wurde die Totholzburg Schutzstrukturen für Fische entste- erkundet. hen: Ein überwiegend kleinräumiges Die Totholzburg befindet sich Lückensystem innerhalb der einzel- ufernah im süd- nen Bündel, in das Fische bis zu einer Lage der Totholzburg im lichen Bereich gewissen Größe eindringen können. See des Knielinger Jagende Kormorane haben hier nur Sees. von außen Zugang zu diesem Lück- Die Totholzburg befindet sich ufernah ensystem, von wo aus sie mit Schna- im südlichen Teil des Knielinger Sees. bel, Kopf und Hals einige Bereiche In diesem Bereich fällt der Seeboden noch erreichen können. steil ab und erreicht rasch Tiefen von bis zu 14 m. Seewärts dem Hauptteil der Totholzburg steigt der Bodenver- lauf zunächst wieder leicht an, bevor er weiter in die Tiefe verläuft. Westlich der Burg befindet sich eine Flach- wasserzone, wo der Seegrund nur langsam abfällt. Da der Bodenverlauf auch nach Osten zunächst leicht wie- der ansteigt, liegt die Totholzburg zum größten Teil in einer kraterartigen Ver- tiefung, was vermutlich zu einer er- höhten Stabilität des Totholzhaufens beiträgt und ein Abrutschen in die Tiefe verhindert. Position der Totholzburg im Knielinger See (grüne Markierung). 8
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Kenngrößen der Totholzburg (braun gezeichneter Bereich) Bauteile: 244 Totholzbündel á ca. 4 m Länge & ca. 1 m Durchmesser Gesamtes Totholzgewicht: rund 50 Tonnen Volumen aller Totholzbündel: ca. 770 m³ Wassertiefenbereich: 1,5-14 m Ausmaße des beeinflussten Bereichs*: ca. 2300 m³ Volumen ca. 1900 m² Projektionsfläche Anteil am Gesamtwasserkörper*: ca. 0,03 % *: Schätzungen sind eher zu hoch angesetzt, tatsächlicher Bereich hat höchstens diese Dimensionen. Ausmaße der Totholzburg beeinflusst. Projeziert man die maxi- Obwohl die Struk- male Ausdehnung dieses Bereichs tur an sich sehr Das Holz der Totholzburg liegt in ein- auf die Wasseroberfläche, so deckt groß ist, beein- em Tiefenbereich von ca. 1,5-14 m. diese eine Fläche von ca. 1900 m² flusst die Burg Anhand der Echolotmessungen konn- ab. Im Vergleich zum ursprünglichen nur ca. 0,03 % ten stellenweise Mächtigkeiten von Zielbereich ist diese Fläche etwa des Seevolu- mehr als 3 m dokumentiert werden. zehnmal größer. mens. Einige Totholzelemente liegen jedoch auch einzeln auf dem Seegrund auf. Da Fische sich nicht nur in der Tot- holzburg aufhalten, sondern auch den umgebenden Wasserkörper vermehrt aufsuchen, wurde der gesamte durch den Totholzeintrag beeinflusste Was- serkörper großzügig vermessen. Großzügig unter anderem deshalb, da in der Umgebung der Totholzburg keine weiteren für Fische attraktiven Strukturen vorhanden sind. Höhere Fischdichten in diesem Bereich soll- ten also im Zusammenhang mit der neugeschaffenen Struktur stehen und dort jagende Kormorane deshalb ebenfalls. 3-D-Modell des gesamten durch die Totholzburg beeinflussten Insgesamt ist durch das Totholz ein Bereichs. (Schematische Darstellung; Blickrichtung vom Ufer aus; Wasserkörper von ca. 2300 m³ Inhalt Tiefenverhältnisse zweifach überhöht dargestellt.) 9
Totholzprojekt am Knielinger See Trotz des enormen Aufwands bei der Konstruktion und den beachtlichen Ausmaßen der geschaffenen Struktur, wird mit dem Bereich der Totholzburg jedoch lediglich etwa 0,03 % Volu- menanteil des Knielinger Sees beein- flusst. Detailansichten Wie in der Planung beabsichtigt, bil- den die Totholzelemente einen unge- ordneten Haufen, der viele Abhänge, Überhänge, schluchtartige Spalten und Hohlräume enthält. Im klaren Ge- gensatz dazu fehlen der benachbar- ten Unterwasserlandschaft praktisch vollständig für Fische attraktive Struk- turen. Daher hebt sich die Totholz- burg deutlich von ihrer Umgebung ab. Weiterhin haben die Unterwasser- beobachtungen gezeigt, dass die ein- zelnen Totholzbündel stabil sind, die Bündelung des Astmaterials dauer- haft und zuverlässig ist, und damit die ganze Totholzburg eine stabile Struk- tur darstellt. Allerdings wurde auch ein starker “Sediment-Niederschlag” auf den Tot- hölzern festgestellt. Innerhalb von nur zwei Jahren zeigten sich vor allem durch diese Sedimentation die ersten Alterungsprozesse, die zunächst zum Verlust von kleinräumigen Zwischen- räumen auf der Totholz-Oberseite führen wird. Zunächst weniger betrof- fen sind die größeren Zwischenräu- me, aber es ist davon auszugehen, dass auch diese langfristig verloren gehen. Dieser Zerfall wurde zwar er- wartet, denn Totholz ist ein natürli- Unterwasseraufnahmen von der Totholzburg. Oben ist ein Aus- ches Material und als solches biologi- schnitt eines Totholzbündels zu sehen, im mittleren Bild ein größerer mit abstehenden Ästen durchzogener Hohlraum. Das schen Abbauprozessen unterworfen. untere Bild zeigt in einer Nahaufnahme die Sedimentauflager- Die ersten Ergebnisse lassen jedoch ung auf dem Totholz eines Bündels. Letztere Aufnahme ent- auf einen Zerfallsprozess schliessen, stand rund zwei Jahre nach dem Totholzeintrag. der schneller als zunächst vermutet ablaufen wird. 10
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Jahreszeitliche Nutzbarkeit das Projekt gelungen: Im Winter lie- gen keine Lebensraum-Einschränk- - Sauerstoffproblematik ungen durch Sauerstoffarmut vor. Durch die Sauerstoffproblematik im Für das restliche Jahr kann die Im Sommer liegt Tiefenwasser des Knielinger Sees Totholzburg jedoch nur teilweise, bzw. die Totholzburg treten klare Konsequenzen für den im Sommer fast überhaupt nicht als im nahezu sauer- Lebensraum Totholzburg zutage: In Lebensraum genutzt werden. Weiter- stofffreien Tiefen- der warmen Jahreszeit, also bei stabil wasserkörper. hin ist denkbar, dass einige Fische geschichteten Wasserkörpern, ist im bereits im späten Herbst nach Über- Tiefenwasser ein ausgeprägtes Sau- winterungsplätzen suchen und dann erstoffdefizit vorhanden. Dadurch Teile der Totholzburg nicht nutzen können Fische den allergrößten Teil können. der Totholzburg nicht mehr besiedeln. Im Hochsommer hat die Totholzburg als Fischlebensraum daher praktisch keine Bedeutung mehr. Diese Sauerstoffproblematik ist für die meisten ausgebeuteten Baggerseen mit einer Wassertiefe größer 10 m typisch. Da überwinternde Fische i.d.R. tiefere Gewässerbereiche aufsuchen, wird es sich nur sehr selten realisieren lassen, dass eine Schutzstruktur ganzjährig von Fischen genutzt werden kann. Die Abkühlung der oberen Wasser- schicht im Herbst und die Durch- mischung durch Winde führt im weite- ren Jahresverlauf zu einer langsamen Im Sommer ragen nur noch die Spitzen der Totholzburg aus dem dann lebensfeindlichen Tiefenwasser. (Schematische Dar- Verbesserung der Sauerstoffsituation. stellung des 3-D-Modells; Tiefenverhältnisse zweifach überhöht Im Winter ist dann der komplette dargestellt.) Wasserkörper im Bereich der Totholz- burg vollständig mit Sauerstoff ver- sorgt, so dass die Fische diesen Le- bensraum vollständig nutzen können. Im Frühjahr beginnt sich die Sauer- stoffunterversorgung dann wieder auszubilden. Dies kann wie im Unter- suchungsjahr 2005 sehr schnell ge- schehen, so dass bereits in der Zeit von April bis Mai der größte Teil der Totholzburg nicht mehr von Fischen genutzt werden kann. Entsprechend der ursprünglichen Zielsetzung eine geschützte Winter- Nur im Winter steht die Totholzburg uneingeschränkt als Fisch- einstandsmöglichkeit herzustellen, ist Lebensraum zur Verfügung. 11
Totholzprojekt am Knielinger See Fische - Ergebnisse der Erhebungen Der Knielinger See ist ein relativ gro- fänglich erfasst werden. Dennoch ßes Gewässer, Fische können zudem konnten durch die Erhebungen wichti- über einen schmalen Graben ein- und ge Erkenntnisse über die Fischzöno- auswandern. Aufgrund dieser Rah- se des Sees und über die Nutzung menbedingungen konnten die Erheb- der Totholzburg gewonnen werden. ungen in vorliegender Untersuchung lediglich erste Eindrücke zur Be- schreibung des Fischbestands liefern. Fische und Fischerei im Der Knielinger See beherbergt Auch die Ergebnisse zur Fischbesied- Knielinger See 28 Fischarten, lung der Totholzburg bergen Un- davon sind 22 sicherheiten, denn die Fische in ein- Der Knielinger See ist ein sehr arten- heimisch. em derart komplexen Lebensraum reicher Baggersee; etwa 28 Fisch- können grundsätzlich nicht vollum- arten kommen hier derzeit vor. Im Rahmen der Probebefischungen und Fischartenliste des Knielinger Sees * auch der Unterwasserbeobachtungen konnten davon 21 Arten sicher nach- Aal (Anguilla anguilla) gewiesen werden. Eine ganze Reihe [Bachforelle (Salmo trutta fario)] dieser Fischarten sind angelfischerei- [Barbe (Barbus barbus)] lich begehrt und pflanzen sich ver- Brachsen (Abramis brama) mutlich zum größten Teil in diesem Döbel (Leuciscus cephalus) Gewässer auch erfolgreich fort (bspw. Flussbarsch (Perca fluviatilis) [Felchen (Coregonus sp.)] Hecht, Schleie, Rotauge, Karpfen). Giebel (Carassius gibelio) Gründling (Gobio gobio) Einige für dieses Gewässer typische Güster (Abramis bjoerkna) Arten weisen einen besonderen Hasel (Leuciscus leuciscus) Schutzstatus auf. So sind Karausche, Hecht (Esox lucius) Steinbeißer und Aal, sowie die Wild- Karausche (Carassius carassius) form des Karpfens in der Roten Liste Karpfen (Cyprinus carpio) (Wild- und Zuchtformen) Baden-Württemberg als stark gefähr- Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus) det eingestuft. Der Schlammpeitzger [Quappe (Lota lota)] ist gar vom Aussterben bedroht. Rapfen (Aspius aspius) Rotauge (Rutilus rutilus) Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) Einige andere einheimische Arten, Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) wie bspw. Bachforelle, Barbe und Schleie (Tinca tinca) Quappe, sind für das Gewässer unty- Schmerle (Barbatula barbatula) pisch und halten sich vermutlich nur Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) zeitweise hier auf. Steinbeißer (Cobitis taenia) Stichling (Gasterosteus aculeatus) Exotische Fischarten spielen mit Aus- Ukelei (Alburnus alburnus) nahme des Sonnenbarsches derzeit Wels (Siluris glanis) kaum eine Rolle. Graskarpfen, Mar- Zander (Sander lucioperca) morkarpfen und Regenbogenforellen *: einschließlich Federbach-Unterlauf kommen möglicherweise als Einzel- [...]: Art hält sich nicht dauerhaft im See auf tiere vor, können sich im Knielinger See jedoch nicht fortpflanzen. 12
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Derzeit kann zwar nicht eingeschätzt Fische im Bereich der werden, welchen Einfluss Wanderbe- Totholzburg wegungen zwischen dem Knielinger See und den mit seinem Wasserkör- In der kalten Jahreshälfte halten sich per verbundenen Fliessgewässern im Bereich der Totholzburg sehr viele haben. Es ist jedoch davon auszuge- Fische auf. Es kommt hier regelrecht hen, dass Migrationen zumindest für zu Fischkonzentrationen, besonders einige Fischarten eine große Rolle im Vergleich zu anderen Gewässer- spielen. So liegen bspw. für Rotaugen bereichen dieser Tiefenzone. In erster entsprechende Beobachtungen vor. Linie kommen in und bei der Totholz- burg strukturliebende Fisch- In den Jahren 2002 bis 2005 wurde arten vor, eindeutig am für den Knielinger See ein mittlerer häufigsten sind dabei die Fang von ca. 1,8 Tonnen pro Jahr in Flussbarsche und den Fangbüchern der Angler regi- innerhalb die- striert, also rund 22 kg pro Hektar (ha) ser Art die Gewässerfläche und Jahr. Gleichzeit- Jungfische. ig wurden vom Anglerverein Karls- Aber auch Raub- ruhe jedoch auch durchschnittlich 29 fische wie Hechte und Zan- kg/ha jährlicher Besatz getätigt. Dem- der sind hier deutlich häufiger zufolge wird durch die angelfischerei- als in der benachbarten Unterwasser- Die häufigste liche Nutzung derzeit kein positiver Fischart in der landschaft. Daneben wurden aber Ertrag erzielt. Dies obwohl der Knie- Totholzburg ist auch einzelne karpfenartige Fische in linger See mit geschätzten ca. 60 der Barsch. der Burg beobachtet, nämlich die kg/ha pro Jahr ein relativ hohes natür- Arten Rotauge, Karpfen und Giebel. liches Ertragspotential aufweist. Da zudem direkt neben der Totholz- burg Rotaugen, Brachsen und Karp- fen in Kiemennetzen gefangen wur- den, hat der gesamte Bereich der Tot- Dokumentierte Fischarten im Bereich der Toholzburg Aal (Anguilla anguilla) Brachsen (Abramis brama) Flussbarsch (Perca fluviatilis) Felchen (Coregonus sp.) Giebel (Carassius gibelio) Hecht (Esox lucius) Karpfen (Cyprinus carpio) Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus) Rapfen (Aspius aspius) Rotauge (Rutilus rutilus) Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) Zander (Sander lucioperca) Durch Befischungen konnten wichtige Erkenntnisse über den Fisch- unsicher: Wels (Siluris glanis) bestand des Knielinger Sees gewonnen werden. 13
Totholzprojekt am Knielinger See holzburg mit großer Sicherheit auch für karpfenartige Fische eine beson- dere Bedeutung. So gingen während der Frühjahrsbefischung im April 2006 Rotaugen gar in auffällig hoher Anzahl in die Netze. Insgesamt konnten durch die Fischer- hebungen 11 Fischarten im Bereich der Totholzburg nachgewiesen wer- den. Es ist jedoch davon auszuge- hen, dass noch weitere Arten diesen Bereich zumindest zeitweise aufsu- chen. So konnte beim Beobachten hier jagender Kormorane weiterhin die Fischart Aal sicher identifiziert werden und wahrscheinlich auch der Wels. Vor allem struk- turliebende Fisch- Solange die Totholzburg bei ausrei- arten “bewoh- chenden Sauerstoffbedingungen von nen” die Totholz- Fischen aufgesucht werden kann, burg. bietet sie für viele Arten sehr attrakti- ve Lebensräume. Mit steigender Wassertemperatur und einhergehen- der Schichtung der Wasserkörper gehen die allermeisten dieser Le- bensräume im Jahresverlauf aller- dings verloren. Aber auch im Winter war die Burg, wie Unterwasserbeobachtungen zeig- ten, nur eingeschränkt nutzbar: Zum einen wiesen viele, vor allem große Fische Verletzungen auf, die auf Kor- moranattacken hindeuten. Diese, aber auch unverletzte Fische, zeigten zudem häufig stark ausgeprägtes Fluchtverhalten und Unruhe, was auf Stress hindeutet. Zum anderen wur- den Indizien für einen untypischen Tagesrhythmus der Fische festge- stellt, was möglicherweise ebenfalls im Zusammenhang mit den tagaktiv- Besonders strutkurliebende Fischarten sind an und in der Tot- en Kormoranen steht: holzburg häufig. Dabei weisen Flussbarsch-Jungfische (Bild oben) eindeutig die höchsten Dichten auf. Aber auch große Barsche (mittleres Bild) und Hechte (unteres Bild) bevorzugen Nachts konnten vom Rand der Tot- diesen Lebensraum. holzburg aus deutlich mehr Fische aller Arten beobachtet werden als am 14
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Neben den strukturliebenden Barschen und Hechten nutzen aber auch karpfenartige Fische den neuen Lebensraum. Im linken Bild ist ein Spiegelkarpfen zu sehen, im rechten Bild neben den Barschen ein Rotauge. Tage. Möglicherweise verlassen viele Fische diesen Bereich tagsüber oder ziehen sich tief in die Totholzburg zurück, sodass sie von außen nicht mehr beobachtet werden können. Auch große Zander halten sich, vermutlich angelockt von der hohen Beutefischdichte, bei der Totholzburg auf. Die Taucher haben im Bereich der Totholzburg viele durch Kormoranattacken verletzte Fische beobachtet, die dem Beutespektrum des Kormorans bereits entwachsen waren, wie dieser Hecht (links) und dieser Karpfen (rechts). Auf den Aufnahmen sichtbare Verletzungen sind mit Pfeilen markiert. 15
Totholzprojekt am Knielinger See Ergebnisse der Kormoranbeob- achtungen Kormorane schlafen und brüten im Richtung anderer Gewässer, wo sich nördlichen Teil des Knielinger Sees ebenfalls weitere Tagesruheplätze auf einer Insel bzw. Halbinsel je nach befinden können wie bspw. Buhnen Wasserstand. Tagsüber halten sich im Rhein. Vermutlich spielt hierbei vor ruhende Kormorane ebenfalls auf die- allem der Rhein mit seinen Altarmen sen Schlaf- und Brutbäumen oder auf und Hafenbecken eine wichtige Rolle einer kleiner Insel im südwestlichen für die Ernährung der Kormorankolo- Teil des Sees auf. Ein großer Teil der nie. Im Rahmen vorliegender Unter- Kormorane des Knielinger Sees ver- suchung wurden jedoch lediglich die lässt morgens den Schlafplatz in im Knielinger See selbst und insbe- sondere im Bereich der Totholzburg jagenden Kormorane beobachtet. Da- her kann in der Folge auch lediglich das Jagdverhalten im und die Ab- schätzung der Fischentnahme aus dem Knielinger See dargestellt wer- den. Über die Auswirkungen der Kor- morankolonie des Knielinger Sees auf Fische und Fischerei anderer auf- gesuchter Gewässer kann keine Aus- sage getroffen werden. Reaktionen auf die Die Kormorankolonie befindet sich im nördlichen Teil des Knie- Totholzburg linger Sees in der Kernzone des Naturschutzgebietes Altrhein- Maxau (großer roter Punkt). Tagsüber hat außerdem eine klei- Jagende Kormorane haben im Win- ne Insel als Tagesruheplatz (kleiner roter Punkt) eine wichtige Bedeutung für die Kormorane des Knielinger Sees. terhalbjahr den Bereich der Totholz- burg gegenüber anderen Bereichen des Knielinger Sees eindeutig bevor- zugt aufgesucht. Im Mittel wurden hier in den Monaten Oktober bis April etwa sechs jagende Kormorane pro Stunde beobachtet. Nimmt man den November mit dem Sondereffekt vie- ler gleichzeitig jagender Kormorane aus dieser Betrachtung heraus, so haben rein rechnerisch im Durch- schnitt immer noch stündlich ca. 3,6 Kormorane im Bereich der Totholz- burg gejagt. Für das Sommerhalbjahr und insbesondere für den Hochsom- Morgens verlassen Kormorane den Schlafplatz zur Nahrungs- mer konnte diese Präferenz dagegen suche. nicht klar belegt werden. In den Mo- 16
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Ruhende Kormorane halten sich am Knielinger See hauptsächlich am Schlaf- und Brutplatz auf (Bild links) oder auf einer kleinen Insel, die als Tagesruheplatz genutzt wird. naten Mai bis September wurde hier zum anderen erbeuteten Kormorane lediglich ein Mittelwert von ca. 0,3 vor allem kleine Fische (< 15 cm), Kormoranen pro Stunde festgestellt. vermutlich junge Barsche. Im Bereich der Totholzburg wurden Neben dieser Hauptbeute fingen Kor- stets nicht koordiniert jagende Kor- morane regelmäßig auch größere morane dokumentiert, in keinem Fall Fische aus dem Bereich der Totholz- konnte hier ein gemeinschaftliches burg. Da Kormorane, wenn sie grö- Jagende Kormo- Jagen beobachtet werden. Meist ßere Fische erbeuten, diese stets erst rane haben den schluckten Kormorane ihre Beute- an der Oberfläche verschlingen, Bereich der Tot- fische bereits unter Wasser. Nach konnten diese Vorfälle zuverlässig holzburg deutlich dem Auftauchen waren dann lediglich dokumentiert werden. Demnach fin- bevorzugt. noch Schluckbewegungen und Kopf- gen Kormorane im Winterhalbjahr im schütteln zu sehen, dies im Winter- Mittel pro Stunde ca. 0,7 Fische grö- halbjahr jedoch praktisch nach jedem ßer als ca. 15 cm, d.h. etwa alle 1,3 Tauchgang. Aus diesem Verhalten Stunden einen größeren Fisch. Diese können zweierlei Rückschlüsse gezo- Angabe erscheint zunächst nicht gen werden: Zum einen war hier prak- hoch, doch auf das gesamte Beob- tisch jeder Tauchgang erfolgreich, achtungsjahr gerechnet, sind dies Bevorzugung der Burg durch jagende Kormorane Winter Sommer Schematische Verdeutlichung der Präferenz jagender Kormorane für den Bereich der Totholzburg, links dar- gestellt die Situation im Winterhalbjahr, rechts im Sommerhalbjahr. Die “Höhe” des braunen Totholzbereichs gibt das Ausmaß der Bevorzugung an (Selektionsindex), die blaue Fläche symbolisiert den restlichen vom Beobachtungsstandort aus einsehbaren Seebereich (stark verkleinert). 17
Totholzprojekt am Knielinger See deutlich über 1000 größere Fische, Jagdverhalten im rest- die hier erbeutet wurden. Zweifelsfrei lichen Knielinger See identifiziert wurden dabei die Arten Barsch, Hecht und Aal. Sehr wahr- Jagende Kormorane außerhalb der scheinlich befanden sich auch Totholzburg wurden lediglich gezählt. Rotaugen darunter. Das Jagdverhalten an sich konnte nicht eingehender beobachtet werden Kormorane haben den Bereich der und kann daher auch nicht mit jenem Totholzburg zumeist direkt vom im Bereich der Totholzburg verglichen Schlafplatz oder vom Tagesruheplatz werden. Wohl aber die Anzahl pro aus angeflogen. Nach ihren Tauch- Stunde jagender Kormorane: Im Win- gängen im Totholzbereich stellten terhalbjahr jagen in etwa gleich viele Kormorane zumeist die Jagd ein und Kormorane im gesamten einsehbaren flogen zum Tagesruheplatz, seltener Bereich des restlichen Sees wie in zu den Schlafbäumen. Dies deutet und bei der Totholzburg. Im Sommer- zum einen darauf hin, dass jagende halbjahr dagegen jagen viel mehr Kormorane im Bereich der Totholz- Kormorane in anderen Seeteilen, was burg genügend Beute gefunden ha- allerdings auch mit dem Auftreten von ben. Zum anderen ist dies aber auch Gemeinschaftsjagden zusammen- Im Bereich der ein Indiz dafür, dass die Burg haupt- hängt: Totholzburg jagen sächlich von Kormoranen aufgesucht Kormorane stets wurde, die den Knielinger See zur einzeln - außer- Im Zeitraum zwischen Juni und Mitte Nahrungssuche nicht verlassen ha- halb zeitweise November wurden neben einzeln ja- ben. auch gemein- genden Kormoranen auch solche Ge- schaftlich. meinschaftsjagden beobachtet, zu- meist in direkter Ufernähe. Es ist be- kannt, dass Kormorane durch ein sol- ches, koordiniertes Verhalten vor- nehmlich kleine Schwarmfische in fla- cheren Bereichen zusammentreiben, wo sie diese dann einfacher erbeuten können. Von dieser Jagdstrategie profitieren am Knielinger See auch andere fischfressende Vögel wie Rei- her und Möwen, die solche Gemein- schaftsjagden gezielt aufsuchen und begleiten. An den beobachteten Ge- meinschaftsjagden beteiligten sich zeitgleich bis zu rund 100 Kormorane. Abschätzung der Fischent- nahmen durch Kormorane Zwischen Juni und November treten im Knielinger See Ge- Um aus den Beobachtungsdaten die meinschaftsjagden auf. Das Bild zeigt im Ausschnitt eine ver- ungefähre Dimension der tatsächli- sammelte Kormorangruppe kurz vor Beginn der gemeinschaft- ches Fischentnahme durch Kormora- lichen Jagd. Die Kormorane schwimmen bereits in koordinier- ter Formation. ne abschätzen zu können, wurden 18
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Szenarien hergeleitet. Durch dieses Vorgehen kann die tatsächliche Geschätzte jährliche Fischent- Fischentnahme zwar nicht exakt be- nahme aus dem Knielinger See stimmt, allerdings die Größenordnung durch Kormorane festgestellt werden, innerhalb deren sich die Fischentnahme bewegt. Totholzburg ca. 1,3-5,9 t Auf diese Weise abgeschätzt entnah- Restlicher See ca. 1-6,1 t men Kormorane 1,3-5,9 Tonnen Fisch pro Jahr aus dem Bereich der Tot- holzburg. Aus dem restlichen Knie- Gesamt ca. 2-12 t linger See wurden in etwa noch ein- mal soviele Fische erbeutet, nämlich 1-6,1 Tonnen. Bilanziert auf das ge- samte Gewässer entnahmen Kormo- rane im einjährigen Beobachtungs- zeitraum also eine Fischbiomasse Auf die Fische von ca. 2-12 Tonnen. Dies entspricht des Knielinger einem jährlichen Kormoran-Fraß- Sees wirkt ein druck von 27-145 kg/ha Gewässer- hoher Fraßdruck fläche. Ein solcher Fraßdruck muss durch Kormora- im Vergleich mit anderen Gewässern ne. als hoch bis sehr hoch eingestuft wer- den. Bei der Fischjagd beobachtete Kormorane im Bereich der Totholzburg. Die Darstellungen sind Standbilder aus Videoaufnah- men und weisen daher nur eine geringe Auflösung auf. 19
Totholzprojekt am Knielinger See Fazit dieses Projekts Die vorliegende Arbeit hat die Zusam- “Sogeffekt” genannt und wirkt, verein- menhänge zwischen Fischbeständen, facht gesagt, so lange bis der neu Gewässerstrukturen und den Einflüs- entstandene Lebensraum vollständig sen des Kormorans untersucht. Bis- besetzt ist. lang wurde meist davon ausgegan- gen, dass Strukturaufwertungen, ins- Natürlich suchen auch Raubfische besondere Totholzeinträge, generell diese Bereiche auf und profitieren von den Fangerfolg von Kormoranen re- der erhöhten Beutefischdichte. Und duzieren. Das Pilotprojekt hat jedoch sofern die Fischansammlungen auch gezeigt, dass diese Annahme so nicht von fischfressenden Vögeln erreicht richtig ist und liefert daher einen wich- werden können, nutzen auch diese tigen Beitrag zum Verständnis dieser den Totholzbereich als Nahrungs- komplexen Wechselwirkungen. platz. Vorliegende Untersuchung konnte dies eindrucksvoll für Kormo- rane aufzeigen. Sowohl Raubfische Grundsätzliches zu Effek- als auch Kormorane verringern durch ten von Totholzeinträgen ihre Jagd die Dichte der Beutefische, wodurch in diesem Lebensraum so- Die Ergebnisse des Pilotprojektes zusagen Plätze frei werden. Diese zeigen zunächst einmal klar, welche werden wiederum von weiteren Zu- Bedeutung Totholzbereiche für viele, wanderern besetzt. Und letztlich führt Totholzbereiche vor allem strukturliebende Fischarten die Fischentnahme aus einem Tot- üben auf Fische haben: Totholz schafft attraktive, holzbereich also zu einem dauerhaft eine “Sogwirk- komplexe Lebensräume, die in hohen anhaltendem Sogeffekt. ung” aus. Dichten von Fischen besiedelt wer- den. Wie auch aus anderen Unter- Zwar wirken Raubfische und fisch- suchungen bekannt, suchen viele fressende Vögel hier prinzipiell auf Fische schon direkt nach dem Eintrag die selbe Weise, dennoch unterschei- von Totholz diese Bereiche auf und den sich die Effekte ganz grundsätz- verlassen dafür ihre bisherigen lich in Ausmaß und Kontrollierbarkeit. Standorte. Dieses Phänomen wird Während Raubfische als gewässerei- Insbesondere in strukturarmen Gewässern übt ein Totholzeintrag eine Sogwirkung auf Fische aus. Dies führt dazu, dass sich im Totholzbereich höhere Fischdichten einfinden. 20
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? gene Organismen gewässerinternen, nicht gelungen, eine wirkungsvolle ökologischen Kontrollmechanismen Schutzstruktur für überwinternde wie Dichteregulation, Territorienbild- Fische zu schaffen. ung und Nahrungslimitierung unterlie- gen, sind Vögel, sozusagen als "ex- Im Gegenteil, Kormorane konnten im Die Totholzburg terne" Jäger, nicht im gleichen Maß Bereich der Totholzburg sogar einfa- konnte Fische vom jeweiligen gewässereigenen cher Fische erbeuten. So haben Kor- nicht vor Kormo- Nahrungsangebot abhängig. Dies gilt morane hier deutlich häufiger gejagt ranen schützen. besonders für die hochmobilen Kor- als in anderen Gewässerbereichen. morane. Es können also mehr Kor- morane solche attraktiven Nahr- Einiges spricht sogar dafür, dass sich ungsplätze aufsuchen als der Fisch- durch den Eintrag der Totholzburg der bestand des jeweiligen Gewässers Kormoranfraßdruck auf den gesam- nach ökologischen Gesetzmäßigkei- ten Knielinger See erhöht hat: Die ten nachhaltig ernähren könnte. Kormorane des Knielinger Sees nut- zen eine Vielzahl von Gewässern zur Weiterhin verstärken sich diese Un- Nahrungssuche, gute Nahrungsplät- terschiede in den Wintermonaten: ze werden jedoch bevorzugt aufge- Während der Nahrungsbedarf von sucht, insbesondere wenn sie sich Raubfischen in der kalten Jahreszeit nahe am Koloniestandort befinden. sinkt, ist bei den warmblütigen Vögeln eher das Gegenteil der Fall. Schlussfolgerungen Struktureinträge können die Kor- Kormorane sind daher grundsätzlich Totholzeinträge und auch andere moranproblema- in der Lage, an Totholzstrukturen eine Strukturaufwertungen sind kein wirk- tik nicht lösen. große Fischmenge zu entnehmen sames Mittel, um Fische vor jagenden und damit den Fischbestand des ge- Kormoranen zu schützen. samten Gewässers zu beeinflussen. Diese kontraproduktiven Effekte von Im Zusammenspiel mit einer hohen Totholzeinträgen sind besonders dort Kormoranfrequentierung können die- zu erwarten, wo ansonsten kaum ge- se Maßnahmen gar negative Auswir- eignete Gewässerstrukturen vorhan- kungen auf die Fischbestände haben. den sind, wo ein hoher Kormoranfraß- Daher darf eine Planung von Struktur- druck gegeben ist und wo allein auf- aufwertungen wie Totholzeinträgen grund der Seegröße immer nur ein nicht losgelöst von der gewässereige- sehr kleiner Anteil des Wasserkörpers nen Kormoranproblematik betrachtet durch Totholzeinträge aufgewertet werden. In stehenden werden kann. Gewässern sind Strukturaufwert- Dies ist umso mehr eine ernüchtern- ungen nur dort de Erkenntnis, da in vielen Gewäs- sinnvoll, wo kein Bewertung der Totholzburg sern und insbesondere in Bagger- oder ein vermin- im Knielinger See seen große strukturelle Defizite be- derter Kormoran- stehen. Daher sollten in diesen Seen fraßdruck vor- Zwar haben mit Sicherheit viele strukturelle Aufwertungen erfolgen, liegt. Fische in der Totholzburg kormoransi- um einen stabilen, artenreichen und chere Verstecke zur Überwinterung standortgerechten Fischbestand zu gefunden. Jedoch konnten jagende erhalten bzw. zu entwickeln. Da diese Kormorane auch hier einen Großteil Gewässer zudem in vielen Fällen von der Fische erreichen. Es ist daher jagenden Kormoranen häufig aufge- 21
Totholzprojekt am Knielinger See sucht werden, birgt die Umsetzung In diesen Fällen können einzig durch von Strukturaufwertungen eine Ver- gezielte Reduzierung des Kormoran- schlechterungsgefahr. fraßdrucks Voraussetzungen für den ökologischen Erfolg von Strukturauf- Der Fischereiberechtigte steht hier wertungen geschaffen und Fische Die Probleme mit vor dem Dilemma, dass diese Förder- wirkungsvoll geschützt werden. Kormoranen und ung des Fischbestands unter den ge- der Strukturarmut gebenen Bedingungen nicht umge- können nicht bei- setzt werden kann. Dabei ist diese de mit dem An- Aufgabe nicht nur gesetzliche Ver- satz des Struktur- eintrags gelöst pflichtung (Hegepflicht), sondern werden. auch ein zentrales Ziel der nachhalti- gen Gewässerbewirtschaftung und ergibt sich darüber hinaus aus den Naturschutzzielen für aquatische Le- bensräume. Kernaussagen aus den Untersuchungen zum Piloprojekt 1. Gut strukturierte Gewässerbereiche üben viele wichtige fischökologische Funk- tionen aus, bieten für viele Fischarten attraktive Standplätze und weisen daher in der Regel hohe Fischdichten auf. 2. Die Strukturen - selbst wie im Pilotprojekt in großer Dimension umgesetzt - bie- ten Fischen jedoch keinen bzw. nur bedingten Schutz vor jagenden Kormoranen und 3. können sogar dazu führen, dass die Fischentnahme durch Kormorane begünstigt wird. 4. Unter bestimmten Voraussetzungen können durch Strukturen sogar negative Effekte auf den Fischbestand von Stillgewässern entstehen. (starke Kormoranfrequentierung, ansonsten eintönige, strukturarme Unterwasser- landschaft). 5. Struktureinträge in Stillgewässer sind daher kein generell geeignetes Mittel, um der Fischentnahme durch Kormorane entgegen zu wirken. 6. Auch zur allgemeinen, gewässer- und fischökologischen Aufwertung sind diese Maßnahmen dann ungeeignet, wenn das Gewässer stark von Kormoranen frequen- tiert wird. 7. In diesem Fall sind weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Kormoranfraß- drucks notwendig, um a) Fische wirkungsvoll vor Kormoranen zu schützen, b) Voraussetzungen für den ökologischen Erfolg von Strukturaufwertungen zu schaffen. 22
Totholzeintrag zum Schutz von Fischen vor Kormoranen? Danksagung: Ohne die Mitarbeit und Unterstützung zahlreicher Partner hätte dieses Projekt nicht realisiert werden können. An erster Stelle seien die vielen freiwilligen Helfer des Anglervereins Karlsruhe e.V. genannt. Weiterhin dankend erwähnt seien folgende Institutionen (alphabetische Rei- henfolge): Anglerverein Karlsruhe e.V. Bezirksstelle für Naturschutz und Landespflege (seit 01.01.2005 RP Karlsruhe) Landesanstalt für Umweltschutz (seit 01.01.2005 LUBW) Markgräfliche Verwaltung Naturschutzzentrum Rappenwört Regierungspräsidium Karlsruhe Schifffahrtsamt Mannheim Sportfischervereinigung Knielingen 1923 e.V. Stadt Karlsruhe (Gartenbauamt, Tiefbauamt, Umweltamt) Technisches Hilfswerk (Karlsruhe & Pforzheim) Dieses Projekt wurde gefördert durch Mittel aus der Fischereiabgabe des Landes Baden-Württemberg. Bezug: Dieser Kurzbericht wie auch ein ausführlicher Hauptbericht mit Literaturanga- ben ist zum Download auf der Homepage des Anglervereins Karlsruhe und der Homepage des Regierungspräsidiums Karlsruhe eingestellt: www.anglerverein-karlsruhe.de www.rp-karlsruhe.de Alternativ können beide Berichte in elektronischer Form bezogen werden bei Andreas Becker, a.becker@hydra-institute.com Frank Hartmann, Frank.Hartmann@rpk.bwl.de 23
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