HOCHSCHULEN FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG - Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
, HOCHSCHULEN FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb B I L D U N G | W I S S E N S C H A F T | K U L T U R | K O M M U N I K A T I O N
VORWORT Vorwort Die Nachhaltigkeitswissenschaft ist an deutschen geteilten Hochschule dennoch schwer hat, sich Hochschulen bisher kaum etabliert. Im Rahmen zu etablieren, ist leicht aus dem Verständnis der eines vom BMBF geförderten Projektes haben Nachhaltigkeitswissenschaft selbst zu erklären. wir am Institut Futur der Freien Universität So schrieben Robert W. Kates et al. vom Belfer Berlin 2006 eine Totalerhebung an allen 337 Center for Science & International Affairs der deutschen Universitäten und Fachhochschulen Harvard University schon im Jahr 2000: „Sustai- über Studienmöglichkeiten im Kontext von nability science focuses on the dynamic interac- Nachhaltigkeitswissenschaft durchgeführt. Die tions between nature and society (…) it tries to Rückmeldequote betrug 93 %. Wir konnten nur link research to action and to reconcile scientific bescheidene 300 Studienmöglichkeiten identifi- excellence with social relevance. It will require zieren. Auf der Website www.leitfaden-nachhal- (…) combining different ways of knowing and tigkeit.de kann das Resultat eingesehen werden. learning so that social actors with different Die Erhebung wird seit 2006 kontinuierlich agendas can act in concert under conditions of fortgeführt und derzeit sind ca. 320 Studienmög- uncertainty and limited information.” lichkeiten registriert. Hier gibt es noch vieles zu tun. Mit der Empfeh- Differenziert betrachtet lassen sich darunter ca. lung der Deutschen UNESCO-Kommission und 175 Studiengänge mit nachhaltigkeitsbezogenen der Hochschulrektorenkonferenz zu „Hochschu- Studienschwerpunkten (z. B. BWL mit der Spe- len für nachhaltige Entwicklung“ (Januar 2010), zialisierung „Ressourcenmanagement“) und ca. die von der AG Hochschule im Rahmen der 120 ausdrückliche Nachhaltigkeits-Studiengänge UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausmachen (z. B. „Nachhaltiger Tourismus“). erarbeitet wurde, war ein erster Schritt zur syste- Das ist eine bescheidene Größe, in Anbetracht matischen Verankerung speziell dieses Aspektes von ca. 14.000 angebotenen Studiengängen in der Nachhaltigkeitswissenschaft getan. Deutschland. Rund 50 % der Studiengänge sind grundständig. Sie führen zu einem ersten berufs- Dass die AG Hochschule nun eine Broschüre qualifizierenden Abschluss. Weitere 50 % sind vorlegt, die nicht nur die Leistungsfähigkeit ein- weiterführend. zelner Initiativen in Forschung und Lehre zeigt, sondern auch Netzwerke offeriert, Beispiele gibt Betrachtet man die Studienangebote nach den und sogar mit einer Checkliste aufwarten kann, Wissenschaftsbereichen, so fällt die deutliche die eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie in Dominanz der Ingenieurwissenschaften auf. Auf Hochschulen zu implementieren erleichtert, ist sie entfallen rund 50 % aller Angebote, gefolgt ein ermutigendes Zeichen und gibt Anlass zum von den Naturwissenschaften mit rund 9 %. Optimismus. Allerdings ist bemerkenswert, dass die interdis- ziplinären Studienangebote, d.h. jene, in denen Den Verfasserinnen und Verfassern gilt mein aus- mindestens zwei Wissenschaftsbereiche im Studi- drücklicher Dank und den Lesern und Leserinnen enangebot zusammenwirken, es auf nahezu 27 % meine ausdrückliche Empfehlung, sich für mehr bringen, d.h. jeder vierte Studiengang ist interdis- Bildung für nachhaltige Entwicklung an den ziplinär ausgerichtet. Hier ist eine hohe Dynamik Hochschulen zu engagieren. zu verzeichnen – was sicherlich aus der Einsicht resultiert, dass Problemlagen, die von der Nach- haltigkeitswissenschaft bearbeitet werden, in aller Regel nur interdisziplinär bearbeitet werden können. Dass es die Nachhaltigkeitswissenschaft Univ.-Prof. Dr. Gerhard de Haan an einer in Fakultäten und Fachdisziplinen auf- Vorsitzender des Nationalkomitees 3
INHALT INHALT Vorwort............................................................................................................................................... 3 Einleitung........................................................................................................................................... 7 VORSTELLUNG DER AG Die AG Hochschule und Nachhaltigkeit........................................................................................... 8 CAPACITY BUILDING Verantwortung zuweisen und Verantwortlichkeit ermöglichen.................................................... 10 STUDIERENDE FÜR NACHHALTIGKEIT AN HOCHSCHULEN Für eine Hochschullandschaft in nachhaltiger Entwicklung!. Forderungspapier des Netzwerks studentischer Nachhaltigkeitsinitiativen............................... 12 FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Nachhaltigkeitsforschung: Was können Hochschulen tun?.......................................................... 14 Beispiele guter Praxis...................................................................................................................... 20 LEHRE FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Ansatzpunkte in Studium und Lehre.............................................................................................. 24 Beispiele guter Praxis...................................................................................................................... 28 Die Virtuelle Akademie Nachhaltigkeit Ein Angebot innovativer Lehrveranstaltungen für eine nachhaltige Entwicklung..................... 36 GEMEINSAME ERKLÄRUNG Hochschulen für nachhaltige Entwicklung – Erklärung der Hochschulrektorenkonferenz. (HRK) und der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) zur Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung................................................................................................................. 38 BETRIEB DER HOCHSCHULE Nachhaltige Entwicklung im Betrieb der Hochschulen................................................................. 40 Beispiele guter Praxis...................................................................................................................... 42 NACHHALTIGE WISSENSCHAFT IM NETZ Blog Nachhaltige Wissenschaft....................................................................................................... 45 4
INHALT PROFILBILDUNG UND NETZWERKE FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Heraus aus der Nische – Profilbildung und Netzwerke als Katalysatoren für die . Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems............................................................................. 46 Beispiele guter Praxis...................................................................................................................... 48 EIN BUNDESLAND UNTERSTÜTZT SEINE HOCHSCHULEN Hochschulen als Antreiber für nachhaltige Entwicklung.............................................................. 50 TRANSDISZIPLINÄRE FORSCHUNG Hochschulen und nachhaltige Entwicklung in der Region........................................................... 52 Beispiele guter Praxis...................................................................................................................... 54 NACHHALTIGKEITSBEWERTUNG Nachhaltigkeitsbewertung von Hochschulen................................................................................ 56 NACHHALTIGKEITSSELBSTTEST Nachhaltigkeit in der Hochschule: Ein Konzept für die interne Selbstüberprüfung................... 60 Skizzenblätter für den ersten Selbsttest......................................................................................... 62 5
EINLEITUNG Der Zug in Richtung Nachhaltigkeit fährt! Fahren Sie mit! Georg Müller-Christ Sprecher der AG Hochschule und Nachhaltigkeit D ie Nachhaltigkeitsrhetorik in unserer Ge- sellschaft läuft auf vollen Touren: Annäh- rend jedes Unternehmen äußert sich zum Thema werden können. Die Hochschulleitungen, moti- viert von den Beispielen in dieser Broschüre, sind aufgerufen, neue Diskussionsbühnen, Förderfor- Nachhaltigkeit und Gesellschaftsverantwortung, mate und Anreize zu schaffen, damit Forschende Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Nachhaltig- über die Grenzen ihrer Disziplin hinausschauen keit zum Thema des Wissenschaftsjahres 2012 und sich der gesellschaftlichen Verantwortung gemacht und für Hochschulen wurden bereits der Wissenschaft stellen können, an der Lösung viele Erklärungen und Memoranda über Nachhal- akuter Probleme mitzuwirken – auch wenn dann tigkeit in Forschung und Lehre geschrieben. Der andere geliebte Forschungsthemen zurückgestellt Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung zu werden müssen. Fragen der Globalen Umweltveränderungen gibt ein bemerkenswertes Gutachten heraus, welches Nur wer selber nachhaltig lebt, kann einen neuen Gesellschaftsvertrag für eine Große auch forschen und lehren zum Thema Transformation einfordert. Die Dekade der UN Nachhaltigkeit? zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung nähert sich ihrem Ende 2014 und die Engagier- In Zeiten steigender Energiepreise sind Maßnah- ten schauen mit Sorge auf das, was bislang noch men zur Verbesserung der Gebäudeeffizienz ein nicht erreicht ist. wirtschaftlich kluges Verhalten von Hochschulen. Die Einrichtung eines Umweltmanagementsys- Bildung für nachhaltige Entwicklung für tems ist bereits eine Strategie, Umwelteinwir- 400.000 Studierende an 400 Hochschulen kungen systematisch zu reduzieren. Pfade zu in Deutschland einer nachhaltigen Hochschule zu beschreiten, erfordert darüber hinaus ein klares Bekenntnis zu Das Ziel der UN-Dekade lässt sich ganz plakativ Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Alle Mitglie- formulieren: Es wird die Lehrkapazität benötigt, der einer Hochschule sind aufgerufen, angeregt um jedes Jahr 400.000 neue Studierende in ca. durch die Beispiele in dieser Broschüre, aus 2.300 Bachelorstudiengängen der 400 Universitä- Hochschulen Orte einer Nachhaltigkeitskultur zu ten, Fachhochschulen und privaten Hochschulen machen – auch wenn dafür Mittel von anderen des Landes mit Lehrveranstaltungen zum Thema liebgewordenen Projekten genommen werden Nachhaltigkeit zu versorgen. Die Broschüre müssen. erzählt davon, dass viele Hochschulen sich mit ersten Anläufen auf den Weg gemacht haben. Sie Ein Selbstcheck als erster Schritt als Leser/in dieser Broschüre sind aufgerufen, von diesen Beispielen motiviert neue Wege zu Viele Hochschulen sind so groß, dass ihre For- suchen, wie die Kolleginnen und Kollegen in schung, Lehre und der Betrieb für den einzelnen ihren Studiengängen davon überzeugt werden kaum zu überschauen ist. Der Selbstcheck in der können, Veranstaltungsformate zum Thema Broschüre ist ein Angebot, mit Kolleginnen und Nachhaltigkeit fest in die Curricula zu inte- Kollegen, der Verwaltung und der Hochschullei- grieren – auch wenn andere Lehrinhalte dann tung eine erste Bestandsaufnahme zu machen: weichen müssen. Wie viele Schritte auf dem Weg zu einer verant- wortungsbewussten und nachhaltigeren Hoch- Die Welt hat Probleme, schule wurden schon zurückgelegt? Aus dieser Hochschulen haben Disziplinen Bestandsaufnahme können dann weitere Schritte abgeleitet werden, um das Nachhaltigkeitsenga- Die Nachhaltigkeitsprobleme der Welt wie Kli- gement einer Hochschule sichtbarer zu machen. mawandel, Ressourcenknappheit, Degradation der Böden, Armut und fehlende Bildung werden Der Zug in Richtung Nachhaltigkeit ist noch kein von vielen Institutionen immer bilderreicher ver- Schnellzug. Springen Sie mit Ihrer Hochschule mittelt. Was sich als multidisziplinäres Problem auf und tragen Sie zur Beschleunigung bei. Den formuliert, trifft in Hochschulen nur dann auf Re- Antrieb dazu sollen Ihnen die guten Beispiele in sonanz, wenn disziplinäre Grenzen überwunden dieser Broschüre geben. Yes we can! 7
VORSTELLUNG DER AG Die AG Hochschule und Nachhaltigkeit Eine Einrichtung des Runden Tisches zur Umsetzung der Dekade für Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005 – 2014 W orüber können engagierte Menschen sich austauschen, wenn das Ziel doch sehr klar formuliert ist: Seit der Agenda 21, beschlossen in Projekte der AG informiert zu werden. Bislang hat sich die AG zwei bis drei Mal pro Jahr an verschiedenen Orten in Deutschland getroffen. Rio de Janeiro 1992, wird den Hochschulen eine besondere Verantwortung für eine nachhaltigere Auch die Virtuelle Akademie Nachhaltigkeit ist Entwicklung der Gesellschaft zugewiesen; sie ein Projekt, welches auf dem Nährboden der AG bilden die Entscheidungsträger/innen aus, die entstanden ist (siehe S. 36). 400.000 Studierende die Anforderungen an komplexe und nachhaltige jedes Jahr mit Lehrveranstaltungen über BNE Entscheidungen umsetzen müssen. Die Dekade zu versorgen, ruft nach innovativen Lehrmetho- greift dieses Anliegen auf, der Runde Tisch for- den. Online-Veranstaltungen und Lehrvideos muliert es explizit und die AG will es umsetzen. entsprechen den Möglichkeiten der Zeit und den Jede Hochschule muss ihren eigenen Weg in ih- Interessen der Studierenden. rem eigenen Tempo zu einer deutlich sichtbaren Integration von BNE in die Curricula gehen. Die Tagungen zum Thema Hochschulen und Nach- AG versteht sich als Motivator und Initiator für haltigkeit sind Austauschbühnen, die von vielen innovative Wege zu einer nachhaltigeren Hoch- engagierten Menschen genutzt worden sind, um schule. Ein großer Erfolg auf diesem Weg ist die weitere Impulse zu gewinnen. Im April 2010 in von der AG durch ein Memorandum vorbereitete Bremen, im Dezember 2010 in Berlin und im und von der Hochschulrektorenkonferenz und der Dezember 2011 in Essen haben jeweils 80 –100 UNESCO gemeinsam verabschiedete Erklärung Menschen Anregungen für ihr eigenes Wirken Hochschulen und Nachhaltigkeit (siehe S. 38). gesucht. Der politische Anspruch ist damit formuliert. Auf der Seite www.bne-portal.de finden sich eine Für die Umsetzung setzt die AG auf Information Liste der Mitglieder der AG, ein Film über die und sich wechselseitig verstärkende Begeiste- AG (auch auf www.wiwi.uni-bremen.de/gmc) rung. Diese Broschüre hier ist genau in diesem und weitere Informationen zur AG. Gerne kann Sinne eine Mischung aus anregenden Beispielen, sich jeder in den Informationsverteiler der AG die Lust auf Mitwirkung machen sollen. Über aufnehmen lassen. 45 Mitwirkende haben sich bislang an der AG beteiligt und Engagement sowie Informationen Kontakt: eingebracht oder mitgenommen. Die AG arbeitet Prof. Dr. Georg Müller-Christ offen, jeder kann sich in den AG-Verteiler auf- E-Mail: gmc@uni-bremen.de nehmen lassen, um über die Veranstaltungen und 8
VORSTELLUNG DER AG Tagungen der AG Hochschulen für nachhaltige Entwicklung Hochschulen für nachhaltige zur Umsetzung der Erklärung der Entwicklung: Vision 2030 Hochschulrektorenkonferenz und der Ein Dialog im Ruhrgebiet mit Deutschen UNESCO-Kommission Wirtschaft und Gesellschaft 15. April 2010, 10.30 –17.00 Uhr, 2. Dezember 2011, 9.30 –17.30 Uhr, FOM Essen Universität Bremen Inhalt und Ziele der Veranstaltung: Inhalt und Ziele der Veranstaltung: • Welche Herausforderungen und Potenziale • Vorstellung der Erklärung „Hochschulen für ergeben sich in der Zusammenarbeit von Praxis nachhaltige Entwicklung“ und Wissenschaftsakteuren? • Präsentation von Beispielen guter Praxis • Wie können zukünftig solche Formen der • Erörterung von Aktivitäten zur Umsetzung Zusammenarbeit organisiert und gefördert von Nachhaltigkeit an Hochschulen werden, um transdisziplinäre Nachhaltigkeits- forschung zu ermöglichen? Welchen hemmen- den und fördernden Einfluss nehmen und haben dabei die Hochschulen auf die regionale Entwicklung von Nachhaltigkeit am Beispiel der Metropolregion Ruhrgebiet? • Antworten auf diese Fragen machen es vor dem Hintergrund des Wissenschaftsjahres 2012: „Zukunftsprojekt Erde“ notwendig, neue Formen der Kommunikation, der Zusammen- arbeit sowie der Vernetzung von Wissen zu diskutieren. • Mit dem Ziel einer problem- und anwendungs- orientierten Wissenschaftsform suchen wir deshalb in unserer Veranstaltung einen Dialog, der Disziplinen überschreitet und auch das Wissen von Praxisakteuren und der Zivilgesell- schaft einbezieht. • Die Veranstaltung soll der Möglichkeit zum Austausch und zur Netzwerkbildung dienen, um eine gemeinsame Vision 2030 für den Themenbereich Bildung für nachhaltige Ent- wicklung an Hochschulen, in der Stadt und in der Wirtschaft zu entwickeln. Im Laufe der Veranstaltung sollen konkrete Maßnahmen konzipiert und initiiert werden. Hochschulen für nachhaltige Entwicklung Gute Praxis in der Lehre 3. Dezember 2010, 11.00 –17.30 Uhr, Harnack-Haus Berlin Inhalt und Ziele der Veranstaltung: • Vorstellung und Diskussion von Beispielen guter Praxis aus der Hochschullehre für nach- haltige Entwicklung • Erörterung von weiteren Aktivitäten zur Förde- Mitglieder der AG Hochschule und Nachhaltigkeit rung der Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung • Diskussion der bildungspolitischen Bedeutung von Bildung für nachhaltige Entwicklung 9
CAPACITY BUILDING Verantwortung zuweisen und Verantwortlichkeit ermöglichen Georg Müller-Christ Universität Bremen D ie gemeinsame Erklärung der Hochschul- rektorenkonferenz und der Deutschen UNESCO-Kommission zur Hochschulbildung für werden noch zu viele Rohstoffe verbraucht, zu viel Umwelt- und Klimazerstörung verursacht und zu viele soziale Ungerechtigkeiten hinge- nachhaltige Entwicklung, die auf Seite 38 dieser nommen. Der Wissenschaftliche Beirat der Bun- Broschüre abgedruckt ist und an deren Zustande- desregierung für Globale Umweltveränderungen kommen die AG Hochschule und Nachhaltigkeit hat in seinem jüngsten Gutachten einen neuen aktiv mitgewirkt hat, verweist als weitere in einer Begriff für die Herausforderung geschaffen: Er Reihe von politischen Erklärungen der letzten fordert eine Transformationsbildung, mithin eine Jahre auf die besondere Rolle und Verantwortung Bildung, die den Studierenden das Bewusstsein von Hochschulen: Hier werden die Menschen mit gibt, Teil einer Großen Transformation zu sein den Kompetenzen ausgestattet und das Wissen und diese aktiv mitgestalten zu können. erforscht, welches die Gesellschaft von morgen prägen wird. Und diese Gesellschaft muss nach- Kann man Hochschulen durch politische Erklä- haltiger werden; sie muss lernen, Wirtschaftsfor- rungen dazu bewegen, das Thema Nachhaltigkeit men und Sozialformen zu finden, die dauerhaft in Forschung und Lehre stärker zu integrieren? tragbar sind und vielen nachfolgenden Genera- Nimmt man die gesellschaftliche Herausfor- tionen ein humanes Leben ermöglichen. Bislang derung ernst, reicht es nicht aus, allein auf den 10
CAPACITY BUILDING wettbewerblichen Druck der Profilbildung zu diesem schwierigen politischen Terrain suchen setzen. Nur wenige Hochschulen können sich die Hochschulen ihren Weg, einen wirkungsvol- im Rahmen ihrer Differenzierungsstrategie ganz len Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung dem Thema Nachhaltigkeit verschreiben, um ein der Gesellschaft zu leisten. deutlich sichtbares, innovatives Profil zu erhal- ten. Das Ziel der Dekade ist auch dann erreicht, Diese Broschüre erzählt von vielen Beispielen wenn Studierende aller Studiengänge die Mög- auf diesem Weg. Sie soll anregen, trotz aller lichkeiten haben, Veranstaltungen zu belegen, die Schwierigkeiten, diesen Weg zu einem sehr Gestaltungskompetenzen für eine Nachhaltige klaren Ziel zu gehen: Alle Studierenden an Entwicklung vermitteln: je verpflichtender, desto deutschen Hochschulen sollen die Gelegenheit besser. haben, BNE zu erwerben. Dafür müssen die Landesministerien, die Hochschulleitungen, die Der neudeutsche Begriff des „Capacity Building“ akademischen Interessensvertretungen wie die verweist auf das dann zu lösende Problem. Woher HRK, die Fachbereichs- und Fakultätsleitungen sollen die Forschungs- und Lehrkapazitäten kom- wie auch alle Lehrenden gemeinsam am kompli- men, um zum einen systematisch an der Lösung zierten Prozess der Umverteilung von Bedeutung der zahlreichen nationalen und internationalen von Fachinhalten auf fachübergreifende Inhalte Nachhaltigkeitsprobleme zu arbeiten und zum mitarbeiten. Das Problem ist lösbar. anderen allen Studierenden ein ausreichendes Veranstaltungsangebot zu machen? Kapazitäten in der Nachhaltigkeitsforschung werden durch die wettbewerblich orientierte Forschungsförde- Wissenschaftlicher Beirat der Bundes- rung geschaffen. Hier können gute Beispiele aus regierung Globale Umweltveränderungen der BMBF- und der EU-Förderung aufgezählt Hauptgutachten 2011 werden. Es reicht aber bei weitem noch nicht aus. Schwierig ist die Kapazitätsbildung in Lehre Welt im Wandel und Studium. Bislang scheint es so zu sein, dass Gesellschaftsvertrag für eine . durch politische Erklärungen die Hochschulen Große Transformation aufgefordert werden, Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Curricula zu integrieren, ohne dass zusätzliche Finanzmittel investiert werden sollen. Vielmehr stehen überall Mittelkürzungen an. Dieser Prozess muss zwangsläufig schleppend vor sich gehen, weil auf die interne Umvertei- lungsfähigkeit gesetzt wird: Aus Einsicht sollen die Fachbereiche auf fachwissenschaftliche Inhalte in ihren Curricula verzichten, um Platz für Nachhaltigkeitsveranstaltungen zu machen. Selbst wenn diese Einsicht vorhanden wäre, stellt sich für viele Einrichtungen die Frage, wer die Veranstaltungen durchführen könnte. Wie viele Dozenten und Dozentinnen gibt es, die grund- legende Veranstaltungen zur Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung durchführen können? Wenn an den 410 Hochschulen in Deutschland jedes Jahr über 400.000 Menschen ein Studium anfangen, werden sehr sehr viele Lehrveranstal- tungen benötigt, um für alle ein Angebot vorhal- ten zu können. Ohne zusätzliche Mittel und ohne politische Unterstützung in der Umverteilung der Bedeu- tung relevanter Inhalte der Curricula können die Hochschulen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Ohne intelligente und neue Organisati- onslösungen können Hochschulen die geforder- ten Kapazitäten nicht zügig aufbauen. Verantwor- tung zuzuweisen ist die eine Seite der Medaille, Verantwortlichkeit ermöglichen die andere. In 11
STUDIERENDE FÜR NACHHALTIGKEIT AN HOCHSCHULEN Für eine Hochschullandschaft in nachhaltiger Entwicklung! Forderungspapier des Netzwerks studentischer Nachhaltigkeitsinitiativen V or dem Hintergrund globaler Herausforde- rungen wie dem Klimawandel, sozialer Un- gerechtigkeit und Ressourcenverknappung ist für zu erkennen. Unser Forderungspapier versteht sich deswegen als ein Impuls aus der Studieren- denschaft, diesen ins Stocken geratenen Prozess uns der Wandel der Hochschulen hin zu einem in seiner Wichtigkeit nochmals zu betonen. Leitbild der nachhaltigen Entwicklung alterna- tivlos. Denn Hochschulen sind gesellschaftliche Wir, das Netzwerk studentischer Nach- Labore, Werkstätten für Zukunftsmodelle und haltigkeitsinitiativen, appellieren: somit Pioniere einer nachhaltigen Entwicklung. Alle Mitglieder der Hochschulen müssen sich der an die Studierenden, sich für die Gestaltung Aufgabe bewusst werden, durch den gemeinsa- ihrer (Aus-) Bildung und damit ihrer Zukunft men Bildungs- und Forschungsauftrag konkrete stärker einzusetzen sowie an ihre jeweiligen Handlungsmöglichkeiten für die heutigen und Dozierenden, Gremien und Hochschulleitungen zukünftigen Herausforderungen einer globalisier- heranzutreten, um eine stärkere Thematisierung ten und komplexer werdenden Welt aufzuzeigen. einer nachhaltigen Entwicklung zu fordern. Mit der Erklärung der HRK und der Deutschen an jeden einzelnen Wissenschaftler und UNESCO-Kommission von Anfang 2010 jede einzelne Wissenschaftlerin, die eigenen „Hochschulen für eine Nachhaltige Entwicklung“ Forschungs- und Lehrtätigkeiten vor dem Hin- wurde dieser Wandel der deutschen Hochschulen tergrund der praktischen und ethischen Heraus- zwar politisch unterstrichen, konkrete Bemühun- forderungen einer nachhaltigen Entwicklung gen sind jedoch nach einem Jahr nur vereinzelt zu hinterfragen. Sie sind gefordert, Inter- und 12
STUDIERENDE FÜR NACHHALTIGKEIT AN HOCHSCHULEN Transdisziplinarität in Form von Projekten und Hintergrund Diskussionsräumen gemeinsam mit anderen Akteur/innen umzusetzen, um Studierenden zu Das Netzwerk studentischer Nachhaltigkeitsini- ermöglichen, ein vernetztes Problembewusstsein tiativen ist eine im Dezember 2010 gegründete zu entwickeln. Plattform für nachhaltigkeitsengagierte junge Menschen. Anhand von einzelnen Aktionen und an die Präsidien und Rektorate der Hoch- längerfristigen Projekten vernetzen wir deutsch- schulen, durch ihre Hochschulpolitik das Verant- landweit Menschen, die als Vertreter/innen wortungsbewusstsein und die Handlungskompe- von Initiativen und/oder als Einzelpersonen im tenzen ihrer Mitarbeiter/innen und Studierenden Hochschulkontext und darüber hinaus engagiert zu fördern sowie das Leitbild und die Verwaltung sind. Wir möchten dadurch zu einem größeren der Universität im Sinne einer nachhaltigen Ent- Wissens- und Erfahrungsaustausch beitragen und wicklung auszurichten. damit Ressourcen für eine nachhaltige Entwick- lung bündeln und entstehen lassen. an die Verantwortlichen in der Bundesregie- rung, den Landesregierungen und an die Die oben skizzierten Forderungen wurden im Mitglieder der Kultusminister- und Hoch- Dezember 2010 entwickelt und im Juni 2011 als schulrektorenkonferenz: Schaffen Sie Be- Petition veröffentlicht. Das ausführliche Forde- dingungen, durch die als unmittelbare Folge rungspapier ist auf unserer Internetseite verfüg- die Integration des Prinzips der nachhaltigen bar. Die dazugehörige Petition ist unser erstes Entwicklung in die Hochschule angestoßen und gemeinsames Projekt, mit dem Ziel zu gestärkt wird. Da dieser Transformationsprozess 1. sensibilisieren – für eine nachhaltige(re) kurzfristig nicht vollständig ohne zusätzliche Entwicklung an Hochschulen Kosten stattfinden kann, ist die Bereitstellung 2. aktivieren – zum Nachdenken und Handeln zusätzlicher Finanzmittel für das deutsche Hoch- 3. evaluieren – Wem und wie vielen Menschen schulsystems unerlässlich. und Organisationen ist nachhaltige Entwick- lung an Hochschulen wichtig? Wir, das Netzwerk studentischer Nach- haltigkeitsinitiativen, fordern konkret: Im September 2011 haben bereits 1.000 Einzel- personen und über 50 Initiativen und Organi- 1. Förderung innovativer Lehr-/Lernarrange- sationen unsere Forderungen mit ihrer Stimme ments unterstützt. Die Petition wird unsere weitere • Förderung innovativer Lernformen Arbeit auch in der Zukunft begleiten und hat – • Institutionelle Förderung von studentischem auch als Spiegel einer Entwicklung – kein Engagement als Lernraum Enddatum. Wir möchten Sie ganz herzlich dazu einladen, ebenfalls mittels der Petition unter 2. Nachhaltiges Handeln universitärer www.nachhaltige-hochschulen.de für eine nach- Institutionen haltigere Hochschullandschaft zu stimmen. Ak- • Integriertes Nachhaltigkeitsmanagement tuell sind Folgeprojekte wie ein Wandercoaching, • Selbstverwaltung der Hochschulen auf eine ein bundesweiter Flashmob, ein Schwarzbuch transparente Informationspolitik der Nicht-Nachhaltigkeit und weitere kleinere • Bundes- und landespolitische Anreize zur Aktionen geplant. Etablierung von nachhaltiger Entwicklung Kontakt: 3. Integration von BNE in die universitäre Interesse am Netzwerk oder weiteren Lehre sowie die Stärkung der Nachhaltig- Informationen? Wir freuen uns. keitsforschung Netzwerk studentischer • Die Integration von nachhaltiger Entwick- Nachhaltigkeitsinitiativen lung als Querschnittsaufgabe in die Rahmen- info@nachhaltige-hochschulen.de prüfungsordnungen und Studiengänge www.nachhaltige-hochschulen.de • Institutionelle Förderung von Inter- und Transdisziplinarität 13
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Nachhaltigkeitsforschung: Was können Hochschulen tun? Georg Müller-Christ Forschungszentrum Nachhaltigkeit, Universität Bremen Julia-Lena Reinermann Zentrum für Logistik und Verkehr, Universität Duisburg-Essen B undeskanzlerin Angela Merkel hat das Wis- senschaftsjahr 2012 zum Jahr der Nachhal- tigkeitsforschung ausgerufen. Sie drückt damit prozess beteiligt. Hochschulen als Einheiten sind in diesen Prozess nur dann involviert, wenn sie Nachhaltigkeit als inhaltliches Differenzierungs- von politischer Seite die Notwendigkeit aus, merkmal bspw. im Exzellenzwettbewerb einset- mehr Wissen darüber zu schaffen, wie Wirtschaft zen wollen oder Teilbereiche unter dem Dach und Gesellschaft einen nachhaltigeren Kurs einer Nachhaltigkeitswissenschaft zusammen- fahren können. Dieser politische Wille stößt auf fassen. Beide Wege werden bisher eher selten einen komplizierten Prozess der Aushandlung gewählt. Gleichwohl hat der Wissenschaftliche relevanter gesellschaftlicher Probleme und ihre Beirat der Bundesregierung für Globale Um- Übersetzung in private und staatliche Förder- weltveränderungen (WBGU) in seinem jüngsten programme zur Nachhaltigkeitsforschung. Die Gutachten zu einem Gesellschaftsvertrag für Nachhaltigkeitsforschung, die auch synonym mit eine Große Transformation der Wissenschaft den dem Begriff der Nachhaltigkeitswissenschaft ver- Hochschulen eine leitende Funktion im Übergang wendet wird, ist eine angewandte Wissenschaft, zu einer dekarbonisierten Gesellschaft zugewie- die sich mit der Erforschung und Umsetzung von sen. nachhaltiger Entwicklung und deren Strategien auf lokaler, regionaler, nationaler, supranationaler Ambivalente Erwartungen an & globaler Ebene beschäftigt. Dabei zeichnet Hochschulen sich die Nachhaltigkeitsforschung vorrangig durch folgende charakteristische Merkmale aus: Es ist nicht einfach für Hochschulen, sich in 1. ihren transdisziplinären Ansatz, 2. Lösungsop- diesem neuen Erwartungsfeld so zu bewegen, tionen für die Weltgesellschaft im Umgang mit dass sie der ihnen zugewiesenen Verantwor- dem natürlichen System aufzuzeigen und 3. die tung für komplexe Problemlösungen gerecht Verantwortungsübernahme gegenüber jetzigen werden können. Es zeigt sich nämlich immer und zukünftigen Generationen. mehr, dass die Erwartungen der Gesellschaft an die Wissenschaft diese in ein Dilemma treibt: An der Aushandlung der nachhaltigkeitsbezoge- Erwartet wird ein immer besseres Verständnis der nen Förderprogramme sind zumeist nur einzelne globalen Zusammenhänge zwischen Biosphäre Wissenschaftler/innen in einem Konsultations- und Anthroposphäre und deren lokale Ausmaße 14
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG (Systemwissen) sowie zugleich die Schaffung pektive gleichgesetzt, denn die soziale Akzeptanz anwendungsnaher Gestaltungsempfehlungen. und die Wissenstransferierung in bestehende So pendeln auch die Themen des Wissenschafts- Lebenswelten sind von unschätzbarer Relevanz, jahres 2012 zwischen Erforschung des Systems um Nachhaltigkeitsinnovationen zu ermöglichen. Erde und der Frage, wie der Einzelne nachhaltig handeln kann. Die Hochschullandschaft steht hier vor der Herausforderung, Wissensbestände einer nach- Letztlich versuchen die Scientific Communities haltigen Entwicklung nicht nur inhaltlich zu in den ersten Annäherungen an diese Verant- organisieren, wie die Entwicklung von inter- und wortung, das Nachhaltigkeitsproblem als direkt transdisziplinären Gütekriterien, sondern auch anschlussfähig an laufende Forschungsschwer- strukturelle Anreize zu schaffen, die es ermögli- punkte darzustellen. Dies gelingt den Natur- und chen, neue Arbeitsweisen zu stützen. In diesem Ingenieurwissenschaften in Deutschland bisher Sinne zeigt die Abbildung „Handlungsfelder besonders gut, wenn es um tiefergehende Er- und Zugänge der Nachhaltigkeitsforschung“ kenntnisse zu Ressourceneffizienz und Schad- holzschnittartig auf, wie Zugänge zur Nachhaltig- stoffvermeidung geht. Ein Großteil der öffent- keitsforschung logisch zu den großen Nachhaltig- lichen und privaten Fördermittel fließt deshalb keitsforschungsthemen passen. Eine entscheiden- auch in diesen Bereich. Den Gesellschafts-, de Aussage der Abbildung soll der Hinweis sein, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften scheint dass mit der Zunahme der Anzahl der Akteure im die Darstellung des friktionsfreien Anschlusses Erkenntnisprozess der Koordinationsaufwand, an laufende Forschungsdesigns nicht so einfach der nicht direkt in Erkenntnisse mündet, erheb- zu gelingen. Seit Jahren wird deshalb gefordert, lich zunimmt. Für diesen Koordinationsaufwand Gesellschafts-, Geistes- und Wirtschaftswissen- wird an den Hochschulen und durch die Förder- schaften stärker in die Nachhaltigkeitsforschung mittelgeber immer noch zu wenig Arbeitskapazi- einzubeziehen. In dieser Broschüre finden sich tät finanziert. einige Beispiele, wie Hochschulen dieser Anfor- derung institutionell gerecht werden. Große Themen der Nachhaltigkeitsforschung Zugänge Systematisierung der großen zur Nachhaltig- Nachhaltigkeitsthemen keitsforschung Ressourcen- Soziale Transformation inanspruchnahme Innovationen Das BMBF umschreibt in seinem Eckpunktepa- pier „Europas Zukunft gestalten – Agenda für transdisziplinär Strukturelle Innovation und Nachhaltigkeit“ (s. hierzu: http:// Übergänge www.fona.de/fp8/03062011_EP_de.pdf) mit zwei Themen die großen Nachhaltigkeits-Herausfor- interdisziplinär Menschliches Verhalten derungen: 1. Nachhaltige Ressourcennutzung und flächen- bzw. raumbezogenes Ressourcenmanagement disziplinär Technologie 2. Umweltfaktoren und -risiken als Triebkraft für globale wirtschaftliche und soziale Veränderun- Komplexitätssteigerung in der gen. Abstimmung der Akteure Dabei weist es ebenfalls darauf hin, wie wichtig die übergreifende, disziplinäre Zusammenarbeit, Handlungsfelder und Zugänge der Nachhaltigkeitsforschung die Einbeziehung von Praxisakteuren und die Schaffung von Anwendungswissen sind. Hierbei Koordination von inter- und beruft sich das Papier unter anderem auch auf das transdisziplinären Forschungsprozessen WBGU Gutachten 2011 mit dem Thema: Große Transformation. Unter einer Großen Transforma- Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Beob- tion wird die Hinwendung zu einer klimaverträg- achtung, dass Hochschulen bisher noch weit- lichen Weltgesellschaft verstanden. Dabei wird gehend disziplinär in Fachbereiche strukturiert eine Veränderung bestehender Produktions- und sind. Diese disziplinäre Struktur wird häufiger Konsumoptionsmuster hin zu einer Dekarboni- überlagert mit interdisziplinären Einrichtungen, sierung der Energiesysteme und einer Gestaltung in denen Forschende verschiedener Diszipli- klimaverträglicher Gesellschaften favorisiert, die nen an gemeinsamen Fragestellungen arbeiten. eine deutliche Reduzierung der Ressourceninan- Damit spielen viele Hochschullehrer/innen spruchnahme und eine umfassende Energiefor- Doppelrollen in Fachbereichen und Fakultäten schung impliziert. „Interdisziplinär“ wird auch und als Mitglieder fachbereichsübergreifender hier mit der Einbeziehung der Verhaltenspers- Forschungseinrichtungen. Die Karrierewege 15
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG von Wissenschaftler/innen müssen indes noch oder ministeriell erzwungener Profilierung. Neue disziplinär beschritten werden. Weiterhin fehlt Schwerpunkte können dabei nicht willkürlich ein einheitliches Verständnis von Inter- und gesetzt werden, sondern müssen aus vorhandenen Transdisziplinarität; ein methodologisches Gerüst Forschungstätigkeiten entwickelt werden, die und ein transdisziplinäres Vorgehensverständnis bereits eine kritische Größe und einen sichtbaren werden im wissenschaftlichen Diskurs bisher auf Erfolg erzielt haben. Dies gilt natürlich auch für verschiedenen Ebenen betrachtet und fokussieren die Nachhaltigkeits- oder Transformationsfor- dabei auf unterschiedliche Thematiken. schung, deren hochschulspezifisches Profil auf den vorhandenen Disziplinen sowie den positiven Das praktische Erleben interdisziplinärer For- Erfahrungen interdisziplinärer Arbeit aufbauen schungstätigkeit zeigt vielen Wissenschaftler/in- kann. Sinnvoll ist es deshalb, in einem ersten nen, dass das Zusammentreffen disziplinärer Lö- Schritt die Vision einer hochschulspezifischen sungsansätze auf komplexe Probleme eine große Nachhaltigkeits- oder Transformationsforschung Herausforderung an Toleranz und Verständnis in einem Leitbild oder einem Mission Statement für andere Disziplinen ist. Interdisziplinarität, in Absprache mit den Fachbereichen oder Fakul- gelebt nicht im Sinne einer Aneinanderreihung täten festzuhalten. disziplinärer Perspektiven, sondern als integra- tive Problembeschreibung und Lösungssuche, Ist das Thema Nachhaltigkeitsforschung in der erfordert einen hohen Koordinationsaufwand Hochschule akzeptiert, können die üblichen zwischen den Beteiligten. Dieser Koordinations- hochschulinternen Förderinstrumente eingesetzt aufwand nimmt noch einmal zu, wenn Wissen- werden: schaftler/innen transdisziplinär arbeiten. Dann • Es können Bühnen akademischer Diskurse gilt es nicht nur, interdisziplinäre Theorien und geschaffen werden, auf denen Forscher/innen Wissensbestände zu integrieren, sondern auch unterschiedlicher Disziplinen miteinander ins noch die anwendungsnahen Wissensbestände Gespräch kommen können. der Praktiker/innen. Solche Forschungsprozes- • Es können neue Förderformate entwickelt se werden immer aufwändiger, komplexer und werden, die insbesondere auf die Eigengesetz- unsicherer in ihrer Ergebnisausrichtung. Dennoch lichkeiten von interdisziplinärer und transdis- würde es dem gesellschaftlichen Auftrag einer ziplinärer Forschung ausgerichtet sind: Der praktizierten Nachhaltigkeitsforschung gerecht Koordinationsaufwand ist hoch und der For- werden, wenn die betroffenen Praxisakteure und schungsprozess risikoreicher aufgrund des ihr Wissen mit einbezogen würden, um so das aufwändigen Abstimmungsprozesses. erworbene Wissen handlungsfähig zu machen. • Es können finanzielle Anreize, insbesondere Denn gelebte Nachhaltige Entwicklung benötigt durch die W-Besoldung gesetzt werden, damit vor allem die Möglichkeit der Teilhabe, somit Forscher/innen sich an der Nachhaltigkeits- und auch die Teilhabe nicht-wissenschaftlicher Ak- Transformationsforschung beteiligen. teure an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Des • Vorhandene Professorenstellen können beim Weiteren ermöglicht sie ein reflexives Lernen Wechsel thematisch ganz auf Nachhaltigkeits- zwischen Gesellschaft und Wissenschaft. Nur so themen ausgerichtet werden oder die inhaltli- kann die Nachhaltigkeitsforschung nicht nur ihrer chen Ausrichtungen können um Nachhaltig- Aufgabe, neue Erkenntnisse zu gewinnen und keitsthemen angereichert werden. diese zu systematisieren, sondern auch Ihrer Ver- Die Denominationen der Lehrstühle und Fach- antwortung als gesellschaftlicher Akteur gerecht gebiete sind sicherlich der kräftigste Hebel werden. einer Hochschulleitung, um im Diskurs mit den Fachbereichen und Fakultäten Nachhaltigkeits- Steuerung der Nachhaltigkeitsforschung forschung an einer Hochschule sichtbarer zu ma- durch Hochschulleitungen chen und Forschungsrichtungen aufeinander ab- zustimmen. Gleichwohl bedarf dieser Weg einer Das Setzen neuer Forschungsschwerpunkte ist klaren Schwerpunktsetzung sowie eines externen für Hochschulleitungen eine schwierige Aufgabe, ministeriellen Drucks, der durch finanzielle weil mit der Formulierung von Forschungs- Anreize begleitet wird. Viele Hochschulleitungen themen nicht nur Bedeutungszuweisungen und sind in den vergangenen Jahren geübter darin ge- Ressourcenerwartungen verbunden sind, son- worden, thematische Schwerpunktsetzungen und dern vor allem auch Bedeutungsreduzierungen Profilierungen auszuhandeln, um die Institution vorhandener Schwerpunkte. Zumeist gelingt eine von anderen Hochschulen deutlich abzugrenzen. solche Setzung durch Hochschulleitungen nur in Mikropolitisch ist dieser Aushandlungsprozess besonderen Gelegenheitsfenstern, wie bspw. bei von äußerster Brisanz, weil mit jedem neugebau- der Exzellenzinitiative, strukturellen Brüchen bei ten Forschungsleuchtturm andere Themen in den Fusionierungen oder Trennungen von Einheiten Schatten zurückfallen. 16
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Disziplinäre Forschung zur ten konfrontiert. Die größte Unsicherheit besteht Ressourceninanspruchnahme vermutlich immer noch darin, dass interdiszi- plinäre Forschungsergebnisse durch disziplinär Gerade im Bereich der Forschungen zur Ressour- strukturierte Reviewprozesse müssen, um in cen- und Energieeffizienz gibt es viele techni- anerkannten Journals veröffentlicht zu werden. sche Fragen, die im Rahmen der Ingenieur- oder Naturwissenschaften bearbeitet werden können. Interdisziplinäre Forschung ergibt sich nicht von Eine Kooperation relativ nah verwandter Diszi- alleine. Die Koordination effektiver interdiszipli- plinen ist zumeist noch ohne großen Aufwand närer Forschung verlangt eine eigene Arbeitska- zu koordinieren, weil die Denkmodelle und die pazität, ein Aufgabenprofil, welches zunehmend Wissenschaftssprache einheitlich sind. Diszipli- als Wissenschaftsmanagement umschrieben wird. näre Forschung muss von Hochschulleitungen Wer einmal einen gemeinsamen Erkenntnispro- nicht zwangsläufig zur Nachhaltigkeitsforschung zess mit Forscher/innen verschiedener Diszi- begleitet werden. Die Forschenden verstehen es plinen termingerecht zu einem Ergebnis führen relativ gut, mit ihrer Expertise auf Ausschrei- musste, kennt die Leistungen dieses Moderati- bungen zu reagieren und geeignete Drittmittel onsprozesses. Hochschulleitungen können diesen einzuwerben. Moderationsprozess fördern, indem sie ver- schiedene Bühnen des Austauschs der Vertreter/ Hochschulleitungen sind zum einen dann gefor- innen verschiedener Disziplinen schaffen. Die dert, wenn disziplinorientierte Nachhaltigkeits- Erfahrung zeigt, dass Hochschullehrer/innen, forschung so innovativ und risikoreich in der die sich einmal die Zeit für einen Austausch mit Erkenntnis ist, dass sie herkömmliche Review- Kolleginnen und Kollegen anderer Disziplinen verfahren nicht bestehen kann. Hochschullei- genommen haben, zumeist zutiefst beeindruckt tungen sind zum anderen dann gefordert, wenn von den Forschungsarbeiten anderer sind und bestimmte Einzeldisziplinen oder Fachrichtungen schnell Vorurteile gegenüber anderen Disziplinen sich noch nicht der Nachhaltigkeitsforschung abbauen. Solche Bühnen des Austauschs müssen zugewandt haben, obwohl dies für das Profil der geschickt von Hochschulleitungen inszeniert Hochschule sehr förderlich wäre. Dies könnte werden, damit die Wissenschaftler/innen das insbesondere für die Wirtschafts-, Sozial- und Angebot als attraktiv bewerten und annehmen. Geisteswissenschaften gelten, die auch inter- Veranstaltungen außerhalb der Hochschule bieten essante Nachhaltigkeitsfragen eher disziplinär sich dafür an. bearbeiten könnten, dies aber bislang kaum tun. Die Entwicklung geeigneter Förderformate und Wenn die Kooperationsbereitschaft hergestellt ist, die Bereitstellung angemessener finanzieller An- können wie bei der Intensivierung der disziplinä- reize sind Instrumente, die Hochschulleitungen ren Forschung neue Förderformate die notwendi- zur Förderung disziplinärer Forschung einsetzen ge Koordinationskapazität zur Verfügung stellen können. und finanzielle Anreize die Umbewertung laufen- der Forschungstätigkeiten beschleunigen. Interdisziplinäre Forschung zur Verhaltensveränderung Transdisziplinäre Forschung für eine Große Transformation Ganz holzschnittartig lässt sich sagen, dass die Nachhaltigkeitsforschung immer dann interdis- Die neu auftauchenden „Trans“-Begriffe stellen ziplinärer eingefordert wird, wenn sich in der anspruchsvolle Konzepte für eine Nachhaltig- Praxis herausstellt, dass die Wirkungsmacht von keitsforschung dar. Der Wissenschaftliche Beirat Technologien vom Verhalten der Anwender/innen für Globale Umweltveränderungen will die abhängt. Die umgekehrte Frage, welcher Tech- Transformationsforschung intensiviert wissen, nologien ein nachhaltiges Verhalten bedarf, wird die Forschung für einen Übergang in dekarboni- noch zu selten gestellt. Gleichwohl lässt sich sierte Gesellschaften. Transdisziplinarität wird vereinfacht sagen, dass wirkliche Interdisziplina- schon länger als die Methode der Wahl für eine rität dann entsteht, wenn Natur- und Ingenieur- effektivere Nachhaltigkeitsforschung diskutiert. wissenschaften gemeinsame Forschungsfragen, In den interdisziplinären Forschungsprozess gemeinsame Methoden und gemeinsame Er- sollen Praxisakteure, wie Unternehmen oder kenntnisprozesse mit den Wirtschafts-, Sozial- zivilgesellschaftliche Gruppierungen, eingebun- und Geisteswissenschaften entwickeln. Eine den werden. Wissenschaftliche und praktische solche gleichgewichtige Entwicklung interdis- Wissensbestände werden miteinander verbunden ziplinärer Forschungsarbeit ist im deutschen und erhöhen damit die gesellschaftliche Akzep- Wissenschaftssystem eher seltener anzutreffen, tanz und Legitimation einer Großen Transforma- da sie die Forschenden mit großen Unsicherhei- tion. In der am weitesten gedachten Form wird 17
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG das alltägliche, oft implizite Handlungswissen Konkrete Förderinstrumente bereitzustellen ist gleichberechtigt neben das akademische Wissen sicherlich einer der letzten Schritte dabei. Die gestellt, um aus diesen unterschiedlichsten For- Bereitschaft, einen methodischen Lernprozess men des Vorwissens durch geeignete Methoden der Wissenschaftler/innen zu initiieren und zu gemeinsame Erkenntnisse zu machen. koordinieren, ist eine wichtige erste strategische Entscheidung. Die Bestandsaufnahme der vor- Das Gutachten des WBGU 2011 schlägt vor, zwi- handenen Forschungsschwerpunkte und Prüfung schen dem Forschungsfeld der Transformations- hinsichtlich ihrer Eignung für die Transformati- forschung und dem Begriff der transformativen onsforschung und die transformative Forschung Forschung zu unterscheiden. Das Forschungsfeld ist der nächste strategische Schritt. Die Ergän- der Transformationsforschung beschäftigt sich zung der hochschulinternen Belohnungs- und vor allem mit grundlegenden Entwicklungen Anreizsysteme einer outputorientierten Bewer- großer transformativer Momente, wie z.B. dem tung (Publikationsdichte, Drittmittel) um eine Beginn der Industrialisierung durch die Dampf- inputorientierte Bewertung stellt eine große maschine 1785. Dabei spielen der Lernprozess Herausforderung dar: Wie kann der aufwändige von solchen Momenten und die Vernetzung Einsatz für langdauernde und unsichere trans- sozial-, natur- und ingenieurwissenschaftlicher disziplinäre Erkenntnisprozesse kriteriengestützt Perspektiven eine besondere Rolle. honoriert werden? Die transformative Forschung wird seitens des WBGU vor allem als eine Forschung betrachtet, die hilft, Veränderungsprozesse von Gesellschaf- ten zu fördern. Dabei verbindet sie die Förderung von technologischen Innovationen in die Kons- umforschung mit der Verhaltensthematik. Trans- formationsbildung und transformative Bildung ist dann die analoge Unterscheidung, die die Erkenntnisse der beiden Forschungsrichtungen in die Lehre trägt. Transformations- Transformations- forschung (Tf) bildung (Tb) transformative transformative Forschung (tF) Bildung (tB) Das Transformative Quartett der Wissensgesellschaft Die Förderung einer hochkomplexen Forschung zum Umbau einer Gesellschaft erfordert eine anhaltende und methodisch hoch professionel- le Koordination interdisziplinär forschender Wissenschaftler/innen untereinander und mit den Praxisakteuren. Hochschulleitungen, die dieses Forschungsfeld nicht den außeruniversitären For- schungseinrichtungen allein überlassen wollen, sollten sofort anfangen, die Rolle der Univer- sität als Pionier des Wandels neu zu definieren. 18
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 19
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Katholische Universität Eichstätt- Hochschule für nachhaltige Entwicklung Ingolstadt – Interdisziplinarität Eberswalde & Universität Potsdam – An der Katholischen Universität Eichstätt- Kooperatives Promotionsprogramm Ingolstadt existieren seit Anfang 2010 ein „Klimaplastischer Naturschutz“ interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt Weltweit bewirken globale Veränderungen und ein Graduiertenkolleg zum Thema von Klima und Landnutzung einen dra- Nachhaltigkeit in Umwelt, Wirtschaft und matischen Wandel ökologischer Systeme. Gesellschaft, an dem 22 Wissenschaftler/ Da dies zu einem Wandel der biologischen innen beteiligt sind. Vielfalt führt, ist es eine dringliche Auf- www.ku-eichstaett.de/forschung/for- gabe des Naturschutzes, diesen Wandel schungsschwerpunkte_graduiertenkollegs/ zu begleiten und die Widerstands- und graduiertenkolleg_nachhaltigkeit Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen zu fördern. Im Jahre 2009 wurde das kooperative Promotionsprogramm Klima- plastischer Naturschutz an der Universität Potsdam und der Hochschule für nachhalti- ge Entwicklung (FH) Eberswalde gestartet. Es hat zum Ziel, nachhaltige Konzepte und Strategien zu erforschen und zu entwi- ckeln, die einen modernen Naturschutz unter den Bedingungen des beschleunig- BMBF-Rahmenprogramm Forschung für ten Umweltwandels gewährleisten. Das Nachhaltige Entwicklungen (FONA) Promotionsprogramm ist in die Potsdam Forschung für nachhaltige Entwicklungen Graduate School (PoGS) integriert. Die bietet einen integrierten, systemorientier- PoGS bietet ein Netzwerk für PhD und ten Ansatz, der innovative Konzepte und Promotionsprogramme aller Fakultäten der Lösungen für diese Herausforderungen Universität Potsdam, unterstützt sie bei der entwickelt. Sie soll Entscheidungsgrund- Einhaltung von definierten Qualitätsstan- lagen für zukunftsorientiertes Handeln dards und bietet interdisziplinäre Kurse an. legen. Dazu integriert das BMBF-Rahmen- www.klimaplastischer-naturschutz.de programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen“ den gesamten For- schungsprozess von den Grundlagen bis Carl von Ossietzky Universität Oldenburg – zur Anwendung. Bis zum Jahr 2015 stellt Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeits- das BMBF mehr als zwei Milliarden Euro forschung Fördermittel für die Entwicklung nachhalti- Das wissenschaftliche Zentrum COAST ger Innovationen bereit. bündelt die Forschung der Universität Ol- www.fona.de denburg im Themenfeld Umwelt und Nach- Universität Bern – Begleitforschung zu haltigkeit. Besonderes Merkmal ist die dis- Sozial-ökologischer Forschung ziplinübergreifende Zusammenarbeit von Die Sozial-ökologische Forschung (SÖF) Natur-, Sozial-, Wirtschaftswissenschaften gehört zum Rahmenprogramm „Forschung und Informatik. Das verbindende Element für nachhaltige Entwicklungen“ des BMBF. liegt in der Entwicklung gesellschaftlicher Das BMBF fördert in den Jahren 2008–2012 Lösungsansätze im Kontext von Klimaan- im Rahmen der SÖF den Themenschwer- passung, Energie und Entwicklungsfragen punkt „Vom Wissen zum Handeln – Neue in einem starken Raumbezug. Wege zum Nachhaltigen Konsum“. Eine www.coast.uni-oldenburg.de an der Universität Bern angesiedelte Begleitforschung unterstützt Synthese und Vernetzung der zehn deutschland- weit beteiligten transdisziplinären For- schungsverbünde, den (inter)nationalen Erfahrungsaustausch sowie den Transfor- mationsprozess in gesellschaftliche Hand- lungs- und Politikbereiche. www.sozial-oekologische-forschung.org/ de/947.php 20
FORSCHUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Universität Duisburg-Essen – BENA Zeppelin Universität – European Center for Das Projekt „BENA – Nachhaltigkeit ent-. Sustainability Research I ECS decken“ ist ein selbst konzipiertes, akqui- Das ECS ist eine unabhängige Plattform für riertes, geleitetes und umgesetztes Projekt interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung der Initiative für Nachhaltigkeit e.V. an mit dem Anspruch, Nachhaltigkeit als der Universität Duisburg-Essen (UDE) vielschichtige Problemlage zu erfassen und (Stichwort: Bottom-up Ansatz). Finanziell einen Deutungs- und Forschungsansatz zu und ideell wird es seitens des Rektorates entwickeln, der eine neue und umfassen- der Universität Duisburg-Essen (Stich- de Sicht der Nachhaltigkeit widerspiegelt. wort: Top-down Ansatz) für den Zeitraum Bereits vor der feierlichen Eröffnung am 2010–2012 gefördert und erfährt inhaltliche 1. Dezember 2011 konnte das ECS zum und organisatorische Unterstützung durch Herbstsemester nach sorgfältiger Vorbe- den Nachhaltigkeitsbeauftragten der UDE, reitung mit nunmehr vier Wissenschaftlern Herrn Prof. Dr. Ulrich Schreiber. Das Projekt seine wissenschaftliche Arbeit aufnehmen. hat in der deutschen Hochschullandschaft Im Zentrum steht dabei die Erforschung ein Alleinstellungsmerkmal, indem Bottom- der wirtschaftlichen, politischen, ökologi- up und Top-down Ansatz multidisziplinär schen und kulturellen Grundlagen einer gemeinsam kulturelle Transformationspro- zukunftsfähigen, generationsgerechten zesse für eine Nachhaltige Entwicklung an Gesellschaft. Die Finanzierung des ECS der UDE und in der Region Ruhr fördern. wird von Förderern mit unterstützt. Ziel des Projektes ist es, mithilfe verschie- www.zeppelin-university.de/deutsch/ dener Kommunikationsmaßnahmen Nach- lehrstuehle/ecs/profile_de.php haltigkeitsakteure und ihre Aktivitäten aus der Universität, der Zivilgesellschaft und dem Unternehmertum in der Region zu erheben und miteinander zu vernetzen. Das Projekt bietet darüber hinaus ange- henden Nachwuchswissenschaftler/innen Eberhard Karls Universität Tübingen – die Möglichkeit, selbstständig Maßnahmen Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten anzustoßen und diese durchzuführen. In diesem Wintersemester wird erstmalig www.uni-due.de/bena der Nachhaltigkeitspreis für Abschlussar- beiten von der Universität Tübingen verge- ben. Das Konzept dieses Preises wurde von dem seit einem Jahr bestehenden Beirat für Nachhaltige Entwicklung entwickelt, auf Initiative von und in Zusammenarbeit mit der StudierendenInitiative Greening the University e.V. Tübingen. Mit dem Nachhal- tigkeitspreis für Abschlussarbeiten sollen jährlich jeweils bis zu drei Bachelor- und Masterarbeiten (bzw. äquivalente akademi- sche Leistungen) prämiert werden. Mit der Ausschreibung des Nachhaltigkeitspreises möchte die Universität sowohl Anreize für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema der nachhaltigen Entwick- lung schaffen als auch bestehende gute Lehre und Forschung an der Universität Tübingen sowie deren Relevanz für die Gesellschaft sichtbar machen. www.greening-the-university.de/index. php/aktuelles 21
Sie können auch lesen