Trompete und Orchester - 4./5. MAI 2019
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SAISON 19 /20 DIE NEUEN ABOS SIND DA! Marek Janowski Chefdirigent und künstlerischer Leiter ab 2019 / 2020 ticket@dresdnerphilharmonie.de dresdnerphilharmonie.de
PROGRAMM Joseph Haydn (1732 – 1809) Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob VIIE:1 (1796) Allegro Andante Finale. Allegro Bernd Alois Zimmermann (1918 – 1970) Konzert für Trompete und Orchester „Nobody knows de trouble I see“ (1954) PAUSE Bernd Alois Zimmermann Suite aus „Das Gelb und das Grün“ — Musik zu einem Puppenthetaer (1952) Prolog Burleske Kleiner Walzer Phantasmagorie — Marsch Epilog Joseph Haydn Sinfonie Nr. 94 G-Dur Hob I:94 „Mit dem Paukenschlag“ (1791/92) Adagio — Vivace assai Andante Menuet. Allegro molto Finale. Allegro di molto Karl-Heinz Steffens | Dirigent Håkan Hardenberger | Trompete Dresdner Philharmonie
Jens Schubbe DAS INSTRUMENT DER KÖNIGE UND DER VERSKLAVTEN ASPEKTE DER SOZIALGESCHICHTE DER TROMPETE Die Trompete hat eine lange Geschichte. spieltechnische Anforderung: Das Spiel in Man kennt trompetenartige Instrumente dieser hohen Lage, dem sogenannten Clarin- schon aus dem alten Ägypten, der römischen, Register, galt und gilt als die hohe Kunst des griechischen, jüdischen und keltischen Trompetenspiels. Kultur. Die uns heute bekannte Form der Etwa seit der Renaissance wuchs der Trom- Trompete war gekoppelt an die Kunst pete – und das ist in der Instrumenten- des Rohrbiegens, wobei unklar ist, ob diese geschichte ein wohl einmaliger Vorgang – Handwerkstechnik aus der Antike ins der Status eines privilegierten Herrschafts- Mittelalter übernommen wurde oder im symbols zu: Sie diente einerseits der höfi- Abendland neu erfunden werden musste. schen Repräsentation, andererseits der Jedenfalls sind gewundene Formen des Signalgebung im Bereich des Militärischen. Trompetenrohres in der abendländischen Das damit verbundene Prestige des Instru- Kultur erst seit dem 14. Jahrhundert nachzu- ments übertrug sich auch auf die Musiker. weisen. Im ausgehenden Mittelalter bildete Trompeter hatten – im Unterschied zu sich jene Form der Trompete heraus, die anderen Instrumentalisten – den Rang hoher bis zum 18. Jahrhundert nahezu unverändert Beamter oder Militärs. Es war zeitweise blieb und die wir heute als Barocktrompete streng untersagt, dieses Instrument außer- kennen. Auf diesen Instrumenten konnte halb der durch die jeweiligen Herrscher man nur die Teiltöne der Obertonreihe spielen, zugewiesenen Bereiche zu benutzen. Nur zu deren Grundton durch die Länge des Rohres besonderen Anlässen – etwa hohen kirchli- bestimmt wurde. Das bedeutete, dass erst chen Feiertagen – erlaubte mancher Fürst die ab der 4. Oktave eine vollständige Skala Mitwirkung seiner Trompeter in gemischten zur Verfügung stand, deren einzelne Töne Ensembles. Als im Frühbarock die Trompete einzig durch Änderung der Lippenspannung Eingang in der Kunstmusik fand, diente sie intoniert werden konnten – eine enorme konsequenter Weise oft zur symbolischen 2 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
Barocktrompete Darstellung des Königlichen, Herrscherli- chen. Allmählich aber wurde sie ihrer spezi- fischen sozialen Funktion enthoben, fand sie ihren Platz in den sich herausbildenden Ensembles und Orchestern und war sie ein beliebtes Soloinstrument in verschiedenen konzertanten Musizierformen, die sich aus- gehend von Italien zu etablieren begannen. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert wurden die instrumententechnischen Entwicklungen so weit getrieben, dass das Instrument nicht länger auf die Töne der Naturtonreihe beschränkt war und fester Bestandteil des Orchesters moderner Prä- gung werden konnte. Man könnte – etwas überspitzt und verkürzt – sagen: Die Sozialgeschichte der Trompete in der europäischen Musik ist eine ihrer Demokratisierung – vom Instrument der Mächtigen, Herrschenden hin zu einem Instru- ment, das seine herausgehobene Funktion aufgab zugunsten einem ungeheuer breiten Spektrum der Verwendung in Musik verschie- denster Couleur. Trompete und Orchester 3
Louis Armstrong Auf der anderen Seite des Atlantiks hingegen, vor Fragen über Fragen gestellt. Sie sind oft in den USA, war das Instrument eingebunden beantwortet worden und doch unbeantwortet in die Entwicklung des Jazz, dessen Geburt geblieben. Niemand hat sie verschleiert, aber Kurt Pahlen anschaulich beschrieben hat: was von einem unterdrückten Volk, einer „Plötzlich war sie da, diese meistverbreitete, geknechteten Klasse stammt, hat es überaus diese magische Musik des 20. Jahrhunderts. schwer, seinen Weg in die Geschichte zu Plötzlich trat sie heraus aus den hell sonnen- finden. […] Eines nur ist sicher […]: Ohne bestrahlten und doch elend düsteren Kaschem- die Sklaverei […] in den USA gäbe es keinen men, zweifelhaften Tanzlokalen, verrufenen Jazz.“ In den Jazzformationen verschiedenster Höhlen von Laster und Verbrechen im ‚tiefen Richtungen spielte zunächst das Kornett Süden‘ der USA, der einem verwundeten (eine größer mensurierte, weicher klingende Löwen gleich die Wunden leckte, die der Bauform) und dann die Jazz-Trompete eine Sezessions- und Bürgerkrieg ihm geschlagen herausragende Rolle. Wichtige, die Entwick- hatte und der kaum ernsthaft daran dachte, lung des Jazz prägende Musiker waren der grausamen Unterdrückung der Schwarzen Trompeter: darunter Louis Armstrong, ein Ende zu bereiten. Wie und wann aber Rex Stewart, Dizzy Gillespie, Miles Davis, war die später ‚Jazz‘ genannte Musik in diese um nur einige wenige zu nennen. bedrückende Umwelt geraten? In den beiden Trompetenkonzerte von Joseph War das wirklich ihre Heimat? Woher Haydn und Bernd Alois Zimmermann stammte sie? Wer hatte ihr schließlich den spiegeln sich Aspekte der hier aufgezeigten, Namen ‚Jazz‘ gegeben? Wer in die Vergangen- sich wandelnden sozialen Konnotationen des heit dieser Musik eindringen will, sieht sich Instruments. 4 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
GESANG STATT FANFAREN JOSEPH HAYDNS TROMPETENKONZERT Es gibt von Joseph Haydns Bruder Michael „großen öffentlichen Akademie“ (wie man ein Trompetenkonzert in C-Dur, das noch Konzerte damals nannte) präsentierte, in der für die barocke Form des Instruments kompo- auch Haydns Konzert uraufgeführt wurde. niert worden ist. In der Diktion entspricht Die musikliebende Öffentlichkeit allerdings dieses Werk schon ganz dem klassischen zeigte kein sonderlich großes Interesse. Musizierstil. Freilich muss das Solo-Instru- Einem Tagebucheintrag von Joseph Carl ment häufig in sehr hoher Lage spielen, weil Rosenbaums zufolge sei die Veranstaltung nur dort die Töne zur Verfügung stehen, um „leer“ gewesen. Eigentlich schade, denn die angestrebte liedhafte Melodik realisieren Haydn nutzte die neuen Möglichkeiten des zu können. Das Trompetenkonzert Es-Dur Instruments weidlich aus. Nie zuvor war die von Joseph Haydn hingegen verdankt sich Trompete in dieser Weise als ein beseeltes, einer Erfindung, die genau diesem Manko singendes Instrument eingesetzt worden. der traditionellen Trompeten abhelfen sollte. Zwar mischt sie sich in der Orchesterexposi- Der Wiener Instrumentenbauer Anton tion zunächst mit den trompetentypischen Weidinger hatte 1796 eine „organisierte Dreiklangsbrechungen ein, während das Thema Trompete mit Klappen, mittels derer sich in vom Orchester, namentlich den Violinen allen Lagen alle chromatischen Töne erzeugen präsentiert wird, aber dann singt die Trom- lassen“, erfunden und Haydn das neue pete die Melodie ebenso schön nach, erobert Instrument vorgestellt. Neben Haydn hatte dabei auch die mittlere und tiefe Lage und er noch einige weitere Komponisten mit erhält später noch Gelegenheit, chromatische Werken für das Instrument beauftragt, das Gänge einzustreuen. Im liedhaften langsamen er am 28. März 1800 in Wien während einer Satz wird die Trompete gleichsam in den Trompete und Orchester 5
Klappentrompete Streichersatz integriert – vielleicht auch, weil JOSEPH HAYDN die Trompete Weidingers weicher und dunkler * 31. März oder 1. April 1732 in Rohrau, klang als die traditionellen Instrumente. Niederösterreich Mal dialogisiert, mal duettiert sie mit den † 31. Mai 1809 in Wien ersten Geigen, dann macht sie mit den zwei- ten Geigen oder den Bratschen gemeinsame KO N Z E R T F Ü R T R O M P E T E U N D Sache. Im Finale verbindet sich das kantable ORCHESTER ES-DUR Element mit Virtuosität und dem Brio eines temperamentvollen Kehraus. Entstehung Die Erfindung Weidingers, für die später 1796 auch das Trompetenkonzert von Johann Uraufführung Nepomuk Hummel geschrieben wurde, 28. März 1800 mit Anton Weidinger erwies sich nur als eine Übergangslösung. als Solist im Wiener Burgtheater Bereits 1813 hatte Heinrich Stölzel einen Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt Ventilmechanismus erfunden, der in Blech- 23. April 2016 mit Alison Balsom als Solistin blasinstrumenten zunehmend Anwendung unter der Leitung von Michael Sanderling fand und Weidingers Klappenmechanismus Besetzung bald verdrängen sollte. 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher Spieldauer ca. 14 Minuten 6 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
Bernd Alois Zimmermann 1954 TIEFENSCHICHTEN DER MENSCHLICHEN SEELE ZIMMERMANNS „NOBODY KNOWS DE TROUBLE I SEE“ Als „die ergreifendste Klage über die Leiden reichende Ausdruckskraft des Spirituals dürfte der Sklaverei“ hat Monika Plessner das Bernd Alois Zimmermann dazu bewogen Spiritual „Nobody knows the trouble I’ve haben, es zur Grundlage seines Trompeten- seen“ bezeichnet. Wer es um die Mitte des konzertes zu machen. Dabei modifizierte er 19. Jahrhunderts gedichtet und die Melodie den Titel des Spirituals behutsam, aber in erfunden hat, ist unbekannt. Aufgezeichnet bezeichnender Weise: Aus „Nobody knows wurde es von Harry Thaker Burleigh, einem the trouble I’ve seen“ wurde „Nobody knows Bariton und Schüler Dvořáks. Von den de trouble I see“. Aus der vollendeten Ver- Musikern des Jazz wurde es immer wieder gangenheit wurde also das Präsenz. Die Not, aufgegriffen und entwickelte sich zum Jazz- Angst und Verzweiflung, aus der das Spiritual Standard. Unvergleichlich beispielsweise die geboren wurde, sind für Zimmermann nicht Interpretationen durch Louis Armstromg, in abgegolten, sondern allgegenwärtig. denen Bitterkeit, Verzweiflung und Würde In der Musik des 20. Jahrhunderts gab es vereint sind. Eben diese – wie er selbst formu- eine Vielzahl von Versuchen, den Jazz und lierte – „in die Tiefenschichten der Seele“ die aus der europäischen Tradition erwachsene Trompete und Orchester 7
Kunstmusik zu verbinden: von Gershwin Saxophone erweitert; für Klarinette, Trom- über Strawinski bis zu Weill, Krenek, Hinde- peten und Posaune fordert Zimmermann mith, Milhaud, Bernstein und vielen anderen. ausdrücklich Jazz-Instrumente. Neben dem Keinem aber gelang es so wie Zimmermann, Paukisten sollen drei ausgewiesene Jazz- das expressive Potential des Jazz zu entfesseln. Spieler das übrige reich besetzte Schlagwerk Es ging ihm – in seinen eigenen Worten – bedienen. Der Sphäre des Jazz sind auch darum, „drei musikhistorisch und stilistisch Hammondorgel und Gitarre zuzuordnen. voneinander abweichende Gestaltungsprinzi- Das einsätzige Konzert ist aus zwei ungefähr pien miteinander zu verschmelzen: die Form gleich langen Teilen gefügt, wobei der erste des Choralvorspiels mit dem pentatonischen in sich nochmals reich gegliedert ist, während Negrospiritual als Cantus firmus, die freie Varia- der zweite recht homogen erscheint. Die tionsform der noch thematisch gebundenen eröffnenden Partien wirken zunächst amorph, Dodekaphonie sowie in abgewandeltem Sinne wie notierte, sehr freie Improvisationen. Das den konzertierenden Jazz. Das Negrospiritual Tempo schwankt, einzelne Gesten etablieren bildet dabei das verbindende Element, wenn sich – insbesondere die fallende kleine man will: Cantus firmus, Thema und ‚Ever- Sekunde, Chiffre der Klage schlechthin, und green‘ zugleich.“ Indem die Idiome des Jazz einige Phrasen, die von fern schon an die im Kontext einer avancierten musikalischen Melodik des Sprituals anklingen. Die Idio- Sprache aufscheinen, wird die Patina durch- matik des Jazz schimmert im dodekaphonen brochen, die Konvention und Kommerz um Kontext allenthalben durch. Ein erstes sie gelegt haben und gewinnen sie etwas von Mal scheint das Spiritual am Ende dieses ihrer ursprünglichen Ausdruckskraft zurück. Komplexes für Momente im Alt-Saxophon Umgekehrt erlangt die musikalische „Hoch- auf. Noch aber ist unklar, in welche Richtung sprache“ der avancierten komponierten Musik sich das musikalische Geschehen bewegt, etwas von der Unmittelbarkeit und auch Kör- werden eine motorisch bewegte und eine perlichkeit zurück, die ihr gerade von einigen von einem Charleston-Rhythmus getragene Vertretern der radikalen Moderne der 50er Episode in hartem Schnitt aneinandergefügt, Jahre ausgetrieben worden war. ehe dann eine ausgedehntere, von einer Der Klangkörper erscheint, als wären Big einheitlichen Gangart und Faktur geprägte Band und Sinfonieorchester ineinander Partie folgt, die zwei thematisch-motivische geblendet. Der Holzbläsersatz wird um fünf Komplexe etabliert und am ehesten an eine 8 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
konzertante Konstellation im traditionellen Sinne erinnert. Die anschließende Steige- rung – vor allem aus wirbelnden Figuren in der Art eines Jazz-Riffs gewonnen – mündet in den zweiten Teil des Konzertes: Walking Bass, Swing-Rhythmus und das klangliche „Neonlicht“ der Hammondorgel geben den Klangrund, über dem sich die Melodie des Spirituals wie in einem Choralvorspiel als Cantus firmus entfaltet – zunächst intoniert von der Solo-Trompete, dann von den Strei- Der Jazz-Trompeter Manfred Schoof 2018. Zimmermann und Schoof haben chern, schließlich von den Holzbläsern, dabei mehrfach zusammengearbeitet. Schoofs freilich immer weiter in den Hintergrund Quintett wirkte bei Aufführungen der Oper „Die Soldaten“ (1965) und der gleitend. Gleichzeitig gewinnen Walking Uraufführung des „Requiem für einen Bass und Swing-Rhythmus immer mehr jungen Dichter“ (1969) mit. Für diese Formation schrieb Zimmermann auch Dominanz und gerät die Musik erneut in die Hörspielmusik zu „Die Befristeten“. den Sog einer Steigerung, deren Energien Schoof spielte 1969 den Solo-Part des Trompetenkonzertes in einer Auffüh- zunächst von einer kadenzierenden Passage rung während der Berliner Festwochen. der Trompete und später von der Spiritual- Melodie aufgefangen werden. Deren Sub- stanz beherrscht auch in zarter, am Ende verfremdeter Färbung die finale Partie, die ansonsten mit der amorphen Klanglichkeit des Beginns korrespondiert. Das Trompetenkonzert ist Zimmermanns erste Komposition, in der er sich dezidiert dem Jazz zuwandte. Der Einbezug von Ele- menten des Jazz wird fortan ein Kontinuum in seiner Musik bleiben: Ganze Episoden aus dem Trompetenkonzert übernimmt er in „Metamorphose“, einer Musik zu seinem Trompete und Orchester 9
surrealistisch inspirierten Film von Michael Wolgensinger. In der Oper „Die Soldaten“ spielt eine Jazz-Combo eine wesentliche Rolle. Die Hörspielmusik zu „Die Befristeten“ BERND ALOIS ZIMMERMANN (Elias Canetti) ist für Jazz-Quintett kompo- * 20. März 1918 in Bliesheim, heute Erftstadt niert. Jazz-Intonationen finden sich in den † 10. August 1970 in Königsdorf, „Dialogen“ für zwei Klaviere und Orchester, heute Frechen bei Köln im Cello-Konzert „en form de pas de trois“, in der „Musique pour les soupers de roi Ubu“, KO N Z E R T F Ü R T R O M P E T E U N D im „Requiem für einen jungen Dichter“ und ORCHESTER „NOBODY KNOWS DE noch in den letzten Kompositionen Zimmer- TROUBLE I SEE“ manns, den Orchesterskizzen „Stille und Umkehr“ und der Ekklesiastischen Aktion Entstehung „Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, 1954 das geschah unter der Sonne“. In diesem dem Uraufführung Alten Testament entlehnten Titel schwingt 11. Oktober 1955 in Hamburg mit Adolf Scherbaum etwas vom „ausweglosen Rätsel des mensch- als Solist und dem Sinfonie-Orchester des Norddeut- lichen Daseins“ mit, von dem Zimmermann schen Rundfunks unter Leitung von Ernest Bour schon in Zusammenhang mit seinem Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt Trompetenkonzert sprach und um das letzt- 13. Dezember 2009 mit Håkan Hardenberger als lich seine gesamte Musik kreist. Solist unter der Leitung von Lothar Zagrosek Besetzung Flöte (auch Piccolo), Oboe (auch Englischhorn), Jazz-Klarinette, 3 Altsaxophone, Baritonsaxophon, Fagott, Horn, 3 Jazz-Trompeten, Jazz-Posaune, Tuba, Pauken, Schlagwerk (Becken, hängendes Becken, Charlestonbecken, Tamtam, 2 Bongos, 2 Tomtoms, Kleine Trommel, Rührtrommel, Tempelblock, Woodblock, Xylophon, Vibraphon), Harfe, Klavier (auch Hammondorgel), Gitarre, Streicher Spieldauer ca. 15 Minuten 10 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
GELEGENHEITS UND SCHLÜSSELWERK „DAS GELB UND DAS GRÜN“ Bernd Alois Zimmermanns Musik zu „Das andere. Die Begleitmusik komponierte und Gelb und das Grün“ ist Gelegenheits- und spielte u. a. Nico Kaufmann – auch sie wurde Schlüsselwerk in einem. Die ‚Gelegenheit‘ ab Tonband gespielt. Er hatte Erfolg und zog bot Fred Schneckenburger (1902 – 1966), mit seinem so einmaligen Kleintheater durch Schweizerischer Geschäftsmann und die Schweiz und halb Europa.“ Künstler. Ernst Ostertag meinte, dass Schneckenburger einerseits durch das Cabaret Cornichon geprägt worden sei, einem nach dem Vorbild der Münchner Pfeffermühle 1934 gegründeten kritisch widerständigen Ensemble, und er darü- ber hinaus von Ideen des Dada beein- flusst wurde, der ja in Zürich entstanden war: „Aus beidem und seiner Nähe zum Surrealismus wie zu Pablo Picasso und Paul Klee entstanden in den 40er Jahren die bald berühmt gewordenen abstrakten Stab- oder Stockfiguren, mit denen er von 1947 – 1964 sein Puppen- Cabaret aufführte. [Heute gehören sie zum Bestand des Zürcher Museums für Gestaltung.] Er gab ihnen Bewegung und Leben mit seinen Händen wie im Kasperli-Theater und ließ sie nach einem Tonband ihre Texte sprechen. Die Stimmen auf den Bändern lieferten ihm etliche Schauspielerfreunde, darunter Carlo Meier, Ettore Cella, Voli Geiler, Margrit Rainer, Ruedi Walter und viele Drei Frauen – Stabpuppen von Fred Schneckenburger für „Das Gelb und das Grün“, 1952 Trompete und Orchester 11
Der alte Mann – Stabpuppe von Fred Schneckenburger für „Das Gelb und das Grün“, 1952 Neukompositionen, sondern Zim- mermann griff auf seinen zwischen 1949 und 1951 komponierten Kla- vierzyklus „Enchiridion“ zurück, genauer auf den „Exerzitien“ über- schriebenen zweiten Teil, aus dem er einzelne Sätze mit teilweise nur geringen Änderungen übernahm. Für eine Einspielung und anschlie- ßende konzertante Aufführung des Werkes im Nordwestdeutschen Rundfunk am 31. Oktober 1952 in Hamburg erstellte Zimmermann die Fassung für Kammerensemble. Aus dieser Fassung erwuchs in einer erneuten Umarbeitung und Erweiterung sodann „Kontraste“ – Musik zu einem imaginären Ballett nach einer Idee von Fred Schneckenburger. Die einzelnen Sätze von „Das Gelb und das Grün“ gehen auf folgende Klavierstücke zurück: Prolog und Epilog entsprechen „Matutin“, die Burleske ist aus „L’après midi d’un Puck“ hervorgegangen, der Kleine 1952 hatte Schneckenburger das Ehepaar Walzer aus der „Hommage à Johann Strauss“ Zimmermann nach Frauenfeld im nordost- (die beiden letztgenannten Stücke schied schweizerischen Thurgau eingeladen, und Zimmermann aus dem Klavierzyklus vor während dieses Aufenthaltes wurde die dessen Veröffentlichung aus), die „Phantas- Musik zu „Das Gelb und das Grün“ zunächst magorie“ ist eine Übertragung von „Imagi- für Klavier konzipiert und sogleich auf Band nation“ und der Marsch wurde aus „Hora“ eingespielt. Freilich waren das nicht wirklich generiert. Ohne dass die Stücke zunächst mit 12 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
Blick auf einen szenischen Zusammenhang konzipiert wurden, ließen sie sich dank ihrer Nähe zum Genrehaften, zum Charakterstück stimmig in das Puppenspiel integrieren, von dem der Programmhefttext Schneckenburgers eine Ahnung vermittelt: „Das Grün der Wiese hat sich in das Gelb der Sonne verliebt und sie lieben sich (Prolog). Die Kuh aber kann BERND ALOIS ZIMMERMANN nicht mehr fressen auf einer farblosen Wiese (Burleske), und die Frauen sind grau im Ge- S U I T E AU S „ DA S G E L B U N D sicht und nicht mehr schön (Kleiner Walzer), DA S G R Ü N “ und der alte Mann friert (Phantasmagorie). Musik zu einem Puppentheater Es gibt darum eine Revolution (Marsch) und wie immer kommt alles in Ordnung. Entstehung Die Kuh glaubt tatsächlich an den Erfolg 1949 bis 1951 als Klavierzyklus „Enchiridion“ der Revolution, der alte Mann wärmt sich an 1952 Umarbeitung von Teilen des Zyklus zur Musik der Sonne und die Frauen sind wieder schön zu „Das Gelb und das Grün“ für Klavier, anschließend (Epilog).“ Umarbeitung als Suite für Kammerorchester Warum aber ist diese kleine Theatermusik Uraufführung auch ein Schlüsselwerk? In dem zugrundelie- 31. Oktober 1952 in Hamburg in der Reihe genden Klavierzyklus vollzieht Zimmermann „Das neue Werk“ mit Mitgliedern des Sinfonie- die Wende von seinen neoklassizistischen Orchesters des Norddeutschen Rundfunkorchesters Anfängen hin zur Dodekaphonie und zum unter Leitung von Winfried Zillig seriellen Denken. Jenseits aller strukturellen Erstmals in einem Konzert der Eigenarten besticht diese Musik freilich Dresdner Philharmonie durch eine ganz andere Qualität. Wie kaum Besetzung ein anderer Komponist seiner Zeit verfügt Flöte (auch Piccolo), Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Zimmermann über einen ganz eigenen, Posaune, Pauken, Schlagzeug (Kleine Trommel, unverwechselbaren Tonfall, geht von seiner Rührtrommel, Tomtom, Große Trommel, Becken, Musik – selbst in den sich an der Oberfläche Tamtam, Glockenspiel, Xylophon, Marimbaphon, harmlos gebenden Partien – etwas Verstören- Vibraphon), Harfe, Cembalo, Celesta, Klavier, Streicher des aus, ist ihr stets ein Moment der Gefähr- Spieldauer dung eingeschrieben. ca. 9 Minuten Trompete und Orchester 13
„JEDERMANN IST BEGIERIG MICH ZU KENNEN“ HAYDN IN LONDON Im September 1790 starb Fürst Nicolaus von „Morning Chronicle“ am 29. Dezember die Esterházy, in dessen Diensten Haydn seit Ankunft des berühmten Gastes ankündigte. langen Jahren gestanden hatte. Dessen Sohn Haydn schrieb über den Empfang, der ihm und Erbe Paul Anton war an Musik gänzlich in London bereitet wurde, an die befreundete uninteressiert, und so war Haydn – mit einer Marianne von Genzinger am 8. Januar 1791: nicht unbeträchtlichen Pension ausgestattet – „Ich gebrauchte 2 Tag um mich zu erholen. alsbald ein weitgehend freier Mann. Er be- nun aber bin ich wider ganz frisch und zog eine Wohnung in einer ruhigen Wiener Munter, und betrachte die unendlich grosse Vorstadt, doch mit dem beschaulichen Leben stadt london, welche wegen Ihren verschie- eines Pensionärs hatte es bald ein Ende. Der denen schönheiten und wunder dingen ganz aus Deutschland stammende, in London in Erstaunung versetzt, ich machte alsogleich lebende Geiger und Konzertunternehmer die Nothwendigsten Visiten (...). meine Johann Peter Salomon befand sich auf der anckunft verursachte grosses aufsehen durch Rückreise von Italien nach London, als er in die ganze stadt durch 3 Tag wurd ich in allen Köln die Todesanzeige des Fürsten Esterházy zeitungen herumgetragen: jedermann ist in der Zeitung las und seine Chance erkannte. begierig mich zu kennen. ich muste schon 6 Er reiste sofort nach Wien und schlug mahl ausspeisen, und könnte wenn ich wollte Haydn einen „Akkord“ vor: Haydn solle nach täglich eingeladen sein, allein ich mus erstens London kommen, um dort zwanzig Kon- auf meine Gesundheit, und 2tens auf meine zerte mit je einem eigenen Werk (darunter arbeith sehen. (...) ich habe ein niedliches sechs neu zu komponierende Sinfonien) zu bequemes aber auch theueres logement... alles leiten und außerdem eine Oper zu schreiben. ist erschröcklich theuer. gestern wurde ich zu Haydn sagte zu und machte sich noch Ende ein. grossen liebhaber Concert geladen ich 1790 auf den Weg nach London, wo der wurde unter den arm des Entrepaneurs unter 14 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
Garden und im Drury Lane Theater, das „Concert of Ancient Music“ mit acht Kon- zerten, ein großes Händelfest, 26 Benefiz- konzerte, die „Anacreontic Society“ und eine Reihe von musikalischen Clubs, Privatkon- zerte wie das „Nobility Concert“, das „Ladies Concert“, darüber hinaus Konzerte in den Joseph Haydn 1791 in London, Gemälde von John Hoppner Palais des Hochadels und am Hof, Konzerte in öffentlichen Gärten und mehr. Mit der Verpflichtung Haydns hatte Salomon allgemein. Hände Klatschen durch die Mitte im hart umkämpften Londoner Musikbetrieb des Saals bis vorne an das orchest. geführt, einen sensationellen Coup gelandet. Der allda angeäffet. und mit einer menge Engli- Gast aus Wien war der unbestrittene Star scher Complimenten bewundert, man ver- der Szene – und die war reich besetzt mit sicherte mich, daß diese Ehre seit 50 Jahren den Großen der damaligen Zeit. An dieser nicht seye vollzohen worden.“ Das Londoner Situation änderte sich auch nichts, als die zu Musikleben war in jenen Jahren gemessen an Salomons Veranstaltungen konkurrierenden den anderen europäischen Metropolen am „Professional Concerts“ den Haydn-Schüler reichsten entwickelt, am modernsten struk- Ignaz Pleyel nach London holten, um einen turiert und auch in der sozialen Schichtung Wettstreit zwischen Lehrer und Schüler zu vielfältig. 1789/90 gab es zwei Opernhäuser, inszenieren. Haydn und Pleyel schätzten das „Professional Concert“ und das „Pantheon und respektierten sich viel zu sehr, als dass Grand Concert“ mit je 12 Konzerten in der sich einer gegen den anderen ernsthaft hätte Saison, je 11 Oratorienkonzerte im Covent ausspielen lassen. Trompete und Orchester 15
„The Surprise“ Die Sinfonie Nr. 94 ist (nach den als Nr. 96, 95 und 93 gezählten) die vierte der in Lon- don geschriebenen Sinfonien. Sie erklang erstmals in der zweiten Konzertsaison von Haydns Aufenthalt und errang einhelligen Die Hanover Square Rooms – Erfolg: „Der Beifall der Kenner war leiden- Ort der Uraufführung von Haydns schaftlich und langanhaltend“, berichtete der Sinfonie Nr. 94 „Morning Herald“. Schon damals machte besonders das bis heute populäre Andante großen Eindruck und bot der ominöse hörige Themenaufbau suggeriert die Sicher- Paukenschlag Anlass zu bildhafter Deutung: heit des Voraussehbaren, innerhalb dessen „Der zweite Satz kam den glücklichsten von der Paukenschlag erst zum Effekt wird und des großen Meisters Schöpfungen gleich. zugleich mehr als Effekt ist, insofern er Die ,Überraschung' vermochte nicht von kompositorisch das Schematische der Anlage ungefähr an die Situation einer schönen nicht einfach durchbricht, sondern die Distanz Schäferin zu erinnern, die – vom Murmeln des Autors zur vorgeblich angenommenen eines entfernten Wasserfalls in den Schlaf Konvention artikuliert, indem er sie ins gesungen – aufgeschreckt wird durch den Groteske verzehrt.“ (Klaus-K. Hübler) Nicht unerwarteten Schuss auf einen Vogel. Die weniger eindrucksvoll erscheint, wie Haydn obligate Flöte klang köstlich.“ Der Einfall aus diesem Thema in den vier Variationen Haydns, zunächst ein betont simples und Funken schlägt und es am Ende harmonisch ganz konventionelles Thema zu exponieren, in ein ganz unwirklich anmutendes, geister- um just dann, wenn man es am wenigsten haftes Licht rückt. Den Kennern, welche die erwartet – auf einer unbetonten Taktzeit Londoner Konzertsäle reichlich bevölkerten, nach Ende einer Phrase –, eine Sprengladung boten auch die anderen Sätze ausgiebig in Gestalt eines massiven Tutti-Akkordes zu Gelegenheit, sich an geistvollster Musik zu zünden, beeindruckt noch nach zweihundert erfreuen: Da überrascht nach schnell sich Jahren analytische Geister: „Der starr regel- verdunkelnder Einleitung im ersten Satz 16 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
ein Thema, das eine Tonart nicht sogleich behauptet, sondern erst zu ihr hinführt und eine überaus gestaltenreiche Exposition eröffnet. Schon hier wird intensiver thema- tische Arbeit Raum gegeben, die dann im zentralen Teil des Satzes zu dramatischen Zuspitzungen führt. Das Menuett schlägt einen erstaunlich ruppigen Tonfall an und ist streckenweise kontrapunktisch gearbeitet. Dem englischen Titel „Surprise“ („Über- raschung“), den die Sinfonie führt, macht auch das Finale alle Ehre und zwar zunächst, indem der „Coup“ des Andantes umgekehrt JOSEPH HAYDN wird: Nachdem das erste Thema vorgestellt wurde, leitet eine energische Überleitungs- SINFONIE NR. 94 G-DUR partie zum Seitensatz und bündelt die Hör- „ M I T D E M PAU K E N S C H L A G “ erwartungen auf dessen Einsatz. Der aber bleibt aus zugunsten einer Generalpause, um Entstehung erst verspätet „nachgeholt“ zu werden. Mitten 1791/92 im Satz wird der Hörer mit einer „Schein- Uraufführung reprise“ gefoppt, kurz vor Schluss hingegen 23. März 1792 in den Hanover Square Rooms in stört massiv einsetzender Paukenwirbel mit London unter Leitung des Komponisten einhergehendem harmonischen „Unfall“ den Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt vorgeblichen Frieden, und noch in den aller- 19. April 2015 unter Leitung von Markus Stenz letzten Takten narrt Haydn die Hörer getreu Besetzung der von seinem ersten Biographen Griesinger 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, überlieferten Absicht, in diesem Werk „das Pauken, Streicher Publikum durch etwas Neues zu überraschen Spieldauer und auf eine brillante Art zu debuttieren.“ ca. 24 Minuten Trompete und Orchester 17
Der vor kurzem zum designierten Music er nach Dresden und zum Royal Stockholm Director der Staatsoper Prag ernannte Philharmonic zurück. Mit dem Norwegian KARL-HEINZ STEFFENS zählt zu den herausra- National Opera Orchestra tritt er in den drei genden Dirigenten seiner Generation und skandinavischen Metropolen Kopenhagen, hat sich sowohl im sinfonischen Bereich als Helsinki und Oslo auf, auch dirigiert er das auch in der Opernwelt einen einzigartigen Gürzenich-Orchester Köln und das Orchestre Ruf erworben. Seine Position in Prag tritt er National de Lyon. im August 2019 an, rechtzeitig zur Wieder- In Großbritannien wird Steffens mit dem eröffnung des historischen Opernhauses im Philharmonia Orchestra seinen Zyklus der Januar 2020 nach umfassender Sanierung. Sinfonien von Brahms fortsetzen, „Ein deut- Als gefragter Gastdirigent hat Steffens in sches Requiem“ dirigieren und als Solist in den vergangenen Spielzeiten mit Klang- Brahms Klarinettenquintett zu erleben körpern wie dem Symphonieorchester sein, ehe er mit dem Orchester eine Spanien- des Bayerischen Rundfunks, den Berliner tournee antritt. Außerdem wird er sein Debüt Philharmonikern, dem Helsinki Philharmo- beim Royal Scottish National Orchestra nic, den Münchner Philharmonikern, dem geben. Netherlands Philharmonic und dem Tonhalle- Karl-Heinz Steffens ist ein profilierter Orchester Zürich zusammengearbeitet. Operndirigent. Jüngst dirigierte er an Den Wiedereinladungen führten ihn regelmäßig Norske Opera & Ballett die norwegische zu den Rundfunk-Sinfonieorchestern in Premiere von „Pelléas et Mélisande“ sowie Berlin, Köln, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Produktionen von „Cosi fan tutte“, „Fidelio“ Leipzig und Stuttgart. In dieser Saison kehrt und Tosca“. Bereits mehrfach gastierte er an 18 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
der Mailänder Scala („Cosi fan tutte“, „Don Giovanni“ und „Götterdämmerung“) und debütierte 2016 am Opernhaus Zürich mit „Cosi fan tutte“. Regelmäßige Einladungen führen ihn an die Staatsoper Unter den Linden. Während seiner Zeit als Generalmusikdirektor der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz wurde das Orchester vielfach ausgezeich- net. Es erhielt den ECHO Klassik 2015 als Orchester des Jahres für die Aufnahme von Werken ausführlichen Zyklus der Bruckner- Bernd Alois Zimmermanns, in 2016/17 Sinfonien über mehrere Spielzeiten hinweg wurde ihm vom Deutschen Musikverleger- zur Aufführung. verband (DMV ) der Preis für das beste Vor seiner Tätigkeit als Dirigent war Karl- Konzertprogramm verliehen. Neben dem mit Heinz Steffens Solo-Klarinettist des dem Orchester erarbeiteten umfangreichen Symphonieorchesters des Bayerischen Rund- Repertoire bringt Steffens derzeit einen funks und der Berliner Philharmoniker. Trompete und Orchester 19
HÅKAN HARDENBERGER ist einer der weltweit Andris Nelsons, Sakari Oramo, Jukka-Pekka anerkanntesten Solisten, bekannt für seine Saraste and John Storgårds. phänomenalen Auftritte und unermüdlichen Etliche der für Hardenberger geschriebenen Neuerfindungen. Neben seinen herausragen- Werke gehören zum Standardrepertoire für den Aufführungen des klassischen Reper- Trompete und stammen aus der Feder von toires ist er einer der bekanntesten Botschaf- Komponisten wie Sir Harrison Birtwistle, ter für Neue Musik. Brett Dean, Hans Werner Henze, Steven Hardenberger gibt Konzerte mit weltweit Mackey, Olga Neuwirth, Arvo Pärt, Tōru führenden Orchestern, darunter die New York Takemitsu, Mark-Anthony Turnage, Rolf Philharmonic, die Wiener Philharmoniker, Wallin und HK Gruber. das Swedish Radio Symphony Orchestra, die Im Sommer 2018 kehrte Hardenberger mit Berliner Philharmoniker und das London den Wiener Philharmonikern und Andris Symphony Orchestra. Zu den Dirigenten, Nelsons zu den Salzburger Festspielen mit denen er regelmäßig zusammenarbeitet, zurück, dort spielte er anlässlich des zählen Martyn Brabbins, Péter Eötvös, Alan 100. Geburtstages von Bernd Alois Zimmer- Gilbert, Daniel Harding, Ingo Metzmacher, mann dessen Trompetenkonzert „Nobody 20 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
knows de trouble I see“. Bei den BBC Proms das Saint Paul und das Swedish Chamber spielte er mit dem Swedish Chamber Orches- Orchestra, die Dresdner Philharmonie, das tra das Brandenburgische Konzert und RTÉ National Symphony Orchestra Dublin, Steven Mackeys Triceros, seine musikalische das Orquesta Sinfónica de Euskadi und das Antwort zu Bachs Werk. Beide Konzerte Malmö Symphony Orchestra. werden im Laufe der Saison 2018/19 bei BIS Hardenbergers umfangreiche Diskographie veröffentlicht. Hardenberger kehrte außerdem bei Philips, EMI, dem Deutschen Grammo- zum Gewandhausorchester Leipzig zurück. phon, BIS und Ondine wurde 2017 um Gemeinsam gehen sie auf Europatournee eine Aufnahme mit Colin Currie erweitert, nach London in die Royal Festival Hall, welche Duos von unter anderem Brett Dean zum Malmö Live, ins Konserthuset Stock- und André Jolivet enthält. Gemeinsam holm, in die Latvian National Opera und ins spielten sie in London, Malmö, Aldeburgh, Konzerthaus Dortmund. Mit HK Grubers Wimbledon und Bergen. Zusammen mit „Aerial“ folgte im November sein Debüt in Roland Pöntinen kehrt Hardenberger in die der Carnegie Hall New York mit dem Boston Wigmore Hall zurück und spielt bei den Symphony Orchestra unter Andris Nelsons. Kunstfestspielen Hannover und in Detmold. Im Frühling 2019 feierte Hardenberger Als künstlerischer Leiter des Malmö Cham- gleich zwei Weltpremieren: Robin Holloways ber Music Festivals empfängt er dieses Jahr Trompetenkonzert mit dem BBC Philhar- die Academy of St Martin in the Fields, monic Orchestra sowie Tobias Boströms Xavier de Maistre sowie die Komponisten in Konzert für zwei Trompeten mit Jeroen Residence Mark-Anthony Turnage und Betsy Berwaerts und dem Malmö Symphony Jolas. Orchestra, beide unter der Leitung von John Geboren in Malmö, Schweden, begann Storgårds. Des Weiteren kehrt Hardenberger Hardenberger im Alter von acht Jahren mit diese Saison zum Orchestre de Paris und Trompetenstunden bei Bo Nilsson. Später zum Scottish Chamber Orchestra zurück. studierte er an der Pariser Musikhochschule Dirigieren ist ein wichtiger Teil in Harden- bei Pierre Thibaud sowie in Los Angeles bei bergers künstlerischem Schaffen. Er diri- Thomas Stevens. Er ist Professor am Malmö giert Orchester wie das BBC Philharmonic, Conservatoire. Trompete und Orchester 21
Die DRESDNER PHILHARMONIE blickt als und seit 1994 Ehrendirigent, zählen zu Orchester der Landeshauptstadt Dresden auf seinen Vorgängern u. a. Paul van Kempen eine 150-jährige Tradition zurück. Seit 1870, (1934–1942), Carl Schuricht (1942–1944), als Dresden den ersten großen Konzertsaal Heinz Bongartz (1947–1964), Herbert Kegel erhielt, sind ihre Sinfoniekonzerte ein fester (1977–1985), Marek Janowski (2001–2003) Bestandteil des städtischen Konzertlebens. und Rafael Frühbeck de Burgos (2004–2011). Bis heute ist die Dresdner Philharmonie Heinz Bongartz, Wilhelm Kempff, Rudolf ein Konzertorchester mit regelmäßigen Mauersberger und Elly Ney wurden zu Ehren- Ausflügen zur konzertanten Oper und zum mitgliedern der Dresdner Philharmonie Oratorium. Ihre Heimstätte ist der im April ernannt. 2017 eröffnete hochmoderne Konzertsaal Im romantischen Repertoire hat sich das im Kulturpalast im Herzen der Altstadt. Orchester einen ganz eigenen „Dresdner Chefdirigent der Dresdner Philharmonie ist Klang“ bewahrt. Darüber hinaus zeichnet es seit 2011 Michael Sanderling. Neben Kurt sich durch eine klangliche und stilistische Masur, Chefdirigent in den Jahren 1967–1972 Flexibilität sowohl für die Musik des Barock 22 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
und der Wiener Klassik als auch für moderne Konzertbesucher an die Welt der klassischen Werke aus. Stets standen auch bedeutende Musik herangeführt. Den musikalischen Komponisten als Dirigenten am Pult der Spitzennachwuchs fördert das Orchester Dresdner Philharmonie, von Brahms, Tschai- in der Kurt Masur Akademie, die in der kowski, Dvořák über Strauss bis zu Pende- vergangenen Saison ihren ersten Jahrgang recki und Holliger. aufgenommen hat. Bis heute spielen Uraufführungen eine wich- Von ihrem breiten Spektrum zeugt auch die tige Rolle in den Programmen des Orchesters. seit 1937 gewachsene Diskographie der Phil- Gastspiele in den bedeutenden Konzertsälen harmonie. Ein neuer CD-Zyklus unter der weltweit zeugen vom hohen Ansehen, das die Leitung von Michael Sanderling, der beim Dresdner Philharmonie in der Klassikwelt Label Sony Classical erscheint, widmet sich genießt. Hochkarätig besetzte Bildungs- und sämtlichen Sinfonien von Dmitri Schostako- Familienformate ergänzen das Angebot für witsch und Ludwig van Beethoven. junge Menschen; mit Probenbesuchen und Schulkonzerten werden bereits die jüngsten Trompete und Orchester 23
Die Dresdner Philharmonie im heutigen Konzert 1. VIOLINEN KONTRABÄSSE TROMPETEN Heike Janicke KV Razvan Popescu Christian Höcherl KV Dmitri Stambulski* Donatus Bergemann KV Csaba Kelemen Anna Zeller Matthias Bohrig KV Jonathan Debus*** Marcus Gottwald KV Lisabet Seibold*** Antje Becker KV Johannes Groth KV POSAUNEN Annegret Teichmann KM FLÖTEN Stefan Langbein KM Juliane Kettschau KM Kornelia Brandkamp* Joachim Franke KV Xianbo Wen Birgit Bromberger KV Dietmar Pester KV Volker Dietzsch OBOEN TUBA 2. VIOLINEN Johannes Pfeiffer KV Prof. Jörg Wachsmuth KV Reinhard Krauß* Jens Prasse KV Denise Nittel Viola Marzin KV PAU K E Jörn Hettfleisch KLARINETTEN SCHLAGWERK Christiane Liskowsky KM SAXOPHONE Stefan Kittlaus Dorit Essaadi Prof. Fabian Dirr KV Gido Maier KV Hans-Christoph Sauer* Dittmar Trebeljahr KV Alexej Bröse KM Kammermusiker · KV Kammervirtuos · * Gast · ** Akademie · *** Substitut Pablo Aznarez Maeztu*** Anja Bachmann* Steffen Cotta* Frank Brumme* Johannes Ellwanger* Hartmut Schardt* BRATSCHEN Christoph Modersohn* Christina Biwank KV HARFE Beate Müller KV Nora Koch KV Steffen Neumann KV FAG OT T E Irena Dietze Felix Amrhein Mikhail Balan Robert-Christian Schuster KV KLAVIER Floris Faber** CELESTA CEMBALO HÖRNER Alberto Carnevale Ricci* VIOLONCELLI Michael Schneider KV Johanna Lennartz* Ulf Prelle KV Johannes Max KV Olena Guliei Petra Willmann KV GITARRE Clemens Krieger KV Martin Steuber* Bruno Borralhinho 24 4./5. Mai 2019, Kulturpalast
SINFONIE MIT DEM PAUKENWIRBEL © Xiomara Bender 10. MAI 2019, FR, 19.30 UHR 12. MAI 2019, SO, 18.00 UHR KULTURPALAST Dutilleux: „Mystère de l’instant“ Saint-Saëns: Klavierkonzert Nr. 5 F-Dur „Ägyptisches“ Haydn: Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“ Bertrand de Billy | Dirigent Lucas Debargue | Klavier Dresdner Philharmonie Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 Euro ticket@dresdnerphilharmonie.de Schüler, Studenten 9 Euro dresdnerphilharmonie.de
EMMANUEL PAHUD 1. JUN 2019, SA, 19.30 UHR 2. JUN 2019, SO, 18.00 UHR KULTURPALAST Doppelkonzert Mozart: Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur Petitgirard: Konzert für Flöte, Harfe und Orchester „Dilemma“ (UA) Bartók: Konzert für Orchester Cristian Măcelaru | Dirigent Emmanuel Pahud | Flöte Marie-Pierre Langlamet | Harfe Dresdner Philharmonie © Fabien Monthubert Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 Euro ticket@dresdnerphilharmonie.de Schüler, Studenten 9 Euro dresdnerphilharmonie.de
UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN (AUSWAHL) 10. MAI 2019, FR, 19.30 UHR 18. MAI 2019, SA, 20.00 UHR 12. MAI 2019; SO, 18.00 UHR FRAUENKIRCHE KULTURPALAST Zelenka und Vivaldi Sinfonie mit dem Paukenwirbel Vivaldi: Concerto g- Moll Dutilleux: „Mystère de l’instant“ für Streichorchester, „Seiner Königlichen Hoheit von Sachsen“ Cimbalom und Schlagzeug Vivaldi: Concerto D-Dur für zwei Violine Saint-Saëns: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 und zwei konzertierende Oboen F-Dur op. 103 „Ägyptisches Konzert“ Zelenka: Concerto G-Dur „a 8 Concertanti“ Haydn: Sinfonie Nr. 103 Es-Dur Horneck: Concerto Es-Dur für fagott, „Mit dem Paukenwirbel“ Streicher und Basso continuo Bertrand de Billy | Dirigent Zelenka: „Simphonie“ a-Moll „a 8 Concertanti“ Lucas Debargue | Klavier Sergio Azzolini | Fagott und Leitung Dresdner Philharmonie Dresdner Philharmonie 15. MAI 2019, MI, 19.30 UHR 25. MAI 2019, SA, 19.30 UHR KULTURPALAST 26. MAI 2019, SO, 18.00 UHR Mendelssohn KULTURPALAST Mendelssohn Bartholdy: Streichersinfonie Nr. 11 F-Dur Schottische Phantasien Haydn: Sinfonie Nr. 80 d-Moll Bruch: „Schottische Fantasie“ Mendelssohn Bartholdy: Konzert für Violine und für Violine und Orchester Es-Dur op. 46 Orchester e-Moll Braunfels: „Schottische Fantasie“ Christian Tetzlaff | Violine und Leitung für Viola und Orchester op. 47 Philharmonisches Kammerorchester Dresden Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 „Schottische“ Michael Sanderling | Dirigent Noa Wildschut | Violine Nils Mönkemeyer | Viola Dresdner Philharmonie Das ausführliche Konzert- und Abonnementangebot der Saison 2018/2019 finden Sie in unserem Saisonbuch (erhältlich beim Ticketservice im Kulturpalast) sowie TICKETSERVICE IM KULTURPALAST online unter dresdnerphilharmonie.de. Telefon 0351 4 866 866 ticket@dresdnerphilharmonie.de dresdnerphilharmonie.de kulturpalast-dresden.de
Orchester der Landeshauptstadt Dresden MUSIKBIBLIOTHEK IMPRESSUM Die Musikabteilung der Zentralbibliothek (2. OG) hält zu den aktuellen Programmen DRESDNER PHILHARMONIE der Philharmonie für Sie in einem speziellen Schloßstraße 2 Regal Partituren, Bücher und CDs bereit. 01067 Dresden Telefon 0351 4 866 282 dresdnerphilharmonie.de CHEFDIRIGENT: Michael Sanderling EHRENDIRIGENT: Kurt Masur † INTENDANTIN: Frauke Roth TEXT: Jens Schubbe Jens Schubbe. Geboren 1962 in der Mecklenburgischen Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft; Schweiz, arbeitet als Dramaturg für die Dresdner Philharmonie Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung und als Künstlerischer Leiter für das Collegium Novum Zürich, des Autoren. ein Ensemble für zeitgenössische Musik. Darüber hinaus ist er REDAKTION: Jens Schubbe als Autor und beratend für diverse Institutionen tätig, u.a. Alte Oper Frankfurt, Konzerthaus Berlin, Schwetzinger Festspiele. GRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH BILDNACHWEIS Wikimedia common: S. 3, 4, 9, 15, 16 Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig: S. 6 Museum für Gestaltung, Zürich: S. 11, 12 Schott Promotions: S. 7 Stefan Wildhirt: S. 19 Marco Borggreve: S. 20 Markenfotografie: S. 23 Preis: 2,50 € Änderungen vorbehalten. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch Besucher grundsätzlich untersagt sind.
DEBÜT IN DRESDEN KARINA CANELLAKIS 8. JUN 2019, SA, 19.30 UHR 9. JUN 2019, Pfingstsonntag, 11.00 UHR KULTURPALAST Pfingstkonzert Messiaen: „Hymne au Saint-Sacrement“ Schostakowitsch: Violinkonzert Nr. 1 a-Moll Strawinski: „Chant funèbre“ Skrjabin: „Poème de l‘extase“ Karina Canellakis | Dirigentin Christian Tetzlaff | Violine © Mathias Bothor Dresdner Philharmonie Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 Euro ticket@dresdnerphilharmonie.de Schüler, Studenten 9 Euro dresdnerphilharmonie.de
Motiv: © Jens-Christian Wittig Ticketservice im Kulturpalast Montag bis Freitag 10 —19 Uhr Samstag 9 —14 Uhr +49 351 4 866 866 ticket@dresdnerphilharmonie.de dresdnerphilharmonie.de kulturpalast-dresden.de
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