Trübe Aussichten? Multilaterale Kooperation in Lateinamerika - Winfried Weck / Teresa Marten - Konrad-Adenauer-Stiftung

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Trübe Aussichten? Multilaterale Kooperation in Lateinamerika - Winfried Weck / Teresa Marten - Konrad-Adenauer-Stiftung
Quelle: © Bruno Domingos, Reuters.

                                                    Multilateralismus

                                     Trübe Aussichten?
                                      Multilaterale Kooperation in Lateinamerika

                                               Winfried Weck / Teresa Marten

                                                                                   73
Trübe Aussichten? Multilaterale Kooperation in Lateinamerika - Winfried Weck / Teresa Marten - Konrad-Adenauer-Stiftung
Alle Staaten Lateinamerikas haben vielfältige historische
Erfahrungen mit multilateraler Kooperation, allerdings hängt
die Bereitschaft zu regionalem und internationalem Engagement
stark von der Politik der jeweiligen Regierungen und ausge-
prägten Partikularinteressen ab. Obwohl sich in fast allen
Ländern der Region Sprache, Religion und Staatsform gleichen,
hat dies bisher nicht dazu beigetragen, einen effektiven latein­
amerika­nischen Multilateralismus zu etablieren.

Um ein wichtiges Ergebnis dieses Beitrags gleich    Äthiopien 6.658), gefolgt von El Salvador (Platz
vorweg zu nehmen: Die Staaten Lateinamerikas        45, 291 Ent­sandte), Argentinien (47/267), Brasi-
können auf eine jahrzehntelange, teils sogar weit   lien (49/258) und Peru (52/236).4
über hundertjährige Tradition der multilateralen
Zusammenarbeit zurückblicken. Dies hat im Ver-      Umso befremdlicher ist es, dass die Lateiname-
gleich zu anderen Regionen außerhalb Europas        rikaner nur sehr zögerlich der Initiative Frank-
mit der frühen Unabhängigkeit von den Kolonial-     reichs und Deutschlands zur Bildung einer
mächten Spanien und Portugal vor knapp 200          Allianz für den Multilateralismus folgten. Zwar
Jahren zu tun. In gleicher Weise beeinflusste die   befanden sich neben Frankreich, Deutschland,
frühe Teilhabe der lateinamerikanischen Staa-       Kanada, Ghana und Singapur auch Mexiko und
ten an den Schaffungsprozessen des Völkerbunds1     Chile unter den einladenden Ländern, dennoch
und später der Vereinten Nationen2 das jeweilige    beteiligten sich am ersten Treffen der neuen
nationale Selbstbewusstsein und die Stellung der    Allianz am Rande der VN-Vollversammlung im
lateinamerikanischen Länder innerhalb einer         September 2019 nur noch Costa Rica, Kolum-
Staaten- und Völkergemeinschaft, die vor einem      bien und die Dominikanische Republik.5 Erst
Jahrhundert kaum mehr als 80 Staaten umfasste.      mit der gemeinsamen Erklärung der Allianz
                                                    für den Multilateralismus zur Bekämpfung von
Das Engagement der Mehrzahl der lateiname-          COVID-19 vom April dieses Jahres erweiterte
rikanischen Staaten in den weltweiten Institu-      sich der Kreis der Unterzeichnerstaaten um
tionen der internationalen Zusammenarbeit           Argentinien, Ecuador, Paraguay, Peru und Uru-
ist daher konsequent. So wurden verschiedene        guay.6 Ob diese künftig eine aktive Rolle in der
Länder teils mehrfach in den Sicherheitsrat der     Allianz einnehmen werden, wird sich allerdings
Vereinten Nationen gewählt und stellten hohe        erst bei kommenden Aktivitäten zeigen, da die
Funktionäre der VN und ihrer Unterorganisa-         Allianz bewusst auf offizielle Mitgliedschaften
tionen. Stellvertretend sei hier an den Perua-      verzichtet und sich als loses Netzwerk von Staa-
ner Javier Pérez de Cuéllar erinnert (1920 bis      ten versteht, die die existierende regelbasierte
2020), der die Vereinten Nationen von 1982 bis      internationale Ordnung und ihre Organisatio-
1991 als Generalsekretär leitete. Dagegen halten    nen stärken wollen.
sich die lateinamerikanischen Staaten bei der
Beteiligung an VN-Blauhelmeinsätzen (peace-         Die Frage, wie es aktuell um die Bereitschaft
keeping) zumindest zahlenmäßig eher zurück:         der lateinamerikanischen Länder zur multilate-
In der Liste der aktuell beteiligten 121 Länder     ralen Zusammenarbeit bestellt ist, steht daher
an den 13 VN-Missionen, die 81.370 Personal-        im Zentrum des vorliegenden Beitrags. Hierzu
stellen umfassen3, stellt Uruguay mit 1.126 ent-    bat das neue Regio­nalprogramm Allianzen für
sandten Kräften die Ausnahme dar (Platz 18 der      Demokratie und Entwicklung mit Lateinamerika
beteiligten Länder, zum Vergleich: Spitzenreiter    (­ADELA) der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz

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in Panama Experten aus ausgesuchten Län-                 Die Vorteile multilateralen Handelns sind von
dern der Region um ihre Einschätzungen.7 Im              Regierungsseite oftmals nicht effektiv genug als
Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse              ein Mechanismus zur Lösung globaler Probleme
dieser Einzelberichte zusammengefasst, um so             an die Zivilgesellschaft kommuniziert worden.
eine Übersicht des derzeitigen internationalen           Aufgrund dessen kann eine durch Krisenzeiten
Engagements der Länder in Lateinamerika zu               immer unzufriedener werdende Gesellschaft
vermitteln.                                              auch nur wenig Verständnis für multilaterale
                                                         Kompromisse aufbringen.
Welche Vorstellungen von Multilateralismus
gibt es in Lateinamerika?                                 Andere Länder in Lateinamerika wiederum
                                                          verstehen den Multilateralismus als fest veran-
Die von den Autoren eingereichten Beiträge                kertes Prinzip ihrer Außenpolitik. Sie nehmen
 legen offen, dass in den verschiedenen Ländern           aktive Rollen in globalen Institutionen wie den
 des Kontinents divergierende Verständnisse des          ­VN und der Welthandelsorganisation (WTO)
Konzeptes Multilateralismus existieren. Oftmals           sowie auch in regionalen Bündnissen, etwa der
 werden diese Vorstellungen vor allem durch               Organisation Amerikanischer Staaten (­OAS),
 die jeweils amtierenden Regierungen und ihre             dem ­MERCOSUR oder der Pazifik-Allianz ein.
 ideologischen Ausrichtungen beeinflusst. So ist          Jedoch ist es schwierig, aus der bloßen Teil-
 zum Beispiel Brasilien ein Land mit einer langen         nahme an einem multilateralen Bündnis auf die
 multilateralen Tradition; das Prinzip ist sogar          Bedeutung des Multilateralismus für die Regie-
 laut Verfassung Legitimierungsinstrument der             rung eines Staates zu schließen, nicht zuletzt
 brasilianischen Außenpolitik. Geändert hat sich          aufgrund der Tatsache, dass sich viele dieser
 diese traditionelle Verankerung des Multilatera-         Bündnisse gerade selber in einer Krise befin-
 lismus mit der Amtsübernahme des aktuellen               den8 und das jeweilige Engagement der Länder
Präsidenten Jair Bolsonaro, der explizit eine Anti-       je nach Regierung variiert. So ist Peru Mitglied
 Globalisierungspolitik betreibt und eher den             und Gastgeberland für eine Vielzahl multilate-
 erneuten bilateralen Schulterschluss mit den             raler Initiativen. Die im Land vorherrschende
­USA sucht, als dem eigenen Land in seiner                Vorstellung von Multilateralismus scheint aber
(früheren) Funktion als multilateraler Global             eher auf makroökonomischen Präferenzen als
Player Relevanz beizumessen.                              auf gemeinsamen Werten zu fußen. Nichtsdes-
                                                          totrotz kann das Land im Gegensatz zu Brasilien
                                                          und Argentinien auf eine über drei Dekaden
   Die in Peru vorherrschende                             konstant gebliebene Außenpolitik zurück-
   Vorstellung von Multilateralis-                        schauen.
   mus scheint eher auf makro-
                                                         Mexiko zeigte sich vor allem während der
   ökonomischen Präferenzen                              Amtszeit von Präsident Enrique Peña Nieto
   als auf gemeinsamen Werten                            (2012 bis 2018) auf dem multilateralen Parkett
   zu fußen.                                             besonders aktiv und wollte sich als Akteur mit
                                                         globaler Verantwortung profilieren. Die mexi-
                                                         kanischen Regierungen arbeiten aber schon
                                                         seit dem Jahr 2000 in besonderem Maße daran,
Ein ähnlicher Einfluss der Ideologie auf die             das Land als ein regionales Schwergewicht in
Bedeutung von Multilateralismus und entspre-             multilateralen Organisationen zu etablieren
chenden regionalen und globalen Bündnissen               und so internationales Ansehen zu erwer-
lässt sich auch in Argentinien beobachten. Dort          ben.9 Mexiko sieht den Multilateralismus als
ist der Multilateralismus immer wieder durch             beste Option, um kollektive Probleme auf der
populistische Präsidenten sowie Isolations- und          Grundlage gemeinsamer Normen, Prinzipien
Anti-Globalisierungstendenzen bedroht gewesen.           und Maßnahmen zu lösen. Zentrale Anliegen

Multilateralismus – Steht die internationale Ordnung vor der Zerreißprobe?                             75
Trübe Aussichten? Multilaterale Kooperation in Lateinamerika - Winfried Weck / Teresa Marten - Konrad-Adenauer-Stiftung
Zurückhaltung: Die meisten lateinamerikanischen Staaten sind bei der Beteiligung an VN-Blauhelmeinsätzen zahlen-
mäßig eher auf den hinteren Plätzen. Quelle: © Paulo Whitaker, Reuters.

sind die Verteidigung des Friedens und der inter-         ganz zu schweigen von der internationalen
nationalen Sicherheit sowie die Umsetzung der             Politik. Im Gegensatz dazu engagieren sich
Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable            die zivilgesellschaftlichen Organisationen in
Development Goals, S  ­ DG) der Agenda 2030.10            allen vier Ländern für globale Belange wie den
                                                          Umweltschutz, Menschenrechte oder Gesund-
In allen vier Ländern ist das Interesse von Sei-          heitsthemen. Und sie sehen in multilateralen
ten der Zivilgesellschaft an Multilateralismus            Institutionen Unterstützer ihrer Anliegen –
eher bescheiden. Dieser Aspekt ist scheinbar              auch gegenüber ihren jeweiligen Regierungen.
aber auch darauf zurückzuführen, dass sich
die Politikverdrossenheit der Bevölkerung in              Historische Erfahrungen mit Multilateralismus
Argentinien, Brasilien, Mexiko und Peru in den            in Lateinamerika
letzten Jahren generell verstärkt hat. In Peru
ist das öffentliche Interesse allein schon an             Unter allen Ländern, die wir in diesem Beitrag
natio­nalen Belangen aufgrund vieler Skandale             vergleichen, gibt es keines, das nicht Mitglied
in jüngster Zeit dramatisch zurückgegangen,               in mindestens einem multilateralen Bündnis ist

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und in irgendeiner Weise auf eine mal mehr mal           aus, dass es sowohl Geber als auch Empfänger
weniger ausgeprägte Tradition multilateralen             von internationaler Kooperation ist, insbeson-
Regierungshandelns zurückblicken kann. Darin             dere durch seine aktive Entwicklungszusammen­
spiegelt sich aber nicht notwendigerweise eine           arbeit mit mehreren Ländern in Südostasien
unterstützende Position aller Regierungen für            wie Thailand, Kambodscha und den Philippi-
den Multilateralismus.                                   nen. Bei den Bemühungen zur Befriedung des
                                                         Konfliktes mit den F ­ ARC (Fuerzas Armadas
Panama ist in dieser Hinsicht ein Staat mit einer        Revolucionarias de Colombia) erhielt das Land
besonderen historischen Erfahrung: Bereits               Unterstützung von den Vereinten Nationen, die
1826, als das Land noch Teil Groß-­Kolumbiens            maßgeblich dazu geführt hat, dass im Jahr 2016
war, fand der Panama-Kongress statt, zu dem              ein Friedensvertrag geschlossen werden konnte.
sich Vertreter lateinamerikanischer Staaten              Aber auch andere relevante Akteure der interna-
zusammen­fanden, um den Grundstein für einen             tionalen Gemeinschaft wie die EU, Deutschland
Staatenverbund für eine wirtschaftliche und              und die ­USA kooperieren aktuell noch mit der
politische Integration des Kontinents in Anleh-          kolumbianischen Regierung, um eine stabile
nung an die Idee Simón Bolívars11 zu legen. Auch         und langfristige Friedensordnung zu etablieren.
Panama schloss sich nach seiner Separation von           Insgesamt beteiligt sich der Staat finanziell an
Groß-Kolumbien 1903 früh den wichtigsten Ins-            neun verschiedenen multilateralen Organisatio­
titutionen von global governance an und gehörte          nen. Kolumbiens aktuelle Regierung zeigt ein
1920 zu den 32 Gründungsmitgliedern des                  gesteigertes Interesse für das aktive Mitwirken
Völkerbunds. Bis heute verfolgt das Land die-            in regionalen und internationalen Bündnissen,
sen Ansatz effektiver globaler Teilhabe, indem           wobei die VN, die ­OAS, die Andengemeinschaft
es aktiv in der Global Governance Group (3G)             (­CAN) und die Pazifik-Allianz im Zentrum des
agiert und so gemeinsame Politikgestaltung mit           Engagements stehen.
den Staaten der G20 und der VN voranbringt.
Weiterhin ist das Land unter anderem Mitglied
der O­ AS, wo es sich vor allem in der Frage um             Nach seiner Wiederein-
die Verwaltung des Panama-Kanals sowie die                  gliederung in die Staaten-
Initiierung der ­Contadora-Gruppe (jetzt Rio-
                                                            gemeinschaft hat sich Chile
Gruppe) engagiert, die sich für den Frieden in
Zentralamerika einsetzt. Panama kann als Aus-
                                                            einer mehr von Pragmatismus
tragungsort auf eine Geschichte verschiedener               und weniger von Ideologie
multilateraler Gipfel zurückblicken, unter ande-            geprägten Außenpolitik
rem des Treffens des VN-Sicherheitsrats 1973                verschrieben.
und des Gipfels der Amerikanischen Staaten in
Panama-Stadt 2015. Das Land ist Standort zahl-
reicher Regionalbüros internationaler Organisa-
tionen, darunter verschiedene VN-Institutionen           Chile ist aufgrund positiver historischer Erfah-
für ganz Lateinamerika (z. B. UN Women) bzw.             rungen hinsichtlich multilateraler Kooperation
für Mittelamerika und die Karibik.                       seinem außenpolitischen Prinzip des „offenen
                                                         Regionalismus“ treu geblieben. Nach seiner Wie-
Kolumbien ist ebenfalls ein Land mit einer               dereingliederung in die Staatengemeinschaft
reichen multilateralen Tradition, obwohl sich            nach Beendigung der Militärdiktatur hat es sich
seine Regierungen im Gegensatz zu Panama                 einer mehr von Pragmatismus und weniger von
nicht an Modellen oder Strukturen von global             Ideologie geprägten Außenpolitik verschrieben.
governance orientiert haben. Vielmehr fußt das           Seit 1948 hat in Chiles Hauptstadt Santiago
außen­p olitische Handeln auf gemeinsamen                die Wirtschaftskommission für Lateiname-
Interessens- und Ideologiegrundlagen mit ande-           rika und die Karibik der Vereinten Nationen
ren Ländern. Kolumbien zeichnet sich dadurch             (­ECLAC/­CEPAL) ihren Hauptsitz. Im gleichen

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Jahr trat das Land der O
                       ­ AS bei und wurde Mit­             Kooperation. Nach dem Ende des bis dahin domi-
initiator der VN-Menschen­rechtscharta. Chile              nierenden Ost-West-Konflikts in der internatio-
unterstützt zudem aktiv den Friedensauftrag der            nalen Zusammenarbeit fand 1992 in Brasilien mit
Vereinten Nationen. So haben die Chilenen bis              der United Nations Conference on Environment
dato an 23 internationalen Friedensmissionen               and Development (­UNCED) die erste VN-Kon-
teilgenommen (unter anderem an M  ­ INUSTAH in             ferenz statt, die einen radikalen Umschwung in
Haiti) und unterstützten die VN-Resolution zum             der multilateralen Kooperation hinsichtlich der
libyschen Bürgerkrieg, die Gründung des Inter-
nationalen Strafgerichtshofs (IStGH) sowie des
Internationalen Gerichtshofes (­IGH) in Den Haag.

Auch Mexiko kann auf ein langjähriges Engage-
ment für und in multilateralen Organisationen
zurückblicken: So wurden von März 2015 bis
Juni 2018 mexikanische Sicherheitskräfte im
Rahmen von acht verschiedenen VN-Friedens-
missionen in die West-Sahara, in den Libanon,
nach Haiti, in die Zentralafrikanische Repu-
blik und nach Mali entsandt. Darüber hinaus
hatte Mexiko mehrmals einen Sitz als nicht-
ständiges Mitglied im VN-Sicherheitsrat inne
und konnte so seinen Einfluss in Weltregionen
ausbauen, zu denen es vorher wenig Zugang
hatte.12 Besonders hervorzuheben sind, neben
Mexikos Beteiligung an den VN-Friedensmissi-
onen, die Unterstützung des Abkommens über
das Verbot Nuklearer Waffen, die Ausgestaltung
der Agenda 2030 sowie die Bekämpfung des
Drogenhandels und die Regulation von Migra-
tion. Gerade die beiden letzten Themen stellen
enorme innenpolitische Herausforderungen für
das Land selbst dar.

Der lateinamerikanische Multilateralismus –
effektiv oder krisenanfällig?

Es gibt in Lateinamerika eine Vielzahl multila-
teraler Bündnisse, die sich aber als mehr oder
weniger instabil und anfällig für politische und
ökonomische Verwerfungen ihrer Mitglieds-
länder erwiesen haben. Die neuere Geschichte
dieser regionalen Bündnisse beginnt parallel
zur Konsolidierung der internationalen Staaten­
gemeinschaft in Organisationen der multilateralen

       Kooperation wird großgeschrieben: In Lateinamerika
             gibt es eine Vielzahl multilateraler Bündnisse.
                          Quelle: © Jorge Adorno, Reuters.

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Themenfelder Umwelt und Biodiversität mar-               das Land Gastgeber der ­UNCED-Folgekonferenz
kierte. So wurden unter anderem die Agenda 21            Rio+20, welche die Grundlagen für die ­SDGs legte,
und mehrere Umweltabkommen verabschie-                   die 2015 im Rahmen der Agenda 2030 von der
det. Speziell für Brasilien war dies ein wichtiger       VN-Vollversammlung beschlossen wurden.
Meilenstein in seiner Profilierung hin zu einem          Die Relevanz lateinamerikanischer regiona-
Repräsentanten umweltschutzrelevanter Themen             ler Mächte wie Brasilien wurde auch durch das
in der internationalen Gemeinschaft. 2012 war            Erstarken mehrerer früherer Entwicklungsländer

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zu einflussreichen Staaten auf dem globalen          inexistent. Der ­MERCOSUR wiederum leidet
Parkett begleitet und hat so dazu geführt, dass      unter den Politiken der aktuellen Regierungen
Lateinamerika als Region für die multilaterale       Brasiliens und Argentiniens und droht in eine
Kooperation in den Folgejahren interessant wurde.    existenzielle Krise zu driften.15 Ebenso krisenge-
Nennenswert ist hierbei die Gruppe der ­BRICS-       beutelt ist die Gemeinschaft der lateinamerika-
Länder, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien,   nischen und karibischen Staaten (­CELAC), aus
China und Südafrika.                                 der Brasilien Anfang Januar 2020 austrat. Im
                                                     Falle der Pazifik-Allianz, die als stabile Gemein-
Auch die zentralamerikanischen Staaten began-        schaft gilt, führten die innenpolitischen sozia-
nen nach Ende des Kalten Krieges mit einer           len Spannungen in den Mitgliedsländern Chile,
zunehmenden multilateralen Zusammenarbeit.           Kolumbien, Peru und Mexiko zu einer Erosion,
Im Jahr 1991 gründeten die Länder El Salvador,       die ihnen eine Zusammenarbeit mit der EU in
Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama und          Zukunft erschweren könnte. Gleiches passiert
Guatemala das System zur zentralamerikani-           auch mit der Andengemeinschaft (Bolivien,
schen Integration (­SICA). Wichtige, auch der EU     Ecuador, Kolumbien, Peru). Insgesamt wird
und den USA zu verdankende Errungenschaften          deutlich, dass der lateinamerikanische Multila-
dieses Bündnisses sind vor allem die Friedens-       teralismus derzeit nicht nur aufgrund häufiger
prozesse in El Salvador (1992) und Guatemala         Regierungs- und Ideologiewechsel in den letzten
(1996). Im selben Jahr schlossen sich die Länder     Monaten, sondern auch wegen des mangelhaf-
Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay und        ten Managements regionaler Krisen (wie v. a. im
Venezuela zum gemeinsamen Markt Südameri-            Falle von Venezuela) geschwächt ist.16
kas (­MERCOSUR) zusammen, um die südameri-
kanische Integration voranzutreiben.13 Seit 2016     An diesen Beispielen wird deutlich, dass die
ist die Mitgliedschaft Venezuelas aufgrund der       multilateralen Bündnisse in Lateinamerika seit
eklatanten Freiheitsbeschränkungen und der           einigen Jahren stagnieren oder sich in einer Krise
Beschneidung demokratischer Rechte und damit         befinden. Vor allem im Falle Venezuelas zeigt sich
der Verletzung der Bündnisregeln durch dieses        die „Ambivalenz multilateraler Kooperation an
Land suspendiert.                                    der Schnittstelle zwischen regionaler Stabilität
                                                     und politischen Eigeninteressen“17. Die O    ­ AS
                                                     hatte die Situation in dem südamerikanischen
     Der lateinamerikanische                         Land als erstes angeprangert, konnte aber auf-
     Multilateralismus ist derzeit                   grund ideologischer und parteipolitischer Pola-
                                                     risierung keine Sanktionen verhängen.18 Mexiko,
     auch wegen des mangelhaften
                                                     das die undemokratische Regierungsweise des
     Managements regionaler                          Regimes in Venezuelas scharf kritisierte, musste
     Krisen geschwächt.                              sich in diesem Zusammenhang dem Vorwurf der
                                                     Inkonsistenz von Innen- und Außenpolitik stellen.
                                                     Zu dieser Zeit stand Mexiko selbst unter öffentli-
                                                     chem Druck, das Verschwinden von 43 mutmaß-
Heutzutage wird Regionalbündnissen wie der           lich ermordeten Studenten aufzuklären, wozu es
Pazifik-Allianz oder der O
                         ­ AS mehr Potenzial         auch bei der Interamerikanischen Kommission
 auch für die Zusammenarbeit mit der EU oder         für Menschenrechte (Comisión Interamericana
 anderen Weltregionen zugerechnet als der            de Derechos Humanos, ­CIDH) um Unterstüt-
Union Südamerikanischer Staaten (­UNASUR)            zung bat.19 In diesem Balanceakt zwischen einer
 oder dem ­MERCOSUR. Die 2004 gegründete             multilateralen Politik, die den Schutz der Men-
­UNASUR ist mit dem Ausscheiden von acht             schenrechte und der Demokratie befürwortet,
 der neun Mitgliedstaaten aufgrund des Vene-         und einer nationalen Politik, die diesen Schutz
 zuela-Konflikts und der Uneinigkeit bei der         oftmals nicht gewährleistet, befindet sich Mexiko
Wahl eines neuen Generalsekretärs14 praktisch        bereits seit Anfang der 2000er Jahre.20

80                                                                       Auslandsinformationen 3|2020
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es in       VN-­Vollversammlung 2019 ins Leben gerufen
Lateinamerika weder an multilateralen Bündnis-           wurde. Chiles Außenminister sprach bei dem
 sen noch an Mitgliedschaften in internationalen         ersten Treffen der Außenminister davon, dass es
Organisationen mangelt. Es fehlt den mehrheit-           angesichts der globalen Herausforderungen drin-
 lich demokratischen Ländern des Subkontinents           gend einer Erneuerung der Bereitschaft zu multi-
 auch nicht an Regeln oder I­nstitutionen, die           lateralem Handeln und einer Modernisierung der
 sich mit den relevanten Politikbereichen der            internationalen Organisationen bedürfe, die sein
 multilateralen Zusammenarbeit befassen. Aller-          Land mit vorantreiben wolle. Auch in der aktu-
 dings würden die „politischen, wirtschaftlichen         ellen COVID-19-Krise fordert die chilenische
 und militärischen Eliten die Anwendung dieser           Regierung ein gemeinsames Handeln der Welt-
Regeln verhindern oder hintertreiben“21. Ein zen-        gemeinschaft zur Überwindung der Pandemie,
 trales Problem in diesem Zusammenhang besteht           was sie mit der Unterzeichnung der Gemein-
in der vielerorts herrschenden Straflosigkeit der        samen Erklärung der Allianz im April 2020
 endemischen Korruption.22 Möglicherweise liegt          unterstrich.24
 hier auch der Grund dafür, dass die lateinameri-
 kanischen Staaten im Falle von internen Krisen
 nicht auf bestehende etablierte Organe wie die             Die argentinische Regierung
­OAS zurückgreifen. Vielmehr werden aufgrund                steht der Allianz für Multi-
interner politisch-ideologischer Gegensätze, die
                                                            lateralismus kritisch gegenüber:
 zur Schwächung dieser regionalen Organisatio-
 nen wesentlich beitragen, Ad-hoc-Verbünde als
                                                            Teilnehmer werden zu wenig
Lösungsmechanismen eingesetzt (z. B. Lima-                  in die Ausarbeitung von
 Gruppe, Internationale Kontaktgruppe im Falle              Vorschlägen einbezogen.
Venezuelas).23

Lateinamerikas Engagement in der
Allianz für den Multilateralismus                        Auch Costa Rica unterstützt die Allianz aktiv.
                                                         Der costaricanische Außenminister betonte
Obwohl alle Länder in Lateinamerika Mitglieder           beim letzten Treffen der Allianz, vor allem im
in (mehreren) Regionalbündnissen und Teil der            Hinblick auf die aktuelle Bedrohung durch die
internationalen Staatengemeinschaft sind, fällt          Coronapandemie, die Bedeutung der multilate-
das Interesse und die Partizipation an der von           ralen Kooperation, da das Virus keine Grenzen
Frankreich und Deutschland 2019 initiierten              kenne. Auch Peru entschied sich unter der Regie-
Allianz für den Multilateralismus sehr unter-            rung von Präsident Martín Vizcarra dazu, in der
schiedlich aus. Darin wird auch deutlich, was im         Allianz mitzuarbeiten. Allerdings hat die Zivilge-
vorherigen Abschnitt analysiert wurde: In Latein-        sellschaft in Peru wenig von der Entstehung des
amerika fallen multilaterale Bündnisse oder die          Netzwerkes 2019 und dem Treffen zu COVID-19
Einhaltung entsprechender Abkommen ideolo-               2020 mitbekommen, weil es darüber wenig bis
gischen Richtungswechseln der jeweiligen natio-          keine mediale Berichterstattung und Beachtung
nalen Regierungen, Korruption und Straflosigkeit,        in den sozialen Medien des Landes gab. Argenti-
Protektionismus oder der stärkeren Betonung              nien gehört ebenfalls zu den Unterzeichnern der
einer bilateralen Außenpolitik zum Opfer.                oben genannten Erklärung. Das Engagement des
                                                         Landes im Netzwerk beschränkt sich jedoch auf
Auf der einen Seite stehen Mexiko, Chile,                die Unterzeichnung ausgewählter Erklärungen.
Kolumbien, Costa Rica und die Dominikani-                Die argentinische Regierung steht der Initiative
sche Republik, die von Beginn an die Allianz für         durchaus kritisch gegenüber: Zum einen wür-
den Multilateralismus unterstützten. Mexiko              den die teilnehmenden Länder zu wenig in die
und Chile gehörten sogar zum Kreis der einla-            Ausarbeitung von Vorschlägen einbezogen, zum
denden Staaten, als die Initiative am Rande der          andern könne die Allianz ohne die Beteiligung

Multilateralismus – Steht die internationale Ordnung vor der Zerreißprobe?                              81
der ­USA und Chinas wenig ausrichten. Darü-          Sicherheits- und Menschenrechtslage zurückzu-
ber hinaus wird sie als Einflussversuch Europas      führen. Bei der Allianz handele es sich zudem
interpretiert, mit dem besonders Deutschland         um eine Initiative, in der divergierende ord-
und Frankreich versuchen, moralische Macht im        nungspolitische und ideologische Vorstellungen
internationalen System zu konsolidieren.             zusammenkämen. Daher könne die Allianz auch
                                                     keine tiefgreifenden globalen Probleme angehen,
Den partizipierenden Ländern in Lateiname-           sondern konzentriere sich auf pragmatische
rika stehen jene gegenüber, die die Entstehung       Abmachungen in spezifischen Bereichen, wo
der Allianz entweder ignorieren oder sich nicht      diese relativ leicht zu erreichen sind, weil sie an
wesentlich an einer Beteiligung interessiert zei-    wenig Verbindlichkeiten geknüpft sind.25
gen. Dazu gehören bei den in diesem Beitrag
behandelten Beispielen Brasilien, Guatemala          Warum trotz langjähriger multilateraler Traditio-
und Panama. Brasilien sticht besonders heraus,       nen immer noch nicht alle lateinamerikanischen
weil das Land eigentlich auf eine lange multi-       Demokratien in der Allianz für den Multilatera-
laterale Tradition zurückblicken kann, unter         lismus mitarbeiten, kann abschließend auf fol-
der aktuellen Regierung Bolsonaro das inter-         gende Gründe zurückgeführt werden:
nationale Engagement des Landes in globalen
Organisationen aber so gut wie zum Erliegen          1. Wie in der Kritik der argentinischen Regie-
gekommen ist. Die Berichterstattung der brasi-          rung bereits angeklungen, wird die Initiative
lianischen Medien und akademischer Kreise zur           eher als europäischer Versuch der Profilie-
Gründung der Allianz für den Multilateralismus          rung und der Machtmanifestierung auf inter-
im Jahr 2019 ließ die aktuelle brasilianische           nationaler Bühne begriffen.
Regierung offensichtlich unbeeindruckt. Die
Regierung Panamas scheint sich für eine aktive       2. Sowohl die ­USA als auch China sind ein-
Beteiligung an dem multilateralen Bündnis eben-         flussreiche Großmächte auf dem latein-
falls (noch) nicht zu interessieren, obwohl dieses      amerikanischen Kontinent, vor allem was
seine positiven Erfahrungen mit internationaler         wirtschaftliche Investitionen und finanzielle
Kooperation geradezu verlangen würde. In Gua-           Unterstützung angeht. Es liegt die Vermu-
temala lag Präsident Jimmy Morales 2019 hin-            tung nahe, dass einige der Länder befürchten,
sichtlich der Abschaffung der Kommission zur            durch eine Mitarbeit in der Allianz die guten
Korruptionsbekämpfung in Guatemala (­CICIG)             Beziehungen zur amerikanischen oder chine-
im Clinch mit den VN und ihrem Generalsekretär          sischen Regierung zu gefährden.
António Guterres, daher sei der Allianz für den
Multilateralismus auch keine weitere Aufmerk-        3. An der Krise des lateinamerikanischen Multi-
samkeit geschenkt worden.                               lateralismus, die vor allem auf das Unvermö-
                                                        gen zur Lösung regionaler Konflikte und die
Fazit                                                   fehlende Kompromissbereitschaft nationa-
                                                        ler Regierungen in multilateralen Belangen
Die Kritik, die sich die Allianz für den Multila-       nebst Protektionismus-Tendenzen zurück-
teralismus vor allem durch die Partizipation von        zuführen ist, leidet auch das Partizipations-
Staaten wie Mexiko und Singapur gefallen las-           interesse an neuen Initiativen wie der Allianz
sen muss, ist, dass es große Unterschiede in der        für den Multilateralismus.
Demokratiequalität sowie im politisch-ethischen
Handeln der jeweils amtierenden Regierung der        4. Bei der Allianz handelt es sich um ein eher loses
teilnehmenden Staaten gibt. So stuft der Free-          Staatennetzwerk mit unterschiedlichen Ideolo-
dom House Index Chile und Ghana (den anderen            gievorstellungen in für multilaterales Handeln
Mitbegründern des Netzwerkes), im Gegen-                ausschlaggebenden Politikbereichen (Sicher-
satz zu Kanada, als nur „teilweise frei“ ein. Bei       heit, Handelsordnung, Menschenrechte, Völ-
Mexiko ist dies auf die schwierige innenpolitische      kerrecht). Daher bewegt sie sich auch eher auf

82                                                                        Auslandsinformationen 3|2020
den „Nebenschauplätzen der internationalen                 • Fernando González Davison (Guatemala), Anwalt
    Politik“26. Für viele Länder in Lateinamerika                und Autor
                                                               • Elaine Ford (Peru), Leiterin des Thinktanks Demo-
    sind aber gerade diese Kernbereiche globa-                   cracia & Desarrollo Internacional (D&D Internacional)
    ler Politik ausschlaggebend für ihre jeweilige             • Francisco Belaunde Matossian (Peru), Professor für
    Außenpolitik. Daher ist zu vermuten, dass                    Internationale Politik an der Universidad San Ignacio
    nicht für alle lateinamerikanischen Demo-                    de Loyola und der Universidad Científica del Sur
                                                               • Dr. Natalia Saltalamacchia Ziccardi (Mexiko), Profes-
    kratien eine Teilnahme attraktiv erscheint,                  sorin am Instituto Tecnológico Autónomo de México
    solange sich die inhaltliche Ausrichtung der                 (­ITAM)
    Allianz weiter auf die weichen Themen der
    internationalen Zusammenarbeit konzent-
    riert.

Es bleibt abzuwarten, ob die aktuelle weltweite
Coronakrise etwas an dieser Bereitschaft ändern
wird, zumal hier mit der globalen Gesund-
heit ein neuer Kernbereich internationaler
Politik ins Zentrum der Themenagenda der Alli-
anz gerückt ist. Unter den Unterzeichnern der
Gemeinsamen Erklärung zur Bekämpfung der
COVID-19-Pandemie befinden sich immerhin
zehn lateinamerikanische Länder (Argentinien,
Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik,
Ecuador, Mexiko, Paraguay, Peru, Kolumbien,
Uruguay).

Winfried Weck ist Leiter des Regionalprogramms
Allianzen für Demokratie und Entwicklung mit Latein-
amerika (ADELA) und Leiter des Auslandsbüros der
Konrad-Adenauer-Stiftung in Panama.

Teresa Marten war bis Juli 2020 Projektkoordinatorin
für Multilateralismus und Sicherheitsfragen im Regio-
nalprogramm ADELA.

Für die einzelnen Länderbeiträge, die in einer gesonder-
ten Publikation des Regionalprogramms ­ADELA veröf-
fentlicht werden, danken wir den folgenden Autoren:

• Constantino Urcuyo Fournier (Costa Rica), Professor
  an der Universidad de Costa Rica
• Eduardo Pastrana und Andrés Mauricio Valdivieso
   (Kolumbien), Professoren an der Pontificia Universidad
  Javeriana de Bogotá (­PUJ)
• Alonso Illueca (Panama), Anwalt für Internationales
   Recht
• Dr. Elsa Llenderrozas (Argentinien), Leiterin des Studien-
  ­gangs Politikwissenschaften an der Universidad de
   Buenos Aires
• Andreas Klein (Chile), Leiter des Auslandsbüros der
   Konrad-Adenauer-Stiftung in Santiago de Chile
• Monique Sochaczewski (Brasilien), Projektkoordina-
   torin am Centro Brasileiro de Relações Internacionais
   (CEBRI)

Multilateralismus – Steht die internationale Ordnung vor der Zerreißprobe?                                          83
1     Zu den 32 Gründungsstaaten des Völkerbunds,                   17 Kurtenbach, Sabine 2019: Lateinamerika – Multila-
      bestehend aus den alliierten Siegermächten des                   teralismus ohne multilaterale Werte, German
      Ersten Weltkriegs, zählten: Bolivien, Brasilien,                 Institute of Global and Area Studies, G­ IGA Focus
      Guatemala, Honduras, Kuba, Nicaragua, Panama                     Lateinamerika 7, 12/2019, S. 1, in: https://bit.ly/
      und Peru. Unmittelbar nach der Gründung am                       3apBp1m [14.08.2020].
      10.01.1920 wurden Argentinien, Chile, Paraguay                18 Ebd., S. 7.
      und Venezuela zur Mitgliedschaft eingeladen.                  19 Covarrubias 2019, N. 9, S. 656 – 663.
2     Lateinamerika stellte 37 Prozent aller 51 Gründungs-          20 Ebd.
      staaten der Vereinten Nationen, nämlich alle 17               21 Kurtenbach 2019, N. 17, S. 5.
      Festlandstaaten sowie Kuba und die Dominikanische             22 Ebd.
      Republik.                                                     23 Ebd., S. 7.
3     United Nations Peacekeeping 2020: Data Peace                  24 Auswärtiges Amt 2020, N. 6.
      Keeping Operations, 31.03.2020, in: https://bit.ly/           25 Maull, Hanns W. 2020: Multilateralismus: Varianten,
      3gfK1Kh [20.05.2020].                                            Möglichkeiten, Grenzen, Erfolgsbedingungen,
4     VN, Hauptabteilung Friedenssicherungseinsätze                    SWP-Aktuell 11, Stiftung Wissenschaft und Politik
      2020: U ­ NFICYP Fact Sheet, 06/2020, in:                        (SWP), 02/2020, S. 6, in: https://swp-berlin.org/
      https://bit.ly/2PdRlu0 [20.05.2020]. Die weiteren                publikation/multilateralismus [04.09.2020].
      beteiligten Länder aus Lateinamerika sind: Guatemala          26 Ebd.
      (59/173), Paraguay (81/31), Chile (83/30), Bolivien
      (87/26), Mexiko (96/14), Honduras (98/11), Ecuador
      (99/10), Dominikanische Republik (105/7), Kolumbien
      (107/4) und Kuba (115/2). Zum Vergleich: Deutsch-
      land (34/528).
5     Alliance for Multilateralism 2019: Ministerial
      Meeting: Building the Network and Presenting
      Results, 26.09.2019, in: https://bit.ly/3fkmMgG
      [22.05.2020].
6     Der Text der Erklärung mit einer Liste der unter-
      zeichnenden Staaten findet sich unter: Auswärtiges
      Amt 2020: Wir brauchen eine starke weltweite
      Zusammenarbeit und Solidarität, um Covid-19 zu
      bekämpfen, 16.04.2020, in: https://bit.ly/3hT0MLt
      [04.09.2020].
7     Die Beiträge der Länderexperten werden in einer
      gesonderten Studie des Regionalprogramms
     ­ADELA veröffentlicht.
8     Nolte, Detlef 2020: Lateinamerika im Krisenmodus.
      Soziale und politische Unruhen lähmen Regierungs­
      handeln, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige
      Politik, D­ GAP Policy Brief 3, 06.02.2020, S. 1 – 9,
      hier: S. 5 – 6, in: https://bit.ly/3gAjbLW [27.08.2020].
9     Covarrubias Velasco, Ana 2019: México: ¿Actor Con
      Responsabilidad Multilateral?, in: Foro Internacio-
      nal (FI), ­LIX, 2019 Nr. 3 – 4, S. 646 – 669, hier: S. 645.
10    Ebd., S. 648 – 649.
11    Simón Bolívar (1783 – 1830) war einer der beiden
      Köpfe der lateinamerikanischen Befreiungs- und
      Unabhängigkeitsbewegung. Er kämpfte gegen
      die spanischen Kolonialherren in Kolumbien,
      Venezuela, Ecuador, Bolivien, Peru und Panama.
      Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): (Post)
      kolonialismus und Globalgeschichte. Köpfe der
      Unabhängigkeitsbewegungen (Dossier), in:
       https://bpb.de/227911 [14.08.2020].
12    Covarrubias 2019, N. 9, S. 649.
13    Mercosur 2020: Países del M      ­ ERCOSUR, in:
      https://bit.ly/2CWbSAQ [28.05.2020].
14    Nolte 2020, N. 8, S. 8.
15    Ebd.
16    Ebd.

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